Im Büro in Kâmpóng Trâbêk
Der Alptraum beginnt von vorne.
Hannes las in den zwei Ordner, die ihm Fiede auf seinen Schreibtisch legte. Es dauerte eine Zeit, bis er die 15 markierten Seiten in einem Ordner durchgelesen hatte. Er las in dem anderen Ordner die Bauprotokolle und schaute sich die Baupläne an.
„Fiede, ich kann mir dies schwer vorstellen! Das sind bestimmt Zahlendreher oder falsche Berechnungen.“ „Wie naiv bist du?“ „So blöd kann kein Mensch sein, dass diese Fehler nicht auffallen!“ „Erkläre mir die Zahlendreher oder deine Fehlberechnungen.“ Hannes sah Fiede fragend an. „Keine Antwort? Keine Idee? Hannes – wenn ich diesen Bauprotokolle, den Bestellungen und Bauplänen glauben kann, ist und bleibt eine Differenz der Pumpen und der Pumpenhäuser. Die Wasserleitungen fallen nicht ins Gewicht, wir beide wissen man kann diese nie auf den Meter rechnen. Ich kann aber eine Schalung für 24 Kubikmeter Beton errechnen und dann gehen dort auch diese Menge an Beton hinein und nicht doppelt so viel. Ein Fundament oder Schalung hat eine vorgegebene Fläche oder Inhalt und somit auch die Stärke der Bodenplatte. Ein oder zwei Kubikmeter sind bei größeren Bauwerke schon mal an Differenz, aber keine 20 Kubikmeter!“ „Die gleichen Pumpen haben wir auch. Ich kenne auch die Preise. Fiede, soll dies wahr sein, was du mir sagt und ich aus den Berichten lese?“ „Ist davon auszugehen. Wenn die von der Weltbank die Original Unterlagen von den Bestellungen anfordern würden, wäre die Frage der Anzahl der Pumpen schon geklärt.“ „Ich kenne einen Ingenieur von der Firma recht gut, ich könnte ihn fragen.“ „Solltest du dann mal tun.“ „Noch ist es in Deutschland zu früh, in einer Stunde wird Ludgar in seinem Büro sein.“
Hannes ging zu Chenda, einer jungen Büroangestellten und gab ihr die Ordner, die sie an Stephane einscannen sollte. Danach ging er zu Eliane in ihr Büro.
„Hallo Eliane, haben wir zufällig auch geographische Karten vom Südwesten von Kambodscha?“ „In der Regel müssten wir alles an Karten haben, soll ich jemand in den Kartenraum schicken?“ „Nee, ich geh mal selbst schauen.“
Das Archiv vom Hauptbüro war im Keller und dort waren Wände und Räume voll mit Ordner, Kisten und Kartenrollen. Karten waren genügend vorhanden – nur nicht nummeriert oder beschriftet. Nach gefühlten einer Million Karten ausrollen, anschauen, einrollen, beschriften und zurück legen, fand er endlich die Karten für die Provinzen Kampot und Takeo.
„Wo warst du die Karten suchen gewesen?“ Fragte Eliane, als er nach gefühlten Wochen wieder bei ihr im Büro war. „Es ist ja schön, dass wir alle Karten haben, schöner wäre es, wenn die Rollen auch beschriftet wären. Ich habe mal so weit alle Rollen beschriftet, dann geht es nächstes mal auch etwas schneller mit der Suche. Mal etwas anderes, wie kommen die Mitarbeiter Morgen nach Kampang Rou?“ „Ich habe Busse gemietet. Viele haben kein Auto oder wollen so weit nicht fahren.“ „Super. Du bist schon die Beste.“
Kalliyan, eine der Büroangestellte, bat er Kopien von den DIN A0 Karten zu machen, denn er müsste die Karten markieren und wollte nicht die Originalen benutzen.
Zurück in seinem Büro war es nun auch an der Zeit um nach Deutschland anzurufen. „Einen wunderschönen guten Morgen in die Pfalz.“ „Hannes! Schön dich zu hören, wie geht es dir?“
Hannes erzählte Ludgar, was sich nach dem letzten Treffen bei ihm so ereignet hatte.
„Respekt mein Lieber, Respekt! Willkommen im Hafen der Ehe. Muss ich dich jetzt irgendwie anderst ansprechen – so als Träger des französischen Verdienstorden?“ „Fehlt gerade noch! Ludgar, ich rufe an, weil ich deine Hilfe für drei Projekte in Angkor Chey, Kampong Trach und Damnak Chang’aeur bräuchte.“
Hannes erklärte ihm um was es ging und woher er die Unterlagen hatte.
„Weltbank! Mein lieber man. Ich bin nur Kunde bei der Sparkasse.“ „Die Sparkasse wir mir für mein neues Projekt aber nicht einfach so eine viertel Million Dollar geben.“ „Brauchst du noch ein paar Pumpen mit irgendwelchen Besonderheiten? Bei dir weiß man ja nie.“ Lachte Ludgar. „Nee, mein Lieber. Ich baue zur Zeit kein Wasserrad, wenn es wieder so weit ist, weiß ich ja, wen ich nerven kann.“
Hannes erklärte Ludgar nun auch noch sein Trockenfeld-Projekt.
„Ich habe davon noch nie etwas gehört.“ „Ich bis vor zwei Woche auch nicht. Das Buch ist sehr gut aufgebaut und auch gut beschrieben. Es ist ein Versuch. Ich kann dir nicht sagen ob es auch so wird, wie in Spanien, Argentinien oder anderen Länder. Ludgar, ich hoffe das es klappt und die Menschen durch diesen Trockenfeldanbau eine höhere Ernte erzielen können. Tausende Menschen brauchen Nahrungsmittel, schnell und auch Nachhaltig!“ „Was du mir schon alles erzähltest und gezeigt hast, können wir uns in Deutschland gar nicht vorstellen. Durch dich sehe ich vieles mit anderen Augen. Ich spreche auch viel mit Freunde über dich und deine Projekte und Probleme. Es war im Freundeskreis schon die Idee für Spenden um dich zu unterstützen – eine viertel Million Dollar bekommen wir aber nicht hin.“ „Danke. Ludgar. Jede Mark ist hilfreich. Für 20 Mark bekomme ich hier einen Sack Samen von Gerste, Weizen oder Mais.“ „Hannes, es wurde nur lapidar in den Runden von Freunden der Vorschlag gemacht, etwas zu spenden. Wenn wir dir wirklich helfen können – mit dem wenigen Geld an Spende, werde ich diese Idee wieder aufgreifen.“ „Sehr gerne. Ich habe ein Treuhandkonto für dieses Projekt. Der Treuhänder ist mein Chef und jetziger Direktor von ODHI, Stephane Dilbert. Gerne gebe ich dir seine Adresse für Spendenquittungen und Kontonummer. Ich will mit Geld nichts zu tun haben. Es soll alles richtig und ordentlich laufen. Daher bat mich der Büroleiter von der Weltbank auch ein Auge auf die drei besagten Projekte zu werfen.“ „Hannes, du bist so ein cooler Typ, ich möchte dich gerne unterstützen. Ich könnte auch im Unternehmen dies mal ansprechen, immerhin habt ihr genügend Pumpen bei uns gekauft. Ich ruf dich später zurück, ich suche mir die Aufträge von den Projekten raus.“ „Dankeschön.“
Kalliyan brachte die Kopien in sein Büro. Mit Maßstabsschablonen rechnete Hannes die Länge der Hauptwasserleitungen und durch die Geländequerschnitte konnte er auch den Verlauf der Leitungen und Pumpen errechnen. Fiede hatte recht, es passte so einiges nicht zusammen. Immer wieder las er in den drei Ordner und machte sich Notizen, verglich die Bauprotokolle, makierte an den Karten die Punkte die für ihn fraglich waren oder wo er nach der Erfahrung die Pumpen einsetzen würde. Sollte ein Betrug vorliegen, der so einfach zu errechnen war?
Eines der drei Telefone auf seinem Schreibtisch klingelte, Stephane rief an. „Guten Morgen Stephane.“ „Salut Hannes. Langsam kommen die Daten bei mir an, ich werde wohl ein kurzes Wochenende haben.“ „Angenommen es ist und liegt ein Betrug vor, den ich auf eine Million Dollar schätze – ausgerechnet habe ich es noch nicht. Was dann? Diese zwei Organisationen bauen Wasserleitungen für Menschen, gleiches was auch wir machen. Wir allen wollen diesen Menschen helfen, jetzt wird Betrug festgestellt und ein Baustopp ist die Folge. Die Bevölkerung kann nichts für diese Situation. Wie gehen wir damit um? Hey, super wir haben für die Weltbank einen Betrug aufgedeckt und können uns auf die Schultern klopfen, während die Menschen auf dringend benötigte Hilfe hoffen. Wir können keine Teamleiter nach Angkor Chey, Damnak Chang’aeur und Kampong Trach schicken, dies sagte ich gestern auch Coady.“ „Ich verstehe deine Gedanken und weiß auch in welcher Zwickmühle du bist. Vielleicht müsste ja nur die Organisation getauscht werden.“ „Wäre die einfachste Lösung. Was ist, wenn drei, vier oder alle Teamleiter ausgetauscht werden müssen? Wir haben alle unsere Teams im Norden und Nordosten von Kambodscha. Diese drei Projekte sind im Süden – mal eben hinfahren und etwas aufmessen ist nicht. Wir spekulieren jetzt nur auf das wie es vielleicht werden kann oder könnte. Was ist, wenn der Supergau eintrifft und die Organisationen und Mitarbeiter durchsetzt ist mit Korruption? Die Ursachen von schlechtem oder kein Wasser sahen wir vor dreieinhalb Jahre in Kampang Rou. Mir läuft die Zeit für mein eigenes Projekt davon und gleichzeitig könnte ich für den Tod von Menschen in den Provinzen Kampot und Takeo verantwortlich sein. Morgen will ich mit den Teamleiter reden, ob sie Leute hätten, die sofort in Angkor Chey, Damnak Chang’aeur und Kampong Trach einspringen könnten. Der Geldhahn für die beiden Orgaisationen zudrehen ist das eine, Hilfe für Menschen das andere. Ich sah genügend Menschen an Hepatitis E sterben! Stephane, bei aller Kontrolle der Bauberichte müssen wir einen Notfallplan aufstellen! Wir sind immer noch eine Humanitäre Hilfsorganisation!“ „Ich weiß. Ich weiß auch, wie du dich jetzt fühlst, dafür kenne ich dich zu gut. Aus der Ferne kann man dies auch sehr schlecht beurteilen.“ „Natürlich. Sieht es dort genau so aus wie damals in all den Ortschaften um Kampang Rou? Müssen wir erst den ganzen Müll und Fäkalien aus den Ortschaften schaffen? Was haben die für Baumaschinen und Mitarbieter? Ich kann bei unseren Projekten nicht eben mal zehn Bagger abziehen um dort das gleiche zu machen wie vor dreieinhalb Jahren. Alles hat sich geändert! Es ist nicht mehr die kleine Provinz Svay Rieng und die Kinderkarussel Aufgaben von einst. Ich habe Angst vor dem, was mich dort erwarten könnte! Muss ich wieder hoffen das ich Unterstützung vom Militär bekomme, brauche ich ein Notfall Team für medizinische Sofortmaßnahmen? Wenn ja – wo soll ich dies herzaubern? Die WHO hat keine Einsatzgruppe die in kürzester Zeit vor Ort sein kann. Wo bekomme ich – wenn es sein muss, schnellstmöglich Bagger her? Ich weiß, dass ich in diese Provinzen muss, nur wann? Ich kann mich nicht teilen. Dem Gutachter von der Weltbank sagte ich, dass ich in den nächsten zwei Monaten mit ihm dort hin fahren werde. Ich muss für das Trockenfeld-Projekt noch sehr vieles planen und organisieren. Ende Juli will ich anfangen die Felder zu bearbeiten, je schneller dies geht um so schneller können die Menschen säen. Die Sorgen um Angkor Chey, Damnak Chang’aeur und Kampong Trach sind nicht weg – nur aufgeschoben.“ „Es muss dein Supergau ja nicht eintreten.“ „Richtig! Nur wenn doch? Ich weiß nicht ob ich noch die Kraft habe, alles wieder auf Null zustellen und unter Hochdruck alles wieder von neuem zu beginnen! Ich kann aber jetzt nicht alles aufscheuchen, weil ich nicht weiß, wie es dort ist. Mache ich ein großes Fass auf und am Ende war alles umsonst, ist niemand geholfen. Handle ich erst, wenn ich vor Ort bin, ist es vielleicht für viele Menschen schon zu spät. Natürlich habe ich die Worte von Reto nicht vergessen, als damals das kleine Mädchen starb und er lange mit mir gesprochen hatte. Stephane, ich kann aber nicht mein Hirn zurück stellen und alles vergessen, ich habe mit Patricia schon täglich diese Achterbahnfahrt im Kopf!“
Langes schweigen auf beiden Seiten der Telefonleitung.
„Hannes, jeder der im Einsatz für Humanitäre Hilfe ist oder war, kennt deine Gedanken, kennt die Bilder von kranken Menschen oder erlebte den Tod von Kinder. Ich habe auch hin und wieder Alpträume von meinen Einsätzen, Constance ist danach genau so fertig wie ich! Sie kennt nur das was ich ihr erzähle. Es ist etwas anderes Bilder im Kopf zu haben, als die die man hautnah erlebte, gespürt oder sogar gerochen hat. Constance versucht mich zu verstehen, sie kann sich aber nicht die Bilder vorstellen, die ich im Kopf habe. Dir muss ich diese Bilder nicht erklären – du kennst sie. Unser Job ist nicht leicht und trotzdem machen wir ihn – weil es in unserem Herzen ist. Deine Worte beim Vorstellungsgespräch zeigten mit damals schon, wie du mit noch nicht einmal 20 Jahren dachtest. Hannes, wir beide sind aus dem gleichen Holz. Ich baue dich auf, weil ich mich in dir sehe. Ich helfe dir – weil deine Gedanken auch die meinen sind. Ich bin kein Feigling-Chef, wie die so oft meintest. Wir hatten uns bis Paris nie darüber ausgesprochen.“ „Es tut mir leid, wenn ich dies so oft zu dir gesagt habe.“ „Unsinn. Ich weiß von wem es kam. Wie ich eben schon sagte, wir beide sind gleich. Ich kenne deine Geschwindigkeit mit der du die Welt verbessern willst und ich stehe auch zu dir! Es ist nicht immer leicht bei deinem Tempo mitzuhalten, du weißt aber auch von Coady wie schwer es ist, Geld zu besorgen. Auch da hab ich dir immer den Rücken frei gehalten und mich um Geld bemüht. Ich gehe mal davon aus, dass Coady nun das gleiche macht. Er sieht dich, er sieht deine Power und dein unglaublicher Wille etwas zu ändern, aus dem Grund hast du eine Armee von Menschen um dich! Ich rede auch oft mit Asger, Cees und wie sie auch alle heißen, jeder steht zu dir und sie folgen dir – weil du mit deiner Power voran gehst. Als du damals zum Projektleiter gewählt wurdest, kannte jeder hier im Büro deine Schritte. Bernhard hat so viel erzählt, was wir nicht glauben wollten – oder konnten. Der zukünftige Schwiegersohn muss man ja besser behandeln. Nein! Bernhard war aus diesem Grund auch dagegen dir die Leitung zu geben! Gegen die ganze Meute konnte er sich aber nicht durchsetzten. Asger hatte mindestens einmal die Woche mit mir oder Jean telefoniert. Arthur sah selbst in seinem Bauabschnitt, wie du und Asger ihm unter die Arme gegriffen habt. Natürlich ist diese Teamarbeit heute das Aushängeschild für ODHI, aber du warst es der dies alles zusammen gebaut hat! Patricia hatte es im Außenministerium auch so gesagt, du bist der Motor für all diese Menschen.“ Chenda stand in der Tür zu seinem Büro, Hannes schüttelte den Kopf.
„Nun weißt du wie jeder über dich denkt. Ich gehe auch davon aus, Coady Levis hat dir diese Ordner gegeben – weil er weiß das du schon einen Notfallplan im Kopf zusammen baust. Dies kann nicht jeder! Ich denke auch, dass Coady sich über solche Maßnahmen keine Gedanken gemacht hat, weil er nie Menschen an Hepatitis E sterben sah. Er weiß es nicht – du und ich schon! Das du Angst hast, wird Coady so nicht verstehen – ich schon. Er sieht die Zahlen, wir die Menschen! Hannes, ich bin genau so Ohnmächtig wie du! Ich kann dich besser verstehen, als jeder andere Mensch auf dieser Welt. Nur bitte übernimm dich nicht! Wenn es dir zuviel wird, kann ich dich auch nach Reims holen, damit du und Patrica mal durchatmen könnt.“ „Danke, wir hatten ja zwei schöne Wochen in Paris, die taten wirklich gut. Wir werden jetzt hier gebraucht. Stephane, ich danke dir für deine Offenheit. Die Zeit in Paris war für uns alle sehr wichtig, die Gespräche mit Jean waren sehr offen, ich wusste von seinen Einsätzen in dieser Form gar nichts.“ „Wissen auch wenige in der Firma, dies zeigt auch das Vertrauen, dass Jean in dich hat. Ich schaue mir am Wochenende die Seiten von Coady an, mach du dich jetzt mit deinem Notfall- Team nicht all zu sehr verrückt, noch wird dort gearbeitet. Lass uns mitte nächster Woche reden, dann können wir vielleicht schon ein Grundgerüst für einen Ernstfall aufbauen und der Rest – wenn du vor Ort bist. Okay?“ „Ja, bis dahin bin ich auch schon etwas weiter mit dem denken. So, ich müsste noch etwas arbeiten. Au revoir Stephane.“ „Moment! Ich habe eben eine Mail von Action contre la Faim bekommen, die geben dir auch Geld für dein Projekt. Eine Halbe Million France.“ „Wie ist jetzt der Wächselkurs?“ „Es sind rund 150.000 Mark.“ „Wow. Ich habe von Aktion gegen den Hunger noch nie etwas gehört.“ „Dafür bin ich ja da. Ich hatte letzte Woche auch einige Organisationen und Ministerien angeschrieben. Warte mal ab was in drei Wochen auf deinem Konto ist. Du bekommst dein Projekt finanziert – da bin ich mir ganz sicher. Der Mitbegründer von Action contre la Faim, Françoise Giroud, hat einen Text zu deinem Dossier und meinem Anschrieben geschrieben, Hannes, dass zieht dir die Schuhe aus! Ich schicke dir die Mail. Au revoir.“
Hannes ging in das Büro wo Chenda ihren Schreibtisch hatte.
„Hallo Chenda, nun habe ich Zeit für dich.“ „Entschuldigung, ich wollte Sie nicht stören.“ „Alles gut, ich hatte mit dem Direktor in Frankreich gesprochen. Wie kann ich dir weiterhelfen.“
Chenda nahm die drei Ordner von Coady auf ihre Arme. „Darf ich mit Ihnen reden?“ „Natürlich.“ „In Ihrem Büro?“ Hannes nickte.
„Ich habe die Ordner alle eingescannt und auch einige Seiten gelesen – soweit ich dies in englisch verstanden habe. Ich las öfters die Namen Angkor Chey, Damnak Chang’aeur und Kampong Trach. Da diese Schreiben von der Weltbank sind, ist es vielleicht etwas wichtiges oder durfte ich die Seiten nicht lesen?“ „Es sind schon geheime Dokumente, warum kommst du auf diese Ortschaften zu sprechen?“ „In Kampong Trach wohnt die Hälfte meiner Familie, meine Eltern sind vor 15 Jahren mit mir und meiner Schwester nach Phnom Penh gezogen, so konnten wir Kinder hier in die Schule gehen. Ich weiß was Ihre Frau arbeitet und in der Provinz Kampot ist es wie überall auf dem Land. Keine Arbeit, Armut und keine Schulen.“
Wie Hannes es befürchtet hatte, der Alptraum beginnt von vorne.
„Chenda, was du mir eben sagtest, wollte ich eigentlich nicht hören. Ich sage dir jetzt was in diesen Ordner steht.“
Hannes erklärte ihr die Probleme vor denen er stand und sagte ihr auch die Verhältnisse damals in Kampang Rou. Chenda nickte, nachdem er ihr alles erzählt hatte.
„Genau so ist es auch dort. Meine kleine Nichte ist vor zwei Jahren gestorben, wir wissen nicht warum. Viele Menschen in den Dörfer sind krank oder sterben.“ „Hepatitis E. Chenda, deine Nichte ist an Hepatitis E gestorben. Die Menschen sind krank durch schmutziges Wasser, Mangelernährung und Bakterien.“
Chenda fing an zu weinen. „Seid wann arbeitest du bei ODHI?“ „Nach der Highschool, im Sommer 92 habe ich hier angefangen. Eine Hilfsorganisation hilft Menschen, daher wollte ich hier arbeiten. Mein ganzes Leben lang sehe ich diese Armut in meinem Land und möchte den Menschen helfen. Ich weiß wie sehr Sie sich einsetzen und auch die vielen Projekte von ODHI sind mir bekannt, nun las und hörte ich schlimmes aus meiner Heimat.“
„Chenda, wir alle sind hier um Menschen zu helfen. Ich werde Ende diesen Monat ein Projekt beginnen, welches es in Kambodscha noch nie gab. Ich hoffe, dass dies auch funktioniert. In drei Wochen kommt ein Geologe aus Frankreich um mir zu helfen. Was du mir von deiner Heimat erzählen hast kenne ich. Ich sah vor drei Jahren Menschen an Hepatitis sterben. Heute weiß ich wie gehandelt werden muss. Leider habe ich keine Mitarbeiter, die nach Angkor Chey, Damnak Chang’aeur und Kampong Trach gehen können. Ich bin ab morgen 200 Kilometer weit entfernt und muss nun unter Zeitdruck den Menschen in der Provinz Svay Rieng helfen. Ich werde alles möglich machen, damit den Menschen in den Provinzen Kampot und Takeo geholfen wird. Dafür brauche ich aber Informationen aus diesem Gebiet. Hast du einen Führerschein?“ „Nein. Motorrad fährt man in Kambodscha ohne Führerschein.“ „Ich weiß. Hast du die Möglichkeit mit einem Auto nach Kampong Trach zu kommen?“ „Nein. Mein Vater hat auch nur ein Motorrad. Wir sind mit dem Bus oder auf Pickup’s zu meiner Verwandtschaft gefahren.“ „Ich bitte dich nun um einen Gefallen, wenn du dir dies nicht zutraust muss ich neu Denken, wenn doch – geht alles viel schneller. Okay?“ Chenda nickte.
„Am 17. Juli muss ich in Bangkok sein, also werde ich um den 15. herum wieder hier im Büro sein. Traust du dir zu, mit deinem Motorrad nach Kampot und Takeo zu fahren und alles zu dokumentieren was du siehst? Wie viele Menschen leben in den Dörfer, welche Baumaschinen sind auf den Baustellen und wie weit sind die Bauarbeiten bis jetzt? Die Zahl der Einwohner bekommst du auf dem Amt, wie weit die Baumaßnahmen sind, ist wichtig, damit wir etwas zum planen haben. Die Anzahl und Zustand der Bagger brauche ich. Wenn dort nur Schrott steht, brauchen wir sehr schnell Bagger aus Thailand. Ich habe vorsorglich schon ein Fax an Caterpillar geschickt, mit der Bitte mir zu sagen, wie schnell Bagger geliefert werden können. Frag auch einfach nur aus Interesse die Bauarbeiter dort, sag nicht von wem du kommst! Mach dir ein Bild von den Menschen in den Dörfer über deren Gesundheitszustand. Frage in den Krankenhäusern wie Ärzte die Lage einschätzen und wie es mit Impfungen aussieht. Sobald ich dies weiß, werde ich sofort die WHO in Neu Delhi anrufen und ein Ärzteteam in dieses Gebiet schicken. Traust du dir dies alles zu?“ „Ja. Ja, dass traue ich mir zu. Ehrlich. Ich werde Sie nicht enttäuschen.“ „Gut. Ab Montag stelle ich dich frei. Wenn du Unterlagen oder Karten für diese Provinzen brauchst, nimm dir alles was du für wichtig hältst. Hast du ein Mobiltelefon?“ „Ja, habe ich.“ „Sehr gut. Ich bin ständig auf meiner Nummer erreichbar. Wenn irgend etwas ist, was du nicht weißt oder dir unsicher bist – ruf mich an und lass das Sie weg, ich bin Hannes. Chenda, wir bekommen das hin. Ich Verspreche es dir! Wenn du für die eineinhalb Wochen Geld brauchst um zum tanken, zum schlafen oder was auch immer – sag es.“ Chenda sah zu Boden.
„Okay, ich gebe dir drei Millionen Riel.“ „So viel Geld! Das ist zweimal mehr als ich im Monat verdiene. Nein, so viel Geld brauche ich nicht!“ „Chenda, was ist dieses Geld gegen Menschenleben? Du kannst in Hotels übernachten, du brauchst Geld für deine Fahrten oder für was auch immer. Wenn du mit jemandem im Auto fahren willst, sag es mir. Dann gebe ich dir mehr Geld mit.“ „Nein! Ich fahre schon Morgen mit meinem Motorrad los.“ „Morgen noch nicht! Morgen sind wir alle in Kampang Rou auf unserem Fest.“ „Wir müssen aber doch handeln.“ „Tun wir auch! Aber nicht Morgen. Noch wissen die zwei Organisationen nicht, dass wir deren Arbeit prüfen. Noch ist es nicht akut. Wir handeln, wenn ich deine Informationen habe. Ich brauche für diese Provinzen dann auch Teams für die Arbeiten vor Ort, die Beschaffung von Material und Verbindungen zu Behörden oder vielleicht auch Militärische Unterstützung. Du bist jetzt schon in diesem Team und ich werde dich brauchen als Projektleiterin.“ „Ist das Ihr ernst? Projektleiterin! Das kann ich nicht!“ „Doch, du kannst! Ich habe früher Bagger gefahren und leite heute zwei Projekte und bin nebenbei noch irgendwie der Chef. Es hört sich vielleicht blöd an, aber wir haben keine Mitarbeiter für diese Projekte – noch nicht. Wir beide werde Morgen mit allen Teamleiter reden, wen sie dir abstellen können. Morgen stelle ich dich einem Offizier vor, der von Anfang an in Kampang Rou dabei war, auch er weiß was an Sofortmaßnahmen getroffen werden muss. Wir werden nach deinen Informationen so schnell und gut handeln, wie wir es können. Du wirst mit mir zum Büroleiter der Weltbank gehen und ihm alles so schildern, wie es vor Ort ist. Alles wird bis ins kleinste geplant und wenn ODHI das GO bekommt, legen wir sofort los. Hast du eine Möglichkeit Fotos zu machen?“ „Ja, ich habe eine kleine Kamera.“ „Sehr gut. Je mehr du dokumentieren kannst um so besser. Ich gebe dir die Fax Nummer vom Hotel in Svay Rieng, dort kannst du alles hinschicken was du an Notizen machst.“
Eines der drei Telefone auf seinem Schreibtisch klingelte.
„Ludgar, ich höre.“ „Ich habe die Unterlagen von den drei Projekten. Wie willst du die Unterlagen haben?“ „Per Mail. Wenn du noch irgendwelche Informationen zu den zwei Organisationen hast, schicke sie mir zu. Wir sind gerade dabei einen Notfallplan zu erstellen. Es liegt nun auch an den Lieferungen von euch, ob ich den Notfallplan in die Tonne treten kann.“ „Nee, lass deinen Notfallplan mal. Wir haben bis jetzt zwölf Pumpen geliefert.“ „Shit. Ich habe bis vor zwei Sekunden alles für ein Zahlendreher gehalten. Geh mal davon aus, dass wir die Projekte weiterführen werden. Noch weiß ich nicht wie.“ „Viel Spaß beim denken.“ „Danke. Tschüss Ludgar.“
Sein Mobiltelefon klingelte.
„Sawadii khrap, Natthathida. Du hast mein Fax bekommen?“ „Sawadii kah, Hannes, ja habe ich. Ein Kunde wie ODHI, bekommt bei uns sofort Bagger! Wie viele, wie groß und wo hin?“ „Stückzahl kann ich dir noch nicht sagen, Größe 214er Mobilbagger und 225er Kettenbagger müssen wahrscheinlich in die Provinzen Kampot und Takeo. Natthathida, was ich dir jetzt sage, ist geheim und von daher kann ich nicht sagen wann und ob ich diese Bagger überhaupt brauche.“
Hannes erzählte Natthathida was er mit Chenda soweit besprochen hatte.
„In Angkor Chey und Kampong Trach sind fünf 215er Kettenbagger, aber nicht in der Ausführung wie eure Mobilbagger. Der Subunternehmer ist uns sehr wohl bekannt, es kommt nur sporadisch das Geld für die Raten. Wir wollten nach dem Monsun die Bagger dort abziehen lassen. Was du mir jetzt sagtest, lässt hoffen.“ „Ein kleines Problem schon mal gelöst. Wie alt sind die Bagger?“ „Zwei Jahre.“ „Super. Kannst du mir Informationen über die Firmen, Subunternehmen, Organisation, Baustellen oder was auch immer zukommen lassen?“ „Natürlich! In der nächsten Stunden hast du alles.“ „Danke Süße. Laa goon khrap.“ „Auf Wiederhören Hannes.“
„Chenda, ich bekomme heute noch einige Informationen die auch für dich wichtig sind und dir schon einiges an Arbeit abnehmen. Wir sind jetzt durch die zwei Telefonate schon ein gutes Stück weiter gekommen. Offensichtlich liegt ein Betrug vor, der sich um weit mehr als eine Million Dollar handelt.“ „Wie viele Sprachen können Sie?“ „Lass das Sie weg! Deutsch ist meine Muttersprache, Englisch durch die Schule, französisch lernte ich durch oder wegen meine Frau. Khmer musste ich lernen um in Kambodscha voran zu kommen und thai weil ich dort wohne.“
Mit Chenda verglich Hannes die Lieferscheine von Ludgar und die aufgeführten Anzahl der Pumpen in den Ordner. Auf der Geographische Karte markierte er die Größe der Pumpen laut Baubericht und die Größe der tatsächlichen Lieferungen. Die Karte bekam immer mehr blaue Linien, rote, grüne, gelbe Punke und Kreise.
Chenda lernte schnell und war auch sehr motiviert. Sie brachte auch gute Ideen und Meinungen ein. Hannes erklärte ihr, warum welche Idee so nicht umzusetzen sei und andere er nicht gedacht hatte.
„Ich sehe zwei junge hochmotiviert Mitarbeiter bei der Arbeit zu. Da will ich mal nicht stören.“ „Hallo Fiede, hier sind Beweise von der Pumpenfirma aus Deutschland und von Caterpillar aus Thailand – du hattest recht. Ich habe Chenda die Projektleitung gegeben.“
Ihr war es peinlich, dass ihr Chef dies als völlig selbstverständlich sah und sie auch schon Einspruch einlegen wollte.
„Freut mich. Chenda, wenn der Chef dies so sagt, wirst du wohl kaum noch eine Chance haben. Wie weit habt ihr nun schon geplant?“
Hannes sagte Fiede was sie beide die letzten zweieinhalb Stunden im Kopf zusammen gebaut hatten.
„Klasse Idee, Chenda auf Werksspionage! Aber die einzige Möglichkeit richtig reagieren zu können. Ich geh mal davon aus, dass ODHI bald im Süden von Kambodscha drei Projekte hat. Chenda, ich übernehme die Hochbau-Projektleitung.“ „Super! Danke dir. Fiede, wer soll es denn sonst machen? Wenn wir die Projekte nicht bekommen, bricht uns nichts weg. Nur wenn wir die Projekte bekommen, legen wir mit der bekannten und geschätzten Qualität von ODHI los.“ „Weiß Levis schon bescheid?“ „Nee, bis heute Abend ändert sich noch einiges und zum anderen kommt er sowieso Morgen früh hierher.“ „Dann arbeitet ihr noch etwas. Wir sehen uns später bei euch in der Wohnung.“
Mit Chenda machte Hannes die Büroarbeit richtig Spaß. Bei Kaffee und Gesprächen in der Sache verging die Zeit im nuh.
Patricia kam ins Büro, grüßte Chenda und gab Hannes einen Kuss. Sie erkundigte sich über das neue Projekt und las die Mails, die am Tag gekommen waren.
„Ma Chérie, was ist das für ein Schreiben von Action contre la Faim?“ „Hat Stephane geschickt, irgend etwas wegen meinem Trockenfeld-Projekt.“ „Irgend etwas? Du tust dieses Schreiben als irgend etwas ab?“ „Prinzessin, ich habe andere Probleme als jede Mail zu lesen.“ Patricia bleis hörbar die Luft aus. „Ganz offensichtlich hat Monsieur etwas andere Probleme als jede Mail zu lesen. Diese solltes du aber lesen. Die zwei Minuten wirst du ja wohl von deiner kostbaren Zeit opfern können.“ Der Tonfall von Patricia sagt ihm, dass er doch mal einen Blick auf jene Mail werfen sollte. „Der Tag war so harmonisch, nun kommt die Chefin ins Büro und schon ist Stress. Dann lese ich eben. Gib mal her.“
Hannes las die zwei Seiten von Françoise Giroud, dem Mitbegründer von „Action contre la Faim“ dreimal durch.
„Wow…“ Patricia nickte. „Ja, wow. Ma Chérie, ist dir bewusst, was dieses Schreiben für dich bedeutet? Damit kannst du dich nun wirklich in die Galaxie M31 katapultieren! Du steht nicht vor der nächsten Stufe, sondern vor einem Quantensprung!“ „Ja, noch bin ich in Kâmpóng Trâbêk am planen, wie es in Angkor Chey, Damnak Chang’aeur und Kampong Trach weiter gehen kann. Zeig dieses Schreiben keinem von UNICEF, die bekommen sonst ein Hirnstarre.“ „UNICEF? Du kannst damit die komplette UN überholten.“ „Soll mir nun auch egal sein, lass uns bitte noch etwas arbeiten. Kann Chenda heute Abend noch mit uns Essen?“ „Natürlich. Ich geh hoch, macht aber nicht mehr so lange.“
Um kurz vor 18 Uhr war die Geografische Karte an der Wand bunt wie ein Korb Ostereier. Notizen, Blätter von den E-Mails, aus den Ordner und Faxe hingen rechts und links der Karte. Die Notizen wurden mit Strichen zu Punkte auf der Karte verbunden. Ein Bild wurde trotz dem Chaos an Farben, Striche, Kreise und Punkte sichtbar.
„Chenda, wir haben ein Problem!“ Sie sah ihn fragend an. „Die Hauptpumpen sind von der Leistung viel zu klein. Wenn Wasser kommt, dann wird es ein Rinnsal sein. Da schafft das Wasserrad von meinen Jungs mehr. Es wurden große Pumpen in Rechnung gestellt und viel kleinere Eingebaut!“ „Woher weißt du das?“ „Zufall. Ich war schon mehrmals in Deutschland in diesem Werk und kenne die Typenbezeichnung von den Pumpen. Die ersten Zahlen steht für die Leistung in KW, die nächsten für das Zollmass, SPG steht für Spiralpumpengehäuse, dann kommt Durchgangsleistung in Minute und die letzten sind das Baujahr. Komm, Schluss für heute. Wir haben unglaublich viel gearbeitet. Ich bin sehr stolz auf dich. Siehst du, auch nur durch Zufall hast du nun eine Aufgabe die dich voll ausfüllen wird. Mit Fiede hast du schon einen sehr erfahrenen und guten Hochbauingenieur in deinem Team. Komm, wir gehen in unsere Wohnung bevor ich noch mehr geschimpft bekomme.“
Für 5 Personen in der Küche war das Apartment doch etwas klein. Wie sagt ein Sprichwort: Platz ist in der kleinsten Hütte.
Der Abend hatte überwiegend Gespräche auf die morgige Feier. Nachdem man noch zwei Stunden zusammen gesessen hatte, Chenda die Fotos von Kampang Rou sah und bestätigte das es in Angkor Chey, Damnak Chang’aeur und Kampong Trach genau so aussah, lief bei Hannes schon ein Film ab, den er eigentlich vergessen wollte.
Chenda blieb diese Nacht im Büro in einem der zwei freien Apartments.
Hannes saß auf der Couch und hatte die Füße auf einem Sessel liegen. Sein Hirn fuhr schon wieder eine Achterbahn. Alles war nun soweit geplant und ihm lief die Zeit davon. „Du musst auch die andere Seite der Medaille annehmen“, wie Reto so etwas wegstecken konnte, war ihm unbegreiflich.
Patricia kam mit einem atemberaubenden roten Negligee und Chanel No5 aus dem Bad, sie setzte sich im Reitersitz auf den Schoß von Hannes und küsste ihn lange. „Hör auf zu denken! Ihr habt heute sehr viel gearbeitet. Mach mal eine Pause. Das Schreiben von Françoise Giroud ist für dich ein Ritterschlag. Warum machst du dich immer so klein?“ „Lobet nicht den Abend vor dem Tag.“ „Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. So herum ist es richtig.“ „Das ist der Unterschied zum Abitur! Ich wusste, da war doch etwas verkehrt. Patricia, ich kann in den Himmel gehoben werden, wenn ich dieses Projekt erfolgreich abgeschlossen haben! Noch ist diese Idee nur im Kopf. Bei der nächsten Ernte kann ich vielleicht den Ritterschlag bekommen – noch ist es zu früh.“ „Ma Chérie, ich weiß welche Last du seit März 1990 in dir trägst und kenne auch deine Angst. Du schaffst dieses Trockenfeldanbau-Projekt, ich glaube an dich.“
Hannes sah dieses wunderschöne Gesicht seiner Frau, er strich ihr Haar zur Seite, berührte ihre zarte weiche Haut.
Der Geruch von Chanel No5 nahm ihm die Sinne. Ihr Körper war warm und roch leicht nach Kokosnuss.
„Gott, bist du eine Schönheit! Bei dir habe ich das Gefühl, als ob die Welt sich langsamer dreht.“
Patricia küsste Hannes an den Hals und knabbert an seinem rechten Ohr. Sie drückte ihr Becken feste gegen seinen Schoß. In den Jahren hatte ihre Liebe zueinander nicht abgenommen. Jeden Zentimeter ihrer Haut kannte er, die drei kleinen Muttermale rechts an ihrem Bauchnabel oder die kleine Falte an ihrem linken Auge. Diese Erotik von Küssen, streichel und berühren war in dem Moment das größte für ihn. Diese wunderschöne Frau zu spüren, zu riechen und zu lieben, ließen alle Gedanken vergessen. Hingabe, Lust und die Liebe führten ihn in eine andere Welt.
Der Sex mit ihr war wunderschön. Patricia konnte sich in Ekstase lieben, die kein Ende fand.
Völlig erschöpft lagen beide auf der Couch, trotz der Klimaanlage im Apartment waren beide durchgeschwitzt. Hannes lag auf ihre Brust und hörte ihr Herz schlagen. Ihr Atem ging langsam und tief.
„Merci ma Chérie.“