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Kein Mensch flieht ohne Grund

Ein paar Hintergründe, die zum Nachdenken bringen sollen.

Autorin Naike Juchem

Melilla ist eine spanische Enklave in Westafrika und hat seine Grenze zu Marokko.
In einem Werbeprospekt wird über die schöne und mittelalterliche Festungsanlage und über prachtvolle Jugendstilgebäuden in den schönsten Worten geschrieben.
Wörtlich heißt es dort: „Es gibt keinen besseren Weg, ihre Geschichte kennenzulernen, als eine Besichtigung von La Ciudadela, auch bekannt als Melilla la Vieja oder „das Dorf“ (El Pueblo) zu besuchen. Diese Festungsanlage wurde im 15. Jahrhundert auf Felsen erbaut und verschiedene Kulturen haben hier im Laufe der Zeit ihre Spuren hinterlassen.“
So weit über die einstige Geschichte.

Über die aktuelle Geschichte hört man kaum etwas. Im Sommer 2022 versuchten fast 2.000 Migranten, die meterhohen Zäune von Melilla – also der EU Außengrenze zu überwinden. Es gab hunderte Tode und genau so viele Verletzten. Hilfe für die Menschen gab es keine!
Dies ist die Realität vor den Türen von Europa!
Ob in Libyen, Griechenland, Türkei, Italien (Lampedusa) oder an den Grenze zwischen Polen und Weißrussland. Überall werden Menschen mit Waffengewalt an der Einreise nach Europa gehindert.

Foto: Simona Forlini

„Sollen sie doch bleiben wo sie hergekommen sind.“


Dies sind oft die Aussagen von Menschen, die für sichere Grenzen und konsequenter Abschiebung sind.
Natürlich können diese Menschen in ihrer Heimat bleiben – nur hat die EU durch irrsinnige Subventionen und Staatsverträge fast alle Länder in Afrika in den Ruin getrieben. Tomaten aus Italien werden in Ghana billiger verkauft, als die Landwirte in Ghana diese verkaufen können.
Hähnchenfleisch, welches in Europa keinen Absatz hat, wird über Subventionen per Container nach Nigeria geschafft. Dort hat man mit unserem Lebensmittelmüll mal eben die Landwirtschaft ruiniert.

Elektronikmüll wird an die Elfenbeinküste oder Ghana verschifft. Dort liegen Hunderttausende Tonnen Elektronikmüll auf weiten Felder – auf denen einst mal Saat ausgebracht wurde. Mit einfachsten Mittel wird noch das letzte Stück Kupfer aus den Geräten geholt. Die Umweltverschmutzung ist gigantisch. Durch die Schwermetalle im Boden und Wasser, ist Leben für Tiere und Fische nicht mehr möglich.

Natürlich gibt es auch „positive“ Beispiele, wenn in Kenia Tulpen und andere Blumen gezüchtet werden, und diese dann in den Discounter in Europa für wenig Geld an den Kassen stehen. Von diesem ökologischen Irrsinn mag ich gar nicht schreiben.

Diese wenigen Beispiele zeigen schon, wie global vieles zusammen hängt. Es ist natürlich leicht zu sagen: „Sollen sie doch bleiben wo sie hergekommen sind.“ Würden diese Menschen eigentlich auch, wenn das zivilisierte Europa nicht deren Heimat, Lebensraum und Wirtschaft zerstören würde. Kein Mensch flieht ohne Grund!

Foto: Saleh Syrian

Die Menschen, die fliehen, brauchen Geld für ihre Flucht. Dieses Geld kratzen sie von Verwandten zusammen. Die Familien verschulden sich bei den Schlepper und können das Darlehen niemals zurück bezahlen. Oft werden nach ein oder zwei Jahren diesen Familien das wenige Eigentum weggenommen. Also hat man nochmals viele Menschen in die Armut, Flucht und Verzweiflung getrieben.

Um dies alles zu begreifen, bedarf es mehr, als die Schlagzeilen der BILD oder den schwachsinnigen Postings in den Sozialen Netzwerken zu lesen.

Foto: Eva Wołkanowska-Kołodziej

Wenn wir diese Welt verbessern möchten, müssen wir als Industriestaaten auch jene anderen Ländern leben lassen und auf Augenhöhe mit einander umgehen. Staatsverträge drückt die sowieso schon schachen Ländern noch mehr an die Wand.
Hurra, wie haben Unimogs von Mercedes, Waffen von Heckler und Kock.  Auch Frankreich ist im Bereich Staatsverträge vorne mit dabei. So werden zum Beispiel militärische Fahrzeuge von ACMAT S.A, ALCEN (u.a. Hubschrauber) oder Produkte der Dassault-Gruppe geliefert.

Diese Liste geht natürlich nicht nur über militärische Waffen und Fahrzeuge einher. Es geht mit allen Branchen weiter: Lebensmittel, Telekommunikation, Medikamente, Erdöl, Chemie….

Foto:Nino Fezza

Um eine immer weiter steigende Profitrate der Konzerne zu haben, braucht man neue Märkte. Ob Lateinamerika, Afrika, Asien, Südostasien oder China. In all diesem Karussell aus Macht, Gier und Profitrate bleiben Menschen aus der Strecke. Dies zeigt uns die Geschichte des Kolonialismus. Auch hier waren es: Afrika, Asien, Lateinamerika, Polynesien, Indien, Indochina (so nannte man früher Südostasien.)

Die westliche Industrie und Wohlstand ist auf die Armut der Schwellenländer dieser Welt aufgebaut. Kriege führen zu Armut und Flucht. Umweltzerstörung führt zu Armut und Flucht. Irrsinnige Subventionen und Staatsverträge führt zu Armut und Flucht.

Foto: Simona Forlini

Nun sitz der Europäer zu Haus auf seinem Sofa und motzt über Migranten, ohne all diese Hintergründe zu wissen. Es ist leichter, die schwächsten in dieser Kette zu bekämpfen, als sich über die Ursachen Gedanken zu machen.

Naike Juchem, 6. Februar 2024

Friedenstag

Tage im Kalender sind nur ein Datum – oft steht dieser Datum aber für etwas besonderes.
Geburt, bestandene Prüfung, Hochzeit oder Tod.
Der 1. September steht in Deutschland für den Friedenstag – dieser ist nicht mit dem UN Weltfriedenstsg am 21. September zu verwechseln.

In der ehemaligen DDR wurde am 1. September 1946 der erste „Weltfriedenstag der Jugend“ begangen.
Jahre später wurde dieser Tag zum „Tag des Friedens“. Es wurde an diesem Tag auf Veranstaltungen zum Weltfrieden aufgerufen.

Weltfrieden

Den Weltfrieden wünschen sich nur verblendete Hippies der 68er Bewegung.
Wirklich?
Jeder Mensch möchte in FRIEDEN leben, den Kriege bringen nur Leid, Tod und Zerstörung.
Aktuell gibt es auf dieser Welt 22 Kriege und 6 sogenannte bewaffnete Konflikte.
Somalia, Demokratische Republik Kongo,
Jemen, Äthiopien, Syrien, in der Sahelzone (Burkina Faso, Tschad, Mauretanien, Mali, Niger) ,Haiti, Ukraine…
Diese Kriege sind alle weit weit weg von unserem Land und schönen Leben. Wen betrifft denn schon Krieg? Es sind die „Schwarzen“, die Muslime und die… Europäer. Die Ukraine liegt geografisch in Europa. „Schwarze“ und Muslime sind die Ukrainer:innen nicht. Eventuell gibt es auch dort eine muslimische Minderheit.

Kriege sind da! Wir sehen die Bilder in den Nachrichten und sind vielleicht etwas empört. Mehr empört ist man, wenn plötzlich dieses „Gesocks“ auch noch zu uns kommt. Wir müssen unsere Grundrechte und Freiheit verteidigen! Also sind wir gegen Menschen die wegen Kriege, Verfolgung und Zerstörung fliehen. Sie können ja gerne fleihen – aber dann doch bitte nicht zu uns!
Laut UN sind im Jahr 2023 unglaubliche
110 Millionen vor Kriege, Verfolgung und Zerstörung auf der Flucht. 110 Millionen Menschen! Also kommen und können diese Zahl von Menschen NIEMALS alle zu uns kommen!
Die meisten Flüchtlinge sind Binnenflüchtlinge – soll heißen, dass diese Menschen in ihrem Land oder auch noch angrenzte Länder auf der Flucht sind.

Mit jedem neuen Mensch, der auf der Flucht ist, wird die Spirale der Armut mehr und der Bildungsstand weniger.
Wenn wir eine Welt des Frieden haben möchten, müssen wir die Armut senken und die Bildung erhöhen. Auch sollte man sich über Umweltschäden bewusst sein, denn dadurch werden auch Menschen zur Flucht gezwungen. Dieser Punkt wird in den nächsten Jahren noch rapide steigen. Da nützt es auch nichts, wenn sich einige Bildungsferne auf Straßen kleben, denn dieses Problem muss man global sehen.
Frieden sichern wäre mal eine Möglichkeit, wenn man sich vor den Werkstoren der Rüstungsindustrie festkleben würde. Dies nur mal kurz für jene, die offensichtlich zu viel Klebstoff eingeatmet haben.

Kein Mensch flieht ohne Grund! Wenn wir als moderne Gesellschaft es schaffen würdem, Frieden zu sichern, hätten wir viele Probleme weniger in unserem Land und schönen Leben.

Wir alle sind Menschen und sehnen uns nach Frieden. Die wenigen Industrieländer dieser Welt exportieren Waffen und importieren Flüchtlinge. Flüchtlinge die wir aber nicht wollen – und wenn es sein muss sogar bekämpfen. Wäre es denn nicht besser, wenn man keine Waffen liefern würde? Waffen gegen Waffen können keinen Frieden bringen.

Es wäre schön, wenn wir am nächsten 1. September ein globales Fest in Frieden feiern könnten.

Naike Juchem, 1. September 2023

Anmerkung: Diese Briefmarke habe ich eingerahmt, weil ich die Geste von Willi Brandt am 07. Dezember 1970 vor dem Ehrenmal des jüdischen Ghettos in Warschau als eine menschliche Würdigung gegen Krieg, Tod und Zerstörung halte.