Archiv der Kategorie: Allgemein

Ehemaliger Grenzturm an der innerdeutschen Grenze

Einer der letzten Grenztürme von der ehemaligen innerdeutschen Grenze an der Bundesstraße 84

Die B 84 ist in diesem Bereich Teil einer uralten Handelsstraße. Aus dieser entwickelte sich später die Fernverbindung, die heute noch Frankfurt-Leipziger Straße genannt wird. Sie gilt als die bedeutendste Verkehrsader der Region. Besondere Bedeutung erhielt sie in der Zeit der napoleonischen Kriege und der französischen Fremdherrschaft zwischen 1806-1813.

Mit dem Aufbau der Grenzsperranlagen zwischen der BRD und DDR durfte die Straße hier für den öffentlichen Verkehr nicht mehr genutzt werden.
Zunächst gab es im Umfeld der Straße auf DDR-Seite mehrere Erdbeobachtungsbunker und Beobachtungstürme aus Holz. Ab 1965 baute man auch Bunker aus Beton-Fertigteilen. Im Jahre 1969 begannen die NVA-Grenztruppen bzw. die NVA-Pioniere entlang der gesamten Grenze mit der Errichtung runder Beton- Beobachtungstürme in variierbarer Höhe. In der Region setzte sich zumeist die Form BT-11r (auf Betonfundament 11 Turmschaftsegmente 1 Meter Höhe + Beobachtungskanzel) durch. Wegen besserer Standfestigkeit von viereckigen Türme, ging man ab 1976 zur quadratischen Bauform über. Die Grundfläche betrug ca. 2 x 2 bzw. 4 x 4 Meter.

Der Schutzstreifen an der Frankfurt-Leipziger Straße hatte keinen Rundturm außer der Sonderform BT-7r am Standorfsberg. Dieser wurde aber als Standort für einen der ersten viereckigen Türme an der innerdeutschen Grenze ausgewählt. Die Errichtung erfolgte im März 1976. Der Turm hat eine Grundfläche von 2 x 2 Meter und einem Anbau für die Stromversorgung. Dieser Anbau wurde als Experimentalbau bezeichnet. Er entspricht der Form BT-9 (auf Betonfundament 9 Turmsegmente 1 Meter Höhe + Beobachtungskanzel) und ist bis heute erhalten geblieben.
Auch bei Point Alpha steht ein solcher Turm der Form BT-9. Dieser wurde aber erst im August/September 1989 errichtet, als Nachfolger eines Rundturms BT-11r mit Achteckkanzel, der seinerzeit (etwa 1969) den alten Holzturm abgelöst hatte. Die einfachen Beobachtungstürme waren im Gegensatz zu den Führungsstellen zumeist nicht ständig besetzt. Sie enthielten aber alle Standardausrüstungen, wie Stromversorgung, Grenzmeldenetz, Erste-Hilfe-Satz, Reinigungsgerät, Heizkörper, Sitzhocker, Feuerlöscher und für alle Havariefälle auch eine Strickleiter. Funkgerät, Fototechnik und Beobachtungshilfen wurden dagegen in der Regel von den Grenzsoldaten mitgeführt.

Auf westlicher Seite der Frankfurt-Leipziger Straße stand an der Grenze eine Holzbarriere. Der östliche Teil der Straße war durch verschiedene Grenzsperr- einrichtungen unpassierbar gemacht worden. Das Durchlasstor im Grenzzaun I befand sich weiter südlich im Feld.
Unweit der Grenze in Richtung Buttlar wurde 1956 im Dienst der Gefreite der DDR-Grenzpolizei Waldemar Estel von einem ausländischen Grenzgänger erschossen. Diese Tat hatte nach heutigen Erkenntnissen kein politisches Motiv und konnte nie ganz aufgeklärt werden. Am Tatort, knapp 500 Meter nordöstlich vom Grenzturm, befindet sich rechts neben der Straße ein Gedenkstein.

Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 war der Beginn einer Serie von Grenzöffinungen, die auch im ehemaligen Geisaer Amt ihre Fortsetzung erlebte. Entsprechend der besonderen Gewichtung hatte der Übergang zwischen Buttlar und Rasdorf/Grüsselbach auf der Frankfurt-Leipziger Straße erste Priorität. Gegen 6.00 Uhr am Morgen des 18. November 1989 wurde die Grenze geöffnet. Es entstand eine Grenzübergangsstelle (GÜSt) für Fahrzeugverkehr. Doch diese Einrichtung hatte im Zuge der weiteren Ereignisse nur kurze Lebensdauer.

Hildegard von Bingen

Die Ewigkeit gleicht einem Rad, das weder Anfang noch Ende hat
(Hildegard von Bingen)

Hildegard von Bingen

Wer war diese Frau?
Nach der Historie ist belegt, dass Hildegard als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters war.
Ihre Werke beschäftigen sich unter anderem mit Religion, Medizin, Musik, 
Ethik und Kosmologie.

Die vielen Schriften von Hildegard waren für den Klerus schon eine harte Kost, denn so schrieb sie zum Thema Begierde und Sexualität, dass diese ein göttlicher Willens sei. Denn ungeachtet der traditionellen Verurteilung der Sexualität an anderen Stellen ihrer Schriften wird die sexuelle Lust als göttliche Kraft interpretiert. Denn ausdrücklich erkennt sie im „Streben der Begierde und der Zeugungskraft des Mannes“ ein Zeichen der „Liebeskraft Gottes“.
Mit solchen und anderen Texten zählt Hildegard definitiv zu den ersten emanzipierten Frauen jener Zeit. Auch war sie Beraterin für viele Adligen und Bischöfe.
Ein umfangreicher Briefwechsel und auch Ermahnungen zwischen Hildegard und jenen hochgestellten Persönlichkeiten haben die Jahrhunderte überdauert. Hildegard hat sich sprichwörtlich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.

Eine Frau, die 833 Jahre nach ihrem Tod offiziell heilig gesprochen wurde, gibt in ihrer Biographie immer so sehr viele Rätsel auf.
Wenn man den Historiker glaubt, wurde Hildegard als Tochter der Edelfreien Hildebert und Mechtild geboren. Weder der genaue Geburtstag noch der Geburtsort werden von Hildegard oder zeitgenössischen Biografen genannt. Ihr wahrscheinliches Geburtsdatum lässt sich anhand ihrer Schrift „Scivias“ recht nah eingrenzen. So musste Hildegard als 10. Kinder einer Adelsfamilie zwischen dem 1. Mai 1098 und dem 17. September 1098 geboren sein.
Nach neueren wissenschaftlichen Forschungsergebnissen aus dem Ende des letzten Jahrtausends stammt Hildegard von dem in einer Urkunde von 1112 genannten Hildebert (Hildebrecht) von Hosenbach (dem heutigen Niederhosenbach in der Verbandsgemeinde Herrstein) ab. Hildebert wird im Jahr des Eintritts vom  Hildegard als Inkluse am Kloster Disibodenberg in einer Urkunde benannt.
Hildegards Mutter war Mechthild von Merxheim. Es ist demnach davon auszugehen, dass Hildegard am Stammsitz ihrer Familie die ersten acht Jahre ihres Lebens verbracht hat.

Nun noch ein paar Informationen zu dem Kloster Disibodenberg bei Odernheim am Glan.

Das Kloster Disibodenberg war eine große Baustelle, als zu Allerheiligen 1112 drei junge Frauen als Inklusinnen aufgenommen wurden: die 20-jährige Jutta von Sponheim, die 14-jährige Hildegard sowie eine weitere 14-jährige Jutta.

Fast 40 Jahre gab es nun auf dem Disibodenberg ein benediktinisches Doppelkloster. Die Frauen lebten zurückgezogen in einer Klause, am Rand der großen Klosteranlage. Zunächst war Jutta die Magistra der Frauenklause. Ihre Gemeinschaft wuchs in 24 Jahren auf zehn Schwestern an.

Nach Juttas Tod 1136 wählten die Schwestern Hildegard zur Leiterin der Frauenklause. Hildegard reformierte einige strenge Vorgaben Juttas und kürzte unter anderem die langen Gebetszeiten. Im Jahr 1141 empfing Hildegard große Visionen, von denen sie in ihrem Buch „Scivias“ berichtete. Ein zeitgenössisches Bild zeigt sie bei der Niederschrift ihrer Visionen auf Wachstafeln. Sie thront selbstbewusst unter einem romanischen Bogen, fünf Feuerzungen des Heiligen Geistes kommen auf sie herab. Ihr zur Seite – durch eine Mauer getrennt – sitzt der gelehrte Mönch Volmar auf einem Bänkchen, hält weißes Pergament in seinen Händen und steckt seinen Kopf durch ein Fenster. Ein Hinweis, dass er bei der Übertragung ihrer Texte in einen Kodex half, aber auch ein Hinweis auf die räumliche Trennung der Nonnen und Monche.

Das Signal zum Umzug auf den Rupertsberg war 1148 die Anerkennung Hildegards als Seherin durch Papst Eugen Ill. Hildegard war nun berühmt, wollte die Abgeschiedenheit auf dem Disibodenberg hinter sich lassen und im Zentrum des damaligen Reiches ihr eigenes Kloster gründen. Doch bis mit Hilfe reicher Unterstützer auf dem Rupertsberg bei Bingen erste Behausungen gebaut und die verfallene Rupertskapelle wieder hergestellt waren, sind ein paar Jahre vergangen. Spätestens zur Weihe der renovierten Kapelle am 1. Mai 1152 wird sie mit ihren 20 Schwestern am Rhein eingetroffen sein.

Leider wurden alle Wirkungsstätten von Hildegard in den Turbulenzen des Dreißigjährigen schwedischen Truppen zerstört.

Die Burg Landeck bei Klingenmünster

Die Burg Landeck im geschichtlichen Überblick

Die erste Erwähnung der Burg Landeck liegt nach urkundlicher Erwähnung im Jahr 1237. Die Burg hat damals aber schon bestanden, denn es handelt sich um einen Teilungsvertrag der Leininger Güter zwischen den Grafen Friedrich lll. und Emich IV. von Leiningen und nicht um eine Gründungsurkunde. Emich erhielt Landeck mit allen ihren Gütern. Die Burg war ein Reichslehen. Lehnsherren waren die Grafen von Zweibrücken und die Grafen von Leiningen. 1290 verlieh König Rudolf von Habsburg nach dem Tod Emichs V. von Leiningen-Landeck die zurückgefallene Hälfte der Reichsburg an seinen Neffen, den elsässischen Landvogt Otto IV. von Ochsenstein. Seit Beginn des 14. Jahrhunderts versuchte die Abtei Klingenmünster, Landeck und die umliegenden Güter als ihr Eigentum auszuweisen. Das betraf vor allem die Anteile der Ochsensteiner. Auch die Pfalzgrafen bei Rhein strebten danach, sich der Burg zu bemächtigen. So geschah es, dass 1405 Friedrich von Ochsenstein ein Viertel seines Anteils an den Bischof Raban von Speyer verkaufte und es sodann drei Besitzerparteien auf der Burg gab, die Grafen von Zweibrücken-Bitsch, die Herren von Ochsenstein und das Bistum Speyer. 1525 gelang es den Bauern des elsässischen Kolbenhaufens die Burg zu erobern und niederzubrennen.Es scheint aber, dass die Schäden bald wieder behoben waren. Nach dem Aussterben der Herren von Ochsenstein 1485 und der Grafen von Zweibrücken-Bitsch-Lichtenberg 1570 erhöhten die pfälzischen Kurfürsten ihren Besitzanteil an der Burg zunächst auf drei Viertel und vervollständigten ihn schließlich 1709 durch Tausch mit dem Bistum Speyer. Mittlerweile war die Burg jedoch durch französische Truppen zerstört worden. Doch Kurpfalz blieb alleiniger Besitzer bis zur Französischen Revolution. Die eindrucksvolle Burgruine gehört heute zu den von ,Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz“ verwalteten denkmalgeschützten Objekten.


Der Bergfried

Der Bergfried

Das architektonische Schmuckstück der Burg ist der noch bis zu einer Höhe von 23 Metern aufragende, mit 9 x 8,50 m fast quadratische Bergfried. Er gehört zu den schönsten und besterhaltenen Wehrtürmen der Pfalz, gilt gleichsam als Musterbeispiel eines Bergfrieds überhaupt. Seine Wände sind durchgehend mit vorzüglich gearbeiteten Buckelquadern verkleidet. Mit Ausnahme der Zugangstür und einigen Lüftungsschlitzen verfügt der Turm über keine weiteren ursprünglichen Öffnungen. Die regelmäßig über die Turmwände verteilten quadratischen Löcher sind sogenannte Rüst- oder Gerüstlöcher. In ihnen steckten einst die Streben des freitragenden Baugerüsts. Typisch für einen mittelalterlichen Bergfried ist der hochgelegene Eingang in den Turm mit dem davor angebrachten Podest, an das ein hölzerner Treppenaufgang gelehnt war. Bei Gefahr konnte sich die Burgbe satzung darüber für eine gewisse Zeit gefahrlos in den Turm zurückziehen und die Treppe zumindest teilweise einreißen In späterer Zeit ist in Höhe des Wehrgangs ein Zugang auf die Mantelmauer gebrochen worden. Zu ihm gelangt man heute über eine Außentreppe. Der ursprüngliche Turmeingang kann nicht mehr genutzt werden. Das Burgmuseum im Turminnern ist erweitert und neu eingerichtet worden.

Die Zisterne

Die Zisterne

Zisternen waren auf den Burgen die üblichen Vorrichtungen, mit denen Regenwasser zur Verwendung als Brauchwasser aufgefangen wurde. Auch Burg Landeck verfügte über eine Zisterne. die sich im Burghof befindet.Es handelt sich um eine restaurierte Filterzisterne. Im Gegensatz zu einer Tank- zisterne, die lediglich Regenwasser auffing, wird bei einer Filterzisterne das eingelaufene Wasser von Schmutz und Beimengungen gereinigt. Eine Filterzisterne verfügt über eine Sickergrube und einen Entnahmeschacht. Das Zisternenbecken ist mehrere Meter tief in den Felsboden eingegraben worden. Meistens wurden die Wände zusätzlich mit Tonschichten abgedichtet. Auf Landeck misst das Becken acht Meter im Quadrat. In der Mitte steht der wie eine Brunnenröhre aussehende Entnahmeschacht. Seine untere Steinreihe ist mit Öffnungen versehen. Um den Schacht herum ist das gesamte Zisternenbecken mit Geröll, Sand und zerschlagenem Felsgestein verpackt und verdichtet. Die meisten Zisternen waren mit einem Steinpflaster belegt, so auch auf Landeck. Es entstand somit ein zur Nutzung verfügbar gemachter Fußboden. Das von den Dächern gewonnene Regenwasser floss in Rinnen geleitet über den Burghof hin zur Zisterne und drang durch eine oder mehrere Einlaufoffnungen im Fußboden in die Gesteinsschichten ein, wo es zum Zisternenboden hin einsickerte. Verunreinigungen blieben an den Steinen hängen. Man vermutet, dass das Wasser auch mit Mineralien versetzt worden ist, sodass es in gewissen Grenzen trinkbar war. Durch die Öffnungen im Entnahmeschacht sickerte das Wasser in die Schachtröhre ein und konnte mit einem Eimer über eine Haspel nach oben transportiert werden.


Quelle: Landeckverein e.V.
Text: Peter Pohlit, Annweiler

Die Marksburg

Immer wieder bemüht sich die Burgenforschung um eine klare typologische Erfassung der Burgen durch Zuweisung in bestimmte Kategorien. Dabei orientiert man sich an der topografischen Lage, der Funktion und der Bauform. Doch alle bisherigen Versuche, Burgen in eine logische und verständliche Typologie zu zwängen, blieben unbefriedigend, da Burgen eben keine schematischen sondern individuell geprägte Bauwerke sind.

Nimmt man z.B. die Topografie als Kriterium, so unterscheidet man generell zwischen der Höhenburg und der Niederungsburg, die im flachen Gelände steht und zumeist als Wasserburg ausgeprägt ist. Nun gibt es aber Wasserburgen mit Wassergräben und Burgen, die auf Inseln in Seen, Teichen oder Flüssen (Pfalzgrafenstein), sogar auf Meeresinseln ruhen. Ausnahmsweise können auch Höhenburgen Wassergräben aufweisen (Stahleck über Bacharach).

Bei den Hohenburgen lassen sich solche in Gipfel lage (Marksburg) und solche in Spornlage unter- scheiden. Spornburgen, die bewusst den natürlichen Schutz von nach drei Seiten abfallenden Bergspornen und Vorgebirgen suchten, sind seit dem 12. Jahrhundert ein besonders häufiger, auch im Mittelrheintal bevorzugter Lagetyp (Sterrenberg, Stahleck, Gutenfels), dabei manchmal auch in Hanglage (Ehrenfels). Um dem mit der Spornlage verbundenen Nachteil einer Überhöhung durch die angrenzenden Berghänge zu begegnen, stellte man der Bergseite gerne den Bergfried (Gutenfels) oder eine verdickte Mauer, eine Schildmauer, entgegen (Sterrenberg, Stahleck, Ehrenfels, Schönburg)
Unterscheidet man Burgen gemäß ihrer Funktionen, so scheitert man sofort, da die meisten Burgen im Mittelalter mehrere wichtige Aufgaben zugleich erfüllten: Schutzbauten, Wohnsitze, Zentren des höfischen Lebens, der Gerichtsbarkeit, der Verwaltung der Wirtschaft sowie Symbole der Herrschaft, Macht und der Landesbefriedung (Landesburg). Am Rhein kommt noch die Erhebung von Zöllen hinzu. Begriffe wie ,,Zollburg“, ,,Stadtburg“ oder ,,Hafenburg“ vermengen freilich Funktion und Topografie.

Leider fällt auch die Untergliederung von Burgen nach ihren Architekturelementen schwer. Eine ,,Schildmauerburg“ z.B. ist ebenso ein architekto nischer Bautyp wie ein topografischer, da Schildmauerburgen sich nur auf Vorgebirgen finden. Auch gab es Burganlagen, sogenannte Mantelmauerburgen, die zur Betonung ihrer Gipfellage die Ringmauer extrem hoch ausführten, so dass sie aus der Ferne wie gewaltige Türme wirkten. Ähnlich problematisch ist der Terminus ,,Felsenburg“. Diesen in den Fels hinein gearbeiteten Burgen fehlen zwar zumeist solche Bauten wie Bergfried, Palas, Zwinger etc., doch lassen sie sich baulich aber auch nicht eindeutig definieren. Topografisch gehören sie zur Kategorie der Höhenburgen (z. B. Fleckenstein/Elsass)

Alle Typologien werden freilich durch den Umstand eliminiert, dass bei vielen Burgen Funktion und Architektur einem steten, mitunter sogar gravierenden Wandel unterlagen. Aus Wohnsitzen von Adeligen konnten Landesburgen werden, auf denen fortan Verwalter saßen. Dabei konnten sie von schlichten Schildmauerburgen zu mächtigen Festungen mutieren.

Die Marksburg ist in topografischer Hinsicht leicht zu klassifizieren. Sie gehört generell zur Gattung der ,,Höhenburgen“ und innerhalb dieser zur Gattung der ,,Gipfelburgen“. Funktionell wird die Kategorisierung schon schwerer, denn die Marksburg durchlief mehrere unterschiedliche Funktionen, wuchs vom Sitz Eppsteinischer Vasallen (Gefolgsleute) zum landesherrschaftlichen Burgschloss diente im 18. Jahrhundert sogar als kleiner Garnisonsstandort mit Festungscharakter, aber auch als Staatsgefängnis und Invalidenheim. In gewissem Sinne war die Marksburg zeitweilig auch eine echte Schutzburg, denn die mächtigen Grafen von Katzenelnbogen benötigten sie im 14. Jahrhundert zur Sicherung ihres in unmittelbarer Burgnähe betriebenen Silberbergbaus.

Das indonesische Militär feuerte am 2. April 2024 Schüsse ab

Foto von Naftall T.

Das indonesische Militär feuerte am 2. April 2024 Schüsse ab, als es Demonstranten in Waena, Jayapura, West-Papua, gewaltsam auseinandertrieb.

Die Demonstranten forderten die indonesische Regierung und die Vereinten Nationen auf, den Fall der Folterung von Warinus Murib durch das indonesische Militär in der Regentschaft Puncak bis zum Tod des Opfers im März 2024 unverzüglich aufzuklären. Die Demonstranten kamen aus dem West Papua National Committee, Studenten und anderen zivilen Organisationen und das papuanische Volk wurde vom indonesischen Militär in Waena gewaltsam aufgelöst.

An verschiedenen Sammelpunkten wurden um 08:10 Uhr mehr als 60 humanitäre Aktivisten vom indonesischen Militär in Sentani festgenommen.

Die friedliche Demonstration wurde vom indonesischen Militär in West-Papua gewaltsam aufgelöst. Deshalb wurde es an die internationale Menschenrechtsgemeinschaft weitergeleitet und forderte die indonesische Regierung auf, dem papuanischen Volk den größtmöglichen demokratischen Raum zu eröffnen, damit es seine Meinung öffentlich äußern kann.

Als humanitäre Aktivisten in West-Papua fordern wir die Vereinten Nationen und internationale Menschenrechtsinstitutionen dringend auf, West-Papua unverzüglich auf eine Reihe außergerichtlicher Tötungen und Verhaftungen von Zivilisten und Aktivisten während des bewaffneten Konflikts zwischen dem indonesischen Militär und Freiheitskämpfern in West-Papua zu überprüfen.

Der Wahnsinn von einem Krieg

Gaza am 5. April 2024

Ich wollte mich eigentlich zu dem Krieg zwischen Israel und Palästina nicht mehr äußern.
Ich bekomme täglich Fotos, Videos und Berichte von Menschen aus Palästina geschickt, bei denen mir das Herz blutet.

Ich stelle mich auf keine Seite der Kriegsparteien! Nur kann ich langsam  nicht mehr mit ansehen, wie unschuldige Menschen getötet und Infrastrukturen vom israelischen Militär zerstört werden.
Es reicht!

Wenn man sich in der westlichen Welt und Deutschland besonders gegen diesen Irrsinn an Krieg stellt, kommt sofort die Antisemitismuskeule von Israel. Aha!
Meine Generation und die Generation davor haben mit dem Holocaust NICHTS zu schaffen, denn wir waren noch nicht einmal geboren oder selbst noch Kinder. Deutschland hat in vergangenen Jahrzehnten mehr als Genügend Geld dafür bezahlt. Also versteckt euch nicht hinter etwas, was wir nie getan und schon gar nicht gewollt haben.

Gaza am 5. April 2024

Was tut Israel aktuell der Bevölkerung von Palästina an? Wenn man mit Maschinengewehre auf Schafe und Bauern schießt, kann man wohl kaum von einer Vernichtung gegen die Hamas sprechen. Wenn man mit brachial Gewalt Infrastrukturen zerstört, kann man kaum gegen eine Vernichtung der Hamas sprechen.
Wenn man Kinder mit Waffen bedroht, kann man kaum von einer Vernichtung der Hamas sprechen.
Israel betreibt Völkermord. Man muss es endlich klar und deutlich sagen.

Auch kann man von keinem Präzisionseinsatz vom Mossad oder dem Militärgeheimdienst Aman sprechen, wenn täglich zig Zivilisten und Kinder Opfer von einem äußerst brutal geführten Krieg gegen Palästina getötet werden. Was Israel abzieht, ist ein Genozid an einem Volk!

Gaza am 5. April 2024

Israel verstößt gegen die Genfer Konventionen, sowie gegen die internationale Genozid-Konvention.
Der Sicherheitsrat der UN muss endlich den Internationalen Strafgerichtshof beauftragen, damit dieser Wahnsinn ein Ende findet.
Denn Israel begehrt nachweislich Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Diese systematische Übergriffe auf die Zivilbevölkerung sind mittlerweile belegt.
Im Völkerrecht stellen die Kampfhandlungen von Israel zudem den Tatbestand  des Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen den Frieden, und auch Völkermord dar.

Gestern, den 5. April, wurde sich immerhin geeinigt, dass man die Grenzübergänge Rafah, Kerem Schalom, Karmi und Erez wieder öffnet, um humanitären Hilfe, sowie die Ausbreitung von Krankheiten und den Tod von Kindern durch Unterernährung und Dehydrierung zu verhindern. Gleichzeitig wurde aber auch angekündigt, dass der Beschuss weiter – und sogar noch intensiver geführten würde.
Wie können Menschen nur solche Gedanken öffentlich äußern?

Brot, Wasser und Reis für die notleidende Bevölkerung und gleichzeitig noch ein paar Dutzend Bomben abwerfen und Raketen abschießen. Hilfe für Menschen, denem man eigentlich gar nicht helfen möchte.
Dieser gegenseitige Hass und Verachtung wird durch Bomben, Tod und Zerstörung immer mehr. Wann begreifen dies endlich ALLE Kriegsparteien.

Die Fotos von Gaza wurden am 5. April 2024 aufgenommen und mir privat zugeschickt.
Ich poste bewusst keine Fotos oder Videos von schwerst traumatisierte und verletzten Kinder und Menschen, denn diese Bilder sind nichts für schwache Nerven.

Naike Juchem, 5. April 2024

KZ Dachau

Heute Abend stehe ich unweit von dem KZ Dachau.
Leider kam ich etwas zu spät, um nochmal vernünftige Fotos zu machen. Irgendwie hatte ich doch noch einen Zugang gefunden und konnte zumindest noch einige Fotos machen.


Ich war schon mehrmals in dieser Gedenkstätte, und jedesmal habe ich einen Klos im Hals, wenn ich mir bewusst werde, dass auf diesem Gelände – und zahlreichen Außenlagern ab 1933 über 200.000 Menschen aus ganz Europa interniert waren.
Über 43.000 Menschen verloren in diesem Konzentrationslager ihr Leben, bis am 29. April 1945 US-Amerikanische Truppen dieses Lager eingenommen hatten.

Das Konzentrationslager wurde bereits im März 1933 für politische Gefangene errichtet. Es diente als Modell für alle späteren Konzentrationslager und stand unter der Herrschaft der SS. Politische Gefangene waren alles Menchen, die sich nicht einem nationalistischen Denken hingaben, die ihre Meinung frei äußerten – oder den Nazis ein Dorn im Auge waren. Man kann es auch politische Willkür von einem Wahn beschreiben.

Bald ist die Befreiung dieses KZ’s 79 Jahre her, und es gibt seit Jahren immer mehr Menschen, die den Holocaust leugnen oder diesen gerne wieder aufleben lassen möchten.
NIE wieder darf ein solches Verbrechen an Menschen auf europäischen Boden passieren!NIE wieder!

Wenn eine rechtspopulistische Partei wie die AfD den rechten Arm strecken, Gedenkstätten als „Denkmal der Schande“ bezeichnen, haben all diese Menschen nichts von der Geschichte gelernt. Sie sind eine Schande für Deutschland, für unsere Demokratie und Gesellschaft.
„Demokratie muss Rechtspopulismus aushalten.“ NEIN! Denn der Rechtspopulismus zerstört unsere Werte der Gesellschaft und Zivilisation. Diesen Punkt gibt es auch nicht zu verhandeln.

Naike Juchem, 13. März 2024

Anbei noch Fotos von meinen früheren Besuchen in der Gedenkstätte Dachau

Der Rechtspopulismus in Europa

Seit Jahren nimmt der Rechtspopulismus in Europa zu und man fragt sich: Warum

Autorin Naike Juchem

Niederlande, Italien, Deutschland,  Ungarn, Österreich, Finnland und Polen sind nur einige der Länder in Europa, wo man einen immer weiter steigenden Rechtspopulismus sehen kann.

Über 10.000 Menschen demonstrierten im Februar in Trier gegen Rechtspopulismus

Warum ist dies so? Bei vielen Rechten Parteien stehen Frauen an der Spitze.  Dieser Trend kommt von Marine Le Pen. Sie vermittelte mit ihren rechtspopulistischen Aussagen eine Art  mütterlichen Schutz. Mit Le Pen hat sich auch die Sprache der Schlagwörter geändert. So hieß es unter ihrem Vater, Jean-Marie Le Pen, noch Rasse. Nun sagt man Kultur. Oft werden Wörter wie: Souveränität und Identität benutzt.
In Deutschland benutzt die AfD gerne das Wort: Leitkultur.

Frauen wie Alice Weidel, Giorgia Meloni oder auch Marine Le Pen haben dem nationalistischen Denken eine weichere Form gegeben, als man es von ihren männlichen Kollegen mit ihrem Macho-Gehabe kennt. So ist es nicht verwunderlich, dass das „schwache Geschlecht“ Schlagwörter benutzt wie zum Beispiel : Sicherheit, Sexuelle Belästigung  oder Vergewaltigung. Als ob ausnahmslos Migranten oder Asylsuchende diese Verbrechen begehen.
Die männliche Wählerschaft schlagen natürlich in die gleiche Kerbe, denn sie sehen die Frauen in Gefahr und stellen sich dann wie die großen Beschützer hin.

Die Wählerschaft wird bewusst manipuliert, und sie merkt es nicht. Einzelfälle von Straftaten welche Migranten begangen haben, werden von einigen Fernsehsender und Boulevardzeitungen aufgeputscht, wodurch eine Verzerrungen der Realität entsteht. Wer nicht oder objektiv über solche Fälle berichtet, wird als Lügenpresse und Staatsmedien betitelt.
Man glaubt nur noch was die anderen sagen. 
All jene Menschen brüllen ständig von Fake-News und Manipulation. Wie sehr sie manipuliert werden, sehen sie alle nicht, denn ihr Feindbild steht fest: Migranten und Asylsuchende.

Das Jahr 2024 ist und wird ein wichtiges Wahljahr in und für Europa. Denn am 9. Juni stehen die Wahlen zum EU-Parlament an. Im Herbst stehen Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen an.
Gerade in diesen drei Bundesländer gewinnt die AfD an Zulauf, was für eine vernünftige Regierungsbildung äußerst schwierig werden könnte.

Wenn eine Partei wie die AfD von Remigration sprich, sollte man sich in Deutschland schon seine Gedanken machen, denn eine Völkervertreibung gab es schon einmal. Wohin dies geführt hat, kann jeder in den Geschichtsbücher nachlesen.

Naike Juchem, 13. März 2024

Weltfrauentag

Der 8. März steht als Weltfrauentag, doch viele wissen nicht, für was dieser Tag überhaupt steht. Daher nun mal eine kleine Einordnung wie immer noch im Jahr 2024 Frauen diskriminiert und unterdrückt werden.

Vor 113 Jahren wurde der erste Weltfrauentag gefeiert. Nun, ich mag mir gerade vorstellen welch ausgelassene Stimmung auf den Straßen war, als Horden von Frauen für ihre Gleichberechtigung, Rechte und Anerkennung mit bunten Transparenten und Konfetti durch die Straßen zogen. Weg vom Herd – rein in die Gesellschaft. Gleiche Rechte wie Männer, gleiche Bezahlung wie Männer und gleiches Mitspracherecht in der Gestaltung von Demokratie.

Nun, es war offensichtlich nicht so, denn sonst würde weltweit nicht immer wieder auf eben jene Punkte hingewiesen werden.
Natürlich darf man in den letzten 113 Jahren die Erfolge für Frauen nicht vergessen, aber die negativen Tatsachen auf der anderen Seite der Waagschale sind um ein vielfaches höher.
Frauen erleiden weltweit heute noch Folter.
Gängelungen, Gewalt und Vergewaltigung. Dies sind nur drei von unzähligen Formen der Folter in China, Nordkorea, Syrien, Türkei, Iran, Afghanistan, Kongo, Ruanda, Sudan, Nigeria, Venezuela, Belarus….
Gewalt an Frauen passiert aber auch in Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande, USA…. Natürlich ist dies eine andere Form der Gewalt – aber, Gewalt bleibt es so oder so!
Der Mann nimmt sich das Recht heraus, eine Frau als sein Besitz oder Lustobjekt anzusehen. Die Macht über das „schwache“ Geschlecht auszuüben bringt Genugtuung, Befriedigung und Orgasmus. Dieses Denken der Macht geht bis weit in die Antike zurück.

Ein Bildnis aus der Marienkirche in Danzig


Doch zurück ins 21. Jahrhundert.
Frauen sind immer noch schlechter Bezahlt als Männer. Frauen gibt man öfter keine Vollwertigen Jobs. Frauen kämpfen für ihre Karriere um ein vielfaches mehr als Männer. Eine deutsche Partei hatte vor nicht all zu langer Zeit den Rückkehr zum Herd auf ihren Wahlplakten gefordert. Das jene Partei sich im eine längst abgeschlossene Epoche zurücksehnt ist allgemein bekannt. Das jene Partei ein nicht gerade positives Bild von Frauen hat, zeigt doch schon deren Gedanken zurück zum Herd und Familie.

Frauen leisten in alle Kulturen und Religionen unglaubliches und es wird kaum wahrgenommen: Kinder bekommen und erziehen, Haushalt managen und noch den Beruf unterbringen. Frauen kämpfen immer noch für ihre Gleichberechtigung im Job. Frauen engagieren sich in der Gesellschaft, Kirche, Kultur und Politik. Frauen gestalten.

Frauen in der Religion

Frauen erfahren unsägliches Leid in und durch den „Glauben“ von Religionen. Natürlich wird sofort auf den Islam gezeigt. In der katholischen Kirche sind Frauen heute noch weit von einer Gleichberechtigung entfernt.
Unter Berufung auf die kirchliche Tradition lehnen die römisch-katholische Kirche – die im Übrigen darauf verweist, dass der Priester bei der Heiligen Messe in persona Christi handele und daher männlich sein müsse und dass Frauen daher auch nicht die Homilie der Heiligen Messe halten könnten – die orthodoxe Kirche und die selbständig evangelisch-lutherische Kirche sowie die meisten evangelikalen Gemeinden die Frauenordination ab. Als wesentlicher Grund für die Ablehnung wird der fehlende Auftrag Jesu Christi genannt. Die katholische Kirche sehe sich daher und weder aus der Praxis Jesu noch aus der kirchlichen Tradition heraus ermächtigt, Frauen zum Priesteramt zuzulassen. Sie weist auch darauf hin, dass ihr der Grund, weshalb Jesus keine der Frauen, die ihm nachfolgten und dienten, zu Apostelinnen machte.

Frauen im Isalm

Vor Gott gleichberechtigt, doch der Mann erbt mehr
Männer und Frauen sind vor Gott beide gleich und deshalb auch gleichberechtigt, sagt der Koran. Darin sind sich Islamwissenschaftler einig.

Doch weil Mann und Frau sich körperlich unterscheiden und deshalb verschiedene Stärken und Schwächen haben, hat Gott ihnen laut Koran unterschiedliche Aufgaben zugeteilt. Die Rechte des einen ergeben daher nach der Lehre des Korans auch die Pflichten des anderen und umgekehrt.

Der Mann etwa ist im Islam verpflichtet, allein für den Unterhalt seiner Familie zu sorgen. Er muss sich vor Gott dafür verantworten, dass es seiner Familie gut geht. Wenn eine Frau dagegen durch ihre Arbeit eigenes Geld verdient, braucht sie davon nichts an die Familie abzugeben.

Deshalb werden Männer und Frauen bei der Erbfolge auch unterschiedlich berücksichtigt: Frauen erben nur die Hälfte des Vermögens, das einem Mann zustehen würde, weil er davon auch seine Angehörigen mitversorgen muss.

Die Frau dagegen trägt die Hauptverantwortung für das Wohl der Kinder. Gerade in den ersten Jahren ist sie die wichtigste Person im Leben ihrer Kinder.

Dass eine Mutter ihr Baby stillen soll, wenn sie dazu in der Lage ist, steht ausdrücklich im Koran – und auch, dass sie dafür bei einer Scheidung sogar eine finanzielle Entschädigung von ihrem Exmann einfordern darf (Sure 65:6).

Ein Mann darf laut Koran mehrere Frauen heiraten, muss sie dann aber sowohl finanziell als auch emotional gerecht und gleich behandeln. Frauen dürfen nicht mehrere Männer gleichzeitig haben, aber sie dürfen selbst entscheiden, wann und wen sie heiraten. Und sie haben das Recht, ihren Mann per Ehevertrag davon abzuhalten, weitere Frauen zu heiraten.

Das steht in den Überlieferungen des Propheten Mohammed. Auch eine Scheidung ist erlaubt und darf laut Sure 2:227 von beiden Seiten ausgehen.

Doch im Koran gibt es auch einige Passagen, die manchmal als Beweis der Überlegenheit von Männern gegenüber Frauen ausgelegt werden. Sure 4 spricht zum Beispiel davon, dass die Männer „über den Frauen stehen“, was viele Gelehrte so verstehen, dass die Männer über die Frauen bestimmen dürfen. Und in der gleichen Sure wird den Männern auch erlaubt, „widerspenstige Frauen“ zu ermahnen, sie im Ehebett zu meiden und auch zu schlagen.

Der Alltag von muslimischen Gläubigen wird – wie der von Christen auch – nicht nur von religiösen Texten, sondern auch von jahrhundertealten Traditionen geprägt. Deshalb unterscheiden sich Theorie und Praxis in vielen Lebensbereichen, und viele Frauen werden durch kulturelle Traditionen viel stärker in ihrem Alltagsleben eingeschränkt, als es der Koran vorsieht.

Frauenproteste im Iran

Frauen im Hinduismus

Indien ist ein Land voller Widersprüche. Indien ist Wirtschafts- und Atommacht und unterhält ein ambitioniertes Weltraumprogramm. Frauen sind im modernen Indien als Managerinnen, Ärztinnen, Ministerinnen, Diplomatinnen, Richterinnen oder Journalistinnen aktiv. Schon vier Jahrzehnte bevor in Deutschland mit Angela Merkel erstmals eine Frau als Bundeskanzlerin antrat, wurde Indira Gandhi Regierungschefin Indiens. Dies ist die eine Realität auf dem Subkontinent; doch eine andere lässt Millionen Frauen in Unterdrückung und Sklaverei verharren.
Hindu-Traditionalisten verehren Frauen zwar als dienende Gattinnen und respektieren sie in ihrer Mutterrolle, verweigern ihnen aber die Anerkennung als eigenständige Individuen. Dabei berufen sie sich auf eine Basisschrift der Hindu-Religionen, das Gesetzbuch Manus. Das Werk fußt auf mündlichen Überlieferungen, die von mehreren Autoren zwischen 200 vor und 200 nach Christus zusammengetragen wurden. Die Gebote Manus, die als Wegweiser im Dickicht religiöser, ethischer und sozialer Fragestellungen dienen, haben sich tief in die Psyche der Hindu-Gesellschaft eingebrannt.

Nach Manu ist die Frau schwach, es ist ihre „Natur, dass sie die Männer verdirbt“. Frauen sollen nicht selbständig handeln, nicht einmal in den eigenen vier Wänden. Es gilt das Vormundschaftsprinzip: Das Mädchen wird vom Vater kontrolliert, die Frau vom Gatten, die Witwe von den Söhnen. Einem Ehemann wird göttlicher Status zugesprochen: Die Frau hat den Dienst an ihm als persönlichen Gottesdienst zu verstehen – „auch dann, wenn er keine guten Eigenschaften besitzt“. Nach seinem Tod soll sie fortwährend Trauer tragen.

Religiös mündig kann eine Frau ebenfalls nicht sein, Mädchen werden deshalb von der Upanayana, einer Art Jugendweihe, ausgeschlossen. In der Kastenhierarchie wird die Frau auf der Ebene der Knechte (Sudras) eingruppiert.Die der Frau zugewiesene Rolle der Dienerin wird auch in einer anderen für die Hindu-Religiosität bedeutsamen Schrift, der Bhagavad Gita, hervorgehoben. Die Gita zeigt Wege zur Erlösung auf.

Eine Frau in Kambodscha

Frauen im Buddhismus

Im Buddhismus sind Frauen und Männer im Alltag oft gleich gestellt. Aber es werden ihnen sehr unterschiedliche Eigenschaften zugesprochen.
Buddhisten sind sich nicht ganz einig, wie sie zu den Rollen von Männern und Frauen stehen. Manche sind der Meinung, Männer stünden auf einem höheren Rang als Frauen. Andere halten davon nichts. Allerdings weisen viele Buddhisten Männern und Frauen unterschiedliche Eigenschaften und Fähigkeiten zu.
Frauen sind danach: weich und fürsorglich. Sie kümmern sich darum, dass alle satt werden und können sich gut auf andere Menschen einstellen und mit ihnen leiden.

Männer sind nach dem buddhistischen Glauben stark und packen gerne mit an. Sie sind hart im Verhandeln,
gleichgültig gegenüber anderen und haben weniger Selbstdisziplin.

Das religiöse Weltbild von Mann und Frau zieht sich so durch alle Weltreligionen.

Ein Mädchen in einer Schule in Afghanistan

Frauen und Bildung

Ein großer Unterschied zeigt sich bei der Schulbildung gerade in den islamisch geprägten Ländern.
Laut Koran hat Gott Männern und Frauen gleichermaßen befohlen, sich weiterzubilden. „Das Streben nach Wissen ist eine Pflicht für jeden Muslim, Mann oder Frau“, sagte auch der Prophet Mohammed im 7. Jahrhundert.
Aber tatsächlich bleibt vielen muslimischen Mädchen bis heute eine umfassende Schulausbildung verwehrt. Schließlich bedeutet ein längerer Schulbesuch gerade in ländlichen Gegenden oft, dass die Mädchen in eine andere Stadt ziehen müssten und damit nicht mehr in der Obhut der Familie stünden. Oft schreibt auch die Tradition vor, dass Mädchen nur von Frauen unterrichtet werden dürfen. Deshalb gehen die Mädchen in Ländern wie Afghanistan
oder Pakistan meist nur einige Jahre zur örtlichen Schule. Danach bleiben sie wieder zu Hause, um der Mutter zu helfen und alles zu lernen, was sie für Haushaltsführung und Kindererziehung wissen müssen, bis sie mit 16 bis 20 Jahren verheiratet werden.
In Afghanistan gibt es zwar ein Gesetz, dass Mädchen erst ab 16 Jahren verheiratet weden dürfen, aber aus der Armut vieler Familien heraus, werden Mädchen bereits mit der Vollendung des 10. Lebensjahr verheiratet. Viele der Stammesältesten berufen sich bei dieser „Eheschließung“ auf Aischa bint Abi Bakr, die als dritte und jüngste der zehn Frauen des islamischen Propheten Mohammed bei jener Eheschließung 10 Jahre alt gewesen sein sollte. Diese „Eheschließung“ war um das Jahr 624 n. Chr.
Fast 1400 Jahre später gibt es nach Schätzungen der UN weltweit 650 Millionen Kinder- Zwangsehen. Auch wenn es mittlerweile einigen AktivistInnen in Malawi, Sudan, Nigeria, Mali, Afghanistan und Pakistan gibt, die erfolgreich Kinderehen annullieren und unter Strafe stellen, sind es leider nur Wassertropfen in einem Meer.

Bildung für Mädchen muss auf der Agenda für eine besser Zukunft ganz oben stehen und dafür müssen Frauen an die Macht um endlich von dem Frauenverachtenden Weltbild aller Religionen Abstand zu bekommen.
In einer Gesellschaft, die Frauen als Dienerinnen des Mannes betrachtet, Söhne verhätschelt und Töchter vernachlässigt, ist es kaum verwunderlich, dass Frauen, die es wagen, den häuslichen Schutzraum zu verlassen, als Freiwild betrachtet werden. Sexuelle Belästigung, Bedrohung und (Gruppen-)Vergewaltigung sind Mittel, um Frauen zu disziplinieren und sie aus dem öffentlichen Raum herauszuhalten. Männliche Machtpositionen sollen so gesichert werden.

Vergewaltigung als Kavaliersdelikt

Spektakuläre Fälle wie die Vergewaltigung und Ermordung einer Studentin in Indien im Jahr 2012 oder Übergriffe auf Touristinnen haben weltweit für Aufsehen gesorgt und in Indien Massenproteste ausgelöst. Vor Gericht gaben die Täter Einblicke in ein – aus westlicher Sicht – abstruses Wertesystem, das Frauen die Schuld an einer Vergewaltigung zuweist.

In Afghanistan ist es durchaus üblich, dass „Ehefrauen“ die keine guten (sexuellen) Qualitäten aufbringen, von ihren Männern getötet werden und die Männer straffrei bleiben.

In vielen Ländern südlich der Sahara werden täglich Mädchen verschleppt um von Rebellen oder Milizen als „Stimmungsmacher“ der Männerhorden zigfach vergewaltigt und anschließend ermordet zu weden.

In Deutschland gibt es Gerichtsurteile, die nach einer Vergewaltigung der Frau freizüglichkeit vorwerfen.

Der Weltfrauentag steht am 8.März im Zeichen für all diese Gewalt gegen Frauen und es wäre zu wünschen, wenn wir den nächsten Weltfrauentag in Frieden, Gleichberechtigung und Wertschätzung feiern können.

Autorin: Naike Juchem

Quellen:

  • Dissertation von Manfred Hauke: Die Problematik um das Frauenpriestertum vor dem Hintergrund der Schöpfungs- und Erlösungsordnung .
  • Volker Eklkofer: Frauen im Hinduismus
  • Religionen-entdecken.de

Muss ich sterben um zu leben

Der Tod von Alexej Nawalny ging um die Welt und viele Menschen sind bestürzt. Lebend wäre Nawalny sowieso nicht mehr aus der Haft gekommen.

Die Todesursache ist in diesem Fall zweitrangig, denn die Wahrheit wird sowieso niemals ans Licht kommen.
Es gibt in dem größten Land der Welt ein Mann, der seit Jahren seine Macht und Größenwahn der ganzen Welt zeigt. Er überfällt Länder und annektiert Gebiete für sich. Menschenrechte werden seit Jahren nicht geachtet und wer politisch jenem Größenwahnsinigen in die Quere kommt, stirbt kurze Zeit später auf mysteriöse Art.

Alexej Nawalny war Jurist, Antikorruptions-Aktivist und Oppositionspolitiker. Dies reichte jenem Despot aus, um in Nawalny einen Staatsfeind zu sehen. Selbst vor einem Giftanschlag in einem anderen souveränen Land machte der Geheimdienst Russlands nicht halt. Der amtierende Präsident Russlands war selbst Offizier beim KGB und kennt sich im Nachrichtenwesen sehr gut aus. In den vergangenen 25 Jahren wurden Nachrichtendienste aufgelöst und neustrukturiert. Ein Netz aus vielen Nachrichtendiensten entstand. Die Fäden aller Dienste hat bis heute der amtierende Präsident in der Hand.

Wer sich zu diesem Despot stellte und stellt, wurde und wird in kurzer Zeit sehr reich. Wer sich diesem Despoten in den Weg stellt, wird verhaftet oder liquidiert.

Nun gibt es gerade in Deutschland sehr viele Putin Befürworter. Stimmen wie zum Beispiel: „Die NATO sei eine Bedrohung für Russland.“ „Russland würde sich nur verteidigen“ und so weiter.
In einem Land, in dem die Rechte von Menschen keinen Pfifferling wert sind und Justitia nicht blind, sondern korrupt ist, sollte man sich schon mal überlegen, von wo aus eine Bedrohung kommt. Zur Erinnerung: Wer hat einen Krieg gegen einen souveränen Staat angefangen? Mysteriös sind auch ungefähr 40 Todesfälle von Oligarchen, seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Man sollte schon das ganze Puzzle sehen, und nicht nur ein Teil, wenn man von oder über Russland spricht.

Am 1. März wurde Alexej Nawalny in Moskau im kleinen Kreis beigesetzt und Tausende Menschen nahmen Abschied von dem bekannten Kremelkritiker.
Der Staatsapparat von Russland zeigte auch eine unverhältnismäßige Präsenz und Schikane. Medienberichte zufolge soll es auch zu Festnahme von Nawalny Anhänger gekommen sein – was zu erwarten war.
Nun bleibt die Frage: Wie geht es weiter?

Die Bevölkerung erlebt seit Jahren eine geiselung und massive Einschränkungen in die Grundrechte. Wie lange sich dies die Bevölkerung noch gefallen lässt, ist nur eine Frage der Zeit. Vom 15. bis 17. März wird in Russland gewählt. Der neue – oder alte Präsident wird dann dieses Amt bis 2030 inne haben. Da es keine freie Opposition gibt, kann man sich denken, wer sich selbst (wieder) beglückwünschen kann.
Es wird definitiv zu Gewalt und Ausschreitungen in dem Land kommen, denn wer für Freiheit, Menschenrechte und Korruption kämpft, wird vom amtierenden Präsidenten als Feind angesehen.

Naike Juchem, 1. März 2024

Fotos: dpa

Internationaler Tag der sozialen Gerechtigkeit

2009 wurde von den Vereinten Nationen der 20. Februar als Internationaler Tag der sozialen Gerechtigkeit ausgerufen. Der Tag soll jährlich auf die soziale Ungerechtigkeit weltweit aufmerksam machen und zu ihrer Überwindung aufrufen.

Was national schon nicht möglich ist umzusetzen, funktioniert international schon gar nicht, denn Gerechtigkeit heißt: Die Menschenrechte- und Würde zu achten. Bemerkenswert ist, dass es keine verbindliche und einheitliche Definition für jene soziale Gerechtigkeit gibt. Was als gerecht oder ungerech empfunden wird, wird in Politik und Gesellschaft kontrovers diskutiert. Dazu zählen unter anderem die Löhne, Renten oder auch Mieten.

Der Wohlstand in Deutschland ist in den vergangenen Jahren nachweislich gewachsen. Wohlstand ist aber nicht mit Vermögen gleichzusetzen, denn das Vermögen in der Gesellschaft ist extrem ungleich verteilt. Hier wird diese Ungleichheit in den nächsten Jahren noch viel gravierender sein. Viele Menschen in Deutschland werden durch Leiharbeit, gering bezahlte Arbeit oder als Bürgergeldempfäher:innen in eine Altersarmut kommen.

Soziale Gerechtigkeit muss und sollte für alle Menschen gleichermaßen gelten. Männer und Frauen, sowie Menschen verschiedener Herkunft und Hautfarbe sollen und müssen die gleichen Rechte haben. Dies gilt für die Arbeits- und Berufswahl, genauso wie auf das Recht auf Bildung und Entlohnung.

Der Internationale Tag der sozialen Gerechtigkeit soll daran erinnern, dass noch viel zu tun ist, damit es gerechter auf der Welt zugeht. Viele Millionen Menschen weltweit leben in Armut, haben keine Chance auf Bildung, oder bekommen keine Arbeit wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion.

Die Charta der Vereinten Nationen

Im Präambel der UN vom 24. Oktober 1945, steht wie folgt: Wir, die Völker der Vereinten Nationen – sind fest entschlossen, 
– künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat,

– unseren Glauben an die Grundrechte des Menschen, an Würde und Wert der menschlichen Persönlichkeit, an die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie von allen Nationen, ob groß oder klein, erneut zu bekräftigen,

– Bedingungen zu schaffen, unter denen Gerechtigkeit und die Achtung vor den Verpflichtungen aus Verträgen und anderen Quellen des Völkerrechts gewahrt werden können,

– den sozialen Fortschritt und einen besseren Lebensstandard in größerer Freiheit zu fördern

Nun, alleine bei diesen vier Punkte sehe ich mit Blick auf 74 Disputen, 73 gewaltlose Konflikte, 174 gewaltsame Konflikte, 21 begrenzte Kriege, und 21 Kriege – im Jahr 2022, den Wunschvorstellungen der UN sehr skeptisch gegenüber.

Internationale Probleme

In vielen Ländern der Welt ist Kinderarbeit selbstverständlich. Dies kann und darf nicht sein. Wenn Kinder arbeiten, haben sie nicht die Möglichkeit in Schulen zu gehen.
So entsteht Analphabetismus, von dem ungefähr 770 Millionen Menschen betroffen sind. Dies bedeutet eine Abhängigkeit von anderen Menschen – meist Unternehmer:innen. Diese Menschen sind meist unterbezahl und oder arbeiten unter unwürdigen Bedingungen.
Auf der einen Seite gibt es die Kinderarbeit, auf der anderen Seite gibt es genügend Länder auf der Welt, wo Frauen keiner erwerbstätiger Arbeit nachgehen dürfen.

Fazit

Wenn wir einen Tag der sozialen Gerechtigkeit haben, sollte es in aller Interesse sein, diesen Tag als Grundlage für ein friedliches und soziales Zusammenleben nutzen.
Vielleicht klapp es im nächsten Jahr, oder übernächsten…

Naike Juchem, 20. Februar 2024

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung
Foto: privat

Cathédrale de Strasbourg

Das Hauptpotal von einem der höchsten Gebäude der Welt

Die Cathédrale de Strasbourg, oder auch Strasbourger Münster genannt, beschrieb Viktor Hugo einst als das „Wunder, unermesslich und zierlich zugleich“.
Wie recht er hatte.

Die Kathedrale wurde 1176 bis 1439 aus rosa Vogesensandstein gebaut und von 1647 bis 1874 war diese Kathedralen mit seinem 142 Meter hohen Nordturm das 
höchste Bauwerk der Menschheit, und das höchste im Mittelalter vollendete Gebäude. Bis heute hat dieses meisterhafte Bauwerk mit seinen fast drei Jahrhunderte dauernden Bauzeit nur einen Turm.

Architektonisch, wie auch künstlerisch zählt die Cathédrale de Strasbourg zu einem der imposantesten Gebäude der Welt. Es nun filigran gearbeitete Skulpturen, oder die prächtige Rosette mit seinen 14 Meter Durchmesser über dem Hauptpotal. Ins Auge fallen die grandiosen, größtenteils noch originale, Kirchenfenster aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Sie zählen zu den wenigen bis heute erhaltenen Ensembles romanischer Glaskunst.

Die Cathédrale de Strasbourg ist auch baulich eine Mischung aus gotischer und romanischer Baukunst.

Bemerkenswert ist auch die astronomische Uhr aus dem Jahr 1547. Dieses Meisterwerk des Uhrenbaus und der Mathematik aus der Renaissance überrascht heute noch mit seinen technischen Feinheiten.
Besonders eindrucksvoll ist der ewige Kalender, der die Bewegung der Planeten auf einem Astrolabium abbildet.
Wer die Möglichkeit hat, sollte sich definitiv das Glockenspiel anschauen. Täglich um 12.30 Uhr kann man die Bewegungen der Apostel sehen, wie sie grüßend an Jesus vorbei ziehen.

Campus Galli

Frühmittelalter in der Neuzeit

Wer sich für das aktive Früh- oder auch Spätmittelalter interessiert, kennt und oder Mittelaltermärke oder Burgfeste liebt, wird von Campus Galli begeistert sein.

Wer schon mal in Frankreich in Guédelon, nahe Paris, war, kennt oder weiß, wie Menschen in jener Zeit gelebt und gearbeitet haben.
Über viele Jahre wurde in Guédelon an einer Burg aus dem 13. Jahrhundert gebaut.
Das gleiche gibt es in Meßkirch zu sehen, erleben und bestaunen.
Auf dem Campus Galli soll eine Abteikirche entstehen, welche es noch nie gab.
Es gibt tatsächlich nur einen Grundriss von dieser Abteikirche. Dieser wurde auch nur zufällig gefunden, weil zu jener Zeit Pergament sehr teuer und kostbar war.
Da der Bau für die Abteikirche verworfen wurde, wurde irgendwann das Pergament benutzt, auf dem der Grundriss gezeichnet wurde, und auf der Rückseite eben mit biblischen Texten beschrieben.

Um eine Abteikirche, Burg, Festung oder was auch immer zu bauen, brauchte es erstmal Land und Leute. Also Handwerker, Bauern, Schneider usw. So entstanden um die uns heute bekannten Burgen, Festungen oder Kathedralen klein Siedlungen – so auch in Meßkirch auf dem Campus Galli.

Der Lageplan von Campus Galli

Eine Scheune, Holzkirche und kleiner Häuser sind schon fertig gebau. Ein Hühnerstall und Abthaus sind im Bau.
Wann und ob es jemals jene Abteikirche geben wird, kann niemand sagen, denn es braucht für ein solches Projekt sehr viel Menschen und Material. Zur Zeit arbeiten auf dieser Baustelle etwas 50 Männer und Frauen. Um das Projekt zu verwirklichen, bräuchte es Hundert Mal mehr Menschen.

Ich war am 3. Oktober über sieben Stunden auf der Baustelle und kam aus dem staunen nicht mehr heraus. Auch hatte ich eine eineinhalb stündige Führung mitgemacht und im Anschluss mit vielen Handwerker auf der Baustelle geredet.
Wer jene Zeit erleben möchte, sollte sich Campus Galli auf jeden Fall anschauen – es lohnt sich.

Nun noch eine Erklärung, warum es dieses Projekt überhaupt gibt.

In den ersten Jahrzehnten des 9. Jahrhunderts erlebte die Abtei St. Gallen Zeiten des Aufbruchs und tiefgreifender Veränderungen. Diese betrafen sowohl das Äussere, die materielle Grundlage, die Gebäulichkeiten, allen voran die Klosterkirche, als auch die rechtliche Verfassung, das literarische und geistige Leben und das künstlerische Schaffen. St. Gallen war im Begriff, vom bescheidenen Kloster im Steinacher Forst, das unter dem Gründerabt Otmar (719-759) bei der Zelle des Eremiten Gallus (gest. um 640) errichtet worden war, zu einem karolingischen Grosskloster aufzusteigen.

Unter Abt Gozbert (816-837) konnte die Abtei sich durch das Schutz- und Immunitätsprivileg Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840) von 818 weitgehend aus der Abhängigkeit des Bistums Konstanz lösen und wurde zum Reichskloster. Gozbert ordnete die Verwaltung des stark angewachsenen klösterlichen Grundbesitzes neu, reorganisierte das Urkundenwesen und führte eine Archivregistratur ein. Zur selben Zeit, im ersten Drittel des 9. Jahrhunderts, entwickelte das Skriptorium unter dem Schreibmeister Wolfcoz eine neue kalligraphische Schrift und erlebte mit dem Wolfcoz-Psalter eine erste Blüte der Buchkunst.

Da die Bewohner und Arbeiter von den Bauten – ob nun Burg, Festung oder Kathedrale, in die Gottesdienste wollten, wurden erst kleiner Kirchen in einfacher Bauweise gebaut.

Die Handwerker brauchten Kleidung und Werkzeuge. So wurden auch diese in unmittelbarer Nähe oder in den umliegenden Siedlungen hergestellt.

Nutztiere gehörten auch zu den Siedlungen

Unter Gozbert wurde auch das hagiographische Korpus des Gründerheiligen, das bisher einzig auf der merowingerzeitlichen «Vita sancti Galli vetustissima>> gründete, erneuert. Im Auftrag Gozberts schuf zwi-schen 816 und 824 der Reichenauer Mönch Wetti eine neue Gallusvita, die dem gestärkten Selbstverständnis St.Gallens entsprach und seine Anfänge ins rechte Licht rücken sollte. Ein Jahrzehnt nach Wetti, um 833/34, erhielt mit dem Dichter Walahfrid Strabo ein weiterer Reichenauer Mönch den Auftrag, eine neue Vita des Gründerheiligen zu verfassen. Damit wurde ein karolingisches Gallusmünster «in litteris» geschaffen, analog zu dem in Stein gehauenen Münster. Wie das neue, monumentale Gotteshaus sollte auch Walahfrids Vita als gültige lateinische Form des Galluslebens die Jahrhunderte überdauern
Zur selben Zeit erreichte die Mönchs- und Klosterreform der Aachener Synoden von 816 und 817 und des Reichstags von 818/19 unter Ludwig dem Frommen und Benedikt von Aniane (um 750-821), die das abendländische Mönchtum auf der Grundlage der Regel des heiligen Benedikt (um 480-547) erneuerte, auch St. Gallen. Davon liefert die St.Galler Abschrift vom Aachener Norm-Exemplar der Benediktsregel ein berühmtes Zeugnis. Sie ist als einziges Exemplar dieser textgeschichtlich wichtigsten Fassung der Regel erhalten. Der Text kam von Aachen als Abschrift über das benachbarte Kloster Reichenau nach St.Gallen; mit Reichenau war das Kloster an der Steinach seit dem Jahr 800 durch einen Verbrüderungsvertrag verbunden. Der Reichenauer Abt Heito (806-823) und der Bibliothekar Reginbert (gest. 846) hatten die Mönche Grimald und Tatto in das vom Reformabt Benedikt von Aniane 814/15 gegründete Kloster Inden/Kornelimünster bei Aachen geschickt, um sich in jenem Reformkloster über das Ordensleben zu informieren. Von hier sandten die beiden Mönche eine Abschrift der Benediktsregel samt Begleitbrief nach Reichenau, wovon wiederum die eben nach St. Gallen gelangte.

Abt Gozbert von St. Gallen begann im Jahr 830 mit dem Bau eines neuen Gotteshauses, das an die Stelle der alten, noch unter dem heiligen Otmar errichteten Klosterkirche zu stehen kommen sollte. Wenige Jahre später, im Jahr 835 oder 837, konnte das heute nach ihm benannte Gozbert-Münster im Beisein der Bischöfe von Konstanz und Basel und des Abtes von Reichenau ge-weiht werden. Nach dem Zeugnis Ermenrichs von Ellwangen (um 814-874) wurde mit der Kirche auch der Kreuzgang neu gebaut; Ermenrich nennt in seiner um 850/55 entstandenen «Epistola ad Grimoldum abbatem>>  vier St.Galler Mönche, Winihart, Isenrich, Amal-und Ratger, die an den Bauarbeiten massgeblich be-ger teiligt gewesen seien.
Als Vorbereitung und Anregung für seine grossen Bauvorhaben erhielt Gozbert vom Kloster Reichenau eine Planzeichnung, den Klosterplan. Dieser müsste eigentlich «Reichenauer Klosterplan» heissen, da er dort entstanden ist. Doch für St. Gallen bestimmt, hierher ge-bracht und in all den Jahrhunderten hier aufbewahrt, bis zur Aufhebung der Fürstabtei im Jahr 1805 und darüber hinaus bis heute, verdient er den Namen «St.Galler Klosterplan»> ebenfalls zu Recht. Er trägt die Signatur <<Cod. Sang. 1092» und bildet als älteste überlieferte Architekturzeichnung des Abendlandes einen der kostbarsten Schätze der Stiftsbibliothek. Die Einzigartigkeit des Dokuments kann dadurch ermessen werden, dass der nächstjüngere aus dem Mittelalter überlieferte Bauplan, jener des Kathedralbezirks von Canterbury mit eingezeichnetem Wasserleitungssystem, erst aus der Zeit um 1165 stammt.

Schwer beeindruckt war ich von den Steinmetze. Jeder Tür-, Fenster- oder Formstein muss von Hand beschlagen werden.

Jeder Balken und Brett muss von Hand gesägt und bearbeitet werden.

Phimai

Ich habe noch eine spannende Geschichte über eine Stadt, die den Archäologen immer noch Rätsel aufgibt. Es handelt sich um eine Stadt, die Mitte des 10. Jahrhunderts errichtet wurde: Phimai oder P’u-mai. Die Historiker sind sich über die Schreibweise noch nicht einig.

Die Stadt selbst ist unter dem Namen Vimai oder Vimayapura, eine Gründung der Khmer bekannt. Sie wurde im 11. Jahrhundert befestigt und zu einem geistigen Zentrum des Khmer-Reiches ausgebaut.
In einer Inschrift aus dem Jahr 1082 im Prasat Hin Phanom Wan nicht weit entfernt südlich von Phimai, die in Sanskrit und in Khmer verfasst ist, wird die Stadt zusammen mit dem König Jayavarman VI. genannt. Etwa ein Jahrhundert später wird Phimai in der Inschrift von Preah Khan als Endpunkt einer 225 Kilometer langen Straße beschrieben, die Phimai mit der Hauptstadt (also dem Zentrum von Angkor) verband.

Ich habe den Text aus einem meiner Kapitel entnommen. So ist die Geschichte aus der Sicht eines Fremdenführers (meine Person) geschrieben.

Der Phimai Historical Park

Die kleine Gruppe erreichte den Haupteingang von dem riesigen Gelände von Phimai und Claude stand vor staunen bereits der Mund offen.
„Warte bis wir auf dem Gelände sind“ sagte Hannes.

Wie sehr oft in Asien bezahlen Farangs – also Ausländer im allgemeinen, bei touristischen Attraktionen mehr Eintritt. Da Hannes in thai mit der Verkäuferin sprach und somit auch die Eintrittskarten kaufte, bekam er diese zu landestypischen Preisen.

Im Zentrum des großen Parks stand die Ruine des Sandstein Tempel von Phimai, welcher in der typischen Khmer-Bauweise errichtet war.
„Was ihr hier in diesem Park seht, sind Gebäude aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Es wird vermutet, dass dieser Ort von dem Khmer-König Jayavarman I. erbaut wurde. Selbst hunderte Jahre nach Angkor gibt diese Megastadt den Historiker und Archäologen immer noch viele Rätsel auf. Die Touristen die nach Kambodscha kommen, sind im Glauben, wenn sie Angkor Wat sehen, würden sie die Stadt Angkor besuchen. Dies ist überhaupt nicht möglich, denn Angkor hatte eine Fläche von über 400 Quadratkilometer. Selbst im heutigen Ayutthaya, welches circa 200 Kilometer von uns aus entfernt liegt, sieht man Bauwerke von Angkor. Hier oben an der Eingangstür von diesem Gebäude steht das Wort: Phimai. Auch kommt auf diesem Gelände bei einigen Gebäuden dieses Wort vor. Bis heute weiß niemand was dieses Wort bedeutet. In Angkor wurden bis jetzt sieben Schriften entdeckt. Zwei dieser Schriften sind heute noch nicht zugeordnet, so auch Phimai. Es wird vermutet, dass es sich bei Phimai auf eine religiöse Figur oder Stätte bezieht.“ „Ich hatte mal gehört, das Angkor im Dschungel untergegangen sei“ sagte Thomas.
„Dies ist ein Märchen. Es werden oft die Reiseberichte von dem Franzosen Henri Mouhot angeführt. Mouhot hatte 1860 einen Tempel von Angkor entdeckt, welcher tatsächlich in Teilen zugewuchert war. Bei einer Größe von über 40.000 Hektar ist es schier unmöglich, dass Angkor im Dschungel untergegangen sein sollte.“
Thomas nickte „Logisch. Und schon habe ich wieder etwas von dir gelernt.“

Franziska, Thomas und Claude waren von der Architektur vom den Gebäuden in dem Park überwältigt. Bernhard und Coady sahen bereits in den vergangenen Jahren einige Bauwerke von Angkor in Kambodscha.
Hannes erklärte den anderen dass in Angkor alles symmetrisch erbaut wurde.
„Du meinst die Gebäude“ sagte Thomas. Hannes schüttelte den Kopf „Nein, Thomas. Alles. Schau dich hier an dem Gebäude um, und du siehst jeden Stein in einer Symmetrie. So war es auch mit jeder Straße, Mauer und sogar den Fischteiche in Angkor. An diesem Park wurde an der Symmetrie nichts verändert. Nun kommt eine Kuriosität, welche mal wieder die Historiker vor offene Fragen stellt. Alle Tempel und Paläste von Angkor waren und sind nach Osten ausgerichtet. Die Pagode von Phimai ist nach Süden ausgerichtet.“

Auf der südlichen Hälfte von Phimai kamen sie an die Nakaracht Brücke. Dieser Brücke wurde an beiden Seiten eine Silhouette eines Schlangenkönigs nachempfunden.
„Nun stehen wir vor dem nächsten Rätsel der Geschichte. Ihr seht auf beiden Seiten der Brücke die gleichen Figuren. Auch hier vermutet man, dass es sich um die Symbolik zwischen Mensch und Himmel in der hinduistischen und buddhistischen Mythologie handelt. Nun möchte ich euch noch die Kopura zeigen.“

Mit seinem Gefolge ging Hannes auf die Westseite von der Ruinenanlage.
„Ihr seht vom hier aus bereits, dass an dieser Mauer links und rechts eine Art Balkon zu sehen ist. Auch hier wird vermutet, dass wir uns jetzt auf der heiligen Seite von Phimai aufhalten, denn die Inschriften an der Kopura zeigen, so ähnlich wie in Ägypten an den Pyramiden, das Leben der Menschen in der damaligen Zeit.“
Hannes führte die Gruppe an Tafeln mit Inschriften vorbei und erklärte deren Bedeutung.
„Auf diesen Tafeln stehen Namen bei denen man vermutet, es könnten die Baumeister oder Handwerker sein.“ „Könnten es auch die Namen der Toten sein, die bei dem Bau von Phimai ums Leben gekommen sind?“ Fragte Claude.          „Unwahrscheinlich. Denn es gibt wohl kaum Tempel, Burgen, Paläste oder Kathedralen auf der Welt, wo die Opfer genannt werden. Es soll aber nicht heißen, dass es in Phimai auch so ist, denn immerhin stehen wir auf der heiligen Seite der Kopura. Wenn ihr euch umschaut, seht ihr, dass es ein Gebäude gibt, welches mit weißen Sandstein gebaut wurde. Diese Pagode wurde nach der Archäologie im 14. Jahrhundert von König Jayavaman VII. gebaut.“

Hannes blieb an einem der zahlreichen Gebäude stehen und zeigte auf die Inschriften und Zeichnungen an den Wänden.
„Was hier wie eine Darstellung von Kämpfen der Khmer-Könige aussieht, wird aber auf die Schlacht zu Kurukshetra zurückgeführt.“ Hannes sah in fragende Gesichter.            Coady sagte „Du meinst das indische Epos von Mahabharata?“
Hannes nickte „Ja, Coady. Um es euch kurz zu erklären. Die Epen von Mahabharata gehören zusammen mit den Puranas und dem tibetischen Epos des Königs Gesar zu den umfangreichsten literarischen Werken der Weltgeschichte und wurden wahrscheinlich zwischen 400 vor und 400 nach Christus geschrieben. Was hier dargestellt ist, ist tatsächlich die Schlacht von dem Oberbefehlshaber Arjuna Bhisma gegen die Pandavas. Nach dem Epos hat Arjuna die Kampfregeln für beide Kriegsparteien bestimmt. So sollte mit gleichen Waffen gegeneinander gekämpft werden, und wer auf dem Schlachtfeld verwundert wird oder seine Waffen verliert, darf nicht getötet werden.“ Hannes sah immer noch in fragende Gesichter und zog die Schultern hoch. „Fragt mich nicht warum ausgerichtet dieses Epos hier dargestellt ist. Ob sich König Jayavaman VII. ein Beispiel daran nahm, oder ob diese Kampfregeln für die zukünftige Kämpfe gelten sollten, kann ich – und wahrscheinlich niemand genau sagen. Ich vermute es könnte ein Verhaltenskodex für Kämpfer ähnlich der Kreuzzüge nach Jerusalem sein. Es gibt aber keinerlei Überlieferungen, wo die Khmer in einen Glaubenskrieg zwischen Buddhismus und Hinduismus gezogen waren. Immerhin ist die Khmerschrift von indischen Schriften abgeleitet. In welchem Zusammenhang die Geschichte zu heute steht, werden wir wohl nie erfahren.“

Ayutthaya – Hauptstadt des siamesischen Königreichs

Auf den Spuren des alten Königreichs in Thailand

Früher eine eher unbedeutende Khmer-Siedlung an den Ufern des Chao Phrayas, sollte Ayutthaya Mitte des 13. Jahrhunderts einen Boom erleben. Als Fürst U-Thong seinen bisherigen Regierungssitz verlegen musste, ernannte er 1351 Ayutthaya zur neuen Hauptstadt des siamesischen Königreichs und damit zum Nachfolger von Sukhothai. Ayutthaya war 417 Jahre lang die Hauptstadt der Siamesen.
Aufgrund der exzellenten Lage in Zentralthailand und mit dem Chao Phraya als „Verteiler“ mauserte sich Ayutthaya schon bald zu einer der wichtigsten Handelsumschlagsplätze Südostasiens.

Die Stadt wuchs rapide und war sogar Anfang des 18. Jahrhunderts mit über einer Millionen Einwohner die größte Stadt der Welt. Kaufleute aus Frankreich oder Holland konnten die Stadt gar nicht genug preisen und bereicherten mit eigenen Häusern die diverse Architektur Ayutthayas. Der Handel mit Indien, China und Europa florierte, doch wie so oft hieß es auch hier: wer hoch steigt, kann tief fallen.

Nachdem die Burmesen mehrmals erfolglos versucht hatte, Ayutthaya zu stürmen, gelang es ihnen, 1767 die Stadt zu überrennen. Ayutthaya wurde geplündert, zerstört und fast dem Erdboden gleich gemacht – und damit kam die goldene Ära für Siam zu einem traurigen Ende.

Ayutthaya war die Hauptstadt von Siam. Dann wurde etwas weiter südlich Krung Thep (Bangkok) 1782, also 15 Jahre später, die Hauptstadt von Siam.
Thailänder sagen niemals Bangkok. Für viele ist Ayutthaya immer noch die Hauptstadt. Krung Thep heißt übersetzt Stadt der Engel.
Der Vollständige Namen der Hauptstadt lautet: Krung Thep Maha Nakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Yutthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udom Ratchaniwet Maha Sathan Amon Phiman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit. Es ist die alte Thai-Bezeichnung der Hauptstadt und mit 169 lateinischen Buchstaben der längste Ortsname einer Hauptstadt weltweit.

Heute ist das, was von der ehemaligen Prachtstadt übrig geblieben ist, nicht nur ein eigener Historical Park, sondern auch auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes zu finden.
.

Das Katz und Mausspiel in Nahost

Es ist zwischen Israel und Palästina nicht immer so einfach zu sagen, wer die Katz und Maus ist, den im israelisch-palästinensischen Konflikt wirken mehrere Konfliktdimensionen zusammen und verstärken sich gegenseitig. Dies ist ein wesentlicher Grund, warum er so schwer zu lösen ist. Es gibt kein Gut und Böse – in einem Konflikt oder Krieg sind ALLE Parteien Böse.

Die Nahostexpertin Dr. Muriel Asseburg beschreibt es folgend:
Der Nahostkonflikt hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Am 7. Oktober 2023 hat die radikalislamische Terrorgruppe Hamas vom Gazastreifen aus Israel mit Raketen beschossen. Dabei wurden fast 1.500 Menschen getötet und rund 3.000 verletzt (Stand 19.10.2023). Der Terror der Hamas richtete sich mit Massakern insbesondere und gezielt gegen die israelische Zivilbevölkerung. Zudem verschleppte die Hamas mehr als 200 Menschen als Geiseln. Der Terror der Hamas bedeutet den Beginn eines weiteren Krieges im Nahen Osten. Israel hat als Reaktion auf die Terrorattacke eine massive Militäroperation gegen den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen begonnen. Die Folgen des Terrors der Hamas für Israel, für die palästinensische Zivilbevölkerung, unter der es bereits Tausende Tote gibt, sowie für den Nahen Osten insgesamt sind noch nicht absehbar.

Punkt 1: Territorialkonflikt

Es handelt sich erstens um einen Territorialkonflikt. Von den Konfliktparteien wird Anspruch auf dasselbe Territorium erhoben, nämlich das Gebiet des ehemaligen britischen Mandatsgebiets Palästinas, das heute Israel und die besetzten palästinensischen Gebiete (Westjordanland, Ost-Jerusalem und Gazastreifen*) umfasst. Der Streit über den Verlauf von Grenzen und die entsprechende Gebietshoheit ist dabei von herausgehobener Bedeutung. Verbunden ist er mit einem Konflikt um Ressourcen, also um die Zuteilung und Nutzung von Wasser, fruchtbarem Land, Steinbrüchen und Gasvorkommen im Mittelmeer.

*Im Gazastreifen leben im Gegensatz zum Westjordanland und Ost-Jerusalem keine Israelis, sondern beinahe ausschließlich Palästinenser. Weder der israelische Staat noch das israelische Militär sind in Friedenszeiten im Gazastreifen präsent. (Anmerkung der LpB-Internetredaktion)

Punkt 2: Ethno-nationalistischer Konflikt

Es handelt sich zweitens um einen ethno-nationalistischen Konflikt. Zwei unterschiedliche Bevölkerungsgruppen verfolgen mit dem politischen Zionismus und dem palästinensischen Nationalismus konkurrierende nationale Bestrebungen. Während die Jüdinnen und Juden ihr Anliegen bereits 1948 mit der Ausrufung des Staates Israel verwirklichten, steht die nationale Selbstbestimmung der Palästinenser nach wie vor aus. Denn trotz (wiederholter) Ausrufung eines palästinensischen Staates und seiner Anerkennung durch rund 140 Staaten weltweit mangelt es den Palästinensern an effektiver Kontrolle und anerkannter Souveränität über ein Staatsgebiet.

Kompliziert wird die Situation zusätzlich dadurch, dass der Konflikt sich nicht nur auf das Verhältnis zwischen Israel und die palästinensischen Gebiete bezieht, sondern in Israel auch eine innenpolitische Komponente hat. Denn dort lebt eine indigene, palästinensische Minderheit, die rund 20 Prozent der Bevölkerung ausmacht.

Punkt 3: Religiöse Dimension

Der Konflikt hat zudem, drittens, eine religiöse Dimension: Nicht nur betonen Juden und Palästinenser, dass sie seit Jahrtausenden im Heiligen Land ansässig sind. Die Konfliktparteien untermauern ihre Ansprüche auch religiös, also durch den Verweis auf göttliche Versprechen für ihr Volk.

So nutzt die israelische Rechte die biblischen Begriffe „Judäa und Samaria“ für das Westjordanland, um den jüdischen Anspruch auf das Land zu untermauern. Die palästinensische Hamas beschreibt in ihrer Charta das historische Palästina als „Waqf“, also eine den Muslimen von Gott treuhänderisch anvertraute (und damit unveräußerliche) religiöse Stiftung.

Die religiöse Aufladung hat in den letzten Jahren vor allem in der Konfrontation zwischen Juden und Muslimen zugenommen. Dies zeigt sich immer wieder auch in gewaltsamen Auseinandersetzungen um den Tempelberg / Haram al-Scharif in Jerusalem als wichtiger historischer Stätte des Judentums und drittwichtigster Kultstätte des Islam. Radikale jüdische Siedler:innen streben an, dort den dritten Tempel zu errichten und torpedieren immer wieder den Status quo, der – um den Frieden zu wahren – regelt, dass Vertreter aller Religionen das Plateau betreten, aber nur Muslime dort beten dürfen.

Punkt 4: Regionale Dimension

Viertens hat der Konflikt eine regionale Dimension. Denn er ist eingebettet in den israelisch-arabischen Konflikt. Die arabischen Staaten lehnten die Entstehung des „zionistischen Gebildes“ in Palästina zunächst ab und verwehrten ihm die Anerkennung. Erst 1979 trat ein erstes Friedensabkommen Israels mit Ägypten in Kraft, 1994 dann ein zweites Friedensabkommen mit Jordanien.

Im Zuge des in Oslo 1993 zwischen Israel und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) eingeleiteten Friedensprozessesentspannten sich auch Israels Beziehungen zu anderen arabischen Staaten. Sie blieben aber volatil und vom israelisch-palästinensischen Verhältnis abhängig.

2002 legte die Arabische Liga die sogenannte Arabische Friedensinitiative vor: also das Angebot normaler Beziehungen an Israel, wenn Israel die Besatzung beende und einen palästinensischen Staat zulasse.

Mit den von den USA vermittelten Abraham-Abkommen von 2020 gingen vier arabische Staaten noch einen Schritt weiter: Obwohl der israelisch-palästinensische Friedensprozess seit langem stagnierte, einigten sich die Vereinigte Arabische Emirate, Bahrain, Marokko und Sudan mit Israel auf eine gegenseitige Anerkennung und den Ausbau der Beziehungen. Gleichzeitig gibt es nach wie vor in vielen arabischen und muslimischen Ländern eine hohe Solidarität der Bevölkerung mit den Palästinenser:innen.

Nicht zuletzt ist die Regelung von Konfliktfragen, wie die der Flüchtlinge oder des Umgangs mit Wasserressourcen, nur auf der regionalen Ebene möglich.

Fazit von Naike Juchem

Die Weltgemeinschaft hatte mit der Gründung des Staates Israel einem fatalen Fehler gemacht, der sich bis heute auswirkt – und wohl ewig zu Konflikten führen wird. Man unterstützt seit Jahren Israel in Infrastruktur, Forschung und Wissenschaft, während in Palästina noch nicht einmal überall fließendes Trinkwasser vorhanden ist. Das dies zu einem Hass und Unmut gegen Israel führt, ist eigentlich klar.
Auch ist die massive Siedlungspolitik seitens Israel ein ständiger Konfliktpunkt, welcher noch mehr Wut auf der Seite der Palästinenser hervorbringt.

In diesem Kessel von Ungleichheit kann man als Weltgemeinschaft nicht des einen Freund und des anderen Feind sein. Wenn man endlich den Palästinenser die gleiche Rechten und auch Infrastruktur gibt, könnte es schon mal einen Anfang für Frieden sein.
Der Weltsicherheitsrat muss beide Konfliktparteien an einen Tisch bringen, und gemeinsam nach Lösungen suchen. Wenn man in Palästina eine vernünftige Wirtschaft aufbaut, hätten die Menschen auch eine Perspektive für ihr Leben.
Ferner muss auch der gegenseitige Hass abgebaut werden. Es kann doch nicht sein, wenn man bereits in israelischen Kindergärten sagt, wer der Feind ist.
Die Menschen in Palästina wollen genauso den Frieden wie die Menschen in Israel.
Wenn israelische Soldaten und Polizisten mit Gewalt gegen unbewaffnete palästinensische Kinder vorgeht, ist eine Grenze der Menschenrechte schon weit überschritten.

Naike Juchem, 13. Februar 2024

Quelle: Der Beitrag beruht auf Dr. Muriel Asseburg/Jan Busse: Der Nahostkonflikt. Geschichte, Positionen, Perspektiven, 4. Aufl., München 2021 sowie Muriel Asseburg: Palästina und die Palästinenser. Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart, 2. Aufl., München 2022.

Fotos: Hanita-Carolin Hendelman

Nukleare Kriegsführung

Foto: Sarmad Anand

„Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten werden die Menschen mit Stöcken und Steinen kämpfen.“
Dies sagte einst Albert Einstein – und er wird recht behalten.

Autorin Naike Juchem

Wir alle haben Angst vor der Radioaktivität von Kernkraftwerke. Die Ausmaße von einem Gau oder Super-Gau haben wir von Tschernobyl und Fukushima noch alle im Kopf. Wie sieht es in Kriegen aus? An den Vietnamkrieg und dem Einsatz von Agent-Orange können sich noch einige erinnern. Wie sieht es mit den US geführten Kriegen in Jugoslawien, Libyen, Irak oder Afghanistan aus?

Am 4. April 2017 war die Welt über einen Giftgas Angriff auf die syrische Stadt Chan Schaichun empört. Russland wurde für diesen Angriff verantwortlich gemacht. Dann die syrische Armee. Die USA verlegten einen ihrer Flugzeugträger ins Mittelmeer. Russland zog nach und verlegte die Fregatte Admiral Grigorowitsch ins Mittelmeer. Mal wieder stand die Welt kurz vor einer militärischen Eskalation.

Die USA, die sich gerne als Weltpolzei darstellt, haben mehr als genügend Kriege angezettelt, und dabei nicht nur mit konventionellen Waffen gekämpft.
Die US-Streitkräfte hatten im ersten und zweiten Irakkrieg hochgiftige Waffenkomponenten mit abgereicherten Uran auf die irakische Zivilbevölkerung abgeworfen und abgefeuert. Mit Hunderten Tonnen von angereicherter Uranmunition haben sie buchstäblich die irakische Bevölkerung mit einer Strahlungen überzogen, wodurch die Sterblichkeits- und Geburtenrat durch den Einsatz von angerichteten Uran die Krebsraten in die Höhe schnellen lies. Nach Schätzungen der OPCW (Organisation für das Verbot chemischer Waffen) gehen davon aus, dass die atomare Toxizität im Irak bei etwa 400.000 Atombombenabwürfen von Hiroshima lag.

Die katastrophalen nukleare Schäden an der Menschheit ist überhaupt nicht absehbar. In Vietnam wird es noch vier Dutzend Generationen – nicht Jahre, brauchen, bis es keine radioaktiven Erbteile mehr gibt.
Von der kontaminierten Umwelt im Irak, Afghanistan, Libyen, Jugoslawien, Japan, oder Vietnam brauche ich nicht zu schreiben. Es hat seine Gründe, warum es um den Reaktor von Tschernobyl eine Sperrfläche von 2.800 Quadratkilometern gibt. Dies entspricht in etwa der dreifachen Fläche von Berlin. Zehn Kilometer um das Kraftwerk herum wird die Gegend noch für Zehntausende von Jahren unbewohnbar bleiben.

Bei all diesem Ausmaß sollte man auch bedenken, dass Terrorgruppen wie zum Beispiel: ISIS, Taliban, Al-Qaida oder andere Gruppierungen an eben jene hochgiftige Waffenkomponenten der US-Streitkräfte nach dem Rückzug aus dem zweiten Irakkrieg problemlos heran gekommen sind.
Zu all diesem Irrsinn kommt noch hinzu, dass Milizen, Rebellen oder gar das Militär heute noch auf Schießständen und Testschießanlagen diese Munition benutzen. Somit wird das Krebsrisiko für die dort lebenden Menschen immer höher.

Naike Juchem, 12. Februar 2024

Foto: Sarmad Anand

Foto: privat

Hunger als Methode der Kriegsführung

Die Einleitung zu meinem Text über die aktuelle Hungersnot in Äthiopien beginnt sehr makaber.

„Was ist klein, dünn und läuft mit 100 km/h durch die Wüste? Ein Äthiopier der ’ne Essensmarke gefunden hat.“

„Wie bekommt man 100 Äthiopier in eine Telefonzelle? Man schmeißt ’nen Brotkrumen hinein.“

Solche oder ähnliche Witze haben bestimmt viele in den 80er Jahren gehört – ich auch.
Nun, in meiner Jugend wusste ich nicht all zu viel über Äthiopien. Ein Land im Nordosten von Afrika und das es 1984/85 eine Hungersnot gab, bei der Hunderttausende Menschen starben.


Eine kleine Einordnung über Äthiopien:
Bis 1974 hieß dieses Land Abessinien und zählt zu den ältesten Staaten der Welt. Abessinien entstand bereits 1000 vor Chr. und zählt somit auch heute noch zu dem einzigsten durchgehendsten und unabhängigen Staaten auf dem afrikanischen Kontinent.

Nun sind wir im 21 Jahrhundert angekommen und man denkt bei Äthiopien automatisch an Krieg. Auch diesen gibt es immer noch – auch wenn er offiziell als beendet gilt.
Durch eine katastrophale Innenpolitik hat dieses Land kaum eine Stabilität. Welche sich Milizen, Regierung und Rebellen zu nutze machen, denn mindestens 400 Menschen sind in den vergangenen Monaten in den äthiopischen Provinzen Tigray und Amhara verhungert. Dies gaben Mitarbeiter einer internationalen Hilfsorganisationen vor Tagen bekannt. Jene internationale NGO berichtet bereits seit Monaten von einer drohenden Hungersnot. Die Regierung unter Premierminister Abiy Ahmed wies diese Berichte als „völlig falsch“ zurück.

Die von einer aktuellen Dürre geplagten und unter dem verheerenden Bürgerkrieg leideten Provinzen, der vor 14 Monaten offiziell beendet wurde, sind in den vergangenen sechs Monaten 351 Menschen in der Provinz Tigray und 44 weitere in der Provinz Amhara an Hunger gestorben.
Am 6. Februar gab es eine Meldung von einer NGO, in der die Rede von 860 verhungerten Personen ist. Auch erhalte nur ein kleiner Teil der Bedürftigen Menschen in der Provinz Tigray Nahrungsmittelhilfe.
Makaber ist, dass jener NGO zig Tonnen der Getreidelieferung gestohlen wurde.
Laut der Tigray Food Cluster, einem Zusammenschluss von verschiedenen Hilfsorganisationen unter dem gemeinsamen Vorsitz des WFP (Welternährungsprogramm) der Vereinten Nationen und äthiopischer Behörden, hätten lediglich 14% der 3,2 Millionen Bedürftigen Menschen in der Provinz Tigray in den ersten 21 Tagen des vergangenen Monat Nahrungsmitteln bekommen. Einige Menschen in der Provinz hätten seit über einem Jahr keine Nahrungsmittelhilfe mehr erhalten.

Nach dem Memo des World Food Program werden die humanitären Organisationen gebeten, ihre Maßnahmen sofort zu verstärken. In dem Memo wird auch ausdrücklich davor gewarnt, dass, wenn jetzt nicht schnell gehandelt wird, es in der nächsten Zeit zu einer schweren Ernährungsunsicherheit und Unterernährung kommen wird, wobei es sich am meisten um gefährdetet Kinder und Frauen handelt wird.

Die aktuelle Misere wäre nicht so weit gekommen, wenn die UN und die USA nicht ihre Nahrungsmittelhilfe für die Provinz Tigray im März des vergangenen Jahres ausgesetzt hatten, nachdem sie einen massiven Diebstahl von humanitärem Getreide aufgedeckt hatten. Die Aussetzung wurde im Juni 2023 auf den Rest Äthiopiens ausgeweitet. Die UN geht davon aus, dass es sich bei dem Getreide um den bisher größten Diebstahl von Getreide handelt. Die Geberländer und NGO’s haben äthiopische Regierungsbeamte und das Militär für den Betrug verantwortlich gemacht.

Die Vereinten Nationen und die USA hoben den Stopp im Dezember auf, nachdem sie Reformen zur Eindämmung des Diebstahls eingeführt hatten, aber die Behörden von Tigray behaupten, dass die Nahrungsmittel nicht zu den Bedürftigen gelangen.
Mitarbeiter von Hilfsorganisationen berichteten der Nachrichtenagentur AP, dass das neue System, das unter anderem die Anbringung von GPS-Trackern an Lebensmittel-LKWs und die Anbringung von QR-Codes auf Rationskarten vorsieht, durch technische Probleme behindert wird.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Hilfsorganisationen vor Ort mit Geldmangel zu kämpfen haben.

Rund 20,1 Millionen Menschen in ganz Äthiopien sind aufgrund von Dürre, Konflikten und einer maroden Wirtschaft auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Unterbrechung der Hilfe hat die Hungersnot noch weiter verschärft.

Das WFP hat bereits vor einem Jahr gewarnt, dass in Nord-, Süd- und Südostäthiopien bis Anfang 2024 mit einer Hungersnot oder noch schlimmeren Zuständen zu rechnen ist.

In der Provinz Amhara, die an Tigray grenzt, behindert zudem eine im August 2023 ausgebrochene Rebellion, was natürlich die Bewegungsfreiheit der NGO’s bei der Verteilung von Hilfsgüter erschwert, während mehrere Provinzen Äthiopiens von einer mehrjährigen Dürre heimgesucht werden.

Noch ein paar Fakten zu der aktuellen dramatischen Lage

Aus einem UNICEF Schreiben, welches die Leitung des Ethiopia Nutrition Cluster hat, geht hervor, dass die Unterernährungsraten bei Kindern in Teilen der äthiopischen Provinzen Afar, Amhara und Oromia zwischen 15,9 % und 47 % liegt. In der Provinz Tigray liegt die Rate bei 26,5 %.

Die Provinz Tigray, in der 5,5 Millionen Menschen leben, war das Zentrum eines verheerenden zweijährigen Bürgerkriegs, der Hunderttausende von Menschen tötete und auf die Nachbarregionen übergriff. Ein UN-Gremium warf der äthiopischen Regierung vor, sie habe während des Konflikts, der im November 2022 mit einem Friedensabkommen beendet wurde, „Hunger als Methode der Kriegsführung“ eingesetzt und die Nahrungsmittelhilfe für Tigray eingeschränkt.

Aus einem Papier einer NGO geht hervor, dass die anhaltende Unsicherheit in Äthiopien dazu führt, dass nur 49 % der landwirtschaftlichen Flächen in der Provinz Tigray während der Hauptanbausaison im vergangenen Jahr bepflanzt wurden. Wegen der Dürre wurden in diesen Gebieten nur 37 % der erwarteten Gesamtmenge angebaut. In einigen Gebieten lag der Anteil sogar nur bei 2 %. Die Provinz Tigray hat eine Fläche von 50.079 km². Diese ist fast die Fläche von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zusammen.

UNICEF, wie auch verschiedenen NGO’s warnten bereits vor einem Jahr davon, dass sich die katastrophale Lage der Hungersnot von 1984/85 wiederholt.
Die äthiopische Zentralregierung bestreitet jedoch vehement, dass es eine große Hungerkrise gibt. Als der Gouverneur der Provinz Tigray, Getachew Reda, im vergangenen Monat Alarm wegen einer drohenden Massenverhungerung schlug, wies ein Sprecher der Regierung die Berichte als „ungenau“ zurück und beschuldigte ihn, „die Krise zu politisieren“.

Naike Juchem, 7. Februar 2024

Anm.: Die Fotos wurden mir privat zugeschickt, und aus Gründen des Anstands werde ich nicht alle Fotos veröffentlichen.

Kein Mensch flieht ohne Grund

Ein paar Hintergründe, die zum Nachdenken bringen sollen.

Autorin Naike Juchem

Melilla ist eine spanische Enklave in Westafrika und hat seine Grenze zu Marokko.
In einem Werbeprospekt wird über die schöne und mittelalterliche Festungsanlage und über prachtvolle Jugendstilgebäuden in den schönsten Worten geschrieben.
Wörtlich heißt es dort: „Es gibt keinen besseren Weg, ihre Geschichte kennenzulernen, als eine Besichtigung von La Ciudadela, auch bekannt als Melilla la Vieja oder „das Dorf“ (El Pueblo) zu besuchen. Diese Festungsanlage wurde im 15. Jahrhundert auf Felsen erbaut und verschiedene Kulturen haben hier im Laufe der Zeit ihre Spuren hinterlassen.“
So weit über die einstige Geschichte.

Über die aktuelle Geschichte hört man kaum etwas. Im Sommer 2022 versuchten fast 2.000 Migranten, die meterhohen Zäune von Melilla – also der EU Außengrenze zu überwinden. Es gab hunderte Tode und genau so viele Verletzten. Hilfe für die Menschen gab es keine!
Dies ist die Realität vor den Türen von Europa!
Ob in Libyen, Griechenland, Türkei, Italien (Lampedusa) oder an den Grenze zwischen Polen und Weißrussland. Überall werden Menschen mit Waffengewalt an der Einreise nach Europa gehindert.

Foto: Simona Forlini

„Sollen sie doch bleiben wo sie hergekommen sind.“


Dies sind oft die Aussagen von Menschen, die für sichere Grenzen und konsequenter Abschiebung sind.
Natürlich können diese Menschen in ihrer Heimat bleiben – nur hat die EU durch irrsinnige Subventionen und Staatsverträge fast alle Länder in Afrika in den Ruin getrieben. Tomaten aus Italien werden in Ghana billiger verkauft, als die Landwirte in Ghana diese verkaufen können.
Hähnchenfleisch, welches in Europa keinen Absatz hat, wird über Subventionen per Container nach Nigeria geschafft. Dort hat man mit unserem Lebensmittelmüll mal eben die Landwirtschaft ruiniert.

Elektronikmüll wird an die Elfenbeinküste oder Ghana verschifft. Dort liegen Hunderttausende Tonnen Elektronikmüll auf weiten Felder – auf denen einst mal Saat ausgebracht wurde. Mit einfachsten Mittel wird noch das letzte Stück Kupfer aus den Geräten geholt. Die Umweltverschmutzung ist gigantisch. Durch die Schwermetalle im Boden und Wasser, ist Leben für Tiere und Fische nicht mehr möglich.

Natürlich gibt es auch „positive“ Beispiele, wenn in Kenia Tulpen und andere Blumen gezüchtet werden, und diese dann in den Discounter in Europa für wenig Geld an den Kassen stehen. Von diesem ökologischen Irrsinn mag ich gar nicht schreiben.

Diese wenigen Beispiele zeigen schon, wie global vieles zusammen hängt. Es ist natürlich leicht zu sagen: „Sollen sie doch bleiben wo sie hergekommen sind.“ Würden diese Menschen eigentlich auch, wenn das zivilisierte Europa nicht deren Heimat, Lebensraum und Wirtschaft zerstören würde. Kein Mensch flieht ohne Grund!

Foto: Saleh Syrian

Die Menschen, die fliehen, brauchen Geld für ihre Flucht. Dieses Geld kratzen sie von Verwandten zusammen. Die Familien verschulden sich bei den Schlepper und können das Darlehen niemals zurück bezahlen. Oft werden nach ein oder zwei Jahren diesen Familien das wenige Eigentum weggenommen. Also hat man nochmals viele Menschen in die Armut, Flucht und Verzweiflung getrieben.

Um dies alles zu begreifen, bedarf es mehr, als die Schlagzeilen der BILD oder den schwachsinnigen Postings in den Sozialen Netzwerken zu lesen.

Foto: Eva Wołkanowska-Kołodziej

Wenn wir diese Welt verbessern möchten, müssen wir als Industriestaaten auch jene anderen Ländern leben lassen und auf Augenhöhe mit einander umgehen. Staatsverträge drückt die sowieso schon schachen Ländern noch mehr an die Wand.
Hurra, wie haben Unimogs von Mercedes, Waffen von Heckler und Kock.  Auch Frankreich ist im Bereich Staatsverträge vorne mit dabei. So werden zum Beispiel militärische Fahrzeuge von ACMAT S.A, ALCEN (u.a. Hubschrauber) oder Produkte der Dassault-Gruppe geliefert.

Diese Liste geht natürlich nicht nur über militärische Waffen und Fahrzeuge einher. Es geht mit allen Branchen weiter: Lebensmittel, Telekommunikation, Medikamente, Erdöl, Chemie….

Foto:Nino Fezza

Um eine immer weiter steigende Profitrate der Konzerne zu haben, braucht man neue Märkte. Ob Lateinamerika, Afrika, Asien, Südostasien oder China. In all diesem Karussell aus Macht, Gier und Profitrate bleiben Menschen aus der Strecke. Dies zeigt uns die Geschichte des Kolonialismus. Auch hier waren es: Afrika, Asien, Lateinamerika, Polynesien, Indien, Indochina (so nannte man früher Südostasien.)

Die westliche Industrie und Wohlstand ist auf die Armut der Schwellenländer dieser Welt aufgebaut. Kriege führen zu Armut und Flucht. Umweltzerstörung führt zu Armut und Flucht. Irrsinnige Subventionen und Staatsverträge führt zu Armut und Flucht.

Foto: Simona Forlini

Nun sitz der Europäer zu Haus auf seinem Sofa und motzt über Migranten, ohne all diese Hintergründe zu wissen. Es ist leichter, die schwächsten in dieser Kette zu bekämpfen, als sich über die Ursachen Gedanken zu machen.

Naike Juchem, 6. Februar 2024

Teil II Kapitel 18 München, Deutschland

Zu Besuch bei Nescha Hefti
Mai 93

Hannes musste nach Deutschland fliegen, denn die Lieferung der letzten Pumpen für das Wasserbauprojekt von Cău Strung Melch nach Bavet Leu standen an. Da Hannes Nescha besuchen wollte, flog er von Bangkok nach München. Er wollte nicht gleich zu Ludgar in die Pfalz oder in die Firma nach Reims. In den wenigen Tagen, die er in Europa war, wollte er wenigstens ein paar Tage Urlaub machen. Er brauchte auch mal eine Auszeit für sich.
Da Nescha ihm angeboten hatte, für ein paar Tage zu ihr nach München zu kommen, kam er der Einladung liebend gerne nach. Nescha, Patricia und er waren seit Januar 90 befreundet. Im Herbst 91 bekam Nescha einen freien Platz an einer Universität in München um dort Medizin zu studieren.

Am Freitag den 21. Mai um 9.10 Uhr landete der Airbus A330 mit der Flugnummer TG7932 auf dem Franz-Josef-Strauß Flughafen in München.
Hannes brauchte für die wenigen Tage in Europa kaum Gepäck, so hatte er nur einen Koffer und einen kleinen Rucksack als
Handgepäck dabei.
Ein übereifriger Zollbeamte wollte ihn trotzdem kontrollieren.
„Guadn Dog da Herr, hob Sie wos zua vazoin?“ Fragte der Beamte.
Hannes öffnete den kleinen Rucksack, damit der Zollbeamte sehen konnte, dass nur eine Packung Kekse, sein Mobiltelefon und Portemonnaie drinnen war. „Nein, habe ich nicht. Werfen Sie bitte einen Blick in den Rucksack.“ „Jo, dann soidn mia moi in ihrn Koffa schaun.“ „Tut mir leid, den habe ich noch nicht bei mir.“ „Jo, dann wardn mia ebn. Moi seng, wos in am Koffa drinna is.“ „Gerne, nur was vermuten Sie außer ein paar Kleider, Zahnbürste und ein paar Schuhe sonst noch in einem Reisekoffer?“ „Jo, dass wern mia dann oamoi seng. Sogt jeda, dass ea grod Kleida im Koffa hod.“ „Stimmt. Ich habe ja gesagt, dass auch noch eine Zahnbürste und Schuhe in dem Koffer sind.“ „Jo, woin Sie ‚etz no fresch wern? Solche Leid wia Sie miassn kontroliad wern.“
Hannes sah den Zollbeamten irritiert an „Solche Leute wie ich? Herzlich willkommen in der Heimat!“ „Wos soi des ‚etz? Hom Sie Drogn gnomma?“ „Komisch, gleiches wollte ich Sie auch fragen.“ „Jo, ‚etz is aba moi schluss mid lustig. Jetz keman Sie mid in de Deanststäi.“ „Lieber Herr Zollbeamter, könnten wir dies alles etwas abkürzen in dem ich Ihnen einfach meinen Pass und Dokumente zeige?“ „Denn Pass wern mia vo Ihna scho no seng. Jetz keman Sie mid auf de Deanststäi. Oda mua i des Sicherheitspersonoi ruafn?“
Hannes schüttelte genervt den Kopf „Bringen wir dieses Schauspiel hinter uns. Bitte. Ich folge Ihnen.“ „Jo, wos soi des? Sie foigen mia.“ „Habe ich zwar gerade gesagt, aber es geht auch den Weg.“

Hannes folgte in Begleitung von zwei Zollbeamten der Blödheit in Uniform einige Treppen herunter, durch Flure nach links und recht und wieder zwei Treppen hoch um nochmals einen anderen Flur von einer geschätzten Länge, wie einmal um den Äquator.
„Wird mein Koffer noch da sein, wenn ich zurück komme oder ist dann schon das Sprengstoffkommando vom LKA am Terminal?“ „Sie hoidn des wohl ‚etz ois fia Gaudi?“ „Nein. Nur weiß ich nicht, wie auf einen herrenlosen Koffer am Terminal reagiert wird.“
Endlich kam die Dienststelle in Sicht, Hannes wollte schon fragen, ob sie nun in Freising sind oder noch auf dem Flughafengelände. Der Zollhauptwachmeister öffnete eine Milchglastür und ließ Hannes eintreten.
In dem Büro waren ein Dutzend Zollbeamte, die verschiedene Koffer auf den Tischen aufgeklappt hatten und offensichtlich deren Besitzer auf einer Bank gegenüber den Tischen saßen. Einige Zollbeamte saßen an Schreibtischen und bei zwei Beamtinnen saßen Personen vor dem Schreibtisch.
Der Koffer von Hannes stand auf dem ersten Tisch gleich am Eingang.
Hannes grüßte die Beamten und zu seinen Begleiter sagte er „Ach sieh an, mein Koffer ist sogar schon vor mir da.“
Dem Oberzollbereichsleiter schwillte langsam der Kragen.
„So, bitte setzdn Sie si. Dann nehma mia jetz Ihra personalian auf. Wern aa no oan Drogentest duachführn und dann Ihrn Koffa untersuchn.“ „Gerne doch. Fangen wir am besten mal mit meinen Ausweisen an.“
Der Blutdruck vom Stabskompaniegeneralmajor war mittlerweile an seiner Belastungsgrenze angekommen.
„So, dann schaun mia moi. Aha, Hmmm, soso. Des san ihre Ausweise?“ „Ja. Offensichtlich.“ „Sie keman aus Kambodscha? Wohna in Thailand. Hom oan Deitschn, Thailändischn und Diplomadischn Pass! Jo, wos nu? Arbadn fia a Französiche Firma und die UN.“ „Ich weiß, ist kompliziert, ist aber so. Um Ihnen nun noch den Rest Ihrer Drogenillusion zu nehmen, mein Koffer fällt unter den Status von Diplomatengepäck – ist eigentlich deutlich in mehreren Sprachen gekennzeichnet. Ich kann aber gerne bei der UN eine Resolution einbringen, dass auch bayerisch als internationale Sprache aufgenommen wird. Sie dürfen den Koffer noch nicht einmal öffnen!“ „Diplomadengepäck? Soso. Schuul Projegd Männedscha in Kambodscha. Deepartmend off Konstrukschion un Infrastrugdur. Soso. Mid 23 Joarn san Sie scho a Männedscha?“
Hannes blies die Luft auf und wollte sich mir der linken Hand an den Kopf fassen. Stoppte leicht in der Bewegung und kratzte sich am Kinn. Die Blödheit in Uniform drehte das Schreiben der UN  von links nach rechts.
„Was wollen Sie jetzt darauf für eine Antwort? Soll ich Ihnen den englischen Text auf bayerisch Übersetzten? In den USA wird sogar ein Hausmeister als Manager betitlet – also nichts besonderes.“ „Warum hom Sie des ned vo Ofang an gsogt?“
Hannes verdrehte die Augen und nahm tief Luft „Ich kann mich erinnern, dass ich Ihnen sagte, wir könnten dies abkürzen, indem ich Ihnen meinen Pass und Dokumente zeige. Wenn Sie mich nun entschuldigen, ich habe noch etwas mehr zu tun, als mich mir dem deutschen Amtsschimmel herum zu ärgern. Im übrigen, falle ich durch meinen Ausweis von der UN unter den Diplomatenstatus. Schon mal etwas von diplomatischer Immunität gehört? Wenn Sie nun noch ein Disziplinarverfahren haben möchten – sagen Sie es gleich, ansonsten wünsche ich Ihnen einen schönen Tag.“
Hannes erhob sich von seinem Stuhl, nickte dem Zollgeneralmajor zu und nahm sein Koffer vom Tisch. Er ging aus der Dienststelle ohne die Tür zu schließen.

Der Weg von der Dienststelle zum Ausgang vom Gate kam Hannes wie eine Marathonstrecke vor.
Nescha saß ganz alleine am Ausgang vor dem Zollbereich und winkte, als sie Hannes sah.
„Hallo Nescha, Entschuldigung, ich hatte gerade eine Begegnung mit der dritten Art. Salut meine Liebe, ich bin endlich da. Lass uns fahren, bevor ich dem Zollbeamten noch ein Disziplinarverfahren anhänge.“

Hannes erzählte Nescha, diesen Alptraum an Blödheit in Uniform und Nescha lachte.
„Ja, Süße du lachst. Nach über 13 Stunden Flug kann ich darüber nicht mehr lachen.“ „Äxgüsi. Wie du das verzellsch, chönt ich brülle vor lache.“ „Morgen lache ich auch darüber.“
Nescha streichelte ihm mit ihrer rechte Hand über seinen linken Oberschenkel.
„Möchtsch na ga schlafe?“ „Nescha, ich bin so lange wach, wenn ich mich bei dir hinlege, werde ich wohl erst am Sonntag wieder wach werden. Fahr zu dir nach Hause und wir sehen dann was wir machen. Ich hätte Hunger auf richtig gute Semmelknödel.“

München, bei Augustiner am Frauenplatz

Nachdem Hannes doch zwei Stunden bei Nescha auf der Couch geschlafen hatte, fuhren sie mit der S-Bahn ins Zentrum von München.
Am Dom aßen sie Schweinshaxen mit Knödel und tranken schönes helles Augustiner Bier vom Fass.
„Wie gahts Patricia?“ „Nächstes Jahr arbeitet sie mehr für das Bildungsministerium in Kambodscha und für UNICEF, dann ist nicht mehr so viel mit ihrem Traumberuf. Eine Oberärztin aus dem Krankenhaus in Khorat wohnt bei uns im Village und Patricia lässt sich von ihr regelmäßig Bluttests machen. Reto schaut auch immer noch nach ihr. Nescha, ich habe Angst, wenn die Befunde da sind und die Werte sich verschlechtert haben. Du kannst dir diese Achterbahnfahrt, die ich im Hirn habe, gar nicht vorstellen.“ „Ungefähr scho. Ich studier Medizin. Natürlich isch es bi eu öpis anders, als ade Uni devo zghöre oder zläse. Mir kenned eus ja jetzt au scho es langi Ziit. Sit fast vier Johre machsch dir täglich die Gedanke du tuesch mir so unendlich leid. Die Medizin isch sit Johre am forsche. Es git immer besseri Behandlige – au bi de Früehnerkennig“ Nescha sah in leere Augen von Hannes.
„Tu’der das doch nid ständig aa, d Leukämie mues doch nid widr zru cho. Reto het dir das doch vor drü Jahr aues erklärt gha. Hannes, bitte.“ „Ich kann mein Hirn nicht deleten. Wenn ich es könnte, würde ich diese verdammte Krankheit zum Teufel jagen.“
Nescha streichelte ihm den Arm und hielt seine linke Hand fest „I ha nech beidi i subtropische Wälder kenneglernt. I ha mitbecho, waser beidi inere ungloublech churze Zyt hei gschtumme u euch im Hotel gseit, dass nech mau es Dänkmau bout wird. I ha rächt gha. Lefevre School! Das es so gross würd isch mer aber nid bewusst gsi“ „Danke Nescha. Uns auch nicht.“ „Denket bi dere Gschwindigkeit aber o a euch“ „Dies tun wir. Wenn wir eine Auszeit brauchen, fahren wir für zwei oder drei Wochen nach Kampang Rou, arbeit ist dort immer noch genug für uns.“ „Usziit? Arbeit isch dert immer no gnue? Hannes, i ha gmeint eher a Urlaub.“ Nescha sah Hannes irritiert an.
„Ja. Es hört sich voll blöd an, ist aber so. In Kampang Rou fing für uns alles an – dort sind unsere Wurzeln. Auch wenn es heute Städte und Ortschaften wie Battambang, Kompong Chhnang, Udong, Poipet oder Sisophon sind. Der “Europa Platz“ ist und bleibt einmalig. Für uns ist es ein Gefühl nach Hause zu kommen und es ist keine Arbeit Kinder zu unterrichten, Vermessungen zu machen oder Bauprotokolle auf der Weide zu schreiben. Es ist für uns wirklich Erholung.“ „Euri Definition vom Erholig isch scho sehr merkwürdig.“
Hannes zog die Schultern hoch „Wie soll ich es dir erklären? Wir gehen nach Feierabend durch Kampang Rou und erinnern uns an die Anfänge und sehen die vielen Veränderungen im Ort. Wir werden oft von den Dorfbewohner eingeladen und sie erzählen uns von ihrem Leben, den Veränderungen und auch Träume. Nescha, diese Momente sind für uns Urlaub.“ „Okay. Wi geits Sangkhum?“ „Sangkhum ist groß geworden, aber immer noch völlig verrückt auf mich. Patricia leitet jetzt eine Schule in Chong Kal, unweit von Samraong. Sangkhum ist in dem Ort in einer Herde von Rinder und fühlt sich wohl. Ich sprach mit dem Bauer, ob ich Sangkhum zu ihm stellen könnte. Ich möchte sie schon in meiner Nähe haben. Auch Sangkhum ist eine Auszeit uns. Wir gehen am Abend oder Morgen gemeinsam mit Sangkhum spazieren und genießen diese Momente. Sag mal, soll ich für Sangkhum eine original bayerische Kuhglocke kaufen?“
Nescha schüttelte sofort den Kopf „Um Gottes Wille, nei! I finde es schöns, kunschtvoui Zaumzüüg viu schöner aus e Gloe.“ „Du meinst so etwas, was die Kühe beim Almabtrieb tragen?“ „Ja, i die richtig. Es mues nid sones unsinnigs gedöhns si. So es cools kunstvolls Halsband wär doch toll.“ „Wo bekomme ich so etwas zu kaufen?“ „Mir fahred morn mal go luege, okay?“

Ausflug ins Allgäu

Mit Nescha fuhr er mit ihrem VW Golf am Samstagmorgen aus München raus ins Allgäu. Sie fuhr an Starnberg und Schongau vorbei, ohne zu wissen wo hin. Am Ende waren sie in Füssen.
In der wunderschönen Altstadt saßen sie bei Haxe, Brezel und Bier.
„Danke Nescha für diesen Ausflug. Dies ist alles so anders, als das was ich täglich sehe. Als Kind war ich mit meinen Eltern hier in der Gegend in Urlaub gewesen. Viele Erinnerungen sind immer noch da. Ich brauche kein Meer und Strand für Urlaub zu machen. Hier diese Natur, die Schönheit der Gebäude und natürlich der Blick auf Schloss Neuschwanstein ist schon toll.“ „Vermissisch dini Heimat?“ „Hmmm. Welche Heimat? Nescha, dies ist eine sehr schwierige Frage. Vor vier Jahren habe ich für Patricia meine Heimat im Hunsrück verlassen und ging nach Lothringen. Nun leben wir schon seit drei Jahren in Thailand. Ja, ich vermisse meine Heimat und Nein, ich möchte nicht zurück. Auch wenn in Kambodscha und Thailand alles sehr chaotisch ist, es ist eine völlig andere Welt. Weniger Stress und mehr Zufriedenheit. Die Menschen sind nicht mit den Fehlern anderer beschäftigt und achten mehr auf das miteinander.“
Nescha nickte „Ja, das hani ou gmerkt. Also isch Thailand oder Kambodscha dini Heimat?“ „Nescha, ich kann nicht sagen, was meine Heimat ist. Ich liebe Kambodscha genauso wie Thailand. Durch die damalige politische Lage haben wir uns für ein Haus in Thailand entschieden. Du kennst unser Haus. Unsere Freunde bauten für uns dieses Haus und somit eine Heimat in einem Fremden Land.“
Nescha nickte ihm zu „Du hesch scho immer chönne Mönsche füehre.“
Hannes schüttelte energisch den Kopf. „Nei Hannes. Du füehrsch uf e Art wienis bis jetzt nume bi Reto gseh ha. Dir beidi si dr glich schlag Mönsch. Hesch dir jemals Gedanke gmacht warum du so früeh d Leitig für dieses Projekt übercho hesch?“ „Welche Gedanken? Es wurde auf der ersten Party in Kampong Rou von allen anderen einfach beschlossen. Ich wurde förmlich übergangen.“
Nescha schüttelte den Kopf und Hannes sah sie fragend an.
„Du weisches würklech nid?“ „Nescha, was sollte ich wissen?“
Sie sah ihn lange an und er wartete auf ihre Antwort, die er offenbar nicht kannte. „I bi früecher sehr viu mit dr Patricia zäme gsi. Sie het mir o sehr viu vo dir verzeut. Viu han i o säuber vo dir in Kampang Rou oder Svay Rieng gseh. Asger het o sehr viu mit Reto über di gredt. Ja, är isch dr Leiter vom Bauabschnitt 3 gsi. Är het aber o gseh das du viu meh Chraft, Engagement u Idee hesch gha als är. Verstah ds itze nid fausch. Asger isch nie eifersüchtig gsi uf di. Är het bi dir meh potential gseh aus i sich säuber. Natürlech isch di Alter e Punkt gsy, wo me het chönne kritisiere – u o da het. I nenne iz ke Name, wüu di Kritiker hei vorbehaltlos dim gstumme, i nennes mal: Aufstieg, bi ODHI zue.“ „Nescha…?!“ „Moment lah mi bitte witer verzeue. Reto und ou angeri hei grad us dim Alter es grosses Potential gseh. I säg mau so, du bisch heimlich vo dine Mitarbeiter beobachtet worde. Und dene ihrne Idrück und Meinige über di, hei si mit Patricia i ihrer Schuel besproche.“
Hannes sah Nescha ungläubig an und schüttelte immer wieder den Kopf.
„Damals war das Team von Asger doch gar nicht so groß. Also kann es ja nur einen Kritiker gegeben haben.“ „Falsch. Du bisch au bi Arthur a sim Bauabschnitt gsi. Nun mach dier bitte kei Gedanke über die Kritiker. Sie han dich nie abglehnt. Es isch nur die Zwiifel a dim Alter gsi – nie a dinere Menschlichkeit. Ich han scho gseit du und de Reto sind de glich Schlag Mensch. Was ich vor mim Studium dure und mit Reto glernt han, bringt mir hüt a de Uni sehr vill Vorteil. Z Aafang vo dem Studium han ich mini Arbet und Erfahrig vo de andere Kommilitär vorgstellt und es isch en Mischig us Hochachtig und belächle gsi. De Reto isch als Urwald-Dokter betitlet worde. Nach em erschte Semester händ d’Kommilitone nüme glachet. Reto isch en unglaublich guete Mediziner und er chan mit de eifachste Mittel und Möglichkeite helfe. Hannes, ich han i de Ziit in Kambodscha meh glernt als mängs i ihrem Läbe nie werdet lerne. Au han ich mit eu und vor allem durch dich e Teamarbet gseh wos wahrschinli au keis zweits Mal git. Dini Sicht uf Dinge oder Idee vo anderne Lüüt hesch meh als gnueg bewise. Was de Reto i de Medizin isch, bisch du i de Menschefüerig. Drum isch vo all dine Mitarbeiter entschiede worde, dass du d Leitig söttsch becho.“
Hannes sah Nescha bei diesen Worten wie versteinert an. Von all dem wusste er selbst nach drei Jahren nichts. „Ich glaub dies alles nicht!“ „Verständlich. Isch aber so. Du hesch sälber gseit, dass Fründe eues Huus und somit e Heimat baut händ.“
„Phuu, was soll ich dazu sagen?“ „Nüt. Nimms eifach so aa. Im übrige möcht i in de Semesterferie wider uf Kambodscha cho. Zum eine lerne und will i eu alli sehr vermissed.“ „Cool. Dann sehen wir uns bald wieder. Komm, nun lass uns noch nach einem Halsband für Sangkhum schauen.“

In einem Raiffeisen Markt in Schwangau fanden sie, was beide wollten.
Dem Verkäufer klar zu machen, was ein Banteng Rind ist, erwies sich für Hannes doch etwas schwieriger als gedacht. Zum Glück war ein Landwirt in dem Laden, der es dem Verkäufer genauer erklären konnte. Als Hannes und Nescha die Erlebnisse mit Sangkhum erzählten, war ein sehr großes staunen den beiden Herren in dem Raiffeisen Markt anzusehen.
Mit dem gewünschten Zaumzeug verließen beide das Geschäft. Auf dem Weg zu Autos sagte Hannes zu Nescha „Zu Glück warst du mit in dem Laden, ich glaube, die hätten mich sonst in die Geschlossene Anstalt eingewiesen.“ Nescha lachte „Ohni frag! Das alles glaubt dir in Europa kein Mensch was du mit Sangkhum erlebsch.“

Am Sonntag waren beide in der Innenstadt von München unterwegs. Seit Hannes in Deutschland war, war es eine schöne Maiwoche und so waren beide an der Isar, im Englischen Garten, Stachus und andere schöne Plätze in München gewesen.

Es gibt Momente die prägen ein ganzes Leben.

Am Dienstagnachmittag waren sie auf dem Viktualienmarkt und kamen spontan auf die Idee ins Kino zu gehen. Am Isartor fanden sie ein Kino welches zu dieser Uhrzeit geöffnet hatte. Im Aushang sahen sie sich die Plakate für die Filmvorführung an. Das Plakat von Schindlers Liste fiel ihnen ins Auge. „Möchtest du in diesen Film?“ Fragte Hannes.
Nescha zog die Schultern hoch „Ich weiss nöd. die andere Filme interessieret mich nöd bsunders.“

Mit Nescha schaute er über drei Stunden die Abgründe der Deutschen Geschichte filmisch grandios und schockierend dargestellt.
Der Saal im Kino war etwa zur Hälfte besetzt. Diesen Film in einer vollkommenen Ruhe zu sehen, wirkte auf beide. Es gab während der Vorführung kein rascheln von einer Chipstüte, kein räuspern – nichts. Nur Stille.

Nach dem Film mussten Nescha und Hannes sich erst einmal sammeln.
Sie standen im Foyer des Kinos und waren sprachlos – die Bilder wirkten nach!
An einem Stehtisch neben ihnen erging es einem älteren Ehepaar genau so. Sie kamen mit dem Ehepaar ins Gespräch.

Nach einiger Zeit verließen sie gemeinsam das Kino und gingen in die Stadt einen Cappuccino trinken. Bei den Gesprächen  in einem kleinen Cafe kam Nescha und Hannes auf ihre Einsätze in Kambodscha zu sprechen. Die älteren Herrschaften hörten sehr aufmerksam zu und stellten viele Fragen. Rosemarie und Paul Herrmann waren sehr angenehme Menschen und so wurde es immer später und die Gespräche nahmen kein Ende, also ging die kleine Gruppe in ein Restaurant in der Nähe der Heiliggeistkirche.

Beim warten auf das bestellte Essen merkte Hannes dass Rosemarie seit länger Zeit etwas bedrückte und sie offensichtlich nicht wusste wie sie es sagen sollte. Immer wieder sah sie zu Paul und dann sagte sie ganz unverhohlen in die kleine Runde, dass sie Jüdin sei und ein KZ überlebt habe. Diese Worte traf Nescha und Hannes wie ein Faustschlag ins Gesicht. Da waren sie nun fünf Stunden mit diesen beiden Herrschaften unterwegs und dann kam so ein Schlag.
Rosemarie erzählte von ihrer Kindheit, von der Willkür der NSDAP, den Demütigungen und auch die Deportation. Hannes hatte das Gefühl als ob sein Hirn einfror. Ein Film zu schauen war etwas völlig anderes, als wenn ein Mensch gegenüber sitzt und das Leben – sein Leben erzählt.
Es wurde ein sehr langer Abend und man verabredete sich für den nächsten Tag. Rosemarie wollte mit ihnen ins KZ Dachau fahren.

Hannes lag auf dem Sofa von Nescha und konnte nicht einschlafen. Nescha kam zu ihm ins Wohnzimmer „Bisch na wach?“ „Ja. Nescha, wir stehen vor der Ohnmacht der Geschichte und wissen nicht wie wir damit umgehen sollen. Du und ich kennen die Orte der Killing Fields in Kambodscha. Vor drei Jahre sagte ich zu Patricia, ich weiß nicht wie ich reagieren werde, wenn ich beim graben mit dem Bagger ein Massengrab finde. Dieser Alptraum ließ mich lange nicht los. Zum Glück fahre ich heute kein Bagger mehr, aber was ist, wenn andere aus meinem Team auf ein solches Grab stoßen? Wie soll ich damit umgehen?“
Nescha setzte sich zu ihm und umarmte ihn. Sie suchte nach Worten und schüttelte immer wieder stumm den Kopf.
„Hannes, mir fehled grad die Worte. Mir beidi hend in Kambodscha wahrlich gnueg a Armuet und Tod gseh. Ischs e gueti Idee mit de beide hüt uf Dachau z fahre?“ Hannes zog die Schultern hoch, er wusste es auch nicht. „Zuviel was wir nicht begreifen können. Zuviel an Demut, Schuld und Scham. Zuviel an Fragen. Nescha, was können wir beide für diese dunkelste Epoche von Deutschland? Wir sitzen hier mit unserer Jugend und reden über etwas, an dem wir gar nicht Schuld sind und trotzdem haben wir Schuldgefühle. Können wir den Genozid in Kambodscha begreifen? Diese Gräueltaten waren um ein vielfaches schlimmer, als das was wir von den Nazis kennen. Die Auswirkungen haben wir beide mehr als genügend gesehen. Ich bin viel in dem Land unterwegs und sehe 15 Jahre später noch immer diese grausamste Epoche der Roten Khmer.“
Nescha nickte „Dörf ich bi dir schlafe?“ „Natürlich. Es wird zwar etwas eng auf deinem Sofa – wird aber schon gehen.“
Nescha lag ihm gegenüber an den Füßen, so war etwas Platz für beide.
Bis früh in den Morgen sprachen sie über die Ohnmacht der Geschichte, für die sie beide nichts konnten.

Um 10 Uhr fuhr Hannes mit dem VW Golf von Nescha am Hotel vor. Das Hotel lag im Randgebiet von München. Rosemarie und Paul standen bereits am Eingang und winkten ihnen zu, als beide aus dem Auto stiegen.
Gemeinsam tranken sie noch einen Kaffee auf der Terrasse und Nescha sprach offen die Gedanken der vergangenen Nacht an „Rosemarie, wotsch würkli nach Dachau fahre? Mir müend det nöd ane. Mir hend die Nacht na sehr lang über de Film und d’Ohnmacht vor de Gschicht gredet. Hannes gseht’s au wie ich – mir müsed nöd nach Dachau.“
Mit fester Stimme sagte Rosemarie „Ich will und möchte endlich abschließen. Seit Jahren quäle ich mich und nie hatte ich den Mut der Vergangenheit zu begegnen. Der Film von gestern war ein kleiner Schritt – auch wenn er sehr weh getan hatte. Dann haben wir euch getroffen. Ihr seid auf der Welt unterwegs im Einsatz für Menschen und seht auch genügend Leid und den Tod. Ihr beide versteht es besser als jeder andere Mensch auf dieser Welt. Mit euch schaffe ich diesen letzten Schritt zu gehen.“
Nescha nickte Hannes, Paul und Rosemarie zu „Okay, mir gönd mit dir de letscht Schritt.“

Schweigend fuhr Hannes aus München die 20 Kilometer nach Dachau. Je näher er diesem Ort kam, umso größer wurde die Angst in ihm. Was ist, wenn Rosemarie dies nicht schafft? Er dachte an einen Nervenzusammenbruch oder gar an einen Herzinfarkt. Als Medizinstudentin könnte Nescha sofort Erste Hilfe leisten, wenn die Sorgen von Hannes bei Rosemarie eintreten sollten.
Im Rückspiegel sah er Rosemarie und Paul Hand in Hand sitzen. Es war eine surrealistische Situation für ihn. Wie ein junges Liebespaar, welches sich nicht traut zu küssen und trotzdem vom Leben gezeichnet und dennoch fest entschlossen war, einen unglaublich schwierigen Weg zu gehen.

Die Wegweiser zum KZ kamen immer häufiger, der Puls von Hannes war an seiner Belastungsgrenze und er hörte sein Herz schlagen.
Auf dem Parkplatz angekommen, sah Nescha zu Rosemarie und Paul „Mir müend det nöd ane!“ „Doch! Für euch. Für mich und für die Zukunft.“
Nescha nahm die Hand von Hannes. Auch für sie war es eine Belastung. Jeden Schritt näher zu diesem Ort war ein Schritt in die Ohnmacht der Geschichte.
Auch wenn Dachau kein Vernichtungslager war, die Grausamkeiten, die Entgleisung der Menschlichkeit war spürbar und zu sehen: Die Gebäude, Skulpturen, Erinnerungstafeln und die Krematorien waren Zeugnisse genug.

Mit einer Gruppe von ungefähr 30 Personen wurden sie durch die Anlage geführt. Sie vier, eine Schulklasse der Oberstufe eines Gymnasium aus Unterfranken und noch drei Ehepaare.
Der Mann der die Führung machte, erklärte sachlich und ruhig. Er beantwortete Fragen aus der Gruppe und tat dies mit dem allergrößten Respekt an die Opfer des Nationalsozialismus.

Mit der Zeit merkte die Gruppe das Rosemarie mit dem Mann länger sprach und auch sie das ein oder andere beitragen konnte. Irgendwann merkte die Gruppe, dass Rosemarie keine gewöhnliche Touristin war und so bildete sich eine kleine Traube von Menschen um Rosemarie.
Rosemarie kamen bei den Erzählungen aus ihrer Kindheit immer wieder die Tränen und Nescha fragte, wie es ihr geht. Von der Gruppe nicht beachtet, hielt Nescha die Hand von Rosemarie und fühlte unauffällig – aber gekonnt ihren Puls. Hannes sah in den Augen von Nescha und diese sagte ihm, dass alles in Ordnung sei.

Nach dieser doch sehr speziellen Führung, zeigten die anderen Besucher aus der Gruppe ihren größten Respekt an Rosemarie und stellten weitere Fragen.
Auf einer der Bänke auf dem Gelände saß Rosemarie, Nescha und Paul. Nescha fühlte immer wieder unauffällig ihrem Puls.
Rosemarie beantwortete ruhig die Fragen der anderen Besucher aus ihrer Gruppe. Hannes stand hinter der Bank und beobachtet die Regungen der Jugendlichen und auch Erwachsenen auf die Schilderungen von Rosemarie. Es tat ihr gut, unter dieser Anteilnahme von Ehrfurcht und Respekt ihre Vergangenheit endlich abzuschließen.
Trotz der angenehmen Temperatur an diesem Tag, war es Hannes kalt. Was Menschen in ihrem Leben erlebt hatten, war für ihn nicht zu begreifen. Er dachte an die Bilder von Kampang Rou im Januar 1990. Er sprach mit Patricia von einem realen Alptraum. Ein Kinderkarussell war dies gegen das Erlebte von Rosemarie.

Auf dem Rückweg zum Hotel bedankte sich Rosemarie und Paul immer wieder bei ihnen und ließ es sich nicht nehmen, beide zum gemeinsam Essen einzuladen.

Politische Klarstellung an der Grillhütte

Am Donnerstag, den 27. Mai, fuhr Hannes mit dem Zug von München nach Mainz, er wollte zu seinen Eltern ins Nahetal.
Der kleine Bahnhof im Nachbarort war ihm bestens vertraut und trotzdem fremd. Er ging vom Bahnhof die eineinhalb Kilometer mit seinem „Diplomadengepäck“ an Häuser und Menschen vorbei, die er von Kindheit her kannte. Erinnerungen an so vieles schöne kamen hoch. An was werden die Kinder in Kambodscha mal denken? Viel schönes gibt es in deren Leben nicht. Armut, Hunger, leben im Dreck und Krankheit waren der Alltag dieser Kinder. Keine Schlittenfahrten im dunkeln, Fahrradrennen durch die Straßen im Ort oder Hütten bauen im Wäldchen am Ende ihrer Straße. Unbeschwert war seine Kindheit im Nahetal gewesen.

Auf den letzten Metern durch die kleine Sackgasse brauchte er länger, als auf den eineinhalb Kilometer vom Bahnhof bis zu seinem Elternhaus. Die Nachbarn fragten vieles über Kambodscha. Hannes erzählte nichts über, hungernde Menschen, bitterste Armut, Angst vor Landminen und Machtlosigkeit bei Kindersterben. Der Nachbarsjunge bei der UN! Er hatte ja einen so tollen Job! Wenn sie wüssten,qas er alles schon erlebt hatte!

Seine Eltern freuten sich sehr, dass der Sohn nach zweieinhalb Jahren wieder zuhause war und spontan wurde der Grill vorbereitet.
Am Abend lag die Heimat in Form von Schwenkbraten auf dem Grill. Freunde von seinen Eltern kamen vorbei und waren stolz auf ihn. Hannes war es leid, dass die Nachbarn und Freunde der Eltern ein völlig falsches Bild von Kambodscha und seiner Arbeit hatten. Es war an der Zeit ihnen die Wahrheit zu sagen.
„Als ich mit Patricia vor drei Jahren Nachts nach Hause gekommen bin und wir euch von den ersten Vierteljahr aus Kambodscha berichteten, gab es zwischen Kambodscha und Vietnam noch kein Waffenstillstandsabkommen. Wir bauten im den vergangenen Jahren zwei Schulen auf und waren in Lebensgefahr. Auch hatte Bernhard euch vor Weihnachten 89 nicht die Wahrheit über Kambodscha gesagt. Wir, ich, wollen nicht, dass ihr euch Sorgen macht. Seit einem Jahr ist die United Nations Transitional Authority in Cambodia: kurz UNTAC – eine UN-Friedensmission mit ungefähr 21.000 Menschen aus 100 Länder in Kambodscha im Einsatz. Die Hauptaufgabe der UNTAC ist die Wiederherstellung einer zivilen und demokratischen Ordnung und die Vorbereitung für freie und demokratische Wahlen. Es geht langsam bergauf in dem Land. Kambodscha war seit Ende der 60er fast durchgehend ein Kriegsgebiet mit oft äußerst brutal geführten Auseinandersetzungen zwischen Thailand und Vietnam. Der Vietnamkrieg von den USA brachte in Kambodscha jahrelange innenpolitische Unruhen und einen gewaltsame Regierungswechsel mit sich. Wodurch ab 1975 die Roten Khmer an die Macht kam. Diese zerstörten einen Großteil der Infrastruktur, der öffentlichen Verwaltung und Bildungseinrichtungen. Innerhalb von drei Jahren, acht Monaten und 20 Tagen starben zwischen 1,7 und 2,5 Millionen Kambodschaner – rund ein viertel der damaligen Bevölkerung des Landes! Bis heute kann niemand eine genaue Zahl nennen, manche Menschenrechtsorganisationen schätzen die Zahl sogar auf drei Millionen ermordete Menschen. An 300 Orten – den sogenannten Killing Fields, wurden Menschen bestialisch gefoltert und umgebracht. Die Nazis waren mit ihrem Rassenwahn schon schrecklich genug. Die Rote Khmer setzte noch einen obendrauf – und dies am eigenen Volk! Die Auswirkungen von diesem Genozid spüren wir heute noch. Der Analphabetismus und die Armut ist in einer astronomischen Höhe. Menschen sterben an Hepatitis und Malaria. Durch Mangelernährung sehen wir viele Menschen mit geistiger Behinderung – besonders Kinder. Auch körperliche Behinderung – oder besser: Verstümmelungen durch Landminen oder durch die Folterungen der Roten Khmer sehen wir täglich.“
Hannes machte eine Pause und ließ seine Worte wirken.
„Mein Gott!“ Sagte Elfriede, eine Freundin seiner Eltern und hielt sich die Hand vor den Mund. Hannes nickte ihr zu.
„Ende 1979 marschierten vietnamesische Truppen in Kambodscha ein. Diese besiegten die Roten Khmer und übernahmen die Kontrolle über den Großteil des Landes. Die Zivilbevölkerung leidet seit nun 14 Jahren am meisten an Hunger und Krankheiten – natürlich auch an Bildung. Was Patricia und ich im Januar vor drei Jahren gesehen haben, war ein Alptraum! Ein Kollege aus dem Team hat es treffend als Zombie Land beschrieben. Wir standen mit einer handvoll Menschen vor der Ohnmacht dieser Welt. Wie können helfen? Wer kann helfen? Und die schlimmste Frage war: Wo fangen wir an zu helfen?“
Die Eltern, wie auch deren Freunde saßen geschockt und sprachlos am Tisch der Grillhütte.
„Vor drei Jahren hatte ich mit einem Major aus Svay Rieng eine geheime Abmachung getroffen.“
Seine Mutter riss die Augen auf.
„Nichts Schlimmes! Mama, ist alles gut! Ich brauchte Männer für unsere Arbeit und Vorhaben. Nur wo sollte ich diese Leute herbekommen? Die paar Zivilisten, die wir als Arbeiter hatten, waren viel zu wenig. Ich brauchte eine Armee um überhaupt irgendwo anzufangen. Ich bekam schließlich 50 Soldaten – immerhin besser als nichts. Der Major setzte mich zwei Monate später unter Druck und stellte mir Forderungen. Ich sagte ihm was ich davon hielt und wir paar Europäer keine Forderungen erfüllen werden. Wir sind zum Helfen und Aufbauen da. Meine Antwort passte dem Major nicht. Er hätte mich von seinem Rang und der innenpolitischen Lage aus Kambodscha ausweisen können. Auch da sagte ich ihm klar und deutlich meine Meinung.“
Seine Mutter stand kurz vor einem Kollaps. „Seit jenem Abend sind wir per du. Mama, ich sagte doch, es ist nichts schlimmes.“ „Du kannst doch mit einem Major nicht so umspringen!“ „Doch! Dies lernte ich von einem Arzt aus der Schweiz. Reto hat mir in Kampang Rou viel beigebracht und ich bin froh über diese Freundschaft. Da eben die innenpolitische Lage damals noch sehr instabil war – und heute auch noch ist, habe ich in dem Major einen Verbündeten gefunden. Dies ist aber alles geheim. Ein Offizier aus der Kasernen war und ist der Mittelsmann. Ja, ihr Leute, Politik ist nicht einfach. In der Provinz Svay Rieng ist ein Herr Phirun Suoth der Gouverneur. Er ist ein Wurm der kein Rückgrat hat und auch sehr korrupt ist. Zweimal hatte ich eine nicht gerade konstruktive Unterhaltung mit ihm, beim zweiten Mal hatte ich gewonnen. Von dieser Unterhaltung hatte ich dem Major erzählt. Ab da an wusste ich wer im Hintergrund die Fäden in der Provinz Svay Rieng zog und zieht. Ganz nebenbei macht der kleine Hannes aus der Nachbarschaft noch Politik.“
Sein Vater war wie vor den Kopf geschlagen „Ich dachte du fährt Bagger und betreust ein Wasserbauprojekt.“ „Mache ich auch. Bagger fahre ich kaum noch – zum Glück! Mein Alptraum war und ist, dass ich ein Massengrab von der Roten Khmer ausbuddele – oder auf den Felder über Minen fahre. Diese Angst habe ich heute noch, wenn meine Mitarbeiter am graben für die Wasserleitungen oder Fundamente für die Pumpenhäuser am machen sind. Ich betreue und leite nun noch andere Projekte von unsere Firma und der UN in Kambodscha. Humanitäre Hilfe ist nicht einfach mal einen Brunnen bohren oder Dutzende Säcke mit Reis verteilen. Humanitäre Hilfe ist auch Politik, Macht und Gier. Macht hatte der Major, Gier der Gouverneur. Also blieb für mich nur das Militär – wenn es auch verdammt gefährlich war. Es hätte dem Major sein Leben kosten können – meines übrigens auch!“
Wieder war großes Entsetzen am Tisch und niemand konnte in dem Moment etwas sagen.
„Ab Juni 1990 baute ich mit meinen Teams endlich vernünftige Schulen auf. Das Geld dafür kam vom Außen- und Bildungsministerium aus Frankreich – viel Geld! UNICEF war zu langsam, obwohl mir die Leiterin von UNICEF in Kambodscha vieles versprochen hatte. Auch da musste ich mal etwas lauter meine Meinung äußern.“
Kopfschütteln von den Eltern und den vier Freunde am Tisch.
„Mein Schimpfen und klare Haltung hatte mir im Mai 1990 einen Arbeitsvertrag von UNICEF eingebracht – den ich nicht unterschrieben habe! Ich schickte den Arbeitsvertrag am gleichen Tag nach Reims zu ODHI. Der Gebietsleiter für Südostasien hat den Vertrag zu meinen Gunsten überarbeitet. Schweren Herzens stimmte die Leistung von UNICEF in Kambodscha dem neuen Arbeitsvertrag zu.
Als im Sommer 92 endlich die United Nations Transitional Authority in Cambodia kam, bekam ich endlich Geld für noch mehr Schulen zu bauen. So haben wir in doch recht kurzer Zeit die Infrastruktur in den Provinzen Svay Rieng, Prey Veng und Oddar Meanchey für viele Menschen verbessert. Trotzdem ist es zu wenig. Seit drei Jahren bin ich am denken, wie wir es schaffen können, für die Menschen nachhaltig Lebensmittel und eine Existenz zu sichern. Nun habt ihr mal eine Vorstellung wie humanitäre Hilfe aussieht. Es ist eine schwere Arbeit für eben mal tausende Menschen zu denken und immer wieder kommen die Probleme für Geldgeber zu finden und diese auch zu überzeugen.“

Meeting in der Pfalz
1. Juni

Am Dienstag nach Pfingsten fuhr Hannes mit dem ersten Zug vom Naheland in die Pfalz zu Ludgar, um mit ihm über die nächsten Lieferungen der Wasserpumpen zu reden. Beide kannten sich nun schon seit drei Jahre und Hannes mochte die pfälzische Gelassenheit von Ludgar.
Im Büro von Ludgar waren noch zwei weitere Ingenieure und wollten von Hannes wissen, wie die beiden hochmodernen Hochleistungspumpen mit den speziellen Getrieben für seine beiden Wasserräder funktionierten. Beim erzählen sah Hannes den Stolz in den Augen von Ludgar.
„Ich kann ohne Übertreibung sagen, Ludgar hat zwei Pumpen gebaut, die zuverlässig arbeiten und selbst ohne Getriebe äußerst respektable Leistungen bringen. Ich konnte damals die Antriebskraft von dem einen Wasserrad nur schätzen und trotzdem baute Ludgar mir diese Pumpe.“ „Ich muss auch sagen, es war viel Glück und Erfahrung dabei.“
Hannes nickte Ludgar zu „Sei nicht so bescheiden. Durch deine Erfahrung haben sechs Dörfer schneller Wasser, als wir die Hauptleitung legen können. Ludgar, sehr vieles hat sich durch deine Pumpen für diese Menschen verbessert!“

Beim Mittagessen in der Firmenkantine erzählte Hannes in einer kleinen Runde von Ingenieure und Mitarbeiter von den vielen Projekten in und um Kampang Rou und wie er immer noch nach einer Lösung für die Lebensmittelknappheit in der Provinz Svay Rieng suche.

Ludgar fuhr Hannes nach Mannheim zum Hauptbahnhof. Hannes wollte dies nicht, aber Ludgar ließ keine Widerrede zu. Die halbstündige Fahrt mit privaten Gesprächen war für beide sehr angenehm. „Wann fliegst du nach Kambodscha zurück?“ „Ich denke am Wochenende. Wir haben alles soweit besprochen. Morgen fahre ich mit Bernhard nach Reims in die Firma und dann eventuell am Freitag oder Samstag von Frankfurt nach Bangkok.“

Einsam und verloren in Erinnerungen

Von Mannheim aus fuhr Hannes mit dem Zug nach Metz. Auf der knapp zweieinhalbstündige Fahrt konnte er über viele nachdenken und sah durch das Fenster seine Heimat an ihm vorbeiziehen. War Deutschland noch seine Heimat? Bleibt ein Geburtsland immer die Heimat? Nescha hatte ihm eine schwierige Frage gestellt, welche er nicht so leicht beantworten konnte. Er würde seine kluge Freundin nach einer Antwort fragen.
Franziska holte Hannes in Metz am Bahnhof ab und war sehr froh den Schwiegersohn in spe umarmen zu können.

Nach einem langen Abend mit Gesprächen und Wein, war Hannes froh im Bett von Patricia zu liegen. Mit Erinnerungen an viele schönen Momente in diesem halbrunden Bett, fühle er sich in diesem Moment sehr einsam. Er schaute auf das Display am Radiowecker und sah dort 0:23 Uhr stehen. In Kambodscha war es jetzt 5:23 Uhr. Hannes griff nach seinem Mobiltelefon und wollte mit Patricia reden. Die Vernunft sagte ihm, dass es noch zu früh sei und er Patricia nicht unnötig wecken wollte. So schlief er mit Cleo an seiner linken Seite ein.

Es war noch vor 6 Uhr als Cleo ihn mit seinen riesigen Labrador Pfoten unsanft weckte.
„Cleo, du nervst. Kannst du nicht alleine in den Garten gehen?“
Cleo stellte sich mit seinen Vorderpfoten auf seine Brust und Hannes dachte ihm wird der Brustkorb eingedrückt.
„Meine Güte! Geh runter von mir! Ich möchte gerne auch mal etwas länger schlafen. Mach du doch mal meinen Job. Da ist nix mit pennen im Garten.“
Hannes wuschelte den großen Kopf von Cleo und ging mit ihm spazieren.

Sieben Menschen bewegen mehr als eine Armee

Nach dem Frühstück mit Bernhard, Franziska, Maurice und Annabell, war es an der Zeit nach Reims in die Firma zu fahren. Es musste über einige Projekte gesprochen werden. Mittlerweile gab es drei weitere Wasserbauprojekte und auch drei Bauabschnitte für Stromtrassen. Stephane wollte unbedingt diese Projekte der Stromversorgung haben und hatte sich auch mächtig ins Zeug gelegt um Mitarbeiter und Baumaschinen zu bekommen. So waren seit Herbst 1992 drei neue Mitarbeiter für die Stromtrassen bei ODHI angestellt. Der Däne Morten Bjarnesen, Matteo Vermeulen aus Belgien und der Franzose Piere Gauthier. Zwei Wasserbauprojekte kamen in gleichem Jahr noch hinzu. Das größte Projekt war 350 Kilometer lang und führte von Phnom Penh über Udong, Kompong Chhnang an Battambang vorbei bis nach Poipet an die Grenze zu Thailand. Gust und Arjen Wouters hatte die Bauleitung für dieses Projekt. Arjen kam wie Gust aus Belgien, auch sie kamen im Herbst 92 ins Team, genau so wie die beiden niederländische Brüder Fiete und Rouven Verhoeven. Beide sind erfahrene Hochbauingenieure. Fiete war die Verstärkung im Hauptbüro und Rouven war Teamleiter von zwei Bauabschnitten.
Das dritte Wasserbauprojekt war mit seinen 100 Kilometer Hauptwasserleitung wesentlich keiner und führte von Samraong nach Siem Reap. Die Bauleitung hatte Hannes und die Teamleiter waren Nolan, Cees, Martin Bödner aus Deutschland und Thore Lindqvist aus Schweden. Ferdinand, Luan und Rasmus Nyström, auch ein Schwede, waren für den Hochbau zuständig. Bödner, Lindqvist und Nyström kamen über die UNTAC im Dezember 92 zu ODHI.

Das Hauptbüro von ODHI Kambodscha blieb weiterhin in Kâmpóng Trâbêk. Aus einem kleinen Team von Bernhard, Eliane, Roman und ein paar Kambodschaner wuchs die Bürobelegschaft auf zwei Dutzend neue Mitarbeiter an. Auch wuchs der Maschinenpark auf 34 Caterpillar Bagger, 12 Caterpillar Radlader, 12 Mehrzweckbagger und acht Planierraupen.
Acht Poclain 90 CK Kranbagger, zehn Scania 113 Dreiachs- Kipper und vier Scania 143 Sattelzüge mit Tieflader gehörten ebenfalls zu dem Maschinenpark von ODHI.
Mit den eigenen Lkw konnte wesentlich mehr Material transportiert werden und die Transporte der schweren Bagger war durch die vier Tieflader erheblich schneller und auch endlich planbar.
Die Mitarbeiterzahl von Organisation de développement et de secours pour l’humanité et les infrastructures wuchs in Kambodscha mit oder durch UNTAC auf 50 Europäer und fast 600 kambodschanische Mitarbeiter an.

Der erste Bauabschnitt von dem damaligen Projekt war fertig. Arthur und Asger hatten mit ihren zwei Abschnitte noch bis Anfang 95 ihre Arbeit. Niemand traute Hannes im Frühjahr 1990 diese Zeitvorgabe zu. Asger blieb in der Provinz Svay Rieng und hatte dort zwei neue Teamleiter dabei. Da Hannes dieses Projekt seit drei Jahren leitete, war er auch öfter in Svay Rieng bei Asger.

Da Patricia und Hannes ihr Haus in Nakhon Ratschasima hatten, wollte Hannes das dritte Wasserbauprojekt im Nordosten leiten. So war gegeben, dass sie am Wochenende die 200 Kilometer nach Hause fahren konnten.
Patricia leitete seit diesem Jahr eine Schule in Chong Kal – noch in einem Zelt, aber Dhani war schon am Bau einer Schule beschäftigt.

Das Team von Patricia wuchs in Kampang Rou auf drei weitere Lehrer an. Levi und Patricia arbeiteten zeitweise schon für das Bildungsministerium und würde im nächsten Jahr zur Hälfte für das Ministerium in Phnom Penh und UNICEF arbeiten.
Mit den Erfahrungen von Kampang Rou und Khsaetr, wurden nach gleichem Schema neue Schulen in anderen Provinzen aufgebaut. Das ursprüngliche Lehrerteam von Patricia war maßgeblich an einer komplett neuen Schulreform in Kambodscha beteiligt. Mit diesen fünf Menschen, war ein Grundstock geschaffen worden, welcher für die Nachfolgenden Lehrer nur von Vorteil waren.
Da Hannes, Patricia und Levi quasi die Basis an der Front waren, hatten sie gute Argumente in der Hand, wodurch auch UNICEF profitierte. Die Schulgebäude konnte durch die Gleichheit von Dhani´s Bauweise korrekt geplant und finanziert werden. Hattie erwies sich als starke und treibende Kraft im Team, wodurch seit Anfang des Jahres noch fünf europäische Lehrer hinzu kamen. So konnten in den Provinzen Svay Rieng, Prey Veng und Oddar Meanchey wenigstens noch ein paar Schulen aufgebaut werden. Diesen Provinzen standen Gouverneure vor, die im denken und handeln gleich waren wie Major Bourey Duong, über ihn kamen auch die Kontakte. Der Gouverneur von Oddar Meanchey war Rangsey Choem, ein weltoffener, kluger und sehr sympathischer Mann. Sakngea Khin, der Gouverneur in der Provinz Prey Veng, kannte Hannes schon seit 1992. Auch er zählte zu den Menschen, denen Hannes und Bourey vertrauten.

Hannes als School Project Manager und Hattie als Managerin of Education and Health bei UNICEF, Patricia und Levi im kambodschanischen Bildungsministerium, Rangsey und Sakngea als gewählte Gouverneure und Bourey im Hintergrund der Politik, war eine bauliche, politische und schulische Basis aufgebaut von dem Kambodscha profitierte. Sieben Leute bewegten mehr als 21.000 Mitarbeiter bei UNTAC.

Bei ODHI in Reims

Am frühen Mittwochnachmittag waren Bernhard und Hannes in Reims eingetroffen. Stephane war froh, Hannes wieder zu sehen. Das letzte Mal war Stephane im Oktober und Dezember 92 mit den neuen Mitarbeiter in Kambodscha gewesen.
Nachdem im Büro alles relevante zügig besprochen wurde, schob Stephane ein Schreiben über den Tisch zu Hannes.
„Ministère de l’Affaires étrangères. Was soll dies nun?“ Fragte Hannes und legte den Kopf zur Seite.
„Du, ich, wir, sollen in die Quai d’Orsay kommen. Monsieur Alain Juppé möchte dich sehen.“ „Schick ihm ein Foto.“ Stephane sah Hannes in die Augen „Hannes! Das Außenministerium gab dir viel Geld für deine Schulen, dann solltest du dich auch dort blicken lassen.“ „Eben war es noch Wir – nun ich. Du weißt, dass ich diese Publicity nicht mag. Du warst es, der die Gelder besorgt hatte. Ich habe nur gebaut. Fahr du nach Paris und genieße die Canapés und den Champagner. Lass mich aus dem Spiel.“ „Bernhard, sag du auch etwas.“ „Ah, wenn der Feigling-Chef nicht mehr weiter weiß, holt er sich Unterstützung. Willst du auch noch Jean um Unterstützung bitten? Komm, ist gut. Bevor du noch auf die Knie gehst, fahre ich mit euch nach Paris. Wann ist dieses Treffen?“
Ein breites grinsen war im Gesicht von Stephane zu sehen „Am 9. Juni ist das erste Treffen im Außenministerium, zwei Tage später im Élysée-Palast.“ „Élysée-Palast? Stephane, auch wenn ich kein Franzose bin, ist mir die Adresse vom Außenministerium und jene vom Regierungssitz bekannt. Darf ich fragen, seit wann du diesen Termin weißt?“ „Seit dem 24. Mai.“ „Aha! Und das sagst du mir erst heute?“ „Ja, hätte ich es dir früher gesagt, wärst du nicht nach Reims gekommen. Richtig?“ „Oui! Du kennst mich schon recht gut. Brauch ich für deinen Élysée-Palast noch eine besondere Garderobe?“
Stephane sah zu Bernhard und verzog das Gesicht „Nina geht mit dir einen Smoking kaufen.“
Hannes riss die Augen auf „Ist jetzt nicht dein ernst?!“

Nina, die Personalchefin von ODHI, fuhr mit ihrem Wagen in die 16 Rue Cadran St Pierre in Reims zu einem Herrenausstatter.
Die Tür von dem Geschäft war noch nicht richtig geschlossen, da kamen auch schon zwei Verkäufer auf sie beide zu gestürmt. Sie wurden offensichtlich erwartet und in einem eifer aus Überschwänglichkeit wurden beide begrüßt wie ein Königspaar. „Gott, was hab ich nur verbrochen! Dieser Feigling-Chef“ sagte Hannes und sah zu Nina, sie zog die Schultern hoch. „Nina, für die Preise was eine Jacke kostet, bekomme ich einen Kleinwagen!“ „Smoking. Hannes, Smoking. Keine Jacke.“ „Bitte sag du mir endlich die Wahrheit, was mich in zwei Wochen in Paris erwartet.“ „Ihr bekommt den Ordre national du Mérite verliehen.“ „DEN WAS…?!“ „Den Nationalen Verdienstorden von Frankreich.“
Hannes hatte das Gefühl als ob ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen hatte.
„Excusez moi s’il vous plait, würden die Herren uns bitte für einen Augenblick entschuldigen.“
Hannes mochte es gar nicht, wenn diese zwei Pinguine ihn befummelten. Er ging mit Nina in Richtung der Schaufenster um eine größere Distanz zu den beiden Verkäufer zu bekommen.
„Nina, was soll das? Zum einen hat Patricia bei weitem mehr getan als ich. Sie ist es, die den Kinder lesen und schreiben lernt. Sie ist die Hauptfigur in diesem Spiel! Ich habe nur Gebäude gebaut und am wenigsten damit zu tun – bitte akzeptiert dies! Es ist falsch mir eine Auszeichnung zu geben und ihr nicht.“ „Ich sagte ihr! Ihr bekommt den französischen Verdienstorden verliehen!“ „Patricia ist in Kambodscha!“ „Nein. Sie sitzt jetzt im Flugzeug und ist auf dem Weg nach Paris.“ „Nina…! Ich kann dies alle nicht glauben! Wusste sie etwas von dieser Verleihung?“ „Nein. Stephane hat dir die Wahrheit gesagt. Das Schreiben vom Außenministerium kam tatsächlich erst am 24. Mai, da warst du aber schon in Deutschland. Hannes, bitte. Es ist die Wahrheit! Du und Patricia bekommt für eure Arbeit eine Auszeichnung, für die andere auf die Knie fallen und ich führe hier mit dir eine Diskussion darüber. Mag sein, dass Stephane ein Feigling-Chef ist –  aber er beschützt dich, er achtet auf dich und bringt dich voran! Er kann es nur nicht so ausdrücken. Wir alle sind unglaublich stolz auf euch und wir als Organisation werden auch Ausgezeichnet! Du steht bei uns auf der Gehaltsliste, Patricia nicht. Trotzdem hat Stephane es ermöglicht, dass Patricia auch diese Auszeichnung bekommt. Dir ist immer noch nicht bewusst, wie Jean und Stephane hinter dir und Patricia stehen!“ „Nina, dies ist alles eine Nummer zu groß für mich! Ich muss zusehen, dass ich nach Paris komme und Patricia morgen abhole.“ „Ist alles gut! Hannes, ich habe mich um alles gekümmert. Du fährst mit dem TGV heute Abend noch nach Paris. Ihr habt ein Zimmer im Hôtel Eiffel Trocadéro. Patricia wird morgen von einem Fahrer am Charles de Gaulle abgeholt. Jetzt komm endlich, dass die Schneider dir deinen Anzug Maß nehmen können! In drei Stunden fährt der TGV.“

Die Lügen für einen Wahn

Ich war bereits mehrmals in und um Danzig in Urlaub. Vorweg, Danzig ist eine wunderschöne Stadt.
Ich war so gut wie in allen Museen in Danzig, Gdynia, Malbork, die Halbinsel Hel und natürlich auf der Westerplatte – wo am 1.September 1939 der Krieg begann.
Durch eine gezielte falsche Propaganda wurde dem Deutschen Volk verkündet: ‚Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen.“

Am 1. September 1939 um 4.45 Uhr eröffnete die „Schleswig-Holstein“ das Feuer auf polnische Befestigungen auf der Westerplatte vor Danzig. 

Heute wissen wir aus der Geschichte, dass Polen an jenem Tag und Uhrzeit NIEMALS geschossen hat.
Mit einer Lüge wurde Deutschland und Europa in wenigen Jahren in Schutt und Asche gelegt.
Mit Lügen verbreiten rechtspopulistische Parteien Angst und Stimmung in der Bevölkerung. Was früher nur Wurfblätter und Radio war, ist heute das Internet.
Tausendfach werden in den Sozialen Netzwerken Lügen, Angst, Hass und Hetzte geteilt. Die Propaganda läuft – und all zu viele begreifen es nicht. Hunderttausende User schreien und schreiben ihren Hass und Unmut gegen die „Lügenpresse“. Sie sind es aber selbst, die tausendfache Lügen verbreiten.

Fotos: Alle Fotos sind privat aus verschiedenen Sonderausstellungen aus Danzig und Gdynia, oder von der Westerplatte.

Die AfD macht immer Stimmung gegen Randgruppen

Viele Bürger in diesem Land sind mit der aktuellen Regierung nicht zufrieden und gar empört.
Ich kann dies alles auch verstehen und nachempfinden.
Eine Partei, die sich als Alternative für Deutschland brüstet, ist alles andere als alternativ.
Wer trotzdem meint sich benachteiligt zu fühlen und Parolen glaubt, wie zum Beispiel: „Die bekommen…“, sollte sich mal die Mühe machen und das Parteiprogramm jener „Alternative“ durchlesen.
Niemand kann heute sagen: „Ich habe es nicht gewusst.“
Dank Internet ist dies sogar vom Sofa aus möglich.

Da fehlen einem die Worte

Der Deutschen Bundestag wird bei einem regulärem Verlauf der Wahlperiode voraussichtlich im Herbst 2025 gewählt. Also noch eineinhalb Jahre – voraussichtlich.

Solche „Meinung“ kann man öffentlich an den Straßen lesen.

Die AfD macht immer Stimmung gegen Randgruppen und hat in den vergangenen Jahren nichts – aber auch gar nichts an konstruktiver Politik gezeigt. Es wird nur blockiert. Kann man sogar im Internet bei der oft zitierten Lügenpresse nachlesen.

Ich hätte da doch mal eine Frage. Was ist die Lügenpresse überhaupt? Mir fällt da nur eine Boulevardzeitung mit vier Buchstaben ein. Jenes Fachblatt für Hass, Hetzte und Übertreibung soll plötzlich der Maßstab der Presse sein? Sorry, ich wickel dort noch nicht einmal einen Fisch ein.

Mit Angst macht man Stimmung

Mit Angst macht man Stimmung in der Bevölkerung. Dies kann man jeden Morgen in schwarzen Großbuchstaben für ein paar Cent auf jenem Fachblatt sehen.
Die AfD schlägt in die gleiche Kerben. Nur bezahlen wir diese „Abgeordneten“ jeden Monat für ihren Hass, Hetzte und Lügen.

Wer sich mal die Geschichte anschaut, wird parallelen zu der dunkelsten Epoche in Europa sehen. Der Flächenbrand an Rechtspopulismus greift in Europa immer weiter um sich.
Wollen wir ins Jahr 1938 wieder zurück?

Es ist immer leicht, Migranten und Randgruppen für alles verantwortlich zu machen. Das die Politik und der Kapitalismus durch irrsinnige Subventionen Länder in Afrika oder Asien an die Wand drückt, sehen viele Mitbürger nicht. Länder und Menschen werden ausgebeutet und zerstört. Wenn dann jene Menschen bei uns vor der Tür stehen, ziehen wir die Grenzen und bauen höhere Zäune. Wir wollen deren Bodenschätze und liefern im Gegenzug unseren Müll oder nicht gebrauchte Lebensmittel(teile) die selbst McDonalds oder andere Fastfood Ketten nicht möchte.
Wir zerstören die Landwirtschaft in Westafrika und sorgen für noch mehr Armut in jenen Ländern, weil man diesen Menschen die Existenz zerstört.

Es werden Kriege geführt, die außer Leid, Tod und Vertreibung nichts bringen. Die Rüstungsindustrie freut sich und so werden immer weiter Waffen exportiert und Flüchtlinge importiert.

Gehen wir mal ins Jahr 2015 zurück, als viele Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien sich auf den Weg nach Europa machten.
Am Anfang war es Flüchtlingsstrom, dann eine Welle, dann eine Flut und am Ende sogar eine Invasion.
Die Konjugation ist der Schlüssel für diese Angst der Bevölkerung.
Es gab und gibt immer eine Steigerung, um noch mehr Angst zu schüren.

Fazit:
Aus Angst wird Wut. Aus Wut wird Hass. Der Hass ist die Lunte am Pulverfass.

Naike Juchem, 4. Februar 2024

Als Häftling geboren

Am 18. September 2015 sprach Ingelore Rohde in der Gedenkstätte Hinzert über ihr Schicksal. Ingelore ist das Kind aus einer Verbindung eines deutschen Mädchens mit einem polinischen Zwangsarbeiter und wurde im KZ Ravensbrück geboren.

Auszüge aus der Rede von Ingelore Rohde

,,Der 57. Jahrestag der Befreiung im Jahr 2002 stand unter dem Thema Kinder im KZ Ravensbrück‘. Dort habe ich mich erstmals öffentlich getraut, zusammen im Kreis mit anderen, Kindern über mein Schicksal zu sprechen. Immer hatte ich große Scheu davor, im Mittelpunkt zu stehen. Bis dahin hatte meine, Überlebensstrategie unbewußt darin bestanden, klein und fast unsichtbar zu sein, nur nicht aufzufallen. Jetzt waren viele Augen auf mich gerichtet und das Sprechen ist mir sehr schwer gefallen, aber ich habe es geschafft. Das war sicher auch ein wichtiger Schritt für mich hinsichtlich der Aufarbeitung meiner Vergangenheit. Ich bin im April 1944 im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück geboren. Meine Mutter wurde am 1. 12. 1943 – im 5. Monat mit mir schwanger – nach Ravensbrück deportiert. Sie war zu dem Zeitpunkt 19 Jahre alt. Ich bin also sowohl Tochter eines Häftlings, als auch selber Häftling gewesen. Ich bin quasi als Ravensbrück-Häftling zur Welt gekommen. Ende April 1945 mußte meine Mutter mit mir, dem einjährigen Kind und tausenden anderen Frauen auf den sogenannten ,Todesmarsch‘. In Malchow/Mecklenburg wurden wir am 2. Mai 1945 von den Russen befreit. Bevor ich meine eigene Lebensgeschichte weiter erzähle, möchte ich Ihnen noch ein paar Informationen über Ravensbrück geben, die Vielleicht nicht allen hier Anwesenden bekannt sind. Die heutige Mahn-und Gedenkstätte liegt ca. 90 km nördlich von Berlin, in unmittelbarer Nähe des kleinen Städtchens Fürstenberg am Schwedt-See. Das Lager ist 1938/39 von männlichen Häftlingen des KZ Sachsenhausen Errichtet worden. Insgesamt waren bis zur Befreiung des Lagers Ende April 1945 ca. 130 000 Frauen, sowie fast 900 Kinder dort inhaftiert. Bei der Aufnahme bekamen sie außer gestreifter Häftlingskleidung einen sogenannten, Winkel‘. Das war ein Stoffdreieck, dessen Farbe erkennen ließ, welcher Gruppe von Häftlingen sie zugeordnet wurden. Die politischen Häftlinge bekamen einen ,roten‘ Winkel, die Kriminellen einen, grünen‘, die sogenannten Asozialen einen ,schwarzen‘ und die Bibelforscherinnen mussten einen violetten Winkel an ihrem linken Ärmel tragen. Die Jüdinnen erhielten den jeweiligen Winkel und darüber noch einen zweiten gelben, so dass die Form eines Davidsterns entstand. Außer dem Winkel bekamen sie noch eine Häftlingsnummer, mit der sie sich fortan zu melden hatten. Ihre bürgerlichen Namen existierten nur noch auf den Registrierkarten. Als Haftgrund für meine Mutter steht auf der Zugangsliste, Verkehr mit Polen‘. Allen Frauen, die sich mit sogenannten „Fremdvölkischen‘ eingelassen hatten, wurden bei der Aufnahme ins Lager, als besondere Demütigung, die Köpfe kahl geschoren. Meine Mutter bekam den roten – den politischen Winkel und die Häftlingsnummer 25 214. Von den, echten‘ politischen Häftlingen, die aktiv gegen das Naziregime gekämpft und Widerstand geleistet hatten, wurden diese Frauen etwas abfällig, Bettpolitische‘ genannt.“

Weiter sprach Ingelore ,,Es ist bekannt, dass rund 900 Kinder von 1939 bis 1945 im Lager zur Welt gekommen sind, aber nur rd. 2-3% überlebten. Insbesondere waren es solche, die in den letzten Wochen des Bestehens des Lagers zur Welt kamen und das Glück hatten, bald befreit zu werden. Ich bin eines der wenigen Kinder, das wie durch ein Wunder 1 Jahr in Ravensbrück überlebt hat. Die meisten Kinder hatten einfach keine Überlebenschancen. Viele wurden unmittelbar nach der Geburt von Aufseherinnen getötet, sie wurden ertränkt, sie verhungerten, weil die Mütter sie nicht versorgen konnten oder sie erfroren… Ich kann nur ahnen, wieviel Kraft es kostete, ein Kind, noch dazu einen Säugling, unter diesen erbärmlichen Umständen am Leben zu erhalten. Aber ich denke, ohne diese Solidarität in den jeweiligen Blocks hätte kein Kind überleben können. Einmal nahm mich eine Ravensbrückerin tröstend in den Arm und sagte zu mir: „Hier in Ravensbrück hast du viele Mütter gehabt. Deine junge Mutter allein hätte dich ohne Solidarität und Kameradschaft der anderen nicht am Leben erhalten können. Du bist bestimmt von Arm zu Arm gegeben worden und alle wollten dich beschützen. Ein Gedanke, der immer wieder ein warmes und dankbares Gefühl in mir auslöst, allen unbekannten Frauen gegenüber, die mein Überleben mit ermöglicht haben. Umgekehrt waren Kinder für die Frauen aber auch der Inbegriff von Hoffnung, sie weckten Mitleid und Erinnerungen an die eigene Familie und ließen zumindest zeitweise die eigene Hoffnungslosigkeit vergessen.“

Fotos: privat

Der Wahn im Nationalsozialismus

Stolpersteine Über 50.000 sind es mittlerweile – und es kommen immer wieder neue hinzu.

Der zweite Weltkrieg und somit der Wahn des faschistischen und nationalistischen Deutschland sind nun 79 Jahre her. Die Erinnerungen an den Rassen- und Größenwahn mit einer völkischen Einheit hatte Deutschland und Europa in ein Chaos gestützt.

Autorin: Naike Juchem

Viele Zeitzeugen gibt es immer noch und sie alle warnen vor einem erneuten aufblühen von nationalistischen, rechtspopulistischen und rechtsextreme Gedanken und gar Parteien.
Wir erleben seit Jahren einen Anstieg von rechtspobulistischen Parteien in ganz Europa und auch in Deutschland. Die Wahlergebnisse der AfD in Deutschland sind erschreckend und offensichtlich ist vielen derer Wähler ihr Gedankengut und öffentliches Parteiprogramm nicht bekannt.

Wehret den Anfängen, denn es darf niemals wieder zu einer der dunkelsten Epochen auf dem europäischen Kontinent kommen.

Lesung im Schloss Birkenfeld anlässlich des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Ich war heute, am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, auf einer Lesung bei der es um den polnischen Zwangsarbeiter Mieczyslaw Tatarek und der Hunsrücker Bauerntochter Frieda ging.
Im Anschluss der Lesung hatte ich eine Unterhaltung mit Gisela Henopp, geb. Gregorius, Tochter von Frieda Gregorius.

Die Geschichte von Frieda Gregorius und Mieczyslaw Tatarek ist genau so erschütternd, wie die Geschichte und Leben von Gisela Henopp, geb. Gregorius.
Ich schreibe diese Lesung nur in Auszügen, denn alles zu schreiben, wären es dutzende Seiten, und zum anderen möchte ich einen kleinen Einblick in die Persversität eines kranken Weltbild von dem Nazi-Deutschland geben.

Gisela Henopp, geb. Gregorius bei der Lesung über ihre Geschichte im Schloss Birkenfeld

Am 24. Oktober 1942, einen Tag vor der Geburt von Gisela Gregorius, spricht der deutsche Literaturnobelpreisträger Thomas Mann in einer seiner von der BBC nach Deutschland gesendeten 55 Radioansprachen zu seinen Landsleuten:
,,Deutsche Hörer, die Entdeckung Europas durch die Nazis ist nicht nur eine mißgeschaffene, sondern vor allem eine recht verspätete Entdeckung. Diese mörderischen Provinzler fangen an von Europa zu salbadern, in dem Augenblick, wo diese Idee selbst schon einen deutlich provinziellen Geruch anzunehmen begonnen hat. Ich glaube, der, den der Jugendführer Schirach ‚den kranken alten Mann im Weißen Hause‘ nennt, Roosevelt, weiß besser als er in Zeit und Welt Bescheid, wenn er sagt: ‚Der alte Ausdruck westliche Zivilisation paßt nicht mehr. Die Weltereignisse und die gemeinsamen Notwendigkeiten der Menschheit sind im Begriff, die Kulturen Asiens, Europas und der beiden Amerika zu vereinigen, und, zum ersten Mal, eine Welt-Zivilisation zu formen.“

Am Sonntag, dem 25. Oktober 1942, meldet das Oberkommando der
Wehrmacht: ,,Im Kampf um Stalingrad wurden in hartnäckigen Einzelkämpfen bis auf eine Halle alle restlichen Fabrikanlagen des Werkes ,,Roter Oktober“, ausgebaute Stellungen und Häuserblocks sowie der nördliche Vorort Spartakowka bis auf einzelne Häuser genommen.
Das am Vortag gewonnene Stadt- und Werksgelände ist von den Resten des Feindes gesäubert. Entlastungsangriffe brachen zusammen. Die schweren Luftangriffe auf die feindlichen Stützpunkte in Stalingrad und die sowjetischen Nachschubverbindungen ostwärts der Wolga gingen mit unverminderter Kraft weiter.
In Ägypten trat der Feind in breiter Front nach heftiger Artillerievorbereitung mit starken Infanterie-und Panzerverbänden unter Einsatz zahlreicher Luftstreitkräfte zu dem erwarteten Großangriff an. Zur Zeit sind erbitterte Kämpfe im Gange. Der Feind verlor bisher 20 Flugzeuge und zahlreiche Panzer.
Wie durch Sondermeldung bekanntgegeben, wurden von deutschen Unterseebooten, obwohl auch weiterhin schwere Herbststürme die Operationen beeinträchtigten, in harten Kämpfen aus stark gesicherten Geleitzügen und in zäher Einzeljagd im Nordatlantik, im Eismeer, vor der kanadischen Küste, bei Trinidad, vor der Kongo-Mündung und vor Kapstadt 16 Schiffe mit 104 000 Bruttoregistertonnen sowie ein Zerstörer versenkt.“

Das BDM-Mädchen Erika schreibt ihrem Onkel nach Rußland: ,,Habt ihr das Russenpack bald alle vernichtet?“

An diesem Sonntag schreibt der 20jährige Wolfgang Borchert, nach Untersuchungshaft wegen vermuteter Selbstverstümmelung wieder beim
Heer, an seine Eltern in Hamburg: ,,Saalfeld, den 25. Oktober 42
Ihr beiden Guten!
Heute ist hier ein wunderbarer Sonntag, die Stimmung des herrlichen Wetters hat mir auch etwas abgegeben und ich kann ganz unbeschwert atmen.
Ich werde mich nun nicht mehr von den Übergängen beirren lassen. Das äußere Leben hat für mich seinen Schrecken verloren und wird mich nicht mehr treffen – innerliche Prüfungen aber werden immer nur eine Bereicherung für die Seele sein. Was ist denn groß angesichtes der Sterne, daß es uns aus der Bahn werfen könnte! ..Und wenn die Sterne ihre Bahn verlassen, wer sagt uns denn, daß es nicht geschieht, um sich in eine noch größere Ordnung zu fügen!“

Wenig später wird der junge Dichter Borchert nach einer Goebbels-Parodie – ,,Lügen haben kurze Beine“ – von einem Stubenkameraden denunziert, erlebt dann in Rußland die Schrecken des Krieges und schreibt kurz nach Kriegsende die berühmte Kurzgeschichte ,,An diesem Dienstag“.
,,Die Woche hat einen Dienstag. Das Jahr ein halbes Hundert. Der Krieg hat viele Dienstage.“

An diesem Dienstag übten sie in der Schule die großen Buchstaben. Die Lehrerin hatte eine Brille mit dicken Gläsern. Die hatten keinen Rand. Sie waren so dick, daß die Augen ganz leise aussahen.
Zweiundvierzig Mädchen saßen vor der schwarzen Tafel und schrieben mit großen Buchstaben:
‚Der alte Fritz hatte einen Trinkbecher aus Blech‘.
‚Die dicke Berta schoß bis Paris.‘
‚Im Krieg sind alle Väter Soldat.‘

Ulla kam mit der Zungenspitze bis an die Nase. Da stieß die Lehrerin sie
an. „Du hast Krieg mit ch geschrieben, Ulla. Krieg wird mit g geschrieben. G wie Grube. Wie oft habe ich das schon gesagt?“ Die Lehrerin nahm ein Buch und machte einen Haken hinter Ullas Namen. „Zu morgen schreibst du den Satz zehnmal ab, schön sauber, verstehst du?“ „Ja“, sagte Ulla, und dachte: Die mit ihrer Brille.

An diesem Dienstag saß Ulla abends und malte in ihr Schreibheft mit großen Buchstaben:
Im Krieg sind alle Väter Soldat.‘
Im Krieg sind alle Väter Soldat.‘
Zehnmal schrieb sie das. Mit großen Buchstaben. Und Krieg mit G. Wie Grube.

In den ,,Meldungen aus dem Reich“ berichtet an diesem Sonntag der Sicherheitsdienst der SS, der überall im Land seine Lauscher und Horcher hat, an die Zentrale in Berlin:
„Die von Reichsminister Dr. Goebbels in Gotenhafen gehaltene Rede hat im Nordosten des Reiches große Beachtung und positive Aufnahme gefunden. Der von Dr. Goebbels in der Rede gebrachte Vergleich zwischen der ‚Halbzeit im Fußballspiel‘ und der jetzigen Kriegslage hat vielfach zu der falschen Auffassung geführt, daß der Krieg nochmals drei Jahre dauern werde. Mißverstanden wurde auch der Hinweis, daß dieser Krieg um ‚Eisen, Öl und Weizen gehe.‘
Von Angehörigen Gefallener wird hierzu entgegengehalten, daß ihre Soldaten für Deutschlands Freiheit und die Abwehr des Bolschewismus, nicht aber für materielle Dinge gefallen seien.“

An diesem Sonntag, dem 25. Oktober 1942, wird im Hunsrückdorf Budenbach Gisela Gregorius geboren.
Die Geschichte ihrer Eltern ist schnell erzählt: Giselas Mutter, Frieda Gregorius, Bauerntochter und einziges Kind ihrer Eltern, wird am 10. Januar 1944 von der Gestapo von zu Hause abgeholt und dann ,,dem Amtsgericht Kirchberg vorgeführt“, so die Notiz auf ihrer ,,Ordnungskarte“.
Ihr Töchterchen Gisela sieht sie nie wieder: Am 11. Mai wird sie als ,,politischer Häftling“ ins Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Dort stirbt sie, 31 Jahre alt, Anfang Dezember 1944.

Giselas Vater, der polnische Zwangsarbeiter Mieczyslaw Tatarek, ist bei der Geburt seine Tochter schon nicht mehr im Dorf. Bereits am 24. August 1942 wurde er festgenommen und in ein Koblenzer Gefängnis gesteckt:
,,wegen Geschlechtsverkehrs mit einem deutschen Mädchen“ – so steht es auf der Karteikarte der Geheimen Staatspolizei Koblenz. Bei ihm scheint zunächst geprüft worden zu sein, ob er „eindeutschungsfähig“ sei. Das war er wohl nicht, möglicherweise seiner geringen Körpergröße wegen.
Jedenfalls landet er nicht in dem für ,,Eindeutschungsfähige“
vorgesehenen KZ Hinzert, sondern am 3. März 1943 im KZ Natzweiler im Elsaß, das er möglicherweise überlebt hat:
Am 14. Mai 1946 stirbt im Städtischen Krankenhaus München-Schwabing ein 29 Jahre alter ,,polnischer Wachmann“ namens Michzyslaw Tatarek.
Als Todesursache nennt die Sterbeurkunde:
„Leberverletzung und Pneumothorax,… Intoxikation infolge Leberschädigung, akute Herz-und Kreislaufschwäche.“
Vermerk: „Der Todesfall wurde beim Amtsgericht München registriert, Angehörige waren nicht ersichtlich.“
Möglich ist – und dafür sprechen die dramatischen Todesumstände – daß sich in den Wirren des Kriegsendes ein Aufseher im KZ Natzweiler der Papiere des dort schon Verstorbenen bemächtigt hat, um ungeschoren davonzukommen.

Ein Text aus: Sarah Helm, ,,Ohne Haar und ohne Namen – Im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück“;
englischsprachige Originalausgabe 2015; deutschsprachige Ausgabe durch die Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 2016, S 385f: ,,Die Kluft zwischen Theorie und Realität war 1944 nicht nur innerhalb des Lagers, sondern überall in Himmlers Imperium deutlich zu erkennen. Der Reichsführer hatte angeordnet, die Todesraten zu reduzieren und gute Arbeitskräfte am Leben zu lassen. Stattdessen aber stieg die Zahl der Toten an und ein neues Krematorium wurde errichtet, um der Situation Herr zu werden.
Himmlers Ernährungstheorien änderten sich laufend. Er hatte gerade erst neue Richtlinien für die Lagerkost herausgegeben, um damit die Arbeitsleistung zu verbessern. Bis zu 50 Prozent des Gemüses in der Häftlingssuppe sollte roh sein und erst kurz vor dem Austeilen beigefügt werden. Die Mittagsmahlzeit sollte aus eineinviertel bis anderthalb Litern Suppe bestehen – nicht klar, sondern püriert. Des Weiteren hatte Himmler darauf bestanden, dass die Gefangenen Zeit und , Ruhe zur Nahrungsaufnahme bekamen, sodass die Verdauung ordentlich erfolgen konnte. Wie jedoch klar war, wirkten die rohen Wurzelgemüse auf die ausgemergelten Körper der Lagerinsassen verheerend und verursachten Krätze und Geschwüre. Was die Ruhe zur Nahrungsaufnahme anging, so waren die Blocks mittlerweile derart überfüllt, dass es keinen Platz gab, um sich überhaupt zu setzen. Die Häftlinge, die für Siemens arbeiteten, marschierten zur Mittagssuppe vom Fabrikgelände zurück ins Lager und hatten so fast überhaupt keine Zeit, um zu essen.“

Die Lagerordnung

Vorderseite:
,,Frau Kath. Gregorius ,22 Budenbach Post Oberwesel (Land)

Rückseite:
,,Meine genaue Anschrift: Schutzhäftling Gregorius Frieda Nr. 38469 Block 6

In allen Briefköpfen der folgende Auszug aus der Lagerordnung: „Jeder Häftling darf im Monat (handschriftlich eingefügt: 1 ) Briefe oder Postkarten empfangen und absenden. Eingehende Briefe dürfen nicht mehr als (handschriftlich eingefügt: 2 ) Seiten à 15 Zeilen enthalten und müssen übersichtlich und gut lesbar sein. Geldsendungen sind nur durch Postanweisung zulässig, deren Abschnitt nur Vor-, Zuname, Geburtstag, Häftlingsnummer trägt, jedoch keinerlei Mitteilungen. Geld. Fotos und Bildereinlagen in Briefen sind verboten. Die Annahme von Postsendungen, die den gestellten Anforderungen nicht entsprechen, wird verweigert. Unübersichtliche, schlecht lesbare Briefe werden vernichtet. Im Lager kann alles gekauft werden. Nationalsozialistische Zeitungen sind zugelassen, müssen aber vom Häftling selbst im Konzentrationslager bestellt werden. Lebensmittelpakete dürfen zu jeder Zeit und in jeder Menge empfangen werden.
Der Lagerkommandant“

Einer der Briefe von Frieda Gregorius aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück

Der erste Brief von Frieda Gregorius an ihre Mutte, bzw. Kind
,,Ravensbrück, 9. 7. 1944
Ihr Lieben! Bin seit einiger Zeit hier. Es geht mir gut hoffe dasselbe auch von Euch. Was macht denn Gisela noch? Liebe Mutter gib mir immer gut [….? ] (Einige Passagen aus dem original Brief sind nicht mehr lesbar)
Und ziehe es gut an. Brief und Paket habe ich erhalten auch meinen herzlichsten Dank dafür. Pakete mit Brot, Kuchen, Marmelade und sonstige Lebensmittel sind jederzeit zugelassen. Speck und Zucker auch Schmalz nebst Haferflocken darf ich empfangen. Geld habe ich auch erhalten vorläufig mal genug.
Habt ihr auch Kirschen eingeweckt? Dann denke auch an mich. Wie weit seid Ihr mit der Ernte? Und was du nicht schaffen kannst, bleibe? Später werde ich dir wieder helfen. Wie geht es denn Fam. ? noch? s gibt es denn sonst noch neues bei Euch?
Davon.
Und was gibt
Viele herzliche Grüße auch Gisela.
Frieda

Zweiter Brief von Frieda Gregorius aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück, Sept. 1944

Liebe Mutter und Gisela! Deine drei Pakete u. Brief habe ich dankend u. mit großer Freude u. mit gutem Inhalt erhalten. Wie geht es Euch noch? Was macht denn Gisela ist das Kind auch immer brav? Möchte es doch sehen habe großes Verlangen danach. Mir geht es nochgut. Wenn du jede Woche mit einem Lebensmittelpaket an mich denken würdest, ich wäre sehr dankbar. Hast du nicht vielleicht außerdem noch einige Zwiebel Knoblauch, mal so gerne feines Salz und wenn es geht, u. hast es, etwas Bienenhonig, Formkuchen u. Streuselkuchen u. weißen dicken Kuchen schmeckten auch so gut. Schicke mir 1 paar Strümpfe mit u. Kopftuch. Wie weit seit Ihr mit der Ernte?
Viele Grüße von Frieda

Aus dem Buch von Christa Wagner, ,,Geboren am See der Tränen“, 1987 in der ehemaligen DDR erschienen:
,,Als man den Häftlingen gestattete, sich Lebensmittel schicken zu lassen, dachten die Ravensbrückerinnen, es sei dem Internationalen Roten Kreuz und dessen wachsenden Aktivitäten zu verdanken. Sie hatten sich geirrt. Der Gesundheitszustand verschlechterte sich nämlich von Tag zu Tag rapid, folglich sank die Arbeitsproduktivität und mit ihr die Profitrate. Das NS-Regime entlastete sich selbst durch dieses scheinbare Entgegenkommen, belastete die Angehörigen der Inhaftierten mit Verpflegungssorgen und gab sich obendrein den Anstrich, großmütig, human, großzügig zu sein.
Übrigens bedienten sich die SS-Mannschaften als erste. Sobald Pakete eintrafen, raubten sie alle hochwertigen Nahrungs-und Genußmittel.“

Aus den beiden folgenden Briefen von Frieda ist jeweils links ein Stück herausgerissen. Somit ist nicht alles lesbar.

Ravensb. Okt. 1944
„Ihr Lieben alle! Brief und 3 Pakete habe ich dankend erhalten… Nach Äpfel habe ich furchtbaren Appetit, aber bitte allein schicken. Und was gibt es sonst noch neues bei Euch? Bitte schreibt mir immer. Habt Ihr die Ernte gut eingebracht? Hätte Euch gerne geholfen. Für Gisela laß ein Mäntelchen nähen für jeden Tag, das es ihm nicht so kalt wird… Frieda.“

Ravensbrück, Okt. 1944
„Ihr Lieben alle! Habe Euren lieben Brief erhalten herzlichen Dank. Wie ist es denn mit einem P….habt Ihr mich vergessen? Mir geht…es auch von Euch. …es Gisela denn dem armen…
Habt Ihr auch noch Hasen?
…Appetit darauf auch noch… Kuchen, Brot und sonstigen…sind auch erlaubt. Lege doch bitte dem nächsten Paket auch einen Staubkamm bei und einige Taschentücher ziemlich große von Dir. Liebe Mutter hast Du auch Obst gesorgt für den. Winter? Hauptsächlich Äpfel. Bitte vergeßt mich nicht und laß Dir nicht so viel einreden. Schreibe mir bald….was neues. Gruß Frieda“

Und nun Friedas letzter Brief, auch hier links ein Stück herausgerissen;
z. B. die Stelle:
manches nur schwer verständlich, z ,,hoffentlich auch bei Ihnen“:

Ravensbrück, Dezember 1944
Ihr Lieben! Habe Euern Brief erhalten, auch herzlichen Dank, aber wo blieb das Paket? Wann ich nach Hause komme, das weiß ich nicht. Mir geht es gut, hoffentlich auch bei Ihnen. Wenn die mal wieder schicken, so denke bitte an mich. ….wird sicher schon groß sein….acht auf das Kind. Kannst..nn(?) von sonst niemand machen…? Was gibt es denn sonst neues? Ich darf ja nur einmal im Monat schreiben. Du kannst schon mal mehr schreiben. 1 Paar dicke Fausthandschuhe hätte ich gerne. Ich brauche doch nicht immer zu schreiben Du (weißt? mußt?)….( Gruß?) Frieda.

Kurz vor Weihnachten dann der Brief vom Lagerkommandanten Fritz Suhren.
Ravensbrück, den 18. Dezember 1944.
„Sehr geehrte Frau Gregorius! Ihre Tochter, Frieda Gregorius geb. 23. 5. 1913 in Budenbach, Krs. Simmern, meldete sich am 4. 12. 1944 krank und wurde daraufhin unter Aufnahme im hiesigen Krankenhaus in ärztliche Behandlung genommen. Es wurde ihr die bestmöglichste medikamentöse und pflegerische Behandlung zuteil, Trotz aller angewandten ärztlichen Bemühungen gelang es nicht der Krankheit Herr zu werden. Ich spreche Ihnen zu diesem Verlust mein Beileid aus. Ihre Tochter hat keinen letzten Wunsch geäußert. Ich habe die Gefangeneneigentumsverwaltung meines, Lagers angewiesen, den Nachlass an den erbberechtigten Empfänger zu senden.

Suhren
SS-Sturmbannführer

Naike Juchem, 27. Januar 2024

Mit freundlicher Genehmigung der Theatergruppe Birkenfeld und Gisela Henopp, geb. Gregorius.

Diabetes

Man nimmt zu Beginn eines neues Jahres immer viele – oder einiges an Vorsätze vor. Oft scheitern die gesetzten Ziel schon nach wenigen Stunden.
Ich schreibe mal kurz welchen Vorsatz man sich doch schon mal zu Herzen nehmen sollte – oder mal darüber nachdenken: Diabetes

Die große Zahl der an Diabetes erkrankten Menschen gibt den Beschäftigten im Gesundheitswesen weltweit Anlass zur Sorge. Sensibilisierung, Aufklärung, Maßnahmen und Forschung können etwas bewirken.

Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, die einen hohen Blutzuckerspiegel verursacht. Sie ist auch eine der Hauptursachen für Erblindung, Amputationen, Herz- und Nierenkrankheiten. Die Krankheit verursacht nicht nur schwerwiegende medizinische Probleme, sondern führt auch jedes Jahr zu Millionen von vorzeitigen Todesfällen. In den letzten drei Jahrzehnten hat die Prävalenz von Typ-2-Diabetes in Ländern aller Einkommensschichten dramatisch zugenommen. Tatsächlich ist Diabetes zu einer der häufigsten Todesursachen weltweit geworden.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben im Jahr 2016 1,6 Millionen Menschen an Diabetes. Drei Jahre später lag die Zahl bereits bei 2 Millionen Menschen. Zwischen den Jahren 2000 und 2019 ist die Sterblichkeitsrate bei Diabetes nach Alter um 3 % gestiegen.
Laut Studien der WHO werden bis zum Jahr 2045 etwa 629 Millionen Erwachsene an Diabetes erkrankt sein.

Zucker hat viele Namen

Zucker setzt die Zellen im Körper unter Dauerstress und so reagieren diese irgendwann unempfindlicher auf das körpereigene Insulin. Die Bauchspeicheldrüse produziert um so mehr Insulin und ist schließlich überlastet. In der Folge stellt diese die Insulinproduktion ein.
Auch sollte man regelmäßig Sport treiben oder sich durch Spaziergänge ausreichend bewegen.
Mineralwasser als Hauptgetränk ist definitiv besser als von der Werbung angepriesen „Zuckerfrei“, „ohne Zuckerzusatz“, „weniger süß“, „Süße nur aus Früchten“ oder „natursüß“ sagen nichts über den wahren Zuckergehalt aus und können in die Irre führen, denn Zucker hat viele Namen: Glucosesirup, Traubenzucker, Glucose-Fructose-Sirup, Milchpulver, Fruchtsaft, Süßmolkenpulver, konzentrierter Fruchtsaft, Invertzuckersirup, Maltodextrin und Molkenerzeugnisse. Die Spitzenreiter bei der Verwendung von Süßungsmitteln in Lebensmitteln sind: Acesulfam, Aspartam, Cyclamat und Saccharin.
Außerdem gibt es so genannte 
Zuckeraustauschstoffe, die insulinunabhängig im Stoffwechsel verwertet werden. Hierzu zählen beispielsweise Sorbit, Xylit, Maltit und Isomalt.

Man kann trotzdem etwas tun


Wer auf Zucker – welchen Namen er auch immer hat, und raffinierte Kohlenhydrate verzichtet und versucht ein vernünftiges und gesundes Gewicht zu halten, ist schon mal einen Schritt weiter. Als Jahresvorstatz wir oft gesagt, dass man mit dem rauchen aufhören möchte. Auch dies ist eine Vorbeugung gegen Typ-2-Diabetes. Eine ballaststoffreiche, vernünftige und ausgewogene Ernährung mit Gemüse und Obst ist gut für den Vitamin-D-Spiegel.
Typ-2-Diabetes ist natürlich auch mit gesunder Ernährung und Bewegung nicht für jeden vermeidbar – minimiert aber das Risiko daran zu erkranken.

Typ-1-Diabetes ist zwar nicht so leicht zu verhindern, kann aber mit Insulininjektionen gut behandelt werden. Um Typ-1-Diabetes in den Griff zu bekommen, muss der Blutzucker häufig kontrolliert werden, und auch bei dieser Erkrankung sollte man sich gesund ernähren, regelmäßig sich ausreichend bewegen und ein gesundes Gewicht halten.

Naike Juchem, 1. Januar 2024

Quelle: ceeaccameroon.org who

Inhaltsangabe über die Hintergründe in der humanitären Hilfe in Südostasien

Inhaltsangabe über die Hintergründe in der humanitären Hilfe in Südostasien

Tausend Farben sind auch ein rot



Teil I
Der Roman beginnt im Sommer 89 am Bostalsee und Endet im Oktober 2007 in Kabul.
Am Bostalsee trifft Hannes, Patricia Lefévre aus Thionville. Mit ihr beginnt ein Roadtrip vom Saarland über Lothringen an die Côte d’Azur. In Avignon verliebt er sich in Patricia.
In einem Haus in Fréjus, welches eine Mischung aus Museum, Kathedrale und Palast ist, erleben beide die Liebe auf eine nie dagewesene Art.
Nach einem wunderschönen Sommer mit Patricia, wird er mit gerade 19 Jahren mit der Nachricht konfrontiert, dass Patricia an Leukämie erkrankt ist und entscheidet sich trotz dieser Krankheit für die Liebe seines Lebens.

Teil II
Seine Liebe zu Patricia bringt ihn im Januar 1990 in die humanitäre Hilfe nach Kambodscha. Dort wird die Katastrophalelage durch den Genozid der Roten Khmer von 1975 bis 79 an geschätzten 2,5 Millionen Menschen sichtbar und ein Alptraum aus Krankheit, bitterste Armut und einer astronomischen Zahl an Analphabetismus wird Realität.

Mit einem internationalen Team wird unter Hochdruck gegen Mangelernährung, Hepatitis-E und Kindersterblichkeit gearbeitet. Während Patricia in Phnom Penh über den US-Geheimdienst alle ihr bekannten Hilfsorganisation anschreibt, schafft sie ein Ärzteteam aus der Schweiz in die tropischen Wälder der Provinz Svay Rieng um das schlimmste abzuwenden.

Die Uneinigkeit der Weltgemeinschaft in Form der UN und ASEAN Staaten sorgt darüber hinaus für eine völlig instabile Entwicklung des Landes unter der die Zivilbevölkerung am meisten leiden. Die Ohnmacht gegen Politik und den immer noch anhaltenden Terror der Roten Khmer, macht humanitäre Hilfe zur Lebensgefahr. Hannes steht plötzlich zwischen Militär, Politik und humanitärer Hilfe – er muss sich zwischen den Forderungen von Major Bourey Duong oder der Ausweisung aus dem Land entscheiden.

Sein Traum: Bildung für Kinder, scheint an der Langsamkeit von UNICEF und dem Mangel an Lehrer zu platzen.
Auf Heimaturlaub, im April 90, wird Hannes mit Rassismus, Mobbing und Obdachlosigkeit konfrontiert, was für den Dorfjungen aus dem Nahetal bis dato fremd war.

Zurück in Kambodscha braucht er die Unterstützung vom Militär um seinen Traum weiterzuführen. Sein Chef in Reims schafft es, dass Hannes Geld für den Aufbau von Schulen vom französischen Außenministerium bekommt.
Im Juni 1990 wird mit dem Bau der ersten Schule nach dem Genozid der Roten Khmer in der Ortschaft Kampang Rou begonnen und an Weihnachten bekommen Patricia und Hannes die „Lefévre School“ als Geschenk.
Bildung für Kinder ist das eine, Infrastrukturen und Nachhaltige Projekte für tausende Menschen zu schaffen, das andere. Und immer wieder scheitert vieles an Geld. Welches Land oder Organisation kann und wird Geld geben? Hannes erlebt Weltpolitik an der Basis und sieht täglich die „Kollateralschäden“

Mit Patricia baut er 1991 ein Haus in Nakhon Ratchasima. Thailand wird ihre Heimat für fast zehn Jahre.

Die UN ist ab Frühjahr 1992 in der Vorbereitung der größten Friedensmission in der Geschichte dieser Organisation, während in Kambodscha immer noch Menschen sterben.
Über Wasserbauprojekte seines französichen Arbeitgeber bekommen wenigstens hunderte Menschen Lohn und Arbeit. Mit seinem internationalen Team muss Hannes weiter Infrastrukturen unter Hochdruck schaffen, damit nicht noch mehr Menschen verhungern.

Im Sommer 1993 plant Hannes mit seinem Freund und Geologe, Claude Moreau, ein noch nie dagewesenes Trockenfeldanbau Projekt im Osten von Kambodscha, um der Lebensmittelknappheit irgendwie entgegen zu wirken. Hannes schreibt ein Dossier für sein Projekt, denn er braucht eine Million US-Dollar um dies umzusetzen. Der Leiter von der UN Food and Agriculture Organisation in Phnom Penh zerreißt förmlich sein Dossier.
Die Agraringenieurin Sylvie Morel von „Action contre la Faim“ sucht Hannes über Wochen in Kambodscha, um sich mit ihm zu treffen.

Neben all den Sorgen um Lebensmittelknappheit hat er seit drei Jahren den Gouverneur der Provinz Svay Rieng als Gegner. Über die UNTAC Friedensmission bekommt Hannes Hilfe von einer Italienerin, die mit nur einem Telefonat den Haushalt der Provinz Svay Rieng einfriert. Im ersten Moment ist dies für Hannes ein guter Schachzug, auf der anderen Seite wurde ihm bewusst, dass er damit zum Ziel aus Macht, Gier und Korruption wird. Die Angst vor einem gezielten Terroranschlag gegen sich, wird im klar, als er Maona Sokthat in einer Markthalle in Svay Rieng trifft.


Teil III
Mit Beginn des neuen Jahrtausend verliert Patricia den Kampf gegen Leukämie und Hannes den Sinn am Leben.
Durch die jahrelange Freundschaft zu Hattie Walker, wechselt Hannes zu ihrer Organisation in den USA und wird Head Leader Security Chief.
In Kriegsgebieten von Westafrika über Nahost bis Afghanistan schafft er mit seinem Bodyguard, Marcel Chevalie, Sicherheit für Mitarbeiter internationaler Firmen und Korrespondenten aus aller Welt. Terror erlebt er und sein Team hautnah in Dschalalabad und in den Bergen bei Khost. Das PRT in Khost ist in höchster Alarmbereitschaft. Satelliten die von Ramstein aus gesteuert werden suchen eine Taliban Gruppe von 20 bis 40 Terroristen aus Pakistan, die mit einem Dutzend Raketenwerfer seit zwei Wochen in dem Gebiet zwischen Hindukusch und Pakistan unterwegs sind und am Khost-Gardez-Pass am Nachmittag einen ihrer Raketenwerfer „getestet“ haben.

Hannes muss schnellstmöglich Journalisten und Zivilisten aus diesem Gebiet schaffen – nur wie? Die International Civil Aviation Organization in Montreal verhängt am gleichen Tag ein Flugverbot für den Südosten von Afghanistan. NATO AWACS Flugzeuge konnten nicht mehr finden, als die Satelliten der US-Air Force. Sein uneingeschränktes Vertrauen zu Marcel Chevalier, seinem Freund, Bodyguard und wohl besten Scharfschütze auf diesem Planeten, gibt ihm die Gewissheit die Rückreise nach Kabul anzutreten.
Mit gepanzerten Fahrzeugen fährt er mit den beiden Scharfschützen, Marcel und Oliver, der Terrorgruppe entgegen.

Die Bildung an und für Kinder ist ihm – trotz seines neuen Jobs, immer noch wichtig. Im Februar 2007 trifft er durch Zufall Nila Khalil, eine Schulleiterin einer Mädchenschule in Gardez. Mit Nila erlebt er die Abgründe eines veralterten Weltbild von Männer in den Bergen von Afghanistan. 32 zwangsverheiratete, misshandelte, gefolterte und traumatisierte Kinder stehen vor ihm. Er setzt sich sofort ein um Hilfe zu beschaffen.
Zwei Wochen später wird in seinem Beisein in Istanbul eine internationale Hilfsorganisation für Notleidende und Traumatisierte Kinder in Gardez und Khost gegründet. Hannes wusste bis dato nicht, wie weitreichend sein Name und seine Arbeit aus Kambodscha in den USA, Europa und Australien ist. In vier Tagen wurde „Help for Gardez“ geschaffen. Die Neugegründete Hilfsorganisation verfügt über ein Startvermögen von einer Halben Million US-Dollar.

Mit der freundschaftliche Unterstützung von Major Roger Juarez im PRT in Khost gelingt der Aufbau eines Frauenhauses an einem geheimen Ort zwischen dem Khost-Gardez-Pass und Pakistan.

Im April 2007 wird er mit der Zuneigung von Nila konfrontiert. Kann er sich jemals wieder in eine Frau verlieben? Mit Nila als Schulleiterin und Direktorin der Neugegründeten Hilfsorganisation könnte er zurück zu seinen Wurzeln.
Auch wenn er für Afghanistan wenig empfindet, die Gastfreundschaft und Liebenswürdigkeit der Menschen, deren Sehnsucht nach Frieden ist, lässt ihn zweifeln wo seine Heimat sein wird.
Kann eine Liebe gegen den allgegenwärtigen Terror bestehen?

Genitalverstümmelung, die seelische Folter für Millionen Mädchen und Frauen

Die Genitalverstümmelung, auch FGM genannt, hört sich so weit weg an – und trotzdem ist dieses Thema so nah. Geschätzte 150 Millionen Frauen erleben im 21. Jahrhundert immer noch dieser barbarischen „Tradition“.
Die zunehmende Migration in Deutschland verschärft das Problem der weiblichen „Beschneidung“.

Autorin Naike Juchem

Die weibliche Genitalverstümmelung – auch Female Genital Mutilation: FGM, genannt, beschreibt nach einer Definition der Welt­gesund­heits­organi­sation jede nichttherapeutische, zum Beispiel religiös oder kulturell begründete, teilweise oder vollständige Entfernung oder Verletzung der weiblichen äußeren Genitale. In den meisten Regionen Afrikas spricht man dagegen von „Beschneidung“ oder davon, ob eine Frau „offen“ oder „geschlossen“ ist.

Die „Beschneidung“
Der Ausdruck „Beschneidung“ sollte kritisch verwendet werden, da er – analog zur männlichen Zirkumzision – nur die Entfernung der klitoralen Vorhaut betrifft. Der Ausdruck „weibliche Genitalverstümmelung“ trifft die Irreversibilität und Schwere des Eingriffs besser und wird auch von den Vereinten Nationen in allen offiziellen Dokumenten gebraucht. Dennoch sollte betroffenen Patientinnen gegenüber von „Beschneidung“ gesprochen werden, um sie mit der Wortwahl nicht zusätzlich zu stigmatisieren.

FGM, eine Jahrtausend alte Folter

FGM betrifft weltweit circa 150 Millionen Frauen und Mädchen. Durch zunehmende Migration werden Ärztinnen und Ärzte auch in Deutschland vermehrt mit Patientinnen konfrontiert, die eine weibliche Genitalverstümmelung erlitten haben.
Wichtige Voraussetzungen für den Umgang mit Frauen nach FGM sind ausreichendes Fachwissen, Aufmerksamkeit und Sensibilität.

Weibliche Genitalverstümmelung wird seit mehr als 2.000 Jahren durchgeführt. Der Ursprung dieser Tradition ist unklar. Belege für einen religiösen Hintergrund gibt es nicht. FGM wird nicht nur von Moslems, sondern auch von Christen, Juden, Animisten und Atheisten praktiziert.
In vielen Gebieten dient die FGM als Initiationsritual und ist Teil der kulturellen Tradition. Sie soll die Frau vor Verdächtigungen, Ungnade und ihrer eigenen Sexualität „schützen“. Ein korrektes moralisches Verhalten und die Treue zum Ehemann sollen damit gewährleistet werden.

FGM wird als Symbol der Weiblichkeit und ethnischen Zugehörigkeit betrachtet

Das Mädchen wird durch den Eingriff in die Gemeinschaft aufgenommen. Eltern lassen die Genitalverstümmelung bei ihren Töchtern durchführen, um ihnen eine gute Zukunft zu sichern.
Die Zeremonie der Beschneidung symbolisierte ursprünglich auch den Übergang vom Mädchen zur Frau. Sie wird jedoch heute häufig schon bei Kleinkindern durchgeführt, sodass diese Bedeutung unwichtig geworden ist. Auch hygienische und gesundheitliche Faktoren werden zur Rechtfertigung der Genitalverstümmelung angeführt. So soll das Fehlen der Klitoris die Vagina sauber halten und die Fruchtbarkeit erhöhen. Es kursiert außerdem die Vorstellung, dass die Klitoridektomie die sexuelle Lust des Ehemanns steigert und die Kinder- und Müttersterblichkeit senkt.

In Ägypten ist die Entfernung des äußeren Genitales und der Körperbehaarung ein Attribut für Schönheit.
Die Klitoris dagegen gilt beispielsweise in Mali, Burkina Faso und Westafrika als Symbol für Männlichkeit.

Auch aus wirtschaftlichen Gründen wird FGM weiter praktiziert und verbreitet. In einigen Ländern bemisst sich der Brautpreis proportional zum Ausmaß der Operation. Die „Beschneiderinnen“ genießen einen hohen sozialen Status, sie erzielen gute Einnahmen durch die Infibulation, aber auch durch die Defibulation bei einer Geburt oder in der Hochzeitsnacht. In manchen Regionen wird FGM erst jetzt als zusätzliche Verdienstmöglichkeit auch von Hebammen durchgeführt.

Aus menschenrechtlicher Sicht ist FGM ein Versuch, Frauen eine untergeordnete Stellung zuzuweisen, indem man sie mit einem Stigma versieht, das sie stets daran erinnert, dass sie „nur Frauen“ sind. Die Genitalverstümmelung verwehrt der Frau das Recht auf körperliche Unversehrtheit.
Die meisten Frauen mit FGM leben in 28 afrikanischen Staaten.
Am häufigsten wird die weibliche Genitalverstümmelung in Somalia, dem nördlichen Sudan, Erithrea, Sierra Leone und Djibouti praktiziert. Der Sudan ist das einzige Land, in dem bisher Untersuchungen zur Häufigkeit von weiblicher Genitalverstümmelung durchgeführt wurden. Danach sind bis zu 90 Prozent der sudanesischen Mädchen und Frauen beschnitten.

FGM kommt jedoch auch in den südlichen Teilen der arabischen Halbinsel, am Persischen Golf und in muslimischen Gemeinden in Indien, Malaysia und Indonesien vor.
Zunehmend ist auch die Verbreitung unter Immigrantinnen in Europa, Kanada, Australien, Neuseeland und den USA.

Einer britischen Untersuchung zufolge waren 80 Prozent der Einwanderinnen aus Somalia, dem Jemen, aus Eritrea und Äthiopien beschnitten oder wollten ihre Töchter beschneiden lassen.

Die „Operateure“

Die Genitalverstümmelung wird meist von älteren Frauen in traditioneller Weise durchgeführt. Die „Operation“ dauert 15 bis 20 Minuten und erfolgt mithilfe von Messern, Skalpellen, Glasscherben, Rasierklingen und Ähnlichem. Anästhetika oder Analgetika werden meist nicht verwendet. Zur Blutstillung werden Salben aus Kräutern oder Asche auf die Wunden aufgetragen. Bei der Infibulation werden die Wundränder mit Dornen oder Seide zusammengehalten.
Durch schlechte hygienische Verhältnisse, ungeeignete Instrumente, schlechtes Licht und mangelnde medizinische Kenntnisse wird den Frauen und Mädchen zusätzlicher Schaden zugefügt. In manchen Ländern nehmen vermehrt Hebammen und anderes medizinisches Personal die weibliche Genitalverstümmelung vor.
Ägyptische Frauen berichteten, dass ihre eigene Beschneidung in 13 Prozent der Fälle von Ärzten durchgeführt wurde. Bei ihren Töchtern erfolgt sie bereits in 46 Prozent der Fälle durch ärztliches Personal.
Die Medikalisierung der weiblichen Genitalverstümmelung ist umstritten. Auf der einen Seite kann sie die Komplikationen und eventuell auch das Ausmaß des Eingriffs reduzieren.

In den 1970er- und 1980er-Jahren wurden beispielsweise im Sudan und in Somalia traditionelle Hebammen für die weibliche Genitalverstümmelung geschult.
Aus Kenia wurde über die Verteilung von prophylaktischen Antibiotika, sterilen Einmalrasierern und Tetanus-Impfungen bei betroffenen Mädchen berichtet. Diese prophylaktischen Maßnahmen senkten die Rate an frühen Komplikationen um etwa 70 Prozent.
In Krankenhäusern im Sudan wurde die weibliche Genitalverstümmelung angeboten, jedoch nur der Typ I der FGM durchgeführt. In städtischen Regionen in Mali und Nigeria ist es inzwischen üblich, dass Krankenschwestern die „Beschneidung“ durchführen.

Auf der anderen Seite besteht durch die Medikalisierung die Gefahr der Verharmlosung und der verzögerten Ausrottung der weiblichen Genitalverstümmelung. Die WHO verurteilte 1982 die Beteiligung von medizinischem Personal an der Genitalverstümmelung der Frau als unethisch. In den 1990er-Jahren schlossen sich verschiedene internationale Organisationen dieser Stellungnahme an (International Federation of Gynecology and Obstetrics 1994, American College of Obstetricians and Gynecologists committee opinion 1995).
1996 hat auch der Deutsche Ärztetag die Beteiligung von Ärztinnen und Ärzten an der weiblichen Genitalverstümmelung verurteilt. Derartige Praktiken seien berufsrechtlich zu ahnden, heißt es in einer Entschließung. Entsprechend wurde 1999 einem Berliner Arzt, der FGM durchführte, die Approbation entzogen.

Die Opfer von FGM werden immer jünger

Das Alter, in dem die Genitalverstümmelung vorgenommen wird, unterscheidet sich regional. In Äthiopien und Nigeria werden die Mädchen im Alter von sieben bis acht Tagen beschnitten, in Somalia, im Sudan und in Ägypten dagegen erst mit fünf bis zehn Jahren. In manchen Gegenden Ostafrikas findet die FGM sogar erst während der Hochzeitsnacht, in Westafrika während der ersten Schwangerschaft statt. Sowohl in den Herkunftsländern als auch bei Migranten zeichnet sich jedoch der Trend ab, die weibliche Genitalverstümmelung in immer jüngerem Alter durchzuführen. Damit sollen Fragen der Schulbehörden vermieden, aber auch verhindert werden, dass sich die Mädchen gegen den Eingriff wehren.

Frauen, die den schwereren Formen von weiblicher Genitalverstümmelung unterzogen werden, leiden mit großer Wahrscheinlichkeit an gesundheitlichen Folgen, die häufig eine lebenslange medizinische Behandlung erfordern. Nur etwa 15 bis 20 Prozent der Komplikationen werden von medizinischem Personal behandelt, weil die nächste Krankenstation zu weit entfernt ist – oder aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen.

FGM und ihre Komplikationen

Blutungen während oder nach dem Eingriff können zu Anämie, Hämorrhagie (vier bis 19 Prozent), Hypotension, Schock und Tod führen. Bisher gibt es keine Studien zur Mortalität von Mädchen bei FGM, obwohl man davon ausgehen muss, dass die Sterblichkeit hoch ist Akute Infektionen führen zu Abszessen und Wundheilungsstörungen. Andere Komplikationen können hohes Fieber, Tetanus (zwei Prozent), Gangrän oder ein septischer Schock (zwei Prozent) sein. Oligurie, Harnverhalt sowie eine Verletzung von Blase, Urethra, Vagina und Rektum wurden beschrieben. Durch gewaltsames Festhalten der Frau während des Eingriffs kann es zu Frakturen von Humerus, Femur und Clavicula kommen.

Als wichtigste chronische Komplikationen der weiblichen Genitalverstümmelung sind fünf Gruppen zu nennen: Komplikationen der Harnwege, Komplikationen durch Narbenbildung, Komplikationen bei Sexualität und Menstruation sowie Komplikationen in der Schwangerschaft und bei der Geburt. Durch die enge Nachbarschaft des Operationsgebietes kommt es häufig zur Verletzung der Urethra mit nachfolgender Obstruktion oder Striktur. Die Patientinnen klagen über Harnverhalt, rezidivierende Harnwegsinfekte und Harninkontinenz. Die Narbenbildung nach FGM führt in etwa 20 Prozent der Fälle zur partiellen oder kompletten Fusion der Labien.
65 Prozent der verstümmelten Frauen leiden an Blutungsstörungen. Chronische Adnexititiden und Endometritiden führen ebenfalls zu anhaltenden Schmerzen. Dyspareunie, Vaginismus und Vaginalstenosen führen bei 25 bis 30 Prozent der Frauen nach weiblicher Genitalverstümmelung vom Typ III zu Infertilität. Durch Verlust der Klitoris kommt es bei einem Teil der Frauen zu mangelnder Orgasmusfähigkeit.
Vor allem bei Frauen nach weiblicher Genitalverstümmelung vom Typ III ist mit prä-, intra- und postpartalen Komplikationen zu rechnen. Durch die Bildung von Narbengewebe kann es zu einem prolongierten Geburtsverlauf kommen. Es gibt Hinweise, dass es bei Frauen mit FGM daher beim Kind häufiger zu schwerer Asphyxie oder zum Tod kommt.

Durch Defibulation unmittelbar vor der Geburt kann die Entbindung erleichtert und das Risiko der Geburtsverletzungen gesenkt werden. Die Rate an Dammrissen, Wundinfektionen, Wundheilungsstörungen und postpartalen verstärkten Nachblutungen ist jedoch erhöht.
Die Genitalverstümmelung kann ein schwerwiegendes Trauma hinterlassen. Die psychologischen Begleiterscheinungen können sich tief in das Unterbewusstsein des Mädchens eingraben und Verhaltensstörungen verursachen. Unter Umständen ist die körperliche und seelische Belastung so stark, dass die Betroffenen das Erlebnis nicht nur verdrängen, sondern abspalten.

Gesetze gegen FGM

Langfristig leiden die Frauen unter vielfältigen psychischen Symptomen wie dem Gefühl von Unvollständigkeit und Minderwertigkeit, Angst, Depression, chronischer Reizbarkeit, Frigidität, und Partnerschaftskonflikten. Viele durch die Genitalverstümmelung traumatisierte Frauen haben keine Möglichkeiten, ihre Gefühle und Ängste auszudrücken und leiden im Stillen.
Internationale Organisationen, wie die WHO, der Weltärztebund, die UNESCO, UNICEF und das Europa-Parlament, verurteilen die weibliche Genitalverstümmelung. Ein Gesetz, welches die FGM verbietet, gibt es in Europa jedoch nur in Großbritannien, Schweden, Norwegen, Dänemark und Belgien. Außerhalb Europas haben Ägypten, Australien, Benin, Burkina Faso, Djibouti, Elfenbeinküste, Ghana, Guinea, Guinea-Bissou, Kanada, Kenia, Neuseeland, Niger, Senegal, Simbabwe, Tansania, Togo, Uganda, die USA sowie die Zentralafrikanische Republik Gesetze gegen die weibliche Genitalverstümmelung verabschiedet. Die Bestrafung reicht von einer Geldbuße bis zu lebenslanger Haft.

In Deutschland ist ein Gesetz, das die weibliche Genitalverstümmelung verbietet, nach Ansicht von Juristen nicht notwendig, da sie als einfache, gefährliche oder schwere Körperverletzung (§§ 223, 224, 226 StGB) oder Körperverletzung mit Todesfolge (§ 227 StGB) beziehungsweise Misshandlung von Schutzbefohlenen (§ 225 StGB) gilt und damit strafbar ist. Dies trifft auch dann zu, wenn der Eingriff auf Verlangen oder mit Einwilligung der Patientin oder ihrer Erziehungsberechtigten erfolgt, da er gegen die guten Sitten verstößt. Dem „Beschneider“ droht damit in Deutschland eine Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren (Drucksache des Deutschen Bundestags Nr. 14/6682).

Dennoch bleiben rechtliche Fragen ungeklärt. Muss ein Arzt seine Schweigepflicht brechen, um ein gefährdetes Mädchen davor zu schützen, in ihrem Heimatland oder auch in Deutschland beschnitten zu werden? Bislang haben Ärzte in diesem Fall das Recht, ihre Schweigepflicht zu brechen, eine Meldepflicht wie zum Beispiel in Frankreich gibt es jedoch nicht. Ob Gesetze die Tradition der FGM wirksam bekämpfen können, ist umstritten.

Aufklärung ist wichtig

Bildungsprogramme, die ein Bewusstsein in der Bevölkerung der betroffenen Länder fördern, über die medizinischen Folgen informieren und über Menschenrechte aufklären, sollten die gesetzlichen Verbote zweifellos begleiten.
Die weibliche Genitalverstümmelung ist ein Problem, das durch zunehmende Migration auch in Deutschland immer häufiger werden kann. Um die Töchter betroffener Frauen zu schützen, sollten Präventionsgespräche stattfinden, in denen die medizinischen Folgen und die internationale Haltung angesprochen werden.
Die psychosozialen Beratungsstellen in Deutschland haben wenig Erfahrung mit den besonderen Problemen von Frauen mit weiblicher Genitalverstümmelung. Insbesondere in den Großstädten sollten diese Einrichtungen für das Konfliktfeld der FGM ausgebaut werden.
Aufgabe der Ärzte und Beratungsstellen ist es, den von weiblicher Genitalverstümmelung betroffenen Frauen eine Betreuung zu ermöglichen, die den kulturellen Hintergrund respektiert, einfühlsam reagiert und eine individuelle Lösung des Konflikts sucht.

Die vier Typen von FGM

Laut WHO werden vier Typen der weiblichen Genitalverstümmelung unterschieden.

Typ I: Die „Sunna“ beschreibt ursprünglich die Exzision der klitoralen Vorhaut. Der Eingriff wird in dieser minimalen Form nur selten durchgeführt, meist erfolgt die partielle oder totale Klitoridektomie.

Typ II: Es wird eine Klitoridektomie vorgenommen, und die kleinen Labien werden teilweise oder ganz entfernt. Das Ausmaß des Eingriffs variiert. Zusammen mit der „Sunna“ macht diese Form etwa 85 Prozent der FGM aus.

Typ III: Die „Infibulation“ oder „pharaonische Beschneidung“ beinhaltet die Entfernung von Klitoris, kleinen und großen Labien. Die Restvulva wird anschließend mit Seide vernäht oder mit Dornen verschlossen. Das Einführen eines Fremdkörpers verhindert ein vollständiges Verkleben der Wundränder, sodass eine kleine Öffnung für Urin und Menstruationsblut bleibt. Zum Geschlechtsverkehr muss die verbleibende Vaginalöffnung dilatiert werden. Trotz dieser schmerzhaften Prozedur ist der Verkehr oft nicht möglich, und es muss wie auch zur Geburt eine Defibulation durchgeführt werden.

Typ IV: Darunter werden verschiedene Formen der Genitalverstümmelung gefasst wie das Einstechen, Beschneiden, Dehnen oder Verätzen von Klitoris und Labien, das Ausschaben der Vagina und das Einschneiden von Klitoris und umliegendem Gewebe sowie der Vagina.

In Deutschland gibt es auch Hilfsorganisation die sich für die Aufklärung der Mädchen und Frauen vor Ort einsetzen – dazu gehört auch TARGET e.V von Rüdiger Nehberg.

Quellen:
– Deutscher Ärztebund
– Ärzte ohne Grenzen
– Prof. Dr. med. Heribert Kentenich

Fischbach an der Nahe am Fuße des Hunsrücks

Heute war ich nach vielen Jahren mal wieder in meinem ehemaligen Heimatort. Erinnerungen an viele Bewohner von Häusern kamen hoch.
Spielplätze als ich noch Kind und Jugendliche war, sind nicht mehr die Gleichen Plätze.
Der Schulweg zur Bushaltestelle war das „Pädsche“ runter zum Hiewel. Oder von der Staufenbergstaße (hat nichts mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg zutun) auf die Flötz.

Die Borr war einst ein alter Steinbruch. In den 1930er Jahren wurde dort ein Fußballplatz errichtet. In den frühen 70er ein Kindergarten gebaut. Ich war mit anderen Kindern die ersten, die damals in diesen Kindergarten gingen. Da wir nur eine Straße weiter gewohnt hatten, sind wir über den Jägerzaun gestiegen und nach Hause gegangen, wenn wir auf den Kindergarten keine Lust mehr hatten.

Häuser die ich seit frühster Kindheit kenne, haben sich geändert – oder sind gleich geblieben. Viele Namen der Einwohner von meinem ehemaligen Wohnort kenne ich gar nicht – so auch die Menschen.

Heimat ist da wo man sich wohlfühlt. Ich kannte nur die kleine Welt in und um Fischbach. Heute kenne ich vieles von der großen weiten Welt.

Die Fischbacher werden auch Fischbacher Eulen genannt.

Nach dem Bergwerk kamen die Achatschleifen in den Ort.

Schön, sexy und begehrenswert – oder künstlich, seelenlos und verascht

Aitana Lopez

Dies ist eines von tausenden Fotos von dem spanischen Supermodel Aitana Lopez.
Millionen Follower – meist Männer, begeheren diese Schönheit und daten sie täglich.
Aitana verdient an manchen Tagen bis zu 10.000 € durch ihre Fotos.

Aitana ist aber nicht real! Sie ist das Ergebnis von KI.
Künstliche Intelligenz ist in vielen Bereichen unseres Lebens bereits vorhanden – und es wird immer mehr werden.
Wenn wir unser Smartphone, Tablet oder was auch immer wir benutzen, um im Internet etwas zu suchen oder anzuschauen, ist die KI bereits dabei. Gibt man nur mal den Suchbegriff: Goldfisch, bei einer Suchmaschine ein, werden die Algorithmen in den folgenden Tagen, Wochen oder gar Monate immer mal wieder etwas über diesen Suchbegriff anzeigen. Ob Kaufangebote oder Themengruppen auf Sozialen Netzwerken. Die KI lenkt uns durch unzählige Prozesse. Sei es Suchassistenten, Spamfilter, Navigation, Sprachsteuerung und vieles mehr.
Wer nicht aufpasst kommt sehr schnell in einen Zirkel aus Menschen mit gleicher Meinung oder Gesinnung. Ob es vor noch nicht all zu langer Zeit die Corona Schwubbler oder die Fanboys von rechtspopulistischen Parteien und Gruppierungen. Gerade jene beiden Gruppen, die sich immer über die Manipulation der Medien aufgeregt haben, wurden und werden am meisten manipuliert – und raffen es nicht. „Die Mehrheit steht hinter uns.“ Wurde und wird immer behauptet. Falsch! Die Algorithmen – also die KI, lässt diese Menschen glauben, dass sie in der Mehrheit sind.
Falschaussagen und oftmals manipulierte Bilder und Videos werden durch die Algorithmen angezeigt und immer weiter verbreitet. Das WIR Gefühl wächst in den Gruppen und Köpfen derer, die dies alles glauben – so auch an Aitana Lopez.

Die KI steht vor einer nächsten Stufe der Entwicklung und noch mehr Menschen werden an der Nase herumgeführt. Die virtuelle Welt ist bald von der realen Welt nicht mehr zu unterscheiden. Dieser Gefahr der Manipulation sollte man sich bewusst sein, wenn man bei der nächsten Suchanfrage bei einer Suchmaschine einen Begriff eingibt.

Anm.: Die Fotos sind von den vielen Sozial Media Accounts von Aitana Lopez

Aus 30 Jahre Bahnreform wurde ein Trauerspiel

Die Deutsche Bahn bekommt ab dem 1. Dezember 2023 mächtig viel Geld über die gestiegene Lkw Maut – 83% mehr als noch im November 2023. In 30 Jahren wurde die Bahn buchstäblich aufs Abstellgleis gefahren.

Autorin Naike Juchem

Es gibt viele Stimmen, von Bürger die wenig Ahnung haben, dass man den Güterverkehr auf die Schienen bringen soll, damit die Straße nicht vor einem weiteren Kollaps steht. Dies ist ein schöner Gedanke. Leider kaum realistisch – weil in den vergangenen Jahren 15.000 Kilometer Schienen abgebaut wurden. Auch fehlen der Bahn tausende Stellwerksmitarbeiter, Lokführer, Loks, Waggons und so ein paar Kleinigkeiten mehr. Gleiches gilt für marode Brücken und Schienenverkehrswege.

Der Bund pumpt seit Jahrzehnten Unsummen an Geld in einen Konzern, der irgendwie privatisiert wurde und dann durch die Hintertür doch wieder Geld bekommt. So wurde im Januar 2019 ein „Fünf-Punkte-Plan“ vorgestellt, der u.a.eine Stärkung des Schienengüterverkehrs durch den Bund geförderte Investitionen für die Infrastruktur in Höhe von 11 Milliarden Euro vorsah.
Das Bahneigene Schienennetz hat eine aktuelle Länge von 33.469 Kilometer.  Wenn die Wunschprognosen von mehr Güter auf die Schiene greifen soll, wird es sowohl für den Personennah- wie Fernverkehr und auch für den Güterverkehr ziemlich voll auf den Schienen. Dann ist die Überlegung was bleibt stehen und was hat Vorrang.

Aktuell belaufen sich die Schulden der Deutschen Bahn bei über 28 Milliarden Euro.

Im Oktober 2023 gab die Deutsche Bahn den Verkauf ihres Tochteunternehmens Arriva, welches in zehn europäischen Ländern Bussbetriebe, Autohäuser, Sprachschulen und weitere Geschäfte betrieb – und  auch viele Verluste schrieb, für 1,6 Milliarden. Euro an den US-Konzern I Squared Capital bekannt. Das Geld aus dieser Transaktion möchte die Deutsche Bahn in die Modernisierung und den Ausbau der Infrastruktur aufwenden.

Bereits im März 2023 hat der Bundesrechnungshof in einem Sonderbericht zur Dauerkrise der Deutschen Bahn AG die „avisierte Fokussierung in der Konzernstrategie ‚Starke Schiene‘“ als „eine weitgehend wirkungslose Worthülse“ bewertet.

Im Bundesfernstraßenmautgesetz steht folgendes: Die Verwendung der Mauteinnahmen wird neu geregelt. Die Hälfte der Mauteinnahmen ist weiterhin zweckgebunden für die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur für die Bundesfernstraßen zu verwenden und im Übrigen für Maßnahmen aus dem Bereich Mobilität und dabei ganz überwiegend für Maßnahmen aus dem Bereich Bundesschienenwege.

Es bleibt abzuwarten wie die Bahnreform in den nächsten 30 Jahren aussieht und sich entwickeln. Immerhin kann die Deutsche Bahn nun sagen, dass sie den Steuerzahler nicht weiter belasten wird, denn der Lkw bezahlt nun mit der Straßenmaut die Verluste und die ersehnte Infrastruktur. Dafür will der Bund bis zum Jahr 2029 fast 30 Milliarden Euro geben.

Naike Juchem, 06. Dezember 2023

Wilhelm Gustloff

Die Wilhelm Gustloff                            Photo by Pinterest

Am 5. Mai 1937 war der Stapellauf das deutschen Kreuzfahrtschiff „Wilhelm Gustloff“ in Hamburg. Adolf Hitler war bei der Tafe zugegen.

Autorin Naike Juchem

Die Zeit von ihrer Indienststellung bis zur Übergabe als Lazarettschiff, im September 39, war für die „Gustloff“ ziemlich unspektakulär. Nach dem Kriegsbeginn wurde die „Wilhelm Gustloff“ der Kriegsmarine als Lazarettschiff übergeben und lag als Wohnschiff in Gotenhafen – dem heutigen Gdynia.

Bei ihrer Versenkung durch das sowjetische U-Boot S-13 vor der Küste Pommerns, kamen am 30. Januar 1945 mehr als 10.000 Menschen ums Leben – genau weiß es niemand.
Bezogen auf ein einzelnes Schiff gilt der Untergang der „Wilhelm Gustloff“ als die verlustreichsten Schiffskatastrophen der Menschheitsgeschichte.

Im Januar 1945 rückt die Rote Armee immer weiter vor, und so sollte die „Wilhelm Gustloff“ als eines der letzten Schiffe Soldaten und Flüchtlinge aus Ostpreußen über die Ostsee nach Westen bringen.
Da die „Gustloff“ war inzwischen militärisch grau gestrichen – obwohl für neutrale Schiffe nach internationalem Seerecht die Farbe Weiß vorgeschrieben war.

Die letzte Fahrt der „Wilhelm Gustloff“ mit fatalen Fehler

Kapitän Petersen und drei weitere Kapitäne waren an Bord. Sie kannten die drohende Gefahr durch sowjetische U-Boote, konnten sich aber nicht auf ein angemessenes Vorgehen einigen und rungen stundenlang miteinander um eine Antwort auf die Frage, wie und wann das Schiff seinen gefahrvollen Weg nehmen sollte. Der militärische Kommandant, 
Korvettenkapitän Wilhelm Zahn, schlug vor, abgedunkelt durch flache Küstengewässer zu fahren, in denen U-Boote nicht operieren konnten. Er setzte sich jedoch nicht gegen Kapitän Petersen durch, der sich angesichts der Überladung des Schiffes für eine Route durch tiefes Wasser nördlich entlang der Stolpe-Bank 
entschied.
Die letzte und todbringende Reise der „Gustloff“ beginnt um 13:10 Uhr. Mit schätzungsweise über 10.000 Menschen an Bord. Darunter 162 Verwundete, rund 340 Marinehelferinnen und 1.100 U-Bootsoldaten.
Zum Zeitpunkt des Auslaufens wurden offiziell 7.956 Menschen registriert. Es wird geschätzt, dass weitere 2.500 Flüchtlinge den Weg auf die „Gustloff“ fanden. Auf Befehl sollten statt der 18 Motorrettungsboote für je 96 Personen nur 4 mitnehmen werden. Bei dem sowieso schon vollausgeladenen Schiff, ist diese Maßnahme nicht nachvollziehbar.

Nach Stop vor der Halbinsel Hel, kam der Befehl zum Weitermarsch, denn die Marinesoldaten der 2. U-Boot-Lehrdivision, sollten nach Kiel gebracht werden, um erneut in den Kriegseinsatz zugehen.
Trotz feindlicher U-Bootwarnung und mangelhafter Geleitsicherung, von zwei Schiffen und später noch durch das Torpedoboot „Löwe“ , setzte die „Gustloff“ ihre Fahrt fort.

Ein vermeintlicher Funkspruch der Kriegsmarine veranlasste Kapitän Petersen zudem die Positionslichter zu setzen, um eine Kollisionsgefahr mit einem angeblich entgegenkommenden Minenlegergeschwader zu verringern. Durch diese Maßnahme war das Schiff in der Dunkelheit auszumachen. Tatsächlich befand sich kein Minensucher auf Gegenkurs mit der „Gustloff“. Anlass und Absender des Funkspruchs konnten nie geklärt werden.

Auf der Höhe von Stolpmünde wurde die „Gustloff“ gegen 21 Uhr von dem sowjetischen U-Boot S-13 gesichtet. Um 21:16 Uhr ließ dessen Kommandant,
Alexander Iwanowitsch Marinesko, aus etwa 700 Metern Entfernung vier
Torpedos abschießen. Ein Torpedo klemmte, drei trafen die „Gustloff“ am Bug, unter dem E-Deck und im Maschinenraum. Durch den Treffer im Maschinenraum brach die Stromversorgung ab.

Notrufe die viel zu spät registriert wurden

Unmittelbar nach der Torpedierung ordnete Kapitän Petersen den diensthabenden Funkern der U-Boot-Lehrdivison die Aussendung eines Notrufs über Funk an. Die „Gustloff“ verfügte über drei Funkanlagen mit größerer Reichweite, die erst drei Tage zuvor in der Werft in Gotenhafen installiert wurden. Durch den Stromausfall an Bord war die Funkanlagen unbrauchbar. Ferner wurden durch die Explosionen an Bord die Röhren der Sender und Empfänger beschädigt. Ein Notruf via Funk durch die Funkstation war also unmöglich, unter anderem auch deshalb, weil die Batterien für den Notbetrieb nicht geladen waren. Auf der Brücke befand sich ein tragbares UKW-Sprechfunkgerät, welches aber über eine sehr geringe Reichweite von wenigen Tausend Metern verfügte, und nur zur Kommunikation innerhalb eines Konvois diente.

Der 20-jährige Funkgefreite Rudi Lange versendete über dieses Funkgerät Notrufe, doch wurden die Funksprüche anfangs von keinem empfangen. Das Torpedoboot 
„Löwe“ verfügte zwar über Empfangsmöglichkeiten, doch war die Station zum Zeitpunkt des Untergangs nicht besetzt. Erst nachdem die Gustloff rote Leuchtsignale geschossen hatte, nahm die „Löwe“ Kontakt mit der „Gustloff“ auf, und verbreitete den Funkspruch um 21:30 auf der Frequenz der U-Bootflotte – aber nicht auf der Frequenz der zuständigen Leitstelle Oxhöft der 9. Sicherungs-Division.
Wegen dieser falsche Frequenz erfuhr die Leitstelle und die angeschlossenen Schiffe viel zu spät vom Notruf der „Gustloff.“

Ein Alptraum unter Deck von einem der wenigen Überlebenden

Der Torpedotreffer mittschiffs hatte das leer gepumpte Schwimmbad im Unterdeck getroffen. Dies war die Notunterkunft vieler Marinehelferinnen. Dort spietlen sich grauenvolle Szenen ab. „Unter den Füßen der Flüchtenden waren Menschenleiber, meist Frauen und Kinder, gefallen, niedergerissen, totgetrampelt“, erinnert sich der Überlebende Heinz Schön, damals ein 18-jähriger Zahlmeister-Assistent. „Willenlos wurde ich nach oben getragen, eingeklemmt in ein tobendes schreiendes Menschenbündel, in dem sich einer an den anderen klammert. Auf den zwei Meter breiten Treppen hoch zu den Decks bildete sich schnell ein Teppich aus Toten. Es starben Schwache, es starben Kinder, und es starben diejenigen, die den Gestrauchelten aufhelfen wollten.“ So Schön in einem Interview.

Der Kampf um die vier Rettungsboote

Vor Heinz Schön stehen zwei Offiziere der Kriegsmarine mit entsicherten Pistolen: „Nur Frauen und Kinder!“ Ein alter Pfarrer drückt Schön ein Baby aus der Entbindungsstation in die Hand, der Pfarrer selbst trägt die Mutter. Ein Leutnant schafft ihnen Platz.

Herbeieilende Schiffe konnten nur 1.252 Menschen retten, darunter alle vier Kapitäne und den Marinemaler  Adolf Bock, dessen Berichte und Bilder später unter anderem im Stern veröffentlicht wurden. Das Torpedoboot „Löwe“, das die „Wilhelm Gustloff“ begleitet hatte, rettete 472 Menschen, das hinzugekommene
Flottentorpedoboot T 36 unter Kapitänleutnant Robert Hering weitere 564 Überlebende aus Booten, von Flößen und aus dem Wasser. T 36 wurde während der Rettungsaktion ebenfalls von S 13 angegriffen, wehrte sich aber mit Einsatz von Wasserbomben, worauf das sowjetische U-Boot abdrehte. 
Das Minensuchboot M 341 rettete 37, der Marinetender TS II 98, das Minensuchboot M 375 43 und der Frachter „Göttingen“ 28 Menschen. Zwei wurden in den Morgenstunden von dem Frachter „Gotenland“ geborgen, sieben von dem Torpedofangboot TF 19, ein Kleinkind vom Vorpostenboot Vp 1703.

Nur wenige Minuten nach den Torpedotreffern passierte der Schwere Kreuzer „Admiral Hipper: die sinkende „Wilhelm Gustloff.“ Der Kommandant der „Admiral Hipper“ entschied jedoch, nicht anzuhalten, um an der Bergung der Schiffbrüchigen teilzunehmen. Seine Begründung, man habe Torpedolaufbahnen gesehen und daher nicht angehalten, wurde von Experten angezweifelt. Da ein U-Boot längere Zeit zum Nachladen braucht, konnte die „Admiral Hipper“ ohne Probleme Kiel erreichen.

Gegen 22:15 Uhr, sank die „Gustloff“ etwa 12 Seemeilen von der pommerschen Küste bei Leba und liegt in 45 Meter Tiefe.

Abschießen die Frage, ob die Torpedierung der „Gustloff“ als Kriegsverbrechen eingestuft werden kann

Einfache Antwort: Nein

Die Torpedierung war kein Kriegsverbrechen, da Wehrmachts Soldaten vor dem Auslaufen der „Gustloff“ notdürftig ein paar Flakgeschütze auf das oberste Deck montierten, galt das Schiff somit als Kriegsschiff.
Die Versenkung war vielmehr eine Tragödie, die in erster Linie durch Gewissenlosigkeit verursacht worden war – nach Stop vor der Halbinsel Hel und dem Befehl zur Weiterfahrt.
Da Hitlers Reichsregierung die Ostsee am 11. November 1944 zum sogenannten Operationsgebiet erklärte und Deutsche Kriegsschiffe den Befehl hatten, „auf alles zu feuerten was schwimmt“, sind sich die Experten einig,  dass die dann auch für den Gegner galt. Außerdem hatte die Sowjetunion nie eine der Konventionen zur Seekriegsführung unterzeichnet.

Heute liegt das Wrack zwölf Seemeilen vor der polnischen Küste, in der Nähe des Kurorts Leba in 45 Metern Tiefe. In polnischen Seekarten ist es als Navigationshindernis Nr. 73 verzeichnet.

Warum mir diese Tragödie so wichtig ist, möchte ich auch gerne schreiben.
Eine meiner Freundinnen kommt aus Polen und deren Mutter war auf dem vorrausfahren Schiff gewesen.
Eine andere Freundin kommt aus Gdynia und durch sie und ihre Schwester habe ich über die „Wilhelm Gustloff“ sehr viel erfahren.
Im Oktober 2020 und September 2021 war ich im Marine Museum in Gdynia und las erschütternde Berichte von Menschen, die in den nachfolgenden Tagen tausende Todesopfer an den Stränden der Danzigerbucht sahen.

Quellen:
– Polanska Radio
– Marine Museum Gdynia
– Dr. Willi Kramer
– Christopher Dobson: Die Versenkung der „Wilhelm Gustloff „

Frauenrechte in Afghanistan

Unter dem Taliban-Regime, dass sich ab 1994 in Afghanistanlangsam wie ein Geschwür ausbreitete und bis zum Ende ihrer Herrschaft, im Jahr 2001, wurden den afghanischen Frauen ihre Menschenrechte und ihr Würde abgesprochen. Als die internationale Gemeinschaft unter der Führung der USA mit dem Versprechen auf Demokratie, Schutz der Menschenrechte undsoziale Gerechtigkeit nach Afghanistan kam, war die Hoffnunggroß, dass sich die Situation der Frauen wieder verbessern würde und sie endlich die gleichen Rechte wie Männer bekämen. Internationale Organisationen, insbesondere die UN, die Europäische Union und die Entwicklungsagentur der USA, sagten ihre Unterstützung zu, um die Lage der afghanischen Frauen zu verbessern. Die UNO machte ihre Unterstützung der afghanischen Regierung davon abhängig, dass diese die Rechte der Frauen und ihre stärkere Beteiligung in der Afghanischen Gesellschaft gewährleistete. Die UN koordinierten diese Hilfen für Frauen und allmählich zeichnete sich eine Verbesserung der Situation ab: Frauen erhielten mehr Zugang zu Bildung und beteiligten sich vermehrt an der Gestaltung von Politik und Gesellschaft. Die unabhängige Menschenrechtskommission Afghanistan, UNAMA (United Nations Assistance Mission in Afghanistan) wurde gegründet, und die Gleichberechtigung der Frau wurde in der Verfassung Afghanistans festgeschrieben. Mädchen durften wieder in Schulen und Universitäten, Frauen nahmen an Wahlen teil, und fünfundzwanzig Prozent der Sitze des afghanischen Parlaments wurden Frauen zugewiesen. Auch in anderen Bereichen der Politik, der Gesellschaft und der Wirtschaft wurden Frauen aktiv und Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten für Frauen nahmen zu. Im Schlussdokument der Afghanistan-Konferenz in Bonn im Dezember 2011 hat die internationale Gemeinschaft bekräftigt, auch nach 2014 und dem Abzug der ISAF-Truppen Afghanistan weiter helfen zu wollen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sicherte damals Afghanistan langfristige Hilfe über den Abzug der internationalen Kampftruppen hinaus zu. „Afghanistan kann sich auch nach 2014 auf die Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft verlassen“,sagte Merkel. Da die UNO, wie auch die NATO ihre militärische Präsenz in Afghanistan zurückschraubte und sich dadurch auch die Hilfenverringerten, erlahmte seitens der UNO, insbesondere der USA, auch das Interesse und die Aufmerksamkeit für den Schutz dersozialen Gerechtigkeit, der Demokratie und der garantierten Beteiligung von Frauen an der Politik. Da die Regierung unter Hamid Karsai auch nicht gerade mit Zuverlässigkeit glänzte,
erfüllte diese ihre Verpflichtungen gegenüber Frauen nicht, denn die Gesetze und Vorschriften, die zur Sicherung der Frauenrechte eingeführt worden waren, standen lediglich auf dem Papier, wurden jedoch nicht angewandt. Die Erwartung, dass die UNO und die Regierung Afghanistans die Gleichstellung und die Menschenrechte von Frauen gewährleisten würden, erfüllte sich nicht. Im Gegenteil – niemand arbeitete ernsthaft an der Erfüllung dieser Verpflichtungen. Es zeigte sich beispielsweise, dass Frauen nur eine symbolische Rolle in der Struktur der afghanischen Regierung inne hatten. Inzwischen hat sich, insbesondere aufgrund von wieder zunehmenden Sicherheitsproblemen, Armut, langlebigen Traditionen sozialer Unterdrückung und der Bedrohungen durch die Taliban, den IS und andere extremistische Gruppen, die Lage der afghanischen Frauen wieder verschlechtert, bis hin zu Lebensgefahr, und die Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten haben sich verringert und sogar dramatisch verschlechtert.

Fortsetzung von Krieg und Unsicherheit

Der fortdauernde Krieg und Terror und die insgesamt unsichere Lage hat für Frauen das Leben in vielen Provinzen wo die Taliban wieder die Macht stark erschwert. Die Recherchen von Afghan Women ́s Network ergab mit rund 100 Vorfällen in nur 71 Tagen (01.11.2018 – 10.01.2019)
ein erschreckendes Bild: In fast allen der 34 Provinzen Afghanistans waren mindestens zwei Vorfälle zu finden. In den unsicheren Teilen des Landes können derzeit Mädchen, wie auch in der Vergangenheit, keine Schulen besuchen; viele Familien erlauben ihren Töchtern nicht, zur Schule zu gehen, weil es zu wenig weibliche Lehrkräfte gibt. Heute, im einundzwanzigsten Jahrhundert, können sechzig Prozent der afghanischen Frauen und Mädchen weder lesen noch schreiben.
Viele Frauen, die in mehreren Provinzen für Regierungs- und
Nichtregierungsorganisationen gearbeitet hatten, mussten Arbeit aufgrund der Sicherheitslage einstellen, oder haben schon in den letzten Jahren im Verborgenen gearbeitet und auch agiert. Darüber hinaus töteten und erschossen die Taliban mehrere Frauen wegen des bloßen Verdachts, mit der Regierung zusammen gearbeitet zu haben.

Gewalt gegen Frauen in der Familie und in der Öffentlichkeit.

Traditionen sozialer Unterdrückung gibt es heute überall in Afghanistan; immer noch leiden rund drei von vier Frauen unter unterschiedlichen Formen von Gewalt, nicht nur in der Familie, sondern auch in der Gesellschaft– am Arbeitsplatz, an Ausbildungsorten und sogar auf offener Straße. Viele Familien bevorzugen klar die Geburt eines Jungen und sind unglücklich
über die Geburt eines Mädchens.
Kinder und Frauen werden zwangsverheiratet oder an ältere Männer verkauft, manchmal werden sie getauscht, gegen Vieh oder gegen die Lösung eines Konfliktes. Frauen und junge Mädchen werden vergewaltigt und Gewalt gegen Frauen wird von manchen im Namen der Religion gerechtfertigt. Polygamie stellt eine weitere Herausforderung für Frauen dar. Ein Mann hat beispielsweise das Recht, mit bis zu vier Frauen gleichzeitig verheiratet zu sein, und diese Frauen besitzen keinerlei Rechte.
Viele Fälle von Gewalt gegen Frauen werden mittels informeller Gerichte oder in Stammesversammlungen entschieden. Die Entscheidungen dieser Stammesversammlungen sind unfair und ungerecht, vor aller Augen werden Frauen gesteinigt oder ausgepeitscht. 2015 wurde in der Provinz Ghor eine Frau gesteinigt, obwohl sie kein Verbrechen begangen hatte.
Nicht wenigen Frauen werden durch ihre Ehemänner Ohren und Nasen abgeschnitten. Viele Frauen suchen in den Frauen- und Schutzhäusern der wenigen Internationalen oder auch private
Organisationen Zuflucht vor dieser immer stärker um sich greifenden Gewalt. In vielen Provinzen sind die Täter dieser
Gewaltakte mächtige Männer, Kriegsherren, Regierungsbeamte oder Parlamentsabgeordnete, und die Regierung sieht sich nicht in der Lage, sie zu verhaften und oder zu bestrafen.

Basierend auf Zahlen von Afghan Women ́s Network wurden im Jahr 2017 rund 3800 Fälle von Gewalt gegen Frauen registriert; 19 der betroffenen Frauen haben sich selbst verbrannt. 2018 nahm die Zahl der Verbrechen weiter zu und lag bei knapp 4200. Im vergangen Jahr blieb die Zahl auf gleich hohem Niveau.
Menschenrechtsorganisationen können durch die instabile Lage in vielen Regionen gar keine Hilfe, bzw. Registrierungen vornehmen und so liegt die Zahl der tatsächlichen Opfer um ein vielfaches höher.
Die sehr lasche Verfolgung der Behörden, lässt somit eine Straffreiheit für die Männer zu und ist als Hauptgrund
für die Zunahme dieser Gewalt zu nennen. Selbst in Kabul sind Frauen und Mädchen nicht vor körperlicher Gewalt sicher. Als Beispiel hierfür sei der Mord an Farkhunda genannt. Dieses Mädchen wurde vor 2015 von Dutzenden Männern brutal getötet und verbrannt – nur wenige Kilometer entfernt vom Präsidentenpalast und vor den Augen von Sicherheitskräfte. Dieser Vorfall spiegelt die Tragweite der Tragödie wider, mit der afghanische Frauen konfrontiert sind. Zwar wurden mehrere Personen im Zusammenhang mit diesem Mord verhaftet, jedoch gingen sie letztendlich straffrei aus. Frauen und Mädchen sind selbst an ihrem Arbeitsplatz oder an den Universitäten nicht sicher. Sie werden auf dem Arbeitsmarkt und in Bildungseinrichtungen von Männern auf unterschiedliche Arten belästigt und aufgefordert, illegitime Dinge zu tun; es gibt keinerlei Gesetze zur Unterstützung von Frauen in diesen Bereichen.
Die Erfolge der afghanischen Frauen und deren mangelnde Anerkennung
Menschenrechtsaktivistinnen haben in den letzten Jahren bedeutende Erfolge in Afghanistan und über die Grenzen Afghanistans hinaus erzielen können, sie haben nationale und internationale Preise gewonnen und damit der Welt ein anderes
Gesicht von Afghanistan gezeigt, als das von Krieg und Gewalt.
Doch die Beteiligung von Frauen an der politischen Entscheidungsfindung ist immer noch verschwindend gering.
Trotz positiver Errungenschaften im Leben der afghanischen Frauen beschränken sich der Fortschritt und die
Entwicklungsmöglichkeiten von Frauen in vielerlei Hinsicht auf Worte und Slogans. Zahllose Gesetze, Programme und Strategien wurden entwickelt, um die Stellung der afghanischen Frau zu stärken, doch deren Umsetzung war weniger erfolgreich. Immer wieder wurden diese Maßnahmen seitens der Regierung ignoriert.

Es ist offensichtlich, dass Frauenrechte in Afghanistan nur eine symbolische Rolle spielen, diese Doppelmoral und die
frauenfeindlichen Einstellungen zeigen sich an folgendem Beispiel: Hamid Karsaihatte dem Parlament zwölf
Ministeramtskandidaten zur Aussprache des Vertrauens präsentiert; das Parlament hat daraufhin den elf männlichen
Kandidaten das Vertrauen ausgesprochen, Nargis Nehan aber, die als einzige Frau als Ministerin für Bergbau und Erdöl
vorgeschlagen war, wurde abgelehnt. Dies zeigt, dass in allen drei Organen der afghanischen Regierung Frauenfeindlichkeit herrscht und nach wie vor politische Entscheidungen auf der Grundlage gefällt werden, die männliche Dominanzkultur zu erhalten. In all den Jahren konnte keine einzige Frau Mitglied des Obersten Gerichtshofs von Afghanistan werden, stets lehnte das Parlament die Mitwirkung von Frauen in dieser Institution ab; Frauen gelten in Afghanistan immer noch als Menschen zweiter Klasse.
Die allgemein unsichere Lage, das Versagen der afghanischen
Regierung bei der Gewährleistung von Sicherheit für Frauen, die Einschränkungen und verschiedenen Arten von Diskriminierung sind Gründe dafür, dass Frauen nicht in der Lage sind, in Frieden in Afghanistan zu leben, und sich gezwungen sehen, allein oder mit der Familie in andere Länder zu gehen, insbesondere nach
Europa, um dort Asyl zu beantragen.

Afghanische Frauen in Europa und Gewalt in der Familie

Abgesehen von mentalen und psychischen Gesundheitsproblemen erleben afghanische Frauen und Mädchen in vielen europäischen Ländern, insbesond
ere in Deutschland sexuelle und auch häusliche Gewalt. Nach Quellen deutscher Medien wurden allein 2017 zwei
afghanische Frauen in den Städten Frankfurt und Herzogenrath von ihren Ehemännern getötet. Gewalt ereignete sich auch in einem Flüchtlingslager in
Schwerin, wo im November 2017 eine afghanische Frau durch einen iranischen Mann vergewaltigt wurde. Gemäß der Aussage eines Verteidigers von Frauenrechten in Frankfurt leben einige afghanische Familien hier nach den selben traditionellen Vorstellungen wie in Afghanistan und erlauben ihren Frauen nicht einmal, an Sprachkursen
teilzunehmen. Die Hilfsangebote vieler Organisationen und Vereinigungen, die Geflüchtete bei ihren Integrationsbemühungen
unterstützen, laufen dann ins Leere. Ein weiterer schwerer Fall von Gewalt afghanischen Männer ist der Mord an Mia im Dezember 2017.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Unsicherheit, Ungerechtigkeit, mangelnde Rechtsstaatlichkeit und fehlende Gleichberechtigung der Männer die Hauptgründe dafür sind, dass viele afghanische Frauen in Europa Asyl beantragt haben.
Niemand würde ohne die oben genannten Gründe derart viele Risiken eingehen, ohne dazu gezwungen zu sein, niemand würde seinen Geburtsort verlassen und in einem Land mit einer anderen Kultur und Sprache
Asyl suchen.
Das Leben in Deutschland, oder deren westlichen Nachbarstaaten, ist nicht einfach, es muss von Null aufgebaut werden und es braucht Zeit, sich der Gesellschaft anzupassen und die neue Sprache und Kultur zu lernen. Angesichts der Situation afghanischer Asylbewerberinnen ist klar, dass diese mehr als manche andere Unterstützung benötigen – von Organisationen, die die Menschenrechte verteidigen, sowie von der deutschen und den europäischen Regierungen. Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland heißt es, dass alle Menschen in diesem Land die gleichen Rechte haben und dass dieses Land demokratisch regiert wird. Aus diesem Grund erhoffen sich die afghanischen Frauen mehr von der Regierung dieses Landes. Gerade Frauen, die alleine sind oder allein die Verantwortung für ihre ganze Familie tragen, sind auf die Unterstützung der Bundesregierung und von Menschenrechtsorganisationen angewiesen. Geflüchtete
Afghaninnen wünschen sich, dass ihre Fälle in Bezug auf die Situation in Afghanistan und die politischen und sozialen Probleme von Frauen in diesem Land überprüft werden.


P.S. Mir ist durchaus bewusst, dass ich mit meinem Text den Unmut einiger Menschen auf mich ziehe, die sich für Flüchtlinge einsetzen. Ich schreibe keine Märchen, ich schreibe Fakten und diese sollen dann auch so verstanden werden. Ich kann und werden diese Welt nicht schön reden.


Naike Juchem, 20. April 2020

Ist Nutzhanf der Retter des Klimas?

Nutzhanf. Foto: Google

Seit ein paar Monaten wird in den Sozialen Netzwerken ein Foto geteilt, dass den Nutzhanf als den Heilsbringer des Klimawandels beschwört. Ist dies wirklich so?

Autorin Naike Juchem

Alles hat zwei Seiten, die betrachtet werden müssen, so auch die Vor- und Nachteile von Nutzhanf.
Zu Beginn möchte ich gleich mit einer Falschbehauptung beginnen: Die „Bill of Rights“der USA sei auf Hanf geschrieben.

Das National Constitution Center in Philadelphia widerleg diese skurrile Behauptung. Die Unabhängigkeitserklärung, wie auch die Verfassung wurden auf Pergament, also auf Tierhaut, geschrieben.
Das Constitution Center räumt jedoch ein, dass erste Entwürfe dieser Dokumente auf Hanfpapier erstellt worden sein könnten, da die Pflanze damals häufig in Nordamerika für die Herstellung von Seilen und Segeln angebaut wurde. Der Gründervater der USA, Thomas Jefferson, und auch der erste Präsident des Landes, George Washington, bauten beide Hanf an.

Ohne Frage zählt Nutzhanf seit mehreren Tausend Jahren zu den Nutzpflanzen schlechthin. Baustoffe aus Nutzhanf sind seit der Antike bekannt.
Aus Hanf kann man Papier, Kleidung, Seile, Lebensmittel (Hanfkerne), Kosmetik und sogar Biodiesel herstellen.
Nach Angaben von „Hemp Benefits“ liefert ein Hektar Hanf 3.785 Liter Kraftstoff.

Klimaschutz fängt mit dem Umdenken an

Aufgrund seiner Größe, bis zu 4 Meter Höhe, und des Blätterwerks eignet sich frischer Hanf nicht für den Transport. Nachhaltig ist der Anbau also vor allem dann, wenn vor Ort oder in der Nähe eine Anlage zur Verarbeitung bereit steht.
Holz ist auf der anderen Seite sehr vielseitig und wird seit Millionen Jahren vom Mensch als Wärmequelle und Baumaterial genutzt. Da wir uns von der Paläolithikum mittlerweile sehr weit entfernt haben, sollten wir, auch bedingt durch den unaufhaltsamen Klimawandel, neue Gedanken über die unsere, und der Welt Zukunft machen. Der Mensch im 21. Jahrhundert verbraucht gegenwärtig 1,7 Erden pro Jahr. Das dies in naher Zukunft zu einem Kollaps führen wird, sollte jedem klar sein. Wir müssen neue Wege gehen und diese hätten schon vor Jahrzehnten in Angriff genommen werden müssen – leider ist bis jetzt nicht all zu viel passiert.

Gerade Deutschland sieht sich als Vorreiter für Klimaschutz – nur ist Deutschland viel zu klein, um überhaupt eine Messbare Auswirkung auf den Temperaturanstieg zu sein. Globale Veränderungen müssen her und diese sollten dann auch endlich zügig umgesetzt werden.

Die Arroganz der Dummheit

„Ich möchte auch der geliebten Frau Angela Merkel eine Nachricht hinterlassen: Nehmen Sie diese Knete und forsten Sie Deutschland wieder auf, ok? Dort ist es viel nötiger als hier.“

Sagte Bolsonaro laut Medienberichten im August 2019 auf die Reaktion, weil Deutschland Fördergelder in Millionen Höhe an Brasilien streichte.
In Brasilien wird mehr lebenswichtiger Regenwald abgeholzt, als Deutschland überhaupt an Waldfläche zur Verfügung hat. Nach Prognosen wird 2030 gut 55% des Regenwald abgeholzt sein.
Auch der 45. Präsident der USA hat durch seine Arroganz und Dummheit einen Beitrag zu weiterer Umweltzerstörung beigetragen.

Verbot vom Anbau von Hanf

In vielen westlichen Ländern wurde Hanf verboten, weil THC wie auch CBD wichtige Bestandteile der Cannabispflanze sind. Tetrahydrocannabinol ist die Substanz, die für die psychoaktive Wirkung von verschiedenen Hanfprodukten verantwortlich ist.
CBD – also Cannabidiol, steht für den Inhaltsstoff der aus den Blüten der weiblichen Cannabispflanze gewonnen wird, dieser hat jedoch keine psychoaktive Wirkung, da er nur mit geringer Rezeptoraktivität an bestimmte Cannabinoid-Rezeptoren bindet.
In Deutschland war der Hanfanbau zwischen 1982 und 1995 durch das Betäubungsmittelgesetz vollständig verboten, um die illegale Nutzung von Cannabis als Rauschmittel zu unterbinden. In Frankreich wurde Nutzhanf für die Herstellung von Zigarettenpapier weiterhin verwendet.
Auch in den USA wurde 1937 die Produktion von Hanf unter dem „Marihuana Tax Act“ verboten.
Im Rahmen eines neuen Agrargesetzes hat die US-Regierung die Produktion von Nutzhanf 2018 wieder erlaubt, so dass die Pflanze wieder großflächig angebaut werden kann.

Die pro und contra Punkte für Nutzhanf

Hanf ist das Reinigungsmittel der Natur. Die Pflanze bindet auf einem Hektar viermal mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre als Bäume auf gleicher Fläche. Für jede Tonne Nutzhanf, die produziert wird, werden 1,63 Tonnen Kohlenstoff aus der Luft absorbiert.
Wenn es nach der Hanf-Lobby geht, wären mit dieser Pflanze mehr als 25.000 Artikel, die wir heute täglich gebrauchen und kennen, aus und mit Nutzhanf herzustellen.

Ein oft angeführtes Argument ist Hanfplastik. Dies sei das ultimative Material der Zukunft. Unternehmen wie Zeoform in Australien und Kanesis in Italien stellen Bioplastik aus Hanf in geringen Mengen her. Derzeit ist die Herstellung jedoch kompliziert, energieintensiv und teuer, so dass Hanfplastik in naher Zukunft noch keine Alternative zu den auf Erdöl basierenden Kunststoffen sein wird.
Auch wird oft die gute Ökobilanz zwischen Baumwolle und Nutzhanf angeführt. Demnach braucht Nutzhanf nur halb so viel Anbaufläche wie Baumwolle und produziert dabei doppelt so viel Faser pro Viertel Hektar. Für ein Kilo Baumwollfaser benötigt man knapp 10 Liter Wasser, für die gleiche Menge an Hanf benötigt man lediglich etwas über 2 Liter Wasser.
Da Nutzhanf ohne Pestizide auskommt, gelangen dementsprechend auch viel weniger Pestizide und Herbizide ins Grundwasser.

Nutzhanf. Foto: Google

Aktuelle Vergleichsstudien für Baumwolle und Hanf sind schwer zu finden. Das Stockholmer Umweltinstitut veröffentlichte 2005 einen der umfangreichsten Berichte und verglich die beiden Naturfasern mit der synthetischen Faser Polyester.
Die Studie ergab, dass Baumwolle innerhalb einer Anbausaison rund 50 Prozent mehr Wasser benötigt als Hanf. Im Gegensatz zu Hanf muss Baumwolle viel mehr bewässert werden und wird häufig in wasserarmen Regionen wie Usbekistan angebaut.
Trotzdem kann man nicht einfach eine Faserpflanze durch eine andere ersetzen. Hanf ist zwar extrem strapazierfähig, es ist jedoch ein teurer und energieintensiver Verarbeitungsprozess nötig bis ein weicher, tragbarer Stoff daraus entsteht.

Nutzhanf braucht keine Herbizide

Diese Behauptung kann man so nicht stehen lassen, denn der großflächige Anbau von Hanf gibt es noch gar nicht, um dies wissenschaftlich zu belegen.
Im Labor für Agraranalytik der Pennsylvania State University, haben die Forscher auch Blattläuse, Schimmel und Schnecken gefunden, die den Nutzhanf schädigen sowie einige Krankheiten, darunter neue Pilzarten, die derzeit untersucht werden.
Bei der Industrielle und Monokultur Landwirtschaft – egal mit welcher Pflanze, führe zwangsläufig zu Umweltproblemen.
Hanf wird bis zu 4 Meter hoch und entwickelt viele Wurzeln. Zudem ist sein Blätterwerk spätestens im Juli so dicht, dass Beikräuter im Feld dadurch zu wenig Licht bekommen und eingehen. Daher muss Hanf nicht mit Herbiziden gespritzt werden. Aber – durch eben jene Höhe und Dichtstand der Pflanzen ist der Untergrund feucht und der ideale Nährboden von Pilzen und Sporen. Ähnliches kennt man beim Mais und Zuckerrohr.

Das Terpene-Argument

Ein weitverbreitetes Argument besagt, dass allein der Anbau von Nutzhanf die Terpene ersetzen kann, die von den durch Abholzung verloren gegangenen Bäumen freigesetzt wurden.
Terpene sind natürliche Verbindungen, die in Pflanzen und Insekten vorkommen. Sie haben eine gemeinsame chemische Grundstruktur, sehen aber doch sehr unterschiedlich aus. Daher können sie so unterschiedlich riechen wie zum Beispiel Lavendel und Minze. Und so unterschiedlich ist auch die Wirkung von Terpenen in der Natur.
Wenn Monoterpene freigesetzt werden, steigen sie zur Stratosphäre auf – wobei sie von Konvektionsströmen getragen werden –, gehen Oxidationsreaktionen mit Ozon, OH und NO3 in der Atmosphäre ein und erzeugen dabei eine Reihe von Nebenprodukten.
Zwar ist es natürlich richtig, dass Nutzhanf Monoterpene freisetzt, doch die freigesetzten Mengen und Typen sind noch nicht eindeutig nachgewiesen worden. Auch ist die spezifische Wirkungsweise bei der Regulierung der Atmosphäre nicht bekannt. Es gibt also offenbar keine Grundlage für die Annahme, dass Nutzhanf mehr Monoterpene als alle anderen Anbaupflanzen freisetzt.
Da die Abholzung der bewaldeten Regionen der Erde, hier vorbehaltlich Brasilien, die Demokratische Republik Kongo und Indonesien, weiter fortschreitet, ist der Anteil des Baumbestands drastisch gesunken. Man nimmt an, dass allein die Abholzung in den letzten Jahrzehnten für einen Teil des allgemeinen Anstiegs der globalen Temperaturen verantwortlich ist, da sie einen CO2-Anstieg zwischen 12 % und 20 % verursacht hat, unabhängig vom CO2-Anstieg durch die Industrie und andere Ursachen der Verschmutzung der Atmosphäre.

Fazit

Es gibt keinen Grund, warum Nutzhanf nicht als Teil einer nachhaltigen Strategie für Kohlendioxidbindung angebaut werden sollten. Doch die Frage, ob eine Pflanze eine bessere Kohlendioxidsenke oder Monoterpen-Emissionsquelle ist als eine andere, sollte sich gar nicht stellen, wenn es um das Problem der Lösung des anthropogenen Klimawandels geht.
Der Verlust der Biodiversität ist einer der wichtigsten Faktoren, die sich auf das langfristige Überleben unserer eigenen Spezies und das anderer Arten, von denen wir abhängig sind, negativ auswirken können. Somit kann es keine Lösung sein, sich zur Bekämpfung des Klimawandels
ausschließlich auf einzelne Pflanzen zu konzentrieren.
Es braucht endlich ganzheitliche Maßnahmen um unser Ökosystem zu schützen und diese sollten dann auch zügig umgesetzt werden. Die Mittel sind da, es fehlt wie immer an den Umsetzung und den Willen den Blickwinkel zu ändern.

Naike Juchem, 5. August 2021

ifeu-Institut Heidelberg, Deutschland
National Constitution Center in Philadelphia, USA
seeds.com
Umweltinstitut Stockholm, Schweden
Utopia.de
vaay.com

Die Spende als Ablassbrief

Ablassbriefe der katholischen Kirche aus dem Mittelalter haben wir alle schon gehört und denken uns hunderte Jahre später: „Wie blöd musste man eigentlich sein.“

Autorin Naike Juchem

Nun, die Dummheit ist bekanntlich grenzenlos und es gibt Organisationen die sich Gemeinnützig nennen dürfen – wodurch diese Organisationen keine Steuern bezahlen müssen. Das Vermögen solcher Organisationen wächst jedes Jahr und ein Ende ist nicht in Sicht.

Menschen leisten auch im 21. Jahrhundert noch Ablass – heißt heute: Spende.
Mit Werbeträchtigen Aktionen und manipulierten Fotos und Videos wird besonders im Zeitalter des Internets eine gigantische Gelddruckmaschinerie am laufen gehalten. Gerade jetzt um die Weihnachtszeit sieht man die Stände von Organisationen in den Fußgängerzonen die sich um Kinder in der dritten Welt kümmert, Obdachlosen helfen oder Tierschutz.
Bei den Organisationen die sich um Menschenleben und Nachhaltigkeit kümmern, heißt es oft: „Die in Afrika sollen nicht so viele Kinder zeugen, dann haben die auch keine Probleme.“
Gut, solche Texte kommen von Menschen, die wenig bis keinen Plan von dieser Welt haben.
Bei Organisationen, die sich für Obdachlose einsetzen, kommen dann Sprüche wie: „Sind ja selbst dran schuld, dass sie Obdachlosen sind.“
Auch da sollte man sich bewusst sein, wie schnell mal selbst in eine solche Situation kommen kann.
Was bleibt für die Glückseligkeit übrig? Tierschutz!
Für den Tierschutz sind wir alle, weil uns die gezeigten Fotos oder Videos schockieren. Man sollte mal Videos von sterbende Kinder in den Fußgängerzonen zeigen. Der Tierschutz liegt uns am Herzen, weil wir qualvolle Fotos und Videos gezeigt bekommen. Und es sogar Tierschutzorganisationen gibt, die eine weltweite vegane Ernährung fordern – allen voran: PETA.

Um mal etwas zu verstehen, welches Vermögen PETA Deutschland hat, da kann es einem schon schwierig werden.
Im Jahr 2016 betrug das Vermögen jener Tierschutzorganisationen 7,5 Millionen Euro. In der Jahresbilanz wurde ein plus von über einer halben Million Euro verbucht.
In der Jahresbilanz von 2021 steht sogar eine Summe von 12,7 Millionen Euro in der Bilanz – dies alles steuerfrei.

PETA hat seit der Gründung in Deutschland, im Jahr 1993, ein sehr aggressives Auftreten in den Fußgängerzonen oder vor Betriebe, Zoos etc.
Die heute 71-jährige Ingrid Newkirk gründete 1980 in den USA die Tierschutzorganisation PETA. Sie ist seit Jahrzehnten mehrfache Millionärin, denn so selbstlos wie PETA oder Ingrid Newkirk sich in der Öffentlichkeit darstellen, ist diese Organisation nicht. Weltweit steigen jährlich die Bilanzen an Vermögen und Immobilien. Denn das ein oder andere alte Mütterchen mit ihrem Kanarienvogel oder Katze vermacht ihr Vermögen / Immobilie jener Tierschutzorganisation, weil sie der Meinung ist, etwas gutes für Tiere zu tun. Es ist reine Augenwischerei – und dies ist so gewollt. Die Mitarbeiter von solchen Organisation wissen genau, wie man den Menschen ein schlechtes Gewissen einreden kann, damit immer viel Raum für Mythen bleibt. Sehr beliebt von PETA sind Aktionen gegen Zirkusse oder Branchen wo Tierhaltung ist. Denn nur einzig und alleine opfern sich jene Aktivisten selbstlos für den Tierschutz – dies ist Schwachsinn!
Die Aktivisten von PETA kommen mit
scheinheiligen Argumente, dass eben Zirkusse, Zoos oder auch Landwirte die Tierhaltung ausschließlich für Geld machen und sich eben jene Tierschutzorganisation als die alleinigen unabhängige Experten zum Thema Tierschutz sehen. Wie setzten sich dann die Personalkosten in der offiziellen Bilanz von PETA zusammen?

Tierschutz ist schon lange nicht mehr der Hauptanteil von PETA

Die anfänglichen Gedanken und Aktionen zu Tierwohl sind seit Jahren einer aggressiven und massiven Ausrichtung zu einer weltweiten veganen Ernährung gewichen.
Mal kurz zum mitschreiben: Circa eine Milliarde Menschen lebt mit und von der Haltung von Nutztieren. Auch ist ein weltweiter Verzicht auf tierische Produkte überhaupt nicht realisierbar, denn zum einen hätten die nicht mehr schlachtenden Tier kein Futter und auch keinen Platz in den Ställen und Weiden. Folglich würde es Krankheiten und Seuchen geben. Ganz nebenbei würde weit über ein Viertel der Menschheit verhungern, weil man das Getreide dem lieben Vieh geben müsste. Jene Menschen, die von und durch die Tierhaltung leben wären bankrott – womit die weltweit Armut schlagartig steigen würde.

Ein Mythos ist schnell ausgebaut, aber an die globalen Folgen sollte man dann auch mal denken, wenn man sich mit einem monatlichen Gehalt selbstlos für Tierwohl einsetzt und mit manipulierten Fotos und Videos in den Fußgängerzonen die Menschen blenden möchte.

Fazit:
Wer meint armen Tieren in Rumänien, Ungarn oder wo auch immer helfen zu müssen und PETA dafür eine Spende gibt, sollte es lieber an Organisationen spenden, die sich für Menschenrechte und Menschenleben einsetzen. Auch sind Spenden an kleine Tierschutzorganisation oder privat Personen, die sich ohne manipulierte Fotos und Videos für Tiere einsetzen, durchaus besser angebracht, als das Vermögen von PETA noch weiter zu steigern.

Naike Juchem, 25. November 2023

Minen

2018 sind in Afghanistan 1.415 Menschen durch Minen und explosive Kriegsreste getötet oder verletzt worden, wie der United Nations Mine Action Service (UNMAS) berichtete. Die Zahl der Opfer von Landminen und anderen Sprengstoffen in Afghanistan stieg laut dem Minenräumdienst der Vereinten Nationen in den vergangenen Jahren deutlich an, seit 2012 habe diese sich mehr als verdreifacht. 2017 seien pro Monat mehr als 150 Menschen durch Minen oder andere nicht explodierte Munitionsrückstände verletzt oder getötet worden. 2012 seien es noch 36 Tote und Verletzte je Monat gewesen. Insbesondere Kinder sind gefährdet, acht von zehn Opfern seien Kinder.

Seit 1989 wurden der UNMAS zufolge in Afghanistan mehr als 730.000 Antipersonenminen und 30.145 Anti-Tank-Minen geräumt.
Trotz dieser immens hohen Zahl an beseitigten Landminen liegen in keinem Land der Erde so viele Minen wie in Afghanistan.
Mehr als 5000 kartierte Flächen sind bekannt und jeder Schritt in diesen Gebieten ist Lebensgefährlich. Durch Erderosionen bei Starkregen oder Schneeschmelze werden all zu oft auch Minen mit in Täler oder Flächen gespült, die vorher Minenfrei waren oder dort Minen bereits entfernt wurden.

Was sind Minen? Antipersonenminen und Antifahrzeugminen

Landminen – Antipersonenminen und Antifahrzeugminen – sind geduldige und heimtückische Waffen: Sie sind oft mit dem bloßen Auge nicht sichtbar und lösen aus, wenn Erwachsene oder Kinder mit ihnen unabsichtlich in Kontakt kommen. Die geschieht häufig auch noch Jahrzehnte, nachdem sie verlegt worden sind. Betroffene werden getötet oder langfristig und schwer verletzt.

Über 600 verschiedene Minentypen sollen weltweit existieren.
Nachweislich wurden vor dem Verbot von Antipersonenminen in 54 Ländern produziert. Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien gehörten zu jenen Produktionsstätten.
Durch die Ottawa-Konvention wurde in den angeführten europäischen Ländern die Produktion von Antipersonenminen eingestellt – was aber nicht heißt das Rheinmetall, EADS oder auch Diehl bzw. deren Tochterfirmen in Ländern wie Myanmar, Pakistan, Russland, die USA und China weiter produzieren. Man gab dieser unmenschlichen Waffen einen neuen Namen: Antifahrzeugminen

Die Zahl der Produzenten erhöht sich signifikant, wenn man die Länder einbezieht, die Antifahrzeugminen und andere high-tech Minen entwickeln und produzieren. Weiterhin werden weltweit in Staaten wie Deutschland, Österreich, Frankreich und Belgien neue Minen entwickelt, produziert und auch exportiert. Minen, die nach Herstellerangaben gegen Fahrzeuge gerichtet sind, oder auch sog. „intelligente“ Minen.

Ähnlich wie bei Landminen zeigen sich auch die Produzenten von Streumunition erfinderisch. In über 30 Ländern wurden bislang weit über 200 verschiedene Typen von Streumunition produziert Zu den größten Produzenten gehören die USA, Russland und China, bis 2008 aber auch Deutschland.

Landminen lösen aus, wenn sie in Kontakt mit einem Menschen oder Tier kommen. Dabei töten oder verletzten sie fast immer die Betroffenen. Da sie dabei nicht zwischen Kämpfenden und der Zivilbevölkerung unterscheiden und noch Jahre nach Konfliktende im Erdreich versteckt liegen bleiben, stammen fast Dreiviertel aller Minenopfer aus der Zivilbevölkerung. Kontaminierte Gebiete stellen somit eine große Gefahr für die Bevölkerung dar dar. Deswegen wurden sogenannte Antipersonenminen durch die Ottawa-Konvention, die 1999 in Kraft trat und bislang von 164 Staaten ratifiziert worden ist, verboten. Seitdem ist der geschätzte weltweite Bestand von 160 Mio. auf 50 Mio. Landminen zurückgegangen und 33 ehemals kontaminierte Länder/Gebiete sind als minenfrei erklärt worden. Allerdings sind wichtige Staaten, wie die USA, China oder Russland, dem Abkommen nicht beigetreten. Die Betroffenen, die eine Minenexplosion überlebt haben, tragen oft lebenslange Verletzungen und Behinderungen mit sich. Sie sind somit noch lange nach dem Vorfall auf Hilfe angewiesen. Obwohl auch die Notwendigkeit der Opferhilfe in der Ottawa-Konvention festgehalten ist, geht diese oft nicht weit genug und wird zu früh eingestellt. Hier leistet zum Beispiel die Hilfsorganisation Handicap International (HI) einen wichtigen Beitrag: Sie versorgt die Überlebenden und ihre Angehörigen – und setzt sich für eine Welt ohne Minen ein.

Das Ottawa-Abkommen

Da die Abrüstungsverhandlungen innerhalb der Vereinten Nationen sehr festgefahren waren, einigte sich 1997 ein Großteil der internationalen Staatengemeinschaft außerhalb des UN-Rahmens auf ein Verbot von Antipersonenminen (Ottawa-Vertrag), das 1999 in Kraft getreten ist.

Es war das erste Mal, dass kleinere und mittelgroße Staaten (vor allem Kanada und Norwegen, aber auch Australien und Simbabwe) zusammenkamen und eine Vorgehensweise zum Verbot von Antipersonenminen beschlossen, anstatt sich von traditionellen Mächten, die sich nicht zum Verbot von Landminen verpflichtet hatten (wie China, Russland und die USA), zurückhalten zu lassen. Selbst die meisten ehemaligen Minenproduzenten und viele Anwender, darunter Belgien, Kambodscha, Italien, Mosambik und Südafrika, schlossen sich dem Prozess an. Zusätzlich spielte auch erstmals die Zivilgesellschaft eine entscheidende Rolle bei der Ausarbeitung eines völkerrechtlichen Verbots-Vertrages, indem sie global einen hohen Druck auf die Staaten ausübte.

Der Vertrag war somit das Ergebnis einer ungewöhnlich kohärenten und strategischen Partnerschaft zwischen Regierungen, internationalen Organisationen wie dem IKRK, UN-Organisationen und der Zivilgesellschaft, vertreten durch die Internationale Kampagne für ein Verbot von Landminen (ICBL). Die ICBL wurde 1992 von mehreren Organisationen gegründet, darunter HI, und spielte bei der eigentlichen Ausarbeitung und Formulierung des Vertrags von Anfang an eine wichtige Rolle. Bei allen diplomatischen Treffen im Vorfeld der Verhandlungen sowie während der Verhandlungen selbst erhielt sie einen formellen Platz am Tisch und Mitspracherecht.

Das Ottawa-Abkommen war auch ein Meilenstein des humanitären Völkerrechts und verbietet Produktion, Einsatz, Weitergabe und Lagerung von Anti-Personen-Minen und verpflichtet die Vertragsstaaten zu Entminung und Opferhilfe. Minen, die der Konstruktion nach gegen Personen gerichtet sind, sind somit durch den Vertrag von Ottawa verboten. Minen, die nicht gegen Personen, sondern gegen Fahrzeuge gerichtet sind, fallen allerdings nicht unter das Verbot. Bis heute (Stand: Oktober 2020) haben 164 Staaten das Abkommen unterzeichnet, das sind mehr als 80 Prozent aller Länder weltweit. Mit nur 32 fehlenden Staaten ist der Minenverbotsvertrag einer der weltweit am meisten akzeptierten Verträge. Die Vertragsstaaten verpflichten sich auch zur Räumung von verminten Gebieten und zur Unterstützung von Minenopfern. Alle Vertragsstaaten haben zudem beschlossen, bis 2025 eine minenfreie Welt zu erreichen.

Gegenwärtig sind 110 Millionen Landminen auf der Welt verlegt. Die Produktion einer Landmine kostet nur drei US-Dollar, die Räumung einer Mine verursacht jedoch Kosten in Höhe von 1.000 US-Dollar.
Bei der geschätzten Zahl an Minen ist es schlichtweg unmöglich in den nächsten Jahren die Welt Minenfrei zu räumen. Zumal es überhaupt nicht finanzierbar ist.

In den sogenannten asymmetrische Konflikte, zu denen Bürgerkriege, Terror und milizionäre / rebellierende Streitigkeiten zöhlen, werden sehr gerne Antipersonenminen verwendet und zum Beispiel Getreidefelder zu verminen. Ein Feld ist vermint ungeachtet der Tatsache ob eine oder zehn Minen in dem Feld liegen.

Bei der Verlegung von Minen ist es üblich, verschiedene Minenarten zu mischen, damit z. B. Minenräumpanzer nicht gefahrlos in ein Feld von Anti-Personenminen fahren können und im Gegenzug menschliche Minenräumer nicht ungefährdet Panzerminen entschärfen können. Panzerminen mit Druckzünder werden durch das Gewicht eines Menschen normalerweise nicht ausgelöst, aber durch Sicherungsminen, Aufnahmesicherungen und Sprengfallen wird ihre Räumung dennoch erschwert und ist für die Minensucher ein Lebensgefährlicher Job. Auch ist die Topografie ein Faktor der nicht immer den Einsatz von Panzerfahrzeugen ermöglicht.

In Afghanistan gibt es von staatlicher Seite kaum noch Minenräumer, da das Geld für die Löhne von circa 240 € im Monat der Männer seit Jahren weniger wird. Neben ihrem sowieso schon sehr gefährlichen Job, kommt die Gefahr von Terror noch hinzu. In den letzten Jahren habe die Taliban mehrere hundert Minenräumer von staatlicher, wie auch privaten Organisationen entführt und getötet.

Zu den am meisten belasteten Ländern gehören weiterhin: Afghanistan, Angola, Ägypten, Bosnien und Herzegowina, Laos, Kongo (Demokratische Republik), Kambodscha, Kolumbien, Kroatien, Ruanda, Vietnam, aber auch Regionen wie Berg-Karabach, Tschetschenien und die Falkland-Inseln.

Im Jahr 2017 wurden weltweit 2.793 Personen durch Antipersonenminen und oder explosiven Munitionsrückstände  getötet, 4.431 Personen wurden verletzt. 87 Prozent der Opfer waren Zivilisten, unter ihnen viele Kinder. Zu den körperlichen Schäden kommt noch die psychische Belastung hinzu. Viele Ortschaften die in Konflikten oder Kriege nicht eingenommen wurden, oder der Vertreibung von Menschen auf perfide Weise noch Wege und Pfade vermint wurden, sind an und durch diese Waffe getötet oder verletzt worden.
Wenn Menschen in ihren Dörfern zurück bleiben, benutzen diese oft die gleichen Pfade oder Wege, die nach ihrer Meinung Minenfrei sind. Einen halben Meter abseits jener Pfade oder Wege kann eine Tod bringende Mine liegen. Dieses Bewusstsein prägt Generationen von Menschen.
Zwangloses spielen von Kinder kann tödlich sein. Einem Fussball auf einem Feld hinterher zu laufen kann tödlich sein.
Auch wenn die Bewohner von Ortschaften ungefähr wissen, wo Minen liegen könnten, kann dies beim nächsten Erdrutsch, Starkregen oder Schneeschmelze schon völlig anders sein.

In mindestens 60 Staaten der Welt liegen noch Minen – teils registriert und gekennzeichnet, teil seit Jahrzehnten im Verborgenen.
Um ein Beispiel von Europa zu nennen: Der Kroatienkrieg von 1991-1995 hat bis heute circa 500 Quadratkilometer kontaminierte Ladefläche aufzuweisen. Flächen die zum größten Teil landwirtschaftlich genutzt werden könnten.

Beispiel Ruanda

Bei dem Völkermord im Jahr 1994, bei dem in drei Monate schätzungsweise 1 Millionen Menschen ums Leben gekommen waren, gingen die Hutu-Rebellen nicht zimperlich mit dem Vokl der Tutsi und ihrem eigenen Land um. Ruanda könnte durch seine geographische Lage und den klimatischen Bedingungen das Land werden um die Hälfte der Bevölkerung südlich der Sahara zu ernähren.
Da bis zu 60% der Nutzfläche für Getreide vermint sind, ist eine Landwirtschaft kaum möglich.
Auch hier fehlt es an Equipment und finanziellen Mitteln um Minen zu räumen. Zwar gab es Ende der 90er von der Bundesregierung ein Projekt zur Beseitigung der Minen, dies aber nach wenigen Jahren eingestellt wurde.

Wie in allen Ländern in den Antipersonenminen verlegt sind, hindern dies die Menschen daran, in ihre Heimat zurückzukehren und es wieder aufzubauen. Der wirtschaftliche und landwirtschaftliche Schaden der Länder ist automatisch.

Naike Juchem , 25. November 2020

Quellen:
– Auswärtigesamt
– Convention on the Prohibition of the use
–  Dgvn.de
–  Landminen Index
– United Nations Mine Action Service (UNMAS)

Kraniche

Jedes Jahr staunen wir gen Himmel, wenn zig tausende Kraniche auf der westeuropäischen Zugroute sich nach Westfrankreich, Spanien, Portugal oder gar Nordwestafrika aufmachen.
Über zwei weitere Flugrouten fliegen nochmals die gleiche Anzahl an Vögel über die Baltisch-Ungarische Route nach Süditalien und weiter nach Westafrika.

Im äußersten Osten Europas gibt es zudem noch den Wolga-Iranischen Zugweg, wo die Vögel über das Kaspi-Gebiet zu ihrem Überwinterungsquartier in den Iran ziehen
Schätzungsweise 370.000 Kraniche machen sich mit dem beginn des Winters von Skandinavien und dem Baltikum auf einen langen Weg über die westeuropäische Zugroute zu ihren Winterquartieren
Die Vögel können bis zu 1.500 Kilometer nonstop fliegen – was aber sehr selten ist.
Es wurde tatsächlich eine Gruppe Kraniche beobachtet, die innerhalb 24 Stunden von der deutschen Ostseeküste bis an die Pyrenäen geflogen sind (1.200 km).

Meist liegt ihr Etappenziel bei 100 bis 350  Kilometer. Die Tagesstrecken hängen natürlich sehr stark von Wind und Wetter ab, und natürlich auch von geeigneten Rastplätze.

Für ihre Reisen in den Süden nutzen die Kraniche die Thermik, um ihre Reisegeschwindigkeit von etwa 50 bis gar über 100 km/h mit wenig Kraftaufwand zu meistern. Die Flughöhen liegen meist zwischen 200 und 2.000 Meter. Je nach Thermik lösen sich die großen Schwärme in kleinere Gruppen auf, um dann kreisend an Höhe zugewinnen, um sich dann wieder zu Keilen und Ketten zu formieren. In
riesigen Formationen nützt der ganze Schwarm jene Thermik um mit wenigen Flügelschlägen weitersegeln zu können.

Naike Juchem, 17. November 2023

Schleffersch-Gereste

Es gibt viele Regionale Gerichte, heute möchte ich Schleffersch-Gereste vorstellen.

Die Schleffersch-Gereste haben ihren Ursprung in der Region Idar-Oberstein und heißt auf Hochdeutsch „Schleifers Geröstete“ und galt damals als „Armengericht.“ Die Kartoffeln und Fleisch – Schweinekamm, wurde in einem Steinguttopf im Wasserbad oder Ofen erhitzt.
Um dieses Gericht zu machen, kann man einen Steinguttopf, Römertopf oder Hirtentopf nehmen. Auch hier hat der Topf regional einen anderen Namen. Wichtig ist nur, dass man einen Deckel auf dem Topf hat. Dies kann ein Teller oder Alufolie sein.

Für das Rezept für Schleffersch-Gereste braucht man – je nach Größe von dem Topf und Anzahl der Personen eineinhalb bis zweieinhalb Kilo Kartoffeln. Ein oder zwei mittelgroße Zwiebeln, 150 Gramm Dörrfleisch und Schweinekamm.

Damit das Fleisch eine ordentliche Farbe bekommt, kann man das Fleisch vorher in einer Pfanne scharf anbraten. Die Kartoffeln sollte man vorher auch kochen.
Die gekochten Kartoffeln in Scheiben schneiden und Schichtweiße in den mit Butter eingeschmierte Topf legen.
Nun werden die Kartoffeln mit Salz, Pfeffer, Dill, Majoran (ist jedem selbst überlassen, ob mann die Kartoffeln mit Dill und Majoran würzt), Speckwürfel und gehakte Zwiebeln gewürzt.
Dann legt man das Fleisch auf diese Lage und deckt es mit einer neuen Lage Kartoffeln ab. Diese Lage wieder würzen – aber nicht zu viel Pfeffer benutzen, denn das Essen zieht beim kochen noch durch.

Je nachdem für wie viele Leute man Schleffersch-Gereste macht, kommt nochmal eine Lage Schweinekamm obendrauf und nochmals Kartoffeln.

Zum Schluss deckte man dies alles mit Speckstreifen ab und verteilt über die Fläche noch einn paar Butterflocken.

Nun kommt der Topf in einen vorgeheizten Backofen für eine Stunde bei 200° C. Um eine schöne Farbe zubekommen, sollte man die letzten 10 Minuten den Deckel von dem Topf nehmen.

Die Manipulation der Bilder

Wir sehen täglich Bilder und Filme, sind uns oft nicht bewusst, wie diese manipuliert wurden, um den Betrachter für seine Zwecke zu gewinnen. Gerade im Zeitalter der immer größer werdenden Beliebtheit auf den bekannten Social Media Plattformen sehe ich täglich Beiträge die achtlos geteilt werden und nicht der Wahrheit entsprechen.
Kaum jemand macht sich Gedanken über die Echtheit dieser Beiträge. Sofort werden böse Kommentare und Meinungen rausgehauen – ohne jene Falschmeldung auch nur im Ansatz zu hinterfragen.

Die Manipulation von Menschen geht bis zu den Anfängern der Menschheit zurück.
Selbst in der jungpaläolithische Höhle von Lascaux, im französischen Département Dordogne, gefundenen Höhlenmalerei zeigt in einigen Darstellungen nicht die Realität. Auch große ruhmreiche Schlachten in der Antike, die Neuzeitliche Epoche, über die Kriegspropaganda der NSDAP, bis ins heutige 21. Jahrhundert werden Bilder manipuliert.
Schnell wird immer von und über der Lügenpresse hergezogen. Das die Menschen auf ihren vermeintlichen besseren Fernsehprogramme – meist Privatsender, mit und durch zahlreiche Fakedokumentationen täglich manipuliert werden, sehen diese Menschen überhaupt nicht mehr.

Vor vielen Jahren gab es auf einem jener Privatsender mehrere Folgen von „Schwer Verliebt“. Auch hier wurden Protagonisten gesucht, die meist am Rande der Gesellschaft standen. Jene Protagonisten wurden dem heimischen Fernsehzuschauer regelrecht vorgeführt. Ich weiß dies sehr genau, denn zum einen war meine damalige Nachbarin bei jener Staffel von „Schwer Verliebt“ dabei gewesen, und zum anderen wurden die „Flitterwochen“ bei mir im Haus gedreht. Als die erste Folge jenes Fernsehformates ausgestrahlt wurde, hatte ich eine Einstweilige Verfügung gegen jenen Sender gestellt – leider ohne Erfolg.

Die Manipulation von Bilder dient immer nur einem Zweck – der eigenen Darstellung oder Zweckmäßigkeit. Hier sind zum einen die Fotos der Brutkastenlüge vom August 1990 im Irak zu nennen. Die USA mit ihrer CIA brauchte Futter für Welt, um einen Krieg gegen das „Böse“ führen zu können – mal wieder. Der Vietnamkrieg basierte auf einer ähnlichen Lüge, wie auch der Sturz des Iranischen Königs, die Rebellion in Algerien, Tschad, Mali bis hin zur Unterstützung der Mudschahid in Afghanistan.
Das wir seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen Fläschenbrand in Westafrika, Nahost und Zentralasien haben, haben wir der CIA zu verdanken. Millionen Menschen wurden Opfer von sinnlosen Kriegen, nur weil man Bilder und Medien manipuliert hatte.
Natürlich ist die CIA nicht die einzige Organisation, die Bilder manipuliert. So gut wie alle Nachrichtendienste dieser Welt verfahren nach dem gleichen Schema. Ob man nun im In- oder Ausland eine Mission plant.
Auch Russland kann sich nicht hinstellen und die Fahne des Guten hochhalten, denn für die groß angelegte Invasion vom 24. Februar 2022 ebnete ein ständiger Strom der Desinformation aus dem Kremel die militärische Offensive gegen das Nachbarnland Ukraine.
Der jüngste Krieg in Nahost geht auch auf gezielte Desinformation zurück. Die Verstrickungen zwischen der Türkei und Hamas wurden bereits 2019 vom britische Tageszeitung „The Telegraph“ enthüllt.
Es spielt absolut keine Rolle, wer sich auf der Welt bei Kriegen und Konflikten als die „Guten“ bezeichnet – alle Kriegsparteien manipulieren Bilder. Die einen um einen Krieg zu rechtfertigen und die anderen um eine Verteidigung zu rechtfertigen.

Es muss nicht immer gleich in Kriegen enden wenn man Bilder manipuliert – es reicht schon, wenn man Angst und Unsicherheit in der Bevölkerung verbreitet.
Hier wird das komplette Spektrum der Gesellschaft abgedeckt. Ich erinnere mich noch an die Ankündigung für einen Lockdown zur Eindämmung des Covid-19 Virus. Es wurde gehamstert als ob es keinen morgen geben würde. Mir hat sich bis heute nicht erklärt, was man mit all dem Mehl, Hefe, Nudeln – und vor allem Toilettenpapier wollte. Die Manipulation schlug ein wie eine Bombe und viele Bürger:innen hatten Panik vor dem was kommen würde. Es wurde sich sogar um Toilettenpapier geschlagen!
Die Hysterie war nicht mehr zu bremsen und plötzlich gab es auf Randerscheinungs Produkte eine beachtliche Preissteigerung. Wem hatten all diese manipulierten Beiträge am Ende etwas genützt? Dem Markt.

Da manipulierte Bilder und Beiträge im Zeitalter der digitalen Medien sehr schnell verbreitet werden und diese immer und immer wieder zum Vorschein kommen, geistern diese Beiträge weiter durch das große World Wide Web.
Mit Manipulation wird unglaublich viel Geld verdient, denn aus Angst wird Wut, aus Wut wird Hass und dies ist die Lunte am Pulverfass.

Naike Juchem, 8. November 2023

Alles hat zwei Seiten

Der Kohleausstieg ist in Deutschland beschlossen und kaum einer weiß, das Gips – also REA-Gips ein Nebenprodukt von den Kohlekraftwerken ist.
Gips ist einer der wichtigsten Baustoffe im Häuser- und Gebäudebau überhaupt und wird für Wände, Estriche und als Putz verbaut. Der Bedarf der deutschen Baubranche liegt bei  ungefähr zehn Millionen Tonnen pro Jahr. Um diesen gigantischen Bedarf zu decken, nutzt die Bauindustrie vorwiegend REA-Gips.

REA-Gips

REA-Gips steht für Rauchgas-Entschwefelungs-Anlagen. Um Abgase von Kohlekraftwerken nicht über die Schornsteine in die Atmosphäre zu leiten, wird der Kohle Schwefeloxid in Form von Kalkstein beigefügt. Wenn diese Stoffe durch die Verbrennung chemisch mit einander reagieren, entsteht REA-Gips. Dieser künstlich entstandene Gips ist identisch mit Naturgips.

Gips ist bei der Entstehung der Erde durch Karstgestein entstanden. In Deutschland  ist dies der Südharz. Die Gipskarst-Landschaften reicht von Osterode über Bad Sachsa bis nach Nordhausen in Thüringen und Sangerhausen in Sachsen- Anhalt.
Naturschützer wollen in Deutschland ein Verbot von Naturgips Abbau bis 2045 erreichen. Durch jenes Verbot wir sich der Naturgips Abbau ins Ausland verlagern.

Die Pfahlbauten in Unteruhldingen

Die Pfahlbauten in Unteruhldingen sind das älteste archäologische Freilichtmuseum in Deutschland.
Es ist eine spannende Zeitreise von über 10.000 Jahre Geschichte. Man staunt über die vergangene Abschnitte der Menschheitsgeschichte in ihrer unterschiedlichsten Lebensformen aus drei Jahrtausenden.

Sehr deutlich sieht man den Anbeginn der Siedlungen der Völker. Zu beginn der Wanderschaft der Menschheitsgeschichte hat man über Wehr- und Vereidigungsanlagen überhaupt nicht gedacht. Erst mit Beginn der Bronzezeit wurden Wehrdämme und auch Verteidigungswaffen hergestellt.

Es ist faszinierend, welche Ideen die Menschen in der Steinzeit hatten. Diese Menschen waren für ihre damalige Entwicklung nicht dümmer als im 21. Jahrhundert. Ob es der Bau von Häuser, Kochgeschirr, Aufbewahrung von Lebensmitteln oder Werkzeuge für den Ackerbau waren. Die Menschen haben zu jener Zeit die Problematik der Lebensumstände erkannt und sogar perfektioniert. Man staune, wie weit die Menschen in jener Zeit entwickelt waren.

Wer sich für Geschichte und insbesondere für die Entwicklung der Menschenheit in Mitteleuropa
interessiert, sollte sich dieses Museum nicht entgehen lassen.

Armita Garawand

Photo: WordPress

Wenn Fanatismus Millionen von Frauen als Geiseln nimmt, stirbt die Würde des Menschen.
Immer wieder kommt es in islamisch geprägten Ländern zu massiven Übergriffe gegen Frauen. Die Religionswächter im Iran sind seit Jahren für ihre sinnlose Gewalt an Mädchen und Frauen bekannt. Sie schrecken vor Gewalt, Folter und sogar Tod nicht zurück. Mädchen und Frauen werden zu Tode geprügelt oder erhängt, weil sie sich nicht nach den Regeln der Religion gekleidete haben.
Wenn Religion anscheinend nur durch Unterdrückung lebt, ist dies keine Religion – sondern Terror und Missachtung jeglicher Menschenrechte.

Die 16-Jährige Armita Garawand wurde Anfang Oktober von weiblichen Kräften der Iranischen Sittenpolizei in der Teheraner Metro ins Koma geprügelt worden. Angeblich soll sie ihr Kopftuch nicht getragen haben.

Medienberichten zufolge wurde Armita jetzt für hirntot erklärt.

#armitagaravand
#FreeIran
#iranrevolution

Diskriminierung im Namen der Religion

Photo: My Stealthy Freedom on Twitter

Ein Bericht über ein Frauenverachtendes Weltbild einer patriarchalischen Gesellschaft, falsche Auslegungen niedergeschriebener Überlieferungen und die Religionsflucht der Elite.

Shohreh Bayat, Photo:Iran Journal

Für die 32-jährige Iranerin Shohreh Bayat sollte die Schachweltmeisterschaft der Frauen 2020 in Shanghai ihr Karrierehöhepunkt werden, stattdessen wurde es ein Alptraum.

Bayat war bei dieser WM als Hauptschiedsrichterin eingesetzt und machte einen guten Job. Es gibt wenige weibliche Schiedsrichterinnen die auf dem höchstem Niveau in der Welt sind und Shohreh Bayat ist die einzige in Asien überhaupt.

Ein Bild von ihr ging um die Welt, welches Bayat zeigte, auf dem ihr Hijab auf ihren Schultern lag, und nicht wie es die Religionsgelehrten im Iran den Frauen vorschreiben – nämlich das Haar mit einem Hijab zu bedenken.

Afshad, Pixabay, 20. Juli 2016

Einführung zum Koran

Der Koran gilt als das heilige Buch des Islam. Der Koran entstand zu Lebzeiten des Propheten Mohammed (570-632), wurde aber erst nach seinem Tod niedergeschrieben. Zu seinen Lebzeiten soll Mohammed mehrere Offenbarungen erhalten haben, deren Ergebnis der Koran war. Das arabische Wort قرآن (qur’ān) bedeutet wörtlich „Lesen“ oder „Rezitation“.

Der Koran besteht aus 114 Suren (Kapitel), die wiederum in 6226 Ayat (Verse) unterteilt sind. Mit Ausnahme der Sure ‚Reue‘ beginnen alle Suren im Koran mit ‚Bismillah ar-Rahmaan ar-Rahiem‘: „Im Namen Gottes, des Barmherzigen, des Barmherzigen“

Ursprung des Korans

Die meisten Forscher und Theologen gehen davon aus, dass Mohammed Analphabet war. Seine Gefährten lernten die Offenbarungen, die Mohammed vom Engel Gabriel erhalten hatte, auswendig, indem sie sie rezitierten, oder bewahrten sie auf losen Dokumenten auf.

Erst einige Jahrzehnte nach Mohammeds Tod transkribierten seine Gefährten den Koran vollständig und trugen ihn in einem Buch zusammen.

Alles eine Frage der Interpretation

In Sure 2, Vers 256 heißt es: „Es gibt keinen Zwang in der Religion“, was eben bedeutet, dass sich jeder Mensch frei für seine religiöse Überzeugung entscheiden darf. Ebenso kann man einen Menschen nicht zu bestimmten Handlungen zwingen, auch wenn es ihm seine Religion vorschreibt. Man ist letztlich einzig vor Allah/Gott verantwortlich, wenn man durch sein Verhalten nicht die Rechte anderer Personen verletzt.
Alleine dieser Vers wird von fast allen islamisch geprägten Staaten missachtet.

Die falsche Auslegung des Koran

In Sure 33, Vers 59 heißt es: Frauen sollten in der Öffentlichkeit „etwas von ihrem Überwurf“ über sich ziehen. Es wird aber nicht geschrieben, welcher Teile des Körpers verdeckt werden soll und ob dies auch die Haare betrifft.

Die Kleiderordnung für muslimische Frauen wird nicht nur aus dem Koran angeleitet, sondern auch aus Überlieferungen des Propheten Mohammed, die sogenannten Hadithe. Anhand derer soll Mohammed gesagt haben, dass von einer Frau nur das Gesicht und Hände zu sehen sein sollten und insbesondere ihrer Haare vor den Blicken fremder Männern verbergen.

Foto: privat

Fazit

Der Koran schreibt nichts von einem Hijab vor, es wird nur dahingehend ausgelegt.

Die Überlieferungen wurden genauso, wie auch die Evangelien der Bibel, weit nach dem Tot von Jesus, bzw Mohammed geschrieben. Das sich das Leben und die Welt seit jener Zeit drastisch geändert hat, sollte im 21. Jahrhundert eigentlich jedem bewusst sein.


Flucht vor der „Religion“

Sehr viele kluge Iranerinnen leben als Schriftstellerinnen, Schauspielerinnen, IT Fachfrauen bis hin zu Astronautinnen im Exil. Die Liste dieser Frauen ist unglaublich lang und alle haben eines gemeinsam: die Ablehnung der ausgelebten Religion im Iran. Ich schreibe nicht dem Islam – diesen Unterschied sollte man sich bewusst sein.

Kimia Alizadeh, Photo: Facebook

Kimia Alizadeh
Anfang Januar 2020 twitterte die heute 23-jährige Kimia Alizadeh, Olympiasiegerin in Taekwondo von 2016, dass sie in die Niederlande emigrierte sei, weil sie eine der Millionen unterdrückten Frauen im Iran sei und zudem den Sexismus einiger Sportfunktionäre anprangerte.

Seit Frühjahr 2021 ist Kimia in Deutschland unter dem Flüchtlingsstatus und wird in wenigen Tagen für das Flüchtlingsteam aus Deutschland bei den Olympischen Sommerspiele in Tokio antreten.

Anousheh Ansari, Photo: NASA

Anousheh Ansari,
sie emigrierte 1982 in die USA und studierte sie Elektrotechnik und Informatik und erhielt 1992 ein Master-Diplom in Elektrotechnik. 2006 war sie als Astronautin für 10 Tage bei der Sojus TMA-9 Mission im Weltall gewesen.

Maryam Mirzakhani, Photo: Twitter

Maryam Mirzakhani,
ist seit 2014 Trägerin der Fields-Medaille.
Die Fields-Medaille wird alle vier Jahre verliehen und gilt als Nobelpreis der Mathematik. Mirzakhani ist die erste Frau, die diese seit 1936 verliehene international renommierte Auszeichnung erhalten hat.
Bereits mit 31 Jahren wurde sie als Professorin an die Universität Stanford berufen.

Naike Juchem, 21. Juli 2021

Quellen:
– Iran Journal
– Stanford University
– Universität Duisburg-Essen
– NASA
– Spirit of new generation
– Prof. em. Dr. Gerald Hawting, Universität London
– Professor Paula Schrode, Islamwissenschaftlerin an der Uni Bayreuth
– My Stealthy Freedom

Der Waschsalon

Plakat vor dem Waschsalon in Konstanz

Samstag, 28. Oktober

Der erste Urlaubstag am Bodensee.
Um 4.40 Uhr bin ich in Singen aufgestanden und war um 6 Uhr on Singen beim Kunden zum abladen. Um 8 Uhr wurde mir gesagt, dass ich erst am Montag abladen kann. So habe ich meinen Auflieger in Singen abgesattelt und bin mit der Zugmaschine nach Konstanz gefahren.
Im Internet hatte ich nach einem Waschsalon geschaut, wenn ich wollte unbedingt meine Kleidung und Bettwäsche waschen. In der Marktgräflerstraße fand ich den gesuchten Waschsalon. Platz zum parken war wenig – aber noch (gerade) ausreichend.
Ich habe in meinem Leben noch nie Wäsche in einem Waschsalon gewaschen. Bis ich mal den Automaten fürs bezahlen und den daraus resultierenden Start der Waschmaschine gecheckt hatte, dauerte es einige Zeit. Der Inhaber von dem Laden muss mich über die Kamera gesehen haben und kam wenig später in den Laden und hatte mir alles sehr freundlich erklärt.

Beim rauchen vor der Tür fielen mir zwei Plakate von der Iran Revolution 2022 ins Auge. Ich fragte den Inhaber, ob er iraner sei. So hatten ich anschließend mit Faramas (der Inhaber) sehr unterhaltsame Gespräche über den Iran, Religion und Gesellschaft. Ich sagte Faramas, dass ich auf meinem Blog einige Texte über den Iran geschrieben habe. Wir tauschten auch gleich mal die Telefonnummern aus.

Seine Träume sollte man aber nie aus den Augen verlieren.

Ich würde keine Seiten aus dem Buch meines Lebens reißen.
Die Seiten, die ich umgeblättert habe, sind Lektionen, die ich gelernt habe.

Jeder von uns hat sein eigenes Buch des Lebens und jeder sollte damit umgehen können. Das Leben ist nicht immer Sonnenschein. Man selbst denkt, das Leben ist nur durchwachsen, trüb und trist. Warum denkt man so? Die Welt kann die eigenen Probleme nicht lösen. Man muss selbst anfangen etwas zu ändern.

Mein Leben glich und gleicht  einer Achterbahnfahrt. Von ganz oben ging es mit einem Affentempo auch schon mehrmals steil nach unten – sogar bis haarscharf in die Obdachlosigkeit.

47 Jahre war ich auf der Suche nach mir.
Wenn man Jahrzehnte einen Seelenschmerz und tausende Fragen hat, ist es eine Befreiung von unglaublich vielen Ängsten einen neuen Schritt in ein neues Leben zu machen. Als mir 2012 alles genommen wurde, was ich liebte, zerbrach mein Leben – und kostete dies fast auch. In einer völligen Verzweiflung kam nach Jahrzehnten auch wieder die Frage auf: Wer bin ich? Fast fünf Jahre war ich intensiv auf der Suche nach dieser Antwort.
Wer bin ich? Diese Frage stellte einst Robert Lembke in einer Raterunde im Fernsehen und steckte bei jeder falschen Antwort 5 Mark in ein Sparschwein.
Who I am? Ist der Titel von einem Buch, welches ich vor zig Jahren gelesen habe und ich auch dort keine Antworten für mich fand. Es wurden von einer US Studie staubtrockene wissenschaftliche Abhandlungen rezitiert, welche ich im weitläufigen auf mich beziehen konnt – es aber auch genau so gut eine Anleitung zum bau eines Bügeleisen sein konnt.

Wer bin ich – oder besser gefragt: Was bin ich? Nun, zum ersten bin ich Mensch. Ein Mensch, der irgendwann „anders“ ist und trotzdem normal. Ich weiß noch genau, als ich mich 2017 öffentlich geoutet hatte und eine Freundin schrieb: „Endlich hast du dein Äußeres deinem Inneren angepasst.“ Nette Worte die eigentlich alles aussagen.
In meinem inneren war ich schon immer Frau. Nach außen konnte ich es nie zeigen.

Die Flucht vor mir

In all den Jahrzehnten meines Lebens bin ich vor mir selbst geflohen und hatte trotzdem immer den Kopf voller Ideen gehabt. Dies Ideen und Gedanken brauchte ich wohl, um nicht an das zu denken was in mir ist – oder wer ich bin. Es war nicht die Angst nach der Ungewissheit die mich als „Hansdampf in allen Gassen“ (sagte mal ein ehemaliger Chef zu mir) umhertrieb, sondern das nicht verstehen meiner Gefühle. Ich konnte mitunter schon sehr jähzonig sein.
Erst 2016 habe ich begriffen, dass ich eine Transidentität habe und somit zu jenem 1% der Weltbevölkerung gehöre, bei denen die Chromosomen Mikado spielten.
Nun stand ich dummer Junge da und wusste keinen Rat mehr. Wen hätte ich fragen sollen? Welche Fragen solte ich den überhaupt stellen? Diese Entscheidung nahm mir eine Frau ab, die gleiches Leben hat wie ich. Petra erzählte mir damals in Saarbrücken von ihrem Leben. Als sie geendet hatte, sagte ich ihr dass sie gerade mein Leben erzählte. Ich war an diesem Abend einen Schritt weiter gekommen.

Die Schritte in ein neues Leben oder einen Alptraum

Mit der Erkenntnis, dass ich eine Transidentität habe, wurde das Leben nicht besser. Nun kamen Fragen und Ängste hinzu, die mich in eine Depression führten – einen  weiteren Suizidversuch hatte ich bereits hinter mir. Bei dem letzten Versuch mein Leben zu beenden war mein Hund war maßgeblich an dem Abbruch meines Vorhabens beteiligt. Mira bellte an jenem Augusttag wie blöd und lies nicht locker, bis im Flur meines Hauses auf dem Boden lag und bitterlich weinte.
„Jesus, zu dir kann ich kommen wie ich bin“ kam mir in den Sinn als eine unglaubliche Kraft auf meine Brust drückte und ich kaum noch atmen konnte. Wenn Jesus zu diesen Worten steht, werden meine nächsten Schritte wohl nicht so schlimm werden.
Die Angst vor der Ächtung der Gesellschaft war natürlich sehr groß und so existiert ich tagein tagaus ohne zu leben. Natürlich hätte ich in eine andere Stadt unziehen können, um dort meinen ersten Schritt in ein neues Leben zu beginnen. Dann wäre ich aber mal wieder vor mir selbst weggelaufen.
Ich begann heimlich als Naike zu leben. Die wenigen Momente sich als Naike frei zu fühlen, waren schön – aber nicht die Erfüllung meines Lebens. Um nicht in ein weiteres tiefes schwarzen Loch der Depression zu fallen, setzte ich mir selbst eine Grenze und nahm all meinen Mut und stellte mich der Realität draußen vor der Haustür.
Der Alptraum des Verlust von Freunden, Bekannten,  Familie, Job und Existenz war sehr groß und ließ mich zweifeln, ob ich wohl diesen Schritt gehen soll – oder muss. Mein Herz sagte mir, dass ich diesen Weg gehen muss – egal welche Konsequenzen kommen werden.

„Du entscheidest eines Tages oder Tag eins“

Dieser banale Spruch las ich bei scrollen auf Facebook. Dieser Satz brannte sich mir so ein, dass der 26. August 2017 mein Tag eins wurde. Ab diesem Tag gab es für mich kein zurück mehr. Naike wurde lebendig und stellte sich dem Strum entgegen – na ja, es war am Ende nur ein laues Lüftchen. Natürlich gab – und gibt es Menschen die mein Leben nicht verstehen wollen oder können und somit viel dummes Zeug über mich in der Welt verbreiten.
Was ich in alle meinen Jahren erlebt und durchlebt habe, sollten jene Personen erstmal durchleben. Geht doch mal meinen Weg, bevor ihr über mich urteilt – ohne jemals persönlich mit mir gesprochen zu haben.
Jene wenigen nicht gerade intelligente Menschen sehe ich als Nebengeräusche.
In nur acht Monaten zog ich meine neue Identität durch. Von der gesetzlichen Vorlage eines Therapeuten und zwei Gutachter, beginn der Hormontherapie und bis zum Gerichtstermin für die Personenstandsänderung gab ich Vollgas – Hansdampf in allen Gassen.
Am 16. August 2018 wurde der Beschluss bezüglich meiner Personenstandsänderung vom Amtsgericht Frankenthal
rechtskräftig und mein Leben begann offiziell als Naike.
Nach 47 Jahren konnte mein innerlicher Druck endlich weichen und ich merkte täglich, dass ich ruhiger wurde.

Ohne Dampf kein Vorankommen

Ich war an einem Punkt, wo das Leben die Weichen stellt und es ging von der Tingelbahn auf die TGV Strecke – ICE kann jeder.
Ich habe viele Jahre meines Lebens am absoluten Limit gelebt und gearbeitet. Ich war wohl schon immer ein „Hansdampf in allen Gassen“ und erlebte meine zweite Pubertät in einer Schallgeschwindigkeit von gerade mal vier Monaten.
In meinem Buch des Lebens gibt es auch ein paar Menschen, die täglich der Meinung sind, mir in irgendeiner Weise schaden zu müssen. Offensichtlich haben jene Person nicht begriffen, welches Rückgrat ich habe. Nebengeräusche sind auf die Dauer schon blöd und äußerst nervig.

In den vergangenen Jahren als Naike habe ich vieles erlebt, was ich nie zu träumen gewagt hätte. Gespräche und Treffen mit den unterschiedlichsten Menschen haben mein Leben sehr bereichert. Auch wenn ich mein äußeres geändert habe, bleibt mein Charakter gleich. Dies haben viele dieser Menschen gesehen und schätzen mich wohl auch dafür. Meine Gedanken, Meinung und die Sicht der Dinge schreibe ich in vielen Texten. Ob nun Gedichte, Prosatexte, Fach- oder Sachartikel, bis hin zu einem Roman in dem ich u.a. mein früheres Leben verarbeite. Was anfänglich nur in Social Media war, wurde im Juni 2021 auf meinem Blog auf WordPress nochmals gefestigt. Ich habe in den vergangenen Jahren weit über 600 Artikel, Texte und Gedanken geschrieben – und ein Ende ist nicht in Sicht. Am Jahresende von 2021 wurden meine Texte auf meinem Blog in 68 Ländern gelesen. Mittlerweile sind es 76 Länder.
Mein Wunsch ist es, dass ich irgendwann einmal von dem leben kann, was ich schreibe. Ob mir dies gelingt, kann ich nicht sagen. Seine Träume sollte man aber nie aus den Augen verlieren.

Ich danke für die Aufmerksamkeit

Mit freundlichen Grüßen

Naike

Alles wird gut

Hab‘ keine Angst vor Dunkelheit
Frag nicht wohin wir gehen
Wir stolpern einfach vorwärts
Durch ein weiteres Jahrzehnt

Mit vollem Bauch und leerem Kopf
Auf einem Auge blind
Auf der Suche nach Zufriedenheit
Und irgendeinem Sinn

Wir sind auf dem Weg in ein neues Jahrtausend
Bald werden Wunder am Fließband hergestellt
Auf dem Weg in ein neues Jahrtausend

Über Nacht wird alles anders, eine schöne neue Welt

Mit einem Stein in der Hand
Als Souvenir von der Mauer in Berlin
Klopfen wir an die Hintertür vom neuen Paradies
Es ist ein Reich der Träume, in dem Milch und Honig fließt
In dem alle Menschen glücklich sind und jeder jeden liebt

Songwriter: Andreas Frege / Andreas Von Holst (Toten Hosen)

Dieser Text ist von Anfang der 90er Jahre, als sich Europa neu geordnet hatte. Viele von uns haben den Fall der Berliner Mauer im Fernsehen verfolgt. Viele von uns haben den Zusammenbruch des Ostblocks und Fall des Eisernen Vorhang erlebt.
Menschen aus Ostdeutschland und Osteuropa flohen in den heiligen Westen  – wo Milch und Honig fließt.
Wir erlebten plötzlich einen aufkommenden Rassismus und brennende Häuser. Dies nur, weil Menschen auf der Suche nach Zufriedenheit waren – und andere nach einem Sinn.

Die Grenzen der Länder haben Menschen gezogen. Wir hatten einst gefeiert als die Grenze fiel. Im neuen Jahrtausend wird nach höheren Grenzen gebrüllt. Schöne neue Welt.
Die Industriestaaten dieser Welt beuten die sogenannte Dritte Welt aus, damit in diesen unseren Ländern Milch und Honig fließt.
Plötzlich merkt man, dass diese Menschen fliehen und man spricht von ein Flüchtlingsstrom. Dann von einer Welle, einer Flut und am Ende von einer Invasion.

Durch die Steigerungsform wurde und wird eine immer größer werdende Angst und Panik verbreitet. Mit vollem Bauch und leerem Kopf und auf beiden Augen blind, wurde mal wieder ein Feindbild geschaffen. Jene Migranten die randalieren rücken immer in den Fokus der Öffentlichkeit. Jene Menschen sollen dann lieber dorthin zurück gehen wo sie herkommen.
Es gibt aber auch viele Migranten die nicht auffallen, sich integrieren und ihren Teil für unser staatliches System beitragen. Es gibt aber auch genügend einheimische die lieber in der sozialen Hängematte liegen.

Leider haben auch im neuen Jahrtausend viele Menschen einen leeren Kopf und sind auf einem Auge blind, denn sie wollen nur das sehen, was sie sehen wollen und in ihr eigenes Weltbild passt. Sie stolpern einfach vorwärts durch ein weiteres Jahrzehnt.
Die politische Lage in Europa macht vieles nicht besser. Wir sollten aufpassen, dass wir nicht wieder Jahrzehnte zurückstolpern.

Alles wird gut  – irgendwann

Naike Juchem, 27. September 2023

Der Grenzturm Katharinenberg

Der Grenzturm Katharinenberg (auch Mahnmal Grenzturm) ist ein ehemaliger Führungsturm der DDR-Grenztruppen in der Gemeinde Südeichsfeld im Unstrut-Hainich-Kreis (Thüringen).

Der ehemalige Grenzturm wurde zu einem kleinen Museum umgebaut. Dabei blieb die eigentliche Bausubstanz erhalten. Das Museum wird vom Heimatverein Wendehausen betreut. Dargestellt werden die früheren Grenzanlagen und die Lebensbedingungen der Bevölkerung im einstigen Sperrgebiet. Es setzt den Todesopfern bei Fluchtversuchen ein Denkmal. Thematisiert werden außerdem Zwangsumsiedlungen und Wüstungen in der Zeit der DDR.

Der ehemalige Grenzturm (Führungsturm) hat eine Grundfläche von vier mal vier Metern. Er ist vollständig unterkellert. Im Kellergeschoss befanden sich die Zuleitungen der Signalzäune und die Stromversorgung. Im Erdgeschoss befanden sich eine Toilette und drei Arrestzellen für mögliche Gefangene, die aus der DDR flüchten wollten, deren Versuch aber durch die Grenztruppen unterbunden wurde. In der ersten Etage standen Feldbetten für sechs Soldaten. Der Turm hatte kleine Schießschächte.

Im zweiten Geschoss war die Führungsstelle untergebracht, die für einen bestimmten Grenzabschnitt zuständig war. Das Obergeschoss war im Allgemeinen ständig mit einem Offizier/Unteroffizier und einem Soldaten besetzt. Hier liefen unter anderem die Signaldrähte der Signalzäune zusammen und zeigten an, wenn ein Flüchtling den Grenzanlagen passieren wollte. Auch Tiere lösten bei Berührung der Signaldrähte Alarm aus. Vom zweiten Obergeschoss konnte man weit an den Grenzanlagen entlang schauen. Auf dem Dach war eine Flutlichtanlage installiert, mit der die Grenzanlagen beleuchtet werden konnten.

Zu einer solchen Führungsstelle gehörte auch ein von westlicher Seite gedeckt angelegter Kfz-Standplatz, von dem man über den Kolonnenweg in kurzer Zeit den gesamten Grenzabschnitt mit Fahrzeugen erreichen konnte.

Die Gemeinde Südeichsfeld und der Heimatverein Wendehausen wollen die Erinnerung an die früheren Grenzanlagen wachhalten und auch die nachfolgenden Generationen über die Geschichte des Ortes informieren. Zwischen Ostern und dem Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober ist das Mahnmal sonntags geöffnet. Auf dem ehemaligen Fahrzeugstandplatz befindet sich ein Pavillon mit Informationen zur Umgebung.

Als weitere Relikte ehemaliger Grenzanlagen in der Umgebung sind noch der mit Betonplatten angelegte Kolonnenweg von der B 249 über den gesamten Karnberg bis zum Heldrabach vorhanden, zum großen Teil auch noch der Kfz-Sperrgraben, ein weiterer Beobachtungsturm südwestlich der Führungsstelle und eine Agentenschleuse an den Mainzer Köpfen. Darüber hinaus findet man neben den historischen Grenzsteinen auch noch einige Grenzsäulen und Grenzsteine der DDR.

Foto: Wikipedia

Fotos: Privat
Text: Wikipedia

Der Inhalt ist verfügbar unter CC BY-SA 4.0, sofern nicht anders angegeben.

Klimakleber

Sachbeschädigung auf Sylt Foto: WordPress

Hallo ihr lieben Klimaakrivisten,

dass wir uns über den Klimawandel Gedanke machen müssen, ist völlig richtig. Nur Sitzblockaden, Sachbeschädigung oder sich auf Straßen festkleben, ist der falsche Weg.

Liebe Klimaaktivisten, ihr solltet euch vor die Türen der Parlamente setzen, wenn ihr etwas ändern wollt. Ihr demonstriert für Frieden; warum nicht vor den Werkstoren der Rüstungsindustrie?

Sachbeschädigungen an Kunst, Fahrzeuge oder Gebäude sind auch nicht sonderlich förderlich für eure Revolution.

Foto: WordPress

Ihr ernährt euch vegan und brüllt gegen das System. Wo euer Essen herkommt, ist euch aber irgendwie egal. Ihr kauft Kleidung in einem kapitalistischen System, welches ihr verspottet. Ihr benutzt Geräte, die in Billiglohnländer hergestellt werden.
Dies passt schon mal nicht zusammen.
Wer nur einen Krümmel sieht, erkennt den Kuchen nicht.

Wenn ihr eurer Überzeugung mehr Gewicht geben wollt, solltet ihr eure Kleider selbst aus Jutestoff herstellen. Ihr solltet euer Gemüse, Getreide und Obst auch selbst anbauen. Auch solltet ihr euch Hütten aus den Materialien bauen, die ihr vor Ort habt. Zur Not könnte man Steine, Zement, Holz, Schilfrohr oder Stroh mit einem Ochsenkarren heran schaffen.
Eure Möbel und Hausrat müsstet ihr auch selbst herstellen.

Sachbeschädigung an Kunst Foto: WordPress

Für nur diese wenigen Punkte müsstest ihr dreiviertel vom Tag schuften. Dann bleibt kaum noch Zeit zum kleben, zerstören oder behindern.

Eure Traumwelt ohne Energie zum heizen, Medikamente, Hygieneartikel, Infrastruktur von Wasser, Strom und Abwasser, Lebensmittel, Kleidung und Geld würde sehr trist aussehen.
Wie lange würdet ihr wohl in eurer Jutekleidung ohne Heizung und spärlichen Essen über die Runden kommen? 2 Tage, 4 Tage oder sogar noch eine Woche?

Foto: WordPress

Denkt einfach mal einen Schritt weiter, welchen Luxus ihr habt, diesen ihr aber verteufelt. Fragt mal eure Großeltern wie es nach dem Krieg war. So ähnlich würdet ihr dann auch leben.

Mit freundlichen Grüßen

Naike Juchem

Das Leben wird teurer

Im Januar 2024 soll eine CO2-Differenzierung der Lkw-Maut und ein CO2-Aufschlag in Höhe von 200 Euro pro Tonne CO2 eingeführt werden. Emissionsfreie Lkw sollen bis Ende 2025 von der Gebühr befreit werden, anschließend sollen 25 Prozent des regulären Satzes erhoben werden.

Um in Deutschland den Mehrwertsteuerstatz nicht zu erhöhen – was der Regierung in der sowieso schon angespannten Lage mächtig Gegenwind bringen würde, macht man es eben über eine Einnahme – die ja offensichtlich nur die böse Transportbranche betrifft. Wirklich?

Die Mehrwertsteuer ist ein Prozess der beschreiben, wie die Regierung einen Prozentsatz der Wertschöpfung an jedem Schritt der Wirtschaftskette eines Herstellers erheben. Letztendlich endet eine Erhöhung der Mehrwertsteuer damit, das der Konsum von Waren und oder Dienstleistungen durch die Verbraucher steigen.

An den globalen Mehrwertsteuerprozessen sind drei Hauptakteure beteiligt: Der Lieferant (Hersteller), Käufer und die Regierungen. Die Mehrwertsteuer wird von allen Gruppen dieser Kette bezahlt. Lediglich Firmen und Unternehmen können ihre Vorsteuer abziehen.

Die Mehrwertsteuer eine enorme Auswirkungen auf die weltweite Marktwirtschaft und ist das mit Abstand bedeutendste Verbrauchsteuersystem bei 162 Handelsnationen. Die Mehrwertsteuer trägt mehr als 30 Prozent aller öffentlichen Einnahmen.
Einzig Luxemburg (17%) und Malta (18%) liegen in der EU am niedrigsten. Hingegen haben Dänemark, Schweden und Kroatien einen Mwst Satz von 25%. Ungarn sogar 27%.

Wenn ab Dezember eine fast doppelt Mauterhöhung für den gefahren Straßenkilometer kommt, wird diese Erhöhung auf ALLE Bereiche der Marktwirtschaft zutreffen. Es bleibt schließlich nicht beim Pfund Butter stehen.
Zulieferer von dem viert größten Industriezweig in Deutschland: der Autoindustrie, werden ihre Kosten weiter geben. Am Ende kostet ein Kleinwagen mal locker 2000 €.
Gut, nicht jeder kauft sich pro Woche ein neus Auto. Bei den Lebens- und Verbrauchsmittel des täglichen Lebens wird die Mauterhöhung schon das ein oder andere Loch in die sowieso schon leeren Taschen der Verbraucher bringen.

Weiter geht es mit der Erhöhung der CO2-Steuer – auch diese wird sich um 50% erhöhen. Wie auch bei der Lkw Maut für je gefahrenen Kilometer aus bundesdeutschen Landstraßen und Autobahnen. Zum Schluß dieser oft nicht von der Gesellschaft wahrgenommen Erhöhungen für den Transportverkehr, bekommt der Bund eine Mehreinnahme durch die Umsatzsteuer. Jene Steuer, die von den Unternehmen bezahlt wird, wird sich wahrscheinlich vorerst nicht erhöhen, denn diese wurde 2022 von durchschnittlich 10,7% auf 9,5% gesenkt. Welche auch unter § 24 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 UStG nachzulesen ist. Durch die kommende Erhöhung von zwei Abgaben – Lkw-Maut und CO2-Steuer, werden sich die Rechnungen der Unternehmen an die Kunden erhöhen, was im umkeherschluss eine höhere Einnahme für den Bund bedeutet.

Und warum tut man all dies? Um einen Konkurrenten des Straßegüterverkehr unter die Arme zu greifen. Ein Unternehmen, welches privatisiert wurde um einen Stellenabbau erklären zu können. Danach macht man jener Unternehmen wieder staatlich, weil es ohne Subvention nicht überleben könnte. Nun erklärt man dem „dummen“ Bürger, dass man die Klimaziele erreichen möchte, und aus diesem Grund ein marodes Unternehmen etwas aufzubauen. Alleine von der Logistik der Schienenkilometer, dem fehlenden Personal, dem fehlenden Equipment wie zum Beispiel: Lokomotiven, Anhänger, Weichen, Be- und Endladeterminals.
Diese wenigen unerhebliche Faktoren reißt nun die Straßenverkehrsmaut mal eben so raus. (Ironie off)

Sonst läuft aber alles gut in diesem Land.

Erste Hilfe ist wichtig

Ich war vor längerer Zeit Zeugin von einem Unfall auf der A40 bei Moers.
Hinter mir hörte ich es knallen und schaute sofort in die Spiegel. Rechts im Spiegel sah ich 30 Meter hinter mir einen Mercedes Vito an der Leitplanke vorbei schlittern und dann knallte es nochmals.
Ich sofort aus dem Auto raus und sah den Vito quer hinter einem tschechischen Sattelzug. Ich bin sofort zu der verunfallten Person gelaufen und sah, dass die Person schwer verletzt – aber ansprechbar war. Die Person hatte einen starken Schock und  kurzzeitig auch einen kognitiven Ausfall. Sprich, die Person konnte ihren Namen nicht sagen. Sie fragte mich mehrmals, was passiert sei.

Die verunfallte Person hielt sich ständig die linke Thorax Seite fest. Dies konnte entweder durch den Aufschlag gekommen sein, konnte aber auch kurz vor dem Unfall ein medizinischer Notfall (Herzinfarkt) gewesen sein, denn das Fahrzeug fuhr ungebremst auf einen LKW auf. Dann gegen die rechte Leitplanke und nach 30 Metern wieder gegen einen Lkw.

Die Person war nicht eingeklemmt, hatte eine Platzwunde am Kopf und am linken Unterarm war die Haut bis auf die Subcutis mehr als eine Handgröße offen. Ein Blick nach links zu den beiden Zivilpolizisten zeigte mir, dass einer der Polizei den Daumen hob und signalisiert, dass er den Notruf anrief.
Ich bat einen Passanten, mir doch bitte den Erste Hilfe Kasten auf der Beifahrerseite zu geben und versorgte die offene Wunden der verunfallten Person.
Ich sprach immer wieder beruhigend mit der verunfallten Person.
Eine weitere Person war der Meinung, die verunfallte Person aus dem Auto zu holen. Dies lehnte ich ab. Denn zum einen stand die verunfallte Person unter Schock und zum anderen wusste ich nicht, in wie weit es Verletzungen im Bereich des Thorax gab.
Hätte man diese unüberlegte Hilfe gemacht, wäre zum einen der Punkt: WOHIN mit der verunfallten Person?
Nächster Punkt: Bei einem Schock wird das Blut im Kopf und Oberkörper gebaucht.
Auch war bei meinem Eintreffen nicht klar, ob die verunfallte Person Verletzungen an einem Bein oder gar Rücken hatte, oder ein Herzinfarkt vorlag.

Ich bat eine Passanten mir doch bitte die linke Tür von dem Vito weiter aufzuhalten, damit ich besser an die verunfallte Person kam, um die Wunden abzudecken / verbinden.

Als der RTW eintraf, gab ich Stautus über die verunfallte Person von meinem Eintreffen bis zum Zeitpunkt der Übergabe an den Notarzt.
Ich sprach noch mit dem Lkw Fahrer von dem ersten Unfallfahrzeug und gab ihm meine Adresse. Jener ältere Kollege stand etwas unter Schock. Dann sprach ich auch noch auf englisch mit dem tschechischen Fahrer. Er war stabil.

Nach 15 Minuten fragte ich den Einsatzleiter, ob ich noch weiter zur Verfügung stehen müsste. Da die beiden Zivilpolizisten als Zeugen ausreichen würden, wurde ich dankend entlassen.

Es zeigte sich mal wieder, dass es Menschen gibt, die handeln wollen, es dann aber falsch machen würden – zum Beispiel aus dem Auto rausholen.
Bei einem Unfall sollte immer jemand die Führung und Kommando haben, um andere Menschen in Ruhe diese oder jene Maßnahme zu erklären. Es ist niemand geholfen, wenn man unüberlegt oder panisch reagiert, denn der Unfall IST ja schon passiert.

Bleibt alle gesund und kommt immer gut nach Hause.

Lignit oder Xylit

Heute mal etwas über die Entstehung unserer Erde und was Lignit oder Xylit ist.

Autorin: Naike Juchem

Lignit kommt aus dem lateinischen und ist der Oberbegriff für jüngere Kohle.

Xylit ist in einem Zeitraum von Jahrmillionen entstanden. Durch den Druck aus dem Erdinneren und der letzten größeren Eiszeit vor etwa 500.000 Jahren kühle sich bekanntlich die Erdkruste ab. Unter Milliarden Tonnen Eis wurde alles Leben vernichtet – Fauna wie Flora.
Mit dem einsetzen der Warmzeit schmolz langsam das Eis und zurück blieben die uns heute bekannten Bodenschätze: Erdöl, Erdgas, Kohle, Erze und so weiter.

Durch den Tageabbau von Braunkohle, wird eben nicht nur Kohle gefördert –  sondern auch verschieden Sande und eben Xylit.
Bei Xylit ist die klare Holzstruktur noch sehr gut erkennbar. Den prähistorischen Prozess von oder für Xylit nennt man Inkohlung. Also eine Zwischenstufe von Pflanze zu Kohle. Somit ist Lignit oder Xylit eine Vorstufe von Braunkohle.

Lignit hat keinen guten Brennwert bei einer Verbrennung in einem Wärmekraftwerk und zum anderen entsteht durch seine Struktur bei einer Verfeuerung sehr viel klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2).

Der Nutzwert von Lignit ist tatsächlich noch gar nicht so lange bekannt. Erst seit knapp 10 Jahren trennt man Lignit von der  Braunkohle vor der Verfeuerung.
Im den frühen 80er Jahre kam der Saure Regen auf. Schuld daran war unter anderem das verbrennen von Lignit. Denn durch die CO2-Freisetzung beim der Verbrennung wurde auch Schwefeldioxid freigesetzt.

Man versucht nun in verschiedenen Verfahren etwas mit diesem Produkt zu machen. Lignit wir seit einigen Jahren als Filteranlage für Seen oder Gewässer erfolgreich gegen eine massive Zunahme an Algenbildung genutzt – sogar in Dubai.
Auch wird Xylit in Torf und Blumenerde untergemischt.
Eine weitere Verwendung wird in der Verölung eingesetzt. Dieses Prinzip ist ähnlich wie Fracking in den USA oder Kanada. Die Technik hierfür nennt man Katalytische drucklose Verölung (KDV).
So erzieht man bei einer Tonne Lignit etwa 250 Liter Dieselöl, etwa 300 bis 350 Kilogramm Kohlenstoffpaste und bis zu 350 Liter Aqua destillata – also destilliertes Wasser.

Naike Juchem, 5. September 2023

Tränen an der Autobahn

Seit nun fast 2 Monate streiken erneut Lkw Fahrer einer polnischen Spedition auf zwei Rastanlagen auf der A5 Gräfenhausen bei Darmstadt.

Autorin Naike Juchem

Die 82 Fahrer aus Russland, Usbekistan, Georgien und anderen Ländern warten auf ihre Löhne. Die Fahrer bekommen zumindest über Spenden Lebensmittel gebracht und können zweimal die Woche in Darmstadt duschen.
Ihre Familien, die die Fahrer zum Teil seit eineinhalb Jahren nicht mehr gesehen haben, warten auf die Löhne ihrer Männer. In ihren Heimatländer sind die Familien verzweifelt, weil auch sie kein Geld für Lebensmittel und den täglichen Alltag haben.

Ich sprach mit einer Gruppe von Männer, die alle sehr freundlich waren, über deren Zukunft und wie es weiter gehen soll. Resignierte Blicke und Achselnzucken waren die Antworten. Wenn sie ihre Löhne bekommen, würden sie mit dem Flugzeug nach Hause fliegen – irgendwann.
Mir wurden Fotos von den Ehefrauen und Kinder gezeigt. Dem ein oder anderen standen die Tränen in den Augen. Via Internet sind die Männer zwar mit ihren
Familien virtuelle verbunden, doch bleiben die Sorgen für die Familien, weil sie sich oft noch nicht einmal ein Brot leisten könnten.

Wer auf den Straßen und Autobahnen in Deutschland und Europa unterwegs ist, sieht täglich LKW aus Litauen, Polen, Bulgarien, Rumänien… Selbst bei Kennzeichen aus den Niederlanden, Belgien, Deutschland, Luxemburg… ist dies so. Die Fahrer kommen oft aus nicht EU-Länder und sind somit monatelang unterwegs. Man sieht es einem Lkw nicht an, aus welchem Land die Fahrer kommen, wie lange sie schon von zuhause weg sind, oder ob sie einen angemessen Lohn bekommen.
Die Fahrer sind die Sklaven für unseren Wohlstand und Industrie. Wer zum Beispiel das „Billy“ Regal von IKEA geliefert hat, weiß man an der Kasse nicht. Egal ob Zeitungspapier, Baustoffe oder Fertigungsteile für Fahrzeuge – der Transport muss billig bleiben. Die Auswirkungen sieht man in Gräfenhausen.

Naike Juchem, 12. September 2023

Die Intelligenz der Tiere

Die Intelligenz der Tiere
Elefanten

Autorin Naike Juchem

„Du dumme Kuh“ , „Du blödes Schaf“ oder ähnliches haben wir alle schon mal gehört. Tiere sind gewiß nicht dumm. Sie haben eine Intelligenz, die ihrer Art angepasst ist. Sie wissen was sie an Nahrung zu sich nehmen können und welche schädlich – oder gar giftig sind.

Heute möchte ich euch ein paar Fotos zeigen, welche tatsächlich von Elefanten gemalt wurden.
Bei einem Elefanten sagt man, dass dessen Gehirn – oder IQ mit einem 7-jährigen Menschen vergleichbar ist. Elefanten können Fussball spielen und sogar malen.

In Thailand und Kambodscha war ich öfters auf Festivals welche zu Ehren der Elefanten aufgeführt wurden. Auch war ich in diversen Elefanten Farmen. Auf dem Rücken eines Elefanten durch unwegsames Gelände getragen zu werden ist schon ein kleines Abenteuer. Mit welch einem Gefühl diese Tiere Abhänge herunter gehen, ist schon beeindruckenden.
Tauziehen mit bis zu 150 Menschen ist immer wieder lustig. Männergruppen wollen ihre Stärke zeigen und meinen einen Elefanten festhalten zu können. Ein schnaufer von einem solchen Tier und bis zu 150 Menschen fallen wie Dominosteine um. Die ganz mutigen könne sich auf den Boden legen und ein Elefant geht über sie.
Wenn ein riesiger Fuss über einen kommt und der Elefantenführer seine Scherze macht, indem der Elefant wenige Zentimeter vom Körper oder Gesicht entfernt seinen Fuß innehält, betet man zu Gott, dass der Elefant hoffentlich jetzt nicht niesen muss.
Bei all ihrer Größe und Kraft hat mich am meisten der Bilck in die Augen von einem Elefanten beeindruckt. Die Augen von einem solchen Koloss zeigen eine unglaubliche Sanftmut.

In den unwegsamen Gebirgen in Thailand und Kambodscha werden heute noch Elefanten beim Abtransport von Holz aus den tropischen Wäldern eingesetzt. Diese Tiere haben eine schier endlose Kraft.

Rhyolith

Unsere Welt ist faszinierend und spannend. Wir können die Entstehung unseres Planeten täglich sehen und sogar begreifen. Was vor Millionen von Jahren noch eine glühende Masse war, formte sich langsam zu einem einzigartigen Planeten im Universum.
Die glühende Masse wurde langsam fester und eine Kruste – unsere Erdkruste entstand. Da diese Kruste noch nicht ganz ausgehärtet war, brach und bricht das flüssige Magma immer wieder aus. Die Folge sind Vulkane und eine unglaubliche Zahl an verschiedenen Gesteinen, Metallen und Gasen.

Trotz der Fülle an Gesteinen, spricht die Geologie von nur drei Gesteinesgruppen: die Magmatite – wie das Wort schon sagt, handelt es sich dabei um Tiefengestein – also Vulkan- oder Ergussgestein.
Die nächste Gruppe ist das Sedimentgestein – auch Ablagerungsgestein genannt. Dieses Gestein kann man an Bach- und Flussläufen sehr gut sehen. Elbsandsteingebirge oder das Müllerthal zwischen Luxemburg und Deutschland.
Dann gibt es noch das Umwandlungsgestein. Dieses Gestein entstand durch Metamorphose. Die Alpen mit ihrem Gneis sind ein solches Gestein. Wenn früh am Morgen oder spät am Abend die Sonne dieses Gestein anstrahlt, sieht man in wenigen Augenblicken ein Vielzahl an Farben.

Nun komme ich zu dem Magmagestein Rhyolith. Dieses Gestein entstand aus dem flüssigen Magma, welches noch heute unseren Erdkern bildet. Durch Vulkanausbrüche gelangte Magma aus dem Erdinneren langsam an die Oberfläche und erkaltet. Dies nennt man auch eine Peleanische Eruption.

Unser täglicher Luxus basiert auf der Not und Armut der anderen.

So gut wie ALLE unsere Kleidung kommt aus Bangladesch, Thailand, Kambodscha, Vietnam, China, Pakistan, Iran.
Wo soll man nun anfangen eine Petition zu unterschreiben?
Vieles an Deko- und Baustoffartikel kommt aus China, Malaysia, Taiwan, Sri Lanka.
Lebensmittel werden in Lateinamerika und Südostasien unter Menschenunwürdigen Bedingungen gepflanzt und geerntet.
Kautschuk für die Reifen kommt aus Thailand, Kambodscha, Vietnam und Malaysia zu uns. Auch dort sind Menschen in der Abhängigkeit.

Unser täglicher Luxus basiert auf der Not und Armut der anderen.

Billige Kleidung kommt aus Bangladesch

Jeder vermutet das Billigkleidung von KIK, Tacco oder Primark aus Bangladesch kommt. Dies ist nur die halbe Wahrheit.
Adidas, C&A, Esprit, H&M, Kanz – Kids Fashion, NKD, Tchibo, Puma und Zara sind nur einige bekannten Namen, die in den Kleiderfabriken in Bangladesch, China, Indien, Iran, Kambodscha, Malaysia, Philippinen oder Thailand herstellen lassen.

Auch Labels der gehobenen Klasse, wie zum Beispiel: Hugo Boss, Tommy Hilfiger oder Calvin Klein sind genauso an der Ausbeutung von Menschen beteiligt.

Konsum auf Kosten von Menschenleben

In Bangladesch starb 2009 einer 18-jährigen Näherin an Erschöpfung, die in einer Textilfabrik in Chittagong, sieben Tagen in der Woche 13 bis 15 Stunden
arbeitete. In der Fabrik wurde vor allem für den Metro Konzern produziert. Metro beendete daraufhin die Zusammenarbeit mit der Fabrik.

Im November 2012 kamen bei einem Brand in der Tazreen-Kleiderfabrik mindestens 117 Menschen ums Leben, mehr als 200 Menschen wurden verletzt.
Mehr als 50 Menschen wurden im gleichen Jahr und Stadt bei einem Brand verletzt.

Am 24. April 2013 starben bei dem bisher größten Unfall in der internationalen Textilindustrie in der Stadt Sabhar, 1135 Menschen. 2338 wurden verletzt.
Die Industrie und Regierung haben seitdem zwar höhere Sicherheitsstandards in Bangladesch durchgesetzt, aber der Preiskampf in der Modebranche verhindert die Verbesserungen.

Kambodscha war zu Beginn der 90er der Weltgrößte Textilhersteller. Durch den Genozid der Roten Khmer ab dem 17. April 1975 bis zum 7. Januar 1979 katapultierte sich Kambodscha ins tiefste Mittelalter zurück. Durch die extrem Armut in dem Land wurde binnen kürzester Zeit eine Industrie aus dem Boden gestampft, die bis dato Beispiellos ist.
Der Exportwert von Kambodscha übertraf jedes Bruttosozialprodukt der Länder in Südostasien und Lateinamerika. Diese unglaubliche Masse an Arbeitsplätzen musste irgendwie erfüllt weden, und so arbeiteten bereits 12-jährige Kinder bis zu 15 Stunden am Tag für einen Hungerlohn.

Gemäß dem Armutsbericht der Weltbank verdienen Frauen in der kambodschanischen Textilindustrie bis zu 30 Prozent weniger als Männer – und dies bei einer 80 Stunden Wochenarbeitszeit.
Umgerechnet ergibt sich ein Monatslohn von 140 US-Dollar.

In den letzten 10 Jahren hat sich Kambodscha zwar für ein Mindestalter von 18 Jahren ausgesprochen, doch die Realität sieht anders aus. 15-jährige Kinder machen sich freiwillig älter, um etwas Geld für die Familien zu verdienen.
Firmenleitungen bieten Frauen ganz bewusst nur befristete Arbeitsverträge an, weil sie somit die Kosten für den Mutterschutz umgehen können: Schwangeren Frauen wird einfach der Arbeitsvertrag nicht verlängert. Da die Frauen keine Krankenversicherung haben und legale Abtreibungen teuer sind, begeben sich viele schwangere Frauen in halblegale und illegale Gesundheitszentren und gehen damit ein beträchtliches gesundheitliches Risiko ein.

Frauen tragen somit die Hauptlast der wirtschaftlichen Entwicklung in Kambodschas Textilindustrie. Dass ihre eigene Situation sich dadurch verbessert, muss allerdings bezweifelt werden.

Liste von Menschenrechtsverletzungen

Die Liste der Menschenrechtsverletzungen – und diese nicht nur in Arbeits- und Kinderrecht, geht mittlerweile ins Uferlose und reicht von Latein- und Zentralamerika über Afrika, Europa nach Asien bis hin zu Südostasien.
Nachfolgend nur ein paar Beispiele an
Menschenrechts­verletzungen durch deutsche Konzerne.

In Argentinien ist es der Bergbau. Dort wird Lithium für ein deutscher Netzbetreiber, die Mobilfunk­geräte abgebau. Die Gefährdung der Lebens­grundlagen und Missachtung des Rechts auf Mitsprache der indigenen Bevölkerung durch wasser­intensiven Lithium­abbau in den nördlichen Provinzen Jujuy, Salta und Catamarca.

In Äthiopien ist es die Überwachungs­technologie. Die Firma Trovicor (ehemals Siemens Intelligence Solutions), Elaman, Gamma Group.
Diese Firma übernahm die Ausstattung des äthiopischen Geheim­dienstes mit Technologie zur Überwachung des Internet­verkehrs; die Regierung ist bekannt dafür, Dissidenten auszuspähen; laut Human Rights Watch wurden Daten aus Telefon- und E-Mail-Kommunikation bereits dafür genutzt, unter Folter Geständnisse zu erzwingen.

Rosen aus Athen war einmal. Heute sind es Rosen aus Äthiopien die in Filialen aller deutschen Discounter verkauft werden und damit Landgrabbing, Zwangsumsiedlungen und Arbeitsrechts­verletzungen fördern. Laut der Gesellschaft für bedrohte Völker kommen 40 Prozent der deutschen Rosen im Winter aus Äthiopien.

Bahrain hat fast gleiche Überwachungs­technologie wie Äthiopien im Einsatz.
Die Firma Trovicor, Gamma Group, FinFisher Labs (deutsches Tochter­unternehmen der Gamma Group) liefert jene Technologie der Überwachung an das Regime im Persischen Golf.

In Bolivien arbeiten nach Angaben von UNICEF ungefähr 800.000 Kinder unter 18 Jahren. Obwohl das bolivianische Arbeitsministerium bereits  2006 einen Plan zur Beseitigung der Kinderarbeit auf den Weg gebracht hatte, bleibt die Kinderarbeit, die im Bergbau und bei der Zuckerrohrernte  fortbestehen.
In Bolivien besteht ein Joint Venture zwischen ACI Systems Alemania aus dem baden-württembergischen Zimmern ob Rottweil (ACISA) und des bolivianischen Staatsunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB).
Seit diesen Jahres wird dort jährlich bis zu 50.000 Tonnen Lithiumhydroxid gefördert. 70 Jahre lang soll das größte Lithium-Vorkommen der Welt so ausgebeutet werden. Durch jenes Joint Venture sichert sich Deutschland erstmals nach Jahrzehnten wieder den direkten Zugriff zu nicht-heimische Rohstoffen.

In Kambodscha gehören Ackerflächen, welches über Jahre von den Bauern genutzt wurden, um Landwirtschaft zu betreiben, auf einmal nicht mehr ihnen. Investoren kaufen oder pachten riesige Flächen, um dort  zum Beispiel Kautschuk für den Export anzubauen. Kautschuk aus Kambodscha wird auch in Deutschland verarbeitet, ob nun als Reifen, Dichtungen oder thermoplastische Elastomere. 

Nach neusten Zahlen sind inzwischen Konzessionen von über 4 Millionen Hektar vergeben worden – das entspricht einem Drittel der Ackerfläche Deutschlands. Dabei ist Kambodscha nur etwa halb so groß. Allein in den letzten acht Jahren sind mehr als eine Viertel Million Menschen unmittelbar von der Landnahmen durch staatliche Stellen oder privaten Investoren betroffen und somit zwangsweise vertrieben worden.

Dabei ist gerade für die ländliche Bevölkerung der Zugang zu Land elementar: Die Ernährungssituation ist – trotz Verbesserungen seit 1990 – nach wie vor ernst und rund ein Viertel der Bevölkerung ist unterernährt. Die arme ländliche Bevölkerung profitiert bisher kaum vom anhaltenden Wirtschaftsboom Kambodschas und im ländlichen Raum gibt es neben der Landwirtschaft nach wie vor kaum alternative Einkommensquellen. Mit dem Zugang zu Land verlieren die Menschen daher auch den Zugang zu Nahrung.

Bei dem sogenannten Land Grabbing mischt auch die Deutsche Bank mit. Diese vergibt Mikrokredite an die verschuldeten Bauern, die oft nicht mal 300 US-Dollar übersteigen. Die Bauern können die Zinsen – die bei 20% liegen, kaum zurück bezahlen und so kommen Spekulanten auf den Plan und die Bauern verlieren ihren Grundbesitz wegen ein paar Dollar Schulden.

Fazit: Menschenrechtsverletzungen begehen wir täglich ohne es zu wissen oder gar zu wollen.

Naike Juchem, 23. Oktober 2021

Weltbevölkerung

Foto: Pinterest

Heute schreibe ich über ein Thema, welches uns als Menschheit vor Herausforderungen stellen wird, für welches wir kaum eine Lösung haben: die Weltbevölkerung


Die Weltbevölkerung wächst pro Sekunde um zwei Erdenbürger, und  dies vor allem in Afrika. Woran dies lieg möchte ich in diesem Beitrag  erklären.

Nach Angaben des United Nations Population Fund (UNFPA), bekommen Frauen in Uganda im Durchschnitt 5,3 Kinder. Im Nachbarland der Demokratischen Republik Kongo liegt die Zahl bei 5,8. In Angola waren es im vergangenen Jahr 5,5 – und im bitterarmen Niger lag die Geburtenrate sogar bei 7,1.

Bei der UNFPA werden alle Daten gesammelt, die von mehr als 235 Länder und Territorien an Geburts- und Sterbestatistiken geliefert werden. Die Angaben werden qualitätsgeprüft – so weit dies möglich ist, verifiziert und homogenisiert.
Nach der letzten Veröffentlichung der Statistik aus dem Jahr 2019 liegt die  Zahl der Bevölkerung auf der Erde derzeit bei fast 7,8 Milliarden Menschen. 2030 werden es in bereits 8,5 Milliarden sein, 2050 dann schon 9,7 Milliarden und ein halbes Jahrhundert später schier unfassbare elf Milliarden Menschen. Der Planet ist schon am Limit angekommen und besser wird es für Resourcen und Lebensraum sowieso nicht.

Foto: Pinterest

Die komplementäre Menge einer Gleichung

Während auf den afrikanischen Kontinenten die Geburtenrate stark zunimmt, fällt diese in den Industrieländer ab. Um die Bevölkerungszahl in den Industrieländer stabil halten zu können, müsste die Geburtenrate bei 2,1 liegen. Unter dieses Reproduktionsniveau sind laut UNFPA bereits fast die Hälfte aller Länder gesunken. Selbst auf dem asiatischen Kontinent liegt die Rate bereits bei 2,1.

Weltweit gebären Frauen im Schnitt 2,47 Kinder. In der Subsahara-Region sind es 4,8. Bis 2050 sagt das UNFPA für Afrika eine Verdoppelung der Bevölkerung auf dann 2,5 Milliarden Menschen voraus. Am Ende des Jahrhunderts wird mit rund vier Milliarden kalkuliert. Ein solches Bevölkerungswachstum würde auch Industrienationen wie Deutschland und Frankreich überfordern. Für über dreiviertel der Länder Afrikas, wo es an medizinischer Grundversorgung, Schulen und Wohnungen fehlt. Bereits jezt haben weltweit 768 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Über 40 Prozent von ihnen leben in Afrika südlich der Sahara. Hinzu kommt die desolate Situation von Arbeitsplätze in fast allen Ländern von Afrika. Auch ist seit Jahren eine gewaltig überstrapazierten der natürlichen Ressourcen zusehen, bei denen schon jetzt auch der Klimawandel  für exorbitante Probleme sorgt.

Der Wachstum der Bevölkerung in Afrika lässt einerseits den Migrationsdruck Richtung Europa steigen, es führt aber vor allem dazu, dass afrikanische Städte wuchern. Millionen von jungen Menschen fliehen bereits jetzt in die heimischen Metropolen auf der Suche nach Jobs und in der trügerischen Hoffnung auf ein besseres Leben.

Die Wissenschaftlerinnen Julia Bello-Schünemann und Ciara Aucoin vom Institute for Security Studies in Südafrika schreiben in ihrem „African Urban Futures“ Bericht: „Die Geschwindigkeit der Urbanisierung Afrikas sei unvergleichlich in der Geschichte.“

Bereits jetzt lebt die Mehrheit der Stadtbewohner in Slums oder illegalen Siedlungen mit oft katastrophaler Infrastruktur. Und vor allem die werden sich mit der zusehends wachsenden
Bevölkerung weiter ausdehnen, prognostiziert die African Development Bank in ihrerm Bericht des Vorjahres

Der US-Stadtforscher Mike Davis hat bereits 2006 In seinem Buch „Planet der Slums“  auf diese Entwicklung hingewiesen und schrieb von einer Urbanisierung und Urbanität der Städte. Anders als vor Jahrzehnten in Europa wachsen afrikanische Städte unkontrolliert ohne jegliche Infrastruktur und weitgehendst auch ohne Industrialisierung. Die Beschäftigungskrise in den Städten, so Davis, sei eine ähnlich massive Bedrohung wie der Klimawandel.

Foto: Pinterest

Der Kollaps ist unausweichlich

Die fehlende Bildung in sehr vielen Teilen von Afrika ist eines der größten Probleme im Kampf um die Geburtenkontrolle. Hinzukommt, dass durch Traditionen und Religion oft der Mann über die Frau entscheidet. So gilt dies zum einen für die Auswahl der Frauen – denn all zu oft entscheidet nicht die Liebe, sondern der Status des Mannes über eine Heirat und die Familienplanung. Was Schlussendlich auch zu Frühehen (Ehen mit Minderjährigen) führt.

Die Armut vieler Menschen spielt bei dem Bevölkerungswachstum auch eine sehr große Rolle. Die Armut führt zwangsläufig in die Abhängigkeit andere Menschen. So ist nicht verwunderlich wenn quasi Mädchen an „Ehemänner“ verkauft werden.
Nach vorliegenden Angaben von UNICEF sind Schwangerschaften die Haupttodesursache in der Altersgruppe zwischen 15 und 19 Jahren. 50.000 junge Frauen kommen so jedes Jahr ums Leben.
Mehr als 200 Millionen Frauen weltweit würden gerne verhüten, es fehlt ihnen aber an den Möglichkeiten. Beinahe jede vierte verheiratete Frau in Entwicklungsländern nutzt keine Verhütungsmittel, obwohl sie eine Schwangerschaft vermeiden wollen.

Der nächste Faktor sind uralte Traditionen.
Der Druck auf kinderlose Frauen ist nirgends größer als in Afrika. Besonders auf dem Land sehen viele Afrikaner eine hohe Kinderzahl als Zeichen von Reichtum. In Abwesenheit von ausreichend stabilen Sozialsystemen gelten Kinder zudem als Absicherung für das Alter.

Auch die Religion hat in vielen Ländern Afrikas einen großen Einfluss auf die Gesellschaft. So kommt es immer wieder zu Auseinandersetzung zwischen Hilfsorganisationen und  politisch- religiösen Ansichten, die der eingeschränkte Zugang zu Verhütungsmitteln auch auf den Widerstand von religiösen und kulturellen Führern zurückzuführen.

Bereits 2012 wurde einen Plan erarbeitet, wie man bis 2020 den Bevölkerungswachstum eindämmen kann. So wurde sich zum Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren, zu den bereits 260 Millionen Frauen die in den ärmsten Ländern schon verhüten, weitere 120 Millionen Frauen den Zugang zu Verhütungsmitteln zu sichern. Für dieses Vorhaben wären rund drei Milliarden Euro nötig. 1,87 Milliarden Euro wurden 2012 auf dem Londoner Gipfel zur Familienplanung zugesagt, den Englands Regierung in Zusammenarbeit mit der Bill-&-Melinda-Gates-Stiftung und dem Bevölkerungsfonds der UN veranstaltete.

Zu den weiteren Negativen Punkte des Bevölkerungswachstums gehören die Auswirkungen des Klimawandel, die immer mehr zunehmenden Konflikte zwischen Milizen und Regierungen. Bei letzt genannten könnte ein Staat wie Ruanda die Hälfte der Bevölkerung in Zentralafrika ernähren, wenn aus dem vor bereits 30 Jahren begonnenen Bürgerkrieg nicht so viele Landflächen vermint wären.

Experten beziffern die Zahl von verlegten  Anti-Personen-Minen in 18 Ländern auf dem afrikanischen Kontinent auf 30 Millionen. Demnach ist Afrika die am stärksten verminte Region der Welt. Allein in Ägypten liegen etwa 17 Millionen Minen, zum Großteil aus dem Zweiten Weltkrieg, zum Teil aus dem Krieg 1967 mit Israel.
2007 galten 2,4 Millionen Angolaner in ihren Wohngebieten als gefährdet – dies sind 17 Prozent der Bevölkerung, also fast jeder Fünfte. Seit dem Beginn des angolanischen Bürgerkriegs 1975 wurden über 80.000 Angolaner durch Landminen getötet oder körperbehindert. Auch Mosambik ist durch Minen sehr stark betroffen, denn jeden Monat sterben 40 Menschen durch Explosionen in Bezug auf Minen – und all zu oft betrifft es Kinder.

Die weltweite Beseitigung von Minen belaufen sich nach UN Angaben auf über eineinhalb Billion Dollar. Seit 1999 stellt Deutschland für die Beseitigung von Minen in Afrika über humanitäre Hilfsprogramme jährlich 15 Millionen Euro zur Verfügung.

Alleine duch diesen Faktor jener heimtückischen Waffe können geschätzte 3,5 Millionen Menschen nicht in und für die Landwirtschaft arbeiten, womit auch das Bruttosozialprodukt der Länder auf einem sehr niedrigen Niveau liegt.

Positive Entwicklungen

In Ländern der Subsahara gibt es bereits kleine Erfolge, wie eine Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung zeigt. Äthiopien, nach Nigeria das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung, gehört dazu. Dort ist seit Mitte der 1990er Jahre die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau von rund sieben auf jetzt etwa vier gesunken. Eine rasante Entwicklung, die ihresgleichen sucht.

Grund für diesen Sprung ist eine Strategie, die die Regierung in Addis Abeba seit 1995 verfolgt. Hier wird ganz klar auf die Förderung der Landwirtschaft, der Ausbau des Gesundheitssystems und Investitionen in die Bildung gesetzt. Gemeinsam mit internationalen Partnern errichtete die Regierung in jeder Gemeinde eine Gesundheitsstation und bildete mehr als 40 000 Frauen zu Gesundheitshelferinnen aus. Diese betreuen seither Mütter vor und während der Schwangerschaft und behalten auch die Kleinkinder im Auge.

Alleine dieser positive Effekt zeigt ab 2000, dass sich die schwangerschaftsbedingte Sterblichkeit bei Frauen halbierte, so auch bei der Säuglingessterblichkeit. Da nun mehr Kinder überleben, wünschen sich Paare nun im Schnitt weniger Nachwuchs – und können sich darüber hinaus in jeder
Gesundheitsstation zu Verhütungsmethoden beraten lassen. Die Nutzungsrate von Kontrazeptiva hat sich seit Beginn der 2000er Jahre verfünffacht. Ergebnis der nationalen Strategie zur Bevölkerungspolitik Äthiopiens ist auch, dass heute fünf Mal mehr Mädchen eingeschult werden als noch 1995 und der Anteil der Frauen, die einer bezahlten Arbeit nachgehen, stark gestiegen ist.

Auch Länder wie Ruanda, Botswana, Senegal oder Ghana setzen auf ähnliche Strategien. Nach der Studie von Alisa Kaps, Expertin für internationale Demografie beim Berlin-Institut, entscheiden die Menschen sich selbst für kleinere Familien. „Es braucht also ein gewisses Maß an Entwicklung, damit die Kinderzahlen zurückgehen und daraus wieder Möglichkeiten für neuen Fortschritt entstehen,“ so Kaps.

Bei der demografische Dividende, welche man beispielweise in Südkorea, Thailand oder Singapur sehen kann, wo aufgrund sinkender Geburtenraten trotzdem das BIP stieg. Der Anteil der Menschen, die einer Arbeit nachgehen können, wächst gegenüber den Alten und Kindern, die versorgt werden müssen.

Die meisten afrikanischen Staaten sind vom dieser demografische Dividende noch sehr weit entfernt. Ökonomen gehen von einem solchen Entwicklungsschub erst aus, wenn auf jede abhängige Person 1,7 Erwerbsfähige im Alter zwischen 15 und 64 kommen. Die UN prognostiziert, dass die Subsahara-Staaten frühestens im Jahr 2035 so weit sein werden, manche sogar erst 2060. Ob es dann gelingt, diese günstige Altersstruktur in einen wirtschaftlichen Aufschwung umzumünzen, der dem Staat dann idealerweise auch höhere Einnahmen beschert, die wiederum in soziale Infrastruktur investiert werden können, um den Lebensstandard der gesamten Bevölkerung zu heben – hängt vor allem davon ab, in wieweit eine möglichst gut ausgebildete Jugend reguläre und produktive Arbeit findet.

Wie groß die Herausforderung ist, zeigen Zahlen der International Labour Organization (ILO): So waren im Jahr 2018 von den 737 Millionen Afrikanern im Alter von 15 bis 64 Jahren nur 16,8 Prozent regulär beschäftigt. Die große Mehrheit schlägt sich mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs ohne jede Absicherung durch oder ackert auf einem kleinen Stück Feld, um zu überleben. Von diesen prekären Verhältnissen sind laut ILO vor allem junge Erwerbsfähige und Frauen betroffen.

Es braucht Investitionen

Das deutsche Sozialunternehmen Africa Greentec AG aus Hainburg setzt seit Jahren in Mali und im Niger auf eine ganzheitlichen Systemlösung, in denen ganze Dorfgemeinschaften in ländlichen Regionen mit Strom und nachhaltigen Technologien ausgestattet werden. Die Energie, die Africa Greentec liefert, kommt aus Containern, kleinen kompakten Photovoltaik-Kraftwerken, die sauberen Strom produzieren und speichern, Trinkwasser aufbereiten und eine Internetverbindung ermöglichen.
Durch den Strom dieser Photovoltaik-Kraftwerken ist möglich, dass die Menschen Lebensmittel kühlen oder herstellen können, womit sich ein kleiner Wirtschaftskreislauf aufbaut.
Von Leapfrogging sprechen Forscherinnen wie Alisa Kaps, wenn regional angepasste Innovationen ineffiziente, umweltschädliche und kostspielige Zwischenstufen der Entwicklung überspringen und somit das Leben der Menschen verbessern und oder gar vereinfachen.

Viel afrikanische Länder machen dies etwa mit der direkten Einführung der mobilen Telefonie. Handys und Smartphones sind mittlerweile sprichwörtlich selbst im Busch verbreitet und ermöglichen so die Gesundheitsvorsorge. So trägt zum Beispiel MomConnect, eine Initiative des südafrikanischen Gesundheitsministeriums
dazu bei, dass schwanger Frauen sich per Mobilfunk bei freiwilligen Helfer und Ärztinnen kostenlos melden können. Somit sind auch diese kleine Schritte um die Überlebenschancen von Müttern und Neugeborenen zu erhöhen.

Nach Angaben von Michael Hilbig vom Institut für Integrierte Naturwissenschaften, könnenLänder diese Chance aber auch weitgehend verstreichen lassen, wie es sich in Tunesien oder Ägypten zeigt. Diese Länder hatten demografisch bereits die besten Voraussetzungen. Dort investierte die Regierung zwar stark in den Bildungssektor, verpasste es jedoch, den Arbeitsmarkt massiv auszubauen. Nach den Worten von Michael Hilbig ließe sich mit den richtigen Politiken zumindest noch eine kleine demografische Dividende abschöpfen.


Quellen:

– Africa GreenTec AG
Außenliegend 19
63512 Hainburg
https://www.africagreentec.com

– Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Studienmitautorin Alisa Kaps.
Schillerstr. 59,10627 Berlin
info@berlin-institut.org

– Christian Putsch, Afrika-Korrespondent u.a. für WELT, NZZ
https://christianputsch.com

– Michael Hilbig MSc, Universität Koblenz-Landau
hilbig@uni-koblenz.de

– National Department Of Health South Africa
Dr AB Xuma Buildung,
1112 Voortrekker Road, Pretoria,  Südafrika
https://www.health.gov.za/

– Population Division, United Nations, 2 United Nations Plaza, Room DC2-1950, New York, NY 10017, USA.
population@un.org

Der Wald dieser Erde könnte zu einem Bumerang des Lebens werden

Mit der globalen Erwärmung nimmt auch das Wachstum der Bäume tendenziell ab und ihre Sterblichkeitsrate zu. Die Bäume speichern dadurch weniger Kohlenstoff. 

Gleichzeitig gilt: Je höher die Temperatur steigt, desto mehr atmet die Flora (denn nicht nur Bäume produzieren den lebenswichtigen Sauerstoff für das Leben auf der Erde) auf und setzen Kohlenstoff frei. Langfristig kann die globale Erwärmung daher die wesentliche Rolle der Wälder als CO2-Speicher in Frage stellen. Dies ist ein Teufelskreis, an dem viele Forscher sich Gedanken um Lösungen zu machen.

Foto: privat

Zur Zeit bleibt der in Wäldern enthaltene Kohlenstoffvorrat bis zu einer Tagestemperatur von 32°C stabil. Jenseits dieser Schwelle wird dieser Vorrat auf ein Minimum reduziert. Oberhalb dieser Schwelle nimmt der Bestand sehr stark ab. Das Risiko ist immens. Die Forscher am französischen Forschungszentrum CIRAD in Montpellier errechneten, dass die Tropenwälder, die vor allem in Lateinamerika, Afrika und Asien zu finden sind, derzeit das Äquivalent von einem Vierteljahrhundert Kohlendioxid-Emissionen speichern.

Nach den Ozeanen sind die Wälder der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher der Welt. Doch die entscheidende Rolle, die sie bisher gespielt haben, ist der globalen Erwärmung ausgeliefert. Wenn die globale Erwärmung nicht unter 2°C gehalten wird, wie im Pariser Klimaabkommen festgelegt, wird die Tagestemperatur in dreiviertel der Tropenwälder 32°C überschreiten. Dies ist die Grenze, die diese Wälder aushalten können.

Zig Milliarden Tonnen CO2

Forscher an den Universitäten von Leeds und Manchester warnt, dass jeder weitere Temperaturanstieg zu schnellen Verlusten von Waldkohlenstoff in den Tropen führen wird. Wird diese Grenze überschritten, besteht die Gefahr, dass die Wälder ihrerseits zu Kohlenstoff-Emittenten, also wie Industriebetriebe welche für den Ausstoß der Emissionen mit verantwortlich sind, umgewandelt. Die grüne Lunge unserer Erde kann sich zu einem Bumerang für alles Leben auf dieser Welt entwickeln.

Jedes weitere Grad an Temperaturanstieg würde 51 Milliarden Tonnen CO2 aus den Tropenwäldern in die Atmosphäre freisetzen. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 wurden die weltweiten Kohlendioxid-Emissionen laut Global Carbon Project an der Stanford Universität auf 43,1 Milliarden Tonnen Kohlendioxid geschätzt.

Für diese Studie wurden mehr als eine halbe Million Bäume von zehntausend verschiedenen Arten in 813 tropischen Wäldern in vierundzwanzig Ländern auf der ganzen Welt gemessen.
Die Beobachtung und Ergebnisse dieser Forschung gehen auf die letzten vierzig Jahre zurück.

Das im Mai 2020 von der UNO anlässlich des Welttages der Biodiversität veröffentlichtes Dokument: THE STATE OF THE WORLD, macht auf den Rückgang der weltweiten Wälder aufmerksam.

Seit 1990 sind fast 420 Millionen Hektar Wald verloren gegangen um die Flächen für
andere Nutzungen zu gewinnen.
Obwohl sich die Abholzung in den letzten drei Jahrzehnten verlangsamt hat, gehen immer noch jedes Jahr fast 10 Millionen Hektar für landwirtschaftliche Flächen verloren.
Wissenschaftler bestätigen, dass die Waldzerstörung in einem alarmierenden Tempo fortschreitet und wesentlich zum Verlust der biologischen Vielfalt beiträgt.


Quellen:
– Bruno Hérault, Forscher für Tropenwälder am französischen Forschungszentrum CIRAD, Montpellier
– Global Carbon Project (GCP) der Universität Stanford
– UN Bericht von Mai 2020: THE STATE OF THE WORLD

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=http://www.fao.org/3/ca8642en/ca8642en.pdf&ved=2ahUKEwj7uZfLwr3xAhXDGuwKHQsVAW0QFjAAegQIAxAC&usg=AOvVaw2a-KIugV3UzPZ9sqq7-QJH

Falsche Aussagen sind so alt wie die Menschheit

Foto mit freundlicher Genehmigung von Nadine Koch

Die neuste Internetgeneration – vornehmlich jene die alles in Frage stellen und den Anderen sowieso.
Beliebt sind seit Jahren die Flüchtlinge und hier gezielt die Muslime. Selbst die Fundamentalisten unter den Muslimen, legen den Koran falsch – nach ihrem Empfinden richtig aus.

Warum scheint ein Buch, bei dem die ersten Texte 632 nach Christus, bzw. im Jahre 11 nach Hidschra niedergeschrieben wurden, so von Bedeutung  zu sein?
Ob man nun Bibel, Koran, Tora, Puranas oder Kanjur als die Heilige Schriften annimmt, es sind nur Bücher die in großen Teilen das menschliche miteinander beschreiben.

Beginnen möchte ich mit einigen Falschaussagen der Bibel.
Jedem Christen sind die Heilige Drei Könige bekannt. Fakt ist aber, dass jene weder heilig, noch zu dritt, noch Könige waren. Erwähnt werden sie überhaupt nur im Matthäus-Evangelium. Dort ist aber von „Magiern bzw. Weisen aus dem Osten“ (Magoi) die Rede, nicht von Königen. Auch wird nicht deren Zahl genannt. Einzig die drei Geschenken in Form von: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Darstellung vom letzten Abendmahl aus dem 18. Jahrhundert. Foto: privat. Marienkirche in Danzig

Auf vielen Frühchristliche Darstellungen sind bei der Geburt Jesus zwischen zwei und acht Personen zusehen.
Auch gibt es keine Belege über eine Heiligsprechung an der Grippe von eben jenen Personen.

Gehen wir zurück ins Alte Testament.
Noah sollte von jeder Tierart ein Pärchen mit in die Arche nehmen. Alleine dies ist von der Biologie aus nicht Vorstell- und auch nicht Machbach.
Wer das 1. Buch Mose genauer durchliest, wird feststellen, dass der Autor – Mose war es definitiv nicht, sich widerspricht. Im 1. Buch Mose 6, 19 ff liest man die weithin bekannte Weisung Gottes an Noah, „von allen Tieren, von allem Fleisch, je ein Paar, Männchen und Weibchen“ in die Arche zu bringen. In 1. Mose 7, 2-3 heißt es hingegen: „Von allen reinen Tieren nimm zu dir je sieben, das Männchen und sein Weibchen, von den unreinen Tieren aber je ein Paar, das Männchen und sein Weibchen. Desgleichen von den Vögeln unter dem Himmel je sieben, das Männchen und sein Weibchen, um das Leben zu erhalten auf dem ganzen Erdboden.“

Die Kernfrage an Irrtümer bleibt unsere Zeitrechnung.
Nach den Aussagen der Bibel wurde Jesus im Jahr Null geboren. Da unsere Zeitrechnung bekanntlich mit der Geburt Christus beginnt, könnte man daraus schließen, dass Jesus eigentlich im Jahr Null geboren sein müsste. Allerdings hat es dieses Jahr nie gegeben. Als Jesus in Judäa geboren wurde, galt dort nämlich  die römische Zeitrechnung. Die Römer kannten zwar sprachliche Ausdrücke für „nicht etwas“ (nullum) aber kein Zahlzeichen und keinen eigenen mathematischen Begriff für den Zahlwert Null.
Erst im sechsten Jahrhundert stellte man Berechnungen an, denen zufolge Jesus im Jahr 753 der römischen Zeitrechnung geboren worden sei. Dieses Jahr wurde als Jahr 1 A.D. (Anno Domini = Im Jahr des Herrn) festgelegt. Dabei schlich sich möglicherweise noch ein Rechenfehler von 5 bis 6 Jahren ein. Jesus wurde also vielleicht sogar im Jahre 5 oder 6 vor Christus (Zeitrechnung) geboren.

Ri Butov, Pixabay, 29. Oktober 2021

Die Tora

Tausende Jahre existierten in der jüdischen Welt des religiösen Gelehrtentums die verschiedene Deutungen – wörtliche, rationale, symbolische und mystische – nebeneinander, ohne dass jemandem gesagt wurde, seine Ansicht sei unannehmbar. Heute gewinnt der Kreationismus in vielen Religionen an Boden. Einige christliche Fundamentalisten in den Vereinigten Staaten wollen, dass der Kreationismus in den öffentlichen Schulen parallel zur Evolutionstheorie gelehrt wird. Aber während die Evolutionslehre, mit all ihren Fehlern und Lücken, eine wissenschaftliche Theorie ist, gegründet auf wenigstens einigen beweisbaren Beispielen, ist Kreationismus keine wissenschaftliche Lehre, sondern schlicht eine Frage des Glaubens.

In der den Heiligen Schriften wird oft von dem geknechteten und versklavten Volk Israel geschrieben, dass die Kinder Israels die Pyramiden gebaut haben.
Nach heutigen historischen Erkenntnisse sind die Pyramiden wahrscheinlich älter als 4.500 Jahre. So ginge man früher immer davon aus, dass Sklaven für die Pyramiden unter schrecklichen Bedingungen schuften mussten, so fand man später Hinweise darauf, dass die Arbeiter durchaus gut bezahlt wurden.

manuelaferro, Pixabay, 28. Mai 2019

Buddhistischen Schriften im Kanon

Auch in der Lehre / Religion des Buddhismus gibt es sehr viel widersprüchliche Aussagen. Im Buddhismus ist eines der größten Problem der schier unermesslichen Umfang des Kanons. Die riesige Masse an Textmaterial führt zur Unübersicht und somit zur Willkür des Auslegung. Allein der chinesische Tripitaka enthält, in der neuesten japanischen Ausgabe von 1924-1929, stolze 2920 Werke in immerhin 11.970 Büchern auf insgesamt 80.645 Seiten. Die Gründe für den riesigen Textcorpus liegen in der langen Lehrtätigkeit Buddhas und in der posthumen Zuweisung einer Vielzahl von Textmaterial, vor allem vom Mahayana. Sutren wurden noch über tausend Jahre nach Buddhas Tod verfasst. Die Authentizität von Texten wurde in der Regel nicht in Frage gestellt. Das Wort Buddhas (buddhavacana) galt als die wichtigste und nicht in Zweifel zu ziehende Quelle der Lehre. Daneben wurden jedoch eine Reihe weiterer Quellen wie Weise, Götter und übermenschliche Wesen als legitime Vermittler der Lehre anerkannt.
Die historische Dimension relativierte sich auf diese Weise und ermöglichte eine reichhaltige Textproduktion mit autoritativem Status, deren später Entstehungszeitpunkt keinen Glaubwürdigkeitsverlust darstellte.
Auftretende Kontroversen betrafen
hauptsächlich den Inhalt der Texte und nicht die Frage nach deren Autorität.
Texte wurden selten ausgeschlossen, vielmehr erforderte die Fokussierung auf den Inhalt komplizierte hermeneutische Überlegungen, welche nicht erwünschte Textpassagen doch in gewisser Weise relativierten mussten.

Afshad, Pixabay, 20. Juli 2016

Die falsche Auslegung einer Sure aus dem Koran

„Ihr, die ihr glaubt! Nehmt euch die Juden und Christen nicht zu Freunden! Sie sind einander Freunde. Wer von euch sich ihnen anschließt, der gehört zu ihnen. Siehe, Gott leitet die Frevler nicht recht.“
Hört man diesen Vers, scheint die Aussage klar: Muslime sind dazu angehalten, größtmögliche Distanz zu Juden und Christen zu wahren. Tatsächlich ist das arabische Wort walî, das hier als „Freund“ übersetzt ist, jedoch mehrdeutig und schwer zu fassen; seine Bedeutung war und ist unter muslimischen Exegeten umstritten.

Einig sind sie sich bloß darin, dass es um eine enge persönliche Beziehung geht, die Verbindlichkeiten umfasst. In der Stammesgesellschaft, in der der Koran entstand, waren das zum Beispiel Bündnisverpflichtungen: Ein walî, das war jemand, der im Fall eines Krieges oder einer Blutfehde Beistand leistete oder Lösegeld zahlte.

Viele klassische muslimische Korankommentare gingen in ihren Auslegungen trotzdem weit darüber hinaus. Sie erklärten sehr wohl, man solle generell mit Juden und Christen keine zu freundschaftliche, vertrauensvolle oder intime Beziehung eingehen.

In der Moderne entstand ein breites Spektrum neuer Deutungen. So wurden in Zeiten des Kolonialismus politische Interpretationen populär. Hier wurde der Vers als Verbot der Kollaboration mit den zumeist christlichen Kolonialherren verstanden: „Nehmt euch die Juden und Christen nicht zu Führern!“ lautete ihre Lesart.

Im fundamentalistischen Spektrum hingegen diente der Vers dazu, Forderungen nach radikaler Abgrenzung von allem Nichtmuslimischen zu untermauern. Diese Auslegung beruft sich unter anderem auf den Anlass, zu dem der Vers offenbart worden sein soll.

Der Überlieferung zufolge geschah das während Muhammads Zeit in Medina. Der Vers stellte eine Ermahnung an einen Heuchler dar, der zwar äußerlich Muslim, innerlich aber noch dem Unglauben verhaftet war. Dieser Heuchler soll sich aus Gründen des persönlichen Profits und aus mangelndem Gottvertrauen nicht von seinen jüdischen Bündnispartnern losgesagt haben, obwohl diese mit den Muslimen verfeindet waren.

Fundamentalistische Kommentatoren folgern daraus eine Pflicht zur vollständigen Lossagung von Nichtmuslimen. Allein die Beziehung zu Muslimen sei erlaubt. Wer sich nicht an diesen Grundsatz halte, sei kein Muslim mehr, argumentieren sie.

Man kann den Vers aber auch ganz anders lesen. Dem Offenbarungsanlass zufolge verbietet er das Bündnis mit einer bestimmten Gruppe von Juden, die sich mit den Muslimen im Krieg befand. Ist so eine Situation auf das Zusammenleben in heutigen pluralistischen Gesellschaften überhaupt noch übertragbar? Sind die damaligen Bündnisstrukturen der arabischen Stammesgesellschaft heute nicht obsolet? Hat nicht im Übrigen der Prophet selber Bündnisse mit Nichtmuslimen geschlossen? Erlaubt nicht der Koran an anderer Stelle muslimischen Männern, eine jüdische oder christliche Frau zu heiraten, legitimiert also zweifellos intime Beziehungen?

Gemäß vielen neueren Auslegungen verbietet dieser Vers lediglich ein Schutzverhältnis zu feindseligen nichtmuslimischen Gruppen in einer Kriegssituation. Die Frage der Freundschaft mit Nichtmuslimen, die dem Islam nicht feindselig gegenüberstehen, wird ihnen zufolge demnach gar nicht berührt. Schließlich sage der Koran an anderer Stelle, im 8. Vers der 60. Sure: „Gott verbietet euch nicht, zu denen, die euch nicht der Religion wegen bekämpft und nicht aus euren Häusern vertrieben haben, freundlich zu sein und sie gerecht zu behandeln. Siehe, Gott liebt die, die gerecht handeln.“ Und im 7. Vers der gleichen Sure heißt es: „Vielleicht stiftet Gott ja zwischen euch und zwischen denen unter ihnen, die euch feindselig gesinnt sind, Liebe.“

Quellen – – Professorin Johanna Pink, Islamwissenschaftlerin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
– Rabbiner Jeremy Rosen
– Prof. Dr. Franz Martin Wimmer
Institut für Philosophie Universität Wien

Fotos
– privat
– Nadine Koch, 26. Mai 2022
– cocoparisienne, Pixabay, 19. November 2017. Freie kommerzielle Nutzung
Kein Bildnachweis nötig.
– Afshad, Pixabay, 20. Juli 2016.Freie kommerzielle Nutzung. Kein Bildnachweis nötig.
– Ri Butov, Pixabay, 29. Oktober 2021. Freie kommerzielle Nutzung. Kein Bildnachweis nötig.
– manuelaferro, Pixabay, 28. Mai 2019. Freie kommerzielle Nutzung. Kein Bildnachweis nötig.

Die Ethnologie in Afghanistan

Um Afghanistan zu begreifen, muss man sehr weit in der Geschichte zurück gehen und auch die Ethnologie wie auch die Anthropologie in Betracht ziehen.

Was wir in Europa bis Anfang 1990 als Jugoslawien kannten, funktionierte in diesem – ebenfalls Vielvölkerstaat nur, weil man von Grund auf alles an Ethnien bekämpfte. Der Jugoslawien Krieg zeigte, wie verfeinert die Menschen in diesem Staatsgebiet waren. Es endete im Völkermord.

Wenn Afghanistan eine Zukunft haben sollte, kann es nur die Aufteilung des Staatsgebiet zur Folge haben.

Die Probleme in Afghanistan liegen in den vielen Ethnien die in diesem Land leben. Seit Jahrzehnten kämpft jeder gegen jeden. Dies ist und war der Nährboden für den Fundamentalismus, aus den der Terror resultiert.
Auf lange Sicht gesehen, wird es in Afghanistan niemals Frieden geben, solange es ein territoriales Land gibt.
Es muss endlich in Betracht gezogen werden, dass diese Form als Land so nicht existieren kann und wird.

Die Ethnologie in Afghanistan

In der Ethnologie und Anthropologie bezeichnet man als Clan eine Verwandschaftsgruppe, die sich auf einen gemeinsamen Ahn bezieht, ohne dabei jedoch die Abstammung lückenlos herleiten zu können. Eine genauere Definition von Clan, die sich in der englisch- und deutschsprachigen Forschungsliteratur durchgesetzt hat, geht auf den US-amerikanischen Anthropologen George P. Murdock (1897–1985) zurück. Murdock bezeichnet eine Verwandtschaftsgruppe, die gemeinsam auf einem Territorium zusammen lebt, als Clan. Eingeschlossen werden hier die angeheirateten Ehepartner, ausgeschlossen die wegheiratenden. Die Zugehörigkeit wird durch die Patrilinearität bestimmt. Diese Definition trifft auch auf Afghanistan zu.

Die Rolle der Ethnien und Stämme in der afghanischen Staatsbildung und Politik geht auf eine Zeit zurück, als Afghanistan im 18. Jahrhundert im Anschluss an eine neuntägige „Jirga“ gegründet und die Regierung von Ahmad Shah Abdali konstituiert wurde. Der Chronist der afghanischen Geschichte Mir Mohammad Ghobar schrieb, dass diese „Jirga“ sich aus Khans der Gheljaeis, Usbeken, Hazaras, Belutschen und Tajiken zusammensetzte.

Nach der Machtübernahme durch die Paschtunen wurde die Rolle andere Ethnien in der Geschichte Afghanistans unbedeutender. Die Paschtunen versuchten, den neuen Staat alleine zu prägen.
Der deutsche Afghanistan-Experte Conrad Schetter schreibt dazu: „Die herrschende paschtunische Familie, welche durch Britisch Indien an die Macht gekommen war, favorisierte paschtunische Elemente bei ihrem Konzept von Staat und Nation Die Politik der herrschenden Familie setzte die eigenen ethnischen Muster ein, um öffentliche Güter und die Verwaltung unter ihre Kontrolle zu bringen.“
Die nicht-paschtunischen Ethnien, d.h. Tajiken, Hazaras und Uzbeken, verloren allmählich unter dem Druck der herrschenden Ethnie an Einfluss. Der Prozess der „Staats- und Nationsbildung“ beschränkte sich damit auf Aktionen und Reaktionen zwischen der Zentralregierung in Kabul und paschtunischen Stämmen. Aber auch zwischen den paschtunischen Stämmen gab es ständig Kämpfe und politische Rivalitäten.

Der iranische Soziologe Hossein Boshiria schreibt in seinem Dossier: „Die wichtigsten politischen Spannungen ereigneten sich unter paschtunischen Stämmen selbst; insbesondere zwischen Durranis und Barekzais gab es immer politische Rivalitäten.“ Man kann also sagen, dass der Prozess der „Staats- und Nationsbildung“ mit oder ohne Erfolg untrennbar mit der Rolle der Paschtunen in Bezug auf die Zentralregierung im Zusammenhang stand.

Stämme als Hindernis der Staatsbildung

Der italienische Afghanistan-Experte Antonio Giustozzi meint, dass Spannungen zwischen regionalen Fürsten und der Zentralregierung geschichtliche Wurzeln haben. Diese Spannungen lassen sich in verschiedenen Phasen der afghanischen Geschichte beobachten:

Amir Abdul Rahman Khan (Regierungszeit 1880 bis 1901) ist der erste afghanische Herrscher, der große Anstrengungen zur Stärkung der Nation und Errichtung einer Zentralregierung unternahm. Er ging dabei so grausam vor, dass man ihm den Titel „eiserner Emir“ gab. Abdul Rahman Khan siedelte Bevölkerungsteile um und setzte Paschtunen an ihre Stelle. Trotzdem konnte er die Prozesse der Staats- und Nationsbildung nicht vorantreiben, denn einerseits unterdrückte er wichtige afghanische Ethnien, und andererseits gelang es ihm nicht mit den Stammesfürsten der ländlichen Regionen eine produktive Beziehung herzustellen. Barfield schildert diese Situation so:

„Mit der Unterdrückung von Rivalen innerhalb seines Clans, der religiösen Bewegungen und ländlichen Unruhen durch Abdul Rahman Khan, entstand in Afghanistan eine Schicht der ‚politischen Elite‘, die sich zunächst aus wenigen Personen zusammensetzte, aber großen Einfluss durch die Regierung von Abdul Rahman Khan hatte. Da diese Elite ihre ethnischen und ländlichen Bindungen abgelegt hatten, spielten die autonomen regionalen Stammesfürsten eine Vermittlungsrolle zwischen der Kabuler Zentralregierung und dem Volk. Die Loyalität dieser Stammesfürsten basierte auf deren ethnischen, regionalen, religiösen Netzwerken und Stammesrivalitäten. Die Loyalität ihrer Anhänger galt an erster Stelle diesen Stammesführern und erst an zweiter Stelle der Zentralregierung.“

Nach Abdul Rahman Khan versuchte Amanullah Khan mit einer unterschiedlichen Art und sanfter Annäherung den Prozess der Staats- und Nationsbildung voranzutreiben. Er unterdrückte andere Ethnien nicht und schaffte die bis dahin geltende Versklavung der Hazaras ab.

Auch die Anstrengungen Amanullahs blieben ohne Ergebnis. Erschöpft vom Krieg gegen England widmete er sich der Modernisierung Afghanistans. Scheinbar hatte er es aber versäumt, tiefgehende Beziehungen zu Paschtunen herzustellen. Er hat versucht sensible Punkte der paschtunischen Tradition, wie das Verbot der Heirat von Minderjährigen, das Verbot der Polygamie und Bildung für Frauen uvm. zu etablieren. Das war für die Paschtunen ein rotes Tuch. Gerade diese Unzulänglichkeit war ein Grund für das Scheitern der Modernisierung und den Prozess der Staats-und Nationsbildung.

Jules Stewart erklärt beispielsweise, wie die paschtunischen Stämme Amanullah provozierten. Im Dezember 1927 unternahm der König auf Einladung der italienischen Regierung eine Europareise. Er kam im Juni 1928 wieder zurück und begann, inspiriert von seiner Eindrücken, mit neuen Reformen. Die Engländer verteilten indessen ein Bild von Königin Soraya unter den paschtunischen Stämmen; in diesem Bild war sie ohne Kopftuch zu sehen während eines gemeinsamen Essens mit ausländischen Männern, wobei der französische Präsident ihr die Hand küsst. Dies war der Grund, warum Amanullah gleich bei seiner Rückkehr nach Afghanistan mit einer schweren Welle der Unruhe unter den Stämmen und Geistlichen konfrontiert wurde, die ihn am Ende, ein Jahr später, seine Herrschaft kostete.

Die Stammesfürsten kontrollierten unter Amanullah nicht nur ihre eigenen Stämme, sondern übten über einen „Stämmebund“ Einfluss auf das Land aus und widersetzten sich der Modernisierung des Landes. Die „Loya Jirga“ widersetzte sich dem Wunsch Amanullahs das Mindestalter für die Heirat bei Mädchen auf 18 und bei Männern auf 21 festzulegen und die Polygamie abzuschaffen. Die Regierung Amanullahs stand kurz vor dem Sturz. Den beschriebenen Stämmebund bezeichnet Ibn-e Khaldoun als „asabieyeh“. Es ist jene strategische Koalition unter Mitgliedern eines Stammes oder mehrerer Stämme, die sie in einer Krisensituation zusammenbindet. Diese Form des Widerstandes ist alteingesessen und wird immer wieder dann ins Leben gerufen, wenn die Traditionen und Religion gefährdet wird. Im Fall Amanullahs haben sich Stammesführer, Geistliche und Feudalherren bereits 1924 erstmalig in Paghman getroffen, um gegen die Reformen des Königs vorzugehen.

Der Islam in Afghanistan

Islamischer Fundamentalismus, eine rückwärtsgewandte Religiosität und mittelalterliche Denken und Lebensweisen bestimmen häufig das Bild von Afghanistan. Dabei hat das Land mittlerweile eine Verfassung, einen direkt gewählten Präsidenten und ein demokratisch gewähltes Parlament. Trotzdem können sich bestimmte religiöse Kräfte über das Gesetz stellen. Wie groß ist ihr Einfluss? Wie wird der Islam in Afghanistan verstanden?

Am 12. August 2012 musste ein beliebter afghanischer Sänger, Shafiq Monir, sein seit langem geplantes Konzert in der Stadt Herat absagen. Grund war der Aufruf einiger Gelehrter der Stadt, allen voran der
des populären Predigers Sheikh Mojib ar-Rahman Ansari. Ansari wollte das Konzert verhindern, weil er es für unmoralisch hielt. Dem Druck Ansaris und seiner Befürworter folgend, strichen die Behörden das Konzert schließlich. Das ist nicht das erste und wird wohl auch nicht das letzte Mal sein, dass bestimmte religiöse Kräfte in Afghanistan eine eigenwillige Interpretation des Islam vornehmen und sie den anderen aufzwingen. Auch vielen Afghanen diente der Vorfall als Beleg dafür, warum Afghanistan in der allgemeinen Wahrnehmung als ein rückschrittliches und vormodernes Land gilt. Mit Afghanistan werden seit mittlerweile über dreißig Jahren islamischer Fundamentalismus,
rückwärtsgewandte Religiosität und mittelalterliche Denk- und Lebensweisen assoziiert. Es gilt als ein Land, in dem es keine Spur von Zivilität und Zivilisation gibt. Viele können vielleicht den politischen
Anarchismus und die damit einhergehende religiös legitimierte bzw. motivierte Gewalt in der Zeit des Bürgerkrieges bis Ende 2001 noch nachvollziehen; es herrschte letztlich überall im Land Krieg und es
gab keine souveräne Zentralregierung, die für Gesetz und Ordnung sorgen konnte. Inzwischen hat Afghanistan eine mit viel Aufwand verabschiedete Verfassung, einen vom Volk direkt gewählten
Präsidenten und ein demokratisch gewähltes Parlament. Trotzdem können bestimmte religiöse Kräfte sich über das Gesetz stellen, ihre Meinung der Politik aufzwingen und letzten Endes die Souveränität des Staates sabotieren. Wie groß ist der Einfluss religiöser Akteure? Wie wird der Islam in Afghanistan verstanden?

Religiöse Akteure

Religiöse Akteure und insbesondere die offiziellen Träger des Islam, die ‘olama’, haben in der politischen Geschichte Afghanistans immer wieder eine weitreichende Rolle gespielt. Diese Tatsache geht nicht zuletzt darauf zurück, dass sie im Prozess der Meinungsbildung und der politischen Orientierung vieler
Menschen ein wichtiger Faktor sind. Die politische Klasse ist stets darum bemüht gewesen, für ihre Regierungsbeschlüsse und -praktiken die Zustimmung der ‘olama’ zu gewinnen. Die ‘olama’ wurden aber andererseits oft für bestimmte Politiken, die im Grunde mit eindeutigen Anforderungen des Islam nicht konform waren, benutzt. Amir Abdorrahman Khan (1881-1901), der sogenannte Eiserne Emir, konnte seine nationalistische Unterdrückungspolitik beispielsweise im Namen des Islam durchführen. Legitimiert durch Fatwas der ‘olama’ ging er erbarmungslos gegen religiöse und ethnische Minderheiten vor. Unterstützt durch einige ‘olama’ ließ er sogar religiöse Stiftungen in Beschlag nehmen. Dem als Reformkönig geltenden Amanullah (1919-1929) dagegen verweigerten die ‘olama’ ihre Unterstützung. So gelang es ihm nicht, liberale Reformen durchzusetzen.
Nach einer Europareise in Begleitung seiner freizügig gekleideten Frau teilte Amanullah der „Großen Ratsversammlung“ (Loya Jirga) seine Pläne zur Modernisierung des Landes mit. Dazu gehörten das Verbot der Sklaverei, die Religions- und Meinungsfreiheit und die Schulpflicht für Mädchen. Die religiösen Akteure, allen voran der einflussreiche Fazl Omar Mojaddadi, bekannt als Hazrat-e Shur Bazar, lehnten die Reformmaßnahmen ab und bezeichneten sie als nicht islamisch. Der anschließende Volksaufstand gegen Amanullahs Modernisierungsvorhaben führte letztlich zu seinem Sturz. Trotz
derartiger Einflussnahmen wurden ‘olama’ nicht als eine politische Größe, sondern als eine religiöse Instanz angesehen. Die politisch zentrale Bedeutung, die den ‘olama’ in der Zeit des Widerstandes gegen die sowjetische Usurpation und des damit einhergehenden Bürgerkrieges zukam, war allerdings eine ganz neue Erscheinung, die das Selbstverständnis der ‘olama’ und ihr Bild in der Gesellschaft völlig veränderte. Diese neue gesellschaftspolitische Position religiöser Akteure ist u.a. auf die großzügigen finanziellen und militärischen Zuwendungen der Länder zurückzuführen, die die Widerstands- bzw. Bürgerkriegsparteien unterstützten. Die Führung dieser Parteien war zumeist in den Händen religiöser Akteure. Bald beanspruchten die ‘olama’, welche gewohnt religiöse Orientierung der Menschen bestimmten, auch die politische Führung. Während sie vor Kriegsbeginn allgemein auf die Gnade der politischen Klasse angewiesen waren, stellten sie während des Kriegs selbst die
politische Führung dar. Diese Rolle wollen sie auch unter der neuen politischen Ordnung weiter ausüben, solange sie sich nicht als zivile sondern als religiös legitimierte politische Akteure verstehen

Der gelebte Islam in Afghanistan

Wie überall in der islamischen Welt zeichnet sich der Islam in Afghanistan durch eine Vielzahl von heterogenen Prägungen und Eigenheiten aus. Noch vor Kriegsbeginn wurde diese „Kultur der
Ambiguität“ im Alltag gelebt. Trotz aller Diskriminierung lebten auch nichtmuslimische Gemeinschaften
wie Sikhs, Hindus, Juden neben schiitischen und sunnitischen Muslimen. Viele Gelehrte sahen den unterschiedlichen Islamauffassungen und -praxen gelassen entgegen und richteten sich dabei nach der bekannten Tradition des Propheten, dass der Dissens muslimischer Gemeinschaft ein Zeichen der Gottesgnade sei eine Tradition, die in der islamischen Geschichte vielerorts jahrhundertelang praktiziert wurde. Dieser Usus kennzeichnete die sogenannte Blütezeit der muslimischen Kultur (750-1250) mit ihren Zentren wie Bagdad, in denen sich Kunst, Wissenschaft und Forschung glanzvoll entfalten konnten. Schon in der frühislamischen Zeit gab es ganz legitim nebeneinander existierende divergente Lesarten des Korans und damit der Scharia. Diese Tatsache hat bis zum Aufkommen des ideologisierten Islam im 19. Jahrhundert kaum jemanden in der
islamischen Welt gestört. Mehrdeutigkeit sprach nicht gegen eine göttliche Herkunft des Korans oder der Scharia. Wer kann schon behaupten, die Scharia gänzlich zu erfassen? Als Gelehrte hatte man
lediglich den bescheidenen Anspruch, eine eigene Interpretation der Scharia zu präsentieren und nicht die Scharia. Daher hat man die Meinung eines Gelehrten als Ergebnis seiner individuellen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Scharia, als seinen ijtihad verstanden und nicht als „den einen wahren Islam“. Dementsprechend haben auch die meisten Gelehrten in Afghanistan andere Meinungen und Praktiken respektiert.
Darüber hinaus weist der Islam in Afghanistan mystische Züge auf. Bis zum Aufbruch des Widerstandskampfes gegen die sowjetische Usurpation und des damit einhergehenden Bürgerkrieges hielt der mystische Islam Distanz zur Politik und forderte gemäß seines Selbstverständnisses Toleranz von den Menschen. Erst in der Kriegszeit mischte er sich zunehmend in die Politik ein und kämpfte wie die anderen Strömungen um mehr politischen Einfluss.
Eine der wichtigsten Bruderschaften in Afghanistan stellt die Naqshbandeyya dar. Der Orden geht auf Muhammad Bahaoddin an-Naqshbandi (gestorben 1389) zurück und hat sich zunächst in Zentralasien verbreitet. In Afghanistan hat die Nashbandeyya vor allem unter den Tadschiken der Großstädte, aber auch unter einigen paschtunischen Stämmen im Süden und Südosten ihre Anhänger. Ein weiterer mystischer Orden in Afghanistan ist die Qadereyya. Der Begründer der ebenfalls einflussreichen Bewegung, Abd al-Qader Gilani (gestorben 1166), stammte aus Bagdad. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam die Bruderschaft nach Afghanistan. Im Gegensatz zu diesen beiden Orden, die vor allem in der Hauptstadt präsent waren, hatte der Chishteyya-Orden seine Anhängerschaft insbesondere in und um Herat, im Westen des Landes. Die Chisteyya wurde von Moinoddin Muhammad Chishti (gestorben 1236) gegründet und hat sich über die Grenzen des heutigen Afghanistans hinaus vor allem auf dem indischen Subkontinent verbreitet.
Viele Menschen haben zwar die ‘olama’ als offizielle Träger des Islam betrachtet, sie hatten aber gleichzeitig ihre Beziehungen zu mystischen Bruderschaften und pflegten in ihrem Alltagsleben deren in der Regel offene Haltung, z.B. zur Musik oder zum Verkehr mit anderen religiösen Gruppen. Man legte ebenfalls viel Wert auf große zumeist mystisch orientierte Dichter. Ihre Gedichte wurden als Interpretation der koranischen Botschaft angesehen, ihre Einstellungen zum Leben und zur Welt wurden besonders geschätzt. Man nahm die Aufforderungen von Hafez (1320-1389) „In diesen beiden
Ausdrücken liegt der Schlüssel zum Frieden im Diesseits und Jenseits“ und „Übe den Freunden gegenüber Großmut und den Feinden gegenüber Toleranz“ genauso ernst wie die Botschaft von Saadi (1190-1283): „Die Kinder Adams sind aus einem Stoff gemacht als Glieder eines Leibs von Gott, dem Herrn, erdacht Sobald ein Leid geschieht nur einem dieser Glieder dann klingt sein Schmerz sogleich in allen wider.“
Auch die Gedichte von Maulana Jalaloddin Balkhi (1207-1273) haben einen großen Platz im Alltagsleben der Menschen gehabt. Maulana sah die Liebe als Hauptkraft des Universums und das Universum als ein harmonisches Ganzes. Sein kultureller Kontext prägte selbstverständlich seine Vorstellungen von Gott, sein Gott kannte aber keine religiösen oder sonstigen Grenzen: „Was soll ich tun, o ihr Muslime? Denn ich kenn‘ mich selber nicht. Weder Christ noch bin ich Jude, und auch Pars und Muslim nicht. Nicht von Osten, nicht von Westen, nicht vom Festland, nicht vom Meer Nicht stamm‘ ich vom Schoß der Erde und nicht aus des Himmels Licht.“
Noch mehr als Hafez und Maulana wird in Afghanistan der große mystische Dichter Abdolqader Bidel Dehlavi (1645-1721) verehrt und gelesen. Er lebte und wirkte im Mogulreich und gehörte dem
Qadereyya-Orden an. Seine Gedichte wurden von vielen Afghanen wie Koranverse rezitiert. Man beschäftigte sich mit ihm und seiner Philosophie in Lesungen und Diskussionsrunden. Eine Abendreihe über ihn unter dem Shab-e Aschoqan Bidel“ ist vielen Afghanen immer noch in Erinnerung geblieben. Der Meister der afghanischen klassischen Musik, Ostad Muhammad Hosain Sarahang (1923-1982), war der bekannteste Interpret der Dichtung von Bidel und sorgte mit seiner faszinierenden Stimme für die Omnipräsenz von Bidels Gedanken im Alltag vieler afghanischer Familien. Bidel wird als Anhänger einer gewissen pantheistischen Philosophie Vahdat al-vojud („Einheit der Existenz“) bezeichnet, der in dem als sehr komplex angesehenen Indischen Dichtungsstil dichtete. Indem er diese komplexe Ausdrucksweise pflegte, machte er doch die Ambiguität des Seins deutlich. „Solange die Einzelnen nicht zueinanderfinden, kann keine Gemeinschaft existieren.“
„Eine Ähre ist keine, wenn die Körner nicht zusammenwachsen.“

Die Kriegszeit

Krieg wurde in vielen Fällen der Religion halber geführt. So spricht man in der Geschichtswissenschaft vom „Religionskrieg“ oder „Glaubenskrieg“ oder auch vom „Konfessionskrieg“. Krieg verändert gleichzeitig den Zugang zur Religion und deren Textgrundlagen. In der Kriegssituation duldet man keine Dissidenten und keinen Zweifel an eigenen, eindeutig formulierten und für absolut richtig gehaltenen Zielen. Auch die Religion soll im Dienste des Krieges und der mit ihm einhergehenden Gewalterscheinungen stehen und sie legitimieren. Auf diese Weise entsteht religiöser Fundamentalismus. So entstand er in der Geschichte des Christentums und so erschien er in der islamischen Geschichte. Der über dreißig Jahre andauernde Kriegszustand in Afghanistan hat kaum Platz fürs Weiterbestehen einer Kultur der Pluralität und Toleranz übrig gelassen. Vielmehr setzte sich ein einseitiges, für eindeutig gehaltenes und damit fundamentalistisches Verständnis des Islam durch.
Bereits im „Jahrzehnt der Verfassung“  1963-1973 haben sich vor allem in Kabul kleine islamistische Kreise gebildet. Ihr vordergründiges Anliegen war die Bekämpfung von marxistisch orientierten Gruppen, die über eine beachtliche Anhängerschaft unter den Studenten verfügten. Sie bezeichneten sich teils als „Jungmuslime“ und teils als
„Islamische Gemeinschaft“ und wurden hauptsächlich von Persönlichkeiten geführt, die an der Al-Azhar-Universität in Kairo ausgebildet worden waren und mit dem Gedankengut der „Muslimbrüder“  vertraut waren. Zu den Führungskadern dieser Gruppen gehörten die Dozenten Gholam Muhammd Neyazi (gest. 1978) und Borhanoddin Rabbani (1940-2011)
und die Studenten Golboddin Hekmatyar (geb. 1947) und Ahmad Shah Massud (1951-2001).
Die drei Letzteren führten später nicht nur die wichtigsten Widerstandsparteien gegen die sowjetischen Truppen, sie lieferten sich auch gegenseitig blutige Kämpfe, die nach dem Rückzug der sowjetischen Armee noch erbitterter weitergeführt wurden. Die Logik des Krieges hat sich mit der Zeit fast aller
religiösen Akteure und der mystischen Bruderschaften bemächtigt. Die herausragende Figur des Naqshbandeyya-Ordens Sebghatollah Mojaddadi (geb. 1925) mit seiner Partei Nationale Rettungsfront und der geistliche Führer des Qadereyya-Ordens Pir Sayyed Ahmad Gailani (geb. 1932) mit seiner Organisation Nationale Islamische Front und die Chishteyya-Bewegung in der Herat-Region waren nicht nur an dem Widerstandskampf beteiligt, sondern auch an den schmutzigen Brüderkriegen der Mujahidin. Die intellektuelle Nahrung der Gruppen waren nicht mehr und konnten auch nicht mehr die Gedichte von Maulana oder Bidel sein, sondern die Gedanken von den fundamentalistischen Vordenkern Sayyid Qutb (1906-1966) und Abu Ala Maududi (1903-1979). Die großzügigen finanziellen und militärischen Mittel, die die Kriegsparteien über Jahrzehnte erhielten, begünstigten und verfestigten die fundamentalistische Auffassung des Islam umso mehr. Fundamentalismus war schließlich der Marktrenner.
Trotz einer einigermaßen demokratisch gewählten und halbwegs funktionierenden Zentralregierung herrscht weiterhin der Kriegszustand in Afghanistan und in den Köpfen einiger religiöser Akteure. Viele Menschen, insbesondere viele junge Männer und Frauen in den Großstädten, wollen dennoch zu einem normalen Leben zurückfinden. Geschäfte, wissenschaftliche Tätigkeiten, künstlerische Aktivitäten und literarisches Schaffen kehren in den Lebensalltag zurück und damit auch eine Kultur der Vielfalt. Wenn man einen Augenblick die kriegerischen Momente, die ebenfalls zum Alltag der Menschen gehören, ausblendet, spürt man in Kabul, in Herat, in Kandahar und in Mazar einen Hauch, einen sehr dünnen Hauch vom Bagdad des 10. Jahrhunderts voller Tüchtigkeit und Pluralität.

Die Ethnien in Afghanistan

Iranische Völker
Über 85 % der Menschen sprechen eine iranische Sprache als Muttersprache und gehören somit einem iranischer Volksgruppen an.

Die größte und einflussreichste Ethnie in Afghanistan sind die Paschtunen, nach denen Afghanistan auch benannt ist. Seit der Abspaltung Afghanistans vom Iran im 18. Jahrhundert prägen die Paschtunen das Land. Historisch waren sie Nomaden, heute sind jedoch die meisten Paschtunen sesshaft, sind aber in viele Stämmen eingeteilt, die bekanntesten sind die Durrani und die Ghilzai, die vor allem im Osten des Landes leben. Auch ein Großteil der Taliban-Bewegung war bzw. ist paschtunisch, weshalb sie in der Region ein schlechtes Bild haben. Deren Sprache, das Paschtu, ist jedoch nicht die häufigste Muttersprache, da mehrere Volksgruppen Persisch sprechen, dazu gehören die Tadschiken, Hazara, Aimaken und Perser.

Tadschiken und Perser machen mit etwa 27 % die zweitgrößte ethnische Gruppe aus, sprechen Persisch und sind genau wie die Paschtunen in der Regel sunnitisch, was sie von den Hazara und den iranischen Persern unterscheidet, es gibt jedoch im Norden und Westen einige schiitische Tadschiken. Der Begriff „Tadschike“ ist in Afghanistan nicht genau definiert, häufig werden alle Sunniten, die Persisch sprechen, als Tadschiken bezeichnet. Die Tadschiken machen die Mehrheit der Stadtbevölkerung aus und beherrschen die Basare. Sie teilen sich in viele Stämmen auf.

Die Hazara sprechen den persischen Dialekt Hazaragi und sind schiitisch. Sie haben eine mongolische Abstammung, man geht davon aus, dass sich mongolische Soldaten nach der Expansion im 13 Jh. in der Region niedergelassen haben und mit der schiitischen, persischen Bevölkerung vermischt haben. Aufgrund der ethnischen Herkunft, Sprache und des schiitischen Glaubens sind sie immer wieder Opfer von Diskriminierung und Gewalt, insbesondere von paschtunischer Seite. Im Bürgerkrieg wurden einige Hazara gezielt von sunnitischen Islamisten getötet. Viele Hazara sind ins Ausland geflüchtet, vor allem in den Iran, nach Pakistan und Europa. In den Zielländern werden sie ebenfalls häufig diskriminiert.

Die Aimaken stellen ebenfalls eine bedeutende persischsprachige Minderheit dar, sind sunnitisch und bezeichnen sich häufig auch als Tadschiken oder Perser. Sie sind ebenfalls in zahlreiche Stämmen aufgeteilt, die im Westen und Zentrum des Landes leben.

Die Belutschen leben im Süden des Landes, sprechen Belutschisch und sind sunnitisch. Viele sehnen sich nach einem belutschischen Nationalstaat mit den Belutschen in Pakistan und im Iran.

Weitere iranische Volksgruppen in Afghanistan sind die Kurden, die etwa 0,6 % der Bevölkerung ausmachen, sowie zahlreiche ostiranische Volksgruppen im Pamirgebirge wie die Wakhi, Sanglechi, Shughni, Ishkamini, Munji oder Tangshewi. Deren Zahlen sind rückläufig, da zu wenig getan wird, um die Sprachen und Kulturen dieser Völker zu erhalten. Einige Sprachen sind gefährdet, da die Menschen persisch oder paschtu annehmen und an ihre Nachkommen weitergeben. Mit dem Aussterben der Sprache ist in der Regel auch die Grundlage der ethnischen Kultur dieser Völker in großer Gefahr.

Die Turkvölker

Die Usbeken sind mit rund 9 % die größte turksprachige Ethnie Afghanistans und leben vor allem im Norden nahe Usbekistan. Afghanistan hat die größte usbekische Bevölkerung nach Usbekistan. Sie sind sunnitisch und in Konflikten mit den Tadschiken verbündet.

Die Turkmenen leben entlang der 
turkmenischen Grenze im Norden des Landes und machen zwischen 3 und 5 % der Bevölkerung aus. Sie sind sunnitisch. Einige Turkmenen, Usbeken, Kirgisen und Tadschiken sind in den 1920er Jahren wegen der stalinistischen Politik und der daraus folgenden Hungersnöte wegen der Zwangskollektivierung nach Afghanistan geflohen. Viele leben direkt an der Grenze zu Turkmenistan und wünschen sich einen Anschluss an Turkmenistan.

In der Provinz Wakhan leben einige 
kirgisische Nomaden, die faktisch von der Außenwelt isoliert sind. Sie sind teilweise ebenfalls Flüchtlinge des Kommunismus nach der russischen Revolution.

Auch gibt es noch zahlreiche weitere kleine turksprachige Gruppen wie die Qizilbasch, Kasachen, Türken oder Afscharen, die nur eine geringe Zahl ausmachen. Sie leben teilweise nomadisch.

Die Sadat werden in Afghanistan als ethnische Gruppe anerkannt.
Die mehrheitlich in Balch und Kundus im Norden und in Nangarhar im Osten lebenden Sayyiden sind sunnitische Muslime, aber es gibt auch einige, darunter in der Provinz Bamiyan, die dem schiitischen Islam angehören. Diese werden oft als Sadat bezeichnet, ein Wort, das traditionell „im nördlichen Hedschas -Gebiet und in Britisch-Indien gleichermaßen auf die Nachfahren von Hasan und Hussein, Söhnen von Ali und Enkeln von Mohammed, angewendet wurde“.

Die dravidischen Brahui machen 0,8 % der Bevölkerung aus und leben vor allem im Süden mit den Belutschen zusammen.

Die Nuristani leben nordwestlich von Kabul. Deren Sprachen: Kati und Ashkun sind zwar indoiranisch, aber weder iranisch noch indoarisch. Es wird behauptet sie seien die direkten Nachfahren der Griechen, die sich während des Indienfeldzugs Alexander des Großen in Nuristan niedergelassen haben. Diese These wird jedoch von verschiedenen Experten angezweifelt. Da sie lange Zeit nicht muslimisch waren, wurden sie früher als Kafiren bezeichnet.

Auch leben in Afghanistan noch zahlreiche kleine indoarische Völker, die zusammen etwa 1,5 % ausmachen. Die Paschai sind die größte Ethnie, weitere sind die: Punjabi, Sindhi, Kohistani, Gujjar und Roma. Die Indoarier, die nicht in den letzten Jahrhunderten eingewandert sind, sprechen dardische Sprachen. Die meisten Indoarier in Afghanistan sind sunnitisch, wobei es auch einige Sikhs und Hindus gibt. Urdu gilt als Lingua Franca der indischen Völker in Afghanistan.

Durch die teilweise verfeindeten Ethnien und Stämme existiert in weiten Teilen der afghanischen Bevölkerung kein Nationalgefühl. Viele Bewohner Afghanistans fühlen sich unterdrückt und möchten nicht als „Afghanen“ bezeichnet werden. Eskaliert ist die Situation, als es elektrische Personalausweise mit dem Eintrag „Nationalität: Afghane“ geben sollte. Ethnische Konflikte spielen eine wichtige Rolle im Bürgerkrieg. Durch die Spaltung des Landes und Sprachprobleme ist eine politische Entwicklung kaum möglich. Daher ist auch ein gemeinsamer Kampf gegen die Taliban schwer möglich.

Viele Volksgruppen, vor allem Hazara und Tadschiken, fühlen sich gegenüber den Paschtunen benachteiligt. Paschtunische Nationalisten versuchen, einen paschtunischen Nationalstaat auf Kosten der Minderheiten aufzubauen Ethnischer Separatismus ist entstanden. Viele Turkmenen möchten ihre Siedlungsgebiete an Turkmenistan anschließen,
Usbeken an Usbekistan. Die Hazara streben nach einem unabhängigen Hazaristan.

Fazit

Afghanistan ist entgegen der herrschenden Auffassung kein stammesorientierter Staat. Vielmehr ist der „Stamm“ nur die „politische Einheit“ eines Teils von Afghanistan und bezieht sich auf die Paschtunen. Nations- und Staatsbildung sind in den vergangenen 100 Jahren in einer Wechselbeziehung zwischen der Zentralregierung und Stämmen aus zwei wesentlichen Gründen misslungen:

a) Der Widerstand der Stämme gegenüber dem „modernen Staat“.
b) Die „ineffiziente“ Politik der Zentralregierungen gegenüber den Stämmen und die mangelnde Verbreitung des Verwaltungsapparates in den Stämmen und ländlichen Regionen.

Um die Nations- und Staatsbildung in Afghanistan zu verwirklichen, müssen alle „politischen Einheiten“ berücksichtigt und in einem weiteren Schritt die Art ihrer Beziehung zut Zentralregierung definiert werden. In der gegenwärtigen Phase, nach 2001, sind im Prozess der Nations- und Staatsbildung zwar auch andere politische Gruppierungen auf die Bühne getreten, die zu verschiedenen Ethnien gehören, d.h aber nicht das sie auch die Interessen ihrer Ethnie vertreten, da sie nicht demokratisch gewählt worden sind. Beispielsweise bedeutet die Präsenz von nicht-paschtunischen Stammesfürsten nicht zwangsläufig, dass sie ihren eigenen Stamm vertreten. Es muss deshalb in Kabul eine politische Struktur entstehen, an der sich in natürlicher Form verschiedene politische Einheiten beteiligen können.

In der jetzigen Situation ist die Macht in Form von „Kontingentierung“ unter bestimmte Personen verteilt worden, und zwar unter der Annahme, dass die jeweiligen Personen einen Stamm repräsentieren. Das führt zur Unterdrückung der politischen Dynamik in den Ethnien und dazu, dass politische Akteure einer Ethnie gezwungen sind, zur Teilnahme an politischen Entscheidungen den Führer des jeweiligen Stammes als Brücke zu nutzen. So muss z. B. eine neu unter den Uzbeken entstandene politische Einheit zu ihrer Bestand- und Beteiligungssicherung auf der politischen Landschaft von General Dostum genehmigt werden. Dostum ist seit den Neunziger Jahren der Anführer der usbekischen Miliz. Nach dem Sturz der Taliban 2001 hat er an Macht gewonnen und ist der Anführer aller Usbeken. Daher muss jeder Usbeke, der sich politisch engagieren will, die Linie Dostums einhalten.

Weiter lässt sich feststellen, dass ein moderner Staat auch moderne Strukturen verlangt. Die Loya Jirga stellt ein Parallelorgan zu anderen Institutionen wie Parlament und Senat dar und verringert deren Einfluss. Darüber hinaus verstärkt sie die Legitimation von Anführern in Stämmen und ländlichen Regionen. Dies wiederum bewirkt eine Stärkung der traditionellen Institutionen und Schwächung des staatlichen Verwaltungsapparates in diesen Regionen. Moderne Institutionen müssen in den zentralen Blickwinkel der Regierung rücken, damit durch ihre Stärkung die politische Struktur rational und effizient gestaltet werden kann.

Quellen
–  Conrad Schetter, Ethnicity and the Politics Reconstruction in Afghanistan. Bonn: Center for Development Studies (ZEF), Universität Bonn.

– Dr. Abbas Poya, Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS), School of History.

– Dr. Najibullah, Retrieved June 28, 2012, from Afghanistan’s Information Network

– Mohammad Hossein Allafi:Islamistischer Wirrwarr kontra Demokratie?  2014


– Thomas Bauer, Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams, Berlin 2011

– Thomas Barfield, Afghanistan; A Cultural and Political History. Princeton and Oxford: Princeton University / WordPress

Zur Stellung der Frau im Islam

Photo by: My stealthy freedom

Zur Stellung der Frau im Islam ( kleiner Auszug)

Um es gleich vorweg zu nehmen, ich verurteile KEINE Religion, denn auch Frauenrechte waren in der christlichen Gesellschaft und westlichen Ländern auch lange nicht da, wo sie heute sind.
Nur, leben wir im 21. Jahrhundert und man könnte sich schon mal so langsam von einem überalterten Weltbild befreien.

Photo by Iran Journal from the Facebook Page „Ex-Muslims of North America

In den islamischen Ländern beinhaltet das Familienrecht heute zahlreiche die Frauen diskriminierende Bestimmungen, da das Familienrecht auf einem hierarchischen Rollenverständnis von Mann und Frau basiert. Zwar wurden in den letzten Jahren in diversen muslimischen Ländern verschiedene Reformversuche unternommen. Doch diese wurden von konservativen Kräften oft als Angriff auf das islamische Recht und seine Werte zurückgewiesen, und so bleibt das Familienrecht bis heute Gegenstand kontroverser Debatten um kulturelle, rechtliche und religiöse Identität. Die Islamisierung in Afghanistan, Irak, Iran, Syrien oder Türkei, um nur einige der Länder zu nennen, erschwert eine Reform des Familienrechts und somit auch die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau zusätzlich.

Photo by Iran Journal from the Facebook Page „Ex-Muslims of North America

Familienrecht in islamischen Ländern

Die Ehe im Islam ist ein Vertrag zwischen Mann und Frau. Dieses Verständnis gilt eigentlich auf der ganzen Welt als Ehe; und eine Einwilligung von beiden Seiten ist grundsätzlich erforderlich.
Die Heiratsfähigkeit wird im klassisch-islamischen Recht mit der Pubertät erreicht. Allerdings gibt es verschiedene Ansichten darüber, wann dieses Alter erreicht ist. Das positive Recht kann ein höheres Alter vorsehen. Die Altersschranken vor allem für Mädchen bleiben in vielen islamischen Staaten jedoch tief und geht mitunter auf ein Alter von 10 Jahren der Mädchen aus. Auch wenn das positive Recht ein höheres Heiratsalter vorsieht, bleibt eine Ehe, die bereits zuvor nach islamischem Recht geschlossen wurde, oftmals gültig. Somit bleiben Kinderehen weiterhin möglich. Arrangierte Ehen sind in den Städten und gut florierenden Provinzen der Länder in dem der Islamische Glaube vorherrschend ist, seltener geworden, in ländlichen Gebieten jedoch immer noch oft praktiziert.
In Artikel 16 Absatz 2 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte steht: Die Ehe darf nur auf Grund der freien und vollen Willenserklärung der zukünftigen Ehegatten geschlossen werden. Zwangsverheiratung ist und bleibt eine Form von Gewalt im Namen der Ehe.
Um es gleich vorweg zu nehmen, Zwangsehen gibt es NICHT nur in de Islamischen Welt. Darauf habe ich in anderen Text auch schon öfter hingewiesen.

Das Familienrecht in islamischen Ländern stützt sich grundsätzlich auf drei Rechtsquellen; das positive Recht, das klassisch-islamische Recht und das Gewohnheitsrecht. Ähnlich anderen Rechtsbereichen wie das Strafrecht wurde das Familienrecht zwar in den letzten Jahren als positives Recht kodifiziert, enthält aber inhaltlich so viele Verweise auf das klassisch-islamische Recht wie kein anderer Rechtsbereich.
In den islamischen Ländern beinhaltet das Familienrecht noch heute zahlreiche diskriminierende Bestimmungen für Mädchen und Frauen, da das Familienrecht auf einem hierarchischen Rollenverständnis von Mann und Frau basiert.

Masih Alinejad, eine der bekanntesten Kämpferinnen für die Frauenrechte im Iran. Photo from Facebook Page

Polygamie in der Religion

Nächstes ist die Polygamie in der Religion des Islams. Ein Mann hat nach dem Koran das Recht, vier Frauen zu heiraten, wenn er fähig ist, sie gleich zu behandeln. Im Zuge der Reformierungsbemühungen haben Ägypten, im Jahr 2000, und Marokko, 2004, Einschränkungen im Familienrecht eingefügt, die zum Beispiel die Einwilligung der ersten Frau verlangen. Ausserdem muss gerichtlich überprüft werden, ob ein Mann die ökonomischen Voraussetzungen erfüllt, um eine polygame Ehe einzugehen. Fraglich bleibt dabei oftmals, ob bei der Einwilligung der ersten Ehefrau eine tatsächliche Wahlmöglichkeit im Hinblick auf die Konsequenzen besteht oder bestanden hat. In der Türkei und in Tunesien ist die Polygamie gesetzlich verboten.
Die umstrittene und viel diskutierte Sure 4:34 des Korans sieht ein Züchtigungsrecht des Ehemannes vor, das er kraft seiner Autorität gegenüber seiner Ehefrau im Falle von Ungehorssam habe. Dies verstößt schon gegen Menschenrechtsverletzungen in den Artikel 1 bis 5 der AEMR ( Allgemeine Erklärung der Menschenrechte).
Entsprechend hat die Ehefrau dem Ehemann gegenüber die Pflicht zum Gehorsam, auch dies verstößt eindeutig gegen Menschenrechte.
Die „Pflichten“ beinhaltet die Führung des Haushalts, die Kindererziehung, aber auch das Ersuchen um Erlaubnis, falls sie arbeiten oder reisen möchte. Falls der Ehemann seinen Pflichten zum Unterhalt nicht nachkommt, kann die Frau ihm ihren Gehorsam verweigern. Dies gilt auch umgekehrt: Kommt die Frau ihren Pflichten nicht nach, ist der Ehemann nicht verpflichtet, für ihren Unterhalt zu sorgen. Auch hier finden wir weiter Verstöße gegen Artikel 18, 19, 22 und 23 der AEMR.
Artikel 6 der AMER ist auch ein oft kontrover geführter Grundsatz von Menschenrechtskonvention. Je nach Land bestehen für Frauen zudem eine Bekleidungsvorschriften oder gar Vorschriften zur Geschlechtersegregation etwa im Bildungsbereich. Teilweise werden Frauen vom öffentlichen Leben bzw. von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen. In Gerichtsverfahren, so etwa bei Zeugenaussagen oder der Bemessung einer Kompensationszahlung, hat eine Frau eine deutlich geringere Position als ein Mann. Oft wiegt ihre Aussage nur halb so viel wie die des Mannes.
Weitere Vorbehalte gegenüber der UN-Frauenrechtskonvention ist
das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau ist von fast allen Staaten weltweit ratifiziert worden. Die meisten islamischen Länder haben jedoch zahlreiche Vorbehalte angebracht bzw. den Vorrang des islamischen Rechts reklamiert, so etwa das Königreich Saudi Arabien wörtlich: «In case of contradiction between any term of the Convention and the norms of islamic law, the Kingdom is not under obligation to observe the contradictory terms of the Convention.» Auch wenn die Zulässigkeit solch genereller Vorbehalte höchst umstritten ist, zeigt sich damit klar der Unwille vieler muslimischen Staaten, den Frauen Rechte einzuräumen, die über das islamische Recht hinausgehen.

Vor der islamischen Revolution von 1979 gab es im Iran keinen staatlich verordneten Kleiderzwang. Photo by Iran Journal

Die Revolution der Frauen

Seit den 1980er Jahren hat sich neben der schon existierenden säkularen feministischen Bewegung in verschiedenen islamischen Ländern eine islamische Frauenrechtsbewegung entwickelt, die versucht, durch Neuinterpretation der religiösen Quellen für eine Gleichstellung von Mann und Frau im Islam zu argumentieren. Eine andere Argumentationsstrategie greift auf ein „goldenes Zeitalter“ im Islam zurück und möchte damit frauenfeindliche Interpretationen und Praktiken als unislamisch darstellen. Dazu gab es erst vom 25. November, der Tag gegen Gewalt an Frauen, bis zum 10. Dezember, dem Tag der Internationalen Menschenrechte, in Afghanistan sehr viele Kundgebungen und Veranstaltungen. Die „Orange Days“ fanden 2019 in 70 Länder der Welt statt. Die Hauptthemen der islamischen Feministinnen beziehen sich auf rechtliche Fragen wie die Gleichstellung der Ehepartner, Zwangsehe, Kinderehe, Scheidung bzw. Verstossung, die männliche Vormundschaft einer Frau und das Sorgerecht, sowie auf Kleidervorschriften der Frau Kopftuch Hijab bzw. Gesichtsschleier Niqab. Auf Fragen zur Sexualität der Frau und insbesondere sexuellen Gehorsam, Gewalt gegen Frauen, wie das Züchtigungsrecht oder die Einbindung von Frauen in religiösen Berufen und in der Moschee, Frau als Vorbeterin, etc.

Im Iran ist es Frauen gesetzlich vorgeschrieben, aufgrund des religiösen Glaubens einen Hidschab zu tragen. Trotzdem begannen Frauen damit, sich dem zu widersetzen. Photo by Iran Journal

Der islamische Feminismus stösst wie der säkulare Feminismus in der islamischen Welt zwar manchmal auf Zustimmung, aber auch vielfach auf Ablehnung. Gerade muslimische Traditionalisten und islamische Fundamentalisten lehnen die Neuinterpretation der religiösen Quellen ab. Unter Umständen werden Vorwürfe wie Verwestlichung und Häresie, also eine verdammende Meinung, gegen islamische Feministinnen angeführt.

Naike Juchem, 28 Dezember 2019

Quellen
– Prof. Dr. Susanne Schröter
– Iran Journal, Women’s rights in Islam
– UN- Frauenrechtskonvention CEDAW 
– Laurel Zwissler, Feminism and Religion: Intersections between Western Activism, Theology and Theory. First published: 16 August 2012
– Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)

Weiterführender Link

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&cd=&ved=2ahUKEwiwoJimqKb6AhWoSvEDHSCbBs0QFnoECAYQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.igfm.de%2Ffrauen-im-iran%2F&usg=AOvVaw3s1tMyAEkRc3ROZz3zia8f

Auch ist die Seite My Stealthy Freedom zu empfehlen.

Hexenverfolgung

Hexenverfolgung in Europa ab 1450 bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts und die Gesellschaftliche Spaltung im 21. Jahrhundert

Symbolbild für eine Hexenverbrennung

Nun kann man schon bei der Überschrift die Augenbrauen hoch ziehen und sich fragen, was diese beiden Ereignisse gemeinsam haben. Nun, dies möchte ich jetzt erklären.

Beginnend möchte ich im 14. Jahrhundert mit der wohl berühmteste Hinrichtung der Geschichte: Jeanne d’Arc

Jeanne d’Arc, oder besser als Johanna von Orléans bekannt, starb mit gerade mal 19 Jahren am 30. Mai 1431 auf dem Scheiterhaufen in Rouen, Frankreich. Heute wissen wir, dass 489 Jahre später Jeanne d’Arc heilig gesprochen wurde. Ein Mob lehnte sich damals auf, weil dieser in Jeanne d’Arc eine Hexe sah. Während des Hundertjährigen Krieges verhalf Jeanne d’Arc als Kämpferin bei Orléans dem Dauphin und späteren französischen König Karl VII. zu einem Sieg über England und Burgund. Jeanne war eine unglaublich mutige Frau, die selbst sagte, sie hätte von Gott den Befehl bekommen.
Jeanne’s Mut war den Kleriker unheimlich und zudem war sie noch eine Frau – also wurde ihr ein heimtückischer Prozess gemacht, bei dem das Urteil schon von Beginn an feststand: den Tod auf dem Scheiterhaufen.

In den folgenden Jahren fand bis etwa 1750 die Hexenverfolgungen in Europa statt. Geschätzte drei Millionen Menschen – ein Zehntel, und dies überwiegend Frauen, der damaligen Bevölkerung wurden der Zauberer und Hexerei angeklagt, wobei davon circa 100.000 Menschen hingerichtete wurden.
Als Hexe wurde man schon bezeichnet, wenn man – in diesem Fall Frau, nur ein Muttermal, rötliche Haare oder sich der frühen Wissenschaft in Medizin widmete – oder einfach nicht ins Weltbild des Klerus passte.

Die Gesellschaft wie wir sie heute kennen ist dem der mittelalterlichen und neuzeitlichen Epoche nicht all zu weit entfernt. Heute sind die Hexen: Migranten, Obdachlose oder Muslime.

Hetzjagde gegen diese drei Gruppen der Gesellschaft erleben wir seit Jahrzehnten. Sei es ein bewusstes anzünden von Häuser, öffentliche Hetzjagde gegen Migranten oder am helligsten Tag Parolen wie: „Absaufen lassen“ , auf dem Marktplatz in Erfurt brüllen.

Nun komme ich wieder ins Jahr 1431 zurück.
Sie haben nun die Szenerie der Hexenverfolgungen vor Ihrem geistigen Auge.
Jetzt kommt die Psychologie ins Spiel.

Stellen Sie sich eine Gruppe von circa 20 Personen vor. Ein Moderator sagt Ihnen: „Ich werde zu jedem von euch kommen und euch zuflüstern, ob ihr eine Hexe/Hexer oder ein normaler Mensch seid. Euer Ziel ist es, die größtmögliche Gruppe zu bilden, in der keine Hexe ist. Am Ende bekommt jede Gruppe, in der sich eine Hexe befindet, Punktabzüge.“

Sie stehen also in dieser imaginären Runde und achten selbstverständlich darauf, dass keine Hexe oder Hexer in Ihre Gruppe kommt. Sie kenne nur wenige Leute aus dieser Gruppe und verbinden sich selbstverständlich mit Ihren Bekannten – wissen aber nicht was der Moderator jener Person zu geflüstert hat. Sie denken es zu wissen und halten so bewusst Ihre Gruppe klein.

Nun sollen sich jene Menschen mit Handzeichen zu erkennen geben, die eine Hexe oder Hexer sind. Wer wird sich wohl freiwillig melden? Niemand.

Was möchte ich nun damit sagen?
War irgendjemand in dem damaligen Wahn der Hexenverfolgung wirklich eine Hexe oder Hexer? Oder haben all jene, die an den Scheiterhaufen oder Guillotine standen nur das geglaubt, was man ihnen erzählt hat?“

Nun reflektieren Sie bitte, wie leicht es ist, eine Gemeinschaft zu spalten, um einen Sündenbock an den Pranger zu stellen.
Gerade im World Wide Web ist es unglaublich leicht und schnell in einer Gruppendynamik gegen andere Menschen vorzugehen, um diese zu beleidigen, mobben oder gar bedrohen. Die Geschichte zeigt, wie schnell aus virtuellem Hass realer Aktionismus wird und Menschen öffentlich gejagt, bedroht oder gar ermordet werden.
Angst, Hass und blindes nachlaufen spaltet jede Gemeinschaft und zerstört weit mehr, als es irgendjemandem nützt.

Naike Juchem, 28. Oktober 2022

Ich danke Mandy Neumann für die Grundlage zu diesem Artikel.

Die Kinder von Lidice

Kinder des Krieges

Skulpturen nach Marie Uchytilová Foto: Pixabay

„Sind so kleine Seelen
offen und ganz frei.
Darf man niemals quälen
gehn kaputt dabei.“
(Bettina Wegner)

Die Gräueltaten der NSDAP sind vielen bekannt und es gibt Millionen Fällen, wo Menschen brutal ermordet, Hingerichtete, verhungern, vergewaltigt oder vergast wurden.
Nach wissenschaftlichen Schätzungen zufolge wurden ungefähr 17 Millionen Menschen von Nationalsozialist_innen und ihren Unterstützer_innen ermordet. Diese Zahlen Basis auf Daten die das United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) veröffentlicht hat. Die Schätzungen basieren auf Kriegsberichten derjenigen, die die NS-Bevölkerungspolitik umgesetzt haben, sowie auf demographischen Studien zum Bevölkerungsverlust während des Zweiten Weltkriegs, die nach dem Krieg durchgeführt wurden. Die jüngste Schätzung zur Opferzahl der Homosexuellen beruht auf den Forschungen des deutschen Historikers Dr. Alexander Zinn, der zu dieser Opfergruppe zuletzt intensiv geforscht hat.

Ein Teil der Opfer davon wurde in Deutschland selbst ermordet, etwa in Konzentrationslagern, Gefängnissen, bei Pogromen oder in Krankenanstalten wie Bernburg, Hadamar, Hartheim und Sonnenstein. Eine besonders große Zahl an Menschen wurde in Polen und der ehemaligen Sowjetunion ermordet. Hier hatten die Deutschen Vernichtungslager errichtet, in denen unter anderem ein Großteil der jüdischen Opfer umgebracht wurden. Zudem erschossen Einsatzgruppen im rückwärtigen Heeresgebiet viele Zivilisten, die meisten davon Juden. Den Großteil der russischen Kriegsgefangenen ließ die Wehrmacht in Gefangenenlagern verhungern. In der Grafik nicht aufgeführt sind deutsche politische Gegner und Widerstandskämpfer in von den Achsenmächten besetzten Gebieten. Ihre Zahl ist laut USHMM bislang unbestimmt.

Foto: Pixabay

Die Kinder von Lidice

Lidice war bis zum Frühjahr 1942 ein Dorf, nur 22 km von Prag entfernt. 493 Menschen lebten dort in 102 Familienhäusern. Die Männer arbeiteten meistens in den Stahlwerken und Kohlebergwerken im 7 km entfernten Kladno.

Seit März 1939 war Tschechien, wie andere Regionen Europas durch das nationalsozialistische Deutschland besetzt, die Gebiete quasi zu Kolonien degradiert. Im Mai 1942 wurde in Prag ein Attentat auf den Reichsprotektor Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich, verübt. Heydrich starb am 04. Juni 1942. Am 03. Juni entdeckte die Gestapo eine Spur – ein falsch gedeuteter Liebesbrief – die nach Lidice führte. Die Nachforschungen vor Ort ergaben keine Bestätigung des Verdachts, dass die Bewohner von Lidice an dem Attentat beteiligt gewesen wären. Dennoch sollte ein Exempel statuiert werden. Am 09. Juni, am Tag der Beisetzung Heydrichs in Berlin, wurde das Schicksal Lidices in einer Führerbesprechung besiegelt:

Betrifft Ortschaft Liditz, Bezirk Kladno. Am 09.06.1942, um 19:45 Uhr, teilt SS-Gruppenführer K. H. Frank aus Berlin telefonisch mit, dass auf Grund eienr Führerbesprechung die Ortschaft Liditz folgendermaßen zu behandeln ist:

• Alle männlichen Erwachsenen sind zu erschießen.

• alle Frauen sind in ein Konzentrationslager zu überstellen.

• die Kinder sind zu sammeln und, soweit eindeutschungsfähig, an SS-Familien ins Reich zu geben. Der Rest wird einer anderen Erziehung zugeführt.

• die Ortschaft ist niederzubrennen und dem Erdboden gleich zu machen. Die Feuerwehr ist hierbei einzuschalten (…)

Nun möchte ich über ein einzigartiges Projekt der Bildhauerin Marie Uchytilová berichten.
Die Statuengruppe aus Bronze mit dem Namen „Denkmal für die Kinderopfer des Krieges“ erinnert einerseits an das tragische Schicksal der Lidicer Kinder, andererseits an alle Kinderopfer des Zweiten Weltkrieges.
Dank beträchtlicher finanzieller Spenden aus Tschechien und dem Ausland konnte die Statuengruppe aus Bronze in ihrer endgültigen Gestalt im Jahre 2000 auf dem Gelände der Gedenkstätte Lidice enthüllt werden.
Die Statuengruppe stellte Marie Uchytilová nach zwanzig Jahren fortwährender Arbeit im Frühling 1989 fertig. Die ersten drei Statuen goss sie auf eigene Kosten in Bronze. Für die weitere Umsetzung der Kindergruppe konnte sie jedoch nicht mehr fortführen, da sie am 16. November 1989 unerwartet und plötzlich verstarb.

Für die Arbeit an ihrem Lebenswerk studierte Marie Uchytilová Fotos der ermordeten Kinder. Neben der Größe und dem Alter der Kinder versuchte sie, auch ihre Wesensart festzuhalten.
82 überlebensgroße Statuen erinnern an das Schicksal der Lidicer Kinder, die im Vernichtungslager Chelmno starben, das auf dem Gebiet des damaligen Generalgouvernements lag. Nachdem die Kinder als nicht Germanisierung geeignet befunden wurden, fanden sie den Tod in Gaswagen.
Nur neun Lidicer Kindern wurde eine Chance gegeben. Sie wurden in deutsche Familien auf dem Gebiet des Dritten Reichs gegeben. Sieben Kinder unter 12 Monaten wurden in einer Krankenhauseinrichtung in Prag untergebracht.
Nur zwei der sechs Kinder, die Lidicer Frauen nach der Tragödie zur Welt brachten, überlebten das Elend des Krieges. Neugeborene, die das Licht der Welt hinter den Mauern des Konzentrationslagers Ravensbrück erblickten, wurden auf der Stelle ermordet. Nur 17 der 105 Lidicer Kinder kehrten nach dem Krieg nach Hause zurück.

Quelle: Auswärtiges Amt
Fotos: Pixabay

Eine Rose für all die Todesopfer

Ground Zero in New York

Meine Gedanken zum 11. September 2001 und was dieser Tag brachte.

Dieser Tag bleibt vielen Menschen in Erinnerung, da dieser Tag einer der schwärzesten Tage in unserer Geschichte der Neuzeit ist.
Viele Menschen sind gestorben und noch mal so viele haben ihre Angehörigen in wenigen Stunden verloren.
Es gab Telefonate aus einem Flugzeug, die schilderten, dass sie entführt werden.
Es gab Telefonate aus Büros, die die verzweifelte Lage schilderten.
Es gab Filme, die man einem Hollywood Film zuordnen könnte – aber nicht der Realität, als um 8.46 Uhr in New York City, an der Südwestspitze des Bezirks 
Downtown Manhattan, ein Flugzeug in den Nordturm (WTC 1) einschlug.
Etwa 1.300 Menschen in den Stockwerken oberhalb der Einschlagstelle war es unmöglich, zu fliehen. Das Flugzeug hatte alle Treppenhäuser und Aufzugsschächte im Nordturm durchtrennt. Schon wenige Minuten nach dem Crash stürzen sich erste Personen aus Verzweiflung in die Tiefe.
Um 9.03 Uhr flog das zweite Flugzeug im den Südturm des World Trade Center (WTC 2) und 56 Minuten stürzten Tausende Tonnen Stahl und Beton in nur 10 Sekunden ein. Zahlreiche Feuerwehrleute befanden sich zu diesem Zeitpunkt in den Treppenhäusern auf dem Weg nach oben. Über 600 Menschen im und um dieses Gebäude kamen beim diesem Einsturz ums Leben.
Am Ende haben fast 3.000 Menschen ihr Leben verloren; wofür?

Wem hat dieser Sinnlose Terroranschlag etwas genützt? Dem Islam? Einigen Verrückten, die im Namen von Allah die Ungläubigen dieser Welt bestraften wollten? Einem Land das die „Achse des Bösen“ suchte?

Was bleibt nach 9/11 ?

Schutt, Asche, Tod, Trauer und Wut – und diese nicht nur in den USA.
Die USA erklärten ihrem ehemaligen Agenten, Osama bin Laden, den Krieg.
Einen Krieg, der noch viel mehr Leid, Tod und Trauer brachte.
Die USA haben in Afghanistan als Vergeltung das hundertfache an Leid, Not, Zerstörung, Armut und Flucht gebracht, als ein Tag in New York.
7. 300 Tage habe die Menschen in Afghanistan diese Vergeltung gespürt und erleben immer noch Leid, Kummer Not und Tod.

Es gibt in Afghanistan kaum eine Familie die durch diesen Terroranschlag und die folgende Intervention der USA und ihre Alliierten Truppen keinen Vater, Mutter, Onkel, Tante oder Kind verloren haben.
Niemand spricht für diese Menschen. Niemand leutet eine Glocke. Niemand legt Rosen auf ein Grab.

Die Folgen der Intervention der USA nach dem 11. September 2001 für Afghanistan.

Bisher kamen rund 3.600 Koalitionssoldaten ums Leben, darunter 59 Soldaten der Bundeswehr und drei deutsche Polizisten. Die Vereinigten Staaten als größte Truppensteller haben mit etwa 68 Prozent der insgesamt getöteten Soldaten der Koalition die höchsten Verluste zu verzeichnen. Die Anzahl gestorbener afghanischer Soldaten und Aufständischer ist unbekannt. Offizielle Angaben zu zivilen Opfern liegen nur unvollständig vor, Schätzungen sind sehr unterschiedlich:

Professor Marc Herold, von der University of New Hampshire, schätzte im Oktober 2003, dass 3.100 bis 3.600 Zivilisten bei US-Bombardierungen und Special forces attacks ums Leben kamen.

Ende Juli 2008 haben afghanische und internationale Hilfsorganisationen erklärt, dass bis zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2008 bereits 2.500 Menschen ums Leben gekommen seien, darunter 1.000 Zivilisten, und dass für zwei Drittel der Opfer Terrorgruppen verantwortlich waren.

Im Juli 2010 veröffentlichten  „Afghan War Diary“ eine Liste von 2004 bis 2009, nach der es 24.155 Tote im Zusammenhang mit dem Krieg und Terror gab.

Im Jahr 2010 wurden laut einem von den Vereinten Nationen und der 
Afghanischen Menschenrechtskommission (AIHRC) herausgegebenen Jahresbericht 2.777 afghanische Zivilisten getötet.

Seit 2003 führten die Taliban Krieg gegen Afghanistan sowie gegen die ISAF Truppen. Dabei richteten sich ungefähr 50 Anschlägen pro Tag gezielt gegen die afghanische Zivilbevölkerung.

Im Jahr 2009 war die Taliban nach Angaben der Vereinten Nationen für über 76 Prozent der Opfer der afghanischen Zivilisten verantwortlich. Die AIHRC nannte die gezielten Anschläge der Taliban gegen die Zivilbevölkerung ein „Kriegsverbrechen“. Religiöse Führer verurteilten die Anschläge der Taliban als Verstoß gegen die islamische Ethik.

Im Jahr 2011 berechnete die 
Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA), 3.021 zivile Opfer. 77 Prozent waren Opfer von dem Terror der Taliban. 14 Prozent starben bei Operationen der NATO und der afghanischen Armee. Bei 8 Prozent war keine Zuordnung möglich. 967 Zivilisten kamen durch Sprengfallen (IED’s) von Terrorgruppen ums Leben, 450 bei Selbstmordanschlägen, 187 bei Luftangriffen und 63 bei nächtlichen Angriffen. Seitdem haben sich die Opferzahlen merklich erhöht.

– im Jahr 2009 starben 5.969 Menschen
– im Jahr 2010 kamen 7.162 Menschen ums Leben.
–  2011 lag die Zahl bei 7.842 Todesopfer.
–  2012: 7.590
–  2013: 8.638
–  2014: 10.535
–  2015: 11.034
–  2016 gibt die UNAMA die Zahl der zivilen Opfer mit 11.418 an (3.498 Todesopfer, 7.920 Verletzte)
– 2017 starben 3.442 Menschen und 7.019 wurden verletzt
– 2018 haben 3.803 Menschen ihr Leben verloren
– 2019 gab es 3.409 Todesopfer
– 2020 waren es 3.035 Tote und 5.785 Verletzte
– in den vergangenen 8 Monate haben bereits 1.659 Menschen ihr Leben verloren  – Tendenz steigend.

Bei den US-Streitkräften, dem mit Abstand größten Truppensteller in Afghanistan, gab es bis einschließlich September 2012 eine Verwundetenzahl von 17.674 Soldaten. Davon waren 12.309 Verwundete Angehörige der US Army, 4.630 Angehörige der Marines, 396 solche der Air Force und 339 solche der Navy.

2010 haben 711 Soldatinnen und Soldaten ihr Leben verloren.
2013 waren es 161 Todesopfer und 2014 noch 66.

Nach einem Quartalsbericht des Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction (SIGAR) der US-Regierung für den US-Kongress sind im Krieg in Afghanistan allein von Januar bis zum 28. August 2016 insgesamt 5.523 afghanische Soldaten getötet und 9.665 Soldaten verwundet worden. Zudem kontrollierte der Staat nur 258 von 407 Bezirken. 33  Provinzen waren zu dieser Zeit unter der  Kontrolle oder Einfluss der Taliban.

In Pakistan verloren in diesen Krieg und Terror bis Ende 2020 insgesamt 70.000 Staatsangehörige ihr Leben.
Die pakistanischen Stammesgebiete, die an Afghanistan grenzen, wurden nach  Aussagen des pakistanischen Premiers Imran Khan, verwüstet und die Hälfte der Menschen in diesen Gebieten, etwa 1,5 Millionen Pakistani, sind auf der Flucht.

Mittlerweile gibt es in Afghanistan eineinhalb Millionen Menschen Binnenflüchtlinge. Sie versuchen dem Terror, Hunger und Bomben zu entkommen. Es gibt kein Ort, der sicher ist. Durch viele Überschwemmungen und Hitzewellen haben zweieinhalb Millionen Menschen ihre Existenz verloren. Dreiviertel der Kinder bis 12 Jahre haben Mangelernährung. 46 Prozent der Erwachsene leiden unter den Folgen von Unterernährung. Das Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps und der alltägliche Terror durch Al-Qaida, IS oder Taliban haben viele Gesundheits Centren zerstört.
Arbeit gibt es seit Jahren kaum noch. Tagelöhner versuchen irgendwie ihre Familien zu ernähren. Kinder müssen für ein paar Afghanis arbeiten, damit die Familie Mehl und Öl kaufen kann.

All diese Folgen haben Menschen in  Zentalasien ein paar dumme Menschen zu verdanken, die ihren Dschihad gegen die westliche Welt führen zu wollen. Die Verlieren sind die Menschen in der muslimischen Welt.

Quellen
– Afghanischen Menschenrechtskommission (AIHRC)
– Professor Marc Herold, von der University of New Hampshire, USA
– Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction (SIGAR)
– UNAMA

Titelfoto: CNN

Foto: privat

Friedenstag

Tage im Kalender sind nur ein Datum – oft steht dieser Datum aber für etwas besonderes.
Geburt, bestandene Prüfung, Hochzeit oder Tod.
Der 1. September steht in Deutschland für den Friedenstag – dieser ist nicht mit dem UN Weltfriedenstsg am 21. September zu verwechseln.

In der ehemaligen DDR wurde am 1. September 1946 der erste „Weltfriedenstag der Jugend“ begangen.
Jahre später wurde dieser Tag zum „Tag des Friedens“. Es wurde an diesem Tag auf Veranstaltungen zum Weltfrieden aufgerufen.

Weltfrieden

Den Weltfrieden wünschen sich nur verblendete Hippies der 68er Bewegung.
Wirklich?
Jeder Mensch möchte in FRIEDEN leben, den Kriege bringen nur Leid, Tod und Zerstörung.
Aktuell gibt es auf dieser Welt 22 Kriege und 6 sogenannte bewaffnete Konflikte.
Somalia, Demokratische Republik Kongo,
Jemen, Äthiopien, Syrien, in der Sahelzone (Burkina Faso, Tschad, Mauretanien, Mali, Niger) ,Haiti, Ukraine…
Diese Kriege sind alle weit weit weg von unserem Land und schönen Leben. Wen betrifft denn schon Krieg? Es sind die „Schwarzen“, die Muslime und die… Europäer. Die Ukraine liegt geografisch in Europa. „Schwarze“ und Muslime sind die Ukrainer:innen nicht. Eventuell gibt es auch dort eine muslimische Minderheit.

Kriege sind da! Wir sehen die Bilder in den Nachrichten und sind vielleicht etwas empört. Mehr empört ist man, wenn plötzlich dieses „Gesocks“ auch noch zu uns kommt. Wir müssen unsere Grundrechte und Freiheit verteidigen! Also sind wir gegen Menschen die wegen Kriege, Verfolgung und Zerstörung fliehen. Sie können ja gerne fleihen – aber dann doch bitte nicht zu uns!
Laut UN sind im Jahr 2023 unglaubliche
110 Millionen vor Kriege, Verfolgung und Zerstörung auf der Flucht. 110 Millionen Menschen! Also kommen und können diese Zahl von Menschen NIEMALS alle zu uns kommen!
Die meisten Flüchtlinge sind Binnenflüchtlinge – soll heißen, dass diese Menschen in ihrem Land oder auch noch angrenzte Länder auf der Flucht sind.

Mit jedem neuen Mensch, der auf der Flucht ist, wird die Spirale der Armut mehr und der Bildungsstand weniger.
Wenn wir eine Welt des Frieden haben möchten, müssen wir die Armut senken und die Bildung erhöhen. Auch sollte man sich über Umweltschäden bewusst sein, denn dadurch werden auch Menschen zur Flucht gezwungen. Dieser Punkt wird in den nächsten Jahren noch rapide steigen. Da nützt es auch nichts, wenn sich einige Bildungsferne auf Straßen kleben, denn dieses Problem muss man global sehen.
Frieden sichern wäre mal eine Möglichkeit, wenn man sich vor den Werkstoren der Rüstungsindustrie festkleben würde. Dies nur mal kurz für jene, die offensichtlich zu viel Klebstoff eingeatmet haben.

Kein Mensch flieht ohne Grund! Wenn wir als moderne Gesellschaft es schaffen würdem, Frieden zu sichern, hätten wir viele Probleme weniger in unserem Land und schönen Leben.

Wir alle sind Menschen und sehnen uns nach Frieden. Die wenigen Industrieländer dieser Welt exportieren Waffen und importieren Flüchtlinge. Flüchtlinge die wir aber nicht wollen – und wenn es sein muss sogar bekämpfen. Wäre es denn nicht besser, wenn man keine Waffen liefern würde? Waffen gegen Waffen können keinen Frieden bringen.

Es wäre schön, wenn wir am nächsten 1. September ein globales Fest in Frieden feiern könnten.

Naike Juchem, 1. September 2023

Anmerkung: Diese Briefmarke habe ich eingerahmt, weil ich die Geste von Willi Brandt am 07. Dezember 1970 vor dem Ehrenmal des jüdischen Ghettos in Warschau als eine menschliche Würdigung gegen Krieg, Tod und Zerstörung halte.

Transgender Day of Visibility

Heute, am 31. März ist der internationale Tag für die Sichtbarkeit von Menschen mit einer Transidentität.

Autorin: Naike Juchem

Schichtbar oder nicht, ist kein Grund zum feiern – eher zum weinen. In einer Gesellschaft, wo Menschen mit einer Transidentität immer noch als krank und unnormal angesehen werden, und sogar verfolgt und körperliches Leid angetan wird, muss sich endlich etwas ändern.
Kein Mensch kann seine eigene Biologie selbst bestimmen. Es gibt kurz- und weitsichtige Menschen. Genauso wie es dicke, dünne, große und kleine Menschen gibt. In diesem bunten Topf an Vielfältigkeit gibt auch „andere“ Menschen. Menschen welche eine „andere“ sexuelle Orientierung haben, genauso wie eben auch Menschen mit einer Transidentität oder Intergeschlechtlicheidentität.

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“

So steht es in Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Auch der Artikel 21 des Kapitels „Gleichheit“ der Charta der Grundrechte der Europäischen Union verbietet die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Ausrichtung.

Die Diskriminierung für Menschen mit einer Transidentität fängt schon beim Staat an. Wenn man sich selbst bewusst geworden ist  eine Transidentität zu haben, muss einen nicht gerade einfachen Weg gehen. Die Transidentität muss von einem Psychologen bestätigt werden. Auch muss man für die nachfolgende Hormontherapie eine Bestätigung haben. Gleiches gilt für die Namens- und Personenstandsänderung. Die Kosten hierfür muss man natürlich selbst tragen.

Menschen mit einer Transisentität haben es zum Teil schwer in der Gesellschaft, weil es von staatlicher Seite kaum bis keine Unterstützung gibt. So bleibt vielen Menschen nur den Kontakt zu Selbsthilfegruppen oder Vereinen zu suchen, die sich diesem Thema angenommen haben.

Foto: Privat

Nun eine kleine Einordnung was Transgender oder Transsexualität ist.

Trans* , Transident, Transsexuelle, Intergeschlechtlich was tun?
Diese oder andere Begriffe sind den meisten schon einmal begegnet. Die genaue Bedeutung, und was diese geschlechtliche Identität mit sich bringt oder was diese bedeutet wissen Trans* Personen selbst am Besten. Den nur der Mensch selbst hat die Hoheit über die Definition seiner/ihrer geschlechtlichen Identität.

Alleine bei der Schreibweise kann man schon den Überblick verlieren. Mit *, mit _, mit -. Ich schreibe in diesem Artikel Transidentität, denn es wird anderen Trans* Menschen sowieso falsch sein.

In unserer Gesellschaft gibt es leider immer noch eine klare und sehr fundamentale Vorstellung von Mann und Frau. Ganz nach dem Motto „Bist du als Mädchen geboren, bist du dein Leben lang eine Frau!“
Jedoch stimmt die eigene Geschlechtsidentität, wie man sich fühlt, nicht immer mit dem biologischen Geschlecht überein. Es gibt innerhalb von Männlichkeit und Weiblichkeit sehr viel dazwischen.
Manche Menschen bezeichnen sich als „nicht-binär“, da sie sich weder in Mann noch Frau wiederfinden. Andere definieren sich als „agender“, da sie generell die Kategorisierung von Männlichkeit und Weiblichkeit als Geschlecht in Frage stellen. Wiederum gibt es andere, die sich als „gender-fluid“ bezeichnen, das bedeutet das die Geschlechtsidentität nicht festgelegt ist und sich aufgrund von Situation oder Empfinden verschieben kann. Um diese kleine Einordnung nicht in eine Enzyklopädie von hunderten an Seiten ausufern zu lassen, belasse ich es dabei. Die Welt von Menschen mit einer Transidentität ist schon schwierig genug und wird in Zeiten von “Genderwahn“ noch verstärkt.

Depressionen oder Leben

Sehr viele Menschen mit einer Transidentität trauen sich nicht an die Öffentlichkeit und leben ihre Gefühle im geheimen aus. Angst vor den Nachbarn, Angst vor der Gesellschaft, Angst vor dem Verlust der Arbeit oder der Existenz lässt diese Menschen in eine Welt abtauchen, in der sie sich selbst sein können. Dadurch kommt die Sozialevereinsammung und sehr schnell geht es in Depressionen bis hin zum Suizid.
Es gibt zum Glück in Deutschland viele Selbsthilfegruppen und Therapeuten für jene Menschen mit einer Transidentität. Nur braucht es auch den Mut diesen ersten Schritt zu gehen. Wer von selbst die Kraft für den ersten Schritt hat, steht am Anfang oft vor vielen verwunderten Blicken oder auch Fragen des Umfeld. Durch erklären, dass man bis zu diesem Zeitpunkt nur eine Rolle gespielt hat und um eben nicht in jene Depressionen hinein zu fallen, nun jener Schritt notwendig ist oder war. Nach dem Outig tritt ein völlig neues Lebensgefühl ein und ab dann fängt die eigentliche “Arbeit“ erst an.
Die Suche nach Therapeuten und Ärzten beginnt. Dies sind rechtliche Grundlagen um überhaupt mit einer Hormontherapie beginnen zu können. Menschen mit einer Transidentität müssen sich vor Krankenkassen, Therapeuten und Gutachter offenbaren um den nächsten Schritt gehen zu können. Personenstandsänderung oder auch geschlechtsangleichende Operationen dauern oft Jahre. Viele Kosten für all dies kommen dann auch noch hinzu und müssen selbst bezahlt werden.

Diskriminierung  durch Gesetze

Das deutsche Transsexuellengesetz (TSG) wurde im Jahre 1980 mit Wirkung ab 1. Januar 1981 unter dem Titel: Gesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen, verabschiedet und in den letzten Jahren auch immer wieder überarbeitet und angeglichen. Trotzdem sind in dem TSG sehr viele Defizite erkennbar.
Im August 2006 trat das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Kraft, in dem es zum Ziel ist, Diskriminierungen aus ethnischen Gründen, Gründen der Religion oder Weltanschauung, aufgrund einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern und zu beseitigen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes arbeitet nach dem „horizontalen Ansatz“, das heißt, jeder Diskriminierungsgrund ist gleich wichtig. Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetz steht: Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Soweit die Theorie. Die Praxis ist eine andere. Transgender sind der Willkür von Endokrinologen, Gutachter, Behörden und Krankenkassen ausgeliefert, obwohl es dafür die Gesetzliche Grundlagen gibt, diese aber in fast allen Fällen außer acht gelassen werden.

Viel besser sieht es in Dänemark, Malta, Irland und Norwegen aus, dort ist keine psychologische Begutachtung notwendig, wenn es um die rechtliche Anerkennung der geschlechtlichen Identität in Form von Personenstands- und Namensänderungen geht.

Foto: Privat

Heute ist jeder Transgender

„Das Aufkommen von immer mehr Transgender ist eine Neuzeitliche Mode.“
Dieser Satz ist schon völlig falsch! In der Antike wird schon über Transgender berichtet. In der Bibel steht bei Paulus an die Korinther in 5,17 oder Galater 3,28 wie auch Epheser 4,23-24 schon etwas über Transgender.
Die Kirche war mit einer der Hauptgründe, warum Menschen mit einer Transidentität verpönt, geächtet und verfolgt wurden. Die Gesellschaft hat dies aufgegriffen und weiter geführt. Menschen mit einer Transidentität werden im 21. Jahrhundert immer noch verfolgt, beleidigt, bedroht und sogar ermordet. Schätzungen zufolge wurden in den letzten 11 Jahren weltweit über 3500 Menschen mit einer Transidentität ermordet. Menschen die nicht Gewalttätig, Krank oder Verrückt sind. Die Wissenschaft geht von 1% der Weltbevölkerung aus, die eine Transidentität haben und das Verhältnis von Frau zu Mann, wie auch umgekehrt ist 1:1.

Transgender sind krank

„Transgender sind krank.“ Nein!
Nach dieser Schlussfolgerung wären Linkshänder, Kurz- oder Weitsichtige, oder gar Gehörlose krank.
Kein Mensch kann seine eigene Biologie beeinflussen. Das es zu ungleichmäßigen Geschlechtschromosomen kommt, ist eine Laune der Natur. Es gibt auch Große, Kleine, Dicke, Dünne Menschen und eben auch welche die Transidentitär sind. Es ist kein Verbrechen, keine Phase und erst recht keine Modeerscheinung.

„Trans* sein ist eine sexuelle Orientierung.“ Auch dies ist einer der Vorurteile der Gesellschaft. Es geht um Identität und nicht darum was man liebt.

„Transgener leben am Rand der Gesellschaft.“ Diese Aussage stimmt auch nicht. Menschen mit einer Transidentität leben IN der Gesellschaft, nur fallen diese Menschen nicht auf, oder wollen auch gar nicht auffallen. Transgender spielen keine Rolle wie zum Beispiel Olivia Jones – sie ist eine Travestiekünstlerin.
Transidentitäre Menschen sind in der Politik, bei der Bundeswehr, Lehrer, Selbständige Handwerker, Ingenieure, Models, bei Film und Radio. Also, ganz normale Menschen die ihren Alltag gestalten.
Vielleicht war der nette Mann am Bankschalter vorher eine Frau, oder die freundliche Bedienung im Restaurant ein Mann? Wer weiß es? Es zählt der Mensch einem gegenüber und nicht das Geschlecht.

Welche Möglichkeiten haben Menschen mit einer Transidentität?

Viele Menschen mit einer Transidentität haben bereits aus ihrer Kindheit oder Jugend Erinnerungen daran, dass sie sich nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren können. Dies kann zum Beispiel ein Mädchen sein, das nie mit „typischen“ Mädchendingen spielte oder Mädchenkleidung tragen wollte. Andere Menschen wiederum fühlen sich als etwas „Andersartiges“ oder „Falsches“, da das persönliche Empfinden von Geschlecht nicht mit dem körperlichen Empfinden übereinstimmt.
Ist das persönliche Umfeld nicht auf dieses Thema vorbereitet oder sanktioniert das Ausbrechen aus der vorgesehenen Geschlechterrolle, sprechen transidentitäre
Personen oft jahrelang nicht darüber oder schämen sich dafür. Der Mensch kann solche Gedanken und Gefühle bis zu einem gewissen Grad verdrängen. Erst wenn der Innere Druck so stark wird und es kaum noch ein zurück gibt und die Selbsterkenntnis eine Trans*Person zu sein, erfolgt dies meist über Schlüsselerlebnisse wie zum Beispiel der Kontakt mit geouteten Transgender, einem Film oder Dokumentation aus dem Fernsehen oder der Lektüre eines Buches zum Thema.
Der erste Schritt ist das innere outing, was bedeutet für sich persönlich festzustellen: „Ich bin trans*“ oder „Ich bin eine Frau, ein Mann oder definiere mich dazwischen“. Darauf folgt das äußere Outing, welches die öffentliche Mitteilung der Selbstdefinition im sozialen Umfeld, Schule oder Arbeitsplatz bedeutet sowie Veränderungen im Aussehen und/oder der Kleidung. Hierbei ist es hilfreich mit anderen Transgender ein solches Outing vorzubereiten oder Fachpersonal aus Beratungsstellen als Unterstützung einzubeziehen.

Das soziale Outen ist schließlich das „Ankommen“ und der komplette Wechsel in die gewünschte Identität. Je nachdem wie das soziale Umfeld auf das Thema reagiert oder bereits sensibel ist kann dieser Weg einfach oder auch mit kleinen Stolpersteinen verlaufen. Diese sind jedoch durch eine Vertrauensperson zu meistern und es lohnt sich diesen Weg zu gehen.
Beratungen für dieses Thema gibt es mittlerweile genügend. Queernet, dgti e.V., Bundesverband Trans*. In den ersten Gesprächen merken Betroffene schon, dass sie NICHT alleine sind und oft andere Transgender in der Nähe wohnen.

Naike Juchem, 31. März 2023

Weltfrauentag

Vor 112 Jahren wurde der erste Weltfrauentag gefeiert. Nun, ich mag mir gerade vorstellen welch ausgelassene Stimmung auf den Straßen war, als Horden von Frauen für ihre Gleichberechtigung, Rechte und Anerkennung mit bunten Transparenten und Konfetti durch die Straßen zogen. Weg vom Herd – rein in die Gesellschaft. Gleiche Rechte wie Männer, gleiche Bezahlung wie Männer und gleiches Mitspracherecht in der Gestaltung von Demokratie.

Nun, es war offensichtlich nicht so, denn sonst würde weltweit nicht immer wieder auf eben jene Punkte hingewiesen werden.
Natürlich darf man in den letzten 112 Jahren die Erfolge für Frauen nicht vergessen, aber die negativen Tatsachen auf der anderen Seite der Waagschale sind um ein vielfaches höher.
Frauen erleiden weltweit heute noch Folter.
Gängelungen, Gewalt und Vergewaltigung.  Dies sind nur drei von unzähligen Formen der Folter in China, Nordkorea, Syrien, Türkei, Iran, Afghanistan, Kongo, Ruanda, Sudan, Nigeria, Venezuela, Belarus….
Gewalt an Frauen passiert aber auch in Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande, USA…. Natürlich ist dies eine andere Form der Gewalt – aber, Gewalt bleibt es so oder so!
Der Mann nimmt sich das Recht heraus, eine Frau als sein Besitz oder Lustobjekt anzusehen. Die Macht über das „schwache“ Geschlecht auszuüben bringt Genugtuung, Befriedigung und Orgasmus. Dieses Denken der Macht geht bis weit in die Antike zurück.
Doch zurück ins 21. Jahrhundert.
Frauen sind immer noch schlechter Bezahlt als Männer. Frauen gibt man öfter keine Vollwertigen Jobs. Frauen kämpfen für ihre Karriere um ein vielfaches mehr als Männer. Eine deutsche Partei hatte vor nicht all zu langer Zeit den Rückkehr zum Herd auf ihren Wahlplakten gefordert.  Das jene Partei sich im eine längst abgeschlossene Epoche zurücksehnt ist allgemein bekannt. Das jene Partei ein nicht gerade positives Bild von Frauen hat, zeigt doch schon deren Gedanken zurück zum Herd und Familie.

Frauen leisten in alle  Kulturen und Religionen unglaubliches und es wird kaum wahrgenommen: Kinder bekommen und erziehen, Haushalt managen und noch den Beruf unterbringen. Frauen kämpfen immer noch für ihre Gleichberechtigung im Job. Frauen engagieren sich in der Gesellschaft, Kirche, Kultur und Politik. Frauen gestalten.

Frauen in der Religion

Frauen erfahren unsägliches Leid in und durch den „Glauben“ von Religionen. Natürlich wird sofort auf den Islam gezeigt. In der katholischen Kirche sind  Frauen heute noch weit von einer Gleichberechtigung entfernt.
Unter Berufung auf die kirchliche Tradition lehnen die römisch-katholische Kirche – die im Übrigen darauf verweist, dass der Priester bei der Heiligen Messe in persona Christi handele und daher männlich sein müsse und dass Frauen daher auch nicht die Homilie der Heiligen Messe halten könnten – die orthodoxe Kirche und die selbständig evangelisch-lutherische Kirche sowie die meisten evangelikalen Gemeinden die Frauenordination ab. Als wesentlicher Grund für die Ablehnung wird der fehlende Auftrag Jesu Christi genannt. Die katholische Kirche sehe sich daher und weder aus der Praxis Jesu noch aus der kirchlichen Tradition heraus ermächtigt, Frauen zum Priesteramt zuzulassen. Sie weist auch darauf hin, dass ihr der Grund, weshalb Jesus keine der Frauen, die ihm nachfolgten und dienten, zu Apostelinnen machte.

Frauen im Isalm

Vor Gott gleichberechtigt, doch der Mann erbt mehr

Männer und Frauen sind vor Gott beide gleich und deshalb auch gleichberechtigt, sagt der Koran. Darin sind sich Islamwissenschaftler einig.

Doch weil Mann und Frau sich körperlich unterscheiden und deshalb verschiedene Stärken und Schwächen haben, hat Gott ihnen laut Koran unterschiedliche Aufgaben zugeteilt. Die Rechte des einen ergeben daher nach der Lehre des Korans auch die Pflichten des anderen und umgekehrt.

Der Mann etwa ist im Islam verpflichtet, allein für den Unterhalt seiner Familie zu sorgen. Er muss sich vor Gott dafür verantworten, dass es seiner Familie gut geht. Wenn eine Frau dagegen durch ihre Arbeit eigenes Geld verdient, braucht sie davon nichts an die Familie abzugeben.

Deshalb werden Männer und Frauen bei der Erbfolge auch unterschiedlich berücksichtigt: Frauen erben nur die Hälfte des Vermögens, das einem Mann zustehen würde, weil er davon auch seine Angehörigen mitversorgen muss.

Die Frau dagegen trägt die Hauptverantwortung für das Wohl der Kinder. Gerade in den ersten Jahren ist sie die wichtigste Person im Leben ihrer Kinder.

Dass eine Mutter ihr Baby stillen soll, wenn sie dazu in der Lage ist, steht ausdrücklich im Koran – und auch, dass sie dafür bei einer Scheidung sogar eine finanzielle Entschädigung von ihrem Exmann einfordern darf (Sure 65:6).

Ein Mann darf laut Koran mehrere Frauen heiraten, muss sie dann aber sowohl finanziell als auch emotional gerecht und gleich behandeln. Frauen dürfen nicht mehrere Männer gleichzeitig haben, aber sie dürfen selbst entscheiden, wann und wen sie heiraten. Und sie haben das Recht, ihren Mann per Ehevertrag davon abzuhalten, weitere Frauen zu heiraten.

Das steht in den Überlieferungen des Propheten Mohammed. Auch eine Scheidung ist erlaubt und darf laut Sure 2:227 von beiden Seiten ausgehen.

Doch im Koran gibt es auch einige Passagen, die manchmal als Beweis der Überlegenheit von Männern gegenüber Frauen ausgelegt werden. Sure 4 spricht zum Beispiel davon, dass die Männer „über den Frauen stehen“, was viele Gelehrte so verstehen, dass die Männer über die Frauen bestimmen dürfen. Und in der gleichen Sure wird den Männern auch erlaubt, „widerspenstige Frauen“ zu ermahnen, sie im Ehebett zu meiden und auch zu schlagen.

Der Alltag von muslimischen Gläubigen wird – wie der von Christen auch – nicht nur von religiösen Texten, sondern auch von jahrhundertealten Traditionen geprägt. Deshalb unterscheiden sich Theorie und Praxis in vielen Lebensbereichen, und viele Frauen werden durch kulturelle Traditionen viel stärker in ihrem Alltagsleben eingeschränkt, als es der Koran vorsieht.

Frauen im Hinduismus

Indien ist ein Land voller Widersprüche. Indien ist Wirtschafts- und Atommacht und unterhält ein ambitioniertes Weltraumprogramm. Frauen sind im modernen Indien als Managerinnen, Ärztinnen, Ministerinnen, Diplomatinnen, Richterinnen oder Journalistinnen aktiv. Schon vier Jahrzehnte bevor in Deutschland mit Angela Merkel erstmals eine Frau als Bundeskanzlerin antrat, wurde Indira Gandhi Regierungschefin Indiens. Dies ist die eine Realität auf dem Subkontinent; doch eine andere lässt Millionen Frauen in Unterdrückung und Sklaverei verharren.
Hindu-Traditionalisten verehren Frauen zwar als dienende Gattinnen und respektieren sie in ihrer Mutterrolle, verweigern ihnen aber die Anerkennung als eigenständige Individuen. Dabei berufen sie sich auf eine Basisschrift der Hindu-Religionen, das Gesetzbuch Manus. Das Werk fußt auf mündlichen Überlieferungen, die von mehreren Autoren zwischen 200 vor und 200 nach Christus zusammengetragen wurden. Die Gebote Manus, die als Wegweiser im Dickicht religiöser, ethischer und sozialer Fragestellungen dienen, haben sich tief in die Psyche der Hindu-Gesellschaft eingebrannt.

Nach Manu ist die Frau schwach, es ist ihre „Natur, dass sie die Männer verdirbt“. Frauen sollen nicht selbständig handeln, nicht einmal in den eigenen vier Wänden. Es gilt das Vormundschaftsprinzip: Das Mädchen wird vom Vater kontrolliert, die Frau vom Gatten, die Witwe von den Söhnen. Einem Ehemann wird göttlicher Status zugesprochen: Die Frau hat den Dienst an ihm als persönlichen Gottesdienst zu verstehen – „auch dann, wenn er keine guten Eigenschaften besitzt“. Nach seinem Tod soll sie fortwährend Trauer tragen.

Religiös mündig kann eine Frau ebenfalls nicht sein, Mädchen werden deshalb von der Upanayana, einer Art Jugendweihe, ausgeschlossen. In der Kastenhierarchie wird die Frau auf der Ebene der Knechte (Sudras) eingruppiert.Die der Frau zugewiesene Rolle der Dienerin wird auch in einer anderen für die Hindu-Religiosität bedeutsamen Schrift, der Bhagavad Gita, hervorgehoben. Die Gita zeigt Wege zur Erlösung auf.

Frauen im Buddhismus

Im Buddhismus sind Frauen und Männer im Alltag oft gleich gestellt. Aber es werden ihnen sehr unterschiedliche Eigenschaften zugesprochen.
Buddhisten sind sich nicht ganz einig, wie sie zu den Rollen von Männern und Frauen stehen. Manche sind der Meinung, Männer stünden auf einem höheren Rang als Frauen. Andere halten davon nichts. Allerdings weisen viele Buddhisten Männern und Frauen unterschiedliche Eigenschaften und Fähigkeiten zu.
Frauen sind danach: weich und fürsorglich. Sie kümmern sich darum, dass alle satt werden und können sich gut auf andere Menschen einstellen und mit ihnen leiden.

Männer sind nach dem buddhistischen Glauben stark und packen gerne mit an. Sie sind hart im Verhandeln,
gleichgültig gegenüber anderen und haben weniger Selbstdisziplin.

Das religiöse Weltbild von Mann und Frau zieht sich so durch alle Weltreligionen.

Frauen und Bildung

Ein großer Unterschied zeigt sich bei der Schulbildung gerade in den islamisch geprägten Ländern.
Laut Koran hat Gott Männern und Frauen gleichermaßen befohlen, sich weiterzubilden. „Das Streben nach Wissen ist eine Pflicht für jeden Muslim, Mann oder Frau“, sagte auch der Prophet Mohammed im 7. Jahrhundert.
Aber tatsächlich bleibt vielen muslimischen Mädchen bis heute eine umfassende Schulausbildung verwehrt. Schließlich bedeutet ein längerer Schulbesuch gerade in ländlichen Gegenden oft, dass die Mädchen in eine andere Stadt ziehen müssten und damit nicht mehr in der Obhut der Familie stünden. Oft schreibt auch die Tradition vor, dass Mädchen nur von Frauen unterrichtet werden dürfen. Deshalb gehen die Mädchen in Ländern wie Afghanistan 
oder Pakistan meist nur einige Jahre zur örtlichen Schule. Danach bleiben sie wieder zu Hause, um der Mutter zu helfen und alles zu lernen, was sie für Haushaltsführung und Kindererziehung wissen müssen, bis sie mit 16 bis 20 Jahren verheiratet werden.
In Afghanistan gibt es zwar ein Gesetz, dass Mädchen erst ab 16 Jahren verheiratet weden dürfen, aber aus der Armut vieler Familien heraus, werden Mädchen bereits mit der Vollendung des 10. Lebensjahr verheiratet. Viele der Stammesältesten berufen sich bei dieser „Eheschließung“ auf Aischa bint Abi Bakr, die als dritte und jüngste der zehn Frauen des islamischen Propheten Mohammed bei jener Eheschließung 10 Jahre alt gewesen sein sollte. Diese „Eheschließung“ war um das Jahr 624 n. Chr.
Fast 1400 Jahre später gibt es nach Schätzungen der UN weltweit 650 Millionen Kinder- Zwangsehen. Auch wenn es mittlerweile einigen AktivistInnen in Malawi, Sudan, Nigeria, Mali, Afghanistan und Pakistan gibt, die erfolgreich Kinderehen annullieren und unter Strafe stellen, sind es leider nur Wassertropfen in einem Meer.

Bildung für Mädchen muss auf der Agenda für eine besser Zukunft ganz oben stehen und dafür müssen Frauen an die Macht um endlich von dem Frauenverachtenden Weltbild aller Religionen Abstand zu bekommen.
In einer Gesellschaft, die Frauen als Dienerinnen des Mannes betrachtet, Söhne verhätschelt und Töchter vernachlässigt, ist es kaum verwunderlich, dass Frauen, die es wagen, den häuslichen Schutzraum zu verlassen, als Freiwild betrachtet werden. Sexuelle Belästigung, Bedrohung und (Gruppen-)Vergewaltigung sind Mittel, um Frauen zu disziplinieren und sie aus dem öffentlichen Raum herauszuhalten. Männliche Machtpositionen sollen so gesichert werden.

Vergewaltigung als Kavaliersdelikt

Spektakuläre Fälle wie die Vergewaltigung und Ermordung einer Studentin in Indien im Jahr 2012 oder Übergriffe auf Touristinnen haben weltweit für Aufsehen gesorgt und in Indien Massenproteste ausgelöst. Vor Gericht gaben die Täter Einblicke in ein – aus westlicher Sicht – abstruses Wertesystem, das Frauen die Schuld an einer Vergewaltigung zuweist.

In Afghanistan ist es durchaus üblich, dass „Ehefrauen“ die keine guten (sexuellen) Qualitäten aufbringen,  von ihren Männern getötet werden und die Männer straffrei bleiben.

In vielen Ländern südlich der Sahara werden täglich Mädchen verschleppt um von Rebellen oder Milizen als „Stimmungsmacher“ der Männerhorden zigfach vergewaltigt und anschließend ermordet zu weden.

In Deutschland gibt es Gerichtsurteile, die nach einer Vergewaltigung der Frau freizüglichkeit vorwerfen.

Der Weltfrauentag steht am 8.März im Zeichen für all diese Gewalt gegen Frauen und es wäre zu wünschen, wenn wir den nächsten Weltfrauentag in Frieden, Gleichberechtigung und Wertschätzung feiern können.

Quellen:
– Dissertation von Manfred Hauke: Die Problematik um das Frauenpriestertum vor dem Hintergrund der Schöpfungs- und Erlösungsordnung.
– Volker Eklkofer: Frauen im Hinduismus
– Religionen-entdecken.de

Fotos:                                                           – Pinterest                               -Worldpress Media

Manege frei für den 16. Trierer Weihnachtscircus 2022

Circus ist International. Circus verbindet Kulturen und Circus ist Kultur.

Manege frei für Robin Orton aus Tschechien

Mit seiner Darbietung als Jongleur zeigt er bravourös sein Können. Es folgt Rola-Rola-Akrobatik auf Rollen und Bretter. Robin balanciert auf übereinandergestapelten Rollen auf einem Brett und steigt dabei noch durch einen Reifen.

Aus einer Rolle und Brett, werden es mehr Rollen und Bretter. Mit jeder weiteren Rolle wird es spektakulärer.

Manege frei für die mehrfach Ausgezeichnete Sheyen Caroli aus Italien

Sheyen ist Kontorsionistin – sie kann ihren Körper in scheinbar unmöglicher Art verbiegen, als ob sie keine Knochen hat.

Der Höhepunkt ihrer Darbietung ist der Schuß mit einem Bogen. Sheyen hält mit dem rechten Bein den Bogen und spannt mit dem linken Fuß die Bogensehne und schafft in dieser Körperhaltung den Pfeil in die Mitte der Zielscheibe zu schießen.

Manege frei für Mr. Jumping

Er wurde erst kürzlich auf dem 22. Internationalen Circusfestival in Warschau ausgezeichneten.

Seine Darbietung an Akrobatik und Clownerie mit und am Trapez wurde von der Fachjury mit Recht in Silber belohnt.

Manege frei für Andrei Bocancea aus Moldawien

Mit seiner Hundeshow zeigt Andrei und seine vier Hunde mit Spaß und Freude ihr Können in der Manege.

Ob rollen, springen oder aufrecht gehen, scheint für seine Hunde kein Problem zu sein.

Manege frei für Viktoria Yudina aus der Ukraine

Viktoria zeigt ihre Poleakrobatik an einer Stange in Perfektion. Poleakrobatik ist längst keine Bewegung mehr, die sich nur in entsprechenden Lokalen mit leicht bekleideten Damen findet.

Weltweite Sportveranstaltungen in diesem Genre brachte es nun auch in den Circus. Die
Bewegungselemnte von Viktoria zeigen Grazie, Körperbeherrschung und Anmut in Perfektion.


Manege frei für Fatime Horvath aus Bulgarien

Fatime präsentiert dem Publikum ihre Katzendressur. Spielerisch und mit Spaß zeigen ihre Katzen ihr Können. Auch wenn es locker aussieht, bedarf es einer langen Dressur mit viel Geduld, denn wir alle wisen, wie eigenwillige Katzen sind.

Fatime’s Katzen balancieren über Zylinder, hangeln sich unter einem Brett von links nach rechts oder springen durch Reifen.

Manege frei für Zdenek Orton Jr aus Tschechien

Zdenek führt dem Publikum seine Darbietung mit Diabolos vor. Schnell und gekonnt fliegen die Diabolos bis unter die Circuskuppel.

Manege frei für Tobias Schandel aus Österreich

Mit seiner Pony-Dressur führt Tobias dem Publikum so einige Kunststücke seiner kleinen Vierbeiner vor. Zurecht wurde er für seine Darbietungen beim internationalen Circus-Nachwuchsfestival in Monte Carlo mit dem silbernen Clown ausgezeichnet.


Manege frei für Rudi Janecek aus Tschechien

Rudi stammt aus einer Circusfamilie, die Preisträger des internationalen Circusfestival von Monte Carlo sind.
Es gibt wohl kaum jemanden auf der Welt, der schneller jonglieren kann an Rudi.

In einer atemberaubenden Geschwindigkeit drehen und fliegen seine Keulen durch die Manege. Das Auge hat kaum eine Chance diese Geschwindigkeit wahrzunehmen. Mit bis zu 7 Keulen zeigt er die Perfektion seiner Jonglage.

Manege frei für die Orton Familie aus Prag

Sie zeigen mit Bravour wie man Musik und Clownerie verbinden kann. Neben der Slapstick Clownerie gibt es auch noch den klassischen Clown.

Die Orton’s präsentieren klassisches und musikalisches Clown-Entrée, welches mittlerweile zu den Raritäten in der Circuswelt gehört.

Manege frei für Yuliia Melnyk und Roman Yastremskyi aus der Ukraine

Die beiden Strapaten-Künstler zeigen
eine Luftakrobatik welche an Anmut und perfekter Körperbeherrschung wohl kaum noch zu übertreffen sind. Jede Drehung und Akrobatik an den Strapaten ist ein Hochgenuss für das Publikum.


Text: Naike Juchem Fotos: Alexandra Westermeyer und Naike Juchem

Impressionen vom 16. Trierer Weihnachtscircus

Weihnachtsgrüße

Foto: unbekannt

Frohe Weihnachten
Joyeux Noël
Merry Christmas
Vrolijk Kerstfeest
God jul
Feliz Natal
Wesołych Świąt

Euch allen Frohe Weihnachten zu wünschen wäre etwas banal. Wir schauen in der Besinnlichen Zeit auf ein Jahr zurück, wie es turbulenter nicht sein könnte.
Die Energiekosten und Lebensmittelpreise gehen seit Monaten durch die Decke und als Grund wird der Krieg in der Ukraine genannt.
Einige Lebensmittel sind nicht mehr lieferbar und als Grund wird der Krieg in der Ukraine genannt.
Baustoffe, Autoteile oder sonstige Dinge sind kaum lieferbar oder erst nach Monaten. Grund wird der Krieg in der Ukraine genannt.

Ein Mikroskopisch keiner Virus geistert auch noch über die Welt und auch hier hören und lesen wir von Irrsinn über Unverständnis bis zu völligem Schwachsinn alles, was man sich nur vorstellen kann.
Immer noch gibt es Gut gegen Böse, Geimpft gegen Ungeimpft, Wissenschaft gegen Schwachsinn. Und wir mittendrin.

Wir erleben im Internet und der Realität einen Hass in einem Ausmaß wie dieser schlimmer nicht sein kann. Wer nicht der gleichen Meinung ist, wird als der Feind angesehen.

Das Internet verkommt mit seinen Sozialen Netzwerken zu einer Verzerrungen der Fakten und Tatsachen. Menschen mobilisierten sich um gegen eine gefühlte beschneidung ihrer Menschenrechte, um ihren Hass und Gewalt öffentlich zu zeigen.

Sogenannte Klimaaktivisten kleben sich auf Straßen fest, um so gegen einen globalen Kollaps zu demontieren. Sie zerstören Kunstwerk und beschädigen fremdes Eigentum. Wo dort ein Protest für die Klimaveränderung zu sehen ist, entzieht sich mir völlig.

Die Welt wächst in ihrer globalität weiter zusammen und entmenschlicht sich im gleichen Augenblick.
Menschen die vor Krieg, Terror, Verfolgung und Armut fliehen, werden an den Grenzen von Europa aufgehalten. Das Boot ist voll. Sorry, geht zurück.
Wohin sollen die Menschen gehen, wenn westliche Regierungen und Geheimdienste an Ausbeutung, Chaos und Rückschritt beteiligt sind?
Dies möchte man in dem heiligen Europa nicht hören und schon gar nicht wissen.

Im April 2020 sagte ich, dass wir nach Corona eine neue Zeitrechnung haben werden. Damals wurde ich ausgelacht. Wenn ich nun die aktuelle finanzielle
Situation vieler Menschen, sind wir auf dem besten Weg dorthin.

Viele Menschen in Mitteleuropa kauften was das Zeug hält. Erst war es Toilettenpapier, Mehr, Hefe und Nudeln. Es folgte ein run auf Tierfutter und Olivenöl. Eine Apokalypse wird prognostiziert und es werden Ängste geschürt. Mit der Angst kann und konnte man schon immer Geld verdienen.
Viel Menschen begreifen nicht, dass eben sie es sind, warum sich die Spirale aus Wahnsinn immer weiter dreht.

Ein turbulentes Jahr geht zu Ende und ich möchte mich bei einigen Menschen bedanken, die zu mir gestanden sind.

Ab Frühjahr wurde ich Opfer von Mobbing und erlebte eine regelrechte Hetzjagd gegen mich. Ihr alle hattete diese Anfeindungen miterlebt, und habt mich in einem ungleichen und unfairer Kampf unterstützt und gestärkt.

Im Juli lief eine beispiellose Suchaktion für Mimi an. Auch hier standen Menschen mit Herz und vor allem Verstand mir tatkräftig zur Seite.
Die Mimi Gruppe ist in den letzten drei Monaten sehr angestiegen und bin dankbar für den Austausch und die Treffen von wunderbaren Menschen. Mit Stolz kann ich sagen, dass ihr alle super tolle Menschen seid und wir eine Gesprächskultur haben, welche man in den Sozialen Netzwerken kaum findet.
Trotzdem erlebe ich immer wieder Anfeindungen, Anzeigen und Beleidigungen gegen mich. Die verrohung macht keinen Halt mehr und aus Neid, Hass und Wut schickt man mir das Veterinäramt und die Polizei. All dies habe ich recht gut weggesteckt.

Ich möchte Menschen sachlich und unterhaltsam informieren. Leider habe ich gemerkt, dass viele für diese Art der Kommunikation nicht bereit sind oder diese gar nicht mehr kennt, weil es sich nur noch um das eigene Ego gedreht wird. Was bekomme ich zurück? Anzeigen, Beleidigungen und Diskussionen die werder zielführend noch inhaltlich etwas bringen.

Ich hoffe, dass das neue Jahr besser wird.

Ich wünsche euch allen eine schöne besinnliche und friedliche Weihnachtszeit.
Bleibt gesund.

Frohe Weihnachten

Naike Juchem, 23. Dezember 2022

Die Sprache der Katzen

Foto: privat

Vier Wege, um zu erkennen, ob Ihre Katze Sie liebt – eine wissenschaftliche Studie von Dr. Emily Blackwell.

Selbst die treuesten Katzenbesitzer fragen sich irgendwann, wenn sie vielleicht mitten in der Nacht schweißgebadet aufwachen, ob ihre Katze sie wirklich liebt. Hundeliebhaber weisen gerne selbstgefällig darauf hin, dass der Hund seit jeher der beste Freund des Menschen ist.

Untersuchungen zeigen jedoch, dass der Ruf der Katze als kaltes und unnahbares Haustier unverdient ist.

Aufgrund ihrer evolutionären Abstammung sind Hauskatzen von Natur aus unabhängiger als Hunde. Die wilden Vorfahren unserer Katzen lebten nicht in sozialen Gruppen, wie es bei Hunden der Fall ist. Im Zuge der Domestizierung entwickelten Katzen jedoch die Fähigkeit, soziale Beziehungen nicht nur zu anderen Katzen, sondern auch zu Menschen aufzubauen.

Auch wenn sie sich nicht wie Hunde auf Menschen verlassen, um sich sicher zu fühlen, zeigen viele Katzen Zuneigung zu ihren Bezugspersonen und scheinen die Gesellschaft ihrer menschlichen Gefährten sehr zu schätzen. Ihre Bindung an den Menschen wird teilweise durch die Erfahrungen beeinflusst, die sie als Kätzchen im Umgang mit Menschen gemacht haben.

Katzen verhalten sich dem Menschen gegenüber genauso wie ihren katzenartigen Freunden gegenüber. Das Geheimnis, ob sich Ihre Katze an Sie gebunden fühlt, liegt also in ihrem Verhalten.

Foto: privat

1. Achten Sie auf den Geruchssinn

Die Fähigkeit, mit anderen Katzen über weite Entfernungen zu kommunizieren, wenn sie nicht mehr physisch anwesend sind, war ein Vorteil ihrer wilden Vorfahren. Unsere Hauskatzen haben sich diesen „Supersinn“ bewahrt und verlassen sich stark auf diese Form der Kommunikation.

Insbesondere nutzen Katzen den Geruchssinn, um Mitglieder ihrer sozialen Gruppe oder Familie zu identifizieren, indem sie ein gemeinsames Duftprofil erstellen. Katzen haben Duftdrüsen an den Flanken, am Kopf und um die Ohren herum und reiben ihren Kopf oft an Menschen und Gegenständen, die ihnen vertraut sind und sie beruhigen.

Reibt Ihre Katze ihren Kopf oder ihre Seite an Ihren Beinen? Das weiche Gefühl, das Sie an Ihren Waden spüren, ist ein großes Kompliment für Ihre Katze, die Sie als Freund erkennt.

Foto: privat

2. Beobachten Sie, wie sie Sie begrüßen

Eines der offensichtlichsten Anzeichen dafür, dass Ihr geliebtes Haustier Sie gern hat, ist die Art und Weise, wie Ihre Katze Sie grüßt. Wenn Katzen Mitglieder ihrer sozialen Gruppe begrüßen, zeigen sie Signale, die auf Freundschaft und den Wunsch nach Annäherung hinweisen. Diese Signale zeigen Katzen auch dem Menschen.

Ein aufrecht gehaltener Schwanz zeigt eine freundliche Absicht (das katzenartige Äquivalent zum Winken) und weist auf Vertrautheit, Vertrauen und Zuneigung hin. Manche Katzen benutzen auch einen aufrechten Schwanz in Form eines Fragezeichens, um jemanden zu begrüßen, den sie mögen, oder um zu signalisieren, dass sie spielen möchten.

Katzen verflechten manchmal ihre Schwänze als Zeichen der Freundschaft, und das menschliche Äquivalent dazu ist, dass sie ihren Schwanz um deine Wade wickeln.

Sich umzudrehen und ihren verletzlichen Unterbauch zu entblößen, ist eine weitere Geste, die zeigt, dass eine Katze Ihnen vollstes Vertrauen entgegenbringt. Katzen bevorzugen es jedoch, am Kopf und im Nackenbereich gestreichelt zu werden, so dass dies in der Regel keine Bitte um eine Bauchstreicheleinheit ist.

Versuche, den Bauch einer Katze zu streicheln, führen oft zu einem hastigen Rückzug oder sogar zu Krallen. Der Zirpen- oder Trillergruß ist ein melodiöses Geräusch, das Katzen machen, wenn sie bevorzugten Personen Hallo sagen. Wenn Ihre Katze also auf diese Weise zu Ihnen singt, können Sie sicher sein, dass sie sich freut, Sie zu sehen.

Das vertraute Gefühl, wenn Ihre Katze Ihre Kniekehlen berührt, kann auch ein Zeichen dafür sein, dass sie eine besonders enge Bindung zu Ihnen empfindet. Der Kopfstoß, die katzenhafte Version des Abklatsches, ist normalerweise den engsten Katzenfreunden und den Menschen vorbehalten, denen die Katze am meisten vertraut.

Foro: privat

3. Achten Sie auf Blinzeln

Möglicherweise signalisiert Ihre Katze ihre Zuneigung auch heimlich durch die Art, wie sie Sie ansieht. Wenn Katzen fremden Menschen oder anderen Katzen, die sie nicht kennen, begegnen, begrüßen sie sie normalerweise mit einem unbewegten Blick. Bei Katzen, zu denen sie eine gute Beziehung haben, blinzeln sie jedoch eher langsam.

Forschungen haben ergeben, dass langsames Blinzeln mit einem positiven emotionalen Zustand verbunden ist und ein Zeichen von Vertrauen, Zufriedenheit und Zuneigung sein kann, ähnlich wie ein menschliches Lächeln. Wenn Sie das Kompliment erwidern möchten, blinzeln Sie und Ihre Katze blinzelt vielleicht zurück. Dies ist eine gute Möglichkeit, eine Bindung zu Ihrer Katze aufzubauen, wenn sie nicht gerne berührt wird.

Leo liegt auf mir. Foto:privat

4. Sie kommen nah heran

Katzen schützen ihren persönlichen Raum sehr und mögen es nicht, wenn ungebetene Gäste in diesen eindringen. Wenn eine Katze Ihnen erlaubt, sich ihr zu nähern, deutet das auf eine enge Bindung hin, vor allem, wenn der Kontakt häufig oder lange andauert.

Wenn sie sich für ein Nickerchen auf Ihrem Schoß zusammenrollt, ist das ein Zeichen für tiefes Vertrauen. Das Ablecken Ihrer Hand oder Ihres Gesichts kann also ein Zeichen der Zuneigung sein, auch wenn sich diese mit Widerhaken besetzten Zungen nicht gerade sanft anfühlen.

Veröffentlicht von Dr. Emily Blackwell, University of Bristol, Großbritannien, 6. September 2022
Foto: privat
 

Happy End der Facetten

Grillabend am 16. Juli

Nun schreibe ich den letzten Bericht über die 16-tägige Odyssee meiner kleinen Mimi.

Als am 30. Juli um 19.25 Uhr Mimi an der Klippe am Breitenstein abstürzte, blieb mir für einen Augenblick das Herz stehen. Durch einen Busch, welcher einen Meter unterhalb der Klippe an einem Felsvorsprung wuchs, sah ich Mimi nicht mehr. Ein Mann, der auf der anderen Seite der Absturzstelle saß, rief mir zu, dass er Mimi sehen würde. Ich rannte zu ihm und sah Mimi im Gebüsch hängen. Ich lief wieder zurück zu der Abladestelle und rief Mimi zu, dass ich da bin. Wie sollte ich zu ihr kommen, ohne selbst abzustützen? Konnte ich es wagen den einen Meter auf den Felsvorsprung zu springen? Wie sollte ich durch das Gebüsch an Mimi kommen?
Der Mann auf der anderen Seite rief, dass Mimi abrutscht. Ich lief wieder zu ihm und sah Mimi am Felsen hängen. Was nun? Wie konnte ich zu Mimi kommen? Was sollte ich tun? Ich rief immer wieder zu Mimi, dass ich da bin. Ich hoffte, sie bleibt dort hängen, bis ich irgendwie Hilfe organisieren konnte. Um kurz nach 19.30 Uhr sah ich, wie Mimi den Kopf nach links drehte und in den Abgrund sah. Dann fiel sie den Fels herunter.

Mimi hängt an der Felswand

Gelähmt von diesem Anblick fragte ich den Mann, wie ich nach unten kommen kann. Er sagte mir, dass es von dem Plateau nach links eine Möglichkeit gäbe. Ich bat ihn mit mir zu kommen, denn ich kannte diese Gegend nicht. Der Mann ging vor und ich mit meiner Hündin Mira hinter. Da ich nur für die Aussicht zu genießen auf das Plateau ging, hatte ich Badelatschen an. Diese erwiesen sich in dem unwegsamen und steilen Gelände als nicht gerade Vorteilhaft – so ging ich über die Hälfte der Strecke zur Absturzstelle barfuß.

Unterhalb vom Breitenstein

Das Gestrüpp wurde immer dichter und wir kamen langsam voran. Der Mann wollte immer wieder aufgeben und ich drängte ihn zum weitergehen. Wir waren noch ungefähr 50 Meter von der Absturzstelle entfernt und querliegende Bäume machten den Weg immer schwieriger. Ich drängte den Mann, dass er doch bitte weiter gehen sollte. Nach weiteren 10 Metern meinte er, dass es nicht mehr weiter gehen würde, ohne selbst in Gefahr zu kommen.
Ich war verzweifelt und rief nach oben, wo ein Mann und eine Frau standen, ob sie an der kleinen Säule stehen würden. Der Mann sagte, dass diese gute 10 Meter weiter nach rechts von ihm sei.
Ich ging barfuß weiter und musste wegen Geröll und Dornen mir einen anderen Weg suchen. Nach 6 weiteren Metern rutschte ich ab und fasste nach einem Baumstamm. Dieser brach ab und ich rutsche mit den Knien einige Meter über Geröll und lose Erde nach unten. Ich wollte und musste zu Mimi. Der Mann sagte, dass es absolut keinen Sinn machen würde weiter zu gehen. Schweren Herzens musste ich die Suche nach Mimi berechnen.

Erschöpft, durstig und blutend saß ich auf der Wiese vom Breitenstein und war hilflos.
Was sollte ich nun tun? Ich kannte niemanden in der Gegend und wusste auch nicht, wie ich an Mimi kommen konnte. In meiner Verzweiflung rief ich die Polizei an und fragte nach Informationen, die mich in irgendeiner Weise unterstützen könnten.
Um 21.30 Uhr kam ein Streifenwagen vorbei und der Polizist sagte mir, dass man von der rechten Seite besser heran kommen könnte. Da es in wenigen Minuten dunkel werden würde, machte ein neuer Rettungsversuch keinen Sinn. Der Polizist gab mir den Tipp, auf einer Facebook Seite von Kirchheim einen Aufruf zu schreiben.

Mit Mira am 2. Juli unterhalb vom Breitenstein. Mira steht gerade. So schräg ist das Gelände.

Um 22.15 Uhr war ich nochmals an der Klippe vom Breitenstein und sah ein Unwetter aufziehen. Meine Gedanken waren bei Mimi und ich fühlte mich nutz- und hilflos.
In jener Nacht schüttete es vom Himmel, was an Regen nur hernieder kommen konnte. Wie geht es in diesem Moment Mimi? Hat sie einen Unterschlupf gefunden? Ist sie verletzt? Lebt sie noch?
Tausend Gedanken ließen mich nicht schlafen.
Am späten Abend schrieb ich auf jener Facebook Seite noch einen Hilfeaufruf.

Eines der vielen Suchplakate

Freitagmorgen kurz vor 5 Uhr

Es regnete immer noch in strömen und ich wartete auf den neuen Tag. Um 5.30 Uhr machte ich mich erneut auf die Suche nach Mimi. Mit zwei Spanngurten und ordentlichen Schuhen machte ich mich auf zur Absturzstelle. Es goss in strömen und war mit 14 °C recht kühl. Ich band die beiden Gurte zusammen und warf diese über die Klippe, um von unten einen Anhaltspunkt zu haben. Das eine Ende band ich der Sitzbank fest und machte mich mit meiner Hündin Mira auf den Weg.

Es war an diesem Morgen sehr diesig und ich wusste nicht, wo der Weg war, den mir der Polizei am Vorabend sagte. 15 Meter von der Sitzbank entfernt dachte ich, dass es dort runter gehen würde. Der Boden war klatschnass und ich rutsche aus. Im letzten Moment sah ich, dass dies nicht der Weg war.
Der Regen hörte nicht auf und viel heller wurde es auch nicht.
Um kurz vor 6 Uhr fand ich dann endlich den Weg, den der Polizist meinte. Im Wald war es um diese Uhr noch recht dunkel und durch den vielen Regen, war der Untergrund sehr rutschig. Meine Gedanken waren bei Mimi und ich musste irgendwie zu ihr – egal wie. Über querliegende Bäume musste ich Mira drüber heben und wenn ich einige Meter nach unten rutsche, rief ich Mira zu mir. Irgendwie mussten wir beide uns zur Absturzstelle schaffen.
Immer wieder rief ich nach Mimi und horchte auf jedes Geräusch. Durch den Regen hörte ich kaum etwas.

Irgendwann nach 7 Uhr zog Nebel auf und ich hatte keine Orientierung an der Felskante, noch im Wald. Wo war diese verfluchte Absturzstelle?
Klatschnass saß ich im Wald und rief immer wieder nach Mimi. Mein Verstand sagte mir, dass ich alleine keine Chance habe, um Mimi zu finden.

Um 8.20 Uhr war ich am Lkw und zog erstmal neue Kleidung an. Ich stelle die Heizung auf 31°C, damit mir wieder warm wurde. Via Internet suchte ich nach Hilfe. Ob nun Feuerwehr, Verbandsgemeinde, Tierrettung, Forst oder auch Tierheim.
Alles brachte mich kaum weiter und der Verzweiflung näher. Irgendwann um 9 Uhr nahm ich den Rat vom Tierheim in Kirchheim an und wählte die 112. Ich erkläre die Situation und wurde schließlich mit der Bergrettung verbunden – also nochmals alles erkläre.
Um 9.30 Uhr kam dann endlich ein Mann von der Bergrettung. Ich erklärte ihm schnell die Situation und ging mit ihm an die Absturzstelle. Der Mann war nicht gerade motiviert viel zu tun und ich der Verzweiflung nah. Es regnete immer noch und ich wusste mir keinen Rat mehr. Der Mann von der Bergrettung sagte zu mir, dass es zu gefährlich sei, die Klippe herunter zu kommen und wenn, dann erst am Samstag – eventuell, und dann würde mich der Einsatz 1000 € kosten. Mit der Aussage, dass der Abgrund hier am tiefsten sei und die Katze sowieso tot sei, fuhr er unverrichtieter Dinge weg und ich war alleine mit meinen Sorgen. Mein Chef wusste von diesem Unfall schon seit dem Vorabend und er sagte, ich soll noch vor Ort bleiben. Was sollte ich bei Regen und alleine viel ausrichten?
Völlig verzweifelt fuhr ich um 11 Uhr vom Breitenstein nach Plochingen zum laden.

Auf den 350 Kilometer bis nach Hause konnte ich mich kaum auf den Verkehr konzentrieren. All meine Gedanken waren bei Mimi und was ich tun könnte. Am Nachmittag rief ich meine Nachbarin an und erzählte ihr von dem Unfall. Sie meinte, ich soll erstmal nach Hause kommen.

Gegen 16 Uhr war ich zu Hause im Hunsrück und erzählte meiner Nachbarin nochmals von dem Unfall. Sie sagte, dass wir morgen nach Mimi suchen werden.
Ich packte alles zusammen, was ich für meine Sicherheit bei einem erneuten Rettungsversuch brauchte. Ich druckte Suchplakat aus und war für den Samstag gerüstet.

Mimi am 28. Juni in Manheim

Erneut eine Nacht ohne Schlaf

Am Samstag, den 2. Juli ging mein Wecker um 4 Uhr an. Ich hatte vor Sorge um Mimi kaum geschlafen. Um kurz nach 5 Uhr fuhr meine 76-jährige Nachbarin und ich zuerst die 60 Kilometer in meine Firma, um die Suchplakate zu laminieren.
Auf dem Weg zum Breitenstein war ich auf alles gefasst. Ich brauchte eine Bestätigung, ob Mimi lebt oder tot ist.

Um 9.30 Uhr kamen wir auf dem Breitenstein an und befestige nochmals zwei Spanngurte an der Sitzbank. Mit Wanderschuhe, Skistöcke und Helm, Beil, Rosenschere, Beil und den Rucksack voll mit Wasser, Tragetasche für Mimi und noch so einiges mehr, machte ich mich mit Mira erneut auf den Weg, um nach Mimi zu suchen. Ich kam mit den Skistöcken erheblich schneller voran und rief immer wieder nach Mimi.
Endlich sah ich mein Zeichen von oberhalb der Klippe und suchte das Gebiet nach Mimi ab. Ich schaffte mich und meinen Hund über querliegende Bäume und schnitt Büsche und kleinere Sträucher ab.

In meiner persönlichen Schutzausrüstung war es unangenehm warm und die vielen Hindernisse durch Glassplitter, Bäume und Geröll machten mir ein vorankommen immer schwieriger. Immer wieder rief und suchte ich nach Mimi. Durch die vielen Glassplitter musste ich noch auf meinen Hund aufpassen. Wir beide kämpften uns immer weiter zur Absturzstelle und ich schaffte sogar den Weg gute 2 Meter über die Absturzstelle. Ich schicke dem Mann von der Bergrettung via zwei Fotos vor Ort. Ich schaffte dies alles ohne Bergrettung, abseilen und 1000 € – dies alles noch mit meinem Hund.

Mein Zeichen für die Absturzstelle

Jeden Quadratmeter unterhalb der Absturzstelle suchte ich nach Mimi ab.
Fast 6 Stunden war ich im Wald und sah bei jedem Schatten und Baumstumpf Mimi. Jedes Geräusch versuchte ich einzuordnen. Höre ich 20 Meter links von mir Mimi? Ich suchte das Gebiet hoch zur Felswand und in den Wald hinunter ab. Weiter nach links komnte Mimi wohl kaum sein; oder doch? Also suchte ich weiter bis ich die Stelle sah, an der ich am Donnerstag war.
Ich entscheid mich für den Rückweg, denn alleine war es unmöglich Mimi in einem so großen Gebiet zu finden.
Mira führte mich den Weg zurück. Ohne sie hätte ich mich verlaufen. Immer wieder setzte ich mich hin und rief und suchte nach Mimi.
Ich suchte die Felswand ab, wo Mimi sein könnte. Wo waren geeinigte Versteckte für sie. Ich musste weiter hoch zur Felswand. Je höher ich ging, umso steiler und lockerer wurde der Boden. Oft rutsche ich aus und fand mich 6 Meter weiter unten nach halt suchend wieder.

Nach 6 Stunden machte es wenig Sinn, alleine weiter zu suchen und so schafften Mira und ich uns zum Anfangspunkt zurück. Erst jetzt sah ich den Wanderweg durch den Wald.
In meiner Verzweiflung hing ich auf dem Wanderweg und auf dem Plateau noch Suchplakat für Mimi auf. Was hätte ich sonst noch tun sollen?
In Bissingen hing ich noch zwei Suchplakat auf und gab eines in der Bäckerei ab.
Ohne eine Spur von Mimi zu haben, fuhr ich mit meiner Nachbarin die 350 Kilometer zurück in den Hunsrück. Meine und unsere Gedanken waren bei Mimi. Mein Chef sagte mir zu, dass er mich für die kommende Woche so einplanen würde, dass ich nochmals zum Breitenstein fahren könnte.

Enttäuscht, niedergeschlagen und verzweifelt kamen wir am Samstag um 21 Uhr zu Hause an.

Sonntag, den 3. Juli

Der Morgen begann so, wie der Abend endete – mit Sorgen und Gedanken an Mimi. Ich war nun 350 Kilometer von ihr entfernt und wusste nicht mehr was ich noch tun sollte oder konnte.
Am Nachmittag fing auf Facebook entlich mein Hilfeaufruf an zu laufen und ich wurde von ein paar User in Tier-Gruppen in und um Kirchheim eingeladen. Durch die vielen Reaktionen musste ich viel zu dem Unfall schreiben und erklären. Gegen Mitternacht bekam ich eine WhatsApp von einem Mann, der mir sehr engagiert vorkam. Ich rief ihn an und er sagte mir, wen er wo kennt und etwas organisieren würde. Es fing endlich an sich etwas zu tun.

Mira und Mimi im Lkw

Montag, 4. Juli

Nach nur eineinhalb Stunden schlaf stand ich auf und musste zur Arbeit. Meine Gedanken an dem frühen Morgen drehten sich nur um Mimi. Ihr Platz im Lkw war leer und mir tat es jedesmal einen Stich ins Herz, wenn ich mich in der Fahrerkabine umschaute.
Via Facebook, Messenger und WhatsApp bekam ich an dem Vormittag mitgeteilt, was wer vor Ort unternehmen würde, um Mimi zu finden. Es waren kleine Hoffnungsschimmer. Natürlich gab es auch jene, die alles irgendwie besser konnten. Von jenen Besserwisser war aber nie einer vor Ort gewesen.
Mir wurden Tipps von Spürhunde gegeben und ich rief jene an, die ich am Freitag oder Samstag entweder schon angerufen hatte oder mir bis dato unbekannt waren. In dem durcheinander von Tipps, Ratschläge und versuche vor Ort Mimi zu finden, wusste ich gar nicht mehr, wen ich schon angerufen hatte. Jedenfalls liefen all diese Tipps und Ratschläge von den Usern ins leere.

Das war Mimi beim Versuch sie einzufangen

Ein Lebenszeichen von Mimi

Via Facebook informierte ich in einigen Gruppen über den Stand der Suchaktion. Ich konnte nur jene Informationen schreiben oder weitergeben, die ich hatte. Einige User meinten mir dumme und Sinnfreie Kommentare oder Nachrichten schreiben zu müssen. Ich war nicht vor Ort und wurde für jene Suchaktion verantwortlich gemacht. Das solche dummen Meinungen für meine aktuelle Situation nicht gerade förmlich waren versteht sich von selbst.
Um 16.45 Uhr bekam ich einen anruf, dass ein Mann mit seinem Hund Mimi in 10 Meter Entfernung sehen würde. Es gab ein Lebenszeichen von ihr. Ich war überglücklich und rief eine Frau an, von der ich wusste, dass sie in Ochsenwang wohnt und bei der Suche dabei war. Was an diesem Abend passiert wusste ich nicht. Ich dachte Mimi sei in Sicherheit. Erst nach 22 Uhr wurde mir mitgeteilt, dass Mimi nicht eingefangen werden konnte. Für mich brach eine Welt zusammen.

Mittwoch, 6. Juli war ich wieder vor Ort

Mittwoch, 6. Juli

An diesem Tag lief irgendwie alles aus dem Ruder. Ich hatte endlich Leute, die vor Ort sein könnten und mir wurde nahegelegt, dass niemand nach Mimi suchen sollte. Viele gut gemeinte Tipps und Ratschläge wurden mir wieder vorgetragen. Ich sagte oder schreib immer, dass Mimi eine Wildkatze ist und sie einen völlig anderen Charakter als eine Hauskatze hat. Offensichtlich wussten andere besser über meine Katze bescheid als ich.
Gegen 18 Uhr war ich endlich vor Ort und ich traf auf dem Parkplatz Tanja und Daniel, die sich an der Suche nach Mimi bereits seit Montag beteiligt hatten. Beide hatten sich zurückgezogen, weil es ja hieß, niemand sollte nach Mimi suchen.
Von der Frau aus Ochsenwang wurde mir die Fundstelle von Mimi gezeigt und was sie nun an Maßnahmen ergreifen würde. Ich stimmte diesen alle zu, weil es nur und ausschließlich um Mimi ging – auch wenn ihre Maßnahmen sich für mich als völliger Schwachsinn darstellte. Vereinbarung von sogenannten K-9 Suchgruppen wurden nicht eingehalten. Es gab für mich mal wieder einen Rückschag und musste neudenken.
Ich sattelte die Zugmaschine ab und fuhr an die Fundstelle, damit Mimi das Motorengeräusch vom Lkw hörte. Bis weit nach Mitternacht ließ ich immer wieder den Motor laufen, in der Hoffnung Mimi würde aus dem Wald kommen.

Plötzlich wurden gegen Nachmittag via Facebook plötzlich Lügen über mich geschrieben. Ich war die zwei vorherigen Tage nicht vor Ort und hatte keinen Einfluss auf das was am Breitenstein unternommen wurde. In all meiner Hoffnung und Verzweiflung musste ich dann noch vieles klarstellen. Ich hatte ja auch sonst keine anderen Probleme, als jenem dummgeschwätz entgegen zu wirken.

Irgendwann gegen 1 Uhr versuchte ich etwas zu schlafen. Ich hatte die Fenstern am Auto offen und hörte jedes Geräusch im Wald. Um kurz vor 2 Uhr schlief ich völlig übermüdet ein.

Mit Mira auf der Suche nach Mimi

Donnerstag, 7. Juli

Um 5 Uhr war ich schon wieder wach und war eine halbe Stunde später im Wald. Ich ging wieder den Weg bis zur Absturzstelle und suchte nach Mimi. Bei jedem Geräusch, Schatten oder Bewegung sah ich Mimi. Ich rief nach ihr und war nach eineinhalb Stunden sehr verzweifelt.
Wo konnte Mimi sein? Ich weiß, dass Mimi nicht all zu weit läuft und suchte den Bereich der Fundstelle ab – leider ohne Erfolg. Enttäuscht, verkalt und niedergeschlagen saß ich im Wald. Was konnte ich nun tun? Wo sollte ich suchen? Mit wem sollte ich suchen?

Tatjana war die erste vom Team

Eine Frau mit einer Katzentasche als Rucksack kam den Wald hoch. Dies musste jene Frau sein, von der ich wusste, dass sie seit Montag bei der Suche aktiv dabei war.
An der Klippe am Breitenstein lernte ich Tatjana kennen. Sie machte einen sehr ruhigen Eindruck und ich sah eine neue Hoffnung, dass wir Mimi finden würden.
Bei der Suche nach Mimi verging die Zeit und ich musste irgendwann auch losfahren. Ich hatte noch eine Tour von Plochingen nach Köln und vom Rheinland zurück nach Allmendingen.
Schweren Herzens musste ich um 11 Uhr die Suche nach Mimi abbrechen, wenn ich am Freitag wieder vor Ort sein wollte.

Die Aussicht vom Breitenstein

Freitag, 8. Juli

Um 18.20 Uhr war ich endlich wieder vor Ort. Ich lernte dann auch eine Frau kennen, die sich als Profi bei der Suche nach vermissten ausgab. Die Frau war mir mit ihren Ratschläge und Charakter sehr unsympathisch. Ich schluckte oft meine Gedanken runter, denn ich war auf deren Hilfe angewiesen.
Gegen 19 Uhr kam Tatjana auf den Parkplatz vom Breitenstein und jene Profi-Such-Frau zeigte mal wieder ihren Charakter. Ohne ein Wort der Verabschiedung fuhr sie weg. Von all den vielen Helfer am Montag und Dienstag blieb Tatjana übrig.
Ich merkte an diesem Abend, dass irgendetwas im Hintergrund lief, was ich noch nicht richtig einordnen konnte. Wie drei der verbleibenden Personen gegen mich ausgespielt wurde, habe ich schon geschrieben.

Das SAR-Mimi Team formiert sich

Samstag, 9. Juli und Sonntag 10. Juli

Da ich nun vor Ort war, konnte ich nun vieles besser organisieren und plötzlich lief die Suchaktion rund. Mich schrieben Menschen persönlich via Messenger an und boten mir ihre hilfe an. Wildkameras wurden besorgt und eine handvoll Menschen machten sich sachlich und ruhig Gedanken, wie wir Mimi finden können.
An diesen beiden Tagen fanden Menschen zu einem Team zusammen, mit denen ein Erfolg nach dem verbleib von Mimi garantiert war. Diese Menschen gaben mir Hoffnung, Unterstützung und Zuversicht.

Kadda druckte Suchplakat aus, besorgte eine Wärmebildkamera und noch eine Wildkamera. Plötzlich hatte ich mehr Kameras, als jene Profi-Such-Frau hatte. Zum krönenden Abschluss ließ jene Profi-Such-Frau ohne mein Wissen ihre drei Kameras abbauen. Mal wieder wurde ich von Menschen enttäuscht, denen ich vertraute.
Am Sonntag machten sich einige aus dem Team auf den Weg, um in Ochsenwang und Bissingen Suchplakat aufzuhängen.

Montag, 11 Juli

Am Vorabend wurde im Team jeder Gedanken und Hinweis besprochen und am Montag durchgeführt. Selbst eine wenig Aussagekräftige Mail von einer Tier-Kommunikations Frau wurde bis zur Ruine Hahenkamm nachgegangen. Mit Kadda und Tatjana durchkämmten wir den Wald unterhalb der Steige zum Breitenstein.
Auf der Ruine Hahenkamm war keine Spur von Mimi.

Auf einem Bauernhof bei Ochsenwang

Um 12.51 Uhr meldet sich eine Frau von einem Bauernhof außerhalb von Ochsenwang. Sie las das Suchplakat und meinte, dass Mimi eventuell bei ihr im Stall sei. Mit dieser Information wuchs neue Hoffnung in mir. Wir drei sofort zu einem der Parkplätze und auf direkten Weg zu dem Bauernhof.
In dem großen Stall aus Heu- und Stohballen war eine Suche nach Mimi schier unmöglich. Also zurück an den Lkw und die Kameras holen. Ich installierte zwei Kameras und stelle Mimis Transporttasche und ein T-Shirt von mir in den Stall.

Tami beim installieren der Wildkamera

Dienstag, 12. Juli

In dieser Nacht schlief ich wieder sehr schlecht und wenig. Sollte Mimi wirklich auf diesem Bauernhof sein?
Die Auswertung der Kameras war ernüchternd, denn die Kameras mussten über verschiedene Parameter eingestellt werden. Dies wussten wir bis dato nicht. Also nochmals einen Tag verloren.
Niedergeschlagen suchten wir an diesem Tag mit Tami, Kadda, Svenja und Tatjana im Wald weiter nach Mimi. Spuren mit einem Handtuch von mir wurden gezogen. Spuren zu Futterstellen mit Thunfischwasser wurden von unterhalb der Klippe bis zum Waldrand gezogen. Auch wurde in und um Ochsenwang nach Mimi gesucht. Bis zu 19 Stunden war ich auf den Beinen.

Wärmebildkamera von der Feuerwehr

Mittwoch, 13. Juli

In der Hoffnung Mimi auf dem Bauernhof zu finden, fuhr ich mit Tami zu dem Hof. Die Auswertung der Kameras war auf dem kleinen Bildschirm sehr schwierig.
Katja brachte ihren Laptop mit und so konnten wir die Fotos besser sehen. Mimi war nicht auf den Fotos. Wieder mal eine Enttäuschung für mich.
Im Team wurde wieder besprochen, was wir noch machen und versuchen können, um Mimi endlich zu finden. Meine Gedanken drehten sich ständig um Mimi. Sie hatte bereits seit 13 Tagen ihre Medikamente gegen ihre Epilepsie nicht bekommen.

Am Nachmittag richteten wir eine Futterstelle mit Mimis Teppich in einem geschützten Teil von einem Garten ein, denn Mira hatte dort seit gestern eine Spur gewittert. Vielleicht war Mimi tatsächlich in diesem Bereich.

Svenja, Mira und ich auf dem Weg nach Bissingen.

Am späten Nachmittag rief ein Mann aus Bissingen an, der sagte, dass in seinem Garten seit ein paar Tagen eine Katze wäre, die Mimi ähnlich sehen würde. Eine neue Spur? Ist es Mimi? Konnte sie soweit weg sein? Hoffnung kam in mir hoch.
Mit Svenja und Mira fuhr ich sofort zu der angegebenen Adresse. Von der Umgebung konnte es für Mimi passen. Also installierte ich eine Kamera unter einem Spielhaus für Kinder und stellte auf Mimis Teppich eine Schale Futter.
Gegen Abend waren Tatjana, Sarah und ich noch durch Ochsenwang gegangen, in der Hoffnung Mimi zu finden.
Über Flurwege gingen wir zurück und suchten in den Gebüsche nach Mimi.
Mit Sarah saß ich an der Klippe und schauten dem Sonnenuntergang entgegen. Ein Mädchen kam mit einem Fahrrad angefahren und schaute sich eines der Suchplakat von Mimi an. Ich fragte, ob es die Katze gesehen hätte. Sie nicht, aber zwei Freunde von ihr. Sarah und ich sprangen sofort auf, um die beiden Jungs zu suchen. Am Lkw fanden wir die beiden Jungs. Sie hatten eine Nachricht geschrieben, dass eine Katze am Orteingang angefahren wurde. Der eine Junge hatte sogar noch ein Foto von der Katze gemacht. Da das Fotos sehr weit aufgenommen wurde, konnten wir die Katze nicht richtig erkennen. Sarah und ich sofort ins Auto, um an die Stelle zu fahren. Wir sahen das Blut auf der Straße und mir stockte der Atem. Ich rannte der Wegbeschreibung der Jungs nach. Irgendwo musste die Katze sein.
Mira spürte sie unter Eternitplatten auf. Ich sah von der Katze sehr wenig. Von der Farbe war es definitiv nicht Mimi. Nur war es diese verletzte Katze oder doch eine andere?
Irgendwie schaffte ich die Katze aus ihrem Versteck zu ziehen und sah in diesem Moment keine äußerlichen Verletzungen. Die Katze wehrt sich und mir kamen die Fotos von dem Mann in den Sinn, den Mimi arg zugerichtet hatte. Ich ließ die Katze los und sah, dass sie an dem linken Hinterbein humpelte. Im Geräteschuppen war ich auf der Suche nach der Katze, die offensichtlich Hilfe brauchte. Es dauerte nicht lange, als der Landwirt mit seinem Sohn auf den Hof stürmten und mich beschimpfte. Alles reden nach der Suche einer verletzten Katze lief bei den beiden ins leere.
Der Landwirt schickte mir sogar am nächsten Morgen die Polizei.

Jedem Hinweis sind wir nachgegangen

Donnerstag, 14. Juli

Die Auswertung der Kamera war ernüchternd – es war nicht Mimi. Was konnte ich nun noch tun?
Geo-Punkte via Google Maps wurden ausgerechnet und wir besprachen im Team, was wir noch machen könnten oder wo wir nochmals nach Mimi suchen sollten.
Also alles wieder von vorne denken. Seit zwei Tagen dachten wir auch schon kriminalistisch, denn das Verhalten von zwei Personen war doch sehr fragwürdig.
Gegen Mittag sprach ich mit meinem Chef und sagte ihm, dass ich ab Montag wieder im Einsatz wäre. Wo sollte ich denn noch nach Mimi suchen und vor allem wie lange? Es tat mit im Herz weh, wenn ich nur an den Montag dachte.

Freitag, 15. Juli

Um 5.30 Uhr saß ich mit meiner Hündin auf einer Wiese in der Nähe der Futterstelle und hoffte auf Mimi. 150 Meter von mir entfernt sah ich eine Katze über das Feld laufen. Sollte es wirklich Mimi sein? Ich schickte Mira los. Die Katze lief vor dem Hund weg und ich rief Mira zurück, denn Mimi läuft vor keinem Hund weg. Was wenn doch? Ich wusste nicht, in welchem Zusand Mimi ist; oder hat sie irgendein Traumata? Also ich der Kaze nach, denn es könnte vielleicht Mimi sein. An einem Haus am Ortsrand verlor ich die Spur von der Katze. Ich redetet mir ein, dass Mimi nicht auf die Heuballen springen kann und sie es somit auch nicht sein konnte – oder doch?

Am frühen Morgen fuhr ich mit dem Lkw vom Breitenstein nach Plochingen zum laden. Es war ein scheißgefühl zu wissen, dass ich wahrscheinlich am Montag ohne Mimi wegfahren muss. Mir kamen die Tränen, als ich die Steige herunter fuhr.

Nach dem laden in Plochingen fuhr ich nach Dettingen und kaufte im REWE noch etwas ein. Ich bekam einen Anruf von einem Jagdpächter. Er hätte heute morgen eine tote Katze auf der Steige abgeholt. Mein Herz setzte für einen Augenblick aus. Auf den 7 Minuten von Dettingen nach Bissingen waren ein Alptraum für mich.

An der angegebenen Adresse in Bissingen wurde mir eine Katze in einer Plastikwanne gezeigt, die nicht Mimi war. Ich war erleichtert und trotzdem über den Tod von einer Katze traurig.
Wo verdammt nochmal ist Mimi?

Am Nachmittag sind wir zu dritt nach Ochsenwang und hatten Suchplakat in der Nachbarschaft verteilt, wo wir Mimi vermuteten. Wir sprachen mit den Leuten, dass sie doch bitte die Augen offen halten sollten.
Wir drei suchten noch eine andere Futterstelle für Mimi, denn wir vermuteten sie in dem Bereich vom Friedhof.

Nach 16 Tagen das erste Foto von Mimi

Happy End am 16. Juli um 6.30 Uhr

Seit 5.30 Uhr war ich wach und überlege, was ich am frühen Morgen noch tun könnte. In 46 Stunden werde ich arbeiten fahren und von Mimi gab es immer noch keine neue Spur.
Was haben wir übersehen? Wo sollten wir suchen und uns auf welches Gebiet konzentrieren? Alle Anstrengungen von uns waren demotivierend, denn es gab keine Erfolge.
Ich überlege, ob ich die Kameras an der eingerichteten Futterstelle überprüfen sollte. Was, wenn auch dort Mimi nicht gesichtet ist?
In meiner Verzweiflung ging ich die Geo-Punkte durch, die in Betracht kommen könnten. Noch war es kühl am Morgen und ich hätte eine bessere Chance Mimi irgendwo anzutreffen.

Nach 16 Tagen ist Mimi völlig erschöpft in ihrer Sicherheit eingeschlafen

Um kurz nach 6.30 Uhr hörte ich, wie eine Frau nach mir rief. Beim dritten rufen sagte sie: „Naike, ich hab deine Katze.“ Mir bleib das Herz stehen. Konnte dies wahr sein?
Ich ging im schnellen Schritt auf die Frau zu und sie wiederholte ihren letzten Satz. Mein Hirn stand auf Null. Nach so vielen Enttäuschungen in den letzten Tagen, was ich auf alles gefasst.
Ich ging auf die Fahrerseite von dem Auto und sah eine Katze auf dem Beifahrersitz auf einer Decke sitzen, die Trockenfutter aß. Es war Mimi! Mir kamen die Tränen und ich dachte, dies kann doch alles nicht wahr sein.
Ich ging auf die Beifahrerseite und öffnete die Tür. „Mimi, ich bin da“ , sagte ich und Mimi sah mich mit ihren großen Augen an. Mit ihrer typischen Schwanzbewegung begrüßte sie mich. Mir liefen immer noch die Tränen über die Wangen, als ich Mimi fest an mich drückte und sie ihre Stirn gegen mein rieb. Sofor setze ich sie in die Fahrerkabine und gab ihr Nassfutter. Der erste Eindruck war, dass sie äußerlich keine Verletzungen hatte und lediglich sehr dünn war. Sie trank auch sofort Wasser.
Mimi hatte sehr viel durst und gleich kam die Angst, ob sie bei ihrer 16-tägigen Odyssee keinen Nierenschaden erlitten hatte.

Ich schickte das erste Foto von Mimi um 6.37 Uhr in unsere WhatsApp Gruppe. Das Team sollte wissen, dass Mimi endlich wieder zuhause war.
Tatjana war die erste, die auf den Breitenstein gerast kam. Tami rief an und konnte es auch nicht glauben. Sie kam kurze Zeit später auf den Breitenstein. Nach und nach trafen alle vom SAR (Search and rescue) Mimi Team ein, um Mimi zu begrüßen oder uns heulend in die Arme fallen.

In den nachfolgenden Stunden fiel von mir ein unglaublicher Druck ab. Nun endlich konnte ich am Montag beruhigt arbeiten fahren.

Der Doktor und das liebe Vieh

Zum Stand der neuen Gebührenverordnung bei Tierärzte, welche seit November 2020 in Kraft getreten ist.

Autorin Naike Juchem

Wer Haustier besitzt, weiß, dass mitunter ein Tierarzt Besuch in der Praxis oder vor Ort nicht immer billig ist. Seit November 2022 wurden die Preise für tierärztliche Leistungen bis das dreifache erhöht. Grund dafür ist die neue Tierärztegebührenordnung von der Bundesregierung. Diese Verordnung regelt, wie viel Geld Tierärzte für ihre Leistungen berechnen dürfen. Seit 23 Jahren hat sich an der Gebührenverordnung für Tierärzte nicht geändert. Dieses Jahr hat der Bundesrat einer Neufassung jener Verordnung zugestimmt. Die Erhöhung sei nach Angaben von dem Deutschen Tierärzte Verband auf die zum einen wirtschaftlichen Gegebenheiten und zum anderen auf neuere Untersuchungsverfahren in der Tiermedizin zurück zu führen. Auch, so nach den Worten des Bundesverband der Tierärzte, soll mit der neuen Verordnung ein Anreiz für die Attraktivität des Berufs und letztlich der Fortbestand vieler Praxen gesichert werden.

Ein einfaches Beispiel an Hundebesitzer zeigt, dass die Kosten bei einer normalen Beratung von 13,47 € (Stand 2020) auf 23,62 € angestiegen sind.
Wenn Katzenhalter früher (Stand 2020) 8,98€ für eine Beratung bezahlt haben, steigt diese nun auf den gleichen Betrag wie Hunde – also 23,62 €

Nun haben sehr viele Menschen meist ein oder zwei Haustiere. Wer nun zum Beispiel ein Pferd hat, muss für eine Allgemeine Untersuchung mit Beratung 30,78 € bezahlen. Die Allgemeine Untersuchung mit Beratung bei kleinen Hauswiederkäuer, wie zum Beispiel Zwergziegen, liegt nun bei 12,34 €.
Auch bei der gewerblichen Haltung von Tieren in der Landwirtschaft steigen die Preise an. Viele Landwirte stehen nun vor neuen Herausforderungen, in der ohnehin schon sehr angespannten Lage.

Nun möchte ich zumindest 3 Paragraphen aus dem Gebührenverzeichnis für tierärztliche Leistungen mit Stand vom 12. Mai 2022 aufzeigen.

Im Anhang kann man sich gerne die 84 Seiten jener Verordnung durchlesen. Des Weiteren kann man sich 32 von insgesamt 1006 Punkten dieses
Gebührenverzeichnisses durchlesen.

§ 1 Grundsatz

(1) Die Gebühren, Entschädigungen, Auslagen und die Entgelte für Arzneimittel und Verbrauchsmaterialien (Vergütungen) für die beruflichen Leistungen der Tierärztinnen und Tierärzte bestimmen sich nach dieser Verordnung, insbesondere nach dem Gebührenverzeichnis der Anlage. Werden diese Leistungen von juristischen Personen erbracht, gilt Satz 1 entsprechend.

(2) Die im Gebührenverzeichnis aufgeführten Gebührensätze entsprechen dem einfachen Satz. Eine Vereinbarung oder Forderung geringerer Gebühren ist nur in den Fällen des § 5 Absatz 1 zulässig; § 5 Absatz 2 bis 4 bleibt unberührt.

(3) In den im Gebührenverzeichnis aufgeführten Gebührensätzen ist die Umsatzsteuer nicht enthalten.

§ 2 Gebührenhöhe

(1) Die Höhe der einzelnen Gebühr bemisst sich, soweit nichts anderes bestimmt ist, nach dem Einfachen bis Dreifachen des Gebührensatzes. Die Gebühr ist innerhalb dieses Rahmens nach billigem Ermessen und unter Berücksichtigung der besonderen Umstände des Einzelfalles zu bestimmen, insbesondere unter Berück-sichtigung
1. der Schwierigkeit der Leistungen,
2. des Zeitaufwandes,
3. des Zeitpunktes des Erbringens der Leistungen,
4. des Wertes des Tieres und
5. der örtlichen Verhältnisse.

Bemessungskriterien, die bereits in der Leistungsbeschreibung berücksichtigt worden sind, haben hierbei außer Betracht zu bleiben.

(2) Der Zeitpunkt des Erbringens der Leistung ist besonders zu berücksichti-
gen, wenn die Leistung in einem der folgenden Zeiträume erbracht wird:
1. täglich im Zeitraum von 18 Uhr bis 8 Uhr des jeweils folgenden Tages (Nacht),
2. am Wochenende im Zeitraum von freitags 18 Uhr bis 8 Uhr des jeweils folgenden Montags (Wochenende) sowie
3. an gesetzlichen Feiertagen im Zeitraum von 0 Uhr bis 24 Uhr (Feiertag).

Absatz 1 Satz 1 Nummer 3 gilt nicht, sofern für Leistungen, die bei Nacht, am Wochenende oder an einem Feiertag erbracht werden, in der Anlage besondere Gebühren vorgesehen sind. Satz 1 gilt nicht für Leistungen, die im Rahmen der regulären Sprechstunden, auch nach Vereinbarung, in einer tierärztlichen Praxis, Tierärztlichen Klinik oder sonstigen tierärztlichen Einrichtung erbracht werden.

§ 3 Gebührenhöhe in besonderen Fällen

(1) Gebühren sind nach den einfachen Gebührensätzen des Gebührenverzeichnisses zu berechnen, wenn der Tierhalter tierärztliche Leistungen in Anspruch nimmt


1. auf Grund einer allgemeinen öffentlich-rechtlichen Anordnung oder

2. im Rahmen eines mit öffentlichen Mitteln geförderten Verfahrens, für das eine Kostenvereinbarung zwischen dem Kostenträger und der für den Zuständigkeitsbezirk des Kostenträgers örtlich zuständigen Tierärztekammer getroffen worden ist.
Die Regelungen über die Gebühren für amtstierärztliche Verrichtungen und solche tierärztlichen Leistungen, die eine Tierärztin oder ein Tierarzt in amtlicher Eigenschaft erbringt, bleiben unberührt.

(2) Soweit besondere Schwierigkeiten der tierärztlichen Leistung oder ein erheblicher Zeitaufwand dies rechtfertigen, kann in den Fällen des Absatzes 1 Satz 1 eine höhere Gebühr berechnet werden.

(3) Für Leistungen, die auf Verlangen des Tierhalters bei Nacht, am Wochenende oder an einem Feiertag erbracht werden, erhöhen sich die einfachen Gebührensätze nach Absatz 1 um 100 Prozent und bei landwirtschaftlich genutzten Tieren, die der Erwerbstätigkeit ihres Halters dienen, um 75 Prozent.

Blutabnahme bei Mimi

Grundleistungen

Die Gebühren für Grundleistungen bei landwirtschaftlich genutzten Tieren, die der Erwerbstätigkeit ihres Halters dienen, bemessen sich nach dem Einfachen nachstehender Sätze; dies gilt nicht für Leistungen, die bei Nacht oder am Wochenende jeweils außerhalb der regulären Sprechstunden einer tierärztlichen Praxis, Tierärztlichen Klinik oder sonstigen tierärztlichen Einrichtung sowie an einem Feiertag erbracht werden.

1. Beratung im einzelnen Fall ohne Untersuchung (auch schriftlich oder fernmündlich) 11,26 €

2. Eingehende Anamneseerhebung oder Beratung, das gewöhnliche Maß übersteigend, einschließlich eingehender Vorbereitung, beispielsweise bei Verhaltensstörungen, Physikalischer Therapie und im Rahmen von Naturheilverfahren, z.B. Akupunktur, Homöopathie etc. 30,78 €

3. Dokumentation aufgrund gesetzlicher Vorgaben 11,20 €

4. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Pferd, Hausequiden, Kameliden 30,78 €

5. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Rind 20,54 €

6. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Kalb 17,83 €

7. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, kleine Hauswiederkäuer 12,34 €

8. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Ferkel 12,34 €

9. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Mastschwein 15,39 €

10. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Zuchtschwein 20,54 €

11. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Pelztier, Zucht- und Mastkaninchen 23,25 €

12. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Nutzgeflügel 5,14 €

13. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Rassegeflügel, Volierenvögel 11,26 €

14. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Stubenvögel 11,26 €

15. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Großpsittaciden 23,62 €

16. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Hund, Katze, Frettchen 23,62 €

17. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Heimsäugetiere 15,39 €

18. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Reptilien und Amphibien 23,62 €

19. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Fische 24,62 €

20. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, nicht domestizierte Tiere 36,94 €

21. Allgemeine Untersuchung ohne Beratung 21,41 €

22. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Pferd, Hausequiden, Kameliden 24,62 €

23. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Rind 10,26 €

24. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Kalb 14,78 €

25. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, kleine Hauswiederkäuer 8,21 €

26. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Ferkel 8,21 €

27. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Mastschwein 12,34 €

28. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Zuchtschwein 14,77 €

29. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Pelztier, Zucht- und Mastkaninchen 18,56 €

30. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Nutzgeflügel 4,13 €

31. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Rassegeflügel, Volierenvögel 9,23 €

32. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Stubenvögel 9,20 €

Folgend ist der Link zu dem Aktuellen Gebührenverzeichnis aufgeführten.

https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Glaeserne-Gesetze/Kabinettfassung/tieraerztegebuehrenordnung-got-kabinett.pdf?__blob=publicationFile&v=5

Naike Juchem, 23. November 2022

Quelle: – http://www.bmel.de
– Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.
http://www.tieraerzteverband.de
Fotos: privat

Abessinien. Nach Expeditionsberichte von Carlo von Erlanger

Carlo von Erlangers Expeditionsberichte mit Notizen von Frau Dr. Nicole Nieraad-Schalke

Anlässlich der Ingelheimer Sonderausstellung „Alexander von Humboldt – Carlo von Erlanger: Natur im Wandel“ las Noah Reichert Textpassagen aus den spannenden Reiseberichten Carlo von Erlangers. Das kulinarische Event wurde mit einem Menü der Nord- und Ostafrikanischen Küche begleitet.

Ich war am Samstag, den 19. November auf einer Lesung von Noah Reichert in Ingelheim in dem Cafe-Restaurant „Johann in der alten Post“. Die Lesen unter dem Motto „Alexander von Humboldt – Carlo von Erlanger: Natur im Wandel“, welche Federführend unter der Leitung von Frau Dr. Nicole Nieraad-Schalke stand.

Als erstes wurde ich von der Köchin, Anne, herzlich begrüßt. Auch die Inhaberin, Nina Malchus, freute sich, dass ich wieder da war. Immerhin fahre ich 100 Kilometer bis nach Ingelheim. Mira ist schon bekannt und wurde natürlich auch begrüßt.

Carlo von Erlangers Expeditionsberichte mit Notizen von Frau Dr. Nicole Nieraad-Schalke

In dem Event-Raum traf ich Frau Dr. Nicole Nieraad-Schalke und auch sie freute sich, dass ich wieder dabei sei. Mit Konrad, meiner Begleitung am Abend, saß ich mich neben Frau Dr. Nieraad-Schalke und Noah Reichert. Wir hatten auch gleich sehr schöne Gespräche und ich sprach auch die vorherige Lesung und ihre schöne Website an. Ich zeigte ihr Einen Text, den ich zu Mimi geschrieben habe und dass ich dort Textpassagen von ihrer Webseite mit verarbeiten habe. Dies schmeichte sie sehr und konnte den Zusammenhang von Katze und dem Text nicht so recht folgen. Also erklärte ich ihr das Leben von Mimi.

Mimi bei der Lesen zu Texten von Carlo von Erlanger

Im Gespräch kamen wir auf Südostasien und hier speziell auf Thailand und Kambodscha. Ich erzählte ihr von Angkor und Kambodscha. Wenn sie im nächsten Jahr nach Kambodscha in Urlaub möchte, hat sie schon mal einen guten Reiseführer aus den Kapitel von meinem entstehenden Buch. Wir waren dann auch schnell beim du angelangt.

Ein Gruß aus der Küche

Der Abend begann mit einem Gruß aus der Küche. Nicole stellte das Leben von dem Ingelheimer Carlo von Erlanger vor und Noah las die ersten Passagen aus den Expeditionsberichte von Carlo von Erlanger im Jahre 1896 nach Tunesien.

Nach der Lesung wurde ein Couscous-Salat serviert, welches echt klasse schmeckte.

Die nächste Lesung war ein Reisebericht von Carlo von Erlanger in die Sahara. Man konnte sich sehr gut in die damaligen Umstände und Schwierigkeiten hineinversetzen.

Das Hauptmenü: Injera mit Siga Wot,

Das Hauptmenü war Injera mit Siga Wot, ein äthiopisches Rindfleischragout mit
Tikel Gomen (Kartoffel/Kohleintopf) mit Frischkäse und Berbere-Sauce.

Noah Reichert bei der Lesung

Nach diesem vorzügliche Essen las Noah den zweiten und auch längeren Teil der Expedition von Carlo von Erlanger. Jene Expedition führte ihn nach Abessinien – so hieß Äthiopien, mit der Ladefläche von Eritrea früher und zählt zu den ältesten Staaten der Welt. Abessinien entstand bereits 1000 vor Chr. und zählt somit auch heute noch zu dem einzigsten durchgehendsten und unabhängigen Staaten auf dem afrikanischen Kontinent.
Mir hat dieser Teil aus den Expeditionsberichten am besten gefallen, denn Carlo von Erlanger ging bei dieser Expedition auch sehr viel auf die Ethnologie und Anthropologie vom Abessinien ein. Die Geschichte von Abessinien seit der Antike bis ins 20. Jahrhundert ist überaus wechselreich und spannend. Hier gibt das Internet sehr viele gute Artikel über das älteste Land der Welt.

Als Dessert gab es noch Honigbrot mit Datteln und Orangensauce.
Alles in allem war es ein sehr schöner Abend mit fantastischem Essen und sehr angenehmen Gespräche.

Naike Juchem, 20. November 2022

Mimi schläft
Ich kann meinen Hund und auch Katze überall hin mitnehmen. Ich bin stolz auf diese sehr braven Tiere.

In Gedenken an Marius Rindermann

Vor eine Woche bekam ich eine Einladung von einer Freundin von mir, für eine Vorlesung in der Wissenschaftlichen Bibliothek in Trier. Frau Professor em. Christel Baltes-Löhr kenne ich seit 2017 persönlich.
Christel schickte mir wie schon geschrieben eine Einladung für ihre Vorlesung zu ihrem neuen Buch. An diesem Abend würden auch Gedichte von Marius Rindermann vorgetragen werden.

6 Tage habe ich mir den Kopf zerbrochen, woher ich den Namen Rindermann kenne.
Ich wusste, dass ich den Namen schon mehrmals gehört habe. Alles Denken brachte mich nicht weiter.

Heute war ich dann zur Vorlesung in der Wissenschaftlichen Bibliothek. Christel stellte mich Frau Rindermann vor. Noch immer hatte ich keinen Plan. Im Gespräch stellt sich heraus, dass sie in Morbach woht – also 13 Kilometer von mir entfernt.  Es fing an zu dümmern.

Frau Rindermann ist 81 Jahre alt und ist mit ihrem Auto selbst die 40 Kilometer nach Trier gefahren. Da sie nicht wisse, wie sie im Dunkeln nach Hause fahren könnte, bot ich ihr an, dass ich vor ihr herfahren könnte. Ich sagte ihr, wo ich wohne und sie sagte sofort „ich kenne Sie.“
In dem Gespräch viel es mir wie Schuppen von den Augen. Marius war Transgender und beging 2016 Selbstmord.
Mit dieser Erkenntnis wusste ich nun nicht, wie ich seiner Mutter gegenüber treten sollte.

Um kurz nach 19 Uhr begann die Vorlesung. Julius Milde las Gedichte, welche Frau Rindermann Christel für die archivierung gab.

Unerfüllte Sehnsucht

Wie oft on der Nacht
habe ich an dich gedacht!
Ohne dich sehe ich keinen Sinn,
ich wünsche mir mit dir einem Neubeginn!
Wie oft habe ich von dir geträumt,
wie viel Zeit sinnlos versäumt,
wie oft habe ich um dich geweint,
nur in der Hoffnung mir dir vereint.

Was hätte ich darum gegeben,
dich zu halten, mit dir zu leben!
Keiner weiß, was es heißt, alleine zu sein,
wenn keiner kommt in die Einsamkeit herein.
Und aus der Sehnsucht werden Tränen,
nach unerfülltem Suchen aufzuhören.
Doch so stark auch mein Hoffen auf dich ist,
du merkst es nicht.
Es bleibt nur die Einsamkeit
und der Wunsch nach einem Leben zu zweit.

Ich träumte, wir wären in der Ferne

Ich träumte, wir wären in der Ferne,
in einer griechischen Taverne.
Wir saßen da bei rotem Wein,
die blaue Nacht lud uns zum Frohsinn ein.
Der Mond schien groß und hell,
und die Sirtaki spielen schnell.
Ich forderte dich auf zum Tanz
und umschlang dich fast ganz.
Dann wurd’s Zeit, ins Hotel zu gehen
und zärtlich ist es dann geschehen!
Ich fragte:“ Willst du mit mir gehen,
auch des Lebens Feuer verstehen!“
Du sahst es ein und warst bereit,
besser lebt es sich zu zweit.

Leider riss der Wecker mich aus dem schönen Traum,
eine Chance für diesen Traum sah ich kaum.
Mit Liebe hat’s Leben ne andere Polarität.
Bin 28, ist’s für uns zu spät?
Nur die Sehnsucht nach heißer Liebesnacht
hatte mir diesen süßen Traum gebraucht.

Es war in der Ferne,
In einer griechischen Taverne!

Im ewigen Sein von Werden und Vergehen

Im ewigen Sein von Werden und Vergehen,
ist doch etwas vom Sein in der Zeit,
ein fester Kern, der bleibt?
Im Kreise von Werden und Vergehen
will ich einmal auch das Licht sehen!
Und heraus aus dem Moloch von Werdens
und Vergehen
ein fester Teil im Sein als Gottes Wesen eingehen
in des Paradieses Licht!

Lebe den Augenblick

Lebe den Augenblick,
denn er kehrt nie mehr zurück!
Lebe das Leben, so wie es ist,
dann du der Regisseur deines eigenen Lebens bist!
Es ist des Lebens Gunst
oder eine Kunst,
das Leben zu leben im Augenblick,
denn er kehrt nie mehr zurück.

Wind, Wasser, Erde, Feuer

Wind, treibt mich! Wasser, trage mich!
Erde, bedecke mich! Feuer, reinige mich!
Seit ewigen Zeiten,
in unendlichen Weiten,
regieren uns Erde, Feuer,  Wasser,  Luft
von der Wiege bis zur Gruft.
Auch wenn wir meinen, heute ihrere Herr zu sein,
doch hilflos ist der Mensch  ratlos und klein.
Brände, Tornados, Katastrophen, Fluten,
wie oft musste die Menschheit darunter bluten.
Doch gleichzeitig die Faszination
von Lava, Wellen und Feuersturm,
doch sind es Naturgesetze  irdische Sakramente,
von Erdenanfang bis zu ihrem Ende.

Diese Worte las Julius Milde am Abend.

Nach der Veranstaltung gab es noch eine Gesprächsdiskussion zu Christel’s neuem Buch. Als die Lesen offiziell zu Ende war, bildete sich noch eine kleine Gruppe, in der wir schöne Gespräche hatten.
Ich sprach mit Burgel Rindermann über den Freitod von ihrem Sohn und dass ich ihn sehr gerne kennengelernt hätte.

In einer kleinen Gruppe gingen wir in die Stadt noch etwas essen und hatten auch dort angenehme Gespräche über viele Themen.
Burgel Rindermann sagte auf dem Weg zu einem Restaurant, wie sehr sie sich über diese kleine Gruppe freue und das dies auch Marius gefallen würde.

Ich kenne Marius leider nur vom Hörensagen, weiß aber für welche Person Marius sehr viel Gedichte und Texte geschrieben hat, denn ich kenne diese Person. Burgel tat es offensichtlich sehr gut, dass wir uns über diese Person unterhalten konnten.

Es war fast Mitternacht, als wir aus dem kleinen Restaurant in der Innenstadt gegangen sind. Julius und Jyll verabschiedeten sich von uns. Mit Christel und Burgel ging ich zurück zur Wissenschaftlichen Bibliothek, wo uns unsere beider Autos standen.
Ich sprach mit Burgel über die Texte von Marius und fragte, ob ich diese veröffentlichen dürfte. Burgel nahm meinen Arm und sagte „Selbstverständlichkeit darft du die Texte veröffentlichen. Du und Marius hättest euch sehr gut verstanden.“

Einen Abend in Erinnerung an Marius Rindermann

Ramstein, 34 Jahre danach

Photo: Pinterest

Vanille, Erdbeer und Schokolade,

dies verbinde ich mit der US-Airbase Ramstein. Mein Vater hatte viele Jahre in Kaiserslautern gearbeitet und war beruflich auch oft auf der Airbase – ich auch. In den 70er Jahren war die Angst vor Terror noch nicht so groß wie in den vergangenen 20 Jahren.

Wir waren mit der Familie auch einige Jahre auf den Flugschauen in Ramstein. Viele Erinnerungen habe ich, als ich mit 14 Jahren in einem Cockpit einer F-16 Fighting Falcon saß oder den Laderaum und Cockpit eines CH-47 Chinook  Hubschrauber sah. Natürlich auch an die großen Becher Eis.

Photo: Pinterest

Die Flugschauen auf der Airbase glichen einem Volksfest – nur mit vielen militärischen Flug- und Fahrzeugen. Viele spektakuläre Vorführungen sah ich und war mit auch mit 16 Jahren dieser Gefahr nicht bewusst. Ich denke, niemand der zig tausend Besucher war dies bewusst.

1986 war ich das letzte Mal auf einer Flugschau in Ramstein. 1988 hatte ich bereits einen Führerschein und war mit meiner Freundin auf dem Weg nach Ramstein. Da wir nach Mittag erst vor Ort waren und an dem Gate eine unglaubliche Menschenmenge stand, hatte ich keine Lust mehr – wahrscheinlich war dies mein Glück.

Am Abend und in dem folgenden Tag sah ich in den Nachrichten diese verheerende Katastrophe. Wenig später erfuhr ich, dass eine Person aus unserem Nachbarort unter den Brandopfer sei.
Einige Jahre später traf ich einen Fotografen aus Idar-Oberstein, der an diesem Tag dort war und Fotos machte. Er erzählte mir bereits vor 20 Jahren seine Eindrücke nach dieser Katastrophe.

Photos by Pinterest

Weinachten im Schuhkarton

Nach 7770 Kilometer wieder zu Hause

Alles begann 2002 mit einem Schuhkarton

Von der weltgrößten humanitären Hilfsaktion: „Weihnachten im Schuhkarton“ von Samaritan’s Purse, aus den USA, hörte ich im Herbst 2002 zum ersten Mal. Ich fand die Idee, einen Schuhkarton für Kinder in drei Altersgruppen zu packen, sehr gut. Also kaufte ich Artikel, welche für ein Junge oder Mädchen in jenen drei Altersgruppen gerecht sei. Ich gab meine zwei Pakete an einer Sammelstelle ab und überwies den geforderten Geldbetrag von je 7 € für den Transport. Nun wird sich der ein oder andere fragen, warum noch Geld bezahlen, wenn ich doch ein Päckchen gespendet habe. Ganz einfach: die Pakete fallen in den Zielländer nicht vom Himmel. Der Transport und Logistik kostet schließlich auch Geld.

Im Jahr 2004 setzt ich mich für „Weihnachten im Schuhkarton“ mehr ein und so hatte ich eine Sammelstelle zu Hause eingerichtet. Dort konnten die Leute ihre Päckchen abgeben, welche ich dann zu einer größeren Sammelstelle brachte, wo diese ab Mitte November abgeholt wurden.
Ich kannte die Struktur und Logistik von WiS nun etwas besser und sah hier und da einige Defizite. So rief ich im neuen Jahr nach Berlin, in die Zentrale von WiS, an und sprach mit dem Logistikleiter, Andreas Wilhelms, jene zu verbesserten Punkte an. Wir waren gleich auf einem Nennen und Andreas freute sich über diese Kritik. Im März 2005 fuhr ich nach Berlin und konnte mit ihm die Logistik neu strukturieren.

Zu jener Zeit arbeitete ich bei einer Firma nahe Köln und mein damaliger Chef fand mein Engagement sehr gut. So konnte ich mit einem 40-Tonner Sammelstellen für WiS im nördlichen Rheinland-Pfalz und Saarland anfahren. Von dort brachte ich tausende Päckchen, welche in sogenannten Umkartons verpackt waren, zu einer Spedition nach Wuppertal. Von dort wurden die Kartons anschließend auf Satteltüge mit Zielländer wie zum Beispiel: Polen, Rumänien, Moldawien oder Ukraine geladen.

WiS Sammelstelle in der Gemeindehalle

Mein Engagement für WiS sprach sich in meinem Heimatort und Umgebung  herum, und so verlegte ich aus Platzgründen 2005 die heimische Sammelstelle aus der Wohnung in die Gemeindehalle im Ort. Mit der Waldjugend, ist so etwas ähnliches wie Pfadfinder, und einigen Helfer:innen hatten wir an einem Samstag von 9 Uhr bis spät am Abend sehr viel zu tun.
Im Vorfeld hatte ich mich bereits mit zwei Namhaften Herstellern für Hygieneartikel in Verbindung gesetzt, und bekam von beiden Unternehmen je eine Palette mit Duschseife, Zahnpasta, Hautcreme und Haarshampoo geschenkt.

Ein Schuhkarton für Weihnachten

„Weihnachten im Schuhkarton“ ist in Deutschland recht bekannt, und somit packen auch viele Menschen ein solches Päckchen.
Was man in Sammelstellen alles sieht, macht einen hin und wieder sprachlos. Spielzeugautos aus denen der Sand rieselt, kaputt sind oder gar abgenutzte Teddybären findet man in den Kartons. Manche Kartons sind herzlos mit einem dicken Pack Schokolade, ein paar einzelne Malstifte oder Schreibheft gefüllt.
Es ist lobenswert, wenn Menschen Päckchen für ärmere Kinder packen und von einem Billigladen eine Packung mit 5 Zahnbürsten hinein legen – aber nicht eine Tube Zahnpasta kaufen können.

Andere Kartons sind mit Stoff ausgeschlagen und beinhalten schöne Teddybären, ein T-Shirt oder Pulli, Bunt- oder Wachsmalstifte. Ein kleiner persönlicher Brief kommt auch schon mal vor. Bei solchen Kartons sieht man, mit welcher Liebe diese gepackt wurden.

Die Geschenkkartons sollten auch nicht verschlossen an den Annahmestellen ankommen, denn die Pakete müssen alle kontrolliert werden. Dies hängt auch damit zusammen, dass zum Beispiel keine Schokolade mit Nüssen nach Moldawien eingeführt weden darf. Wenn nun an der Grenze zu Moldawien ein Lkw mit solchen Geschenken kontrolliert werden sollte, kann der Zoll die Einfuhr für den Lkw verweigern oder die Ladung  konfiszieren. Auch sollte bei den Geschenke eine Gleichheit sein. In einem Karton sind  zum Beispiel 5 Tafeln Schokolade und in dem anderen nichts. Daher kontrollierten wir alle Kartons und verteilen oder füllten diese dementsprechend auf. Diese Kontrolle wird übrigens in allen Sammelstelle durchgeführt. Wie schon geschrieben, haben einige Menschen den Sinn von einem Geschenk nicht verstanden. Auch wenn die Kinder in den Zielländer sehr arm sind, braucht man keine gebrauchte, schmutzige oder kaputte Gegenstände verschenken.

Da ich bereits einen recht großen Einblick in die Logistik und  Kontakte zu anderen Sammelstelle hatte, tauschen wir gesponsorte Artikel untereinander aus. Was ich zu viel an Hygieneartikel hatte, tausche ich gegen Schokolade, Stofftiere oder Spielzeug. So entstand ein kleines Netzwerk im Hunsrück und Saarland.

Der Stichtag für WiS an den Sammelstelle liegt immer so um die Mitte November. Ab da an muss alles recht schnell gehen, denn die Lkw sollten vor Weihnachten in den Zielländer und Orten sein.
Mein Chef stellte mir wieder einen 40-Tonner zur Verfügung und so fuhr ich die Sammelstellen im Nördlichen Rheinland-Pfalz und Saarland an. Mein damals 4-jähriger Sohn war bei diesen Fahrten mit dabei. Er sollte schon sehen und begreifen, was ich und auch andere Menschen für Menschen tun.

Promotion Tour für „Weihnachten im Schuhkarton“

Die seit 2005 verbesserte Logistik lief reibungslos und brachte in der Zentrale von „Geschenke der Hoffnung“, große Zustimmung. Der Geschäftsführende Direktor von „Geschenke der Hoffnung“ Deutschland, Christoph v. Mohl, und die Projektleiterin für WiS, Diana Molnar, wollten für die nächste Kampagne von „Weihnachten im Schuhkarton“ eine ordentliche Reportage machen und luden mich im Frühjahr 2007 nach Berlin ein, um diese Idee zu konkretisieren.
Da ich bereits zwei Jahre zuvor den Kontakt zu „AIDS Care Education and Training“ (ACET) einer AIDS Organisation in Thailand hatte und wir seit 2006 in der Planung für eine Anlage mit mehreren Häusern für ein AIDS Waisenhaus waren,
konnte ich mein eigenes Projekt, welches ich mit dem Direktor von ACET, Alan Ellard, umgesetzt hatte, bei „Geschenke der Hoffnung“ sehr gut einbringen und etwas „anschieben“.

In Berlin wurde in einem Team ein Brainstorming für die Reportage zusammengestellt, bei dem auch der Marketingchef, Dr. Ahlers, der Firma Krone dabei war. Krone würde vier Sattelauflieger zur Verfügung stellen. Über Dr. Ahlers kam der Kontakt zu IVECO. Der Lkw Hersteller würde vier Zugmaschine für diese Tour bereitstellen.
Die Regionalleiterin von „Geschenke der Hoffnung“, Evelyne Rheinhardt, schaffte den Kontakt zur Bertelsmann Stiftung in Gütersloh und zu einem Kamerateam von RTL.

Oktober 2007

Im Oktober bekam ich einen Anruf aus Berlin, in dem mir mitgeteilt wurde, dass IVECO vier Zugmaschine stellen würde, welche im Frühjahr zugesagt wurden. Da klar war, dass ich diesen Transport durchführen werde, brauchte es noch mindestens drei weitere Fahrer.
Der knaller bei diesem Telefonat war, als mir der Standort der Zugmaschinen gesagt wurde: Wien.
Wie sollten nun die Zugmaschinen von Wien ins Emsland zu Korne gefahren werden? Die Idee war, dass ich dreimal nach Wien fliegen sollte, um dann je eine Zugmaschine ins Emsland fahren sollte. Eine Zugmaschine konnten mit Holger Micklizer aus Leipzig besetzt werden, der auch schon sehr früh zugesagt hatte, zwei Wochen fahren zu können.
Leider konnte die Idee mit dem Flugzeug nicht umgesetzt werden, denn die Zugmaschinen wären erst Ende November für diesen Transport frei.
In sechs Wochen musste der Transport beginnen und es gab noch einige Probleme zu lösen.
Nun mussten wir schauen, wer wann überhaupt konnte, um die beiden anderen Zugmaschinen von Wien nach Werlte zu Krone zu fahren. Über einen Internet Aufruf von „Geschenke der Hoffnung“ meldete sich ein Student aus Österreich und mehrere Fahrer aus Deutschland. Die erste Etappe war schon mal gesichert.
Am 27. November bekam ich einen Anruf aus Berlin, in dem mir gesagt wurde, dass wohl eine Zugmaschine in Linz stehen würde.
Nach Rücksprache mit der IVECO Niederlassung in Linz wurde dies bestätigt. Karl aus Oberhausen war der Fahrer der vierten Zugmaschine. Ich rief ihn an und gab ihn die Adresse von dem Standort in Linz. Er war froh drüber, denn er konnte bereits am nächsten Tag die Zugmaschine abholen.

Persönlicher Pressetermin im Kindergarten in Fischbach
Mein Sohn an einer Sammelstelle im Saarland

November 2007

Als es wieder mit den Sammelstelle für „Weihnachten im Schuhkarton“ los ging, hatte ich nochmals das Foyer unserer Gemeindehalle für diese Aktion zur Verfügung gestellt bekommen. Mit vielen Helfer:innen konnten wir um die 300 Päckchen für Kinder kontrollieren und sortieren.
Ich war zu jener Zeit in einer christlichen Gemeinde in Idar-Oberstein aktiv und konnte somit die vielen Päckchen dort in den Umkartons lagern.
Durch die örtliche Presse wurde die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ noch mehr bekannt und so kamen nach dem Stichtag immer noch viele Päckchen an. Diese wurden dann kurzfristig im Gemeindehaus in Idar-Oberstein entgegen genommen.

Wieder stellte mir mein Chef den Lkw zur Verfügung und ich fuhr in der vierten Woche vom November 18 Sammelstelle im Hunsrück und Saarland an. Weit über 7.000 Päckchen brachte ich nach Idar-Oberstein in unser Gemeindehaus.

Am 30.November fuhr ich Freitagabends mit dem Nachtzug von Frankfurt nach Wien, um am Samstagmorgen die IVECO Zugmaschine abzuholen. Michael, der Student aus Österreich, kam mich und Holger an den Bahnhof abholen.
Bei der IVECO Niederlassung in Wien wurden uns die Schlüssel für die Zugmaschinen übergeben und wir machten uns gegen Mittag auf dem Weg um die knapp 1.000 Kilometer nach Werlte zu fahren.

Am Montagmorgen wurden die Zugmaschinen gewaschen und die Fabrikneuen Auflieger wurden aufgesattel.
Die ersten Filmaufnahmen wurden gedreht. Die Filmaufnahmen dauerten gute zweieinhalb Stunden, bis es endlich vom Emsland ins Naheland los gehen konnte. Immerhin standen über tausende Päckchen in Umkartons in Idar-Oberstein, welche noch alle verladen werden mussten.
Da wir mit den Lkw auch auf einer Promotion Tour waren, war für Mittwoch, den 5. Dezember, ein Pressetermin auf dem Schlossplatz in Wiesbaden gebucht.
Nach der Vorstellung von Herrn von Mohl, Dr. Ahlers und anderen Projektleiter:innen, konnte ich Herr v. Mohl überzeugen, dass es völliger Unsinn sei, der eine Lkw der bereits im Großraum Leipzig am laden war, extra für ein paar Fotos nach Wiesbaden kommen zu lassen.

Durch die vorab gemeldeten Informationen über die Anzahl der Umkartons in den Sammelstellen, konnten wir die vier Sattelzüge sehr gut planen. Mein Lkw wurde am Dienstag in Idar-Oberstein fast zu dreiviertel der Ladefläche geladen.
Der Sattelzug von Michael war zu diesem Zeitpunkt noch leer.

Am Mittwoch Früh fuhren Michael und ich mit den beiden Sattelzügen nach Wiesbaden. Bei Wiesbaden hatten wir eine Sammelstelle an einem christlichen Gemeindehaus angefahren. Im Vorfeld teilte ich dem Verantwortlichen jener Gemeinde mit, wann wir zum laden eintreffen würden, Wie immer im Leben, können manchen die Uhrzeit nicht koordinieren. So fingen wir mit drei Mann um 7.30 Uhr an zu laden. Da man in der Gemeinde die Umkartons schön in einer Garage hinter dem Gebäude gelagert hatte und diese mit einem 15 Meter langen Sattelzug unmöglich zu erreichen war, trugen oder fuhren wir auf einem Küchenbeistellwägelchen die Kartons zum Sattelauflieger.
Eine Stunde später kamen dann endlich noch ein paar Helfer. Zwei Männer hatten zum Glück Sackkarren dabei.

Pressetermin und Startschuss auf dem Weihnachtsmarkt in Wiesbaden

Die Pressesprecherin von „Geschenke der Hoffnung“ rief mich an und fragte wo ich sei, man hätte ja gleich einen Termin mit dem Bürgermeister der Stadt und der Presse. Ich erzählte ihr die Komplikationen an jener Ladestelle und das wir uns beeilen würden. „Gib mal bitte die Adresse, wo wir hinkommen sollen.“ Als Brigitte mir die Adresse für den Pressetermin mitteilte, wusste ich, dass sie keine Ahnung hat, was 15 Meter in der Länge, 4 Meter in der Höhe und 2,5 Meter in der Breite sind. Wir sollten auf einen Platz fahren auf dem Weihnachtsmarkt stattfand – dies mit drei Sattelzüge!

Einer der drei Satteltüge, den Karl fuhr, und bereits in Baden-Württemberg geladen wurde, wartete an einem Treffpunkt in Wiesbaden-Norderstadt, dem ich zuvor Karl mitgeteilt hatte.
Michael und ich fuhren mit unseren zwei Sattelzüge zu dem vereinbarten Treffpunkt. Ich rief Brigitte an und fragte, ob sie wirklich die drei Sattelzüge an der gewünschten Adresse haben möchte.
Auf ihren Wunsch fuhren wir auf den Wiesbadener Weihnachtsmarkt – also zumindest in diese Richtung. In der Innenstadt von Wiesbaden mit drei Sattelzüge aufzuschlagen brachte ein mittelgroßes Verkehrschaos mit sich. Busse, Taxen und sonstige Autos und Transporter waren schon ein Problem. Als in der Innenstadt von Wiesbaden der Verkehr gänzlich zum erliegen kam, entschied man sich, den Pressetermin am Rande des Weihnachtsmarktes abzuhalten. Immerhin war dort das Chaos mit einigen Taxen und zwei Busslinien in einem überschaubaren Rahmen.

Auf nach Gütersloh

Michael und ich machten uns mit den Sattelzüge auf dem Weg nach Gütersloh zu Bertelsmann. Bei Gießen und Kassel hatten wir noch zwei Ladestellen. Diese Sammelstellen waren recht gut organisiert und so konnten wir auch zügig weiterkommen.

Am Donnerstagmorgen war der nächste Pressetermin bei Bertelsmann. Diesmal nur mit zwei Lkw, denn der andere war schon auf dem Weg nach Berlin in die Zentrale von „Geschenke der Hoffnung“.

Ich weiß, dass die Bertelsmann Stiftung sich für Humanität einsetzt und so konnte ich nach der offiziellen Pressekonferenz mit Dr. Mohn über das AIDS Waisenhaus in Thailand sprechen. Dr. Mohn hörte mir aufmerksam zu und sicherte einen erheblichen Geldbetrag zu, welche über die Projekte von „Geschenke der Hoffnung“ abgewickelt werden würde.

Nach der Pressekonferenz fuhren Michael und ich nach Leipzig zu der Sammelstelle von Holger, wo die restlichen Umkartons in meinen Auflieger kamen.

Am Freitag Vormittag erreichen wir Berlin. In der Zentrale wurde der bisherige Verlauf der Promotion Tour diskutiert und der Anschließende eigentliche Hilfstransport besprochen. Am Montag war die nächste Pressekonferenz in Poznań, Polen. Dann in Košice, Slowakei. Sibiu, Rumänien und Sofia, Bulgarien.

Ich hätte eigentlich nach Sofia fahren sollen. Da Michael sich zutraute diesen Weg alleine zu fahren, ließ ich ihn gerne den Vortritt. Also war meine Entladestelle Sibiu in Rumänien.
Da ich auf und in meinem Lkw noch etwas Platz hatte, schaute ich mich im Zentrsllager von „Geschenke der Hoffnung“ um und packte alles, was ich irgendwie gebrauchen konnte in den Lkw: Fußbälle, Schulranzen, Stifte, Spielsachen, Stofftiere, Schokolade (welche nicht verschickt werden durfte), stopfte ich in jede noch so kleine Ablage oder Staukiste am Auflieger und Zugmaschine.

Auf nach Osteuropa

Am 9. Dezember um 22 Uhr fuhren wir mit vier Lkw in Berlin los. Das erste Ziel was Poznań. Dort gab es eine Pressekonferenz bei der Krone Niederlassung und anschließend wurden Filmaufnahmen für die Reportage gedreht. Danach ging es am späten Nachmittag weiter in die Slowakei. Einer der vier Lkw, den Lukas Kasprowicz
ein Mitarbeiter von „Geschenke der Hoffnung“ fuhr, wurde in Łòdź abgeladen. Wir drei, Holger, Michael und ich, machten uns auf den Weg in die Slowakei.

Am Dienstag, den 11. Dezember, erreichten wir Košice. Dort war die Abladestelle für den dritten Lkw, den Holger Micklizer fuhr. In und um Košice wurden noch Filmaufnahmen mit den drei Sattelzüge gemacht.

Sibiu, Rumänien

Am 13. Dezember kamen Michael und ich am späten Nachmittag in Sibiu an. Der Parkplatz am Continental Hotel in Sibiu erwies sich für zwei Sattelzüge etwas klein. Naja, es ist auch nicht alltäglich, dass man mit einem Sattelzug in einem 5 Stern Hotel verfährt. Mit etwas rangieren von einigen Pkw der gehobenen Klasse, passten die beiden Sattelzüge vor das Hotel.


Brigitte, die Pressesprecherin von „Geschenke der Hoffnung“, schaffte es nach dem Frühstück, im den deutschstämmigen Bürgermeister von Sibiu, Klaus Johannis, in Kontakt zu kommen. Da auch er für die Reportage ins Bild gesetzt werden sollte, sollten die Sattelzüge vor das Rathaus von Sibiu. Die Adresse jenes Gebäude ist dummerweise auf dem Marktplatz, wo auch ein Weihnachtsmarkt stattfand.

Nach dem Frühstück standen wieder Filmaufnahmen an. Mit unseren zwei Sattelzüge ging es um und durch die sehr schöne Altstadt von Sibiu. Gegen 10 Uhr war der offiziellen Pressetermin mit Herr Johannis. Also mussten nun irgendwie zwischen Straßenbahn, Tannenbäume und Holzbuden die Lkw noch irgendwie auf den Marktplatz. Lediglich zwei größere geschmückte Tannenbäume standen etwas im Weg. Bei einem vorhandenen Platz von wenigen Millimeter fuhr ich die beiden Sattelzüge an den Glaskugeln vorbei. Es musste fürs Fernsehen ja spektakulär aussehen. Spektakulär war definitiv das Wenden der beiden Sattelzüge auf dem Marktplatz. Was tut man aber njcht alles fürs Fernsehen.

Abladen bei AMEC

Gegen Mittag erreicht ich meine Abladestelle bei der AMEC Kirche im Westen von Sibiu. Auch dort wurde wieder gefilmt, als ich einen 2,50 Meter breiten Lkw durch ein 2,60 Meter breites Tor rückwärts fuhr.

Herr Johannis kam im Gefolge von Brigitte an die Abladestelle und bedankte sich bei mir für die Sprichwörtliche Millimeterarbeit auf dem Marktplatz. Mit ihm hatte ich noch ein sehr angenehmes Gespräch.

Da meine Ladung an Weihnachtspäckchen in Sibiu komplett abgeladen wurde und ich durch das selbstständige Laden in Idar-Oberstein und den PLZ Nummern auf den Umkartons wusste, wann meine Umkartons aus der Sammelstelle kamen, suchte ich nach meinen beiden Weihnachtspäckchen. Leider fand ich bei dieser großen Anzahl an Päckchen meins nicht. Das von meiner Mutter fand ich. So konnte ich dieses Weihnachtspäckchen selbst einem Kind überreichen.

Geschichte bei Glühwein

Da nun meine Tour zu Ende war und ich nicht sofort nach Hause fahren wollte, traf ich im Büro der AMEC eine junge Frau, die mich zu ihren Freunden, Olimpia und Lica einlud. Ein Zimmer für die Nacht wurde mir im Haus von AMEC bereitgestellt. Mit Lenush, Lica und Olimpia traf ich mich am Freitagabend in der sehr schöne Altstadt von Sibiu, welche ich mit einem Sattelzug bereits am Vormittag schon erkunden konnte. Die kleine Stadtführung mit ihnen war sehr interessant.
Auf dem sehr schön geschmückten Marktplatz, welcher am Abend erst richtig zur Geltung kam, kaufte ich mir eine Handgefertigte Wollmütze, denn es war doch sehr kalt. Der Standbetreiber erkannte mich, denn ich musste Stunden zuvor bis auf wenige Zentimeter mit der Zugmaschinen an seine Bude heran fahren, um überhaupt auf dem Marktplatz drehen zu können.
Lenush erklärte dem netten Herrn, wofür dieser Aufwand war und warum ich in Rumänien sei. Darauf schenkte er mir ein Paar Handschuhe aus Schurwolle.

Mit Glühwein in der Hand stand ich auf diesem wunderschönen Marktplatz, welcher bereits im 12. Jahrhundert errichtet wurde, und lies die Geschichte vom Mongolensturm, im Jahr 1214, über die Belagerung der Türken, ab 1438, bis zum politischen Ping-Pong zwischen Ungarn, Österreich und auch Deutschland, auf mich wirken.
Sibiu, oder auch als Hermannstadt bekannt, hat eine sehr interessante Geschichte und hat mit seiner Festungsähnlicher Altstadt einen Flair, bei dem man sich in die Zeit zurück versetzt kann
Als es immer kälter wurde, lud ich Lenush, Lica und Olimpia zum Essen ein. In einem wunderschönen Burgkeller nahe des Rathauses genoss ich die bürgerliche Küche aus Siebenbürgen.

Am Samstag Früh holte mich Lenush in meiner Herberge bei AMEC ab und wir fuhren zu einem Haus, wo sich um Kinder gekümmert wurde, welche noch eine Stufe unterhalb der sowieso weitverbreitete Armut lebten. Die Familie lies es sich nicht nehmen, dass ich ein Frühstück bei ihnen ausschlug. So frühstückten wir gemeinsam in einer schäbigen Küche in der ein Holzofen für Wärme sorgte.
Auf der Eckbank stand ein Karton, welcher ein Weihnachtsgeschenk vom vergangenen Jahr für die Tocher war. Da ich das Geschenk von meiner Mutter gefunden hatte, und ihr Geschenk in die Altersgruppen vom dem Jungen der Familie passte, schenkte ich ihm diesen Karton.

Nach dem Frühstück ging Lenush mit mir durch den Ort. Wir informierten die Kinder, dass es heute Nachmittag Weihnachtsgeschenk geben würde. Ich hatte alles, was ich in Berlin gesammelt hatte, aus dem Lkw und Auflieger geholt und in Lenush ihren alten VW Golf eingeladen. Mitunter kann auch aus einem Golf ein Kombi werden.

Um bei der Geschenkeübergabe kein Chaos anzurichten, packen wir den Berg an Schokolade, Fussbälle, Stofftiere und Schulmaterial in Tüten ein. Lenush wusste wieviel Kinder es sein weden und auch deren Alter.

Am Abend fuhren wir zu Claudiu und Elena Macovei zum Essen. Claudiu war junger Pfarrer und war für die Verteilung der Geschenke in seiner Gemeinde verantwortlich. Beide konnten sehr gut deutsch, denn sie waren auf dem Deutschen Gymnasium im Sibiu gewesen.

Die Vermieter von Lenush wollten mich unbedingt kennenlernen und dass ich auch in ihrem Haus schlafen sollte. Also zurück zur AMEC und meine Tasche holen. Die beiden älteren Herrschaften, Johanna und Gustav Radou, erzählen mir von der Flucht im Krieg aus Rumänien nach Deutschland. Sie lebten lange in München und erlebten viele Anfeindungen. Mitte der 70er Jahren zogen sie wieder zurück in ihre Heimat zurück.

Nach einer kurzen Nacht, mit emotionalen Gespräche und Eindrücke, sollte ich an einem Gottesdienst in dem etwa 20 Kilometer entfernten Slimnic teilnehmen.
Der Pfarrer jener Gemeinde war der ältestes Sohn von Johanna und Gustav.

Im Gottesdienst in Slimnic

Erstaunt stelle ich fest, wieviele Leute in Siebenbürgen deutsch sprachen. Da aber nicht alle Gottesdienstbesucher:innen deutsch konnten, wurde ich auf rumänisch vorgestellt.
Nach dem Gottesdienst luden mich die Radou’s zum Mittagessen in ihr kleines Haus ein. Auch wenn die Bewegungen für die Zubereitung und kochen für das Mittagessen Johanna schwerfielen, ließ sie sich nicht davon abhalten. Ich schälte derweil die Kartoffeln.

Am Nachmittag machte ich mich schweren Herzens auf den Heimweg. Ich hatte noch 1.600 Kilometer vor mir. Da der Transport als Hilfstransport deklariert war, konnte ich trotz Sonntagsfahrverbot mit dem Lkw fahren.

Am 18. Dezember fuhr ich um kurz nach 10 Uhr am Ortsschild meines Heimatorts an der Nahe vorbei. Eine Tour von 7770 Kilometer war vorerst zu Ende.
Am 19. Dezember nahm ich meinen Sohn auf den letzen 900 Kilometer mit. Der Auflieger musste zurück ins Krone Werk nach Werlte. Am späten Abend des gleichen Tages kam ich wieder zu Hause an. Nach Weihnachten fuhr ich die IVECO Zugmaschine zurück nach Wien.

Naike Juchem, 4. November 2022

Big, bigger, even bigger

Die Grenze der Giga-Schiffe ist offensichtlich noch nicht erreicht – die Grenze der Logistik schon lange.
Wir alle bekommen mit, dass vielerorts Waren fehlen, Autos und Maschinen nicht fertig gebaut werden können, weil Bauteile fehlen. Man fragt sich woran dies liegt.

Ich stellte die Frage gestern einem Geschäftsführer dessen Firma Ware aus Asien und Südostasien bekommt. Er sagte mir, dass er seit zwei Jahren überhaupt nichts mehr planen kann. Container werden in den Häfen in Asien verschifft und in Europa kommen die Container mit Verspätungen von über einem viertel Jahr an. Vor Helgoland ankern Schiffe, weil sie in Hamburg nicht gelöscht werden können.
Es fehlt an Mitarbeiter in den Häfen und beim Zoll.
Ist der Container endlich gelöscht, gibt es keinen Spediteur der die Kiste bringen kann, weil er keine Fahrer hat.
Durch den Stau der riesigen Containerschiffe verschiebt sich alles weiter nach hinten.

Das Gespräch mit Herrn Elzer war sehr informativ, denn diese Probleme in der Lieferkette kannte ich nicht. Als die „Ever Given“ im März 2021 den Suezkanal blockierte, sah man in allen europäischen Häfen die Auswirkungen dieser Havarie. Wo zuvor noch zig tausende Container standen spielten die Hafenmitarbeiter Fußball.
Die Übersee Containerschiffe sind 400 Meter lang und erreichen mittlerweile Höhen von einem 12-stöckingen Haus. Wenn dann mal etwas Wind kommt, drückt dieser mal eben ein Schiff gegen das Ufer.
Übersee Schiffe fahren in einem exakten Zeittakt. Wenn in Hongkong ein Schiff ablegt, weiß man wann dieses in Rotterdam oder Hamburg ankommt.
Auch nimmt durch solche Giga-Schiffe der Verlust von Container zu. Es wird geschätzt, dass alleine in der Nordsee um die 1000 Container umhertreiben. Diese Container stellen für die Umwelt und für die Schifffahrt sehr viele Risiken dar.

Wer schon einmal Übersee Containerschiffe in Rotterdam, Antwerpen, Hamburg, Valencia, Piräus oder Bremerhaven gesehen hat, kennt die Ausmaße von 15.000 bis 20.000 TEU – also 20“ Seecontainer. Der Wahn nach immer mehr Ware scheint kein Ende zu finden.

Vor 15 Jahren sah ich zum ersten Mal die Emma-Maersk. Diese Schiffsklasse waren die ersten Ultra Large Container Ship’s der Welt. Mit einer Kapazität von 14.770 Container war ein Meilenstein im Bau von Containerschiffen gesetzt – sollte man meinen.

In der Daeiwo Werft in Südkorea wurden kurze Zeit später die ersten Schiffe der sogenannten Opympic-Klasse ausgeliefert. Diese Schiffe, zu der auch die MCS Zoe gehört, können beachtliche 19.224 TEU laden.

Die chinesische Hudong-Zhonghua Werft ließ im Junli diesen Jahres die  „Ever Ace“ vom Stapel. Dieses Schiff hat eine Kapazität von 24.004 TEU.
Nun legte die gleichen Werft noch einen nach und so wurde letzte Woche die erste Giga-Schiffe der Welt vorgestellt. Diese Schiffsklasse stellt den absoluten Rekord im weltweiten Bau von Containerschiffen dar. Mit einer Kapazität von jeweils 24.346 TEU gibt es auf der Welt – zurzeit, nichts vergleichbares.

Diese Giga-Schiffe haben eine Länge von 399,99 Metern (wie fast alle Übersee Containerschiffe) und eine Breite von 61,3 Metern. Und somit 5 Meter breiter als die Emma-Maersk ist und eine Decksfläche von 24.000 Quadratmetern, was einer Fläche von 3,5 Standardfußballfeldern entspricht.
Zwar wurde die Emma-Maersk 2016 umgebaut, womit sie 17.816 TEU transportieren kann.

Die beiden neuen Schiffe, welche für die Schweizer Reederei MSC aus Genf, gechartert werden, sollen im Februar 2023 in Dienst gestellt werden. Im gleichen Jahr sollen noch vier Baugleiche Schiffe ausgeliefert werden.

Chinas Schiffbauindustrie war in den ersten drei Quartalen dieses Jahres weiterhin führend bei den internationalen Marktanteilen, wobei die Containerschiffe mit mehr als 10.000 TEU 51,7 Prozent des Weltmarktes ausmachten.

Naike Juchem, 3. November 2022

Die HMS Victory

Heute stehe ich in Sinsheim. Vor vier Jahren war ich mit einem Übersee Container aus Hamburg bei der Firma Sea-Club. Ich hatte die Schachtel voll mit Kartons aus Südostasien. Die Firma Sea-Club ist ein Großhändler für alles was irgendwie mit Maritim zu tun hat.

In der Zeit, wo die Männer den Container leer geräumt hatten, ging ich mich duschen. Auf dem Weg zur Dusche sah ich im Flur zum Büro einige Segelschiffmodelle in einem recht großen Maßstab stehen. Die Rickmer Rickmers, welche in Hamburg an den Landungsbrücken liegt, fiel mir sofort ins Auge.

Nach dem duschen sprach ich mit dem Inhaber, Herr Elzer, über jenes Schiff. Auch stand ein Modell der Flying-P Liner, die Passat, im Flur auf einem Sidebord. Ich quatschte Herr Elzer über jenes Schiff dermaßen zu, dass er meinte, ich käme aus Hamburg. Ich stellte ihm meine Passion zu Segelschiffen klar und das ich aus dem Hunsrück komme.

Damals schenkte er mir die USS Constitution. Sie ist das älteste noch seetüchtige Kriegsschiff der Welt und nach der HMS Victory das zweitälteste, welches noch in Dienst steht.

Wie schon geschrieben, bin ich heute in Sinsheim und schaute bei der Firma Sea-Club vorbei. Ich sagte Herrn Elzer, dass ich bereits vor 4 Jahren bei ihm abgeladen hatte und wollte mal fragen, ob er mir ein Schiff verkaufen würde.

Die HMS Victory

Gemeinsam gingen wir ins Lager und er schaute, welche Muster er hat. Einsam und verlassen stand der Dreidecker, Dreimast Vollschiff HMS (His Majesty’s Ship) Victory im Regal.
„Dies könnte ich Ihnen anbieten. Das Schiff ist im Einkauf zu teuer und wir haben es daher nicht ins Programm genommen.“ Meine Augen mussten wie bei einem Kind an Weihnachten geleuchter haben. Für 5 € kaufte ich dieses Schiff, welches seinen Stapellauf 1765 hatte.
Die HMS Victory ist circa 70 Meter lang, knapp 16 Meter breit und hat einen Tiefgang von maximal 8,76 Meter. Mit ihren bis zu 31 Segel konnte sie um die 10 Knoten ( circa 19 Km/h) segeln. Zum Vergleich: Das jemals größte gebaute Fünfmast Vollschiff der Welt, die Preußen – eines der legendären Flying-P Liner der Reederei Laeisz aus Hamburg, schaffte eine doppelt so hohe Geschwindigkeit und hält heute noch diesen Segelrekord von Hamburg bis nach Chile. Die Bewaffnung der HMS Victory war und ist mit 104 Kanone beachtlich. Auch die Zahl der bis zu 800 Matrosen spricht für eine Superlative im ausgehenden 17. Jahrhundert.

Dieses über 260 Jahre alte Dreimast Vollschiff, war an vielen und wichtigen Seeschlachten der Royal Navy ab Juli 1778 bis 1903 beteiligt. Durch die Dreidecker Bauweise konnte quasi gleichzeitig aus „allen Rohren“ gefeuert werden.

Die HMS Victory segelte im Kriegseinsatz gegen Frankreich und Spanien im Mittelmeer und war auch an den Koalitionskriegen, bei den Westindischen Inseln (Kuba, Jamaika, Puerto Rico, Bahamas…) beteiligt. Mal als Transportschiff, mal als Geleitschutz im Ärmelkanal und Nordsee und dann wieder
als Flaggschiff für Seeschlachten.

Die wohl wichtigste und entscheidenste Seeschlacht der Royal Navy war die 1805 am Südspanischen Kap Trafalgar geführt Schlacht. Wodurch die britische Vorherrschaft in Lateinamerika, Südlicher Pazifik, Südafrika und Indien begann.
Und indirekt wurde mit jener Schlacht die Niederlage Napoleon auf dem europäischen Festland besiegelt.

Heute kann man das einzige Seetaugliche
Dreidecker Kriegsschiff der Welt in der Südenglichen Hafenstadt Portsmouth, auch im inneren, besichtigen.

Naike Juchem, 2. November 2022

Die Entführung der Landshut

Foto: GSG9 Historie, Einsatz Mogadischu

Im großen World Wide Web fand ich ein Foto und mir fielen sofort die Fahndungsplakate der RAF ein, die damals bei uns in der Post rechts an der Wand vom Schalter hingen.

Ich bin 1970 geboren und kann mich noch sehr genau an jene DIN A0 Plakate erinnern. Auch sah ich damals in der Tagesschau die Beiträge über die Entführung und Ermordung Hanns Martin Schleyers und die Entführung des Lufthansa-Flugzeugs „Landshut“.

Die Selbstmorde der inhaftierten führenden Mitglieder der ersten Generation der RAF stellten den Schlussakt der sogenannten Offensive 77 der RAF dar. Der Deutsche Herbst gilt als eine der schwersten Krisen in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Beginnen möchte ich mit der Erklärungen der RAF vom 5. September bis 18. Oktober 1977 (Memento vom 12. März 2007 im Internet Archive).

Foto: LKA Rheinland-Pfalz

5. September 1977

An die Bundesregierung Sie werden dafür sorgen, daß alle öffentlichen Fahndungsmaßnahmen unterbleiben – oder wir erschießen Schleyer sofort, ohne daß es zu Verhandlungen über seine Freilassung kommt.
 

6. September 1977

Am Montag, den 5. September 77 hat das Kommando Siegfried Hausner den Präsidenten der Arbeitgeberverbands und des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Hanns-Martin Schleyer, gefangengenommen. Zu den Bedingungen seiner Freilassung wiederholen wir nochmal unsere erste Mitteilung an die Bundesregierung, die seit gestern von den Sicherheitsstäben, wie wir das inzwischen kennen, unterschlagen wird. Das ist die sofortige Einstellung aller Fahndungsmaßnahmen – oder Schleyer wird sofort erschossen. Sobald die Fahndung gestoppt ist, läuft Schleyers Freilassung unter folgenden Bedingungen:

Die Gefangenen aus der RAF: Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe, Verena Becker, Werner Hoppe, Karl-Heinz Dellwo, Hanna Krabbe, Bernd Rössner, Ingrid Schubert, Irmgard Möller werden im Austausch gegen Schleyer freigelassen und reisen in eine Land ihrer Wahl. Günter Sonnenberg, der seit seiner Festnahme wegen einer Schußverletzung haftunfähig ist, wird sofort freigelassen. Sein Haftbefehl wird aufgehoben. Günter wird zusammen mit den 10 Gefangenen, mit denen er sofort zusammengebracht wird und sprechen kann, ausreisen. Die Gefangenen sind bis Mittwoch, 8 Uhr früh, auf dem Flughafen Frankfurt zusammenzubringen. Sie haben bis zu ihrem Abflug um 12 Uhr mittags jederzeit und uneingeschränkt die Möglichkeit, miteinander zu sprechen. Um 10 Uhr vormittags wird einer der Gefangenen das Kommando in Direktübertragung durch das Deutsche Fernsehen über den korrekten Ablauf ihres Abflugs informieren.

In der Funktion öffentlicher Kontrolle und Garantie für das Leben der Gefangenen während des Transports bis zur Landung und Aufnahme sollen die Gefangenen – wie wir vorschlagen würden – von Payot, dem Generalsekretär der Internationalen Föderation für Menschenrechte bei der UNO, und Pfarrer Niemöller begleitet werden. Wir bitten sie, sich in dieser Funktion dafür einzusetzen, daß die Gefangenen dort, wo sie hinwollen, lebend ankommen. Natürlich sind wir auch mit einem Alternativvorschlag der Gefangenen einverstanden.

Jedem der Gefangenen werden 100 000 DM mitgegeben. Die Erklärung, die durch Schleyers Foto und seinen Brief als authentisch identifizierbar ist, wird heute abend um 20.00 Uhr in der Tagesschau veröffent-licht, und zwar ungekürzt und unverfälscht. Den konkreten Ablauf von Schleyers Freilassung legen wir fest, sowie wir die Bestätigung der freigelassenen Gefangenen haben, daß sie nicht ausgeliefert werden, und die Erklärung der Bundesregierung vorliegt, daß sie keine Auslieferung betreiben wird. Wir gehen davon aus, daß Schmidt, nachdem er in Stockholm demonstriert hat, wie schnell er seine Entscheidungen fällt, sich bemühen wird, sein Verhälmis zu diesem fetten Maguaten der nationalen Wirtschaftscreme ebenso schnell zu klären.
RAF – Kommando Siegfried Hausner

Foto:GSG9 Historie

Der Irrflug der „Landshut“

Der Flug LH181 am 13. Oktober 1977 von Palma de Mallorca nach Frankfurt sollte nur etwas über ein Stunde dauern. Er entpuppte sich für die 82 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder an Bord als mehrtägiges Martyrium. Denn ein vierköpfiges Terroristenteam – zwei Frauen und zwei Männer – übernahmen gegen 14.30 Uhr die Gewalt an Bord der Boeing 737-200 „Landshut“. Die Forderungen des Kommandos „Martyr Halimeh“ unter Führung von „Captain Mahmud“: Freilassung elf inhaftierter deutscher linksextremistischer Terroristen, zweier in der Türkei inhaftierter palästinensischer Terroristen sowie 15 Millionen US-Dollar Lösegeld. Andernfalls sollten alle Geiseln und der durch die Rote Armee Fraktion (RAF) am 5. September 1977 entführte Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer getötet werden. Das Ultimatum sollte am 16. Oktober auslaufen.

Anders als die Entführer angenommen hatten, zeigten sich die arabischen Staaten in den nächsten Tagen nicht gewillt, in die Krise hineingezogen zu werden. Sie verweigerten der „Landshut“ die Landung. Der Irrflug der Maschine mit dem Luftfahrzeugkennzeichen D-ABCE führte nach Zwischenlandungen in Rom, Larnaka und Bahrain zunächst am 14. 10. nach Dubai. Dort gab es zähe Verhandlungen jedoch ohne Ergebnis. Am 16. 10. startete die Maschine dann nach Aden. Hier musste die Landshut neben der gesperrten Piste landen. In Aden erschossen die Terroristen auch Flugkapitän Jürgen Schumann. Co-Pilot Jürgen Vietor musste die „Landshut“ schließlich nach Mogadischu steuern, wo sie in den frühen Morgenstunden des 17.10. eintraf.

Die Bundesregierung lässt sich nicht erpressen


Im Bundeskanzleramt in hatte Bundeskanzler Helmut Schmidt nach der Entführung der „Landshut“ einen Krisenstab gebildet. Die klare Linie lautete: Den Forderungen der Terroristen wird nicht nachgegeben. Gleichwohl folgte Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski mit einem Verhandlungsteam in einer Sondermaschine dem entführten Flugzeug. Auch die GSG 9 war unmittelbar nach der Entführung alarmiert worden, um sich für eine Befreiungsoperation bereitzuhalten. Ein Einsatzverband unter Leitung ihres Kommandeurs, Oberstleutnant i. BGS Ulrich K. Wegener, war der „Landshut“ zunächst in einer Sondermaschine der Lufthansa gefolgt und hielt sich in Ankara bereit. Als die „Landshut“ in Dubai gelandet war, flogen Wegener, dessen Adjutant Baum und Unterführer Dieter Fox ebenfalls dorthin. Sie stießen zum Wischnewskis-Team. Zu einer geplanten Befreiungsoperation kam es nicht mehr. Von Dubai aus ging es dann ebenfalls nach Mogadischu, wo sie am 17. Oktober um die Mittagszeit eintrafen.

Am 17. Oktober gegen 17:30 Uhr MEZ landeten die Einsatzkräfte der GSG 9 mit der Lufthansa-Maschine „Stuttgart“ in Mogadischu, ca. 2.000 Meter von der „Landshut“ entfernt. Die Starts und Landungen somalischer Militärflugzeuge lenkten die Terroristen ab. Danach kamen Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski und der GSG 9-Kommandeur Ulrich Wegener zur „Stuttgart“. Wischnewski erklärte, dass Bundeskanzler Helmut Schmidt angesichts der unnachgiebigen Haltung der Terroristen und weil der Staat sich nicht erpressen lässt, entschieden hatte, dass die GSG 9 die „Landshut“ stürmen soll, um die 86 Geiseln zu befreien.
Wischnewski gelang es, bei der somalischen Regierung die Erlaubnis für eine gemeinsame Operation deutscher und somalischer Kräfte zu erwirken. Zum Schein ging die Bundesregierung dann auf die Forderungen der Entführer, welche die Maschine bereits zur Sprengung vorbereitet hatten, ein. Sie bat um eine weitere Verlängerung der Frist, um die Gefangenen zum Austauschort transportieren zu können. Die Entführer setzten ein letztes Ultimatum, welches am 18.10. um 1.30 Uhr auslaufen sollte.

Geiselbefreiung durch die GSG9 in Mogadischu. Foto: GSG9 Historie

Die GSG 9 bekommt das „GO“

Der deutsche GSG 9-Einsatzverband – er war aus Tarnungsgründen von Ankara zurück nach Sankt Augustin und dann nach Kreta geflogen – landete am 17. Oktober gegen 19.30 (MEZ) Uhr in der Dunkelheit und wurde auf den nördlich angrenzenden militärischen Teil des Flughafens Mogadischu gelotst. Somalische Kräfte riegelten den Flughafen ab.

Die Verhandlungsexperten im Wischnewski-Stab lenkten die Entführer durch einen intensiven Funkverkehr über die bevorstehende vermeintliche Gefangenenübergabe ab. Der Einsatzverband machte sich nach der Landung bereit. An ihrer Boeing 707 „Stuttgart“ erfolgte das Rehearsal, die Abschlussübung vor dem Zugriff. Wegener meldete Helmut Schmidt Einsatzbereitschaft und zeigte sich überzeugt vom Einsatzerfolg. Noch am Abend erhielt er telefonisch den Einsatzbefehl durch den Bundeskanzler.

Ablauf der Operation

Die Kräfteeinteilung stellte sich wie folgt dar: Das zehn Mann starke Aufklärungs- und Präzisionsschützenkommando stand unter Führung des stellv. Kommandeurs, Major i. BGS Klaus Blätte. Zur Ausstattung gehörten Scharfschützengewehre Mauser S66 mit Nachtsichtgeräten „Nachteule“ sowie Aufklärungstechnik. Das Zugriffsteam wurde von Wegener geführt. Es bestand aus sechs Sturmtrupps (einer pro Tür) zu je fünf Mann. Dazu kamen noch ein Sanitäts- und ein Reservetrupp mit drei bzw. fünf Mann sowie ein Pioniertrupp mit vier Mann. Die beiden SAS-Männern Major Alistair Morrison und Sergeant Barry Davis waren hier ebenfalls zugeordnet. Sie hatten ihre brandneuen „Stun-Grenades“, Blitzknallgranaten mitgebracht. Zur übrigen Bewaffnung und Ausrüstung gehörten Revolver S&W .38 und Pistolen P9S zum Arbeiten in der Maschine, MP5, neuartige „Bristol“-Schutzwesten aus britischer Produktion, dazu noch spezielle gummibeschichtete Leitern.

Für die zu evakuierenden Geiseln wurde ein Sammelraum abseits der Maschine eingerichtet. Somalische Streitkräfte bildeten einen äußeren Ring und bereiteten zudem ein Feuer einige hundert Meter vor dem Cockpit der „Landshut“ für ein Ablenkungsmanöver vor.

Um etwa 22.00 Uhr gingen die Kräfte in die Ausgangsstellung. Die Aufklärer und Präzisionsschützen arbeiteten sich auf etwa 30 Meter an die Maschine heran und lieferten stetig Aufklärungsergebnisse. Ab etwa 23.00 Uhr begann die Annäherung der Zugriffskräfte. Sie erreichten die Maschine um etwa 23.30 Uhr.

23.50 Uhr: Die somalischen Soldaten entzünden das Ablenkungsfeuer. Die Verhandlungsgruppe im Tower fragt über Funk beim Terroristenführer Captain Mahmud die Übergabebedingungen ab.

23.55 Uhr: Die Sturmtrupps nehmen ihre Sturmausgangsstellungen ein.

00.00 Uhr: Spezielle Leitern werden an die vier Türen und an die beiden Notausgangsbereiche hinter den Tragflächen gelegt, die Trupps gehen in Position.

00.05 Uhr: Auf das Kommando „Feuerzauber“ zünden die beiden SAS-Männer mehrere Blitzknallgranaten, nahezu gleichzeitig öffnen die Sturmtrupps die Türen. Fünf Sturmtrupps dringen in die Maschine ein, der Trupp 2 (vorne rechts) muss aufgrund von Hindernissen ausweichen und hinter Trupp 1 (vorne links) nachrücken.

Im Flugzeuginneren entwickelt sich ein Feuerkampf. Trupp 1 schaltet im Cockpit Mahmud aus. Eine Terroristin wird im Gang der Ersten Klasse getroffen und schwer verletzt – sie überlebt. Der dritte Terrorist kann bevor er ausgeschaltet wird noch zwei Handgranaten werfen, deren Explosion die Stewardess Gabriele Dillmann (heute von Lutzau) am Bein verletzen. Eine vierte Terroristin wird auf der vorderen Bordtoilette neutralisiert. Ein GSG 9-Einsatzbeamter erleidet eine leichte Verwundung durch einen Halsdurchschuss.

Noch während des Feuerkampfes beginnt im hinteren Bereich (Trupp 5 und 6) und über die Notausstiege (Trupp 3 und 4) die Evakuierung.

00.12 Uhr: Wegener meldet „Springtime“ – das Codewort für den erfolgreichen Abschluss der Aktion. 
Bilanz: Alle 86 Geiseln befreit, drei leicht verwundet, ein GSG 9-Mann leicht verwundet, drei von vier Terroristen getötet, eine Terroristin schwer verletzt an die somalischen Behörden übergeben. Die Befreiten wurden noch am 18. Oktober mit einer Sondermaschine nach Frankfurt gebracht. Die GSG 9 landete ebenfalls am 18. Oktober gegen 15.30 Uhr auf dem Flughafen Köln/Bonn.

Ankunft Flughafen Köln/Bonn Foto: dpa

Erklärungen der RAF vom 5. September bis 18. Oktober 1977 

19. Oktober 1977

Wir haben nach 43 Tagen Hanns-Martin Schleyers klägliche und korrupte Existenz

beendet. Herr Schmidt, der in seinem Machtkalkül von Anfang an mit Schleyers Tod spekülierte, kann ihn in der Rue Charles Peguy in Mulhouse in einem grünen Audi 100 mit Bad Homburger Kennzeichen abholen.

Für unseren Schmerz und unsere Wut über die Massaker von Mogadischu und Stammheim ist sein Tod bedeutungslos. Andreas, Gudrun, Jan, Irmgard und uns überrascht die faschistische Dramaturgie der Imperialisten zur Vernichtung der Befreiungsbewegungen nicht. Wir werden Schmidt und der daran beteiligten Allianz diese Blutbäder nie vergessen. Der Kampf hat erst begonnen! Freiheit durch bewaffneten antiimperialistischen Kampf!
Kommando Siegfried Hausner.


Quelle:
– Erklärungen der RAF vom 5. September bis 18. Oktober 1977 (Memento vom 12. März 2007 im Internet Archive).
– GSG9 Historie
– esut.de

Der Baader-Meinhof Prozess in Kaiserslautern

Wie komme ich auf dieses Thema?
Meinen 47. Geburtstag feierte ich in Kaiserslautern in der Kartoffelhalle. Bis zu diesem Zeitpunkt sagte mir dies überhaupt nichts.
An jenem Nachmittag wurde mir die Historie dieses Gebäude sehr genau erklärt.
Ich fingen mit den Ergebnisse der Entführung der Lufthansa Maschine „Landshut“ nach Mogadischu den Terror an zu begreifen.

Nun folgt ein Artikel aus dem Spiegel vom 5. Juni 1977

Mit Augenmaß bewältigte das Schwurgericht in Kaiserslautern einen zweiten Baader-Meinhof-Prozeß — anders als in Stammheim — ohne Einbußen für Justiz und Rechtsstaat.

Besorgt erkundigte sich 1974 Helmut Kohl, damals Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz, nach den Qualitäten eines Richters namens Adolf Stiefenhöfer. Kohl in einer Kabinettssitzung: »Was ist denn das für einer?« Justizminister Otto Theisen beschied ihn knapp: »Ein ganz normaler.«

Zunächst blieb die Skepsis, wenn unter Kollegen sein Name fiel. Stiefenhöfer, 48, früher Amtsrichter in Rockenhausen, dann Richter am Landgericht in Kaiserslautern, las eigens Werke von Theodor Adorno, übte sich in Psycho-Training und paukte linke Termini, um als Landrichter seine größte Aufgabe zu bestehen: parallel zu dem Mammutprozeß in Stuttgart-Stammheim über drei andere Mitglieder der »Roten Armee Fraktion« (RAF) zu Gericht zu sitzen.

Am Donnerstag letzter Woche, es war der 131. Verhandlungstag, schloß Stiefenhöfer im »Kleinen Baader-Meinhof-Prozeß« („Saarbrücker Zeitung“) in Kaiserslautern die Akten. Es war ein Verfahren ohne dramatische Zuspitzungen, ohne interne Justizskandale, ohne Spektakel mit prominenten Zeugen und meist vor mäßig gefüllten Zuhörerbänken.

Doch gerade weil das Verfahren im Pfälzer Hinterland so wenig Brisantes bot für Beobachter wie Beteiligte und immer Gefahr lief, im Schatten von Stammheim zur Nebensache zu geraten, kam der Rechtsstaat — anders als im Stuttgarter Hauptprozeß hier ohne Schrammen davon.

Stiefenhöfer bewies seine richterliche Souveränität auch darin, daß er in heiklen Augenblicken nicht wie sein Kollege Prinzing überflüssige und der Wahrheitsfindung abträgliche Konfrontationen mit den Verfahrensbeteiligten heraufbeschwor, sondern durch geschickte Nachgiebigkeit im Detail für ein moderates Verhandlungsklima sorgte. Er blockte jeden Eklat und jeden Ruch von Manipulation von vornherein ab.

Zu lebenslanger Haft verurteilt wurden die Terroristen Klaus Jünschke, 29, und Manfred Grashof, 30, unter anderem wegen Mordes und schweren Raubs. Der dritte Angeklagte, Wolfgang Grundmann, 29, seit Oktober auf freiem Fuß, kam wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung mit vier Jahren Freiheitsstrafe davon. Er erhält, weil er bis dahin schon viereinhalb Jahre in Untersuchungshaft gesessen hatte, voraussichtlich für ein halbes Jahr sogar Haftentschädigung. Am 22. Dezember 1971 gegen 8.10 Uhr hatten sechs Terroristen — bei letztlich ungeklärter Tatbeteiligung nach Ansicht der Ermittler auch Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe — in der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank zu Kaiserslautern 133 986 Mark erbeutet; im Kugelhagel der Räuber starb der Polizist Herbert Schoner.



Acht Wochen später stürmten sechs maskierte BM-Terroristen in die Bayerische Hypo-Bank in Ludwigshafen, schrien »Ihr Schweine, Säue, Drecksäue« und sackten 285 740,32 Mark ein. Mitte Mai 1972 legte ein RAF-Kommando Bomben im US-Hauptquartier in Frankfurt (ein Toter, elf Verletzte), und in Hamburg war im März der Kriminalhauptkommissar Hans Eckhardt an einer Terroristen-Kugel gestorben. Er hatte den RAF-Mitgliedern Grashof und Grundmann in einer konspirativen Wohnung aufgelauert.

Allein der Mord von Grashof an Eckhardt wurde in Kaiserslautern mit exakten Zeugenaussagen bewiesen. In anderen Punkten war die Beweisführung schwieriger. So wurde Jünschke wegen Mordes, Grashof wegen Beihilfe zum Mord an dem Polizisten Schoner verurteilt. Beide hatten am Tatort Kaiserslautern keine Spuren hinterlassen, und kein Zeuge konnte vor Gericht ihre direkte Tatbeteiligung bestätigen.

Die Tatsache, daß Jünschke nach Zeugenaussagen drei Wochen vor dem Überfall eine Reihe von Straßenzügen rund um die Bank photographiert, am Vortag den späteren Fluchtweg erkundet und seine Fingerabdrücke in einer konspirativen Wohnung hinterlassen hatte, wertete das Schwurgericht als ausreichenden Beweis, daß der frühere Psychologie-Student »auch in der Bank weilte und eine Rolle spielte, die mit dem Fluchtweg zusammenhing«. Grashofs Beihilfe sah das Gericht als erwiesen an, weil er zwei Wochen vor den« Überfall in der Buchhandlung Senftleben einen Stadtplan von Kaiserslautern gekauft hatte und von einer Verkäuferin dabei beobachtet worden war.

Für die These der Ankläger, wonach der dritte Angeklagte, Grundmann, unter den Geldräubern in Ludwigshafen war, fand das Gericht keinen ausreichenden Beweis. So blieb von der Anklage gegen Grundmann nur die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und unerlaubter Waffenbesitz übrig.

Denn »Kronzeuge« Gerhard Müller hatte Grundmann zwar belastet, sich dabei jedoch in Widersprüche verwickelt. Er fand in Kaiserslautern. auch dies durchaus anders als in Stammheim, wenig Glauben. Stiefenhöfer: »Seine Angaben müssen mit größter Vorsicht behandelt werden.«

Eine Behauptung von Müller, der, so Stiefenhöfer, auch in Stammheim gelegentlich die »bewußte Unwahrheit« gesagt hatte, diente dem Gericht andererseits sogar zur Entlastung Jünschkes im Frankfurter Sprengstoff-Fall. Obwohl ein Zeuge den Angeklagten am Tatort gesehen haben will, mochte das Schwurgericht »Müllers Eindruck, Jünschke sei hier in keiner Weise beteiligt gewesen, nicht ausschließen«.

Der Freispruch in diesem Punkt überraschte allerdings ebenso wie die Überzeugung des Gerichts, Jünschke sei als Mittäter in Kaiserslautern überrührt. Prompt kündigten auch die Pflichtverteidiger Revision dagegen an.

Neunzig Polizisten, die zum Schutz der als Verhandlungssaal umgebauten Kartoffelhalle abgeordnet worden waren, begannen nach der dreistündigen Urteilsverkündung, die Gitter, Monitore und den Stacheldraht wieder abzubauen — seit Prozeßbeginn vor 21 Monaten gab es für die Bewacher keinen einzigen Zwischenfall.

War der kleine BM-Prozeß im Schatten des Stuttgarter Monsterverfahrens — wegen des doppelten Aufwands, doppelter Kosten und des von Anfang an einkalkulierten Risikos unterschiedlicher Bewertungen — Beamten der rheinland-pfälzischen Justiz und des Bundeskriminalamtes zunächst noch als »der reinste Quatsch« erschienen, so bewerten sie ihn heute hoch.

Der Kaiserslauterer Prozeß belegt, daß es sich auch gegenüber Staatsfeinden von BM-Zuschnitt noch immer unvoreingenommen, ausgewogen und differenziert judizieren läßt. Nicht nur die Überlegenheit Stiefenhöfers, seine Flexibilität in Verfahrensfragen, nicht nur die Anwälte, die in Kaiserslautern kaum Anlaß zu vordergründigem Wirbel fanden — auch die Mainzer CDU-Landesregierung tat das Ihre zu einem korrekten Verfahren: Ein Abhör-Skandal wie in Stammheim blieb dem Prozeß in der Provinz erspart.

Als sich Justiz- und Innenministerium in Mainz vor die Frage gestellt sahen, ob sie — parallel zu dem Beschluß der Stuttgarter Minister Schiess und Bender — auch bei Grashof und Jünschke in der Vollzugsanstalt Zweibrücken Verteidigergespräche belauschen sollten, fiel die Entscheidung in den beiden Mainzer Chefetagen negativ aus: »aus verfassungsrechtlichen Gründen«.

Quelle: Der Spiegel vom 05.06.1977

Keltischer Ringwall von Otzenhausen

Der Keltische Ringwall von Otzenhausen

Heute mal etwas Frühchristliche Geschichte von mir. Auch wenn der Keltische Ringwall zum größten Teil im Saarland liegt, zählt der Hunsrück, und somit Rheinland-Pfalz, zu einem der größten Keltengebiete in Deutschland.

Autorin Naike Juchem

Ich wohne in einem Gebiet, welches hunderte Jahre vor Christus von den Kelten besiedelt wurde und so gibt es in diesem Gebiet sehr viele Archäologische Funde. Diese zeugen von einer ausgeprägten Kultur und hochentwickelten sozialen Struktur dieser Volksstämme.

Das Gebiet der Kelten umfasst fast das heutige Europa. Von Südostengland, 
Frankreich und Nordspanien im Westen bis nach Westungarn, Slowenien und 
Nordkroatien im Osten; von Oberitalien im Süden bis zum nördlichen Rand der deutschen Mittelgebirge. Daneben existieren einzelne latènezeitliche Funde auf dem gesamten Balkan bis nach Anatolien.
Nun komme ich auf den Keltische Ringwall im Hunsrück.



Der Keltische Ringwall, oder auch volkstümlich auch Hunnenring genannt, liegt in der Gemarkung der Ortschaft Otzenhausen und ist die am besten erhaltene keltische Befestigungsanlage im Südwesten Europas.

Das 18,5 ha große Oppidum auf dem Dollberg liegt im nördlichen Saarland und dem Nationalpark Saar-Hunsrück.

Der Nordwall ist auf einer Länge von 460m heute noch 10m hoch und an der Basis 40m breit. Der Archäologe Michael Koch vermutet, dass die ehemalige Mauer 18m hoch und 18m breit war. Ein beeindruckendes Zeugnis aus alter Zeit!

Wenn man vom Parkplatz, wo auch die Keltensiedlung ist und diese besucht werden kann, durch den Wald geht, sieht man auf der linken Seite immer wieder diesen Wall durch die Bäume.
Man kann auf dem Weg zu dem Wall schon erahnen, wie mächtig groß dieses ist.
Auf dem Wall angekommen, hat man einen unglaublichen Weitblick über das westliche Saarland. Die automatische Zahl an aufeinander liegenden Steinen wird einem erst richtig bewusst, wenn man auf dem Wall steht. Mir stellte sich die Frage: woher und wie kammen all diese Steine zu diesem Ort.
Die Kelten kannten natürlich schon das Rad und hatten demnach auch Karren im Einsatz, welche von Ochsen gezogen wurden. Das bekannte Scheibenrad (ist in den Comics von Asterix und Obelix schön zu sehen) wurde ungefähr 1600 Jahre v. Chr. nach und nach durch das wesentlich leichtere Speichenrad abgelöst. Es wird vermutet, dass dies aus dem ägäischen Kulturkreis der dort lebenden Kelten übernommen wurde und somit sich auch in anderen Teilen des keltische Reich durchsetzte.

Während der Latènezeit ab 450 v. Chr. war der Hunsrück-Nahe-Raum, wie viele Grabfunde zeigen, dicht von keltischen Kleinstämmen besiedelt. Viehzucht, die Verarbeitung von Eisen und ein reger Handel brachten der Bevölkerung Wohlstand.
In der Zeit vor dem Gallischen Krieg waren die Clans in dem Gebiet zwischen Rheintal und Ostbelgien, Pfalz und Hocheifel zu dem Stammesverband der Treverer vereint und erlebten einen wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Höhepunkt.

Als ältester Teil der Festung wurde ein Abschnittswall festgestellt, der unter dem heutigen Nordwall liegt und im 4. Jahrhundert v. Chr. erbaut worden war. Dabei ist nicht auszuschließen, dass es noch eine ältere Bauphase gab. Ein zweiter Mauerbau als Ring im 2. Jahrhundert und der letzte Bau, von dem wir heute die Wälle sehen, fand zwischen 80 und 60 v. Chr. statt. Dies ist durch den Fund einer späten Form der „Nauheimer Fibel“ belegt.

Mira und Mimi auf dem Ringwall

Die ganze Zeit über war der Dollberg von wechselnder Intensität besiedelt. Im der Frühlatènezeit fungierte der Ringwall vielleicht als eine Art sozialer und politischer oder ökonomischer Mittelpunkt. In der Spätlatènezeit war die besiedelte Fläche größer, sodass man von einem Oppidum, also einer stadtartigen Siedlung, sprechen kann.

Naike Juchem, 30. Oktober 2022
Quelle: kelten-ringwall.de

Burgruine Baldenau im Hunsrück

Foto: Naike Juchem

Die Burgruine Baldenau, landschaftlich sehr schön im Tal der Dhron gelegen, ist die einzige Wasserburg im Hunsrück. Sie war ursprünglich von einem zwölf Meter breiten Wassergraben umgeben. Vor der Zerstörung besaß sie drei oder vier Stockwerke mit rechteckigen Fenstern.

Die Burg Baldenau wurde um 1320 errichtet (1315 in einem Weistum noch nicht erwähnt). Sie war 1324 bewohnt, als „neben der Burg“ ein zweites Haus mit zahlreichen Kammern, Stuben, Ställen und Scheunen errichtet wurde. 1332 wird die Burg als Besitz von Kurtrier durch den deutschen Kaiser Ludwig der Bayer bestätigt.

Luftbildaufnahme von Frank Loch

Erbauer der nach ihm benannten Burg war Balduin von Luxemburg, Kurfürst und Erzbischof von Trier. Balduin wurde 1308 im Alter von erst 22 Jahren Kurfürst und Erzbischof. Bis zu seinem Tod im Jahre 1354 gelang es ihm, die Herrschaft von Kurtrier zu festigen und wesentlich auszubauen. Er gilt als einer der bedeutendsten Fürsten des späten Mittelalters.

Erzbischof Balduin ließ die Burg bauen, um seinen Herrschaftsbereich gegen die Grafschaft Sponheim abzugrenzen. Darüber hinaus diente sie ihm wohl zeitweise als Jagdschloss. Der Plan, eine Stadt neben der Burg zu errichten, wurde nicht realisiert. Ab dem 15. Jahrhundert diente die Burg Baldenau als Mittelpunkt eines kurtrierischen Amtes. Zu diesem Amt gehörten die Orte Bischofsdhron, Heinzerath, Kommen, Merschbach, Morbach, Morscheid, Rapperath, Wederath und Wolzburg.

Luftbildaufnahme von Frank Loch


Der Turm der Burg Baldenau hat einen Durchmesser von etwa 10,50 m und eine Mauerstärke von 3,50 m. Die Höhe des Turmes beträgt insgesamt 25 m, sein Eingang liegt in 12 m Höhe. Dieser Eingang war über eine Treppe und Galerie von der Nordmauer aus zu erreichen. Erst vor 150 Jahren wurde der erdgeschossige Durchbruch hergestellt.

Luftbildaufnahme von Frank Loch

Die erste Zerstörung der Burg erfolgte im Dreißigjährigen Krieg durch die Schweden. In den Jahren 1649 bis 1654 wurde die Burg wiederhergestellt. Die zweite Zerstörung im sogenannten pfälzischen Erbfolgekrieg durch die französischen Truppen des Generals Melac anno 1689 war derart schwerwiegend, dass die Burg nicht mehr bewohnbar war und nach und nach verfiel.

Luftbildaufnahme von Frank Loch

Quelle: Der Förderverein der Burg Baldenau e. V.

Erz­bi­schof Balduin von Luxemburg

Bal­du­in von Lu­xem­burg war ei­ner der be­deu­tends­ten Erz­bi­schö­fe und Kur­fürs­ten von Trier, gleich­zei­tig ein­fluss­rei­cher Ge­stal­ter der Reichs­po­li­tik in der ers­ten Hälf­te des 14. Jahr­hun­derts.

Der ver­mut­lich 1285 ge­bo­re­ne Bal­du­in war Sohn des im Ju­ni 1288 bei Worrin­gen ge­fal­le­nen Gra­fen Hein­rich VI. von Lu­xem­burg und der Bea­trix von Aves­nes. Bal­du­in war von Ju­gend an für den geist­li­chen Stand be­stimmt und er­hielt ei­ne ent­spre­chen­de Aus­bil­dung. Als durch den Tod Die­ters von Nas­sau die Erz­diö­ze­se Trier va­kant wur­de, er­bat das Dom­ka­pi­tel im De­zem­ber 1307 den zum Stu­di­um in Pa­ris wei­len­den Dom­propst Bal­du­in als Nach­fol­ger. Weil der das kir­chen­recht­lich vor­ge­schrie­be­ne Al­ter von 30 Jah­ren noch nicht er­reicht hat­te, war ei­ne Wahl nicht mög­lich. Der Papst, dem da­her die Ent­schei­dung zu­fiel, er­klär­te im Fe­bru­ar 1308 die Wahl für un­gül­tig, er­nann­te aber den Ge­wähl­ten zum neu­en Erz­bi­schof von Trier und er­teil­te ihm am 11.3.1308 per­sön­lich die Bi­schofs­wei­he.

Als Erz­bi­schof war Bal­du­in, wie im Reich üb­lich, so­wohl Ober­hir­te ei­ner (Erz-) Diö­ze­se als auch Lan­des­herr ei­nes welt­li­chen Ter­ri­to­ri­ums. Die Diö­ze­se, ein­ge­teilt in fünf Ar­ch­idia­ko­na­te (Lon­guyon, Tho­ley, Trier, Kar­den und Diet­kir­chen), er­streck­te sich von der Maas im Wes­ten bis an die mitt­le­re Lahn bei Gie­ßen. Zum welt­li­chen Ter­ri­to­ri­um, dem Erz­stift, ge­hör­ten be­trächt­li­che – al­ler­dings nur zum Teil ge­schlos­se­ne – Ge­biets­kom­ple­xe in Ei­fel, Huns­rück, Wes­ter­wald und Tau­nus, zen­triert um die wich­tigs­ten Städ­te Trier und Ko­blenz.

Den Auf­ga­ben als Ober­hir­te und Lan­des­herr hat er sich mit glei­cher In­ten­si­tät ge­wid­met. Dies gilt für die Auf­sicht über die geist­li­chen In­sti­tu­tio­nen (Klös­ter und Stif­te) eben­so wie für die Wei­he von Kir­chen und Al­tä­ren, die er – an­ders als an­de­re Bi­schö­fe sei­ner Zeit – selbst vor­nahm. Sei­ne per­sön­li­che Fröm­mig­keit do­ku­men­tiert die Grün­dung von Kar­tau­sen in Trier (1330) und Ko­blenz (1331). In der Trie­rer Kar­tau­se wur­de für ihn ei­ne Zel­le vor­ge­hal­ten, in die er sich ge­le­gent­lich zur Me­di­ta­ti­on zu­rück­zog. Aus die­sem Klos­ter stam­men auch die zu Leb­zei­ten Bal­du­ins ent­stan­de­nen Chor­stuhl­wan­gen, die den Erz­bi­schof und sei­nen Bru­der Hein­rich dar­stel­len; Por­trätähn­lich­keit ist da­her an­zu­neh­men.

Foto: Naike Juchem

Die­se Leis­tun­gen des Diö­ze­san­bi­schofs sind des­halb zu be­to­nen, weil Bal­du­in bis heu­te vor al­lem als er­folg­rei­cher Reichs- und Ter­ri­to­ri­al­po­li­ti­ker gilt. Als Po­li­ti­ker auf Reichs­ebe­ne hat er sich be­reits sehr früh pro­fi­lie­ren kön­nen, weil er schon auf dem Rück­weg von der päpst­li­chen Ku­rie nach Trier er­fuhr, dass der rö­mi­sche Kö­nig Al­brecht von Habs­burg er­mor­det wor­den war. Pe­ter von As­pelt, der aus der Graf­schaft Lu­xem­burg stam­men­de Erz­bi­schof von Mainz, konn­te zu­sam­men mit Bal­du­in die Wahl auf des­sen Bru­der len­ken, den Gra­fen Hein­rich VII. von Lu­xem­burg (No­vem­ber 1308). Als ers­ter Kö­nig nach dem Stau­fer Fried­rich II. ließ sich Hein­rich VII. im Ju­ni 1312 in Rom zum Kai­ser krö­nen. Für Bal­du­in, der sei­nen Bru­der be­glei­tet hat­te, stell­te dies oh­ne Zwei­fel ei­nen der Hö­he­punk­te sei­nes Le­bens dar; der frü­he Tod des Bru­ders am 24.8.1313 war für ihn ei­ne Ka­ta­stro­phe.

Weil es Hein­rich VII. ge­lun­gen war, sei­nem Sohn Jo­hann 1310 die erb­li­che Kro­ne des Kö­nig­reichs Böh­men zu ver­schaf­fen, üb­te das Haus Lu­xem­burg auch auf die Kö­nigs­wahl im Ok­to­ber 1314 gro­ßen Ein­fluss aus. Den­noch kam es zu ei­ner Dop­pel­wahl, in der die lu­xem­bur­gi­sche Par­tei den Her­zog Lud­wig von Bay­ern un­ter­stüt­ze, der sich in ei­nem bis 1322 wäh­ren­den Thron­streit schlie­ß­lich durch­setz­te. Zwi­schen dem Kö­nig und (seit Ja­nu­ar 1328) Kai­ser und dem in Avi­gnon re­si­die­ren­den Päps­ten kam es in der Fol­ge­zeit zu ei­ner lang­jäh­ri­gen Aus­ein­an­der­set­zung, die für die nicht ei­ner Sei­te an­hän­gen­den Reichs­fürs­ten ei­nen be­trächt­li­chen po­li­ti­schen Spiel­raum schuf. Bal­du­in hat­te er­heb­li­chen An­teil dar­an, dass im Ju­li 1338 die in Rhens ver­sam­mel­ten Kur­fürs­ten ih­ren Rechts­stand­punkt fest­schrie­ben, ein von ih­nen ge­wähl­ter Kö­nig be­dür­fe nicht der Be­stä­ti­gung durch den Papst (Rhen­ser Weis­tum). Dies wur­de vom Kai­ser for­mell, vom Papst de fac­to an­er­kannt. Erst im Mai 1346 kam es zum end­gül­ti­gen Bruch zwi­schen Bal­du­in und dem Kai­ser. Im Sin­ne des Paps­tes wähl­te die von Bal­du­in ge­führ­te lu­xem­bur­gi­sche Par­tei im Kur­kol­le­gi­um im Ju­li den Mark­gra­fen Karl von Mäh­ren, Sohn des Kö­nigs Jo­hann von Böh­men (und so­mit Großn­ef­fen Bal­du­ins) zum rö­mi­schen Kö­nig. Da der Kai­ser im Ok­to­ber 1347 über­ra­schend starb, konn­te sich Kö­nig Karl IV. bald im ge­sam­ten Reich durch­set­zen.

Im Erz­stift Trier hat­te be­reits Erz­bi­schof Hein­rich von Vinstin­gen (ge­stor­ben 1286) ei­ne er­folg­rei­che Ter­ri­to­ri­al­po­li­tik be­trie­ben, un­ter an­de­rem durch den Bau von Bur­gen und die Ein­rich­tung von Ver­wal­tungs­struk­tu­ren (Äm­tern). Ob­wohl das Erz­stift un­ter sei­nem Vor­gän­ger Die­ter von Nas­sau in ei­ne schwe­re Kri­se ge­ra­ten war, konn­te Bal­du­in auf vor­ge­fun­de­nen Struk­tu­ren auf­bau­en. Er schuf ei­ne flä­chen­de­cken­de Äm­ter­or­ga­ni­sa­ti­on, band ei­nen we­sent­li­chen Teil der Nach­bar­ter­ri­to­ri­en in sei­ne po­li­ti­schen In­itia­ti­ven ein, ver­dich­te­te das Netz der vom Erz­stift lehns­ab­hän­gi­gen Bur­gen und er­rich­te­te neue Lan­des­bur­gen, von de­nen er ei­ni­gen sei­nen Na­men gab (Bal­denau und Bal­du­ins­eck auf dem Huns­rück, Bal­du­in­stein an der Lahn). Weil der Erz­bi­schof ei­nen Sinn für das hat­te, was heu­te Wirt­schafts­för­de­rung hei­ßt, und vor al­lem wuss­te, dass Frie­den und Si­cher­heit die wich­tigs­ten Fak­to­ren für wirt­schaft­li­che und kul­tu­rel­le Blü­te sind, leg­te er auf die Be­frie­dung des Lan­des be­son­de­ren Wert, un­ter an­de­rem durch Ab­schluss von Land­frie­dens­ver­trä­gen mit den Nach­barn.

In Ein­zel­fäl­len scheu­te Bal­du­in auch nicht vor mi­li­täri­schen Un­ter­neh­mun­gen zu­rück, die al­ler­dings nicht im­mer er­folg­reich ver­lie­fen: Im Ju­li 1328 wur­de der zu Schiff die Mo­sel her­un­ter­fah­ren­de Erz­bi­schof bei En­kirch von Leu­ten der Grä­fin Lo­ret­ta von Spon­heim ge­fan­gen ge­nom­men; im April 1347 wur­den et­li­che im Dienst des Erz­bi­schofs aus­ge­rück­te Bür­ger von Ko­blenz bei Grenzau er­schla­gen. Ei­nen Na­men mach­te sich der Erz­bi­schof da­bei durch den Ein­satz mo­der­ner Kriegs­mit­tel: er bau­te Be­la­ge­rungs­bur­gen (un­ter an­de­rem Trut­zeltz ober­halb der Burg Eltz), setz­te aus Böh­men ge­hol­te Berg­leu­te und Feu­er­waf­fen ein. Frie­den und Si­cher­heit aber er­mög­lich­ten ein Auf­blü­hen der Städ­te, ge­folgt von stei­gen­den Ab­ga­ben der Un­ter­ta­nen, die dem Lan­des­herrn er­heb­li­che po­li­ti­sche, von den Zeit­ge­nos­sen mit Stau­nen be­ob­ach­te­te Hand­lungs­spiel­räu­me er­öff­ne­ten. An die­ser er­folg­rei­chen Fi­nanz­po­li­tik hat­ten die mit dem Erz­bi­schof eng zu­sam­men­ar­bei­ten­den Ju­den ei­nen wich­ti­gen An­teil.

Bal­du­in starb am 21.1.1354 in Trier. Um sei­nen Nach­ruhm hat­te er sich bei­zei­ten ak­tiv ge­küm­mert. Die ers­ten Jah­re sei­nes Pon­ti­fi­kats, das Zu­sam­men­wir­ken mit dem Bru­der und die Teil­nah­me an des­sen Rom­zug, hat er in ei­nem „Bil­der­zy­klus von Kai­ser Hein­richs Rom­fahrt“ fest­hal­ten las­sen. Die Schrift­gut­ver­wal­tung sei­nes Ter­ri­to­ri­ums hat er neu or­ga­ni­siert; die wich­tigs­ten Ur­kun­den wur­den in meh­re­ren Hand­schrif­ten (den so ge­nann­ten Bal­duine­en) ab­schrift­lich fest­ge­hal­ten; ein Ex­em­plar hat er stets mit sich ge­führt. Sei­ne Leis­tun­gen (wie er sie ge­se­hen wis­sen woll­te) hat er im Vor­wort die­ser Ur­kun­den­samm­lung und in den sei­ner Re­gie­rungs­zeit ge­wid­me­ten Ka­pi­tel in den „Ges­ta Tre­ver­o­rum“ do­ku­men­tie­ren las­sen. Dort wird der Zu­stand von Erz­diö­ze­se und Erz­stift im Jahr 1307 in düs­te­ren Far­ben dar­ge­stellt – um so hel­ler er­strahlt der Ruhm Bal­du­ins, der hier wie­der Ord­nung schuf. Die­se Sicht­wei­se prägt bis heu­te das Bild Bal­du­ins in der his­to­ri­schen For­schung. Selbst wenn bei ge­nau­em Hin­se­hen fest­zu­stel­len ist, dass Bal­du­in auf Leis­tun­gen von Vor­gän­gern (ins­be­son­de­re Hein­rich von Vinstin­gen) auf­bau­en konn­te, wird an der Tat­sa­che, dass er der be­deu­tends­te Trie­rer Erz­bi­schof des Spät­mit­tel­al­ters und ei­ner der füh­ren­den Reichs­po­li­ti­ker sei­ner Zeit war, nichts zu deu­teln sein.

Quelle: Mötsch, Johannes, Balduin von Luxemburg, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/balduin-von-luxemburg-/DE-2086/lido/57c5726fe4cd67.53143523 (abgerufen am 29.10.2022)

In the year 2525

In the year 2022

In the year 2525, if man is still alive
If woman can survive, they may find…

So beginnt der Song von Zager and Evans aus dem Jahr 1969. Zu jener Zeit war die Apollo 11 Mission auf dem Mond gelandet. „Ein kleiner Schritt für einen Menschen und ein großer für die Menschheit“, sagte Neil Armstrong als er den Erdtrabant am 21. Juli  betrat.

Das Lied geht weiter mit der Strophe:
In the year 3535
Ain’t gonna need to tell the truth, tell no lie
Everything you think, do and say
Is in the pill you took today…,

Die Pille die wir täglich einwerfen und damit unsere Gedanken steuert sind die immer schneller werden Medien. Nachrichten, Bilder, Geburtstagsgrüße und Weltuntergangsszenarien bestimmen unser denken.

„Ain’t gonna need to tell the truth“, heißt es in der Strophe. Wir müssen im Jahr 2022 keine Wahrheit mehr sagen. Ob nun in der Politik, Gesellschaft oder in der immer größere werdenden virtuelle Welt. Es stellen sich „Fachleute“ vor ihre Computern und erzählen uns die „Wahrheit“, welche sie für die richtige halten. Jene „Fachleute“ schüren mit ihren „Fakten“ Angst, Panik und apokalyptische Szenarien. Allen voran des deutschen BILDungs Medium für täglich 1,20 beim Bäcker, Kiosk oder Tankstelle. Auch diverse YouTube Kanäle bringen die Angst direkt zu den Menschen.

Regale mit Tiernahrung werden spärlicher

Das www macht es mittlerweile an jedem Ort und zur jeder Zeit möglich, dass man dramatische Bilder, Beiträge oder Videos sehen kann. Die Menschen sind durch diese Reizüberflutung nicht mehr in der Lage zwischen seriösen Nachrichten oder Schwachsinn zu unterscheiden. Die Algorithmen der Suchmaschinen und Sozialen Netzwerken führen die Menschen unweigerlich in die Richtung, in der sie sich befinden oder sich dort wohlfühlen. Denn dort ist man in Gruppen mit der gleichen Meinung – auch wenn diese völliger Schwachsinn ist.

Die Gruppendynamik fängt unglaublich schnell an sich zu vergrößern. Beiträge, Fotos und Videos werden ohne Quellenangaben geteilt und kaum jemand macht sich die Mühe, die Spur bis zum Anfang zu verfolgen. So werden gezielt Manipulationen aufgebaut und die Menschen, die bereits in dieser Blase sind, glauben dies alles. Das Resultat sind die sogenannten Querdenkenden.
Seit einigen Jahren werden Parolen wie: Lügenpresse, Die-da-oben oder Corona-Diktatur skandiert. Im Zeitalter der multimedialen Welt kann man sich Nachrichten aus aller Welt anschauen. Es steht jedem Frei, ob man Nachrichten in der BILD oder FAZ liest. Auch kann man sich auf allen Webseiten der größten Nachrichtendienste der Welt informieren. Ob dies nun dpa, Reuters, Associated Press (AP) oder Bertelsmann ist. Die Nachrichten oder Ereignisse sind Fakt. Was und wie diese Fakten schlussendlich verpackt werden, liegt in der Hand der Redaktion und der Zielgruppe des zu ansprechenden Publikum. Leider begreifen immer weniger Menschen, die lauthals Lügenpresse brüllen, genau von diesen manipuliert werden, welche sie doch favorisieren.

Es mag sein, dass durch viele globale Umstände Ersatzteile, Grundnahrungsmittel oder gar Tierfutter zur Zeit nicht in der üblichen und seit Jahrzehnten bekannten Menge verfügbar ist. Früher sind die Menschen in Mitteleuropa nicht verhungert – und sie werden es im Jahr 2022 auch nicht!
Wir leben immer noch in einem Überfluss an Waren.
Die Hamsterkäufe, welche mit beginn der Corona Pandemie schlagartig zugenommen hatten, führten zu astronomischen Gewinne bei Discounter und Konzerne weltweit. Das nun der regierende Kapitalismus sich die Hände reibt und dies durch Lieferbedingungen in Preisgestaltung mit Konzernen wie zum Beispiel: ALDI, EDEKA, REWE oder Schwarz Gruppe aussitzt, sollte eigentlich jedem logisch sein. Hamster- und Panikkäufe verteuern IMMER die Ware. Dies wird sich auch niemals ändern.

Naike Juchem, 24. Oktober 2022

The Last Bus

Foto: privat

„Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr“ Im Original heißt der Film „The Last Bus“

Als erstes möchte ich mich bei Andreas Lauer bedanken, dass er diesen Film außerhalb des regulären Programms laufen ließ.
Als ich gestern das Programm in meinem Lieblingskino sah, wusste ich, dass ich heute ins Kino gehen würde.

Nun möchte ich über einen Film schreiben, der im August 2021 in die Kinos kam.
Timothy Leonard Spall spielt die Rolle des 90-jähring Tom grandios und wurde zurecht für diese Rolle ausgezeichnet.

Dieses Drama ist ein Roadmovie zurück in der Zeit von Tom und Mary. Die Bilder von den Schottische Highland sind grandios.
Der Film beginnt im Jahre 1952 als sich Tom und Mary auf den Weg machten. Die Einstellung zeigt ein junges Paar auf einer Bank an einer Bushaltestelle. In den nördlichsten Highlands angekommen, beziehen sie ein kleines Haus.
Bis zu diesem Zeitpunkt wird kaum etwas gesprochen. Bilder bewegen die Momente. Immer wieder kommen Rückblicke ins Jahr 1950.

Man fühlt die Einsamkeit von Tom und Mary durch die Bilder und wartet auf eine Klärung. Die Bilder sind wieder im hier und man ist gebannt wie es weiter geht.

Tom sitzt im Haus, wo viele Kartons stehen und er hat eine Landkarte und ein altes Heftchen mit der Reisroute vor sich. Von den nördlichsten Highlands geht es an die südwestliche Spitze von England – 1349 Kilometer.
Tom ist bereit für seine letze Reise.

Mit dem ersten Bus fährt los und hält seinen alten abgetragenen Koffer fest.
Tom fährt die gleiche Stecke wie einst 1952 und schläft in den gleichen Herbergen.
Wieder kommen Rückblenden und man sieht ein Kleinkind. Das perfekte Eheleben.

An einer Bushaltestelle wird ihm sein heiliger Koffer geklaut und er sucht die Diebin. Als er sie gefunden hat, gibt er ihr Geld, damit sie ihm seinen Koffer zurück gibt.

Im Bus schläft Tom ein und verpasst seine Haltestelle. Zu Fuß macht er sich vom Bus-Depot auf den Weg. Spät am Abend und in einer tristen Gegend wird er von einem Ehepaar gefunden, die Tom mit zu sich nach Hause nimmt und erlebt Fürsorge.

Am Morgen macht er sich wieder auf den Weg, denn er hat keine Zeit zu verlieren.
Ein Busfahrer nimmt es zu genau mit seinem Freifahrtticket, denn dies würde in England „in der Zivilisation“ nicht gelten. Tom hatte eine Freikarte für Schottland. Der Protest der Fahrgäste änderte nichts an dem unterschwelligen Hass des Busfahrers an dem Schotten und warf ihn im Niemandsland aus dem Bus.

Ein Transponder mit Migranten aus der Ukrainer hielt an und nahm Tom mit auf eine Familienfeier. Zu seinem Erstaunen war Tom bei den Leuten bekannt.

In einem Bus bei Glasgow bot ihm eine Muslima ihren Platz an. Tom wollte stehen bleiben. Ein Mann pöbelte die Muslima an und Tom bat den Mann auszusteigen. Die Fahrgäste verhielten sich ruhig und sahen die Streitigkeiten zwischen dem Mann, der Muslima und Tom. Irgendwann zeigten alle Fahrgäste Zivilcourage und forderten den Mann auf, den Bus zu verlassen.
No chance for racism.

An einem Abend saß Tom auf einer Bank und war in mitten zweier feiernden Gruppen von Frauen und Männer. Sie sagen Schöachtrufe für ihre Sportmannschaft. Ein älter Herr setzte sich zu Tom und er sie kamen ins Gespräch. Die Frauen forderten die „Opas“ auf zu singen.


Amazing grace how sweet the sound
That saved a wretch like me
I once was lost, but now I’m found
Was blind but now I see

‚Twas grace that taught my heart to fear
And grace my fears relieved
How precious did that grace appear
The hour I first believed

Through many dangers, toils, and snares
I have already come
This grace that brought me safe thus far
And grace will lead me home

Sang Tom und alles war still.

Tom’s Fahrt ging immer weiter mit dem Ziel: Land’s End
Die Rückblenden schaffen es immer wieder die Spannung zu halten, auch wenn es mal skurrile Szenen gibt, wo Schafe im Bus mitfahren.
Durch Social Medea tauchen von Tom immer wieder neue Videos oder Fotos im Netz auf – von denen er natürlich nichts weiß.
Nach einem Busunfall findet sich Tom in einem Krankenhaus wieder. Auf eigene Faust verlässt er das Krankenhaus. Ein Arzt eilt ihm nach und bittet ihn im Krankenhaus zu bleiben. Tom hat keine Zeit zu verlieren und möchte sein Ziel erreichen.

Einblendung von einem Friedhof und die schwerfälligen Schritte von Tom lassen erahnen wo er hin möchte.
Am Grab öffnet er seinen alten Koffer und stellt ein Foto in einem Rahmen auf.

Für Tom ist Land’s End noch nicht erreicht.
Auf der letzten Etappe hat der Bus eine Panne und Tomm bittet den Fahrer, dass er sich der Panne am Motor annehmen darf.

Endlich in Land’s End angekommen, erwartet Tom eine Menschentraube. Bewegende Bilder zeigen die unterschiedlichsten Menschen von Herkunft und Religion.

Tom macht sich zu Fuß auf den Weg zur Hafenmole.

Naike Juchem, 16. Oktober 2022

Keine Macht der AfD

Bei den vergangenen Landtagswahlen am 9. Oktober 22 in Niedersachsen wurde nach dem amtlichen Endergebnis die AfD mit 10,9% viert stärkste Partei. Nach den Auswertungen der Wahlzettel sein der Zugewinn der AfD mit 4,7% auf Protestwähler:innen zurückzuführen.
Leute, ihr fackelt doch auch nicht euer Auto ab, wenn ihr mit der Werkstatt nicht zufrieden seid.

Dem ist so

Nachfolgen 10 Punkte, die man über die AfD wissen sollte.

1: FÜR REICHE – SCHLECHT FÜR ALLE, DIE WENIGER HABEN!

Um Wähler*innen anzulocken, behauptet die AfD immer wieder, sie würde die “einfachen Leute“ unterstützen. Ihre Positionen bewirken oft jedoch das genaue Gegenteil: Steuergeschenke für Reiche und Nachteile für alle anderen!
Beispiel Einkommensteuer: Zurzeit werden die Steuersätze individuell auf das Einkommen zugeschnitten. Wer mehr verdient, zahlt einen entsprechend höheren Steuersatz. Die AfD will stattdessen wenige Steuerstufen einführen, also Gruppen, für die dann dieselben Steuersätze gelten. Davon profitieren diejenigen, deren Einkommen unterhalb der Grenze einer Steuerstufe liegt – also so wie bei Bus und Bahn: Liegt das Fahrziel noch in der Zone A, ist alles gut, wenn die Haltestelle aber direkt hinter der Grenze zur Zone B liegt, wird es deutlich teurer. So werden durch Steuerstufen die Menschen benachteiligt, deren Einkommen eine Grenze gerade überschreitet. Das macht das Steuersystem zwar einfacher, aber auch ungerechter.
Beispiel Vermögen- und Erbschaftsteuer: Aktuell muss keine Vermögensteuer gezahlt werden. Die AfD setzt sich dafür ein, dass das so bleibt und die Vermögensteuer ganz abgeschafft wird. Auf die Erbschaftsteuer soll der Staat ebenfalls verzichten. Das wäre aber sozial ungerecht, weil Vermögen- und Erbschaftsteuer hauptsächlich von reichen Menschen gezahlt werden, die auch deutlich stärker von unserer Gesellschaft mit ihrer Infrastruktur und ihrem Gemeinwesen profitieren. Diese Steuern abzuschaffen, heißt also: Diejenigen entlasten, die ohnehin schon genug haben und zwar auf Kosten von Menschen mit weniger Vermögen.

FAZIT: DIE AFD VERTRITT NICHT DIE „EINFACHEN LEUTE“, SONDERN DIE INTERESSEN DER WOHLHABENDEN

2: ISLAMHASSER*INNEN, DIE SELBST KEINE KRITIK VERSTEHEN

Mit solchen Parolen wird öffentlich im Internet Stimmung gegen Migranten gemacht

An diesem Punkt lässt die AfD keinen Zweifel: Dem Islam und allen Menschen, die sie damit in Verbindung bringt, steht die Partei feindlich gesinnt gegenüber. Im Kampf um die Stimmen der Wähler*innen schürt sie bewusst Ängste, steckt Menschen in Kategorien und spielt Gruppen gegeneinander aus. Islam, Einwanderung, Flucht, Terror – alles wird irgendwie miteinander in Verbindung gebracht. Hauptsache, das Feindbild stimmt. Dass die absolute Mehrheit der Muslime und Muslima in Deutschland friedlich und tolerant ist, ignoriert die AfD völlig! Doch wenn die AfD gegen den Islam hetzt, attackiert sie unser Grundgesetz. Denn alle Menschen in Deutschland haben das Recht, ihre Religion zu praktizieren. Natürlich haben auch alle Menschen das Recht, ihre Meinung frei zu äußern. Das bedeutet jedoch nicht, rücksichtslos und ohne Widerspruch austeilen zu dürfen. Der Unterschied zwischen Meinung und Hetze scheint der AfD nicht klar zu sein.

FAZIT: WER DIE AFD WÄHLT, WÄHLT ISLAMFEINDLICH. RELIGIÖSE INTOLERANZ VERSTÖSST GEGEN UNSERE GRUNDRECHTE.

3: KLIMAPOLITIK Á LA TRUMP

WIRR ist das Volk Foto gefunden auf der Facebook Seite von Deutschland wacht auf

Weltweit wurde das 2016 verabschiedete Pariser Klimaabkommen als Erfolg gefeiert. Die Vereinbarung legt die Weichen, um die vom Menschen verursachte Klimakatastrophe noch abzuwenden. Doch die AfD hat es sich mit kurzfristigem Kalkül zum Ziel gesetzt, dass Deutschland alle Bemühungen ums Klima einstellt. Die rechtspopulistische Partei geht tatsächlich davon aus, dass der Klimawandel nicht menschengemacht ist. Wärmer und kälter sei es ja schon immer geworden, argumentieren sie vorsätzlich naiv. Ihre Behauptungen weichen völlig vom Stand der Wissenschaft ab – was umso mehr irritiert, als die AfD selbst immer wieder eine wissenschaftsbasierte Politik fordert. Dahinter steht jedoch die Strategie, sich möglichst klar von anderen Parteien abzusetzen und das eigene “Anti-Image” zu pflegen. Dass sie mit ihrer Position einer überwältigenden Mehrheit wissenschaftlicher Studien widersprechen, scheint sie deswegen nur noch mehr zu motivieren. Könnte sich die AfD mit ihrer Forderung durchsetzen, hätte dies katastrophale Folgen für das Klima in Deutschland und weltweit.

Bei der Klimapolitik spricht die AfD davon, sich an der Wirtschaftlichkeit zu orientieren. Aber auch hier ist sie bereits nicht mehr auf dem aktuellen Stand, denn laut IEA sind für den Wirtschaftsraum Europa bereits die von der AfD geschmähten erneuerbaren Energieformen die ökonomischste Alternative (mehr dazu). Gerade hat das von der AfD selbst schon oft bemühte Bundesverfassungsgericht geurteilt, dass der derzeitige Klimaschutz die Freiheit der jungen Generation nicht entsprechend achtet. Von der AfD war dazu zu hören: “Das Gericht habe die Verfassung und Grundrechte zu schützen, nicht ideologische Klimaziele.” Genau das hat das Verfassungsgericht aber getan.

FAZIT: KLIMAKATASTROPHE? FÜR DIE AFD EINE GLAUBENSSACHE – DAS IST EGOISTISCH, WISSENSCHAFTSFEINDLICH UND GEFÄHRLICH!

4: DAS SPIEL MIT DER ANGST

Die Angst muss geschürt werden. Foto gefunden auf der Facebook Seite von Deutschland wacht auf

Die AfD wird nicht müde zu erzählen, die innere Sicherheit in Deutschland werde immer schlechter: Doch wie ein Blick auf die polizeiliche Kriminalstatistik seit 1993 zeigt und sich auch in der aktuellen Statistik von 2020 bestätigt (bei einem weiteren Rückgang der Kriminalitätsrate um 2,3%), ist weder die Anzahl der Straftaten allgemein in den vergangenen Jahren gestiegen, noch die Gewaltkriminalität.

Auch kann man „Ausländer“ nicht pauschal für Kriminalität verantwortlich machen. Statistiken „richtig“ zu lesen, ist bestimmt nicht einfach. Sie aber absichtlich falsch zu interpretieren und dann politisch zu missbrauchen, ist rechtspopulistische Taktik. Dazu gehört natürlich auch, dass die AfD rechtsextrem motivierte Straftaten geflissentlich ignoriert – die sind in den vergangenen Jahren nämlich wieder angestiegen.

FAZIT: DEUTSCHLAND IST SCHON JETZT SO SICHER WIE SELTEN ZUVOR – AUCH OHNE DIE AFD!

5: RASSISTISCHE ASYLPOLITIK

Gefunden in einer öffentlichen Facebook Seite von AfD Fans

Die Asylpolitik der AfD besteht aus knallharten politischen Forderungen und hetzerischen Parolen: Sie will Grenzen schließen, abschieben, Sozialleistungen kürzen. Dabei ist ihr selbst das Grundrecht auf Asyl nicht heilig. Die individuellen Schutz- und Asylgarantien möchte die Partei gar ganz abschaffen. Damit mag sie zwar in Zukunft nicht durchkommen. Mit ihrem hetzerischen und rassistischen Sprachgebrauch gegen geflüchtete Menschen und Migrant*innen sät die rechtspopulistische Partei aber schon jetzt Hass und Misstrauen. Nicht umsonst urteilt ein Gericht, dass der führende AfD Parteifunktionär Höcke als Faschist bezeichnet werden darf, da es sich um eine belegbare Tatsachenbehauptung handelt.Zuletzt hat das Verwaltungsgericht Köln geurteilt, dass die gesamte AfD und ihre Jugendorganisation JA vom Verfassungsschutz beobachtet werden dürfen. Die Richter begründeten damit, dass beide Organisationen einen ethnisch verstandenen Volksbegriff und dazugehörige Verlautbarungen verbreiten, die nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind. Doch das ist bei weitem kein Einzelfall: Auf Twitter, Facebook und den traditionellen Kanälen kommen beinahe täglich hetzerische Kommentare. Diese vergiften das gesellschaftliche Klima und bereiten den Nährboden für Angriffe, die mitunter über verbale Attacken hinausreichen (s. Punkt 4).

FAZIT: RASSISTISCHE ASYLPOLITIK + RASSISTISCHE RHETORIK = RASSISTISCHE PARTEI!

6: ALTBACKENES FAMILIENBILD

Die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare war für viele ein Grund zu feiern. Nicht so für die AfD. Denn für die Rechtspopulist*innen besteht eine Familie aus Vater, Mutter und Kindern. Alles andere, so twitterte der Berliner Landesverband, seien „Notlösungen“ oder „Experimente“. Die AfD richtet sich daher offen gegen unterschiedliche Lebensformen und sexuelle Identitäten. Diese Weltanschauung möchte sie auch in der Schule und den Medien vorschreiben. Doch damit nicht genug: Ihre Forderung, dass „Deutsche“ mehr Kinder bekommen sollen, um den „ethnisch-kulturellen Wandel der Bevölkerungsstruktur“ auszugleichen, ist offenkundig rassistisch, und zudem extrem frauenfeindlich.

FAZIT: EIN RELIKT DER 50ER JAHRE? DIE FAMILIENPOLITISCHEN WUNSCHVORSTELLUNGEN DER AFD.

7: ABGRENZUNG STATT EUROPA

Fun fact: Die AfD ist für Europa. Aber natürlich nur, wenn es um wirtschaftliche Interessen geht. Die Partei will die EU nämlich so reformieren, dass sie zu einer Wirtschaftsgemeinschaft reduziert wird. Für die AfD steht – Überraschung! – der Nationalstaat im Vordergrund. Dabei profitieren Millionen von Bürgerinnen in Deutschland und Europa von der Europäischen Gemeinschaft. Bei aller legitimer Kritik und dringend benötigter Reformen: Die Zusammenarbeit in vielen Politikfeldern, die schon seit Jahrzehnten den innereuropäischen Frieden sichert und offene Grenzen für Studium, Arbeit und Urlaub ermöglicht, all das ist den Rechtspopulistinnen ein Graus, denn wie sagte nicht ihr ehemaliger Pressesprecher: “Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD”. Wenn es nach der AfD ginge, könnte man die EU also gleich ganz abschaffen. Oder Deutschland tritt halt aus. Das Deutschland jedoch mehr als andere vom Europäischen Binnenmarkt und der gemeinsamen Währung profitiert wird ignoriert.

FAZIT: DIE AFD IST EINE EU-FEINDLICHE PARTEI, DIE DEFIZITE IN EUROPA FÜR IHRE EIGENEN INTERESSEN AUSNUTZEN WILL.

8: MEIN RECHTER, RECHTER PLATZ

Foto: Facebook

… Es könnte ja so einfach sein: Ein führendes Parteimitglied referiert pseudowissenschaftlich über die unterschiedlichen Fortpflanzungsstrategien von „Europäern“ und „Afrikanern“. Die Partei schmeißt das Mitglied aus der Partei, weil sie ein solches Gedankengut nicht duldet. Punkt. Doch nicht so bei der AfD. Da kann ein Björn Höcke über eine „erinnerungspolitische Wende“ oder das angebliche „Denkmal der Schande“ schwadronieren – und was passiert? Er darf trotzdem weiterhin Fraktionsvorsitzender in Thüringen bleiben und weiter sein rechtsextremes und faschistisches Gedankengut verbreiten. Auch Fälle von ehemaligen Mitgliedern bei noch rechteren Parteien und Neo-Nazi-Organisationen sind wohl kaum Zufall. Braune Schafe wohin das Auge reicht.

FAZIT: DIE FEHLENDE DISTANZIERUNG NACH RECHTS HAT METHODE, DENN SIE KÖNNTE WÄHLER*INNEN VERGRAULEN.

9: MONEY MAKES THE HATE GO ROUND

Die typische Propaganda der AfD Fans

Jede Stimme für rechtspopulistische Parteien bei einer Wahl bedeutet mehr Geld für rechte Hetze und Parolen. Die Parteienfinanzierung in Deutschland hängt stark von der Anzahl der Wähler*innenstimmen ab: Je mehr Stimmen, desto mehr Steuergeld steht einer Partei zu. Deshalb ist jede Stimme für die AfD eine finanzielle Förderung von Rechtspopulismus, Spaltung und Aggression. Das macht auch eine Wahlentscheidung für rechtspopulistische Parteien so heikel, auch wenn es sich “nur” um vermeintliche Proteststimmen handelt. Denn mit dem Geld, das Parteien wie die AfD erhalten, können sie zukünftige Wahlkämpfe, ihre Nachwuchs- und Öffentlichkeitsarbeit finanzieren – und damit die Teilung der Gesellschaft vorantreiben und unsere Demokratie schwächen. Und das wollen auch viele Menschen nicht, selbst wenn sie sehr enttäuscht von der aktuellen Politik sind.

FAZIT: JEDE STIMME ZÄHLT – NICHT NUR POLITISCH, SONDERN AUCH FINANZIELL. DESWEGEN: AUGEN AUF BEIM KREUZCHEN MACHEN.

10: PROTEST – ABER RICHTIG

Viele glauben, dass die AfD auch deswegen so erfolgreich ist, weil sie „anders“ als die anderen Parteien sei. Manche sind vielleicht enttäuscht von der Politik der vergangenen Jahre. Das ist gut nachzuvollziehen, und doch ist es gefährlich, aus Protest die AfD zu wählen. Denn Rechtspopulismus ist Teil des Problems und nicht der Lösung: Weil Rechtspopulist*innen keine konstruktiven Antworten haben, hetzen sie stattdessen rücksichtslos. Wer sich eine andere, bessere Politik wünscht und keine der großen Parteien wählen möchte, hat eine bunte Auswahl an anderen demokratischen Parteien. Deshalb erst informieren und dann wählen.

FAZIT: WER AUS PROTEST KEINE DER GROSSEN PARTEIEN WÄHLEN MÖCHTE, HAT EINE GROSSE AUSWAHL. RECHTSPOPULIST*INNEN SIND DABEI KEINE GUTE ALTERNATIVE.

Quelle: K5 (kleinerfuenf.de)

Teelichtofen

Solche „Dekorationen“ sind im Internet zu finden.

Ein Teelicht kommt selten alleine

Von Naike Juchem

Seit ein paar Wochen kursieren im Netz „Heizkosten-Tipps“ mit Teelichter.

Ein Teelicht sagt eigentlich schon der Name für was dieses kleine Schälchen mit brennbaren Stoffen ist – um Tee in einer Kanne über einem Stövchen warm zu halten. Auch sind Teelichte keine Erfindung von IKEA, denn bereits im 16. Jahrhundert wurden Teelichte in den Niederlanden erfunden. Dies resultiert aus einer langen Seefahrtsgeschichte der Niederländer.

Solche „Tipps“ auf Facebook sind im wahrsten Sinn des Wortes brandgefährlich

Nun komme ich zu jenem Punkt, der im wahrsten Sinn des Wortes brandgefährlich ist – der Teelichtofen
Zum Einstieg schon mal das kleine Teelicht Einmaleins.

Die angepriesenen „Bauanleitungen“ sind an Verblödung kaum noch zu überbieten.

Die meisten Teelichte im Handel sind für wenig Geld in einer Stückzahl von 50 bis 250 zu erwerben. Wer meint, dass in den kleinen Aluminium Schälchen Wachs ist, wird enttäuscht sein. Meinst bestehen diese Kerzen aus Paraffin oder Stearin.

  • Paraffin ist ein Kohlenwasserstoff, welcher aus Erdöl gewonnen oder synthetisch hergestellt wird. Der Schmelzpunkt liegt bei etwas über 50° C.
  • Stearin ist ein Gemisch aus Stearin- und Palmitinsäure, welches aus Triglyceriden (pflanzliche und tierische Fette) hergestellt wird und unter anderem in Kerzen und Seiten Verwendung findet. Der Schmelzpunkt liegt bei ungefähr 70° C.
  • Talgwachs wird aus Tierfett hergestellt und hat einen Schmelzpunkt von um die 40° C.
  • Bienenwachs sagst schon der Name, wo dieses Naturprodukt herkommt. Dieser Wachs hat einen Schmelzpunkt von über 60° C.

Während die Temperatur in einem Teelicht am Anfang noch 60 Grad beträgt, steigt sie innerhalb weniger Sekunden auf 250° C an.

Teelichtofen

Die seit einiger Zeit als „alternative zu den hohen Energiekosten“ angepriesenen Teelichtofen sind brandgefährlich. In einem Tontopf mit 12-14 cm Umfang entsteht eine unglaubliche Hitze, die selbst Ton nicht aushält – und heizen kann man damit die Bude schon gar nicht!
Die angepriesene „Bauanleitungen“ sind an Verblödung kaum noch zu überbieten.
Wenn man also mit einer Gewindestange den oder die (meist zwei) Tontöpfe verbindet, fehlt logischerweise der Abzug/Kamin, um die aufsteigende Wärme abführen zu können.
Unter der kleinen Miniatur-Glocke gibt es einen unglaublichen Wärmestau, wodurch die nach oben drückende Wärme die thermischen Rückführung automatisch einleitet und somit mit aller Kraft auf die brennbare Flüssigkeit drückt.

Aus einem Video der Feuerwehr Braunschweig zum Thema Teelichtofen

Ein Brand mit Paraffin, Stearin u.ä. kann man NICHT mit Wasser löschen. Diese ist das gleiche wie bei einem Fettbrand in einer Fritteuse.

Also, wer meint, sich einen Teelichtofen bauen oder in Betrieb nehmen zu müssen, sollte sich über die Gefahren bewusst sein.

Naike Juchem, 8. Oktober 2022

E=mc^2

Foto: NASA, 5. Oktober 2022

E=mc^2 und die Frage nach der Schwerelosigkeit

Autorin Naike Juchem

Heute Nachmittag startete eine weitere Langzeitbesatzung (für 150 Tage) auf zur ISS. Der Start erfolgte am Mittag vom Kennedy Space Center in Florida, USA

Die aktuelle Crew 5 Foto: NASA

Die US-Astronautin Nicole Mann und ihr Kollege Josh Cassada, sowie die Russin Anna Kikina und der Japaner Kochi Wakata lösen die aktuelle Crew auf der ISS ab. Die neue Crew wird unter anderem die aktuelle Kommandantin Samantha Cristoforetti ablösen.

Die aktuelle Kommandantin der ISS Samantha Cristoforetti Foto: ESA

Was hat dies nun mit E=mc^2 zutun?
Um dies zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen.

Die Formel  E=mc^2 ist die wohl berühmteste Formel der Physik und stammt von Albert Einstein.
Was sagt uns eigentlich diese Formel?
E – steht für die Energie
m – steht für Masse und
c – für Lichtgeschwindigkeit – also für 300. 000 km/s

Das Raumschiff der „Spaceballs“ verfügte darüber hinaus noch über verschiedene
andere Geschwindigkeiten. Es gab zum einen die „Warp“, die oberhalb der Lichtgeschwindigkeit lag. Die von Lord Helmchen angezweifelte lächerliche Geschwindigkeit und dann die „ludicrous speed“ – also wahnsinnige 
Geschwindigkeit. Da für die ludicrous speed keine wissenschaftlichen Daten über km/s vorliegen, bleibe ich bei der offiziellen und anerkannten c- Geschwindigkeit.

Um nun noch auf die Formel E=mc^2 einzugehen, erkläre ich diese kurz.
Die Formel beschreibt die Energie-Masse-Äquivalenz. Also dass Masse und Energie ineinander umgewandelt werden können. Durch den hohen Wert der Lichtgeschwindigkeit c werden schon bei der Umwandlung geringer Massen enorme Energiemengen frei, gleiches wie zum Beispiel bei einer atomaren Bombe.

Matthias Mauer auf der ISS im April 2022. Foto: ESA

Newtons Philosophia Naturalis Principia Mathematica

Was hat dies nun mit der Schwerelosigkeit zu tun? Eine Schwerelosigkeit in dem Sinn, wie sie diese 1666 der 23-jährige Isaac Newton machte und später in seiner Philosophia Naturalis Principia Mathematica darlegte, ist nur bedingt richtig, weil wir im gesamten Universum eine Gravitation haben.

Newton hatte zwar erkannt, dass es sich beim Apfel und dem Mond um das gleiche Prinzip handelt, welches den Apfel zu Boden fallen lies und den Trabanten in seiner Umlaufbahn hält. Nämlich dass sich alle Körper anziehen. Dies fällt aber erst bei einer kosmische Größe der Masse auf. Je größer die Masse eines Körpers, desto größer seine Anziehungskraft. Also die bekannte Schwerkraft oder Gravitation.
Unsere Erde hat eine sechs Mal höhere Schwerkraft als der Mond. Dass der Mond aber nur ein kleiner Planet ist, und somit nicht auf die Erde fällt, liegt einzig an der Geschwindigkeit mit der er den Planeten Erde umrundet. Die physikalischen
Fliehkräfte stehen im gleichen Maß zu der Schwerkraft.

Samantha Cristoforetti im September 2022 auf der ISS. Foto: ESA

Schwerelosigkeit gibt es doch

Dieses Paradoxon erkläre ich nun, an einem simplen Beispiel. Wenn man zwei Magnete voneinander entfernt, hat man irgendwann einen Punkt erreicht, wo man die Kraft E zu der Masse m überwindet, und diesen gleichen Punkt haben wir zwischen der Erde und Mond auch.
Mit der folgenden Formel kann man diesen Punkt errechnen, wo man schwerelos wäre, wenn man die Gravitation der Sonne, Erde, Mond und den anderen Planeten vernachlässigen würde.

mE=5,98⋅10,24kg
mM=7,36⋅10,22 kg und rEM = 60⋅rE
EM=60⋅rE.

Matthias Mauer auf der ISS im April 2022. Foto: ESA

Schwerelos auf der ISS

Warum schweben die Astronauten auf der ISS, wenn es keine Schwerelosigkeit gibt?

Die ISS umrundet die Erde in „nur“ 400 Kilometer höhe. Dort ist die Erdanziehungskraft immer noch bei 90% und trotzdem schweben die Astronaut_innen an der Decke.
Ich habe beim betreten der Zimmer meiner Kinder öfters gleiches Gefühl.

Die ISS „fliegt“ mit einer Geschwindigkeit von 28.800 Kilometer pro Stunde um unseren Planeten und braucht für eine Umrundung gerade mal 90 Minuten.

Durch diese Geschwindigkeit die nach vorne geht und die permanente Anziehungskraft der Erde, ist die ISS quasi ständig am fallen und so kommt diese künstliche Schwerelosigkeit zustande.

Anmerkung: Da es unter den Bewohner des Planeten Erde auch sogenannte „Flacherdler“ gibt, möchte ich jenen Zeitzeugen fehlender Intelligenz eines mit auf den Weg geben: es ist physikalisch NICHT möglich eine Gravitation von etwas zubekommen, dass keinen (Erd-) Mittelpunkt hat.

Naike Juchem, 5. Oktober 2022

Seeadler

Greifvögel gehörten für mich zu den faszinierenden Lebewesen auf unserem Planeten. Sie sind die Jäger am Himmel. Ihre Anatomie ist beachtlich. Der Rotmilan ist das schnellste Lebenwesen auf diesem Planeten. Die Fänge von einem Adler sind gigantisch stark. Die Augen von Falken präzise wie Mikroskope


Die Faszination von Greifvögel geht in der Geschichte der Menschheit sehr weit zurück. Vor bereits mehr als 3500 Jahren wurde in Zentralasien mit Falke, Bussard oder Habicht jagt auf Rehwild, Fuchs, Fasan und Hase gemacht. Vögel, die die Freiheit kenne und wieder zu den Menschen zurückkehren, sind schon faszinierend.
Nun möchte ich über den größten Greifvogel in Europa berichten: der Seeadler

Der Seeadler ist mit seiner Spannbreite von 2,20 Meter der größte Greifvogel in Deutschland und Europa. Auch ist dieser König der Lüfte unser Wappenzeichen.
In den letzten hundert Jahren wurde der Adler durch menschliche Vergiftung oder Abschuss sehr stark im Bestand dezimiert und stand schon auf der roten Liste der bedrohten Arten. Mittlerweile haben wir in Deutschland wieder über 700 Brutpaare.

Adler sind in ihrer ganzen Biologie eine Superlative

Das sogenannte Adlerauge hat eine Dichte der Sehzellen die um das tausendfache höher als die vom Menschen liegt. Während ein Mensch etwa 200.000 Sehzellen pro mm² hat, sind es beim Adler eine Million!

Die aufgestellten Handschwingen des Adler sind die aerodynamischen Vorbilder von dem modenen Flugzeugbau. Beim Airbus A380 kann man diesen Vergleich am besten sehen.
Enden die Flügel wie früher bei Flugzeugen gerade, erzeugt dies Luftwirbel, weil über der Tragfläche ein Unterdruck herrscht, an der Unterseite dagegen ein Überdruck. An der Flügelspitze kommen Über- und Unterdruck zusammen – und das führt zu Wirbeln, die das Flugzeug kräftig abbremsen. Wird die Flügelspitze hingegen nach oben gebogen – wie der Adler diese hat – kann man diesen Wirbelwiderstand beträchtlich verringern. Und das spart eine ganze Menge Treibstoff – bis zu fünf Prozent. Außerdem kann das Flugzeug schneller steigen.

Die Fänge eines Adler tötet seine Beute mit einer ultimativen und unglaublicher Gewalt. Mit bis zu 70 Kilo pro Quadratzentimeter hackt der Adler binnen Sekunden seine gewaltigen Krallen in den Körper seines Opfers. Zum Vergleich: Ein ausgewachsener Mann entwickelt bei einem kräftigen Händedruck eine Kraft von lediglich 20 Kilo pro Quadratzentimeter. 

Die Fallgeschwindigkeit von Adler liegt bei 320 Km/h. In dieser Kategorie muss der Adler seinen Status der Superlative an den Rotmilan abgeben, dieser schafft im Sturzflug 330 Km/h. Eine spezielle Spirale in den Nasenhöhlen der Adler dient als Geschwindigkeitsmesser. Mit einer Geschwindigkeit von einem Formel 1 Auto rauscht der Adler von über 1000 Meter auf sein Opfer zu. Beim Angriff auf Vögel muss er diese noch nicht einem treffen. Der Luftsog ähnlich eines Düsenjets reicht aus um den Vogel ins taumeln zu bringen.

Ein Adler der seine Handschwingen wie ein Dreieck angelegt hat um offensichtlich noch schneller zur Erde zu stürzen und die Fänge schon so aufgestreckt hat um seine Beute zu schlagen, habe ich in dieser Form noch nie gesehen.

Zu recht gelten Adler als die Könige der Lüfte.

Nun einige interessante Informationen aus einem Fachbuch von Dr. David Jenny.

Adler sind Perfektionisten der Thermiknutzung


Wer schon Adler am Himmel beobachtet hat, staunt über seine Sensibilität für den optimalen Flugweg. Mit feinsten Bewegungen der Schwingen und filigranen Federn, mit kleinsten Korrekturen verändert er den Kreisflug Richtung Thermikzentrum.

Wie der Adler das Thermikzentrum findet, ist noch immer nicht geklärt. Der Schweizer Adlerforscher und Biologe Dr. David Jenny geht davon aus, dass der Adler und andere Segler, kleinste Aufwind- und damit Druckveränderungen am Flügel über das Gefieder wahrnehmen. An der Basis der Federn, die aus Keratin bestehen, befinden sich Nervenbahnen. Die Forscher vermuten, dass der Adler über diese Sensorien wahrnimmt, wenn der Aufwind und damit der Druck unter dem rechten Flügel leicht stärker ist als links, was ihn instinktiv veranlasst, enger nach rechts Richtung Thermikzentrum zu kreisen und schneller zu steigen.

Der Adler wird nicht als Thermikweltmeister geboren. Das muss der junge Vogel zuerst lernen, nachdem er den Horst verlassen hat. Es komme vor, so Jenny, dass junge Vögel die Thermik verlören, absackten und gar im Tal übernachten müssten, weil ihnen der Aufstieg mit Flügelschlag zu beschwerlich sei. Sie warten auf die Thermik am nächsten Tag, um aufzusteigen.
Im August 2010 haben wir in den französischen Alpen über Briançon ein Adlerpaar auf 4000 Metern beobachtet, in der Nullgradgrenze, unter einer Kumuluswolke am Ende einer Thermiksäule im Zentrum kreisend. Im August 2013 waren es Adler auf 3800 Metern über der «Tête de Siguret» (3032 Meter) oder auf ungefähr gleicher Höhe über der «Tête de Lucy» (2598 Meter). Ist es die Nahrungssuche oder die Freude am Fliegen?

Jenny geht davon aus, dass solche Flughöhen wohl eher selten sind, aber wie der Segelflieger nütze der Adler diese Thermiksäulen für Streckenflüge. Diese entsprechen dem funktionalen Bedürfnis des Vogels, aus grosser Höhe möglichst weit zu segeln, ohne Flügelschlag und mit geringem Kraftaufwand. Dabei kann es sich um jüngere Adler handeln, die grosse Gebiete über dem Alpenraum erkunden, bevor sie sich paaren und sesshaft werden. Oder es kann ein Paar sein, das im Segelflug sein Revier abfliegen will.

Mittels Radio- und Satellitentelemetrie sind bei jungen Adlern innerhalb weniger Monate Streifgebiete von bis 15 000 Quadratkilometern ermittelt worden, was etwas mehr als der doppelten Fläche des Kantons Graubünden entspricht. Zu diesem Ergebnis kommt Privatdozent Heinrich Haller, der Direktor des Schweizerischen Nationalparks in seiner Forschungsarbeit. In den ersten drei bis vier Lebensjahren ist der wandernde Adler in erster Linie ein Aasfresser. Später, sesshaft geworden, wendet er sich Lebendigem zu. In den Alpen sind es vorzugsweise Murmeltiere, es können aber auch kleinere bis einjährige Huftiere sein: Gemsen, Rehe oder Steinböcke. Die potenziellen Beutetiere wissen um die Gefahr und haben Strategien entwickelt. So beobachten einzelne «Munggen» den Luftraum, und ein langer Pfiff heisst: „Achtung Adler, ab ins nächste Erdloch!“

Angriff im Radarschatten

Doch der Adler hat eine Gegenstrategie entwickelt. Forscher haben Folgendes beobachtet: Erkennt er von weitem Murmeltiere, fliegt er vorerst davon, nähert sich dann im schnellen Tiefflug über dem Gelände – sich hinter kleinsten Hindernissen versteckend – der Beute, um den Überraschungsangriff zu wagen. Übertragen auf die Fliegerabwehr-Terminologie nützt er den sogenannten Radarschatten aus. Das beobachtende Murmeltier kann ihn gar nicht sehen. Generell ist Überraschung ein zentrales Angriffselement dieses Greifvogels.

Die fünf bis sechs Zentimeter langen, messerscharfen Krallen sind das Tötungsinstrument des Adlers – nicht sein Schnabel. Aus Kadaverresten wissen die Biologen, dass er seine Krallen mit enormer Kraft einem Murmeltier, einem Reh oder einer Gemse in den Schädel drückt und es so rasch erlegt.

Der Steinadler wurde im 19. Jahrhundert stark gejagt

Die Population in den Alpen erlebte Anfang des 20. Jahrhunderts daher ihren Tiefpunkt. Allein im Kanton Graubünden wurden zwischen 1880 und 1900 total 257 Steinadler geschossen. Ein Jäger erhielt 10 Franken Prämie pro Abschuss, was heute etwa 200 Franken entspricht. Mitte der 1990er Jahre, zum Zeitpunkt der letzten schweizerischen Erhebung und rund 100 Jahre nach dem Tiefpunkt, betrug der Bestand wieder 310 Adlerpaare. Seither dürften einige dazugekommen sein. Jenny geht heute von zirka 340 Paaren aus. In den letzten 10 bis 20 Jahren hat sich das Wachstum verflacht. Vielerorts ist der Bestand im Bereich der Sättigung. Auch im Jura haben sich seit den 1990er Jahren wieder wenige Paare niedergelassen. Im gesamten Alpenraum sind es heute 1300, in Europa etwas über 5000 Paare.


Quelle:  – Dr. David Jenny. Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Sempach, Schweiz.
– Prof. Dr. Klaus Robin.
Leiter Fachkommision, ehemals Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Fotos:
– Wildtierfotografie Michael Mayer – Dr. Einhard Bezzel – Facebook Gruppe: Tierfotografie


Terror und seine Folgen

Terroranschlag auf ein PRT in Afghanistan

Die Zahl der Terrortoten ist 2014 um 80 Prozent gestiegen: 32.658 Menschen kamen weltweit ums Leben. Die Hochburgen des globalen Terrors sind in Ländern wie Irak, Nigeria und Afghanistan. IS und Boko Haram sind für mehr als die Hälfte der Opfer verantwortlich.

Die Zahl der Terroropfer in der Welt ist 2014 sprunghaft angestiegen. Nach Angaben des in London ansässigen Instituts für Wirtschaft und Frieden kamen im Jahr 2014 über 32.658 Menschen durch Terroranschläge ums Leben. Das seien rund 80 Prozent mehr als im Jahr zuvor – der stärkste Anstieg an Terroropfern, der jemals gemessen wurde. 2013 waren 18.111 Menschen von Terroristen getötet worden, 61 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Allein 10.000 Terroropfer im Irak
Auch die wirtschaftlichen Kosten des globalen Terrorismus klettern nach Recherchen des Instituts rasant an: Im vergangenen Jahr hätten sie 53 Milliarden Dollar erreicht – die Kosten lägen damit zehnmal höher als im Jahr 2000.
Am weitaus stärksten vom Terror betroffen seien Afghanistan, Irak, Nigeria sowie Pakistan und Syrien, heißt es im Globalen Terrorismus-Index, den die Organisation in London veröffentlicht. Dort wurden 78 Prozent der bei Anschlägen 2014 getöteten Menschen gezählt. Am schlimmsten sei die Lage im Irak, allein dort starben im vergangenen Jahr fast 10.000 Terroropfer. Den höchsten Anstieg der Opferzahl verzeichnete Nigeria mit 7.512 Toten, 300 Prozent mehr als im Vorjahr.

In westlichen Ländern sei das Risiko, einem Anschlag zum Opfer zu fallen, deutlich geringer, heißt es in der Studie. Die Anschläge von Paris, bei denen am Freitag 129 Menschen getötet wurden, zeige aber, dass sich dies ändern könne, sagte Institutsleiter Steve Killelea. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sei in der Lage, „ausgefeilte und tödliche Anschläge in Europa zu verüben“.
IS und Boko Haram für mehr als die Hälfte der Toten verantwortlich
Hauptakteure des Terrors seien der IS sowie und die in Westafrika operierende Boko Haram. Diese beiden Gruppierungen seien für gut die Hälfte aller Terroropfer verantwortlich.
Die Ursachen des Terrorismus seien sehr verschieden, erklärte Killelea. „Im Westen korrelieren sozioökonomische Faktoren wie etwa Jugendarbeitslosigkeit und Drogenkriminalität mit Terrorismus. In Nicht-OECD-Ländern gibt es eine stärkere Beziehung zwischen Terrorismus und andauernden Konflikten, Korruption und Gewalt.“

Anschläge treiben Menschen in die Flucht

„Zehn der elf am meisten vom Terrorismus betroffenen Länder haben auch die höchsten Raten an Flüchtlingen und Vertriebenen“, meinte Killelea. Im Westen seien es die „lone wolf attackers“ – Extremisten, die auf eigene Faust zuschlagen – , die für die meisten Toten verantwortlich seien.
Das Institut für Wirtschaft und Frieden bezeichnet sich selbst als eine der weltweit führenden Denkfabriken, die über Frieden und die ökonomischen Vorteile des Friedens nachdenken.

Naike Juchem, 17. November 2020

Die chinesische Schrift

Was man alles findet, wenn man asiatisch essen geht.
In einem asiatischen Restaurant, auch wenn es einen chinesischen Namen und auch von Chinesen geführt wird, ist das Essen noch lange nicht chinesisch. Die original chinesische Küche würde in Europa – oder auch außerhalb von China kaum jemand essen wollen. Dies nur am Rande.

Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupery

Ich fand ein Buch von
Antoine de Saint-Exupery unter einem Stapel Telefonbücher und Karnevals- Festzeitschriften. Gerade „Der kleine Prinz“ gehört mit seinen märchenhaften Erzählungen zu den erfolgreichsten Büchern der Weltliteratur.
Warum mache ich mir nun über ein Kinderbuch Gedanken, welches in chinesisch geschrieben ist. Dies kommt einem doch sehr spanisch vor. Es wird oft – und leider fälschlicherweise gesagt, dass englisch die Weltsprache sei. Dies ist nicht so, denn alleine durch die Einwohnerzahl in China, welche mit über 1,4 Milliarden Menschen gerechnet ist, ist selbst diese Zahl falsch. Durch die 1 Kind-Politik der Partei, sind viele Chinesen nicht registriert – und somit illegal in ihrer Heimat. Also sprechen mehr Menschen chinesisch auf dieser Welt, als englisch.

Aus dem Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery

Die älteste Schrift der Welt

Nun, die chinesische Schrift ist die älteste Schrift der Welt und fast ein Viertel der Weltbevölkerung schreibt, spricht und ließt diese Sprache. Halt! Da gibt es doch Schriften die bedeutend älter sind als die chinesische. Stimmt! Nur wer schreibt heute noch in Keilschrift oder Hieroglyphen? Gut, es mag sein, dass eine Medikament oder Verordnung von einem Arzt auf einem Rezept jenen Hieroglyphen recht nahe kommt.

Die Faszination dieser Schrift liegt wohl darin, dass es kein Alphabet mit Buchstaben gibt, wie wir dies aus unserem lateinischen Alphabet kennen.
Die chinesische Schrift basiert auf einer Vielzahl von Schriftzeichen, wodurch sie auch zu den schwersten Schriften der Welt gehört. Jedes Schriftzeichen steht für eine Silbe, wodurch prinzipiell schon ein Schriftzeichen ein Wort bildet. Die meisten chinesischen Wörter bestehen aber aus mindestens zwei Silben – also zwei Schriftzeichen.
Laut einer Studie der Kaiserlichen Akademie „Guozijian“, welche als die älteste und höchste Universität Chinas gilt, und in der viele Werke von Konfuzius sind, wird die chinesische Schrift mit über
100.000 Schriftzeichen angegeben. Von dieser schier endlosen Zahl an Schriftzeichen werden im modernen China nur noch etwa 3000 bis 6000 Zeichen verwendet. Diese auch nur in gewissen Teilen, wodurch sich diese Zahlen wiederum auf etwa 1500 bis 2000 Zeichen im alltäglichen Leben relativieren.

Eine weitere Besonderheit ist, dass Chinesisch aus einer gesprochenen und einer geschriebenen Sprache besteht und es zwischen beiden keinerlei Verbindung gibt.

Im Jahr 1899 wurden die wahrscheinlich ältesten Schriftzeichen entdeckt und auf etwa 1400 vor Chr. datiert. Die Sprache an sich wird auf ungefähr 3000 Jahren geschätzt.
Durch die enorme Größe von China und den vielen politischen Auseinandersetzung in den vergangenen 2500 Jahren, hat sich die Schrift und Sprache geografisch verändert – so ist es auch heute noch.

Von der Bildschrift zu Schriftzeichen

Wie alle alten Schriften hat sich auch die chinesische von Bilder in Schriftzeichen gewandelt. Sogenannten Ideogramme, wie Haus, Baum, Sonne usw. , wurden nach und nach zu Wörter. So wurden nach und nach immer mehr Schriftzeichen entwickelt, welche an Komplexität zunahm und somit konnten ganze Sätze geschrieben werden.

Ich bin der Kaiser von China

Oft hört man den Satz:“ Ich bin der Kaiser von China“ und viele wissen nicht, was oder welcher Kaiser gemeint ist.

Qin Shi Huang Di war um 221 vor Chr. der erste Kaiser von China und ein nicht besonders beliebter Herrscher über das Reich der Mitte, welches eigentlich offiziell Zhonghua Renmin Gongheguo heißt.

Qin Shi Huang Di brachte eine der wohl wichtigsten Reformen im Reich der Mitte auf den Weg: die Vereinheitlichung von einem Kauderwelsch an Schriftzeichen.
Seine Reform zielte darauf ab, dass die Beamten in den einzelnen Provinzen untereinander kommunizieren konnten. Zu Zeiten von Qin Shi Huang Di hatte das Reich der Mitte schätzungsweise 30 Millionen Einwohner, wovon circa 2 Millionen durch Hinrichtungen oder Zwangsarbeit ums Leben kamen.
Selbst seinen eigenen Sohn ließ Kaiser Qin Shi Huang Di an den bau der berühmten Chinesen Mauer deportieren, weil er sich gegen die vielzahl von Hinrichtungen seines Vaters auflehnte.

Was Kaiser Qin Shi Huang Di in seiner Reform der Schrift begann, vollzog sich über mehr als zweitausend Jahre. Erst im Jahr 1956 wurde eine Vereinfachung der
traditionellen Langzeichen zu Kurzzeichen amtlich festgelegt.


Naike Juchem, Hürtgenwald-Gey, 20. September 22

Menschenrechte sind nicht automatisch Menschenrechte

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.

So steht es im 1. Artikel der AEMR (Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte)


Am 10. Dezember vor 72 Jahren wurde dieser entscheidende und wichtigste Artikel in der Charta der UN (Vereinte Nationen) als Resolution der Generalversammlung im Palais de Chaillot in Paris verabschiedet und festgelegt.

Vor 72 Jahre wurde die Menschenrechtscharta verabschiedet und seit 2011 haben die Vereinten Nationen 193 Mitgliedersstaaten. Man sollte davon ausgehen, dass jeder dieser Staaten jene Charta schon einmal gelesen hat und auch bestrebt ist, diese einzuhalten. Leider ist dies bis heute nicht der Fall. Ob nun von staatlicher oder zivilen Seite aus, Hass, Verfolgungen und Mord gibt täglich gegen LSBTI’s.
Ob nun Afghanistan, Ägypten, Albanien, Angola, Bahrain, Belarus, Brasilien, China, Griechenland, Iran, Jemen, Liberia, Pakistan, Russland, Sudan oder Türkei, um nur mal einige Staaten zu nennen, wo Menschenrechte nicht all zu sehr genau gesehen werden.
Verfolgungen von Minderheiten – ob ethische oder sexuelle sind an der Tagesordnung. Diese reichen von Diskriminierung über Verurteilung bis hin zu Hinrichtungen.

Die EU hat ihr menschenrechtliches Fundament nach und nach verscherbelt

Am 18. März 2020 jährte sich das Inkrafttreten des EU-Türkei-Abkommens zum vierten Mal. Seit sechs Jahren sorgt die EU dafür, dass tausende Menschen, die über die Türkei auf den griechischen Inseln ankommen, unter dramatischen Bedingungen in vollkommen überfüllten Flüchtlingslagern leben müssen. Seit dieser Zeit wird der Zugang zu rechtsstaatlichen Asylverfahren für die Ankommenden erschwert. Seit sechs Jahren warnen Menschenrechtsaktivist*innen vor einer Verschlimmerung der Lage in den Flüchtlingeslager und seit sechs Jahren verschlimmert sich diese täglich. Der Preis dafür, dass die Türkei einen Großteil der Flüchtlinge jahrelang von der Weiterreise nach Europa abgehalten hat, ist nicht nur ein finanzieller. Eine unausgesprochene Prämisse des EU-Türkei-Deals war von Anfang an, die mit der Schließung von Grenzen einhergehenden Menschenrechtsverletzungen gegen Geflüchtete an die Türkei zu delegieren. Nichts anderes hat die EU zuvor schon mit einigen afrikanischen Ländern gemacht, die zum Beispiel über die Zahlung von Entwicklungshilfegeldern zur Kooperation beim »Migrationsmanagement«, also bei der Verhinderung von Flucht und Migration nach Europa, gebracht wurden. Gerade nordafrikanische Länder wie Ägypten oder Libyen, von wo aus vor allem Geflüchtete aus Afrika die Überfahrt nach Europa wagen oder wagten, profitieren von Zahlungen aus Europa. Obwohl in diesen Ländern nachweislich gefoltert wird, investiert die EU in die dortigen Sicherheitsapparate, wenn dafür Flüchtlinge und Migrant*innen von der Überfahrt abgehalten werden. Diese Menschenrechtsverletzungen sahen und sehen wir immer wieder in den Medien und es wird von staatlichen Seiten nichts dagegen unternommen. Artikel 1 der AEMR wird selbst von dem höchsten Parlament in Europa nicht beachtet.

Nun ein paar Worte von Soussan Sarkosh aus dem iz3w (Informationenszentrum 3. Welt) der UN von Mai/ Juni 2020 Ausgabe 378.

„Nach der Islamischen Revolution 1979 wurde vieles verboten: Musizieren, Gesang der Frauen, Tanzen, Feste mit beiden Geschlechtern, der Konsum von Alkohol und vieles mehr. In all den Jahren seither kam es oft vor, dass die Sittenpolizei eine Wohnung stürmte, in der gefeiert wurde, egal ob es ein Kindergeburtstag war oder eine sonstige Familienfeier. Wehe, wenn Jugendliche feierten, sie wurden verhaftet und erst nach Peitschenhieben oder Geldstrafe freigelassen. Wobei nach den eigenen Bekundungen des Regimes die private Sphäre (Harim) im Islam heilig sein soll. Das öffentliche Leben ist stark eingeschränkt, Literatur, Film und Kunst unterliegen der Zensur, Zeitungen werden geschlossen. Wenn wir heute dennoch im Radio und Fernsehen Musik hören können und trotz großer Ein-schränkungen sogar Konzerte veranstaltet werden, wenn Frauen heute Sport treiben können und zu internationalen Wettkämpfen gehen, wenn Frauen farbig gekleidet und nur mit einem leichten Kopftuch bedeckt in den Straßen promenieren, verdanken wir all das dem kulturellen Kampf von mehreren Generationen junger Menschen. Viele von ihnen haben teuer dafür bezahlt: Mit Gefängnis, mit Verlust des Studien- oder Arbeitsplatzes, mit erzwungener Flucht aus dem Land – und nicht wenige sogar mit dem Leben. Macht das alles eine*n nicht wütend?“

Amsterdam Rainbow Dress Foto: Pinterest

Dies sind zwei Beispiele von „Nur“ Menschenrechtsverletzungen innerhalb der UN. Dieses Thema könnte ich auf alle 193 Mitgliedersstaaten ausweiten. Nun möchte ich aber zu dem eigentlichen Punkt kommen: die Verfolgungen von Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Intergeschlechtliche Menschen – kurz LSBTI

Hasskriminalität

Um erstmal eine Einordnung zu diesem Thema zu schaffen, fange ich mit der Hasskriminalität an.
Die Hasskriminalität ist ein Oberbegriff für politisch motivierte Straftaten und umfasst Straftaten, die ebenso in der Allgemeinkriminalität begangen werden können, jedoch ideologisch motiviert sind. Das heißt, dass im Gegensatz zur Allgemeinkriminalität politisch motivierte Straftaten vor allem die demokratischen Grundwerte unseres Gemeinwesens und die Achtung der im Grundgesetz konkretisierten Menschenrechte bedrohen.

Das Opfer wird dabei stellvertretend für eine zugeschriebene Gruppe angegriffen, d.h. die Tat gilt eigentlich der ganzen Gruppe. Werden diese Taten öffentlich bekannt, schüchtert und verunsichert dies letztlich eine ganze Gruppe. Dazu zählen auch Taten, die nicht unmittelbar gegen eine Person, sondern im Zusammenhang gegen eine Institution oder Sache verübt werden, z.B. Vandalismus und Sachbeschädigungen an einem Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen.

Erschreckende Zahlen an Übergriffe an LSBTI’s in Deutschland

Laut Bundesinnenministerium wurden für 2020 insgesamt 204 Straftaten dem zum 1. Januar 2020 neu eingerichteten Themenfeld „Geschlecht/Sexuelle Identität“ zugeordnet. Damit sind transphob motivierte Taten gemeint. Bei den dort registrierten 40 Gewaltdelikten handelte es sich in 35 Fällen um Körperverletzungen. Im Unterthemenfeld „Sexuelle Orientierung“ wurden insgesamt 578 Straftaten, davon 114 Gewaltdelikte, mit 109 Körperverletzungen registriert. Diese Taten gelten als homophob motiviert. 

Insgesamt wurden folglich 782 Straftaten von Hasskriminalität gegen LSBTI registriert, darunter 154 Gewalttaten (144 Körperverletzungen). Das ist ein Anstieg von 36% gegenüber 2019. Drei schwulenfeindlich motivierte Morde sind nicht in die Statistik eingegangen.

Laut der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine schriftliche Frage der Abgeordneten Ulle Schauws (Bündnis 90/ Die Grünen) wurden 2021 dem Unterthemenfeld „sexuelle Orientierung“ insgesamt 870 Fälle zugeordnet, davon 164 Gewaltdelikte.

Dem Unterthemenfeld „Geschlecht/sexuelle Identität“ 340 Fälle, davon 57 Gewalttaten. Aufgrund von Mehrfachnennungen können diese Zahlen nicht einfach addiert werden. So ergeben sich insgesamt 1.051 Straftaten im Bereich der Politisch-Motivierten Kriminalität Unterthemenfeld „Geschlecht/Sexuelle Identität“ UND/ODER „Sexuelle Orientierung“ registriert, davon sind 190 Gewalttaten.

In diesem Jahr gab es allein in Münster, Augsburg und Bremen drei brutale Übergriffe auf LSBTI’s. In Münster endet ein solcher Angriff auf einen Transmann tödlich. Malte C. hatte sich am Rande des CSD in Münster schützend vor eine Gruppe lesbischer Frauen gestellt, die von einem Mann bedrängt und beleidigt wurden. Dieser schlug daraufhin auf ihn ein, Malte C. schlug auf den Asphalt und erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Er starb nach sechs Tagen im Koma an seinen Verletzungen.

Nun ein Artikel vom Auswärtigen Amt vom 18. September 22 aus Buenos Aires

Dieses Kleid ist uns eine Nummer zu groß. Das liegt aber nicht an seinem Durchmesser von fast 16 Metern. Sondern: Das „Amsterdam Rainbow Dress“ steht für all die Länder, in denen LGBTQI+ mit Unterdrückung, Verhaftung, Folter und sogar der Todesstrafe rechnen müssen. Es besteht aus mehr als 70 Flaggen – symbolisch für die über 70 Länder, in denen es bis heute strafbar ist, LGBTQI+ zu sein. Das sind mehr als 70 Staaten, in denen eine freie Selbstentfaltung und geschlechtsunabhängige Liebe immer noch gesetzlich verboten sind.

Wir finden, das muss sich ändern. Passend dazu hat Deutschland gerade gemeinsam mit Mexiko den Co-Vorsitz der Equal Rights Coalition übernommen. Aus diesem Anlass „durften“ – wenn man das bei der Symbolik des Kleides überhaupt so sagen kann – unsere Kolleg*innen in Buenos Aires das Kleid vor Ort zeigen.

Wir hoffen, dass das Kleid möglichst bald noch viel bunter ist. Denn: Wenn die betreffenden Länder ihre diskriminierende LGBTQI+ – Gesetzgebung abschaffen, werden die Landesfahnen durch Regenbogenflaggen ersetzt.


Quelle:
– Auswärtiges Amt
– Bundesinnenministerium: Straf- und Gewalttaten im Bereich Hasskriminalität 2019 und 2020 (04.05.2021)
– Dr. phil. Ramona Lenz, medico international. 
– Dr. Soussan Sarkosh, Teheran
– Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) 

Wenn Dummheit und Fanatismus sich treffen

Fotos aus dem original Video von „Animal Rebellion UK“

Wenn Dummheit und Fanatismus sich treffen, kommt nichts gutes dabei raus.

Seit einigen Tagen kursiert ein Video durchs Netz und zeigt die Gewaltbereitschaft und Dummheit von Animal Rebellion in Großbritannien.
Nach Medienberichten handelt es sich um eine Molkerei der deutschen Müller Milch in
Droitwich in der Grafschaft Worcestershire in der Region West Midlands. Diese Grafschaft liegt etwas südlich von Birmingham.

Ein Aktivist bohrt mit einem Akkuschrauber ein Loch in einen Lkw Reifen.

Es mag sein, dass man sich über Tierhaltung aufregt und auch seinen Protest zum Ausdruck bringen darf, weil man der Meinung ist, Tierhaltung hat etwas mit dem Klimawandel zutun. Es gibt ein paar mehr Punkte, welche zu der weltweiten Klimaveränderung beitragen. Dies scheinen diese gewaltbereiten Umwelt-Hooligans nicht begriffen zu haben, denn offensichtlich hat diesen Spacken dies noch niemand gesagt. Solche „Aktionen“ haben NICHTS mit Protest zu tun. Es ist eine dumme und sinnlose Zerstörung des Eigentums anderer Menschen.

Eine Aktivistin schneidet mit einem Bolzenschneider die Luftventile an einem Sattelauflieger ab.

Viele Menschen der sogenannten Generation Z (Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind) haben in ihrem jungen Leben nichts verstanden – und werden es wahrscheinlich auch den Rest ihres Lebens nicht verstehen.
Ihr seid einfach unglaublich dumme Menschen, die keine Ahnung von dieser Welt haben. Wenn ihr etwas ändern wollt, dann geht in die Politik und setzt eure Ziele FRIEDLICH und DEMOKRATISCH um.

Leute, jede Form von fanatischen Widerstand endet in Gewalt. Dies war schon immer so und wird auch so bleiben – ihr zeigt dies noch in euren Postings und Videos!

Eine Aktivistin bohrt mit einem Akkuschrauber ein Loch in einen Lkw Reifen.

Ich habe mir mehrere Internet Seite von Animal Rebellion UK angeschaut und muss sagen, dass viele von deren Aktionen nichts mit zivilem Ungehorsam zutun haben, sondern einfach nur dämliche Sachbeschädigungen sind.
Auch las ich Kommentar, die schon weit über die Grenze des vertretbaren hinaus gingen. Natürlich wird in deren Communitys diese „Aktionen“ gefeiert und auch in jedem Posting zum Spenden aufgerufen.

Der deutsche Ableger von Animal Rebellion zielt in gleiche Radikalität in Meinung und Kommentare, wie der Aktivisten und Unterstützer in Großbritannien.

Naike Juchem, 14. September 2022

Tiere am Arbeitsplatz

Meine Hündin Mira im Fahrerhaus

Ich bin der festen Überzeugung, dass Tiere am Arbeitsplatz für die tägliche Arbeit, Stress und Konzentration, einen erheblichen Anteil zur Verringerung dieser drei Punkte beitragen – für den Besitzer sowieso und auch für die Mitarbeiter:innen.

In meinem Fall war ich 2012 Selbstständig, als ich mich entschlossen hatte, einen Hund aufzunehmen. Durch private Umstände habe ich mein Geschäft nicht mehr und musste dann schauen, wie ich meine heutige Arbeit mit dem Hund verbinden kann/muss.
Da ich seit 2016 Fernverkehr fahre, muss meine Hündin mit mir fahren. Mira ist seit August 2012 immer in meiner Nähe und selbst im Lkw hat sie damit keine Probleme. Selbst wenn sie mal ungeplant raus muss, ist dies kein Problem.

Mira möchte in „ihr“ Auto

Seit dem 5. Januar 2022 habe ich noch eine Fundkatze im Auto dabei. Auch hier ist es wie bei Mira. Mimi fühlt sich im Auto wohl und verhält sich brav. Sie springt nicht im Auto herum, um zum Beispiel aufs Lenkrad zu steigen oder mir ins Sichtfeld zu springen.

Mimi am 10. Januar 22

Durch beide Tiere habe ich schon viele positive Gespräche gehabt und sehe ja auch die Reaktionen bei Kunden, wenn deren Mitarbeiter:innen meine Tiere streicheln, mit ihnen reden oder gar Leckereien geben.

Mira und Mimi an einer Ladestelle in Calden

Natürlich kommt oft das Argument: Ein Tier Tier im Lkw oder Büro macht Schmutz. Ich denke, jeder hat schon Arbeitsplätze gesehen, welche nicht gerade die Vorstellung von einer allgemeinen und verständlichen Sauberkeit zeigen.

Mimi und Mira im Firmenauto

Nun ein Artikel von Amelie Graen, aus dem STERN vom 27.06.2019

Sieben erwiesene Gründe, warum in jedem Büro ein Hund sein sollte

Fast jedes zweite Unternehmen verbietet Tiere im Büro. Warum für Hunde eine Ausnahme gemacht werden sollte, zeigen sieben wissenschaftlich belegte Fakten. 

Es soll sie ja geben: Menschen, die keine Hunde im Büro mögen. Einige haben Angst, andere ekeln sich vor den Tieren oder befürchten, dass die Konzentration der Kollegen leiden könnte. Fast jedes zweite Unternehmen verbietet daher Tiere am Arbeitsplatz. Dass nicht jeder Mitarbeiter mit seinem Haustier im Büro erscheinen kann, ist klar. Papageien, die den Vorgesetzten nachplappern, Hasen, die ständig davon hoppeln oder Ratten, die Kabel anknabbern, sind fürs Büro wahrscheinlich eher weniger geeignet. Eine Ausnahme aber bilden Hunde. Warum die Tiere für alle Beteiligten – sofern sie nicht gerade unter einer besonders schweren und seltenen Hunde-Allergie leiden – nur Vorteile hätten, zeigen diese sieben wissenschaftlich belegten Fakten:

Mira am Rhein in Dormagen

1. Hunde verbessern das Arbeitsklima 

Jeder, der schon mal einen Hund im Büro erlebt hat, dürfte es kennen: Sogar Kollegen, die sonst eher grimmig oder zurückhaltend wirken, sind auf einmal wie verwandelt. Dass Hunde tatsächlich das Arbeitsklima verbessern, hat der Bundesverband Bürohund nun auch mit einer Studie belegt.

Der Verband befragte 1300 Erwerbstätige in Deutschland. Mehr als 90 Prozent der Studien-Teilnehmer, die in einem Büro mit Hund arbeiteten, sagten, sie würden durch das Tier eine Verbesserung des Arbeitsklimas wahrnehmen. 

2. Hunde senken Stress 

Dass Hunde allgemein Stress vermindern und den Blutdruck ihrer Besitzer senken können, haben bereits zahlreiche Studien bewiesen. So hat zum Beispiel Randolph Barker von der Virginia Commonwealth University herausgefunden, dass sich Mitarbeiter mit Hund deutlich weniger gestresst fühlen als ihre Kollegen.

„Beim Streicheln eines Hundes werden Hormone freigesetzt, die Stress vermindern. Auch die kurze Unterbrechung der Arbeit tut unserem Gehirn gut. Insgesamt sind Mitarbeiter in Firmen mit Bürohunden deutlich weniger Burnout-gefährdet“, sagte auch Markus Beyer, Gründer und Vorsitzender des Bundesverband Bürohund, dem stern.

Die wissenschaftliche Erklärung: Bei regelmäßigem Streicheln eines Hundes wird das Bindungshormon Oxytocin ausgelöst und das Stresshormon Cortisol abgebaut. 

Leo und Mira

3. Hunde stärken die Psyche 

Hunde vermindern aber nicht nur Stressreaktionen des Körpers, sie können allgemein die Psyche stärken. Das haben Forscher der University of British Columbia 2018 mit einer Studie gezeigt, über die „Science Daily“ berichtete. Die Wissenschaftler befragten 246 Studenten, die an einer Therapiestunde mit Hunden teilnahmen. Direkt nach der Therapiesitzung berichteten die Studenten, dass sie sich weniger gestresst und glücklicher fühlten.

„Die Ergebnisse waren bemerkenswert“, sagte Stanley Coren, einer der Studienautoren. „Sogar zehn Stunden später berichteten die Studenten noch, dass sie etwas weniger negative Gefühle hatten als sonst. Sie fühlten sich besser unterstützt und weniger gestresst als Studenten, die nicht an der Therapiestunde teilgenommen haben.“ 

Milou und Enno

4. Hunde spenden Trost 

In einer Statista-Studie im Auftrag von XING und dem kununu-Ranking der tierliebsten Arbeitgeber in Deutschland sagten 37 Prozent der Befragten: Das Streicheln von Hunden im Büro sei in stressigen Zeiten trostspendend. Der Kontakt zu den Tieren könnte laut der Studie der University of British Columbia vor allem Menschen mit Depressionen und Angstgefühlen helfen. 

5. Hunde wirken sich positiv auf die Gemeinschaft aus 

Für vier von zehn Befragten stärken Hunde außerdem die soziale Gemeinschaft unter den Kollegen. Das ist auch einigen Unternehmen nicht neu. So sollen im Amazon-Hauptquartier in Seattle beispielsweise mehr als 6.000 Bürohunde sein, wie der Konzern auf seinem Blog schreibt. Demnach schätze man den Spaß und die Dynamik, die die Tiere in den Arbeitsalltag brächten, ebenso würden sie die Mitarbeiter untereinander mehr verbinden. 

6. Hunde motivieren die Mitarbeiter 

Hunde lenken nur ab und verschwenden dadurch wertvolle Arbeitszeit? Im Gegenteil: Die Befragten der Studie der University of British Columbia gaben an, ihr Energielevel sei nach der Therapie-Stunde mit den Hunden angestiegen. Auch der Bundesverband Bürohund bestätigt diese Erkenntnisse. 

Grillfest in der Firma

7. Hunde steigern das Ansehen des Arbeitgebers 

Auch wenn Unternehmen ein noch größeres Ansehen gewinnen wollen, könnte es eine gute Idee sein, Hunde im Büro zu erlauben. Laut der Statista-Studie von Xing steigt für ein Drittel der deutschen Berufstätigen die Attraktivität des Arbeitgebers, wenn dieser Haustiere am Arbeitsplatz erlaubt.

Und, nicht zu vergessen:

Hunde sind niedlich.

Zugegeben, dieser Fakt ist möglicherweise noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen, aber…

Autorin Amelie Graen

Quellen: „Bundesverband Bürohund“-Studie, „Virginia Common Wealth University“-Studie, „Science Daily“, „Amazon Blog“, Statista-Studie Xing

Fotos: privat

Die Irreler Teufelsschlucht

Die Irreler Teufelsschlucht (auch Irreler Wasserfälle genannt), oder Mullerthal auf der luxemburgische Seite.

Das Mullerthal liegt an der Sauer und somit an der westlichen Grenze von Rheinland-Pfalz zu Luxemburg.

In der geologischen Zeitrechnung unserer Erde, ist in der Trias und des Jura, also vor 250 bis 200 Millionen Jahren diese prähistorische beeindruckende Landschaft zwischen der Prüm und Sauer entstanden.

In der Zeit des Jura war unserer Planet mit Wasser überzogen. Durch das ablaufen von Abermillionen Kubikmeter Wasser formten sich Landschaften, wie wir sie heute kennen.

Zwischen Eifel und der Moselebene hat sich die Prüm und Sauer in dem morphologisch hartem Luxemburger Sandstein mit unglaublicher Kraft ein beachtliches Tal in das Gestein geschnitten. Zurück blieb das härte Dolomitgestein. Wodurch die Oberhänge dieses Tals einen stark zerklüfteten Sandstein zeigen. Die Unterhänge werden von den Tonen, Mergeln und Gipsen des Keupers gebildet.
Anm.: Bei Rahlingen an der Sauer wird Gips im Untertagebau abgebaut.

Während der letzten Kaltzeit wurde der Hang instabil, und es kam zu einem Felssturz. Die Rutsch- und Sturzmassen aus großen Brocken des Luxemburger Sandsteins und leicht verformbaren Keuper-Mergeln und -Tonen stauten die Prüm und Sauer auf. Nachdem das Meer im mittleren Jura verschwand, wurde Tone und Sandstein abtransportiert, wodurch sich dieses beeindruckende Tal gebildet hat.

Naike Juchem, 27. August 2022

Die Möhnetalsperre

Die Möhnetalsperre

Die Möhnetalsperre war seinerzeit eine der größten Staumauern in Europa.

Autorin: Naike Juchem

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde mit dem Bau einer Wasserversorgung für das Ruhrgebiet begonnen. 1908 wurde der Grundstein für eines der größten Stauanlagen in Europa begonnen – der Möhnetalsperre.
Die Staumauer wurde nach Plänen und Vorgaben des Architekten Franz Brantzky gebaut und hat eine Länge von 650 Meter. Die Staumauer ist bis zu 40 Meter hoch kann 134,5 Millionen Kubikmeter Wasser aufstauen.
Noch heute zählt die Möhnetalsperre zu den wichtigsten Wasserversorgungspunkte des westlichen Ruhrgebiets.

Die Nacht des 17. Mai 1943

Die britische Royal Air-Force hat durch einen Luftangriff mit 19 Lancaster-Bomber, am 16. – 17. Mai 1943 verschiedene Talsperren in Deutschland angegriffen, wovon 8 Bomber und 56 Soldaten bei diesem Einsatz nicht mehr aus dem Feindesland zurück kamen.

Blick auf den Möhnesee

Die im Norden Englands getesteten speziellen Rollbomben sollten im Nazi-Deutschland verheerende Schäden anrichten. So startete um 21.39 Uhr auf dem Luftwaffenstützpunkt Scampton die erste Angriffswelle mit 9 Lancaster-Bomber.
Um 0.15 Uhr erreichte der erste Bomber der Royal Air-Force den Möhnesee. Um 0.28 explodierte die erste Rollbombe der Briten 50 Meter südlich von der Staumauer. Fünf Minuten später wurde von der Lancaster AJ-M eine weitere Rollbombe abgeworfen. Diese sprang über die Staumauer und explodierte im darunter liegenden Kraftwerk. Nach mehreren erfolglosen Abwürfe und mächtigen Gegenfeuer der Nazis, schlug um 0.49 Uhr die erste Rollbombe in die Staumauer ein. Die Explosion zerstörte die Staumauer auf einer Länge von 77 Meter und 23 Meter Höhe. Die Explosion wurde von einem Seismograph der Erdbebenwarte in dem über 130 Kilometer entfernten Geophysikalischen Institut in Göttingen aufgezeichnet.

Nach der Zerstörung der Staumauer ergossen sich in fünf Stunden circa 110 Millionen Kubikmeter Wasser ins Tal der Möhne. Eine bis zu 7 Meter hohe Flutwelle verwüstete das Tal bis weit ins Ruhrgebiet. Güterzüge, Brücken, Häuser und Fabriken riss diese Flut in dieser Nacht mit sich. Mehr als 1200 Menschen starben in dieser Nacht.

Trotz des herrschenden Krieges in Deutschland wurde in nur fünf Monaten die zerstörte Staumauer aufgebaut. Für den Aufbau waren hauptsächlich Zwangsarbeiter aus Italien beschäftigt.

Naike Juchem, Günne, 23. August 2022

Die desolate Lage in Mali

Photo: Pinterest

Was sich Außenpolitisch von China und Russland langsam und leise in West- und Zentralafrika entwickelt, könnte bald fatale Folgen haben.

Mali liegt im Übergangsbereich zwischen Nord- und Westafrika und hat eine lange und bewegte Geschichte. 

Bereits im Mittelalter bestanden auf dem Gebiet des heutigen Staates Mali verschiedene Großreiche. Eines von ihnen diente nach der Unabhängigkeit als Namensgeber für die heutige Republik Mali.
Mali ist ein Vielvölkerstaat und dadurch kulturellen und sprachlichen sehr geprägt.

Das Land stand 20 Jahre lang für eine afrikanische Erfolgsgeschichte.
Nach dem Ende der Militärdiktatur im Jahr 1991 wurde ein friedlicher Demokratisierungsprozess eingeleitet. Mali gab sich eine neue Verfassung und hielt freie Wahlen ab.

Anfang 2012 kam es zu einer schweren politischen Krise, bei der der Präsident gestürzt wurde. Dadurch brachten Tuareg-Rebellen und islamistische Extremisten, die unter der Führung von al-Qaida standen und somit weite Teile der nördlichen Regionen des Landes unter ihre Kontrolle brachten. Zusätzlich verschärft wurde die Situation durch eine Ernährungskrise aufgrund schlechter Ernten in der gesamten Sahelzone. Insgesamt mussten mehr als 500.000 Menschen aus ihren Heimatorten fliehen und in anderen Regionen Malis oder außerhalb des Landes Zuflucht suchen.

Im Jahr 2013 konnte die akute politische Krise in Mali überwunden werden. Von besonderer Bedeutung waren dabei die Bildung einer Übergangsregierung, demokratische Präsidentschafts- und Parlamentswahlen sowie die Unterstützung des Landes durch seine Nachbarstaaten, die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS), die Afrikanische Union, die Vereinten Nationen und Frankreich.

Schon im Juni 2019 – vor dem Umsturz gegen den gewählten Präsidenten – war ein Militärhilfeabkommen zwischen Russland und Mali unterzeichnet worden. Diese Unterzeichnung stellt den MINUSMA (UN-Einstz) vor neue Herausforderungen zum Schutz und zur Stabilisierung der Bevölkerung und Regierung.

Im August 2020 kam es wieder zu einem Militärputsch, die Regierung von Staatspräsident Keita wurde abgesetzt.
Im Oktober 2020 wurde eine Übergangsregierung ernannt, die auf 18 Monate angelegt ist. Derzeit ist noch nicht absehbar, in welche Richtung sich die politische Situation in Mali weiterentwickelt.

Durch diese innenpolitische Zerrissenheit und der kaum vorhandene Schutz durch Polizei, haben die Terrorgruppen freies Spiel. Hinzukommt, dass seit geraumer Zeit Russische Söldner in Mali agieren. Die Auftraggeber jeder Söldner ist nicht so einfach zu durchschauen, denn es sind mal die Machthaber von Militär und mal al-Qaida, IS oder Tuareg-Rebellen.

Die Sicherheitslage in den drei nördlichen Regionen: Timbuktu, Kidal und Gao ist sehr kritisch. Immer wieder sieht sich die malische Regierung gezwungen, nach Terroranschläge den Ausnahmezustand auszurufen bzw. zu verlängern.

Das Volk leidet – wie immer

Etwa die Hälfte der malischen Bevölkerung lebt in extremer Armut. Von 1.000 Neugeborenen sterben im Durchschnitt 106 vor ihrem fünften Geburtstag.

Ein großer Teil der Bevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und etwa 80 Prozent der Bevölkerung verfügt über keine angemessene Medizinische- und Sanitäre Versorgung. Nach Zahlen der UN betätige die Lebenserwartung der Landbevölkerung bei unter 58 Jahren.
Das Bevölkerungswachstum in Mali liegt bei jährlich um die drei Prozent. Nach Angaben von UNHCR sind 48 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner Malis jünger als 15 Jahre.

Das Bildungswesen in Mali liegt fast auf der Nulllinie und ist in einem sehr schlechten Zustand. Nur etwas mehr als die Hälfte der schulpflichtigen Kinder besucht eine Grundschule – lediglich etwa 50 Prozent schließen die Grundschule ab. Zwei Drittel der knapp 20 Millionen Malierinnen und Malier sind Analphabeten.

Etwa 60 Prozent der Bevölkerung leben auf dem Land und betreiben Ackerbau und Viehwirtschaft. Die Verstädterung durch Bevölkerungswachstum und Landflucht nimmt aber rasant zu. Der Staat steht vor der schwierigen Aufgabe, Beschäftigungsperspektiven für die stark wachsende junge Bevölkerung zu schaffen und den Zugang zu Basisdienstleistungen für alle Einwohner zu gewährleisten.

Russland verfolgt keine Humanitäre Ziele in Afrika

Russland ist längst nicht das einzige Land, das Afrika als lukrativen Zukunftsmarkt erkannt hat. Während es vielen anderen Ländern wie etwa China vor allem um Afrika als Rohstofflieferant und Absatzmarkt für zivile Produkte geht, hat Russland bei letzterem wenig zu bieten. Anders in puncto Sicherheit: Die berühmt-berüchtigten AK-47-Gewehre kommen aus Russland. Ebenso Kampfhubschrauber, Panzer und andere Fahrzeuge.

Erstes größeres Ziel der neuen Afrika-Politik Moskaus war 2018 die Zentralafrikanische Republik (ZAR). Russland sorgte dafür, dass das UN-Sanktionskomitee eine Ausnahme machte und Waffen für die Regierungsarmee in das vom Krieg und Terror gebeutelte Land ließ. Die privaten Wagner-Kämpfer kamen gleich mit, ein paar hundert sollen es gewesen sein. Noch heute sind die Russen im Land. Ohne ihre Hilfe wäre die zum Jahreswechsel neu gewählte alte Regierung womöglich nicht mehr im Amt.

Frankreich reagiert immer gereizter auf die Außenpolitik von Russland. Paris warf Moskau in den vergangenen Wochen mehrfach vor, den Ruf Frankreichs in Afrika zu schädigen, um den eigenen Einfluss auszudehnen. Moskau wies dies einsilbig zurück und macht weiter wie bisher.
Im umkämpften Norden Mosambiks waren auf Regierungsseite zeitweise Wagner-Söldner gesichtet worden, in Libyen sollen zwischen 2019 und 2020 etwa 1000 dieser Söldner aktiv gewesen sein.

Da Russland seit Jahren auch Soldaten des Militärs aus Mali in Russland ausgebildet hat, wird der Spagat zwischen Freund und Feind immer größer – und gefährlicher für die ganze Region.

Laut dem Friedensforschungsinstitut SIPRI in Stockholm, ist Russland mittlerweile für fast die Hälfte aller Waffeneinfuhren auf den Afrikanische Kontinent verantwortlich – vor Frankreich, den USA und China. Es ist ein Milliarden Dollar Geschäft für Russland. Da die Staaten in Afrika seit Jahrzehnten mit dem Rücken an der Wand stehen und somit Staatsvertäge in Form von Devisen an Länder wie Frankreich und Deutschland kaum zurück bezahlen könnne, ist Russland mit der Rückzahlung von Rohstoffe sehr entgegenkommen. Sprich Gold und andere Edelmetall. In Mali könnte es sogar um Uran gehen, mit dem auch französische Atomkraftwerke betrieben werden. Zugute kommen könnte das neben der russischen Staatskasse auch dem mutmaßlichen Wagner-Unternehmer Yevgeny Prigozhin.

Quelle
– Action contre la faim, Paris
– Bun­des­mi­nis­te­ri­um für wirt­schaft­li­che Zu­sam­men­ar­beit und Ent­wick­lung (BMZ)
– Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
– Economic Community of West African States, ECOWAS;
– United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA)
– UNICEF

Naike Juchem, 30. September 2021

Die versteckten Kosten des Privatfernsehens

Foto: Pinterest

Was haben Sie eigentlich letztes Jahr für das Privatfernsehen bezahlt?

Ein Artikel von Ralph Altmann

Das sehen Sie gar nicht? Macht nichts, Sie zahlen dennoch.
Sie haben gar keinen Fernseher und zahlen auch keine GEZ-Gebühr? Macht nichts, für das Privatfernsehen blechen Sie trotzdem, und nicht zu knapp.

8,3 Milliarden Euro erlösten die privaten Fernsehsender im Jahr 2006 mit Werbesendungen. Das Geld stammt letztlich aus den Geldbörsen derjenigen, welche die beworbenen Produkte kaufen. Vor allem bei neuen, „trendigen“ Produkten übersteigt der im Verkaufspreis enthaltene Anteil für Werbung die Herstellungskosten oft um ein Vielfaches. Gutgläubige Rentner lassen sich ja manchmal auf Kaffeefahrten überteuerte Produkte aufschwatzen – ihren coolen Enkeln zuhause vor der Glotze geschieht genau das Gleiche, nur öfter.

Die im Produktpreis steckenden Werbungskosten sind noch deutlich höher als das, was bei Sat.1 & Co ankommt: Die Werbespots selbst kosten Geld – oft mehr als die Sendungen, in die sie eingeblendet werden. Die vermittelnden Werbeagenturen wollen auch gut leben und lassen sich von beiden Seiten gern mal etwas zustecken, wie der ehemalige Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski („Die TV-Falle“) ausgeplaudert hat. Doch bleiben wir der Einfachheit halber bei den 8,3 Milliarden Euro Werbungskosten und der Zielgruppe, die von der Werbung angesprochen werden soll: den 14- bis 49-jährigen. In dieser Altersgruppe gibt es etwa 40 Millionen Bundesbürger, die in 14 Millionen Haushalten leben. Auf jeden Haushalt entfallen also im Durchschnitt 593 Euro für Fernsehwerbung pro Jahr – fast das Dreifache der GEZ-Gebühr (204 Euro). Von dieser kann man sich unter bestimmten Voraussetzungen befreien lassen, von der „Privatsendergebühr“ gibt es keine Befreiung, ausgenommen Konsumverzicht. Ist die Privatsendergebühr wenigstens sozial gerechter als die GEZ-Flatrate? Im Luxusauto stecken natürlich weit mehr Werbe-Euros als in der Cornflakepackung, doch wird es auch seltener gekauft. Die teilweise ganz offensichtliche Ausrichtung der privaten Programme auf Arbeitslose und sozial Schwache legt zumindest den Verdacht nahe, dass diese Schichten auch den Löwenanteil an diesen Werbeeinnahmen tragen.

Wo wir nun wissen, dass der deutsche Fernsehmichel ganz ohne Protest an die Privatsender dreimal so viel zahlt wie an die gehasste GEZ, stellt sich die Frage nach dem Produkt, das er dafür erhält. Sollte es nicht auch dreimal oder wenigstens doppelt so gut sein? Immerhin kommen bei den Privaten die genannten 8,3 Milliarden an, bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern nur etwa 4,9 Milliarden (4,5 Milliarden aus Gebühren, der Rest aus Werbung). Was machen die Privaten, die im Vergleich mit jenen gerne ihre Effektivität herausstreichen, mit dem vielen Geld? Misswirtschaft dürfte es dawohl nicht geben. Die Antwort darauf gibt wiederum die jüngere Geschichte von ProSiebenSat.1. Die Sendergruppe wurde 2003 von einer Private- Equity-Gruppe („Heuschrecken“ im Volksmund) um den Milliardär Haim Saban gekauft und Ende 2006 für mehr als den dreifachen Kaufpreis (3,1 Milliarden Euro) an zwei noch mächtigere „Heuschrecken“ (Kohlberg Kravis Robert & Co. – KKR – und Permira) veräußert. Das entspricht einem Gewinn von 700 Millionen Euro pro Jahr, wobei der eigentliche Konzerngewinn (386 Millionen im Jahr 2006) noch nicht einmal berücksichtigt ist. Solche Kaufsummen zahlen erst einmal die Investoren, die sich einen Großteil davon wiederum bei Banken leihen. Doch alle diese wollen in den kommenden Jahren nicht nur das ausgegebene Geld zurück haben, sondern auch Gewinn machen. Selbst, wenn es diesmal nicht ganz so viel wird, wie es Saban vergönnt war, wird doch klar, wo die unfreiwillig bezahlten Werbegelder landen. Privatfernsehen ist eine gigantische Geldumverteilungsmaschine: von der Geldbörse des kleinen Mannes in die Taschen einiger weniger Großverdiener. „Fernsehen“ dient dabei nur als Vorwand.

Die Schlussfolgerung kann da nur lauten: Abschalten!

Der Link zur Seite von Herr Altmann
http://www.ralphaltmann.de/bibliothek/text.php?txt=essay/privatfernsehen

Anmerkung
Durch Menschen, welche nichts besseres zu tun haben, als mir versuchen täglich Knüppel in die Beine werfen zu müssen, hatte ich heute mit Herr Altmann ein sehr angenehmes Gespräch. Wie sich rausstelle, wusste er nicht, dass sein Artikel bereits 2014 auf Facebook zu sehen war. Dort habe ich jenen Text auch 2014 gefunden und für gut befunden.
Irgendwie ist es doch schön, wenn man Feinde hat. Ein herzliches Dankeschön geht an jene Pappnasen, die sich jetzt angesprochen fühlen.

Du entscheidest eines Tages

„Du entscheidest eines Tages oder Tag Eins.“

Autorin Naike Juchem

Mit diesem Satz hat sich am 29. August 2017 mein Leben gravierend geändert.Ich möchte gerne Einiges erklären, um mich nicht ständig zu wiederholen oder zu rechtfertigen.

Ich wurde 1970 äußerlich als Junge geboren, innerlich hat die Biologie aber etwas durcheinander gebracht mit meinen Chromosomen. Heute weiß ich anhand von Blut,- und Gentests, dass es so ist. Es kommt halt nicht so oft vor, aber mich hat es erwischt. Ich habe eine Transidentität.Das ist nichts Schlimmes, es ist keine Krankheit – in welchem Sinne auch immer – das hat es schon immer gegeben. Selbst in der Bibel steht bei Paulus an die Korinther in 5,17 oder Galater 3,28 wie auch Epheser 4,23-24 schon etwas über Transgender.

In Deutschland gibt es ungefähr 1 Mio. Menschen, denen es genauso geht wie mir. Die Natur geht manchmal kreative Wege und bringt unterschiedliche Menschen hervor: Männer, Frauen, welche, die homosexuell sind, welche, die beide Geschlechter in sich tragen (Intergeschlechtliche), Linkshänder, Rechtshänder, und eben auch welche, die transidentitär sind. Ich habe mir dies nicht ausgesucht, ich bin auf keinem „Trip“, oder laufe einem neuzeitlichen „Genderwahn“ hinterher.

Bei einer Transidentität ist man im falschen Körper geboren worden, d.h. das äußere Geschlecht entspricht nicht dem selbst empfundenen Geschlecht – wobei sich dies nicht ausschließlich auf die Sexualität beschränkt, sondern eher dem sozialen Geschlecht und dessen Wahrnehmung entspricht. Wenn man im falschen Körper steckt und es nicht ändern kann, weil man es nicht weiß oder weil es nicht geht, fühlt man sich nicht nur falsch und unglücklich, es führt auch zu tiefen Depressionen, bei nicht wenigen Transidentitären sogar zum Suizid.

Das ganze Leben stimmt einfach nicht. Deshalb konnte ich die letzten Jahrzehnte auch nicht verstehen und einordnen, was mit mir los war, weshalb ich mich nicht richtig gefühlt habe: Ich wusste es nicht. Und in meiner Umgebung wusste auch keiner, dass ich eine Transidentität habe. Nicht nur die Bibel erwähnt transidentitäre Menschen, auch antike Geschichtsschreiber haben von der Existenz solcher Menschen berichtet. Aber erst mit der christlichen Kirche wurden transidentitäre Menschen mit einem absoluten Tabu belegt.

Dies ist auch bis in die 70er / 80er Jahre des letzten Jahrhunderts weitgehend gesellschaftlich so geblieben und hat die Betroffenen gezwungen, ihre tatsächliche Identität zu verbergen und die Rolle des geborenen Geschlechts anzunehmen. Nun mögen Viele meinen „Ja und? Dann macht man das eben, ist ja auch einfacher so!“. Ich habe über 40 Jahre eine Rolle gespielt, die ich nie war, und es war irgendwann nicht mehr auszuhalten.

Ein Schauspieler kann das, solange die Kamera läuft, aber sobald der Film abgedreht ist, geht der Schauspieler nach Hause und ist wieder er selbst. Im echten Leben kann man nicht die ganze Zeit schauspielern, ohne daran zugrunde zu gehen. Es ist auch ein Betrug, ein Betrug an der Familie, an Freunde, an Kollegen … und ganz besonders an sich selbst.Ich bin erst einmal den Weg der Rolle gegangen und hatte 1998 geheiratet, wurde nach einigen Jahren auch Vater und dachte, dass nun alles gut würde. Wurde es aber nicht.

Im Gegenteil: Die Ehe wurde ab 2007 für mich zur Hölle, die 2012 in einer Scheidung endete und mich an den Rand der Existenz brachte. Da stand ich nun, wie man so sagt, vor den Trümmern meines Lebens. Die Ehe kaputt, das Kind weg, die berufliche Existenz im Eimer, Schulden und Probleme und wenig bis gar keine Unterstützung. Also was blieb mir noch? Mein Leben!

Da ich von Natur aus eine Kämpferin bin, packte ich 2014 es endlich an, Antworten auf meine Fragen zu suchen. Ich fing an mich zu informieren, um herauszufinden, was mit mir nicht stimmt. Ich habe in dieser Zeit Fachtagungen und Freizeiten, sogar in Luxemburg im Ministerium eine Debatte für und mit Transgender besucht und stellte plötzlich fest, dass ich nicht alleine bin. Das war eine so unglaubliche Befreiung!

Am 29. August 2017 wagte ich ein Outing im kleinen Rahmen, um endlich zu wissen, wie meine Freunde auf mich reagieren würden. Zu meiner großen Überraschung und unglaublicher Freude standen diese Menschen positiv zu mir und unterstützen mich bis heute, wie und wo es nur geht.

Am 1. Oktober 2017 gab es dann kein Zurück mehr: es war der Tag, die Wahrheit zu sagen, bei meiner Familie und auch öffentlich. Natürlich hatte ich an diesem Tag unglaubliche Angst. Würde ich ab diesem Zeitpunkt nur noch alleine sein? Würde ich Zweifel, Fragen, Ablehnung, Verlust der Arbeit und noch mehr Probleme erfahren? Tausende Gedanken, Pro und Contra, all dies zerrte an meinem Verstand und meiner Seele.Mit diesem Tag wich ein unglaublicher Druck von mir. Meine Seele kam endlich zur Ruhe – ich hatte zu mir gefunden. Ich bin nun viel, viel ausgeglichener und aus heutiger Sicht betrachtet ist nichts von dem eingetroffen, worüber ich mir so viele Gedanken gemacht und befürchtet hatte.

Ich ändere meinen Körper und meine äußere Erscheinung, aber nicht meinen Charakter.Mein Leben zur Frau verlief anschließend in Schallgeschwindigkeit: Auf Grund von rechtlichen Vorgaben habe ich eine Therapeutin aufgesucht, die mich in meiner Transidentität begleitet. Für die gerichtliche Entscheidung einer Personenstandsänderung waren zusätzlich zwei unabhängige, psychologische Gutachten notwendig, die beide meine Transidentität bestätigt haben.

Nach den endokrinologischen Voruntersuchungen in einer Fachklinik habe ich seit Kurzem meine Hormontherapie begonnen. Es geht in Riesenschritten voran!2003 habe ich den Namen „Naike“ zum ersten Mal gelesen und mir war irgendwie klar: Das wird MEIN Name sein! Wenn auch 15 Jahre später.

Am 16. August 2018 habe ich nach dem Urteil vom Amtsgericht Frankenthal dies als Naike verlassen. Dies ist nun mein rechtlicher Name, der in das Geburtenregister, Pass, Führerschein, Rentenbescheinigung usw. eingetragen ist.

Und nicht nur äußerlich und rechtlich ist unglaublich viel passiert: Menschen stehen zu mir, von denen ich nie zuvor etwas gewusst hatte. Ich hatte bereits zwei öffentliche Unterhaltungen mit der Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Es ist mir ebenfalls ein Anliegen über die Situation von transidentitären Menschen zu informieren, denn Menschen sind vielfältig, unterschiedlich, aber wir alle sind gleich viel wert respektiert zu werden.

Ich bedanke mich für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit

Naike Juchem, im August 2018

Mimi die Fundkatze

Am 5. Januar habe ich in Ingelheim am Rhein eine circa 6 Monate alte Katze gefunden. Da ich einen Hund im Lkw dabei habe, gab ich der kleinen Katze etwas zu essen. Danach wollte sie nicht mehr aus dem Lkw raus. Also habe ich sie mitgenommen.
Ich rief einen Tag später ins Tierheim in Ingelheim an und fragte, ob eine junge Katze vermisst gemeldet sei. Dem war nicht so. Auch habe ich bei Tasso angefragt. Auch dort wurde keine Katze in oder aus dieser  Umgebung vermisst.
Am 9. Januar war ich bei meiner Freundin und Tierärztin, um die Katze untersuchen zu lassen und auch um ihr Alter zu bestimmen.

Zwei Wochen später merkte ich, dass die Katze Epileptische Anfälle hat. Die kleine Katze wurde definitiv ausgesetzt.
Seit Februar bekommt sie Medikamente gegen die Epilepsie. Die Medikamente wirken und Mimi hat sich in den letzten Monaten sehr zu ihrem Vorteil entwickelt.

Nun möchte ich mit der Blogseite: https://littlemimithecat.wordpress.com/                                                         die Entwicklung und Abenteuer von Mimi zeigen.

Auch auf der Internetplattform Facebook ist Mimi vertreten.

https://www.facebook.com/groups/445088910661120/?ref=share_group_link

Diversity Day

Und schon wieder ein Tag an dem man irgend etwas gedenken soll.
Was wird diese wohl sein?

Den internationalen Frauentag oder Internationaler Aidstag ist mittlerweile fast jedem bewusst.
Der 17. Mai steht für – International Day Against Homophobia und ist seit 2005 auch so gelistet.
Kaum zu glauben, dass kaum jemand diesen Tag kennt, aber all zu oft seine „Meinung“ zu Homosexuelle, Trans- oder Intergeschlechtliche Menschen raushaut.

Braucht man einen solchen Tag ?

Braucht man überhaupt einen solchen Tag, an dem bewusst an „Anderen“ gedacht wird?
Eine einfache Antwort: Ja!
Leider braucht es diesen Tag, denn auch im 21. Jahrhundert hat sich der ein oder andere Zeitgenossen ab dem Homo rudolfensis (vor 2,5 bis 1,9 Mio Jahren) nicht besonders weiter entwickelt.
Immer noch gibt es Angriffe auf LGBT- Menschen – die hin bis zu einem gezielten Mord gehen.
Noch immer werden LGBT-Menchen diskriminiert.
Wir alle sind nur eine beschränkte Zeit auf diesem Planeten und wir alle sind Bewohner von eben diesem. Also, sollte man den „Anderen“ Menschen so respektieren wie dieser ist.

Viele Prominente Schauspieler, Musiker oder Sportler trauen sich oft nicht zu ihrer sexuellen Orientierung oder Identität zu stehen. Es ändert nichts an dem Charakter der Person, wenn er / sie sich outet.
All zu oft bricht ein Shitstome über jene Personen herein die sehr Menschenverachtend sind.

Warum wird sich plötzlich über etwas aufgeregt, was einen gar nicht selbst betrifft? Warum muss Hass verbreitet werden über Personen die man gar nicht kennt?
Weil man Anders ist? Wer setzt den Maßstab für das „Anders“?

Die BILD titelelte nach dem BGH Urteil  über den Eintrag „divers“, „NUN SIND WIR ALLE DIVERS“ – was für ein Schwachsinn! Der allgemeinen BILD Leserschaft ist aber eines völlig entgangen – es betriftt diese Leseschaft in 99,9% der Fälle noch nicht einmal!

Personen mit einer lediglich empfundenen Intersexualität können aber entsprechend nach § 8 Abs. 1 TSG erreichen, dass ihre auf „weiblich“ oder „männlich“ lautende
Geschlechtsangabe im Geburtenregister gestrichen oder durch „divers“ ersetzt wird.
So steht es in dem Beschluss vom 22. April 2020.

Also wen betrifft dies wohl?
Es wird Zeit, dass auch der letzte unterbelichtete begreift, dass eine sexuelle Orientierung oder Transidentität nicht ansteckend ist und kein Mensch seine Biologie selbst bestimmen kann. Auch nicht jene, die welches Fachblatt für Medizin, Fussball, Wetterbericht, Hass und Hetze – BILD lesen.

Es gibt Schwule, Lesben, Bi-, Inter- und Transsexuelle, die sich in Vereinen oder politischen Gremien engagieren – und dies mitunter auch sehr erfolgreich.
Der Mensch zählt in seinem Charakter und Können und nicht wen er / sie liebt.

Zeichen setzen

In vielen Städten dieser Welt werden Zeichen für die Vielfalt gesetzt. Ob nun als Fahnen, Banner oder Fußgängerüberwege.
Jeder Mensch ist individuell – und dies ist auch gut so.
Wenn man die Akzeptanz des „Anderen“ begreift und sich mit diesen Menschen unterhält – wird man feststellen, wie gleich man doch im Denken, Hobby, Sport oder wo auch immer ist.