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Dummheit macht vor tausend Jahren alter Kultur nicht halt

Am 17. Juli 2020 wurde in Takht Bahi, Bezirk Mardan (Khyber Pakhtunkhwa), eine alte Buddha-Statue mutwillig zerstört, weil diese als unislamisch galt.

Seit Dezember 2023 bin ich die Chef-Administratorin einer internationalen Menschenrechtsgruppe auf Facebook.
In dieser Gruppe sind mitunter hochkarätige Beiträge zu lesen. Beim „aufräumen“ bin ich die Tage über einen sehr interessanten Artikel aus Pakistan gestolpert. Leider hat vor zwei Jahren der Ersteller die Gruppe verlassen und ich habe keine Möglichkeit ihn zu kontaktieren. Daher poste ich nun seinen Artikel.

Am 17. Juli 2020 wurde in Takht Bahi, Bezirk Mardan (Khyber Pakhtunkhwa), eine alte Buddha-Statue mutwillig zerstört, weil diese als unislamisch galt. Die Zerstörung soll auch gefilmt worden sein.
Nach Angaben von Abdus Samad Khan, Leiter der archäologischen Abteilung von Khyber-Pakhtunkhwa, war die zerstörte Buddha-Statue 1.700 Jahre alt. Die zerbrochenen Teile wurden geborgen, um sie auf ihren archäologischen Wert hin zu untersuchen. So die Meldung von Pime asianews.

Die Statue wurde als unislamisch von den Arbeitern zerstört, die sie bei Grabungsarbeiten für ein Hausfundament gefunden haben sollten.
Das antike Artefakt gehörte zur historischen Gandhara-Zivilisation, die das Gebiet des heutigen Nordwestpakistans, mehr oder weniger das Peshawar-Tal und die unteren Täler der Flüsse Kabul und Swat umfasst.

Im März 2001 sprengten die Taliban im Bamiyan-Tal die zum UNESCO Weltkulturerbe gehörenden Buddha-Statuen. Sie waren historische Zeugnisse einer dort etwa vom 3. bis zum 10. Jahrhundert praktizierten, und in ihrer Art einzigartigen buddhistischen Kunst.
Schon in der Antike war Gandhara ein Handels- und Kulturknotenpunkt, der Indien, Zentralasien und den Nahen Osten miteinander verband, so wie auch viele Städte in Afghanistan, Iran, Usbekistan und Tadschikistan.

Gandhara ist der alte Name für die pakistanische Provinz Khyber Pakhtunkhwa. Sie wird von Buddhisten hoch verehrt und gilt als wichtige regionale Stätte der buddhistischen Zivilisation.

Die mir vorliegenden Fotos zeigen einen Mann, wie er mit einem großen Hammer die Statue zerschlägt. Die Tat soll auch gefilmt worden sein.

Nach Angaben von Pime asianews und Pakistanischen Medien, sollen vier an dem Vorfall beteiligte Personen verhaftet wurden sein. Später soll die Polizei einen örtlichen Bauunternehmer und fünf weitere Personen verhaftet haben, die verdächtigt wurden, gegen die Vorschriften zum Schutz von Altertümern verstoßen zu haben.

Im Jahr 2017 wurden in Bhamala, einer archäologischen Stätte im Bezirk Hariput, zwei seltene und uralte Buddha-Statuen gefunden. Die größte jemals an diesem Ort gefundene Statue stellt den Tod Buddhas dar, während die zweite Statue einen Buddha mit doppeltem Heiligenschein zeigt.

Nach dem Vorfall soll auf verschiedenen Nachrichtensendern und in den sozialen Medien über den Schutz des Glaubens anderer in dem Land diskutiert worden sein.

Obwohl die pakistanische Verfassung alle Religionen respektiert und alle Glaubensrichtungen für ihre Anhänger heilig sind, haben sich viele Aktivisten und Führer gegen die Zerstörung der Buddha-Statue ausgesprochen. Für Samad Khan war dies ein Verbrechen und zeigte die absolute Respektlosigkeit gegenüber der Religion.

Die Zerstörung dieser antiken Buddha-Statue zeugt von Unkenntnis der Geschichte und mangelnder Bildung und einem fanatisch- fundamentalistischen Glauben.

Naike Juchem, 2. Januar 2025

Die Marksburg

Immer wieder bemüht sich die Burgenforschung um eine klare typologische Erfassung der Burgen durch Zuweisung in bestimmte Kategorien. Dabei orientiert man sich an der topografischen Lage, der Funktion und der Bauform. Doch alle bisherigen Versuche, Burgen in eine logische und verständliche Typologie zu zwängen, blieben unbefriedigend, da Burgen eben keine schematischen sondern individuell geprägte Bauwerke sind.

Nimmt man z.B. die Topografie als Kriterium, so unterscheidet man generell zwischen der Höhenburg und der Niederungsburg, die im flachen Gelände steht und zumeist als Wasserburg ausgeprägt ist. Nun gibt es aber Wasserburgen mit Wassergräben und Burgen, die auf Inseln in Seen, Teichen oder Flüssen (Pfalzgrafenstein), sogar auf Meeresinseln ruhen. Ausnahmsweise können auch Höhenburgen Wassergräben aufweisen (Stahleck über Bacharach).

Bei den Hohenburgen lassen sich solche in Gipfel lage (Marksburg) und solche in Spornlage unter- scheiden. Spornburgen, die bewusst den natürlichen Schutz von nach drei Seiten abfallenden Bergspornen und Vorgebirgen suchten, sind seit dem 12. Jahrhundert ein besonders häufiger, auch im Mittelrheintal bevorzugter Lagetyp (Sterrenberg, Stahleck, Gutenfels), dabei manchmal auch in Hanglage (Ehrenfels). Um dem mit der Spornlage verbundenen Nachteil einer Überhöhung durch die angrenzenden Berghänge zu begegnen, stellte man der Bergseite gerne den Bergfried (Gutenfels) oder eine verdickte Mauer, eine Schildmauer, entgegen (Sterrenberg, Stahleck, Ehrenfels, Schönburg)
Unterscheidet man Burgen gemäß ihrer Funktionen, so scheitert man sofort, da die meisten Burgen im Mittelalter mehrere wichtige Aufgaben zugleich erfüllten: Schutzbauten, Wohnsitze, Zentren des höfischen Lebens, der Gerichtsbarkeit, der Verwaltung der Wirtschaft sowie Symbole der Herrschaft, Macht und der Landesbefriedung (Landesburg). Am Rhein kommt noch die Erhebung von Zöllen hinzu. Begriffe wie ,,Zollburg“, ,,Stadtburg“ oder ,,Hafenburg“ vermengen freilich Funktion und Topografie.

Leider fällt auch die Untergliederung von Burgen nach ihren Architekturelementen schwer. Eine ,,Schildmauerburg“ z.B. ist ebenso ein architekto nischer Bautyp wie ein topografischer, da Schildmauerburgen sich nur auf Vorgebirgen finden. Auch gab es Burganlagen, sogenannte Mantelmauerburgen, die zur Betonung ihrer Gipfellage die Ringmauer extrem hoch ausführten, so dass sie aus der Ferne wie gewaltige Türme wirkten. Ähnlich problematisch ist der Terminus ,,Felsenburg“. Diesen in den Fels hinein gearbeiteten Burgen fehlen zwar zumeist solche Bauten wie Bergfried, Palas, Zwinger etc., doch lassen sie sich baulich aber auch nicht eindeutig definieren. Topografisch gehören sie zur Kategorie der Höhenburgen (z. B. Fleckenstein/Elsass)

Alle Typologien werden freilich durch den Umstand eliminiert, dass bei vielen Burgen Funktion und Architektur einem steten, mitunter sogar gravierenden Wandel unterlagen. Aus Wohnsitzen von Adeligen konnten Landesburgen werden, auf denen fortan Verwalter saßen. Dabei konnten sie von schlichten Schildmauerburgen zu mächtigen Festungen mutieren.

Die Marksburg ist in topografischer Hinsicht leicht zu klassifizieren. Sie gehört generell zur Gattung der ,,Höhenburgen“ und innerhalb dieser zur Gattung der ,,Gipfelburgen“. Funktionell wird die Kategorisierung schon schwerer, denn die Marksburg durchlief mehrere unterschiedliche Funktionen, wuchs vom Sitz Eppsteinischer Vasallen (Gefolgsleute) zum landesherrschaftlichen Burgschloss diente im 18. Jahrhundert sogar als kleiner Garnisonsstandort mit Festungscharakter, aber auch als Staatsgefängnis und Invalidenheim. In gewissem Sinne war die Marksburg zeitweilig auch eine echte Schutzburg, denn die mächtigen Grafen von Katzenelnbogen benötigten sie im 14. Jahrhundert zur Sicherung ihres in unmittelbarer Burgnähe betriebenen Silberbergbaus.