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Cathédrale de Strasbourg

Das Hauptpotal von einem der höchsten Gebäude der Welt

Die Cathédrale de Strasbourg, oder auch Strasbourger Münster genannt, beschrieb Viktor Hugo einst als das „Wunder, unermesslich und zierlich zugleich“.
Wie recht er hatte.

Die Kathedrale wurde 1176 bis 1439 aus rosa Vogesensandstein gebaut und von 1647 bis 1874 war diese Kathedralen mit seinem 142 Meter hohen Nordturm das 
höchste Bauwerk der Menschheit, und das höchste im Mittelalter vollendete Gebäude. Bis heute hat dieses meisterhafte Bauwerk mit seinen fast drei Jahrhunderte dauernden Bauzeit nur einen Turm.

Architektonisch, wie auch künstlerisch zählt die Cathédrale de Strasbourg zu einem der imposantesten Gebäude der Welt. Es nun filigran gearbeitete Skulpturen, oder die prächtige Rosette mit seinen 14 Meter Durchmesser über dem Hauptpotal. Ins Auge fallen die grandiosen, größtenteils noch originale, Kirchenfenster aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Sie zählen zu den wenigen bis heute erhaltenen Ensembles romanischer Glaskunst.

Die Cathédrale de Strasbourg ist auch baulich eine Mischung aus gotischer und romanischer Baukunst.

Bemerkenswert ist auch die astronomische Uhr aus dem Jahr 1547. Dieses Meisterwerk des Uhrenbaus und der Mathematik aus der Renaissance überrascht heute noch mit seinen technischen Feinheiten.
Besonders eindrucksvoll ist der ewige Kalender, der die Bewegung der Planeten auf einem Astrolabium abbildet.
Wer die Möglichkeit hat, sollte sich definitiv das Glockenspiel anschauen. Täglich um 12.30 Uhr kann man die Bewegungen der Apostel sehen, wie sie grüßend an Jesus vorbei ziehen.

Die Bruderbüchse

Das älteste Haus in Fischbach an der Nahe. In der Brudergasse. Gezeichnet vom meinem ehemaligen Lehrer Dieter May

Die Bruderbüchse ist die wohl älteste Sozialkasse der Welt

Kaum jemand kennt die Bruderbüchse und trotzdem profitieren viele Menschen von einer Idee, die aus der europäischen Renaissance entstanden ist – also so um das 16. Jahrhundert.

Man sagt oft, dass dies oder jenes ein mittelalterliches denken, handeln oder Form hat. Dabei wissen viel gar nicht, wann das Mittelalter war. Nach der Wissenschaft wird die Epoche Mittelalter in die Zeit von circa 500 nach Chr – also nach der Völkerwandung der Antike bis zum Beginn der Renaissance – also so um das 15. Jahrhundert gesehen.
Das Ende der Epoche Mittelalter wird von Historiker mit der Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahr 1453, der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus im Jahr 1492 oder auch mit Martin Luthers Thesenanschlag im Jahr 1517 datiert. Soweit eine kleine geschichtliche Einordnung zum Mittelalter als solches.

Die Brudergasse in Fischbach Mitte der 80er Jahre.

Korrekterweise schreibe ich nun über die europäische Expansion und den Grundgedanke einer Sozialversicherung – die Bruderbüchse.
Schriftlich erwähnt wurde die Bruderbüchse mit Beginn des 16. Jahrhunderts in dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz von den Wild- und Rheingrafen, welche aus der Linie den Wildgrafen zu Kyrburg hervorgingen.

Zur damaligen Zeit war es üblich, dass Menschen die Leibeigenen jener Grafen und Fürste waren. So wurde unter anderem auch deren Konfession festgelegt.
Wenigen Handwerker war es erlaubt zu reisen oder sich gar in andere Regionen niederzulassen. Selbst Georg Friedrich Händel musste seinen König um Erlaubnis fragen, als dieser den Entschluss fasste in London leben zu wollen, um dort eines der berühmtesten Oratorien den Welt zu schreiben – der Messiah. Dies nur am Rande.
Die Bergmänner jener Zeit waren freie Menschen und konnten somit in dem damaligen Europa in die verschiedensten Regionen wandern. Auch durften die Bergmänner Waffen in Form von Messer und Dolche tragen, um Niederwild – also Hasen und Fasane zu jagen.

Darstellung im Historischen Kupferbergwerk in Fischbach. Foto aus dem Internet

Bergbau wurde unter anderem bereits im Spätmittelalter in Böhmen, Sachsen, Thüringen und Lothringen betrieben. Durch die europäische Expansion waren viele Menschen auf der Suche nach bessere Arbeit oder Arbeitsbedingungen und zogügen folglich durch Europa. So fanden Menschen aus Böhmen und Lothringen im Hunsrück eine neue Heimat, weswegen diese ländliche Region viele „ausländische“ Nachnamen hat.

Die große Weitung im Historischen Kupferbergwerk in Fischbach. Foto aus dem Internet

Nun aber zur Bruderbüchse

Wie schon erwähnt, wurde unter den Wild- und Rheingrafen jene Bruderbüchse in ihrer Region im Bergbau eingeführt.
Der Bergbau zu jener Zeit war hart und auch gesundheitsschädlich. Die Arbeit unter Tage brachte Krankheiten, wie zum Beispiel Arthrose und Blindheit hervor. Die Bergmänner konnten daher nur wenige Jahre unter Tage arbeiten. Um nicht in eine existenzielle Notlage zu kommen, bezahlen die Bergmänner einen festgeschrieben Teil ihres Lohn in die Bruderbüchse ein.

Im Fall vom dem Kupferbergwerk in Fischbach, wurden die Bergmänner nicht nach der Ausbeute von Kupfer bezahlt, sondern bekamen einen regelmäßigen Lohn. Diese Besonderheit gab es in vielen unter Tage Gruben nicht. In Fischbach ist ein Kupfer von erstklassiger Güte vorhanden, welches bereits in der Renaissance ins belgische Dinant, in der Wallonie, geliefert wurde, um dort die berühmten Blasinstrumente herzustellen.

Otto von Bismarck übernahm als Reichskanzler (1871–1890) des Deutschen Reiches eine hunterjährige Idee für unser heutiges Rentensystem.

Naike Juchem, 3. September 2022