Freitag 9. Juli 1993
Nach dem Frühstück trafen sich Hannes, Ilaria und Paolo im Büro, um über den Termin im Rathaus von Svay Rieng zu sprechen. Hannes erklärte den beiden Italiener den Charakter von Phirun Suoth. Die beiden Italiener sahen sich immer wieder Fassungslos an.
„Ihr werdet es nachher selbst sehen. Suoth wird von eurer Ausarbeitung und Verträge nicht begeistert sein und irgendwie versuchen dies alles in die Länge zu ziehen.“ „Danke für deine Infos. Hannes, Suoth weiß nur das ich im Auftrag von UNTAC komme. Er weiß nicht, das ich auch über seinen Haushalt bestimme. Ich ziehe ihm schneller den Boden weg, als er dies ahnt.“ „Danke für deine Unterstützung. Wie sieht es mit der Arbeit bei ODHI aus?“ „Ich hatte mit Signor Dilbert gesprochen und werde mich nächste oder übernächste Woche mit deinem Schwiegervater persönlich treffen. Ich bin nun seit 10 Jahren bei der UN und habe auch so einiges erreicht. Natürlich ist das Angebot von dir – wie auch von Signor Dilbert sehr attraktiv. Ich habe ihm nicht abgesagt. Wenn ich zu ODHI wechseln werde, dann möchte ich das Projekt über das Agrarkollektiv abgeschlossen haben.“ „Ist verständlich. Ich möchte niemand zu etwas drängen.“
Ilaria sah die Traurigkeit in den Augen von Hannes. „Hannes, ich sehe das dir meine Entscheidung zu schaffen macht. Aber egal wie ich mich entscheiden werde, ich bin für dich da. Paolo ist jung und sieht vieles anders. Wir sprachen gestern Abend über seinen Schritt und ich werde ihn nicht bremsen. Wir sind jetzt noch Kollegen und werden dies auch in Zukunft sein – selbst wenn ich bei der UN bleibe. Warte bitte, bis ich mit deinem Schwiegervater gesprochen habe.“
Eines der Telefone auf seinem Schreibtisch klingelte, es war die Nummer von Yupa. „Guten Morgen Borsa mneak del mean ko, Suoth kam eben in sein Büro und hat zwei Männer bei sich.“ „Guten Morgen Yupa, wird wohl seine Verstärkung sein. Weiß du wer die Männer sind?“ „Der eine ist der zweite Beigeordnete vom Stadtrat und den anderen kenne ich nicht.“ „Danke für deine Info. Ich rufe Ilaria an. Sie ist vor 10 Minuten losgefahren.“
Das Mobiltelefon von Hannes klingelte, es war Asger. „Hey Chef, was machst du?“ „Mir Gedanken.“ „Über was nun?“ „Über Ilaria. Ich weiß nicht, ob sie zu uns kommen wird. Sie gab mir zwar keine Absage, möchte aber erst noch mit Bernhard reden.“ „Okay. Soll ich meinen Charme spielen lassen?“ „Asger! Wir drängen niemand!“ „Das habe ich nicht gesagt. Ich kann auch charmant sein.“
„Weiß ich. Warum ruft du an?“ „Ich bin in Preah Ponlea und schaue mir die Geräte der Bauern an. Hannes, du hast so etwas noch nicht gesehen! Wir werden dieses Zeug irgendwie benutzen bis die Lieferungen von Deutschland da sind. Kannst du abschätzen wann das Material kommt?“ „Mach mal langsam! Wir habe noch nichts schriftlich und auch dieses Kollektiv noch nicht gegründet. Wenn morgen die Blase noch platzen sollte, habe ich ein Problem. Wiedmann weiß bescheid. Bernhard und Stephane klären die Gelder mit der KfW Bank ab. Coady hat die Ausarbeitung von Gaston und Pompeur bei sich im Büro und auch dort sitzt ein Stab von Mitarbeiter zusammen. Ilaria und Paolo sind zur Zeit bei Suoth. Dort sehe ich erheblich mehr Probleme als in den Geräten der Bauern. Ich muss nun los und das Fleisch und Kartoffeln für morgen zu kaufen. Ihr wollt ja schließlich alle etwas zum Essen haben.“
Auf dem Weg zum Markt rief Hannes ins Büro nach Kâmpóng Trâbêk an. Eliane sollte sich um die Verpflegung von mindestens 30 Personen am Samstagmittag kümmern. „Was willst du zu essen haben?“ „Eliane, das ist mir egal. Ich würde vorschlagen, dass du zwei Garküchenbetreiber auf der Straße fragst. Die habe für alle Geschmäcker etwas dabei und der ein oder andere hat sogar einen Grill auf seinem Wagen. Für den Abend reicht mein Grill bei dieser Anzahl von Fleisch und Kartoffeln nicht aus.“
„Okay. Ich kümmere mich darum. Ich muss nachher sowieso noch auf den Markt. Bei so vielen Leuten wird es in deinem Büro aber sehr eng werden.“ „Ja. Ich brauche zwei Räume für morgen. Ein Team wird das Agrarkollektiv ausarbeiten und das andere die Infos von Chenda und Hudson. Dafür nehem ich mein Büro.“ „Okay. Dann lasse ich das Büro auf der linken Seite am Ende vom Gang vorbereiten.“ „Du bist ein Engel. Wir sehen uns heute Abend.“
Hannes parkte in einer Seitenstraße von der Svay Rieng Provincial Hall und schlenderte durch die engen Gassen. Jeder Standbetreiber rief ständig, um auf sich und seine Ware aufmerksam zu machen. Der Geräuschpegel in der Überdachten Markhalle war extrem laut. Trotz das kaum Kunden um diese Uhrzeit auf dem Mark waren, riefen die Verkäufer ständig.
Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und Eier wurden angeboten. Hannes sah nicht nach der Ware der Verkäufer, sondern nach den Menschen die diese verkauften.
Im dritten Seitengang von der Markthalle waren die Stände mit dem Fleisch. Die Frauen und Männern die dieses verkauften, saßen hinter ihrer Ware und wedelten permanent mit einem Stock an dem eine Plastiktüte hing – Fliegenklatsche à la Kambodscha.
Auf der linken Seite saß eine junge Frau mit einem Kind und war an dem Markttreiben gar nicht richtig interessiert. Hannes beobachtet die beiden aus 10 Meter Entfernung. Die Frau passte definitiv nicht in die Riege der anderen Verkäuferinnen. Sie sah sehr gepflegt und Würdevoll aus. Gut – nicht jede Verkäuferin muss Zahnlos, klein, ungepflegt und Lumpen tragen. Sie waren auch die einzigen die nicht mit Plastiktüten wedelten – sie hatten zwei Ventilatoren an denen je zwei rote Stoffstreifen befestigt waren. Da beide auch auf den üblich erhöhten aus Steinen und Zement gemauerten Podeste der Markthalle saßen, sah er, dass der Frau das linke Bein fehlte. Noch ein Minenopfer sagte er zu sich selbst. Das Mädchen hatte ein Buch oder Heft vor sich liegen und es sah so aus, als ob das Mädchen Schulaufgaben machte. Hannes schätzte das Kind auf 10 – vielleicht 11 Jahre. Die Frau rückte mit ihrem Torso weiter nach links, als ob sie ihre Behinderung vor ihm verstecken wollte.
Die Verkäuferin einen Stand vor den beiden rief ihn, um ihre Ware feilzubieten. Er reagiert auf deren Rufe nicht und ging geradewegs auf die Frau mit ihrem Kind zu.
„Hallo, ich möchte gerne 10 Kilo Schweinekamm kaufen.“
Die Frau sah ihn bei der angegebenen Menge an und nickte wortlos.
„Von wann ist dieses Fleisch?“ „Mein Onkel hat vorgestern diese zwei Schweine geschlachtet.“ „Sehr gut. Dann hätte ich gern davon.“
Das Kind reichte seiner Mutter ein großes Messer und die Frau mühte sich ab das große Stück Fleisch zu sich zu ziehen.
„Ich sehe die Arbeit fällt dir sehr schwer. Komm, lass mich es bitte machen.“
Er bat das Kind um das große Schlachtermesser und schnitt das Fleisch in vier großen Stücke ab und legte es auf die alte Waage.
„Knapp 11 Kilo. Ich habe noch ein gutes Augenmaß“ sagte er zu dem Mädchen und machte ihm ein Petzauge. Die Frau schaute auf die Waage und fragte das Mädchen was der Preis für das Fleisch sei. „Das kostet 91.000 Riel“ sagte das Mädchen zu seiner Mutter und sie nickte. Hannes gab dem Mädchen 100.000 Riel. „Wie viel Geld bekomme ich zurück?“ „9.000 Riel“ sagte das Mädchen ohne zu überlegen. „Sehr gut! Behalte den Rest.“
Die Frau und das Mädchen bedankt sich mehrfach bei ihm. „Darf ich fragen, warum du nicht auch deine Ware lautstark anbietest, wie es die anderen Verkäufer tun?“ „Wen soll ich rufen? Die wenigen Kunden die hier sind? Wer unsere Ware kennt, kommt auch ohne geschrei.“ „Sehr gute Antwort.“ „Danke. Ich habe dich gesehen. Du standest da vorne an der Ecke und hast mich beobachtet.“ „War dies so offensichtlich?“ Die Frau schüttelte den Kopf. „Nein. Nur sehe ich die Blicke der Leute.“ Hannes legte den Kopf zur Seite. Die Frau sah ihn resigniert und beschämend an. „Na ja. Du bist Ausländer und hast wohl noch keinen Krüppel gesehen.“ „Du hast recht, ich bin Ausländer….“ Hannes beendete den Satz nicht und sah die Frau weiter an. „Aber?“ Fragte sie und sah ihn fordernd an. Die Frau gefiel ihm – sie war taff. „Ich bin Borsa mneak del mean ko.“ Sofort verbeugte sich die Frau und ihr Kind vor ihm. „Entschuldigung. Ich kenne nur deinen Namen. Es tut mir leid.“ „Es muss dir nicht leid tun. Mir tut es leid, was dir widerfahren ist. Ich sehe deine ….Tochter ? Hier bei dir am Stand mit Schulbücher.“ Sie nickte. „Ich habe kein Geld mehr für die Schule. So unterrichte ich Somphea selbst. Das Kind muss lernen und kann nichts für mein Leben.“ „Dies ist eine gute Einstellung. Wie ist dein Name?“ „Maona.“ „Hallo Maona. Ich heiße Hannes. Unter diesem Namen kennt mich aber kaum jemand in Kambodscha. Maona, du sagtest, du unterrichtest deine Tochter selbst. Dann warst du offensichtlich in einer Schule gewesen.“ „Durchaus. Ich habe sogar studiert.“ Sagte sie sehr bissig und gereizt. „Bitte entschuldige. Es war nicht so gemeint. Du weißt selbst wie es mit Schulen in diesem Land aussieht.“ Maona nickte langsam. „Nicht nur Schulen, Borsa mneak del mean ko, auch die Wirtschaft, das Finanzwesen, die innenpolitische Lage, das Gesundheitssytem und noch so vieles mehr. Dies muss ich dir aber nicht sagen. Ich bekomme mit, was ihr drüben in Kampang Rou auf die Beine gestellt habt. Schau dich hier in der Provinzstadt um – alles verkommt.“ „Maona, du scheinst eine intelligente und taffe Frau zu sein. Bitte entschuldige meine Fragen: was hast du studiert und warum verkaufst du das Fleisch von deinem Onkel?“ „Danke für dieses Kompliment. Ich habe BWL studiert und hier in Svay Rieng im Rathaus gearbeitet. Warum ich das Fleisch von meinem Onkel verkaufe? Sieh mich an! Ich bin ein Krüppel.“ „Was hat deine körperliche Behinderung mit deinem Studium zu tun?“ „Diese Frage musst du dem Gouverneur stellen – nicht mir.“ „Ich hätte Suoth vor drei Jahren doch besser die Zähne eingeschlagen.“
Maona sah ihn fragend an und so erzählte Hannes Maona sein schwieriges Verhältnis mit Phirun Suoth.
„Soll dies alles wahr sein!“ „Warum sollte ich eine Fleischfachverkäuferin mit BWL Studium und Minenopfer belügen?“ „Borsa mneak del mean ko, es war mehr eine Feststellung als Frage. Suoth muss weg. Ich hoffe die nächsten Wahlen bringen eine Veränderung.“ Hannes sah bei diesem Satz von Maona sie mit großen Augen an. „Was? Was habe ich gesagt?“ „Du bist mit deiner Meinung nicht alleine.“ Nun sah Maona ihn mit großen Augen an. „Kann deine Tochter alleine hier bleiben? Was ich dir zu sagen habe, werde ich nicht in der Markthalle sagen.“ „Natürlich. Komm, wir gehen nach draußen. Vergiss dein Fleisch nicht.“ Maona griff nach ihren beiden Gehhilfen und konnte sich erstaunlich schnell bewegen.
Im Auto, in einer Seitenstraße von der Svay Rieng Provincial Hall erklärte er Maona die Lage aus seiner Sicht. Die Neugegründete Partei von Samnang Duong, die Vorbereitungen für das Agrarkollektiv und sein Vorhaben mit dem Trockenfeldanbau.
Maona hörte ihm aufmerksam zu.
„Dir ist bewusst, dass du dadurch einige Feinde bekommen wirst?‘ „Durchaus. Daher dieses Gespräch unter vier Augen.“ „Nur stell sich mir eine Frage“ Maona sah ihn an. Hannes nickte und wartete auf ihr Frage. „Warum erzählst du dies einer unbekannten Einbeinigen Fleischfachverkäuferin mit BWL Studium?“ „Weil wir beide wissen das du keine Fleischfachverkäuferin bist und du auch nicht in diese Markthalle gehörst. Maona, ich habe dir alles gesagt und du bist intelligent genug um zu wissen, dass dies eben ein Jobangebot war.“ „Gut. Wenn ich dir zusage, wer soll dann das Fleisch von meinem Onkel verkaufe? Mein Onkel ist zu alt dafür. Er hat mit dem kleinen Hof und Tiere genug zu tun.“ „Wo steht geschrieben, dass diese Agrarkollektiv kein Fleisch vermarkten soll oder kann?“ „Punkt für dich.“ „Wir treffen uns morgen mit einer Gruppe kluger Menschen in unserem Büro in Kâmpóng Trâbêk um drei Projekte zu planen. Wenn dieses Agrarkollektiv gegründet wird, braucht es fähige Menschen in der Leitung. Yupa Ngampho kann dies nicht alleine führen.“ „Yupa Ngampho? Die Yupa die im Rathaus arbeitet?“ „Äh, ja. Du kennst sie?“
Maona nickte. „Ja. Sie hat vor ungefähr 10 Jahren als Büromädchen angefangen und sich schnell hochgearbeitet. Wenn Yupa im Rathaus kündigt, geht eine Kapazität verloren. Borsa mneak del mean ko, ich muss noch etwas Fleisch verkaufen. Komm mich heute abend abholen. Ich fahre mit euch nach Kâmpóng Trâbêk. Gib mir etwas zum schreiben, damit ich dir meine Adresse geben kann oder sei um 18 Uhr hier am Markt, dann kommt mein Onkel mich und meine Tochter abholen.“
Diese Geschwindigkeit von Maona gefiel Hannes. Eine Frau die selbst bestimmte und noch intelligent war, war genau das was er brauchte und obendrein noch jemand aus dem Lager von seinem Erzfeind Phirun Suoth. Mit dieser Genugtuung ging er noch 6 Kilo Zwiebeln und 10 Kilo Kartoffeln kaufen. Der Tag war bis jetzt doch sehr erfolgreich.
In der Hotelküche schnitt er das Fleisch auf die Ideale Hunsrücker dicke. Die beiden Frauen in der Küche, Aneang und Dalin halfen ihm beim schneiden der Zwiebeln und kochten auch schon die Kartoffeln vor.
Nach einer Stunde schneiden und würzen waren über 30 Stücke Hunsrücker Schwenkbaren eingelegt. In der Küche am 10. Breitengrad roch es nach Heimat.
Um 13 Uhr saß Hannes im Büro und packte schon alles an Unterlagen, Karten und Fotos in drei große Kisten. Auf dem Schreibtisch, Wand und Schrank sah dies alles gar nicht so viel aus.
Ilaria und Paolo waren schon über vier Stunden im Rathaus und Hannes machte sich Sorgen. Der Wurm von Phirun Suoth hatte seine Geschütze gegen ihn aufgefahren und trotzdem wird der Gouverneur von Svay Rieng diese Schlacht verlieren. Der Dorfjunge aus dem Hunsrück hatte mehr als zwei Geschütz – er hat eine Division.
Das Chaos war verpackt und er wusste nicht, was er nun machen sollte. In Kampang Rou gab es heute nichts zu tun. Sylvie war mit Asger bei den Bauern. Kosal hatte offensichtlich auch alles im Griff.
Er nahm den Telefonhörer und wählte die Nummer von Yupa.
„Hallo Yupa, wie läuft es im Rathaus? Ilaria und Paolo sind schon über vier Stunden bei Suoth.“ „Hallo Hannes, ich sag mal so: hier ist einiges los. Ilaria sorgt für ordentlich Bewegung. Ich glaube so viel haben sich dreiviertel der Belegschaft in den letzten Jahren nicht mehr bewegt.“ Italienerinen haben wohl doch dieses Sprichwörtliche Temperament in sich, dachte Hannes.
„Du, sag mal, kennst du eine Maona Sokthat?“ „Ja. Kenne ich. Wie kommst du auf sie.“ „Ich war einkaufen gewesen. Was weißt du über sie?“ „Maona hatte bis vor vier Jahren hier im Rathaus gearbeitet. Sie war meine Chefin. Ihr Mann hatte auch im Rathaus gearbeitet. Er wurde damals als der neue Gouverneur gehalten. Jung, klug, engagiert und kämpferisch für neue Reformen.“
Hannes dachte, ihm drückte jemand das Gehirn zusammen. „Bist du noch da?“ „Entschuldigung. Ja. Ich muss deine Informationen erstmal verarbeiten.“„Hannes – was ist los?“ „Nichts. Erzähle bitte weiter.“ „Wie schon gesagt, Maona war meine Chefin und ihr Mann hätte der nächste Gouverneur werden sollen. Dann gab es einen Unfall. Ihr Mann verlor sein Leben und Maona ihr linkes Bein. Ob es wirklich ein Unfall war, konnte nie eindeutig feststellen werden. Maona hat dies immer angezweifelt und Phirun Suoth dafür verantwortlich gemacht. Sie behaarte darauf, dass es ein Terroranschlag war. Suoth hatte Maona später entlassen, weil sie durch ihre körperliche Behinderung für den Posten im Rathaus nicht mehr geeignet sei.“ „Auch du liebe Güte!“ „Hannes – was ist los?“
Hannes nahm tief Luft und wusste nicht was er Yupa nun sagen sollte. „Hannes?“ „Ja! Yupa, ich glaube ich habe einen riesengroßen Fehler gemacht.“
Hannes erzählte Yupa von dem Treffen und seine Gedanken bezüglich der Leitung für das Agrarkollektiv. „Wow! Wenn du in den Topf mit heißem Öl schlägst – dann aber richtig. Bei deiner Überlegung mich in dem Kollektiv zu unterstützen, gibt es wohl keine bessere Person als Maona. Sie ist eine sehr kluge und schlagfertige Frau. Was du ihr über Suoth gesagt hast, könnte alte Wunden ausreißen.“ „Ja. Zum Glück habe ich die Verbindung zwischen Bourey und mir nicht gesagt. Yupa, ich muss Schadensbegrenzung machen und zwar sofort!“
Endlich war er in der Nähe von der Svay Rieng Provincial Hall und rannte zwei Querstraßen zum Marktplatz. Im Laufschritt lief er an den Obst und Gemüsestände und den mittlerweile erheblich mehr Marktbesucher vorbei. Zwei, drei Leute rempelte er an und entschuldigte sich im laufen bei ihnen. Noch zwei Gänge nach links, dann war er da. Er sah schon die Abteilung wo das Fleisch verkauft wurde und rannte noch schneller. Eine Abbiegung lag noch vor ihm. Die kleine Verkäuferin vom Morgen brüllte immer noch ihre zum verkauf stehende Ware an. Er sah Yupa am Stand von Maona stehen. Hannes bremste seine Lauf ab. Durch Fett und Blut von den Tieren auf dem Boden war rennen in diesen Gängen keine gute Idee. Hannes legte vor dem Stand von Maona einige Pirouetten hin, die ihm beim Eiskunstlauf die volle Wertung gebracht hätten. Er legte einen fast perfekten dreifachen Rittberger hin. Einzig wäre der Punkabzug bei der Körperhaltung gewesen. Sein rechtes Bein nach vorne gestreckt, das linke nach innen eingeknickt und das rudern der Arme um irgendwo Halt zu bekommen.
Nach guten drei Meter schlittern und schlingern war es vorbei und Hannes landete unsaft auf seiner linken Seite, prellte sich das Steißbein und schlug mit dem linken Ellenbogen auf dem Beton auf. Für einen Moment war alles schwarz.
Um ihn herum waren alle Marktbesucher und Verkäufer in einer Art Schockstarre. Ein Europäer lag der Länge nach in der Svay Rieng Provincial Hall in einer Lache aus Fett und Tierblut. Yupa und Maona kamen sofort auf ihn zu. „Hannes? Hast du dir weh getan? Kannst du aufstehen?“
Ein Pulk vom Menschen stand um ihm und er sah alles verschwommen. Zwei Männer wollten ihm auf die Beine helfen. Maona sagte, sie sollen ihn nicht hoch heben, er könnte ein Bein gebrochen haben.
„Hhhhhaaaaanneeeeees…“ Er hörte von Yupa seinen Namen, als ob sie in einen Blecheimer rief. „Was? Ja. Bin da. Mir geht es gut – denke ich. Verdammt tut mir der Arm weh.“ Hannes wollte aufstehen. „Nein! Bleib auf dem Boden!“ Kam es in einem Befehlston von Maona. „Kannst du deine Füße bewegen?“ Hannes tat was Maona ihm sagte. „Gut. Hebt ihn hoch. Asing, bring einen Stuhl. Schnell!“ Die angesprochene Frau auf der rechten Seite brachte sofort einen hellblauen Plastikstuhl und die beiden Männer setzten ihn vorsichtig auf den Stuhl.
Yupa löste den Pulk auf, indem sie den Leuten sagte, dass es ihm gut gehe.
„Was machst du hier? Was sollte das eben? Asing! Bring bitte Eis und zwei Tücher. Beeil dich!“ Sagte Maona wieder in einem Befehlston.
„Was ich hier mache? Ich muss mir dir reden. Was das eben sollte? Ich konnte nicht mehr bremsen. Verdammt, tut mir der Arm und Rücken weh.“ „Wird gleich besser. Das Eis kühlt und verhindern eine Schwellung. Borsa mneak del mean ko, du hättest mit dem Kopf aufschlagen können! Man!“ „Hör auf zu schimpfen. Du bist ja wie meine Frau. Maona, wir müssen reden.“
„Wo? Wieder bei dir im Auto? Bin ich gefeuert ohne das ich Eingestellt wurde oder meinst du, ich ziehe mit einem Gewehr ins Rathaus?“ „Was? Wieso Gewehr?“ Maona legte den Kopf zur Seite und zog die Augenbrauen hoch. „Wir beide wissen, dass du intelligent genug bist und du dich über mich erkundigt hast. Yupa ist hier und du ziehst hier eine Fernsehreife Show ab. Du hast die Informationen von mir und Yupa zusammen gerechnet und hast jetzt Angst, dass ich Amok laufe.“ „So in etwa.“ „Natürlich tut es verdammt weh, was du mir gesagt hast. Sei aber unbesorgt, ich brauche mindestens eine Gehhilfe und kann ein Gewehr nicht mit einer Hand halten – ein Schlachtermesser schon.“ Hannes sah völlig entgeistert zu Maona. „Das war ein Scherz!“
Asing brachte das Eis und zwei Tücher. Der Schmerz im Arm und Schulter wurde weniger.
„Borsa mneak del mean ko, ich gehe davon aus, dass du jetzt weißt wer ich bin und warum ich ein Krüppel bin.“ Hannes nickte und ihm kamen die Tränen. „Ich danke dir schon mal für deiner Anteilnahme. Was du mir über eine uns bekannte Person gesagt hast, ist nach Jahren endlich die Bestätigung. Du hast nichts falsch gemacht! Du willst helfen und Menschen gutes tun. Dies weiß mittlerweile jeder in dieser Provinz. Du konntest nicht wissen wer ich bin. Ich rufe jetzt meinen Onkel an, er soll das Fleisch abholen kommen. Ich mache für heute Feierabend. Ich denke, wir haben noch einiges zu klären.“ „Ich kaufe das Fleisch für unser Hotel. Dann muss dein Onkel nicht kommen.“ „Danke. Wo wir wieder bei deinem: du-willst-jedem-Menschen-gutes-tun sind.“
Im Hotelzimmer saß er mit dem Rücken an der Wand auf dem Bett und hatte Eispackungen am linken Ellenbogen. Sein Rücken, Steißbein, Ellenbogen und Schulter schmerzten so sehr, dass er kaum aufstehen konnte. Maona und Yupa saßen in den zwei Sessel an dem kleinen Tisch.
Das Mobiltelefon von Hannes klingelte, es war Ilaria. Sie sei auf dem Rückweg und hätte gute Nachrichten für ihn.
„Sehr gut. Danke. Ich bin im Hotel auf meinem Zimmer. Kommt bitte dorthin. Ich kann noch nicht richtig aufstehen. Ich habe auch eine gute Nachricht für euch.“
Hannes erzählte im Schnelldurchlauf die Stellung von Ilaria de Rosa bei UNTAC und warum sie im Rathaus war.
„Auf die Nachricht von ihr bin ich sehr gespannt. Borsa mneak del mean ko, wenn ich durch dich zu einem Gegenschlag gegen Suoth ausholen kann – dann werde ich dies tut. Deine Idee mit dem Agrarkollektiv ist sehr gut. Du gibst diesen Menschen eine Perspektive die sie unter dem jetzigen Gouverneur nicht haben. Samnang Duong ist mir sehr gut bekannt. Sie ist eine unglaublich intelligente Frau und nutzt die Macht von ihrem Mann.“ Hannes ries die Augen auf und Maona nickte ihm zu. „Keine Sorge, du hast mir dies nicht gesagt. Ich kann aber denken. Als du von der Partei von Samnang gesprochen hast, war mir klar, wer im Hintergrund die Fäden zieht. Bourey ist ein Soldat von dem es in Kambodscha leider zu wenige gibt. Er hatte damals auf eine polizeiliche Ermittlung bestanden. Leider ist das Netz aus Korruption und Machtgier von Suoth sehr weit verbreitet. Dies hast du in den letzten Jahren auch gemerkt.“ Hannes nickte.
Es klopfte an der Tür und Ilaria und Paolo traten ein. Maona stand sofort auf und begrüßte die beiden Italiener. Hannes war wieder von ihrer Geschwindigkeit überrascht. Trotz der Gehhilfe bewegte sich Maona sehr athletisch und elegant. Maona stelle sich selbst vor und gab einen kurzen Abriss ihres Werdegangs – dies in einem perfekten englich.
Auf die Frage warum Hannes im Bett lag und etwas mitgenommen aussah, gab Maona die Pirouetten Vorstellung zum besten. Wie eine Einbeinige dies sehr bildlich darstellte, lachten alle im Raum Tränen.
„Tut mir leid, Hannes, dass ich so lache.“ „Ilaria, ist schon in Ordnung. Mittlerweile kann ich auch über meine Pirouetten lachen. Nun spannt uns nicht länger auf die Folter, was habt ihr im Rathaus erreicht?“„Alles!“ Jeder im Raum wartete auf das was nun von Ilaria an Einzelheiten kommen würde. Alle sahen gespannt zu Ilaria.
„Schön. Ilaria geht es vielleicht auch etwas genauer?“ Fragte Hannes ganz vorsichtig. Er kannte von Yupa das Temperament von Ilaria und hatte schließlich von Maona schon eine Breitseite bekommen.
Paolo brachte zwei Stühle aus dem Büro ins Zimmer. So saßen die vier um das Pflegebett von Hannes.
„Wie ich schon erwartet hatte, würde Suoth sich für den Termin Verstärkung besorgen – dies war auch so. Der eine Mann war ein Beigeordneter vom Stadtrat und der andere ein Anwalt. Beide offensichtlich gute Freunde von Suoth, obwohl sie sich nicht persönlich angesprochen hatten. Ich stellte mich und Paolo vor und sagte was unser Anliegen sei und das wir eben jene in Betracht kommenden Flächen für je 1.000 Riel pro Hektar kaufen werden. Das Suoth bei diesem Betrag die Geschtsfarbe entglitt, ist jedem hier im Raum bewusst. Natürlich kam gleich sein Anwalt auf den Plan und hat etwas von wirtschaftlicher Not in der Provinz gesprochen und das dieses Geld für die zukünftige Infrastruktur dringend benötigt werde. Paolo reagiert sofort und legte die Verschuldung der Provinz in den letzten zehn Jahren offen. Suoth kamen trotz Klimaanlage leichte Schweißperlen auf die Stirn. Ich machte den drei Herren klar, dass ich über das UNTAC Mandat die Kontrolle über den Staatshaushalt und dementsprechend auch über die Provinz Svay Rieng habe und sperrte mit einem Telefonat alle Konten. Da fing plötzlich im ganzen Haus große Hektik an. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich die Kontrolle über die Herren – wie auch über die gesamten Finanzen. Ich bekam plötzlich Gehör und Aufmerksamkeit. Jedenfalls wurden binnen kürzester Zeit die geforderten Grundbucheintragungen ins Büro geschafft. Paolo sichtete diese mit deinen Unterlagen und zum Schutz vor Missbrauch wurden diese versiegelt.“
Hannes, Maona und Yupa sahen die beiden Italiener Fassungslos an.
„Ich stellte danach die Idee zu dem Agrarkollektiv vor und auch dort kam gleich die Aussage, dass man dies doch am besten über das Rathaus laufen lassen sollte, denn man hätte schließlich die nötigen Personalkapazitäten dafür. Ich erklärte ruhig und sachlich, dass dieses Projekt über die UNTAC laufen würde und ein Kontingent an Mitarbeiter dies schon am Auswerten sei. Bis dahin ist dein Name noch nicht erwähnt worden. Du hattest uns deine Begegnungen mit Suoth ja sehr deutlich am Morgen offengelegt.“
„Danke für deine Contenance.“
Ilaria verbeugte sich leicht zu Hannes. „Gerne. Ich will am Anfang kein Öl ins Feuer gießen. Da ich nun durch dich Bourey Duong kenne und ich in der Pause über die UN Blauhelme in Phnom Penh die Verwahrung der Grundbücher durch das Militär anforderte, sind diese auf dem Weg nach Phnom Penh ins UNTAC Hauptbüro. Und nun rate mal, welcher Offizier die Grundbücher in Empfang genommen hat?“ „Rithisak Duy.“ „Exakt.“„Ilaria, dies ist alles Wahnsinn und kaum zu glauben, was ihr geleistet habt. Bei UNTAC braucht aber keiner die Grundbücher.“ „Oh, Hannes – nun bin ich aber gekränkt. Die Grundbücher sind auf dem Weg zum Leiter der Weltbank in Kambodscha.“ „Nicht zu fassen!“ „Suoth wird in den nächsten Tagen sich die Finger wund telefonieren auf der Suche nach den Grundbücher. Du glaubst doch nicht, dass er dies so einfach hinnehmen wird. Er möchte die Unterlagen so schnell wie möglich zurück haben, um uns etwas wegen Verfahrensfehler anhängen zu können. Zurück zu der Pause. Da wir in einem geschütztem Raum waren, komnte ich Stephane Dilbert anrufen und ihn bitten mir Geld von deinem Konto zur Verfügung zu stellen. Eigentlich könnte ich dies auch ohne ihn oder dich zu informieren. Da wir alle aber zusammen arbeiten und ich dich sehr schätze, eben die Freigabe über deinen Treuhänder. 200.000 Riel habe ich vorerst und sofort angewiesen, um etwaige Grundstücke zu bezahlen. Die Summe habe ich dann auf das Konto von der Krol Kor Salarien Bathamseksaea Grundschule in Svay Rieng überweisen. Du siehst, ich habe alle deine Forderungen durchgebracht.“
Hannes war sprachlos bei dem was Ilaria erzählte und konnte dies alles gar nicht glauben. Jeder in dem Raum musste diese Mammutaufgabe erst einmal sacken lassen.
„Dann gehören uns jetzt schon 200 Hektar an Felder. Maona und Yupa, ihr besitz nun schon Felder für ein Kollektiv welches noch gar nicht existiert. Ilaria, ich danke dir und auch Paolo für diese Arbeit. Es tut mir leid, wenn ich dich für ODHI abwerben wollte. Ich habe nicht gesehen, welche Macht du bei UNTAC hast.“ „Woher auch? Der UNTAC Einsatz wird nicht ewig gehen. Dann sehen wir mal weiter. Zur Zeit bin ich über UNTAC mit ODHI in Verbindung. Also arbeiten wir schon zusammen.“
Wie von einer Tarantel gestochen sprang Hannes auf und im gleichen Moment tat ihm sein ganzer Körper weh. Es schaute auf die Uhr am Bett und musste zwei Stunden geschlafen haben. Langsam bekam er wieder Luft und die Bilder von seinem Alptraum verschwanden. Was hatte Yupa gesagt? Der Tod von Maonas Mann war kein Unfall und Maona verlor ihr links Bein. Minen – Terror – Mordanschlag – Phirun Suoth….
Sein Mobiltelefon klingelte und riss ihn aus seinem Alptraum. „Coady – ich höre.“ „Hallo Hannes, was ist los? Du hörst dich an, als ob du einen Marathon gelaufen bist.“ „Ein Marathon ist nichts dagegen.“
Hannes erzählte Coady von seinem Alptraum und der heutigen Begegnung mit Maona Sokthat und was Ilaria und Paolo im Rathaus erreichten. „Coady, ich habe das Gefühl, als ob mir der Kopf platzt. Natürlich kommt ein Teil auch von meiner unsaften Landung auf dem Betonboden, über dreiviertel aber von dem was ich von Maona weiß. Was ist, wenn Suoth andere Geschütze auffährt als Anwälte?“
Stille in der Leitung. „Genau! Da bin ich auch so sprachlos wie du. Immerhin habe ich die letzten drei Jahren Suoth genug Gegenfeuer geliefert – und es wird mehr.“ „Hannes, nun mach dich nicht selbst verrückt. Was meinst du was ich für Feinde habe? Ich bin nicht immer der brave Banker der allem Zustimmt. Ich rufe eigentlich nur an, um dir zu sagen, dass ich die Grundbücher bekommen habe. Ich lasse diese heute noch kopieren und bringe morgen einen Stapel an Kopien mit. Die Ausarbeitung von Gaston und Pompeur haben wir geprüft und dem kann man auch so zustimmen.“ „Immerhin hat mein Machtwort für etwas gutes gesorgt. Wir sehen uns morgen früh. Sag noch liebe Grüße an Melanie.“
Mit viel Schmerzen hatte Hannes sich ins Büro geschafft um festzustellen dass dort niemand war. Er rief Ilaria an und fragte wo sie sei.
„Ich bin mit Maona in Tuol Chreh. Sie wollte sich umziehen und für das Wochenende noch ein paar Kleider packen. Wie lange hast du geschlafen?“ „Ich glaube zwei Stunden. Wir sehen uns später.“
Hannes konnte vor Schmerzen kaum sitzen und dachte mit grauen an die Fahrt nach Kâmpóng Trâbêk. Sein Alptraum von vor einer dreiviertel Stunde ließ ihn nicht los und so rief er Bourey an. Er erklärte Bourey wie er Maona Sokthat getroffen und welchen Alptraum er daduch hatte.„Maona Sokthat? Hannes, ich kenne sie schon seit 38 Jahren. Als Baby hatte ich sie bereits auf dem Arm. Sie stammt aus meinem Wohnort. Was vor 6 Jahren passierte, kann ich dir sagen. Sie und ihr Mann waren auf einer Wahlkampftour in der Provinz unterwegs. Soeun, ihr Mann, war damals 35 Jahre alt und ein sehr engagierter Politiker. Er wollte neue Reformen und hing Phirun Suoth in allen Distrikten von Svay Rieng in den Umfragen ab. Jeder sah ihn als der neue Gouverneur der Provinz. Bei Chrung Popel verunglückte Soeun mit dem Auto in einer Kurve und schleuderte einen Abhang hinunter. Am nächsten Morgen fand ein Lkw Fahrer das Autowrack über 100 Meter in der Böschung. Wann Soeun gestorben ist, konnte niemand sagen. Maona überlebte schwerstverletzt. Da sie sehr viel Blut verloren hatte und ihr links Bein mehrfach gebrochen war, musste ihr das Bein amputiert werden – also nichts mit Minen. Maona behauptete, ihr Wagen wurde an der Vorderachse manipuliert. Bei dem extremen Schaden an dem Auto konnte man dies überhaupt nicht mehr erkennen oder feststellen. Ich selbst hatte weitere polizeiliche Ermittlungen beantragt.“ „Dies weiß ich. Maona hält sehr viel von dir. Dann hast du also seit dieser Zeit die Politik von Soeun im Hintergrund weitergeführt? Nun erklärt sich mir so einiges.“ „Ja. Genau. Fakt ist: Suoth hat auf nicht gerade freundlich Art einen Gegenspieler um die Wahl zum Gouverneur entsorgt. Maona hätte die Nummer Eins werden können und hätten die Politik von ihrem Mann weitergeführt. Da sie aber bei der Wahl zum Gouverneur im Krankenhaus lag und niemand wusste ob sie dies überhaupt überleben würde, wurde Phirun Suoth nochmals gewählt. Durch die ständigen Anschuldigungen von Maona gegen Suoth, hat er sie vor vier Jahren entlassen. Ob es nun wirklich die Anschuldigungen oder die Begründung wegen ihrer, durch den Unfall, körperlichen Behinderung war, kann niemand sagen. Vor zwei Jahren starb die Mutter von Maona und sie war kurze Zeit später wie vom Erdboden verschwunden. Dann taucht sie plötzlich in einer Markthalle auf.“ „Wenn ich dies nun von dir höre, waren meine Pirouetten völlig umsonst.“ „Was?“‚
Hannes erzählte Bourey den Grund von seiner schmerzhaften und unfreiwillige Landung auf dem Betonboden in der Markthalle.
„Einen Fehler hast du ganz bestimmt nicht gemacht! Wenn Maona in die Politik zurück kommen würde und in die Partei von Samnang eintreten möchte, würde alleine ihr Name ausreichen um die Partei durch die Decke zu schießen. Du sagtest, sie ist morgen auch in Kâmpóng Trâbêk?“
„Ja, wir fahren aber heute Abend schon los. Mir ist es morgen Früh zu stressig.“ „Gut. Gib mir die Adresse von eurem Büro. Ich komme heute Abend mit Samnang. Wann willst du losfahren?“ „Ich denke um 20 Uhr. In der nächsten Halben Stunde wird die Meute hier eintreffen. Bis jeder alles sortiert hat, wird es wohl eineinhalb Stunden dauern.“ „Okay. Dann bin ich in einer Stunde bei dir im Hotel. Hannes?“ „Ja?“ „Du glaubst gar nicht wie ich mich freue Maona wieder zu sehen. Bis gleich.“
Mit dem Bürostuhl fuhr Hannes rückwärts von seinem Büro den Gang hinunter zu ihrem Zimmer. Ausgerechnet in diesem Moment kam Patricia die Treppe hoch, als er sich mit seinem rechten Bein abstoß um vorwärts zu kommen.
„Ich sehe Monsieur hat Langeweile. Wird dies nun eine neue olympische Disziplin?“ „Bonjour Prinzessin, es sieht nicht danach aus, was du denkst. Mach bitte die Tür auf.“
Schwerfällig erhob er sich im Zimmer aus seinem Bürostuhl.
„Chérie, was ist mir dir passiert?“ „Ich bin gefallen. Hilf mir bitte beim ausziehen. Ich möchte noch duschen gehen bevor wir fahren.“ Patricia zog ihm sein T-Shirt aus und war Fassungslos bei dem Anblick der vielen blaune Flecken auf seinem Rücken.
Hannes lag auf dem Bett als es klopfte und Maona eintrat. Er traute seinen Augen nicht, als er sie sah. Sie hatte ihre Rückenlange Haare offen und nun sah er ihre gelockten schwarzen Haare. Sie war dezent schminkt und trug ein hellgraues Blazerkleid. Hannes hatte in all den Jahren in Kambodscha noch nie eine solch schöne und elegante Frau gesehen.
„Hallo Hannes, du siehst geschockt aus. Wie geht es dir.“ „Ich bin grün und blau. Ich kann mich kaum richtig bewegen.“
Patricia rief aus dem Bad und fragte wer gekommen sei. „Kennst du noch nicht.“ An seinen Besuch gerichtet sagte er „Maona, setz dich bitte. Ich habe vorhin mit Bourey gesprochen. Er hat mir alles erzählt. Es tut mir so leid, was dir und deinem Mann passiert ist. Ich hatte heute wegen dir einen Alptraum.“ Maona zog die Augenbrauen hoch und sah ihn fragend an. „Ich wusste von Yupa von einem Unfall und ich dachte Phirun Suoth hätte euch eine Mine vor die Haustür gelegt. Ich hatte schon Paranoia um meine Frau und Freunde.“
Maona biss sich auf die Lippen „Oh Hannes, dies tut mir leid. Nein, es war keine Mine. Trotzdem war es die Hölle. Ich lag über 8 Stunden neben meinem toten Mann im Auto. Ich war über Stunden nicht fähig zu denken. Mein Bein war zigfach gebrochen und ich schrie vor Schmerzen. Ich weiß nur, dass ich mir meine Bluse zerrissen hatte um mein Bein abzubinden. Irgendwann bin ich bewusstlos geworden und kam erst wieder zu mir, als man mich aus dem völlig zerstörten Auto geborgen hatte.“
Patricia kam mit einem Badetuch bekleidet aus den Bad. In ihrer bekannten Eleganz erhob sich Maona und stellte sich Patricia vor.
„Bonjour Patricia, je suis ravie de vous connaître personnellement. Je m’appelle Maona Sokthat.“ „Bonjour Maona.“
Hannes war bei dieser Frau nun völlig von der Rolle. „Sag nur, du kannst auch französisch?“ „Oui Monsieur. Du kannst diese Sprache ja auch.“ „Äh, ja. Hat aber andere Hintergründe. Lassen wir dies nun. Ich gehe mal davon aus, dass du über Ilaria auf dem neuesten Stand der Dinge bist.“ „Oui Monsieur, bin ich. Was ihr vorhabt ist gewaltig groß – aber gut und für die Menschen sehr wichtig. Es wird Zeit für Veränderungen.“
Es klopfte an der Tür und Bourey trat mit seiner Frau ins Zimmer. In diesem Moment schien die Zeit am 10. Breitengrad stehen geblieben zu sein. Bourey und Samnang hatten Tränen in den Augen. Der Major umarmte Maona als ob sie seine Tochter sei. Es fiel ihm sichtlich schwer sich von ihr zu lösen. Auch Samnang nahm Maona in die Arme und drückte sie ganz fest an sich.
Alle drei waren am weinen.
Bourey kam auf Hannes zu und reichte ihm die Hand. Wortlos stand er vor ihm und nickte mehrfach.
Um 19.45 Uhr waren alle die nach Kâmpóng Trâbêk fuhren in der Halle vom Hotel. Nun wurde besprochen wer mit wem fahren würde. Da Hannes nicht wusste was am Montag auf ihn zukommen würde, fuhren Patricia, Sylvie und er mit ihrem Auto. Levi, Clodette und Asger im Auto von Levi. Ilaria und Paolo fuhren zusammen. Im Auto von Bourey waren: Samnang, Maona und Yupa. Rithisak war schon in Phnom Penh.
Auf zwei Decken und zwei Kissen im Rücken, lag Hannes auf der Rückbank von Patricias SUV. Patricia fuhr zwar wie immer zügig, aber auch behutsam. Natürlich wollten Sylvie und Patricia die genauen Umstände seines Malheur wissen. Hannes schmückte dies nicht so schön aus, wie Maona dies am Nachmittag tat. Ihm war nicht zum lachen.
Hannes erzählte den beiden Frauen von Maona und was er soweit über sie wusste. Auch seine Personelle Idee, Maona zur Geschäftsführerin von dem Agrarkollektiv zu machen. Sylvie und Patricia stimmten dem zu.
„Was ich bis jetzt von dieser Frau weiß und welchen Eindruck sie beim ersten Treffen in der Halle, auf mich machte – würde ich sagen: es ist die wohl beste Option. Was sagt Yupa dazu?“ „Sie sagte das gleiche wie du. So wie ich dies bis jetzt alles verstanden habe, muss Yupa als Lehrmädchen im Rathaus angefangen haben und unter Maona aufgestiegen sein. Denn Maona sagte: wenn Yupa kündigt, würde im Rathaus eine Kapazität verloren gehen.“ „Apropos Rathaus. Chérie, wie waren die Verhandlungen mit Ilaria und dem Gouverneur?“
Hannes erzählte auch dies alles soweit, wie er es von Ilaria wusste. Sylvie drehte sich zu ihm um. „Sag das noch einmal!“ „Ja, Sylvie, diesen Gesichtsausdruck musste ich heute mittag wohl auch gehabt haben.“ „Mon Chérie, ich habe es immer gewusst, du hast die besten Leute um dich. Nächste Woche kommt Claude und dann bist du wieder einen Schritt weiter.“ „Einen Schritt weiter beim Trockenfeldanbau und Lichtjahre zurück bei dem neuen Projekt von Chenda.“ „Chérie, sieh es nicht immer so schwarz. Du hast sehr gute Mitarbeiter und Teams. Ein viertel der Belegschaft von ODHI kennt die Anfänge oder zumindest das erste eineinhalb Jahr. Du hast mit Chenda einen Notfallplan erstellt, der sofort greifen kann. Du hast jetzt schon die Zusage an Unterstützung vom Militär. Reto ist da und kümmert sich um seinen Part der medizinischen Versorgung. Dies alles hatten wir im Januar 1990 nicht. Was willst du noch?“ Wie immer hatte seine kluge Frau Recht. Er wollte am Anfang alles schon fertig haben.
Um 21.30 Uhr war das Bürogebäude hell erleuchtet. Patricia fuhr auf das Gelände vom Büro in Kâmpóng Trâbêk und Hannes sah schon den Pickup von Cees auf dem Hof stehen. Der Personenkorb auf der Ladefläche sah riesig aus. Neben dem Auto von Cees stand der Pickup von Hudson. Auf der Ladefläche stand der Motorroller von Chenda.
Patricia parkte rechts direkt an der Treppe. Hannes quälte sich von seinem Lager aus dem Auto und die wenigen Stufen hoch. Bonahathavuth, eine Büroangestellte, kam ihm mit schnellen Schritt entgegen. „Meine Güte! Was ist mit dir passiert? Brauchst du Hilfe?“ „Hallo Bonahathavuth, ich bin gefallen. Ich komme schon irgendwie in mein Büro. Im Auto von Patricia sind drei Kartons, die müssten in mein Büro. Wieso bist du noch im Büro?“ „Bringe ich dir sofort. Wir bereiten für morgen schon alles vor.“
Sylvie trat neben ihn „Komm, alter Mann. Ich stütze dich. Wo ist dein Büro?“ „Den Gang nach links, das dritte Büro auf der rechten Seite.“
In dem ganzen Gebäude war ein gewusel an Menschen. Hannes konnte dies gar nicht glauben.
„Kommt der Chef nach Hause, will keiner gehen.“ Hannes sah Sylvie böse an „Unsinn! Ich bin doch Sklaventreiber!“ „Das war ein Witz. Mon Dieu. Du wirst schon erfahren warum die Leute noch da sind. In deinen gebrechlichen Zustand bist du unerträglich.“ „Entschuldigung Sylvie, mir tut jeder Knochen weh.“
Eliane kam aus ihrem Büro und stellte gleiche Frage wie Bonahathavuth.
Endlich war nach einer gefühlten Erdumrundung sein Büro erreicht.
Im seinem Büro waren: Cees, Chenda, Hudson und Fiede an zwei seiner großen Tafel am zusammenstellen der Informationen von Chenda und Hudson. Chenda gab die Richtung vor wie sie die Notizen, Karten und Fotos haben wollte. Hannes grinste Sylvie an „Das Mädel ist top. Sie hat mein Stil übernommen.“
Alle vier drehten sich um und unisono kam die Frage nach dem was passiert sei.
Auf der linken Seite von seinem Büro standen noch zwei große Tafeln mit Baupläne, Notizen und Fotos. Dies war eindeutig die Hochbau Abteilung von Fiede. Bong, Hanang und Kim-Hong waren dort mit Berechnungen beschäftigt. Hannes grüßte die drei Männer und Kim-Hong fragte, ob er gegen einen Panzer gelaufen sei. Hannes winkte ab und bejahte seine Frage.
Sovanni, auch eine Büroangestellte, brachte einen Stapel Kopien zu den Hochbauer. Sie grüßte Hannes „Salut Chef, kamst du unter ein Auto? Siehst Scheiße aus.“
Hannes setzte sich auf seinen Bürostuhl – immerhin war dieser noch nicht in Beschlag genommen und klopfte auf die Tischplatte. Er sah zu Sylvie und zog die Schultern hoch. „So viel zum Thema: wenn der Chef nach Hause kommt. Keiner hört auf mich.“
Hannes klopfte lauter und bat um Aufmerksamkeit. Endlich trat etwas ruhe ein. Asger kam auch noch mit seinem ganzen Gefolge ins Büro und sofort wurden Fragen gestellt oder mit den Fingern in diese oder jene Richtung der Tafeln gezeigt.
„Ich glaub dies alles nicht! HAAAALOOOO! Dürfte ich um eure Aufmerksamkeit bitten? Danke!“
Nach einer Minute hatte er endlich die gewünschte Aufmerksamkeit seiner Mitarbeiter.
„Als erstes möchte ich euch mitteilen, dass ich heute mittag eine recht unsanfte Landung auf einem Betonboden in einer Markthalle in Svay Rieng hatte. Daher verzeiht mir, dass ich sitze. Nun meine Frage: Was macht ihr alle hier? Habt ihr keine Zuhause? Es ist Freitagabend nach 22 Uhr! Ich kann mich erinnern, dass ich für MORGEN ein Meeting angesetzt hatte.“
Chenda, Hudson, Bong und Eliane fingen gleichzeitig an zu reden. Hannes sah zu Sylvie „Ein Tollhaus“ und klopfte wieder auf die Tischplatte. „Auch wenn ich zwei Ohren habe, ich kann nur einem zuhören. Was ich an den Tafeln sehe, ist mir einleuchtend. Eliane? Was ist hier los? Wir haben Feierabend.“ „Hudson hatte gestern und heute morgen sehr viele Faxe geschickt. Wir haben mit den Hochbauer schon soweit alles relevante zusammen getragen. Um 20.30 Uhr kamen Chenda und Hudson und haben angefangen ihre Informationen bildlich zu machen. Cees kam kurze Zeit später und hilft den beiden. Fiede ist in deinem Plan soweit Eingeweiht, weshalb er auch noch hilft das Chaos zu ordnen. Alle anderen helfen hier und da oder machen die Vorbereitungen für morgen.“
Hannes nickte „Danke Eliane. Leute, Schluss für heute. Morgen um 8.00 Uhr treffen wir uns alle hier zum Frühstück. Eliane? Ist dies geklärt?“ Sie nickte. „Gut. Ich danke euch allen für diese Unterstützung. Eliane teilt euch nun noch eure Zimmer zu. Ich bitte Sylvie, Bourey, Samnang, Maona, Ilaria, Paolo, Levi und Yupa in einer halben Stunde in unser Appartement im zweiten Stock, dritte Tür, zu kommen. Wo ist Rithisak überhaupt?“
„In der Kaserne in Phnom Penh. Er wusste die Adresse vom Büro nicht. Ich hatte ihn zu spät erreicht um ihm die Adresse zu geben. Er kommt morgen früh“ sagte Bourey. „Okay. Gut. Und nun bitte – macht Feierabend.“
Mit 10 Personen saß die kleine Gruppe im Wohnzimmer ihres Appartement. Patricia gab mal wieder sehr souverän die Gastgeberin. Mit den vier Stühle aus der Küche hatte jeder im Wohnzimmer einen Platz. Hannes lag auf dem Fußteil der Couchgarnitur – dies war für seinen Rücken und Steißbein der bequemste Platz.
„Warum ich euch zu uns gebeten habe, ist ganz einfach und auch schnell erklärt. Ich sprach auf der Fahrt von Svay Rieng nach Kâmpóng Trâbêk mit Patricia und Sylvie über Maona. Was ich bis jetzt von ihr weiß verdient den allergrößten Respekt. Da auch Yupa heute Nachmittag meine Gedanken bestätigt hatte, möchte ich euch fragen, ob Maona als Geschäftsführerin für das noch nicht existierende Agrarkollektiv eingesetzt werden sollte?“ „Ist ja lustig.
Gleiches wollten wir dich fragen“ sagte Samnang. Hannes sah jeden in der Runde an und jeder, bis auf Levi, bestätigten sie die Worte von Samnang durch Kopfnicken. „Levi ist der einzige in diesem Raum, der die Vita von Maona Sokthat nicht kennt“ sagte Hannes. Bourey gab einen kurzen Abriss über die Vita von Maona. Nachdem er geendet hatte, brauchte Ilaria, Paolo, Patricia und Levi eine Zeit, bis sie sich gefasst hatten.
„Auf dem Weg nach Kâmpóng Trâbêk hatten wir uns im Auto auch über die Frage der Leitung unterhalten und gehen noch einen Schritt weiter“ Bourey machte eine Pause und sah Hannes an „Maona wird die Spitzenkandidatin in der Partei.“
„Alleine ihr Name ist ausreichend um die Partei durch die Decke zu schießen.“ Alle in Raum nickten Hannes zu. „Diese sind nicht meine Worte. Diese hatte mir Bourey vor circa vier Stunden gesagt. Es freut mich, wenn Maona die Spitzenkandidatin wird, aber Geschäftsführerin und Gouverneurin? Wird dies nicht alles etwas viel?“ Diese Fragen beantwortete sie selbst. „Hannes, zum einen sind erst im nächsten Jahr die Wahlen. Zum anderen habe ich – wie auch du, starke und engagierte Leute um mich. Als Geschäftsführerin kann ich aber auch gleichzeitig das Agrarkollektiv in anderen Distrikten vorstellen. Du und ihr geht jetzt nur von Kampang Rou und Umgebung aus. Es gibt in der Provinz mehr Ortschaften und mehr Bauern die durch dieses Kollektiv Gewinn können.“ Hannes nickte ihr zu „Dies ist uns allen in diesem Raum bewusst. Ganz Kambodscha braucht Hilfe. Wir sind aber nur eine Handvoll Leuten und leisten dafür aber schon mehr als genug.“ „Entschuldige, dies war kein Vorwurf gegen dich oder euch. Ich hatte dir heute Vormittag schon gesagt, dass mir – und auch vielen anderen bekannt ist, was ihr in und um Kampang Rou geschafft habt. Mit euch haben wir die Möglichkeit die Veränderungen auch Sichtbar und Nachhaltig zu machen. Mir ist auch die Lefévre School bekannt und ich weiß, was diese wenigen Lehrer leisten. Nun sitze ich in Wohnzimmer von der Direktorin und habe auch Ideen für neue Schulen. Durch euch habe ich den Kontakt zu UNTAC bekommen. Ich hatte heute sehr gute Gespräche mit Ilaria geführt. All diese Verbindungen können wir zusammen bringen. Es gibt genügend Leute die Lehramt studiert haben. Es gibt aber kaum Schulen – weil das Geld fehlt oder die Korruption sehr hoch ist.“ „Und so dreht sich das Rad jeden Tag neu.“ Maona nickte Hannes zu „Und aus diesem Grund braucht es endlich eine Veränderung.“ „Aus diesem Grund sind wir alle hier. Ich bin froh das ich dich getroffen habe – auch wenn es sehr schmerzhaft ist.“
Mit diesem Satz konnte Levi und Samnang nicht anfangen und sahen fragend Hannes an. Diese sehr unsafte Begegnung vom Vormittag erzählte ihnen Maona.
„Ich hatte heute Vormittag Hannes getroffen und ich kannte ihn nicht. Er hatte mich auf dem Mark beobachtet, wo ich das Fleisch von meinem Onkel verkaufe. Ich dachte er sei ein Tourist, der noch nie einen Krüppel gesehen hat und es war mir peinlich. Als er sich vorstellte, schrie ich innerlich zu Buddha. Der Mann, dessen Name fast jeder in der Provinz Svay Rieng kennt, stand vor mir. Was er mir über die Gedanken zu einem Agrarkollektiv und einer neuen Partei von Samnang sagte, hörte sich gewaltig groß an. Borsa mneak del mean ko konnte mich nicht kennen, Dummerweise hatte er die Aussage von Yupa falsch interpretiert und er dachte, dass ich nun voller Wut und Zorn ins Rathaus stürmen würde. Das ich für seine blauen Flecken und Schmerzen verantwortlich bin, tut mir unglaublich leid.“ Maona erzählte seine Pirouetten in der Markthalle aus ihrer Sicht und alle lachten Tränen bei ihrer wieder sehr gelungenen Darstellung.