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Freiheit für freie Bürger – aber bitte nicht für alle

Nach den Zweiten Weltkrieg war Europa mit Grenzen durchzogen. Manche nannte man auch den Eisernen Vorhang.

Schon Anfang der 50 Jahre, genauer gesagt sieben Jahre nach Ende des Krieges wurde in Paris ein Abkommen der Montan Union unterzeichnet. Dieses Abkommen sah eine erhebliche Erleichterung der Stahlindustrie in Lothringen, Saarland (damals noch Französisch) und dem Ruhrgebiet vor. Er waren die ersten Gedanken für ein vereintes Europa.
Aber nicht nur der Transport von Stahl und Kohle sollte vereinfacht werden, auch der Reiseverkehr der Menschen für ihren Urlaub innerhalb von Europa ändert sich dadurch zum positiven.

Alcide De Gasper, Altiero Spinelli, Anna Lindh, Helmut Kohl, François Mitterrand, Jean Monnet, Robert Schuhman, Johan Willem Beyen und viele weitere Namen standen für ein gemeinsames Europa. Sie alle setzten sich für eine Überwindung der Weltkriegsschrecken sowie für Frieden und Solidarität ein. Sie kämpften für die Grundwerte, Menschenrechte und Gleichberechtigung in einem vereinten Europa.

Mit der Europapolitik in den frühen 80er Jahre von Helmut Kohl und französischen Präsidenten François Mitterrand bekam Europa ein neues Gesicht. Grenzkontrollen wurde weniger und man brauchte ab Mitte der 80er oft noch nicht einmal seinen Pass vorzuzeigen. Es reichte Schrittgeschwindigkeit beim Grenzübertritt nach Frankreich oder den Benelux Länder.

„Freie Fahrt für freie Bürger“ ist eigentlich ein Slogan des ADAC aus den frühen 70er Jahre und entstand nach dem Höhepunkt der Ölkrise. Mobilität um jeden Preis war und ist das Motto.
Die „Freie Fahrt für freie Bürger“ wurde Mitte der 80er Jahre für offene Grenzen gefordert. Man wollte endlich aus dem tristen Alltag raus und mit seinem Auto zügig an die Costa Brava fahren.
Die Welt stand sehr vielen Bürger offen und man lebte das Gefühl der Freiheit. Frühstücken in Paris, mal eben über das Wochenende an die Küste nach Belgien oder Niederlande fahren. Einkaufen in Grenznahen Regionen war am Samstag schon fest eingeplant.

Europa veränderte sich in den 80er Jahren immer mehr und schneller. In Süd- und Westeuropa bildeten sich föderalistischen Ideen eines Abbaus der Grenzkontrollen immer mehr. Den Blick nach Osten hatte viele Menschen nicht, denn dort war ja der Russe. Punkt.
Plötzlich rückten Staaten wie die DDR, Polen, Tschechoslowakei, Ungarn oder Jugoslawien ins Weltbild. Urlaube am Balaton oder die Kroatische Adria fand man auf einmal in den Reisekatalogen.

Mit Michael Gorbatschow kam ein gemäßigter Politiker in den Kreml und Europa sah eine Chance für den Abbau von Grenzen im Osten. Alle Zeichen standen auf Frieden für Europa. Den Untergang der DDR und der UdSSR haben viele von uns miterlebt. Dies alles ist ohne Waffen und Gewalt passiert!

Europa feierte den Sieg der politischen Arbeit und Visionen vieler Staaten. Europa wurde zu einer Union an Staaten und Menschen. Gesetze wurden im Sinne von Europa entwickelt und entworfen. Europa bekam ein eigenes Parlament und Rat.
Durch den immer steigenden Warenverkehr und den Billiglohnländer wurde die Europäische Union immer mehr erweitert. Folglich kamen mit der Osterweiterung immer mehr Probleme hinzu.

Seit nun 10 Jahren werden immer mehr Stimmen laut, man müsse die Grenzen von Europa oder gar den eigenen Länder schließen. Der Mensch als Flüchtling sei das Problem für den Wohlstand in Europa.
Nur mal zur Einordnung. Was soll es denn bitteschön jetzt sein? Auf der einen Seite der grenzenlose Warenverkehr aus Billiglohnländer und die Freiheit in jedes Land von Europa für zwei Wochen Urlaub zu machen. Auf der anderen Seite waren es dann genau jene Menschen die am lautesten gebrüllt hatten, als man in der Corona-Diktatur die Grenzen geschlossen hatte. Die eigene Freiheit wurde plötzlich eingeschränkt. Dabei war man noch nie an der Costa Brava gewesen.

Nun kommt eine weitere deutsche Partei mit den gleichen Phrasen wie die AfD daher, dass man die Grenzen schließen muss und alle jubeln. Zur Erinnerung: Die CDU war es, die für ein offenes Europa stand.

Wenn wir keine Flüchtlinge haben wollen, sollten wir die Fluchtursachen bekämpfen und nicht die Menschen, die wegen Terror, Krieg, Umweltzerstörung und Ausbeutung fliehen.
Man möchte auf keine Bequemlichkeit und einen gewohnten Luxus im Alltag verzichten, wundert sich dann aber, wenn Menschen an die Tür von Europa anklopfen, weil man deren Lebensgrundlage zerstört.

All der Gedanke an föderalistischen Ideen werden seit Jahren mit immer mehr rechtsorientierten Regierungen zugrunde gerichtet, weil man einzig und alleine die Flüchtlinge als das zu bekämpfende Problem sieht.
Es ist schade, wenn immer mehr Menschen nur noch in täglich neuen Schlagzeilen denken können, ohne das ganze zu sehen.