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Ist Nutzhanf der Retter des Klimas?

Nutzhanf. Foto: Google

Seit ein paar Monaten wird in den Sozialen Netzwerken ein Foto geteilt, dass den Nutzhanf als den Heilsbringer des Klimawandels beschwört. Ist dies wirklich so?

Autorin Naike Juchem

Alles hat zwei Seiten, die betrachtet werden müssen, so auch die Vor- und Nachteile von Nutzhanf.
Zu Beginn möchte ich gleich mit einer Falschbehauptung beginnen: Die „Bill of Rights“der USA sei auf Hanf geschrieben.

Das National Constitution Center in Philadelphia widerleg diese skurrile Behauptung. Die Unabhängigkeitserklärung, wie auch die Verfassung wurden auf Pergament, also auf Tierhaut, geschrieben.
Das Constitution Center räumt jedoch ein, dass erste Entwürfe dieser Dokumente auf Hanfpapier erstellt worden sein könnten, da die Pflanze damals häufig in Nordamerika für die Herstellung von Seilen und Segeln angebaut wurde. Der Gründervater der USA, Thomas Jefferson, und auch der erste Präsident des Landes, George Washington, bauten beide Hanf an.

Ohne Frage zählt Nutzhanf seit mehreren Tausend Jahren zu den Nutzpflanzen schlechthin. Baustoffe aus Nutzhanf sind seit der Antike bekannt.
Aus Hanf kann man Papier, Kleidung, Seile, Lebensmittel (Hanfkerne), Kosmetik und sogar Biodiesel herstellen.
Nach Angaben von „Hemp Benefits“ liefert ein Hektar Hanf 3.785 Liter Kraftstoff.

Klimaschutz fängt mit dem Umdenken an

Aufgrund seiner Größe, bis zu 4 Meter Höhe, und des Blätterwerks eignet sich frischer Hanf nicht für den Transport. Nachhaltig ist der Anbau also vor allem dann, wenn vor Ort oder in der Nähe eine Anlage zur Verarbeitung bereit steht.
Holz ist auf der anderen Seite sehr vielseitig und wird seit Millionen Jahren vom Mensch als Wärmequelle und Baumaterial genutzt. Da wir uns von der Paläolithikum mittlerweile sehr weit entfernt haben, sollten wir, auch bedingt durch den unaufhaltsamen Klimawandel, neue Gedanken über die unsere, und der Welt Zukunft machen. Der Mensch im 21. Jahrhundert verbraucht gegenwärtig 1,7 Erden pro Jahr. Das dies in naher Zukunft zu einem Kollaps führen wird, sollte jedem klar sein. Wir müssen neue Wege gehen und diese hätten schon vor Jahrzehnten in Angriff genommen werden müssen – leider ist bis jetzt nicht all zu viel passiert.

Gerade Deutschland sieht sich als Vorreiter für Klimaschutz – nur ist Deutschland viel zu klein, um überhaupt eine Messbare Auswirkung auf den Temperaturanstieg zu sein. Globale Veränderungen müssen her und diese sollten dann auch endlich zügig umgesetzt werden.

Die Arroganz der Dummheit

„Ich möchte auch der geliebten Frau Angela Merkel eine Nachricht hinterlassen: Nehmen Sie diese Knete und forsten Sie Deutschland wieder auf, ok? Dort ist es viel nötiger als hier.“

Sagte Bolsonaro laut Medienberichten im August 2019 auf die Reaktion, weil Deutschland Fördergelder in Millionen Höhe an Brasilien streichte.
In Brasilien wird mehr lebenswichtiger Regenwald abgeholzt, als Deutschland überhaupt an Waldfläche zur Verfügung hat. Nach Prognosen wird 2030 gut 55% des Regenwald abgeholzt sein.
Auch der 45. Präsident der USA hat durch seine Arroganz und Dummheit einen Beitrag zu weiterer Umweltzerstörung beigetragen.

Verbot vom Anbau von Hanf

In vielen westlichen Ländern wurde Hanf verboten, weil THC wie auch CBD wichtige Bestandteile der Cannabispflanze sind. Tetrahydrocannabinol ist die Substanz, die für die psychoaktive Wirkung von verschiedenen Hanfprodukten verantwortlich ist.
CBD – also Cannabidiol, steht für den Inhaltsstoff der aus den Blüten der weiblichen Cannabispflanze gewonnen wird, dieser hat jedoch keine psychoaktive Wirkung, da er nur mit geringer Rezeptoraktivität an bestimmte Cannabinoid-Rezeptoren bindet.
In Deutschland war der Hanfanbau zwischen 1982 und 1995 durch das Betäubungsmittelgesetz vollständig verboten, um die illegale Nutzung von Cannabis als Rauschmittel zu unterbinden. In Frankreich wurde Nutzhanf für die Herstellung von Zigarettenpapier weiterhin verwendet.
Auch in den USA wurde 1937 die Produktion von Hanf unter dem „Marihuana Tax Act“ verboten.
Im Rahmen eines neuen Agrargesetzes hat die US-Regierung die Produktion von Nutzhanf 2018 wieder erlaubt, so dass die Pflanze wieder großflächig angebaut werden kann.

Die pro und contra Punkte für Nutzhanf

Hanf ist das Reinigungsmittel der Natur. Die Pflanze bindet auf einem Hektar viermal mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre als Bäume auf gleicher Fläche. Für jede Tonne Nutzhanf, die produziert wird, werden 1,63 Tonnen Kohlenstoff aus der Luft absorbiert.
Wenn es nach der Hanf-Lobby geht, wären mit dieser Pflanze mehr als 25.000 Artikel, die wir heute täglich gebrauchen und kennen, aus und mit Nutzhanf herzustellen.

Ein oft angeführtes Argument ist Hanfplastik. Dies sei das ultimative Material der Zukunft. Unternehmen wie Zeoform in Australien und Kanesis in Italien stellen Bioplastik aus Hanf in geringen Mengen her. Derzeit ist die Herstellung jedoch kompliziert, energieintensiv und teuer, so dass Hanfplastik in naher Zukunft noch keine Alternative zu den auf Erdöl basierenden Kunststoffen sein wird.
Auch wird oft die gute Ökobilanz zwischen Baumwolle und Nutzhanf angeführt. Demnach braucht Nutzhanf nur halb so viel Anbaufläche wie Baumwolle und produziert dabei doppelt so viel Faser pro Viertel Hektar. Für ein Kilo Baumwollfaser benötigt man knapp 10 Liter Wasser, für die gleiche Menge an Hanf benötigt man lediglich etwas über 2 Liter Wasser.
Da Nutzhanf ohne Pestizide auskommt, gelangen dementsprechend auch viel weniger Pestizide und Herbizide ins Grundwasser.

Nutzhanf. Foto: Google

Aktuelle Vergleichsstudien für Baumwolle und Hanf sind schwer zu finden. Das Stockholmer Umweltinstitut veröffentlichte 2005 einen der umfangreichsten Berichte und verglich die beiden Naturfasern mit der synthetischen Faser Polyester.
Die Studie ergab, dass Baumwolle innerhalb einer Anbausaison rund 50 Prozent mehr Wasser benötigt als Hanf. Im Gegensatz zu Hanf muss Baumwolle viel mehr bewässert werden und wird häufig in wasserarmen Regionen wie Usbekistan angebaut.
Trotzdem kann man nicht einfach eine Faserpflanze durch eine andere ersetzen. Hanf ist zwar extrem strapazierfähig, es ist jedoch ein teurer und energieintensiver Verarbeitungsprozess nötig bis ein weicher, tragbarer Stoff daraus entsteht.

Nutzhanf braucht keine Herbizide

Diese Behauptung kann man so nicht stehen lassen, denn der großflächige Anbau von Hanf gibt es noch gar nicht, um dies wissenschaftlich zu belegen.
Im Labor für Agraranalytik der Pennsylvania State University, haben die Forscher auch Blattläuse, Schimmel und Schnecken gefunden, die den Nutzhanf schädigen sowie einige Krankheiten, darunter neue Pilzarten, die derzeit untersucht werden.
Bei der Industrielle und Monokultur Landwirtschaft – egal mit welcher Pflanze, führe zwangsläufig zu Umweltproblemen.
Hanf wird bis zu 4 Meter hoch und entwickelt viele Wurzeln. Zudem ist sein Blätterwerk spätestens im Juli so dicht, dass Beikräuter im Feld dadurch zu wenig Licht bekommen und eingehen. Daher muss Hanf nicht mit Herbiziden gespritzt werden. Aber – durch eben jene Höhe und Dichtstand der Pflanzen ist der Untergrund feucht und der ideale Nährboden von Pilzen und Sporen. Ähnliches kennt man beim Mais und Zuckerrohr.

Das Terpene-Argument

Ein weitverbreitetes Argument besagt, dass allein der Anbau von Nutzhanf die Terpene ersetzen kann, die von den durch Abholzung verloren gegangenen Bäumen freigesetzt wurden.
Terpene sind natürliche Verbindungen, die in Pflanzen und Insekten vorkommen. Sie haben eine gemeinsame chemische Grundstruktur, sehen aber doch sehr unterschiedlich aus. Daher können sie so unterschiedlich riechen wie zum Beispiel Lavendel und Minze. Und so unterschiedlich ist auch die Wirkung von Terpenen in der Natur.
Wenn Monoterpene freigesetzt werden, steigen sie zur Stratosphäre auf – wobei sie von Konvektionsströmen getragen werden –, gehen Oxidationsreaktionen mit Ozon, OH und NO3 in der Atmosphäre ein und erzeugen dabei eine Reihe von Nebenprodukten.
Zwar ist es natürlich richtig, dass Nutzhanf Monoterpene freisetzt, doch die freigesetzten Mengen und Typen sind noch nicht eindeutig nachgewiesen worden. Auch ist die spezifische Wirkungsweise bei der Regulierung der Atmosphäre nicht bekannt. Es gibt also offenbar keine Grundlage für die Annahme, dass Nutzhanf mehr Monoterpene als alle anderen Anbaupflanzen freisetzt.
Da die Abholzung der bewaldeten Regionen der Erde, hier vorbehaltlich Brasilien, die Demokratische Republik Kongo und Indonesien, weiter fortschreitet, ist der Anteil des Baumbestands drastisch gesunken. Man nimmt an, dass allein die Abholzung in den letzten Jahrzehnten für einen Teil des allgemeinen Anstiegs der globalen Temperaturen verantwortlich ist, da sie einen CO2-Anstieg zwischen 12 % und 20 % verursacht hat, unabhängig vom CO2-Anstieg durch die Industrie und andere Ursachen der Verschmutzung der Atmosphäre.

Fazit

Es gibt keinen Grund, warum Nutzhanf nicht als Teil einer nachhaltigen Strategie für Kohlendioxidbindung angebaut werden sollten. Doch die Frage, ob eine Pflanze eine bessere Kohlendioxidsenke oder Monoterpen-Emissionsquelle ist als eine andere, sollte sich gar nicht stellen, wenn es um das Problem der Lösung des anthropogenen Klimawandels geht.
Der Verlust der Biodiversität ist einer der wichtigsten Faktoren, die sich auf das langfristige Überleben unserer eigenen Spezies und das anderer Arten, von denen wir abhängig sind, negativ auswirken können. Somit kann es keine Lösung sein, sich zur Bekämpfung des Klimawandels
ausschließlich auf einzelne Pflanzen zu konzentrieren.
Es braucht endlich ganzheitliche Maßnahmen um unser Ökosystem zu schützen und diese sollten dann auch zügig umgesetzt werden. Die Mittel sind da, es fehlt wie immer an den Umsetzung und den Willen den Blickwinkel zu ändern.

Naike Juchem, 5. August 2021

ifeu-Institut Heidelberg, Deutschland
National Constitution Center in Philadelphia, USA
seeds.com
Umweltinstitut Stockholm, Schweden
Utopia.de
vaay.com

50 Jahre Klimaschutz und kaum einen Schritt weiter

Foto: Pixabay

Die erste wissenschaftliche Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt fand bereits im Juni 1972 in Stockholm statt. Auf dieser Konferenz wurde eine Grundsatzerklärung verabschiedet und ein Aktionsplan mit Empfehlungen für die Erhaltung und Verbesserung der Umwelt angenommen – führte zur Gründung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP).

Seitdem stehen Umweltfragen und die Klimaentwicklung ganz oben auf der globalen Agenda, doch die Zusagen zum Schutz der Umwelt und zur Reduzierung der Emissionen werden nicht eingehalten. Ohne einen internationalen Durchsetzungsmechanismus sind die Regierungen rechtlich nicht verpflichtet, ihre Zusagen einzuhalten, z. B. die Treibhausgasemissionen bis 2040 um die Hälfte zu reduzieren, was der jetzige US-Präsident Biden für die USA zugesagt hat.

Ebenso bemerkenswert ist, dass die Umweltgesetzgebung, die darauf abzielt, strafrechtliche Sanktionen gegen Unternehmen und deren Vorstände und Mitarbeiter zu verhängen, nach wie vor schwach sind und  oder in einigen Ländern gar nicht existiert. In den USA, wo das Gesetz über saubere Luft (Clean Air Act) mehrere Arten von Straftaten vorsieht und dessen Definition von Luftschadstoffen nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA aus dem Jahr 2007 auch Treibhausgasemissionen einschließt, schauen viele US Bundesstaaten großzügig weg, wenn es darum geht, die öffentliche Gesundheit und die Umwelt vor illegaler Luftverschmutzung durch Ölraffinerien oder Chemieanlagen zu schützen.
Der US Bundesstaat Texas zum Beispiel hat es zwischen 2011 und 2016 versäumt, 97 Prozent der illegalen Verschmutzer zu bestrafen. Es überrascht vielleicht nicht, dass die beiden Unternehmen mit den höchsten Treibhausgasemissionen in den USA, die in der neuen Ausgabe des Greenhouse 100 Polluters Index Report von Forschern des renommierten Political Economy Research Institute (PERI) der University of Massachusetts-Amherst aufgeführt sind, ihren Sitz in Texas haben. Vista Energy und Duke Energy haben 2019 zusammen 194 Millionen Tonnen CO2-äquivalente Treibhausgasemissionen in die Atmosphäre abgegeben, wobei in dieser Zahl biogene Kohlendioxidemissionen (Emissionen, die von einer stationären Anlage durch die Verbrennung oder Zersetzung von biologisch basierten Materialien, die keine fossilen Brennstoffe sind, freigesetzt werden) nicht enthalten sind.

Unter der Trump Regierung hatten Umweltverschmutzer wie Chevron, ExxonMobile, Peabody Energy oder auch  Conoco, mehr Freiheiten als je zuvor in den letzten Jahrzehnten, um die Umwelt zu zerstören. Mehr als 125 Umweltvorschriften wurden während Trumps alptraumhafter Regierungszeit zurückgenommen. 

Das Londoner Unternehmen Trucost, welches für die Finanzinitiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP FI) arbeitet, schätzt die Umweltschäden durch die 3000 größten börsennotierten Unternehmen auf 2,15 Billionen US-Dollar. Dabei wurde festgestellt, dass die Kohlenstoffreduktionsziele, die sich die weltweit führenden Unternehmen im Jahr 2016 gesetzt haben, zwar recht hoch erscheinen, tatsächlich aber nur 16 % der Reduktion ausmachen, die erforderlich ist, um den Anstieg der globalen Temperaturen auf 2 Grad Celsius zu verhindern. Über 90 % der Unternehmen im Jahr 2018 haben aktive Ziele für die Kohlenstoffberichterstattung, aber nur 14 % haben wissenschaftlich fundierte Ziele angenommen.

Das US-Militär mit seiner gigantischen Kriegsmaschinerie verschlingt jährlich 700 Milliarden Dollar als Budget und hat dadurch einen höheren CO2-Ausstoss als 170 Ländern auf der Welt. 2017 verbrauchte das US Militär täglich rund 269’000 Barrel Öl und stiess durch die Verbrennung dieser Brennstoffe mehr als 25’000 Kilotonnen Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre. Diese Daten zeigt eine Untersuchung von Forschern der Universitäten Durham und Lancaster, die in der Fachzeitschrift „Transactions of the Institute of British Geographers“ 2019
veröffentlicht wurde.

China ist derzeit auf Platz 1 der weltweit größten Verursacher von Treibhausgasemissionen. In China wird 60 Prozent des Stroms aus Kohle gewonnen, obwohl das Land bei den Pro-Kopf-Emissionen noch weit hinter den USA liegt.

Saudi-Arabien wird in der Globalen Verschmutzung oft gar nicht gesehen.
Zwar gint es seit Jahren gute Ansätze und auch Ergebnis bei den erneuerbaren Energien. Diese werden jedoch von miserablen Emissionswerten beim Energieverbrauch zunichte gemacht.

Auf Platz 3 der Umweltzerstörung liegt der Iran. Dort gibt es so gut wie überhaupt keine Ansätze in Klimapolitik zu investieren.

Selbst das Naturverbundene Kanada liegt im Verbrauch von Kohlendioxidemissionen auf Platz 4.

Es seien noch Ländern wie: Taiwan, Malaysia, Kasachstan, Australien, Südkorea, Russland, Indien und Brasilien zu nennen, die einen massiven Anteil an den größten Kohlendioxidemissionen der Welt beitragen.

50 Jahre „wir-wollen-was-tun“, aber jeder schaut weg

Die meisten Umweltprobleme haben sich in den letzten 50 Jahren durch die immer schneller wachsende Wirtschaft und Industrie verschlimmert statt gebessert.
Die Natur und Klima stehen kurz vor dem Kollaps und es wird so getan, als ob alles gut ist. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass das Artensterben immer schneller voranschreitet, und dass der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle und Erdöl unaufhaltsam ansteigt, was zu einem Temperaturanstieg führt und das Phänomen der globalen Erwärmung bewirkt. Bereits jetzt stellen Wissenschaftler einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von 1,0 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau fest. Die Jahre 2015 bis 2018 waren nach ersten Analysen der Weltwetterorganisation die vier wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert.

Der globale Klimawandel hat bereits spürbare Auswirkungen auf die Umwelt. Die Gletscher sind geschrumpft, das Eis auf Flüssen und Seen bricht früher ab, die Verbreitungsgebiete von Pflanzen und Tieren haben sich verschoben und die Bäume blühen früher. Diese Auswirkungen von Wissenschaftler_innen, die in der Vergangenheit als Folge des globalen Klimawandels vorausgesagt hatten, treten nun ein: Verlust von Meereis, beschleunigter Anstieg des Meeresspiegels und längere, intensivere Hitzewellen oder Überschwemmungen.

Wissenschaftler_innen auf der ganzen Welt gehen davon aus, dass die globale Temperatur in den kommenden Jahrzehnten weiter ansteigen wird
Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC), dem mehr als 1300 Wissenschaftler_innen angehören, prognostiziert für das nächste Jahrhundert einen Temperaturanstieg  von 1,5 Grad Celsius. Dem IPCC zufolge wird das Ausmaß der Auswirkungen des Klimawandels auf einzelne Regionen im Laufe der Zeit und je nach der Fähigkeit der verschiedenen Gesellschafts- und Umweltsysteme, den Wandel abzumildern oder sich an diesem anzupassen sehr unterschiedlich sein.

Im Wesentlichen handelt es sich um eine kausale Beziehung zwischen dem vom Menschen verursachten Klimawandel und dem Artensterben. Höhere Temperaturen führen zu einer Kettenreaktion anderer Veränderungen rund um den Globus, mit enormen Auswirkungen nicht nur auf die Menschen, sondern auch auf die Tierwelt und die biologische Vielfalt. Das Artensterben schreitet heute schneller voran als je zuvor: Rund eine Million Arten sind bereits vom Aussterben bedroht, „viele davon innerhalb von Jahrzehnten“, so ein wichtiger Bericht der Vereinten Nationen für 2019.

Umweltverschmutzung als Straftatbestand

Nach Völkerstrafrecht kann man nach § 7 – Verbrechen gegen die Menschlichkeit, bei Konzernen, Staaten und Regime auch in Schuldfragen gegen die Umweltzerstörung dies anwenden.
In Absatz 2 steht folgende geschrieben: in der Absicht, eine Bevölkerung ganz oder teilweise zu zerstören, diese oder Teile hiervon unter Lebensbedingungen stellt, die geeignet sind, deren Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen.

Zu diesem Punkt wären die Abholzung der Regenwälder in Amazonien, Kongobecken, Sundaland (Südostasien), Tumbes-Chocó-Magdalena (Südamerika), Molukken und Sulawesi (Indonesien) oder die Wälder auf dem Südostasiatisches Festland zu nennen.

Auch steht der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé seit Jahren in der Kritik Wasserrechte von staatlichen Wasserbehörden zu kaufen. Dies vornehmlich in ohnehin schon Regionen wo kaum Niederschlag fällt. So zum Beispiel im Süden von Afrika, Pakistan und Äthiopien.

Die Verschmutzung und Ausbeutung
der Umwelt ist somit ein Verbrechen nach dem Völkerstrafrecht. Die globalen Umweltverbrecher werden fast nie strafrechtlich verfolgt, denn Umweltkriminalität gilt immer noch als „Wirtschaftskriminalität“ und dies wird meist nur zivilrechtlich verfolgt und mit Geldstrafen belegt.

Bußgelder reichen sicherlich nicht aus, um gierige und rücksichtslose Kapitalisten von der Zerstörung der Umwelt abzuhalten, selbst wenn die Bußgelder so hoch sind wie im historischen Fall der Durchsetzung von Treibhausgasvorschriften zwischen der US-Umweltschutzbehörde (EPA) und Hyundai und Kia, der die Autohersteller zur Zahlung von 100 Millionen Dollar Zivilstrafe zwang, weil sie unter anderem mehr Treibhausgase ausgestoßen hatten, als sie der EPA gemeldet hatten, oder, noch aktueller, die scheinbar gigantische Geldstrafe von 1 Milliarde Dollar, die die Europäische Union gegen die deutschen Autohersteller Volkswagen und BMW verhängt hatte. Beide Autohersteller wurden wegen Absprachen zur den Einsatze von bewusst fehlerhaften Abgasreinigungstechnologien bestraft.

Volkswagen hat eine lange Geschichte von Abgasbetrügereien hinter sich, kam aber immer noch glimpflich davon. Der Grund dafür ist, dass es in Deutschland noch nicht einmal eine strafrechtliche Haftung für Unternehmen gibt, und erst vor kurzem gab es einen Vorstoß zur Einführung eines solchen Rechtsrahmens. Selbst in Europa gibt es nach Aussage von dem EU-Umweltkommissar, Virginijus Sinkevicius, keine Strafe für Umweltverbrechen.

Ein weiterer Grund, warum Geldstrafen nicht abschreckend wirken, ist, dass die Kosten solcher Strafen auf die Aktionäre und oft sogar auf die Verbraucher abgewälzt werden, anstatt von den schuldigen Personen getragen zu werden.

Gefängnisstrafen müssen für Umweltverbrechen eingeführt werden, obwohl es klar ist, dass Umweltverbrechen nicht in einer einzigen Kategorie zusammengefasst werden können. Schwere Umweltverbrechen (jedes Verbrechen, das zu einer Veränderung der globalen Gemeingüter oder des ökologischen Systems der Erde führt, wie z. B. die Zerstörung des Amazonaswaldes unter der Regierung Bolsonaro) sollten mit schweren Haftstrafen einhergehen.

Diese von Kapitalismus geprägte Zerstörung der Umwelt muss endlich als Verbrechen angesehen werden und in die Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag fallen.  
Wenn wir die Erde retten wollen gibt es keinen Weg, denn offensichtlich sind auf Papier festgeschriebene Grundsütze nichts wert.

Doch auch wenn Zweifel an der abschreckenden Wirkung harter Haftstrafen für systematische Umweltschäden und Zerstörung
bestehen, ist eines sicher: Wenn die zur Zeit bestehenden halbherzige rechtliche Reaktionen auf Umweltverbrechen beibehalten werden, ist der Planet dem Untergang geweiht.

Quellen:
– Institue de la Biodiversité et des Aires marines Protégées
– Jahresbericht der Panafrikanischen Medienallianz zum Klimawandel – PAMAC
-Mediaterre.com des Institut de la Francophonie
– NASA Climate Protection Report 2021
– UVED:Université virtuelle de l’environnement et du développement durable