
Wo ist meine Heimat?
Aufgewachsen in 2200 Meter Höhe am Hindukusch kannte ich nur diese Gegend als meine Heimat.
Aufgewachsen in einem Krieg kannte ich nur die Geräusche von Panzer, Raketen und Gewehre.
Aufgewachsen in Not, Angst und Armut kannte ich nur diese Heimat.
Geflohen aus dieser Heimat. Ich wollte sterben















Aufbruch in eine neue Heimat.
Die Flucht brachte Angst, Not, Geräusche von Gewehren und den Tod.
Als 10-jährige wollte ich nicht mehr laufen, keine Angst mehr haben, keine Not mehr erleben.
Als 10-jährige in ein Land zu kommen, dass ich nicht kannte, war für mich befremdlich.
Als 10-jährige in einem Haus zu schlafen dessen Bewohner ich nicht kannte, war Angst.
Die Geräusche von Krieg waren weg und trotzdem da.
Fremde Verwandte gaben mir Liebe, Geborgenheit und Sicherheit.
Fremde Menschen gaben mir die Chance weiter in die Schule gehen zu können.
Fremde Menschen lernten mit mit eine fremde Sprache.
Fremden Menschen gaben mir einem Ausbildungsplatz.
Das fremde Land wurde meine Heimat.






Meine Heimat wurde mir Fremd.
Im Frühjahr 2005 wurde mir meine Heimat fremd und doch so bekannt.
Geräusche von Panzer, Raketen und Gewehren waren wieder da.
Die Angst kam zurück, wenn ich Nachts die Decke über den Kopf zog und nicht mehr leben wollte.
Fremde Menschen brachten mich an die Schule zurück. Fremde Menschen waren für mich da. Fremde Menschen glaubten an meine Stärke. Fremde Menschen gaben mir eine Tochter
Fremde Menschen schossen auf mich.
Fremde Menschen trieben mich mit meiner Tochter erneut zur Fluch.
Freunde nahmen meine Tochter in einem fremden Land auf. Erneut eine fremde Sprache lernen.
Meine Heimat brauchte mich
Zwischen den Welten von Heimat musste ich mich entscheiden. Ich entschied für die Heimat meiner Geburt.
Die Liebe zu meiner Heimat ließ mich wachsen und auch wenn die Geräusche von Krieg da waren, hatte ich keine Angst mehr.
Meine Heimat brachte mir eine zweite Tochter, die niemals ihrer Heimat sehen wird.
Ein fremdes Land wurde meine neue Heimat.
Am Montag, wenige Kilometer von meiner Heimat entfernt, wusste ich, dass ich dieser Heimat für immer den Rücken kehren werde.
Nun bin ich wieder in einem fremden Land und erfahre von fremden Menschen Hilfe, Geborgenheit und Sicherheit.




















Meine Heimat wurde Deutschland und ich habe vielen Menschen für diese Heimat zu danken.
Meine Heimat wurden die Niederlande und ich habe mich endgültig entschieden.
Ich führe dies fort, was ich kann und wofür ich mein Leben lang kämpfe: für die Freiheit und Menschenrechte.
Nila Khalil, Vojens Sogn, 22. August 2021