Viele haben bestimmt schon in den Nachrichten mitbekommen, dass ein Frachtschiff die Mosel-Schleuse bei Müden kaputt gefahren hat. Wie es zu dem Unfall kommen konnte, ist zur Zeit noch unklar. Das Schiff hatte zum Zeitpunkt der Einfahrt keine Freigabe.
Und wie immer ist das Netz voll mit vielen dumme und sinnfreie Kommentare.
Zur Zeit können 70 Schiffe nicht in den Rhein einfahren und eben auch keine Schiffe nach Luxemburg, Frankreich oder Saarland fahren. Wer soll die Liegezeit der Schiffe bezahlen? Viele Schiffseigner sind Selbstständig und brauchen die Einnahmen. Was ist mir der Ladung die gelöscht werden muss? Gut, dies können Lkw übernehmen, dann liegen die Schiffe immer noch fest. Auch sehe ich bei den Stahlbuden in der Region Saar-Lor-Lux so einige Probleme. Die brauchen Material und Kohle für die Hochöfen. Auch muss Ware aus eben den Produktionen weggeschafft werden. Ähnlich sieht es im Hafen von Trier mit den Container aus. Nun kann der Krisenstarb mal zeigen was er drauf hat.
Ich sprach heute früh mit einem Schiffsführer, ob eine Umleitung über den Rhein-Marne-Kanal möglich sei. Der Schiffsführer kennt sich in diesem Gebiet aber nicht aus, ob diese Passage für größere Binnenschiffe geeignet ist, konnte er mir nicht sagen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation wirtschaftlich auswirken wird. Wer an der Mosel wohnt, weiß, dass es im Frühjahr mit erheblichen Hochwasser zu rechnen ist, also wird sich wahrscheinlich auch die Reparatur in die Länge ziehen.
Ein Polizist meinte heute Früh im Radio, dass nun die Schiffsführer in Urlaub fliegen könnten. Da sieht man mal, welche Ahnung der Mann hat. Die Schiffsführer und Reeder werden zur Zeit andere Sorgen haben.
Am 5. Mai 1937 war der Stapellauf das deutschen Kreuzfahrtschiff „Wilhelm Gustloff“ in Hamburg. Adolf Hitler war bei der Tafe zugegen.
Autorin Naike Juchem
Die Zeit von ihrer Indienststellung bis zur Übergabe als Lazarettschiff, im September 39, war für die „Gustloff“ ziemlich unspektakulär. Nach dem Kriegsbeginn wurde die „Wilhelm Gustloff“ der Kriegsmarine als Lazarettschiff übergeben und lag als Wohnschiff in Gotenhafen – dem heutigen Gdynia.
Bei ihrer Versenkung durch das sowjetische U-Boot S-13 vor der Küste Pommerns, kamen am 30. Januar 1945 mehr als 10.000 Menschen ums Leben – genau weiß es niemand. Bezogen auf ein einzelnes Schiff gilt der Untergang der „Wilhelm Gustloff“ als die verlustreichsten Schiffskatastrophen der Menschheitsgeschichte.
Im Januar 1945 rückt die Rote Armee immer weiter vor, und so sollte die „Wilhelm Gustloff“ als eines der letzten Schiffe Soldaten und Flüchtlinge aus Ostpreußen über die Ostsee nach Westen bringen. Da die „Gustloff“ war inzwischen militärisch grau gestrichen – obwohl für neutrale Schiffe nach internationalem Seerecht die Farbe Weiß vorgeschrieben war.
Die letzte Fahrt der „Wilhelm Gustloff“ mit fatalen Fehler
Kapitän Petersen und drei weitere Kapitäne waren an Bord. Sie kannten die drohende Gefahr durch sowjetische U-Boote, konnten sich aber nicht auf ein angemessenes Vorgehen einigen und rungen stundenlang miteinander um eine Antwort auf die Frage, wie und wann das Schiff seinen gefahrvollen Weg nehmen sollte. Der militärische Kommandant, Korvettenkapitän Wilhelm Zahn, schlug vor, abgedunkelt durch flache Küstengewässer zu fahren, in denen U-Boote nicht operieren konnten. Er setzte sich jedoch nicht gegen Kapitän Petersen durch, der sich angesichts der Überladung des Schiffes für eine Route durch tiefes Wasser nördlich entlang der Stolpe-Bank entschied. Die letzte und todbringende Reise der „Gustloff“ beginnt um 13:10 Uhr. Mit schätzungsweise über 10.000 Menschen an Bord. Darunter 162 Verwundete, rund 340 Marinehelferinnen und 1.100 U-Bootsoldaten. Zum Zeitpunkt des Auslaufens wurden offiziell 7.956 Menschen registriert. Es wird geschätzt, dass weitere 2.500 Flüchtlinge den Weg auf die „Gustloff“ fanden. Auf Befehl sollten statt der 18 Motorrettungsboote für je 96 Personen nur 4 mitnehmen werden. Bei dem sowieso schon vollausgeladenen Schiff, ist diese Maßnahme nicht nachvollziehbar.
Nach Stop vor der Halbinsel Hel, kam der Befehl zum Weitermarsch, denn die Marinesoldaten der 2. U-Boot-Lehrdivision, sollten nach Kiel gebracht werden, um erneut in den Kriegseinsatz zugehen. Trotz feindlicher U-Bootwarnung und mangelhafter Geleitsicherung, von zwei Schiffen und später noch durch das Torpedoboot „Löwe“ , setzte die „Gustloff“ ihre Fahrt fort.
Ein vermeintlicher Funkspruch der Kriegsmarine veranlasste Kapitän Petersen zudem die Positionslichter zu setzen, um eine Kollisionsgefahr mit einem angeblich entgegenkommenden Minenlegergeschwader zu verringern. Durch diese Maßnahme war das Schiff in der Dunkelheit auszumachen. Tatsächlich befand sich kein Minensucher auf Gegenkurs mit der „Gustloff“. Anlass und Absender des Funkspruchs konnten nie geklärt werden.
Auf der Höhe von Stolpmünde wurde die „Gustloff“ gegen 21 Uhr von dem sowjetischen U-Boot S-13 gesichtet. Um 21:16 Uhr ließ dessen Kommandant, Alexander Iwanowitsch Marinesko, aus etwa 700 Metern Entfernung vier Torpedos abschießen. Ein Torpedo klemmte, drei trafen die „Gustloff“ am Bug, unter dem E-Deck und im Maschinenraum. Durch den Treffer im Maschinenraum brach die Stromversorgung ab.
Notrufe die viel zu spät registriert wurden
Unmittelbar nach der Torpedierung ordnete Kapitän Petersen den diensthabenden Funkern der U-Boot-Lehrdivison die Aussendung eines Notrufs über Funk an. Die „Gustloff“ verfügte über drei Funkanlagen mit größerer Reichweite, die erst drei Tage zuvor in der Werft in Gotenhafen installiert wurden. Durch den Stromausfall an Bord war die Funkanlagen unbrauchbar. Ferner wurden durch die Explosionen an Bord die Röhren der Sender und Empfänger beschädigt. Ein Notruf via Funk durch die Funkstation war also unmöglich, unter anderem auch deshalb, weil die Batterien für den Notbetrieb nicht geladen waren. Auf der Brücke befand sich ein tragbares UKW-Sprechfunkgerät, welches aber über eine sehr geringe Reichweite von wenigen Tausend Metern verfügte, und nur zur Kommunikation innerhalb eines Konvois diente.
Der 20-jährige Funkgefreite Rudi Lange versendete über dieses Funkgerät Notrufe, doch wurden die Funksprüche anfangs von keinem empfangen. Das Torpedoboot „Löwe“ verfügte zwar über Empfangsmöglichkeiten, doch war die Station zum Zeitpunkt des Untergangs nicht besetzt. Erst nachdem die Gustloff rote Leuchtsignale geschossen hatte, nahm die „Löwe“ Kontakt mit der „Gustloff“ auf, und verbreitete den Funkspruch um 21:30 auf der Frequenz der U-Bootflotte – aber nicht auf der Frequenz der zuständigen Leitstelle Oxhöft der 9. Sicherungs-Division. Wegen dieser falsche Frequenz erfuhr die Leitstelle und die angeschlossenen Schiffe viel zu spät vom Notruf der „Gustloff.“
Ein Alptraum unter Deck von einem der wenigen Überlebenden
Der Torpedotreffer mittschiffs hatte das leer gepumpte Schwimmbad im Unterdeck getroffen. Dies war die Notunterkunft vieler Marinehelferinnen. Dort spietlen sich grauenvolle Szenen ab. „Unter den Füßen der Flüchtenden waren Menschenleiber, meist Frauen und Kinder, gefallen, niedergerissen, totgetrampelt“, erinnert sich der Überlebende Heinz Schön, damals ein 18-jähriger Zahlmeister-Assistent. „Willenlos wurde ich nach oben getragen, eingeklemmt in ein tobendes schreiendes Menschenbündel, in dem sich einer an den anderen klammert. Auf den zwei Meter breiten Treppen hoch zu den Decks bildete sich schnell ein Teppich aus Toten. Es starben Schwache, es starben Kinder, und es starben diejenigen, die den Gestrauchelten aufhelfen wollten.“ So Schön in einem Interview.
Der Kampf um die vier Rettungsboote
Vor Heinz Schön stehen zwei Offiziere der Kriegsmarine mit entsicherten Pistolen: „Nur Frauen und Kinder!“ Ein alter Pfarrer drückt Schön ein Baby aus der Entbindungsstation in die Hand, der Pfarrer selbst trägt die Mutter. Ein Leutnant schafft ihnen Platz.
Herbeieilende Schiffe konnten nur 1.252 Menschen retten, darunter alle vier Kapitäne und den Marinemaler Adolf Bock, dessen Berichte und Bilder später unter anderem im Stern veröffentlicht wurden. Das Torpedoboot „Löwe“, das die „Wilhelm Gustloff“ begleitet hatte, rettete 472 Menschen, das hinzugekommene Flottentorpedoboot T 36 unter Kapitänleutnant Robert Hering weitere 564 Überlebende aus Booten, von Flößen und aus dem Wasser. T 36 wurde während der Rettungsaktion ebenfalls von S 13 angegriffen, wehrte sich aber mit Einsatz von Wasserbomben, worauf das sowjetische U-Boot abdrehte. Das Minensuchboot M 341 rettete 37, der Marinetender TS II 98, das Minensuchboot M 375 43 und der Frachter „Göttingen“ 28 Menschen. Zwei wurden in den Morgenstunden von dem Frachter „Gotenland“ geborgen, sieben von dem Torpedofangboot TF 19, ein Kleinkind vom Vorpostenboot Vp 1703.
Nur wenige Minuten nach den Torpedotreffern passierte der Schwere Kreuzer „Admiral Hipper: die sinkende „Wilhelm Gustloff.“ Der Kommandant der „Admiral Hipper“ entschied jedoch, nicht anzuhalten, um an der Bergung der Schiffbrüchigen teilzunehmen. Seine Begründung, man habe Torpedolaufbahnen gesehen und daher nicht angehalten, wurde von Experten angezweifelt. Da ein U-Boot längere Zeit zum Nachladen braucht, konnte die „Admiral Hipper“ ohne Probleme Kiel erreichen.
Gegen 22:15 Uhr, sank die „Gustloff“ etwa 12 Seemeilen von der pommerschen Küste bei Leba und liegt in 45 Meter Tiefe.
Abschießen die Frage, ob die Torpedierung der „Gustloff“ als Kriegsverbrechen eingestuft werden kann
Einfache Antwort: Nein
Die Torpedierung war kein Kriegsverbrechen, da Wehrmachts Soldaten vor dem Auslaufen der „Gustloff“ notdürftig ein paar Flakgeschütze auf das oberste Deck montierten, galt das Schiff somit als Kriegsschiff. Die Versenkung war vielmehr eine Tragödie, die in erster Linie durch Gewissenlosigkeit verursacht worden war – nach Stop vor der Halbinsel Hel und dem Befehl zur Weiterfahrt. Da Hitlers Reichsregierung die Ostsee am 11. November 1944 zum sogenannten Operationsgebiet erklärte und Deutsche Kriegsschiffe den Befehl hatten, „auf alles zu feuerten was schwimmt“, sind sich die Experten einig, dass die dann auch für den Gegner galt. Außerdem hatte die Sowjetunion nie eine der Konventionen zur Seekriegsführung unterzeichnet.
Heute liegt das Wrack zwölf Seemeilen vor der polnischen Küste, in der Nähe des Kurorts Leba in 45 Metern Tiefe. In polnischen Seekarten ist es als Navigationshindernis Nr. 73 verzeichnet.
Warum mir diese Tragödie so wichtig ist, möchte ich auch gerne schreiben. Eine meiner Freundinnen kommt aus Polen und deren Mutter war auf dem vorrausfahren Schiff gewesen. Eine andere Freundin kommt aus Gdynia und durch sie und ihre Schwester habe ich über die „Wilhelm Gustloff“ sehr viel erfahren. Im Oktober 2020 und September 2021 war ich im Marine Museum in Gdynia und las erschütternde Berichte von Menschen, die in den nachfolgenden Tagen tausende Todesopfer an den Stränden der Danzigerbucht sahen.
Quellen: – Polanska Radio – Marine Museum Gdynia – Dr. Willi Kramer – Christopher Dobson: Die Versenkung der „Wilhelm Gustloff „