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Die Lügen von Vorurteile

Der Fremdenhass in Deutschland wird seit Jahrzehnten auf völlig falsche Behauptungen aufgebaut, weil man nach einem Feindbild sucht. Ob nun gegen den Staat, den Kapitalismus oder Migranten.

Autorin Naike Juchem

Es gab und gibt bereits seit den frühen 1960er Jahre Gruppierungen die sich dem Terror oder Nationalsozialismus verpflichtet fühlen. Diese Gruppierungen haben von einer handvoll bis mehrer tausende Mitglieder. Ihre Motive sind immer gleich: Schuld sind die anderen.

Mit dem Fall der Mauer im Jahr 1989 begann eine neue Ära des Rassismus in Deutschland, der bis heute anhält. Warum aber im Osten?

Als die DDR als Sozialistischer Staat zusammenbrach, standen viele Bürger vor offenen Fragen. Wem 40 Jahre und fast 12 Monate das Denken vorgegeben wurde, musste sich plötzlich mit der immer gewünschten Freiheit auseinandersetzen. Hinzu kamen auf einen Schlag die fast 300.000 Mitarbeiter und Spitzel der Stasi. Diesen Menschen wurde von einem auf den anderen Tag eine Ideologie genommen, für die sie gelebt hatten.
Ihr Feindbild war schnell gefunden: Die anderen.

Ich erinnere mich noch an die Meldungen aus Hoyerswerda im Jahr 1991. Im September kam es zu rassistisch motivierten Angriffen auf ein Flüchtlingswohnheim und Wohnheim für Vertragsarbeiter, dies waren Arbeitnehmer:innen aus anderen sozialistischen Ländern, wie zum Beispiel Vietnam, Mosambik, Kuba oder Angola.
Die Ausschreitungen dauerten mehrere Tage und wurden von hunderten Menschen unterstützt, die die Angriffe teilweise bejubelten. 

In Rostock-Lichtenhagen kam es im August 1992 zu massiven Angriffen auf die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Wohnheim für vietnamesische Vertragsarbeiter wurde mit Molotowcocktails in Brand gesteckt, während sich noch Menschen darin befanden! Auch hier jubelte der Mob und sabotierte sogar die Löscharbeiten der Feuerwehr.

Das aufkommen von Rassismus gerade in Ostdeutschland geht mit der Ergophobie einher. „Die Ausländer nehmen uns die Jobs weg“ wird oft als Grund genannt.
Es folgt die Xenophobie. Hierbei handelt es sich um eine übersteigerte Angst oder Abneigung gegenüber Menschen, die als fremd oder anders wahrgenommen werden. Die BILD und auch die Medien haben dies in den Köpfen der Menschen manifestiert. Schlagwörter wie: Die Islamisierung von Deutschland, oder auch bei der großen Flüchtlingeskrise 2015 wurden die Schlagwörter immer eine Stufe höher. Was anfangs eine Flüchtlingeswelle war, wurde schnell zu einer Welle, dann Flut und später Invasion. Man beachtet die Steigerungsform von einem Wort.
Die Xenophobie griff immer mehr.

Im August 2015 las ich auf Facebook eine Meldung von RTL. Es ging um Flüchtlinge die in der Stadt Hattersheim untergebracht werden sollten. Damals titelte RTL dies mit den Worten: Landrat von Hattersheim ruft wegen Flüchtlinge den Katastrophenalarm aus.
Binnen Minuten überschlugen sich User:innen mit sinnfreien und rassistischen Äußerungen gegen Flüchtlinge.
Niemand der User:innen machte mich Gedanken was der Katastrophenalarm überhaupt ist. Das Gesetz über den Zivilschutz und die Katastrophenhilfe des Bundes (ZSKG) regelt die Aufgaben des Bundes im Bereich des Bevölkerungsschutzes, sowohl im Verteidigungsfall (Zivilschutz) als auch bei Katastrophen in Friedenszeiten. In einem Passus steht u.a. die bauliche Beschaffenheit von Gebäuden. Es ging einzig und alleine um die Anzahl von Toiletten und Brandschutzverorsnung – also die Anzahl der Türen oder Fluchtwege. Mehr nicht. Der Landrat hatte völlig richtig gehandelt, um Menschen schnellstmöglich eine Unterkunft zu geben. Aus einer banalen Meldung wurde ein Hysterie ausgelöst.

Um nun noch mal auf die Xenophobie zurück zu kommen, liest man ständig in den sozialen Netzwerken Aussagen wie: „Die kriegen alles – wir kriegen nichts.“
Es werden Schlagwörter wie: Bürgergeld, Wohnungen und Renten aufgeführt.

Ich war im September 2015 vor Ort in mehreren Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge gewesen. Diese Fotos sind aus einer Aufnahmeeinrichtung in Trier

Flüchtlinge und Asylbewerber bekommen kein Bürgergeld! Die Menschen bekommen nach dem Asylbewerbergesetz rund 460 Euro im Monat. Auch ist es völliger Unsinn, dass diese Menschen Wohngeld, eine freie Wohnortwahl oder gar Renten bekommen.
Die meisten Asylbewerber und Flüchtlinge leben in ehemaligen Kasernen oder Container die irgendwo in einem Industriegiebt stehen.
Das Thema Rente ist auch so eine Sache, bei der sehr viel falsches geäußert wird.
Nur mal zur Einordnung: Wenn man den Zusammenfall der DDR im Jahr 1990 nimmt, also vor 35 Jahren, haben viele der Ostdeutschen Arbeitnehmer:innen in das Rentensystem nichts einbezahlt – und bekommen trotzdem Rente. Gleiches gilt auch für Kindergeld, Elterngeld und Wohngeld.

Eine „Wohlfühltatmosphäre“ sieht anders aus

Westdeutschland hat seit der Wiedervereinigung etwa 1,6 Billionen Euro an öffentlichen Geldern in den Osten Deutschlands transferiert, um den Aufbau Ost zu unterstützen. Diese Mittel flossen in verschiedene Bereiche wie Infrastruktur, Wirtschaftsförderung, Sanierungen und soziale Projekte. Auch wurde von westdeutschen Arbeiternehmer:innen ein Solidaritätszuschlag vom Lohn abgezogen.
Das die Treuhand und viele Konzerte in Ostdeutschland verbrannte Erde hinterlassen hat, ist hinlänglich bekannt. Dafür kann aber die vorherige Regierung unter Merkel und nachfolgende Politik nichts. Es wurden viele gemacht, bei denen es nicht um das Wohl der Menschen ging. Sich dann aber ein Feindbild zu suchen, dass noch viel weniger dafür kann, ist äußerst primitiv und dumm.

Im Osten von Deutschland ist die mittlerweile rechtsextreme Partei Alternative für Deutschland sehr stark. In manchen Regionen sogar bei 30–40 Prozent. Gerade die AfD die ständig gegen unsere Demokratie und Sozialstaat sich ereifert, wird dort gefeiert weil sie ihre Propaganda auf Angst aufbaut.
Die Psychologie mit der Ergophobie und der Xenophobie greifen sehr gut. Einfache Wörter, die ständig wiederholt werden bleiben in den Köpfen hängen – auch wenn dies alles nur gelogen ist. Es wird Stimmung und Wahlpropaganda mit der Angst gemacht. Das gleiche Prinzip machen auch Versicherungen mit Hausratversicherungen, Feuer- Wasser oder Elementarversicherungen.

Die AfD macht mit Angst Stimmung bei ihren Wähler:innen



Es sind auch immer die Wähler:innen und Anhänger:innen der AfD die von Manipulation durch die „Staatsmedien“ schreien. Nur weil dort deren Meinung nicht vertreten wird, ist es noch lange keine Manipulation. Die AfD Fans werden von ihrer ach so geliebten Partei manipuliere und merken es gar nicht.
Auffallend ist auch, dass sich ausnahmslos nicht sehr kluge Menschen der AfD verbunden fühlen, weil sie die Komplexität von Politik und Wirtschaft nicht begreifen. Sie sehen nur Punkte die für sie sprechen. Meist sind es dann die Migranten, Flüchtlinge, Asylbewerber, Klimawandel oder EU.

Dokumente über die Bespitzelung von Menschen in der DDR


Fazit
Noch nie war Deutschland so sehr gespalten wie in den vergangenen Jahren.
Das Deutschland eine so hohe Staatsverschuldung hat, liegt auch daran, dass wir eine völlig marode und überschuldete DDR übernommen haben.
Ich war immer für ein vereintes Deutschland. Wenn ich aber den Hass und Hetze sehe, der aus dem Osten von Deutschland kommt und auch immer mehr auf das gesamte Land übergreift, bin ich mir nicht so sicher ob der Fall der Mauer zu verhindern gewesen wäre. Unter dem aktuellen Machthaber von Russland hättet ihr nichts zu lachen.

Naike Juchem, 27. Juli 2025

Grenzübergang Marienborn

Nach dem Zweiten Weltkrieg teilen die allierten Siegermächte Sowjetunion, Vereinigte Staaten von Amerika, Großbritannien und Frankreich – das besiegte Deutschland in Besatzungszonen. Auch Berlin wird in Sektoren geteilt.

Um den Verkehr zwischen den Zonen zu kontrollieren, richten die Allierten 1945 Kontrollpunkte ein. Der Kontrollpunkt Marienborn an der Autobahn Hannover-Berlin liegt unmittelbar an der Grenze zwischen britisch besetzter Zone im Westen und sowjetisch besetzter Zone im Osten.

Mit der Verschärfung der politischen Gegensätze zwischen den Westallierten und der Sowjetunion entwickelt sich der weltweite Ost-West-Konflikt. Der Kontrollpunkt Marienborn liegt an der Naht- stelle zweier feindlicher Machtblöcke – dem kommunistischen Herrschaftsbereich im Osten und den kapitalistischen Demokratien im Westen. Der Konflikt zwischen den Systemen führt zur Teilung Deutschlands in zwei Staaten: Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik.



Der Grenzübergang Marienborn in der DDR wird zum Ort der Grenzsicherung der kommunistischen Diktatur gegenüber dem Westen. Der einzige Zugang der westlichen Alliierten ins geteilte Berlin ent- wickelt sich rasch zur bedeutendsten Kontrollstelle an der innerdeutschen Grenze zur Bundesrepublik. Über sie wird der Reise- und Güterverkehr nach West-Berlin, in die DDR, nach Polen und in die damalige Tschechoslowakei abgewickelt. Für die Mehrheit der Menschen im Osten bleiben Reisen in den Westen ein Traum. Für sie ist die Grenze ein unüberwindbares Hindernis.

Schnell ist der Kontrollpunkt dem Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen. 1972 bis 1974 entsteht etwa 1,5 Kilometer vom Grenzverlauf entfernt eine neue Grenzübergangsstelle. Auf der nun deutlich großeren Flãche ist eine effektivere Abfertigung des ständig zunehmenden Reiseverkehrs möglich.

Marienborn Passkontrolle, Bespitzelung und Fluchtvereitelung

Prãmien und Auszeichnungen sind nicht nur Leistungsansporn, sie dienen auch der Loyalitätssicherung. Geld- oder Sachprãmien werden für besondere Kontrollerfolge vergeben. Die Medaille für treue Dienste in der Zollverwaltung der DDR erhalten die Mitarbeiter entsprechend ihrer Dienstjahre in Bronze, Silber und Gold

Im Einreisebereich führt der Zollkontrolleur eine Kassierertasche bei sich, um den Mindestumtausch für einen Tagesaufenthalt in der DDR einzuziehen. Die Reisenden müssen mitgeführte Gegenstände und Zahlungsmittel in entsprechende Formulare eintragen, die nach der Abfertigung abgestempelt werden. Während einer Kontrolle nutzen die Zöllner Taschenlampen zum Ausleuchten der Pkw. Lebensmittel und Kosmetikartikel im Gepãck durchsuchen sie mit Sondiernadeln. Bei Transitreisenden beschaut der Zollkontrolleur das Fahrzeug nur von außen und fragt, ob Funkgeräte, Waffen oder Munition mitgeführt werden.



Fluchthelfer und Flüchtlinge nach der gescheiterten Flucht in der Kontrollgarage Ausreise. Nach § 213 Ungesetzlicher Grenzübertritt des DDR-Strafgesetzbuches sind die Vor- bereitung und der Versuch einer Flucht strafbar. Das gilt auch für die Fluchthilfe nach §10. Im Amtsdeutsch Staatsfeindlicher Menschenhandel.

Die Körperdurchsuchung

Das körperliche Durchsuchen von Personen gehört zu den im Zollgesetz der DDR festgelegten Befugnissen der Zollverwaltung. Die Entscheidung für eine solche Kontrolle trifft der Zollamtsleiter, wenn der Verdacht auf einen groben Zoll- und Devisenverstoß vorliegt oder nach einem aufgedeckten Fluchtversuch.
Der Körperdurchsuchungsraum ist ein separierter Bereich, in dem zwei männliche oder zwei weibliche Zollner Reisende abtasten und kontrollieren, die im Verdacht stehen, verbotene Waren oder Gegenstände bei sich zu tragen. Alle mitgetragenen Gegenstände müssen den Zollmitarbeitern ausgehändigt werden. Die Zöllner tasten die verdächtigte Person nach Geld, Waffen oder anderen versteckten Gegenständen ab. Danach muss sie sich ausziehen und sich nach der Kontrolle ihrer Kleidung einer Leibesvisitation unterziehen. Ausgehändigte oder entdeckte Gegenstände können als Beweismittel eingezogen werden.

In der Planwirtschaft der DDR werden die Preise für Grundnahrungsmittel und bestimmte Versorgungsgüter durch staatliche Subventionen niedrig gehalten. Andererseits besteht ein Mangel an hochwertigen Konsumgütern. Die Ausfuhr vieler Waren im Reiseverkehr ist deshalb entweder verboten oder wird mit hohen Zöllen belegt.
Da die eigene Währung nur auf dem Binnenmarkt als Zahlungsmittel dient, benötigt die DDR Devisen, um auf dem freien Weltmarkt einkaufen zu können. Auf die Einfuhr von westlichen Waren werden daher hohe Zolle erhoben.

Bei der Ausfuhr von bestimmten Waren aus der DDR müssen Reisende Genehmigungsgebühren zahlen. Diese werden in DM erhoben und betragen zwischen 50 und 100 % des DDR-Einzelhandelspreises. Dazu gehoren vor allem staatlich subventionierte Konsumartikel wie Spielwaren, Uhren oder Elektrokleingeräte für den Haushalt.
Ein generelles Ausfuhrverbot besteht u. a. für Mark der DDR, Fotoapparate und hitzebeständiges Haushaltsglas sowie für preislich gestützte Waren wie Bettwäsche, Hand- und Tischtücher, Schuhwaren aller Art oder auch für Kartenmaterial.

Besteht der Verdacht, dass bei der Ausreise aus der DDR genehmigungspflichtige Waren von den Reisenden nicht genannt bzw. vorgeführt worden sind, werden Gepäckstücke in einem separaten Raum mithilfe eines Röntgengerätes kontrolliert.



Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit

Die Zollverwaltung zählt zu den bewaffneten Organen der DDR. Damit kommt ihr eine wichtige Rolle bei der Absicherung der SED-Herrschaft nach außen und innen zu. Wegen des ständigen Kontaktes zu westlichen Reisenden, stellen die Zollmitarbeiter für die SED-Führung auch ein Sicherheitsrisiko dar.
Daher wirbt das Ministerium für Staatssicherheit einzelne Zollner als Inoffizielle Mitarbeiter (M) an, um von ihnen Informationen über Gespräche und Verhaltensweisen her Kollegen zu erhalten. 1979 sind alle wichtigen Positionen im Führungsstab des Grenzzollamtes Marienborn mit lM besetzt.

Angehõrige der Zollverwaltung bespitzeln als InoffizileMitarbeiter ihre Kollegen bei der Arbeit und im Privatleben. Dadurch sollen sie, so der Auftrag der Staatssicherheit, „politische Aufweichung, labile Verhaltensweisen, Anzeichen der Korruption und verdächtige Kotakte“ aufdecken und verhinden helfen.

Der Minister für Staatssicherheit Erich Mielke überreicht das Ehrenbanner des Zentralkomitees der SED an das Grenzzollamt Marienborn. In seiner Rede betont Mielke die enge Zusammenarbeit der Passkontrolleinheit und des Zolls. Im Jahr 1975 sind an der Grenzübergangsstelle Marienborn 21 Menschen an der Flucht gehindert worden, in den ersten Monaten des Jahres 1976 sind es bereits 27.

Tausende DDR-Bürger versuchen trotz der Gefahr von Verhaftung und Tod, in den Westen zu fliehen. Sie wollen die DDR aus politischen, wirtschaftlichen und persönlichen Gründen verlassen. Wichtige Motive sind die fehlende Reise- und Meinungsfreiheit in der DDR sowie die Aussicht auf bessere Lebensverhältnisse in der Bundesrepublik.
Mit Inkrafttreten des Transitabkommens 1972 dürfen Pkw auf der Durchreise von und nach West-Berlin nur noch bei begründetem Verdacht kontrolliert werden. Viele versuchen nun, in einem Auto versteckt, auf dem Transitweg in den Westen zu gelangen. Entdeckte Flüchtlinge müssen mit einer Freiheitsstrafe von einem bis zu acht Jahren rechnen, ihren Helfern drohen sogar von zwei bis zu 15 Jahre Haft.

Ehemaliger Grenzturm an der innerdeutschen Grenze

Einer der letzten Grenztürme von der ehemaligen innerdeutschen Grenze an der Bundesstraße 84

Die B 84 ist in diesem Bereich Teil einer uralten Handelsstraße. Aus dieser entwickelte sich später die Fernverbindung, die heute noch Frankfurt-Leipziger Straße genannt wird. Sie gilt als die bedeutendste Verkehrsader der Region. Besondere Bedeutung erhielt sie in der Zeit der napoleonischen Kriege und der französischen Fremdherrschaft zwischen 1806-1813.

Mit dem Aufbau der Grenzsperranlagen zwischen der BRD und DDR durfte die Straße hier für den öffentlichen Verkehr nicht mehr genutzt werden.
Zunächst gab es im Umfeld der Straße auf DDR-Seite mehrere Erdbeobachtungsbunker und Beobachtungstürme aus Holz. Ab 1965 baute man auch Bunker aus Beton-Fertigteilen. Im Jahre 1969 begannen die NVA-Grenztruppen bzw. die NVA-Pioniere entlang der gesamten Grenze mit der Errichtung runder Beton- Beobachtungstürme in variierbarer Höhe. In der Region setzte sich zumeist die Form BT-11r (auf Betonfundament 11 Turmschaftsegmente 1 Meter Höhe + Beobachtungskanzel) durch. Wegen besserer Standfestigkeit von viereckigen Türme, ging man ab 1976 zur quadratischen Bauform über. Die Grundfläche betrug ca. 2 x 2 bzw. 4 x 4 Meter.

Der Schutzstreifen an der Frankfurt-Leipziger Straße hatte keinen Rundturm außer der Sonderform BT-7r am Standorfsberg. Dieser wurde aber als Standort für einen der ersten viereckigen Türme an der innerdeutschen Grenze ausgewählt. Die Errichtung erfolgte im März 1976. Der Turm hat eine Grundfläche von 2 x 2 Meter und einem Anbau für die Stromversorgung. Dieser Anbau wurde als Experimentalbau bezeichnet. Er entspricht der Form BT-9 (auf Betonfundament 9 Turmsegmente 1 Meter Höhe + Beobachtungskanzel) und ist bis heute erhalten geblieben.
Auch bei Point Alpha steht ein solcher Turm der Form BT-9. Dieser wurde aber erst im August/September 1989 errichtet, als Nachfolger eines Rundturms BT-11r mit Achteckkanzel, der seinerzeit (etwa 1969) den alten Holzturm abgelöst hatte. Die einfachen Beobachtungstürme waren im Gegensatz zu den Führungsstellen zumeist nicht ständig besetzt. Sie enthielten aber alle Standardausrüstungen, wie Stromversorgung, Grenzmeldenetz, Erste-Hilfe-Satz, Reinigungsgerät, Heizkörper, Sitzhocker, Feuerlöscher und für alle Havariefälle auch eine Strickleiter. Funkgerät, Fototechnik und Beobachtungshilfen wurden dagegen in der Regel von den Grenzsoldaten mitgeführt.

Auf westlicher Seite der Frankfurt-Leipziger Straße stand an der Grenze eine Holzbarriere. Der östliche Teil der Straße war durch verschiedene Grenzsperr- einrichtungen unpassierbar gemacht worden. Das Durchlasstor im Grenzzaun I befand sich weiter südlich im Feld.
Unweit der Grenze in Richtung Buttlar wurde 1956 im Dienst der Gefreite der DDR-Grenzpolizei Waldemar Estel von einem ausländischen Grenzgänger erschossen. Diese Tat hatte nach heutigen Erkenntnissen kein politisches Motiv und konnte nie ganz aufgeklärt werden. Am Tatort, knapp 500 Meter nordöstlich vom Grenzturm, befindet sich rechts neben der Straße ein Gedenkstein.

Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 war der Beginn einer Serie von Grenzöffinungen, die auch im ehemaligen Geisaer Amt ihre Fortsetzung erlebte. Entsprechend der besonderen Gewichtung hatte der Übergang zwischen Buttlar und Rasdorf/Grüsselbach auf der Frankfurt-Leipziger Straße erste Priorität. Gegen 6.00 Uhr am Morgen des 18. November 1989 wurde die Grenze geöffnet. Es entstand eine Grenzübergangsstelle (GÜSt) für Fahrzeugverkehr. Doch diese Einrichtung hatte im Zuge der weiteren Ereignisse nur kurze Lebensdauer.

Alles wird gut

Hab‘ keine Angst vor Dunkelheit
Frag nicht wohin wir gehen
Wir stolpern einfach vorwärts
Durch ein weiteres Jahrzehnt

Mit vollem Bauch und leerem Kopf
Auf einem Auge blind
Auf der Suche nach Zufriedenheit
Und irgendeinem Sinn

Wir sind auf dem Weg in ein neues Jahrtausend
Bald werden Wunder am Fließband hergestellt
Auf dem Weg in ein neues Jahrtausend

Über Nacht wird alles anders, eine schöne neue Welt

Mit einem Stein in der Hand
Als Souvenir von der Mauer in Berlin
Klopfen wir an die Hintertür vom neuen Paradies
Es ist ein Reich der Träume, in dem Milch und Honig fließt
In dem alle Menschen glücklich sind und jeder jeden liebt

Songwriter: Andreas Frege / Andreas Von Holst (Toten Hosen)

Dieser Text ist von Anfang der 90er Jahre, als sich Europa neu geordnet hatte. Viele von uns haben den Fall der Berliner Mauer im Fernsehen verfolgt. Viele von uns haben den Zusammenbruch des Ostblocks und Fall des Eisernen Vorhang erlebt.
Menschen aus Ostdeutschland und Osteuropa flohen in den heiligen Westen  – wo Milch und Honig fließt.
Wir erlebten plötzlich einen aufkommenden Rassismus und brennende Häuser. Dies nur, weil Menschen auf der Suche nach Zufriedenheit waren – und andere nach einem Sinn.

Die Grenzen der Länder haben Menschen gezogen. Wir hatten einst gefeiert als die Grenze fiel. Im neuen Jahrtausend wird nach höheren Grenzen gebrüllt. Schöne neue Welt.
Die Industriestaaten dieser Welt beuten die sogenannte Dritte Welt aus, damit in diesen unseren Ländern Milch und Honig fließt.
Plötzlich merkt man, dass diese Menschen fliehen und man spricht von ein Flüchtlingsstrom. Dann von einer Welle, einer Flut und am Ende von einer Invasion.

Durch die Steigerungsform wurde und wird eine immer größer werdende Angst und Panik verbreitet. Mit vollem Bauch und leerem Kopf und auf beiden Augen blind, wurde mal wieder ein Feindbild geschaffen. Jene Migranten die randalieren rücken immer in den Fokus der Öffentlichkeit. Jene Menschen sollen dann lieber dorthin zurück gehen wo sie herkommen.
Es gibt aber auch viele Migranten die nicht auffallen, sich integrieren und ihren Teil für unser staatliches System beitragen. Es gibt aber auch genügend einheimische die lieber in der sozialen Hängematte liegen.

Leider haben auch im neuen Jahrtausend viele Menschen einen leeren Kopf und sind auf einem Auge blind, denn sie wollen nur das sehen, was sie sehen wollen und in ihr eigenes Weltbild passt. Sie stolpern einfach vorwärts durch ein weiteres Jahrzehnt.
Die politische Lage in Europa macht vieles nicht besser. Wir sollten aufpassen, dass wir nicht wieder Jahrzehnte zurückstolpern.

Alles wird gut  – irgendwann

Naike Juchem, 27. September 2023

Der Grenzturm Katharinenberg

Der Grenzturm Katharinenberg (auch Mahnmal Grenzturm) ist ein ehemaliger Führungsturm der DDR-Grenztruppen in der Gemeinde Südeichsfeld im Unstrut-Hainich-Kreis (Thüringen).

Der ehemalige Grenzturm wurde zu einem kleinen Museum umgebaut. Dabei blieb die eigentliche Bausubstanz erhalten. Das Museum wird vom Heimatverein Wendehausen betreut. Dargestellt werden die früheren Grenzanlagen und die Lebensbedingungen der Bevölkerung im einstigen Sperrgebiet. Es setzt den Todesopfern bei Fluchtversuchen ein Denkmal. Thematisiert werden außerdem Zwangsumsiedlungen und Wüstungen in der Zeit der DDR.

Der ehemalige Grenzturm (Führungsturm) hat eine Grundfläche von vier mal vier Metern. Er ist vollständig unterkellert. Im Kellergeschoss befanden sich die Zuleitungen der Signalzäune und die Stromversorgung. Im Erdgeschoss befanden sich eine Toilette und drei Arrestzellen für mögliche Gefangene, die aus der DDR flüchten wollten, deren Versuch aber durch die Grenztruppen unterbunden wurde. In der ersten Etage standen Feldbetten für sechs Soldaten. Der Turm hatte kleine Schießschächte.

Im zweiten Geschoss war die Führungsstelle untergebracht, die für einen bestimmten Grenzabschnitt zuständig war. Das Obergeschoss war im Allgemeinen ständig mit einem Offizier/Unteroffizier und einem Soldaten besetzt. Hier liefen unter anderem die Signaldrähte der Signalzäune zusammen und zeigten an, wenn ein Flüchtling den Grenzanlagen passieren wollte. Auch Tiere lösten bei Berührung der Signaldrähte Alarm aus. Vom zweiten Obergeschoss konnte man weit an den Grenzanlagen entlang schauen. Auf dem Dach war eine Flutlichtanlage installiert, mit der die Grenzanlagen beleuchtet werden konnten.

Zu einer solchen Führungsstelle gehörte auch ein von westlicher Seite gedeckt angelegter Kfz-Standplatz, von dem man über den Kolonnenweg in kurzer Zeit den gesamten Grenzabschnitt mit Fahrzeugen erreichen konnte.

Die Gemeinde Südeichsfeld und der Heimatverein Wendehausen wollen die Erinnerung an die früheren Grenzanlagen wachhalten und auch die nachfolgenden Generationen über die Geschichte des Ortes informieren. Zwischen Ostern und dem Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober ist das Mahnmal sonntags geöffnet. Auf dem ehemaligen Fahrzeugstandplatz befindet sich ein Pavillon mit Informationen zur Umgebung.

Als weitere Relikte ehemaliger Grenzanlagen in der Umgebung sind noch der mit Betonplatten angelegte Kolonnenweg von der B 249 über den gesamten Karnberg bis zum Heldrabach vorhanden, zum großen Teil auch noch der Kfz-Sperrgraben, ein weiterer Beobachtungsturm südwestlich der Führungsstelle und eine Agentenschleuse an den Mainzer Köpfen. Darüber hinaus findet man neben den historischen Grenzsteinen auch noch einige Grenzsäulen und Grenzsteine der DDR.

Foto: Wikipedia

Fotos: Privat
Text: Wikipedia

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