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Über naikejuchem

„Du entscheidest eines Tages oder Tag Eins.“ Mit diesem Satz hat sich am 29. August 2017 mein Leben gravierend geändert. Ich möchte gerne Einiges erklären, um mich nicht ständig zu wiederholen oder zu rechtfertigen. Ich wurde 1970 äußerlich als Junge geboren, innerlich hat die Biologie aber etwas durcheinander gebracht mit meinen Chromosomen. Heute weiß ich anhand von Blut,- und Gentests, dass es so ist. Es kommt halt nicht so oft vor, aber mich hat es erwischt. Ich habe eine Transidentität. Das ist nichts Schlimmes, es ist keine Krankheit – in welchem Sinne auch immer – das hat es schon immer gegeben. Selbst in der Bibel steht bei Paulus an die Korinther in 5,17 oder Galater 3,28 wie auch Epheser 4,23-24 schon etwas über Transgender. In Deutschland gibt es ungefähr 1 Mio. Menschen, denen es genauso geht wie mir. Die Natur geht manchmal kreative Wege und bringt unterschiedliche Menschen hervor: Männer, Frauen, welche, die homosexuell sind, welche, die beide Geschlechter in sich tragen (Intergeschlechtliche), Linkshänder, Rechtshänder, und eben auch welche, die transidentitär sind. Ich habe mir dies nicht ausgesucht, ich bin auf keinem „Trip“, oder laufe einem neuzeitlichen „Genderwahn“ hinterher. Bei einer Transidentität ist man im falschen Körper geboren worden, d.h. das äußere Geschlecht entspricht nicht dem selbst empfundenen Geschlecht – wobei sich dies nicht ausschließlich auf die Sexualität beschränkt, sondern eher dem sozialen Geschlecht und dessen Wahrnehmung entspricht. Wenn man im falschen Körper steckt und es nicht ändern kann, weil man es nicht weiß oder weil es nicht geht, fühlt man sich nicht nur falsch und unglücklich, es führt auch zu tiefen Depressionen, bei nicht wenigen Transidentitären sogar zum Suizid. Das ganze Leben stimmt einfach nicht.  Deshalb konnte ich die letzten Jahrzehnte auch nicht verstehen und einordnen, was mit mir los war, weshalb ich mich nicht richtig gefühlt habe: Ich wusste es nicht. Und in meiner Umgebung wusste auch keiner, dass ich eine Transidentität habe. Nicht nur die Bibel erwähnt transidentitäre Menschen, auch antike Geschichtsschreiber haben von der Existenz solcher Menschen berichtet. Aber erst mit der christlichen Kirche wurden transidentitäre Menschen mit einem absoluten Tabu belegt. Dies ist auch bis in die 70er/80er Jahre des letzten Jahrhunderts weitgehend gesellschaftlich so geblieben und hat die Betroffenen gezwungen, ihre tatsächliche Identität zu verbergen und die Rolle des geborenen Geschlechts anzunehmen. Nun mögen Viele meinen „Ja und? Dann macht man das eben, ist ja auch einfacher so!“. Ich habe über 40 Jahre eine Rolle gespielt, die ich nie war, und es war irgendwann nicht mehr auszuhalten. Ein Schauspieler kann das, solange die Kamera läuft, aber sobald der Film abgedreht ist, geht der Schauspieler nach Hause und ist wieder er selbst. Im echten Leben kann man nicht die ganze Zeit schauspielern, ohne daran zugrunde zu gehen. Es ist auch ein Betrug, ein Betrug an der Familie, an Freunde, an Kollegen ... und ganz besonders an sich selbst. Ich bin erst einmal den Weg der Rolle gegangen und hatte 1998 geheiratet, wurde nach einigen Jahren auch Vater und dachte, dass nun alles gut würde. Wurde es aber nicht. Im Gegenteil: Die Ehe wurde ab 2007 für mich zur Hölle, die 2012 in einer Scheidung endete und mich an den Rand der Existenz brachte. Da stand ich nun, wie man so sagt, vor den Trümmern meines Lebens. Die Ehe kaputt, das Kind weg, die berufliche Existenz im Eimer, Schulden und Probleme und wenig bis gar keine Unterstützung. Also was blieb mir noch? Mein Leben! Da ich von Natur aus eine Kämpferin bin, packte ich 2014 es endlich an, Antworten auf meine Fragen zu suchen. Ich fing an mich zu informieren, um herauszufinden, was mit mir nicht stimmt. Ich habe in dieser Zeit Fachtagungen und Freizeiten, sogar in Luxemburg im Ministerium eine Debatte für und mit Transgender besucht und stellte plötzlich fest, dass ich nicht alleine bin. Das war eine so unglaubliche Befreiung! Am 29. August 2017 wagte ich ein Outing im kleinen Rahmen, um endlich zu wissen, wie meine Freunde auf mich reagieren würden. Zu meiner großen Überraschung und unglaublicher Freude standen diese Menschen positiv zu mir und unterstützen mich bis heute, wie und wo es nur geht. Am 1. Oktober 2017 gab es dann kein Zurück mehr: es war der Tag, die Wahrheit zu sagen, bei meiner Familie und auch öffentlich. Natürlich hatte ich an diesem Tag unglaubliche Angst. Würde ich ab diesem Zeitpunkt nur noch alleine sein? Würde ich Zweifel, Fragen, Ablehnung, Verlust der Arbeit und noch mehr Probleme erfahren? Tausende Gedanken, Pro und Contra, all dies zerrte an meinem Verstand und meiner Seele. Mit diesem Tag wich ein unglaublicher Druck von mir. Meine Seele kam endlich zur Ruhe – ich hatte zu mir gefunden. Ich bin nun viel, viel ausgeglichener und aus heutiger Sicht betrachtet ist nichts von dem eingetroffen, worüber ich mir so viele Gedanken gemacht und befürchtet hatte.

Der Rückschritt vom Fortschritt

Photo: Pixabay

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“

So steht es in Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Auch der Artikel 21 des Kapitels „Gleichheit“ der Charta der Grundrechte
der Europäischen Union verbietet die Diskriminierung aufgrund der
sexuellen Ausrichtung.


Bei dem ersten Gedanken über die Menschenrechte werden aber sehr viele Menschen vergessen: die Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen (Lesbian, Gay,
Bisexual and Transgender, LGBT).

Es gibt viele Studien über LGBT und deren damit einhergehende Diskriminierungen. Aber es gibt bis heute keine verlässlichen Zahlen über diese Menschen. Dies liegt zum einen daran, dass in vielen Ländern der Welt Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen verfolgt weden – auch in Europa.

Durch eine Staatliche und auch Gesellschaftliche Diskriminierung können und werden sich Millionen von Menschen nicht outen.
In vielen Ländern steht nicht nur die Homosexualität, sondern alles, was von Heterosexualität und dem binären Geschlechtermodell abweicht, unter Strafe – im Iran, Jemen, Sudan, Saudi-Arabien und Mauretanien, sowie in Teilen Nigerias und Somalias ist für gleichgeschlechtliche Liebe sogar die Todesstrafe ausgeschrieben. Jedoch ist die Lage für LGBT-Personen auch in manchen EU-Länder nach wie vor bedenklich.

Da die sexuellen Präferenzen nicht zu den offiziell erfassten ‚Personenstandsmerkmalen‘ zählen, gibt es dazu nur Daten aus empirischen Umfragen, wie viele Menschen sich als LGBT verstehen.

Die Umfrage „Sexual identity, UK: 2018“ des „Office of National Statistics” – nennt einen Anteil von rund 2 Prozent der Bevölkerung als LGBT, wobei die Anteile von 2014 bis 2018 leicht von 1,6 auf 2,2 Prozent ansteigen, was unter anderem darauf verweist, dass die Anzahl der Bisexuellen in Großbritannien, vor allem unter den Jüngeren, deutlich gestiegen ist.

Die YouGov-Studie „1 in 2 young people say they are not 100% heterosexual” (2015) nennt 46 Prozent unter den 18-24-jährigen Briten, die auch gleichgeschlechtliche Sex-Partner haben.

Eine europaweite Dalia-Studie: „Counting the LGBT population: 6 % of Europeans identify as LGBT“ (aus dem Jahr 2016) kommt zu dem Ergebnis, dass sich rund 6 Prozent der Europäer als LGBT bezeichnen. Die Spannweite beträgt dabei von 7,4 Prozent (in Deutschland) bis 1,5 Prozent (in Ungarn).

In den USA ist, nach den Ergebnissen der Studie: „Changes in American Adults’ Reported Same-Sex Sexual Experiences and Attitudes, 1973–2014“, der Anteil gleichgeschlechtlicher Sex-Partner im Zeitraum 1972 – 2014 bei den Frauen von 3,6 auf 8,7 Prozent gestiegen, bei den Männern von 4,5 auf 8,2 Prozent.

Diese Ergebnisse beruhen auf der Verwendung der Kinsey-Skala.

Nun ein Beispiel aus Afghanistan

Die Situation für LGBT-Menschen in Afghanistan ist nachdem die Taliban zur
Rückkehr an die Macht kam katastrophal.

Ein Interview mit Nimat* (*Sein Name wurde zum Schutz seiner Identität geändert), einem homosexuellen Mann, der im August 2021aus Afghanistan floh, als er hörte, dass die US-Streitkräfte mit den Taliban verhandelten .
Nimat hält sich derzeit als Migrant ohne Papiere in einem europäischen Land auf.

Afghanistan war vor der Machtübernahme durch die Taliban schon kein einladender Ort für LGBT-Menschen, dass sich die Lage für diese Menschen noch viel weiter verschlechtern wird, liegt auf der Hand.
Die Taliban wird eine extreme Auslegung der Scharia durchsetzen, in deren Folge viele Frauen, Oppositionelle und auch LGBT-Menschen hingerichtet werden.

„Mir wurde klar, dass es für mich in Afghanistan keine Hoffnung auf eine Zukunft gibt. Ich habe meiner Mutter gesagt, ich muss das Land verlassen, bevor sie mich finden und mir unter Folter viele Fragen stellen werden. Meine Mutter sagte: ‚Nein, warte, bis sich eine legale Möglichkeit ergibt. Du bist klug und vielleicht schaffst du es über ein Stipendium in ein europäisches Land zu kommen.“ Meine Mutter glaubt immer noch an ein gutes Ende, obwohl auch sie unter der Willkür der Taliban leidet. Zwei Tage später legte ich ihr nachts meinen Abschiedsbrief und Entschluss auf den Tisch. Ich konnte mit der Situation in Afghanistan nicht mehr umgehen, weil sie sehr hart für mich war. Ich hatte es satt, meine Identität, meine Sexualität und meine Ideologie zu verbergen. Ich konnte mit niemandem sprechen. Du bist die Erste, die mir ruhig und gefasst zuhört.
In den letzten drei Jahren in Afghanistan war ich die ganze Zeit zu Hause. Ich habe Bücher gelesen, Filme gesehen und bin aus Angst zu Hause geblieben. Ich habe mich nicht getraut auszugehen. Ich ging nur für ein oder zwei Stunden mit meinen engsten Freunden und meiner Familie aus dem Haus. Noch nicht einmal mit Klassenkameraden oder anderen Jungs, weil ich Angst hatte.“

Seine Reise ins Asylverfahren verlief turbulent. Schließlich musste er einen Schleuser bezahlen, der ihn aus dem Iran in ein Land in Europa brachte. Er stellte einen Asylantrag, der jedoch später fälschlicherweise geschlossen wurde, wie er mir sagte. Er weiß nicht, wie es um seine Rechtsstellung bestellt ist.

Nimat verbrachte einige Zeit auf der Straße, bevor er einen Mann kennenlernte und bei ihm einzog. Er räumt ein, dass die Situation für LGBT- Menschen in Afghanistan düster ist, aber er glaubt, dass es für diejenigen, die aus dem Land geflohen sind, genauso schlimm ist. Komplizierte Verfahren und feindselige Systeme haben dazu geführt, dass einige Afghanen wie Nimat in einem rechtlichen Schwebezustand gestrandet sind.

Nimat lebt zwar nicht mehr auf der Straße, aber er hat immer noch Angst um seine Zukunft. Er erwägt, das Land, in dem er sich derzeit aufhält, in ein anderes europäisches Land zu verlassen, in der Hoffnung, dass das Asylverfahren anderswo nicht so turbulent verläuft.

Als Nimat noch in Afghanistan lebte, verheimlichte er seine Sexualität. Jetzt macht er sich Sorgen um die LGBT-Menschen, die nicht aus Afghanistan fliehen können.
Unter Tränen erzählt er: „Es gibt keine Untergrundgemeinschaft für LGBT, es gibt keine Oberschicht – nichts. Niemand spricht über seine Sexualität. Jeder versteckt sich. Niemand kennt meine Sexualität, nicht einmal meine Freunde – außer meinem Cousin weiß es niemand.“ 

Wie der Rest der Welt hat auch er in den letzten Tagen mit Entsetzen beobachtet, wie die Taliban die Kontrolle über Afghanistan übernommen haben.

„Es ist, als würde man The Walking Dead sehen“, sagt Nimat über die Taliban. „Es ist einfach so, als ob die Zombies das Land übernehmen würden. Sie haben das Land bereits übernommen, und es gibt keinen sicheren Ort mehr.“

Nimat macht sich große Sorgen um die LGBT’s in Afghanistan, aber er hat auch Angst um seine atheistischen Freunde, von denen er befürchtet, dass sie von den Taliban verfolgt werden.
Als Nimat noch in Afghanistan lebte, traf er sich einmal pro Woche mit einer Gruppe befreundeter Atheisten, um über die Bücher zu diskutieren, die sie lasen, und über verschiedene Ideologien zu sprechen. Da viele von ihnen ihren Atheismus offen zur Schau trugen, befürchtet Nimat, dass sie auf der Verfolgungsliste der Taliban ganz oben stehen könnten.

„Wir waren eine kleine Gemeinschaft, die donnerstags zusammenkam, um Bücher zu lesen und über verschiedene Ideologien in verschiedenen Ländern zu sprechen, wie Marxismus, Kapitalismus, Sozialismus und all das, und jetzt mache ich mir große Sorgen um diese Leute, weil sie versuchen wollten, das Land zu verlassen, und jetzt sind alle Wege versperrt. Ich mache mir große Sorgen um die Atheisten, weil sie sich exponiert haben, aber die LGBT-Gemeinschaft hat sich nicht exponiert. Nur vielleicht ein oder zwei haben sich geoutet. Ich habe Freunde, die ihre Facebook-Konten gelöscht haben, sie haben alle ihre Beiträge gelöscht, um sich zu verstecken, aber ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist. Es gibt keine Gemeinschaft, die Atheisten in Afghanistan unterstützt.“
Nimat weinte immer mehr und ich bat ihm eine Pause an. Dankbar nahm er dieses an.

„Die Taliban sagen: ‚Wir sind wegen der Scharia hier, wir wollen nur das islamische Recht‘, und das islamische Recht ist sehr eindeutig in Bezug auf Atheisten und LGBT’s. Es ist ganz klar, dass ein Atheist ein Ungläubiger ist und dass ein Ungläubiger gesteinigt oder gehängt werden muss. Für die LGBTs gilt das Gleiche. Niemand kann mit den Taliban verhandeln. Sie wollen zurück in die Zeit vor 1.400 Jahren, als Mohammed in den Wüsten Saudi-Arabiens lebte. Sie wollen so leben, und es gibt nichts Gutes an ihrem Denken und Tun. Nila, du weißt selbst wie es für Mädchen und Frauen in Afghanistan steht. Wie erst um mich? Für Atheisten und LGBT-Menschen gibt es keine Zukunft in Afghanistan. Alle diejenigen, die für Menschenrechte und Freiheit kämpfen sind weg, leben in Angst oder werden Hingerichtet. Du selbst hast dein Leben der Aufklärung und Bildung gewidmet und sitzt nun mit mir in einem fremden Land.“


Einige Begriffe im Zusammenhang mit LGBTQ

Um nicht noch mehr Verwirrung in den in dieses Thema zu bringen, verzichten die Autorinnen bewusst auf das Gendersternchen.
Diese nachfolgende Aufstellung stellt nur einen Auszug dar, neben diesen Begriffen gibt es noch zahlreiche weitere, die hinsichtlich dieser Thematik relevant sind und wären – aber auch den Rahmen sprengen würden.

Die Sexualität

Die Sexualität in der Definition im weiteren Sinn: Alle psychischen und physischen Vorgänge, die mit dem eigenen Geschlecht und dem Sexualtrieb zusammenhängen.
– Definition im engeren Sinn: Geschlechtliches Verhalten zwischen Sexualpartnern.

Geschlechtsidentität: Bewusstsein, einem Geschlecht anzugehören.
Cisgender: Personen, bei denen die Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
Binär: Begriff steht für „zweiteilig“ und reduziert auf zwei Geschlechter: männlich und weiblich.
Non-Binär: Sammelbezeichnung für Geschlechtsidentitäten, die sich also außerhalb der binären Einteilung befinden.
Genderfluid: Personen, die sich zwischen zwei oder mehr Geschlechtern bewegen, welches sich mit der Zeit oder in Abhängigkeit von Situationen verändern kann.
Genderqueer:
– Nicht eindeutig gegen die Begriffe “genderfluid“ oder und „non-binär“ abzugrenzen.
– Überbegriff für Personen, die nicht in die geschlechterbinäre Norm passen.
– Geschlechtsidentität von Personen, die sich sowohl als Frau und Mann (gleichzeitig oder abwechselnd) oder weder als Frau noch als Mann identifizieren.

Sexuelle Orientierung: Begehren einer Person hinsichtlich des Geschlechts einer Partnerin oder eines Partners für emotionale Verbundenheit, Liebe und Sexualität an. Zum Beispiel Homosexualität, Bisexualität und Heterosexualität.
Pansexuell: Sexuelle Orientierung, bei der Personen in ihrem Begehren keine Vorauswahl nach Geschlecht bzw. Geschlechtsidentität treffen.
Asexuell: Kein oder kaum Empfinden von sexueller Anziehung gegenüber anderen Menschen.
Demisexuell: Personen, die nur sexuelle Erregung verspüren, wenn zwischen ihnen und einer anderen Person eine starke emotionale Bindung besteht.
Autosexuell: Personen, die sich bevorzugt zu sich selbst hingezogen fühlen.


Politischer Hintergrund

Die Entwicklung der letzten Jahre belegt, dass das Bewusstsein für die Rechte
von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen (Lesbian, Gay,
Bisexual and Transgender, LGBT) in der Europäischen Union zunimmt. Mit
der rechtsverbindlichen Charta der Grundrechte der Europäischen Union
stärkt der Vertrag von Lissabon den Rahmen für eine Gesetzgebung zur
Nichtdiskriminierung. Die EU ist nun verpflichtet in all ihren Politikfeldern und
Tätigkeiten Diskriminierung zu bekämpfen, auch Diskriminierung aufgrund
der sexuellen Ausrichtung.
Auf internationaler Ebene ist man sich darüber einig, dass Diskriminierung
aufgrund der sexuellen Ausrichtung und Geschlechtsidentität bekämpft
werden muss; bestätigt wurde dies durch die Annahme zweier Empfehlungen
und einer Entschließung des Ministerkomitees des Europarates und der
Parlamentarischen Versammlung.
Vor diesem Hintergrund hat das Europäische Parlament im Jahr 2009 die
Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) aufgefordert,
die Situation von LGBT-Personen nach dem Inkrafttreten restriktiver
Rechtsvorschriften in Bezug auf ihre Rechte in einigen EU-Mitgliedstaaten
zu untersuchen.

Wichtigste Ergebnisse

Der Bericht der FRA über Homophobie, Transphobie und Diskriminierung
aufgrund der sexuellen Ausrichtung und Geschlechtsidentität zeigt drei
wesentliche Probleme auf, mit denen LGBT-Personen in der Europäischen
Union konfrontiert sind: dass sie gezwungen sind, ein Leben in
Verschwiegenheit und im „Verborgenen“ zu führen; dass sie gewalttätigen
Angriffen ausgesetzt sind; und dass sie keine Gleichbehandlung erfahren,
z. B. bei der Arbeit, bei Mietangelegenheiten oder beim Umzug innerhalb der Europäischen Union.
Unterschiedliche Entwicklungen
Was den Schutz von LGBT-Rechten anbelangt, so gibt es bei der Entwicklung im Bereich der Gesetzgebung in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten Unterschiede.
Im Rahmen der Untersuchung der FRA wurden sechs zentrale (miteinander
verknüpfte) Punkte ermittelt, bei denen sich sowohl positive als auch negative
Tendenzen erkennen lassen:


• Versammlungsfreiheit und freie Meinungsäußerung
Schwierigkeiten bei Paraden von LGBT-Personen oder aggressive Gegenproteste,
aber auch Verbesserungen beim Schutz von Demonstrationsteilnehmern.
Informationsverbot gegenüber Minderjährigen hinsichtlich gleichgeschlechtlicher
Beziehungen.
• Hassreden und Hassverbrechen
Begrenzter Schutz vor Intoleranz und Gewaltakten gegen LGBT-Personen; nur
wenige Mitgliedstaaten verfolgen solche Vorfälle in zunehmendem Maße
strafrechtlich.

• Ungleichbehandlung und Diskriminierung
Trotz EU-Rechtsprechung bleibt der Schutz von Transgender-Personen unklar;
eine beträchtliche Anzahl von Gleichbehandlungsstellen befasst sich jedoch
mit dem Thema der sexuellen Ausrichtung in Beschäftigungsangelegenheiten
und anderen Bereichen.

• Freizügigkeit und Familienzusammenführung
Der Gleichbehandlungsgrundsatz in diesem Kontext wird nicht überall in
derselben Weise angewandt: einige EU-Mitgliedstaaten beschränken oder
verweigern die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und Ehen, die in einem anderen Mitgliedstaat geschlossen wurden, andere Mitgliedstaaten
hingegen weiten die Gesetzgebung in diesem Bereich aus.

• Internationaler Schutz von LGBT-Asylbewerbern
In zahlreichen Mitgliedstaaten herrscht nach wie vor die Haltung, dass
Asylbewerber, die Schutz vor Verfolgung aufgrund ihrer sexuellen Ausrichtung
oder Geschlechtsidentität beantragen, keinen Anspruch auf diesen Schutz
haben, wenn sie in ihrem eigenen Land leben können, ohne „sich zu
offenbaren“.

• Geschlechtsangleichung
Erschwerter Zugang zu Behandlungsmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der
rechtlichen Anerkennung und Gleichbehandlung in den meisten Bereichen
des gesellschaftlichen Lebens; in einigen EU-Mitgliedstaaten hat sich diese
Situation jedoch gebessert.
Ungleiche Verhältnisse
Diese unterschiedlichen Entwicklungen zeigen, dass Fortschritte in der
Europäischen Union verschieden schnell und ungleichmäßig erfolgen:
Zwischen den EU-Mitgliedstaaten bestehen weiterhin gravierende
Unterschiede. Die Hauptursachen für die Hindernisse sind in der anhaltenden
Intoleranz und der negativen Einstellung gegenüber LGBT-Personen zu finden.


Abschließend noch die Resolution der Generalversammlung 217 A (III).

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

PRÄAMBEL

Da die Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt bildet, da die Nichtanerkennung und Verachtung der Menschenrechte zu Akten der Barbarei geführt haben, die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen, und da verkündet worden ist, daß einer Welt, in der die Menschen Rede- und Glaubensfreiheit und Freiheit von Furcht und Not genießen, das höchste Streben des Menschen gilt, da es notwendig ist, die Menschenrechte durch die Herrschaft des Rechtes zu schützen, damit der Mensch nicht gezwungen wird, als letztes Mittel zum Aufstand gegen Tyrannei und Unterdrückung zu greifen, da es notwendig ist, die Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Nationen zu fördern, da die Völker der Vereinten Nationen in der Charta ihren Glauben an die grundlegenden Menschenrechte, an die Würde und den Wert der menschlichen Person und an die Gleichberechtigung von Mann und Frau erneut bekräftigt und beschlossen haben, den sozialen Fortschritt und bessere Lebensbedingungen in größerer Freiheit zu fördern, da die Mitgliedstaaten sich verpflichtet haben, in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen auf die allgemeine Achtung und Einhaltung der Menschenrechte und Grundfreiheiten hinzuwirken, da ein gemeinsames Verständnis dieser Rechte und Freiheiten von größter Wichtigkeit für die volle Erfüllung dieser Verpflichtung ist, verkündet die Generalversammlung diese Allgemeine Erklärung der Menschenrechte als das von allen Völkern und Nationen zu erreichende gemeinsame Ideal, damit jeder einzelne und alle Organe der Gesellschaft sich diese Erklärung stets gegenwärtig halten und sich bemühen, durch Unterricht und Erziehung die Achtung vor diesen Rechten und Freiheiten zu fördern und durch fortschreitende nationale und internationale Maßnahmen ihre allgemeine und tatsächliche Anerkennung und Einhaltung durch die Bevölkerung der Mitgliedstaaten selbs wie auch durch die Bevölkerung der ihrer Hoheitsgewalt unterstehenden Gebiete zu
gewährleisten.

Agent Orange

Photo: Google

Die perversion eines sinnlosen Krieges und dessen Folgen noch mindestens 13 Generationen anhalten werden.


In 1965 Vietnam seemed like just another foreign war but it wasn′t
It was different in many ways, as so were tose that did the fighting
In World War II the average age of the combat soldier was 26
In Vietnam he was 19
In-in-in Vietnam he was 19

The shooting and fighting of the past two weeks continued today
25 miles west of Saigon
I really wasn’t sure what was going on“

(In deutsch: 1965 schien Vietnam einfach nur ein weiterer ausländischer Krieg zu sein.
Aber das war er nicht, er war auf
viele Weisen anders.
So waren es auch die, die im zweiten
Weltkrieg kämpften.
Das Durchschnittsalter des
Soldaten war sechsundzwanzig.
In Vietnam, war er neunzehn.19!

Die schwersten Gefechte der letzten
zwei Wochen, setzten sich heute
fünfundzwanzig Meilen nord-westlich
von Saigon fort.

Ich war mir echt nicht sicher
was da vorging.)

Ein Lied von Paul Hardcastle aus dem Jahr 1985, das von ihm, William Coutourie und Jonas McCord geschrieben wurde.

Um den Vietnamkrieg zu begreifen muss man in der Geschichte gute 100 Jahre zurück gehen. In dem Artikel : „Der kolonial Gedanke der Europäer in Südostasien und seine fatalen Folgen“ habe ich darüber berichtet.

In diesem Artikel geht es um über drei Millionen Menschen die ihr ganzen Leben lang in Folge von Dioxin gezeichnet sind.

Am 2. August 1964 in der Bucht von Tonkin zwischen dem US-Zerstörer „Maddox“ und nordvietnamesischen Schnellbooten zu Schusswechseln. Daraufhin verkündete die US-Regierung, bei einem weiteren Vorfall, würden sie mit einem Vergeltungsschlag reagieren.
Mit der Behauptung, dass Nordvietnam am 4. August 1964 erneut zuerst Schüsse abgefeuert habe, konnte die USA weitere Truppen nach Vietnam senden, ohne offiziell den Krieg erklärt zu haben. Im Nachhinein stellte sich dies als eine Fälschung da. US-Offiziere manipulierten Funkgespräche und gaben Falschinformation weiter. Dies führte in Washington zur sogenannten Tonking-Resolution, eine Ermächtigung zum Krieg, die, wie Johnson meinte, „wie Großmutters Nachthemd alles abdeckt“

Unter dem Befehl von John F. Kennedy flogen die US Air Force ab 1962 bis 71 weit über 6.000 Einsätze und warfen Tausende Tonne Bomben über Vietnam ab. Bei diesen Einsätzen versprühte die US Air Force auch großflächig zwischen 80 bis 90 Millionen Liter äußerst giftiger Chemikalien, von denen circa 45 Millionen Liter Agent Orange waren (genaue Zahlen gibt es nicht) und die fast 400 kg Dioxin enthielten und ein Siebtel der Gesamtfläche Vietnams langfristig kontaminierten. Die USA sind damit für den größten Chemie-Angriff der Menschheit verantwortlich.
Dieses sogenannte Entlaubungsmittel,
welches die Firmen Dow Chemical, DuPont und Monsanto (heute Bayer) herstellten, sollte einzig zum Ziel haben – die Entlaubung der dichten Wälder Vietnams, um die Verstecke und Versorgungswege des Vietcong aufzudecken. Außerdem wurden aus Flugzeugen, Helikoptern, Lastwagen und Handpumpen auch Ackerflächen besprüht, um dem Vietnamesen die Nahrungsgrundlage zu entziehen.

Die USA beendete den Einsatz von Agent Orange und den anderen Herbiziden offiziell im Mai 1970. Tatsächlich endete die „Operation Ranch Hand“ und das Versprühen von Agent Orange erst ein Jahr später, da das US-Militär auf eigene Hand die Herbizide weiter versprühten. Erst mit dem Verbot von dioxinhaltigen Herbiziden in den USA kam es zum endgültigen Ende der Einsätze.

Bei diesem 11-jährigen Krieg kamen mehr als drei Millionen Menschen ums Leben. Menschen starben qualvoll an den Napalm-Boben, Blindgänger von Minen, verhungerten oder durch Agent Orange. Die USA haben bei diesem Krieg ganz klar ein weiteres Mal gegen geltendes Völkerrecht verstoßen.

Photo: WordPress

Eine Menschenverachtende Kriegführung

Entlaubungsmittel hört sich offenbar auch viel schöner an, als Tetrachloro-dibenzo-para-dioxin, kurz: TCDD genannt.

Einen chemischen Namen für 2,3,7,8-Tetrachlordibenzo-p-dioxin gibt es nicht. In chemischen Verzeichnissen wird Agent Orange unter der Nummer 39277-47-9 geführt. Die Molekularformel lautet: C24 H27 CL5 O6.
Agent Orange ist ein flüssiges Herbizid, das sehr schnell wirkt und im Volksmund als „Unkrautbekämpfungsmittel“ bezeichnet wird. Es entlaubt Pflanzen und auch Bäume.

2,3,7,8-Tetrachlordibenzo-p-dioxin, oder Agent Orange ist eine chlorhaltige,
hochgiftige organische Verbindung. Die Substanz leitet sich vom Dibenzodioxin ab und wird abgekürzt als 2,3,7,8-TCDD oder nur TCDD, fälschlicherweise auch als Dioxin oder als Seveso-Gift bezeichnet.
Der Kurzname Dioxin bezeichnet vielfach unspezifisch die gesamte übergeordnete 
Stoffgruppe der polychlorierten Dioxine und Dibenzofurane, deren giftigster Vertreter das 2,3,7,8-Agent Orange ist.

Neben Agent Orange gibt es noch weitere flüssige Herbizide in anderen Zusammensetzungen, darunter Agent White, Pink, Green, Blue und Purple. Diese wurden ebenfalls im Vietnamkrieg verwendet, als es schwerer wurde auf dem Weltmarkt genügend 2,4,5-T, ein Inhaltsstoff von Agent Orange, zu beschaffen.
Agent Blue wurde hauptsächlich auf Reisfeldern eingesetzt; Agent White wurde genutzt um Wälder zu entlauben. Die Wirkung von den anderen Herbiziden trat erst nach ein paar Tagen auf. Außerdem wirkten diese nur partiell, was die USA als Nachteil gegenüber Agent Orange als Breitbandherbizid ansahen.

Dioxin ist eine der schlimmsten toxischen Substanzen, die je von der Menschheit produziert wurden, und verursacht viele schwere Krankheiten, darunter Krebs, neurologische Störungen, spinalen Bifida, eine Abnahme der Immunität, Störungen des endokrinen Systems, Fortpflanzungsstörungen und Missbildungen bei Neugeborenen.
Man geht davon aus, dass die Chemikalie in die Gene gelangt und von einer Generation an die nächste weitergegeben wird. Auch ist mittlerweile bekannt, dass Agent Orange über den Boden und Flüsse in die Nahrung gelangt. Niemand weiß genau, wie viele Generationen davon noch betroffen sein werden.

US-Bomber versprühen Dioxin über Vietnam. Photo: WordPress

Die USA vergiften die Welt

Eine Umweltkastatrophe in gigantischem Ausmaß breitet sich langsam durch Reis auf der Welt aus.

Nach den neuesten Zahlen sind die fünf Hauptreiseexportländer der Welt: Indien, Thailand, Vietnam, Pakistan und die USA in abnehmender Reihenfolge der ausgeführten Reismenge. Thailand und Vietnam sind auf den Export der Reissorte Jasmin spezialisiert. Alleine Vietnam exportiert jährlich 6,8 Millionen Tonnen Jasminreis.
Zu den Hauptimporteure von Reis, liegt China mit 5 Millionen Tonnen Reis auf Platz 1 der Welt. Gefolgt von Nigeria, die Europäische Union, Saudi-Arabien und die Philippinen. Es ist als nicht auszuschließen, dass wir alle schon mal Agent Orange zu uns genommen haben.

Vietnam ist nicht das einzige Land in dem die Auswirkungen von Agent Orange spürbar sind. Auch die USA trägt Folgen mit sich. Allein durch die Verwendung in der US-amerikanischen Landwirtschaft hat sich das Dioxin von der Umwelt bis hin zu den Menschen verteilt.
Was oft an diesem Krieg nicht bedacht wird, ist die Tatsache, dass auch US-Amerikanischen Soldaten Agent Orange ausgesetzt waren und erlitten somit die selben Schäden. Des Weiteren treten die Auswirkungen teilweise in Hawaii und anderen Ländern auf, wo Agent Orange und andere Herbizide vor und während dem Vietnamkrieg getestet wurden.
Durch den großflächigen Air Force Einsatz von Agent Orange, zog es auch auf die Nachbarländer von Vietnam – hier vor allem Laos und Kambodscha.

Photo:Reuters

Die Folgen nach dem Krieg sind nicht absehbar

50 Jahre nach dem Vietnamkrieg sind gegenwärtig rund drei Millionen Menschen betroffen und 4,8 Millionen Vietnamesen sind exponiert und zählen somit zu den ärmsten Menschen des Landes. 70 % der Familien leben unterhalb der Armutsgrenze, und 22 % der Familien haben drei oder mehr Opfer. Viele sind schwerst behindert und 90 % sind arbeitslos. Die Last der Betreuung dieser Opfer fällt auf ihre Eltern oder Verwandten, von denen viele bereits im hohen Alter sind. Das Problem ist groß und wird sich noch verschärfen, wenn die Eltern und Betreuer dieser Opfer schließlich sterben.

Eine Entschädigung für die Missgebildete Menschen bleibt bis heute aus.
Die USA anerkennen lediglich an, dass das Gift die Natur verseucht hat – nicht aber die Menschen!
Die landesweite Vereinigung der vietnamesischen Agent-Orange Opfer, Vava, haben vor US-Gerichten Klagen von vietnamesischen Staatsbürgern eingereicht. Das Vorgehen richtet sich auch gegen die Chemiekonzerne: Dow Chemical, DuPont und Monsanto. Doch der Erfolg blieb bislang aus. Sowohl die amerikanischen Herstellerfirmen der Herbizide, als auch die US-Regierung haben bis heute gegenüber den Vietnamesen keine Schuld eingestanden.

Auch in dritter Generation nach dem Agent-Orange-Einsatz kommen immer noch Kinder mit geistigen Behinderungen und körperlichen Missbildungen zur Welt.
Forscher_innen gehen davon aus, dass es noch 13 Generation braucht, bis die Folgen von Agent Orange in Vietnam nicht mehr zu sehen sind.

Kleine Lichtblicke

Die 2004 gegründete Organisation VAVA (Vietnam asociation for victims of agent orange) setzt sich wenigstens für einen minimalen Teil der schon geschrieben Millionen Opfer durch Agent Orange ein.

Wenn es möglich ist, hilft VAVA diesen Menschen zu Hause oder in den wenigen Rehabilitationszentren, wobei hier den ärmsten Familien Vorrang eingeräumt wird.

MSAVLC (Medical and Scientific Aid for Vietnam, Laos and Cambodia) unterstützt VAVA seit vielen Jahren mit finanzieller Hilfe und der Bereitstellung von Ausrüstung. In den letzten Jahren hat MSAVLC 90 Rollstühle zur Verteilung in und um Ho-Chi-Minh-Stadt und 50 Rollstühle für den Bezirk Hanoi bereitgestellt.
In Ha Tinh, einem der von Agent Orange stark betroffenen Bezirke, wurde ein neues Wohn- und Rehabilitationszentrum gebaut. Ha Tinh ist eine der ärmsten Provinzen Vietnams. Sie leidet unter strengen kalten Wintern und heißen trockenen Sommern. Der Boden ist schlecht für die Landwirtschaft und die Infrastruktur ist mangelhaft. Die meisten Menschen leben von der Landwirtschaft, und das Leben ist hart, vor allem für die 20.000 Agent-Orange-Opfer in der Provinz. MSAVLC hat viele dringend benötigte medizinische Geräte für das Zentrum zur Verfügung gestellt, und es wurden auch Gelder für die Entfernung entstellender Wucherungen in den Gesicher einiger Bewohner bereitgestellt.


Klarstellung

Boehringer Ingelheim hat kein Agent Orange hergestellt oder durch Vorprodukte oder Grundstoffe zu dessen Herstellung beigetragen. Trotzdem wird das Unternehmen immer wieder in diesem Zusammenhang genannt und über den tatsächlichen Sachverhalt falsch berichtet. Zusätzlich werden diese Quellen weiter zitiert, sodass sich die unwahren Darstellungen vervielfachen.

Fakt ist, dass Boehringer Ingelheim kein Agent Orange hergestellt hat und auch nicht, weder direkt noch indirekt durch Vorprodukte oder Grundstoffe, zur Herstellung von Agent Orange beigetragen hat.
Bestätigt ist, dass Boehringer die T-Säure und Trichlorphenolat-Lauge an das neuseeländische Unternehmen Ivon Watkins Ltd. lieferte. Dies daraus dann Herbizide herstellte, um große Weideflächen von Dornengestrüpp zu befreien.
Später wurde Ivon Watkins Ltd. von dem US-amerikanischen Unternehmen Dow Chemical übernommen, das in die Produktion von Agent Orange involviert war. Daraus entstand die unzutreffende Annahme, dass Boehringer zu dessen Herstellung beigetragen hätte.

Quellen
– Andreas Frey: Das Gift das bleibt.

– Boehringer Ingelheim

–  Isabell Franziska Berendet: Der Einsatz von Agent Orange während des Vietnamkriegs in den 1960er Jahren – Die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt

– Micheal Gough: Dioxin, Agent Orange the facts.
– MSAVLC (Medical and Scientific Aid for Vietnam, Laos and Cambodia)

– VAVA (Vietnam asociation for victims of agent orange)
















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Teil II Kapitel 33

Pälsaar gebrodenes am Mekong

Die Büroangestellte und Einheimische hatten für den Abend drei große Zeltüberdachungen vor dem Büro aufgebaut. Zwei der Überdachungen
standen an den beiden längeren Seiten zusammen und eine Überdachung längs, so waren gute 50 Quadratmeter überdacht. Die 10 Tische mit je 4 Stühle waren sehr schön mit Blumen hergerichtet. Die Eisenstangen von den Überdachungen waren mit bunten Lichterketten dekoriert. Rechts in der Ecke stand eine Musikanlage und ein DJ spielte Popmusik aus Kambodscha.
Unter der längsseitigen Überdachung stand eine Theke für die Getränkeausgabe.
Zwei Garküchen, wie man diese in Asien von jeder Straßenecke kennt, standen etwas abseits. So auch der eineinhalb Meter große Rundgrill, den Cees vor 3 Jahren geschweißt hatte.

Aus Platzgründen bei der doch großen Zahl an Schwenkbraten, wurden die Kartoffeln auf den Grills der zwei Garküchen-Wagen gegrillt. Da man zwar in Asien auch Kartoffeln kannte, aber Grill- oder Ofenkartoffen in dieser Form unbekannt waren, wurden diese sehr skeptisch betrachtet. Gleiches galt bei der dicke von dem Schweinekamm auf dem Grill. Wie Hannes dies schon von seinen Nachbarn aus Thailand kannte, wurden auch hier wüste Spekulationen über jenes Grillgut diskutiert.
Melanie und Hannes beteuerten, dass dieses Fleisch in einer dreiviertelstunde fertig gegrillt sei. Von Unmöglich bis Utopisch war alles an Aussagen der Gäste dabei.

Am 10. Breitengrad stand die Frau vom Leiter der Weltbank in Kambodscha in Jeans und T-Shirt mit einer Bierflasche und einer eineinhalb Meter langen Gabel am Grill. Melanie drehte den Rost mal links- und mal rechts herum. Sie diskutiert mit den umherstehenden Personen wie wild „Ohleck, ihr hett doch gar keen Ahnung. Loss uus doch ähnfach mol mache. Schwengga mache kann ned eh jehra.“

Bei der geografischen Zuordnung von in Zwiebeln, Paprika, Pfeffer und Salz eingelegten Schweinekamm, hatten Melanie und Hannes so einige Differenzen – ob dies nun Hunsrücker Schwenkbraten oder Schwengga aus dem Saarland sei. Man einigte sich schließlich auf Pälsaar gebrodenes.

Coady brachte drei Flaschen Angkor Beer an den Grill und sah seiner Frau beim grillen zu.
„Schatz, lou moo loo wie scheen der Schwengga ess. Dat eh loo es weningstensch eh ordentlisches Stigg Flääsch. Ohleck, wie isch misch uff de Schwengga fraje. Hannes, eh loo hasch dau eh rischdisch goud Idee gehebt.“
„Dankeschön. So ab und an ein schönes Stück Fleisch aus der Heimat muss schon sein.“ „Awwer joh. Wat honn isch eh abbedit uff de Schwengga. Gugg mol wat der vor eh scheen Faab hott. Dat loo isss wie freja in Saarbregge off da Kerb. Wat ware dat noch Zeide.“
Coady sah seine Frau an, als ob diese eine extraterrestrische Sprache sprach. Hannes brüllte vor lachen bei seinem Gesichtsausdruck.

Melanies Schwegga und Hannes sein Hunsrücker Schwenkbraten waren fertig gegrillt und so gut wie alle Gäste standen mit ihren Teller um den Grill. Jeder wollte dieses sehr angepriesene Grillfleisch probieren. Die schmale Melanie packte sich gleich zwei Stücke von ihrem Schwegga auf den Teller und setzte sich freudig zu ihrem Mann, Patricia und Hannes an den Tisch. Melanie schaute sich immer wieder um „Unn wie?“ Fragte sie Bong, Hanang oder Sovanni. Rechts von ihr am Tisch saßen Bourey, Samnang, Maona und Yupa. „Unn wie?“ Melanie war an diesem Tag wie ausgewechselt. Sonst sprach sie in englisch, französisch oder khmer – an diesem Tag fast nur saarländisch.

Dirty Dancing um Mitternacht

Am Abend wollten die Frauen noch tanzen und Party machen. Patricia ging ins Appartement und brachte einen Stapel CD’s zum DJ. Mit Musik aus Frankreich, Deutschland, England und USA wurde getanzt, gelacht und Karaoke gesungen.
Da Hannes immer noch recht viele Schmerzen im Rücken und Steißbein hatte, belies er den Abend bei Bier und Gesprächen.
Paolo kam mit zwei Flaschen Bier zu ihm an den Tisch „Ihr seid schon eine mega coole Truppe. Was ich in Svay Rieng schon sah – war stark, hier wird noch einer draufgesetz. Ich freue mich hier arbeiten zu können.“ „Dankeschön. Wir können all diese Arbeit auch nur im Team bewältigen. Wir arbeiten viel und dann sollen wir auch feiern. Eigentlich war mein Grillabend bedeutend kleiner geplant. Ich wusste nichts von dieser großen Unterstützung und der schon beachtlichen geleisteten Vorarbeit. Eliane ist die Bürochefin und hat den gleichen Führungsstil wie wir anderen Teamleiter auch. So sind wir eine Einheit auf die jeder stolz ist. Paolo, ich bin auch sehr froh, dass du uns unterstützen wirst. Deine Gedanken und Ideen gefallen mir. Wenn du noch ein paar von deiner Sorte kennst, können sie sich gerne bewerben.“ „Hannes, die Jungs und Mädels mit denen ich studiert habe, lachten mich aus, als ich sagte ich gehe nach Kambodscha. Lass die in ihrer kleinen Welt und Steuerrechte neu schreiben.“ Hannes postete ihn zu „Kommt mir bekannt vor. Schau dir Patricia an. Sie hat das beste Abi in ihrem Jahrgang geschrieben und ist nun Lehrerin für Analphabeten. Sie und Levi werden im nächsten Jahr zur Hälfte für das Bildungsministerium arbeitet. Ihre hochnäsigen Schulfreunde halten sich alle für etwas bessere und sind trotzdem in ihrer Spießigkeit gefangen. Mich hatten sie im Sommer 1989 förmlich zerrissen. Der Deutsche der noch nicht einmal Abitur hat kommt ins Haus Lefévre.“ Paolo sah ihn fragend an „Dann war das doch nicht einfach nur ein Spruch von dir, als ich gefragt habe, was du studiert hast.“ „Nee, es war kein Spruch. Ich habe eine Handwerkliche Lehre im Tiefbau gemacht und kann auch Bagger fahren. So kam ich an ODHI. Wo ich heute bin, habe ich meinen Kollegen zu verdanken. Ich wollte den Job nie haben.“ „Verstehe ich jetzt nicht. Was ich von dir weiß und sehe, gehst du in diesem Job voll und ganz auf. Du machst es mit Herzblut und das spürt jeder. Als ich mit Ilaria im Rathaus war, sprach ich mit drei Mitarbeitern über dich. Jeder kennt dich und jeder achtet dich für das was du auf die Beine gestellt hast.“ Hannes lachte „Natürlich kennt man mich. Sangkhum ist zum Teil auch daran schuld. Ich bin auch nur so gut, wie die Leute, die mir helfen. Das ich Spaß an meinem Job habe, kann und werde ich nicht abstreiten. Der Nachteil an dem Job ist, dass ich Patricia manchmal zwei Wochen nicht sehe. Daher suche ich auch Leute, die mich unterstützen und ich einiges an Arbeit abgeben kann. Chenda und Hudson habe ich schon die Projektleitung für die Provinzen Kampot und Takeo gegeben. Ich werde dort zwar hinfahren und mir mit Chris ein Bild der Lage machen, aber den Rest sollen die beiden schaffen. Ich wollte Yupa für unser Büro in Svay Rieng haben – dies hat sich leider erledigt. Ich hätte Maona eingestellt –  dies hat sich leider auch erledigt. Ich kann nicht Bauprotokolle schreiben, Projekte 600 Kilometer weit entfernt betreuen und mich um 1000 andere Dinge kümmern. Auch wenn wir viele und sehr gute Team- und Projektleiter habe, sind wir immer noch zu wenige für all diese Arbeiten. Wenn dieses Staudamm Projekt bei Kampong Chhnang kommen sollte, brauchen wir auch noch gute Mitarbeiter. Woher soll ich die nehmen?“
Paolo sah ihn schweigend an.
„Ich hätte gerne Ilaria im Team. Ich kann sie aber auch verstehen. 10 Jahre bei der UN gibt man mal eben nicht einfach so auf.“  „Soll ich mit ihr reden?“ „Paolo, und dann? Sie muss entscheiden. Nächste oder übernächste Woche wird sie mit meinem Schwiegervater reden. Auch habe ich noch Hoffnung, dass ich über Maona noch ein paar Mitarbeiter bekommen kann. Vielleicht sind auch in Kampot oder Takeo noch ein paar fähige Menschen zu finden.“
„Die Welt ist schon verrückt! Alle tanzen und haben Spaß und du machst dir Gedanken um neue Mitarbeiter.“
Hannes nickte und postete Paolo zu „Genau.“

Nach Mitternacht änderte sich die Musikrichtung von Pop und Rock zu Lovesongs.
Die ersten Töne von Bill Medleys & Jennifer Warnes – The Time Of My Life, klangen aus den Boxen. Patricia kam auf Hannes zu und reichte ihm singend die Hände Now I’ve had the time of my life
No I never felt like this before
Yes I swear it’s the truth
And I owe it all to you
‚Cause I’ve had the time of my life…“

Es gab nichts schönes auf der Welt als mit dieser Schönheit zu tanzen. Mit Patricia vergaß er all die Sorgen um Mitarbeiter, Hepatitis-C oder ungelöste Fragen für sein Projekt überTrockenfeldanbau.
Hudson und Chenda tanzten eng umschlungen, genauso Melanie mit ihrem Mann. Paolo hatte sich den Abend über auffällig oft mit Ratanaa unterhalten und beide tanzten auch zusammen. Hudson und Chenda gaben die Berühmte Hebefigur aus dem Film Dirty Dancing zum besten und alle Gäste jubelten ihnen zu.

Eine Stunde spielte der DJ einen Lovesong nach dem anderen und immer mehr Paare tanzten zusammen.

Patricia wollte um 2 Uhr ins Bett und wünsche sich zum Abschluss das Lied von Jane Birkin und Serge Gainsbourg – Je T’aime,…Moi Non Plus.
Sie hatte ihren Kopf auf seiner Schulter und sang: Je t’aime, je t’aime
Oh oui, je t’aime
Moi non plus
Oh, mon amour
Comme la vague irrésolue
Je vais, je vais et je viens
Entre tes reins
Je vais et je viens
Entre tes reins
Et je me retiens…

Auf ans Meer

Der Morgen brachte die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster -es waren nur Sonnenstrahlen. Patricia lag in seinem Arm und er dachte an Fréjus. Vor fast genau vier Jahren hatten sie sich in einem Zimmer in der Rue Jean Bacchi  zum ersten Mal geliebt.
„1000 Farben sind auch ein rot“ sagte er leise. „Oui, ma Chérie.“ „Désolé, je ne voulais pas vous réveiller.“ „Du hast mich nicht geweckt. Ma Chérie. Die Nacht war schön mit dir. Je t’aime pour toujours. Was hast du diese Woche noch geplant?“
„Eigentlich nichts. Heute werde ich mit Asger, Cees und Sylvie noch die Vorarbeiten für die Felder besprechen. Alles andere ist so weit geplant oder hängt an Coady. Zum Glück lässt er mir nach seinem GO noch vier Wochen Zeit.“ „Dann lass uns ans Meer fahren. Weg von allem. Nur du und ich.“
Hannes küsste seine wunderschöne Frau und streichelte ihr die Haare aus ihrem Gesicht „Habe ich wieder laut Gedacht?“ „Non, ma Chérie. Es ist die Liebe die uns verbindet.“

Patricia stand in ihrem atemberaubenden Negligee am Fenster und sah auf den Hof vom Büro und musste grinsen „Ma Chérie? Das Frühstück ist schon vorbereitet. Die Party von gestern Abend geht weiter. Allez, on va prendre le petit déjeuner.“

Beide gingen Arm in Arm zu den anderen Gästen und Mitarbeiter vor das Büro zum Frühstücken. Einige ihrer Freunde und Mitarbeiter sahen etwas verkatert aus. Hannes erkundigte sich bei Bonahathavuth, wer hier im Gebäude übernachtet hätte. Zu seinem erstaunen waren es fast alle. „Na gut. Da die Garküchen sowieso hier sind und gestern doch mehr Schwenkbraten gegessen wurde, als ich dachte, essen wir nun was noch da ist. Wir warten auch nicht, bis alle wach sind. Ich denke, dies wird bei einigen länger dauern.“ „Dies glaube ich auch. Es war eine schöne Party. Vielen Dank.“ „Bonahathavuth, ich habe zu danken. Ihr habt euch so viel Mühe mit dem organisieren gemacht und alles sehr schön hergerichtet und dekoriert.“
„Dankeschön. Wir haben es gerne getan. Es kam nicht an die Party in Kampang Rou ran, denke aber, dass es jedem gefallen hat.“ „In Kampang Rou hatten fünfmal so viele Leute geplant und fast 40 Leute hatten sich um alles gekümmert. Das nächste Fest vor Weihnachten weden wir hier veranstalten. Die Teams aus dem Norden haben bis nach Kampang Rou viel zu weit zu fahren. In Kampang Rou werden wir hin und wieder kleine Feste feiern, aber kein Fest mehr für über 600 Mitarbeiter.“

Maona kam aus dem Gebäude und winke Patricia und Hannes zu. Mit ihr zu frühstücken war eine Wohltat. Ihre Gedanken zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren fundiert, sachlich und interessant.
„Ich werde heute mit Bourey ein Auto kaufen. Als Geschäftsführerin kann ich ja schlecht mit dem Taxi fahren.“ Hannes sah Maona irritiert an „Wie Auto?“ „Äh ja, Automobil – ist dir doch sicherlich ein Begriff. Ach so! Du zielst auf mein Bein ab. Ein Automatikfahrzeug kann ich fahren. Bourey leiht mir das Geld.“ „Okay. Wäre jetzt meine nächste Frage gewesen. Über das Kollektiv können wir auch Autos kaufen. Wenn wir mehrer Marktstände betreiben wollen, können wir diese schlecht mit einem Traktor beliefern. Da die KfW Bank auch Geld gibt, sollte es doch möglich sein drei oder vier Autos zu kaufen. Rede mit Coady darüber. Wer ist im Kollektiv überhaupt für die Finanzen zuständig?“ „Melanie Levis“ sagte Maona knapp „Sie ist auch zweite Vorsitzende. Steht alles im Protokoll.“ „Wow! Melanie? An sie hätte ich am wenigsten gedacht. Na dann ist die „Svay Rieng Agro-products Cooprrative“ in guten Händen. Entschuldige bitte, ich hatte gestern nicht viel Zeit um alle Protokolle zu lesen. Ich werde mir aber diese Woche die Zeit nehmen.“
Patricia boxte ihn „Non! Nur du und ich! Keine Protokolle und Bauberichte.“
Maona sah fragend zu Patricia und sie erzählte, dass sie beide heute noch ans Meer fahren würden. Hannes sah völlig entgeistert zu Patricia „Heute? War von heute die rede?“ Patricia boxte ihn wieder „Oui. Aujourd’hui. Nous allons à la mer aujourd’hui. Et pas de discussion.“ „Na gut, Prinzessin. Heute und keine Diskussion.“
„Ihr wollt ans Meer? Wohin?“ Beide zogen bei der Frage von Maona die Schultern hoch. „Dann fahrt nach Koh Rong Sanloem. Es ist eine Insel ungefähr 20 Kilometer vor Sihanoukville. Es ist wunderschön dort. Wir hatten unsere Hochzeitsreise dort hin gemacht. Ich kann euch gerne die Adresse von einem schönen kleinen Hotel geben. Sie haben kleine Appartement direkt am Strand und einige sind sogar vorgelagert. Um euch herum ist nur Wasser und der 20 Meter lange Holzweg.“ „Bitte Liebes, gib mir die Adresse. Dort will ich hin“ sagte Patricia.

Da Frau Lefèvre nun den Tag der Abreise und auch die Adresse bestimmt hatte, musste Hannes seine Besprechung doch zügiger durchführen. Warten war bei Patricia ein Fremdwort. Da Hannes auch keine Lust auf ständiges genörgel hatte, suchte er Asger, Cees und Sylvie auf. Bis auf Cees waren alle wach und auch beim frühstücken. Er wollte Cees nicht wecken, so besprachen sie zu dritt die Karten und markierten die vorgesehenen Felder.

Um 10.45 Uhr fuhr Patricia vom Hof des ODHI Büros in Kâmpóng Trâbêk mit Fahrtrichtung ins 300 Kilometer entfernte Sihanoukville. Da Hannes noch Schmerzen im Rücken hatte, überließ er Patricia das fahren. Er griff nach hinten und zog seine Aktentasche vor. Patricia sah ihn böse an. „Was? Ich lese nur. Du fährst und muss ja nicht mit dir auf die Straße schauen.“ „Dann lese ein Buch.“ „Mache ich doch.“ Patricia biss sich auf die Lippen. Sie merkte, dass er sauer war und sie schuld daran war. „Entschuldigung, ma Chérie. Der Ordner von Hudson ist schon gewaltig dick. Die Idee, sich als Journalist auszugeben war großartig.“ „Absolut. Hätte ich Hudson nie zugetraut. Durch seine „journalistische Arbeit“ hat er uns unglaublich viel Arbeit abgenommen. Ich überflog gestern seine Infos und was ich gelesen habe, ist hervorragend zusammengefasst.

Der Verkehr auf der N2 von Phnom Penh in Richtung Sihanoukville war wie überall in Kambodscha. Es fuhr oder bewegte sich alles auf dieser Fernstraße was Räder oder gar Hufen hatte. Bei den kleinen Ortschaften kamen Hühner, Hunde oder auch schon mal Rinder sehr gefährlich nah an die Straße.

អាហារដ្ឋាន បឹងធម្មជាតិ „ខេត្តតាកែវ

Um 12 Uhr war Patricia erst – oder schon in der Nähe von Takeo. Die Hälfte hatten sie geschafft. Die N2 lief an großen Seenplatte vorbei und hin und wieder standen Wegweiser für Restaurants an der Straße.  Kurz vor Takeo sagte Patricia, dass sie hungrig sei. Nach wenigen Kilometer kam wieder ein Wegweiser zu einem Restaurant. „អាហារដ្ឋាន បឹងធម្មជាតិ „ខេត្តតាកែវ, hört sich gut an. Sollen wir dort hinfahren?“ Hannes nickte.
Unter „Natur See Restaurant“ konnte man sich in Kambodscha alles vorstellen. Zu ihrer Überraschung war das Restaurant sehr idyllisch und auch recht gut gepflegt. Patricia parkte vor dem Restaurant und beide schauten sich um. Ihr Eindruck von diesem Restaurant bestätigte sich. Hand in Hand gingen sie zum Eingang von dem Natural Lake Restaurant.

Als Europäer wurden sie sofort überschwänglich begrüßt. Beiden schauten sich im vorbeigehen die Mahlzeiten der Gäste an.
„Sieht gut aus. Komm, ma Chérie, lass uns hier essen.“
Eine junge Mitarbeiterin von dem Restaurant versuchte auf englisch und französisch ihnen die Plätze in dem Hauptresraurant am Wasser anzubieten. Patricia sprach auf khmer, dass sie lieber eine Hütte abseits hätte. Die junge Frau lächelte noch mehr und führte sie zu einer der Dutzend kleineren Hütten am Seeufer. In Asien hat man sofort einen anderen Stand, wenn man die Sprache der Einheimische spricht. 

Ihre kleine Hütte hatte vielleicht 15 Quadratmeter. Der Dach war mit Schilf gedeckt und in den vier Ecken hingen Hängematten. Gegessen wurde auf dem Boden. Dafür lagen in einer Ecke einige Strohmatten. Hannes bestellte zwei Flaschen Bier, Fisch und Garnelen vom Grill. Als Beilage wollten sie Gemüse, Reisnudeln und Pilze.
Patricia legte sich sofort in eine der Hängematten „Ma Chérie, komm. Ist sehr bequem und tut deinem Rücken gut.“

Als das Essen kam, wollten beide gar nicht mehr aus den Hängematten. Dieses Restaurant war wirklich sehr schön und die Ruhe an diesem Ort tat beiden gut.

Das Essen war exzellent und reichhaltig. Hannes wäre gerne noch eine Stunde an diesem Ort geblieben. Da sie immer noch eine Fahrt von drei Stunden und eine Fähre vor sich hatten, wurde es Zeit zum Ausbruch.

Patricia fuhr durch Sala und kurz vor Phumi Kāmpông Chrey wechselte sie auf die N31. In diesem Gebiet würde er bald sein. Hannes sah nach links und rechts der Straße und hoffte, irgendwo einen Bagger zu sehen.
„Ich weiß was du denkst. Dann schau in den Unterlagen von Hudson. Diese halbe Stunde werden wir noch einplanen können.“ „Danke Prinzessin. Auf der Strecke kommt bald Banteay Meas, in oder an dem Ort muss es links ab nach Phum Chamiāng Chrey gehen.“
In den 76 Seiten umfassende Mappe von Hudson waren auch viele Landkarten im Anhang. Hannes faltete die Karte aus dieser Region auf, um sich einen Überblick zu verschaffen. Auf der Karte waren die Seiten 27 – 30 markiert. Hannes las und musste beim lesen feststellen, dass er sich mal wieder einen harten Brocken ausgesucht hatte.

Patricia kam an den Ort Banteay Meas und fuhr langsamer „Ich denke, bald wird es links abgehen.“ „Ja. Nach der Karte die vierte Piste links.“
Im Ort sah es genauso aus wie damals in Kampang Rou. Patricia fuhr links ab und holperte über die Piste nach Phum Chamiāng Chrey. Die Leute am Straßenrand schauten ihnen hinterher. Ein solches Fahrzeug habe die Menschen hier in der Gegend offenbar noch nie gesehen. Der SUV fiel alleine durch seine Größe und den vielen Lampen auf dem Dach auf.

Phum Chamiāng Chrey war ein kleiner Ort mit vielleicht 200 Einwohner. Hannes sah rechts an den Häusern einen Graben, wo die Wasserleitung verlegt wurde. Beim Anblick von dem Bagger, wichte er sich mit der Hand vor die Augen „Schau dir mal den Schrott an. Kennen wir alles schon.“ „Oui ma Chérie. Wie schnell bekommst du Bagger geliefert?“ „Natthathida sagte mir zwei Wochen zu.“ „Weiß sie schon bescheid?“ „Nur das wir Bagger brauchen. Aber noch nicht wann. Ich werde den Ratschlag von Hudson annehmen und ihr auch genauso die Bestellung schicken. Ich muss mal eben 2 Millionen US-Dollar für Baumaschinen ausgeben. Patricia, es ist kaum zu glauben, wir haben an die 80 Baumaschinen im Land und trotzdem zu wenig. Auch werde ich wohl einen 245er kaufen müssen. Ich las das Bauprotokoll von Cees. Bei diesen Felsen in seinem Abschnitt, kommen die kaum noch voran.“ „Cool! Den würde ich gerne nochmal fahren. Soll ich hier mal stehen bleiben?“ „Ja. Dann lass und als Touristen mal etwas Sightseeing machen.“ 

Die Befürchtung wird wahr

Gemeinsam gingen sie die wenigen Meter an die Baustelle zurück. Hannes begutachte den KOBELCO Bagger aus Taiwan. Der Bagger konnte vielleicht 6 Jahre alt gewesen sein – was für eine 13 Tonne schwere Baumaschine absolut kein Alter war, dieser Bagger war aber in einem sehr desolaten Zustand. Der 3 Jahre alte Bagger von Kosal sah dagegen aus wie gestern erst gekauf. „Na ja. Mit viel Pflege könnte die Maschine wieder werden“ sagte er zu Patricia. Hannes fragte die Bauarbeiter in einem nicht perfekten khmer nach ihrer Arbeit. Er wollte schließlich als Tourist angesehen werden. Die Bauarbeiter antworteten freundlich und bereitwillig was sie taten und wofür. Er fragte nach deren Verdienst und bei der Antwort stockte ihm der Atem. Selbst die Hilfsarbeiter bei ODHI hatten mehr Lohn. Der Vorarbeiter fragte Hannes wo er her kommen würde. „De l’Allemagne.“ „Oh! De l’Allemagne!“ Freudig sagte der Vorarbeiter, dass ihre Pumpen aus Deutschland kommen würden. „Das weiß ich“ sagte er auf deutsch, was der Vorarbeiter aber nicht verstand. „Oh! L ‚Allemagne? Gut! Gut!“ Gab Hannes ihm in einem französisch-deutsch-khmer als Antwort. Der Vorarbeiter würde ihm gerne die Pumpe zeigen. Er müsste aber 500 Meter weit laufen. „Dann gehen wir mal nach der Pumpen aus good old de l’Allemagne schauen“ sagte Hannes und machte dem Vorarbeiter ein Petzauge.
Patricia sagte, dass sie sich im Ort etwas umschauen würde und gab Hannes einen Kuss.

Auf dem Weg zu der Pumpe fragte Hannes den Vorarbeiter etwas aus. Wie seine Firma sei, wie viele Arbeiter diese hätte und wo die Firma ansässige wäre.
Mit 150 Mitarbeiter war die Firma schon recht groß. Das Büro und Zentrale wäre in Kampong Trach.

Stolz zeigte der Mann die Pumpe aus L ‚Allemagne und Hannes sah seine Befürchtung bestätigt – die Pumpe war viel zu klein. Nun war Hannes hin und her gerissen. Sollte er dem Vorarbeiter etwas von der Wahrheit sagen oder es lieber für sich behalten? Der Vorarbeiter machtet einen netten und freundlichen Eindruck auf ihn. „Darf ich fragen wie du heißt?“ „Ich heiße Quang Pham“ „Hallo Quang. Ich bin Hannes aus Deutschland. Ich kann khmer. Wir können uns vernünftig unterhalten.“ Quang sah ihn völlig irritiert an. „Tut mir leid, dass ich vorhin mit dir in einem schlechten khmer gesprochen habe. Quang, was ihr hier tut, ist faslch! Diese Pumpe wird nie das Wasser auf eure Entfernung schaffen zu pumpen.“
Immer noch sah Quang ihn völlig irritiert an. „Nun ja, ich mache in anderen Provinzen das gleiche wie ihr. Ich kenne die Pumpenfirma aus Deutschland. Ich erkläre dir nun die Typenbezeichnung dieser Pumpe.“ 

Beide saßen an dem Pumpenhaus, welches mehr Schuppen als ein ordentlisches Bauobjekt war und Quang hörte ihm aufmerksam zu, als er ihm die Zahlen auf dem Typenschild erklärte.
Mit einfachen Worten erklären Hannes ihm auch den Wasserdruck pro Kubikmeter auf den Durchschnitt der Wasserleitung.
„Warum erzählst du mir dies alles?“ „Weil ich Menschen helfen will. Weil ich Kambodscha helfen will.“ Quang nickte „Dies möchte ich auch. Daher arbeiten wir an der Wasserleitung für die Menschen.“ „Ich weiß. Aber so helft ihr den Menschen nicht. Es weden 15 Millionen US-Dollar von der Weltbank für dieses Projekt ausgegeben und am Ende ist trotz eurer Arbeit nichts erreicht. Das Geld ist weg und die Menschen haben trotzdem kein Wasser.“
Quang legte den Kopf zur Seite und sah Hannes lange an „Wer bist du? Du hast sehr viel Ahnung von unserer Arbeit und weißt mehr als ich.“ „Ich bin Hannes aus Deutschland.“ Quang schüttelte den Kopf „Hannes aus Deutschland, wenn so viel Geld für Wasser ausgegeben wird, warum bekommen ich nicht immer meinen Lohn?“ Das war der Punkt! Hannes hatte Quang da, wo er ihn haben wollte „Geld hat ein böses Gesicht. Manche Menschen machen sich die Taschen mit dem Geld anderer Leute voll und denken nicht an die Menschen die Hunger haben.“
Quang nickte langsam und wiederhole seine Frage „Wer bist du?“ „Ein Mensch mit einem guten Herz. Quang, ich habe dir schon viel zu viel gesagt.“ Quang nickte „Ja. Ich schätze deine Ehrlichkeit. Ich arbeite jeden Tag für diese Firma und kann mir trotzdem nichts leisten. Meine Kinder haben Hunger. Ich habe Hunger und muss jeden Tag arbeiten. Du kommst aus Europa und kennst keinen Hunger.“
Hannes zog die Augenbrauen hoch „Nur weil ich aus Europa komme, soll ich keinen Hunger kennen? Quang, ich sah Kinder an Unterernährung sterben. Ich sehe kranke Menschen durch schlechtes Wasser, Müll oder weil zu wenig Lebensmittel da sind. Gegen all dies kämpfe ich seit über drei Jahren in anderen Provinzen von Kambodscha. Als du mir vorhin deinen Lohn gesagt hattest, tat es mir im Herz weh. Meine Mitarbeiter haben locker das dreifache von dir.“ „Bitte! Sag mir wer du bist. Bitte!“
Hannes war vielleicht einen Schritt zu weit gegangen. Er wusste nicht was er Quang sagen sollte oder durfte. „Bitte!“ Flehte Quang in an. „Also gut. Ich bin Borsa mneak del mean ko von ODHI.“ Quang riss die Augen auf „Du bist Borsa mneak del mean ko aus Svay Rieng? Der Mann der so viel gutes tut?“ Hannes nickte „Ich versuche es zumindest.“
Quang stand sichtlich unter Schock „Ich sitze hier in einem Loch und rede mit einem Engel. Borsa mneak del mean ko, ich sprach letzten Monat mit meiner Frau und mit meinem Schwager, er arbeitet auch hier, dass wir zu ODHI gehen möchten. Wir wissen was bei dir die Menschen an Lohn bekommen und das ihr auch nur 6 Tage die Woche arbeitet. Ich gehe täglich arbeiten um meine Familie zu ernähren und um mein Haus zu reparieren. Ich gehe täglich arbeiten um dafür Geld zu bekommen – leider bekomme ich nicht immer Lohn oder es ist zu wenig.“ „Du brauchst nicht zu ODHI zu kommen. ODHI kommt zu dir.“ „Verstehe ich jetzt nicht.“
„Du wirst es verstehen, wenn die Zeit kommt – und sie wird kommen. Ich habe dir schon zuviel gesagt. Quang, bitte – sage niemanden etwas von diesem Gespräch.
Und schon gar nicht deinem Chef. Versprich es mir. Bitte!“ Quang reichte ihm die Hand „Ich verspreche es dir. Was sollte ich meinem Chef sagen? Er sollte besser mal seine Mitarbeiter bezahlen. Wir alle haben kein gutes Verhältnis zu ihm. Wir arbeiten in der Firma, damit wir überhaupt etwas Geld bekommen. Bleibe ich zu Hause, haben meine Kinder noch mehr Hunger.“ Hannes nickte langsam „Ich weiß. Und dieser Kreis geht immer weiter. Kein Essen bedeutet Krankheiten. Krankheiten bedeutet Geld ausgeben für Medikament oder Arzt – Geld das du sowieso nicht hast und so verschuldest du dich immer weiter.“
Quang nickte und schloss die Augen. Hannes sah ein paar Tränen bei ihm.

Da saß er mit einem Mann in einem Loch um eine deutsche Pumpe und der Mann rang sichtlich mit den Tränen.
„Quang, ich weiß über eure Projekte sehr gut bescheid. Wir habe eure Arbeit geprüft und ODHI wird eure Arbeit weiterführen. Mach dir keine Sorgen. Ihr alle werdet von ODHI übernommen, wir werden niemand entlassen! Der Leiter der Weltbank in Phnom Penh ist ein Freund von mir und wir klären nun alles ab. Es wird bei euch vielleicht einen Stillstand von einer Woche geben. Bitte vertraue mir und sage nichts über das was du von mir weißt. Wenn dies rauskommt, werdet ihr alle euren Job verlieren und wir stehen vor einem Berg an neuen Problemen.“ Quang sah Hannes nachdenklich an „Ist dies alles wahr?“ „Ja! Die Projektleitung wird eine Chenda Sompheap und ein Hudson Rhys haben. Ich übergab gestern offiziell denen die Leitung für diese Provinz. Auch werde ich neue Baumaschinen von Caterpillar kaufen. Ich habe die Zusage, dass ich innerhalb von zwei Wochen neue Bagger geliefert bekomme. Auch wird euch das Militär mit 150 Soldaten in dieser Provinz unterstützen. Ihr werdet mit deren Hilfe den ganzen Müll aus den Ortschaften und von den Hütten wegschaffen. Auch werden Ärzte von der WHO in diese Provinz kommen. Bis jetzt sind 4.000 Ampullen Impfstoff bestellen.“ Quang sah ihn kopfschüttelnd und Fassungslos an.
„Dies ist die Wahrheit. Ich kann dir dies auch alles schriftlich zeigen, wenn du mir nicht glaubst.“ „Borsa mneak del mean ko, warum sollte ich dir nicht glauben. Alles was ich über dich höre ist wahr. Nun sitzt du bei mir und ich zweifle kein einziges Wort von dir an. Darf ich dann mal deine Kuh sehen?“ Hannes lachte laut auf „Mal schauen ob ich Sangkhum für eine so weite Strecke mitbringen kann.“
„Sangkhum ist ein schöner Name. Hoffnung brauchen wir in diesem Land.“

Waldschäden

Waldschäden im Westerwald

Der Wald steht für Natur, Erholung und Freizeit. Der Wald ist aber auch an seiner Belastbarkeit angekommen. Dürre, Hitze, Stürme und Klimawandel schädigen den Wald.


Zu Anfang eine kleine Einordnung über den Wald. Es gibt Staatsforst und Privatforst.
In Deutschland gibt es circa 11 Millionen Hektar Wald, wovon 48 Prozent Privatwald sind. 29 Prozent des Waldes sind Eigentum der Länder, 19 Prozent in der Hand von Kommunen, Kirchen, sowie Stiftungen und 4 Prozent gehören dem Bund.
In Österreich ist über 80% des Waldes in privat Besitz. Polen hat eine Waldfläche von circa 30% der Landesfläche. 18,8 % sind in privat Besitz. In Belgien ist der Anteil an Staatswald und Privatforst ziemlich gleich aufgeteilt.
In Frankreich ist die Lage vom Wald anders als in anderen EU Ländern.
Da die Landwirtschaft zunehmend unprofitabel wird, breiten sich in Frankreich die Wälder aus – und verstärken somit ihren Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Inzwischen ist Frankreich nach Deutschland und Schweden das EU-Land mit den drittgrößten Waldflächen. Die vorhandenen Bestände sind nun wieder auf dem Niveau des vorindustriellen 18. Jahrhunderts.

Doch die Situation ist nicht so rosig, wie auf den ersten Blick erscheinen mag: Die französischen Wälder sind nicht nur alt und sehr fragmentiert, sie werden aufgrund ihrer Dichte auch mehr schlecht als recht bewirtschaftet und genutzt.
Lediglich 30 bis 40 % der Wälder werden genutzt. Privatwälder, die einen Großteil der Waldflächen ausmachen, werden unzureichend bewirtschaftet – wenn überhaupt.

Soweit eine Einordnung über die Wälder in Deutschland und Europa.

Staatsforst in Baden-Württemberg

Wald ist nicht nur Wald

Wald ist sehr viel Arbeit und man hat schon Milliarden an Euros mit Wald verloren.
Der Staatsverlust in Deutschland von 31,8 Milliarden Euro durch den CumEx Betrug ist vielen bekannt. Der Schaden von weit über 2,5 Milliarden Euro am und mit dem Wald, ist weniger bekannt. Diese Zahl steht für Deutschland und auch nur für das Jahr 2019. In diesem Jahr erleben wir in Deutschland eine extreme Trockenheit und auch sehr viele Waldbrände. Die Schäden durch solch gewaltige Brände können im Moment noch nicht beziffern werden.

Die Feinde des Waldes sind klein

Der Weg vom Samenkorn zum erntereifen Stamm ist nicht nur lang, sondern für Bäume und Bestand auch gefährlich. Ganz besonders gefährdet sind Fichtenbestände.
Die Fichte ist vom Ursprung her kein Baum, der in Mitteleuropa heimisch war. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde in Deutschland und Europa sehr viel aufgeforstet und die Fichte ist ein schnell wachsender Baum und auch billig. So entanden sehr viele Fichtenwälder – ein heute gesehen fataler Fehler für das Ökosysteme.
Seit Jahren ist in Deutschland und Europa eine Plage an Borkenkäfer zu beobachten und dies nimmt mittlerweile dramatische Auswirkungen an. Weltweit gibt es etwa 6000 Borkenkäferarten wobei laufend noch neue Arten entdeckt und beschrieben werden. In der Paläarktis sind etwa 600, in Europa ungefähr 300 Arten und in Deutschland etwa 110 Arten heimisch.
Wenn man von „dem“ Borkenkäfer spricht, ist fast immer eine bestimmte Art gemeint, der Buchdrucker. Lateinischer Name: Ips typographus.
Der Buchdrucker und der Kupferstecher ( lat.Pityogenes chalcographus) können schon im April stehende Stämme befallen und alles Erreichbare unter der Borke auffressen. Der Rüsselkäfer( lat. Hylobius abietis) schädigt kleinere Stämmchen und Triebe.

Die Gespinstblattwespe (lat. Pristiphora abietina )und die Nonne (lat. Lymantria monacha ) schädigen durch Kahlfraß der Nadeln. Die Holzwespe (lar. Sirex juvencus) und der Fichtenbockkäfer (lat. Tetropium castaneum) können bei Befall jeden Stamm so entwerten, dass er lediglich noch brennholztauglich ist.

Auch das Reh- und Rotwild schädigen junge Fichten durch Knospenverbiss. Dadurch wird der Fichtenbestand klein gehalten. Durch den Wildschade können Pilzen Eindringen und geben dem Baum somit den Todesstoß.

Die Gefahr durch Pilze

Die größten Feinde des Waldes sind Pilze. Pilze, wie der Hallimasch, schädigen einen Baum durch Wurzelschwamm und Weißfäule. Dabei kann die weitverbreitete und unbeliebte Rotfäule entstehen. Diese  Fäule verfärbt das Holz. Dies führt zu einem Faul- und Morschwerden des Baumes. Einen wirksamen Schutz oder Heilmittel gegen Rotfäule gibt es noch nicht.
Man kann waldbauplanerisch vorbeugen, indem man die typischen Fichtenstandortansprüche bei der Bewirtschaftung des Waldes einbezieht und stattdessen Mischwälder anstatt Monokulturen anlegt.
Ein weiterer Pilz, der gefälltes und gelagertes Nadelholz schädigt, ist der Rostreif. Er ruft einen hohen Qualitätsverlust des Holzes und somit auch finanziellen Schaden hervor. Schutz hiervor bietet: eine luftige und sachgemäße Lagerung sowie der schnelle Abtransport des Holzes aus dem Wald.

Waldschäden in Rheinland-Pfalz

Borkenkäfer

Der Fichtenborkenkäfer oder auch Buchdrucker Ips typographus befällt normalerweise geschwächte Bäume und vermehrt sich in ihnen. In Monokulturen besteht die Gefahr eines besonders großen Insektenbefalles, da dort eine große Auswahl an Brut- und Futterbäumen im näheren Umkreis vorhanden ist. Die aktiven Monate des Buchdruckers sind April und Mai. Bei einer starken Massenvermehrung befällt er auch gesunde Bäume und kann sogar ganze Wälder vernichten. Der Käfer bohrt sich in die Rinde und frisst zwischen Rinde und Holz einen senkrechten Gang. Dort legt er zu beiden Seiten seine Eier ab. Die geschlüpften Larven legen weitere breitere horizontale Gänge an. Dadurch zerstören sie die Bastschicht des Baumes und der Käferbaum stirbt ab. Zeichen eines Befalles können braunes Bohrmehl am Stammfuß, Bohrmehl auf Rindenschuppen und braun bzw. rot gefärbte Kronen sein. Die ausgeflogenen Jungkäfer befallen im Juli und August andere Bäume. Dort vermehren sie sich dann weiter und die Zerstörung weiterer Bäume beginnt.

In Niedersachsen sind regelmäßig mit 100.000 bis 200.000 Festmeter Schadholzanfall pro Jahr im Wald durch Wind und Borkenkäfer zu rechnen. Das entspricht einem Anteil von 20- 40% an der gesamten Fichtennutzung.

2019 wurden rund 31,7 Millionen Kubikmeter Wald aufgrund von Insektenschäden eingeschlagen. Zwei Jahre zuvor waren „nur“ 6 Millionen Kubikmeter gewesen.
Zur Bekämpfung des Borkenkäfers gibt es zwar sogenannte Lockstofffallen,  die die Aussagen über Anzahl und Verbreitung der Käfer geben, mehr kann man aber dem Borkenkäfer nicht entgegen setzten.
Aus diesem Grund müssen kranke und befallene Bäume so schnell wie möglich aus dem Forst geschafft werden, um den Käfern die Nahrungsgrundlage zu entziehen.
Bei und sofort nach der Ernte werden Kronen und Rindenreste verbrannt, um auch schon geschlüpfte Jungkäfer oder Larven zu vernichten. Wiederrum ist auch hier die schnelle Holzabfuhr aus dem Wald notwendig, um größere Schäden zu vermeiden.
In der Forstwirtschaft wird über die sogenannte Naturschutzgebiete sehr kontrovers diskutiert. Man möchte auf der einen Seite dem Wald seinen Ursprung zurückgeben, indem man in diesem Gebiet kein Holzeinschlag mehr vornimmt, gibt aber mit dem Todholz im Forst Insekten und Pilzen genügend Grundlage um den Wald weiter zu schädigen.
Da der Bund nicht über genügend Finanzielle Mittel und Mitarbeiter_innen verfügt, geht man den einfachsten Weg und schafft ein Naturschutzgebiet – mit fatalen Folgen!

Waldschäden in Rheinland-Pfalz

Immissionsschäden am Wald

Die Abgase von Autos, das ablassen von Kerosin aus Flugzeugen – hier ist der Pfälzer Wald sehr stark betroffen und die SO2 Ausstöße von Heizung und Industrie  haben in Verbindung mit Niederschlägen zu schweren Schäden an Nadeln und Wurzeln geführt. Dies war zu Beginn der 80er im Schwarzwald sehr deutlich zu sehen. Auch wenn auf den ersten Blick sich der Wald erholt hat, täucht dies sehr.
Schwefel und Stickstoffe wirken direkt über die Nadeln oder indirekt durch Boden und Wasser über die Wurzeln. Diese zusätzlichen Belastungen können zum Absterben ganzer Bestände führen. Bei der Waldzustandserfassung im Jahr 2000 wiesen 25 % der Fichten in Deutschland mindestens starke Schäden auf.

Extreme Trockenheit und Hitze setzt dem Wald zu.

Fazit
Die Lunte am Pulverfass brennt

Der Wald hat Stress und niemand merkt es.
Die Politik setzt auf Klimaschutzprogramme die nicht mehr als ein Stohfreuer sind. Wer meint, den Wald sich selbst überlassen zu müssen um die Klimaziele von Paris zu erreichen, der irrt gewaltig. Der Mensch muss in die Natur eingreifen – dies aber in einer gesunden Ökologie. Ohne Wälder kann kein lebenswichtiger Sauerstoff entstehen und ohne Forst kann keine Ökologie entstehen.
Die Zeiten von brachialer Abholzung  – siehe Lüneburger Heide, sind längst vorbei. Ein Forstwirt muss die Ökobilanz genau so im Auge haben, wie die Erträge und Kosten für den Wald.

Naike Juchem, 5. August 2022

Quelle: Landesforst Rheinland-Pfalz

Körperwelten Teil 2

Ich habe bei der Ausstellung der Körperwelten 230 Fotos gemacht. Da diese für einen Beitrag zu viel sind, folgt nun Teil 2

Neues Leben beginnt

Föten in den verschiedenen Schwangerschaftswochen

Die Lunge

Die Lunge. Sehr anschaulich sieht man eine Raucher- und Nichtraucherlunge. Es soll doch jedem zu denken geben, ob man mit dem Rauchen nicht besser aufhören sollte.

Paar in Umarmung

Magen und Darm

Cholesterin

Auch dieses Thema wurde bei der Ausstellung gezeigt. Cholesterin ist mit eine der häufigsten Erkrankungen in unserer Gesellschaft.

Das älter werden

Sterben müssen wir alle irgendwann. Ich fand diesen Themenbereich auch sehr interessant.

Körperwelten Teil 1

Körperwelten Ausstellung in Trier

Heute war ich in Trier auf der Körperwelten Ausstellung gewesen. Es war ein interessanter Einblick in unser Inneres.
Mich haben die Plasitante weniger beeindruckt als die Organe selbst. Von Gehirn, Herz und Nervensystem war ich sehr beeindruckt.
Nun möchte ich Präparate der Ausstellung zeigen. Leider sind durch die Beleuchtung einige Fotos nicht so gut zu erkennen.

Das Herz

Das Skelett

Das Nervensystem

Ich fand diesen Teil der Ausstellung sehr interessant, denn man knn sich die Muskeln und Neven nicht richtig vorstellen.

Muskeln und Nerven von Füßen und Händen

Das Nervensystem

Unser Nervensystem besteht schätzungsweise aus 100 Milliarden Nevenzellen.

Das Gehirn

Der Schachspieler

Das Herz

Der Herzchirurg

Der Organpräsentator

Vor einigen Jahren ist mir die Achillessehne abgerissen. Bei diesem Plastinat sieht man die Achillessehne sehr deutlich.

Fotos: Naike Juchem

14 Tage nach 16 Tage Odyssee

Das erste Foto nach 16 Tagen Odyssee

Vor 14 Tagen kam Mimi durch einen reinen Zufall zu mir zurück.

Jeder der sein Tier liebt, macht sich bei Krankheit oder abhandensein viele Gedanken und kann kaum schlafen – so auch ich.
Viele Menschen halfen 16 Tagen nach Mimi zu suchen. Ich danke all jenen, die nie die Hoffnung für Mimi aufgegeben haben.
Am Samstag, den 16. Juli, kam meine kleine Mimi zu mir zurück. Petra, ich danke dir von ganzen Herzen.

Mimi und ihre Retterin

Wir Menschen können uns durch sprache artikulieren – Tiere nicht. „Wie geht es dir mein Schatz?“ , „Wo warst du nur gewesen?“ Solche Fragen hat jeder von uns schon seinem Tier gestellt. Eigentlich total bescheuert und trotzdem stellen wir diese Fragen. Ist es Dummheit oder Liebe wenn wir mit Tieren reden? Für mich ist es menschlich, denn Tiere, wie auch Menschen nehmen Worte in verschieden Tonlagen wahr. „Komm bitte her“ haben wir alle schon als Kinder von unserem Eltern gehört. Bei der Tonlage der Erwachsenen wussten wir, wir bekommen ein Geschenk oder eine Standpauke. So ist es auch mit den Tieren. Auch hier kennen wir die Blicke von unseren Hunden, wenn sie genau wissen, sie haben etwas falsch gemacht. Bei Katzen wirkt das schimpfen offensichtlich nicht all zu sehr – also bei Mimi zumindest, wenn sie mal wieder mein Brot oder Essen haben möchte.

Mimi am 16. Juli um 20.15 Uhr.
Mimi um 19.30 Uhr
Ganz die Alte
Völlig Entspannt am Grillabend am Breitenstein
Am Nachmittag des 16. Juli

„Mimi, mein Schatz, ich bin da.“ Waren meine ersten Worte an jenem Samstagmorgen um 6.30 Uhr. Mimi sah mich an und mit ihrer typischen Schwanzbewegung begrüßte sie mich.
„Wo warst du nur gewesen?“ Frage ich sie, als ich Mimi fest in die Arme geschlossen hatte. Sie kann es mir ja nicht sagen. Doofe Frage.

Mimi war kurze Zeit später wieder in ihrem zuhause und ruhte sich von ihrer Odyssee aus. Natürlich machte ich mir Gedanken über ihren gesundheitlichen Zustand. Hat sich Mimi durch ihr unfreiwilliges Abenteuer verändert? Wieviele epileptische Anfälle wird sie die nächsten Tage bekommen? Hat sie Schmerzen; oder hat sie sich vom Charakter her geändert?
Am Abend konnten sich Freunde bei grillen von Mimis Charakter überzeugen – sie hatte und hat sich nicht verändert.

Wer so schläft dem geht es gut
In Koblenz am Rhein
In Mosbach am Neckar
Die Chefin im Auto
Mimis lieblings Platz. Sie schläft fest und entspannt. Sie hatte geträumt

In den ersten Tagen habe ich Mimi mehr beobachtet als sonst. Schnell merke ich, dass Mimi durch ihren unfreiwilligen Aufenthalt in einer fremden Umgebung keine negativen Auswirkungen hat. Das Gegenteil ist der Fall: Mimi ist gereift und hat sich positiv verändert. Ihre Aufmerksamkeit ist größer geworden und ihr rebellisches Verhalten ist etwas weniger geworden.

In Mosbach am Neckar
Auf der A48 vom Westerwald nach Koblenz
In Hürth im Kraftwerk. Gibt mir dein Fleischkäse. Man beachte die Krallen und Hartnäckigkeit wenn Mimi ihren Willen durchgesetzt

Mit den Fotos und Videos möchte ich die vergangenen 14 Tagen zeigen, wie wohl sich Mimi bei mir fühlt und dass es unser beider Schicksal war, uns am 5. Januar zusammen zubringen.

Mimi and Friends in Esslingen
Mimi and Friends in Esslingen
An einem Baggersee bei Speyer
Ihr geliebter Obstgarten
Ohne zu sendieren konnte die Tierärztin ihr etwas das Fell rasieren

Frühehen

Foto: WordPress

Der Begriff Kinderehe ist in Früh- und Kinderehe definiert.

Der Begriff Frühehe bezieht sich sowohl auf die formelle als auch auf die informelle Ehe, die ein Mädchen mit einem Partner eingeht, ob diese noch nicht das 18. Lebensjahr erreicht hat und somit physisch, psychologisch und soziologisch die Verantwortung für Ehe und Geburt nicht übernehmen kann.

Bei einer Kinderehe hingegen habe entweder einer oder beide Ehepartner das 18. Lebensjahr noch nicht erreicht und solche „Ehen“ findet mit oder ohne formelle Registrierung von irgendwelchen Behörden statt.

Sonita Alizadeh. Foto: The Guardian

Auf YouTube gibt es einen sehr guten Bericht über Sonita Alizadeh
https://youtu.be/-AFwAtPPEjE

Foto: WordPress

Frühehen in Afrika

Frühe Eheschließungen sind in Afrika seit Jahrzehnten zur Norm geworden und die Mädchen werden immer jünger verheiratet. Einige Beobachter von Internationalen Hilfsorganisationen gehen mittlerweile von sogar schon 8-jährigen „Ehefrauen“ aus.

Während die meisten Frauen in
Industrieländer zu einem späteren Zeitpunkt heiraten, heiraten in Afrika viele aufgrund einiger kultureller und traditioneller Implikation zu einem frühen Zeitpunkt. Zwanzig bis fünfzig Prozent der Frauen in Entwicklungsländern sind im Alter von 16 Jahren bereits verheiratet, wobei der höchste Prozentsatz in Afrika südlich der Sahara, in Süd- und Zentralasien zu verzeichnen ist.
Im Norden Nigerias, ziehen es viele Eltern aus kulturellen und wirtschaftlichen Gründen vor, ihre Töchter in einem Alter vom 10 oder noch jüngeren Jahren zu heiraten. Die Analphabetenrate unter Frauen ist im Norden von Nigeria um dreiviertel höher als im Süden.
Zwar wurde auf Druck von UNICEF der Aufbau von Schulen und Präventivmaßnahmen die Einschulungsquote für Mädchen verbessert, trotzdem ist die Quote der Schulabbrüche immer noch emens hoch, weil wahrscheinlich die Mädchen in eine Frühehe gezwungen werden.
Auch werden viele Mädchen erst gar nicht in Schulen eingeschrieben, da die Familien zum einen kein Schulgeld haben und zum anderen der Glaube vorherrscht, dass Mädchen sowieso verheiratet werden und somit keine Bildung brauchen.

Die negativen Folgen von Frühehen

Es besteht tendenziell ein Zusammenhang zwischen dem Alter der Eheschließung,
dem Bildungsniveau, der Armut und der Gesundheit.
Weniger gebildete Mädchen neigen dazu, früher zu heiraten, und führen daher oft zu gesundheitlichen Problemen wie zum Beispiel: Frühgeburten und oder ungewollte Schwangerschaften.
Junge Mädchen werden meist gezwungen einen viel älteren Mann zu heiraten und somit auch zum Geschlechtsverkehr. Schwangerschaften, Schwangerschaftsabbrüche und Fehlgeburten von Mädchen die gerade in die Pubertät kommen, sind mittlerweile an der Tagesordnung. Dies hat schwerwiegende gesundheitliche Folgen, da die Mädchen psychisch, körperlich und sexuell noch gar nicht reif sind.
Ein weiterer schwerwiegender Punkt ist die häusliche Gewalt, sowie der sexuelle Missbrauch an Minderjährigen.
Die extrem hohe Morbidität und Mortalität von Müttern steigt seit Jahren an.
2019 lag die HIV-Prävalenz in Nigeria bei 1,4% der Erwachsenen im Alter von 15 bis 49 Jahren. Frühere Schätzungen hatten eine nationale HIV-Prävalenz von 2,8% angegeben. UNAIDS und die National Agency for the Control of AIDS schätzen, dass mittlerweile mehr als ein Zehntel der Menschen in Nigeria mit HIV infiziert sind – Tendenz steigend.

Prävention und Aufklärung fängt an zu greifen

In den letzten Jahren haben die nördlichen Provinzen Niger und Bauchi Gesetze erlassen, die den Abbruch von Kindern aus der Schule für Verheiratete verbieten. Dies wird jedoch nicht durchgesetzt. Die nigerianische Bundesregierung und die 19 nördlichen Provinzen haben eine Initiative eingeleitet, um die frühe Heirat und ihre Auswirkungen auf die Bildung zu überprüfen (z. B. Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die reproduktive Gesundheit und die Rechte von Mädchen sowie die Bedeutung, Mädchen den Abschluss von weiterführenden Schulen zu ermöglichen und die Verbindungen zwischen Schule und Gemeinde zu stärken) Verbesserungen der Mädchen für Bildung und mehr Schulen nur für Mädchen und Frauen. Einige dieser Initiativen haben zu positiven Ergebnissen geführt. Verheiratete Mädchen und Mütter, die die Schule abgebrochen hatten, haben die Schule wieder aufgenommen, und die Eltern haben damit begonnen, den Mädchen eine Sekundarschule vor der Heirat abzuschließen oder sogar eine höhere Schule zu besuchen.

Auswirkungen der Frühehe auf die Ausbildung der Mädchen

Die Schule ist die wichtigste Einrichtung außerhalb der Familie, die sich mit der Sozialisierung junger Menschen in allen Dimensionen der Rolle und Verantwortung von Erwachsenen befasst.
Die Frühehe hingegen verweigert Kindern im schulpflichtigen Alter, ihrem Recht auf Bildung, der Notwendigkeit ihrer persönlichen Entwicklung für das Erwachsenenalter und ihren wirksamen Beiträgen zum Wachstum ihrer Zukunft, Gesellschaft und Familie.
Das Recht auf Bildung und Gesundheit besteht im Wesentlichen darin, dass sie die wirksame Wahrnehmung der Menschenrechte erleichtern und auch verbessern.
Für sehr viele ärmerer Familien ist die potenzielle Bildung für die Erziehung eines weiblichen Kindes zu weit entfernt, weshalb ihre Erziehung nicht als Investition anerkannt wird. Familien behaupten, dass die Bildung von Mädchen nur dem Haushalt des Mannes zugute kommt, nicht ihren Eltern. Einige Eltern glauben, dass Mädchen keine Bildung für ihre Rolle als Ehefrau und Mutter brauchen, dass Bildung kulturelle Praktiken untergräbt und dass Bildung die Mädchen lehrt, Traditionen abzulehnen.
Bei Bildung selbst auf der Basisebene geht es jedoch nicht nur um Lebensunterhalt und technische Fähigkeiten, sondern vor allem darum, soziale Verbindungen zu schaffen, die es einem ermöglichen, auf wichtige Ressourcen zuzugreifen, um die Armut zu lindern.
Die Bildung kann auch das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen der Mädchen entwickeln, um ihre Meinung zu äußern oder die Kontrolle über ihre eigenen Handlungen, ihr Leben und ihren Körper zu übernehmen.
Ein weiterer positiver Vorteil der Bildung ist die Verbesserung der reproduktiven Gesundheit und des Überlebens der Kinder.
Gebildete Frauen können dann auch über ein Mitspracherecht bei der Entscheidungsfindung in Bezug auf die Größe ihrer Familien und den Abstand der Kinder einbringen. Es wäre auch ein weiterer positiver Schritt zu Informationen und Kenntnisse über Empfängnisverhütung und den Gesundheitsbedarf ihrer Kinder.

Fazit

Bildung ist das wichtigste was die Menschen im 21. Jahrhundert braucht um aus der Spirale der Armut und Abhängigkeit zu kommen.
Wer seine Menschenrechte kennt, kann diese auch verteidigen.

Quelle: UNICEF, Terres des Homes

Zwangsheirat ist Vergewaltigung auf Lebenszeit

Foto gefunden im www

Weltweit wird jede fünfte minderjährige Frau zwangsverheiratet. Nach Angaben von UNICEF gibt es 650 Millionen Mädchen und Frauen, die in einer Zwangsehen leben. Jährlich werden geschätzte 12 Millionen Mädchen zwangsverheiratet. Die Zahl ist in den letzten Jahren zwar auf 10 Millionen gesunken, trotzdem spricht diese Zahl eine eindeutige Sprache.
In den Zwangsehen ist Perversion sehr weit verbreitet, es gibt keinerlei Aufklärung in der Sexualität. Frauen haben nach der Meinung und Religion von dem Mann keine Rechte und werden dann auch so behandelt. Mädchen und Frauen haben in den muslimischen Ländern nicht die gleiche Stellung wie ein Mann und sind in deren Augen auch nichts wert.
Eine Zwangsheiratung ist Vergewaltigung auf Lebenszeit!
Die Perversion geht über das sexuelle noch weiter. Mädchen und Frauen werden wie Leibeigene behandelt und es ist völlig in Ordnung was der Mann mit „seiner“ Frau macht. Sklavenhaltung in einem Käfig, tägliche Vergewaltigung oder sogar Totschlag ist erlaubt. Hat ein Mann genügend Geld, kauft er sich für ein paar Hundert Euro wieder eine neue Frau.

Mädchen aus Pakistan vor der Hochzeit. Foto gefunden im www

In Afghanistan ist es verboten Mädchen unter 16 Jahren zu verheiraten und trotzdem wird es getan. Oft sind die Mädchen erst 10 Jahre alt!
Viele Männer und Stammesälteste berufen sich bei einer Hochzeit, die gegen alle Menschenrechteverstößt, auf den Koran in dem steht, dass
Mohammed einst eine neun Jährigen geheiratet hat.
Mohammed lebte 571 bis 632 nach Christus. Wenn ich 600 nach Christus annehme, sind es immerhin 1419 Jahre bis zum Dezember 2019. Wer in diesen 1419 Jahren noch nicht begriffen hat, dass sich die Welt weiter gedreht hat, steht etwas weit in der Intelligenz zurück.

Männer mit ihren „Frauen“ Foto gefunden im www

Zwangsehen gibt es nicht nur in der islamischen Welt. Auch in Europa, Afrika, Asien und Lateinamerika sind solche Ehen zu finden. Selbst den deutschen Behörden sind Kinderehen bekannt.


In einer Zwangsehe dürfen Mädchen und Frauen keine Schule mehr besuchen, keine Ausbildung machen und auch sonst nicht am Gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Es ist ein Leben in ständiger Angst und Isolation. Den Mädchen wird alles verwehrt um ein Leben in Würde oder Selbstbestimmung zu führen. Sie sind in der Abhängigkeit von den Mann. Die Mädchen können nie richtig schreiben und lesen lernen und nur ihr bisschen Wissen an ihre Kinder weitergeben. So bleibt folglich auch die Bildung der Familie immer auf dem untersten Stand stehen. Bekommt die Frau ein oder zwei Mädchen, ist deren Leben auch schon vorprogrammiert.

Weltkindertag

Kinder sind all zu oft die Leidtragenden in sinnlosen Kriegen, Ausbeutung und Armut.

Autorin Naike Juchem

Was Kinder erleben müssen, kann man sich in der heilen Welt gar nicht vorstellen.
Von Terroranschläge über Bombenangriff durch Flugzeuge bis hin zu Augenzeugen von Exekutionen.
Es gibt für Millionen von Kinder keine Sicherheit und schon gar keine Traumatherapien. Millionen Kinder müssen ihr ganzes Leben mit Tod, Verstümmelungen, Vergewaltigungen, Gewalt, Hunger und Angst zurechtkommen.

Kaum jemand kümmt sich um verwaiste und traumatisierte Kinder im Jemen, Parkistan, Irak, Iran, Afghanistan, Mexiko, Honduras….
Kaum jemand nimmt diese Kinder in den Arm und tröstet sie.
All dies passiert täglich und es wird kaum wahrgenommen.

Kinderarbeit in der Türkei. Foto: Safe the Children
Foto: Facebook

Kinderrechte jetzt!
So hieß das Motto zum diesjährigen Weltkindertag am 20. September. Dieser Tag ist der Weltkindertag in Deutschland und Österreich.

Die Vereinten Nationen begehen den Weltkindertag am 20. November als Internationalen Tag der Kinderrechte, dem Jahrestag, an dem die UN-Vollversammlung die Kinderrechtskonvention von 1989 verabschiedete; auch diesem Datum haben sich viele Staaten angeschlossen.

Wo sind die Kinderrechte, wenn Kinder aus Angst, Religion oder Ethnische Zugehörigkeit nicht in Schulen gehen können?
Wo sind die Kinderrechte, wenn Kinder täglich von Erwachsenen ausgebeutet werden?

Kinderarbeit in Chile. Foto: UNICEF

99 Jahre Kindertag

Erste Ideen reichen bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück und sind eng mit der Entwicklung der Kinderrechte verbunden. 1902 veröffentlichte die schwedische Reformpädagogin Ellen Key ihr Buch  „Jahrhundert des Kindes“, womit sie den Schutz, die Bedürfnisse und Rechte der Kinder in das Blickfeld einer zunehmend aufgeklärten Öffentlichkeit rückte.

Aufgerüttelt durch das massenhafte Elend der Flüchtlingskinder vor allem in Osteuropa nach dem Ersten Weltkrieg gründete die englische Grundschullehrerin Eglantyne Jebb das britische Komitee „Save the Children“. Überzeugt von der Notwendigkeit, für die Interessen des Kindes einzutreten, entwarf sie ein Fünf-Punkte-Programm, das sie 1923 an den Völkerbund in Genf schickte. Diese Charta – bekannt als Genfer Erklärung – wurde am 24. September 1924 von der Generalversammlung des Völkerbundes verabschiedet. Auch wenn es bei dieser Erklärung vor allem um den Schutz und das Wohl der Kinder ging, enthielt sie mit dem Artikel 5 ein wichtiges Element des sozialistisch geprägten internationalen Kindertages: „Das Kind soll in dem Gedanken erzogen werden, seine besten Kräfte in den Dienst seiner Mitmenschen zu stellen.“ 
Im Zuge dieser und weiterer Entwicklungen führten einige Staaten einen entsprechenden Tag ein. In Deutschland propagierte vor allem die Arbeiterbewegung einen Kindertag. Als 1931 in Wien die 2. Internationale
Arbeiterolympiade stattfand, begannen die Feierlichkeiten am 19. Juli mit einem „Fest des Kindes“ und es wurde ein Internationaler Kindertag ausgerufen. Wegen der politischen Verhältnisse wurde dieser Aktionstag als sozialistische Propaganda angesehen.

Mit der Gründung der UNO am 26. Juni 1945 und der darauffolgenden Auflösung des Völkerbundes 1946 wurde die Genfer Erklärung nicht übernommen und verlor somit ihre völkerrechtliche Grundlage.

Flüchtlingskind aus Myanmar. Foto: privat

Weltkindertag

Als die Geburtsstunde des UN-Weltkindertages gilt der 21. September 1954. An diesem Tag empfahl die 9. Vollversammlung der UNO ihren Mitgliedsstaaten die Einrichtung eines weltweiten Kindertages. So sollte

• der Einsatz für die Rechte der Kinder gefördert werden sowie

• die Freundschaft unter den Kindern und Jugendlichen.

• Außerdem sollten sich die Regierungen einmal im Jahr öffentlich verpflichten, die Arbeit des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen UNICEF zu unterstützen.

Foto: UNICEF

Die Staatengemeinschaft beauftragte UNICEF mit der Ausrichtung dieses weltweiten Tages. Damit griffen die Vereinten Nationen sowohl den Vorschlag auf, den die amerikanische Organisation International Union for Child Welfare unterbreitete, die bereits 1952 für einen weltweiten Kindertag plädierte, als auch trugen sie dem Umstand Rechnung, dass sich in den sozialistischen Staaten schon seit 1950 ein internationaler Kindertag (1. Juni) zu etablieren begann. Die Wahl eines geeigneten Datums wurde jedem UN-Mitglied freigestellt, ebenso der Schwerpunkt und die Art und Weise.

Am 29. November 1959 wurde von der Generalversammlung der UN die „Erklärung der Rechte des Kindes“ – 35 Jahre nach der Genfer Erklärung – einstimmig verabschiedet, aber noch immer nicht völkerrechtlich bindend. 1979 wurde von der UN das gesamte Jahr zum Internationalen Jahr des Kindes erklärt. Im Zuge dessen wurde auf polnische Initiative hin eine Kommission eingesetzt, die eine Kinderrechtskonvention erarbeiten sollte. Weitere zehn Jahre später, 1989, wurde das „Übereinkommen über die Rechte des Kindes“ völkerrechtsverbindlich von der UN-Vollversammlung verabschiedet. Das Datum, der 20. November, wird seitdem von der UN als Internationaler Tag der Kinderrechte gefeiert.

Fotos: Facebook

Wo steht der Weltkindertag im 21.Jahrhundert?

Immer mehr Kriege beherrschen die Welt und somit immer mehr Flucht, Armut, Gewalt und Tod.
Immer mehr zeigt der Kapitalismus seine hässliches Gesicht in Form von Ausbeutung an Menschen – hier vermehrt immer mehr Kinder.
Ob in der Türkei auf den Haselnuss Plantage für den all bekannten Nuss-Nougat-Brotaufstich oder in den Kobalt-Minen im Kongo. Ob in der Prostitution in Thailand, Philippinen oder Malaysia. Ob in den Bergwerken in Chile oder in der Landwirtschaft in Osteuropa.

Überall auf der Welt gibt es Kinderarbeit. Sei es in den Textilfabriken in Kambodscha oder Bangladesch. Kinder müssen in Kriegs und Krisengebieten als Tagelöhner arbeiten, damit die Familien genug zu essen haben.
Kinder werden aus Armut heraus für oft unter 200 Dollar verkauft. Sei es zur Prostitution, zum Betteln, Frühehen oder zum schufften auf Kakao-Plantage.

Es liegt an uns Erwachsenen dies endlich zu ändern und dafür zu sorgen, dass Kinder ihre Rechte auf Freiheit, Bildung und Sicherheit leben und erleben können.


Naike Juchem, 9. Oktober 2021

Nie wieder Nationalsozialismus

KZ Dachau. Fotos: Naike Juchem

Wir sehen den Anstieg von Rechtspopulisten in Frankreich, Österreich, Polen, Italien, Ungarn und anderer europäischen Staaten. Die neuen Höhenflüge solcher Parteien resultiert sehr oft aus Unkenntnis der Menschen  und die gleichsame Verbreitung von Fake News via Sozialen Netzwerken. Mit vielem sind die Menschen überfordert und schnappen alles auf, was ihnen Angst macht oder sie nicht zuordnen können/ wollen. Die Boulevardpressen in Europa tun ihr bestes dafür, dass dies auch so bleibt.


Europa hat seit 76 Jahren Frieden und eine Stabilität erreicht, die in vielen Ländern der Welt mit Neid betrachtet wird. Leider ist diese Sicherheit und Stabilität durch immer neueres anfeuern von Nationalismus gefährdet und Menschen mit einer anderen Hautfarbe, Herkunft und Religion werden öffentlich angegriffen, verfolgt und sogar ermordet.
Vielen Einwohner in Europa ist offensichtlich nicht mehr bewusst, in welch einem Zustand Europa nach dem zweiten Weltkrieg war. Niemals dürfen wir eine solche Zeit noch einmal zulassen.

All jene die seit Jahren auf die Straßen gehen um lauthals gegen Ausländer, Flüchtlinge und Migranten ihren Hass öffentlich zeigen, die Häuser anzünden und sogar noch weiter gehen und Menschen umbringen, möchte ich sagen: Nationalismus und Rassismus TÖTET!

Haben die Staaten der Europäische Union nicht genug Leid mit dem Aufstieg der NSDAP erlebt? Wollen so viele Menschen in jene Zeit von 1933 zurück? Wer Krieg erleben möchte, kann dies doch gerne mal in Afghanistan, Syrien, Irak oder nun ganz aktuell in der Ukraine erleben.

Es ist leicht in einem sicheren Land mit all den Vorzügen von Infrastruktur zu leben um andere Menschen zu wünschen, sie sollen doch bitte in ihre Heimat zurückkehren. Wohin? Viele Länder die einst weiter entwickelt waren als Europa wurde und werden täglich zerbombt. Kein Mensch flieht ohne Grund!

Ich möchte nun über eine Begegnung berichten, welche nun 29 Jahre zurückliegt und mir immer wieder vor Augen hält, wie wichtig es ist, sich gegen Antisemitismus, Faschismus und Nationalismus zu stellen.
Jene Begegnung mit Rosemarie wird auch in einem Buch stehen, welches ich noch am schreiben bin.

Am Dienstagnachmittag waren sie am Viktualienmarkt und kamen spontan auf die Idee ins Kino zu gehen.
Am Isartor fanden sie ein Kino welches zu dieser Uhrzeit geöffnet hatte. Im Aushang sahen sie sich die Plakate für die Filmvorführung an. Das Plakat von Schindlers Liste fiel ihnen ins Auge.
„Möchtest du in diesen Film?“    Hannes sah zu Nescha und zog die Schultern hoch „Ich weiß nicht. Die anderen Filme interessieren mich nicht besonders.“
Mit Nescha schaute er über drei Stunden die Abgründe der Deutschen Geschichte.
Der Saal im Kino war etwa zur Hälfte besetzt. Diesen Film in einer vollkommenen Ruhe zu sehen, wirkte auf beide. Kein rascheln, kein räuspern – nichts. Nur Stille.

Nach dem Film mussten Nescha und Hannes sich erst einmal sammeln.
Sie standen im Foyer des Kinos und waren Sprachlos – die Bilder wirkten nach!
An einem Stehtisch neben ihnen erging es einem älteren Ehepaar genau so. Sie kamen mit dem Ehepaar ins Gespräch.

Nach einiger Zeit verließen sie gemeinsam das Kino und gingen in die Stadt einen Cappuccino trinken. In den Gesprächen kam Nescha und Hannes auf ihre Berufe und Einsätze in Kambodscha zu sprechen. Die älteren Herrschaften hörten sehr aufmerksam zu und stellten viele Fragen. Rosemarie und Paul Herrmann waren sehr angenehme Menschen.
Es wurde immer später und die Gespräche nahmen kein Ende, so ging die kleine Gruppe in ein Restaurant in der Nähe der Heiliggeistkirche.

Beim warten auf das bestellte Essen merkte Hannes dass Rosemarie seit länger Zeit etwas bedrückte und sie offensichtlich nicht wusste wie sie es sagen sollte. Immer wieder sah sie zu Paul und dann sagte sie ganz unverhohlen in die kleine Runde, dass sie Jüdin sei und ein KZ überlebt habe. Diese Worte traf Nescha und Hannes wie ein Faustschlag ins Gesicht. Da waren sie nun fünf Stunden mit diesen beiden Herrschaften unterwegs und dann kam so ein Schlag.

Rosemarie erzählte von ihrer Kindheit, von der Willkür der NSDAP, den Demütigungen und auch die Deportation. Hannes hatte das Gefühl als ob sein Hirn einfror. Ein Film zu schauen war etwas völlig anderes, als wenn ein Mensch gegenüber sitzt und das Leben – sein Leben erzählt.
Es wurde ein sehr langer Abend und man verabredete sich für den nächsten Tag. Der Besuch im KZ Dachau.

Hannes lag auf dem Sofa von Nescha und konnte nicht einschlafen. Nescha kam zu ihm ins Wohnzimmer.
„Bist du noch wach?“ „Ja. Nescha, wir stehen vor der Ohnmacht der Geschichte und wissen nicht wie wir damit umgehen sollen. Du und ich kennen die Orte der Killing Fields. Vor drei Jahre sagte ich zu Patricia, ich weiß nicht wie ich reagiere, wenn ich beim graben mit dem Bagger ein Massengrab finde. Dieser Alptraum ließ mich lange nicht los. Zum Glück fahre ich heute kein Bagger mehr, aber was ist, wenn andere aus meinem Team auf ein solches Grab stoßen? Weiter machen? Wir müssen den Zeitplan einhalten. Wie gehe ich damit um?“

Nescha setzte sich zu ihm und umarmte ihn. Sie suchte nach Worten und schüttelte immer wieder stumm den Kopf. „Hannes, mir fehlen gerade die Worte. Wir beide haben in Kambodscha wahrlich genug an Armut und Tod gesehen. Ist es eine gute Idee mit den beiden heute nach Dachau zu fahren?“
Hannes zog die Schultern hoch, er wusste es auch nicht. „Zuviel was wir nicht begreifen können. Zuviel an Demut, Schuld und Scham. Zuviel an Fragen. Nescha, was können wir beide für diese dunkelste Epoche von Deutschland? Du kommst aus der Schweiz und ihr hattet nicht all zu viel mit dem Nationalismus zu tun. Wir sitzen hier mit unserer Jugend und reden über etwas, an dem wir gar nicht Schuld sind und trotzdem haben wir Schuldgefühle. Können wir den Genozid in Kambodscha begreifen? Diese Gräueltaten waren um ein vielfaches mehr, als das was wir von den Nazis kennen. Die Auswirkungen haben wir beide mehr als genug gesehen. Ich bin viel in dem Land unterwegs und sehe 15 Jahre später noch diese grausamste Epoche der Roten Khmer.“

Nescha nickte. Er sah, dass ihr seine Worte oder die Erlebnisse auch zum Denken gaben.
„Darf ich bei dir schlafen?“ „Natürlich. Es wird zwar etwas eng auf deinem Sofa – wird aber schon gehen.“
Nescha lag ihm gegenüber an den Füßen, so war etwas Platz für beide.
Bis früh in den Morgen sprachen sie über die Ohnmacht der Geschichte – für die sie beide nichts konnten.

Um 10 Uhr fuhr Hannes mit dem VW Golf von Nescha am Hotel, am Randgebiet von München, vor. Rosemarie und Paul standen schon am Eingang.
Zusammen tranken sie noch einen Kaffee auf der Terrasse.
Nescha sprach offen die Gedanken der vergangenen Nacht an. „Rosemarie, willst du wirklich nach Dachau fahren? Wir müssen dort nicht hin. Wir beide hatten diese Nacht noch sehr lange über den Film und die Ohnmacht vor der Geschichte gesprochen. Hannes sieht es auch wie ich – wir müssen nicht nach Dachau.“
Mit fester Stimme sagte Rosemarie. „Ich will abschließen. Seit Jahren quäle ich mich und nie hatte ich den Mut der Vergangenheit zu begegnen. Der Film von gestern war ein kleiner Schritt, auch wenn er sehr weh getan hatte. Dann haben wir euch getroffen. Ihr seid auf der Welt unterwegs im Einsatz für Menschen und seht auch genügend Leid und den Tod. Ihr beide versteht es besser als jeder andere Mensch auf der Welt. Mit euch schaffe ich diesen letzten Schritt.“

Es gibt Momente die prägen ein ganzes Leben. Die Begegnung mit Rosemarie zählt dazu. Nescha nickte Hannes zu „Okay, wir gehen mit dir diesen letzten Schritt.“

Hannes fuhr aus München die 20 Kilometer nach Dachau. Je näher er diesem Ort kam, umso größer wurde die Angst in ihm. Was ist, wenn Rosemarie dies nicht schafft? Er dachte an einen Nervenzusammenbruch oder gar an einen Herzinfarkt. Als Medizinstudentin könnte Nescha sofort Erste Hilfe leisten, wenn die Sorgen von Hannes bei Rosemarie eintreten sollten.
Im Rückspiegel sah er Rosemarie und Paul Hand in Hand sitzen. Eine surrealistische Situation. Wie ein junges Liebespaar, welches sich nicht traut sich zu küssen und trotzdem vom Leben gezeichnet und dennoch fest entschlossen war, einen unglaublichen Weg zu gehen.

Die Wegweiser zum KZ kamen immer häufiger, der Puls von Hannes war an seiner Belastungsgrenze und er hörte sein Herz schlagen.
Auf dem Parkplatz angekommen, sah Nescha zu Rosemarie und Paul „Wir müssen dort nicht hin!“ „Doch! Für euch. Für mich und für die Zukunft.“

Nescha nahm die Hand von Hannes. Auch für sie war es eine Belastung. Jeden Schritt näher zu diesem Ort war ein Schritt in die Ohnmacht der Geschichte.
Auch wenn Dachau kein Vernichtungslager war, die Grausamkeiten, die Entgleisung der Menschlichkeit war spürbar und zu sehen: Die Gebäude, Skulpturen, Erinnerungstafeln, die Krematorien.

Mit einer Gruppe von ungefähr 30 Personen wurden sie durch die Anlage geführt. Sie vier, eine Schulklasse der Oberstufe eines Gymnasium aus Unterfranken und noch drei Ehepaare.
Der Mann der die Führung machte, erklärte sachlich und ruhig. Er beantwortete Fragen aus der Gruppe und tat dies mit dem allergrößten Respekt an die Opfer von dem Nationasoziallismus.

Mit der Zeit merkte die Gruppe das Rosemarie mit dem Mann länger sprach und auch sie das ein oder andere beitragen konnte. Irgendwann merkte die Gruppe, dass Rosemarie keine gewöhnliche Touristin war und so bildete sich eine kleine Traube von Menschen um Rosemarie. Rosemarie kamen bei den Erzählungen aus ihrer Kindheit immer wieder die Tränen und Nescha fragte, wie es ihr geht. Von der Gruppe kaum beachtet, hielt Nescha die Hand von Rosemarie und fühlte unauffällig – aber gekonnt ihren Puls. Hannes sah in den Augen von Nescha und diese sagte ihm, dass alles in Ordnung sei.

Nach dieser doch sehr speziellen Führung, zeigten die anderen Besucher aus der Gruppe ihren größten Respekt an Rosemarie und stellten auch Fragen.
Auf einer der Bänke auf dem Gelände saß Rosemarie, Nescha und Paul.
Rosemarie beantwortete ruhig die Fragen der anderen. Hannes stand hinter der Bank und beobachtet die Regungen der Jugendlichen und auch Erwachsenen auf die Schilderungen von Rosemarie. Es tat ihr gut, unter dieser Anteilnahme von Ehrfurcht und Respekt ihre Vergangenheit endlich abzuschließen.

Trotz der angenehmen Temperatur an diesem Tag, war es Hannes kalt. Was Menschen in ihrem Leben erlebt haben, war für ihn nicht zu begreifen. Er dachte an die Bilder von Kampang Rou im Januar 90. Er sprach mit Patricia von einem realen Alptraum. Ein Kinderkarussell war dies gegen das Erlebte von Rosemarie.

Auf dem Rückweg zum Hotel bedankte sich Rosemarie und Paul immer wieder bei ihnen und ließ es sich nicht nehmen, beide zum gemeinsam Essen einzuladen.

Die CIA und das Opium

Foto: www

Die CIA und ihr schmutziges Spiel um Macht, Geld und Drogen

Autorin Naike Juchem

Mit Flugzeugen tief über Drogenplantagen hinweg und die Baretta 92 im Holster kämpfen furchtlose CIA Typen gegen die Drogenkartelle in Costa Rica an.
Sie stehen für das Gute in der Welt und retten den armen Bauern ihre Existenzen.
Die CIA als der Strahlemann der Welt.

Soweit die Filme aus Hollywood. Die Realität ist eine andere. Diese CIA geht über Menschen, Regierung und gar Völker – um ihre gierige Macht immer weiter zu treiben.


Als der Einfluss der internationalen Gemeinschaft durch die Führung der USA und der Vereinten Nationen wuchs, beseitigte das Prohibitionsregime schließlich auch noch die letzten Überreste des legalen Opiumhandels.

Aber der Kalte Krieg wurde auch mit verdeckten Operationen geführt, die an den Brennpunkten der globalen Konfrontation Bündnisse mit Kriegsherren und Verbrechersyndikaten begünstigten. Das unsichtbare Aufeinanderprallen konkurrierender Kräfte hemmte die Verbotsbemühungen der internationalen Gemeinschaft durch informellen staatlichen Schutz für Drogenhändler, die den Geheimdiensten nützlich waren.

In den 40 Jahren des Kalten Kriegs war die internationale Rauschgiftkontrolle auf diese Weise das Ergebnis einer subtilen, kaum verstandenen Wechselwirkung von Prohibition und Protektion. Es waren diese einander widerstrebenden Kräfte, die den globalen Drogenhandel in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg formten.

Der kommunistische Block – mit seinem Puritanismus, seiner Repression und seinem regulierten Handel – erwies sich als mächtige Kraft der Drogenprohibition und schloss einen großen Teil der Erde für den illegalen Drogenhandel. Nach seiner Machtübernahme 1949 startete das kommunistische Regime in China eine Antiopiumkampagne, die 1952 in der Identifizierung von 369.000 Drogenhändlern und 82.000 Verhaftungen, 35.000 Urteilen und 880 öffentlichen Hinrichtungen kulminierte. Die anschließende Phase der Massenmobilisierung und Zwangsbehandlung befreite die Süchtigen so rasch von ihrer Abhängigkeit, dass China, einst der größte Produzent und Konsument von Opium, Mitte der 50er Jahre drogenfrei war.

Die autoritäre Herrschaft der chinesischen Kommunisten über einen großen Teil der eurasischen Landmasse legte für diese riesige Region die illegale Opiumproduktion still und lenkte den Handel auf neue Schmuggelrouten um. Obwohl die asiatische Opiumzone dadurch schrumpfte, stimulierten geopolitische Entwicklungen zusammen mit den Kräften des illegalen Marktes eine beständige Ausweitung der Produktion im übrigen asiatischen Raum von der Türkei bis nach Laos.

Gleichzeitig boten verdeckte Operationen der USA Drogengroßhändlern innerhalb der asiatischen Opiumregion Schutz. Als der Kommunismus in den späten 40er Jahren in China und Osteuropa vorrückte, erkannte Washington darin eine unmittelbare globale Bedrohung. Die Regierung Truman, die neue Waffen für eine neue Art des Kriegs brauchte, schuf 1947 die Central Intelligence Agency (CIA) mit zwei Hauptaufgaben: Spionage und Geheimaktionen. Mit radikalem Pragmatismus schlossen ihre Agenten Bündnisse mit jeder Gruppe, die im Kampf gegen den Kommunismus nützlich sein konnte, auch mit Drogenhändlern.

Am Eisernen Vorhang verschmolzen verdeckte Kriegführung und Opiumhandel miteinander

Während des Kalten Kriegs konzentrierte sich der asiatische Opiumhandel auf drei unterschiedliche Regionen: Türkei, Zentralasien und Südostasien. Auf dem anatolischen Plateau lieferten die Opiumbauern legale Opiumquoten an eine staatliche Vermarktungsgesellschaft, verkauften illegale Überschüsse an Schmuggler und fachten damit einen Handel an, der östlich zu den iranischen Opiumhöhlen und westlich zu den Heroinlabors von Marseille führte. In Zentralasien bedienten die Mohnfelder Afghanistans und Pakistans regionale Märkte, besonders die fast grenzenlose Nachfrage des Iran nach Rauchopium. In Südostasien produzierten die Hochländer von Birma, Thailand und Laos – das berühmte Goldene Dreieck – Rauchopium für regionale Märkte, bis sie Anfang der 70er Jahre begannen, Heroin für Europa und Amerika herzustellen.

Es war einer der Zufälle der Geschichte, dass der Eiserne Vorhang in den späten 40er Jahren an den Rändern der asiatischen Opiumzone fiel, sodass dort für die Dauer des Kalten Kriegs verdeckte Kriegführung und Opiumhandel miteinander verschmolzen. Entlang dieser 7.500 Kilometer langen Grenze Chinas und der Sowjetunion konvergierten Geschichte und Geografie zur Bildung zweier Brennpunkte des Kalten Kriegs: Afghanistan im Westen und das südostasiatische Goldene Dreieck im Osten. Östlich wie westlich des massiven, 3.000 Kilometer langen und 7.500 Meter hohen Gebirgsriegels von Himalaja und Hindukusch zogen über die Handelsrouten der beiden Regionen seit ewigen Zeiten Karawanen aus China und Zentralasien.

Über diese Handelswege verbreiteten sich Waffen, Opium und auch der Islam, wodurch die Bergvölker der unwegsamen Hochländer Traditionen des Handels, des Raubs und des Widerstands gegen die Tieflandreiche ausbilden konnten. Auf den Handelsrouten durch Nordafghanistan nach Kabul „befriedigte der regelmäßige Überfall auf Karawanen die Gelüste der lokalen Eliten“. In ähnlicher Weise verführten Karawanenrouten, die vom Yunnanplateau in Südchina ausgingen, die Bergstämme von Assam bis Tongking zu Überfällen und regten Handel und Opiumanbau an.

CIA-Geheimkrieg und der Drogenhandel

40 Jahre lang kämpfte die CIA mehrere Geheimkriege um diese beiden Regionen an den äußeren Enden des asiatischen Massivs – in Birma in den 1950er Jahren, in Laos in den 1960er Jahren, in Afghanistan in den 1980er Jahren. Als die CIA in diesen zerklüfteten Bergregionen Stammesarmeen mobilisierte, nutzten deren Kriegsherren die Waffen und den Schutz des Geheimdienstes, um groß ins Drogengeschäft einzusteigen.

Aus der beschränkten Perspektive des Kalten Kriegs erhöhte die Duldung des Drogenhandels häufig die geheimdienstliche Effizienz. Aus der Sicht eines CIA-Agenten, der die Erfüllung seines Auftrags vor Augen hatte, befreite der Opiumhandel seine Organisation von den unbezahlbaren Kosten, die entstanden wären, hätte er sich selbst um die Wohlfahrt von Stämmen mit Tausenden von Mitgliedern kümmern müssen. Ebenso bedeutsam war, dass während der blutigen Kriege, die sich mit schweren Verlusten über Jahre hinzogen, die Kontrolle über diese zentrale landwirtschaftliche Einnahmequelle dem von der CIA ausgewählten Kriegsherrn die Herrschaft über Stämme, Clans und Dörfer ermöglichte. Da erbarmungslose Drogenfürsten wirkungsvolle antikommunistische Verbündete waren und Opium ihre Macht vermehrte, hatten CIA-Agenten, die eine halbe Welt von der Heimat entfernt allein auf sich gestellt operierten, allen Grund, den illegalen Drogenhandel zu dulden.

Anders als einige andere Geheimdienste benutzte die CIA den Drogenhandel nicht zur Finanzierung ihrer verdeckten Operationen. Ihre Mitschuld war auch nicht das Werk einiger weniger korrupter Agenten, die nach einem Anteil an den enormen Profiten gierten. Die Rolle der CIA im Heroinhandel war vielmehr eine unbeabsichtigte Konsequenz ihrer Taktik, ihrer „Realpolitik“ im Kalten Krieg.

Diese verdeckten Bündnisse mit nützlichen Drogenbaronen in Birma, Laos, Afghanistan und Nicaragua trugen in beträchtlichem Umfang zur Ausweitung des Drogenhandels in wichtigen Quellregionen bei, auch wenn das genaue Ausmaß nicht quantifizierbar ist. Da die Drogenbauern für jede neue Ernte Kredite und verlässliche Märkte brauchten, hatte jede Ausweitung der Drogenproduktion drei Voraussetzungen: Finanzierung, Logistik und, vor allem, Schutz.

So erforderte das plötzliche Anschwellen der birmanischen Opiumproduktion in den 50er Jahren die Lufttransportlogistik der CIA, den militärischen Schutz durch Thailand und taiwanisches Finanzkapital. In gleicher Weise beruhte die steil ansteigende Opiumproduktion in Afghanistan in den 80er Jahren auf der logistischen Unterstützung des pakistanischen Geheimdienstes Interservice Intelligence (ISI), dem Schutz einer CIA-Geheimoperation und den Diensten pakistanischer Banken, besonders der Bank of Credit & Commerce International.

Aus den Hochländern gelangte das Opium zu den Labors und städtischen Märkten, wo es Verbrechersyndikate und korrupte Staatsdiener übernahmen, und auch unter ihnen fand die CIA antikommunistische Verbündete. Seit Beginn der Drogenprohibition in den 20er Jahren setzten staatliche Sicherheitsdienste auf der ganzen Welt Rauschgifthändler als nützliche geheimdienstliche „Aktivposten“, als Handlanger bei verdeckten Aktionen ein – von Chiang Kai-sheks Nationalchinesen, die sich der Green Gang bedienten, um in den 20er Jahren die Kommunisten zu bekämpfen, bis hin zu den Gaullisten in Frankreich, die das Marseiller Milieu in den 60er Jahren gegen terroristische Militärs einsetzten.

Im Kontext des Kalten Kriegs gab es eine ähnliche Affinität zwischen Geheimkriegsagenten und Verbrechersyndikaten. Ihre grundlegendste Gemeinsamkeit besteht in der Ausübung der „klandestinen Künste“, wie es ein ehemaliger CIA-Agent einmal genannt hat: die grundlegende Fähigkeit, außerhalb der normalen Kanäle der Zivilgesellschaft zu operieren. Unter allen Institutionenmoderner Gesellschaften können nur Geheimdienste und kriminelle Syndikate verdeckte Operationen durchführen, ohne Spuren zu hinterlassen.

In dem Maße, in dem unser Wissen über den Kalten Krieg wächst, wird auch die Liste der Drogenhändler, die für die CIA arbeiteten, immer länger: Korsensyndikate, irreguläre Truppen der Nationalchinesen, laotische Generäle, afghanische Kriegsherren, haitische Oberste, panamaische Generäle, honduranische Schmuggler und nicaraguanische Contra-Kommandeure. Diese Bündnisse mögen nur einen Bruchteil aller CIA-Operationen darstellen, aber sie hatten einen beträchtlichen Einfluss auf den Drogenhandel.

Die Schlachtfelder wurden zu Ödländern des Geheimkriegs, auf denen nur noch Opium blühte

Blickt man auf die Geheimkriege der CIA zurück, die zu Verstrickungen in den Drogenhandel führten, springt der Kontrast zwischen ihren kurzfristigen operativen Vorteilen und den langfristigen politischen Kosten ins Auge. Bei jeder dieser verdeckten Operationen nutzten Kriegsherren einheimischer Stämme Waffen, Logistik und politischen Schutz der CIA, um zu großen Drogenbaronen aufzusteigen, die Opiumproduktion in ihren Gebieten auszuweiten und Heroin auf den internationalen Märkten anzubieten. Statt diesen Drogenhandel zu stoppen, duldete ihn die CIA, blockierte, wo notwendig, Untersuchungen und machte die Geheimkriegsgebiete damit zu prohibitionsfreien Regionen, in denen der Handel unbehindert expandieren konnte.

Sobald ein CIA-Geheimkrieg zu Ende war, blieb sein Erbe in Form steigender Drogenproduktion erhalten. Die amerikanischen Agenten mochten abgereist sein, aber die Marktverbindungen der Geheimkriegszone und die Macht des Kriegsherrn vor Ort blieben und verwandelten diese Regionen auf künftige Jahrzehnte hin in große Drogenanbieter. Ihre Schlachtfelder wurden zu Ödländern des Geheimkriegs, auf denen nur noch Opium blühte. So entstanden Regionen, die dauerhaft vom Drogenhandel abhängig waren.

Da diese Geheimkriege außerhalb der konventionellen Diplomatie ausgefochten wurden, blieb ihr Ausgang außer Reichweite internationaler Regelungen: Die betroffenen Gesellschaften erhielten keine Aufbauhilfe und waren gezwungen, als Ersatz die Opiumproduktion auszuweiten. Nach der CIA-Intervention in den 50er Jahren stieg die birmanische Opiumproduktion von 18 Tonnen 1958 auf 600 Tonnen1970. Während des verdeckten Kriegs der CIA in den 80er Jahren nahm die afghanische Ernte von geschätzten 100 Tonnen 1971 auf 2.000 Tonnen 1991 zu – und stieg im Gefolge des Kriegs weiter auf 4.800 Tonnen. Ein Jahrzehnt nach dem Ende des Kalten Kriegs waren die drei größten verdeckten Schlachtfelder der CIA – Afghanistan, Birma und Laos – in dieser Reihenfolge auch die drei führenden Opiumproduzentender Welt.

Während des Kalten Kriegs war der stetige Zuwachs des illegalen Opium- und Kokaanbaus auf diese Weise das Werk zusammenwirkender globaler Kräfte, das heißt der nicht zu unterdrückenden Nachfrage nach illegalen Drogen, der Geheimbündnisse mit Drogenbaronen und der unbeabsichtigt stimulierenden Wirkung der Drogenprohibition.

In diesem Komplex sozialer Kräfte spielten die CIA-Geheimbündnisse mit Drogensyndikaten eine katalytische, wenn auch nicht intendierte Rolle bei der Ausweitung des globalen Heroinhandels. An zwei entscheidenden Wegscheiden, als das Heroinangebot und die Zahl der Süchtigen in den USA in den späten 40er und den späten 70er Jahren beträchtlich abgenommen hatten, trugen die CIA-Geheimbündnisse zu einem Anstieg des Opiumangebots bei, das bald den US-Drogenhandel wieder belebte. So gering der Anteil dieser Bündnisse an den Gesamtoperationen der CIA auch gewesen sein mochte, sie hatten erhebliche Auswirkungen auf den globalen Heroinhandel.

CIA-Affären mit Drogenbaronen

Die erste dieser CIA-Affären mit Drogenbaronen spielte sich ab, als der weltweite Drogenhandel sich auf dem Tiefpunkt seiner jüngeren 200-jährigenGeschichte befand: mitten im Zweiten Weltkrieg. In den USA war der Reinheitsgehalt illegalen Heroins von 28 Prozent 1938 auf nur drei Prozent drei Jahre später gefallen – ein Rekordtief. Zugleich hatte die Anzahl der Süchtigen rapide abgenommen: Nur noch etwa 20.000 waren es1944/45, ein Zehntel derjenigen, die noch 1924 gezählt worden waren.

Ende der 40er Jahre sah es ganz danach aus, als würde die Heroinsucht in den USA ein unbedeutendes Problem werden. Innerhalb eines Jahrzehnts jedoch blühten die Drogensyndikate wieder, die asiatischen Mohnfelder dehnten sich aus, in Marseille und Hongkong schossen Heroinraffinerien aus dem Boden. Der Grund für diese Erholung des Heroinhandels ist, zumindest teilweise, in einer Abfolge von CIA-Bündnissen mit Drogenhändlern zu suchen: mit korsischen Syndikaten in Marseille, nationalchinesischen Truppen in Birma und korrupten thailändischen Polizisten.

Der Kalte Krieg war ein globaler Konflikt, aber Europa und Südostasien waren in den späten 40er Jahren seine wichtigsten Schlachtfelder. Von1948 bis 1950 verbündete sich die CIA in ihrem Kampf gegen die Kommunistische Partei Frankreichs um die Kontrolle des strategischen Mittelmeerhafens Marseille mit der korsischen Unterwelt. Mit Unterstützung der CIA erlangten die Korsen die Kontrolle über den Hafen und nutzten sie im folgenden Vierteljahrhundert, um Heroin in die USA zu exportieren.

Gleichzeitig führte die CIA in Südostasien eine Reihe von verdeckten kriegerischen Operationen entlang der chinesischen Grenze durch, die den Anstoß zur Entstehung des Heroinkomplexes des Goldenen Dreiecks gaben. 1950 bewaffnete der Geheimdienst Überreste der nationalchinesischen Armee für eine Invasion Südwestchinas und unterhielt sie danach entlang der birmanisch-chinesischen Grenze als Puffer gegen die befürchtete Invasion der chinesischen Kommunisten in Südostasien.

Im Verlauf des folgenden Jahrzehnts verwandelten nationalchinesische Truppen den Nordosten Birmas in den weltgrößten Opiumproduzenten. Nachdem die Nationalchinesen das Opium über die Grenze nach Thailand transportiert hatten, übernahm der Chef der thailändischen Polizei, General Phao Siyan an, ein weiterer enger Verbündeter der USA, die Kontrolle des Exports und des lokalen Vertriebs und unterstützte mit den Profiten eine antikommunistische Allianz.

Das zweite Mal war die Komplizenschaft der CIA bei der Wiederbelebung des Drogenhandels noch eindeutiger. Mitte der 70er Jahre drosselten erfolgreiche Operationen der US-Antidrogenbehörde DEA von der Türkei bis Mexiko den Heroinzufluss in die USA, wodurch sich die Zahl der Süchtigen im Land um mehr als die Hälfte verminderte, von geschätzten 500.000 auf 200.000. 1979 jedoch schuf die geheime Militäroperation der CIA in Afghanistan alle Voraussetzungen für eine Ausweitung des zentralasiatischen Drogenhandels.

Um den afghanischen Widerstand gegen die sowjetische Besetzung zu stützen, verbündete sich die CIA über den pakistanischen Geheimdienst mit afghanischen Kriegsherren, die Waffen, Logistik und Schutz der CIA nutzten, um zu großen Drogenfürsten aufzusteigen. Innerhalb eines Jahres eroberte die anschwellende zentralasiatische Heroinproduktion über 60 Prozent des US-Marktes, beendete die lange Knappheit und ließ die Zahl der Süchtigen auf den früheren Höchststand zurückschnellen.

Was ist Zeit?

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Was ist Zeit?

Was ist Zeit?
Ein Augenblick
Ein Stundenschlag
Tausend Jahre
Sind ein Tag.
Nun, so weit will ich gar nicht ausholen, die letzten 48 Jahre sollen auch reichen.

Was ist Zeit?
Durch einen völlig neuen Lebensabschnitt kommen mir in den letzten Wochen immer wieder Bilder aus längst vergangenen Tagen in den Sinn.
Die unbeschwerte Kindheit mit Freunden aus der Nachbarschaft. Hütten bauen im Wald, das klettern in einer Felswand in einem längst verlassenen Steinbruch in Schwindelerregender Höhe. Fussball spielen bis es dunkel wurde.

Was ist Zeit?
Erinnerungen an so viele Momente im Leben sind auf einmal wieder da. Klare Bilder zum greifen nah. Das Leben war so unbeschwert. Keine Gedanken über das was morgen kommt. Keine Gedanken über die Steuererklärung.

Was ist Zeit?
Der ernst des Lebens begann und man sah die Chancen auf Freiheit, auf Führerschein und den Beruf den man nun erlernte.
Die große Liebe trat ins Leben und ging mit einer noch größeren Enttäuschung.

Was ist Zeit?
Man stolperte ins Leben und ins Erwachsen sein. Die Welt war im Umbruch und die Mauer fiel.
Von nun an ging es mit großen Schritten in ein neues Jahrtausend. Die unbeschwerte Kindheit lag noch gar nicht so lange zurück und trotzdem war sie nicht mehr da.

Was ist Zeit?
Die Heirat rückte immer näher und irgendwann war auch der Kinderwunsch immer größer ein Thema. Das Leben ging mit Volldampf ins Glück. Pläne für ein Eigenheim wurden auf einmal sehr real und man musste Dinge lernen die einem keiner beigebracht hatte.

Was ist Zeit?
Das Leben war wunderbar und man dachte gar nicht an Hürden, Rückschläge, Probleme und Schulden. Alles war bunt und heller Sonnenschein. Ein paar dunkle Wolken machten nichts.
Fotos wurden sortiert und Erinnerungen an die Wand gehängt in teuren Rahmen.

Was ist Zeit?
Der dritte runde Geburtstag ist lange vorbei und man hört das ein Schulfreund im Sterben liegt. Trennungen und Scheidungen sind auf einmal ein Thema und nicht mehr die Schlittenfahrt mit Taschenlampen in Eiskalter Winternacht.

Was ist Zeit?
Man hört immer mehr von schlechten Nachrichten. Die Welt verändern sich und die Freunde auch. Dem Glück von einst hat nun die Tristess voll ausgefüllt.
Dann geht es auf einmal Schlag auf Schlag. Die eigene Ehe kommt ins wanken. Die Probleme nehmen zu die Auswege immer verschwommener.

Was ist Zeit?
Am Abgrund vom Leben sind Erinnerungen an der Wand nur noch lästig und störend. Wo sind die Momente von Glück, als das Kind geboren wurde? Wo sind die Momente bei Sonnenuntergang am weißen Strand in fernen Ländern?

Was ist Zeit?
Ist man als erwachsener Mensch frei von Fehlern oder der eigenen Verwirklichung? Tausend Fragen und keine Antworten. Zweifel kommen am eigenen Versagen.

Wo ist die Zeit?
Das Leben schlägt auf einmal knallhart zu und nichts ist plötzlich wie es war. Man sehnt sich zurück auf Camping mit den Freunden von einst. Man sehnt sich zurück auf die erste Zigarette im Wald.

Was ist Zeit?
Trümmern des Lebens liegen vor einem und keinen Plan wo man anfangen soll zu schaufeln oder wieder aufzubauen. Man ist am Limit von aller Kraft. Leer, ausgebrannt, traurig und nur noch existent. Nach einem Tief kommt ein Hoch. Verdammt, niemand sagt dir wie tief es überhaupt geht.

Was ist denn nun mit der Zeit?
Freunde sind gestorben. Die eigene Familie nicht mehr vorhanden und das Glück hat sich um Lichtjahre entfernt.
Fotos von dem Leben im Schuhkarton. Die ersten Schritte. Weihnachten und mit der Schultüte im Arm auf vergilbten Papier.

Wo ist die Zeit geblieben?
Menschen treten ins Leben und Liebe wächst und plötzlich ist Krebs im Bewusstsein. Atemnot und Hilflosigkeit brennen ins Herz. Warum ist dieses verdammte Knochenmark nicht das gleiche? Was sind ein paar Trümmer gegen Morphium, Metastasen und Krebszellen?

Was ist Zeit?
Das Leben, die Gesundheit, Vergilbte Fotos oder die Erinnerung?
Die Zukunft kann man ändern, die Vergangenheit nicht.

Das ist die Zeit.
Die Zeit zum aufstehen, zum anpacken und los zu gehen hat jeder von uns. Die Zeit für neue Ideen und Wege ist da. Zeit für neue Fotos in teuren Rahmen ist aktueller als je zuvor.
Kämpfen muss man lernen und sich gegen den Wind stellen. Es bleibt nur noch die Zeit.
Atemnot und Hilflosigkeit brennen wieder ins Herz für die Liebe die so kompliziert sein kann.
Was ist Zeit?

Naike Juchem 26. September 2018

Welttag der Migranten

„Liebe Brüder und Schwestern, in der Enzyklika Fratelli tutti hatte ich eine Sorge und einen Wunsch geäußert, die weiterhin einen wichtigen Platz in meinem Herzen einnehmen: „Ist die Gesundheitskrise einmal bestanden, wäre es die schlimmste Reaktion, noch mehr in einen fieberhaften Konsumismus
und in neue Formen der egoistischen Selbsterhaltung zu verfallen. Gott gebe es, dass es am Ende nicht mehr die Anderen, sondern nur ein Wir gibt“.
So kam mir der Gedanke, die Botschaft zum 107. Welttag des Migranten und Flüchtlings unter das Motto „Auf dem Weg zu einem immer größeren Wir“ zu stellen, um auf diese Weise eine klare Perspektive für unseren gemeinsamen Weg in dieser Welt aufzuzeigen.“

Soweit die Worte von Papst Franziskus Botschaft zum 107. Welttag des Migranten und des Flüchtlings 2021.

Zu Beginn möchte ich schreiben, dass der Welttag der Migranten ein kirchlicher Gedenktag für Flüchtlinge und Migranten ist. Er wurde erstmals 1914 von Papst Benedikt XV. mit dem Dekret 
Ethnografica studia ausgerufen.

Es gibt den Tag der Menschenrechte am 10. Dezember. Seit 2015  ist der 20. Juni der Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung. Auch gibt es den Tag des  Flüchtlings am 1. Oktober.

Diese Tage sollen an eben jene Menschen erinnern, die wegen Krieg, Terror, Verfolgung und Klimawandel ihrer Heimat verlassen müssen. Kein Menschen fleiht ohne Grund.

Die Menschen in Deutschland oder Mitteleuropa sehen bei Migranten sofort eine Gefahr – warum überhaupt?
In Europa tobte sechs Jahre ein Krieg, der Millionen Menschen in die Flucht, Vertreibung, Deportation und sogar in den Tod trieb.
Über zwei Generationen kennen in Deutschland und in Teilen von Europa keinen Krieg und die damit verbundenen Folgen von Flucht, Vertreibung und Tod.  Trotzdem demonstrierten Menschen seit Jahren gegen Migranten und lassen ihren Hass gegen diese Menschen öffentlich aus.

Der Begriff: Migranten, ist der der von den Menschen am häufigsten verwendet wird, um Feindseligkeit gegen diese Gruppe auszudrücken und die Einzelpersonen, auf die er sich bezieht, werden häufig nicht in der gesetzlichen oder fachspezifischen Definition dieses Begriffs gesehen.

Tatsächlich werden nur wenige oder gar keine Vorurteile gegen Ausländer /Migranten vorgebracht, die in einem Land leben und arbeiten, in dem sie sich äußerlich nicht von der Mehrheit seiner Bewohner unterscheiden, die gleiche Sprache sprechen, grob betrachtet den gleichen Lebensstil pflegen und in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Aber Menschen, deren Aussehen oder Lebensstil sich deutlich von der Mehrheit unterscheiden, werden häufig als Ausländer/Migranten bezeichnet – selbst wenn sie, und manchmal bereits ihre Eltern und Großeltern, in diesem Land geboren wurden und ihr Lebenlang dort gelebt und gearbeitet haben. Diese Menschen werden als Teil einer Gruppe gesehen, die rasant anwächst und oftmals als Bedrohung der Bevölkerung und deren Lebensstil betrachtet wird. Zu dieser Gruppe gehören auch Asylsuchende und Migranten, die verbreitet als Gesindel, Asyltouristen oder
Sozialschmarotzer bezeichnet werden.

Menschen aus anderen Ländern oder Religionen werden beschimpf, gejagt, geschlagen und sogar ermordet.
Man kennt diese Menschen gar nicht und  lässt seinen Hass frei heraus. 2018 brüllten Menschen in Teilen von Ostdeutschland „absaufen lassen, absaufen lassen“, über Migranten die den Weg in Freiheit und Sicherheit über das Mittelmeer nach Europa suchten. Für Menschen, die ihre fehlende Empathie öffentlich kundtun, kann man sich nur schämen.

In Städten und Dörfer in Europa wurden regelrechte Hetzjagden gegen Migranten und Flüchtlinge geführt. Menschen deren Großeltern oder Eltern selbst einen Migrationshintergrund haben, schwenken Reichs- und Nazisfahnen. Sie zeigen öffentlich den Hitlergruß und sind stolz Deutsche, Franzosen, Belgien oder was auch immer zu sein.

Die Einstellung vieler Menschen gegenüber Migranten resultiert all zu oft auf Unwissenheit und Unwahrheiten. Gerade Rechtspopulistische Parteien und Gruppierungen blasen eine Straftat oder Verbrechen von Migranten auf, um somit im kollektiv alle Migranten als Mörde, Vergewaltiger und Verbrecher hinzustellen.
Die NSU Morde, Morde und Amokläufe von Rechtsradikalen werden selten genannt. Es sind immer nur die anderen böse.

Cartoon by Tjeerd Royaards

Am Beispiel von 9 Punkten aus der
Publikation des Europarats: Migrants and their descendants –Guide to policies for the well-being of all in pluralist societies,
welche auf der Grundlage von Untersuchungen, Konferenzen und Feldforschungen in mehreren europäischen Staaten durchgeführt wurden, wurde festgestellt:

1.) „Migranten führen zu einem Anstieg der Kriminalität.” Dies wird von den Medien, öffentlichen Vertretern und bestimmten „Sicherheitsexperten“ ständig wiederholt und ohne Frage von einem großen Teil der Bevölkerung unhinterfragt wie folgt akzeptiert:
– Migranten, besonders illegale Einwanderer, sind Kriminelle.
– Migranten halten sich weniger an das Gesetz als Einheimische.
– Migranten sind für einen Großteil der Verbrechen verantwortlich, die begangen werden.
– Migranten kommen in unser Land, um Verbrechen zu begehen und jetzt, da sie hier sind, sind unsere Städte und Straßen weniger sicher.

2.)  Auch wird oft die Gesundheit angesprochen. Befürworter dieser Argumente behaupten, dass illegale oder nicht erfasste Migranten und deren Kinder häufig eine schlechtere Gesundheit aufweisen als der Rest der Bevölkerung und dass bestimmte Infektions-und ansteckende Krankheiten bei Migranten häufiger vorkommen als in der einheimischen Bevölkerung:
– Migranten bringen Krankheiten ins Land.- – Migranten sind schuld an der Rückkehr bestimmter Krankheiten, die schon vor Jahrzehnten in Europa ausgerottet wurden.

3.) Migranten nehmen uns die Arbeitsplätze weg.
Solche Behauptungen sind extrem oft in der europäischen Gesellschaft verbreitet Insbesondere bei Arbeitern in Arbeitsbereichen, in denen es viele Migranten gibt. Dies gilt strenggenommen nicht nur für Migranten, sondern auch für deren Kinder, die sogenannte zweite Generation, die aufgrund ihres Aussehens, Kultur oder Familienzusammenhalts immer noch nicht als „Teil der Nation“ betrachtet werden.

4.) Migranten verursachen eine Absenkung der Löhne.
Viele Menschen, die akzeptieren, dass es keinerlei Beweise für die Behauptung gibt, Migranten und Einheimische ständen in direkter Konkurrenz um Arbeitsplätze, glauben nichtsdestotrotz die Aussage, dass Migranten durch ihre Präsenz die Löhne drücken. Diese Meinung ist besonders stark am Arbeitsplatz anzutreffen und selbst bei den Gewerkschaften – zumindest an der Basis.

5.) Migranten nutzen den Wohlfahrtsstaat aus.
Migranten und deren Familien werden beschuldigt, die Dienste zu missbrauchen, die vom Wohlfahrtsstaat auf dreierlei Weise bereitgestellt werden.
Erstens wird behauptet, sie würden die staatlichen Dienste und Hilfsangebote übermäßig und in unfairer Weise nutzen, wobei angenommen wird, dass sie einen breiteren, freieren und weniger regulierten Zugang hättenals andere Bürger.
Zweitens wird von ihnen angenommen, sie hätten Zugang zu Leistungen und Diensten, auf die sie keinen gesetzlichen Anspruch hätten, und würden damit Betrug begehen, zum Schaden der einheimischen Bevölkerung.
Drittens wird unterstellt, dass sie während ihres Aufenthaltes, von dem angenommen wird, er sei nur temporär und vor allem vom Wunsch beflügelt, vom europäischen Sozialsystem zu profitieren, mehr von der Wirtschaft profitieren als dieser nutzen.

6.) Migranten benehmen sich, als gehörte ihnen alles.
Diese Haltung ist besonders bei älteren Menschen anzutreffen, die den Eindruck haben, die Neuankömmlinge respektierten sie nicht, ihr vertrautes Leben werde erodiert und die „Migranten-Kultur und deren Lebensweise werden mehr respektiert als unsere” .

7.) Migranten gründen Parallelgesellschaften.
Migranten werden häufig als soziale und politische Gruppe beschrieben, die den Angehörigen der Gastgesellschaft fremd ist. Es wird den Fällen Aufmerksamkeit gewidmet, in denen sie sich als geschlossene und selbstgenügsame Gemeinschaft verhalten, und weniger den Fällen, in denen sie offen sind und sich um freundschaftliche Beziehungen mit Angehörigen anderer Gruppen bemühen. Typische Behauptungen sind: „die bleiben lieber unter sich”, „die wollen sich überhaupt nicht integrieren”, „die können unsere Sprache nicht sprechen” oder „die wollen doch nur Rechte, aber keine Pflichten”.
Fakt ist, dass dies nicht den Migranten zu verschulden ist, sondern der Politik.

8.) Die Kinder der Migranten senken die Standards in unseren Schulen.
Es wird behauptet, die Kinder von Migranten schneiden in Schulen schlecht ab, weil ihre Eltern nicht über die Fähigkeiten und die Bildung verfügen, um sie ordentlich zu erziehen und werden häufig für ihre eigenen Schwierigkeiten verantwortlich gemacht.
Auch bei diesem Punkt liegt das Versagen bei den Ministerien für Bildung- und Schulwesen in den einzelnen europäischen Ländern selbst.

9.) Weibliche Migranten leben als Minderheit.
Nicht-europäische Migranten werden häufig als rückständig im Hinblick auf die Zivilisation im Allgemeinen und auf die Gleichheit von Mann und Frau im Besonderen betrachtet. Dieses Vorurteil wird vorwiegend gegen Muslime und Araber vorgebracht.
Es mag in einigen konkreten Situationen eine gewisse Wahrheit in einigen dieser Aussagen liegen. Aber bei allen handelt es sich um undifferenzierte Verallgemeinerungen und alle werden kontinuierlich in ganz Europa vorgebracht, sowohl im privaten als auch öffentlichen Diskurs. Zusammen genommen drücken sie eine tiefe und weitverbreitete Feindseligkeit gegenüber einem sehr großen Teil der Menschen aus, die in Folge alle moralisch und materiell darunter leiden werden.

Unwissenheit und Falschmeldungen
bringt Hass hervor.

Es gab und gibt in der Geschichte der Menschheit immer Manipulatoren welche  die Angst der Menschen für ihre eigene Zwecke benutzen. Das Aufkommen von Rechtspopulistische Parteien in Europa zeigt dies sehr deutlich. Mit der Angst der anderen wurde schon immer viel Geld verdient oder auch eine Machtposition erreicht. Diese ängstlichen Menschen werden massiv manipuliert und glauben alles, was man ihnen sagt.

Fazit

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“, lautet der erste Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und gilt gemäß Artikel 2 unabhängig von Rasse, Geschlecht oder Religion für jeden Menschen. Leider haben einige europäischen Staaten vergessen, dass sie diese UN Erklärung unterzeichnet haben.
Wenn wir Flüchtlinge an den Grenzen von Europa vor sich hin vegetieren lassen, haben wir als Gesellschaft versagt. Wer Waffen exportiert muss damit rechnen, dass Menschen fliehen. Wer Landschaften durch Raubbau und Ressourcenabbau zerstört, muss mit Menschen rechnen, die fliehen.

Kein Mensch flieht ohne Grund

Wenn wir alle einen Schritt auf andere Menschen zugehen würden, wäre die Welt ein besser Ort für uns alle.

Foto: Alan Kurdi (geb. 2012; gest. 2. September 2015 nahe Bodrum) war ein syrischer Junge kurdischer Abstammung, dessen Leichnam nach Ertrinken an der türkischen Mittelmeerküste  angechwemmt wurde; er starb im Alter von zwei Jahren.

Wassermangel infolge der Klimaveränderung

Wassermangel infolge der Klimaveränderung
Die weltweite Situation ist alarmierend

„Der nächste Krieg im Nahen Osten wird ums Wasser geführt“, prophezeite bereits 1985 der damalige UN-Generalsekretär  Boutros Ghali

Es werden noch keine Panzer zum Schutz oder Verteidigung von Brunnen aufgefahren, aber internationale Konflikte um Wasser gibt es schon lange. So ringen Indien und Pakistan  am Indus um Wasserrechte. Irak und Türkei streiten um das Wasser von Tigris und Euphrat. Auch Ägypten und Äthiopien streiten im Becken des Blauen Nils um Wasser.

In 17 Ländern der ist jetzt schon ein Wassermangel festzustellen. Darunter sind die arabischen Golfstaaten, Israel, Jordanien, der Libanon, Libyen, Botswana und Eritrea. Aber auch der kleine Mittelmeerstaat San Marino, Turkmenistan sowie Indien und Pakistan und Afghanistan gehören dazu.
Auch in Europa sind in Italien, Portugal, Spanien und Griechenland die Folgen spürbar. Auch in einige Balkanstaaten und erstaunlicherweise in Belgien sehen Forscher des World Resources Institute der Entwicklung an Wassermangel mit Sorge.

Der Rhein bei Koblenz im August 2022

Nachfolgend 10 Punkt die die Auswirkungen der Klimaveränderungen deutlich zeigen.

1. Die Wasserkrise geschieht jetzt!

2,2 Milliarden Menschen weltweit haben keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. Eine unfassbare Zahl. Rund 785 Millionen Menschen haben noch nicht einmal eine Grundversorgung mit Trinkwasser. Betroffen sind vor allem Menschen oder Familien in den ärmeren Regionen der Welt – und dort vor allem in den ländlichen Gebieten.

Dabei sind mehr als zwei Drittel der Erde von Wasser bedeckt, allerdings sind nur weniger als drei Prozent davon trinkbar. Und dieses Trinkwasser ist zudem sehr ungleich verteilt. Besonders in Afrika, Lateinamerika und Asien herrscht vielerorts dramatische Wasserknappheit. Schätzungsweise 3,6 Milliarden Menschen leben heute in Gebieten, die mindestens einen Monat pro Jahr extrem wasserarm sind. Laut einer aktuellen Untersuchung von UNICEF leben weltweit mehr als 1,42 Milliarden Menschen in Gebieten mit insgesamt hoher oder extrem hoher Wasserunsicherheit, darunter 450 Millionen Kinder.

Eine Besserung ist momentan nicht in Sicht. Der UN-Weltwasserbericht aus dem Jahr 2019 plädierte für „grüne“ Lösungen – etwa natürliche Wasserkreisläufe, die für die Wasserversorgung genutzt werden sollten. Wann findet ein echtes Umdenken statt?

2. Wasser muss nicht nur sauber, es muss „sicher“ sein.

Bei UNICEF wird von „sicherem“ Wasser gesprochen, wenn es für die Menschen in der Nähe ihres Zuhauses zugänglich, bei Bedarf verfügbar und natürlich frei von Verunreinigungen ist.

Nur dann können sich Familien darauf verlassen, dass ihre Gesundheit nicht gefährdet ist. Was nützt es, wenn es zwar Wasser in der Nähe gibt, es aber aus einem verschmutzten Fluss kommt und voller Krankheitserreger steckt?

So ist die Situation etwa für Baraka aus dem Südsudan. Mit seiner Mutter und seinen Geschwistern lebt der Fünfjährige am Stadtrand der Hauptstadt Juba. Im Bürgerkrieg wurden Wasserstellen und Brunnen gezielt beschädigt und zerstört. Die einzige Alternative für die Familie: Wasser aus einem nahegelegenen Fluss holen. Verschmutztes Wasser, das mit Keimen und Bakterien verunreinigt sein und zu Krankheiten führen kann.

3. Ohne Wasser und Hygiene verbreiten sich Krankheiten besonders schnell.

Spätestens seit Auftreten des Coronavirus sind auch wir hier noch stärker dafür sensibilisiert, dass Hygiene äußerst wichtig ist für die Vermeidung von Krankheiten. Speziell in den ärmeren Regionen der Erde ist verschmutztes Wasser aus Flüssen ein Problem – ein weiteres ist mangelnde Hygiene. Rund zwei Milliarden Menschen nutzen keine sicheren Sanitäranlagen. Dazu gehört etwa eine Toilette, die dafür sorgt, dass Menschen nicht in Kontakt mit den Ausscheidungen kommen, und ein System, das die Ausscheidungen sicher entsorgt.

Krankheiten können sich so schnell ausbreiten – eine tödliche Gefahr für kleine Kinder. Auch hier ist der Südsudan ein mahnendes Beispiel: Ein Cholera-Ausbruch hatte dort seit dem Sommer 2016 über 400 Todesopfer gefordert.

In der Regenzeit drohen weitere Ausbrüche: Überflutungen verschmutzen die Wasserquellen, viele sanitäre Anlagen sind in schlechtem Zustand – oder gar nicht erst vorhanden. 

4. „Open defecation“ ist weiter verbreitet, als man denkt.

Hierzulande praktisch undenkbar, in vielen Regionen der Welt Alltag: Rund 673 Millionen Menschen praktizieren den Stuhlgang im Freien. Sie verfügen also noch nicht einmal über eine einfache Toilette, sondern verrichten ihre Notdurft am Straßenrand, auf Feldern oder im Gebüsch.

Wie kann man das ändern? Unter anderem durch Aufklärung: UNICEF kümmert sich beispielsweise in ländlichen Dorfgemeinschaften nicht nur um Ausbau und Wartung der Wassersysteme oder den Bau von Latrinen, sondern schult auch so genannte „Wasserkomitees“.

Die Mitglieder der Komitees informieren andere Dorfbewohner dann beispielsweise über einfache Hygienepraktiken oder die Gefahr von Krankheiten. Oder sie überprüfen die Qualität des vorhandenen Trinkwassers.

5. Wie immer: Die Kinder sind am meisten gefährdet.

Noch immer gehören der Mangel an sauberem Wasser und Hygiene zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern unter fünf Jahren. Jeden Tag sterben mehr als 700 Kinder an vermeidbaren Krankheiten wie etwa Durchfall, die durch verunreinigtes Wasser oder mangelnde Hygiene hervorgerufen wurden.

Dabei ist Hygiene einer der einfachsten und kostengünstigsten Wege, um lebensgefährliche Krankheiten zu verhindern. Die Kinder auf den Philippinen haben nach dem großen Taifun 2013 gelernt, beim Händewaschen mit Seife zweimal „Happy Birthday“ zu singen – das ist genau die richtige Zeit, um gefährliche Krankheitserreger zu beseitigen. Ein wichtiger Hinweis, denn in einigen der ärmsten Regionen der Erde ist Händewaschen nicht selbstverständlich.

Das gründliche Händewaschen mit Seife ist, wenn es richtig gemacht wird, auch im Kampf gegen das Coronavirus ein wichtiger Faktor – das haben wir im vergangenen Jahr immer wieder gehört. Das Problem: Milliarden von Menschen weltweit haben keinen ständigen, einfachen Zugang zu einem Ort, an dem sie sich die Hände waschen können.

6. Unzählige Babys werden unter unhygienischen Bedingungen geboren.

Laut UN verfügte 2019 jedes vierte Krankenhaus weltweit nicht über fließendes Wasser und Seife zum Händewaschen. 21% hatten keine einfachen Toiletten. Unter solchen Umständen sind sichere Geburten kaum möglich. Und Hygiene ist rund um die Geburt lebenswichtig. Wird beispielsweise die Nabelschnur mit einem nicht sterilen Gegenstand durchtrennt, kann das Baby Gefahr laufen, sich mit einer lebensbedrohlichen Krankheit wie Tetanus zu infizieren.

In Notsituationen ist die Lage besonders dramatisch: Als zum Beispiel 2015 zwei schwere Erdbeben Nepal erschütterten, wurden unter anderem viele Krankenhäuser und Geburtszentren zerstört – in einigen Regionen sogar rund 70 Prozent der Geburtszentren. UNICEF richtete Gesundheitsstationen und Notunterkünfte ein, wo Mütter ihre Babys sicher und unter hygienischen Bedingungen auf die Welt bringen konnten.

7. Wassermangel verhindert Schulbildung.

Wenn Kinder täglich lange Wege gehen müssen, um Wasser für die Familie zu holen, verpassen sie oft die Chance, zur Schule zu gehen. Gerade für Kinder ist dies wertvolle Zeit, in der sie nicht Kind sein und nicht lernen können. So ergeht es zum Beispiel Aysha aus Äthiopien. Dies ist ein Tag in ihrem Leben.

Hinzu kommt: Wenn Schulen kein sicheres Trinkwasser und keine Toiletten haben, können Kinder nicht in einer angemessenen Umgebung lernen. Und Mädchen bleiben während ihrer Menstruation häufig lieber zu Hause.

2019 hatten nur etwa 69% der Schulen weltweit grundlegenden Zugang zu Trinkwasser, und nur 66% hatten sanitäre Anlagen. Rund 900 Millionen Kinder haben an ihrer Schule keinen Zugang zu Hygiene. Besonders betroffen sind die afrikanischen Länder südlich der Sahara.

8. Der Klimawandel macht es noch schlimmer.

Das sich verändernde Klima wirkt sich unter anderem auf Niederschläge aus: Intensität, Dauer und Verteilung über die Jahreszeiten hinweg verändern sich. Dies wiederum beeinflusst die Menge und Qualität des Trinkwassers. Der Klimawandel verschärft insgesamt die Wasserknappheit und kann die Konkurrenz um die begrenzten Wasserressourcen noch verstärken. Zahlreiche Menschen werden in Zukunft gezwungen sein, in andere Gebiete zu ziehen.

Extreme Wetterereignisse können zudem Wassersysteme und Infrastruktur beschädigen, die insbesondere Kinder für ihr Überleben und ihre Entwicklung benötigen, wie z.B. sanitäre Einrichtungen und Wasserleitungen in Schulen und Gesundheitseinrichtungen.

Das globale Wetterphänomen El Niño hat uns in den vergangenen Jahren vorgeführt, welche Auswirkungen der Klimawandel haben kann. Insbesondere die Länder des östlichen und südlichen Afrika wurden mit voller Wucht getroffen: Extreme Trockenheit und Dürre wechselten sich mit sintflutartigen Regenfällen ab.

Wohin führen uns die düsteren Prognosen des Klimawandels? Bereits jetzt leben rund 500 Millionen Kinder in Gebieten, die aufgrund extremer Wetterereignisse wie Zyklone, Hurrikane und Stürme sowie des steigenden Meeresspiegels einem extrem hohen Überschwemmungsrisiko ausgesetzt sind. 450 Millionen Kinder leben in Gebieten mit hoher oder extrem hoher Wasserunsicherheit. Bis 2040 wird fast jedes vierte Kind auf der Welt in einem Gebiet leben, das von extremer Trockenheit betroffen ist – wenn wir nicht bald handeln.

9. In Konflikten und Krisen haben Kinder doppelt so häufig keinen Zugang zu Wasser.

Weltweit benötigen Millionen Menschen in Notsituationen dringend sauberes Wasser. Ein besonders eindringliches Beispiel ist der Bürgerkrieg in Syrien, der mittlerweile seit 10 Jahren andauert. Die Kämpfe haben dort tiefe Spuren hinterlassen: Die Wasserversorgung ist in vielen Orten immer wieder zusammengebrochen, Millionen Menschen waren in den vergangenen Jahren betroffen.

UNICEF bekämpft den Wassermangel in Syrien mit Notlieferungen auf Trucks sowie dem Bau und der Reparatur von Brunnen und Infrastruktur. Tagtäglich versorgen unsere Kollegen die Kinder in den zerstörten Städten und Flüchtlingsunterkünften mit sauberem Wasser. Ein besonderes Anliegen ist der Wiederaufbau der dauerhaften Wasserversorgung von Schulen.

10. Wir müssen mehr tun!

Die Zahlen und Fakten machen deutlich: Die Welt ist noch nicht auf dem richtigen Weg, um das sechste der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen: „Wasser und Sanitärversorgung für alle“.

UNICEF arbeitet bereits auf höchster politischer Ebene und fordert Regierungen dazu auf, ihre Verpflichtungen zur Verbesserung des Zugangs zu Wasser und Hygiene einzuhalten und daran zu arbeiten, die Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen. Außerdem sollte die Zusammenarbeit von Regierungen und nationalen Statistikämtern gestärkt werden, um die Erhebung, Analyse und Verbreitung von Daten zu verbessern.

Vor dem Hintergrund der globalen Wasserkrise hat UNICEF die Initiative „Water Security for All“ gestartet, um langfristig zu erreichen, dass jedes Kind Zugang zu einer nachhaltigen und klimaresistenten Wasserversorgung hat. Die Initiative soll Ressourcen, Partnerschaften und Innovationen bündeln und Unterstützung für die „Hotspots“ mobilisieren, in denen Investitionen in die Wasser- und Sanitärversorgung sowie Hygiene am dringendsten sind. 

Technische Entwicklungen und Innovationen könnten weiterhelfen, wie dieses Beispiel aus Malawi zeigt: In einem Dorf nahe der Stadt Blantyre hat UNICEF eine solarbetriebene Pumpe installiert, die der Gemeinde hilft, sich auf zukünftige Notsituationen vorzubereiten.

Die Solarpumpe reicht tiefer in den Boden als eine Handpumpe. Das bedeutet, dass die Menschen auch während einer Dürre, wenn der Grundwasserspiegel sinkt, Zugang zu Wasser haben. Zudem ist die Pumpe wartungsarm, und Solarstrom ist billiger, umweltfreundlicher und nachhaltiger als teure Dieselgeneratoren.

Quellen:
– UNICEF Report  Save the Water  
World Resources Institute

Es ist Zeit zum Handeln

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Was hat der Klimawandel mit dem Hunger in der Welt zu tun?

Ein Bericht von Naike Juchem


In den letzten Jahren haben die Ereignisse und Katastrophen im Zusammenhang mit der Klimakrise die Bevölkerung in bereits gefährdeten Länder in West- und Zentralafrika, sowie in Zentralasien und Südostasien in immer prekärere Situationen gedrängt und die Ernährungssicherheit der Menschen gefährdet. Die Klimakrise ist einer der Hauptfaktoren für die Zunahme des Hungers in der Welt. Laut dem jüngsten
Weltbank Bericht könnte der Klimawandel bis 2030 die Zahl der in Armut lebenden Menschen auf weitere 122 Millionen erhöhen.

Wenn sich nichts ändert, ist die kollektive Fähigkeit, diese Menschen in Zukunft zu ernähren bedroht.

Der gesamte Planet hat mit steigenden Temperaturen, jahreszeitlichen Veränderungen der Niederschläge, längeren Dürreperioden und zunehmender Häufigkeit von Naturkatastrophen zu kämpfen.

Diese Ereignisse können physische und wirtschaftliche Zugangsschwierigkeiten zu den Produktionsmitteln und Wassermangel (für Pflanzen und Vieh) verursachen, haben aber auch Auswirkungen auf den anbau von Nahrungsmittel in ausreichender Menge und Qualität zu produzieren. Dadurch werden Kultivierungszeiten verkürzt und unterliegen einer zunehmenden Unberechenbarkeit und Bodensterilisation. Schätzungsweise 3,6 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt leben mindestens einen Monat im Jahr in Gebieten, in denen Wasser eine potenziell knappe Ressource ist.

Die Unterbrechung der Anbauzyklen hat dann direkte und negative Auswirkungen auf die Essbarkeit: Abnahme des Nährstoffgehalts von Lebensmitteln, Abnahme der Erträge und des Einkommens und Abnahme des pro Kopf verfügbaren Obst- und Gemüseangebots.

50 Jahre Klimaschutz und kaum einen Schritt weiter

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Die erste wissenschaftliche Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt fand bereits im Juni 1972 in Stockholm statt. Auf dieser Konferenz wurde eine Grundsatzerklärung verabschiedet und ein Aktionsplan mit Empfehlungen für die Erhaltung und Verbesserung der Umwelt angenommen – führte zur Gründung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP).

Seitdem stehen Umweltfragen und die Klimaentwicklung ganz oben auf der globalen Agenda, doch die Zusagen zum Schutz der Umwelt und zur Reduzierung der Emissionen werden nicht eingehalten. Ohne einen internationalen Durchsetzungsmechanismus sind die Regierungen rechtlich nicht verpflichtet, ihre Zusagen einzuhalten, z. B. die Treibhausgasemissionen bis 2040 um die Hälfte zu reduzieren, was der jetzige US-Präsident Biden für die USA zugesagt hat.

Ebenso bemerkenswert ist, dass die Umweltgesetzgebung, die darauf abzielt, strafrechtliche Sanktionen gegen Unternehmen und deren Vorstände und Mitarbeiter zu verhängen, nach wie vor schwach sind und  oder in einigen Ländern gar nicht existiert. In den USA, wo das Gesetz über saubere Luft (Clean Air Act) mehrere Arten von Straftaten vorsieht und dessen Definition von Luftschadstoffen nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA aus dem Jahr 2007 auch Treibhausgasemissionen einschließt, schauen viele US Bundesstaaten großzügig weg, wenn es darum geht, die öffentliche Gesundheit und die Umwelt vor illegaler Luftverschmutzung durch Ölraffinerien oder Chemieanlagen zu schützen.
Der US Bundesstaat Texas zum Beispiel hat es zwischen 2011 und 2016 versäumt, 97 Prozent der illegalen Verschmutzer zu bestrafen. Es überrascht vielleicht nicht, dass die beiden Unternehmen mit den höchsten Treibhausgasemissionen in den USA, die in der neuen Ausgabe des Greenhouse 100 Polluters Index Report von Forschern des renommierten Political Economy Research Institute (PERI) der University of Massachusetts-Amherst aufgeführt sind, ihren Sitz in Texas haben. Vista Energy und Duke Energy haben 2019 zusammen 194 Millionen Tonnen CO2-äquivalente Treibhausgasemissionen in die Atmosphäre abgegeben, wobei in dieser Zahl biogene Kohlendioxidemissionen (Emissionen, die von einer stationären Anlage durch die Verbrennung oder Zersetzung von biologisch basierten Materialien, die keine fossilen Brennstoffe sind, freigesetzt werden) nicht enthalten sind.

Unter der Trump Regierung hatten Umweltverschmutzer wie Chevron, ExxonMobile, Peabody Energy oder auch  Conoco, mehr Freiheiten als je zuvor in den letzten Jahrzehnten, um die Umwelt zu zerstören. Mehr als 125 Umweltvorschriften wurden während Trumps alptraumhafter Regierungszeit zurückgenommen. 

Das Londoner Unternehmen Trucost, welches für die Finanzinitiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP FI) arbeitet, schätzt die Umweltschäden durch die 3000 größten börsennotierten Unternehmen auf 2,15 Billionen US-Dollar. Dabei wurde festgestellt, dass die Kohlenstoffreduktionsziele, die sich die weltweit führenden Unternehmen im Jahr 2016 gesetzt haben, zwar recht hoch erscheinen, tatsächlich aber nur 16 % der Reduktion ausmachen, die erforderlich ist, um den Anstieg der globalen Temperaturen auf 2 Grad Celsius zu verhindern. Über 90 % der Unternehmen im Jahr 2018 haben aktive Ziele für die Kohlenstoffberichterstattung, aber nur 14 % haben wissenschaftlich fundierte Ziele angenommen.

Das US-Militär mit seiner gigantischen Kriegsmaschinerie verschlingt jährlich 700 Milliarden Dollar als Budget und hat dadurch einen höheren CO2-Ausstoss als 170 Ländern auf der Welt. 2017 verbrauchte das US Militär täglich rund 269’000 Barrel Öl und stiess durch die Verbrennung dieser Brennstoffe mehr als 25’000 Kilotonnen Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre. Diese Daten zeigt eine Untersuchung von Forschern der Universitäten Durham und Lancaster, die in der Fachzeitschrift „Transactions of the Institute of British Geographers“ 2019
veröffentlicht wurde.

China ist derzeit auf Platz 1 der weltweit größten Verursacher von Treibhausgasemissionen. In China wird 60 Prozent des Stroms aus Kohle gewonnen, obwohl das Land bei den Pro-Kopf-Emissionen noch weit hinter den USA liegt.

Saudi-Arabien wird in der Globalen Verschmutzung oft gar nicht gesehen.
Zwar gint es seit Jahren gute Ansätze und auch Ergebnis bei den erneuerbaren Energien. Diese werden jedoch von miserablen Emissionswerten beim Energieverbrauch zunichte gemacht.

Auf Platz 3 der Umweltzerstörung liegt der Iran. Dort gibt es so gut wie überhaupt keine Ansätze in Klimapolitik zu investieren.

Selbst das Naturverbundene Kanada liegt im Verbrauch von Kohlendioxidemissionen auf Platz 4.

Es seien noch Ländern wie: Taiwan, Malaysia, Kasachstan, Australien, Südkorea, Russland, Indien und Brasilien zu nennen, die einen massiven Anteil an den größten Kohlendioxidemissionen der Welt beitragen.

50 Jahre „wir-wollen-was-tun“, aber jeder schaut weg

Die meisten Umweltprobleme haben sich in den letzten 50 Jahren durch die immer schneller wachsende Wirtschaft und Industrie verschlimmert statt gebessert.
Die Natur und Klima stehen kurz vor dem Kollaps und es wird so getan, als ob alles gut ist. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass das Artensterben immer schneller voranschreitet, und dass der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle und Erdöl unaufhaltsam ansteigt, was zu einem Temperaturanstieg führt und das Phänomen der globalen Erwärmung bewirkt. Bereits jetzt stellen Wissenschaftler einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von 1,0 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau fest. Die Jahre 2015 bis 2018 waren nach ersten Analysen der Weltwetterorganisation die vier wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert.

Der globale Klimawandel hat bereits spürbare Auswirkungen auf die Umwelt. Die Gletscher sind geschrumpft, das Eis auf Flüssen und Seen bricht früher ab, die Verbreitungsgebiete von Pflanzen und Tieren haben sich verschoben und die Bäume blühen früher. Diese Auswirkungen von Wissenschaftler_innen, die in der Vergangenheit als Folge des globalen Klimawandels vorausgesagt hatten, treten nun ein: Verlust von Meereis, beschleunigter Anstieg des Meeresspiegels und längere, intensivere Hitzewellen oder Überschwemmungen.

Wissenschaftler_innen auf der ganzen Welt gehen davon aus, dass die globale Temperatur in den kommenden Jahrzehnten weiter ansteigen wird
Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC), dem mehr als 1300 Wissenschaftler_innen angehören, prognostiziert für das nächste Jahrhundert einen Temperaturanstieg  von 1,5 Grad Celsius. Dem IPCC zufolge wird das Ausmaß der Auswirkungen des Klimawandels auf einzelne Regionen im Laufe der Zeit und je nach der Fähigkeit der verschiedenen Gesellschafts- und Umweltsysteme, den Wandel abzumildern oder sich an diesem anzupassen sehr unterschiedlich sein.

Im Wesentlichen handelt es sich um eine kausale Beziehung zwischen dem vom Menschen verursachten Klimawandel und dem Artensterben. Höhere Temperaturen führen zu einer Kettenreaktion anderer Veränderungen rund um den Globus, mit enormen Auswirkungen nicht nur auf die Menschen, sondern auch auf die Tierwelt und die biologische Vielfalt. Das Artensterben schreitet heute schneller voran als je zuvor: Rund eine Million Arten sind bereits vom Aussterben bedroht, „viele davon innerhalb von Jahrzehnten“, so ein wichtiger Bericht der Vereinten Nationen für 2019.

Umweltverschmutzung als Straftatbestand

Nach Völkerstrafrecht kann man nach § 7 – Verbrechen gegen die Menschlichkeit, bei Konzernen, Staaten und Regime auch in Schuldfragen gegen die Umweltzerstörung dies anwenden.
In Absatz 2 steht folgende geschrieben: in der Absicht, eine Bevölkerung ganz oder teilweise zu zerstören, diese oder Teile hiervon unter Lebensbedingungen stellt, die geeignet sind, deren Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen.

Zu diesem Punkt wären die Abholzung der Regenwälder in Amazonien, Kongobecken, Sundaland (Südostasien), Tumbes-Chocó-Magdalena (Südamerika), Molukken und Sulawesi (Indonesien) oder die Wälder auf dem Südostasiatisches Festland zu nennen.

Auch steht der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé seit Jahren in der Kritik Wasserrechte von staatlichen Wasserbehörden zu kaufen. Dies vornehmlich in ohnehin schon Regionen wo kaum Niederschlag fällt. So zum Beispiel im Süden von Afrika, Pakistan und Äthiopien.

Die Verschmutzung und Ausbeutung
der Umwelt ist somit ein Verbrechen nach dem Völkerstrafrecht. Die globalen Umweltverbrecher werden fast nie strafrechtlich verfolgt, denn Umweltkriminalität gilt immer noch als „Wirtschaftskriminalität“ und dies wird meist nur zivilrechtlich verfolgt und mit Geldstrafen belegt.

Bußgelder reichen sicherlich nicht aus, um gierige und rücksichtslose Kapitalisten von der Zerstörung der Umwelt abzuhalten, selbst wenn die Bußgelder so hoch sind wie im historischen Fall der Durchsetzung von Treibhausgasvorschriften zwischen der US-Umweltschutzbehörde (EPA) und Hyundai und Kia, der die Autohersteller zur Zahlung von 100 Millionen Dollar Zivilstrafe zwang, weil sie unter anderem mehr Treibhausgase ausgestoßen hatten, als sie der EPA gemeldet hatten, oder, noch aktueller, die scheinbar gigantische Geldstrafe von 1 Milliarde Dollar, die die Europäische Union gegen die deutschen Autohersteller Volkswagen und BMW verhängt hatte. Beide Autohersteller wurden wegen Absprachen zur den Einsatze von bewusst fehlerhaften Abgasreinigungstechnologien bestraft.

Volkswagen hat eine lange Geschichte von Abgasbetrügereien hinter sich, kam aber immer noch glimpflich davon. Der Grund dafür ist, dass es in Deutschland noch nicht einmal eine strafrechtliche Haftung für Unternehmen gibt, und erst vor kurzem gab es einen Vorstoß zur Einführung eines solchen Rechtsrahmens. Selbst in Europa gibt es nach Aussage von dem EU-Umweltkommissar, Virginijus Sinkevicius, keine Strafe für Umweltverbrechen.

Ein weiterer Grund, warum Geldstrafen nicht abschreckend wirken, ist, dass die Kosten solcher Strafen auf die Aktionäre und oft sogar auf die Verbraucher abgewälzt werden, anstatt von den schuldigen Personen getragen zu werden.

Gefängnisstrafen müssen für Umweltverbrechen eingeführt werden, obwohl es klar ist, dass Umweltverbrechen nicht in einer einzigen Kategorie zusammengefasst werden können. Schwere Umweltverbrechen (jedes Verbrechen, das zu einer Veränderung der globalen Gemeingüter oder des ökologischen Systems der Erde führt, wie z. B. die Zerstörung des Amazonaswaldes unter der Regierung Bolsonaro) sollten mit schweren Haftstrafen einhergehen.

Diese von Kapitalismus geprägte Zerstörung der Umwelt muss endlich als Verbrechen angesehen werden und in die Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag fallen.  
Wenn wir die Erde retten wollen gibt es keinen Weg, denn offensichtlich sind auf Papier festgeschriebene Grundsütze nichts wert.

Doch auch wenn Zweifel an der abschreckenden Wirkung harter Haftstrafen für systematische Umweltschäden und Zerstörung
bestehen, ist eines sicher: Wenn die zur Zeit bestehenden halbherzige rechtliche Reaktionen auf Umweltverbrechen beibehalten werden, ist der Planet dem Untergang geweiht.

Quellen:
– Institue de la Biodiversité et des Aires marines Protégées
– Jahresbericht der Panafrikanischen Medienallianz zum Klimawandel – PAMAC
-Mediaterre.com des Institut de la Francophonie
– NASA Climate Protection Report 2021
– UVED:Université virtuelle de l’environnement et du développement durable

A/RES/22/2263

A/RES/22/2263
A/RES/67/146
A/61/438, Ziff. 27

Dies sind die Resolutionsnummern der Vereinten Nationen zur Diskriminierung der Frauen und zur Ächtung der Genitalverstümmelung bei Mädchen.
Zwangsehe mit minderjährigen Mädchen

Um nun all meine Wut zu schreiben, würde dieser Artikel ins Endlose gehen. Ich beschränke mich nur auf die Genitalverstümmelung und Zwangsehen bei minderjährigen Mädchen – dies auch nur in Auszügen.

Zu Punkt 1: Genitalverstümmelung

Bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen, in New York, wurde am 20. Dezember 2012 einstimmig die Resolution zur Verstärkung der weltweiten Bemühungen um die Durchführung der weiblichen Genitalverstümmelung beschlossen.
Die UN hat weibliche Genitalverstümmelung weltweit als Menschenrechtsverletzung geächtet und durch zahlreiche internationale Übereinkommen verboten. Dennoch werden jeden Tag bis zu 8.000 Mädchen, zum Teil bereits im Alter von 5 Jahren auf schlimmste Weise verstümmelt. Dies überwiegend in muslimisch geprägten Länder.
Die Genitalverstümmelung von Mädchen ist ein globales Gewaltphänomen mit mindestens 4 Millionen Opfern jedes Jahr. Mittlerweile haben zwar viele Länder, in denen die genitale Verstümmelung von Mädchen verbreitet ist, Strafgesetze erlassen. Dennoch müssen derzeit über 264 Millionen Mädchen und Frauen in afrikanischen, arabischen und asiatischen Ländern mit den schwerwiegenden Folgen weiterleben. Weltweit jede 20. Frau wurde Opfer dieser barbarischen „Tradition“ und leidet unter dieser seelischen Vergewaltigung.
In manchen Ländern ist nahezu die gesamte weibliche Bevölkerung betroffen, wie etwa in Ägypten, Guinea und Somalia.
Diese systematische Gewalt gegen die weibliche Bevölkerung ist in etwa 28 afrikanischen Ländern verbreitet und tritt verstärkt sowohl im Nahen Osten als auch in Asien und Zentralasien auf.

Die von Unicef herausgegebenen Verbreitungszahlen führen außer den afrikanischen Ländern nur auch den Irak und Jemen an. Allerdings hat Unicef im Februar 2016 die Opferzahlen nach oben korrigiert, da die Verbreitung in Indonesien und Malaysia mit mindestens 50 Millionen Betroffenen repräsentativ belegt ist. Studien unter anderem aus dem Iran, Oman, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Pakistan zeigen das wahre geographische Ausmaß. Es bleibt abzuwarten, ob die wichtige Feldforschung in diesen Ländern den Weg in die offizielle Verbreitungsstatistik finden wird.
Da in letzter Zeit vermehrt die Arbeit von Menschenrechtsorganidationen in vielen afrikanischen und asiatischen Ländern massiv behindert und blockiert wird, können die Organisationen oft nur auf Fallzahlen zurückgreifen.

FGM auf dem Weg nach Europa

Durch Migration tritt die Genitalverstümmelung auch immer mehr in den USA, Australien und Europa in Erscheinung. Recherchen von UNICEF und der Waris Dirie Foundation haben ergeben, dass in Europa mindestens 500.000 betroffene Frauen und Mädchen leben und circa 180.000 minderjährige Mädchen als akut gefährdet eingestuft werden.
Allein in Deutschland sind nach Schätzung etwa 81.000 Mädchen von dieser besonders schweren Form der Gewalt bedroht oder bereits betroffen.
Die Gewalt macht also keineswegs vor europäischen Rechtsstaaten Halt. Um in Deutschland Mädchen umfassend vor der Verstümmelung ihrer Genitalien schützen zu können, sollten effektive präventions Maßnahmen, wie die Einführung einer Meldepflicht nach französichem Vorbild mit verpflichtende Kindervorsorgeuntersuchungen, schnellstmöglich greifen. Ein Gesetz mit der Strafbarkeit zur Genitalverstümmelung gibt es in Deutschland bereits seit September 2013. Dort wird die Verstümmelung weiblicher Genitalien als Straftatbestand gemäß § 226 a Strafgesetzbuch (StGB) eingestuft und kann mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft werden.

Auch in Österreich zählt die Genitalverstümmelung als Tatbestand einer schweren Körperverletzung nach
§ 84 Abs. 1 StGB, unter bestimmten Voraussetzungen, etwa wenn die Tat ein schweres
Leiden zur Folge hat, sogar den Tatbestand einer Körperverletzung mit schweren
Dauerfolgen nach § 85 StGB, und ist als solche strafrechtlich zu ahnden.

So in etwa lautet jedes Gesetz in den Mitgliedstaaten der EU.
Unter der Resolutionsnummer: COM/2013/0833 final, kann man auch den Handlungsbedarf zur FGM in der Europäischen Union nachlesen.

Eine Auflistung von FGM Fälle in den EU-Mitgliedstaaten.

Land, Jahr der Erhebung, Zahl der Frauen mit Genitalverstümmelung, Zahl der in Bezug auf Genitalverstümmelung gefährdeten Mädchen und die Zahl der Strafsachen.

Belgien: 2011. Frauen mit FGM: 260 und die Zahl der gefährdeten Mädchen: 975.
Dänemark: Keine Daten verfügbar lediglich ein Straftatbestand.
Deutschland: 2007. Frauen mit FGM:19 000 und 4 000 gefährdete Mädchen.
Irland: 2011. Frauen mit FGM: 3170. Keine weiteren Daten verfügbar.
Spanien: Keine Daten verfügbar. Dafür sechs Strafbestände.
Frankreich: 2007. Frauen mit FGM: 61 000. Bei den Mädchen keine Daten verfügbar. Dafür 29 Fälle von Straftatbestände.
Italien: 2009. Frauen mit FGM:35000. Gefährdete Mädchen circa 1 000 und 2 Fälle von Strafbarkeit.
Ungarn: 2012. 170 – 350 Frauen mit FGM und sonst keine Daten verfügbar.
Niederlande: 2013. Frauen mit FGM: 29 210 und  40 – 50g efährdete Mädchen jedes Jahr. Eine Strafbarkeit ist bekannt.
Schweden: Keine Daten verfügbar, dafür 2 Strafbestände.
Im Vereinigten Königreich lag 2007 die Zahl der Frauen mit FGM bei 65 790. Die unglaubliche Zahl von 30 000 gefährdeten Mädchen ist erschreckend hoch.

Nun eine Auflistung der Länder in denen die Genitalverstümmelung praktiziert wird. Die Angaben sind in Prozent der Frauenanteile in den jeweiligen Ländern.

Ägypten: 87%
Äthiopien: 65%
Benin: 9%
Burkina Faso: 76%
Côte d’Ivoire: 37%
Dschibuti: 93%
Eritrea: 83%
Gambia: 75%
Ghana: 4%
Guinea: 97%
Guinea-Bissau: 45%
Indonesien: 49%
Irak: 8%
Jemen:19%
Kamerun: 1%
Kenia: 21%
Liberia: 44%
Mali: 83%
Mauretanien: 67%
Niger: 2%
Nigeria: 18%
Senegal: 23%
Sierra Leone: 86%
Somalia: 98%
Sudan: 87%
Tansania:10%
Togo: 8%
Tschad: 38%
Uganda: 1%
Zentralafrikanische Republik:24%

Foto: Google

Punkt 2: Frühehen

Zwangsehen mit minderjährigen Mädchen oder der Menschen als Wegwerfartikel.

Um eines gleich vorweg zu nehmen, mir ist durchaus bewusst das es auch Zwangsehen mit Jungen gibt. Diese sind in der weltweiten Statistik mit unter 1% angeführt.

In den meisten Ländern gilt man zwar erst ab 18 Jahren als „ehemündig“, aber in vielen Ländern gibt es eine Reihe von Ausnahmen, wenn zum Beispiel die Eltern oder ein Gericht zustimmen. Das ist problematisch, da es häufig die Eltern sind, die die Ehe arrangiert haben. In einigen Ländern gibt es außerdem ein unterschiedliches Mindest-Heiratsalter für Mädchen und für Jungen. Wie so oft ist außerdem die Frage, ob auf dem Papier bestehende Gesetze auch wirksam durchgesetzt werden. Gesetze gegen Kinderehen sind also wichtig, aber nur ein Element von vielen zur nachhaltigen Bekämpfung von Kinderehen.

Lückenhafte Gesetze zum Schutz vor Kinderehen gibt es übrigens nicht nur in Ländern des globalen Südens: In einigen US-Bundesstaaten sind beispielsweise Kinderehen in Ausnahmen erlaubt. Auch in Deutschland war bis vor kurzem eine Heirat ab 16 möglich, wenn das Familiengericht zustimmte – diese Regelung wurde erst 2017 geändert und auf 18 Jahre erhöht.

Was nun folgt ist die brutale Realität in der ein Mädchenleben nichts wert ist und in der Frauen keine Rechte haben, wie ich es an der Situation von Pakistan zeigen werde. Ich verzichte bewusst auf Fotos von verbrannten und getöteten Kinder.

In Pakistan dürfen Männer minderjährige Mädchen heiraten, sobald sie ihre erste Periode hatten. Dies hat ein Gericht im Februar 2020 in der Stadt Sindh entschieden und verstößt damit gegen das Verbot von Kinderehen, welches die Vereinten Nationen in der Resolution 61/144 Verabschiedet auf der 81. Plenarsitzung am 19. Dezember 2006 verabschiedet hat.
Das Gericht in Pakistan hat auf Grundlage der Scharia entschieden. Die Scharia ist das islamische Recht, dass sich auf die Lehren des Korans bezieht. Da die Scharia im Islam die Ordnung Gottes repräsentiert, steht sie für strenggläubige Muslime über dem Gesetz.
Der Rechtsspruch wurde durch das Höchste Gericht in Sindh, einer der vier pakistanischen Provinzen, am 3. Februar 2020 verkündet. Er war das Ergebnis einer Klage, bei der ein 14-Jähriges katholisches Mädchen zur Konvertierung zum Islam und anschließender Kinderehe gezwungen wurde.
Diese Urteil verstößt gegen geltendes Völkerrecht.

Um zu beweisen, dass die Eheschließung ungültig und illegal war, zeigten die Eltern des Mädchens die Taufurkunde und eine Schulbescheinigung bei der Anhörung vor. Beide Beweise bestätigten, dass ihre Tochter zum Zeitpunkt der Ehe noch minderjährig war. Die Familie berief sich in ihrer Klage auf das Verbot von Kinderehen, dass das Höchste Gericht in Sindh 2014 verabschiedet hatte. Entgegen dieser Rechtslage entschieden die Richter, dass die Eheschließung zwischen dem Mädchen und ihrem Mann nach der Scharia rechtsgültig sei, da das junge Mädchen ihre erste Periode bereits hatte.

Wie Frauenverachtend das patriarchalischen Denken am Beispiel Pakistans ist, zeigt der nachfolgende Text.


Ein sechsjähriges Mädchen wurde vergewaltigt, gefoltert und mit einem Stein zu Tode geprügelt, bevor man ihren Körper im Müll fand. Ein 5-jähriges Mädchen in Südpakistan wurde vergewaltigt, auf den Kopf geschlagen und in Brand gesteckt. Eine Frau im Osten des Landes wurde aus ihrem Auto gezerrt und auf der Straße vor ihren Kindern sexuell missbraucht.
Wie in Indien werden auch in Pakistan Neugeborene auf Müllhalden entsorgt oder verkauft, weil sie Mädchen sind. Sie sind ungewollt, überflüssig – Müll eben. Oft werden sie direkt nach der Geburt von den Hebammen in einem Müllsack entsorgt.
Mädchen werden täglich brutal vergewaltigt und anschließend umgebracht und einfach auf einer Müllhalde weggeworfen. Wenn Opfer überleben werden diese oft wie Kriminelle behandelt oder für die sexuellen Angriffe verantwortlich gemacht.

Ein weiter Bericht zeigt, dass Mädchen und Frauen in Pakistan keinen Wert darstellen. So eurde ein 16-jähriges Mädchen lebendig verbrannt, weil sie einen Heiratsantrag abgelehnt hatte.

In Pakistan gibt es jedes Jahr Tausende Fälle von Gewalt gegen Frauen, von Vergewaltigungen und Säureangriffen. Das gezielte abtreiben weiblicher Föten, das Töten und Aussetzen geht täglich bis zum Ehrenmord.

Hunderte von Kindern werden in Pakistan jährlich ausgesetzt. Andere werden gleich getötet und entsorgt. Viele sind das Ergebnis einer Vergewaltigung, manchmal vom eigenen Ehemann oder dessen Familienangehörigen. Die Kinder dürfen nicht leben, weil sie unehelich sind, weil sie daran erinnern, wie sie gezeugt wurden, weil sie ein lebender Beweis wären. Niemand will sie haben.

Die pakistanischen Medien veröffentlichen regelmäßig Berichte über die brutale Vergewaltigung und Ermordung von Mädchen und Frauen.
Immer wieder kommt es in Pakistan zu Protesten, wie im Falle der Entführung, Vergewaltigung und Ermordung eines 10-jährigen Mädchens aus Islamabad. Nachdem sich das Mädchen in einem Park verirrt hatte, in dem sie spielen ging, wurde die Leiche gefunden und das Foto ihres Körpers, das in den sozialen Medien verbreitet wurde, zeigte Anzeichen von Folter. Obwohl die pakistanischen Gesetze die Rechte und Freiheiten von Frauen unterstützen, werden sie nicht umgesetzt. Als sich die Familie an die Polizei wandte, um den Fall ihrer Entführung zu melden, spielte die Polizei die Vermisstenanzeige herunter, dass 10-jährige Mädchen sei nur davongelaufen. Nach der Untersuchung des Leichnam wurde bei dem Mädchen inneren Blutungen durch Vergewaltigung festgestellt. Daraufhin verhaftete die Polizei einen nahen Verwandten von dem Mädchen und auch drei Polizeibeamte. Den Polizeibeamten konnte Fahrlässigkeit nachgewiesen werden, aber auch nur, weil Menschen nach dem Mord an dem Mädchen auf die Straße gingen.

Laut der pakistanischen Kinderschutzorganisation Sahil wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 durchschnittlich mehr als acht Kinder täglich sexuell missbraucht. In seinem im September 2020 veröffentlichten sechsmonatigen Bericht „Cruel Number“ berichtete Sahil, dass allein bis Juni dieses Jahres 497 Kinder sexuell missbraucht wurden. Laut Sahil wurden 38 Kinder getötet, nachdem sie sexuell missbraucht worden waren.

Im August 2020 sorgte ein Mord an einem sechsjährigen Mädchen in für Empörung. Sie wurde vergewaltigt, gefoltert und mit einem Stein zu Tode geprügelt, bevor ihr Körper in einen Sack gesteckt wurde.

Ein 5-jähriges Mädchen in Südpakistan wurde vergewaltigt, auf den Kopf geschlagen und in Brand gesteckt. Das Mädchen wurde am 04. September 2020 entführt, nachdem es in einem Geschäft in der südlichen Hafenstadt Karachi Kekse gekauft hatte, teilte die Polizei mit. Ihre Leiche wurde zwei Tage später gefunden und eine Autopsie ergab, dass sie sexuell angegriffen worden war. Die Polizei hat in dem Fall mehr als 20 Verdächtige festgenommen.

Studien zur Gewalt gegen Frauen schätzen, dass alle zwei Stunden eine Frau in Pakistan vergewaltigt wird. Etwa 70 bis 90 Prozent der Frauen leiden unter häuslicher Gewalt. Nur 5 Prozent der missbrauchenden Ehemänner und Familienmitglieder werden überhaupt verurteilt. Oft werden die Opfer auch von ihren eigenen Familienangehörigen gezwungen zu schweigen oder sie werden bestraft.

Eine Frau wandte sich an ihren Schwiegervater, als ihr Ehemann sie schlug, aber dieser befahl stattdessen, sie zu verbrennen, nachdem ihr Ehemann sie beschuldigt hatte, weniger als 35 Dollar aus seiner Brieftasche gestohlen zu haben. Ihr Mann und ihr Schwager übergossen sie mit Öl und zündeten sie lebendig an.
Allein in den letzten acht Jahren wurden in Islamabad viertausend Frauen von ihren Familienmitgliedern in Brand gesteckt und weniger als 4 Prozent überlebten. Die Mehrheit der Opfer war zwischen achtzehn und fünfunddreißig Jahre alt und ungefähr 30 Prozent waren schwanger.

Auch werden Mädchen und Frauen unter dem bloßen Vorwurf getötet, „illegale“ sexuelle Beziehungen eingegangen zu sein. Sie erhalten nie die Gelegenheit, ihre Version der Behauptung zu geben, da dies keinen Sinn macht – die Behauptung allein reicht aus, um die Ehre eines Mannes zu beschmutzen, und sie reicht daher aus, um die Ermordung der Frau zu rechtfertigen.

Nach dem Gesetz, das das Parlament im März 2020  verabschiedet hat, kann jeder, der ein Minderjährigi entführt, vergewaltigt oder ermordet, mit lebenslanger Haft oder Todesstrafe rechnen. Aber bisher sei niemand nach den Gesetzen strafrechtlich verfolgt worden.

Naike Juchem, 1. Oktober 2020

Quellen:
Afghan Women’s Network, Global Citizen, Terres des hommes, UNICEF, WHO.

Dies ist die Geschichte von Anmol Rodriguez, einer 27-jährigen Inderin.

Foto: Anmol Rodriguez (Instagram)

Gott kann das, was wie ein Ende aussieht nehmen und es zu einem Anfang machen!

(Joyce Meyer)

„Bis heute weiß ich nicht, was meinen Vater dazu veranlasst hat, ein solch abscheuliches Verbrechen zu begehen. Zu einem Zeitpunkt, als meine Familie die Geburt eines kleinen Mädchens hätte feiern sollen, erlag meine Mutter ihren Verletzungen“, sagte Anmol in einem im Januar 2019 in einem Interview mit „The Logical Indian“. Sie sagte weiter, sie habe gehört, dass ihr Vater im Gefängnis sei, sei sich aber nicht sicher, ob das wirklich so sei.

Foto: Worldpress

Anmol verbrachte die ersten fünf Jahre ihres Lebens war ein Krankenhaus in Mumbai. Anmols Verbrennungen durch die Salzsäure waren so schwer, dass sie nur mit viel Aufwand geheilt werden konnten.

„Im Krankenhaus aufzuwachsen, war für mich überhaupt keine schlechte Erfahrung. In den verschiedenen Phasen deines Lebens kommen Menschen herein, spielen ihre Rolle und gehen wieder. In diesen fünf Jahren kümmerten sich die Krankenschwestern und Ärzte im Krankenhaus um mich, als wäre ich ihr Kind. Ich hatte keine Verwandten, die bereit war, eine Verantwortung zu übernehmen, also waren die Krankenschwestern und Ärzte meiner Eltern. Sie haben mich nie behandelt, als wäre ich nur ein Patient.“

Als Anmol fünf Jahre alt war, übergab das Krankenhaus sie an ein Waisenhaus in Mumbai. In der Schule erlebte Anmol sehr viel Mobbing von den anderen Schülerinnen und Schüler. Trotzdem glaubte sie an sich und ihren Traum. Sie wollte Softwareentwicklerin werden.
Anmol studierte an der SNDT-Universität in Mumbai und machte ihren Bachelor in Computeranwendung.


Foto: Anmol Rodriguez (Instagram)

Anmol’s Karriere

„Ich war aufgeweckt und lernte die Dinge leicht. Da ich ehrgeizig war, verließ ich das Institut an der Universität und bekam einen Job. Aber nach ein paar Tagen sagte man mir, dass ich nicht mehr arbeiten könne, weil man nicht jeden Tag ein entstelltes Gesicht sehen könne.“

Nach diesem Vorfall fand Anmol keine Arbeit. „Wo immer ich mich vorstelle wurde ich abgewiesen. Sie haben mir nicht direkt gesagt, warum sie mich ablehnten, aber ich wusste, dass es an meinem Gesicht lag. Es war offensichtlich.“

Doch Anmol gab die Hoffnung nicht auf. Seit ihrer Jugend hatte sie eine Vorliebe für Mode, und sie beschloss, ihr Interesse in etwas Produktives zu verwandeln.

„Mode hat mich interessiert, und ich habe es immer geliebt, stilvolle Outfits zu tragen und gut auszusehen. Ich habe meine Bilder auf Instagram gepostet, und zum Glück wurden einige Fotografen auf mich aufmerksam. Sie fingen an, mich anzusprechen, und ich hatte das Privileg, mit Fotografen wie Tejas Gedekar und Bhavini Damani zu arbeiten. Ich habe auch mit Ranveer Singh bei einer Veranstaltung von Kotak Mahindra interagiert.“

Von da an gab es für Anmol kein Halten mehr. Sie eroberte die Modeindustrie im Sturm und wurde zur Influencerin in den sozialen Medien. Mit der Absicht, Überlebenden von Säureangriffen zu helfen und ihr Leben positiv zu verändern.

2016 gründent Anmol gemeinsam mit Daulat Bi Khan die „Acid survivors saahas“ Stiftung, die sich Opfer von Säureattacken einsetzt. Frau Daulat Bi Khan ist ebenfalls Opfer eines Säureangriffs. Anmol ist später aus privaten Gründen aus dem Vorstand der NGO ausgetreten.

Anmol ist nun Schauspielerin und hat an der Seite von Shabana Azmi in einem Kurzfilm namens Aunty Ji mitgewirkt.

Foto: Acid Attack Survivor Sahas Foundation

„Warum sollte das passieren? Mein Gesicht macht nicht aus, wer ich bin. Ich hoffe, dass die Menschen in naher Zukunft anders denken werden. Ich verlange keine besonderen Vorbehalte, aber ich hoffe, dass die Menschen die Opfer von Säureangriffen respektvoll behandeln werden. Wenn ich die Möglichkeit habe, zu studieren und genauso qualifiziert zu sein wie andere, habe ich das Recht, einen Job zu bekommen. Aber jetzt bin ich ein Vollzeitmodel und genieße mein Leben mehr denn je. Ich möchte allen Überlebenden von Säureangriffen sagen, dass keiner von ihnen allein ist. Die Menschen dürfen sie nicht bemitleiden und sie dürfen sich selbst nicht bemitleiden. Wenn sie sich melden, offen über sich selbst sprechen und etwas im Leben tun, werden sie zum Helden und zur Motivation im Leben anderer Menschen.“

Foto: Anmol Rodriguez (Instagram)

Weltweit über 1500 Säureattacken pro Jahr.

Nach Schätzungen erleiden jährlich über 1500 Menschen – meist Mädchen, solche Angriffe mit Salzsäure. Die Dunkelziffer hingegen ist unbekannt, man geht allerdings davon aus, dass mehrere hunderte Attacken pro Jahr nicht an die Öffentlichkeit gelangen, weil die Opfer diese Verbrennungen oft nicht überleben. Die Toten werden dann irgendwo in der Wildnis vergraben.

Salzsäure Angriffe sind immer gezielt und in ihrer Grausamkeit genau so geplant, um die Opfer zu verletzen, zu entstellen oder aber qualvoll zu töten. Tausende Mädchen und Frauen wird so in Bruchteilen von Sekunden das Leben zerstört.
Am rasantesten verbreitet sind diese Attacken in Ländern wie Kolumbien, Uganda, Pakistan, Indien, Nepal, Bangladesch aber auch Kambodscha. In diesen Ländern sind Säuren wie etwa Schwefelsäure und Salzsäure sehr leicht und einfach zu kaufen. Manchmal schon für weniger als einen US-Dollar.

Foto: Worldpress

Warum kommt es zu solchen Attacken?

In vielen Ländern der Welt haben heute immer noch Mädchen und Frauen einen schlechteren Stand als Jungen und Männer. Dies führt auf sehr alte Traditionen oder Glauben zurück. Auch ist es oft die Angst der Eltern, wenn die Mädchen mal heiraten werden, dass diese sich durch eine Mitgift weiter verschulden werden. Die Armut und ein Irrglaube treibt die Väter zu solchen Taten an.
Durch dem immer größer werdenden Analphabetismus  und einer patriarchaischen Region in sehr vielen Ländern, werden sich solche grausamen Attacken täglich wiederholen.

Quellen:
– Acid Attack Survivor Sahas Foundation
– Sumanti Sen, The Logical Indian,  Januar 2019
Fotos: Pixabay, Anmol Rodriguez (Instagram)

Die Hilfsorganisationen Mercy Ships

Foto: mercyships.org

Ärzte ohne Grenzen, Care, Plan, Word Vision kennen viele. Heute möchte ich eine Hilfsorganisationen vorstellen, die es bereits seit 43 Jahren gibt und kaum in der Weltöffentlichkeit auffällt.

Die NGO Mercy Ships ist mit ihren Hospitalschiffen auf der ganzen Welt unterwegs, um Hoffnung und Heilung zu den Ärmsten der Armen zu bringen.

Schätzungsweise 5 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sicheren, erschwinglichen und rechtzeitigen chirurgischen Eingriffen, und 93 Prozent von ihnen leben in Afrika südlich der Sahara.

Die Geschichte beginnt mit einem Hurrikan

Man könnte tatsächlich einen Hurrikan als die Geburtsstunde von Mercy Ships nennen. 1964 verwüstete Hurrikan Cleo die Bahamas. In Nassau erlebte diesen Hurrikan der damals 18-jährige Don Stephens aus Colorado aus nächster Nähe. Mit einer Jugendgruppe des christlichen Missionswerks „Jugend mit einer Mission“ war er dort bei einem Sommereinsatz, als das Unwetter die ganze Gruppe unversehens um ihr Leben fürchten ließ. Eines der anwesenden Mädchen sagte: „Wäre es nicht wunderbar, wenn es ein Schiff mit Ärzten und Krankenschwestern gäbe, das nach einer solchen Katastrophe kommen würde, um zu helfen?” 
Der Hurrikan ebbte nach einiger Zeit wieder ab, aber Don konnte diese Frage nie vergessen.

Mutter Teresa gab den Anstoß für die Gründung

In den Siebzigern lebte Don mit seiner Frau Deyon als Mitarbeiter von „Jugend mit einer Mission“ in Lausanne, in der Schweiz. Nach zwei gesunden Kindern wurde 1976 ihr schwerstbehinderter Sohn John Paul geboren, der sowohl autistisch als auch körperlich und geistig behindert ist.
Dieses Ereignis erschütterte Don, es warf schwierige Fragen auf, und so nahm er ein Jahr später die von einem Bekannten vermittelte Einladung an, Mutter Teresa in Kalkutta zu besuchen. Überwältigt von dem Elend in der Millionenstadt, faszinierte ihn die berühmte Ordensleiterin, die ihrer Schwesternschaft einprägte, sich auf jeden Einzelnen zu fokussieren, als wäre er der einzige Mensch auf der Welt, der ihre Aufmerksamkeit und Fürsorge erhalten würde. 

Mutter Teresa half ihm, die Vision für sein Leben klarer herauszufeilen und sagte ihm: „Dein Sohn wird dir auf deinem Weg helfen, die Augen, die Ohren, der Mund und die Hände für die Armen zu werden.“

Zutiefst beeindruckt von dieser Begegnung verließ Don Stephens Kalkutta, entschlossen, seinen alten Traum von einem Hospitalschiff endlich Wirklichkeit werden zu lassen: „Die Vision konkreter Barmherzigkeit, die Idee eines Schiffes, die Vorstellung, auf diese Weise den Ärmsten der Armen moderne medizinische Versorgung anbieten zu können, das war zunehmend das, worüber ich nachdenken, reden, beten und träumen konnte.“

Und dies bewegte ihn auch, als er wieder zurück in Lausanne mit einem Schweizer Unternehmerehepaar zu Abend aß.
Henri und Francoise André hörten ihm eine Weile lang zu, dann schlug Henri vor: „Warum kommst du nicht mal in unser Büro? Ich stelle dir unseren Verantwortlichen für die technische Seite unserer Reederei vor.“
Don war perplex. Er hatte gar nicht gewusst, dass seine Gastgeber auch im Reedereigeschäft tätig waren.
Das Ehepaar André halfen ihm, ein Schiff zu finden und unterstützten ihn bei der Finanzierung. Am 5. Oktober 1978 wurde der Kaufvertrag für das 159 Meter lange italienische Passagierschiff „Victoria „
unterzeichnet, das sie später in 
Anastasis“ umbenannten. Dieses Schiff sollte das erste Mercy Ships Hospitalschiff werden.

Mercy Ships Deutschland

Seit der Gründung von Mercy Ships Deutschland haben Menschen aus dem ganzen Land die Hospitalschiffe mit über 25 Millionen Euro unterstützt und über 1000 mal selbst ehrenamtlich mitgearbeitet. 

Begonnen hat es, man kann es sich vorstellen, nicht am Rand der Alpen. Anfang der 90er Jahre legte das damalige Hospitalschiff von Mercy Ships, die MS Anastasis, regelmäßig in deutschen Häfen an. Der Amerikaner Don Stephens hatte die Hilfsorganisation 1978 gegründet und suchte auch hierzulande nach Unterstützern.

Wolfgang Groß hatte ungefähr zur selben Zeit seine eigene Hilfsorganisation, Humedica, gegründet. Er hörte von Stephens Projekt und besuchte die Anastasis. Humedica half Mercy Ships in der Folge bei der Versorgung mit medizinischen Hilfsgütern. 1995 wurde Groß dann erster Vorsitzender des neu gegründeten Mercy Ships Deutschland e.V. In Kaufbeuren, dem Sitz des Vereins, liefen die logistischen Fäden zusammen.

Foto: mercyships.org

Eine dramatische Lage für Millionen von Menschen

Laut dem Bericht der Lancet-Kommission „Weltweite Chirurgie 2030“ sterben jedes Jahr 16,9 Millionen Menschen, weil sie keine chirurgische Versorgung erhalten. Darüber hinaus haben mehr als 93% der in Subsahara-Afrika lebenden Bevölkerung keinen Zugang zu zuverlässigen chirurgischen Eingriffen.

Da die COVID-19-Krise die Stabilität der ohnehin schon fragilen Gesundheitssysteme weltweit bedroht, gewinnt die Notwendigkeit einer lebensrettenden, schnellen und zugänglichen chirurgischen Versorgung eine entscheidende Dimension, vor allem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. 

Seit 1990 hat Mercy Ships mehr als 30 humanitäre Einsätze in 14 afrikanischen Ländern durchgeführt und dabei über 105 000 kostenlose chirurgische Eingriffe vorgenommen, über 49 000 einheimische Gesundheitsfachkräfte ausgebildet, über 100 Gesundheitseinrichtungen renoviert und über 1000 Gemeindeprojekte umgesetzt. Mit über 1.740.000.000 US-Dollar wurden in den letzten Jahren Hilfsleistungen erbracht.  Mehr als 1.100 landwirtschaftlichen und infrastrukturellen Entwicklungsprojekten, einschließlich Bau oder Renovierung von medizinischen und zahnmedizinischen Kliniken wurden voran gebracht.

Foto: mercyships.org
Foto: mercyships.org

Engel aus See

Zu den allgemeinen Operationen von Mercy Ships gehören  auch die Behandlungen von Tumoren, Verbrennungen, Sehstörungen, Frauenkrankheiten und orthopädischen Erkrankungen bei Kindern.

Die „Global Mercy“ ist für viele afrikanischen Ländern eine sichere medizinische Plattform, indem sie die Unterstützung und die Ressourcen von Gesundheitsteams bereitstellt, die zu den qualifiziertesten der Welt gehören. 

Neben sechs Operationssälen ist die „Global Mercy“ mit technischen Schulungsräumen ausgestattet, darunter ein Simulationslabor mit virtueller Realität und ein simulierter postoperativer Pflegebereich, die es den Schulungsleitern ermöglichen werden, Praktiken zu vermitteln, die für ressourcenarme Umgebungen geeignet sind.

Eine Organisation mit Hand und Fuß

Mercy Ships hat in 56 Entwicklungsländern lebensverändernde und lebensrettende medizinische Hilfe geleistet. Aber das ist nur ein Teil ihres Engagements im Kampf gegen die globale Operationskrise. Mercy Ships arbeitet einen Fünfjahresplan aus, um die Bedürfnisse jedes Landes vor, während und nach dem zehnmonatigen Aufenthalt des Krankenhausschiffs im Hafen zu erfüllen und eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.

Naike Juchem, 5. Dezember 2021

Quelle:
– mercyships.org
-Reality Report Network

Ordensritterburg Malbork

Im Jahr 1270 begannen die deutschen Ordensritter mit dem Bau einer Festung am östlichen Ufer des Weichselarmes Nogat. Die Marienburg im heutigen Malbork wurde zur Machtzentrale des Ordenstaates, und ist bis heute die größte Backsteinburg der Welt. Seit 1997 gehört sie zum Welterbe der UNESCO.

Autorin Naike Juchem

Im Jahr 1309 verlegte der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen den Hauptsitz des Ordens von Venedig zur Marienburg. In den folgenden Jahrzehnten wurden die repräsentativsten Teile der Anlage errichtet. Nach der Niederlage des Deutschen Ordens gegen das polnisch-litauische Heer bei der Schlacht von Grunwald im Jahre 1410 verlor dieser an Einfluss. Die Marienburg fiel 1457 an Polen, und diente als Residenz der polnischen Könige. Nach der Teilung Polens 1772 wurde sie zeitweilig als preußische Kaserne genutzt.

Die im Zweiten Weltkrieg stark zerstörte Anlage wurde seit Ende der 1950er Jahren wieder aufgebaut. Im Jahr 1961 entstand das Muzeum Zamkowe w Malborku (Museum der Marienburg). In der Entscheidung für die Aufnahme ins UNESCO-Welterbe wurde der „einzigartige architektonische Wert“ des Ensembles betont. Die Marienburg habe nicht nur den Bau weiterer Burgen des Ordensstaates beeinflusst, sondern auch zahlreiche weitere gotische Gebäude im Norden und Osten Europas.

Foto: Naike Juchem

In dem Schloss manifestierten sich die Eroberungen im Osten Europas, die Zwangstaufe der Balten und die Kolonialisierung ihrer Stammesgebiete durch den Orden.

Die Marienburg gliedert sich in drei Teile: Vorburg, Mittelschloss und Hochschloss.

Foto: Naike Juchem

In der im Norden gelegenen Vorburg befanden sich einst Ställe, Speicher und Werkstätten sowie Wohnungen für die Bediensteten. Heute gibt es dort ein Schlosshotel sowie andere touristische Einrichtungen. Über eine überdachte Holzbrücke führt der Weg von dort in das Mittelschloss, dessen Gebäude sich um einen großen, rechtwinkligen Hof gruppieren. Der nördliche Flügel wurde einst von dem Großkomtur als Wohn- und Arbeitsraum genutzt. Außerdem befanden sich dort ein Spital und ein Altersheim für die Ritter. Heute beherbergt er die Arbeitsräume des Schlossmuseums. Der östliche Flügel wird heute für Ausstellungen genutzt. Dort befindet sich unter anderem die kostbare Bernsteinsammlung des Museums, außerdem werden Porzellan, Stilmöbel und Waffen ausgestellt.

Im westlichen Flügel des Mittelschlosses befinden sich die repräsentativsten Räume der Anlage. Im Großen Remter, dem größten Saal der Ordensburg, versammelten sich die Ritter zum Essen. Drei schlanke Säulen tragen ein prächtiges Sternengewölbe. An den Großen Remter schließt sich der Palast der Hochmeister an. Dort befanden sich dessen Privatgemächer mit Schlaf- und Wohnzimmer sowie den beiden repräsentativen Speisesälen, dem Sommer- und Winterremter. Bemerkenswert ist der Sommerremter, dessen Fächergewölbe von einem einzigen Pfeiler getragen wird. Diese Konstruktion gilt als Meisterleistung der damaligen Zeit.

Südlich an das Mittelschloss schließt sich das Hochschloss an. Zwei Eichenbrücken verbinden die beiden Teile. Den viereckigen Hof des Hochschlosses umgeben zweigeschossige Kreuzgänge, die der Meditation und Kommunikation dienten. Im Kapitelsaal im ersten Stockwerk wurden die Hochmeister des Ordens gewählt und alle wichtigen Entscheidungen getroffen. An den Wänden befinden sich die Bänke für die Teilnehmer der Treffen.

Einschusslöcher vom zweiten Weltkrieg Foto: Naike Juchem

Durch die dekorative Goldene Pforte geht es in die Marienkirche. Sie wurde 1945 fast komplett zerstört. Damals stürzte der Schlossturm ein und durchschlug das Dach der Kirche. Erst vor wenigen Jahren wurde mit ihrer Restaurierung begonnen. Im Inneren befinden sich noch Teile des mittelalterlichen Chorgestühls und des hölzernen Hochaltars. In den ehemaligen Schlafgemächern der Ritter im südlichen Flügel des Hochschlosses werden sakrale Kunstwerke sowie Fotos aus der Geschichte des Schlosses ausgestellt.

Im zweiten Stock des Hochschlosses befinden sich dessen repräsentativste Räume, der Konventsremter und die Konventstube. Der langgestreckte Remter diente den Ordensrittern als Speisesaal, im Konventsaal verbrachten sie ihre Freizeit. Ein etwa 60 Meter langer Gang führt vom südwestlichen Teil des Hochschlosses zu dem über dem Nogat errichteten Dansker. Der Hauptabort der Marienburg hatte auch Verteidigungsfunktionen.

Auf den weitläufigen Terrassen zwischen Hoch- und Mittelschloss befindet sich ein Lapidarium mit Exponaten der Steinmetzkunst. Von dort gelangt man in die St.-Annenkapelle, in deren Krypta seit 1341 die Hochmeister des Ordens ihre letzte Ruhestätte fanden.

Die Marienkirche oder Kathedralbasilika der Himmelfahrt der Allerheiligsten Jungfrau Maria

Im Zentrum der Rechtsstadt – oder auch Hansestadt, Danzig (Gdańsk) erhebt sich die Kirche St. Marien.

Autorin Naike Juchem

Kleiner Einblick in die größten Kirchen der Welt

Die Marienkirche ist mit 77.6 Meter die höchste Backsteinkirche der Welt. Mit einer Grundfläche von 4.900 m² soll sie 25.000 Menschen Platz bieten.
Nachfolgend die Daten dieser Kirche:
– Länge: 105,2 m
– Höhe des Turms: 77,6 m
– Länge des Querhauses: 66,2
– Gewölbehöhe des Hauptschiffes: 27,6 m
– Gewölbehöhe der Seitenschiffe: 27,6 m
– Länge des Innenraumes: 85,5 m

Die größte Kirche der Welt ist zweifellos die Peterskirche im Vatikan und hat rund 20.000 Quadratmetern Grundfläche.
Die Kathedrale von Burgos hat einer Grundfläsche von 12.276 Quadratmetern.
Auch der Mailänder Dom gehört zur den Top 10 der größten Kirchen der Welt und hat eine Grundfläche von 11.180 Quadratmetern und bietet somit Platz für bis zu 40.000 Menschen.
Die imposante Temple Expiatori de la Sagrada Familia in Barcelona, zählt mit ihren 5400 Quadratmetern Grundfläche lange nicht zu den größten Kirchen der Welt.

Bau der Marienkirche

Die Marienkirche hat 26 Pfeiler in ihrem Inneren, die die Gewölbe der drei Kirchenschiffe stützen und erreichen eine Höhe von fast 30 m.
Entstanden ist der gotische dreischiffige Kirchenbau in vier Etappen: 1343 Baubeginn, 1379 Beginn des Baus von Querhaus und Apsis, 1466 Ende des Turmbaus, 1498 bis 1502 Gewölbebau.

Hinweise auf die Existenz der Marienkirche in Danzig gibt bereits eine Urkunde Herzog Mestwins II., die im Jahr 1271 ausgestellt worden ist und in der eine Kirche St. Marien erwähnt wird. Vermutlich entstand die erste Marienkirche aber bereits um 1243 herum. Umstritten ist allerdings, wo in Danzig diese Kirche stand.
Die Voraussetzungen für den Bau der heutigen Marienkirche schuf der Deutsche Orden, der 1308 die Herrschaft in Danzig übernommen hatte. Hochmeister Ludolf König ordnete 1342 in einer Handfeste (Verordnung) an, dass innerhalb der Rechtsstadt – an der Stelle, an der die Marienkirche heute steht – ein Grundstück von 7.465 m² für einen Neubau freizuhalten sei. Mit dem Bau der zweiten Marienkirche begannen die Danziger im März 1343. Es entstand zunächst ein dreischiffiger und neunjochiger Kirchenbau im gotischen Stil mit einem 46 m hohen Turm, dessen Hauptschiff die beiden Seitenschiffe in der Höhe deutlich überragte. Über die Grundsteinlegung im 14. Jahrhundert informierte früher eine Inschrift über dem Eingang zur Sakristei, die allerdings nicht erhalten geblieben ist:

„Im Jahr des Herrn, 1343, am Mittwoch nach Lätare, ist der erste Stein zur Mauer der Stadt Danzig gelegt worden und danach, am nächsten Freitag, ist der erste Stein der Mauer zur Kirche der Heiligen Jungfrau Maria, deren Weihe gefeiert werden soll, am Sonntag nach Mariä Geburt gelegt worden.“

Den Danzigern Bürgern erschien ihre neue Kirche angesichts ihrer inzwischen gewachsenen wirtschaftlichen Macht nicht groß genug. Deshalb verpflichteten sie 1379 den Maurermeister Heinrich Ungeradin und beauftragten ihn mit dem Bau des gewaltigen Querhauses und Chores an der Ostseite der Kirche. Für die damalige Zeit war es ein gigantisches Bauvorhaben, das Ungeradin nicht vollenden konnte. Im Verlauf der nächsten 123 Jahre errichteten verschiedene Baumeister das Querhaus und den Chor mit ihren Giebeln und dem Dach. Sie glichen die Proportionen des restlichen Kirchenbaus an die Größe des Querhauses an, indem sie den Turm von 46 auf 77,6 m erhöhten, die Seitensiffe verbreiteterten und wiederum an die Höhe des Hauptschiffes anpassten. Zum Schluss errichteten die Handwerker die Sterngewölbe. 1502 konnte der Umbau endlich abgeschlossen werden. Schaut man sich die Marienkirche von außen genau an, erkennt man noch Fragmente des Ursprungsbau, zum Beispiel den alten Turm, der aufgestockt wurde, und die beiden Turmkapellen.

Lange konnte sich die katholische Kirche nicht an ihrem imposanten Kirchenbau erfreuen. Die Ideen der Reformation begeisterten auch die Danziger Bürger. Sie konvertierten zum Protestantismus und hielten erstmals 1529 einen evangelischen Gottesdienst in der Marienkirche ab. Nach der Reformation blieb der Kirchenbau vom Bildersturm verschont, sodass die kostbaren Privatkapellen erhalten blieben. Lediglich die Wandmalereien wurden weiß übermalt. Restauratoren haben Reste der mittelalterlichen Malereien freigelegt. Sie sind unter anderem in der Jakobuskapelle im südöstlichen Teil des Kirchenbaus zu sehen.

Die Kunstschätze der Kirche

Einige Jahre nach Fertigstellung des dritten Kirchenbaus, zwischen 1510 und 1517, schuf Meister Michael Schwarz aus Augsburg, vermutlich ein Schüler Albrecht Dürers,  den Hauptaltar. Der Altar kostete einschließlich Arbeitszeit und Material 13.500 Mark, eine Summe, die damals dem Wert von 2,5 Tonnen Silber entsprach.
An der Westseite des Hauptschiffes – gleich hinter dem Eingang der Kirche – schwebt das zwischen 1625 und 1629 von Peter Bringemann geschaffene
Orgelprospekt.
Zu den Kunstschätzen in der Marienkirche zählen zudem die Astronomische Uhr (1464 bis 1470, von Hans Düringer), ein Gotisches Sakramenthaus (nördliche Seite des Hauptschiffes), das Epitaph der Valentine von Karnitz (1590) und das Gemälde „Taten der Barmherzigkeit“ (1607, von Anton Möller, nördliche Seite des Hauptschiffes)

Die Zerstörung der Marienkirche

1942 griff die Royal Air Force mit 49 Bombern Danzig an. Ein zweiter Luftangriff mit 378 Bombern der US-Air-Force folgte 1943. Die beiden Luftangriffe und die Kämpfe zwischen deutschen Truppen und der Roten Armee im Frühjahr 1945 haben die Stadt zu 60 Prozent verwüstet. 90 Prozent der Altstadt lagen in Trümmern. Die Marienkirche war zu 40 Prozent zerstört. Ihr Dachstuhl war eingestürzt und ihr Turm ausgebrannt. Einige Kunstschätze haben nur deshalb den Krieg unbeschadet überstanden, weil die Deutschen sie ausgelagert hatten. Unter ihnen befand sich „Das jüngste Gericht“.

Sowjetische Soldaten fanden das Triptychon in Thüringen und brachten es als Beutegut in das Leningrader (heute St. Petersburg) Kunstmuseum Eremitage.
Die meisten Deutschen flohen in den letzten Wochen des Krieges oder wurden später vertrieben. Die Siegermächte schlugen Danzig dem polnischen Staatsgebiet zu, und katholische Polen zogen in die Stadt. Gleich nach dem Krieg (1946) begannen die nun polnischen Danziger mit ersten Sicherungsmaßnahmen und anschließend mit dem Wiederaufbau der Backsteinkirche. 1950 waren die Gewölbe und das Dach wieder aufgebaut. Anschließend machten sich die Danziger an die Ausbesserung der Fenster und des Fußbodens der Kirche. 1955 wurde die Marienkirche nun mit einer katholischen Zeremonie wieder geweiht. Ein Jahr später kehrte auch „Das jüngste Gericht“ von Leningrad zurück nach Danzig.


Zwar haben die Danziger während des II. Weltkrieges zahlreiche Einrichtungsgegenstände der Kirche ausgelagert und damit vor der Zerstörung bewahrt. Aber trotzdem gingen etliche Kunstschätze unwiderruflich verloren. Dazu gehören die Orgel, die meisten Teile des Taufbeckens unterhalb des Orgelprospektes und die Heiligenfiguren in den Seitenflügeln des Hauptaltars. Von einst 144 Figuren sind nur 11 erhalten geblieben. Zerstört wurde auch die Kanzel am fünften Pfeiler der Nordseite. Die im manieristischen Stil ausgeführte Kanzel, die heute an dieser Stelle hängt, stammt aus der Danziger Johanneskirche. In der Turmhalle wurde das Gewölbe nicht wieder hergestellt. Zu sehen sind hier nur noch die Gewölbeansätze.

Quellen: Tourist Information Gdańsk, Marienkirche.
Europäische Route der Backsteingotik, Prof. Christofer Herrmann

Fotos: privat Titelbild: Tourist Information Gdańsk, Marienkirche.

Der kolonial Gedanke der Europäer in Südostasien und seine fatalen Folgen

Foto:Printerest

Ein Bericht von einem Land, dass Frankreich als Kolonie unter sein Protektorat stelle, bis hin zum Tod von über 12 Millionen Menschen, durch die Intervention der USA.

Um den Vietnamkrieg zu begreifen, muss man in der Geschichte etwas weiter zurück gehen.

Wir schreiben das Jahr 1887, als Frankreich ihre Kolonie Union Indochinoise gründete. (Indochina. Der Begriff Indochina – hinter China, ist eine französische Wortschöpfung), und vereinte die drei vietnamesischen Landesteile Cochinchina, Annam und Tonkin und das Königreich der Khmer – das heutige Kambodscha. 6 Jahre nach der Gründung dieser Kolonie kam noch Laos dazu. Frankreich hatte eine Kolonie von 740.454 Quadratkilometer – fast 100 Quadratkilometer größer als das Stammland.
Im Westen hatte Großbritannien, Burma und Malaya (heutiges Myanmar und  Malaysia) als Kolonie eingenommen. Das unabhängige Siam – heutige Thailand, lag zwischen den beiden Kolonialmächten.

Die Lunte am Pulverfass

Die Europäer kamen schon Mitte des 17. Jahrhunderts als katholische Missionare nach Südostasien und waren eine doch kleine Bewegung in einem buddhistisch geprägten Kontinent.
Mit dem aufkommen der Industrialisierung in Europa wuchs der Markt nach Rohstoffen und so wurden Millionen Menschen unter die Führung von europäischen Ländern gezwungen.
Zwar hatte Indochina durch die Herrschaft von Frankreich eine demografische Steigerung der Bevölkerung erlebt, weil es viel weniger Kindersterblichkeiten gab. Die Bevölkerung war von den sozialen und demokratischen Ideen aus Europa geteilter Meinung und so entstanden Spannungen zu den Kolonialherren und in der Bevölkerung selbst. Der aus China und Russland kommende Kommunismus, verbeitet sich in den Nordöstlichen Teilen von Indochina.
Frankreich hatte zwar ein riesiges Gebiet unter ihren Protektorat stehen, interessierte sich aber mehr an östlichen Teil – dem heutigen Vietnam.

Die Wege zur nationalen Unabhängigkeit in Südostasien waren verschieden. Dennoch lassen sich auf beiden Seiten, auf europäischer wie südostasiatischer Gemeinsamkeiten beobachten. Die politischen Eliten in Frankreich und den Niederlanden waren am Ende des Zweiten Weltkriegs fest entschlossen, ihre von den Japanern besetzten Kolonialreiche wiederzugewinnen. Sachverständige und politische Berater betrachteten die Restauration der auf Ausbeutung angelegten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Zentrum und Peripherie als ein wesentliches Mittel zum Wiederaufbau der eigenen nationalen Volkswirtschaft. Doch bereits am Ende des Jahres 1945 wurde deutlich, daß mit baldigen Finanztransfers aus den Kolonien nicht zu rechnen war. Die britischen Besatzungstruppen (darunter ein Großteil indische Soldaten), die in Indonesien und Vietnam Sicherheit und Ordnung herstellen und die Rückkehr der Kolonialherren vorbereiten sollten, stießen auf anhaltenden und starken Widerstand nationalistischer Gruppierungen. Zudem hatte die japanische Besatzung die Region wirtschaftlich ruiniert, zahlreiche Plantagen waren verödet, Teile der Erdölindustrie auf Sumatra zerstört. Die Reisproduktion war dramatisch gesunken, und in einigen Regionen Südostasiens, insbesondere im Norden Vietnams, kam es 1945 zu
Hungerkatastrophen.

General Charles de Gaulle und das „Freie Frankreich“ verabschiedeten wiederum im Januar 1944 die Erklärung von Brazzaville, in der sie ein Ende kolonialer Willkürherrschaft in Aussicht stellten. Zugleich aber wiesen sie „jeden Gedanken an Autonomie“ zurück und verwarfen „jede noch so vage Form von Selbstregierung“

Eine weitere Gemeinsamkeit in den französischen und niederländischen Zukunftsentwürfen war die Art und Weise, mit der die Regierungen auf die nationalistischen Bewegungen in Indonesien und Vietnam reagierten. Eine Kombination von militärischer Unterdrückung und administrativer Fragmentierung des Kolonialbesitzes
sollte den Widerstand nationalistischer Gruppierungen neutralisieren: die Niederländer versuchten seit 1947, regionale Unterschiede und Spannungen auszunutzen, indem sie die „Vereinigten Staaten von Indonesien“ gründeten, und Frankreich proklamierte 1946 Cochin-China (Südvietnam) als „Freien Staat“ innerhalb der Französischen Union.

Ein sinnloser Krieg

Bei der überwiegenden Zahl das
Bevölkerung etablierte sich ab 1930 der kommunistische Einfluss des Norden von der Vietminh Partei. Sie schaffte es im Prozess der Unabhängigkeit am überzeugendsten, grundlegende soziale Bedürfnisse mit Forderungen nach nationaler Unabhängigkeit zu verbinden.
Behindert wurden diese Bestrebungen allerdings durch die alte Kolonialmacht Frankreich, die nach ihrer Schwächung im Zweiten Weltkrieg über ihre Kolonien zu alter weltpolitischer Stärke zurückfinden wollte.

Während in Europa der Zweiten Weltkrieges tobte, warfen die USA Broschüren über Vietnam ab, in denen die Bevölkerung zum Widerstand gegen die japanischen Besatzer aufgefordert und ihnen Unabhängigkeit und Selbstbestimmung in Aussicht gestellt wurden. Doch nach dem Sieg der USA über Japan und dem Beginn des Kalten Krieges war davon keine Rede mehr. Jetzt ging es um die „Eindämmung“ des Kommunismus, und unter diesem Vorzeichen akzeptierten die USA auch Frankreichs Intentionen zur Restauration seiner Kolonialherrschaft in Indochina. Das ging nicht ohne Gewalt. Und so begann Ende 1946 der französische Indochina-Krieg.

Mit dem Abwurf der Atombombe am 6. August 1945 um 8.16 Uhr über Hiroshima und drei Tage später über Nagasaki, legte die USA eine neue Richtung im Krieg vor, was schließlich am 2. September 1945 zur Kapitulation vom Japanischen Kaiserreich zum Ende des Krieges führte – vorerst.
Während in Europa der Zweiten Weltkrieges tobte, warfen die USA Broschüren über Vietnam ab, in denen die Bevölkerung zum Widerstand gegen die japanischen Besatzer aufgefordert und ihnen Unabhängigkeit und Selbstbestimmung in Aussicht gestellt wurden. Doch nach dem Sieg der USA über Japan und dem Beginn des Kalten Krieges war davon keine Rede mehr. Jetzt ging es um die „Eindämmung“ des Kommunismus, und unter diesem Vorzeichen akzeptierten die USA auch Frankreichs Intentionen zur Restauration seiner Kolonialherrschaft in Indochina. Das ging nicht ohne Gewalt. Und so begann Ende 1946 der französische Indochina-Krieg.

Mit dem Abwurf der Atombombe am 6. August 1945 um 8.16 Uhr über Hiroshima und drei Tage später über Nagasaki, legte die USA eine neue Richtung im Krieg vor, was schließlich am 2. September 1945 zur Kapitulation vom Japanischen Kaiserreich zum Ende des Krieges führte – vorerst.

Gleichzeitig war der Gegensatz zwischen der französischen Kolonialmacht und den nationalen Unabhängigkeitsbestrebungen zu groß, sodass es zum ersten Indochinakrieg 1945–1954 führte.

Für die USA war dies zunächst nur ein „schmutziger“ Kolonialkrieg. Das änderte sich mit dem Sieg der Kommunisten in China 1949 und dem Beginn des Koreakrieges am 25. Juni 1950. Fast zeitgleich mit dem Eingreifen in Korea begann auch das amerikanische Engagement in Vietnam. Aus dem Kolonialkrieg der Franzosen wurde ein „Kreuzzug gegen den Kommunismus“, Teil der beginnenden weltweiten Auseinandersetzung zwischen Ost und West. 1953/54 zahlten die USA rund 75% der französischen Kriegskosten. Mit der Niederlage bei Dien Bien Phu im Mai 1954 endete dennoch Frankreichs Kolonialherrschaft in Indochina. Auf der anschließenden Konferenz in Genf wurde Vietnam entlang des 17. Breitengrades geteilt.

Eine Kriegserklärung auf einen Vorfall den es nie gab

Anfang August 1964 kam es im Golf von Tonking zu einem folgenschweren Zwischenfall. Nordvietnamesische Patrouillenboote beschossen den US-Zerstörer „Maddox“. Zwei Tage später flogen die Amerikaner erste Luftangriffe gegen Nordvietnam. Ein zweiter Zwischenfall – der nie stattgefunden hat – führte in Washington zur berühmt-berüchtigten Tonking-Resolution, eine Ermächtigung zum Krieg, die, wie Johnson meinte, „wie Großmutters Nachthemd alles abdeckt“: Der Kongress ermächtigte Johnson, „alle notwendigen Schritte, einschließlich der Anwendung bewaffneter Gewalt, zu ergreifen“, um Südvietnam zu unterstützen.

Aus einem schwelenden Konflikt wurde im Frühjahr 1965 ein US-Amerikanischer Krieg. Nach zwei Angriffen der Kommunisten gegen amerikanische Kasernen befahl Johnson eine Verstärkung der Luftangriffe: Die Operation „Rolling Thunder“ begann am 2. März 1965 und wurde erst am 30. Oktober 1968 beendet. Während dieser Zeit flog die amerikanische Luftwaffe insgesamt 304.000 Einsätze in Nordvietnam, davon 2083 B-52-Angriffe. Der Widerstandswille der Kommunisten wurde dennoch nicht gebrochen.

Am 8. März 1965 folgte der nächste entscheidende Schritt der Amerikaner: Erstmals seit dem Koreakrieg betraten US-Kampftruppen wieder asiatischen Boden. In Da Nang gingen 3.500 Marines an Land. Hanoi sprach von einer „offenen Kriegserklärung“. Am 21. April 1965 wurden weitere 82.000 Soldaten nach Südvietnam geschickt, Ende Juli weitere 75.000. Ende des Jahres waren bereits 100.000 US-Soldaten in Südvietnam stationiert, im Frühjahr 1968 waren es zeitweise 550.000.

Nixons Lüge

Der 37. Präsident der USA hieß Richard M. Nixon. Er hatte die Wahl mit dem Versprechen gewonnen, den Vietnamkrieg zu beenden – dies war eine Lüge.
Nixon war davon überzeugt, dass der Krieg ausgeweitet werden musste, um ihn zu gewinnen. So wurden geheime Angriffe gegen nordvietnamesische Basen an der Grenze zu Kambodscha geflogen.
Im Juli 1969 verkündete Nixon den Abzug der US-Truppen aus Vietnam.
Gleichzeitig ließ Kissinger Möglichkeiten für einen „brutalen, entscheidenden Schlag“ gegen Nordvietnam prüfen, einschließlich des Einsatzes von Atomwaffen. Kissinger wörtlich: „Ich weigere mich zu glauben, dass eine viertklassige Macht wie Nordvietnam nicht an irgendeinem Punkt aufgeben muss.“

Im März 1970 befahl Nixon die Invasion des neutralen Kambodschas. Daraufhin kam es zur größten Antikriegsdemonstration in den USA. An der Kent State University wurden am 4. Mai 1970 vier Studenten von der Nationalgarde erschossen.

Inzwischen sank die Moral der Truppe in Vietnam auf den niedrigsten Stand in der Geschichte der USA. 1971 nahmen 44% der Truppe Heroin, 20% waren drogenabhängig, es gab Befehlsverweigerung, Offiziere wurden von den eigenen Leuten im Einsatz unabsichtlich getötet. Das Ende des Krieges wurde zur absoluten Notwendigkeit für die USA.

Bei seinem Amtsantritt hatte Nixon erklärt, er sei bereit, mit den Kommunisten zu verhandeln. Damit waren Moskau und Peking gemeint. Er besuchte China im Februar 1972. Einen Monat später begannen die Nordvietnamesen mit ihrer Frühjahrsoffensive. Daraufhin gab Nixon den Befehl zu einer weiteren Eskalation in Vietnam: B-52-Angriffe auf Hanoi und Haiphong, sowie die Verminung des Hafens von Haiphong. 14 Tage nach diesem Befehl traf sich Nixon in Moskau mit Breschnew. Trotz den massiven Luftangriffe auf Vietnam, hatte Nixons Verhältnis zu China und der Sowjetunion durch die Ausweitung des Krieges nicht gelitten.

Henry Kissinger führte fast gleichzeitig mit den Nordvietnamesen Geheimgespräche in Paris, die im Oktober 1972 zu einer prinzipiellen Einigung führten. Wenige Tage vor den Präsidentschaftswahlen in den USA konnte Kissinger auf einer Pressekonferenz so verkünden: „Der Friede ist zum Greifen nahe.“ Das war er keineswegs, da Südvietnams Ministerpräsident Thieu die sogenannte Vereinbarung ablehnte, die zum einen vorsah, dass nordvietnamesische Truppen im Süden des Landes bleiben konnten und zum anderen die entmilitarisierte Zone am 17. Breitengrad nicht als offizielle politische Grenze bezeichnete. Als Nordvietnam Änderungen an dieser Vereinbarung ablehnte, ordnete Nixon massive Luftangriffe auf Nordvietnam an: In dem sogenannten „Weihnachtsbombardement“ bis zum 29. Dezember 1972 wurden mehr Bomben auf Nordvietnam abgeworfen, als in den drei Jahren zuvor.

Anfang Januar 1973 wurden die Verhandlungen in Paris wieder aufgenommen; Änderungen der Vereinbarung waren rein kosmetisch. Das Abkommen wurde am 27. Januar 1973 unterzeichnet: für die USA war der Krieg beendet – nicht jedoch für die Vietnamesen.
Am 30. April 1975 überrannten die Kommunisten Saigon. Das Land wurde unter kommunistischer Herrschaft zwangswiedervereint – mit 400.000 Südvietnamesen in Umerziehungslagern.

Die Bilanz einer Lüge

58.135 US-Soldaten verloren ihr Leben in Vietnam; 304.704 wurden verwundet, davon erlitten 6.665 Amputationen und ca. 33.000 blieben gelähmt. Eine Million südvietnamesische Soldaten waren gefallen, etwa zwei Millionen tote Zivilisten waren zu beklagen. Zwei Millionen Menschen wurden verstümmelt, zusätzlich zwei Millionen Liter giftige Chemikalien ausgesetzt. Zahlen über Nordvietnam sind nicht belegt, aber wahrscheinlich mussten dort genauso viele Menschen ihr Leben lassen.

Quellen
– Bundeszentrale für politische Bildung
Duden Learnattack
– ifz-münchen.de
– Marc Frey, Das Ende eines Kolonialreiches
– Marc Frey Vierteljahresheft für Zeitgeschichte 2002
– Martin Hak, Darwin, Britain and Decolonization of South East Asia

Ich möchte über eine Begegnung mit Bogdan dem Obdachlosen schreiben.

Bogdan aus Polen

Am Sonntag den 3. April 22 war ich mit meinem Hund im Hunsrück spazieren gewesen. Auf dem Heimweg sah ich einen Mann am Wegesrand sitzen. Nach dem Rucksack und den beiden Taschen zu urteilen, konnte ich mir denken wer dort am Wegesrand saß. Ich frage ihn  ob ich ihm helfen könnte. Er schüttelte den Kopf. In gebrochenem deutsch sagt er, dass alles in Ordnung sei und er unterwegs sei.
„Das du unterwegs bist, sehe ich. Ob es auch in Ordnung ist, bezweifle ich.“
Ich frage ihn aus welchem Land er komme. Polen war die Antwort. „Dzień dobry“ (guten Tag) , sagte ich. Naja, mehr polnisch kann ich nicht. Ich frage nochmals ob ich ihm helfen könnte. Er sah mich verlegen an. „Okay. Hast du Hunger?“ Er nickte. „Gut. Dann komm mit. Ich wohne nicht weit entfernt. Wie heißt du?“ „Bogdan.“ „Hallo Bogdan. Ich bin Naike.“ Ich nahm seinen Rucksack „Komm. Ich gebe dir etwas zu essen.“

Zu Hause frage er nach einem Kaffee. „Selbstverständlich. Möchtest du eine Pizza essen?“ Bogdan nickte. „Gut.“
Eine meiner Freundinnen kommt aus Polen. Ich rief sie an und erklärte ihr die Situation. Sie sprach mit ihm, dass ich ihm helfen möchte, er sich bei mir duschen kann und ich ihm auch etwas zu essen geben werde.

Ich gab Bogdan ein Badetuch und belegte die Tiefkühlpizza noch ordentlich.
Kurz darauf rief meine polnische Freundin an und meinte, es wäre besser wenn ich Gregor rufen würde. Er wohnt über mir und kommt auch aus Polen.
Also die Treppe hoch und Gregor irgendwie klar machen, dass er doch bitte in meine Wohnung kommen sollte.  Bogdan kann ein besseres deutsch als Gregor. Jedenfalls konnte ich Gregor erklären, dass ich Bogdan gerne helfen möchte und ob er, Gregor, eine Möglichkeit sieht, wo Bogdan bei diesen Temperaturen um den Gefrierpunkt schlafen könnte.

Pfandosen und Flaschen als Währung

Bei einer Kauderwelsch Unterhaltung zwischen deutsch, polnisch und englisch, sah ich immer wieder in die eine größere Tasche von Bogdan. Ich bat ihn, er soll doch bitte die Tasche auskippen, denn ich sah noch so einiges an Müll oder Sachen die sich mir nicht erklärten. Seine Wertsachen waren 11 Pfanddosen, zwei Knoppers, ein kleines Messer, eine fast leere Dose Nivea Creme, zwei leere Parfüm Flaschen, einen Thermosbecher, eine Luftpumpe, ein Stock, ein Rüssel von einem Benzinkanister, zwei Päckchen mit 6 Stück Backhefe, ein Paar nasse Schuhe,
Kinderhandschuhe, eine Badelatsche, einen Strickschal und ein paar alte Kleider – wobei es mehr Lumpen waren.
Die Pfanddosen kaufte ich ihm für 10€ ab. So musste er die Dosen nicht weiter mit sich herum schleppen. Bei der einen Badelatsche sah ich keinen Sinn. Bogdan sagte, er würde diese verbrennen, damit er es etwas warm hätte.

„Reichtümer“ aus dem Kleidercontainer

Ich sah mir den ausgekippen Müllhaufen auf dem Esszimmerboden an und wusste nicht was ich sagen sollte. Diese Tüte stand mit aller Wahrscheinlichkeit an einem Kleider-Container oder Sperrmüll.
Eine Damen-Ledertasche krammte ich hervor und blickte in Tasche. Eine Floppy Disk, eine CD mit Hits aus den 70er und eine Seite aus dem Westpfalz-Kurier vom 22. März 2022. Die Ledertasche war innen feucht – wie eigentlich alles in der Tasche bzw. auf meinem Boden.
„Was willst du mit diesem Müll anfangen?“ Bogdan zog die Schultern hoch.

Ausmisten und Neupacken

Ich reinigte erstmal die Kunststofftasche von innen und legte mehrere Lagen Küchenpapier in die Ledertasche, damit diese mal trocken wird.
„Brauchst du noch eine Decke?“ Bogdan nickte. Also fing ich an die Tasche zu packen. Eine Decke, 100 Teelichter, eine Flasche Grillanzünder (besser als den verbleibenden Badelatsche zu verbrennen), eine Camping-Lampe, ein Päckchen Batterien für die Lampe, eine Pausenbrotbox, zwei robuste Kunststofftaschen, vier Päckchen Taschentücher und eine Rolle Toilettenpapier. Den Rest an Taschentücher (waren auch schon feucht) stecke ich in robuste und wasserdichte Tüte. Ich gab ihm noch 6 solcher Tüten mit.
Zum essen gab ich ihm mein vom Nachmittag gebackenes Brot, eine Packung Frischkäse, Scheiblettenkäse und zwei Päckchen Mozzarella.
Da mein Kühlschrank somit leer war, konnte ich ihm nicht mehr anbieten.
Ich koche sehr oft asiatisch und habe auch immer einen großen Karton mit „Mama“ Nudeln zu Hause. Ich erklärte Bogdan, dass man diese Nudeln auch ohne zu kochen essen kann. Wollte er mir nicht glauben. Also zeigte ich es ihm, wie man mit der beigefügten Gewürzmischung einem guten Geschmack an die Instantnudeln bekommt. Er würde dann gerne zwei Päckchen mitnehmen. Ich gab ihm 10 Päckchen. Dann füllte ich in seine 1,5 Liter PET Flasche noch diese Menge an Sinalco Cola und in eine Flasche einen Liter Mineralwasser. Aus Gründen der Logik und Sicherheit wollte ich ihm keine Glasflasche mitgeben.
Seine Pfanddosen packte ich in eine Tüte und gab sie ihm zurück. Die 2,75 € würden mir nicht bringen – ihm schon.

Nach der zweiten Tasse Kaffee fing er an zu erzählen. Er wäre schon zweimal in einer JVA gewesen, weil er schwarz gefahren sei. Ich frage ihn nochmals wo er überhaupt hingehen wolle. Konnte er nicht sagen. Trier wäre mal eine Idee.
Ich spürte noch sein Besteck und Thermosbecher

Zwischenzeitlich war es schon 21.30 Uhr. Ich sagte ihm, dass ich um 3 Uhr aufstehen müsste und nun keine Lösung für eine Überwachung hätte. Mittlerweile war es bereits -2°. „Mach dir keine Sorgen, ich finde schon etwas. Ich habe jetzt eine Taschenlampe.“
Ich schenkte ihm noch ein Paar Handschuhe von meiner alten Skiausrüstung. Mehr konnte ich nicht für ihn tun.
Vor der Haustür verabschiedeten wir uns. Bogdan wollte die Straße in den Ort gehen. Ich sagte ihm, dass es dort nicht weiter geht. Ich erkläre ihm den Weg an der Straße vorbei in Richtung Thalfang, bzw. Trier.

Ein Leben im Rucksack

Zurück in meiner Küche sah ich seinen Thermosbecher stehen. Also schnell ins Auto und ihm hinterher fahren. Er war noch nicht sehr weit gekommen.
Ich bot ihm an, dass er bei mir auf der Couch schlafen könnte. Die Temperatur lag um 22 Uhr schon bei – 4°. Bogdan wollte dieses Angebot nicht annehmen. Er wollte jetzt in die Richtung von Trier gehen. Ich gab ihm noch eine Warnweste aus dem Auto und machte diese an seinem Rucksack fest. Somit hatte er wenigstens eine kleine Sicherheit gesehen zu werden.
Ich verabschiedete mich von ihm.
„Take care of yourself.“

Naike Juchem, 3. April 2022

Neerja Bhanot Pakistans Heldin

Filmplakat Neerja von 2016

Photo: Moviepilot.de

Dies ist die Geschichte von einer jungen Frau, die Hunderte Geisel rettete und selbst Opfer von Terror wurde, als sie drei Kinder vor einem Kugelhagel schützte.

Der Pan Am Flug 73 war ein planmäßiger Intercontinental Flug von Bombay nach New York mit planmäßigen Zwischenlandungen in Karatschi, Pakistan, und Frankfurt am Main.

Am frühen Morgen des 5. September 1986 stürmten die vier Terroristen: Zayd Hassan Abd al-Latif Safarini ( alias „Mustafa“), Jamal Saeed Abdul Rahim (alias „Fahad“), Muhammad Abdullah Khalil Hussain ar-Rahayyal („Khalil“) und Muhammad Ahmed Al-Munawar (alias „Mansoor“), auf dem Jinnah International Airport in Karatschi, Pakistan, ein Flugzeug der Pan American World Airways, bei dem 20 Menschen uns Leben gekommen waren.

Während der routinemäßigen Zwischenlandung in Pakistan wurde die Boeing 747 – 121 der Pan American World Airways mit der Internationalen Kennung N656PA, gegen 6.00 Uhr auf dem Flughafen von Karatschi von palästinensischen Terroristen gestürmt. An Bord befanden sich 394 Passagiere und 9 Kleinkinder, eine US-amerikanische Cockpitbesatzung und 13 indische Flugbegleiter.

Photo: Indiatoday

In Karatschi gingen 109 Passagiere von Bord. Der erste Flughafenbus mit neuen Passagiere hatte kaum die auf der Rollfeld stehende Boeing 747 erreicht, als die Entführung begann. Die Terroristen waren als Flughafensicherheitskräfte gekleidet und fuhren mit heulenden Sirenen über das Rollfeld auf die Boeing 747 zu.
Zwei Terroristen rannten die angestelle Treppe hinauf und feuerten Schüsse in die Luft. Zu den ersten beiden Männern gesellten sich zwei weitere Terroristen, von denen einer mit einem pakistanischen Shalwar Kameez bekleidet war und eine Aktentasche voller Granaten bei sich trug. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch außerhalb des Flugzeugs geschossen, bei diesen Schüssen starbenzwei Mitarbeiter der Kuwait Airlines, die in der Nähe an einem Flugzeug arbeiteten.
Die Terroristen feuerten Schüsse auf die Füße eines Flugbegleiters ab und zwangen ihn, die Tür zu schließen.
Die Flugbegleiterin Neerja Bhanot befand sich außer Sichtweite der Terroristen und übermittelte den Code einer Entführung an die Cockpitbesatzung, die daraufhin das Flugzeug durch die Notluke der Kabine mit Hilfe des Inertial Reel Escape Device verließ. Ihre Kollegin Sherene Pavan gab den Code über Funk sofort an die Flughafensicherung weiter. Dadurch konnten die Flughafenbeamten das Flugzeug am Boden halten.

Gegen 6.40 Uhr hatten die Terroristen die Boeing unter Kontrolle.
Als einer der Entführer die Tür zum Cockpit öffnete, stellte er schockiert fest, dass dieses leer war.

Der Pan-Am-Direktor von Karachi, Viraf Doroga, kam auf das Rollfeld und versprach den Terroristen innerhalb einer Stunde einen neuen Piloten zu besorgen. Als kein Pilot eintraf, begannen die Entführer, gezielt nach Passagieren mit US-amerikanischen Pässen zu suchen.

Sie brachten den 29-jährigen US-Amerikaner Rajesh Kumar zu einer der Türen des Flugzeugs, schossen ihm vor den Augen der Behörden in den Kopf und warfen seine Leiche auf das Rollfeld. Vier Stunden später forderten sie die Besatzungsmitglieder auf, die Pässe aller Passagiere einzusammeln.

Neerja Bhanot versteckte alle US-Pässe und beauftragte ihre Kollegen_innen, es ihr gleichzutun und die Dokumente in den Müll oder in die Toilette zu werfen. Neerja Bhanot behauptete den Entführergegenüber, dass keine US-Amerikaner an Bord seien, und kümmerte sich um ihre Passagiere, indem sie ihnen Sandwiches und Getränke servierte und sie beruhigte.

Nach 17 Stunden der Geiselnahme fiel in der Boeing der Strom aus. Da es den Terroristen nicht gelang, ihre Sprengstoffgürtel zu zünden, feuerten sie wahllos im Inneren des Flugzeugs herum.

Neerja Bhanot lief bei dieser Schießerei zu einer der Notausgänge zu und öffnen diese, um den Passagieren über die Notrutsche zu helfen, und wurde erschossen, während sie drei Kinder beschützte.
Eines jeder Kinder ist heute Pilot.

Einem Augenzeuge zufolge wurde Bhanot nicht im Kreuzfeuer getötet – sie wurde vorsätzlich hingerichtet. Als einer der Terroristen erkannte, dass sie Passagiere beschützte, packte er Bhanot brutal an ihrem Pferdeschwanz und erschoss sie aus nächster Nähe. Diese Darstellung ist jedoch offiziell nicht bestätigt.

Photo: Indiatoday

Neerja Bhanot wurde zwei Tage vor ihrem 23. Geburtstag eines der 20 Todesopfer an diesem Tag. Außerdem wurden mehr als 100 der 360 Passagiere an Bord verletzt.

Eine Woche nach dem Terroranschlag
wurde ein fünfter Terrorist, Wadoud Muhammad Hafiz al-Turki („Hafiz“), festgenommen.
Alle fünf Terroristen wurden in Pakistan vor Gericht gestellt und angeklagt. Einer der Entführer wurde in den Vereinigten Staaten inhaftiert, während die anderen an palästinensische Behörden übergeben wurden, die sie 2008 freiließen. Sie sind bis heute noch auf freiem Fuß.

Photo: CIA 2001

Wer war Neerja Bhanot ?

Neerja wurde am 7. September 1963 in Chandigarh, Indien, geboren. Als Teenager zog sie nach Mumbai. Sie hatte sich am St. Xavier’s College eingeschrieben, als ein Fotograf sie auf dem Campus sah und sie ansprach, ob er sie fotografieren dürfte und ob sie nicht Lust hätte als Model zu arbeiten. Wenig später modelte Neerja für das Paville Arcard World Trade Center in Bombay und für Produkte von Vaporex.

Bhanots Eltern drängten sie zu den örtlichen Bräuchen einer Hochzeit. Neerja willigte in die arrangierte Ehe ein. Sie heiratete im März 1985 einen Mann aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der sie anschließend mehrfach vergewaltigte.
Um die Traditionen zu umgehen, ließ sie sich nach zwei Monaten von ihm scheiden und beschloss, Flugbegleiterin zu werden.

Photo: Freepressjournal India

Unter 10 000 Bewerber_innen für den Beruf als Flugbegleiter_in, wurde Neerja als neue Stewardess für Pan American ausgewählt. Neerja wurde kurze Zeit später leitende Flugbegleiterin bei Pan American World Airways.

Photo: Freepressjournal India

Neerja Bhanot wurde posthum zur Heldin und erhielt die höchste Friedensauszeichnung Indiens für Tapferkeit. Im Jahr 2004 gab die indische Post eine Briefmarke zu ihrem Gedenken heraus.
Im Februar 2016 lief in den indischen Kinos der Thriller „Neerja“ in dem Sonam Kapoor die Hauptrolle spielte.

Sonam Kapoor Photo: Equinox Films- Equinox

Der palästinensische Terror

Im Jahr 1985 wuchs die Feindseligkeit der palästinensischen Terrororganisation Abu Nadal gegenüber Israel und seinen Verbündeten und insbesondere gegenüber den USA, die die Inhaftierung palästinensischer Rebellen unterstützten.

Die Terrorgruppe war bereits im Frühjahr 86 in der Planung den PanAm-Flug 73 zu entführen, den sie nach Zypern und dann nach Israel umleiten wollte, um palästinensische Gefangene zu befreien.

Quellen:
Fox Stars Studios
– Freepressjournal India

Photos:
– Equinox Films- Equinox FilmsSonam Kapoor Sonam Kapoor Sonam Kapoor Sonam Kapoor
Fine Art America
– Freepressjournal India
– guyana
– Indiatoday
– Vogue

Westerplatte

Das Denkmal zur Erinnerung an die heldenhafte Verteidigung der Halbinsel Westerplatte.

Mit einem Schuss aus den Geschützen des deutschen Linienschiffes „Schleswig-Holstein“ am 1. September 1939 begann der II. Weltkrieg. 1.500 deutsche Soldaten griffen mit schweren Geschützen und Flugzeugen die auf der Westerplatte in Danzig (Gdańsk) stationierten 182 polnischen Soldaten an. Es war kein leichtes Unternehmen, wie die Deutschen erwartet hatten. Die polnischen Verteidiger leisteten unter der Führung von Major Henryk Sucharski sieben Tage lang erbitterten Widerstand. Von den Kämpfen zeugen heute noch die zerstörte Kaserne und der Bunker. Im Wachhaus Nr. 1 befindet sich eine kleine Ausstellung. 1966 errichteten die Danziger auf der Westerplatte ein Denkmal, das an die Kämpfe im September 1939 erinnert. Für die Polen ist die Westerplatte das Symbol des Widerstandes gegen Nazideutschland.

Die Entscheidung, auf der Westerplatte ein Denkmal zum Gedenken an die Ereignisse des 1. September 1939 zu errichten, fiel Anfang der 1960er Jahre. Das Denkmal gab es aber schon vorher: Kurz nach dem Krieg wurde auf Initiative der Soldaten selbst ein symbolischer Friedhof mit einer Gedenktafel für die Namen der Gefallenen an der Stelle des zerstörten Wachturms Nr. 5 angelegt. Anfang der 1960er Jahre, als die Modernisierungsarbeiten im Danziger Hafen begannen (u.a. die Verbreiterung des Hafenkanals und die Erweiterung des Kajensystems), wurde beschlossen, dass bei dieser Gelegenheit dieser in der Geschichte Polens wichtige Ort auf eine bedeutendere Weise ausgezeichnet werden sollte.

Im Jahr 1963 wurde ein Wettbewerb für den Entwurf eines Denkmals zur Erinnerung an die polnischen Soldaten, die die Westerplatte verteidigten, ausgeschrieben. Die gewählte Vision war die des Architekten Adam Haupt, der die städtebauliche Gestaltung des gesamten Areals entworfen hat, und des Bildhauers Franciszek Duszeńka, der in Zusammenarbeit mit Henryk Kitowski die Form schuf, die das Zentrum des gesamten Projekts bildet. Das Denkmal für die Verteidiger der Küste wurde im Oktober 1966 eingeweiht.

Das Denkmal Westerplatte

Zur Erinnerung an die sechstägige Verteidigung der Halbinsel Westerplatte ist ein weitläufiges Areal, das einst militärisches Gebiet war; in den 1920er Jahren befand sich hier ein Militärisches Transitdepot, d.h. ein Ort, an dem Waffen und Munition umgeschlagen wurden, und Ende der 1930er Jahre, als das Gespenst des Krieges drohte, wurden auf der Westerplatte vier Wachhäuser errichtet. Die bis heute erhaltenen Militärgebäude (u.a. drei Wachhäuser, ein Bunker, Munitionslager und ein Entfernungsmessturm) können besichtigt werden und sind durch ein Netz von Gassen miteinander verbunden.

Im Wachhaus Nr. 1 befindet sich die Gedenkkammer, eine Zweigstelle des Danziger Geschichtsmuseums. Das städtebauliche Projekt von Adam Haupt sollte der Landschaft des ehemaligen Militärgeländes die Funktion eines Denkmals geben und sie zu einem touristisch beliebten Ort machen.

Das Hauptelement der Landschaftskomposition des ehemaligen Schlachtfeldes auf der Westerplatte ist eine monumentale Skulptur, die auf einem Hügel von 20 Metern Durchmesser und 22 Metern Höhe steht. Die Planer schufen diesen Hügel aus Erde, die bei der Verbreiterung des Hafenkanals ausgehoben wurde. Diese Geländeerhebung wurde zum Zentrum der monumentalen Komposition: Auf ihrer Spitze stand eine monumentale Skulptur, 25 Meter hoch und aus 236 Granitblöcken zusammengesetzt. Seine unregelmäßige Form sollte nach dem Willen der Designer an ein abgeschlagenes Bajonett erinnern, das im Boden steckt.

Die prägnante und zugleich ausdrucksstarke Form dieser Steinkonstruktion entspricht dem damaligen Verständnis von Monumentalkunst: In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es viel wichtiger, ein in einer abstrakten Form verstecktes Zeichen zu verwenden, ein Symbol, das zum Nachdenken anregt, als ein wörtliches und realistisches Bild.

An den Wänden der Granitblöcke des Danziger Denkmals sind eingemeißelt: die Silhouetten eines Soldaten und eines Matrosen, der Slogan „Ruhm den Befreiern“ und die Schiffe der Orte wichtiger Schlachten. Obwohl es ursprünglich die Orte wichtiger Schlachten an der Küste zeigen sollte (schließlich handelt es sich um das Denkmal für die Verteidiger der Küste), wurden schließlich – aus politischen und propagandistischen Gründen – die Namen von Schlachtfeldern, die nichts mit dem Inhalt des Denkmals zu tun haben, in den Stein gemeißelt.

Quellen polish-online.com / Wikipedia.com / Centrum Informacji Turystycznej Westerplatte Gdańsk

Fotos privat

Ich packe meinen Koffer

Ich packe meinen Koffer und nehme mit…

Autorin Naike Juchem

Wer kennt nicht dieses Spiel?
Menschen waren schon seit jeher auf der Reise. Auf der Reise nach Nahrung, nach Erkenntnis oder Freiheit.

Wenn ich die Welt betrachte und sehe wieviele Menschen ihre Koffer packen – müssen, um irgendwo ein neues Leben anzufangen.

Ende des 18. Jahrhunderts brach in Europa die große Auswanderungswelle an. Millionen von Menschen suchten sogar in Übersee eine neue Heimat.

Die Geschichte ist voll mit Berichten von Menschen die den Koffer gepackt hatten.
Sei es  Namen wie:
– Marco Polo
– Nikolaus Kopernikus
– Christoph Kolumbus
Sie haben unser Wissen durch ihre Reisen erweitert.

Nun drei Namen von Menschen, die auch ihren Koffer gepackt hatten. Sie haben unser Wissen durch ihren Tod erweitert.
– Alan Kurdi (2 Jahre alt. Auf der Flucht im Mittelmeer Ertrunken.)
– Somalier Nalo (14 Jahre alt. Verhungerte in einem Schleppergefängnis in Libyen.)
– Peter Fechter (18 Jahre alt. Erschossen beim Fluchtversuch in Berlin-Mitte, Zimmerstraße; vor den Augen einer großen West-Berliner Menschenmenge im Todesstreifen verblutet.)

Im zweiten Weltkrieg mussten in Europa sehr viele Menschen ihre Koffer packen. Sie sind geflohen oder wurden Deportiert.

Nach diesem Krieg packten wieder sehr viele Menschen ihre Koffer. Es waren Menschen aus:
– Italien
– Jugoslawien
– Griechenland
– Türkei, usw.

Zu Beginn der 80er waren es die Boatpeople, die auf der Suche nach Heimat und Frieden sich aufmachten.

Ende der 80er waren es die Menschen aus Ostdeutschland, die ihre Koffer packten, um in Freiheit leben zu können.

Mit dem Beginn des neuen Jahrtausend waren es Menschen aus:
– Afghanistan
– Eritrea
– Sudan
– Irak, usw.

Nun schreiben wir das Jahr 2021 und noch nie gab es so viele Menschen auf dieser Welt, die ihren Koffer gepackt haben.
Kriege, Terror, Hunger, Klimawandel und Umweltverschmutzung sind nur ein paar der Gründe um den Koffer zu packen.

Gleichzeitig erlebt diese Welt einen immer größeren Hass gegen Menschen aus anderen Kulturen oder Herkunft.
Jene Menschen die so voller Hass sind, haben noch nie ihren Koffer packen müssen. Sie leben in Wohlstand, Freiheit und Sicherheit. Warum also packen?

Unser Koffer steht rein zufällig in Deutschland, Frankreich, Niederlande oder Österreich. Was würden die Menschen in ihren Koffer packen, wenn sie flüchten müssten? Das Wohlstandsleben braucht oft einen großen Transporter um ein Teil des Lebens in eine andere Wohnung oder Stadt zu bringen – es reicht kein Koffer.

Kein Mensch packt seinen Koffer ohne Grund.

Naike Juchem, 26. August 2021

Die Tränen eines Clown

Der Clown sitzt vor dem Spiegel in der Garderobe. Die Miene nachdenklich, der Blick ist leer und die Sorgenfalten tief.

Er fingert eine Zigarette aus der Schachtel auf der steht: Rauchen tötet. Was für ein Scheiß
Sein Gegenüber sieht im Licht vom Spiegel so unwirklich aus. Komm, lach doch mal. Tief zieht er den Rauch der Zigarette ein um ihn dann seinem Spiegelbild ins Gesicht zu blasen.
Komm, lach doch mal

Sein ganzes Leben war er der Clown. In der Schule hatte er schon die Mitschüler zum lachen gebracht. Man sagte ihm als Kind, dass er nicht sehr klug sei. Der Klassenclown ist dumm und seine Mutter ging nie wieder zu einem Elternabend. „Der ernst des Lebens ist nicht lustig “ sagte sein Vater streng zu ihm.

Die Tränen eines Clown sieht man nicht. Immer lustig, immer gut gelaunt und nur Blödsinn im Kopf. So ist das Bild von einem Clown. Tollpatschig und für alles andere zu blöd. Der ernst des Lebens ist nicht lustig, waren immer die Worte des Vaters. Oh, wie recht er doch hatte.

Der letzte Zug an der Zigarette. Er atmet tief ein und schaut seinem Gegenüber tief in die Augen. „Alt geworden bist du“, sagt er zu seinem ich. Alt geworden bist du.
Der Rauch der Zigarette wabert wie Nebel vor den Augen. Nebel vor den Augen und irgendwie auch Nebel im Gehirn. Rauchen tötet, steht auf dem Päckchen. Was für ein Scheiß

Die glorreichen Jahre sind so verblasst, wie die Tapete in seiner Garderobe. Die Bühne ist sein Leben. Menschen aus ihrem grauen Alltag entfliehen zu lassen, das sie Lachen wie Kinder. Der Phantasie wieder Raum lassen. Tränen vor lachen in den Augen haben; und nicht aus Sorge.
Mama, ein Clown ist nicht dumm. Ein Clown muss schnell denken können um das Zeitgeschehen in Kunst und Humor zu verpacken. Ein Clown muss Gespür haben wie und wann er Menschen zum lachen oder nachdenken bringen kann, mit wenig oder gar keinen Worten.

Der Clown hat über die Jahre viele Sketche, Slapsticks und Gesten geübt, ausgedacht und immer weiter perfektioniert. Das Programm ist im Kopf und läuft automatisch ab. Wie lange wird es noch so sein? Die Bühne ist sein Leben, seine Welt. Wie lange noch?

Neurofibromatose sagte ihm sein Arzt bei der letzten Untersuchung. Im Leben hatte er noch nichts von Neurofibromatose gehört. Hirntumor. Komm, lach doch mal

Die Zeit vergeht. Die Zeit vergeht, bis zu seinem Auftritt ist es noch eine Stunde. Sein Gegenüber wirkt eingefallen, leer und traurig.

Noch ne Zigarette. Scheiß drauf an was man stirbt. Tabak oder Neurofibromatose.

Die Tränen eines Clown sieht man nicht. Das Ritual mit dem schminken beginnt. Seit Jahren der gleiche Ablauf und doch so anderst. Die Bühne ist sein Leben. The Show must go on.
Heute wird sein Programm nicht das gleiche sein. Wird es dies überhaupt noch?
Die Tränen eines Clown sieht man nicht.

© Naike Juchem

Manege frei

Der Moskauer Circus in Trier

Heute war ich in Trier im Moskauer Circus, der zum ersten aus Deutschland kommt und die Direktorin eine Ukrainerin ist.

Die Show war Grandios. Klasse Artisten mit einer unglaublichen Akrobatik.

In der Pause und nach der Show hatte ich mit einigen Artisten und auch der Direktorin gesprochen. Zum einen hatte ich mich für diese wahnsinns Show und Akrobatik bedankt und zum anderen hatten wir natürlich auch das Thema Krieg in der Ukraine.

Die aktuelle Truppe von dem Circus kommt aus Deutschland, Spanien, Belgien, Russland und der Ukraine.
Sie alle verurteilen diesen Krieg und können auch die Anfeindungen auf den Circus nicht verstehen.

Wenn man die Zeit nehmen würde und im Internet nach dem Circus sucht, bräuchte man keinen Schwachsinn oder Hass gegen diesen Circus zu verbreiten.

In der Pause sprach ich dies auch mit einigen Besucherinnen und Besucher an. Sie alle waren der Meinung, dass man gerade aus dem Grund den Circus unterstützen sollte, weil die Direktorin aus der Ukraine kommt.

Naike Juchem, 19. März 2022

Der Baum

Autorin Naike Juchem
Der Baum

Es war ein Baum der in Nähe und Sicherheit anderer Bäume stand und mit der Zeit immer größer wurde. Andere Bäume in der Gegend wuchsen auch in der gleichen Geschwindigkeit. Mit der Zeit wurden aber andere Bäume um den Baum gerodet. Andere blieben. Neue kamen hinzu.
Der Baum wuchs weiter und Mensch schrieben ihre Namen in die Rinde des Baumes. Einige Namen wuchsen mit der Zeit zu. Andere blieben tief in der Rinde. Viele verletzten. Wenige waren Balsam für die Rinde.
In der Blüte des Baumes wuchs sogar ein kleiner Baum in dessen nähe heran.

Winde kamen und schüttelten und rüttelten an dem Baum.
Kleinere Äste brachen ab. Trotzdem stand der Baum fest mit seinen Wurzeln. Die Zeit der Stürme kam und brachten den Baum in Gefahr. Teile der Baumkrone und Äste brachen ab. Der Sturm beschädigte den Baum sehr. Als der Sturm nachgelassen hatte blieb um den Baum wenig zurück.Nun stand er da. Beschädigt und verletzt. Gebrochen an vielen Seiten. Die Zeit heilt alle Wunden, sagt der Mensch. Nach und nach erholte sich der Baum von dem Gegenwind und Sturm. Andere Bäume wuchsen wieder und Menschen schrieben erneut ihre Namen in die Rinde. Einige Namen nur ganz leicht andere tief in der Rinde. Viele verletzen. Wenige sind Balsam für die Rinde.

© by Naike Juchem, 1.Mai 2017