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Entweder oder – sowohl als auch

Es gibt in diesem Land eine zum Teil heftige Diskussion über die Sprache:  Gendern.

Eines vorweg: Das Wort „gender“ kommt aus dem Englischen und bedeutet Geschlecht. Damit ist nicht das biologische Geschlecht, sondern das soziale Geschlecht gemeint. Ein soziales Geschlecht bezieht sich auf alles, was als typisch für Frauen und Männer gilt.

Die deutsche Sprache ist eben durch einen komplizierten Satzbau, verschiedenen Artikeln und unendlich langen Wörtern sehr schwierig. Hinzu kommt dann noch die Adjektivdeklination. Wir können mit einer neuen Sprache oder Orthografie das Rad nicht neu erfinden. Man versucht es leichter, oder jedem gerecht, zu machen. Wobei viele Menschen schon bei dem Wort Gendern Schnappatmung bekommen. Oft kommt immer der eine Punkt, dass man sich über das Pronomen „divers“ aufregt und plötzlich alle Personen damit in Einklang bringt, die „divers“ sind, sein wollen oder möchten.
Diese tatsächlich mikroskopisch kleine Gruppe fühlt sich ausgeschlossen, wenn in unserer Sprache in der Mehrzahl oft nur die männliche Form verwendet wird. Zum Beispiel dann, wenn von den Schülern 
gesprochen wird, obwohl an der Schule genauso viele Mädchen wie Jungs unterrichtet werden.

Auch Berufe haben sich im Laufe der Jahre verändert. Früher machte sich über den militärischen Dienstgrad eines Hauptmann oder Oberst niemand Gedanken, denn er war ein Mann. Mit der Zeit kamen auch immer mehr Frauen zum Militär. Die Anrede Frau Hauptmann oder Frau Oberst bleibt. Trotzdem gibt es Änderungen bei Brigardegeneralin oder Oberstleutnantin.
Um eben nicht mehr die Berufe als „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ anzusehen, gab und gibt es Wünsche nach Änderungen an der deutschen Sprache, welche nun auch seit Jahren sehr kontrovers diskutiert werden.

Offiziell bedeutet Gendern, dass wir alle Menschen in unserer Sprache mit einbeziehen. Was also bedeutet,
– dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind
– dass wir Frauen ansprechen, die sich als Männer sehen
– und Männer mit einbeziehen, die sich dem weiblichen Geschlecht zuordnen. Wobei ich dies persönlich für völligen Schwachsinn halte. Ich selbst habe eine Transidentität und hatte 2018 meine Personenstandsänderung zur Frau. Folglich bin ich eine Frau. Und nichts irgendwie dazwischen.
– und Menschen, die beides sind: Mann und Frau in einem Körper. Diese Menschen gibt es tatsächlich. Es sind Intergeschlechtliche Menschen. Fast jede Hebamme kann dies bestätigen. Ich persönlich kenne drei solcher Menschen.
Nach der Geburt stellt sich tatsächlich oft die Frage, was es (das Kind) denn nun werden soll. Der Einfachheit halber wird dann in den meisten Fällen ein Mädchen „daraus gemacht“.

Sprache ändert sich

Die Sprache ändert sich. Dies ist eben so.
Wer Texte aus der Zeit vom 1. bis 4. Jahrhundert mal liest, wird festgestellt, dass es kein J,  V,  W und Z gab. Auch gab es zu vielen Wörter eine völlig andere Schreibweise.
Man muss nicht bis ins Mittelalter zurückgreifen, um zu sehen, dass sich Sprache verändert. Wer sagt denn noch: „Nimm mal den Hörer ab“ , „Wie ist deine Faxnummer?“ „Hast du noch Tippex?“ oder „Ich leg mich mal kurz aufs Chaiselongue.“
Wer sagt denn noch Wörter wie zum Beispiel: Mumpitz, piesacken, Bandsalat, Schwerenöter oder auch Fisimatente? Wobei letzteres eigentlich Visitez ma tente gesprochen wird und rein gar nicht mit dem deutschen Sinn für keinen Blödsinn machen überhaupt nichts zu tun hat.

Am 1. August 1998 trat die Rechtschreibreform in Kraft. Noch heute wird diese Neuregelung der deutschen Orthografie diskutiert.
Bei vielen Wörter fiel das ß weg und wurde durch ss ersetzt oder wurde mit einen Bindestrich ergänzt. Zum Beispiel: 8jährig wurde zu 8-jährig. Oder umgekehrt:  afro-asiatisch wurde zu afroasiatisch. Das Balettheater wurde zun Baletttheater oder man kann es aus Ballett-Theater schreiben.
Aus der Schiffahrt wurde die Schifffahrt.

Vieles ist eigentlich völlig logisch, denn diese Wörter haben nun mal zwei Doppelbuchstaben. Wenn dann das folge Wort mit dem gleichen Buchstaben anfängt, hat man eben drei gleiche Buchstaben in einem Wort.

Pro und contra zu Gendern

Zurück zu dem eigentlichen Thema.
Mann muss beim Gendern nicht immer einer Meinung sein. Auch ich finde einige Wort- und Satzfindungen etwas kurios.
Es gibt aber auch Beispiele, die wir alle ohne größere Probleme benutzen können oder könnten.

Folgend mal ein paar Beispiele:
– aus dem Abenteurer wird Waghals; abenteuerliebende Person; abenteuerlustige Person; abenteuermutige Person; Abenteuermensch
– Aus dem Abgänger wird eine absolvierende Person; Abschluss innehabende Person
– ein Abgeordneter wird zur abgeordneten Person für …
– aus Abiturient wird Abitur ablegende Person; Person, die Abitur macht
– aus einem Arztbesuch wird ärztlicher Kontakt; ärztliche Sprechstunde; Besuch der ärztlichen Sprechstunde; ärztliche Visite
– der Mädchenname wird zum Geburtsname (steht eigentlich schon seit zig Jahren in verschiedenen Anträgen von Behörden.)
– aus Nachbarn werden nebenan Wohnende
–  oder das Nutzerkonto wird zum Account; Konto; Zugang.
– bei der Mutter-Kind-Gruppe sehe uch es schon als vernünftig an, wenn man diese Eltern-Kind-Gruppe nennt. Denn es gibt auch Väter (Elternteile) die an oder bei solchen Gruppen Treffen oder was auch immer zugegen sind.
Gleiches sehe ich bei einem Mutter-Kind-Parkplatz = Familienparkplatz.

Natürlich gehe ich auch nicht bei allem mit, was unter das Gendern fällt. Bei so einigen Wort- und Satzfindungen tue auch ich mir schwer.
So zum Beispiel:
– der Mutterleib = Körper der schwangeren Person
– Muttermilch = Elternmilch; Brustmilch
– Mutter = Elternteil
Bei dem Elternteil als solches tue ich mir schwer, dass man dort Mutter und Vater gänzlich als Elternteil ersetzen will.

Es gibt aber auch in der Gendersprache einige Punkte, wo sich aus einem Satz wohl kaum erfahren lässt, wenn aus dem Verstorben eine verstobene Person wird.

Ich nahm vor Jahren in Frankfurt an einer Fachtagung über dieses Thema teil. Eine Person erklärte den Zuhörer:innen, warum und weswegen die Person (kann ja nun nicht er schreiben) sich von der Stadt Wiesbaden genötigt fühlte, wenn die Person in Anschreiben mit Herr angesprochen wurde. Jene Person hatte auch mehrere Anzeigen und Gerichtsverfahren gegen die Stadt Wiesbaden erhoben.
Ob es nun Sinn macht, sich über solche Dinge gerichtlich auszulassen, sei mal dahin gestellt.

Eine andere Person erklärte den Zuhörer:innen seine Bachelor Arbeit über zig Seiten, warum er die Schreibweise mit * : _ – als nötig erachtete. Dem nicht genug. Denn er erklärte dies bis ins mikroskopische. Das nach der Pause nur noch eine handvoll Zuhörer:innen im Saal war, wunderte niemand.

Ob und wie wir nun mit diesem Thema umgehen, sollte schlussendlich jeder für sich selbst entschieden. Muss man wirklich alles und jedes bis auf die Spitze treiben, um wirklich jedem gerecht zu werden?

Die Sprache

Foto: Pinterest

Immer häufiger sehe ich eine Vergewaltigung der Sprache und frage mich, wie es sein kann, dass man heute mit einfachsten Mitteln (Autokorrektur) nicht einmal einen Satz fehlerfrei schreiben kann. Über den Flynn-Effekt habe ich schon berichtet und weiß nicht, ob es an der fehlenden Bildung oder Intelligenz liegt.
Vielleicht liegt es an der veränderten Zeit und man ’schnuddelt“ einfach etwas ins Internet ohne sich Gedanken zu machen.
Natürlich gibt es Menschen mit einer Lese- Rechtschreibschwäche. Aber auch da gibt es gerade im Zeitalter der modernen Kommunikation viele Hilfsmittel. Die Autokorrektur, Brockhaus, Duden und zig weitere Möglichkeiten.

Ein ordentlicher Satzbau und Grammatik zeugt von dem Respekt dem anderen gegenüber. Wenn man etwas schreibt, möchte man jemanden Schließlich etwas mitteilen und der Angeschriebene sollte ja auch jene Mitteilung verstehen können.
Das wir alle mal Fehler schreiben ist mir klar und darauf will ich auch gar nicht aus. Wenn man aber einen – oder mehrer Sätze lies, bei denen man selbst nach mehrmaligem lesen den Sinn der Botschaft nicht annähernd nachvollziehen kann, wird es schon schwierig.

Wir als Menschen haben uns in der Evolution von allen Lebewesen am besten entwickelt und dies nur durch die Sprache und Schrift.
Wir können Geschicht, Wissenschaft und die Errungenschaften von so vielen klugen Köpfen lesen und auf deren Erkenntnis aufbauen und weiter forschen.
Die Sprache ist das wichtigste Element in der Menschheit und wir sollten diese uns auch bewahren.
Seit Jahren gibt es sogenannte Emojis die sehr vereinfacht ein Befinden, eine Nachricht oder Meinung ausdrücken können. Bildschrift versteht jeder auf dieser Welt. Hieroglyphen von vor 4500 Jahren zeugen davon. Ein Emoji kann aber keine Gefühle ausdrücken wie es die Lyrik kann. Texte von Goethe, Schiller, Fontaine, Heine, Shakespeare und viele große Autoren der Welt haben mit Sprache Meisterwerk geschrieben welche nach über 200 Jahren immer noch ein Bestandteil der Gesellschaft sind.
Sprache verbindet Menschen und auch große Komponisten hatten dies schon sehr früh erkannt. Bach, Beethoven, Händel, Mozart, Schuber oder Wagner sind nur einige der größten Komponisten dieser Welt.
Das Verhältnis von Sprache und Musik in musikalischen Werk wurde zu allen Zeiten
thematisiert. Der Text von Schiller’s Ode an die Freude, wurde von Beethoven vertont und wir alle kennen dieses Meisterwerk aus der 9. Sinfonie.

Ist Musik Sprache oder ist Sprache Musik

Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Fest steht, dass das musikalische und sprachliche System
Ähnlichkeiten zeigen. In Bezug auf Syntax und Grammatik lassen sich die sprachlichen Aspekte Satz,
Frage, Antwort und Periode in der Musik als Satz, Vorder- und Nachsatz und
Periode begreifen. Auch das Prinzip der Satzzeichen ist in der Musik im Rezitativ zu finden. Ebenso werden rhetorische Figuren aus
der Sprache in die Musik übertragen.

Was ist Sprache?

Sprache ist eine Besonderheit der Menschen. Sie ist ein komplex aufgebautes System, das Laute und Schriftzeichen verbindet, Wörter bildet, die sich zu größeren Einheiten, Sätzen, formieren. Durch die Aneinanderreihung vieler Sätze entstehen schließlich Texte.
Sprache ist ein sich stets weiterentwickelndes, komplexes System von Lauten und Zeichen zum Zwecke der Kommunikation. Jedem Zeichen des Systems wird eine Bedeutung zugeordnet.
Sprache wirkt im Prozess der Kommunikation als Medium zwischen dem Sender (Sprecher/Schreiber) und dem Empfänger (Hörer/Leser).

Auf allen Stufen der Evolution besitzen Lebewesen die Fähigkeit zur Kommunikation. Die Sprache ist aber eine Eigenart der Menschen. Sie wird als das eigentliche Medium von Kommunikation angesehen, denn das Handeln, Denken und Vorstellungsvermögen der Menschen wird durch die Sprache geprägt.
Der Begriff Sprache hat eine stete Ausdehnung erfahren, weshalb es auch keine eindeutige Definition gibt. Immer wird von bestimmten Aspekten ausgegangen.

Die Sprache ist ein komplexes Phänomen. Sie ist Mittel zum Ausdruck von Gedanken und Gefühlen, wichtigstes und artspezifisches
Kommunikationsmittel des Menschen, strukturiertes System von Zeichen, ein verinnerlichtes System von Regeln und wird als Menge der Äußerungen in einer Sprachgemeinschaft oder als Werkzeug des Denkens definiert (nach Brockhaus).
Charakteristisch für Sprache ist in jedem Fall, dass mit symbolischen Zeichen
kommuniziert wird. Die Bedeutung der Zeichen ist dabei völlig willkürlich (arbiträr).
Natürliche Sprachen (im Gegensatz zu künstlichen Sprachen) sind hierarchische Sprachen. Das heißt, es gibt verschiedene Ebenen mit entsprechenden Einheiten, die nach bestimmten Regeln kombiniert werden.
Die kleinsten Einheiten sind die Laute bzw. die Phoneme. Die verschiedenen Sprachen unterscheiden sich hinsichtlich des Gebrauchs der Laute (so gibt es im Deutschen im Verhältnis zum Französischen keine nasalen Vokale und im Gegensatz zum Englischen keinen th-Laut). Weitere Unterscheidungsmerkmale sind die Funktion der Laute, die Art und Weise der Zusammensetzung der Phoneme zu Silben und letztendlich zu Wörtern.
Diesem Lautsystem (Phonologie) einer Sprache steht das Schriftsystem
(Graphemik) gegenüber. Hier sind die kleinsten Einheiten die Buchstaben (Graphe oder Grapheme). Auch für das jeweilige Schriftsystem gibt es sprachspezifische Kombinationsregeln.

Warum können wir sprechen?

Die Fähigkeit zu sprechen beruht auf einer genetisch verankerten Grundlage sowie organischen Ausbildungen. Außerdem zählt zu den Grundlagen der
Sprachbefähigung die Entwicklung der Funktionen zum Wahrnehmen eines Gegenstandes und zum Erkennen von Zusammenhängen.
Diese Grundlagen umfassen also die physiologischen (körperbedingten) Voraussetzungen zum Sprechen und Hören sowie auch die Voraussetzungen zum Schreiben und Lesen einerseits und die neurologischen, im Gehirn lokalisierten Ausstattungen andererseits, um das Erlernen, die Produktion und Rezeption (Aufnahme, Übernahme anderen Gedankenguts) sprachlicher Äußerungen zu ermöglichen. Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang der Prozess der Sozialisation.

Sprache und Gesellschaft

Im Rahmen der Gesellschaft hat Sprache Kommunikations- und Identitätsfunktion. Innerhalb einer Sprachgemeinschaft sind meistens unterschiedliche Sprachformen vorhanden. Unterschiedliche Sprachformen werden geprägt durch Bindungen an soziale Gruppen (Soziolekte, z. B. schicht-, fach-, geschlechts-, altersspezifische Gruppen oder räumliche Bindungen). Aus den räumlichen Unterschieden ergeben sich z. B. die verschiedenen Dialekte einer Sprache. Ein gesellschaftlicher Unterschied der Sprache besteht in der Differenzierung zwischen
Standardsprache und Umgangssprache. Während die Umgangssprache den privaten Situationen angepasst ist, fungiert die Standardsprache als überregionales Verständigungsmittel im öffentlichen Leben.
Die Verbindung von Sprache mit den verschiedenen sozialen wie kulturellen Zusammenhängen ist ein wesentlicher Grund für ihre ständige Veränderung. Hier wirken innere wie äußere Faktoren.
Zu den äußeren Faktoren zählen:
Einflüsse anderer Sprachen, Kriege,
Vertreibungen, Aus- und Einwanderungen u. a.

Zu den inneren Faktoren zählen: die Tendenz zur Vereinfachung sprachlicher Systeme,die Angleichung von Ausnahmen an die Regel, Veränderung des Wortschatzes durch Neubildung oder/und Aussterben von Wörtern u. a.

Sprachen dieser Welt

Gegenwärtig werden auf der Erde zwischen 2 500 bis rund 5 500 verschiedene Sprachen gesprochen. Eine genaue Zahl kann nicht genannt werden, da es nicht in jedem Falle möglich ist, die jeweilige Sprache als gesonderte Einheit zu definieren. So verläuft die Grenze zwischen eigener Sprache und Dialekt nicht immer eindeutig. Auch die
Klassifizierung von Sprachen ist nicht ohne Probleme möglich. So gibt es verschiedene Klassifizierungsmodelle. Einige Sprachen gelten als isolierte Sprachen, da eine Verwandtschaft mit anderen Sprachen bisher nicht nachgewiesen werden konnte. Hierzu zählt in Europa z. B. das Baskische.
Sprachen, die auf eine gemeinsame Grundsprache zurückzuführen sind, werden als Sprachfamilie bezeichnet. Eine solche Sprachfamilie sind die indogermanischen Sprachen, worunter die germanischen Sprachen einen Sprachzweig bilden.

Naike Juchem, 24. Februar 2021

Quellen:
– Deutsches Institut für Sprachforschung
– Gieseler, Walter, Komposition im 20. Jahrhundert, Moeck Verlag 1975