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Hunger als Methode der Kriegsführung

Die Einleitung zu meinem Text über die aktuelle Hungersnot in Äthiopien beginnt sehr makaber.

„Was ist klein, dünn und läuft mit 100 km/h durch die Wüste? Ein Äthiopier der ’ne Essensmarke gefunden hat.“

„Wie bekommt man 100 Äthiopier in eine Telefonzelle? Man schmeißt ’nen Brotkrumen hinein.“

Solche oder ähnliche Witze haben bestimmt viele in den 80er Jahren gehört – ich auch.
Nun, in meiner Jugend wusste ich nicht all zu viel über Äthiopien. Ein Land im Nordosten von Afrika und das es 1984/85 eine Hungersnot gab, bei der Hunderttausende Menschen starben.


Eine kleine Einordnung über Äthiopien:
Bis 1974 hieß dieses Land Abessinien und zählt zu den ältesten Staaten der Welt. Abessinien entstand bereits 1000 vor Chr. und zählt somit auch heute noch zu dem einzigsten durchgehendsten und unabhängigen Staaten auf dem afrikanischen Kontinent.

Nun sind wir im 21 Jahrhundert angekommen und man denkt bei Äthiopien automatisch an Krieg. Auch diesen gibt es immer noch – auch wenn er offiziell als beendet gilt.
Durch eine katastrophale Innenpolitik hat dieses Land kaum eine Stabilität. Welche sich Milizen, Regierung und Rebellen zu nutze machen, denn mindestens 400 Menschen sind in den vergangenen Monaten in den äthiopischen Provinzen Tigray und Amhara verhungert. Dies gaben Mitarbeiter einer internationalen Hilfsorganisationen vor Tagen bekannt. Jene internationale NGO berichtet bereits seit Monaten von einer drohenden Hungersnot. Die Regierung unter Premierminister Abiy Ahmed wies diese Berichte als „völlig falsch“ zurück.

Die von einer aktuellen Dürre geplagten und unter dem verheerenden Bürgerkrieg leideten Provinzen, der vor 14 Monaten offiziell beendet wurde, sind in den vergangenen sechs Monaten 351 Menschen in der Provinz Tigray und 44 weitere in der Provinz Amhara an Hunger gestorben.
Am 6. Februar gab es eine Meldung von einer NGO, in der die Rede von 860 verhungerten Personen ist. Auch erhalte nur ein kleiner Teil der Bedürftigen Menschen in der Provinz Tigray Nahrungsmittelhilfe.
Makaber ist, dass jener NGO zig Tonnen der Getreidelieferung gestohlen wurde.
Laut der Tigray Food Cluster, einem Zusammenschluss von verschiedenen Hilfsorganisationen unter dem gemeinsamen Vorsitz des WFP (Welternährungsprogramm) der Vereinten Nationen und äthiopischer Behörden, hätten lediglich 14% der 3,2 Millionen Bedürftigen Menschen in der Provinz Tigray in den ersten 21 Tagen des vergangenen Monat Nahrungsmitteln bekommen. Einige Menschen in der Provinz hätten seit über einem Jahr keine Nahrungsmittelhilfe mehr erhalten.

Nach dem Memo des World Food Program werden die humanitären Organisationen gebeten, ihre Maßnahmen sofort zu verstärken. In dem Memo wird auch ausdrücklich davor gewarnt, dass, wenn jetzt nicht schnell gehandelt wird, es in der nächsten Zeit zu einer schweren Ernährungsunsicherheit und Unterernährung kommen wird, wobei es sich am meisten um gefährdetet Kinder und Frauen handelt wird.

Die aktuelle Misere wäre nicht so weit gekommen, wenn die UN und die USA nicht ihre Nahrungsmittelhilfe für die Provinz Tigray im März des vergangenen Jahres ausgesetzt hatten, nachdem sie einen massiven Diebstahl von humanitärem Getreide aufgedeckt hatten. Die Aussetzung wurde im Juni 2023 auf den Rest Äthiopiens ausgeweitet. Die UN geht davon aus, dass es sich bei dem Getreide um den bisher größten Diebstahl von Getreide handelt. Die Geberländer und NGO’s haben äthiopische Regierungsbeamte und das Militär für den Betrug verantwortlich gemacht.

Die Vereinten Nationen und die USA hoben den Stopp im Dezember auf, nachdem sie Reformen zur Eindämmung des Diebstahls eingeführt hatten, aber die Behörden von Tigray behaupten, dass die Nahrungsmittel nicht zu den Bedürftigen gelangen.
Mitarbeiter von Hilfsorganisationen berichteten der Nachrichtenagentur AP, dass das neue System, das unter anderem die Anbringung von GPS-Trackern an Lebensmittel-LKWs und die Anbringung von QR-Codes auf Rationskarten vorsieht, durch technische Probleme behindert wird.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Hilfsorganisationen vor Ort mit Geldmangel zu kämpfen haben.

Rund 20,1 Millionen Menschen in ganz Äthiopien sind aufgrund von Dürre, Konflikten und einer maroden Wirtschaft auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Unterbrechung der Hilfe hat die Hungersnot noch weiter verschärft.

Das WFP hat bereits vor einem Jahr gewarnt, dass in Nord-, Süd- und Südostäthiopien bis Anfang 2024 mit einer Hungersnot oder noch schlimmeren Zuständen zu rechnen ist.

In der Provinz Amhara, die an Tigray grenzt, behindert zudem eine im August 2023 ausgebrochene Rebellion, was natürlich die Bewegungsfreiheit der NGO’s bei der Verteilung von Hilfsgüter erschwert, während mehrere Provinzen Äthiopiens von einer mehrjährigen Dürre heimgesucht werden.

Noch ein paar Fakten zu der aktuellen dramatischen Lage

Aus einem UNICEF Schreiben, welches die Leitung des Ethiopia Nutrition Cluster hat, geht hervor, dass die Unterernährungsraten bei Kindern in Teilen der äthiopischen Provinzen Afar, Amhara und Oromia zwischen 15,9 % und 47 % liegt. In der Provinz Tigray liegt die Rate bei 26,5 %.

Die Provinz Tigray, in der 5,5 Millionen Menschen leben, war das Zentrum eines verheerenden zweijährigen Bürgerkriegs, der Hunderttausende von Menschen tötete und auf die Nachbarregionen übergriff. Ein UN-Gremium warf der äthiopischen Regierung vor, sie habe während des Konflikts, der im November 2022 mit einem Friedensabkommen beendet wurde, „Hunger als Methode der Kriegsführung“ eingesetzt und die Nahrungsmittelhilfe für Tigray eingeschränkt.

Aus einem Papier einer NGO geht hervor, dass die anhaltende Unsicherheit in Äthiopien dazu führt, dass nur 49 % der landwirtschaftlichen Flächen in der Provinz Tigray während der Hauptanbausaison im vergangenen Jahr bepflanzt wurden. Wegen der Dürre wurden in diesen Gebieten nur 37 % der erwarteten Gesamtmenge angebaut. In einigen Gebieten lag der Anteil sogar nur bei 2 %. Die Provinz Tigray hat eine Fläche von 50.079 km². Diese ist fast die Fläche von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zusammen.

UNICEF, wie auch verschiedenen NGO’s warnten bereits vor einem Jahr davon, dass sich die katastrophale Lage der Hungersnot von 1984/85 wiederholt.
Die äthiopische Zentralregierung bestreitet jedoch vehement, dass es eine große Hungerkrise gibt. Als der Gouverneur der Provinz Tigray, Getachew Reda, im vergangenen Monat Alarm wegen einer drohenden Massenverhungerung schlug, wies ein Sprecher der Regierung die Berichte als „ungenau“ zurück und beschuldigte ihn, „die Krise zu politisieren“.

Naike Juchem, 7. Februar 2024

Anm.: Die Fotos wurden mir privat zugeschickt, und aus Gründen des Anstands werde ich nicht alle Fotos veröffentlichen.

Abessinien. Nach Expeditionsberichte von Carlo von Erlanger

Carlo von Erlangers Expeditionsberichte mit Notizen von Frau Dr. Nicole Nieraad-Schalke

Anlässlich der Ingelheimer Sonderausstellung „Alexander von Humboldt – Carlo von Erlanger: Natur im Wandel“ las Noah Reichert Textpassagen aus den spannenden Reiseberichten Carlo von Erlangers. Das kulinarische Event wurde mit einem Menü der Nord- und Ostafrikanischen Küche begleitet.

Ich war am Samstag, den 19. November auf einer Lesung von Noah Reichert in Ingelheim in dem Cafe-Restaurant „Johann in der alten Post“. Die Lesen unter dem Motto „Alexander von Humboldt – Carlo von Erlanger: Natur im Wandel“, welche Federführend unter der Leitung von Frau Dr. Nicole Nieraad-Schalke stand.

Als erstes wurde ich von der Köchin, Anne, herzlich begrüßt. Auch die Inhaberin, Nina Malchus, freute sich, dass ich wieder da war. Immerhin fahre ich 100 Kilometer bis nach Ingelheim. Mira ist schon bekannt und wurde natürlich auch begrüßt.

Carlo von Erlangers Expeditionsberichte mit Notizen von Frau Dr. Nicole Nieraad-Schalke

In dem Event-Raum traf ich Frau Dr. Nicole Nieraad-Schalke und auch sie freute sich, dass ich wieder dabei sei. Mit Konrad, meiner Begleitung am Abend, saß ich mich neben Frau Dr. Nieraad-Schalke und Noah Reichert. Wir hatten auch gleich sehr schöne Gespräche und ich sprach auch die vorherige Lesung und ihre schöne Website an. Ich zeigte ihr Einen Text, den ich zu Mimi geschrieben habe und dass ich dort Textpassagen von ihrer Webseite mit verarbeiten habe. Dies schmeichte sie sehr und konnte den Zusammenhang von Katze und dem Text nicht so recht folgen. Also erklärte ich ihr das Leben von Mimi.

Mimi bei der Lesen zu Texten von Carlo von Erlanger

Im Gespräch kamen wir auf Südostasien und hier speziell auf Thailand und Kambodscha. Ich erzählte ihr von Angkor und Kambodscha. Wenn sie im nächsten Jahr nach Kambodscha in Urlaub möchte, hat sie schon mal einen guten Reiseführer aus den Kapitel von meinem entstehenden Buch. Wir waren dann auch schnell beim du angelangt.

Ein Gruß aus der Küche

Der Abend begann mit einem Gruß aus der Küche. Nicole stellte das Leben von dem Ingelheimer Carlo von Erlanger vor und Noah las die ersten Passagen aus den Expeditionsberichte von Carlo von Erlanger im Jahre 1896 nach Tunesien.

Nach der Lesung wurde ein Couscous-Salat serviert, welches echt klasse schmeckte.

Die nächste Lesung war ein Reisebericht von Carlo von Erlanger in die Sahara. Man konnte sich sehr gut in die damaligen Umstände und Schwierigkeiten hineinversetzen.

Das Hauptmenü: Injera mit Siga Wot,

Das Hauptmenü war Injera mit Siga Wot, ein äthiopisches Rindfleischragout mit
Tikel Gomen (Kartoffel/Kohleintopf) mit Frischkäse und Berbere-Sauce.

Noah Reichert bei der Lesung

Nach diesem vorzügliche Essen las Noah den zweiten und auch längeren Teil der Expedition von Carlo von Erlanger. Jene Expedition führte ihn nach Abessinien – so hieß Äthiopien, mit der Ladefläche von Eritrea früher und zählt zu den ältesten Staaten der Welt. Abessinien entstand bereits 1000 vor Chr. und zählt somit auch heute noch zu dem einzigsten durchgehendsten und unabhängigen Staaten auf dem afrikanischen Kontinent.
Mir hat dieser Teil aus den Expeditionsberichten am besten gefallen, denn Carlo von Erlanger ging bei dieser Expedition auch sehr viel auf die Ethnologie und Anthropologie vom Abessinien ein. Die Geschichte von Abessinien seit der Antike bis ins 20. Jahrhundert ist überaus wechselreich und spannend. Hier gibt das Internet sehr viele gute Artikel über das älteste Land der Welt.

Als Dessert gab es noch Honigbrot mit Datteln und Orangensauce.
Alles in allem war es ein sehr schöner Abend mit fantastischem Essen und sehr angenehmen Gespräche.

Naike Juchem, 20. November 2022

Mimi schläft
Ich kann meinen Hund und auch Katze überall hin mitnehmen. Ich bin stolz auf diese sehr braven Tiere.

Die täglichen Menschenrechtsverletzungen

In den Medien sehen wir Beiträge über Menschenrechtsverletzungen in Afrikanischen Ländern, in Südostasien oder Lateinamerika. Oft reicht aber schon ein Blick in Kleider- und Schuhschrank. Selbst in der Küche werden wir mit Menschenrechtsverletzungen konfrontiert.


Bei dem Schlagwort Menschenrechtsverletzungen fällt jedem sofort Nestlé ein und im gleichen Atemzug fällt das Wort:Boykott.
Natürlich kann man Nestlé Produkte boykottieren – steht ja auf jeder Verpackung drauf. Wirklich?
Häagen-Dazs, Mövenpick, Schöller, Maggi, Wagner, Buitoni, Herta oder Thomy gehören auch zum Nestlé Konzern. Hinzu kommen die Eigenmarken von den Einzelhandels – und Discounterketter. Also ist ein Boykott schon mal gar nicht so einfach.

In Deutschland hat Nestlé 14 Fabriken, weltweit sind es mehr als 400. Die meisten davon stehen in Nord- und Südamerika sowie in China.
Der wichtigste Markt für Nestlé sind mit Abstand die USA, danach folgt China, Frankreich und Brasilien. In Deutschland machte Nestlé 2018 einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro. Das entspricht nicht mal drei Prozent der gesamten Einnahmen des Konzerns. Damit zählt Deutschland gerade noch so auf Platz 8 als Absatzmarkt.

Weltweit kauft Nestlé Wasserrechte von staatlichen Wasserbehörden. Das erlaubt dem Unternehmen, Wasser direkt aus dem Grundwasser abzupumpen. Dieses Wasser reinigt Nestlé und verkauft es dann als abgefülltes Tafelwasser in Plastikflaschen, zum Beispiel unter der Marke: Nestlé Pure Life.
Die Konzernsparte Nestlé Waters hat 48 Wassermarken, zu denen San Pellegrino, Perrier und Vittel gehören.

Noch ein Beispiel von einem Global Player der Menschenrechte für nicht all zu relevant sieht: Ferrero.
Jener Konzern besteht aus 105 Gesellschaften mit weltweit 31 Produktionsstätten und vertreibt seine Produkte in über 170 Ländern.

Perfide an diesem Konzern sind die „Kinder“-Produkte wie:
– Kinder Bueno
– Kinder Cards
– Kinder Choco Fresh
– Kinder Country
– Kinder Maxi King
– Kinder Riegel
– Nutella usw.

Für jene „Kinder“- Produkte pflücken Kinder in der Türkei Haselnüsse oder ernten Kakaobohnen in Ländern wie: Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun oder Nigeria.

Siegel suggerieren uns ein gutes Gefühl

Wer auf die Nuss-Nougat-Creme Nutella verzichtet und stattdessen auf andere Nuss-Nougat-Creme ausweicht, findet ein UTZ Siegel. Dieses Siegel soll für eine Nachhaltigkeit und Rückverfolgung von Kaffee, Kakao, Tee, Haselnüsse stehen.
Doch leider gilt es auch hierfür Kritik. Die Prämie für die Farmer_innen, die UTZ mit den Landwirtschafts-Kooperativen aushandelt sind viel zu gering, um aus der Armut und Abhängigkeit von Großkonzernen herauszubekommen
Produkte die mit dem UTZ Siegel zertifiziert sind, sollen einen Mindeststandart an Anforderungen erfüllen, so zum Beispiel das Verbot von Kinderarbeit. Doch die Kriterien sind damit nicht besonders streng. Das UTZ-Siegel ist kein Siegel für fairen Handel oder biologischen Anbau und bleibt weiter hinter den strengen Anforderungen der Organisationen GEPA oder Fairtrade zurück.

Billige Kleidung kommt aus Bangladesch

Jeder vermutet das Billigkleidung von KIK, Tacco oder Primark aus Bangladesch kommt. Dies ist nur die halbe Wahrheit.
Adidas, C&A, Esprit, H&M, Kanz – Kids Fashion, NKD, Tchibo, Puma und Zara sind nur einige bekannten Namen, die in den Kleiderfabriken in Bangladesch, China, Indien, Iran, Kambodscha, Malaysia, Philippinen oder Thailand herstellen lassen.

Auch Labels der gehobenen Klasse, wie zum Beispiel: Hugo Boss, Tommy Hilfiger oder Calvin Klein sind genauso an der Ausbeutung von Menschen beteiligt.

Konsum auf Kosten von Menschenleben

In Bangladesch starb 2009 einer 18-jährigen Näherin an Erschöpfung, die in einer Textilfabrik in Chittagong, sieben Tagen in der Woche 13 bis 15 Stunden
arbeitete. In der Fabrik wurde vor allem für den Metro Konzern produziert. Metro beendete daraufhin die Zusammenarbeit mit der Fabrik.

Im November 2012 kamen bei einem Brand in der Tazreen-Kleiderfabrik mindestens 117 Menschen ums Leben, mehr als 200 Menschen wurden verletzt.
Mehr als 50 Menschen wurden im gleichen Jahr und Stadt bei einem Brand verletzt.

Am 24. April 2013 starben bei dem bisher größten Unfall in der internationalen Textilindustrie in der Stadt Sabhar, 1135 Menschen. 2338 wurden verletzt.
Die Industrie und Regierung haben seitdem zwar höhere Sicherheitsstandards in Bangladesch durchgesetzt, aber der Preiskampf in der Modebranche verhindert die Verbesserungen.

Kambodscha war zu Beginn der 90er der Weltgrößte Textilhersteller. Durch den Genozid der Roten Khmer ab dem 17. April 1975 bis zum 7. Januar 1979 katapultierte sich Kambodscha ins tiefste Mittelalter zurück. Durch die extrem Armut in dem Land wurde binnen kürzester Zeit eine Industrie aus dem Boden gestampft, die bis dato Beispiellos ist.
Der Exportwert von Kambodscha übertraf jedes Bruttosozialprodukt der Länder in Südostasien und Lateinamerika. Diese unglaubliche Masse an Arbeitsplätzen musste irgendwie erfüllt weden, und so arbeiteten bereits 12-jährige Kinder bis zu 15 Stunden am Tag für einen Hungerlohn.

Gemäß dem Armutsbericht der Weltbank verdienen Frauen in der kambodschanischen Textilindustrie bis zu 30 Prozent weniger als Männer – und dies bei einer 80 Stunden Wochenarbeitszeit.
Umgerechnet ergibt sich ein Monatslohn von 140 US-Dollar.

In den letzten 10 Jahren hat sich Kambodscha zwar für ein Mindestalter von 18 Jahren ausgesprochen, doch die Realität sieht anders aus. 15-jährige Kinder machen sich freiwillig älter, um etwas Geld für die Familien zu verdienen.
Firmenleitungen bieten Frauen ganz bewusst nur befristete Arbeitsverträge an, weil sie somit die Kosten für den Mutterschutz umgehen können: Schwangeren Frauen wird einfach der Arbeitsvertrag nicht verlängert. Da die Frauen keine Krankenversicherung haben und legale Abtreibungen teuer sind, begeben sich viele schwangere Frauen in halblegale und illegale Gesundheitszentren und gehen damit ein beträchtliches gesundheitliches Risiko ein.

Frauen tragen somit die Hauptlast der wirtschaftlichen Entwicklung in Kambodschas Textilindustrie. Dass ihre eigene Situation sich dadurch verbessert, muss allerdings bezweifelt werden.

Liste von Menschenrechtsverletzungen

Die Liste der Menschenrechtsverletzungen – und diese nicht nur in Arbeits- und Kinderrecht, geht mittlerweile ins Uferlose und reicht von Latein- und Zentralamerika über Afrika, Europa nach Asien bis hin zu Südostasien.
Nachfolgend nur ein paar Beispiele an
Menschenrechts­verletzungen durch deutsche Konzerne.

In Argentinien ist es der Bergbau. Dort wird Lithium für ein deutscher Netzbetreiber, die Mobilfunk­geräte abgebau. Die Gefährdung der Lebens­grundlagen und Missachtung des Rechts auf Mitsprache der indigenen Bevölkerung durch wasser­intensiven Lithium­abbau in den nördlichen Provinzen Jujuy, Salta und Catamarca.

In Äthiopien ist es die Überwachungs­technologie. Die Firma Trovicor (ehemals Siemens Intelligence Solutions), Elaman, Gamma Group.
Diese Firma übernahm die Ausstattung des äthiopischen Geheim­dienstes mit Technologie zur Überwachung des Internet­verkehrs; die Regierung ist bekannt dafür, Dissidenten auszuspähen; laut Human Rights Watch wurden Daten aus Telefon- und E-Mail-Kommunikation bereits dafür genutzt, unter Folter Geständnisse zu erzwingen.

Rosen aus Athen war einmal. Heute sind es Rosen aus Äthiopien die in Filialen aller deutschen Discounter verkauft werden und damit Landgrabbing, Zwangsumsiedlungen und Arbeitsrechts­verletzungen fördern. Laut der Gesellschaft für bedrohte Völker kommen 40 Prozent der deutschen Rosen im Winter aus Äthiopien.

Bahrain hat fast gleiche Überwachungs­technologie wie Äthiopien im Einsatz.
Die Firma Trovicor, Gamma Group, FinFisher Labs (deutsches Tochter­unternehmen der Gamma Group) liefert jene Technologie der Überwachung an das Regime im Persischen Golf.

In Bolivien arbeiten nach Angaben von UNICEF ungefähr 800.000 Kinder unter 18 Jahren. Obwohl das bolivianische Arbeitsministerium bereits 2006 einen Plan zur Beseitigung der Kinderarbeit auf den Weg gebracht hatte, bleibt die Kinderarbeit, die im Bergbau und bei der Zuckerrohrernte fortbestehen.
In Bolivien besteht ein Joint Venture zwischen ACI Systems Alemania aus dem baden-württembergischen Zimmern ob Rottweil (ACISA) und des bolivianischen Staatsunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB).
Seit diesen Jahres wird dort jährlich bis zu 50.000 Tonnen Lithiumhydroxid gefördert. 70 Jahre lang soll das größte Lithium-Vorkommen der Welt so ausgebeutet werden. Durch jenes Joint Venture sichert sich Deutschland erstmals nach Jahrzehnten wieder den direkten Zugriff zu nicht-heimische Rohstoffen.

In Kambodscha gehören Ackerflächen, welches über Jahre von den Bauern genutzt wurden, um Landwirtschaft zu betreiben, auf einmal nicht mehr ihnen. Investoren kaufen oder pachten riesige Flächen, um dort zum Beispiel Kautschuk für den Export anzubauen. Kautschuk aus Kambodscha wird auch in Deutschland verarbeitet, ob nun als Reifen, Dichtungen oder thermoplastische Elastomere. 

Nach neusten Zahlen sind inzwischen Konzessionen von über 4 Millionen Hektar vergeben worden – das entspricht einem Drittel der Ackerfläche Deutschlands. Dabei ist Kambodscha nur etwa halb so groß. Allein in den letzten acht Jahren sind mehr als eine Viertel Million Menschen unmittelbar von der Landnahmen durch staatliche Stellen oder privaten Investoren betroffen und somit zwangsweise vertrieben worden.

Dabei ist gerade für die ländliche Bevölkerung der Zugang zu Land elementar: Die Ernährungssituation ist – trotz Verbesserungen seit 1990 – nach wie vor ernst und rund ein Viertel der Bevölkerung ist unterernährt. Die arme ländliche Bevölkerung profitiert bisher kaum vom anhaltenden Wirtschaftsboom Kambodschas und im ländlichen Raum gibt es neben der Landwirtschaft nach wie vor kaum alternative Einkommensquellen. Mit dem Zugang zu Land verlieren die Menschen daher auch den Zugang zu Nahrung.

Bei dem sogenannten Land Grabbing mischt auch die Deutsche Bank mit. Diese vergibt Mikrokredite an die verschuldeten Bauern, die oft nicht mal 300 US-Dollar übersteigen. Die Bauern können die Zinsen – die bei 20% liegen, kaum zurück bezahlen und so kommen Spekulanten auf den Plan und die Bauern verlieren ihren Grundbesitz wegen ein paar Dollar Schulden.

Fazit: Menschenrechtsverletzungen begehen wir täglich ohne es zu wissen oder gar zu wollen.



Quellen
– BKA, Wiesbaden
– Care International, Genf
– Human Rights Violation Report of the UN, New York
-International Foundation for Human Rights Violations, London
– Oxfarm, London
– UNODC, Wien
– Webseiten: Nestlé, Ferrero