Teil I 4 Die Erdrotation

Thionville, Frankreich

Die Erdrotation

Am Nachmittag gingen sie mit Cleo an der Mosel spazieren. Es war sehr schwül und ihren klebten die Kleider wie Frischhaltefolie auf der Haut.
Hannes hatte Cleo mit der linken Hand an der Leine, rechts hielt er die kleine zarte Hand von Patricia.
„Ich könnte jetzt mit dir richtig lange duschen.“ „Mon dieu! So ein Satz von dir? Was ist los? Scheint die Sonne zu stark?“ „Patricia, ich mag nicht nach Hause fahren. Die letzte Woche mit dir war wunderschön. Ich hatte tausende Moment erlebt und jeder war schöner als der andere. Eigentlich könnte man diese Woche verfilmen. Wäre doch ein tolles Roadmovie. Von einer dummen Idee an einem Stausee im Saarland an die Côte d’Azur um dort Wein für 1000 France zu trinken und von unzähligen Farben geweckt zu werden.“ Patricia sah ihn an und er sah in ihre schöne Augen „Ich habe eine unglaublich tolle Frau ins Herz geschlossen.“ Patricia stellte sich vor ihn und küsste ihn lange „Sei nicht immer so nachdenklich, mon chérie. Alles ist gut. Ich bin bei dir. Ich sehe deine Nachdenklichen Augen und frage mich warum.“ Hannes sah zu boden. „Was ist mit dir los? Ich verstehe dich nicht!“ „Patricia, was gibt es da nicht zu verstehen? Du bist überaus attraktiv, klug und hast ein Leben, bei dem ich nicht mithalten kann.“ „Kommt nun nochmals diese Leier. Wie ich für dich fühle scheinst du ständig zu vergessen. Hannes, was haben deine dumme Argumenten mit meiner Liebe zu dir zu tun?“ Hannes sah sie schweigend an. „Deine Argumente sind dumm und überhaupt nicht gerechtfertigt. Ich habe mich in dich verliebt und es spielt für mich keine Rolle ob du Abitur hast oder nicht. Ich hatte vor dir einen Freund der, man mag es nicht glauben, Abitur hatte und trotzdem nicht an dich herankommt. Nun lass uns doch nicht ständig darüber diskutieren. Ich liebe dich und Punkt.“ Patricia umarmte ihn fest und gab ihm einen Kuss „Auf immer und ewig. Bœuf stupide.“

In der Ferne hörte er die Kirchenglocken schlagen. Es war 14 Uhr. Könnte er doch nur die Zeit anhalten. „Man müsste die Zeit jetzt anhalten.“ „Hab ich schon wieder laut gedacht?“ Patricia sah ihn mit ihren wunderschönen braunen Augen an „Auch wenn ich mich wiederhole, du berührst mich geistig und körperlich.“ Er nahm sie fest in die Arme und fing an zu weinen. „No chérie, du musst nicht weinen. Es ist heute nur ein Abschied auf Zeit. Allerhöchstens 125 Stunden. 7500 Minuten oder. ..“ „Ja, ist gut. Ich weiß, du hast Abitur.“ Sie boxte ihn.

Franziska hatte noch Erdbeerkuchen gebacken. Gemeinsam saßen sie im Garten und tranken Kaffee. Es war ein merkwürdiger Moment für Hannes. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen, Herzrasen und trotzdem kalte Hände. Cleo lag dicht bei Hannes. Auch er spürte, dass etwas anders war.
Gegen 16.30 Uhr war es soweit, der Abschied von einer Woche die nie vergessen gehen sollte war da. Patricia umarmte ihn fest und sagte immer wieder: „Ich liebe dich.“
„Nun mach es uns nicht noch schwerer als es ohnehin schon ist. In 7500 Minuten bin ich wieder da.“ „Ruf an, wenn du zu Hause bist. Fahr vorsichtig, mon chérie.“

Als Hannes zu Hause im Nahetal angekommen war, rief er sofort an. Das Telefon gab nur ein Freizeichen. „Oui, mon chérie.“ „Hast du neben dem Telefon gesessen? “ „Oui, seit 17.20 Uhr.“ „Mein Auto ist keine Rakete! Ich möchte noch mit meinen Eltern reden. Ich ruf dich später wieder an. Bitte gib mir zwei Stunden, okay?“

Hannes wollte auch endlich seine Erlebnisse der letzten sieben Tage seinen Eltern erzähle.
Nach fast genau zwei Stunden rief er Patricia an. Das Gespräch wollte und wollte nicht enden. Keiner brachte es fertig den Hörer aufzulegen. Um kurz nach Mitternacht siegte die Vernunft über Schmetterlinge im Bauch und Patricia meinte, es wäre Zeit für ins Bett zu gehen. Hannes müsste schließlich um 6 Uhr aufstehen um auf die Arbeit zu gehen.

Der Montag schien kein Ende zu nehmen und Hannes war froh als er nach Feierabend mit Patricia telefonieren konnte.
Der Dienstag eierte mit der Zeit nur so dahin und der Tag schien kein Ende nehmen zu wollen.
Endlich war Mittwoch und beide hatten wieder bis kurz nach Mitternacht telefoniert.
Der Donnerstag verging wie im Flug und Patricia rechnete ständig bei dem Telefongespräch wie lange es noch dauerte, bis sie ihn in die Arme nehmen konnte.

Thank God, it is Friday.
Er rief nach Thionville an und sagte, dass er gleich losfahren werde. Patricia rechnete schon in Sekunden „Du fährt 115 Kilometer. Bei einer Durchschnitteschwindigkeit von 75 km/h, kommt doch hin; – oder? Bei der Berechnung brauchst du eine Stunde und siebenunddreißig Minuten. Dann sind das 5820 Sekunden. Wir sehen uns gleich. Pass auf dich auf. Au revoir. Je t’aime, mon chérie.“

Die 115 Kilometer fuhren sich erstaunlich gut. Hannes raste nicht – fuhr aber zügig.
5 KM Thionville. Stand auf dem Wegweiser. Noch ein paar Minuten. Oh, wie er sich nach dieser Frau sehnte.
Er sah den Kreisverkehr und bog nach rechts ab. Nach wenigen hundert Metern sah er das Haus. Hannes fuhr die Einfahrt rein und über den Rasen von rechts kam Cleo mit einer Geschwindigkeit von einem Geparden auf das Auto zu gerannt. Hannes öffnete die Fahrertür und binnen Sekunden sah nur noch schwarz.
Ein ausgewachsener Labrador saß ihm auf dem Schoß. Bellte, wedelte mit der Rute und leckte ihm quer übers Gesicht. Cleo sprang auf den Beifahrersitz und während er sich drehte, schug er Hannes seine Rute ins Gesicht. Sofort war der riesige Kopf von Cleo nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, als dieser meinte mit seiner Zunge nochmals quer über das Gesicht von Hannes zu lecken.

Patricia schimpfe mit Cleo, was dieser völlig ignorierte. Hannes konnte vor so viel Hund sich noch nicht einmal bewegen.
Patricia zerrte Cleo am Halsband aus dem Auto. Also, der Versuch war im Ansatz schon mal da. Einen 34 Kilo schwerer Labrado zieht man nicht eben so aus einem Auto. Schon gar nicht, wenn er nicht will. Patricia schimpfe und schimpfe mit Cleo, brachte aber keinen Erfolg.
Hannes streichelte mit der linken Hand den Kopf von Cleo und sprach ruhig mit ihm. Endlich hatte sich der Hund beruhigt, drehte sich auf dem Schoß von Hannes um und klatsche ihm nochmals seine Rute ins Gesicht und sprang aus dem Beifahrersitz. „Cleo, sitz und warte bis ich ausgestiegen bin.“ Cleo machte wieder Anstalten um auf den Schoß von Hannes zu springen. „Sitz! Asseyez-vous! Cleo.“ Das Machtwort von Hannes wirkte.

Patricia umarmte ihn und gab ihm einen langen Kuss „Mon chérie, ich habe dich so vermisst. Endlich bist du da.“
Hannes ging wie selbstverständlich in das Haus Lefèvre. Franziska kam aus dem Wohnzimmer und strahlte. Sie nahm Hannes in den Arm „Schön das du da bist. Herzlich willkommen. Heute Abend wollen wir grillen, das Wetter ist super dafür. Ich fahre noch schnell zum Leclerc nach Metz einkaufen.“ „Fleisch braucht du nicht zu kaufen. Ich habe Idar-Obersteiner Schwenkbraten dabei.“ Patricia schaute ihn nun etwas enttäuscht an „Es sollte doch eine Überraschung für dich werden.“ „Patricia, auch du erfüllst mich geistig. Oder du musst dir in Zukunft einen Aluhut aussetzen.“ In wenigen als einer Sekunde gab ihm Patricia einen Boxhieb. „Während du hier verprügelt wirst, geh ich mal die Holzkohle in den Schuppen holen.“ „Franziska, auch wenn ich hier weit weg von der Heimat bin, Schwenkbraten auf Holzkohle ist eine Todsünde im Hunsrück. Wenn dies raus kommt, werde ich aus der Heimat ausgewiesen.“ „Très bien. Maman, bring die Holzkohle!“ „Du Biest.“ Und schon wieder wurde er von Patricia geboxt.

Hannes machte das Feuer mit richtigem Buchenholz an und nicht mit so einem Firlefanz von Holzkohle.
Patricia brachte die Getränke in den Garten und Franziska bereitete den Salat und die Kartoffeln in der Küche vor.
„Mon chérie, ich möchte heute Bier trinken, möchtest du auch eines haben?“ „Gerne.“
Das Bier kam aus dem Elsass. Es war süßer als deutsches Bier – aber lecker.
Der Abend am Feuer war wunderschön. Patricia saß ihm gegenüber und hatte ihre Beine auf seinen Oberschenkel liegen und Hannes massiert ihr die Füße.
„Am Feuer auf Stühlen zu sitzen, ist schon um vieles angenehmer als auf einem Holzklotz.“ „Oui, das ist es. Mon chérie, was wäre gewesen, wenn wir uns am Bostalsee nicht getroffen hätten? Hätte ich dich jemals getroffen? Ich stelle mir diese Frage seit wir in Avignon waren. Es gibt Zufälle, es gibt bestimmt auch Gottes Fügung, Schicksal oder wie immer man es auch nennen mag. Für mich war es das größte Glück. Deine Verrücktheit mag ich sehr.“ „Ich und verrückt? Wer will einen Banner an ein Flugzeug hängen und über Lothringen fliegen lassen?“ Schon hatte Hannes wieder eine geboxt bekommen. „Siehst du, Franziska, so ist deine Tochter. Sie sagt sie liebt mich und werde ständig von ihr geschlagen.“ „Ich schlage nicht, ich boxe. Da, die haste wieder.“ „Ach, ist schlagen und boxen dann so ähnlich wie angenehm und gut?“
Franziska grinste breit „Ihr Lieben, es war ein angenehmer Abend, mir wird es langsam etwas frisch. Ich geh schlafen. Gute Nacht, ihr beide.“ „Bonne nuit, Maman.“ „Gute Nacht. Hast du gehört, heute hat sie „gute Nacht“ gesagt.“ Patricia verdrehte die Augen, boxe ihn einmal links und rechts und gab ihm einen langen Kuss.

Die Erdrotation

Es war eine sehr schöne Nacht und Patricia hatte mal wieder bekommen was sie wollte. Der Sex mit ihr war mehr als fantastisch.

Der Morgen erwacht langsam und über den Felder von Thionville und es kamen die ersten Sonnenstrahlen. Hannes sand am Fenster und schaute der Sonne entgegen. Dieses Licht hatte keine tausend Farben, dieses Licht war mit Fréjus nicht im Ansatz zu vergleichen. Trotzdem schaute er der Sonne entgegen wie sie langsam Stück für Stück immer heller wurde.
Die Erdrotation nach Osten war schon schnell. Was ist ein Augenblick? Was ist eine Minute? Warum verging ein Tag an dem man Freude hatte schneller, als ein Tag den man eigentlich aus dem Kalender streichen konnte?

Hannes erschrak als Patricia ihm von hinten die Arme um seinen Taille legte. „Mon chérie, an was denkst du schon wieder?“ Sagte sie mit verschlafener Stimme. „An die Erdrotation.“ „Morgens um halb sechs! Wie wäre es, wenn du an, volo enim vos mode et sexus, denken würdest? Da hätten wir beide etwas davon. Vielleicht bring deine Erdrotation mir noch einen schönen Orgasmus. Komm ins Bett. Allez. Ich will dich.“
Patricia zog Hannes an der Hand ins Bett zurück und fing auch gleich an ihn zu küssen.

Cleo bellte an der Zimmertür. Hannes war nach dem Sex tatsächlich wieder eingeschlafen. So eine Erdrotation ist schon cool, dachte er.
Hannes öffnete die Augen und Patricia war nicht da. Er drehte sich nach rechts und auch dort war sie nicht. Verschlafen ging er zur Tür um zu schauen, warum Cleo so bellte. Hannes drückte die Türklinke nach unten und schon im gleichen Moment flog die Tür auf. Das Holz der Tür knallte ihm mit voller Wucht gegen Kopf und Knie und in Bruchteilen von Sekunden sah er einem ausgewachsenen Labrador auf sich zu kommen. Rückwärts taumelnd und noch irgendwie nach Halt suchend, kamen 34 Kilo lebendige Masse auf ihn zu. Im fallen dachte er noch an die Erdrotation.

Nach Minuten der stürmischen Begrüßung, konnte er sich endlich unter Cleo befreien und ging ins Bad.
Was war nur los mit ihm? Er schlief sonst nie so lange. Selbst in Anbetracht der Zeit, die er und Patricia nicht geschlafen hatten, geteilt durch die Geschwindigkeit der Erdrotation, diese multiplizieren mit den Küssen von Patricia und subtrahieren von dem gelecke von Cleo, wusste er in diesem Moment nicht, wie viel Uhr es war.

Er brauchte zuerst heißes Wasser um mal wieder klar denken zu können. Wo zum Teufel war Patricia?

Der Fremde in der Küche

Hannes ging in die Küche und muss feststellen, dass dort eine Person am Tisch saß, die er nicht kannte. Ein junger schmaler Mann mit Schulterlangen Haaren und leichtem Bartansatz saß am Küchentisch.
„Bon jour, je suis Hannes d’Allemagne“ und reicht dem jungen Mann die Hand über den Tisch. „Salut, Maurice. Der Bruder.“ „Entschuldigung, wenn ich frage, warum habe ich dich hier noch nicht gesehen?“ „Ich könnte auch gleiche Frage stellen.“ „Très bien! Bevor wir uns im Kreis drehen, nehme ich mir erst mal einen Kaffee. Du auch?“ „Ich bin sechzehn!“
„Stimmt, da trinkt man lieber Alkohol“ sagte Hannes trocken mit einem Augenzwinkern.
Maurice schaute den fremden Mann in T-Shirt und Boxershorts etwas irritiert an. Hannes setzt sich Maurice gegenüber an den Tisch „Wenn du nicht möchtest, dass deine Mutter den Alkohol riecht, wäre es ratsam und angebracht duschen zu gehen und ein gutes Mundwasser zu benutzen. Geht aber auch mit Knoblauch kauen. Kannst du mir bitte sagen, wo Patricia oder deine Mutter ist?“ „Maman ist einkaufen. Tricia, weis ich nicht.“ „Merci beaucoup.“ Maurice ging aus der Küche und drehte sich in der Tür zu Hannes um „Danke für den Tipp.“ „Gerne.“

Hannes war mit Cleo im Garten und lag auf dem Liegestuhl unter dem großen Sonnenschirm. Maurice kam auf ihn zu. „Nochmals danke für den Tipp von vorhin.“ „Nicht dafür.“ Hannes sagte ihm warum er hier sei, wie er seine Schwester getroffen hatte und wie die vorletzte Woche war. „Cool. Du bist ein cooler Typ.“ Maurice war drei Wochen in einem Ferienlager bei Ostende in Belgien. Gestern Abend hätte er mit Kumpels noch etwas „abgehangen“.

Patricia kam von links um die Hausecke auf die kleine Sitzgruppe im Garten zu. Sie setzte sich im Reitersitz auf den Schoß von Hannes und gab ihm einen dicken Kuss „Na, hat uns die Erdrotation wieder zum Leben erweckt?“ Sie drehte den Kopf nach links zu Maurice „Salut Maurice.“ Maurice grüße seine Schwester, in dem er die Hand hob.
„Hattest du auch Probleme mit der Erdrotation?“ Fragte sie ihren Bruder. Maurice sah verwirrt zu Patricia und dann zu Hannes. „Ne, bei ihm war es der Alkohol. Kannst du mir bitte sagen, wo du warst?“ „Oui, beim Bäcker.“ „In Paris?“ Hannes hatte den Satz noch nicht ausgesprochen und wurde schon wieder geboxt.

Hannes kam mit Cleo vom spazieren zurück. Maurice war in der Garage an seiner Yamaha RS 80 am schrauben. Das Moped wollte nicht starten. Hannes schaute sich das Moped an. Er schraubte am Vergaser und reinigte den Kraftstofffilter. Das Moped lief wieder.

In der Küche saßen Franziska und Patricia. Es schien dicke Luft zu sein „Weiß er es?“ Waren die letzten Worte von Franziska und zeigte mit dem Kopf auf Hannes, als er über die Terrasse in die Küche ging. Franziska stand auf und verließ die Küche. Hannes wusste nicht was der Grund an dem Verhalten von Franziska war. Wortlos nahm er eine Tasse aus dem Schrank und machte sich einen Kaffee. Mit der Tasse in der Hand stand er an der Anrichte der Küche und sah zu Patricia. Sie sah ihn an und dann aus dem Küchenfenster. Dieses Verhalten an ihr kannte er gar nicht. Er wartete auf das was sie ihm bis jetzt offensichtlich verschwiegen hatte. Die Minuten vergingen ohne ein Wort zu sagen. Patricia nahm tief Luft und sah ihn an „Komm, wir müssen reden.“ „Offensichtlich!“

In ihrem Zimmer saßen beide auf der Couch. Patricia hatte ihren Kopf auf seiner rechten Schulter liegen. Mit der linken Hand hielt sie seine Hand fest. Hannes merkte das ihr es unglaublich schwer fiel etwas zu sagen.
„Ich hatte dich vor zwei Wochen gefragt, ob du mit mir nach Kambodscha gehen möchtest. Seit ich dich kenne, hat sich bei mir so vieles verändert. Ich spüre, dass ich wieder lebe. Ich bin glücklich. Du machst mich glücklich. Ich möchte nach den Ferien nicht studieren. Ich will Gutes tun und anderen helfen. So wie du es gerne machen würdest.“ „Patricia, ich kann dir nicht im Ansatz folgen. Was hat studieren mit helfen zu tun? Du kannst nach dem Studium immer noch alles machen was du willst. Verbau dir doch jetzt nicht die Chance für dein Leben. Hilfe wird nach deinem Studium auch noch gebraucht.“ „Je t’aime, mon chérie“ Patricia gab ihm einen langen Kuss.
Hannes sah sie an und sein Blick suchte in ihrem Gesicht nach etwas was noch nicht ausgesprochen war. Ihre Blicke trafen sich. „Du willst mir doch jetzt nicht sagen, dass dies alles war? Auch ohne Abi merke ich, dass da mehr ist.“ Sie schaute zu Boden und verzog den Mund. „Hast du einen neuen Freund?“ Sofort sah sie ihn mit zusammen gezogenen Augen böse an und boxte ihn. „Also war diese Frage schon mal falsch.“
Patricia zog ihn von der Couch in Richtung Bett. Eng umschlungen lag sie neben ihm „Liebst du mich?“ „Was ist das für eine blöde Frage! Natürlich. Ich vermisse dich jetzt schon, wenn ich morgen vom Hof fahre. Du bist eine unglaubliche Frau. Ich bin so voller Stolz, ein Teil von dir sein zu dürfen. Natürlich habe ich Angst dich zu verlieren. Was ich mit dir und in diesem Haus erlebe, ist eine andere Liga. Du hast bessere, gebildete und vielleicht auch reichere Freunde als ich.“
Patricia setzte sich auf und schaut ihm böse in die Augen „Ist Geld für dich so wichtig?“ „Für mich nicht! Aber wie sehen dies deine Eltern oder deine Freunde? Das hier ist eine Villa! Glaubst du das ich dir diesen Luxus irgendwie, irgendwann bieten kann? Liebe ist toll. Liebe ist schön. Nur die Realität ist auch da! Mein Zimmer in meinem Elternhaus ist kleiner als dein Bad. Du hast Abitur, ich nicht. Du hast eine Figur von einem Model, schau mich an. Über all dies mache ich mir Gedanken. Ich kann kaum schlafen, weil mein Hirn sich ständig damit beschäftigt. Als ich das erste mal dieses Haus sah, wusste ich, dass du eine andere Liga bist. Was meinst du warum ich dich in Avignon nicht berührt habe? Weil deine Welt nicht die meine ist. Ich baute eine Mauer um mich und ich wollte mich nicht in dich verlieben.“ „Oh, mon chérie, dass ist doch alles nicht so! Nur weil wir im Haus von meinen Großeltern wohnen? Nur weil ich Abi habe?“ „Nein, Patricia. Dies ist es nicht alleine. Es ist viel mehr. Ich wollte dich in dem kleinen Motelzimmer berühren und einfach nur festhalten. Ich hatte nie den Gedanken mit dir schlafen zu wollen. Einfach nur festhalten und dich spüren. Ich hatte aber Angst dir zu nahe zu trete oder Angst vor einer Zurückweisung. Wobei ich nicht weiß, welche Angst größer war. Ich wollte diese Momente nicht zerstören und habe dich beim schlafen beobachten. Dies war reinste Erotik für mich. Ich überlegte über Stunden, was diese unglaublich schöne Frau von mir will. Nur ein kurzes Abenteuer mit einem dummen Jungen aus dem Hunsrück an der Côte d’Azur? Ich überlege und kam zu keinem Ergebnis.“
Patricia kamen die Tränen und streichelte seine Wangen „Diese Gedanken quälen dich seit zwei Wochen? Das ist doch alles Unsinn! Ich liebe dich! Dich! Keine Güter oder Schulabschlüsse. Dein Herz, dein Verstand und Charakter sind es, was dich ausmachen. Hannes, ich bin glücklich mit dir und dies nicht nur für ein kleines Abenteuer. Warum willst du dies nicht endlich begreifen? Lass doch dieses Haus und meine Schulbildung aus dem Spiel. Hast du eine solche Angst vor mir?“ „Ich weiß es nicht. Ich glaube es ist mehr die Angst vor Erwartungen.“ „Welche Erfahrungen? Spinnst du! Meinst du meine Eltern hätten eine Verfügung über mich erlassen, in der steht, dass ich nur einen Mann mit Studium und mindestens einer viertel Million France auf dem Konto lieben darf?“ Hannes schüttelte den Kopf. Er wollte irgendwie diese Diskussion beenden. Es war schon blöd genug gewesen, seine Gedanken auszusprechen. „Nein. Es tut mir leid. Ich möchte dich nicht verlieren.“
Patricia küsste ihn „Warum solltest du dies? Ich liebe dich! Haben wir dies nun endlich geklärt? Und hoffentlich auch für die Zukunft! Bœuf stupide.“

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