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Nachtwächter Führung durch Stromberg

„Brecht den Krieg ab und stellt die deutschen Feindschaften ein. Die innere Feindschaft richtet uns zugrunde.“

Autorin Naike Juchem

Stromberg, die Stadt der drei Täler, drei Burgen und drei Bäche – der Welsch-, Dörre- und Guldenbach.
Die kleine historische Stadt liegt am südöstlichen Rand des Hunsrücks. Im Westen befindet sich der Soonwald und im Norden der Binger Wald. Stromberg zählt heute circa 3200 Einwohner und die erste Besiedlung wird bereits in der Jungsteinzeit angesehen.

Stromberg liegt an einer historischen Römerstraße die von Bingen nach Trier führte und wurde erstmals im Jahr 1056 erwähnt.

Am 9. Dezember war eine Nachtwächter Führung in Stromberg im Hunsrück. Geführt und in Mundart vorgetragen vom Marianne Wilbert.

Marianne Wilbert führte die kleine Gruppe von circa 20 Besucher sehr ausführlich durch die Geschichte von dem kleinen Ort im Hunsrück.

Geschichte ist sehr interessant, wenn man die Geschichten von Häuser, Plätze – oder gar Luftschutzbunker kennt.
Letzteres war im der Führung nicht enthalten. Dazu später mehr.

Der Start der Führung begann auf dem historischen Marktplatz. Dort steht eine Figur des hl. Jakobus in Pilgertracht. Diese wurde 1780 von dem Mainzer Barockbildhauer Johann Matthäus Eschenbach geschaffen.

Der hl. Jakobus in Pilgertracht auf dem Marktplatz

Über die Marktstraße ging es in die Gerbereistraße zum ehemaligen Forsthaus, wo heute das Heimatmuseum untergebracht ist. Dort kann man mittelalterlicher Relikte und Schriftstücke des 16.-20. Jahrhunderts betrachten.
Das Haus stellt eine komplett eingerichtete Uhrmacherwerkstatt, die »Gute Alte Stube«, Omas Küche, Schlaf- und  Wohnzimmer aus dem frühen 19. Jahrhundert aus.

Altes Forsthaus

Marianne Wilbert erzählte sehr ausführlich von den einst 20 Gerber im Ort und deren Lederherstellung. Bei Bauarbeiten in den 1990er Jahren wurde ein sehr gut erhaltener Gerber-Bottich gefunden, welcher heute in der Straße „Im Zwengel“ steht.

Staatsstraße Nummer 5

An der „Staatsstraße 5“ steht die ehemalige Posthalterei. 1779 wurde dem Stromberger Johann David Sahler vom Fürsten Thurn und Taxis die offizielle Festhalterei verliehen – also eine Poststadion. In dem Bereich von dem Haus wurden die Pferde getauscht oder getränkt.

Im Gasthaus „Zur Post“ konnte man sich von den Strapazen der Reise erholen oder eine Herberge für eine Übernachtung der Weiterreise finden.

Die St. Jakobus Kirche an der Rathausstraße aus dem Jahr 1863 ist im neugotischem Stil nach den Plänen des Kölner Dom-Baumeisters Vinzens Stahts aus behauenem Stromberger Kalkstein errichtet.

Zwischen der „Rathausstraße“ und „Im Zwengel“ sprach Frau Wilbert über die mittelalterliche Fustenburg, oder auch Stromburg genannt. Nach der Legende wurde im Jahre 1574 auf jener Burg der »Deutsche Michel« Hans Michael Elias von Obentraut geboren und auch dort seine Jugend verbraucht haben.
Im Dreißigjährigen Krieg erwarb sich Obentraut als Reitergeneral Achtung und Anerkennung auf dem Schlachtfeld.

Die Stromburg

Er starb am 25.Oktober 1625, auf dänischer Seite kämpfend, in der Schlacht gegen Tilly bei Seelze. Der Überlieferung nach ließ Tilly daraufhin das Gefecht abbrechen und begab sich zu dem sterbenden Obentraut, um dessen Heldenmut ein letztes Mal zu ehren.
Obentraut soll schwerst verletzt mit letzter Kraft gesagt haben: „Brecht den Krieg ab und stellt die deutschen Feindschaften ein. Die innere Feindschaft richtet uns zugrunde.“

Womit nun die Redewendung für Aufrichtigkeit, Ehrenhaft und Tapferkeit für den »Deutschen Michel« geklärt wäre.

Gerber-Bottich

„Im Zwengel“ kamen wir an dem alten Gerber-Bottich aus dem 18. Jahrhundert vorbei, welcher bei Bauarbeiten in den 1990er gefunden wurde.



In der „Schloßstraße“ steht einer der ältesten Häuser von Stromberg.

Luftschutzbunker

Anm. Ich sprach während der kleinem Tour mit verschiedenen Leuten, so auch mit Herr Fuchs, der auch sehr vieles über den Ort wusste und auch sehr viele Chroniken hat.

Auf dem Weg zurück in den Ortskern, sah ich rechts einen Felsen mit einer Tür. Ich dachte an eine Bunkertür. Konnte mir aber nicht erklären, wofür diese Tür sei und ob mein Vermutung richtig war. Wahrscheinlich konnte Herr Fuchs meine Gedanken lesen und erzählte mir, dass er neben diesem Luftschutzbunker wohne und er sich für eine touristische Besichtigung einsetzt. Herr Fuchs sagte mir, dass mit dem Baubeginn erst 1944 begonnen wurde und die Frauen aus dem Ort mit Karren den Abraum aus dem Berg geschafft hätten. Als im Mai 1945 der Krieg zu Ende war, wurde der weiteren Ausbau von dem Bunker eingestellt.

Alles in allem war es eine sehr schöne abendliche Tour zur einen Ort, den ich so nicht kannte.

Naike Juchem, 10. Dezember 2022

Quelle: hunsrueck-nahereisen.de