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Angkor

Tempel in Angkor

Angkor war vor 1100 Jahren die größte Stadt der Welt.

Autorin Naike Juchem

Noch heute gibt diese Stadt Archäologen und Historiker sehr viele Rätsel auf. In Angkor wurden bis heute sieben verschiedene Sprachen gefunden, wovon zwei nicht zugeordnet werden können.
Angkor war eine gigantische Stadt, deren Ausmaß heute noch nicht genau bekannt ist, den immer wieder werden Mauern, Wassergräben, Säulen und Reste von Gebäuden bis ins thailändische Ayutthaya gefunden. Wer in Kambodscha und Thailand unterwegs ist, sieht in fast jeder Stadt oder Siedlung Überreste von dieser Megastadt. Etwa eine Million Menschen haben in jener Zeit in der Angkor gelebt.

Luftaufnahme von Angkor Wat. Foto Cambodia geo aerial view, Phnom Penh

Klarstellung der Könige

Jayavaman II. oder Suryavarman II.
Karl der Große, Ludwig II., Konrad I. oder auch Heinrich I. sind in der Geschichte schon etwas besser auseinander zu halten.

Jayavarman I. oder II. gilt als der Gründervater des Khmer-Reiches von Kambuja – also von Angkor. Oder deshalb, weil es Inschriften in Angkor gibt, welche
möglicherweise Jayavarman I. und II. als identisch annehmen. Fest steht nur, dass das Königreich der Khmer in den Jahren 770 und 781 nach Christus gegründet wurde.

Suryavarman II. wurde 1095 in Angkor geboren und wurde 1113 König. Er regierten bis zu seinem Tod 1150 über Kambuja.

Eingangstor von Angkor in der Nähe von Ayutthaya, Thailand

Es gibt auf der Welt nicht vergleichbares

Angkor ist darüber hinaus in seiner gesamten Baukunst in Symmetrie in dieser Größenordnung einmalig auf der Welt. Die allen uns bekannten Pyramiden von Gizeh oder die Maya Tempel im Mexiko sind im Vergleich zu Angkor nicht mehr als ein Gartenhäuschen. Selbst die chinesische Mauer, welche man von Weltall aus sehen kann, kommt nicht an Angkor heran.

Angkor ist allgemein als Angkor Wat bekannt. Dies ist soweit falsch, weil Wat – Tempel bedeutet. Angkor Wat ist lediglich der Name des größten sakralen Bauwerks der Welt und bezeichnet nicht (wie häufig gedacht) die komplette Anlage. Auch ist es ein Märchen, Angkor soll im Dschungel untergegangen sei. In Europa wurde Angkor erst 1860 durch den Franzose Henri Mouhot bekannt. Er fand im „Urwald“ von Kambodscha einen Tempel, also Wat, welcher tatsächlich durch die Vegetation zugewachsen war und schließte daraus, dass Angkor „versunken“ sei.
Selbst im 21. Jahrhundert finden Geologen über Luftaufnahmen und mit Infrarotscanner immer noch Überreste von dieser einmaligen Stadt.

Auch gibt es auf der Welt keine Nationalflagge auf der ein Gebäude abgebildet ist – außer Kambodscha.
In Afghanistan war es bis zur erneuten Machtübernahme der Taliban der
Königspalast in Kabul.

Angkor als Filmkulisse

In dem Hollywood Film „Tomb Raider“ mit Alicia Vikander, sieht man Teile von Angkor als Filmkulisse.
So unter anderem Wat Ta Prohm, wo gigantische Wurzeln und Bäumen Teile an Teilen von Gebäuden in den Himmel wachsen. Auch wurde an Angkor Thom gedreht, welche einst die Hauptstadt des Khmer-Reiches sein musste. An Wat Bayon, dort wo die eindrucksvollen Gesichter und Silhouetten in den Sandstein gemeisselt wurden, ist auch in diesem Film zu sehen. Alleine das Gebiet von Bayon ist 9 Quadratkilometer groß.
Diese drei Anlagen von Angkor sind in der Provinz Siem Reap zu besichtigen.
Das gesamte Areal wird heute als Angkor Park bezeichnet.

In Angkor war alles in einer Symmetrie…
…sogar die Wassertümpel.

Die Entdeckung von Angkor

Mitte des 15. Jahrhundert verließen die Khmer ihre heiligen Tempelanlagen in Kambuja und dies stellt Historiker vor nächste Fragen.
Der französische Naturforscher Henri Mouhot entdeckte 1860 als erster Europäer einige Gebäude von Angkor – darunter auch Wat Ta Prohm.
In seinen Überlieferungen schrieb er, dass er eine Stadt entdeckt hätte, welche im Dschungel versunkenen sei. Mouhot „fand“ in Wirklichkeit nur einen minimalen Bruchteil von Angkor.
Da zu jener Zeit Kambodscha eine Kolonie von Frankreich war, waren es auch die Historiker, Archäologen und Naturforscher aus Frankreich, die Angkor nach und nach ins Bewusstsein der Weltgeschichte rückten. Im Laufe der Jahre wurden immer mehr Gebäude und Tempel gefunden und man begriff langsam, dass es sich hier um die größten Sakralbauten der Welt handelt.

Leider zerbröckelt der Sandstein durch Umwelteinflüsse an diesen Bauten immer mehr. Auch das subtropische Klima setzt nach über 1000 Jahren dem Sandstein sehr zu.

Die Fakten zu dieser Megastadt

Alle heiligen Tempelanlagen sind nach Osten ausgerichtet, bis auf Prasat Hin Phimai in der Nähe der thailändischen Stadt Nakhon Ratchasima und eben Angkor Wat. Da beide Gebäude unter der .
Der Haupteingang von Wat Angkor – weil es sich hier um eben nur den Tempel handelt, ist diese Schreibweise richtiger.
An dem Tempel wurde 37 Jahre mit wahrscheinlich 300.000 Menschen und 11.000 Elefanten gebaut.
Die Anlage ist von einem rechteckigen Wassergraben von 1.500 m Länge und 1.300 m Breite umgeben. Die gesamte Fläche der Tempelanlagen sind fast 200 Hektar. Etwas 2.000 Apsara- und Devata-Figuren zieren die Wände von diesem Bauwerk.

Die Megastadt Angkor hatte eine Fläche
von mehr als 400 km² und hat alleine in Kambodscha mehr als 1000 Gebäude, die unterschiedlich gut erhalten sind.

In dem heute bekannten Angkor Thom lebten im 11. Jahrhundert etwa 20.000 Menschen. Die Stadtmauer vom Thom hat eine Länge von 3 mal 3 Kilometer und ist von einem symmetrischen Wassergraben umgeben. Das Hauptmerkmal von Angkor Thom sind die fünf Sandsteintürme, welche in der Form von Lotusblüten gebaut wurden.
Das heutige Angkor Gebiet um Siem Reap ist seit 1992 UNESCO Weltkulturerbe.

Wat Ta Prohm

Die Mythen um Angkor

Wie so oft bei alte Gebäude, Zeichnungen oder Fragmente ist auch bei Angkor viel Platz für Mythen und Legenden.
Angkor sei als Grabstätte angelegt worden. Dies widerspricht das zivile Leben in den großen Städten, den die Khmer hatten unter anderem die Landwirtschaft und Wirtschaft kultiviert. Auch ist nirgends bekannt, dass für Khmer-Könige solche Grabstätten angelegt wurden.

Der gesamte Baustil von Angkor steht für eine einzigartige Symmetrie. Klare und exakte Linien, die 5 Türme von Angkor Wat welche als Symbol für den Berg Meru stehen. Welcher das Zentrum des Universums steht. Auch die Zahl 4 findet sich in allen Bauwerken wieder, denn diese steht im Hinduismus für absolute Vollkommenheit.

Das Leben nach dem Tod

Eine der Besonderheiten in Angkor ist, dass die Ausrichtung der Eingänge in allen Tempel nach Osten zeigen. Der Haupteingang von Angkor Wat ist aber nach Westen erbaut. In der Mythologie steht die Himmelsrichtung nach Westen symbolisch für den Tod.

Warum diese Tempel überhaupt gebaut wurden, ist ziemlich einfach zu erklären. Verschiedene Könige regierten das Reich der Khmer über Jahrhunderte und diese hatten alle ein Ziel: Nach dem Tod mit dem Gott ihres jeweiligen Glaubens zu verschmelzen (die meisten Khmer waren Hinduisten). Um ihrem Ziel näher zu kommen, errichteten die Könige Tempel als Paläste für die Götter. In den meisten Fällen wurden die Temple Shiva gewidmet. Interessant ist aber, dass die meisten Khmer-Könige immer neue Tempel bauen ließen, statt die Tempel ihrer Vorgänger zu vollenden. Historiker vermuten, dass die Erbauer sicherstellen wollten, mit ihrem eigenen Tempel die Verschmelzung zu ihrem Gott gewährleistet wollten.

Eine mathematische und astronomische Architektur

Die Architektur von Angkor als solche ist schon atemberaubend und in dieser Größenordnung auch einmalig auf der Welt. Nun kommt noch ein Phänomen hinzu. Zweimal im Jahr geht die Sonne zur Tag-und-Nacht-Gleiche, im März und September, exat über dem zentralen Turm von Angkor Wat auf. Da dieses Spektakel naturbedingt ausschließlich von Westen her zu sehen ist, könnte der Bau in eben diese Himmelsrichtung von König Suryavarman II beabsichtigt gewesen sein.

Ordensritterburg Malbork

Im Jahr 1270 begannen die deutschen Ordensritter mit dem Bau einer Festung am östlichen Ufer des Weichselarmes Nogat. Die Marienburg im heutigen Malbork wurde zur Machtzentrale des Ordenstaates, und ist bis heute die größte Backsteinburg der Welt. Seit 1997 gehört sie zum Welterbe der UNESCO.

Autorin Naike Juchem

Im Jahr 1309 verlegte der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen den Hauptsitz des Ordens von Venedig zur Marienburg. In den folgenden Jahrzehnten wurden die repräsentativsten Teile der Anlage errichtet. Nach der Niederlage des Deutschen Ordens gegen das polnisch-litauische Heer bei der Schlacht von Grunwald im Jahre 1410 verlor dieser an Einfluss. Die Marienburg fiel 1457 an Polen, und diente als Residenz der polnischen Könige. Nach der Teilung Polens 1772 wurde sie zeitweilig als preußische Kaserne genutzt.

Die im Zweiten Weltkrieg stark zerstörte Anlage wurde seit Ende der 1950er Jahren wieder aufgebaut. Im Jahr 1961 entstand das Muzeum Zamkowe w Malborku (Museum der Marienburg). In der Entscheidung für die Aufnahme ins UNESCO-Welterbe wurde der „einzigartige architektonische Wert“ des Ensembles betont. Die Marienburg habe nicht nur den Bau weiterer Burgen des Ordensstaates beeinflusst, sondern auch zahlreiche weitere gotische Gebäude im Norden und Osten Europas.

Foto: Naike Juchem

In dem Schloss manifestierten sich die Eroberungen im Osten Europas, die Zwangstaufe der Balten und die Kolonialisierung ihrer Stammesgebiete durch den Orden.

Die Marienburg gliedert sich in drei Teile: Vorburg, Mittelschloss und Hochschloss.

Foto: Naike Juchem

In der im Norden gelegenen Vorburg befanden sich einst Ställe, Speicher und Werkstätten sowie Wohnungen für die Bediensteten. Heute gibt es dort ein Schlosshotel sowie andere touristische Einrichtungen. Über eine überdachte Holzbrücke führt der Weg von dort in das Mittelschloss, dessen Gebäude sich um einen großen, rechtwinkligen Hof gruppieren. Der nördliche Flügel wurde einst von dem Großkomtur als Wohn- und Arbeitsraum genutzt. Außerdem befanden sich dort ein Spital und ein Altersheim für die Ritter. Heute beherbergt er die Arbeitsräume des Schlossmuseums. Der östliche Flügel wird heute für Ausstellungen genutzt. Dort befindet sich unter anderem die kostbare Bernsteinsammlung des Museums, außerdem werden Porzellan, Stilmöbel und Waffen ausgestellt.

Im westlichen Flügel des Mittelschlosses befinden sich die repräsentativsten Räume der Anlage. Im Großen Remter, dem größten Saal der Ordensburg, versammelten sich die Ritter zum Essen. Drei schlanke Säulen tragen ein prächtiges Sternengewölbe. An den Großen Remter schließt sich der Palast der Hochmeister an. Dort befanden sich dessen Privatgemächer mit Schlaf- und Wohnzimmer sowie den beiden repräsentativen Speisesälen, dem Sommer- und Winterremter. Bemerkenswert ist der Sommerremter, dessen Fächergewölbe von einem einzigen Pfeiler getragen wird. Diese Konstruktion gilt als Meisterleistung der damaligen Zeit.

Südlich an das Mittelschloss schließt sich das Hochschloss an. Zwei Eichenbrücken verbinden die beiden Teile. Den viereckigen Hof des Hochschlosses umgeben zweigeschossige Kreuzgänge, die der Meditation und Kommunikation dienten. Im Kapitelsaal im ersten Stockwerk wurden die Hochmeister des Ordens gewählt und alle wichtigen Entscheidungen getroffen. An den Wänden befinden sich die Bänke für die Teilnehmer der Treffen.

Einschusslöcher vom zweiten Weltkrieg Foto: Naike Juchem

Durch die dekorative Goldene Pforte geht es in die Marienkirche. Sie wurde 1945 fast komplett zerstört. Damals stürzte der Schlossturm ein und durchschlug das Dach der Kirche. Erst vor wenigen Jahren wurde mit ihrer Restaurierung begonnen. Im Inneren befinden sich noch Teile des mittelalterlichen Chorgestühls und des hölzernen Hochaltars. In den ehemaligen Schlafgemächern der Ritter im südlichen Flügel des Hochschlosses werden sakrale Kunstwerke sowie Fotos aus der Geschichte des Schlosses ausgestellt.

Im zweiten Stock des Hochschlosses befinden sich dessen repräsentativste Räume, der Konventsremter und die Konventstube. Der langgestreckte Remter diente den Ordensrittern als Speisesaal, im Konventsaal verbrachten sie ihre Freizeit. Ein etwa 60 Meter langer Gang führt vom südwestlichen Teil des Hochschlosses zu dem über dem Nogat errichteten Dansker. Der Hauptabort der Marienburg hatte auch Verteidigungsfunktionen.

Auf den weitläufigen Terrassen zwischen Hoch- und Mittelschloss befindet sich ein Lapidarium mit Exponaten der Steinmetzkunst. Von dort gelangt man in die St.-Annenkapelle, in deren Krypta seit 1341 die Hochmeister des Ordens ihre letzte Ruhestätte fanden.