Schlagwort-Archive: USA

Das Katz und Mausspiel in Nahost

Es ist zwischen Israel und Palästina nicht immer so einfach zu sagen, wer die Katz und Maus ist, den im israelisch-palästinensischen Konflikt wirken mehrere Konfliktdimensionen zusammen und verstärken sich gegenseitig. Dies ist ein wesentlicher Grund, warum er so schwer zu lösen ist. Es gibt kein Gut und Böse – in einem Konflikt oder Krieg sind ALLE Parteien Böse.

Die Nahostexpertin Dr. Muriel Asseburg beschreibt es folgend:
Der Nahostkonflikt hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Am 7. Oktober 2023 hat die radikalislamische Terrorgruppe Hamas vom Gazastreifen aus Israel mit Raketen beschossen. Dabei wurden fast 1.500 Menschen getötet und rund 3.000 verletzt (Stand 19.10.2023). Der Terror der Hamas richtete sich mit Massakern insbesondere und gezielt gegen die israelische Zivilbevölkerung. Zudem verschleppte die Hamas mehr als 200 Menschen als Geiseln. Der Terror der Hamas bedeutet den Beginn eines weiteren Krieges im Nahen Osten. Israel hat als Reaktion auf die Terrorattacke eine massive Militäroperation gegen den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen begonnen. Die Folgen des Terrors der Hamas für Israel, für die palästinensische Zivilbevölkerung, unter der es bereits Tausende Tote gibt, sowie für den Nahen Osten insgesamt sind noch nicht absehbar.

Punkt 1: Territorialkonflikt

Es handelt sich erstens um einen Territorialkonflikt. Von den Konfliktparteien wird Anspruch auf dasselbe Territorium erhoben, nämlich das Gebiet des ehemaligen britischen Mandatsgebiets Palästinas, das heute Israel und die besetzten palästinensischen Gebiete (Westjordanland, Ost-Jerusalem und Gazastreifen*) umfasst. Der Streit über den Verlauf von Grenzen und die entsprechende Gebietshoheit ist dabei von herausgehobener Bedeutung. Verbunden ist er mit einem Konflikt um Ressourcen, also um die Zuteilung und Nutzung von Wasser, fruchtbarem Land, Steinbrüchen und Gasvorkommen im Mittelmeer.

*Im Gazastreifen leben im Gegensatz zum Westjordanland und Ost-Jerusalem keine Israelis, sondern beinahe ausschließlich Palästinenser. Weder der israelische Staat noch das israelische Militär sind in Friedenszeiten im Gazastreifen präsent. (Anmerkung der LpB-Internetredaktion)

Punkt 2: Ethno-nationalistischer Konflikt

Es handelt sich zweitens um einen ethno-nationalistischen Konflikt. Zwei unterschiedliche Bevölkerungsgruppen verfolgen mit dem politischen Zionismus und dem palästinensischen Nationalismus konkurrierende nationale Bestrebungen. Während die Jüdinnen und Juden ihr Anliegen bereits 1948 mit der Ausrufung des Staates Israel verwirklichten, steht die nationale Selbstbestimmung der Palästinenser nach wie vor aus. Denn trotz (wiederholter) Ausrufung eines palästinensischen Staates und seiner Anerkennung durch rund 140 Staaten weltweit mangelt es den Palästinensern an effektiver Kontrolle und anerkannter Souveränität über ein Staatsgebiet.

Kompliziert wird die Situation zusätzlich dadurch, dass der Konflikt sich nicht nur auf das Verhältnis zwischen Israel und die palästinensischen Gebiete bezieht, sondern in Israel auch eine innenpolitische Komponente hat. Denn dort lebt eine indigene, palästinensische Minderheit, die rund 20 Prozent der Bevölkerung ausmacht.

Punkt 3: Religiöse Dimension

Der Konflikt hat zudem, drittens, eine religiöse Dimension: Nicht nur betonen Juden und Palästinenser, dass sie seit Jahrtausenden im Heiligen Land ansässig sind. Die Konfliktparteien untermauern ihre Ansprüche auch religiös, also durch den Verweis auf göttliche Versprechen für ihr Volk.

So nutzt die israelische Rechte die biblischen Begriffe „Judäa und Samaria“ für das Westjordanland, um den jüdischen Anspruch auf das Land zu untermauern. Die palästinensische Hamas beschreibt in ihrer Charta das historische Palästina als „Waqf“, also eine den Muslimen von Gott treuhänderisch anvertraute (und damit unveräußerliche) religiöse Stiftung.

Die religiöse Aufladung hat in den letzten Jahren vor allem in der Konfrontation zwischen Juden und Muslimen zugenommen. Dies zeigt sich immer wieder auch in gewaltsamen Auseinandersetzungen um den Tempelberg / Haram al-Scharif in Jerusalem als wichtiger historischer Stätte des Judentums und drittwichtigster Kultstätte des Islam. Radikale jüdische Siedler:innen streben an, dort den dritten Tempel zu errichten und torpedieren immer wieder den Status quo, der – um den Frieden zu wahren – regelt, dass Vertreter aller Religionen das Plateau betreten, aber nur Muslime dort beten dürfen.

Punkt 4: Regionale Dimension

Viertens hat der Konflikt eine regionale Dimension. Denn er ist eingebettet in den israelisch-arabischen Konflikt. Die arabischen Staaten lehnten die Entstehung des „zionistischen Gebildes“ in Palästina zunächst ab und verwehrten ihm die Anerkennung. Erst 1979 trat ein erstes Friedensabkommen Israels mit Ägypten in Kraft, 1994 dann ein zweites Friedensabkommen mit Jordanien.

Im Zuge des in Oslo 1993 zwischen Israel und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) eingeleiteten Friedensprozessesentspannten sich auch Israels Beziehungen zu anderen arabischen Staaten. Sie blieben aber volatil und vom israelisch-palästinensischen Verhältnis abhängig.

2002 legte die Arabische Liga die sogenannte Arabische Friedensinitiative vor: also das Angebot normaler Beziehungen an Israel, wenn Israel die Besatzung beende und einen palästinensischen Staat zulasse.

Mit den von den USA vermittelten Abraham-Abkommen von 2020 gingen vier arabische Staaten noch einen Schritt weiter: Obwohl der israelisch-palästinensische Friedensprozess seit langem stagnierte, einigten sich die Vereinigte Arabische Emirate, Bahrain, Marokko und Sudan mit Israel auf eine gegenseitige Anerkennung und den Ausbau der Beziehungen. Gleichzeitig gibt es nach wie vor in vielen arabischen und muslimischen Ländern eine hohe Solidarität der Bevölkerung mit den Palästinenser:innen.

Nicht zuletzt ist die Regelung von Konfliktfragen, wie die der Flüchtlinge oder des Umgangs mit Wasserressourcen, nur auf der regionalen Ebene möglich.

Fazit von Naike Juchem

Die Weltgemeinschaft hatte mit der Gründung des Staates Israel einem fatalen Fehler gemacht, der sich bis heute auswirkt – und wohl ewig zu Konflikten führen wird. Man unterstützt seit Jahren Israel in Infrastruktur, Forschung und Wissenschaft, während in Palästina noch nicht einmal überall fließendes Trinkwasser vorhanden ist. Das dies zu einem Hass und Unmut gegen Israel führt, ist eigentlich klar.
Auch ist die massive Siedlungspolitik seitens Israel ein ständiger Konfliktpunkt, welcher noch mehr Wut auf der Seite der Palästinenser hervorbringt.

In diesem Kessel von Ungleichheit kann man als Weltgemeinschaft nicht des einen Freund und des anderen Feind sein. Wenn man endlich den Palästinenser die gleiche Rechten und auch Infrastruktur gibt, könnte es schon mal einen Anfang für Frieden sein.
Der Weltsicherheitsrat muss beide Konfliktparteien an einen Tisch bringen, und gemeinsam nach Lösungen suchen. Wenn man in Palästina eine vernünftige Wirtschaft aufbaut, hätten die Menschen auch eine Perspektive für ihr Leben.
Ferner muss auch der gegenseitige Hass abgebaut werden. Es kann doch nicht sein, wenn man bereits in israelischen Kindergärten sagt, wer der Feind ist.
Die Menschen in Palästina wollen genauso den Frieden wie die Menschen in Israel.
Wenn israelische Soldaten und Polizisten mit Gewalt gegen unbewaffnete palästinensische Kinder vorgeht, ist eine Grenze der Menschenrechte schon weit überschritten.

Naike Juchem, 13. Februar 2024

Quelle: Der Beitrag beruht auf Dr. Muriel Asseburg/Jan Busse: Der Nahostkonflikt. Geschichte, Positionen, Perspektiven, 4. Aufl., München 2021 sowie Muriel Asseburg: Palästina und die Palästinenser. Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart, 2. Aufl., München 2022.

Fotos: Hanita-Carolin Hendelman

Nukleare Kriegsführung

Foto: Sarmad Anand

„Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten werden die Menschen mit Stöcken und Steinen kämpfen.“
Dies sagte einst Albert Einstein – und er wird recht behalten.

Autorin Naike Juchem

Wir alle haben Angst vor der Radioaktivität von Kernkraftwerke. Die Ausmaße von einem Gau oder Super-Gau haben wir von Tschernobyl und Fukushima noch alle im Kopf. Wie sieht es in Kriegen aus? An den Vietnamkrieg und dem Einsatz von Agent-Orange können sich noch einige erinnern. Wie sieht es mit den US geführten Kriegen in Jugoslawien, Libyen, Irak oder Afghanistan aus?

Am 4. April 2017 war die Welt über einen Giftgas Angriff auf die syrische Stadt Chan Schaichun empört. Russland wurde für diesen Angriff verantwortlich gemacht. Dann die syrische Armee. Die USA verlegten einen ihrer Flugzeugträger ins Mittelmeer. Russland zog nach und verlegte die Fregatte Admiral Grigorowitsch ins Mittelmeer. Mal wieder stand die Welt kurz vor einer militärischen Eskalation.

Die USA, die sich gerne als Weltpolzei darstellt, haben mehr als genügend Kriege angezettelt, und dabei nicht nur mit konventionellen Waffen gekämpft.
Die US-Streitkräfte hatten im ersten und zweiten Irakkrieg hochgiftige Waffenkomponenten mit abgereicherten Uran auf die irakische Zivilbevölkerung abgeworfen und abgefeuert. Mit Hunderten Tonnen von angereicherter Uranmunition haben sie buchstäblich die irakische Bevölkerung mit einer Strahlungen überzogen, wodurch die Sterblichkeits- und Geburtenrat durch den Einsatz von angerichteten Uran die Krebsraten in die Höhe schnellen lies. Nach Schätzungen der OPCW (Organisation für das Verbot chemischer Waffen) gehen davon aus, dass die atomare Toxizität im Irak bei etwa 400.000 Atombombenabwürfen von Hiroshima lag.

Die katastrophalen nukleare Schäden an der Menschheit ist überhaupt nicht absehbar. In Vietnam wird es noch vier Dutzend Generationen – nicht Jahre, brauchen, bis es keine radioaktiven Erbteile mehr gibt.
Von der kontaminierten Umwelt im Irak, Afghanistan, Libyen, Jugoslawien, Japan, oder Vietnam brauche ich nicht zu schreiben. Es hat seine Gründe, warum es um den Reaktor von Tschernobyl eine Sperrfläche von 2.800 Quadratkilometern gibt. Dies entspricht in etwa der dreifachen Fläche von Berlin. Zehn Kilometer um das Kraftwerk herum wird die Gegend noch für Zehntausende von Jahren unbewohnbar bleiben.

Bei all diesem Ausmaß sollte man auch bedenken, dass Terrorgruppen wie zum Beispiel: ISIS, Taliban, Al-Qaida oder andere Gruppierungen an eben jene hochgiftige Waffenkomponenten der US-Streitkräfte nach dem Rückzug aus dem zweiten Irakkrieg problemlos heran gekommen sind.
Zu all diesem Irrsinn kommt noch hinzu, dass Milizen, Rebellen oder gar das Militär heute noch auf Schießständen und Testschießanlagen diese Munition benutzen. Somit wird das Krebsrisiko für die dort lebenden Menschen immer höher.

Naike Juchem, 12. Februar 2024

Foto: Sarmad Anand

Foto: privat

Eine Rose für all die Todesopfer

Ground Zero in New York

Meine Gedanken zum 11. September 2001 und was dieser Tag brachte.

Dieser Tag bleibt vielen Menschen in Erinnerung, da dieser Tag einer der schwärzesten Tage in unserer Geschichte der Neuzeit ist.
Viele Menschen sind gestorben und noch mal so viele haben ihre Angehörigen in wenigen Stunden verloren.
Es gab Telefonate aus einem Flugzeug, die schilderten, dass sie entführt werden.
Es gab Telefonate aus Büros, die die verzweifelte Lage schilderten.
Es gab Filme, die man einem Hollywood Film zuordnen könnte – aber nicht der Realität, als um 8.46 Uhr in New York City, an der Südwestspitze des Bezirks 
Downtown Manhattan, ein Flugzeug in den Nordturm (WTC 1) einschlug.
Etwa 1.300 Menschen in den Stockwerken oberhalb der Einschlagstelle war es unmöglich, zu fliehen. Das Flugzeug hatte alle Treppenhäuser und Aufzugsschächte im Nordturm durchtrennt. Schon wenige Minuten nach dem Crash stürzen sich erste Personen aus Verzweiflung in die Tiefe.
Um 9.03 Uhr flog das zweite Flugzeug im den Südturm des World Trade Center (WTC 2) und 56 Minuten stürzten Tausende Tonnen Stahl und Beton in nur 10 Sekunden ein. Zahlreiche Feuerwehrleute befanden sich zu diesem Zeitpunkt in den Treppenhäusern auf dem Weg nach oben. Über 600 Menschen im und um dieses Gebäude kamen beim diesem Einsturz ums Leben.
Am Ende haben fast 3.000 Menschen ihr Leben verloren; wofür?

Wem hat dieser Sinnlose Terroranschlag etwas genützt? Dem Islam? Einigen Verrückten, die im Namen von Allah die Ungläubigen dieser Welt bestraften wollten? Einem Land das die „Achse des Bösen“ suchte?

Was bleibt nach 9/11 ?

Schutt, Asche, Tod, Trauer und Wut – und diese nicht nur in den USA.
Die USA erklärten ihrem ehemaligen Agenten, Osama bin Laden, den Krieg.
Einen Krieg, der noch viel mehr Leid, Tod und Trauer brachte.
Die USA haben in Afghanistan als Vergeltung das hundertfache an Leid, Not, Zerstörung, Armut und Flucht gebracht, als ein Tag in New York.
7. 300 Tage habe die Menschen in Afghanistan diese Vergeltung gespürt und erleben immer noch Leid, Kummer Not und Tod.

Es gibt in Afghanistan kaum eine Familie die durch diesen Terroranschlag und die folgende Intervention der USA und ihre Alliierten Truppen keinen Vater, Mutter, Onkel, Tante oder Kind verloren haben.
Niemand spricht für diese Menschen. Niemand leutet eine Glocke. Niemand legt Rosen auf ein Grab.

Die Folgen der Intervention der USA nach dem 11. September 2001 für Afghanistan.

Bisher kamen rund 3.600 Koalitionssoldaten ums Leben, darunter 59 Soldaten der Bundeswehr und drei deutsche Polizisten. Die Vereinigten Staaten als größte Truppensteller haben mit etwa 68 Prozent der insgesamt getöteten Soldaten der Koalition die höchsten Verluste zu verzeichnen. Die Anzahl gestorbener afghanischer Soldaten und Aufständischer ist unbekannt. Offizielle Angaben zu zivilen Opfern liegen nur unvollständig vor, Schätzungen sind sehr unterschiedlich:

Professor Marc Herold, von der University of New Hampshire, schätzte im Oktober 2003, dass 3.100 bis 3.600 Zivilisten bei US-Bombardierungen und Special forces attacks ums Leben kamen.

Ende Juli 2008 haben afghanische und internationale Hilfsorganisationen erklärt, dass bis zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2008 bereits 2.500 Menschen ums Leben gekommen seien, darunter 1.000 Zivilisten, und dass für zwei Drittel der Opfer Terrorgruppen verantwortlich waren.

Im Juli 2010 veröffentlichten  „Afghan War Diary“ eine Liste von 2004 bis 2009, nach der es 24.155 Tote im Zusammenhang mit dem Krieg und Terror gab.

Im Jahr 2010 wurden laut einem von den Vereinten Nationen und der 
Afghanischen Menschenrechtskommission (AIHRC) herausgegebenen Jahresbericht 2.777 afghanische Zivilisten getötet.

Seit 2003 führten die Taliban Krieg gegen Afghanistan sowie gegen die ISAF Truppen. Dabei richteten sich ungefähr 50 Anschlägen pro Tag gezielt gegen die afghanische Zivilbevölkerung.

Im Jahr 2009 war die Taliban nach Angaben der Vereinten Nationen für über 76 Prozent der Opfer der afghanischen Zivilisten verantwortlich. Die AIHRC nannte die gezielten Anschläge der Taliban gegen die Zivilbevölkerung ein „Kriegsverbrechen“. Religiöse Führer verurteilten die Anschläge der Taliban als Verstoß gegen die islamische Ethik.

Im Jahr 2011 berechnete die 
Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA), 3.021 zivile Opfer. 77 Prozent waren Opfer von dem Terror der Taliban. 14 Prozent starben bei Operationen der NATO und der afghanischen Armee. Bei 8 Prozent war keine Zuordnung möglich. 967 Zivilisten kamen durch Sprengfallen (IED’s) von Terrorgruppen ums Leben, 450 bei Selbstmordanschlägen, 187 bei Luftangriffen und 63 bei nächtlichen Angriffen. Seitdem haben sich die Opferzahlen merklich erhöht.

– im Jahr 2009 starben 5.969 Menschen
– im Jahr 2010 kamen 7.162 Menschen ums Leben.
–  2011 lag die Zahl bei 7.842 Todesopfer.
–  2012: 7.590
–  2013: 8.638
–  2014: 10.535
–  2015: 11.034
–  2016 gibt die UNAMA die Zahl der zivilen Opfer mit 11.418 an (3.498 Todesopfer, 7.920 Verletzte)
– 2017 starben 3.442 Menschen und 7.019 wurden verletzt
– 2018 haben 3.803 Menschen ihr Leben verloren
– 2019 gab es 3.409 Todesopfer
– 2020 waren es 3.035 Tote und 5.785 Verletzte
– in den vergangenen 8 Monate haben bereits 1.659 Menschen ihr Leben verloren  – Tendenz steigend.

Bei den US-Streitkräften, dem mit Abstand größten Truppensteller in Afghanistan, gab es bis einschließlich September 2012 eine Verwundetenzahl von 17.674 Soldaten. Davon waren 12.309 Verwundete Angehörige der US Army, 4.630 Angehörige der Marines, 396 solche der Air Force und 339 solche der Navy.

2010 haben 711 Soldatinnen und Soldaten ihr Leben verloren.
2013 waren es 161 Todesopfer und 2014 noch 66.

Nach einem Quartalsbericht des Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction (SIGAR) der US-Regierung für den US-Kongress sind im Krieg in Afghanistan allein von Januar bis zum 28. August 2016 insgesamt 5.523 afghanische Soldaten getötet und 9.665 Soldaten verwundet worden. Zudem kontrollierte der Staat nur 258 von 407 Bezirken. 33  Provinzen waren zu dieser Zeit unter der  Kontrolle oder Einfluss der Taliban.

In Pakistan verloren in diesen Krieg und Terror bis Ende 2020 insgesamt 70.000 Staatsangehörige ihr Leben.
Die pakistanischen Stammesgebiete, die an Afghanistan grenzen, wurden nach  Aussagen des pakistanischen Premiers Imran Khan, verwüstet und die Hälfte der Menschen in diesen Gebieten, etwa 1,5 Millionen Pakistani, sind auf der Flucht.

Mittlerweile gibt es in Afghanistan eineinhalb Millionen Menschen Binnenflüchtlinge. Sie versuchen dem Terror, Hunger und Bomben zu entkommen. Es gibt kein Ort, der sicher ist. Durch viele Überschwemmungen und Hitzewellen haben zweieinhalb Millionen Menschen ihre Existenz verloren. Dreiviertel der Kinder bis 12 Jahre haben Mangelernährung. 46 Prozent der Erwachsene leiden unter den Folgen von Unterernährung. Das Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps und der alltägliche Terror durch Al-Qaida, IS oder Taliban haben viele Gesundheits Centren zerstört.
Arbeit gibt es seit Jahren kaum noch. Tagelöhner versuchen irgendwie ihre Familien zu ernähren. Kinder müssen für ein paar Afghanis arbeiten, damit die Familie Mehl und Öl kaufen kann.

All diese Folgen haben Menschen in  Zentalasien ein paar dumme Menschen zu verdanken, die ihren Dschihad gegen die westliche Welt führen zu wollen. Die Verlieren sind die Menschen in der muslimischen Welt.

Quellen
– Afghanischen Menschenrechtskommission (AIHRC)
– Professor Marc Herold, von der University of New Hampshire, USA
– Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction (SIGAR)
– UNAMA

Titelfoto: CNN

Foto: privat

Die täglichen Menschenrechtsverletzungen

In den Medien sehen wir Beiträge über Menschenrechtsverletzungen in Afrikanischen Ländern, in Südostasien oder Lateinamerika. Oft reicht aber schon ein Blick in Kleider- und Schuhschrank. Selbst in der Küche werden wir mit Menschenrechtsverletzungen konfrontiert.


Bei dem Schlagwort Menschenrechtsverletzungen fällt jedem sofort Nestlé ein und im gleichen Atemzug fällt das Wort:Boykott.
Natürlich kann man Nestlé Produkte boykottieren – steht ja auf jeder Verpackung drauf. Wirklich?
Häagen-Dazs, Mövenpick, Schöller, Maggi, Wagner, Buitoni, Herta oder Thomy gehören auch zum Nestlé Konzern. Hinzu kommen die Eigenmarken von den Einzelhandels – und Discounterketter. Also ist ein Boykott schon mal gar nicht so einfach.

In Deutschland hat Nestlé 14 Fabriken, weltweit sind es mehr als 400. Die meisten davon stehen in Nord- und Südamerika sowie in China.
Der wichtigste Markt für Nestlé sind mit Abstand die USA, danach folgt China, Frankreich und Brasilien. In Deutschland machte Nestlé 2018 einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro. Das entspricht nicht mal drei Prozent der gesamten Einnahmen des Konzerns. Damit zählt Deutschland gerade noch so auf Platz 8 als Absatzmarkt.

Weltweit kauft Nestlé Wasserrechte von staatlichen Wasserbehörden. Das erlaubt dem Unternehmen, Wasser direkt aus dem Grundwasser abzupumpen. Dieses Wasser reinigt Nestlé und verkauft es dann als abgefülltes Tafelwasser in Plastikflaschen, zum Beispiel unter der Marke: Nestlé Pure Life.
Die Konzernsparte Nestlé Waters hat 48 Wassermarken, zu denen San Pellegrino, Perrier und Vittel gehören.

Noch ein Beispiel von einem Global Player der Menschenrechte für nicht all zu relevant sieht: Ferrero.
Jener Konzern besteht aus 105 Gesellschaften mit weltweit 31 Produktionsstätten und vertreibt seine Produkte in über 170 Ländern.

Perfide an diesem Konzern sind die „Kinder“-Produkte wie:
– Kinder Bueno
– Kinder Cards
– Kinder Choco Fresh
– Kinder Country
– Kinder Maxi King
– Kinder Riegel
– Nutella usw.

Für jene „Kinder“- Produkte pflücken Kinder in der Türkei Haselnüsse oder ernten Kakaobohnen in Ländern wie: Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun oder Nigeria.

Siegel suggerieren uns ein gutes Gefühl

Wer auf die Nuss-Nougat-Creme Nutella verzichtet und stattdessen auf andere Nuss-Nougat-Creme ausweicht, findet ein UTZ Siegel. Dieses Siegel soll für eine Nachhaltigkeit und Rückverfolgung von Kaffee, Kakao, Tee, Haselnüsse stehen.
Doch leider gilt es auch hierfür Kritik. Die Prämie für die Farmer_innen, die UTZ mit den Landwirtschafts-Kooperativen aushandelt sind viel zu gering, um aus der Armut und Abhängigkeit von Großkonzernen herauszubekommen
Produkte die mit dem UTZ Siegel zertifiziert sind, sollen einen Mindeststandart an Anforderungen erfüllen, so zum Beispiel das Verbot von Kinderarbeit. Doch die Kriterien sind damit nicht besonders streng. Das UTZ-Siegel ist kein Siegel für fairen Handel oder biologischen Anbau und bleibt weiter hinter den strengen Anforderungen der Organisationen GEPA oder Fairtrade zurück.

Billige Kleidung kommt aus Bangladesch

Jeder vermutet das Billigkleidung von KIK, Tacco oder Primark aus Bangladesch kommt. Dies ist nur die halbe Wahrheit.
Adidas, C&A, Esprit, H&M, Kanz – Kids Fashion, NKD, Tchibo, Puma und Zara sind nur einige bekannten Namen, die in den Kleiderfabriken in Bangladesch, China, Indien, Iran, Kambodscha, Malaysia, Philippinen oder Thailand herstellen lassen.

Auch Labels der gehobenen Klasse, wie zum Beispiel: Hugo Boss, Tommy Hilfiger oder Calvin Klein sind genauso an der Ausbeutung von Menschen beteiligt.

Konsum auf Kosten von Menschenleben

In Bangladesch starb 2009 einer 18-jährigen Näherin an Erschöpfung, die in einer Textilfabrik in Chittagong, sieben Tagen in der Woche 13 bis 15 Stunden
arbeitete. In der Fabrik wurde vor allem für den Metro Konzern produziert. Metro beendete daraufhin die Zusammenarbeit mit der Fabrik.

Im November 2012 kamen bei einem Brand in der Tazreen-Kleiderfabrik mindestens 117 Menschen ums Leben, mehr als 200 Menschen wurden verletzt.
Mehr als 50 Menschen wurden im gleichen Jahr und Stadt bei einem Brand verletzt.

Am 24. April 2013 starben bei dem bisher größten Unfall in der internationalen Textilindustrie in der Stadt Sabhar, 1135 Menschen. 2338 wurden verletzt.
Die Industrie und Regierung haben seitdem zwar höhere Sicherheitsstandards in Bangladesch durchgesetzt, aber der Preiskampf in der Modebranche verhindert die Verbesserungen.

Kambodscha war zu Beginn der 90er der Weltgrößte Textilhersteller. Durch den Genozid der Roten Khmer ab dem 17. April 1975 bis zum 7. Januar 1979 katapultierte sich Kambodscha ins tiefste Mittelalter zurück. Durch die extrem Armut in dem Land wurde binnen kürzester Zeit eine Industrie aus dem Boden gestampft, die bis dato Beispiellos ist.
Der Exportwert von Kambodscha übertraf jedes Bruttosozialprodukt der Länder in Südostasien und Lateinamerika. Diese unglaubliche Masse an Arbeitsplätzen musste irgendwie erfüllt weden, und so arbeiteten bereits 12-jährige Kinder bis zu 15 Stunden am Tag für einen Hungerlohn.

Gemäß dem Armutsbericht der Weltbank verdienen Frauen in der kambodschanischen Textilindustrie bis zu 30 Prozent weniger als Männer – und dies bei einer 80 Stunden Wochenarbeitszeit.
Umgerechnet ergibt sich ein Monatslohn von 140 US-Dollar.

In den letzten 10 Jahren hat sich Kambodscha zwar für ein Mindestalter von 18 Jahren ausgesprochen, doch die Realität sieht anders aus. 15-jährige Kinder machen sich freiwillig älter, um etwas Geld für die Familien zu verdienen.
Firmenleitungen bieten Frauen ganz bewusst nur befristete Arbeitsverträge an, weil sie somit die Kosten für den Mutterschutz umgehen können: Schwangeren Frauen wird einfach der Arbeitsvertrag nicht verlängert. Da die Frauen keine Krankenversicherung haben und legale Abtreibungen teuer sind, begeben sich viele schwangere Frauen in halblegale und illegale Gesundheitszentren und gehen damit ein beträchtliches gesundheitliches Risiko ein.

Frauen tragen somit die Hauptlast der wirtschaftlichen Entwicklung in Kambodschas Textilindustrie. Dass ihre eigene Situation sich dadurch verbessert, muss allerdings bezweifelt werden.

Liste von Menschenrechtsverletzungen

Die Liste der Menschenrechtsverletzungen – und diese nicht nur in Arbeits- und Kinderrecht, geht mittlerweile ins Uferlose und reicht von Latein- und Zentralamerika über Afrika, Europa nach Asien bis hin zu Südostasien.
Nachfolgend nur ein paar Beispiele an
Menschenrechts­verletzungen durch deutsche Konzerne.

In Argentinien ist es der Bergbau. Dort wird Lithium für ein deutscher Netzbetreiber, die Mobilfunk­geräte abgebau. Die Gefährdung der Lebens­grundlagen und Missachtung des Rechts auf Mitsprache der indigenen Bevölkerung durch wasser­intensiven Lithium­abbau in den nördlichen Provinzen Jujuy, Salta und Catamarca.

In Äthiopien ist es die Überwachungs­technologie. Die Firma Trovicor (ehemals Siemens Intelligence Solutions), Elaman, Gamma Group.
Diese Firma übernahm die Ausstattung des äthiopischen Geheim­dienstes mit Technologie zur Überwachung des Internet­verkehrs; die Regierung ist bekannt dafür, Dissidenten auszuspähen; laut Human Rights Watch wurden Daten aus Telefon- und E-Mail-Kommunikation bereits dafür genutzt, unter Folter Geständnisse zu erzwingen.

Rosen aus Athen war einmal. Heute sind es Rosen aus Äthiopien die in Filialen aller deutschen Discounter verkauft werden und damit Landgrabbing, Zwangsumsiedlungen und Arbeitsrechts­verletzungen fördern. Laut der Gesellschaft für bedrohte Völker kommen 40 Prozent der deutschen Rosen im Winter aus Äthiopien.

Bahrain hat fast gleiche Überwachungs­technologie wie Äthiopien im Einsatz.
Die Firma Trovicor, Gamma Group, FinFisher Labs (deutsches Tochter­unternehmen der Gamma Group) liefert jene Technologie der Überwachung an das Regime im Persischen Golf.

In Bolivien arbeiten nach Angaben von UNICEF ungefähr 800.000 Kinder unter 18 Jahren. Obwohl das bolivianische Arbeitsministerium bereits 2006 einen Plan zur Beseitigung der Kinderarbeit auf den Weg gebracht hatte, bleibt die Kinderarbeit, die im Bergbau und bei der Zuckerrohrernte fortbestehen.
In Bolivien besteht ein Joint Venture zwischen ACI Systems Alemania aus dem baden-württembergischen Zimmern ob Rottweil (ACISA) und des bolivianischen Staatsunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB).
Seit diesen Jahres wird dort jährlich bis zu 50.000 Tonnen Lithiumhydroxid gefördert. 70 Jahre lang soll das größte Lithium-Vorkommen der Welt so ausgebeutet werden. Durch jenes Joint Venture sichert sich Deutschland erstmals nach Jahrzehnten wieder den direkten Zugriff zu nicht-heimische Rohstoffen.

In Kambodscha gehören Ackerflächen, welches über Jahre von den Bauern genutzt wurden, um Landwirtschaft zu betreiben, auf einmal nicht mehr ihnen. Investoren kaufen oder pachten riesige Flächen, um dort zum Beispiel Kautschuk für den Export anzubauen. Kautschuk aus Kambodscha wird auch in Deutschland verarbeitet, ob nun als Reifen, Dichtungen oder thermoplastische Elastomere. 

Nach neusten Zahlen sind inzwischen Konzessionen von über 4 Millionen Hektar vergeben worden – das entspricht einem Drittel der Ackerfläche Deutschlands. Dabei ist Kambodscha nur etwa halb so groß. Allein in den letzten acht Jahren sind mehr als eine Viertel Million Menschen unmittelbar von der Landnahmen durch staatliche Stellen oder privaten Investoren betroffen und somit zwangsweise vertrieben worden.

Dabei ist gerade für die ländliche Bevölkerung der Zugang zu Land elementar: Die Ernährungssituation ist – trotz Verbesserungen seit 1990 – nach wie vor ernst und rund ein Viertel der Bevölkerung ist unterernährt. Die arme ländliche Bevölkerung profitiert bisher kaum vom anhaltenden Wirtschaftsboom Kambodschas und im ländlichen Raum gibt es neben der Landwirtschaft nach wie vor kaum alternative Einkommensquellen. Mit dem Zugang zu Land verlieren die Menschen daher auch den Zugang zu Nahrung.

Bei dem sogenannten Land Grabbing mischt auch die Deutsche Bank mit. Diese vergibt Mikrokredite an die verschuldeten Bauern, die oft nicht mal 300 US-Dollar übersteigen. Die Bauern können die Zinsen – die bei 20% liegen, kaum zurück bezahlen und so kommen Spekulanten auf den Plan und die Bauern verlieren ihren Grundbesitz wegen ein paar Dollar Schulden.

Fazit: Menschenrechtsverletzungen begehen wir täglich ohne es zu wissen oder gar zu wollen.



Quellen
– BKA, Wiesbaden
– Care International, Genf
– Human Rights Violation Report of the UN, New York
-International Foundation for Human Rights Violations, London
– Oxfarm, London
– UNODC, Wien
– Webseiten: Nestlé, Ferrero

Menschenhandel

Menschenhandel:
Bei diesem Schlagwort wird meist die Prostitution genannt. Dies ist völlig richtig. Wie sieht es aber mit Bauarbeiter, Schlachter, Service-Kräfte in Hotels oder Haushaltshilfen aus?


In der Resolution der Genralversammlung der Vereinten Nationen am 2. Dezember 1949, ist unter der Resulutionsnummer 317 (IV) die Konvention zur Unterbindung des Menschenhandels und der Ausnutzung der Prostitution und anderer, ist folgendes im Präambel zu lesen:
– Da die Prostitution und das sie begleitende Übel des Menschenhandels zum Zwecke der Prostitution mit der Würde und dem Wert der menschlichen Person unvereinbar sind und das Wohl des einzelnen, der Familie und der Gemeinschaft gefährden, da sich hinsichtlich der Unterbindung des Frauen- und Kinderhandels die folgenden internationalen Übereinkünfte in Kraft befinden:
1.) Internationales Übereinkommen vom 18. Mai 1904 zur Gewahrung wirksamen Schutzes gegen den Mädchenhandel, in der geänderten Fassung nach dem von
der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 3. Dezember 1948 gebilligten Protokoll.

Artikel 1 der Resolution
Die Vertragsparteien dieser Konvention kommen überein, jede Person zu bestrafen, die, um die Leidenschaften einer anderen zu befriedigen:
1. eine andere Person, selbst mit deren Einwilligung, zu Zwecken der Prostitution beschafft, sie dazu verleitet oder verführt;

2. die Prostitution einer anderen Person, selbst mit deren Einwilligung, ausnutzt.

Soweit eine UN Resolution aus dem Jahr 1949. Die Realität in fast allen Ländern der Welt zeigt ein ganz anderes Bild.

Menschenhandel ist die moderne Form der Sklaverei

Mindestens 21 Millionen Menschen weltweit sind gezwungen, mit der wenig oder gar ohne Bezahlung zu arbeiten, und können nichts dagegen tun.
Menschenhändler nutzen die schwächsten der Gesellschaft aus, und dies nichr nur in Deutschland, Frankreich, Niederlande, China, Saudi-Arabien, Dubai oder den USA. Selbst in Schwellen- und Entwicklungsländern gibt es Menschenhandel. Aber auch in Kriegs- und Krisengebieten werden sehr oft Mädchen und Frauen verschleppte, die den Soldaten, Milizionäre oder Rebellen als Sexsklavinnen dienen müssen. Auch werden Mädchen und Frauen zu Ehe gezwungen und dienen somit als Belohnung für Soldaten oder als Mittel, um neue Kämpfer zu rekrutierten.

Meldungen von Entführungen für Zwangsehen und sexueller Ausbeutung sind im Nahen Osten, Afghanistan, Pakistan, Myanmar, Philippinen, Brasilien, Kolumbien, Mexiko und in zentral- und westafrikanischen Ländern ebenfalls bekannt.

Menschenhandel in den USA

Nach FBI Berichten aus dem Jahr 2020, stellte die US-Bundesbehörde fest, dass Los Angeles eines der wichtigsten Zentren für den Menschenhandel in den USA ist. Die meisten Opfer sind in den inländischen Menschenhandel verwickelt. Tatsächlich waren 75 % der Opfer von Menschenhandel in Kalifornien amerikanische Staatsbürger. Obwohl Frauen und Mädchen überproportional häufig von Menschenhandel betroffen sind, sind die Hälfte der erwachsenen Opfer und ein Drittel der Kinder männlich.
Man denkt bei dieser enormen Zahl oft automatisch an Prostitution und selten oder gar nicht, an Arbeitskräfte in der Landschaft, Industrie oder Seefahrt.

Durch eine oft gezwungene Abhängigkeit, haben die Opfer kaum eine Möglichkeit aus dieser Abhängigkeit zu fliehen. Sei es, weil man illegal in einem Land ist oder Schulden bei Gläubiger hat. Als Pfand werden oft Pässe, Aufenthaltsrecht – oder eben dieses nicht, die Situation der Familie im zurückgelassen Heimatland, oder die eigene Abhängigkeit, genommen. Mit anderen Worten: Jeder kann ein Opfer von Menschenhandels werden.

Weltweiter Menschenhandel

Nach dem United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC ) Bericht von 2020 machen Frauen und Kinder 70 % der dokumentierten Fälle des weltweiten Menschenhandels aus. Dem Bericht zufolge, wurden 83 % Frauen und 72 % Mädchen sexuell ausgebeutet. Im Vergleich liegt die Prozentzahl für sexuelle Ausbeutung von Männern bei 10 % und von Jungen bei 27 %.
Nach Angaben verschiedener Menschenrechtsorganisationen wurden 2020 in 54 Ländern 10.772 Menschen Opfer von Menschenhandel, davon waren
45 % Frauen und 17 % Mädchen unter der Volljährigkeit.

In Ländern in Ostasien und am Pazifik wurden 2019 demnach 60 % der Opfer sexuell ausgebeutet und 38 % Opfer von Zwangsarbeiten.
Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan sind besonders häufig betroffen und werden in Camps oder während der Flucht von kriminellen Banden rekrutiert und zu Sex- oder Sklavenarbeit gezwungen.

In der Karibik, Nord- und Zentralamerika bezieht sich die Mehrheit der Meldung von Menschenhandel auf Opfer sexueller Ausbeutung. Von 87 % der gemeldeten Fälle sind dreiviertel auf sexuelle Ausbeutung zurückzuführen und 25 % davon auf minderjährige Mädchen.
Zudem werden Kinder, Frauen und Männer in Nordamerika Opfer gemischter Ausbeutung, dass heißt sowohl Sexuelle- und Zwangsarbeit, als auch erzwungener Kriminalität.

Die Anzahl der dokumentierten Fälle in Bezug auf Menschenhandel ist 2019 höher als in den letzten 13 Jahren und lag bei 254.000 Opfern. Diese werden jedoch nicht nur sexuell ausgebeutet, sondern auch zum Betteln und zur Organentnahme gezwungen.
Im Jahr 2019 wurden 40 % mehr Fälle gemeldet als noch 2011. Der Grund für die hohe Zahl könnte daran liegen, dass dieser Problematik auf globaler Ebene immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und dadurch nicht nur schneller erkannt, sondern auch besser bekämpft werden kann. Nichtsdestotrotz gibt es wesentlich mehr Fälle als bekannt. Daher schätzen die Vereinten Nationen, dass es sich weltweit um 2,7 Millionen Opfer handelt!
Besonders auffällig ist, dass es sich in den meisten Fällen um Menschenhandel innerhalb der Landesgrenzen mit den eigenen Bürgern handelt und weniger um internationalen Menschenhandel.
In den Jahren von 2010 bis 2019 haben sich die Opfer innerhalb der Grenzen mehr als verdoppelt. 2010 waren es 27 % und 2019 lag die Anzahl der Betroffenen bei 58 %.

Menschenhandel muss bestraft werden

Laut Juri Fedotow, Chef des UNODC in Wien, ist es Aufgabe der internationalen Gemeinschaft, das Problem des Menschenhandels besonders in Konfliktgebieten und in der Gesellschaft zu bekämpfen. In sehr vielen Ländern wird Menschenhandel immer noch nicht Strafrechtlich verfolgt oder dieser zu unterbinden ernsthaft ins Auge gefasst.
In einigen Ländern in West- und in Südafrika, sowie in manchen afrikanischen Inselstaaten fehlt es immer noch an Gesetzgebungen gegen den Menschenhandel oder auch an einer gesetzlichen Berichterstattung über den Menschenhandel.
Auch in einzelnen Ländern im Nahen Osten und in Nordafrika gibt es noch keine spezifischen Gesetze zum Menschenhandel.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass es keine Länder gibt, in denen Fortschritte vorzuweisen sind. Mittlerweile haben 15 Afrikanische Länder eine Änderung ihres Strafgesetzes vorgenommen, und diese an die Definition des UN-Menschenhandelsprotokolls anzupassen und Menschenhandel selbst zu einer Straftat zu machen.


Das Palermo-Protokoll der UN

Die international gültige Definition von Menschenhandel stammt von den Vereinten Nationen, welche im Jahr 2000 durch das Zusatzprotokoll – auch Palermo Protokoll genannt, zur Verhütung, Bekämpfung und Bestrafung des Menschenhandels, insbesondere des Frauen- und Kinderhandels verabschiedet wurde.

Es handelt sich dabei nicht um ein eigenständiges Abkommen sondern eben um ein Zusatzprotokoll, das im Rahmen der UN-Konvention gegen die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität verabschiedet wurde.

Neben dem Zusatzprotokoll gegen Menschenhandel enthält das UN-Abkommen gegen die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität ein weiteres Protokoll, das auch Folgen für die aktuelle Anti-Menschenhandelspolitik hat, nämlich das
Zusatzprotokoll: gegen die Schleusung von Migranten auf dem Land-, See- und Luftweg.

Im Palermo-Protokoll wird Menschenhandel in Art. 3 folgendermaßen definiert.

Im Sinne dieses Protokolls

a) bezeichnet der Ausdruck
Menschenhandel die Anwerbung, Beförderung, Verbringung, Beherbergung oder Aufnahme von Personen durch die Androhung oder Anwendung von Gewalt oder anderen Formen der Nötigung, durch Entführung, Betrug, Täuschung, Missbrauch von Macht oder Ausnutzung besonderer Hilflosigkeit oder durch Gewährung oder Entgegennahme von Zahlungen oder Vorteilen zur Erlangung des Einverständnisses einer Person, die Gewalt über eine andere Person hat, zum Zweck der Ausbeutung. Ausbeutung umfasst mindestens die Ausnutzung der Prostitution anderer oder andere Formen sexueller Ausbeutung, Zwangsarbeit oder Zwangsdienstbarkeit, Sklaverei oder sklavereiähnliche Praktiken, Leibeigenschaft oder die Entnahme von Organen;

b) ist die Einwilligung eines Opfers des Menschenhandels in die unter Buchstabe a genannte beabsichtigte Ausbeutung unerheblich, wenn eines der unter Buchstabe a genannten Mittel angewendet wurde;

c) gilt die Anwerbung, Beförderung, Verbringung, Beherbergung oder Aufnahme eines Kindes zum Zweck der Ausbeutung auch dann als Menschenhandel, wenn dabei keines der unter Buchstabe a genannten Mittel angewendet wurde;

d) bezeichnet der Ausdruck Kind; Personen unter achtzehn Jahren.

Man spricht von Menschenhandel, wenn bestimmte Handlungen mit bestimmten Mitteln und zu bestimmten Zielen vollbracht werden.

Im Kampf gegen Menschenhandel tut sich etwas

In den meisten europäischen Ländern wurde Menschenhandel 2004 zu Straftaten erklärt, auch wurde zwischen 2004 und 2011 die Gesetze zu Menschenhandel in den meisten asiatischen Ländern erlassen.

Laut dem BKA (Bundeskriminalamt) in Wiesbaden, wurden im Oktober 2016 die Straftatbestände des Menschenhandels im deutschen Strafrecht neugestaltet. Dadurch kommt Deutschland den Vorgaben des Europäischen Parlamentes nach, Menschenhandel und vor allem die Ausbeutung von Kindern und Erwachsenen in all ihren Facetten zu bekämpfen.

Naike Juchem, 26. Januar 2022

Quelle
– BKA Bericht über Menschenhandel
– FBI report on human trafficking in the USA, 2020
– United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC): “What is Human Trafficking”

Die CIA und das Opium

Foto: www

Die CIA und ihr schmutziges Spiel um Macht, Geld und Drogen

Autorin Naike Juchem

Mit Flugzeugen tief über Drogenplantagen hinweg und die Baretta 92 im Holster kämpfen furchtlose CIA Typen gegen die Drogenkartelle in Costa Rica an.
Sie stehen für das Gute in der Welt und retten den armen Bauern ihre Existenzen.
Die CIA als der Strahlemann der Welt.

Soweit die Filme aus Hollywood. Die Realität ist eine andere. Diese CIA geht über Menschen, Regierung und gar Völker – um ihre gierige Macht immer weiter zu treiben.


Als der Einfluss der internationalen Gemeinschaft durch die Führung der USA und der Vereinten Nationen wuchs, beseitigte das Prohibitionsregime schließlich auch noch die letzten Überreste des legalen Opiumhandels.

Aber der Kalte Krieg wurde auch mit verdeckten Operationen geführt, die an den Brennpunkten der globalen Konfrontation Bündnisse mit Kriegsherren und Verbrechersyndikaten begünstigten. Das unsichtbare Aufeinanderprallen konkurrierender Kräfte hemmte die Verbotsbemühungen der internationalen Gemeinschaft durch informellen staatlichen Schutz für Drogenhändler, die den Geheimdiensten nützlich waren.

In den 40 Jahren des Kalten Kriegs war die internationale Rauschgiftkontrolle auf diese Weise das Ergebnis einer subtilen, kaum verstandenen Wechselwirkung von Prohibition und Protektion. Es waren diese einander widerstrebenden Kräfte, die den globalen Drogenhandel in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg formten.

Der kommunistische Block – mit seinem Puritanismus, seiner Repression und seinem regulierten Handel – erwies sich als mächtige Kraft der Drogenprohibition und schloss einen großen Teil der Erde für den illegalen Drogenhandel. Nach seiner Machtübernahme 1949 startete das kommunistische Regime in China eine Antiopiumkampagne, die 1952 in der Identifizierung von 369.000 Drogenhändlern und 82.000 Verhaftungen, 35.000 Urteilen und 880 öffentlichen Hinrichtungen kulminierte. Die anschließende Phase der Massenmobilisierung und Zwangsbehandlung befreite die Süchtigen so rasch von ihrer Abhängigkeit, dass China, einst der größte Produzent und Konsument von Opium, Mitte der 50er Jahre drogenfrei war.

Die autoritäre Herrschaft der chinesischen Kommunisten über einen großen Teil der eurasischen Landmasse legte für diese riesige Region die illegale Opiumproduktion still und lenkte den Handel auf neue Schmuggelrouten um. Obwohl die asiatische Opiumzone dadurch schrumpfte, stimulierten geopolitische Entwicklungen zusammen mit den Kräften des illegalen Marktes eine beständige Ausweitung der Produktion im übrigen asiatischen Raum von der Türkei bis nach Laos.

Gleichzeitig boten verdeckte Operationen der USA Drogengroßhändlern innerhalb der asiatischen Opiumregion Schutz. Als der Kommunismus in den späten 40er Jahren in China und Osteuropa vorrückte, erkannte Washington darin eine unmittelbare globale Bedrohung. Die Regierung Truman, die neue Waffen für eine neue Art des Kriegs brauchte, schuf 1947 die Central Intelligence Agency (CIA) mit zwei Hauptaufgaben: Spionage und Geheimaktionen. Mit radikalem Pragmatismus schlossen ihre Agenten Bündnisse mit jeder Gruppe, die im Kampf gegen den Kommunismus nützlich sein konnte, auch mit Drogenhändlern.

Am Eisernen Vorhang verschmolzen verdeckte Kriegführung und Opiumhandel miteinander

Während des Kalten Kriegs konzentrierte sich der asiatische Opiumhandel auf drei unterschiedliche Regionen: Türkei, Zentralasien und Südostasien. Auf dem anatolischen Plateau lieferten die Opiumbauern legale Opiumquoten an eine staatliche Vermarktungsgesellschaft, verkauften illegale Überschüsse an Schmuggler und fachten damit einen Handel an, der östlich zu den iranischen Opiumhöhlen und westlich zu den Heroinlabors von Marseille führte. In Zentralasien bedienten die Mohnfelder Afghanistans und Pakistans regionale Märkte, besonders die fast grenzenlose Nachfrage des Iran nach Rauchopium. In Südostasien produzierten die Hochländer von Birma, Thailand und Laos – das berühmte Goldene Dreieck – Rauchopium für regionale Märkte, bis sie Anfang der 70er Jahre begannen, Heroin für Europa und Amerika herzustellen.

Es war einer der Zufälle der Geschichte, dass der Eiserne Vorhang in den späten 40er Jahren an den Rändern der asiatischen Opiumzone fiel, sodass dort für die Dauer des Kalten Kriegs verdeckte Kriegführung und Opiumhandel miteinander verschmolzen. Entlang dieser 7.500 Kilometer langen Grenze Chinas und der Sowjetunion konvergierten Geschichte und Geografie zur Bildung zweier Brennpunkte des Kalten Kriegs: Afghanistan im Westen und das südostasiatische Goldene Dreieck im Osten. Östlich wie westlich des massiven, 3.000 Kilometer langen und 7.500 Meter hohen Gebirgsriegels von Himalaja und Hindukusch zogen über die Handelsrouten der beiden Regionen seit ewigen Zeiten Karawanen aus China und Zentralasien.

Über diese Handelswege verbreiteten sich Waffen, Opium und auch der Islam, wodurch die Bergvölker der unwegsamen Hochländer Traditionen des Handels, des Raubs und des Widerstands gegen die Tieflandreiche ausbilden konnten. Auf den Handelsrouten durch Nordafghanistan nach Kabul „befriedigte der regelmäßige Überfall auf Karawanen die Gelüste der lokalen Eliten“. In ähnlicher Weise verführten Karawanenrouten, die vom Yunnanplateau in Südchina ausgingen, die Bergstämme von Assam bis Tongking zu Überfällen und regten Handel und Opiumanbau an.

CIA-Geheimkrieg und der Drogenhandel

40 Jahre lang kämpfte die CIA mehrere Geheimkriege um diese beiden Regionen an den äußeren Enden des asiatischen Massivs – in Birma in den 1950er Jahren, in Laos in den 1960er Jahren, in Afghanistan in den 1980er Jahren. Als die CIA in diesen zerklüfteten Bergregionen Stammesarmeen mobilisierte, nutzten deren Kriegsherren die Waffen und den Schutz des Geheimdienstes, um groß ins Drogengeschäft einzusteigen.

Aus der beschränkten Perspektive des Kalten Kriegs erhöhte die Duldung des Drogenhandels häufig die geheimdienstliche Effizienz. Aus der Sicht eines CIA-Agenten, der die Erfüllung seines Auftrags vor Augen hatte, befreite der Opiumhandel seine Organisation von den unbezahlbaren Kosten, die entstanden wären, hätte er sich selbst um die Wohlfahrt von Stämmen mit Tausenden von Mitgliedern kümmern müssen. Ebenso bedeutsam war, dass während der blutigen Kriege, die sich mit schweren Verlusten über Jahre hinzogen, die Kontrolle über diese zentrale landwirtschaftliche Einnahmequelle dem von der CIA ausgewählten Kriegsherrn die Herrschaft über Stämme, Clans und Dörfer ermöglichte. Da erbarmungslose Drogenfürsten wirkungsvolle antikommunistische Verbündete waren und Opium ihre Macht vermehrte, hatten CIA-Agenten, die eine halbe Welt von der Heimat entfernt allein auf sich gestellt operierten, allen Grund, den illegalen Drogenhandel zu dulden.

Anders als einige andere Geheimdienste benutzte die CIA den Drogenhandel nicht zur Finanzierung ihrer verdeckten Operationen. Ihre Mitschuld war auch nicht das Werk einiger weniger korrupter Agenten, die nach einem Anteil an den enormen Profiten gierten. Die Rolle der CIA im Heroinhandel war vielmehr eine unbeabsichtigte Konsequenz ihrer Taktik, ihrer „Realpolitik“ im Kalten Krieg.

Diese verdeckten Bündnisse mit nützlichen Drogenbaronen in Birma, Laos, Afghanistan und Nicaragua trugen in beträchtlichem Umfang zur Ausweitung des Drogenhandels in wichtigen Quellregionen bei, auch wenn das genaue Ausmaß nicht quantifizierbar ist. Da die Drogenbauern für jede neue Ernte Kredite und verlässliche Märkte brauchten, hatte jede Ausweitung der Drogenproduktion drei Voraussetzungen: Finanzierung, Logistik und, vor allem, Schutz.

So erforderte das plötzliche Anschwellen der birmanischen Opiumproduktion in den 50er Jahren die Lufttransportlogistik der CIA, den militärischen Schutz durch Thailand und taiwanisches Finanzkapital. In gleicher Weise beruhte die steil ansteigende Opiumproduktion in Afghanistan in den 80er Jahren auf der logistischen Unterstützung des pakistanischen Geheimdienstes Interservice Intelligence (ISI), dem Schutz einer CIA-Geheimoperation und den Diensten pakistanischer Banken, besonders der Bank of Credit & Commerce International.

Aus den Hochländern gelangte das Opium zu den Labors und städtischen Märkten, wo es Verbrechersyndikate und korrupte Staatsdiener übernahmen, und auch unter ihnen fand die CIA antikommunistische Verbündete. Seit Beginn der Drogenprohibition in den 20er Jahren setzten staatliche Sicherheitsdienste auf der ganzen Welt Rauschgifthändler als nützliche geheimdienstliche „Aktivposten“, als Handlanger bei verdeckten Aktionen ein – von Chiang Kai-sheks Nationalchinesen, die sich der Green Gang bedienten, um in den 20er Jahren die Kommunisten zu bekämpfen, bis hin zu den Gaullisten in Frankreich, die das Marseiller Milieu in den 60er Jahren gegen terroristische Militärs einsetzten.

Im Kontext des Kalten Kriegs gab es eine ähnliche Affinität zwischen Geheimkriegsagenten und Verbrechersyndikaten. Ihre grundlegendste Gemeinsamkeit besteht in der Ausübung der „klandestinen Künste“, wie es ein ehemaliger CIA-Agent einmal genannt hat: die grundlegende Fähigkeit, außerhalb der normalen Kanäle der Zivilgesellschaft zu operieren. Unter allen Institutionenmoderner Gesellschaften können nur Geheimdienste und kriminelle Syndikate verdeckte Operationen durchführen, ohne Spuren zu hinterlassen.

In dem Maße, in dem unser Wissen über den Kalten Krieg wächst, wird auch die Liste der Drogenhändler, die für die CIA arbeiteten, immer länger: Korsensyndikate, irreguläre Truppen der Nationalchinesen, laotische Generäle, afghanische Kriegsherren, haitische Oberste, panamaische Generäle, honduranische Schmuggler und nicaraguanische Contra-Kommandeure. Diese Bündnisse mögen nur einen Bruchteil aller CIA-Operationen darstellen, aber sie hatten einen beträchtlichen Einfluss auf den Drogenhandel.

Die Schlachtfelder wurden zu Ödländern des Geheimkriegs, auf denen nur noch Opium blühte

Blickt man auf die Geheimkriege der CIA zurück, die zu Verstrickungen in den Drogenhandel führten, springt der Kontrast zwischen ihren kurzfristigen operativen Vorteilen und den langfristigen politischen Kosten ins Auge. Bei jeder dieser verdeckten Operationen nutzten Kriegsherren einheimischer Stämme Waffen, Logistik und politischen Schutz der CIA, um zu großen Drogenbaronen aufzusteigen, die Opiumproduktion in ihren Gebieten auszuweiten und Heroin auf den internationalen Märkten anzubieten. Statt diesen Drogenhandel zu stoppen, duldete ihn die CIA, blockierte, wo notwendig, Untersuchungen und machte die Geheimkriegsgebiete damit zu prohibitionsfreien Regionen, in denen der Handel unbehindert expandieren konnte.

Sobald ein CIA-Geheimkrieg zu Ende war, blieb sein Erbe in Form steigender Drogenproduktion erhalten. Die amerikanischen Agenten mochten abgereist sein, aber die Marktverbindungen der Geheimkriegszone und die Macht des Kriegsherrn vor Ort blieben und verwandelten diese Regionen auf künftige Jahrzehnte hin in große Drogenanbieter. Ihre Schlachtfelder wurden zu Ödländern des Geheimkriegs, auf denen nur noch Opium blühte. So entstanden Regionen, die dauerhaft vom Drogenhandel abhängig waren.

Da diese Geheimkriege außerhalb der konventionellen Diplomatie ausgefochten wurden, blieb ihr Ausgang außer Reichweite internationaler Regelungen: Die betroffenen Gesellschaften erhielten keine Aufbauhilfe und waren gezwungen, als Ersatz die Opiumproduktion auszuweiten. Nach der CIA-Intervention in den 50er Jahren stieg die birmanische Opiumproduktion von 18 Tonnen 1958 auf 600 Tonnen1970. Während des verdeckten Kriegs der CIA in den 80er Jahren nahm die afghanische Ernte von geschätzten 100 Tonnen 1971 auf 2.000 Tonnen 1991 zu – und stieg im Gefolge des Kriegs weiter auf 4.800 Tonnen. Ein Jahrzehnt nach dem Ende des Kalten Kriegs waren die drei größten verdeckten Schlachtfelder der CIA – Afghanistan, Birma und Laos – in dieser Reihenfolge auch die drei führenden Opiumproduzentender Welt.

Während des Kalten Kriegs war der stetige Zuwachs des illegalen Opium- und Kokaanbaus auf diese Weise das Werk zusammenwirkender globaler Kräfte, das heißt der nicht zu unterdrückenden Nachfrage nach illegalen Drogen, der Geheimbündnisse mit Drogenbaronen und der unbeabsichtigt stimulierenden Wirkung der Drogenprohibition.

In diesem Komplex sozialer Kräfte spielten die CIA-Geheimbündnisse mit Drogensyndikaten eine katalytische, wenn auch nicht intendierte Rolle bei der Ausweitung des globalen Heroinhandels. An zwei entscheidenden Wegscheiden, als das Heroinangebot und die Zahl der Süchtigen in den USA in den späten 40er und den späten 70er Jahren beträchtlich abgenommen hatten, trugen die CIA-Geheimbündnisse zu einem Anstieg des Opiumangebots bei, das bald den US-Drogenhandel wieder belebte. So gering der Anteil dieser Bündnisse an den Gesamtoperationen der CIA auch gewesen sein mochte, sie hatten erhebliche Auswirkungen auf den globalen Heroinhandel.

CIA-Affären mit Drogenbaronen

Die erste dieser CIA-Affären mit Drogenbaronen spielte sich ab, als der weltweite Drogenhandel sich auf dem Tiefpunkt seiner jüngeren 200-jährigenGeschichte befand: mitten im Zweiten Weltkrieg. In den USA war der Reinheitsgehalt illegalen Heroins von 28 Prozent 1938 auf nur drei Prozent drei Jahre später gefallen – ein Rekordtief. Zugleich hatte die Anzahl der Süchtigen rapide abgenommen: Nur noch etwa 20.000 waren es1944/45, ein Zehntel derjenigen, die noch 1924 gezählt worden waren.

Ende der 40er Jahre sah es ganz danach aus, als würde die Heroinsucht in den USA ein unbedeutendes Problem werden. Innerhalb eines Jahrzehnts jedoch blühten die Drogensyndikate wieder, die asiatischen Mohnfelder dehnten sich aus, in Marseille und Hongkong schossen Heroinraffinerien aus dem Boden. Der Grund für diese Erholung des Heroinhandels ist, zumindest teilweise, in einer Abfolge von CIA-Bündnissen mit Drogenhändlern zu suchen: mit korsischen Syndikaten in Marseille, nationalchinesischen Truppen in Birma und korrupten thailändischen Polizisten.

Der Kalte Krieg war ein globaler Konflikt, aber Europa und Südostasien waren in den späten 40er Jahren seine wichtigsten Schlachtfelder. Von1948 bis 1950 verbündete sich die CIA in ihrem Kampf gegen die Kommunistische Partei Frankreichs um die Kontrolle des strategischen Mittelmeerhafens Marseille mit der korsischen Unterwelt. Mit Unterstützung der CIA erlangten die Korsen die Kontrolle über den Hafen und nutzten sie im folgenden Vierteljahrhundert, um Heroin in die USA zu exportieren.

Gleichzeitig führte die CIA in Südostasien eine Reihe von verdeckten kriegerischen Operationen entlang der chinesischen Grenze durch, die den Anstoß zur Entstehung des Heroinkomplexes des Goldenen Dreiecks gaben. 1950 bewaffnete der Geheimdienst Überreste der nationalchinesischen Armee für eine Invasion Südwestchinas und unterhielt sie danach entlang der birmanisch-chinesischen Grenze als Puffer gegen die befürchtete Invasion der chinesischen Kommunisten in Südostasien.

Im Verlauf des folgenden Jahrzehnts verwandelten nationalchinesische Truppen den Nordosten Birmas in den weltgrößten Opiumproduzenten. Nachdem die Nationalchinesen das Opium über die Grenze nach Thailand transportiert hatten, übernahm der Chef der thailändischen Polizei, General Phao Siyan an, ein weiterer enger Verbündeter der USA, die Kontrolle des Exports und des lokalen Vertriebs und unterstützte mit den Profiten eine antikommunistische Allianz.

Das zweite Mal war die Komplizenschaft der CIA bei der Wiederbelebung des Drogenhandels noch eindeutiger. Mitte der 70er Jahre drosselten erfolgreiche Operationen der US-Antidrogenbehörde DEA von der Türkei bis Mexiko den Heroinzufluss in die USA, wodurch sich die Zahl der Süchtigen im Land um mehr als die Hälfte verminderte, von geschätzten 500.000 auf 200.000. 1979 jedoch schuf die geheime Militäroperation der CIA in Afghanistan alle Voraussetzungen für eine Ausweitung des zentralasiatischen Drogenhandels.

Um den afghanischen Widerstand gegen die sowjetische Besetzung zu stützen, verbündete sich die CIA über den pakistanischen Geheimdienst mit afghanischen Kriegsherren, die Waffen, Logistik und Schutz der CIA nutzten, um zu großen Drogenfürsten aufzusteigen. Innerhalb eines Jahres eroberte die anschwellende zentralasiatische Heroinproduktion über 60 Prozent des US-Marktes, beendete die lange Knappheit und ließ die Zahl der Süchtigen auf den früheren Höchststand zurückschnellen.