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Freycinetmaß

Europäische Norm fur die Abmessungen der Schleusen bestimmter Kanäle. Diese vom 5. August 1879 stammende Norm legte die Lange der Schleusen auf 39 Meter bei einer Breite von 5,20 Meter fest, damit sie von Lastkähnen mit einem Gewicht von 300 oder 350 Tonnen und einem Tiefgang von 1,80 Meter bis 2,20 Meter befahren werden können. Im Anschluss an diese Norm wurden Ende des 19.Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Arbeiten zur Modernisierung der Kanäle und zur Harmonisierung der Binnenschifffahrt in Angriff genommen.

Schiffe mit dem Freycinetmaß dürfen 38,5 Meter auf 5,05 Meter nicht überschreiten. Dies entspricht heutzutage der europäischen Binnenschiffsklasse I.
Zu Beginn der 2000er Jahre stimmten in Frankreich 5 800 Kilometer Binnenschifffahrtswege mit ihr überein, welche von 23% des Binnenschifffahrtsverkehrs befahren wurden.

Das Schleusenwärtertal

Die Schleusentreppe von Arzviller/Henridorff wurde im Jahr 1853 gebaut, um den Rhein-Marne-Kanal über die Vogesenschwelle führen zu können, und umfasste 17 Schleusen, welche auf einer Strecke von 3,8 Kilometer verteilt waren.
Dieser bemerkenswerte Standort des Binnenschifffahrtsnetzes der staatlichen Wasserstraßenverwaltung Voies navigables de France bildete die Schleusentreppe mit den am engsten beieinander liegenden Schleusen
Frankreichs und umfasst die kürzeste Haltung Europas. Das Schleusenwärtertal zeugt von der Vielschichtigkeit der Arbeiten und den eingeleiteten Bemühungen, um den Kanal durch dieses Tal zu führen, aber auch von der intensiven
Binnenschifffahrtstätigkeit, die hier herrschte. 35 bis 40 Penischen fuhren hier täglich hindurch und beförderten ungefähr 11 000 Tonnen Güter, was 300 Lkw oder 30 Güterzügen entspricht.

Die Fahrt durch dieses Tal ging jedoch mit zweierlei Bedenken einher, und zwar hauptsächlich in Verbindung mit dem Wasserverbrauch: Für die Fahrt durch eine Schleuse sind 300 bis 500 m³ Wasser erforderlich. Das Tal zählt 17 Schleusen. Bei 40 Penischen /Tag lasst sich das
Wasservolumen, welches für eine weniger als 4 Kilometer lange Strecke jeden Tag erforderlich wird, auf 270 000 m³ schätzen.
Bei der zweiten Herausforderung, welche in Anbetracht der damals nicht so knappen Lieferfristen von geringerer Bedeutung war, handelte es sich um die Fahrzeit welche die Fahrt durch dieses Tal in Anspruch nahm: 1 ganzer Fahrttag!

Plan incliné de Saint-Louis/Arzviller an der Vogesenschwelle

Das Schiffshebewerk Saint-Louis/Arzviller  ist Teil des fast 300 Kilometer langen Rhein-Marne-Kanals.
In Arzviller wurde vor 60 Jahren ein noch nie dagewesen Projekt Kinematik gebaut.
Dazu später mehr.

Die Idee oder Version von einem Kanal zwischen Marne und Mosel geht tatsächlich bis ins Ende des 16. Jahrhundert zurück.
Jene Idee, die man dem französischen
Festungsbaumeister und Genral Marquis de Vauban zu ordnet, wurde noch einmal unter Leopold I. von Lothringen im 17. Jahrhundert aufgenommen, aber nicht realisiert.
Erst als 1827 der Ingenieur Barnabé Brisson einen Plan zur Verbindung von Marne und Rhein erstellte, wurde wenig später dieser auch bewilligt und gebaut.

Das größte an diesem Vorhaben war zweifellos die Vogesenschwelle mit ihren 17 Schleusen auf knapp 4 Kilometer Länge. Als in 1900er Jahren noch Pferdefuhrwerke den Straßentransport dominierte, war die Binnenschifffahrt klar im Vorteil. Mit dem Ausbau von Straßen und der Zunahme an Lkw nach dem 2. Weltkrieg, verlor der Kanal immer mehr an Bedeutung.
Selbst der spektakuläre Bau von dem Schrägaufzug mit 41% bei Arzviller, dessen Bau 1965 begann und seit 1969 in Betrieb ist, bei dem eine Höhenunterschied von 44,55 Meter und vormals 17 Schleusen zwischen Saint-Louis und Arzviller ersetzt, brachte dem Kanal kaum noch eine Rentabilität.
Erst mit Freizeitboote rückte der Kanal und natürlich das Schrägschiffshebewerk wieder in den Fokus der Region. Wo früher tausende Penische, schmale und nicht sehr lange Frachtschiffe, durch diese grandiose Landschaft der Vogesen fuhren, sind es seit Jahrzehnten Freizeitboote. In einer Saison werden über das Schiffshebewerk 9.000 Freizeitboote und ungefähr 5 Penische geschleust.

Das Schrägschiffshebewerk ist eine
Meisterleistung aus Physik und Mathematik, denn der 41,50 Meter lange und 5,50 Meter breite Trog, hat bei einer Wassertiefe 3,20 Meter ein ungefähres Gewicht von sage und schreibe 900 Tonnen. Diese Systeme funktioniert nur und ausschließlich auf Gegengewichte.

Die elektrisch angetriebene Winden laufen nur beim Start kurz an. Den Rest schafft die Kinematik.
Außer diesem Schiffshebewerk sind weltweit nur zwei ähnliche Konstruktionen mit Schrägaufzug in Betrieb. So eines im belgischen Ronquières am Kanal Charleroi-Brüssel funktioniert nach dem gleichen Prinzip, nur sind die Tröge in Längsbauweise angelegt, während das Hebewerk von Saint-Louis / Arzviller den Trog quer zur Schiffsfahrtrichtung hochzieht. Das andere ist das Schiffshebewerk am Krasnojarsker Stausee im russischen Krasnojarsk am Jenissei.