Schlagwort-Archive: Transgender

Transgender Day of Visibility

Heute, am 31. März ist der internationale Tag für die Sichtbarkeit von Menschen mit einer Transidentität.

Autorin: Naike Juchem

Schichtbar oder nicht, ist kein Grund zum feiern – eher zum weinen. In einer Gesellschaft, wo Menschen mit einer Transidentität immer noch als krank und unnormal angesehen werden, und sogar verfolgt und körperliches Leid angetan wird, muss sich endlich etwas ändern.
Kein Mensch kann seine eigene Biologie selbst bestimmen. Es gibt kurz- und weitsichtige Menschen. Genauso wie es dicke, dünne, große und kleine Menschen gibt. In diesem bunten Topf an Vielfältigkeit gibt auch „andere“ Menschen. Menschen welche eine „andere“ sexuelle Orientierung haben, genauso wie eben auch Menschen mit einer Transidentität oder Intergeschlechtlicheidentität.

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“

So steht es in Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Auch der Artikel 21 des Kapitels „Gleichheit“ der Charta der Grundrechte der Europäischen Union verbietet die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Ausrichtung.

Die Diskriminierung für Menschen mit einer Transidentität fängt schon beim Staat an. Wenn man sich selbst bewusst geworden ist  eine Transidentität zu haben, muss einen nicht gerade einfachen Weg gehen. Die Transidentität muss von einem Psychologen bestätigt werden. Auch muss man für die nachfolgende Hormontherapie eine Bestätigung haben. Gleiches gilt für die Namens- und Personenstandsänderung. Die Kosten hierfür muss man natürlich selbst tragen.

Menschen mit einer Transisentität haben es zum Teil schwer in der Gesellschaft, weil es von staatlicher Seite kaum bis keine Unterstützung gibt. So bleibt vielen Menschen nur den Kontakt zu Selbsthilfegruppen oder Vereinen zu suchen, die sich diesem Thema angenommen haben.

Foto: Privat

Nun eine kleine Einordnung was Transgender oder Transsexualität ist.

Trans* , Transident, Transsexuelle, Intergeschlechtlich was tun?
Diese oder andere Begriffe sind den meisten schon einmal begegnet. Die genaue Bedeutung, und was diese geschlechtliche Identität mit sich bringt oder was diese bedeutet wissen Trans* Personen selbst am Besten. Den nur der Mensch selbst hat die Hoheit über die Definition seiner/ihrer geschlechtlichen Identität.

Alleine bei der Schreibweise kann man schon den Überblick verlieren. Mit *, mit _, mit -. Ich schreibe in diesem Artikel Transidentität, denn es wird anderen Trans* Menschen sowieso falsch sein.

In unserer Gesellschaft gibt es leider immer noch eine klare und sehr fundamentale Vorstellung von Mann und Frau. Ganz nach dem Motto „Bist du als Mädchen geboren, bist du dein Leben lang eine Frau!“
Jedoch stimmt die eigene Geschlechtsidentität, wie man sich fühlt, nicht immer mit dem biologischen Geschlecht überein. Es gibt innerhalb von Männlichkeit und Weiblichkeit sehr viel dazwischen.
Manche Menschen bezeichnen sich als „nicht-binär“, da sie sich weder in Mann noch Frau wiederfinden. Andere definieren sich als „agender“, da sie generell die Kategorisierung von Männlichkeit und Weiblichkeit als Geschlecht in Frage stellen. Wiederum gibt es andere, die sich als „gender-fluid“ bezeichnen, das bedeutet das die Geschlechtsidentität nicht festgelegt ist und sich aufgrund von Situation oder Empfinden verschieben kann. Um diese kleine Einordnung nicht in eine Enzyklopädie von hunderten an Seiten ausufern zu lassen, belasse ich es dabei. Die Welt von Menschen mit einer Transidentität ist schon schwierig genug und wird in Zeiten von “Genderwahn“ noch verstärkt.

Depressionen oder Leben

Sehr viele Menschen mit einer Transidentität trauen sich nicht an die Öffentlichkeit und leben ihre Gefühle im geheimen aus. Angst vor den Nachbarn, Angst vor der Gesellschaft, Angst vor dem Verlust der Arbeit oder der Existenz lässt diese Menschen in eine Welt abtauchen, in der sie sich selbst sein können. Dadurch kommt die Sozialevereinsammung und sehr schnell geht es in Depressionen bis hin zum Suizid.
Es gibt zum Glück in Deutschland viele Selbsthilfegruppen und Therapeuten für jene Menschen mit einer Transidentität. Nur braucht es auch den Mut diesen ersten Schritt zu gehen. Wer von selbst die Kraft für den ersten Schritt hat, steht am Anfang oft vor vielen verwunderten Blicken oder auch Fragen des Umfeld. Durch erklären, dass man bis zu diesem Zeitpunkt nur eine Rolle gespielt hat und um eben nicht in jene Depressionen hinein zu fallen, nun jener Schritt notwendig ist oder war. Nach dem Outig tritt ein völlig neues Lebensgefühl ein und ab dann fängt die eigentliche “Arbeit“ erst an.
Die Suche nach Therapeuten und Ärzten beginnt. Dies sind rechtliche Grundlagen um überhaupt mit einer Hormontherapie beginnen zu können. Menschen mit einer Transidentität müssen sich vor Krankenkassen, Therapeuten und Gutachter offenbaren um den nächsten Schritt gehen zu können. Personenstandsänderung oder auch geschlechtsangleichende Operationen dauern oft Jahre. Viele Kosten für all dies kommen dann auch noch hinzu und müssen selbst bezahlt werden.

Diskriminierung  durch Gesetze

Das deutsche Transsexuellengesetz (TSG) wurde im Jahre 1980 mit Wirkung ab 1. Januar 1981 unter dem Titel: Gesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen, verabschiedet und in den letzten Jahren auch immer wieder überarbeitet und angeglichen. Trotzdem sind in dem TSG sehr viele Defizite erkennbar.
Im August 2006 trat das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Kraft, in dem es zum Ziel ist, Diskriminierungen aus ethnischen Gründen, Gründen der Religion oder Weltanschauung, aufgrund einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern und zu beseitigen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes arbeitet nach dem „horizontalen Ansatz“, das heißt, jeder Diskriminierungsgrund ist gleich wichtig. Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetz steht: Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Soweit die Theorie. Die Praxis ist eine andere. Transgender sind der Willkür von Endokrinologen, Gutachter, Behörden und Krankenkassen ausgeliefert, obwohl es dafür die Gesetzliche Grundlagen gibt, diese aber in fast allen Fällen außer acht gelassen werden.

Viel besser sieht es in Dänemark, Malta, Irland und Norwegen aus, dort ist keine psychologische Begutachtung notwendig, wenn es um die rechtliche Anerkennung der geschlechtlichen Identität in Form von Personenstands- und Namensänderungen geht.

Foto: Privat

Heute ist jeder Transgender

„Das Aufkommen von immer mehr Transgender ist eine Neuzeitliche Mode.“
Dieser Satz ist schon völlig falsch! In der Antike wird schon über Transgender berichtet. In der Bibel steht bei Paulus an die Korinther in 5,17 oder Galater 3,28 wie auch Epheser 4,23-24 schon etwas über Transgender.
Die Kirche war mit einer der Hauptgründe, warum Menschen mit einer Transidentität verpönt, geächtet und verfolgt wurden. Die Gesellschaft hat dies aufgegriffen und weiter geführt. Menschen mit einer Transidentität werden im 21. Jahrhundert immer noch verfolgt, beleidigt, bedroht und sogar ermordet. Schätzungen zufolge wurden in den letzten 11 Jahren weltweit über 3500 Menschen mit einer Transidentität ermordet. Menschen die nicht Gewalttätig, Krank oder Verrückt sind. Die Wissenschaft geht von 1% der Weltbevölkerung aus, die eine Transidentität haben und das Verhältnis von Frau zu Mann, wie auch umgekehrt ist 1:1.

Transgender sind krank

„Transgender sind krank.“ Nein!
Nach dieser Schlussfolgerung wären Linkshänder, Kurz- oder Weitsichtige, oder gar Gehörlose krank.
Kein Mensch kann seine eigene Biologie beeinflussen. Das es zu ungleichmäßigen Geschlechtschromosomen kommt, ist eine Laune der Natur. Es gibt auch Große, Kleine, Dicke, Dünne Menschen und eben auch welche die Transidentitär sind. Es ist kein Verbrechen, keine Phase und erst recht keine Modeerscheinung.

„Trans* sein ist eine sexuelle Orientierung.“ Auch dies ist einer der Vorurteile der Gesellschaft. Es geht um Identität und nicht darum was man liebt.

„Transgener leben am Rand der Gesellschaft.“ Diese Aussage stimmt auch nicht. Menschen mit einer Transidentität leben IN der Gesellschaft, nur fallen diese Menschen nicht auf, oder wollen auch gar nicht auffallen. Transgender spielen keine Rolle wie zum Beispiel Olivia Jones – sie ist eine Travestiekünstlerin.
Transidentitäre Menschen sind in der Politik, bei der Bundeswehr, Lehrer, Selbständige Handwerker, Ingenieure, Models, bei Film und Radio. Also, ganz normale Menschen die ihren Alltag gestalten.
Vielleicht war der nette Mann am Bankschalter vorher eine Frau, oder die freundliche Bedienung im Restaurant ein Mann? Wer weiß es? Es zählt der Mensch einem gegenüber und nicht das Geschlecht.

Welche Möglichkeiten haben Menschen mit einer Transidentität?

Viele Menschen mit einer Transidentität haben bereits aus ihrer Kindheit oder Jugend Erinnerungen daran, dass sie sich nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren können. Dies kann zum Beispiel ein Mädchen sein, das nie mit „typischen“ Mädchendingen spielte oder Mädchenkleidung tragen wollte. Andere Menschen wiederum fühlen sich als etwas „Andersartiges“ oder „Falsches“, da das persönliche Empfinden von Geschlecht nicht mit dem körperlichen Empfinden übereinstimmt.
Ist das persönliche Umfeld nicht auf dieses Thema vorbereitet oder sanktioniert das Ausbrechen aus der vorgesehenen Geschlechterrolle, sprechen transidentitäre
Personen oft jahrelang nicht darüber oder schämen sich dafür. Der Mensch kann solche Gedanken und Gefühle bis zu einem gewissen Grad verdrängen. Erst wenn der Innere Druck so stark wird und es kaum noch ein zurück gibt und die Selbsterkenntnis eine Trans*Person zu sein, erfolgt dies meist über Schlüsselerlebnisse wie zum Beispiel der Kontakt mit geouteten Transgender, einem Film oder Dokumentation aus dem Fernsehen oder der Lektüre eines Buches zum Thema.
Der erste Schritt ist das innere outing, was bedeutet für sich persönlich festzustellen: „Ich bin trans*“ oder „Ich bin eine Frau, ein Mann oder definiere mich dazwischen“. Darauf folgt das äußere Outing, welches die öffentliche Mitteilung der Selbstdefinition im sozialen Umfeld, Schule oder Arbeitsplatz bedeutet sowie Veränderungen im Aussehen und/oder der Kleidung. Hierbei ist es hilfreich mit anderen Transgender ein solches Outing vorzubereiten oder Fachpersonal aus Beratungsstellen als Unterstützung einzubeziehen.

Das soziale Outen ist schließlich das „Ankommen“ und der komplette Wechsel in die gewünschte Identität. Je nachdem wie das soziale Umfeld auf das Thema reagiert oder bereits sensibel ist kann dieser Weg einfach oder auch mit kleinen Stolpersteinen verlaufen. Diese sind jedoch durch eine Vertrauensperson zu meistern und es lohnt sich diesen Weg zu gehen.
Beratungen für dieses Thema gibt es mittlerweile genügend. Queernet, dgti e.V., Bundesverband Trans*. In den ersten Gesprächen merken Betroffene schon, dass sie NICHT alleine sind und oft andere Transgender in der Nähe wohnen.

Naike Juchem, 31. März 2023

In Gedenken an Marius Rindermann

Vor eine Woche bekam ich eine Einladung von einer Freundin von mir, für eine Vorlesung in der Wissenschaftlichen Bibliothek in Trier. Frau Professor em. Christel Baltes-Löhr kenne ich seit 2017 persönlich.
Christel schickte mir wie schon geschrieben eine Einladung für ihre Vorlesung zu ihrem neuen Buch. An diesem Abend würden auch Gedichte von Marius Rindermann vorgetragen werden.

6 Tage habe ich mir den Kopf zerbrochen, woher ich den Namen Rindermann kenne.
Ich wusste, dass ich den Namen schon mehrmals gehört habe. Alles Denken brachte mich nicht weiter.

Heute war ich dann zur Vorlesung in der Wissenschaftlichen Bibliothek. Christel stellte mich Frau Rindermann vor. Noch immer hatte ich keinen Plan. Im Gespräch stellt sich heraus, dass sie in Morbach woht – also 13 Kilometer von mir entfernt.  Es fing an zu dümmern.

Frau Rindermann ist 81 Jahre alt und ist mit ihrem Auto selbst die 40 Kilometer nach Trier gefahren. Da sie nicht wisse, wie sie im Dunkeln nach Hause fahren könnte, bot ich ihr an, dass ich vor ihr herfahren könnte. Ich sagte ihr, wo ich wohne und sie sagte sofort „ich kenne Sie.“
In dem Gespräch viel es mir wie Schuppen von den Augen. Marius war Transgender und beging 2016 Selbstmord.
Mit dieser Erkenntnis wusste ich nun nicht, wie ich seiner Mutter gegenüber treten sollte.

Um kurz nach 19 Uhr begann die Vorlesung. Julius Milde las Gedichte, welche Frau Rindermann Christel für die archivierung gab.

Unerfüllte Sehnsucht

Wie oft on der Nacht
habe ich an dich gedacht!
Ohne dich sehe ich keinen Sinn,
ich wünsche mir mit dir einem Neubeginn!
Wie oft habe ich von dir geträumt,
wie viel Zeit sinnlos versäumt,
wie oft habe ich um dich geweint,
nur in der Hoffnung mir dir vereint.

Was hätte ich darum gegeben,
dich zu halten, mit dir zu leben!
Keiner weiß, was es heißt, alleine zu sein,
wenn keiner kommt in die Einsamkeit herein.
Und aus der Sehnsucht werden Tränen,
nach unerfülltem Suchen aufzuhören.
Doch so stark auch mein Hoffen auf dich ist,
du merkst es nicht.
Es bleibt nur die Einsamkeit
und der Wunsch nach einem Leben zu zweit.

Ich träumte, wir wären in der Ferne

Ich träumte, wir wären in der Ferne,
in einer griechischen Taverne.
Wir saßen da bei rotem Wein,
die blaue Nacht lud uns zum Frohsinn ein.
Der Mond schien groß und hell,
und die Sirtaki spielen schnell.
Ich forderte dich auf zum Tanz
und umschlang dich fast ganz.
Dann wurd’s Zeit, ins Hotel zu gehen
und zärtlich ist es dann geschehen!
Ich fragte:“ Willst du mit mir gehen,
auch des Lebens Feuer verstehen!“
Du sahst es ein und warst bereit,
besser lebt es sich zu zweit.

Leider riss der Wecker mich aus dem schönen Traum,
eine Chance für diesen Traum sah ich kaum.
Mit Liebe hat’s Leben ne andere Polarität.
Bin 28, ist’s für uns zu spät?
Nur die Sehnsucht nach heißer Liebesnacht
hatte mir diesen süßen Traum gebraucht.

Es war in der Ferne,
In einer griechischen Taverne!

Im ewigen Sein von Werden und Vergehen

Im ewigen Sein von Werden und Vergehen,
ist doch etwas vom Sein in der Zeit,
ein fester Kern, der bleibt?
Im Kreise von Werden und Vergehen
will ich einmal auch das Licht sehen!
Und heraus aus dem Moloch von Werdens
und Vergehen
ein fester Teil im Sein als Gottes Wesen eingehen
in des Paradieses Licht!

Lebe den Augenblick

Lebe den Augenblick,
denn er kehrt nie mehr zurück!
Lebe das Leben, so wie es ist,
dann du der Regisseur deines eigenen Lebens bist!
Es ist des Lebens Gunst
oder eine Kunst,
das Leben zu leben im Augenblick,
denn er kehrt nie mehr zurück.

Wind, Wasser, Erde, Feuer

Wind, treibt mich! Wasser, trage mich!
Erde, bedecke mich! Feuer, reinige mich!
Seit ewigen Zeiten,
in unendlichen Weiten,
regieren uns Erde, Feuer,  Wasser,  Luft
von der Wiege bis zur Gruft.
Auch wenn wir meinen, heute ihrere Herr zu sein,
doch hilflos ist der Mensch  ratlos und klein.
Brände, Tornados, Katastrophen, Fluten,
wie oft musste die Menschheit darunter bluten.
Doch gleichzeitig die Faszination
von Lava, Wellen und Feuersturm,
doch sind es Naturgesetze  irdische Sakramente,
von Erdenanfang bis zu ihrem Ende.

Diese Worte las Julius Milde am Abend.

Nach der Veranstaltung gab es noch eine Gesprächsdiskussion zu Christel’s neuem Buch. Als die Lesen offiziell zu Ende war, bildete sich noch eine kleine Gruppe, in der wir schöne Gespräche hatten.
Ich sprach mit Burgel Rindermann über den Freitod von ihrem Sohn und dass ich ihn sehr gerne kennengelernt hätte.

In einer kleinen Gruppe gingen wir in die Stadt noch etwas essen und hatten auch dort angenehme Gespräche über viele Themen.
Burgel Rindermann sagte auf dem Weg zu einem Restaurant, wie sehr sie sich über diese kleine Gruppe freue und das dies auch Marius gefallen würde.

Ich kenne Marius leider nur vom Hörensagen, weiß aber für welche Person Marius sehr viel Gedichte und Texte geschrieben hat, denn ich kenne diese Person. Burgel tat es offensichtlich sehr gut, dass wir uns über diese Person unterhalten konnten.

Es war fast Mitternacht, als wir aus dem kleinen Restaurant in der Innenstadt gegangen sind. Julius und Jyll verabschiedeten sich von uns. Mit Christel und Burgel ging ich zurück zur Wissenschaftlichen Bibliothek, wo uns unsere beider Autos standen.
Ich sprach mit Burgel über die Texte von Marius und fragte, ob ich diese veröffentlichen dürfte. Burgel nahm meinen Arm und sagte „Selbstverständlichkeit darft du die Texte veröffentlichen. Du und Marius hättest euch sehr gut verstanden.“

Einen Abend in Erinnerung an Marius Rindermann

Du entscheidest eines Tages

„Du entscheidest eines Tages oder Tag Eins.“

Autorin Naike Juchem

Mit diesem Satz hat sich am 29. August 2017 mein Leben gravierend geändert.Ich möchte gerne Einiges erklären, um mich nicht ständig zu wiederholen oder zu rechtfertigen.

Ich wurde 1970 äußerlich als Junge geboren, innerlich hat die Biologie aber etwas durcheinander gebracht mit meinen Chromosomen. Heute weiß ich anhand von Blut,- und Gentests, dass es so ist. Es kommt halt nicht so oft vor, aber mich hat es erwischt. Ich habe eine Transidentität.Das ist nichts Schlimmes, es ist keine Krankheit – in welchem Sinne auch immer – das hat es schon immer gegeben. Selbst in der Bibel steht bei Paulus an die Korinther in 5,17 oder Galater 3,28 wie auch Epheser 4,23-24 schon etwas über Transgender.

In Deutschland gibt es ungefähr 1 Mio. Menschen, denen es genauso geht wie mir. Die Natur geht manchmal kreative Wege und bringt unterschiedliche Menschen hervor: Männer, Frauen, welche, die homosexuell sind, welche, die beide Geschlechter in sich tragen (Intergeschlechtliche), Linkshänder, Rechtshänder, und eben auch welche, die transidentitär sind. Ich habe mir dies nicht ausgesucht, ich bin auf keinem „Trip“, oder laufe einem neuzeitlichen „Genderwahn“ hinterher.

Bei einer Transidentität ist man im falschen Körper geboren worden, d.h. das äußere Geschlecht entspricht nicht dem selbst empfundenen Geschlecht – wobei sich dies nicht ausschließlich auf die Sexualität beschränkt, sondern eher dem sozialen Geschlecht und dessen Wahrnehmung entspricht. Wenn man im falschen Körper steckt und es nicht ändern kann, weil man es nicht weiß oder weil es nicht geht, fühlt man sich nicht nur falsch und unglücklich, es führt auch zu tiefen Depressionen, bei nicht wenigen Transidentitären sogar zum Suizid.

Das ganze Leben stimmt einfach nicht. Deshalb konnte ich die letzten Jahrzehnte auch nicht verstehen und einordnen, was mit mir los war, weshalb ich mich nicht richtig gefühlt habe: Ich wusste es nicht. Und in meiner Umgebung wusste auch keiner, dass ich eine Transidentität habe. Nicht nur die Bibel erwähnt transidentitäre Menschen, auch antike Geschichtsschreiber haben von der Existenz solcher Menschen berichtet. Aber erst mit der christlichen Kirche wurden transidentitäre Menschen mit einem absoluten Tabu belegt.

Dies ist auch bis in die 70er / 80er Jahre des letzten Jahrhunderts weitgehend gesellschaftlich so geblieben und hat die Betroffenen gezwungen, ihre tatsächliche Identität zu verbergen und die Rolle des geborenen Geschlechts anzunehmen. Nun mögen Viele meinen „Ja und? Dann macht man das eben, ist ja auch einfacher so!“. Ich habe über 40 Jahre eine Rolle gespielt, die ich nie war, und es war irgendwann nicht mehr auszuhalten.

Ein Schauspieler kann das, solange die Kamera läuft, aber sobald der Film abgedreht ist, geht der Schauspieler nach Hause und ist wieder er selbst. Im echten Leben kann man nicht die ganze Zeit schauspielern, ohne daran zugrunde zu gehen. Es ist auch ein Betrug, ein Betrug an der Familie, an Freunde, an Kollegen … und ganz besonders an sich selbst.Ich bin erst einmal den Weg der Rolle gegangen und hatte 1998 geheiratet, wurde nach einigen Jahren auch Vater und dachte, dass nun alles gut würde. Wurde es aber nicht.

Im Gegenteil: Die Ehe wurde ab 2007 für mich zur Hölle, die 2012 in einer Scheidung endete und mich an den Rand der Existenz brachte. Da stand ich nun, wie man so sagt, vor den Trümmern meines Lebens. Die Ehe kaputt, das Kind weg, die berufliche Existenz im Eimer, Schulden und Probleme und wenig bis gar keine Unterstützung. Also was blieb mir noch? Mein Leben!

Da ich von Natur aus eine Kämpferin bin, packte ich 2014 es endlich an, Antworten auf meine Fragen zu suchen. Ich fing an mich zu informieren, um herauszufinden, was mit mir nicht stimmt. Ich habe in dieser Zeit Fachtagungen und Freizeiten, sogar in Luxemburg im Ministerium eine Debatte für und mit Transgender besucht und stellte plötzlich fest, dass ich nicht alleine bin. Das war eine so unglaubliche Befreiung!

Am 29. August 2017 wagte ich ein Outing im kleinen Rahmen, um endlich zu wissen, wie meine Freunde auf mich reagieren würden. Zu meiner großen Überraschung und unglaublicher Freude standen diese Menschen positiv zu mir und unterstützen mich bis heute, wie und wo es nur geht.

Am 1. Oktober 2017 gab es dann kein Zurück mehr: es war der Tag, die Wahrheit zu sagen, bei meiner Familie und auch öffentlich. Natürlich hatte ich an diesem Tag unglaubliche Angst. Würde ich ab diesem Zeitpunkt nur noch alleine sein? Würde ich Zweifel, Fragen, Ablehnung, Verlust der Arbeit und noch mehr Probleme erfahren? Tausende Gedanken, Pro und Contra, all dies zerrte an meinem Verstand und meiner Seele.Mit diesem Tag wich ein unglaublicher Druck von mir. Meine Seele kam endlich zur Ruhe – ich hatte zu mir gefunden. Ich bin nun viel, viel ausgeglichener und aus heutiger Sicht betrachtet ist nichts von dem eingetroffen, worüber ich mir so viele Gedanken gemacht und befürchtet hatte.

Ich ändere meinen Körper und meine äußere Erscheinung, aber nicht meinen Charakter.Mein Leben zur Frau verlief anschließend in Schallgeschwindigkeit: Auf Grund von rechtlichen Vorgaben habe ich eine Therapeutin aufgesucht, die mich in meiner Transidentität begleitet. Für die gerichtliche Entscheidung einer Personenstandsänderung waren zusätzlich zwei unabhängige, psychologische Gutachten notwendig, die beide meine Transidentität bestätigt haben.

Nach den endokrinologischen Voruntersuchungen in einer Fachklinik habe ich seit Kurzem meine Hormontherapie begonnen. Es geht in Riesenschritten voran!2003 habe ich den Namen „Naike“ zum ersten Mal gelesen und mir war irgendwie klar: Das wird MEIN Name sein! Wenn auch 15 Jahre später.

Am 16. August 2018 habe ich nach dem Urteil vom Amtsgericht Frankenthal dies als Naike verlassen. Dies ist nun mein rechtlicher Name, der in das Geburtenregister, Pass, Führerschein, Rentenbescheinigung usw. eingetragen ist.

Und nicht nur äußerlich und rechtlich ist unglaublich viel passiert: Menschen stehen zu mir, von denen ich nie zuvor etwas gewusst hatte. Ich hatte bereits zwei öffentliche Unterhaltungen mit der Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Es ist mir ebenfalls ein Anliegen über die Situation von transidentitären Menschen zu informieren, denn Menschen sind vielfältig, unterschiedlich, aber wir alle sind gleich viel wert respektiert zu werden.

Ich bedanke mich für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit

Naike Juchem, im August 2018

Diversity Day

Und schon wieder ein Tag an dem man irgend etwas gedenken soll.
Was wird diese wohl sein?

Den internationalen Frauentag oder Internationaler Aidstag ist mittlerweile fast jedem bewusst.
Der 17. Mai steht für – International Day Against Homophobia und ist seit 2005 auch so gelistet.
Kaum zu glauben, dass kaum jemand diesen Tag kennt, aber all zu oft seine „Meinung“ zu Homosexuelle, Trans- oder Intergeschlechtliche Menschen raushaut.

Braucht man einen solchen Tag ?

Braucht man überhaupt einen solchen Tag, an dem bewusst an „Anderen“ gedacht wird?
Eine einfache Antwort: Ja!
Leider braucht es diesen Tag, denn auch im 21. Jahrhundert hat sich der ein oder andere Zeitgenossen ab dem Homo rudolfensis (vor 2,5 bis 1,9 Mio Jahren) nicht besonders weiter entwickelt.
Immer noch gibt es Angriffe auf LGBT- Menschen – die hin bis zu einem gezielten Mord gehen.
Noch immer werden LGBT-Menchen diskriminiert.
Wir alle sind nur eine beschränkte Zeit auf diesem Planeten und wir alle sind Bewohner von eben diesem. Also, sollte man den „Anderen“ Menschen so respektieren wie dieser ist.

Viele Prominente Schauspieler, Musiker oder Sportler trauen sich oft nicht zu ihrer sexuellen Orientierung oder Identität zu stehen. Es ändert nichts an dem Charakter der Person, wenn er / sie sich outet.
All zu oft bricht ein Shitstome über jene Personen herein die sehr Menschenverachtend sind.

Warum wird sich plötzlich über etwas aufgeregt, was einen gar nicht selbst betrifft? Warum muss Hass verbreitet werden über Personen die man gar nicht kennt?
Weil man Anders ist? Wer setzt den Maßstab für das „Anders“?

Die BILD titelelte nach dem BGH Urteil  über den Eintrag „divers“, „NUN SIND WIR ALLE DIVERS“ – was für ein Schwachsinn! Der allgemeinen BILD Leserschaft ist aber eines völlig entgangen – es betriftt diese Leseschaft in 99,9% der Fälle noch nicht einmal!

Personen mit einer lediglich empfundenen Intersexualität können aber entsprechend nach § 8 Abs. 1 TSG erreichen, dass ihre auf „weiblich“ oder „männlich“ lautende
Geschlechtsangabe im Geburtenregister gestrichen oder durch „divers“ ersetzt wird.
So steht es in dem Beschluss vom 22. April 2020.

Also wen betrifft dies wohl?
Es wird Zeit, dass auch der letzte unterbelichtete begreift, dass eine sexuelle Orientierung oder Transidentität nicht ansteckend ist und kein Mensch seine Biologie selbst bestimmen kann. Auch nicht jene, die welches Fachblatt für Medizin, Fussball, Wetterbericht, Hass und Hetze – BILD lesen.

Es gibt Schwule, Lesben, Bi-, Inter- und Transsexuelle, die sich in Vereinen oder politischen Gremien engagieren – und dies mitunter auch sehr erfolgreich.
Der Mensch zählt in seinem Charakter und Können und nicht wen er / sie liebt.

Zeichen setzen

In vielen Städten dieser Welt werden Zeichen für die Vielfalt gesetzt. Ob nun als Fahnen, Banner oder Fußgängerüberwege.
Jeder Mensch ist individuell – und dies ist auch gut so.
Wenn man die Akzeptanz des „Anderen“ begreift und sich mit diesen Menschen unterhält – wird man feststellen, wie gleich man doch im Denken, Hobby, Sport oder wo auch immer ist.

Was ist Trans*

Eine kleine Einordnung was Transgender oder Transsexualität ist.

Trans* , Transident, Transsexuelle, Intergeschlechtlich was tun?
Diese oder andere Begriffe sind den meisten schon einmal begegnet. Die genaue Bedeutung, und was diese geschlechtliche Identität mit sich bringt oder was diese bedeutet wissen Trans* Personen selbst am Besten. Den nur der Mensch selbst hat die Hoheit über die Definition seiner/ihrer geschlechtlichen Identität.

Alleine bei der Schreibweise kann man schon den Überblick verlieren. Mit *, mit _, mit -. Ich schreibe in diesem Artikel Transidentität, denn es wird anderen Trans* Menschen sowieso falsch sein.

In unserer Gesellschaft gibt es leider immer noch eine klare und sehr fundamentale Vorstellung von Mann und Frau. Ganz nach dem Motto „Bist du als Mädchen geboren, bist du dein Leben lang eine Frau!“
Jedoch stimmt die eigene Geschlechtsidentität, wie man sich fühlt, nicht immer mit dem biologischen Geschlecht überein. Es gibt innerhalb von Männlichkeit und Weiblichkeit sehr viel dazwischen.
Manche Menschen bezeichnen sich als „nicht-binär“, da sie sich weder in Mann noch Frau wiederfinden. Andere definieren sich als „agender“, da sie generell die Kategorisierung von Männlichkeit und Weiblichkeit als Geschlecht in Frage stellen. Wiederum gibt es andere, die sich als „gender-fluid“ bezeichnen, das bedeutet das die Geschlechtsidentität nicht festgelegt ist und sich aufgrund von Situation oder Empfinden verschieben kann. Um diese kleine Einordnung nicht in eine Enzyklopädie von hunderten an Seiten ausufern zu lassen, belasse ich es dabei. Die Welt von Menschen mit einer Transidentität ist schon schwierig genug und wird in Zeiten von “Genderwahn“ noch verstärkt.

Depressionen oder Leben

Sehr viele Menschen mit einer Transidentität trauen sich nicht an die Öffentlichkeit und leben ihre Gefühle im geheimen aus. Angst vor den Nachbarn, Angst vor der Gesellschaft, Angst vor dem Verlust der Arbeit oder der Existenz lässt diese Menschen in eine Welt abtauchen, in der sie sich selbst sein können. Dadurch kommt die Sozialevereinsammung und sehr schnell geht es in Depressionen bis hin zum Suizid.
Es gibt zum Glück in Deutschland viele Selbsthilfegruppen und Therapeuten für jene Menschen mit einer Transidentität. Nur braucht es auch den Mut diesen ersten Schritt zu gehen. Wer von selbst die Kraft für den ersten Schritt hat, steht am Anfang oft vor vielen verwunderten Blicken oder auch Fragen des Umfeld. Durch erklären, dass man bis zu diesem Zeitpunkt nur eine Rolle gespielt hat und um eben nicht in jene Depressionen hinein zu fallen, nun jener Schritt notwendig ist oder war. Nach dem Outig tritt ein völlig neues Lebensgefühl ein und ab dann fängt die eigentliche “Arbeit“ erst an.
Die Suche nach Therapeuten und Ärzten beginnt. Dies sind rechtliche Grundlagen um überhaupt mit einer Hormontherapie beginnen zu können. Menschen mit einer Transidentität müssen sich vor Krankenkassen, Therapeuten und Gutachter offenbaren um den nächsten Schritt gehen zu können. Personenstandsänderung oder auch geschlechtsangleichende Operationen dauern oft Jahre. Viele Kosten für all dies kommen dann auch noch hinzu und müssen selbst bezahlt werden.

Diskriminierung  durch Gesetze

Das deutsche Transsexuellengesetz (TSG) wurde im Jahre 1980 mit Wirkung ab 1. Januar 1981 unter dem Titel: Gesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen, verabschiedet und in den letzten Jahren auch immer wieder überarbeitet und angeglichen. Trotzdem sind in dem TSG sehr viele Defizite erkennbar.
Im August 2006 trat das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Kraft, in dem es zum Ziel ist, Diskriminierungen aus ethnischen Gründen, Gründen der Religion oder Weltanschauung, aufgrund einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern und zu beseitigen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes arbeitet nach dem „horizontalen Ansatz“, das heißt, jeder Diskriminierungsgrund ist gleich wichtig. Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetz steht: Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Soweit die Theorie. Die Praxis ist eine andere. Transgender sind der Willkür von Endokrinologen, Gutachter, Behörden und Krankenkassen ausgeliefert, obwohl es dafür die Gesetzliche Grundlagen gibt, diese aber in fast allen Fällen außer acht gelassen werden.

Viel besser sieht es in Dänemark, Malta, Irland und Norwegen aus, dort ist keine psychologische Begutachtung notwendig, wenn es um die rechtliche Anerkennung der geschlechtlichen Identität in Form von Personenstands- und Namensänderungen geht.

Heute ist jeder Transgender

„Das Aufkommen von immer mehr Transgender ist eine Neuzeitliche Mode.“ Dieser Satz ist schon völlig falsch. In der Antike wird schon über Transgender berichtet. In der Bibel steht bei Paulus an die Korinther in 5,17 oder Galater 3,28 wie auch Epheser 4,23-24 schon etwas über Transgender.
Die Kirche war mit einer der Hauptgründe, warum Menschen mit einer Transidentität verpönt, geächtet und verfolgt wurden. Die Gesellschaft hat dies aufgegriffen und weiter geführt. Menschen mit einer Transidentität werden im 21. Jahrhundert immer noch verfolgt, beleidigt, bedroht und sogar ermordet. Schätzungen zufolge wurden in den letzten 11 Jahren weltweit über 3500 Menschen mit einer Transidentität ermordet. Menschen die nicht Gewalttätig, Krank oder Verrückt sind. Die Wissenschaft geht von 1% der Weltbevölkerung aus, die eine Transidentität haben und das Verhältnis von Frau zu Mann, wie auch umgekehrt ist 1:1.

Transgender sind krank

„Transgender sind krank.“ Nein!
Nach dieser Schlussfolgerung wären Linkshänder, Kurz- oder Weitsichtige, oder gar Gehörlose krank.
Kein Mensch kann seine eigene Biologie beeinflussen. Das es zu ungleichmäßigen Geschlechtschromosomen kommt, ist eine Laune der Natur. Es gibt auch Große, Kleine, Dicke, Dünne Menschen und eben auch welche die Transidentitär sind. Es ist kein Verbrechen, keine Phase und erst recht keine Modeerscheinung.

„Trans* sein ist eine sexuelle Orientierung.“ Auch dies ist einer der Vorurteile der Gesellschaft. Es geht um Identität und nicht darum was man liebt.

„Transgener leben am Rand der Gesellschaft.“ Diese Aussage stimmt auch nicht. Menschen mit einer Transidentität leben IN der Gesellschaft, nur fallen diese Menschen nicht auf, oder wollen auch gar nicht auffallen. Transgender spielen keine Rolle wie zum Beispiel Olivia Jones – sie ist eine Travestiekünstlerin.
Transidentitäre Menschen sind in der Politik, bei der Bundeswehr, Lehrer, Selbständige Handwerker, Ingenieure, Models, bei Film und Radio. Also, ganz normale Menschen die ihren Alltag gestalten.
Vielleicht war der nette Mann am Bankschalter vorher eine Frau, oder die freundliche Bedienung im Restaurant ein Mann? Wer weiß es? Es zählt der Mensch einem gegenüber und nicht das Geschlecht.

Viel Fragen und kaum eine richtige Antwort

Viele Menschen mit einer Transidentität haben bereits aus ihrer Kindheit oder Jugend Erinnerungen daran, dass sie sich nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren können. Dies kann zum Beispiel ein Mädchen sein, das nie mit „typischen“ Mädchendingen spielte oder Mädchenkleidung tragen wollte. Andere Menschen wiederum fühlen sich als etwas „Andersartiges“ oder „Falsches“, da das persönliche Empfinden von Geschlecht nicht mit dem körperlichen Empfinden übereinstimmt.
Ist das persönliche Umfeld nicht auf dieses Thema vorbereitet oder sanktioniert das Ausbrechen aus der vorgesehenen Geschlechterrolle, sprechen transidentitäre
Personen oft jahrelang nicht darüber oder schämen sich dafür. Der Mensch kann solche Gedanken und Gefühle bis zu einem gewissen Grad verdrängen. Erst wenn der Innere Druck so stark wird und es kaum noch ein zurück gibt und die Selbsterkenntnis eine Trans*Person zu sein, erfolgt dies meist über Schlüsselerlebnisse wie zum Beispiel der Kontakt mit geouteten Transgender, einem Film oder Dokumentation aus dem Fernsehen oder der Lektüre eines Buches zum Thema.
Der erste Schritt ist das innere outing, was bedeutet für sich persönlich festzustellen: „Ich bin trans*“ oder „Ich bin eine Frau, ein Mann oder definiere mich dazwischen“. Darauf folgt das äußere Outing, welches die öffentliche Mitteilung der Selbstdefinition im sozialen Umfeld, Schule oder Arbeitsplatz bedeutet sowie Veränderungen im Aussehen und/oder der Kleidung. Hierbei ist es hilfreich mit anderen Transgender ein solches Outing vorzubereiten oder Fachpersonal aus Beratungsstellen als Unterstützung einzubeziehen.

Das soziale Outen ist schließlich das „Ankommen“ und der komplette Wechsel in die gewünschte Identität. Je nachdem wie das soziale Umfeld auf das Thema reagiert oder bereits sensibel ist kann dieser Weg einfach oder auch mit kleinen Stolpersteinen verlaufen. Diese sind jedoch durch eine Vertrauensperson zu meistern und es lohnt sich diesen Weg zu gehen.
Beratungen für dieses Thema gibt es mittlerweile genügend. Queernet, dgti e.V., Bundesverband Trans*. In den ersten Gesprächen merken Betroffene schon, dass sie NICHT alleine sind und oft andere Transgender in der Nähe wohnen.

Foto: privat