Archiv der Kategorie: Naike Juchem

Das Bahnhofsgebäude Satteldorf

Bahnhofsgebäude Satteldort

Die Eisenbahn kam am 23. Oktober 1869 nach Satteldorf. Also 34 Jahre nach der Eröffnung der ersten Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth 1835. Satteldorf hatte zu diesem Zeitpunkt sehr wenig Einwohner.

Im Zuge der Wirtschaftlichkeit der Eisenbahn wurden auch Bahnhöfe für Personen und Warenlagerung errichtet.

So wurde das Bahnhofsgebäude Satteldort im Stil der Frührenaissance gabaut. Das Bahnhofsgebäude aus dem Jahre 1869 hat ein zweistöckiges Gebäudeteil mit Walmdach. Die Anbauten links und rechts sind einstöckig mit Flachdach gebaut.

Das Gebäude hat Rundbogenfenster und drei gekuppelte Türen, wobei zwischen den Stützen eiserne Maueranker eingelassen sind. Die halbrunden Fensterfirste aus rotem Backstein sind mit einem markanten Schlussstein aus Naturstein versehen.
Im Obergeschoss gibt es Segmentbogenfenster mit verzierten hölzernen Fensterläden, wobei die beiden mittleren Fenster über den drei Eingangstüren ebenfalls gekuppelt sind.

Ich finde es sehr schade, dass man solche schöne Gebäude sich selbst überlässt.

Tagebau Garzweiler

Der Tagebau Garzweiler ist einer von drei großen Braunkohlentagebauen im rheinischen Revier. Er wandert in Richtung Erkelenz und berührt im Wesentlichen den Rhein-Erft-Kreis, den Rhein-Kreis Neuss und den Kreis Heinsberg. Die Garzweiler Braunkohle ist in drei so genannten Flözen – also Braunkohlenschichten – abgelagert, die zusammen durchschnittlich 40 Meter stark sind. Der braune Rohstoff liegt zwischen 40 und 210 Meter tief unter der Erdoberfläche. Im Schnitt fördert RWE im Tagebau Garzweiler jährlich 30-35 Millionen Tonnen Braunkohle, die zur Stromerzeugung in den nahe gelegenen Kraftwerken eingesetzt werden.

Im Tagebau fördern riesige Schaufelradbagger aus Stahl Abraum und Braunkohle. Ihre Schaufeln sind rings um ein rotierendes Schaufelrad angeordnet. Der größte Schaufelradbagger im Tagebau Garzweiler ist der Bagger 288. Er ist fast 100 Meter hoch und wiegt rund 13.000 Tonnen. Pro Tag kann er bis zu 240.000 Tonnen Kohle oder Kubikmeter Abraum baggern. Auf der bereits ausgekohlten Verkippungsseite des Tagebaus stehen so genannte Absetzer. Sie bauen mit dem geförderten und transportierten Abraum den Untergrund wieder auf und bereiten so die Rekultivierung vor.

Um die Braunkohle freizulegen, bewegt der Tagebau Garzweiler jährlich gut 140 Millionen Kubikmeter Abraum, also Löß, Kies und Sand. Diese Menge wird überwiegend dazu verwendet, um mit sogenannten Absetzern bereits ausgekohlte Bereiche des Tagebaus zu verfüllen. Weite Teile des Abbaufeldes Frimmersdorf/Garzweiler sind heute bereits vollständig rekultiviert. Der Tagebau Garzweiler hat mit dem Hohenholzer Graben, dem Erholungsgebiet Kasterer See, der Könighovener Mulde der Vollrather Höhe und mit dem Elsbachtal anerkannt wertvolle Rekultivierungsgebiete hinterlassen, die neuen Lebensraum für Pflanzen, Tiere – und Möglichkeiten zur Naherholung bieten.

Durch die Verstromung des heimischen und subventionsfreien Energieträgers Braunkohle wird die Umsiedlung ganzer Ortschaften erforderlich. Dabei hat sich das Konzept der gemeinsamen Umsiedlung seit Jahrzehnten bewährt. Oberstes Ziel ist der Erhalt der Dorfgemeinschaft. Dieses soll erreicht werden, indem möglichst viele Bewohner des alten Dorfes möglichst zügig in einen neuen, gemeinsam mit ihnen ausgewählten und geplanten Standort umsiedeln.

Klimaneutral bis 2040, eines der global führenden Unternehmen bei Erneuerbaren Energien, verantwortungsvoller Stromerzeuger aus allen Energiequellen – hinter dieser Kurzformel verbirgt sich die neue RWE. Für seine strategische Neuausrichtung hat sich das Unternehmen ambitionierte Ziele gesetzt: RWE wird bis 2040 klimaneutral sein, indem es konsequent und verantwortungsvoll aus den fossilen Energieträgern aussteigt. Und weil es als einer der weltweit führenden Anbieter im Bereich Erneuerbarer Energien massiv in Wind- und Sonnenenergie ebenso wie in Speichertechnologien oder in den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft investieren wird.

RWE steigt aus der Kohle aus: Schritt für Schritt

Deutschland steigt aus der Kohleverstromung aus. Das haben Bundestag und Bundesrat im Gesetz zur Reduzierung und zur Beendigung der Kohleverstromung und zur Anderung weiterer Gesetze“ (Kohleausstiegsgesetz) beschlossen.
RWE leistet dabei einen entscheidenden Beitrag: Das Unternehmen ist bereit, bis 2030 seine Braunkohlekapazität stillzulegen. Diese Entscheidung ist Bestandteil der Verständigung von RWE mit der Bundesregierung sowie der Landesregierung von NRW. Parallel wird RWE den Ausbau Erneuerbarer Energien weiter vorantreiben und investiert weltweit bis 2030 mehr als 50 Milliarden Euro, über 15 Milliarden Euro davon sind alleine für Deutschland vorgesehen. So leistet RWE einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der deutschen Klimaschutzziele.

Titelfoto mit freundlicher Genehmigung von Michael Maynz

Die Banlieues von Paris

Foto: WordPress Media

Trostlosigkeit, Armut, Gewalt und keine Perspektive  – dies sind die Schlagwörter für die Vororte von Paris.
Wer in einem Banlieues wohnt oder aufwächst, hat den Ausschluss an die Gesellschaft verloren.
Die Schulen in den Banlieues gleichen Gebäude in einem Kriegsgebiet. Es gibt kaum jemand der freiwillig in die Banlieues will und schon gar nicht als Lehrer.
Gewalt ist an der Tagesordnung. Dies geht von banalem Diebstahl über Körperverletzung bis Mord.
Es kommt auch hin und wieder vor, dass man dein Auto anzündet.

Foto: WordPress Media

Nun eine Einordnung über jene Problemviertel in allen größeren Städten von Frankreich

Der Großteil der Banlieues entstand nach dem Zweiten Weltkrieg, als massive Wohnungsnot zum Bau neuer Hochhaussiedlungen in die Nähe der Industriestandorte führte. Sollte die moderne Architektur der Großwohnsiedlungen ursprünglich Symbol des wirtschaftlichen Aufschwungs und eines neuen Lebensstils sein, so verlor sie jedoch schnell an Attraktivität. Infrastrukturelle Mängel infolge einer strikten Trennung von Wohnen und Arbeiten sowie bauliche Missstände wurden schnell sichtbar. Wer es sich leisten konnte, zog in die Einfamilienhausgebiete im suburbanen Raum oder in die Innenstadt.

Größtenteils bezogen Einwanderer insbesondere aus den ehemaligen französischen Kolonien in Nordafrika die leer stehenden Wohnungen. In den 1970er Jahren führten Wirtschaftskrise und Desindustrialisierung zu hoher Arbeitslosigkeit unter den Vorstadtbewohnern. So entwickelten sich die Banlieues rasch zu einem Auffangbecken für die sogenannte Problembevölkerung. Sozialräumliche Ausgrenzung, infrastrukturelle Mängel und politische Vernachlässigung bilden seither eine explosive Mischung, die sich regelmäßig in kollektiver Gewalt entlädt.

Chronische Unruhen

Die Debatte über die Lebensumstände in den Banlieues begann mit den ersten offiziell registrierten Unruhen im Sommer 1981. In Folge einer Verfolgungsjagd zwischen Jugendlichen und der Polizei in einem Vorort von Lyon waren mehrere hundert Fahrzeuge in der Umgebung von Lyon, Paris und Marseille in Brand gesetzt worden. Seither sind Ausschreitungen in den Banlieues zu einem chronischen Phänomen in Frankreich geworden. Im Herbst 2005 erreichten die Unruhen schließlich ein Ausmaß, das in seiner Dauer und geographischer Ausbreitung selbst Experten überraschte. Zwischen dem 27. Oktober und dem 17. November 2005 lieferten sich jugendliche Vorstadtbewohner in ganz Frankreich Straßenschlachten mit der Polizei. Im Verlauf brannten mehr als 10.000 Fahrzeuge. Hunderte öffentliche Gebäude wurden zerstört, darunter Schulen, Kindergärten, Sporthallen, Postämter, Rathäuser und Polizeidienststellen.

Auslöser der Gewalt war der Tod zweier Jugendlicher mit maghrebinischem Migrationshintergrund, die in einem Trafohäuschen Zuflucht vor einer Polizeikontrolle gesucht hatten und an einem Stromschlag starben. Am 8. November ließ die Regierung erstmals seit dem Algerienkrieg den Ausnahmezustand ausrufen, der bis Januar 2006 anhielt. Die Reaktionen der Regierenden wurden vielfach kritisiert, insbesondere die Äußerungen des damaligen Innenministers Nicolas Sarkozy, der gleich zu Beginn der Unruhen Öl ins Feuer goss, indem er die Jugendlichen als „Abschaum“ abstempelte und ankündigte, die Vororte mit einem „Hochdruckreiniger“ säubern zu wollen.

Seit 2005 hat es viele weitere Ausschreitungen in Frankreich gegeben, die jedoch kein vergleichbares Ausmaß erlangt haben. Gleichwohl zeugen die Ausschreitungen der letzten Jahre, beispielsweise 2007 in Villier-le-Bel, 2010 in Grenoble oder zuletzt 2012 in Amiens, von einer sehr viel höheren Gewaltbereitschaft der Jugendlichen. Die Erklärungsansätze in Wissenschaft und Politik für die Ursachen der Unruhen sind vielfältig: sie reichen von einer sich verschärfenden sozialräumlichen Ausgrenzung, einer Krise des republikanischen Integrationsmodells, einer postkolonialen Krise, mangelhafter Stadtpolitik, extremer Repression durch die Polizei über eine zunehmende Islamisierung und Kriminalität unter Jugendlichen bis hin zu negativem Einfluss der Medien.

Foto: WordPress Media

Ausgrenzung auf allen Ebenen

Die Konzentration sozioökonomischer und städtebaulicher Probleme bleibt trotz massiver staatlicher Maßnahmen charakteristisch für die Situation der Banlieues, in denen knapp fünf Millionen Franzosen leben. Neben einer defizitären Ausstattung des Wohnumfeldes, einer schlechten Anbindung an die Innenstädte und desolaten Wohnverhältnissen liegen auch viele andere soziale Indikatoren seit Jahren deutlich unter dem nationalen Durchschnitt. Laut dem letzen Bericht der Nationalen Beobachtungsstelle kritischer Stadtteile  war die Arbeitslosenquote in den von der Politik als Problemgebiete ausgewiesenen Vierteln im Jahr 2010 mit 20,9 Prozent doppelt so hoch wie im nationalen Durchschnitt. Die durchschnittliche Jugendarbeitslosenquote lag im selben Jahr bei 41,7 Prozent (23,2 Prozent im nationalen Durchschnitt). Ein Drittel der Bevölkerung lebte 2009 unter der Armutsgrenze und auch das Bildungsniveau liegt deutlich unter dem nationalen Level. 53 Prozent der beschäftigten Jugendlichen besaßen im Jahr 2010 nur den niedrigsten Schulabschluss.

Die Stigmatisierung der Banlieue als ’sozialer Brennpunkt’ oder ‚Ghetto’ hat darüber hinaus dazu geführt, dass die räumliche Konzentration sozialer Probleme selbst zur Ursache für Ausgrenzung und Benachteiligung geworden ist. So haben viele Studien gezeigt, dass die Bewohner der Problemgebiete aufgrund ihres Wohnortes beim Eintritt in das Berufsleben sowie bei der Wohnungssuche außerhalb der Problemviertel diskriminiert werden. Diese Diskriminierungen betreffen in besonderem Maße Migranten, die mehr als die Hälfte aller Vorstadtbewohner stellen.

Aufgrund des hohen Migrantenanteils und weil an den Ausschreitungen vor allem maghrebinische Einwanderer der zweiten Generation beteiligt waren, sind die Vororte auch zu einem Synonym für gescheiterte Integration geworden. Nach den Unruhen von 2005 standen das französische Integrationsmodell und sein republikanischer Gleichheitsanspruch überall zur Debatte. Das Integrationsversprechen Frankreichs besteht darin, die Gleichheit aller französischen Bürger im Staatsbürgerschaftsrecht und den staatlichen Institutionen zu garantieren – unabhängig von sozialen, religiösen, ethnischen oder territorialen Unterschieden.

Angesichts der Diskriminierungen, Stigmatisierung und sozialräumlichen Ausgrenzung in den Banlieues kann der Staat dieses Versprechen jedoch nicht einlösen. Frustration und Aggression erscheinen als logische Konsequenz der Diskrepanz zwischen den versprochenen Werten und der täglich erlebten Ausgrenzung. Dies erklärt auch, warum sich die Gewalt der Jugendlichen bei den Ausschreitungen insbesondere gegen staatliche Institutionen wie Schule oder Polizei richtet. Hinzu kommt, dass neben der generellen Stigmatisierung auch eine Ethnisierung des Banlieue-Diskurses stattfindet. Dabei wird die Krise der Vorstädte in der Öffentlichkeit oft auf die ethnische Herkunft oder Religiosität der Bewohner und damit verbundene Problemlagen zurückgeführt, so dass das soziale Stigma vom ethnischen nicht mehr zu trennen ist. Konsequenz dieser doppelten Stigmatisierung sind wiederum weitere Diskriminierungen, Rassismus, aber auch das Erstarken islamischer Subkulturen.

Neben der sozialräumlichen und ethnisch-religiösen Ausgrenzung sind die Banlieues auch von politischen Entfremdungsprozessen betroffen. Die Wahlbeteiligung ist trotz steigender Tendenz seit Jahren sehr gering. Die Gründung des Bürgerrechtskollektiv ACLEFEU (der Name bedeutet so viel wie „Genug vom Feuer“) nach den Unruhen von 2005 und das Schreiben von Beschwerdebriefen an die Regierung verdeutlichen die Unzufriedenheit der Bewohner mit ihrem mangelnden Einfluss und der unzureichenden politischen Aufmerksamkeit für ihre Probleme. Mit dem Niedergang der gesellschaftlichen Bedeutung der Industriearbeiterschaft und ihrer gewerkschaftlichen Organisation, hoher Arbeitslosigkeit und ethnischer Vielfalt haben die Banlieues zudem an sozialem Zusammenhalt verloren, was eine gemeinsame Interessenartikulation und -durchsetzung erschwert.

Foto: WordPress Media

Zwischen Stadtpolitik und Sicherheitspolitik

Das staatliche Vorgehen in den Banlieues wird von zwei Hauptpolitiken geprägt: der Stadtpolitik und der Sicherheitspolitik. Die Stadtpolitik wurde Anfang der 1980er Jahre als Reaktion auf die ersten Unruhen etabliert, es existiert ein entsprechendes Ministerium. Ihr Ziel ist nicht nur die Sanierung der mittlerweile 751 Problemgebiete sondern auch die Verbesserung der schulischen, sozialen und kulturellen Versorgung, Kriminalitätsbekämpfung sowie die Stärkung lokaler Ökonomien. So soll beispielsweise die Ansiedlung von Unternehmen durch Steuererleichterungen gefördert werden. Zusätzliche finanzielle Mittel und eine spezielle Lehrerausbildung sollen zur Verbesserung des Bildungssystems beitragen.

Im Jahr 2008 wurde zudem vom damaligen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy ein „Marshall-Plan“ mit dem Titel Espoir Banlieue initiiert, dessen Hauptziel die Etablierung von Chancengleichheit und die Verringerung struktureller Unterschiede zwischen den Vierteln ist. Die anhaltenden Unruhen und die aktuelle soziale Situation verdeutlichen jedoch, dass die bisherigen Maßnahmen keine Lösung für die komplexen gesellschaftlichen Problemlagen bieten. Insbesondere in Bezug auf die Bekämpfung von Diskriminierung und Rassismus bleibt die Stadtpolitik machtlos angesichts der Unmöglichkeit einer expliziten Minderheitenförderung aufgrund des republikanischen Gleichheitsprinzips.

Die Stigmatisierung der Banlieue als desorganisierter krimineller Raum sowie die tatsächliche Zunahme von Kriminalität und Gewalt haben zudem zur Etablierung einer umfangreichen Sicherheitspolitik mit speziellen Polizeieinheiten für städtische Gewalt geführt. Die konkreten Zielsetzungen dieser Politik variieren je nach Regierung. Während die linken Regierungen ihren Fokus auf eine Polizeistrategie der Nähe setzten, etablierten die rechten Regierungen eine Politik des law and order mit einer extremen Präsenz von Sicherheitskräften. Exemplarisch sind hier die repressiven Maßnahmen Nicolas Sarkozys nach den Unruhen von 2005. Das Resultat ist jedoch kein Rückgang der Gewalt sondern vielmehr ein extrem konfliktbelastetes Verhältnis zwischen Polizei und Jugendlichen, welches nach Meinung vieler Experten Unruhen provoziert.

Im August 2012 hat die französische Regierung ein neues Sicherheitskonzept vorgestellt, welches die Schaffung von jährlich 500 zusätzlichen Stellen bei der Polizei ebenso vorsieht wie die Einrichtung von 15 prioritären Sicherheitszonen in den sozialen Brennpunkten ausgewählter Städte. Ob diese Maßnahmen greifen, bleibt abzuwarten. Einer weiteren Stigmatisierung der Banlieue wirken sie jedenfalls nicht entgegen.


Naike Juchem, 6. August 2021

Orange Day

Der 25. November ist der weltweite Tag  gegen Gewalt an Frauen, denn täglich werden die Rechte und Gleichberechtigung der Frauen mit Füßen getreten.

Täglich werden Frauen im 21. Jahrhundert noch versklavt, zwangsverheiratete, gefoltert, ermordet und ihren Rechten beraubt.

Die patriarchalische Gesellschaft sieht Frauen als Feinde oder gefährlich an. In Religionen werden Frauen nicht gleichgestellt, im Beruf und Entlohnung schon gar nicht.
Frauen leisten oftmals weit aus mehr als der Gegenpart der Gattung Homo sapiens.
Nun kommen gleich vielen Bilder von „Unterentwickelte“ Länder in den Sinn, wo Frauen auf ihren Köpfen Wasserkanister tragen. So weit muss man gar nicht zurück gehen. Frauenwahlrecht gibt es auch Deutschland erst seit 100 Jahren. Das Gleichberechtigungsgesetz von Frau und Mann ist in Deutschland auch noch nicht so alt.

Gewalt gegen Frauen

Gewalt gegen Frauen ereignet sich weltweit täglich und in verschiedenen Kontexten. Es werden dazu psychische, physische und sexuelle Gewalt gerechnet. Die WHO benennt Gewalt gegen Frauen als eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen weltweit. In den vergangenen Jahrzehnten stieg die Sensibilität bezüglich Gewalt gegen Frauen stark an, was zu einer sich verringernden Dunkelziffer führte. In jüngster Zeit förderten auch Social Media-Bewegungen wie #MeToo oder #orangeday diese Entwicklung.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen stellt die häufigste Menschenrechtsverletzung weltweit dar. Einem Bericht der UN zufolge wird mindestens eine von drei Frauen weltweit im Laufe ihres Lebens geschlagen, vergewaltigt oder ist auf andere Weise Gewalt ausgesetzt.

Vom 25. November, der Tag gegen Gewalt an Frauen, bis zum 10. Dezember, dem Tag der Internationalen Menschenrechte, gibt es auch in diesem Jahr wieder sehr viele Kundgebungen und Veranstaltungen die auf dieses Thema aufmerksam  machen.
Die „Orange Days“ fanden 2019 in 70 Länder der Welt statt – die Zahl steigt.

Jeder Mensch sollte die gleichen Rechte haben und dazu gehören auch Frauen

Bereits 1993 wurde auf der Menschenrechtsweltkonferenz in Wien festgelegt, dass die volle und gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am politischen, bürgerlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben, auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene, und die Beseitigung aller Formen der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts vorrangige Ziele der internationalen Gemeinschaft sind.

Historisch betrachtet wird die Frauenbewegung und somit der „Frauenkampf“ in drei Wellen unterteilt. Die erste Welle, die Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts datiert wird, setzte sich für das Frauenwahlrecht, Erwerbstätigkeit und das Recht auf Bildung für Frauen ein.
Die zweite Welle in den 60er Jahren kämpfte unter anderem für sexuelle Selbstbestimmung, das Recht auf Abtreibung sowie Verhütung und gegen feste Frauenbilder.
Die dritte Welle in den 90er Jahren steht für ein facettenreicheres Bild von „Weiblichkeit“, sexuelle Ausrichtung im Allgemeinen und die neue Rolle des Mannes.

Wo stehen wir heute?

In Zeiten, wo Gewalt und Vergelatigung an Frauen „Salonfähig“ ist, brauchte es noch sehr lange, bis wir da angekommen sind, wo am 27. August 1910 eigentlich der Grundgedanke FÜR die Rechten der Frauen geboren wurde. Nachfolgend mal einige Punkte, was erreicht wurde:

1921 ist das Jahr, seit dem der Weltfrauentag am 8. März gefeiert wird.
Short hair, don’t care: Kurze Haare sorgen in den 20ern für Freiheit auf Frauenköpfen
Lichtblick der 30er Marlene Dietrich macht Hosenanzüge salonfähig.

1946 Bauch frei! In Frankreich wird der Bikini erfunden.

1958 Das Gleichberechtigungsgesetz tritt in Kraft, ohne echte Verbesserungen im Alltag. Ausnahme: Frauen dürfen ohne Genehmigung ihres Mannes Auto fahren.

1962 Frauen dürfen ein eigenes Bankkonto eröffnen.

1960er Mit dem Mini beginnt eine neue Ära. Alice Schwarzer wird bei uns zur Symbolfigur des Feminismus. In den USA verbrennen Aktivistinnen ihre BHs.

1971 374 Frauen – darunter Romy Schneider und Senta Berger – bekennen im Magazin Stern: „Wir haben abgetrieben!“

1974/75 Frauenzentren, Frauenbuchläden und Frauenkneipen werden eröffnet. Ab den 80ern werden „Frauenthemen“ auch von „normalen“ Buchhandlungen und Verlagen entdeckt.

1976 In Berlin öffnet das erste „Haus für geschlagene Frauen“.

1976 Männer dürfen den Nachnamen ihrer Frau annehmen.

1977 Das Eherecht schafft die „Hausfrauenehe“ ab. Bis dato war die Frau „zur Haushaltsführung verpflichtet“. Berufstätig durfte sie nur mit Einverständnis des Mannes sein und wenn sie ihre „familiären Verpflichtungen nicht vernachlässigt“. Auch das Scheidungsrecht wird reformiert. In diesem Jahr spricht der Deutsche Presserat erstmals eine Rüge wegen Sexismus aus.

1978 Für Vergewaltigungsopfer wird ein Notruf eingerichtet.

1970er Feministische Lehre und Forschung kommt an die Unis.

1980 Das Gesetz zur Gleichbehandlung am Arbeitsplatz wird im Bundestag verabschiedet.

1985 Der Begriff Gender-Mainstreaming fällt zum ersten Mal: Ungleichbehandlung aller Gender in allen Bereichen soll verhindert werden.

1986 Das erste Bundesfrauenministerium wird eingerichtet.

1990 Zeigt her eure Unterwäsche! Madonnas Cone Bra wurde legendär.

1993 Heide Simonis wird die erste Ministerpräsidentin.

1994 Frau und Mann dürfen nach der Heirat beide ihre Nachnamen behalten.

1997 Endlich ist Vergewaltigung in der Ehe als Straftat zu ahnden. Der Bundestag beschließt dies mit überwältigender Mehrheit.

1998 „Sex and the City“ läuft in den USA an: Weibliche Sexualität wird serientauglich.

2001 Der erste Girls’ Day findet bei uns statt! Die Zeitschrift „Emma“ hatte den Töchter-Tag gegen die „typischen Frauenberufe“ lange gefordert.

2001 In Deutschland wird die „eingetragene Partnerschaft“ Gesetz und die Rechte homosexueller Paare werden gestärkt.

2003 Die Sicherheitsverwahrung von Sexualstraftätern kann nachträglich angeordnet werden.

2005: Angela Merkel wird die erste Bundeskanzlerin.

2006 Der Bundestag beschließt das Elterngeld.

2006 Die Bibel in „geschlechtergerechter Sprache“ erscheint.

2010 Die Deutsche Telekom führt die Frauenquote ein und entfacht damit die Diskussion um Frauen in Führungspositionen neu.

2013 Die Aufschrei-Debatte über Alltagssexismus in Deutschland.

2016 In DAX-Unternehmen gilt nun eine Frauenquote von 30 Prozent.

2016 wird das Sexualstrafrecht reformiert: Nein heißt Nein! Auch wenn Frauen es „nur“ sagen.

2017 Weltweit gehen beim Women’s March am Tag nach Trumps Amtseinführung Hunderttausende auf die Straße.

2017 dürfen homosexuelle Paare bei endlich heiraten und die Bräute dürfen sich jetzt küssen!

2017 Zahlreiche Frauen beschuldigen den Filmproduzenten Harvey Weinstein der sexuellen Belästigung und Vergewaltigung. #MeToo und die Time’s-Up-Bewegung bringen das Thema sexualisierte Gewalt
zurück auf die Tagesordnung.

2018 Island setzt sich als erstes Land zum Ziel, bis 2022 den Gender Pay Gap vollständig zu schließen.

2019 Diskussion um den Frauenanteil in unserem Bundestag.


2020 Menstruationsartikel gelten nicht mehr als Luxus.

Naike Juchem 8. März 2020

Drei Krisen und ein Tagebau: Wofür die Mahnwache am Hambacher Wald kämpft

Wir befinden uns im Jahr 2025 nach Christus. Alle Privatflächen Manheims wurde von RWE aufgekauft. Alle Flächen? Nein! Eine von unbeugsamen Naturschützer:innen verteidigte Wiese hört nicht auf, sich der Zwangsenteignung zu widersetzen. Auf dieser Wiese steht seit rund drei Wochen eine ständige Mahnwache, die Mahnwache auf der BUND-Wiese; kurz: MaWaBuWi. 

Die privaten Anmelder:innen der Mahnwache am Rand des Tagebaus Hambach zwischen den Resten des Hambacher Walds und des besetzten Sündenwäldchens protestieren nicht nur gegen ein weiteres Abbaggern und Roden. Das profitfokussierte Handeln RWEs steht Pate für drei existenzielle Krisen, die hier auf engem Raum zusammentreffen: Landnahme, Naturzerstörung und Grundwasservergiftung. Genau darauf will die Mahnwache aufmerksam machen und nach Kräften dagegenhalten. 
Was auf den ersten Blick wie lokale Konflikte um ein paar Hektar Wald aussieht, ist in Wirklichkeit ein Brennglas für das größte vom Menschen verursachte Umweltverbrechen in Nordrhein-Westfalen – mit Folgen, die noch Jahrhunderte nachwirken werden. 

Das Manheimer Loch: RWEs nächster Schlag 

RWE plant mit der sogenannten Manheimer Bucht – von Kritikern treffender Manheimer Loch geschimpft – die Erweiterung des Tagebaus Hambach um etwa 250 Hektar im Südosten. Auf dieser Fläche soll allerdings keine Kohle, sondern 235 Millionen Kubikmeter Bodenmaterial gewonnen werden: Sand und Kies; Material für Verfüllungen und Deponien, während gleichzeitig die letzten grünen Korridore zwischen Hambacher Wald, Steinheide und Merzenicher Erbwald durchtrennt werden.

60 Meter tief soll das Loch klaffen. Was RWE da als „geordnete Rekultivierung“ verkauft, bedeutet in der Praxis: Die letzten funktionierenden Waldverbindungen verschwinden, geschützte Arten verlieren ihre Wanderkorridore und ein weiteres Stück Kulturlandschaft wird zum Restsee degradiert. Die Reste des Sündenwäldchens und ein dünner Baum- und Strauchstreifen bilden den letzten Riegel vor dieser Zerstörung.

Landnahme: Wenn Gemeinwohl zum Vorwand wird 

RWE hat für den Tagebau Hambach seit den 1970er Jahren eine beispiellose Landnahme vollzogen: Mehr als 4.000 Hektar (40 km²) Natur- und Siedlungsraum sind dem Kohleabbau zum Opfer gefallen. Die Bewohner:innen historischer Dörfer wurden enteignet, ihre Heimat weggebaggert – alles im Namen des „öffentlichen Interesses“ für die Energieversorgung.
Erst ab 2017 wendete sich das Blatt; der jahrelange zivile Kampf gegen Braunkohle und für den Hambacher Wald trug Früchte. Die Rodungssaison wurde 2017 kurzfristig ausgesetzt, die seit 2012 bestehende Waldbesetzung blieb stabil.
Im Oktober 2018, kurz vor der nächsten Rodungssaison, demonstrierten über 50.000 Menschen gegen die Zerstörung des Waldes – die bis dahin größte Anti-Kohle-Demonstration Deutschlands. Räumung und Rodung zogen sich wochenlang hin und die Lage eskalierte immer weiter, bis das OVG Münster auf eine Eilklage des BUND hin den Rodungsstopp verhängte. Drei Jahre später beantragte der BUND die Aufhebung der Enteignungen für die Manheimer Bucht – mit der Begründung, dass durch den beschlossenen Kohleausstieg 2030 das öffentliche Interesse nicht mehr bestehen würde. Die Klage wurde abgelehnt, doch sie legte offen: RWE nutzt Bergrecht und Enteignungsmacht, um auch nach dem Kohleausstieg Profite zu sichern – diesmal mit Sand, Kies und Deponiegeschäften.

Das Manheimer Loch steht für eine perverse Fortsetzung der Landnahme: Zerstörung ohne Energiegewinn, nur um Altlasten zu verwalten und neue Geschäftsfelder zu erschließen.

Naturzerstörung: Wenn Ökosysteme zerrissen werden

Der Hambacher Wald ist kein gewöhnlicher Wald. Er beherbergt europaweit geschützte Lebensraumtypen, darunter rund 200 Hektar des prioritären Eichen-Hainbuchenwaldes (LRT 9160). Hier leben die Bechsteinfledermaus in landesweit bedeutsamen Populationen, die Haselmaus, der Mittelspecht und der Springfrosch – Arten, die auf vernetzte Waldstrukturen angewiesen sind.
Das Sündenwäldchen ist dabei nicht nur irgendein Waldstück, sondern ein ökologischer Trittstein: Es verbindet den Hambacher Wald mit den FFH-Schutzgebiet Steinheide sowie dem Merzenicher Erbwald und ermöglicht den genetischen Austausch zwischen isolierten Populationen. Diese Wälder müssen vernetzt bleiben – Dirk Jansen vom BUND NRW spricht von einem „funktionierenden Biotopverbund“, der durch die Rodung unwiderruflich zerschnitten würde.

RWE argumentiert mit Ausgleichsmaßnahmen und künstlichen „Trittsteinen“ – doch in wissenschaftlichen Untersuchungen wurde deutlich: Ersatzhabitate können alte Wälder nicht ersetzen. Der Hambacher Wald zeichnet sich durch außergewöhnlichen Totholzreichtum, ein spezifisches Mikroklima und jahrhundertealte Baumbestände aus – Qualitäten, die nicht einfach „rekultiviert“ werden können.

Was als Ausgleichsmaßnahmen verkauft wird, ist de facto das stumpfe Anpflanzen junger Bäume, die erst nach Jahrzehnten einen entsprechenden ökologischen Ausgleich bieten können. Ein funktionierendes Ökosystem lässt sich nicht aus dem hut zaubern; es braucht Raum, Zeit und Ruhe, um zu entstehen. Erst dann könnte es den Arten, die jetzt gefährdet sind, wieder als Lebensraum dienen – Jahrzehnte zu spät.  
Die Umsetzung der RWE-Pläne würde auch über 50 Brutvogelarten des Offenlandes betreffen und rund 90 Hektar ihres Lebensraum vernichten. Es geht also nicht nur um Bäume – es geht um ganze, über Jahrhunderte gewachsene Ökosysteme.

Grundwasservergiftung – die unsichtbare Katastrophe 

Die vielleicht dramatischste Folge des Tagebaus bleibt unsichtbar unter der Erde: die hydrologische Zerstörung der Region. Um die Kohle abbauen zu können, muss RWE das Grundwasser abpumpen – und zwar massiv. 2023 waren es 489 Millionen Kubikmeter, im Jahr zuvor sogar 510 Millionen. Diese sogenannte „Sümpfung“ hat ein Grundwasserdefizit von 20 Milliarden Kubikmetern verursacht – eine Wassermenge, die etwa dem 15-fachen Volumen des Edersees entspricht.

Die Folgen sind katastrophal:
• Das Grundwasser wurde künstlich um mehr als 500 Meter abgesenkt. 
• Eine Fläche von 3.200 Quadratkilometern ist direkt betroffen – das sind zehn Prozent der Fläche Nordrhein-Westfalens. Die indirekten Auswirkungen sind bis in die Niederlande und nach Belgien zu spüren. 
• Nach dem Kohleausstieg 2030 können die Pumpen nicht einfach abgestellt werden – sie müssen noch etwa 300 Jahre weiterlaufen, um den Wiederanstieg des Grundwassers kontrolliert zu steuern. Würde man sie sofort stoppen, würde das Wasser unkontrolliert ansteigen und ganze Regionen überfluten. Erst danach kann sich ein neues hydrologisches Gleichgewicht einstellen. 

Das Wasserbündnis Rheinisches Revier spricht von einem „hydrologischen Infarkt“. Der BUND NRW verwendet den Begriff „Grundwasserstress“ – betroffen sind 32 von 54 Kreisen in NRW. Die Grundwasserneubildung ist gestört, Brunnen fallen trocken, Feuchtgebiete verschwinden.

Und das ist erst die halbe Wahrheit. Wenn das Grundwasser nach Stillegung der Pumpen wieder steigt, werden die Restseen des Tagebaus geflutet – mit Wasser, das durch sulfathaltige Schichten fließt und sich in aggressive Schwefelsäure verwandelt. 

In der Lausitz zeigt sich bereits, wohin das führt: Durch die Pyrit- und Markasitverwitterung in den belüfteten Bodenschichten entstehen beim Grundwasserwiederanstieg Sulfat, Eisen und Säure, die ins Grundwasser gelangen. Die Folge: versauerte Seen, Verockerung der Spree mit braunem Eisenschlamm und eine Grundwasserversauerung, die die Trinkwassergewinnung auf Jahrhunderte gefährdet. Sieben von 70 sächsischen Grundwasserkörpern erreichen wegen des Braunkohlebergbaus nicht den „guten chemischen Zustand“ nach EU-Wasserrahmenrichtlinie – und werden ihn auch in absehbarer Zeit nicht erreichen. 

Die Wasserqualität der geplanten Hambacher Seen ist ungewiss, die Nutzung als Trinkwasser oder für die Landwirtschaft unwahrscheinlich. Was RWE als „Seenlandschaft“ vermarktet, könnte zur toxischen Altlast werden – wie die Situation in der Lausitz bereits heute schmerzhaft zeigt.

Quelle: renancengiz.com, vom 11. November 2025

Fotos: privat und alle von mir aufgenommen

Die Gigatomanie Chinas

Im Wahn von einem gigantischen Bauboom besessen wurde vor 21 Jahren in der mongolischen Wüste eine Megastadt aus dem Boden gestampft. Der Fund von Fossilie Brennstoffen war der Antrieb für einen Traum, eine neue Stadt zu erschaffen.

Autoren Naike Juchem und Paolo de Santis


Mit der Entdeckung von großen Kohle- und Gasvorräten im Jahr 2000, welches nach einer Schätzung sich um 15 Prozent der gesamten Kohle und 30 Prozent der gesamten Erdgasreserven Chinas handelt, entstand 2001 südlich der mongolischen Stadt Dongsheng, auf folgenden Umstrukturierung und Namensänderung von Dongsheng in Ordos über. Mit der Neufestlegung der Stadtgrenzen von Dongsheng wurde circa 30 km entfernt  entfernt mit dem bau einer Planstadt  begonnen. Die Einparteien Regierung in Peking träumte von einer zweiten Boomtown à la Dubai: Öl, Geld, Luxus und internationaler Jetset. Dies sollte das neue und immer weiter aufstrebende China darstellen. Die Funktionäre aus Peking glaubten, dass die kaufkräftige Mittelschicht Chinas bald in die innere Mongolei nachziehen würde. 10 Jahre nach dem Baubeginn dieser Megastadt lebten nach Angaben gerade mal 5.000 Menschen in der Stadt.

Im September 2015 wurde berichtete, dass die Stadt trotz des geringen Zuzugs weiter auf 1 Mio. Menschen Aufnahmekapazität ausgebaut wurde. Die Stadtregierung habe vieles unternommen, die Bewohner aus den umliegenden Dörfern in die neue Planstadt zu locken. Zusammengenommen sollen nach chinesischen Angaben circa 100.000 Menschen in Kangbashi leben.
Im November 2015 lagen der BBC Schätzungen von Journalisten und Ökonomen eine fünffache niedrigere Zahl vor. Da es für das Jahr 2017 eine offizielle Stellungnahme aus Peking mit einer Einwohnerzahl von 153.000 Menschen gab, ist eine sachliche Objektivität kaum möglich.
Selbst wenn die Zahl aus Peking stimmen sollte, kann man davon ausgehen, dass viele Menschen diesen Schritt nicht freiwillig getan haben.

Die Geisterstadt Ordos

Die Geisterstadt Ordos

Was die meisten internationalen Medien in der Berichterstattung außer Acht lassen, sind die tatsächlichen Verhältnisse vor Ort und die ganz eigenen Gesetze der chinesischen Stadtentwicklung. Nach diesen ist das Projekt ein voller Erfolg.
Ordos – oder auch gerne als New Ordos proklamiert, ist die gepflegteste Geisterstadt der Welt.

Mit neuster Technologie in Form von
kleinen Windrädern werden die Straßenlaternen betrieben, die öffentlichen Plätze sind säuberlich gefegt und mit Blumen und Kunst geschmückt.

Das Ordos-Museum thront auf einem wellenförmig angelegten Sockel aus hellem Kalkstein, ein protziger, klecksförmiger Baukörper mit Aluminiumverkleidung, der von Chinas aktuellem Architektur-Wunderkind Ma Yansong entworfen wurde. Bei der Gestaltung dieses Bauwerks kann man unterschiedlicher Meinung sein, ob dies nun modern, futuristisch oder sonderbar ist.

Ordos rückte 2009 durch einen Bericht des Fernsehsenders Al-Jazeera ins Licht der Weltöffentlichkeit. Er begann mit der Einleitung: „Willkommen in der Stadt Ordos, der Stadt der Zukunft. Sie ist brandneu und wurde in nur fünf Jahren für geplante eine Million Einwohner errichtet. Aber niemand ist gekommen.“ Im Rahmen längerer Ausführungen zu Chinas gewaltigem Ausgabenprogramm in Reaktion auf die Krise kam der Bericht umwegig zu dem Schluss, Ordos sei ein paradigmatisches Arbeitsbeschaffungsprogramm: sinnlos verschwenderisch und gespenstisch leer. Obwohl die Schlussfolgerung richtig sein mag, sind die Prämissen schlicht falsch, denn Ordos ist nicht gleich Ordos.
Kurz nach dem Bericht von Al-Jazeera lieferte ein Börsenfachmann von Merrill Lynch eine heftige, auf Untersuchungen und Analysen gestützte Erwiderung ab. Er führte aus, dass es sich, obwohl nur wenige Menschen in der neuen Stadt wohnen, keineswegs um eine Blase handele, denn die Immobilien in dieser Stadt seien ausnahmslos mit Bargeld bezahlt worden.
Dieser Befund erscheint jedem Besucher von Ordos vollkommen absurd. Nur ein Wirtschaftswissenschaftler kann bei der Bewertung einer dermaßen menschenleeren Stadtlandschaft auf die Idee verfallen, darin einen Erfolg zu sehen. Selbst der oberflächlichste Beobachter nimmt wahr, dass in Ordos etwas Ungewöhnliches im Gange ist. Aber was genau?

Die Neuerfindung von Dongsheng

Die Geschichte von Ordos wird schon durch die Namensgebung verunklart. Wenn in der internationalen Presse von der „Geisterstadt“ Ordos oder auch „New Ordos“ gesprochen wird, ist nur ein Teil der Stadt gemeint, die eigentlich Kangbashi heißt. Was heute Ordos heißt, war wiederum früher die Stadt Dongsheng, eine arme landwirtschaftliche Bezirksstadt in der Steppe, wo der Gelbe Fluss in einem riesigen Bogen durch die Innere Mongolei fließt. Die Grenzen wurden neu gezogen, Dongsheng auf den Status eines Stadtteils von Ordos heruntergestuft und das Werk in Angriff genommen, die Stadt aus dem Stand neu zu erfinden.

Fast zehn Jahre nach Beginn des Ressourcenbooms wirkt das ehemalige Dongsheng trotz der weltweiten Wirtschaftskrise immer noch wie entfesselt.
Wo vor zehn Jahren noch Motor-Rikschas und klapprige Busse über staubige Straßen rumpelten, sind heute Verkehrsstaus ein Problem. Alle Menschen in der Stadt, nicht bloß die Touristen, stehen staunend vor den gewaltigen Veränderungen.
Überall sieht man die Zeichen des neuen privaten Reichtums. Über der Stadt thront auf einer Hügelspitze ein neues zentrales Geschäftsviertel mit 50 repräsentativen Firmenzentralen aus Glas und Stahl. Eine Phalanx von Fünf-Sterne-Hotels säumt die breiten, frisch gepflasterten Prachtstraßen der Stadt. Shopping Malls und Wohnanlagen mit Eigentumswohnungen für Reiche sind, wie Pilze nach dem Regen aus dem Boden geschossen. Geländelimousinen wie der Range Rover sind schwer angesagt. Angeblich macht die Firma Land Rover im heutigen Ordos die Hälfte ihres gesamten China-Geschäfts.


Auch die Stadtverwaltung hat nach Amächtig profitiert. Ihre Einkünfte sind in die Höhe geschnellt und sollen dieses Jahr, bei einer Einwohnerzahl von ungefähr einer Million, 6,5 Milliarden US-Dollar erreichen. Mit dem Geldregen hat sich die Stadt in einen großen Ausbau öffentlicher Einrichtungen gestürzt. Große neue Parks, die alle mit Sportgeräten ausgerüstet sind, durchziehen die Landschaft. An einer der Hauptverkehrsachsen wurden, für das hiesige Klima recht unpassend, Palmen gepflanzt. Öffentliche Kunstwerke schmücken die Plätze der Stadt. Ein neues Flughafenterminal wurde fertiggestellt, ein weiteres ist bereits im Bau.

Doch nirgendwo in Ordos wird der neue Reichtum bizarrer zur Schau gestellt als in Kangbashi, dem 2004 begonnenen Projekt einer neuen Siedlung. Diese soll ein Zwillingszentrum zu Dongsheng, der älteren Stadt, werden und 300.000 Einwohner aufnehmen. Sie liegt 25 Kilometer südlich von Dongsheng, verbunden über eine frisch asphaltierte, vierspurige, nachts beleuchtete Autobahn. Die einzelnen Lampen erhalten den Strom aus Mini-Windrädern. Diese ultramoderne Straßenbeleuchtung kündet von Ordos’ kühnem Ziel, Kangbashi zu einem Vorreiter alternativer Energietechnologien zu machen. Kangbashi soll außerdem zu einem regionalen Kultur- und Finanzzentrum und zu einer erstklassigen Adresse für die Klientel der sagenhaft Reichen in der Stadt werden. Konzeptionell sollen Dongsheng und Kangbashi die Nord- und Südpole einer einzigen Metropole bilden – der Zwischenraum soll bis 2020 mit Industrieparks und vorstädtischen Wohnsiedlungen ausgefüllt werden. Bislang ist alles nur teilweise verwirklicht, aber schließlich liegen die Anfänge noch nicht weit zurück.

Der neue Stadtteil Kangbashi, quasi „New Ordos“, wurde in einer sonderbaren Mischung aus klassisch-chinesischen Planungsprinzipien und City-Beautiful-, modernistischen und postmodernistischen Elementen entworfen. Den Mittelpunkt der Nord-Süd-Achse der rasterförmigen Stadtanlage bildet ein 1,5 km langer, zentraler Platz mit großen Blumenbeeten und öffentlicher Kunst, deren Thematik die mongolischen Horden Dschingis Khans sind, obschon nur weniger als zehn Prozent der Einwohner von Ordos ethnische Mongolen sind. In Übereinstimmung mit den Grundsätzen des Feng Shui steht auf einer leichten Anhöhe am nördlichen Ende der „Plaza“ die nach Süden blickende, 120.000 m2 große Stadthalle, am südlichen Ende wurde ein großer See angelegt. Flankiert wird der Platz von den vier öffentlichen Gebäuden der Stadt: dem auffälligen Museum, dem Zentrum für darstellende Kunst, dem Kulturzentrum und der Bibliothek. Nach Aussage der Verantwortlichen sollen die öffentlichen Gebäude dem neuen Viertel ein Zentrum geben und die Einwohner aus Dongsheng zum Umzug in die unzähligen weitläufigen Wohnsiedlungen locken, die die umliegenden Grundstücke ausfüllen.

Doch außer der pompösen Zurschaustellung öffentlichen Reichtums auf der Plaza entdeckt man ansonsten in Kangbashi herzlich wenig an kultureller, kommerzieller oder sonstiger Aktivität. Zwar behaupten die Offiziellen, dass alle Wohneinheiten in der Stadt verkauft seien, aber tatsächlich leben nur sehr wenige Einwohner in dem neuen Stadtteil. Viel zahlreicher als permanente Einwohner sind Gärtner und Bauarbeiter, die durch die hochbezahlte Saisonarbeit aus ganz China angelockt werden. Den generellen Eindruck der Leere in Kangbashi verstärken noch die Flachheit des Geländes und der entschieden fußgängerfeindliche Maßstab. Das Ganze dehnt sich in die leere Steppe aus, deren monotones Erscheinungsbild nur hier und da durch eine vorstädtische Enklave oder einen Apartmentkomplex unterbrochen wird.

Ein Konstrukt aus Macht, Gier und unterwanderung der Verfassung

Die verbreitete Version der Geschichte ist, dass Kangbashi ein Fehlschlag sei, weil die Stadt so gut wie nicht bewohnt ist. Selbst so seriöse Zeitungen wie das Wall Street Journal oder die New York Times machen sich über das Projekt lustig und stützten die Version mit reißerischen Bildergalerien. Tatsächlich enthält diese Deutung aber ein fundamentales Missverständnis darüber, was in China wirklich hinter diesem gigantischen Bauboom steht.

Zunächst einmal gehört nach der Verfassung der Volksrepublik China alles städtische Land dem Staat. Wer in China in irgendeiner beliebigen Stadt den Staat repräsentiert, geben die Funktionäre der Partei vor und brachte in den letzten Jahren auch einige Unruhen und Demonstrationen hervor. Ordos bildet da keine Ausnahme. Auf alle Fälle jedoch verstehen es die Stadtverwaltungen, den Landbesitz geschickt auszunutzen, indem sie sich auf dem dynamischen Verpachtungsmarkt engagieren, um so alle möglichen Infrastruktur- und Wohlfahrtsprojekte zu finanzieren. Da es seit den 80er Jahren praktisch keine Zuwendungen seitens der Zentralregierung mehr gibt, erwirtschaften die Stadtverwaltungen heute bis zu 60 Prozent ihrer Haushalte mit den Einnahmen aus Landübertragungen und Pachten und finanzieren so die Dienstleistungen, die die Einwohner einer Stadt erwarten, wie zum Beispiel Schulen, Straßen oder Hospitäler. Auch einzelne Unterabteilungen der Stadtverwaltungen, die sich ebenfalls selbst tragen müssen, sind dazu übergegangen, Immobilienbesitz zu kommerzieller Nutzung abzugeben, um ihre Ausgaben zu finanzie­ren. Wie man sich denken kann, bieten diese legal abgesicherte Verwischung der Grenzen zwischen privat und öffentlich und die wahllose Beteiligung von Stadtverwaltungen an Immobiliengeschäften Amtsträgern zahlreiche höchst verführerische Chancen zur Selbstbereicherung. Dementsprechend konnte es eine mächtige Fraktion in Ordos, bestehend aus Offiziellen und ihren Verbündeten aus der Erschließungsbranche (oft sind das auch die selben Leute), kaum abwarten, neue Projekte zu finden.

Die höchste Hürde für großflächige Erschließungsprojekte ist in aller Regel die Finanzierung, aber diese wurde in Ordos durch das stetig aus den Minen sprudelnde Geld quasi weggespült. Da es wortwörtlich Milliarden auszugeben gab, wurde die Kapitalbindung zu ei­nem drängenden Anliegen der Stadtverwaltung. Man begann sofort mit der Neugestaltung von Dongsheng; die Sanierung innerstädtischer Gebiete ist jedoch ein lästiger und langsamer Vorgang, bei dem man zudem von der Unannehmlichkeit geplagt ist, Einwohner umzusiedeln. Neue Erschließungen auf unbebautem Land sind daher allemal vorzuziehen. Und hier kommt Kangbashi ins Spiel: Die Erschließung des 35 Quadratkilometer großen stadteigenen Geländes war, vereinfacht gesprochen, das zweckdienlichste Verfahren, um sicherzustellen, dass die Ströme des Kapitals weiter in der Region zirkulieren und nicht in andere Richtungen, etwa in die Immobilienmärkte von Beijing oder Shanghai, abfließen.

In dieser Hinsicht ist Kangbashi ein doppelter Erfolg: Die Milliarden Yuán, die für das Projekt aufgewendet wurden, verschwanden nicht in der Architektur und Landschaftsgestaltung. Sie verschwanden in der örtlichen Bauindustrie, machten die Mitglieder der Koalition aus Erschließern und Offiziellen so reich, dass sie nun zu den Immobilienmagnaten Chinas gehören. Der zweite Erfolg bestand darin, dass alle gebauten und geplanten Wohneinheiten verkauft wurden – was dank einer aggressiven Vermarktung, eines starken Interesses an Grundbesitz und des Fehlens einer Grundsteuer ebenfalls gut funktionierte. Wie der in China tätige amerikanische Finanzwissenschaftler Patrick Chovanec betont, haben die Menschen angesichts künstlich niedriger Sparzinsen, einer nicht existenten Grundsteuer und eines volatilen Aktienmarkts gute Gründe, ihr Geld in Immobilien zu investieren – solange die Preise steigen, selbst wenn es sich dabei um Eigentumswohnungen in einer Geisterstadt am Rande der Wüste Gobi handelt.

Hinsichtlich dessen was in China zählt, sind die Errichtung der Stadt und der erfolgreiche Verkauf der Wohnungen also ausreichende Gründe zum Feiern –  zumindest für die Besitzer des Kapitals, die auch die Nutzung des Landes kontrollieren.
Während man sich darüber lustig macht, dass sie eine Geisterstadt bauten, haben sie auf dem Weg zur Bank gut lachen. Das Lachen kann auch bis zur nächsten Beförderung anhalten, denn Chinas bürokratisches System schaut günstig auf konkrete Leistungen wie Kangbashi, insbesondere dann, wenn die Bürokratie voll in den Erfolg einbezogen ist.

Ein ökologisches Desaster

Selbstverständlich wird die neuste verbaute Technologie in Kangbashi als ein positiver Schritt in Hinblick auf Klima- und Umweltschutz propagiert und man auf die
forschungsintensive Nutzung alternativer Energie, einer vitalen, kreativen Wirtschaft und einem luxuriösen Leben stolz sei.
Beim genauen hinschauen stellt man aber sehr schnell fest, dass dieser propagierte Stolz eine ökologisches Desaster ist.

Kangbashis Größe und Maßstab sind für alle westlichen Stadtplaner_innen ein Albtraum und strafen alle ökologischen Behauptungen der Planung solcher Städte.
Schließlich ist nichts ökologisch daran, eine mehr als 35 Quadratkilometer große Prärie in eine Stadt zu verwandeln.
Der größte bislang neu angesiedelte Industriebetrieb ist das Zweigwerk eines Autoherstellers.
Die Bauarbeiter in Ordos berichteten zudem, dass hinter den schicken Fassaden der Eigentumswohnungen der Innengestaltung keine besondere Beachtung geschenkt wurde. Das Knausern bei den Baumaterialien dürfte dafür sorgen, dass vielen Neubauten unter den harten klimatischen Bedingungen in der Inneren Mongolei kein langes Leben beschieden sein wird. An gerade fertiggestellten Wohnhäusern sind bereits jetzt Rostflecken sichtbar. Selbst das neue Museum ist ein baulicher Alptraum, denn es keinen einzigen Raum mit glatter Wandfläche undfh rechten Winkel.

Eine bedenkliche Finanzierung

Was in Ordos auffällt, ist eine gigantische Anhäufung an Reichtum, der in diesem Fall von der Kohle- und Gasindustrie geschaffen wurde und über das nicht gerade legale Finanzwesen in die örtliche Grundstückserschließung geleitet wird. Kangbashi wurde nicht errichtet, weil die Grundstücks­erschließung das natürliche Ziel des örtlichen Kapitals waren, sondern weil die Stadtverwaltung wollte, dass es dorthin fließt. Die Gier nach mehr Einfluss in der Partei und auch um das eigene luxuriöse Leben zu sichern und finanzieren, ist die Stadtverwaltung eben auf jene Finanzierung dringend angewiesen. Dabei ist es selbstverständlich hilfreich, dass die Stadtregierung auch über die administrativen Machtmittel verfügt, um das Geld in eben jene gewünschte diese Richtung zu lenken. Zudem sorgt der spektakuläre Erfolg von Grundstücksinvestitionen in den größeren Städten Chinas für Nachahmer. Neue Städte werden in ganz China nach ziemlich den gleichen Prinzipien, wenn auch nicht mit so gewaltigen Geldmitteln, in Serie produziert. So zum Beispiel auch die Siedlung Hallstadt in der Stadt Luoyangzhen, welche eine perfekte Kopie der österreichischen Stadt Hallstadt ist. Auch diese Stadt mit ihrem
Disneyland-Charakter ist Menschenleer.

Trotz der Ausnahmestellung, die Kangbashi dank des anspruchsvollen Entwurfs und des Maßstabs innehat, ist es also ein ausgesprochen typisches Beispiel dafür, was geschieht, wenn eine chinesische Stadtverwaltung, die hauptsächlich darauf angewiesen ist, durch Landerschließungen kurzfristige Einkünfte zu erzielen. Für die Stadtverwaltung von Ordos war die Errichtung einer Stadt das Hauptziel; wenn Kangbashi gebaut und ver­kauft werden kann, ist das für sie ein Erfolg, vollkommen gleichgültig, ob am Ende jemand dort wohnt.

Gewiss besteht das Risiko, dass der Grundstücksmarkt einbricht und die Tausenden leerstehenden Wohneinhei­ten ihren Wert verlieren. Einige Investoren könnten gezwungen sein, ihre Immobilie zu verkaufen. Werden sie einen Käufer finden? Und wenn ja, zu welchem Preis? In einem Boom solche Fragen zu stellen, gilt als politisch unklug. Also werden sie nicht gestellt. Und angesichts der großen Rohstoffvorkommen ist einstweilen auch nicht mit einer Verschlechterung der Lage zu rechnen. Unterdessen steht Kangbashi leer, als treffendes Denkmal des Booms.

„Die Uhr tickt. Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis die Blase in China platzt und nicht ob.“

Die Gigantomanie in China sehen Experten sehr kritisch. So warnte der Ökonom Daniel Stelter, in der Financial Times: „Es ist höchste Zeit für uns zu erkennen, dass China es mit einer Immobilienblase historischen Ausmaßes zu tun hat, die jene von Irland und Spanien 2008 und sogar jene von Japan 1989 in den Schatten stellt.“
Auch der Finanzexperte Matthias Weik äußerte sich ähnlich im Wall Street Journal:
„Fakt ist: Die Uhr tickt. Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis die Blase in China platzt und nicht ob.“ Weik kritisiert auch die Gleichgültigkeit vieler westlicher Ökonomen, die das Platzen der chinesischen Immobilienblase als ein rein regionales Problem betrachten würden. Er warnt: „Es wird nicht nur die chinesische Wirtschaft leiden, sondern auch die unserer westlichen Welt. Insbesondere unsere exportorientierte deutsche Wirtschaft wird ausgesprochen betroffen sein.“
Auch asiatische Analysten warnen vor Chinas Immobilienblase. Yu Yong, Chief Risk Officer beim China Agriculture Reinsurance Fund, erklärte kürzlich in einem Podcast: „Immobilien sind die größte Blase, über die in China alle reden. Wenn also etwas passiert, stellt dies eindeutig ein Risiko für die gesamte chinesische Wirtschaft dar.“ Dies wiederum stelle ein Risiko für die Weltwirtschaft dar.

Tatsächlich stehen in China laut der Nachrichtenagentur Reuters mehr als 65 Millionen Wohnungen leer. Zur Einordung: Das entspricht der Gesamtzahl aller Haushalte in Frankreich und  Großbritannien zusammen. Der Grund für den massiven Wohnungsleerstand in China ist der massiver Bauboom und eine zügellose Spekulation die einer Wahnhaftigkeit an Gigantomanie trägt.

Geliebte Menschen

Geliebte Menschen haben wir seit unserer Geburt um uns. Die Eltern, die Großeltern und Geschwister.

Es folgten die ersten Freunde im Kindergarten. Später in der Schule und so werden wir unser lebenlang von geliebten Menschen begleitet.

Geliebte Menschen geben uns Vertrauen, Liebe, Geborgenheit von Anfang an. Geliebte Menschen sind da wenn wir fallen und Trost brauchen.

Geliebte Menschen helfen uns im Leben. Die ersten Schritte, das erste mal Schuhe binden, den ersten Schultag. Vertrauen wir doch der Erfahrung dieser Menschen.

Geliebte Menschen kommen in das Herz. Die erste Freundin, der erste Freund. Geliebte Menschen trösten dich wenn der Kummer zu groß wird und man nicht weiß wohin mit dem Schmerz.

Geliebte Menschen kommen in das Leben und man möchte für immer zusammen sein.
Vertrauen, Liebe, Geborgenheit von Anfang an.

Geliebte Menschen enttäuschen, reißen das Herz heraus und sind mit Hass erfüllt. Das Leben ist so hart und oft undankbar zu einem.

Geliebte Menschen erkranken und man steht mit einer Ohnmacht dabei und ist so hilflos. Der Kummer ist so groß und man weiß nicht wohin mit dem Schmerz.

Geliebte Menschen wenden sich ab wenn sie nicht begreifen das das Leben nicht in den Bahnen läuft wie sie es kennen.

Geliebte Menschen hinterlassen tiefe Narben auf der Seele.
Vertrauen, Liebe, Geborgenheit sind plötzlich weg. Kein Trost wenn der Kummer am größten ist.

Geliebte Menschen geben dich nicht auf. Wird der Weg noch so steil und steinig. Ist keine Hoffnung mehr da, lassen sie dich nicht fallen.

Geliebte Menschen gehen mit dir deine Träume. Vertrauen, Liebe, Geborgenheit von Anfang an. Sie stehen zu dir wie weit sie auch weg sein mögen.

Geliebte Menschen sehen die Narben auf der Seele. Vertrauen ist Balsam für die Seele. Liebe ist da und zeigt das man nicht alleine ist. Geborgenheit schafft die Grundlage für neues.

Geliebte Menschen sind jene die in deinem Herzen bleiben.
Keine Herkunft, keine Hautfarbe, keine Religion. Menschen.
Menschen die dich so nehmen wie du bist.
Auch du bist ein geliebter Menschen und gibst Vertrauen, Liebe und Geborgenheit.

Geliebte Menschen

©Naike Juchem, 21. Juni 2021

Die Badewanne

Die Dialoge kennt wohl auch jeder.
Der Streit zwischen den Herren Müller-Lüdenscheidt und Dr. Klöbner ist legendär.

Loriot hat mich schon sehr früh mit seinen Cartoons und Sketche fasziniert. Mein ältestes Stofftier heißt nicht umsonst Wum.
Loriot war ein Meister der Betrachtung aus dem alltäglichen Leben. Sein Witz und Humor zeigte den Zuschauer und Zuhörer eigentlich nur den Spiegel. Er hatte NIE Menschen beleidigt, angegriffen oder vorgeführt. Diese Kunst beherrschen weniger Künstler. Hape Kerkeling und Rowan Atkinson zähle ich zu solchen Größen der Unterhaltung definitiv dazu.

Müller-Lüdenscheid: “Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich wäre jetzt ganz gerne allein.”
Kloebner: “Wer sind Sie denn überhaupt?”
Müller-Lüdenscheid: “Mein Name ist Müller-Lüdenscheid.”
Kloebner: “Kloebner, Doktor Kloebner.”
Müller-Lüdenscheid: “Angenehm.”
Kloebner: “Angenehm.”
Müller-Lüdenscheid: “Können Sie mir sagen, warum Sie in meiner Badewanne sitzen?”
Kloebner: “Ich kam vom Pingpong-Keller und hatte mich in der Zimmernummer geirrt. Das Hotel ist etwas unübersichtlich.”
Müller-Lüdenscheid: “Aber jetzt wissen Sie, dass Sie in einer Fremdwanne sitzen und baden trotzdem weiter.”
Kloebner: “Von Baden kann nicht die Rede sein, es ist ja kein Wasser in der Wanne.”
Müller-Lüdenscheid: “Als ich das Bad betrat, saßen Sie im warmen Wasser.”
Kloebner: “Aber Sie haben es ja wieder abgelassen.”
Müller-Lüdenscheid: “Weil Sie es eingelassen haben, Herr Doktor Kloebner. In meiner Wanne pflege ich das Badewasser selbst einzulassen.”
Kloebner: “Na, dann lassen Sie’s doch jetzt ein.”
Müller-Lüdenscheid: “Mein Badewasser lasse ich mir ein, wenn ich es für richtig halte.”
Kloebner: “Gewiss, natürlich.”
[Verlegenes Pfeifen…]
Kloebner: “Es sitzt sich recht kühl, einfach so in der Wanne.”
Müller-Lüdenscheid: “Ich sitze gern mal ohne Wasser in der Wanne.”
Kloebner: “Ach.”
Müller-Lüdenscheid: “Was heißt ‘Ach’?”
Kloebner: “Ach. Sie sagten, dass Sie gerne ohne Wasser in der Wanne sitzen und ich meinte ‘ach’.”
Müller-Lüdenscheid: ‘Aha.’
Kloebner: “Ich hätte auch ‘Aha’ sagen können, aber ich wollte meiner Verwunderung darüber Ausdruck geben, dass Sie es vorziehen, ohne Wasser in der Wanne zu sitzen.”
Müller-Lüdenscheid: “Herr Doktor Kloebner, ich leite eines der bedeutendsten Unternehmen der Schwerindustrie und bin Ihnen in meiner Badewanne keine Rechenschaft schuldig.”
Kloebner: “Nein, nein.”
Müller-Lüdenscheid: “Ich entscheide persönlich, ob ich mit Wasser bade oder ohne.”
Kloebner: “Ja, ja.”
Müller-Lüdenscheid: “Im übrigen sagte ich nur…”
Kloebner: “Herr Müller-Lüdenscheidt…”
Müller-Lüdenscheid: “Bitte lassen Sie mich ausreden. Ich sagte, dass ich, wenn es die Situation erfordert, durchaus in der Lage wäre, auch mal ein Wannenbad ohne Wasser zu nehmen.”
Kloebner: “Ja, ja.”
Müller-Lüdenscheid: “Und die Entscheidung darüber, ob ich mein Wannenbad mit oder ohne Wasser zu nehmen habe, lasse ich mir von niemandem aufdrängen.”
Kloebner: “Nein, nein.”
Müller-Lüdenscheid: “Auch von Ihnen nicht, Herr Doktor Kloebner.”
Kloebner: “Herr Müller-Lüdenscheidt, es wäre ja immerhin denkbar, dass es gewisse Argumente gäbe, die dafür sprächen, das Wasser jetzt einlaufen zu lassen.”
Müller-Lüdenscheid: “Wie wollen Sie das beurteilen?”
Kloebner: “Mein Gott, ich bade ja auch nicht zum ersten Mal.”
Müller-Lüdenscheid: “So?”
Kloebner: “Und nach meiner Erfahrung ist eben ein warmes Wannenbad mit Wasser zweckmäßiger als ohne.”
Müller-Lüdenscheid: “Das ist Ihre ganz persönliche Meinung, Herr Doktor Kloebner. Aber man darf ja wohl noch anderer Ansicht sein.”
Kloebner: “Ach, was.”
Müller-Lüdenscheid: “Sie können sich in meiner Wanne eine eigene Meinung überhaupt nicht leisten.”
Kloebner: “Herr Müller-Lüdenscheidt!”
Müller-Lüdenscheid: “Herr Doktor Kloebner! Ich lasse jetzt das Wasser ein, wenn Sie mich höflich darum bitten.”
Kloebner: “Bitte.”
Müller-Lüdenscheid: “Höflich.”
Kloebner: “Höflich.”
Müller-Lüdenscheid: “Na, also.”
Müller-Lüdenscheid: “Was machen Sie da?”
Kloebner: “Ich lasse etwas kühleres Wasser ein.”
Müller-Lüdenscheid: “Das ist sehr aufmerksam, aber ich hätte doch gerne noch eine Kleinigkeit von dem heißen.”
Kloebner: “Wenn ich jetzt einen Schuss von dem kalten dazunehmen könnte.”
Müller-Lüdenscheid: “Das war eine Idee zu viel.”
Kloebner: “Ach.”
Müller-Lüdenscheid: “Ich glaube, noch ein paar Tropfen heißes und man könnte sich einigen. Geht es so?”
Kloebner: “Oh, ja. Vielen Dank.”
Müller-Lüdenscheid: “Oh, bitte sehr. Die Ente bleibt draußen.”
Kloebner: “Herr Müller-Lüdenscheidt!”
Müller-Lüdenscheid: “Die Ente bleibt draußen!”
Kloebner: “Herr Müller-Lüdenscheidt, ich bade immer mit dieser Ente.”
Müller-Lüdenscheid: “Nicht mit mir.”
Kloebner: “Ich kenne Sie ja erst seit heute.”
Müller-Lüdenscheid: “Wenn Sie die Ente hereinlassen, lasse ich das Wasser heraus.”
Kloebner: “Das sind wohl die Erpressermethoden Ihrer Gangsterfirma.”
Müller-Lüdenscheid: “Herr Doktor Kloebner!”
Kloebner: “Herr Müller-Lüdenscheidt!”
Müller-Lüdenscheid: “Akademiker wollen Sie sein? Ha.”
Kloebner: “Also, was ist jetzt?”
Müller-Lüdenscheid: “Ich lasse das Wasser heraus, wenn Sie die Ente hereinlassen.”
Kloebner: “Ich nehme meine Ente herein.”
Müller-Lüdenscheid: “Wo ist der Stöpsel?”
Kloebner: “Sie sitzen drauf.” Wissen Sie eigentlich, dass viele Menschen überhaupt kein Bad besitzen?”
Müller-Lüdenscheid: “Ach, Sozi sind Sie wohl auch noch?”
Kloebner: “Herr Müller-Lüdenscheidt!”
Müller-Lüdenscheid: “Herr Doktor Kloebner! Also lassen Sie die Ente in Gottes Namen herein.”
Kloebner: “Nein, mit Ihnen teilt meine Ente das Wasser nicht.”
Müller-Lüdenscheid: “Sie lassen sofort die Ente zu Wasser!”
Kloebner: “Ich denke nicht daran.”
Müller-Lüdenscheid: “Dann tauche ich jetzt so lange, bis Sie die Ente zu Wasser lassen.”
Kloebner: “Bitte sehr…”
Müller-Lüdenscheid: “Es ist mir ernst! Ich zähle bis drei. Eins, zwei, drei… Hmmmmm…..”
Kloebner: “Da sind Sie ja schon wieder.”
Müller-Lüdenscheid: “Jawohl.”
Kloebner: “Passen Sie mal auf!”
Müller-Lüdenscheid: “Herr Doktor Kloebner? Hören Sie? Wenn Sie nicht sofort auftauchen, verlasse ich die Wanne. Die Luft anhalten kann jeder.”
Kloebner: “Was sagen Sie nun?”
Müller-Lüdenscheid: “Sie langweilen mich.”
Kloebner: “Aber ich kann länger als Sie.”
Müller-Lüdenscheid: “Es gibt Wichtigeres im Leben.”
Kloebner: “Was denn?”
Müller-Lüdenscheid: “Ehrlichkeit, Toleranz…”
Kloebner: “Ja…”
Müller-Lüdenscheid: “Mut, Anstand…”
Kloebner: “Ja… Ja…”
Müller-Lüdenscheid: “Hilfsbereitschaft…”
Kloebner: “Ja…”
Müller-Lüdenscheid: “Tüchtigkeit, Zähigkeit…”
Kloebner: “Ja…”
Müller-Lüdenscheid: “Sauberkeit…”
Kloebner: “Aber ich kann länger als Sie.”
Müller-Lüdenscheid: “Es kommt auf den Charakter an.”
Kloebner: “Aber ich kann länger als Sie.”
Müller-Lüdenscheid: “Und das glaube ich ihnen nicht.”
Kloebner: “Dann tauchen wir jetzt gleichzeitig.”
Müller-Lüdenscheid: “Wie Sie wünschen.”
Kloebner: “Dann werden wir’s ja sehen.”
Müller-Lüdenscheid: “Das werden wir sehen.”
Kloebner: “Ich habe schon ganz verschrumpelte Finger.”
Müller-Lüdenscheid: “Ich auch.”
Kloebner: “Also. Eins, zwei…”
Müller-Lüdenscheid: “Drei… Hmmmmm….”


Stimme: “Ist hier jemand? Hallo? Entschuldigen Sie, ist das hier Zimmer 107?”

Das viereinhalb Minuten Ei

Das viereinhalb Minuten Ei

Nach Loriot

Berta!

Ja?

Das Ei ist hart! Das Ei ist hart!

Ich habe es gehört.

Wie lange hat das Ei denn gekocht?

Zu viele Eier sind gar nicht gesund!

Ich meine, wie lange DIESES Ei gekocht hat?

Du willst es doch immer viereinhalb Minuten haben.

Das weiß ich.

Was fragst du denn dann?

Weil dieses Ei nicht viereinhalb Minuten gekocht haben kann.

Ich koche es aber jeden Morgen viereinhalb Minuten!

Wieso ist es dann mal zu hart und mal zu weich?

ICH WEISS ES NICHT, ich bin kein HUHN!

Ach, und woher weißt du, wann das Ei gut ist?

Ich nehme es nach viereinhalb Minuten heraus, mein Gottl

Nach der Uhr oder wie?

Nach Gefühl. Eine Hausfrau hat das im Gefühl.

Im Gefühl? Was hast du im Gefühl?

Ich habe es im Gefühl, wenn das Ei weich ist.

Aber es ist hart! Vielleicht stimmt da mit deinem Gefühl was nicht.

Mit MEINEM Gefühl stimmt was nicht? Ich stehe den ganzen Tag in der Küche, mache die Wäsche, bringe deine Sachen in Ordnung, mache die Wohnung gemütlich…

Ja ja.

…ärgere mich mit den Kindern herum und du sagst, mit meinem Gefühl stimmt was nicht?

Wenn ein Ei nach Gefühl kocht, dann kocht es eben nur zufällig genau viereinhalb Minuten.

Es kann dir doch ganz EGAL sein, ob das Ei zufällig viereinhalb Minuten kocht, Hauptsache, es KOCHT viereinhalb Minuten!

Ich hätte nur gern ein weiches Ei und nicht ein zufällig weiches Ei. Es ist mir egal, wie lange es kocht!

Aha! DAS ist dir egal.Es ist dir also EGAL, ob ich viereinhalb Minuten in der Küche schufte.

Nein, nein.

Aber es ist NICHT egal. Das Ei MUSS nämlich viereinhalb Minuten kochen.

Das habe ich doch gesagt.

Aber eben hast du doch gesagt, es ist dir egal!

Ich hätte nur gern ein weiches Ei.
——
Schlusspointe

Gott, was sind Männer primitiv!

Ich bringe sie um! Morgen bringe ich sie um!

Lüttich im November

Ein Blick vom Denkmal des 14. Linieninfanterie-Regiments über Lüttich

8. und  9. November 25

Dieses Wochenende stehe ich in Lüttich.

Mit Nila bin ich in Richtung Altstadt gelaufen. Durch ein paar enge Gassen kam ich dann an die Montagne de Bueren (Bueren-Berg Treppe)
Man soll gar nicht glauben wie anstrengend 374 Stufen sein könnnen – bin ja auch nicht mehr die jüngste.
Keuchend und geschwitzt (durch die sehr warme Sonne) kam ich am Gipf vom Mount Everest an. Die Novembersonne auf 8000 Meter Gipfhöhe brannte erbarmungslos auf die Netzhaut.

Wenn ich näher am Mond als am Erdmittelpunkt war, konnte ich auch noch weiter zu einem kleinen Aussichtspunkt am Denkmal des 14. Linieninfanterie-Regiments gehen.

Von der Zitadelle Lüttich, deren Eingang ich nicht gefunden hatte, wollte ich zu einer anderen Aussichtsplattform oberhalb der Meridianengrenze gehen. Nach meinem Gefühl ging ich einen kleinen Pfad hoch.
An Wiesen und Bäumen vorbei, wusste gar nicht, dass in solcher Höhe noch eine bekannte Flora anzutreffen ist, kam ich irgendwann irgendwo in Lüttich wieder raus.

Bergauf zu laufen hielt ich für keine gute Idee, als ging es Begab – war mit High Heels auf Kopfsteinpflaster auch nicht sonderlich lustig. Zumal ich noch Nila an der Leine hatte. Vor meinem geistigen Auge sag ich schon dem Erdmittelpunkt hin fallend.

Auf einem Normalnull-Niveau angekommen, musste ich mich erst einmal orientieren. Da ich die Maas, nicht wie einst die mittelalterliche Händler aus Franken nach Antwerpen, überquert hatte, musste ich nach dem Gefühl nach links laufen.

An einer kleinen Bar habe ich dann erstmal einen Cappuccino getrunken und kam mit zwei älteren Damen am Nachbartisch ins Gespräch.

Da ich auf dem Weg zum Lkw durch die Altstadt gelaufen bin, suchte ich mir noch eines der vielen Restaurants auf.
In Belgien gibt es in den Bars, Cafés und Restaurants mitunter mehr Biersorten als Speisen. Ich entschied mich für ein Primus IPA. Lecker Bier! Leicht gehopft, sehr würzig und trotzdem mild in Nachtrunk. Die Belgier können nicht nur Waffeln und Pommes machen.
Als Mittagsessen hatte ich mich für einen Burger „Le Perron“ entschieden.

Auf den Rückweg sprachen mich zwei Mädchengruppen von Pfadfinderinnen an, ob sie Fotos von meinen Stiefel machen dürfen. „Avec plaisir.“

Nun sitze ich am Hafen von Lüttich umgeben von der Maas und schaue dem Sonnenuntergang entgegen.

Manege frei für den Circus Rolina

Circus – die Faszination aus atemberaubender Akrobatik, Clownerie und Dressur.

Circus ist seit Oktober 2005 europäisches Kulturgut und hat eine 250-jährige Geschichte. Die Stars in der Mange nehmen seit jeher die Besucher mit auf eine faszinierende Reise der Akrobatik, Clownerie und Dressur.

Vom 5. bis 14. September 2025 gastiert der Familien-Circus Rolina in dem kleinen Hunsrückort Thalfang.

Manege frei für Liana und Cindy

Beide Artistinnen zeigen eindrucksvoll ihr Können mit bis zu sieben Hula Hoop Reifen. Das Auge kann gar nicht so schnell schauen, wie sich die Reifen drehen.

An den Strapaten zeigen Cindy und Tony eine absolute Perfektion des schwersten Genre in der Luftakrobatik.
Mit atemberaubender Fälle und Drehungen geht es mit unglaublicher Geschwindigkeit über die Manege.

Ohne Slapstick und Clownerie kommt kein Circus aus. So auch nicht der Circus Rolina. Clown Alvin unterhält mehrfach bei der Vorstellung das Publikum und sorgt für so manchen Lacher. Selbstverständlich wird auch das Publikum mit eingebunden.
Auch hat die Clownerie mit Charly als Nachwuchs in der Mange vom Circus Rolina ausgesorgt.

Kontrovers wird oft bei Circuse die Tierhaltung und Dressur diskutiert. Vom Hörensagen kann man sich niemals ein Urteil fällen.
Ich habe vor 11 Jahren Andy Ortmann-Rolina mit seinen vielen Tieren im Trierer Weihnachts Circus gesehen und war damals schon von der unglaublichen Anzahl an Tieren in der Mange begeistert. So ähnlich muss es auch auf Noahs Arche ausgesehen haben.
Umso mehr hat es mich gefreut, dass ich ihn heute persönlich treffe konnte.

Jeder Circus Besucher kann und sollte sich ein Bild von absolut gepflegten Tieren machen. In der Pause hat man die Möglichkeit die Tiere mit Obst oder entsprechenden Tierfutter zu füttern und natürlich zu streicheln. Ein Kamel – oder auch Trampeltier genannt, ist schon verdammt groß, wenn man davor steht und ihm ein Stück Apfel gibt.
Bei meiner liebe zu Kühen, kam ich natürlich auch auf meine Kosten und konnte diese schönen Tier füttern und streichen.
Ob nun Ponys, Pferde, Esel, Kühe, Lamas oder auch Kamele aus nächster Nähe zu streichen oder füttern, ist schon ein tolles Gefühl.

Nach der Pause zeigte Nico Ortmann seine exotischen Tiere. Schlangen, Schildkröten oder auch einen Leguan sah man in der Manege.

Manege frei für Liana mit ihrer atemberaubenden Equilibristik.
Man wundert sich, wie manche Menschen sich verbiegen können, während man sich selbst noch nicht einmal die Schuhe vernünftig binden kann. In Eindrucksvoller Akrobatik zeigt Liana ihre absolute Körperbeherrschung – bei der man nur beim zuschauen schon Rheuma bekommt.

Die 8-jährige Eleyna hat das gleiche Talent wie ihre größere Schwester Liana. Was die kleine Eleyna bereits an Equilibristik in der Mange zeigt ist unvorstellbar. Eleyna hat den Traum an die Circus Akademie nach Berlin zu gehen. Was sie bereits jetzt schon kann, steht ihr eine Artisten Karriere auf dem allerhöchsten Niveau nichts mehr im Weg.

Manege frei für Liana am Luftnetz
Mit einem Luftnetz zeigt Liana eindrucksvoll ihr Können in luftiger Höhe über der Manege. Man hält bei einer Drehung mit Fall automatisch die Luft an. In schnellen Runden über der Mange und dann noch eine spektakuläre Luftakrobatik vorzuführen, ist schon mehr als beeindruckend.

Der Circus Rolina besteht nun in der 7.Generation. Man wird bei der Show mitgerissen und wünscht sich, die Vorstellung ginge nie zu Ende.

Naike Juchem, 6. September 2025

Wupper-Talsperre


Erste Überlegungen für den Bau einer Talsperre im Tal der Wupper wurden bereits Anfang des 20. Jahrhunderts angestellt. Das Hochwasser im Winter 1945/46 führte zu einer konkreten Planung.
Als vorbereitende Maßnahmen wurden ab 1962 Trinkwasserstollen verlegt, Brückenbauwerke errichtet, eine Land- und eine Bundesstraße verlegt sowie die Wupper-Vorsperre gebaut.
Mit dem Bau des Hauptabsperrdammes sowie der vier weiteren Vorsperren wurde im Jahr 1982 begonnen. Die Wupper-Talsperre konnte mit ihrer Kronenhöhe von 40 Meter und Kronenlänge von 320 Meter im Jahr 1987 in Betrieb genommen werden.

Große Teile der Uferbereiche der Wupper-Talsperre sind Landschaftsschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiete werden festgesetzt, um die Funktion des Naturhaushaltes zu erhalten oder wiederherzustellen, wegen Vielfalt und Schönheit des Landschaftsbildes, wegen besonderer kulturhistorischer Bedeutung oder wegen besonderer Bedeutung einer Landschaft für die Erholung.

Ich war heute fast auf dem Grund der Talsperre gewesen. Es ist erschreckend wie viel Wasser auf der gesamten Fläche fehlt. Bei Vollstau beträgt die Wassermenge 25,6 Millionen m³. In Fläche ist dies 2,25 km².
Nach meiner Schätzung fehlen weit über 4 Meter bis zum normalen Wasserniveau. Der Wasserstand war im Juni 2025 mit 54 % außergewöhnlich niedrig.
Heute, am 27. August beträg der Füllstand 23,95 %. Tendenz fallend.

In Zahlen: Der Normalwert liegt bei 252,50 Meter ü NN. Heute liegt der Wasserspiegel auf 239,73 Meter ü NN.

Auf den Fotos kann man sehr gut die eigentlich Wasserlinie sehen. Ich sprach heute mit einigen Besucher aus der Region. Sie sagten mir, dass die Talsperre noch nie so wenig Wasser hatte.

Die Lügen von Vorurteile

Der Fremdenhass in Deutschland wird seit Jahrzehnten auf völlig falsche Behauptungen aufgebaut, weil man nach einem Feindbild sucht. Ob nun gegen den Staat, den Kapitalismus oder Migranten.

Autorin Naike Juchem

Es gab und gibt bereits seit den frühen 1960er Jahre Gruppierungen die sich dem Terror oder Nationalsozialismus verpflichtet fühlen. Diese Gruppierungen haben von einer handvoll bis mehrer tausende Mitglieder. Ihre Motive sind immer gleich: Schuld sind die anderen.

Mit dem Fall der Mauer im Jahr 1989 begann eine neue Ära des Rassismus in Deutschland, der bis heute anhält. Warum aber im Osten?

Als die DDR als Sozialistischer Staat zusammenbrach, standen viele Bürger vor offenen Fragen. Wem 40 Jahre und fast 12 Monate das Denken vorgegeben wurde, musste sich plötzlich mit der immer gewünschten Freiheit auseinandersetzen. Hinzu kamen auf einen Schlag die fast 300.000 Mitarbeiter und Spitzel der Stasi. Diesen Menschen wurde von einem auf den anderen Tag eine Ideologie genommen, für die sie gelebt hatten.
Ihr Feindbild war schnell gefunden: Die anderen.

Ich erinnere mich noch an die Meldungen aus Hoyerswerda im Jahr 1991. Im September kam es zu rassistisch motivierten Angriffen auf ein Flüchtlingswohnheim und Wohnheim für Vertragsarbeiter, dies waren Arbeitnehmer:innen aus anderen sozialistischen Ländern, wie zum Beispiel Vietnam, Mosambik, Kuba oder Angola.
Die Ausschreitungen dauerten mehrere Tage und wurden von hunderten Menschen unterstützt, die die Angriffe teilweise bejubelten. 

In Rostock-Lichtenhagen kam es im August 1992 zu massiven Angriffen auf die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Wohnheim für vietnamesische Vertragsarbeiter wurde mit Molotowcocktails in Brand gesteckt, während sich noch Menschen darin befanden! Auch hier jubelte der Mob und sabotierte sogar die Löscharbeiten der Feuerwehr.

Das aufkommen von Rassismus gerade in Ostdeutschland geht mit der Ergophobie einher. „Die Ausländer nehmen uns die Jobs weg“ wird oft als Grund genannt.
Es folgt die Xenophobie. Hierbei handelt es sich um eine übersteigerte Angst oder Abneigung gegenüber Menschen, die als fremd oder anders wahrgenommen werden. Die BILD und auch die Medien haben dies in den Köpfen der Menschen manifestiert. Schlagwörter wie: Die Islamisierung von Deutschland, oder auch bei der großen Flüchtlingeskrise 2015 wurden die Schlagwörter immer eine Stufe höher. Was anfangs eine Flüchtlingeswelle war, wurde schnell zu einer Welle, dann Flut und später Invasion. Man beachtet die Steigerungsform von einem Wort.
Die Xenophobie griff immer mehr.

Im August 2015 las ich auf Facebook eine Meldung von RTL. Es ging um Flüchtlinge die in der Stadt Hattersheim untergebracht werden sollten. Damals titelte RTL dies mit den Worten: Landrat von Hattersheim ruft wegen Flüchtlinge den Katastrophenalarm aus.
Binnen Minuten überschlugen sich User:innen mit sinnfreien und rassistischen Äußerungen gegen Flüchtlinge.
Niemand der User:innen machte mich Gedanken was der Katastrophenalarm überhaupt ist. Das Gesetz über den Zivilschutz und die Katastrophenhilfe des Bundes (ZSKG) regelt die Aufgaben des Bundes im Bereich des Bevölkerungsschutzes, sowohl im Verteidigungsfall (Zivilschutz) als auch bei Katastrophen in Friedenszeiten. In einem Passus steht u.a. die bauliche Beschaffenheit von Gebäuden. Es ging einzig und alleine um die Anzahl von Toiletten und Brandschutzverorsnung – also die Anzahl der Türen oder Fluchtwege. Mehr nicht. Der Landrat hatte völlig richtig gehandelt, um Menschen schnellstmöglich eine Unterkunft zu geben. Aus einer banalen Meldung wurde ein Hysterie ausgelöst.

Um nun noch mal auf die Xenophobie zurück zu kommen, liest man ständig in den sozialen Netzwerken Aussagen wie: „Die kriegen alles – wir kriegen nichts.“
Es werden Schlagwörter wie: Bürgergeld, Wohnungen und Renten aufgeführt.

Ich war im September 2015 vor Ort in mehreren Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge gewesen. Diese Fotos sind aus einer Aufnahmeeinrichtung in Trier

Flüchtlinge und Asylbewerber bekommen kein Bürgergeld! Die Menschen bekommen nach dem Asylbewerbergesetz rund 460 Euro im Monat. Auch ist es völliger Unsinn, dass diese Menschen Wohngeld, eine freie Wohnortwahl oder gar Renten bekommen.
Die meisten Asylbewerber und Flüchtlinge leben in ehemaligen Kasernen oder Container die irgendwo in einem Industriegiebt stehen.
Das Thema Rente ist auch so eine Sache, bei der sehr viel falsches geäußert wird.
Nur mal zur Einordnung: Wenn man den Zusammenfall der DDR im Jahr 1990 nimmt, also vor 35 Jahren, haben viele der Ostdeutschen Arbeitnehmer:innen in das Rentensystem nichts einbezahlt – und bekommen trotzdem Rente. Gleiches gilt auch für Kindergeld, Elterngeld und Wohngeld.

Eine „Wohlfühltatmosphäre“ sieht anders aus

Westdeutschland hat seit der Wiedervereinigung etwa 1,6 Billionen Euro an öffentlichen Geldern in den Osten Deutschlands transferiert, um den Aufbau Ost zu unterstützen. Diese Mittel flossen in verschiedene Bereiche wie Infrastruktur, Wirtschaftsförderung, Sanierungen und soziale Projekte. Auch wurde von westdeutschen Arbeiternehmer:innen ein Solidaritätszuschlag vom Lohn abgezogen.
Das die Treuhand und viele Konzerte in Ostdeutschland verbrannte Erde hinterlassen hat, ist hinlänglich bekannt. Dafür kann aber die vorherige Regierung unter Merkel und nachfolgende Politik nichts. Es wurden viele gemacht, bei denen es nicht um das Wohl der Menschen ging. Sich dann aber ein Feindbild zu suchen, dass noch viel weniger dafür kann, ist äußerst primitiv und dumm.

Im Osten von Deutschland ist die mittlerweile rechtsextreme Partei Alternative für Deutschland sehr stark. In manchen Regionen sogar bei 30–40 Prozent. Gerade die AfD die ständig gegen unsere Demokratie und Sozialstaat sich ereifert, wird dort gefeiert weil sie ihre Propaganda auf Angst aufbaut.
Die Psychologie mit der Ergophobie und der Xenophobie greifen sehr gut. Einfache Wörter, die ständig wiederholt werden bleiben in den Köpfen hängen – auch wenn dies alles nur gelogen ist. Es wird Stimmung und Wahlpropaganda mit der Angst gemacht. Das gleiche Prinzip machen auch Versicherungen mit Hausratversicherungen, Feuer- Wasser oder Elementarversicherungen.

Die AfD macht mit Angst Stimmung bei ihren Wähler:innen



Es sind auch immer die Wähler:innen und Anhänger:innen der AfD die von Manipulation durch die „Staatsmedien“ schreien. Nur weil dort deren Meinung nicht vertreten wird, ist es noch lange keine Manipulation. Die AfD Fans werden von ihrer ach so geliebten Partei manipuliere und merken es gar nicht.
Auffallend ist auch, dass sich ausnahmslos nicht sehr kluge Menschen der AfD verbunden fühlen, weil sie die Komplexität von Politik und Wirtschaft nicht begreifen. Sie sehen nur Punkte die für sie sprechen. Meist sind es dann die Migranten, Flüchtlinge, Asylbewerber, Klimawandel oder EU.

Dokumente über die Bespitzelung von Menschen in der DDR


Fazit
Noch nie war Deutschland so sehr gespalten wie in den vergangenen Jahren.
Das Deutschland eine so hohe Staatsverschuldung hat, liegt auch daran, dass wir eine völlig marode und überschuldete DDR übernommen haben.
Ich war immer für ein vereintes Deutschland. Wenn ich aber den Hass und Hetze sehe, der aus dem Osten von Deutschland kommt und auch immer mehr auf das gesamte Land übergreift, bin ich mir nicht so sicher ob der Fall der Mauer zu verhindern gewesen wäre. Unter dem aktuellen Machthaber von Russland hättet ihr nichts zu lachen.

Naike Juchem, 27. Juli 2025

Die gleichschaltung der Medien

All zu oft liest man auf den Sozialen Netzwerken von der Lügenpresse, Staatsfernsehen oder Mainstream Sender.
Wie immer geht es dabei um die öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland.
Merkwürdig ist schon, dass ausgerechnet jene Menschen gegen die „Mainstream Medien“ hetzen, die sich selbst täglich von privaten Fernsehesender berieseln lassen, die fast alle zu einem Konzern gehören.

Die Familie Mohn gehört zu den Einflussreichsten Familien in Deutschland. Der Name Bertelsmann ist dann doch schon eher bekannt, als Mohn. Bertelsmann ist das größte Medienunternehmen der Welt mit rund 75.000 Mitarbeitenden in gut 50 Ländern. Das Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von 19 Milliarden Euro.

Nun eine kleine Einordnung, damit man mal erkennt, wie gleich die privaten Medien sind.

Da wäre zum einen RTL zu nennen.
Die RTL Group ist ein führendes Entertainment-Unternehmen im Sender-, Streaming-, Inhalte- und Digitalgeschäft mit Beteiligungen an 52 Fernsehsendern, sechs Streaming-Diensten und 37 Radiostationen. Um mal ein paar Namen zu nennen: 
– VOX,
– Super RTL
– RTL Zwei
– RTL Nitro
– RTL Plus
– RTLup
–  n-tv 

Bei den Radiosender sieht es folgendermaßen aus. Hier nur die Auszüge aus Deutschland:
RTL – Deutschlands Hit-Radio (Deutschland & Luxemburg)
– The Wave (Berlin)
– 104.6 RTL (Berlin)
– 105’5 Spreeradio (Berlin)
– Antenne Bayern (16 %)
– Antenne Niedersachsen (50 %)
– Antenne Thüringen (15 %)
– Antenne Sylt, über Radio 21
– Big FM (Baden-Württemberg)
– Hitradio RTL Sachsen (30,5 %)
– Sachsen Funkpaket
– Hamburg Zwei (Hamburg, 4,78 %)
– Radio 21 (Niedersachsen, 17,3 %)
– Radio Brocken (Sachsen-Anhalt, 53,5 %)
– Radio Hamburg (29,17 % Anteil)
– Radio NRW (16,96 % Anteil)
– Radio Regenbogen (Baden-Württemberg)
– Radio Ton (Baden-Württemberg, 2 %)
– Rock Antenne über Antenne Bayern
– Rock Antenne Hamburg über Rock Antenne

Die Senderfamilien der RTL Group sind in fünf europäischen Ländern entweder Nummer eins oder Nummer zwei. RTL Deutschland ist die größte Geschäftseinheit der Gruppe und Deutschlands erster Cross-Media-Champion, der in den Bereichen TV, Streaming, Radio, Digital und Publishing tätig ist. Zu den Streaming-Diensten der RTL Group gehören RTL+ in Deutschland und Ungarn sowie M6+ in Frankreich.

Fremantle ist einer der weltweit größten Entwickler, Produzenten und Vertreiber von fiktionalen und nonfiktionalen Inhalten, der jährlich mehr als 11.000 Programmstunden produziert und mit einem internationalen Netzwerk von Teams in 28  Ländern tätig ist. Bertelsmann ist mit einer Beteiligung von mehr als 75 Prozent Mehrheitsgesellschafter der RTL Group.

Gruner + Jahr in Hamburg wurde einst von Bertelsmann gekauft und ging vor Jahren in die RTL Group über. Da wären u.a. Namen wie:
Spiegel
– GEO und alle anderen GEO Titel
– Brigitte
– Gala
– Capital
– Schöner Wohnen
– Eltern 
– Chefkoch
– Business Punk
–  P.M.

ProSieben Sat.1 Media SE

Bei der ProSieben Sat.1 Media SE sieht es ähnlich aus.
Hier sind es u.a. die Sender:
– ProSieben, ProSieben Maxx
– Sat1, Sat1 Gold
– Kabel Eins
– sixx
zu nennen.
Der Vorstandsvorsitzende der ProSieben Sat.1 Media SE ist Bert Haberts. Seine langjährige Verbindung zu Bertelsmann und der RTL Group kann man öffentlich nachlesen.

Nun noch die Funke Medien

Die Funke Mediengruppe umfasst eine Vielzahl von Medienbeteiligungen, darunter Regionalzeitungen, Zeitschriften, Online-Portale, Radiobeteiligungen und Tochterunternehmen in den Bereichen Corporate Publishing, Buchverlage, Logistik und Digitales. Nebenbei zählt diese Gruppe zu den größten Regionalzeitungsanbieter in Deutschland.

Da wäre folgende Printmedien zu nennen:
– Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ)
– Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung (NRZ)
– Westfalenpost
– Westfälische Rundschau


Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt um zu erkennen wie gleichgeschaltet die Medien in Deutschland sind. Also sollte man vorsichtig sein, wenn man von der öffentlich-rechtlichen Lügenpresse spricht.


Quellen:
– bertelsmann.de
– funkemedien.de
– prosiebensat1.com

Grenzübergang Marienborn

Nach dem Zweiten Weltkrieg teilen die allierten Siegermächte Sowjetunion, Vereinigte Staaten von Amerika, Großbritannien und Frankreich – das besiegte Deutschland in Besatzungszonen. Auch Berlin wird in Sektoren geteilt.

Um den Verkehr zwischen den Zonen zu kontrollieren, richten die Allierten 1945 Kontrollpunkte ein. Der Kontrollpunkt Marienborn an der Autobahn Hannover-Berlin liegt unmittelbar an der Grenze zwischen britisch besetzter Zone im Westen und sowjetisch besetzter Zone im Osten.

Mit der Verschärfung der politischen Gegensätze zwischen den Westallierten und der Sowjetunion entwickelt sich der weltweite Ost-West-Konflikt. Der Kontrollpunkt Marienborn liegt an der Naht- stelle zweier feindlicher Machtblöcke – dem kommunistischen Herrschaftsbereich im Osten und den kapitalistischen Demokratien im Westen. Der Konflikt zwischen den Systemen führt zur Teilung Deutschlands in zwei Staaten: Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik.



Der Grenzübergang Marienborn in der DDR wird zum Ort der Grenzsicherung der kommunistischen Diktatur gegenüber dem Westen. Der einzige Zugang der westlichen Alliierten ins geteilte Berlin ent- wickelt sich rasch zur bedeutendsten Kontrollstelle an der innerdeutschen Grenze zur Bundesrepublik. Über sie wird der Reise- und Güterverkehr nach West-Berlin, in die DDR, nach Polen und in die damalige Tschechoslowakei abgewickelt. Für die Mehrheit der Menschen im Osten bleiben Reisen in den Westen ein Traum. Für sie ist die Grenze ein unüberwindbares Hindernis.

Schnell ist der Kontrollpunkt dem Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen. 1972 bis 1974 entsteht etwa 1,5 Kilometer vom Grenzverlauf entfernt eine neue Grenzübergangsstelle. Auf der nun deutlich großeren Flãche ist eine effektivere Abfertigung des ständig zunehmenden Reiseverkehrs möglich.

Marienborn Passkontrolle, Bespitzelung und Fluchtvereitelung

Prãmien und Auszeichnungen sind nicht nur Leistungsansporn, sie dienen auch der Loyalitätssicherung. Geld- oder Sachprãmien werden für besondere Kontrollerfolge vergeben. Die Medaille für treue Dienste in der Zollverwaltung der DDR erhalten die Mitarbeiter entsprechend ihrer Dienstjahre in Bronze, Silber und Gold

Im Einreisebereich führt der Zollkontrolleur eine Kassierertasche bei sich, um den Mindestumtausch für einen Tagesaufenthalt in der DDR einzuziehen. Die Reisenden müssen mitgeführte Gegenstände und Zahlungsmittel in entsprechende Formulare eintragen, die nach der Abfertigung abgestempelt werden. Während einer Kontrolle nutzen die Zöllner Taschenlampen zum Ausleuchten der Pkw. Lebensmittel und Kosmetikartikel im Gepãck durchsuchen sie mit Sondiernadeln. Bei Transitreisenden beschaut der Zollkontrolleur das Fahrzeug nur von außen und fragt, ob Funkgeräte, Waffen oder Munition mitgeführt werden.



Fluchthelfer und Flüchtlinge nach der gescheiterten Flucht in der Kontrollgarage Ausreise. Nach § 213 Ungesetzlicher Grenzübertritt des DDR-Strafgesetzbuches sind die Vor- bereitung und der Versuch einer Flucht strafbar. Das gilt auch für die Fluchthilfe nach §10. Im Amtsdeutsch Staatsfeindlicher Menschenhandel.

Die Körperdurchsuchung

Das körperliche Durchsuchen von Personen gehört zu den im Zollgesetz der DDR festgelegten Befugnissen der Zollverwaltung. Die Entscheidung für eine solche Kontrolle trifft der Zollamtsleiter, wenn der Verdacht auf einen groben Zoll- und Devisenverstoß vorliegt oder nach einem aufgedeckten Fluchtversuch.
Der Körperdurchsuchungsraum ist ein separierter Bereich, in dem zwei männliche oder zwei weibliche Zollner Reisende abtasten und kontrollieren, die im Verdacht stehen, verbotene Waren oder Gegenstände bei sich zu tragen. Alle mitgetragenen Gegenstände müssen den Zollmitarbeitern ausgehändigt werden. Die Zöllner tasten die verdächtigte Person nach Geld, Waffen oder anderen versteckten Gegenständen ab. Danach muss sie sich ausziehen und sich nach der Kontrolle ihrer Kleidung einer Leibesvisitation unterziehen. Ausgehändigte oder entdeckte Gegenstände können als Beweismittel eingezogen werden.

In der Planwirtschaft der DDR werden die Preise für Grundnahrungsmittel und bestimmte Versorgungsgüter durch staatliche Subventionen niedrig gehalten. Andererseits besteht ein Mangel an hochwertigen Konsumgütern. Die Ausfuhr vieler Waren im Reiseverkehr ist deshalb entweder verboten oder wird mit hohen Zöllen belegt.
Da die eigene Währung nur auf dem Binnenmarkt als Zahlungsmittel dient, benötigt die DDR Devisen, um auf dem freien Weltmarkt einkaufen zu können. Auf die Einfuhr von westlichen Waren werden daher hohe Zolle erhoben.

Bei der Ausfuhr von bestimmten Waren aus der DDR müssen Reisende Genehmigungsgebühren zahlen. Diese werden in DM erhoben und betragen zwischen 50 und 100 % des DDR-Einzelhandelspreises. Dazu gehoren vor allem staatlich subventionierte Konsumartikel wie Spielwaren, Uhren oder Elektrokleingeräte für den Haushalt.
Ein generelles Ausfuhrverbot besteht u. a. für Mark der DDR, Fotoapparate und hitzebeständiges Haushaltsglas sowie für preislich gestützte Waren wie Bettwäsche, Hand- und Tischtücher, Schuhwaren aller Art oder auch für Kartenmaterial.

Besteht der Verdacht, dass bei der Ausreise aus der DDR genehmigungspflichtige Waren von den Reisenden nicht genannt bzw. vorgeführt worden sind, werden Gepäckstücke in einem separaten Raum mithilfe eines Röntgengerätes kontrolliert.



Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit

Die Zollverwaltung zählt zu den bewaffneten Organen der DDR. Damit kommt ihr eine wichtige Rolle bei der Absicherung der SED-Herrschaft nach außen und innen zu. Wegen des ständigen Kontaktes zu westlichen Reisenden, stellen die Zollmitarbeiter für die SED-Führung auch ein Sicherheitsrisiko dar.
Daher wirbt das Ministerium für Staatssicherheit einzelne Zollner als Inoffizielle Mitarbeiter (M) an, um von ihnen Informationen über Gespräche und Verhaltensweisen her Kollegen zu erhalten. 1979 sind alle wichtigen Positionen im Führungsstab des Grenzzollamtes Marienborn mit lM besetzt.

Angehõrige der Zollverwaltung bespitzeln als InoffizileMitarbeiter ihre Kollegen bei der Arbeit und im Privatleben. Dadurch sollen sie, so der Auftrag der Staatssicherheit, „politische Aufweichung, labile Verhaltensweisen, Anzeichen der Korruption und verdächtige Kotakte“ aufdecken und verhinden helfen.

Der Minister für Staatssicherheit Erich Mielke überreicht das Ehrenbanner des Zentralkomitees der SED an das Grenzzollamt Marienborn. In seiner Rede betont Mielke die enge Zusammenarbeit der Passkontrolleinheit und des Zolls. Im Jahr 1975 sind an der Grenzübergangsstelle Marienborn 21 Menschen an der Flucht gehindert worden, in den ersten Monaten des Jahres 1976 sind es bereits 27.

Tausende DDR-Bürger versuchen trotz der Gefahr von Verhaftung und Tod, in den Westen zu fliehen. Sie wollen die DDR aus politischen, wirtschaftlichen und persönlichen Gründen verlassen. Wichtige Motive sind die fehlende Reise- und Meinungsfreiheit in der DDR sowie die Aussicht auf bessere Lebensverhältnisse in der Bundesrepublik.
Mit Inkrafttreten des Transitabkommens 1972 dürfen Pkw auf der Durchreise von und nach West-Berlin nur noch bei begründetem Verdacht kontrolliert werden. Viele versuchen nun, in einem Auto versteckt, auf dem Transitweg in den Westen zu gelangen. Entdeckte Flüchtlinge müssen mit einer Freiheitsstrafe von einem bis zu acht Jahren rechnen, ihren Helfern drohen sogar von zwei bis zu 15 Jahre Haft.

Der Teufelstisch in Hinterweidental im Pfälzerwald

Der Teufelstisch ist einer der markantesten Felsen im Pfälzerwald.
Der Fels ist ein 14 m hoher, an einen Tisch erinnernder Pilzfelsen im deutschen Teil des Wasgaus, dem südlichen Pfälzerwald. Auf der französischen Seite sind es die Nordvogesen.
Im Pfälzerwald gibt es mehr als 20 solcher Pilzfelsen, sie sind allerdings alle wesentlich kleiner.

Die Entstehung dieses Felsen ist ein 250 Millionen Jahre altes geologisches Wunderwerk durch die ersten Bildung von Sandsteinschichten.
Durch die anschließende Absenkungen des Erdbodens in der Pfalz, Vogesen und Schwarzwald, haben sich gewaltige Urströme gebildet. Die Welt (Landflächen) liefen nach weiteren Millionen Jahren trocken. Die anschließende Trockenheiten führten zu Ablagerungen, die wir heute im Pfälzerwald und Vogesen bestaunen können.

Unsere heutige bekannten Gebirge, Täler, Flüsse und Meere – ja sogar Kontinente sind in der Trias entstanden. Sie ist die älteste Periode des Erdmittelalters und wird zum Erdaltertum gezählt.

Ungemein lange mechanische und chemische Vorgänge mussten in der Trias ablaufen sein, um eine solche Felsformation entstehen zu lassen.
Das Plateau, also die Tischplatte hat ungefähr ein Gewicht von 300 Tonnen. Fast waagerecht und zu 100% ausbalanciert liegt diese Masse  auf ausgeschwemmten Sandstein.

Man erkennt an dem Felsen sehr deutlich wie Milliarden Kubikmeter Wasser, Geröll und Kies diese Steine über eine unglaublich lange Zeitperiode blank geschliffen haben.

Anm.: Über die Geologe in den Nordvogesen habe ich vor Wochen schon einen Artikel geschrieben.

Das widerwärtige Wahlprogramm der AfD

Ich habe mir mal die Mühe gemacht und das offizielle Wahlprogramm einer Partei durchgelesen, die sich selbst als „Alternative für Deutschland“ bezeichnet.

Von Menschenverachtung, über bürgerliche Kontrolle bis zum völligen Schwachsinn kann man auf 177 Seiten alles öffentlich nachlesen – sofern man mehr als den Schlagzeilen der BILD geistig folgen kann.

Auf Seite 21 und 26 des offiziellen Wahlprogramm kann man lesen, wie sich jene Partei um den kleinen Mann / Frau – oder das Volk kümmern wird. Ich sag mal so, die Verschuldung und Obdachlosigkeit wird sehr schnell zu nehmen.

Bei der Geschlechtsidentität auf Seite 31 steht, „…der Geschlechtsentwicklung sowie zur Änderung des Geschlechts sind häufig fremdgesteuert…“
Aha. Nun, dies kann ich wohl aus eigener Erfahrung sagen, dass da nicht „fremdgesteuert“ ist. Sehr gerne kann man meine eigene Erfahrung und Leidensweg auf meinem Blog unter „Du entscheidest eines Tages oder Tag eins“ nachlesen.

Auf Seite 33 des offiziellen Wahlprogramm steht sogar geschrieben, dass jene Partei den Berufsstand des Heilpraktikers verbieten wird.

Auf Seite 38 kommt der altbekannte Rassismus hervor. Dort steht, dass Einheimische beim Erwerb von Baugrundstücke und Eigenheim bevorzugt werden.

Auf Seite 40 muss natürlich der nicht vorhandene Klimawandel niedergeschrieben werden. Natürlich geht es hier mit voller Breitseite gegen erneuerbare Energien. Die bösen Windräder aber auch.

Auf den Seiten 45 ff stellt sie die Partei dem Güterverker. Sie wollen mehr Güter auf die Schiene bringen, gleichzeitig die LKW-Maut senken und das Schienennetz ausbauen. Ist nur blöd, dass die Erhöhung der Lkw-Maut genau für den Ausbau der Schiene benutzt wird. Hier widerspricht sich jene Partei schon mal selbst und zeigt, welche Ahnung sie hat – keine.
Auch sollen Kabotage- und Sozialvorschriften von ausländischen Spediteuren konsequent überwachen werden. Das Thema Datenschutz ist bei der AfD auch ein Fremdwort.
Jene Partei ist ja auch für mehr Flugverkehr und selbstverständlich auch gegen Tempolimits auf unserer Straßen.

Beim Kampf gegen Desinformation auf Seite 49 dachte ich, mir fällt der Kopf ab.
Gerade jene Partei die ausschließlich auf Lügen und Desinformationen das Dummvolk bei der Stange hält, möchte Desinformationen unter Strafe stellen. Merkt ihr es selbst, was ihr da so schreibt?
Zum Schluß bleibt eine Frage im Raum stehen. Wie war das noch gleich mit der Verfolgung von Homosexuellen?

Ich will ja nun nicht behaupten, dass die Chefin von jener Partei seit 2009 mit einer Frau aus Sri Lanka liiert ist, zwei Söhne haben und die dann auch noch von zwei verschiedene Männer sind.

Folgend habe ich einige Passagen aus diesem offiziellen Wahlprogramm, welches 177 Seiten umfasst, kopiert, damit man mir keine Desinformation vorwerfen kann.

Naike Juchem, 4. Juli 2025



————-
(Seite 21)
UNSER KONZEPT FÜR EINE FAIRE ARBEITSLOSENVERSICHERUNG
Einen Anspruch auf Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung soll nur haben, wer die Arbeitslosigkeit nicht selbst herbeigeführt hat. Grundsätzlich soll der Anspruch auf Arbeitslosengeld für Personen, die ab 2026 erstmalig eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufnehmen, erst nach drei vollen Beitragsjahren eintreten und zunächst auf sechs Monate beschränkt werden.

—————
Unter der Überschrift „Für eine funktionierende Grundsicherung für Arbeitssuchende“ steht auf Seite 26 folgendes: Wir wollen erwerbsfähige Grundsicherungsbezieher schneller wieder in Arbeit bringen, damit sie wieder auf eigenen Beinen stehen können. Gleichzeitig senken wir so die Kosten für die Steuerzahler, die unsere Grundsicherungssysteme finanzieren. Dabei gehen wir vom Grundsatz aus, dass jeder, der arbeiten kann, auch arbeiten soll, anstatt der Gesellschaft zur Last zu fallen. Dazu wollen wir
– erwerbsfähige Bürgergeldempfänger, die nach 6 Monaten noch immer im Leistungsbezug sind, zu gemeinnütziger Arbeit heranziehen,

—————-
Geschlechtsidentität (Seite 31)
Pharmakologische und operative Eingriffe bei Minderjährigen zur Verzögerung der Geschlechtsentwicklung sowie zur Änderung des Geschlechts sind häufig fremdgesteuert und ideologisch begründet und können lebenslang psychische und physische Schäden bewirken. Deshalb werden wir Pubertätsblocker und nicht medizinisch indizierte Eingriffe zur Änderung des Geschlechts verbieten.

————–
Einheimische fördern (Seite 38)
Bei der Vergabe von Wohnbaugrundstücken und Wohnraum sind Einheimische nach dem Einheimischen-Modell zu bevorzugen.

—————
Auf Seite 40 ist folgendes zu lesen:

Unabdingbar für den Verbleib der Menschen in ihrer Heimat ist, dass diese nicht durch den Zubau mit Windkraftgroßanlagen zu einem Industriepark verkommt.
Größe und Häufigkeit solcher Anlagen und deren maßlose Anhäufung zu Windparks zerstören das Landschaftsbild ganzer Regionen, während weiterhin selbst kleine Wohngebäude im Außenbereich keine Chance auf eine Baugenehmigung haben. Möglich wurde dies durch zahlreiche ideologiegetriebene Änderungen im Baurecht auf Bundes- und Landesebene.
Wir werden die großflächigen Naturzerstörungen durch Windkraft- und Photovoltaikanlagen in Wäldern, Feldern und auf Ackerflächen sofort beenden.

————
Bundesautobahnen entlasten – Transitverkehr auf Schiene und Wasserwege verlagern  (Seite 45)
Die AfD lehnt ein generelles Tempolimit auf Bundesautobahnen strikt ab. Stattdessen wollen wir die wirklichen Probleme anpacken. Viele Autobahnen und Brücken in Deutschland müssen seit langem dringend saniert und instandgesetzt werden. Das geht nur mit effizienten Maßnahmen in der Planung und Ausführung von Baustellen sowie dem Wegfall der Umweltverträglichkeitsprüfung bei Ersatzbauten.
Zudem fordert die AfD mehr Lkw-Parkplätze sowie konsequente Anwendung bestehender Lkw-Überholverbote zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer. Die massive CO₂-bezogene Erhöhung der Lkw-Maut muss zurückgenommen werden, da sie vor allem die Waren verteuert.
Um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Spediteure zu sichern, wollen wir die Einhaltung der Kabotage- und Sozialvorschriften bei ausländischen Spediteuren konsequent überwachen. Hierzu sollen sowohl die Mautdaten als auch die Daten aus dem intelligenten Fahrtenschreiber genutzt werden.

—————
Sicherer, sauberer und verlässlicher Schienenverkehr (Seite 45 und 46)

Die AfD unterstützt den Ausbau des zu lange vernachlässigten Schienennetzes – insbesondere die Beseitigung von Engpässen und die Erweiterung des Hochgeschwindigkeitsnetzes. Das Deutschlandticket muss zu einem ehrlichen Preis angeboten werden; die vorhandenen Mittel sollen für die Verbesserung des Angebots und des Schienennetzes ausgegeben werden und nicht für Subventionen.

—————–
Flugverkehr als Wirtschaftsfaktor stärken (Seite 46)
Der globale Flugverkehr ist von elementarer Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland und darf nicht kurzsichtig einer unwissenschaftlichen Klima-Hysterie geopfert werden. Deutschlands Flughäfen sind als Wirtschaftsfaktor zu stärken.
Nach dem Ende der Corona Einschränkungen haben – abgesehen von Deutschland – alle Länder Europas das Vor-Corona-Niveau längst wieder erreicht. Die deutschen Flughäfen und Fluggesellschaften leiden dagegen unter überbordenden, rein ideologisch begründeten Nebenkosten, die sie nur begrenzt an ihre Kunden weitergeben können. Viele Flüge werden dadurch unrentabel, weshalb es bereits zu erheblichen Verkehrsverlagerungen ins Ausland kommt. Ideologisch motivierte Verbote von Inlands- und Kurzstreckenflügen lehnen wir ab.

——————-
Kampf gegen Desinformation (Seite 49)
Kritische und vermeintlich störende Meinungen, solange sie nicht die Grenze zur Strafbarkeit überschreiten, gehören zum verfassungsrechtlich garantierten Recht eines jeden Bürgers unseres Landes. Die Äußerung der freien Meinung in Medien jeglicher Art stellt auch eine Kontrollmöglichkeit des Bürgers gegenüber dem Staat dar. Die freie Meinungsäußerung schließt auch das Recht auf Irrtum ein.

In letzter Zeit wird jedoch durch öffentlich-rechtliche sowie „nicht-staatliche“ Akteure versucht, die Meinungsfreiheit durch direkte Verbote oder Delegitimierung kritischer Meinungen einzuschränken. Immer mehr öffentlich-rechtliche sowie nicht-staatliche Akteure, sogenannte „NGOs“, wie zum Beispiel „Faktenchecker“ oder „Correctiv“, werden über staatliche Beauftragung und Finanzierung für Desinformationskampagnen eingespannt. Beispielhaft sei hier an die Kampagnen für die Corona-Impfung erinnert.

Quelle: https://www.afd.de/wp-content/uploads/2025/02/AfD_Bundestagswahlprogramm2025_web.pdf

Die Kapelle Saint Léon von Dabo

Da es die Dagsburg nicht mehr gibt, lasse ich nun ihre Wechselhafte Geschichte weg und belasse es nur bei einer kleinen Einordnung.

Nach dem westfälischen Frieden wurde das Elsass an Frankreich abgetreten aber
der Herzog von Leiningen, Besitzer der
Dagsburg wollte Ludwig den XIV nicht anerkennen und griff 1672 zu den Waffen gegen ihn. Die Dagsburg war ein Hindernis
für die Truppen Ludwig des XIV.
Nach langer Belagerung hat M.De Bois-David am 13 März 1677 die Kapitulation erreicht. Zwei Jahre danach wurde auf Befehl Ludwigs des XIV die Dagsburg
geschleift.
So sind heute nur noch ein paar Mauern von der einstigen Burg übrig geblieben.

Erst 150 Jahre später, im Jahr 1828, wurde auf Betreiben des damaligen Pfarrers Klein eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Leo dem IX errichtet. Diese hielt den Wetterbedingungen in immerhin 664 Meter über dem Meeresspiegel nicht lange stand und wurde 1889 abgerissen.
Im selben Jahr beschloss man sie im romanischen Stil des 11. Jahrhunderts die Kapelle neu aufzubauen. Die Bauarbeiten dauerten zwei Jahre. So konnte die Kapelle am 12. Oktober 1892 eingeweiht werden.

Über dem Portal der Kapelle sieht man die Wappen der Grafen von Dagsburg und die des heiligen Leo.

Weit über dem Kirchenportal auf dem Turm, der eine Aussichtsplattform hat, thront der heilige Leo IX. und segnet die Pilger.

Im Chor, sieht man auf dem linken Kirchenfenster (leider nicht komplett) die heilige Gerberga. Sie war die Nichte des Heiligen Leo und Abtissin im Kloster von
Hesse.
Auf dem rechten Kirchenfenster sieht man eine Abbildung des Heiligen Leo IX, Schutzpatron von Dabo.

Der Geologie in den Vogesen auf der Spur

Die Vogesen entstanden im Tertiär, genauer im Eozän, also vor etwa 50 Millionen Jahren durch eine tektonische Anhebung der noch jungen Erdkruste.
Zu jener Zeit bildeten die Vogesen noch ein gemeinsames Massiv mit dem Schwarzwald, bevor sich der Oberrheingraben absenkte und so sich zwei Gebirgszüge bildeten.

Ich war eben auf dem Weg zu mehreren Aussichtspunkte im Zorn Tal der Vogesen.
An einigen Stellen ragen massive Sandsteinfelsen aus dem Boden. Hier kann man die damalige vulkanische Tätigkeit in der Eozän sehr gut sehen. Zwischen dem massiven Sandstein sieht man auch sehr viele Kieselsteine.

Die Kiesablagerungen in dem Sandstein sind durch jene geologische Prozesse in der Eozän entstanden. Sandstein selbst ist ein Sedimentgestein und besteht aus Sandkörnern die durch Bindemittel wie zum Beispiel Kieselsäure und Kalk zusammengehalten wird.
Kies ist bedeutend härter als Sandstein, weil dieser aus Granit, Gneis oder Quarz besteht.
An den Unrerseiten von dem Sandstein kann man die „Aufblühungen“ der beiden Gesteine sehr deutlich sehen.

Wanderung zu den Felsenhäuser von Hasselbourg /Hellert

Ich fand im großen WWW kaum eine vernünftige Wegbeschreibung zu den Felsenhäusern von Hasselbourg, also schreibe ich sie selbst.

Im Ort Hasselbourg steht an einer Kreuzung ein Hinweisschild „Maison Troclodyte“ nach links. Nach gut einem Halben Kilometer steht rechts wieder ein Wegweiser. Der Weg zu einem kleinen Parkplatz ist nicht für jedes Auto geeignet. Wenige Meter weiter ist auf der linken Seite der Straße ein weiterer Parkplatz.

Auf dem rechten Parkplatz steht an einem Baum ein sehr kleiner Wegweiser mit Minutenangaben zu einem Aussichtspunkt und zu den Maison Troclodyte.
Der Waldweg ist auch mit einem Fahrrad befahrbar. Nach etwa 1 Kilometer ist wieder ein sehr kleiner Wegweiser an einem Baum nach links.
Der Weg wird zu einem Pfad, ist aber mit einem Fahrrad immer noch befahrbar.

Nach ungefähr 300 Meter kommt man auf ein Plateau. Von dort hat man eine sehr gute Aussicht in die Vogesen und bis nach Dabo. Wenn man auf dem Plateau an den rechten Rand geht, kann man schon den Dach von dem Haus Lingenheld sehen.
Die letzten 300 Meter zu den Maison Troclodyte sind nur noch zu Fuß und mit gutem Schuhwerk zu erreichen.
Es geht an gewaltigen Sandsteinfelswände und Überhänge vorbei.

Maison des Rochers de Graufthal Die Felsenhäuser von Graufthal

Die Felsenhäuser, die sich an die Sandsteinfelswand schmiegen, wurden auf einem natürlichen Felsvorsprung erbaut, welcher im Mittelalter von der Benediktinerabtei Graufthal wahrscheinlich als Lager genutzt wurde.

Die heute dort zu sehenden Häuser mit ihren Sandsteinfassaden und Ziegeldächern wurden Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet. Wird ein Haus direkt in den Fels gebaut, sind keine Fundamentarbeiten und weniger Maurer- und Zimmerarbeiten erforderlich. Die Anordnung der Räume fügt sich harmonisch in die natürliche Vertiefung des Felsens ein. Die Porosität des Steins hat eine ständige Feuchtigkeit zur Folge, die jedoch durch die Ausrichtung der Häuser nach Süden, die den Häusern fast den ganzen Tag Sonne beschert,
kompensiert wird.
Auch wenn die Lebensverhältnisse der Felsbewohner – wie die der meisten Dorfbewohner zu jener Zeit – mehr als einfach waren, bot die Höhenlage ihnen doch Schutz vor den häufigen Überschwemmungen unten im Tal.

Seit dem Tod der letzten Bewohnerin, Catherine Ottermann, im Jahr 1958 stehen die Häuser leer.


Catherine Ottermann, auch ,,Felsekät “ genannt, warin derganzen Region bekannt. Die alte Dame empfing Touristen wie Journalisten gleichermaßen warmherzig in ihrem Haus. Ihre Lebensgeschichte und die zahlreichen – wahren oder erfundenen – Anekdoten, die sie zu erzählen pflegte, sind in die Chronik über das Leben der
Bewohner der Felsenhäuser eingegangen.

Nach und nach werden sie von den Mitgliedern des Vereins „Association de Mise en Valeur du Site de Graufthal-Eschbourg“ (AMVSGE) restauriert und hergerichtet.
Der Verein gewährleistete zunächst die Pflege des Geländes, bevor er ab 1990 mit Unterstützung des regionalen Naturparks Nordvogesen den verschiedenen Eigentümern die Häuser abkaufte und
sie renoviert. Der AMVSGE ist für die Verwaltung und Pflege des Geländes sowie das Veranstaltungsprogramm verantwortlich.

Haus Ottermann: Die Familie wohnt in dem kleinsten der Häuser: je ein Zimmer zu beiden Seiten eines winzigen Raums, der gleichzeitig als Eingangsbereich und Küche dient. Zum Haus gehören außerdem ein Schuppen und ein Ziegenstall.
Ein von außen zugänglicher Dachboden dient den acht Kindern der Familie als Schlafraum.
Die Alteste, Madeleine (1858-1947), und Catherine (1876-1958), das jüngste der Mädchen, verbrachten ihr ganzes Leben in diesem Felsenhaus.
Es gab weder fließendes Wasser noch Strom: die beiden Frauen benutzten Petroleumlampen. Das Zimmer von Madeleine ist mit einer Holzdecke und einem Holzfußboden ausgestattet.

Haus Wagner: Die Familie Wagner verlässt das Haus gegen 1910. 1990 wird es restauriert. Heute befinden sich in den drei Wohnräumen des Hauses
Ausstellungsräume.


Haus Weber: Die Familie baut das Haus 1879 um. Das Haus umfasst einen Wohnraum und einen Stall mit Werkstatt, eine Holztreppe führt zur oberen Etage, wo die sechs Kinder der Familie schlafen. Frau Weber lässt 1920 elektrische Leitungen verlegen – die einzige Modernisierungsmaßnahme, die an dem Haus vorgenommen wird.
Das Einsickern von Wasser führt 1931 zum Einsturz der oberen Etage. Frau Weber, seit 1880 verwitwet, verlässt das Haus.

Leben und Arbeiten in Graufthal im 19. Jahrhundert

Die meisten Dorfbewohner Graufthals arbeiteten im ausgehenden 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Tagelöhner in den Sandsteinbrüchen als Steinhauer in der Umgebung, als Holzfäller in den Wäldern oder verarbeiteten Holz als Tischler oder Holzschuhmacher.
Nebenher betrieben sie Landwirtschaft, die ihnen ein kleines Zubrot erbrachte: Kartoffeln, Gemüse, Gras und Heu für das Kleinvieh, Ziegen oder Kühe.
Die Landwirte der Umgebung beschäftigten Saisonarbeiter für die Ernte.
Damals war es in den Familien üblich, zu Hause zu arbeiten und dadurch ein bescheidenes Einkommen zu erwirtschaften. Die Firmen lieferten die Rohstoffe und die Prototypen; je nach Branche und Nachfrage stellte man Strohhüte, Säuglingskleidung, Stickarbeiten oder Leintücher her.

In Graufthal strickten die Frauen und selbst die Kinder Babykleidung und Socken für die Firmen in Phalsbourg, Saverne oder Wasselonne. In der Gegend von Phalsbourg arbeiteten noch im Jahr 1960 beinahe 450 Strickerinnen zu Hause.

Zeitgenossen von Catherine Ottermann, der letzten Bewohnerin der Felsenhäuser, berichten, dass sie Säuglingskleidung gestrickt habe. Im Zuge des zunehmenden Einsatzes von Industriemaschinen verschwindet diese Art von Heimarbeit gegen Ende der 1960er Jahre.

Die Briefe der Hildegard von Bingen

Die berühmte, historisch verbürgte Person der hl. Hildegard verdankt ihre
außerordentliche Bekanntheit ihren Kenntnissen in ganz verschiedenen Bereichen wie der Medizin, der Botanik, der Theologie und der Musik. Sie war Ratgeberin der wichtigsten Persönlichkeiten ihrer Zeit. In ihren Schriften schrieb sie die Visionen
nieder, die ihr der Heilige Geist eingegeben hatte.
In der Abteil Graufthal war sie wahrscheinlich um 1160, um die dortige Mutter Oberin Hazecha zu beraten, der die nötige Autorität zur Leitung der Abtei fehlte.
Nach ihrer Abreise belegt ein Briefwechsel, dass Hazecha immer noch von
Selbstzweifeln geplagt ist, Hildegard sie aber immer stärker dazu ermahnt, ihre Abtei wieder in den Griff zu bekommen.

Die in diesen Briefen gewählten Worte sind bemerkenswert: , Sei tugendhaft wie die
Taube, pflege die vom Herrn auserwählte Rebe mit Sorgfalt“, , Dein Kloster gleicht einer Burg ohne Wachter“, , Der Vorgänger, der den Feigenbaum in Graufthal gepflanzt hat, erwartet, dass dieser die Früchte der guten Taten trägt“
Man kann davon ausgehen, dass die Ermahnungen Hildegards zu dem Aufschwung beigetragen haben, den die Abtei am Ende des Jahrhunderts erlebt hat, da ein Teil der letzten Überreste stilistisch dieser Epoche zuzuordnen ist.

Die Geschichte der Abtei

Das Dorf Graufthal (früher Krauffthal) verdankt seine Entstehung dem Bau einer Benediktinerinnenabtei, die wahrscheinlich im 10. Jahrhundert vom Bischof oder dem Grafen von Metz gegründet wurde.
Sie wurde unter den Schutz des hl. Gangolf gestellt und am Westeingang des Tals der Zinsel, einer Durchgangsstraße zwischen Lothringen und dem Elsass, errichtet.
Gründer und Gönner statteten die Abtei mit zahlreichen Besitzungen im lothringischen Salzland, in der elsässischen Ebene und natürlich in der Umgebung von Graufthal aus.
Wie dem gesamten Elsass, ging es der Abtei im 12. Jahrhundert wirtschaftlich gut. Noch heute kann man die vielen, qualitativ hochwertig ausgeführten Bauteile aus dieser Zeit sehen.

Eine Wanderung durch La Vallèe des Eclusiers – Das Schleusenwärtertal

Port Sainte-Marie mit Blick auf das Schleusenwärterhaus Nummer 2 und 3

Das Schleusenwärtertal in den nördlichen lothringischen Vogesen zwischen Lutzelbourg und Arzviller ist schon etwas besonderes.

Die Strecke an dem etwa 4 Kilometer langen ehemaligen Canal de la Marne au Rhin – zu deusch: Rhein-Marne-Kanal ist Barrierefrei und sehr schön zu gehen oder mit dem Rad zu fahren.

Entweder man beginnt am alten Bahnhof von Arzviller die Tour und läuft bergab, oder man beginnt bei Hofmuhl an Schleuse Nummer 16 und geht bergauf – wobei man den Anstieg der 44 Höhenmeter überhaupt nicht merkt.

Ich bin bei Hofmuhl am frühen Vormittag gestartet. Auf der gegenüberliegenden Seite der Bushaltestelle gibt es einen kleinen Parkplatz.
In diesem Bereich von dem Kanal ist kein Wasser mehr, da dieser trockengelaufen ist. Was ja auch Sinn macht, denn der Kanal ist nicht mehr in Betrieb.
Man kann über einen Barrierefreien Weg von Schleusenhaus Nummer 16 über den Kanal zu Haus Nummer 15 gehen.

Ab Haus Nummer 15 hat meinen einen breiten asphaltierten Weg. An einer Brücke wird der Weg etwas über 1 Meter breit – dies aber auch nur im Bereich der Brücke.
Hinter der Brücke erschließt sich ein sehr schönes Tal. Eingebettet in einer grandiosen Natur geht man an dem ehemaligen Kanal vorbei.


Alle Schleusenwärterhäuser liegen auf der rechten Seite vom Kanal. Jedes Haus sieht anders aus. Manche sind klein und andere größer. Manche Häuser haben schöne Gärten und sogar Viehställe bei.
Leider sind nicht alle Häuser bewohnt. Die Häuser werden aber alle nach und nach auf den neusten Stand modernisiert und renoviert.

Gegenüber Schleusenhaus Nummer 12 ist eine große Schutzhütte – Schutzhaus trifft es eher. Dort sind Bänke und Tische vorhanden. Auch eine Toilette – wenn auch nur Plumsklo, ist dabei.
Auf der Strecke gibt es zwei solcher Toilette. Beide sind absolut sauber.

Ab Schleusenhaus Nummer 11 ist dann auch schon – oder noch Wasser in dem Kanal. Da von Schleuse Nummer 1 bereits das Wasser aus dem aktiven Kanal gestaut ist, kommt logischerweise am Ende von dem Kanal kein Wasser mehr an.

Am Schleusenhaus Nummer 9 ist man von den Sandsteinfelsen direkt hinter dem Haus fasziniert.

An Schleusenhaus Nummer 8 habe ich mit meiner Crew, der Katze Mimi und der Pyrenäen Schäferhünden Nila, eine Frühstückspause bei herrlichen Sonnenschein gemacht.

Zwischen Schleue Nummer 4 und 3 ist Port Sainte-Marie.
Dieses erweiterte Becken wurde eigens mit Schiffsbrücken zum be- und entladen von Péniche angelegt. Im Port Sainte-Marie wurde unter anderem der berühmte rosa Vogesensandstein verladen.
Man kann eine Runde um Port Sainte-Marie machen und hat einen wunderschönen Ausblick über dieses in die Natur eingefügte Becken.

Im Schleusenwärterhaus Nummer 2 ist das „Le Papar Hasard“. Diese sehr geschmackvoll eingerichtete Crêperie wird von Valerie betrieben. Der angeschlossen Biergarten ist ebenfalls sehr schön. Auch mit Hunden ist ein Besuch bei Valerie möglich. Sie selbst hat eine kleine Französische Bulldogge.

Das kleine Café ist von März bis Dezember an den Tagen von Mittwoch bis Sonntag von 8 Uhr bis 14 Uhr geöffnet.
Kulinarisch kommt man dort auf seine Kosten. Die Speise- und Getränkekarte ist sehr reichhaltig sortiert.

Wenn man schon in diesem wunderschönen Tal ist, sollte man auf jeden Fall eine Besichtigung am Plan incliné de Saint-Louis/Arzviller einplanen. Diese Schrägschiffshebewerk ist durch seine Kinematik – also Gegengewicht, einmalig auf der Welt.
Von der Plattform des Plan Incliné sieht man erst einmal wie „hoch“ man von Hofmuhl nach Arzviller gelaufen ist.



Fazit
Wer sich auf eine Reise durch das historische Schleusenwärtertal begibt, wird von der Natur, Ruhe und den Bauwerken begeistern sein. Man wird automatisch durch diese Ruhe entschleunigt.
Wer möchte, kann von dem Kanalweg noch weitere Wanderwege durch diesen Teil der nördlichen Vogesen gehen.
Zu empfehlen ist auch ein Abstecher nach Lutzelbourg. Dieses kleine Örtchen am Rhein-Marne-Kanal hat ein sehr schönes Flair. Jeden Samstag ist auf dem Dorfplatz von 8 Uhr bis 12 Uhr ein schöner kleiner Markt mit allerhand kulinarischen Köstlichkeiten aus der Region.

La Vallèe des Eclusiers – Das Schleusenwärtertal

Das Schleusenwärtertal zwischen Haus (Schleuse) Nummer 2 und 3

Alle Schleusen des Rhein-Marne-Kanals, eigentlich müsste er wie im französischen Canal de la Marne au Rhin heißen. Denn der Kanal wird mit dem Wasser der Marne gefüllt, zeichnen sich durch die gleichen Abmessungen aus: 41,50 Meter Länge bei 5,50 Meter breite. Hierbei handelt es sich um das sogenannte Freycintemaß. ( Über dieses Maß habe ich schon geschrieben.)

Die Talfahrt führt in Richtung Lutzelbourg, Saverne und Straßburg, während die Bergfahrt in Richtung Nancy, Toul, Bar-le-Duc und Vitry-le-François verläuft.
Der Kanal ist 314 Kilometer lang und besaß ursprünglich 181 Schleusen. Er wurde zwischen 1839 und 1853 gegraben.

Bevor die Péniche (Lastkähne) über einen Motorantrieb verfügten, wurden sie entlang der als Treidelpfade bezeichneten Wege von Menschen geschleppt, welche die Péniche mit Hilfe eines als Seilzeug bezeichneten Geschirrs zu zweit oder zu dritt zogen.
Da die Abmessungen und folglich die Tonnagen zunahmen, musste diese Arbeit dann von Pferde, Esel oder Maultiere verrichtet werden.
Mit der Erfindung und Modernisierung von Fahrzeugen ab dem 19. Jahrhundert, schleppten dann bereifte Zugmaschinen der Marke LATIL aus Marseille die Schiffe bis Ende der 1955er Jahre.
Nach und nach erfolgte der Treidelvorgang mit Hilfe Schienengebundener Elektrozumaschinen.
Die Motorisierung der ersten Péniche um das Jahr 1970 war nicht sonderlich Leistungsstark, da die ersten Lastkähne gerade mal 70 bis 90 PS aufwiesen, mussten sie immer noch bergauf gezogen werden.
Erst als die Motorleistung auf über 250 PS anstieg, brauchten die Lastkähne keine Fremdhilfe für Bergfahrten mehr.



Canal de la Marne au Rhin

Die ersten Bauvorhaben für den Kanal gehen bereits auf die 1780er Jahre zurück
Mit der Projekttierung des Kanals befasste sich jedoch ab 1826 der Ingenieur im Staatsdienst Barnabe Brisson. Die Leitung der Arbeiten übernahm der in der Ecole Polytechnique ausgebildete Ingenieur Charles-Etienne Collignon (1802-1885).

Der Kanal durchquert die Bergkette der Vogesen über dem Zorntal. Was man auch als Vogesenschwelle bezeichnet.
Nachdem die Schiffer die Scheitelhaltung auf der lothringischen Hochebene durchquert und durch das Schleusenwärtertal hindurch gefahren waren, erblickten sie die Rheinebene hinter Saverne – auch Zabern genannt.

Der Bau dieses Kanals war von vorrangiger Bedeutung für die schnelle Beförderung von Kohle, Eisenerz, Getreide, Kali, Holz, Erdöl oder Wein. Diese Güte wurde von ganz Frankreich aus nach Lothringen und Elsass transportiert. In Straßburg wurden die Güter dann auf Rheinschiffe verladen und weiter transportiert.
Die Beförderung von Güter aller Art über weite Strecken im Binnenland von Frankreich und den angrenzenden Ländern war für die damalige Zeit ein technologischer Fortschritt und Aufschwung der Bevölkerung und Wirtschaft nicht nur für Frankreich.

Seit dem der Rhein-Marne-Kanals im Jahr 1853 eröffnet wurde, stieg das Frachtaufkommen stetig an. 1853 waren es um die 300.000 Tonnen Ware, die auf dem Kanal transportiert wurden.
Um das Jahr 1900 waren es schon über 900.000 Tonnen. In der Hochzeit der 1960er Jahren lag das Transportvolumen bei 1.500.000 Millionen Tonnen. Im Jahr 1970 waren es noch etwa 1 Millionen Tonnen Güter.



Das Schleusenwärtertal

Mit den Jahren entwickelte sich im Schleusenwärtertal eine Parallelgesellschaft. Die Schleusenwärter kannten die Schiffer und so auch umgekehrt. Sie lebten einträchtig zusammen.
Jeder Schleusenwärter war für die Instandsetzung der Uferböschung und das Gegentreideln jeweils zur Hälfte mit seinem Nachbarn zuständig. Sie verfügten über ein als Dienstwohnug bereitgestelltes Haus mit einem mehr oder weniger großen Grundstück, welches sie voneinander unterschied. Der eine hatte ein paar Rinder, der andere Ziegen oder Schafe, Hühner oder Kaninchen. Sie hatten auch kleinere oder größere Gärten an ihren Häusern.
Die Schiffer erledigten für die Schleuser auf dem Weg durch das Tal einige Besorgungen oder tauschten ein paar Eimer Kohle, Getreide oder gar ein paar Liter Wein.
Täglich kam auch ein Bäcker und Lebensmittelhändler aus Arzviller zu den Schleusen und verkaufe Brot und Lebensmittel an die Schiffer, bzw. Schleusenwärter und deren Familien.
Auch wenn das Schleusenwärtertal weit von jeglicher Zivilisation entfernt scheint, fehlte es den Menschen in diesem Abschnitt vom Kanal an nichts.

Die Fahrt durch das Schleusenwärtertal war für die Schiffer kein Zuckerschlecken, denn die Lastkähne mussten ständig vertäut und dann wieder in Bewegung gebracht werden, während die Durchfahrt durch die nah beieinander gelegenen Schleusen zu meistern war. Der Schleusevorgang gestaltete sich bei einigen Schleusen aus Platzmangel äußerst heikel.
Die Fahrt durch eine Schleusenkammer dauerte zwischen 20 und 30 Minuten. Bis ein Péniche talwärts oder bergauf durch diesen Abschnitt von dem Canal de la Marne au Rhin fuhr, dauerte es mitunter einen ganzen Tag.
Um nicht in einem blanken Chaos aus kommenden Frachtkähne aus der Richtung Nancy oder der Gegenrichtung aus Straßburg zu versinken wurden auf dieser 4 Kilometer langen Kanalstrecke drei große Polder als Liege- und Ausweichflächen geschaffen. Wobei der Polder zwischen Schleue 2 und 3 auch als Verladehafen Port Sainte-Marie galt.

Man bedenke, dass es ab den 1960er Jahre täglich bis zu 50 schleusungen durch dieses Nadelöhr gab. So wurden auch schon weit vor dem Schleusenwärtertal Liegeplätze zwischen Lutzelbourg und Hofmuhl und auf der anderen Seite bei Arzviller geschaffen. An manchen Stellen war der Kanal auch zwischen den Schleusen für tal- und zu bergfahrende Péniche breit genug.
Die Péniche, die in den Polder lagen oder dort hin mussten, mussten entweder in die Polder gezogen werden oder aus ihnen heraus. Man kann sich dies wohl wie ein riesiges Bildschubbspuzzle vorstellen.

Das Becken Port Sainte-Marie zwischen Schleue Nummer 2 und 3

Port Sainte-Marie

In diesem erweiterten und mit Schiffsbrücken eigens ausgestatteten Becken wurden Péniche unter anderem mit dem berühmten rosa Vogesensandstein beladen. Auch Holz aus der Umgebung wurde dort verladen. So wurde zum Beispiel Schnittholz aus dem 20 Kilometer entfernten Holzwerk Abreschviller oder dem kleinen Weiler Grand Soldat dort verladen.

Auch mehrere Steinbrüche waren in diesem Tal der Vogesen in Betrieb. Der letzte Steinbruch stellte seine Tätigkeit Anfang der 1950er Jahre ein.

Der Sandstein aus diesem Teil der Vogesen war durch seine einheitliche Farbe äußerst begehrt. Zahlreiche Bauten, Kunstwerke, Gebäude und Denkmäler in Frankreich und dem Ausland sind heute noch mit diesem schönen Gestein zu besichtigen. So auch viele Gebäude der Neustadt von Straßburg.

Château de Lutzelbourg

Der Neoromanischer Neubau auf dem Gelände der Burg



Die Lützelburg – oder auch Lutzelburg genannt, thront hoch oben im Tal der Zorn in den nördlichen lothringischen Vogesen.

Blick von der Burg auf dem Rhein-Marne-Kanal

Die Burgruine sieht man aus drei Richtungen kommend auf einem über 330 Meter hohen Felsmassiv aus Sandstein. Das besondere an jener Burg ist, dass sie aus der stauferzeitlichen Ära stammt.

Die Burg wurde Ende des 11. Jahrhunderts erbaut und befand sich in Besitz des Grafen von Lützelburg, bis sie nach dem Tode von Reinard von Lützelburg († 1150) an die Bischöfe von Metz gelangte.
1163 ließen diese die Burg auf Veranlassung Friedrich Barbarossas neu befestigen. Die Lützelburg ist damit eine der wenigen urkundlich genau datierbaren stauferzeitlichen Burgenbauten.

Durch Verpfändungen und Verkäufe entwickelte sich mit der Zeit eine Ganerbschaft, zu der seit 1504 auch Franz von Sickingen zählte. Nach dessen Tod 1523 ließ Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz die Burg schleifen und die Herrschaft Lützelburg mit ihren Dörfern Haselburg, Hültenhausen, Wilsberg und Mittelbronn wurde mit der pfälzischen Grafschaft Lützelstein (La Petite-Pierre) vereinigt. Die militärische Funktion ging auf die 1570 gegründete Festung Pfalzburg über.

1840 verhinderte Adolf Germain, Notar aus Phalsbourg, den Abbruch der Burgruine, deren Steine zum Bau der Bahnlinie Straßburg-Metz bestimmt waren.
Um 1900 erwarb der Straßburger Medizinprofessor Eugène Koeberlé die Ruine und errichtete sich einen neoromanischen Wohnbau.

Die stauferzeitliche Anlage wurde in späterer Zeit nur wenig verändert und ergänzt. Die Spornburg liegt auf einem Bergsporn von unregelmäßigem Umriss, gegen den sie durch einen Halsgraben geschützt ist, und hatte mit etwa 80 mal 130 Metern beträchtliche Ausmaße.

Sie hat zwei in Buckelquadern ausgeführte Bergfriede: einen größeren quadratischen direkt am Halsgraben und einen fünfeckigen ungefähr in der Mitte der Anlage. Die Existenz zweier Bergfriede könnte ein Indiz für eine bei der Erneuerung bereits bestehende Ganerbschaft der Burg sein. Die nur in geringen Resten erhaltenen Wohnbauten waren an die Ringmauer angelehnt, wodurch die Anlage dem Typus der Randhausburg zuzuordnen ist. Gegen den Halsgraben ausgerichtet, steht eine Schildmauer aus glatt behauenen Quadern mit Zangenlöchern und einem rundbogigen Portal. Nur hier ist die Wand in ausreichender Höhe erhalten, so dass sie über dem Torbogen einen leichten Rücksprung zu erkennen gibt, wie er häufig an staufischen Türmen und Mauern zu bemerken ist. Westlich neben dem Tor finden sich die Fundamente eines weiteren quadratischen Turmes, wahrscheinlich einziger Rest des Vorgängerbaus aus dem 11. Jahrhundert.
Jenseits des Halsgrabens wurde im 15. Jahrhundert dem Hauptzugang eine kleine Barbakane mit Bastionsturm vorgelagert. Darüber hinaus finden sich keine Reste von nachstaufischen Erweiterungen der Burg.

Quelle: Wikipedia
Dieter Barz: Bemerkungen zum Torturm und zum nördlichen Palas der Lützelburg/Zorn. In: Etudes médiévales. Bd. 5, 1992, ISSN 0758-3362, S. 121–144.

Thomas Biller, Bernhard Metz: Die Burgen des Elsass – Architektur und Geschichte. Band 1: Die Anfänge des Burgenbaues im Elsass (bis 1200). Herausgegeben vom Alemannischen Institut Freiburg i. Br., Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2018, ISBN 978-3-422-07439-2, S. 398–416.

Heinrich Kuhn, Jean Paul Koltz: Burgen und Schlösser in Lothringen und Luxemburg. Weidlich, Frankfurt am Main 1964.

Nicolas Mengus, Jean-Michel Rudrauf: Châteaux forts et fortifications médiévales d′Alsace. Dictionnaire d′histoire et d′architecture. La Nuée Bleue, Straßburg 2013, ISBN 978-2-7165-0828-5, S. 203–205.

Wenn man wenig Ahnung hat, feiert man sich selbst

Das Netz wird seit Tagen mit Postings überflutet, wo sich die Anhänger der AfD selbst feiern.
Bei der letzten Bundestagswahl im Februar 2025 gab es 60.510.631 Wahlberechtigte. Davon wählten 10.328.780 Menschen die AfD.
Nun mal die erste Frage an jene geistig umnachtete Trolle: Wie kommt ihr auf die Zahl 12 Millionen?

Also zeigt es hier schon, dass sie über keinerlei Bildung und Intelligenz verfügen.

Nun klatschen tausende User im Netz zu einem Lied der Australierin Iggy Azalea, dass ihre Partei und sie nicht mehr als gesichert rechtsextremistisch genannt werden dürfen. Wenn ihr doch alle so patriotisch seid, dann nehmt doch ein Lied von Heino.
Denn er sag doch schon vor Jahrzehnten: „Schwarzbraun ist die Haselnuss
Schwarzbraun bin auch ich, bin auch ich
Schwarzbraun muss mein Mädel sein, gerade so wie ich“

Das ihr zur Zeit nicht als gesichert rechtsextremistisch eingestuft seid, liegt einzig und alleine an einem juristischen Verfahren welches man Stillhaltezusage nennt.
Mit eben jener Zusage ist NICHTS beschlossen! Also braucht ihr mal nicht für euren Hass und mangelnde Bildung zu klatschen. Auch muss man auf rassistische, fremdenfeindliche und andere menschenverachtende Gedanken nicht stolz sein.
Wer einer rechtsextremistischen Partei folgt, ist und bleibt rechtsextremistisch. Da gibt es nichts zu diskutieren.

Die Jünger der AfD brüllen immer am lautesten, dass sie von den Medien manipuliert werden. Raffen aber selbst nicht, wie sie von der eigenen Partei manipuliert werden.
Man muss keine Nachrichten lesen, hören oder schauen, um zu begreifen welchen Hass, Hetze und Menschenverachtung die AfD predigt. Ihr tut es mit euren Postings in den Sozialen Netzwerken selbst.


Die AfD missachtet den ersten Artikel des Grundgesetzes. Die AfD ist der Meinung: Nicht alle Menschen sind gleich viel wert.

Die AfD will Menschen, die keine Deutschen sind, aus Deutschland fortbringen. Und AfD-Politiker gehen noch weiter: Sie fordern, dass man auch Menschen mit deutschem Pass aus Deutschland fortbringt. Sie begründen das damit, dass diese Menschen nicht der „deutschen Kultur“ angehören. Sie sprechen auch schlecht von Menschen, die eine andere Hautfarbe haben. Und sie sagen: Menschen, die Muslime sind, sind gefährlich. Das alles zeigt: Die AfD ist eine rechtsextreme Partei.

Die AfD will die Demokratie abschaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet sie nach einem Plan: Sie sucht sich bestimmte Menschen aus. Sie behauptet, diese Menschen sind schlecht für Deutschland. Über diese Menschen redet die AfD ständig sehr schlecht. Sie schimpft über Menschen, die nach ihren Vorstellungen nicht zur Gesellschaft gehören. Dies gilt zum Beispiel für Menschen, die nach den Vorstellungen der AfD nicht deutsch sind. Sie schimpft aber auch über Politiker*innen oder über Menschen, die für den Staat arbeiten. Die AfD schimpft und redet ständig schlecht über diese Menschen und den Staat. Das macht die AfD auf ihren Veranstaltungen oder in den sozialen Medien, zum Beispiel bei TikTok. Die AfD macht das immer wieder, damit möglichst viele Menschen das glauben. Gleichzeitig behauptet die AfD, dass nur sie die Meinung der Menschen kennt. Die AfD behauptet auch, dass nur sie sich für die Menschen und ihre Interessen einsetzt.

In Wirklichkeit täuscht die AfD ihre Wähler. Sie tut so, als wäre sie harmlos. Manchmal werden AfD-Politiker*innen im Fernsehen interviewt oder zu Shows eingeladen. Dort sagen sie oft nicht, was sie wirklich vorhaben. Sie behaupten dort zum Beispiel, dass sie Demokraten sind. Aber das sind sie nicht. Oder sie sagen, dass sie sich an das Grundgesetz halten. Aber das tun sie nicht. AfD-Politiker*innen treten oft sehr freundlich und höflich auf, damit die Menschen sie mögen und sie wählen.

Viele Menschen sehen die AfD kritisch und sagen das auch. Die AfD versucht, solche Menschen einzuschüchtern. Das passiert besonders oft im Bereich Bildung. Die AfD sagt immer wieder: In Schulen und anderen Bildungsorten darf nicht kritisch über die AfD geredet werden. Aber das ist falsch. Lehrkräfte sollen erklären, warum die AfD gefährlich ist. Das ist eine wichtige Aufgabe. Die AfD versucht trotzdem, ihre Kritiker*innen einzuschüchtern und sie zum Schweigen zu bringen.
Die AfD ist zwar durch demokratische Wahlen in die Parlamente gekommen. Doch die AfD selbst ist deswegen nicht demokratisch. Im Gegenteil: Die AfD möchte unsere Demokratie abschaffen. Die AfD ist inzwischen eine große Gefahr für unsere Demokratie.

Wenn die AfD einmal an der Macht ist, wird sich das alles ändern. Die AfD würde die Demokratie immer weiter schwächen, bis kaum noch etwas davon übrig ist. Wenn einzelne Bereiche der Demokratie abgeschafft sind, bekommt man sie nur schwer wieder zurück. Sind wichtige Teile der Demokratie abgeschafft, dann gibt es keinen Schutz mehr für die Menschen. Die AfD könnte tun, was sie will. Niemand wäre mehr sicher. Das gilt besonders für jene Menschen, die für die AfD nicht deutsch genug sind. Auch Menschen, die anders denken als die AfD, wären in Gefahr.
Die AfD kann auch für die Menschen gefährlich sein, die sie wählen. Denn die AfD könnte auch ihnen nach der Wahl ihre Rechte wegnehmen. Die AfD ist eine große Gefahr für die Freiheit, den Rechtsstaat und ein friedliches Zusammenleben in Deutschland.

Freycinetmaß

Europäische Norm fur die Abmessungen der Schleusen bestimmter Kanäle. Diese vom 5. August 1879 stammende Norm legte die Lange der Schleusen auf 39 Meter bei einer Breite von 5,20 Meter fest, damit sie von Lastkähnen mit einem Gewicht von 300 oder 350 Tonnen und einem Tiefgang von 1,80 Meter bis 2,20 Meter befahren werden können. Im Anschluss an diese Norm wurden Ende des 19.Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Arbeiten zur Modernisierung der Kanäle und zur Harmonisierung der Binnenschifffahrt in Angriff genommen.

Schiffe mit dem Freycinetmaß dürfen 38,5 Meter auf 5,05 Meter nicht überschreiten. Dies entspricht heutzutage der europäischen Binnenschiffsklasse I.
Zu Beginn der 2000er Jahre stimmten in Frankreich 5 800 Kilometer Binnenschifffahrtswege mit ihr überein, welche von 23% des Binnenschifffahrtsverkehrs befahren wurden.

Das Schleusenwärtertal

Die Schleusentreppe von Arzviller/Henridorff wurde im Jahr 1853 gebaut, um den Rhein-Marne-Kanal über die Vogesenschwelle führen zu können, und umfasste 17 Schleusen, welche auf einer Strecke von 3,8 Kilometer verteilt waren.
Dieser bemerkenswerte Standort des Binnenschifffahrtsnetzes der staatlichen Wasserstraßenverwaltung Voies navigables de France bildete die Schleusentreppe mit den am engsten beieinander liegenden Schleusen
Frankreichs und umfasst die kürzeste Haltung Europas. Das Schleusenwärtertal zeugt von der Vielschichtigkeit der Arbeiten und den eingeleiteten Bemühungen, um den Kanal durch dieses Tal zu führen, aber auch von der intensiven
Binnenschifffahrtstätigkeit, die hier herrschte. 35 bis 40 Penischen fuhren hier täglich hindurch und beförderten ungefähr 11 000 Tonnen Güter, was 300 Lkw oder 30 Güterzügen entspricht.

Die Fahrt durch dieses Tal ging jedoch mit zweierlei Bedenken einher, und zwar hauptsächlich in Verbindung mit dem Wasserverbrauch: Für die Fahrt durch eine Schleuse sind 300 bis 500 m³ Wasser erforderlich. Das Tal zählt 17 Schleusen. Bei 40 Penischen /Tag lasst sich das
Wasservolumen, welches für eine weniger als 4 Kilometer lange Strecke jeden Tag erforderlich wird, auf 270 000 m³ schätzen.
Bei der zweiten Herausforderung, welche in Anbetracht der damals nicht so knappen Lieferfristen von geringerer Bedeutung war, handelte es sich um die Fahrzeit welche die Fahrt durch dieses Tal in Anspruch nahm: 1 ganzer Fahrttag!

Plan incliné de Saint-Louis/Arzviller an der Vogesenschwelle

Das Schiffshebewerk Saint-Louis/Arzviller  ist Teil des fast 300 Kilometer langen Rhein-Marne-Kanals.
In Arzviller wurde vor 60 Jahren ein noch nie dagewesen Projekt Kinematik gebaut.
Dazu später mehr.

Die Idee oder Version von einem Kanal zwischen Marne und Mosel geht tatsächlich bis ins Ende des 16. Jahrhundert zurück.
Jene Idee, die man dem französischen
Festungsbaumeister und Genral Marquis de Vauban zu ordnet, wurde noch einmal unter Leopold I. von Lothringen im 17. Jahrhundert aufgenommen, aber nicht realisiert.
Erst als 1827 der Ingenieur Barnabé Brisson einen Plan zur Verbindung von Marne und Rhein erstellte, wurde wenig später dieser auch bewilligt und gebaut.

Das größte an diesem Vorhaben war zweifellos die Vogesenschwelle mit ihren 17 Schleusen auf knapp 4 Kilometer Länge. Als in 1900er Jahren noch Pferdefuhrwerke den Straßentransport dominierte, war die Binnenschifffahrt klar im Vorteil. Mit dem Ausbau von Straßen und der Zunahme an Lkw nach dem 2. Weltkrieg, verlor der Kanal immer mehr an Bedeutung.
Selbst der spektakuläre Bau von dem Schrägaufzug mit 41% bei Arzviller, dessen Bau 1965 begann und seit 1969 in Betrieb ist, bei dem eine Höhenunterschied von 44,55 Meter und vormals 17 Schleusen zwischen Saint-Louis und Arzviller ersetzt, brachte dem Kanal kaum noch eine Rentabilität.
Erst mit Freizeitboote rückte der Kanal und natürlich das Schrägschiffshebewerk wieder in den Fokus der Region. Wo früher tausende Penische, schmale und nicht sehr lange Frachtschiffe, durch diese grandiose Landschaft der Vogesen fuhren, sind es seit Jahrzehnten Freizeitboote. In einer Saison werden über das Schiffshebewerk 9.000 Freizeitboote und ungefähr 5 Penische geschleust.

Das Schrägschiffshebewerk ist eine
Meisterleistung aus Physik und Mathematik, denn der 41,50 Meter lange und 5,50 Meter breite Trog, hat bei einer Wassertiefe 3,20 Meter ein ungefähres Gewicht von sage und schreibe 900 Tonnen. Diese Systeme funktioniert nur und ausschließlich auf Gegengewichte.

Die elektrisch angetriebene Winden laufen nur beim Start kurz an. Den Rest schafft die Kinematik.
Außer diesem Schiffshebewerk sind weltweit nur zwei ähnliche Konstruktionen mit Schrägaufzug in Betrieb. So eines im belgischen Ronquières am Kanal Charleroi-Brüssel funktioniert nach dem gleichen Prinzip, nur sind die Tröge in Längsbauweise angelegt, während das Hebewerk von Saint-Louis / Arzviller den Trog quer zur Schiffsfahrtrichtung hochzieht. Das andere ist das Schiffshebewerk am Krasnojarsker Stausee im russischen Krasnojarsk am Jenissei.

Die Dampflok Nummer 476 der Maschinenbau-Gesellschaft Heilbronn

Die Lok von der Maschinenbau- Gesellschaft Heilbronn wurde 1906 als erste Dampflok der Waldbahn bestellt.
Es ist auch die einzige bei der MGH gebaute B’B-Lokomotive der Bauart Mallet. Mallet steht für eine spezielle Bauart von Dampflokomotiven mit zweigeteiltem Triebwerk für kurvenreiche Bergstrecken.
1907 wurde diese Einzigartige Mallet-Lokomotive mit der Nr. 476 an die Kaiserliche Oberförsterei in Metz  ausgeliefert.

Die MGH hatte sich Mitte des 18. Jahrhunderts auf den Bau von Schmalspur Tenderloks spezialisiert. Die Loks wurden für Spurweiten von 420 Millimeter bis 1100 Millimeter für Großbaustellen, Häfen, Sandgruben, Steinbrüchen, Ziegeleien, Zuckerfabriken oder auch bei Torf- und Moorbahnen eingesetzt.
Der Betriebsalltag für solche Lokomotiven war mitunter sehr rau. Hinzu kam der Faktoren Staub, mangelnde Wartung oder Entgleisungen. Dies alles meisterten die stabil konstruierten Loks von MGH mit Bravour. So wurden die Tenderloks in die ganze Welt verkauft. Sogar bis in den südlichen Pazifik nach Neukaledonien.

Chemin de fer touristique d’Abreschviller

An Bord dieser Waldbahn, die von alten Lokomotiven, wahlweise Diesel oder Dampf, gezogen wird, bietet sich eine einzigartige und angenehme Reise für eineinhalb Stunden durch das Tal der Roten Saar.

In den Vogesen, rund 50 km von Straßburg, und 20 von Sarrebourg entfernt, befindet sich das Massiv des Donon. In diesem Waldgebiet wurde schon im 18. Jahrhundert Holz geschlagen. Zu dieser Zeit existierten in dieser Region noch keine Verkehrswege, so entstanden im Jahr 1850 die ersten Ideen, Schneisen und Wege im Waldgebiet anzulegen. 1884 wurden die ersten 5 Kilometer der Waldbahn angelegt, als Spurweite wurde im damaligen deutschen Reichsland Elsass-Lothringen die preußische Feldbahn-Spurweite von 700 mm gewählt.

Bereits um 1900 existierten in diesem Gebiet eine Schienestrecke von 35 Kilometer. Nach Ende des ersten Weltkrieg waren es über 50 Kilometer Schienestrecke.
Nach dem Krieg wurde diese Region (wieder) französisches Staatsgebiet.
In den 1950ern wurde die größte Streckenausdehnung mit 73 Kilometer erreicht. Durch die einsetzende Motorisierung und den Straßenausbau verkleinerte sich das Streckennetz in den folgenden Jahren zunehmend. Im Jahr 1960 existierten nur noch 61 Kilometer Strecke. Im 1964 wies das Netz nur noch 40 Kilometer auf. Somit wurde die Waldbahn dann auch stillgelegt.

Kurz nach der Stilllegung der Waldbahn wurden die ersten Ideen für die Förderung
des Tourismus in dieser sehr abgelegenen Region aufgenommen. Ein Jahr später wurde die Association du Chemin de Fer Forestier d’Abreschviller (A.C.F.A.) gegründet und übernahm ein Teilstück der Strecke nach Grand Soldat.
Es wurde auch überlegt, ein Teilstück bis zum Col du Brechpunkt zu erhalten. Zum einen wurden diese Gedanken verworfen, weil es dort doch erhebliche Höhenunterschied von 242 gibt, und zum anderen betrieblichen Probleme durch die Spitzkehren geben würde.
Seit 1969 ist die Waldbahn mit ihrer Strecke von Abreschviller bis Grand Soldat als Touristenbahn offiziell eröffnet

Burgruine Neublankenheim

Die im Ahbachtal gelegene Höhenburg Neublankenheim reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück, wo sie erstmalig erwähnt wird.

Neublankenheim wurde als Grenzburg am Schnittpunkt der „Großterritorien“ Köln, Jülich, Luxemburg und Trier errichtet. Eine erste Erwähnung der Burg durch ihren Bauherrn Gerhard V. von Blankenheim gibt eine Urkunde der Belehnung durch den Markgrafen von Jülich 1341.
Doch die dendrochronologische Datierung eines Balkens aus dem 1.Obergeschoß der Westwand erwies Baumaßnahmen schon für 1335/39.

Nach dem Aussterben der Blankenheimer 1406 und häufigem Besitzwechsel (u:a. Schleiden,
Manderscheid, Mirbach) verfiel die Burg allmählich wegen ihrer abseitigen Lage. 1569 wird sie in Urkunden als baufallig bezeichnet und Ende des 16.Jh. ist sie nicht mehr bewohnbar.
Seit 1987 ist der Landkreis Daun Eigentümer der Burg.

Die Burganlage

Die Burg liegt an einem alten Verkehrsweg durch das Ahbachtal auf einem schmalen Grat, den ein Halsgraben durchtrennt. Auf dem dreieckigen Burgplateau von 20 m Breite und 40 m Länge stand die kompakte Burganlage zeittypisch ein „Festes Haus“ mit repräsetativer 5- geschossiger, fensterreicher Schaufassade zum Tal, aber turmflankierter Schildmauer über dem Halsgraben.
Vom ehemaligen Baubestand der Burg ist nur der breite, südliche Teil mit drei Außenmauern und dem Rest einer Zwischenwand erhalten geblieben, gut die Häfte ist abgestürzt.
Beachtlich sind die 3 m starke, bis zu 14 m hohe Schildmauer mit Originalverputz, die Breche des Burgtores mit einem oberen und unteren Wehrgang und die zwei Flankentürme die nur aus den anschließenden Gebäuden zugänglich waren. Um den über 20 m hohen, 3-geschossigen Westturm führte eine gedeckte Außengalerie, über dem Burgtor eine Schlitzscharte und Erker. Der Südostturm beginnt erst im Obergeschoß und ruht auf Konsolen und einem Kehlgesims aus Rotsandstein.

Die Unterteilung des Innenhofes ist unbekannt, vermutlich ein großer, zwei- oder dreischiffiger Saal, denn zu beiden Seiten des Burgtores schlossen die Räumlichkeiten an, deren Balkendecken und Fenster man heute sieht. Erhalten blieb auch ein Rest der Nordwand, mit Verputz und steingerahmter Tür im Obergeschoß sowie die Anschlussecke zur Westmauer. Sicher nachweisbar sind ein verschüttetes Kellergeschoß unter der Ostseite und insgesamt vier darüber aufgehende Stockwerke. Nur die Fenster zum Tal waren mit Sitznischen ausgestattet, nahe der Schildmauer als schmale Schlitzfenster, danach werden sie größer und mit roten Sandsteingewänden gerahmt. Die Westfassade besaß im 1. Obergeschoß einen Balkon und eine Tür auf die Turmgalerie.

Circus Gebrüder Barelli

Ich sah die Tage in einer Facebook Gruppe Fotos vom Circus Gebrüder Barelli. Dieser würde in Pirmasens gastieren. Ich dachte, der Circus sei schon dort gewesen, denn ich fand in jener Gruppe keine weiteren Informationen. Also suchte ich auf der Webseite von dem Circus.
Da der Circus noch bis zum Ende der Woche in Pirmasens sei, buchte ich sofort eine Karte in der Loge.

Bei Online Portale tue ich mir immer recht schwer. Ich fand von dem Buchungs Portal eine Telefonnummer und rief an. Eine freundliche Frau nahm meine Bestellung entgegen. Als ich die Eintrittskarte über die Kreditkarte abbuchte, war binnen einer Minute auch schon die Bestätigung und Karte via Mail gekommen und druckte die Karte aus. Dummerweise hatte ich am Freitag den Ausdruck im Lkw vergessen. Nochmal am Samstag 60 Kilometer in die Firma fahren, wollte ich wegen der Karte auch nicht. Wird schon irgendwie gehen, denn ich hatte die Bestätigung ja auf meinem Smartphone.

Ich war am Samstag bereits um 18 Uhr in Pirmasens auf dem Messeplatz und fotografierte schon mal den Circus mit seinen alten Wagen und Fahrzeuge.
Im Vorzelt sah ich zwei Männer sitzen, die bestimmt zum Circus gehörten. Also ging ich über die kleine Absperrung am Eingang in das Vorzelt. Ich sprach mit einem Mann im schwarzen Anzug, der mir wie ein Platzanweiser aussah und sagte ihm das ich meine Eintrittskarte nur dem Smartphone habe, weil ich den Ausdruck vergessen hatte. Wir kamen ins Gespräch über Circuse und dass ich seit 2012 regelmäßig in eben solche gehe. Ich sagte auch, dass ich mich auf die Veranstaltung sehr freuen würde und von den schönen alten Wagen, Fahrzeuge und historischen Museen sehr begeistert sei.
Der Platzanweiser sagte mir, dass dies völlig in Ordnung sei und ich später nicht an die Kasse müsste.
Ich fragte ihn noch höflich, ob ich auf dem Gelände Fotos machen dürfe.

Da ich bis zur Abendvorstellung noch Zeit hatte, ging ich zurück ans Auto und drehte mit Nila noch eine kleine Runde.
Um 19 Uhr stelle ich mich dann in der Reihe am Eingang an. Ich hatte noch ein ungutes Gefühl, ob meine digitale Eintrittskarte wirklich reiche. Was der Platzanweiser sagte, muss ja nicht zwangsläufig stimmen.
Der Eingang wurde geöffnet und die Leute vor mir gingen in das Vorzelt. Der Platzanweiser kam an den Eingang und öffnete die andere Seite. Ich ging zu ihm und wollte ihm mein Smartphone zeigen, als er sagte, „Dies haben wir ja schon geklärt.“


Da es am Abend doch etwas kühl war und mir beim in der Schlange stehen kalt wurde, setzte ich mich an die Heizung im Vorzelt. Aus dem Gebläse kam warme Luft, wie in einer Sauna. Ich taute wieder auf.
Neben mir saßen drei Leute und wir kamen über den und die Circuse ins Gespräch.
Ein Mann vom Circus setzte sich neben mich und fing im Spaß an zu flirten. Ich machte den Spaß mit.

Um kurz vor 20 Uhr wurde das Vorzelt zum Hauptzelt geöffnet und alle Besucher stömten als sei der Leibhaftige hinter ihnen her, ins Hauptzelt rein. Da ich eine Karte für die Premium Loge hatte, blieb ich noch sitzen und beobachtete den Trubel.

Ziemlich als letzte ging ich dann ins Hauptzelt. In der Prem Loge saßen auch die drei Leute, die schon im Vorzelt neben mir saßen. Ich setzte mich neben sie.

Die Show begann mit der Einleitung über den Circus Gebrüder Barelli. Die Einleitung sprach der Sohn vom Gründer des Circus. Genau der Mann, der im Vorzelt noch mit mir geflirtet hatte. Der Mann rechts neben mir grinste mich an „Mit dem hast du doch eben gesprochen…“ „Hmmm… Ja.“
Es wurde dann auch der Direktor und Gründer von dem Circus vorgestellt und ich dachte, dies kann jetzt nicht wahr sein. Es war der vermutete Platzanweiser. Der Mann rechts neben mir sah mich an und lachte.

Die Show begann mit einer Hochseil Akrobatik von Akrobaten aus Kolumbien. Es ist immer wieder atemberaubend, was diese Menschen in schwinderregender Höhe mit einer Leichtigkeit zeigen. Der absolute Höhepunkt war die Menschliche Pyramide auf dem Hochseil.

Clown Pepe aus Frankreich zeigte seine Clownerie und das ganze Zelt lachte. Die Vorstellung am Abend war mit guten 80% der Sitzplätze besetzt.

Franz Barelli zeigte im Anschluss seine Tierdressur mit Dromedare und Pferde.
Manches passe bei der Darbietung der Tiere nicht – denn es sind eben Tiere. Auch solche Patzer gehören zum Circus und sollten als völlig normal und verständlich angesehen werden.


Die Handequilibristik ist die Akrobatik an zwei oder drei Stützen. Auch hier wurde eine Akrobatik gezeigt die mehr als beeindruckend war.

Auch der Nachwuchs der Gebrüder Barelli kam bei der Show nicht zu kurz.  Die Jungs zeigten ihr Können in Slapstick und Jonglage.

Salima Barelli zeigte in schwinderregender Höhe ihre Kust an den Strapaten. Atemberaubende Abfaller und Schwünge weit über der Manege wurden in absoluter Perfektion gezeigt.

Ramona Barelli zeigte ihre Dressur und Verbundenheit zu und mit ihrem Pferd.

Es folgte ein Feuerwerk der Akrobatik, Clownerie und Magie auf das nächste.
Die zweistündige Show war atemberaubend, bombastisch und grandios. Artisten zeigten ein Niveau auf Weltklasse.
Auch sollte die Live-Band für die Show erwähnt werden. Es ist bestimmt nicht leicht für die Musiker auf die Performance und Bewegung der Artisten im exakt gleichen Moment zu reagieren.

Das Fazit zu dem Circus Gebrüder Barelli ist schnell zusammengefasst. Das ganze Ambiente ist wunderschön arrangiert und man sieht und spürt das Herzblut vom Circus bis zur letzten Minute der Show.

Der Hunsrück

Ich habe über meine Wahlheimat – der Hunsrück, eine schöne Erklärung bei der Landeszentrale für politische Bildung gefunden.
Ich möchte euch nun diese Region zwischen Rhein und Saar, Mosel und Nahe im Auszug mal etwas vorstellen.
Aus einem Fundus von über 10.000 Fotos vom Rhein bis an die Saar, und von der Mosel bis an die Nahe, ist es schwer sich auf ein paar Fotos zu reduzieren. Ich habe nun mal einige Dutzende ausgewählt, welche einen Querschnitt vom Hunsrück zeigen. Ob nun Landschaft, Burgen, Kappelen, Ruinen, ehemalige Militäranlagen, oder gar bis zu den Kelten zurück gehen.

„Diese Landschaft so zwischen dem Rhein/ der Mosel und der Na ligt/ wirt gemeinlich der Hunsrueck genennt/ aber warumb/ weiß man nicht. [,..].“
Beginn der Beschreibung des Hunsrücks durch Herzog Johann II. von Pfalz-Simmern in der Cosmographie Sebastian Münsters, 3. Buch, Cap cc.
Die in der Cosmographie von Sebastian Münster durch Herzog Johann II. (1509-1557) aus der Wittelsbacher Nebenlinie Pfalz-Simmern im 16. Jahrhundert aufgeworfene Frage hat schon viele Gelehrte beschäftigt. In einer Urkunde des Klosters Ravengiersburg ist der Name Hunsrück 1076 erstmals urkundlich erwähnt. Da viele Landschaftsformen nach Tieren benannt werden, könnte der „Hundsbuckel“ – (Cynonotus, Hunderücken, 15. Jahrhundert), Hundsrücken (1250), Dorsum canis (lat. Hunderücken, 1320), Hondesruck (1380) – eine wahrscheinliche Erklärung für die Namensgebung sein, die in Deutschland zahlreich vorkommt.


Naturgeschichte
Die Landschaft ist geprägt von den waldbedeckten Höhenzügen des Binger- und Soonwalds, des Lützelsoons, des Idarwalds und dem sich nach Westen anschließenden Hochwald mit dem 816 m hohen Erbeskopf, durch die Bach- und Flusstäler zur Nahe im Süden, der Mosel im Nord-Westen und dem Rhein im Osten und die nach wie vor überwiegend von der Landwirtschaft genutzte Hochfläche.
Der geologische Aufbau der Region führt in verschiedenste Epochen der erdgeschichtlichen Entwicklung. Quarzit und Schiefer entstanden vor rund 400 Millionen Jahren im devonischen Meer.
Bei Stromberg ist ein ehemaliges Korallenriff als Kalknest erhalten. Im Naheraum finden sich Sandsteine, zum Rhein hin tertiäre Kiese, Ton und Sande und moselwärts Emsschichten.
Gebirgsauffaltungen, tektonische Gewalten, Verwitterungen und klimatische Veränderungen schufen immer neue naturräumliche Voraussetzungen und
Formen, die der Landschaft ihr vielfältiges Gepräge gaben. Fossile Tiere und Pflanzen geben einen Einblick in das devonische Meer. Im Naturpark Saar-Hunsrück und im Naturpark Soonwald-Nahe lassen sich die angedeuteten naturhistorischen Besonderheiten auf Premiumwanderwegen und Traumschleifen erleben.

Besiedlung, Städte und Dörfer


Bodenfunde auf den Höhenzügen und auf den Gemarkungen der Orte verweisen auf eine lange Siedlungstradition, die bis in die Jungsteinzeit zurückreicht (6000-3000 v.Chr.). Mit der Bronzezeit seit der Mitte des 3. Jahrtausends v. Christus verdichten sich die Siedlungsfunde. Eine besondere Rolle spielt die Hunsrück-Eifelkultur zwischen 750 und 450 v. Chr. bis zur römischen Eroberung unter Cäsar (50 v.Chr.). Die römische Besiedlung endete im 4. Jahrhundert.
Frühe urkundliche Erwähnungen von Orten finden sich dann seit dem 8. Jahrhundert, im 10. Jahrhundert begann der Bau von Burgen (z.B. Kyrburg, Schmidtburg). Im Verlauf des 17. Jahrhunderts wurde das Gros der Anlagen, auch Städte und Dörfer, zerstört. In den Holzschnitten und Kupferstichen von Sebastian Münster, Daniel Meißner und Matthias Merian aus dem 16. und 17. Jahrhundert sind diese Ansichten erhalten.

Herrschaft und Verwaltung


Im Hunsrück war eine Vielzahl von Adelsfamilien begütert. Seit mittelalterlicher Zeit begann sich die territoriale Struktur zu verfestigen. Kurtrier, die Pfalzgrafen bei Rhein, die Grafen von Sponheim, die Wild- und Rheingrafen bildeten Landesherrschaften aus – es entstand ein bunter Flickenteppich von Territorien. Mit der französischen Besetzung des linken Rheinufers zwischen 1794 und 1814 verschwanden diese Strukturen. Nach dem Rheinübergang Blüchers bei Kaub am Rhein (1813/14) und dem Wiener Kongress kam das Gebiet 1816 an Preußen. Die damals geschaffenen Verwaltungsstrukturen blieben mit kleinen Änderungen bis zum Beginn der 1970-er Jahre erhalten.

Auswanderung

Tausende von Hunsrückern verließen im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts den Hunsrück, um in Siebenbürgen, in der Batschka, in Nordamerika und Brasilien ihr Glück zu finden. Waren es im 18. Jahrhundert zum Teil noch religiöse Gründe, fand die Massenauswanderung des 19. Jahrhunderts vorwiegend aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen statt.
Einige Auswanderer erreichten ihr Ziel erst gar nicht, sie blieben am Niederrhein und in Ostfriesland hängen. Bis zur Gegenwart bestehen Verbindungen zwischen den Auswanderern in Nordamerika und Brasilien zu ihrer alten Heimat im Hunsrück.

Militär


Militär hat eine lange Tradition im Hunsrück – keltische Ringwälle, römische Kastelle, Wachtürme, Burgen, Festungsanlagen, Bunker, Kasernen und Flugplätze sind zu finden. Schon seit den 1930-er Jahren wurde der Hunsrück von Militär-Strategen als Aufmarschgebiet gegen Frankreich und England erschlossen. Davon zeugen zum Beispiel die Hunsrückhöhenstraße (B 327) oder der Truppenübungsplatz Baumholder bei Birkenfeld.
Nach dem letzten Krieg kamen dazu, der frühere Nato-Flugplatz Pferdsfeld im Soonwald und der frühere amerikanische Fliegerhorst Hahn auf der Hochfläche unmittelbar neben dem Dorf Lautzenhausen.

Neue Wohnungen für Militärangehörige wurden gebaut. Die Siedlungen brachten den Dörfern Wachstum und eine Steigerung der Kaufkraft. Deshalb gab es zunächst auch keinen nennenswerten Widerstand gegen diese Einrichtungen. Das änderte sich ab 1983/84, nach dem Nato-Doppelbeschluss. Im November 1983 hatte der Bundestag grünes Licht für die Aufstellung neuer amerikanischer Pershing-II-Raketen auf dem Boden der Bundesrepublik gegeben.
Zwischen 1985 und 1990 wurden so genannte Cruise-Missiles auf der Militärstation Wüschheim/Hasselbach bei Kastellaun stationiert. Nur an diesem Standort, der unter der Bezeichnung „Pydna“ bundes- und weltpolitische Bedeutung erlangte, waren – soweit bekannt – diese Marschflugkörper auch atomar bestückt.
Nach dem Abzug der Amerikaner wurde der Flugplatz Hahn zu einem beispielhaften Konversionsprojekt und stieg als Flugplatz Frankfurt/Hahn zu einem bedeutenden Fracht- und Passagierflughafen auf.
Auf der „Pydna“ bei Hasselbach gibt es nach wie vor militärische Nutzungen und in einem Teil des Geländes treffen sich seit 1995 am ersten Augustwochenende Tausende von Menschen, um hier das größte Raverfestival „Nature-one“ in Deutschland zu feiern.

Quelle
Text: https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.lpb.rlp.de/fileadmin/download_neu/Schupp-Kuehl/Schupp-Kuehl_Publikationen/17BzL_Hunsrueck_2.pdf&ved=2ahUKEwjRj4ux35-MAxU23QIHHdywCiYQFnoECE4QAQ&usg=AOvVaw16Ro5giVUSS1BXAaEdrVYL

Fotos: Naike Juchem

Schwarzenholzer Biermanufaktur

Im Januar schickte mir eine Freundin einen Link von einer Mikro Brauerei aus dem saarländischen Schwarzenholz zu. Nun, Anfang März fand ich den Weg dorthin.
Heute Nachmittag rief ich die angegebene Telefonnummer an. Schließlich habe ich gute 80 Kilometer zu fahren. Ich sprach mit dem Inhaber und wir verabredeten uns für 18 Uhr.

Kurz vor Schwarzenholz gab ich die Adresse bei Google Maps ein. Laut Navi wären es noch zwei Kilometer. Ich folgte der Ansage und musste am Ziel feststellen: Google Maps ist blöd.
Also suchte ich über die Homepage den Name von den Inhaber. Siehe da, es wurde mir auf einmal die richtige Adresse 400 Meter entfernt angezeigt.
An der richtigen Adresse angekommen, öffnete ich eine Tür von einem Kellerraum und wurde ich auch gleich von Stefan Bechtel begrüßt. „Du bist die Naike? Hatten wir telefoniert?“
Ich saß noch nicht richtig, da hatte ich auch schon ein frisch gezapftes Schwarzenholzer Zierschberg hell vor mir stehen. Stefan ist einer der beiden Inhaber und war mir sofort sympathisch. Da ich auch ein recht ordentliches Wissen über Bier habe, hatten wir auch gleich eine Grundlage über Brauverfahren, Malze, Brauereien und und und.

Mit der Zeit kamen noch 12 weitere Personen in die kleine Braustube – was immer noch ein Kellerraum war. Eine Frau trank nur ein Bier und ging später wieder nach Hause. Andere wollten nur ein paar Flaschen kaufen und blieben dann doch noch auf ein oder zwei Biere.
In dem kleinen Kellerraum war eine gute Stimmung mit guten Gesprächen. Ich unterhielt mich mit fast jedem in dem kleinen Raum. So auch mit Günter Geber. Er ist der andere Inhaber der kleinen Braumanufaktur. Günter erzählte von den Anfängen der Brauerei und was sie anfangs für Flaschen benutzen. Aus Qualitäts- und Hygienegründen seien sie schlussendlich bei der 0,5 Liter Euro-Flasche mit Kronkorken angekommen.
Eigentlich wollte Günther mir noch die Brauerei und Geräte zeigen, da das Bier und die Gespräche aber klasse waren, hatte ich gestern Abend darauf auch keine Lust mehr.

Nun möchte ich dann doch mal das Bier vorstellen.
Das Zierschberg hell ist ein obergäriges naturtrübes Bier mit 5,1% vol.alc und vollmundig im Geschmack. Die Schaumkrone ist stabil. Man hat einen leicht getreidigen Geschmack im Nachtrunk. Im Geruch kommt das Röstmalz und eine leichte Zitrosnote durch.

Fazit: Auch wenn es seit vielen Jahren gewisse Animositäten zwischen Saarländer und Rheinland-Pfälzer gibt, war in dem kleinen Kellerraum nichts zu spüren. Mit Freunden ein Bier trinken kann ich diesen Abend beschreiben.
Es muss kein Schickimicki Ambiente sein, es reicht eine Eckbank und vernünftige Menschen.
Ich werde definitiv nicht das letzte Mal in Schwarzenholz gewesen sein.
Aus einem kurzen Biereinkauf wurden es drei Stunden mit angenehmer Unterhaltung.

Afrikanische Schweinepest

Einige werden an der rheinland-pfälziche Grenze zu Hessen und Baden-Württemberg elektro-Zäune, wie man sie an jeder Weide stehen sieht, gesehen haben.
Diese Zäune sind zur Prävention der Afrikanischen Schweinepest aufgestellt worden und machen auch Sinn.
Jedes Veterinäramt in diesen drei Bundesländern kann und wird dies bestätigen.

Nur mal fürs Verständnis für offensichtlich zu viele unterbelichtete Mitbewohner auf diesem Planeten: Die hunderte von Kilometer Zäune zur Prävention von dem größten zusammenhängende Waldgebiet in Deutschland macht man nicht aus Freude. Auch kostet diese Maßnahme der Prävention eine Menge Steuergelder.
Wenn diese Schweinpest in den Pfälzerwald und Vogesen kommt, brennt der Baum! Diese Schweinepest ist auch für alle anderen Tiere, wie zum Beispiel Katzen und Hunde tödlich!

Also lasst die Finger von diesen Zäune und zerstört diese nicht.

Kapelle St. Wendelin in Berg bei Ettringen

Die römisch-katholische Kapelle St. Wendelin befindet sich in Berg, einem Ortsteil der Gemeinde Türkheim im 
Landkreis Unterallgäu in Bayern. Die im Jahr 1746 von Johann Adam Stiller, einem Sohn Michael Stillers, erbaute Kapelle steht
unter Denkmalschutz. An das rechteckige Langhaus mit Flachdecke schließt eine halbrund geschlossene Apsis an.
Oberhalb auf der Giebelseite im Westen befindet sich ein Dachreiter.

Die Errichtung eines Kirchengebäudes wurde bereits 1709 genehmigt kam jedoch nie zur Ausführung. Als im 18. Jahrhundert eine Viehseuche im nahegelegenen
Ettringen grassierte, gelobten die Bauern dem heiligen Wendelin eine Kapelle zu errichten. Dies wurde am 14. März 1746 vom Pfarrer aus Türkheim Johann Ignatius Wiekhart an den Generalvikar in Augsburg Johann Adam Nieberlein berichtet. Bereits am 21. März 1746 wurde die Genehmigung zur Errichtung der Kapelle erteilt und noch im gleichen Jahr durchgeführt. Die Kosten für die Errichtung, der Ausmalung und des Altares beliefen sich auf 750 Gulden. Neben der Kapelle bestand noch bis ins Jahr 1807 eine Einsiedelei. In den Jahren 1769, 1778 und 1789 wurden Reparaturen an der Kapelle durch den Maurermeister Johann Georg Ege aus Türkheim ausgeführt. Renovierungen fanden danach 1827, 1831, 1832, 1844 und 1845, sowie 1864 und 1939 bis 1942 statt. Die baufällige Sakristei wurde 1871 neu erbaut und bei der letzten Renovierung 1971 abgebrochen.

Das kleine geostete Kirchengebäude besitzt einen rechteckigen Grundriss mit einer halbkreisförmigen Apsis. Ein etwas einspringender  Chorbogen mit Kämpfergesims teilt die Apsis vom Langhaus. Während der Renovierung wurde 1941 am Chorbogen die Signatur Hans Adam Stiller in Ettringen 1746 des Baumeisters freigelegt. Sowohl im Langhaus wie in der Apsis befindet sich eine Spiegeldecke über Profilgesimsen. Eine dreiteilige Fenstergruppe ist beiderseits des Langhauses angebracht. In der Apsis sind Rundbogenfenster eingesetzt. An der Westseite ist im Inneren eine gefelderte Empore mit vorspringendem Mittelteil vorhanden. Der Zugang erfolgt über eine rechteckige Türe in der Westwand der Kapelle. Auf dem Westgiebel befindet sich ein kleiner oktogonaler Dachreiter auf quadratischem Sockel.

Der neuromanische Altar stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der aus Holz gefertigte und gefasste Altar besitzt die Form einer rundbogigen Ädikula. Die Figur des heiligen Wendelin in einer Nische wurde 1863 von Otto Sieber aus Türkheim geschaffen. Das Fresko im Chor von 1746 zeigt die Göttlichen Tugenden. Johann Michael Schmitt schuf 1942 die Decke im Langhaus. Die Emporenfresken Wendelin in der Einsiedelei betend, als Patron der Landsleute, und Tod Wendelins malte 1942 der Münchner Kunstmaler Josef Wittmann, nachdem Johann Michael Schmitt bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen war. Das Kruzifix und die Mater dolorosa, beide aus Holz gefertigt und gefasst, wurden um 1760 geschaffen und stammen vermutlich von Ignaz Hillenbrand. Ursprünglich befanden sich beide Objekte in der Pfarrkirche in Türkheim. Die gefassten Holzfiguren beiderseits des Chorbogens stellen die heiligen Franziskus und Antonius dar und stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen die ovalen Kreuzwegstationen. Sie wurden vermutlich von Ludwig Caspar Weiß gefertigt und befanden sich vorher in der Pfarrkirche von Häder. Das Gestühl mit geschweiften Brettwangen stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Quellen: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Bayern III – Schwaben. Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 2008, ISBN 978-3-422-03116-6, S. 189.

Heinrich Habel: Landkreis Mindelheim – Bayerische Kunstdenkmale. Hrsg.: Torsten Gebhard, Anton Res. Deutscher Kunstverlag, München 1971, S. 86, 87

Der Graf von Monte Christo

Vor 180 Jahren schrieb Alexandre Dumas eines der besten Abenteuer Bücher der Weltliteratur: Der Graf von Monte Christo.
Krimiromane – oder dieses Wort gab es 1844 oder 1846 noch nicht, daher wird dieses Buch als Abenteuerroman eingeordnet.

Seit 1908 gibt es 19 Literaturverfilmung die mal recht gut oder sehr enttäuschend sind.
Zudem gibt es fast zwei Dutzend Fernseheserien, darunter die sehr erfolgreiche französische Miniserie aus dem Jahr 1998 mit Gérard Depardieu die als eine der sehe wenigen werkgetreuesten Versionen gilt.
Die neuste fast dreistündige Verfilmung von Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière stellen alle bisherigen Filme in den Schatten.

Der junge Seefahrer Edmond Dantès (wird bravourös von Pierre Niney gespielt) wird im Jahr 1815 nach einer Rettung einer Frau auf offener See von Kapitän Danglars getatelt. Sein Mut wird aber beim Reeder Morel belohnt und so wird Edmond zum Kapitän ernannt. Mit dieser Schmach kann sich Danglars nicht abfinden und es beginnt ein Komplott gegen Edmond. Noch vor dem Traualtar wird Edmond verhaftet. Er beteuert dem zwielichtigen Staatsanwalt Gérard de Villefort seine Unschuld.
Durch Falschaussagen kommt Edmond Dantes in das berüchtigte Gefängnis Château d´If, eine Festungsinsel vor Marseille. 14 Jahre lebt er dort in einem Kerker, bis ihm die Flucht gelingt.
Auf Château d´If wird ihm von Abbé Faria der letzten Tempelritter ein Geheimnis offenbart.

In Freiheit und auf der Suche nach seiner großen Liebe Mercédès muss Edmond die Enttäuschung erleben, dass seine große Liebe verheiratet ist und einen Sohn hat. Sein Vater ging nach dem bekannt werden, dass sein Sohn tot sei, in den Hungerstreik und verstarb.

Edmond hatte mit dieser Erkenntnis Wut, Hass und Rache in sich. Durch das Geheimnis von Monte Christo kam Edmond zu einem unglaublichen Reichtum.
Edmond bewahrte die Worte von dem Mitheftling Abbé Faria in seinem Herzen und wollte Vergeltung der Gerechtigkeit und keinen einfachen Mord an den Menschen die ihn in den Kerker brachten.

Bei den vielen Charaktere in dem Film muss man schon aufpassen, dass man den Faden der Zusammenhänge nicht verliert. Fernand de Morcerf, Mercédès Herrera, Haydée, Angèle, Gérard de Villefort, Danglars (später Graf Danglars), Albert de Morcerf, oder Andrea sind einige der Figuren, die von Anfang an oder später zu sehen sind. Sie alle sind Teil von einem riesigen Netzwerk die in diesem Komplott zusammenhängen.

In dem dreistündigen Film erlebt man ein Wechselbad aus Rache, Intelligenz und Liebe wird mit grandiosen Kostüme jener Zeit,
unglaublich schöne Bilder, atemberaubende und hochspannende Handlung in das Schachspiel vom Graf von Monte Christo hineingezogen.

Auch wenn die aktuelle Handlung in vielem von Alexandre Dumas Buch abweicht, ist diese rein französische Produktion eine filmische Verbeugung vor einer Weltliteratur.

Euro Space Center

Die Städte Paris, Darmstadt, Redu, Bonn, Bern, Wien, Frascati, Köln und weiter Standorte in Europa habe eines gemeinsamen: den Weltraum

Die Raumfahrt nimmt einen wichtigen Platz in unserer Gesellschaft ein. Neben ihrem wissenschaftlichen Beitrag zur Erkundung des Planeten Erde und des Universums hat sie auch Einzug ins tägliche Leben gehalten: Satellitenkommunikation für weltweite Verbindungen in Echtzeit, Satellitennavigation für den Strassen-, Wasser- und Luftverkehr und satellitengestützte Erdbeobachtung für zuverlässigere Wettervorhersagen oder ein besseres Verständnis des Klimawandels sind aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken.

Die ESA ( European Space Agency) ist eine Organisation von zur Zeit 23 Mitgliedsstaaten. Die ESA ist keine hermetisch abgeriegelte Weltraum Organisation. Man kann die ESA besuchen und Astronomie, Forschung und Wissenschaft begreifen.

Heute war ich am Euro Space Center in den belgischen Ardennen bei Libin gewesen. Vor 10 Jahren war ich mit meinem Sohn schon einmal in diesem wissenschaftlichen Museum gewesen.

Im Jahr 1968 wurde durch die ESA ein Zentrum zur Satellitenverfolgung in den belgischen Ardennen eröffnet.
Was ursprünglich ein rein wissenschaftliches Zentrum war, wurde in den folgenden Jahren zu einem Zentrum der Astronomie und Wissenschaft für alle erweitert.
Im September 1990 wurde der Grundstein für das Euro Space Center gelegt, das bereits im Juni 1991 offiziell eingeweiht und eröffnet werden konnte. Im März 1994 wurde unter dem Vorsitz des belgischen Astronauten Dirk Frimout die Euro Space Society gegründet. Das belgische Ministerium für Bildung erkennt seit September 1995 die pädagogischen Programme des Euro Space Center an.

„Hopfen und Malz – Gott erhalt’s“

„Hopfen und Malz – Gott erhalt’s“ – diesen Spruch hat wohl jeder schon einmal gehört.
Logisch, dass man diesen Spruch sofort dem Bier zuordnet und geht bis ins Frühmittelalter, also um das Jahr 1000, zurück.
Bier wurde schon von den Sumerer 4.000 Jahre vor Christus gebraut. Sie kultivierten auch den Ackerbau.
Doch nun zurück zu Deutschland im frühen Mittelalter.
Die Kunst des Bierbrauens ist Tausende Jahre alt – und so oft ging es auch schon in die Hose. Bierbrauen war im Früh- und Spätmittelatlter, ab Mitte des 13. bis Ende des 15. Jahrhundert, tatsächlich reine Glückssache was nicht immer zu einem wohlschmeckenden Getränk führte. Gelang es doch, wurde es mitunter als „Tat Gottes“ bezeichnet.

Um Bier brauen zu können, bedarf es mehr als Glück. Die Zutaten müssen genaustens bestimmt werden. Auch der Brauprozess kann man nicht einfach mal so machen. Es bedarf eine exakt vorgeschrieben Zeit beim der Temperatur des gärens – das Wasser für den Brauprozess wird nicht gekocht
Da im Mittelalter sehr viele Menschen nicht lesen und schreiben konnten, war und ist es logisch, dass Bier in vielen Klöster gebraut wurde, denn die Mönchen waren des schreibens, lesen und rechnen mächtig.

Mit dem Erlass des deutschen Reinheitsgebot von 1516 heißt es in der
Originalformulierung: „Ganz besonders wollen wir, dass forthin allenthalben in unseren Städten und Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gersten, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen.“

Aus Gerste wird Malz

In Deutschland wird überwiegend Gerste und Weizen zu Malz verarbeitet. Es gibt aber auch Roggen, Dinkel oder Emmer.
Das Getreide – egal welche Sorte, wird gereinigt und anschließend für ein bis zwei Tage in Wasser eingelegt. Dadurch quillt das Korn auf. Danach wird das Korn bei warmer Luft gedarrt. Wenn das mälzen abgeschlossen ist, hat man eben das gewünschte Malz.
Diesen ganzen Prozess nun zu erklären, würde den Rahmen sprengen.

Ich war heute in einer Malzfabrik fragen, ob ich etwas Malz bekommen könnte.
Drei Sorten hatten sie von Proben da. So habe ich Pilsenermalz für den deutschen Markt und für den Export bekommen.
Die dritte Malz Sorte ist Wintermalz.
Man kann ohne Probleme diese Malze essen. Ist so ähnlich wie Erdnüsse – nur eben bedeutend kleiner. Die Malze schmeckten leicht oder stärker nussig, oder kräftiger nussig mit einer Karamellnote.
Ja nachdem wie lange und bei welcher Temperatur das Malz gedarrt wird, hat mal eine unglaubliche Bandbreite an Geschmack und natürlich Farbe für ein Bier.

KZ Kemna

Das Konzentrationslager im Wuppertaler Stadtteil Kemna war eines der ersten Konzentrationslager im NS-Reich. Es war ein SA-KZ und ein sogenanntes „wildes KZ“ ohne eigentliche staatliche Legitimation. In Kemna waren von Juli 1933 bis Januar 1934 schlimmste Mißhandlungen und sadistische Quälereien an der Tagesordnung.

Das KZ war für bis zu 300 Häftlinge ausgelegt und war doch mit 1000 Häftlingen heillos überfüllt. Als es am 19. Januar 1934 geschlossen wurde, waren dort über 3500* Häftlinge inhaftiert.

Die Häftlinge wurden in einer ehemaligen Putzwollfabrik (Beyenburger Straße 164) unter verheerenden hygienischen Zuständen untergebracht. Zunächst unter der Leitung von SA-Sturmführer Hugo Neuhoff, dann von Alfred Hilgers. Zu den Inhafteirten gehörten vor allem sogenannte politische Gefangene aus der Umgebung, die zur KPD oder SPD gehörten. Die Gefangenen kamen aus Krefeld, Essen, Duisburg oder Düsseldorf.

* Anm.: Die Zahlen der Inhaftierten Menschen gehen von 2500 bis 4500 Menschen.

Noch ein paar Informationen zu Karl Ibach

Karl Ibach (* 3. April 1915 in Elberfeld; † 3. Mai 1990) war deutscher 
Widerstandskämpfer im Dritten Reich, Schriftsteller und Kommunalpolitiker.
Karl Ibach schloss sich als Sechzehnjähriger dem Kommunistischen Jugendverband und der KPD an. Er wollte Buchhändler werden, wurde aber nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 als jüngster Insasse in das Wuppertaler Konzentrationslager Kemna verschleppt, von wo er Ende 1933 entlassen wurde. Ibach setzte seinen Kampf gegen das NS-Regime fort und flüchtete in die Niederlande, wurde aber kurz nach seiner Rückkehr verhaftet und wenig später wegen angeblicher Vorbereitung zum Hochverrat in Hamm im Rahmen der Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse zu einer achtjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Bis 1943 wurde er in Konzentrationslagern und Zuchthäusern – darunter das KZ Esterwegen, das KZ Börgermoor und das Zuchthaus Waldheim – festgehalten.
Im Jahr 1943 musste er sich der Bewährungseinheit 999 anschließen; in dem Lager Heuberg wurde er gedrillt, um später das von ihm verhasste Regime an der Front zu verteidigen. Ibach geriet im Jahr 1944 in sowjetische
 Kriegsgefangenschaft und wurde 1947 daraus entlassen. Im Jahr 1948 veröffentlichte er seine Erlebnisberichte aus dem KZ Kemna. Über drei Jahrzehnte sollten es zusammen mit Willi Weilers schriftlichen Berichten die einzigen publizierten Informationsquellen zur Geschichte des regionalen KZ-Systems bleiben.

Quelle: Wikipedia

Offshoreschiffe

Offshoreschiffe sind Spezial-Schiffe für die Installation von Offshore-Windkraftanlagen in der Hochsee oder Binnensee.

Alle Schiffe, die zur Errichtung, Instandhaltung und Versorgung der Offshorebauwerke dienen, fallen unter den Überbegriff Offshoreschiffe.

Mit sogenannten Montageschiffen können Transport und Installation in Wassertiefen von bis zu 60 m von Fundamenten, Masten und Generatoren vorgenommen werden. Damit diese Schiffe einen festen Stand haben, werden diese mir ihren Türmen auf dem Meeresboden verankert. Nur so ist es überhaupt möglich, Bauteile die mehrere Tausend Tonnen wiegen, sicher und zentimetergenau zu montieren oder zu demontieren.

Offshorebauwerke sind feststehende Bauwerke auf offener See. Dazu gehören Bohrinseln, Förderplattformen, Windkraftanlagen, Forschungsplattformen aber auch Pipelines. Offshoreschiffe dienen der Versorgung, Errichtung, Wartung, Reparatur oder Abriss solcher Bauwerke.
So gibt es Transportschiffe, die riesige Offshorebauwerke oder Teile davon vom Festland zum Errichtungsort auf hoher See transportieren können.
Weiter Bauarten solcher Spezialschiffe sind zum Beispiel für den Aufbau von Windkraftanlagen, sogenannte Windkrafterrichter oder als riesige Kräne konzipiert, die Plattformen aller Art auf der Hochsee oder Binnensee montieren.

Ein Bauwerk für den Offshore-Transport wird vorbereitet.

Circus Hallygally

„O mein Papa, war eine wunderbare Clown
O mein Papa, war eine grosse Kinstler
Hoch auf die Seil, wie war er herrlich anzuschau′n
O mein Papa, war eine schöne Mann.“

Seit 2005 gehört Zirkus zum europäischen Kulturgut – aber kaum jemand weiß es.
Ich liebe  die Atmosphäre im und am Zirkus. Es es dann auch egal ob es große internationale Zirkuse mit Weltklasse Artisten, oder kleine Familien-Zirkuse sind. Eines haben sie alle gemeinsam: sie möchten die Menschen mit Magie, Jonglage, Clownerie und Artistik in eine andere Welt der Unterhaltung mitnehmen.

Heute war ich in Bad Sobernheim im Circus-Hallygally gewesen. Die fast zweistündige Show war sehr schön und abwechslungsreich gewesen. Wie es in einem kleinen Zirkus üblich ist, hat jeder Artist mehrere Aufgaben damit der Laden läuft.

Die wenigen Artisten gaben sich sehr viel Mühe für ihre mitunter atemberaubende Show. Messer werfen um die Silhouette einer Person war schon sehr spektakulär, so auch die Feuer-Show mit gleichzeitiger Jonglage.

Nach einer Stunde Programm war eine Pause von 15 Minuten. In dieser Zeit konnte man sich die Tiere unentgeltlich anschauen. Ich fand die drei Stachelschweine richtig putzig. Man konnte sich die Pferde und Ponys anschauen und streichen.

Der Topakt an der Show war zweifelsohne das Todesrad. Jason zeigte eine klasse Performance und Akrobatik an dem Gerät.
Das Todesrad heißt so, weil auf ihm schon etliche Artisten tödlich verunglückt sind. Es schwingt nur 30 Zentimeter über dem Boden durch. Die Artisten können sich nicht sichern. Wer einen Fehler macht, kann zermalmt oder gar durch die Rotation wegkatapultiert werden.

Für Zirkuse gibt es auch immer wieder viel Gegenwind und gar Anfeindungen wegen Tiere in der Manege. Es sind aber auch die negativ eingestellten Menschen, die noch nie in einem Zirkus waren.
Zu einem Zirkus gehört die Dressur genau so dazu wie der Clown. Punkt.

Zum Finale der Show spielt der Senior Direktor „Oh mein Papa, war eine wunderbare Clown“ auf der Trompete.

Von einem zweistündigen kurzweiligen, spannenden und lustigen Programm, war und ist es für mich selbstverständlich aufzustehen und zu applaudieren. Dies ist mein Ausdruck von Achtung und Respekt gegenüber den Artisten – auch wenn ich die einzige war, die diese Geste der Hochachtung zeigte.
Der Applaus von den fast 60 Zuschauer:innen war lange und jeder wollte noch eine Zugabe.

Nach der Show sprach ich mit allen Artisten und dem 88-jährigen Senior Direktor über die Show und über die Schwierigkeiten der Zirkuse.

Auch ich kann das Zirkussterbe nicht aufhalten, ich kann aber meine Eindrücke von Zirkuse weitergeben und vielleicht den ein oder anderen motivieren mal (wieder) in einen Zirkus zu gehen. Es ist immerhin europäisches Kulturgut.

Freiheit für freie Bürger – aber bitte nicht für alle

Nach den Zweiten Weltkrieg war Europa mit Grenzen durchzogen. Manche nannte man auch den Eisernen Vorhang.

Schon Anfang der 50 Jahre, genauer gesagt sieben Jahre nach Ende des Krieges wurde in Paris ein Abkommen der Montan Union unterzeichnet. Dieses Abkommen sah eine erhebliche Erleichterung der Stahlindustrie in Lothringen, Saarland (damals noch Französisch) und dem Ruhrgebiet vor. Er waren die ersten Gedanken für ein vereintes Europa.
Aber nicht nur der Transport von Stahl und Kohle sollte vereinfacht werden, auch der Reiseverkehr der Menschen für ihren Urlaub innerhalb von Europa ändert sich dadurch zum positiven.

Alcide De Gasper, Altiero Spinelli, Anna Lindh, Helmut Kohl, François Mitterrand, Jean Monnet, Robert Schuhman, Johan Willem Beyen und viele weitere Namen standen für ein gemeinsames Europa. Sie alle setzten sich für eine Überwindung der Weltkriegsschrecken sowie für Frieden und Solidarität ein. Sie kämpften für die Grundwerte, Menschenrechte und Gleichberechtigung in einem vereinten Europa.

Mit der Europapolitik in den frühen 80er Jahre von Helmut Kohl und französischen Präsidenten François Mitterrand bekam Europa ein neues Gesicht. Grenzkontrollen wurde weniger und man brauchte ab Mitte der 80er oft noch nicht einmal seinen Pass vorzuzeigen. Es reichte Schrittgeschwindigkeit beim Grenzübertritt nach Frankreich oder den Benelux Länder.

„Freie Fahrt für freie Bürger“ ist eigentlich ein Slogan des ADAC aus den frühen 70er Jahre und entstand nach dem Höhepunkt der Ölkrise. Mobilität um jeden Preis war und ist das Motto.
Die „Freie Fahrt für freie Bürger“ wurde Mitte der 80er Jahre für offene Grenzen gefordert. Man wollte endlich aus dem tristen Alltag raus und mit seinem Auto zügig an die Costa Brava fahren.
Die Welt stand sehr vielen Bürger offen und man lebte das Gefühl der Freiheit. Frühstücken in Paris, mal eben über das Wochenende an die Küste nach Belgien oder Niederlande fahren. Einkaufen in Grenznahen Regionen war am Samstag schon fest eingeplant.

Europa veränderte sich in den 80er Jahren immer mehr und schneller. In Süd- und Westeuropa bildeten sich föderalistischen Ideen eines Abbaus der Grenzkontrollen immer mehr. Den Blick nach Osten hatte viele Menschen nicht, denn dort war ja der Russe. Punkt.
Plötzlich rückten Staaten wie die DDR, Polen, Tschechoslowakei, Ungarn oder Jugoslawien ins Weltbild. Urlaube am Balaton oder die Kroatische Adria fand man auf einmal in den Reisekatalogen.

Mit Michael Gorbatschow kam ein gemäßigter Politiker in den Kreml und Europa sah eine Chance für den Abbau von Grenzen im Osten. Alle Zeichen standen auf Frieden für Europa. Den Untergang der DDR und der UdSSR haben viele von uns miterlebt. Dies alles ist ohne Waffen und Gewalt passiert!

Europa feierte den Sieg der politischen Arbeit und Visionen vieler Staaten. Europa wurde zu einer Union an Staaten und Menschen. Gesetze wurden im Sinne von Europa entwickelt und entworfen. Europa bekam ein eigenes Parlament und Rat.
Durch den immer steigenden Warenverkehr und den Billiglohnländer wurde die Europäische Union immer mehr erweitert. Folglich kamen mit der Osterweiterung immer mehr Probleme hinzu.

Seit nun 10 Jahren werden immer mehr Stimmen laut, man müsse die Grenzen von Europa oder gar den eigenen Länder schließen. Der Mensch als Flüchtling sei das Problem für den Wohlstand in Europa.
Nur mal zur Einordnung. Was soll es denn bitteschön jetzt sein? Auf der einen Seite der grenzenlose Warenverkehr aus Billiglohnländer und die Freiheit in jedes Land von Europa für zwei Wochen Urlaub zu machen. Auf der anderen Seite waren es dann genau jene Menschen die am lautesten gebrüllt hatten, als man in der Corona-Diktatur die Grenzen geschlossen hatte. Die eigene Freiheit wurde plötzlich eingeschränkt. Dabei war man noch nie an der Costa Brava gewesen.

Nun kommt eine weitere deutsche Partei mit den gleichen Phrasen wie die AfD daher, dass man die Grenzen schließen muss und alle jubeln. Zur Erinnerung: Die CDU war es, die für ein offenes Europa stand.

Wenn wir keine Flüchtlinge haben wollen, sollten wir die Fluchtursachen bekämpfen und nicht die Menschen, die wegen Terror, Krieg, Umweltzerstörung und Ausbeutung fliehen.
Man möchte auf keine Bequemlichkeit und einen gewohnten Luxus im Alltag verzichten, wundert sich dann aber, wenn Menschen an die Tür von Europa anklopfen, weil man deren Lebensgrundlage zerstört.

All der Gedanke an föderalistischen Ideen werden seit Jahren mit immer mehr rechtsorientierten Regierungen zugrunde gerichtet, weil man einzig und alleine die Flüchtlinge als das zu bekämpfende Problem sieht.
Es ist schade, wenn immer mehr Menschen nur noch in täglich neuen Schlagzeilen denken können, ohne das ganze zu sehen.

Wenn ein Clown in einen Palast zieht, wird er nicht zum König. Der Palast wird zum Zirkus.

Wenn ein Clown in einen Palast zieht, wird er nicht zum König. Der Palast wird zum Zirkus.

O! say can you see

Schon beim lesen der Überschrift hat wahrscheinlich jeder die Melodie im Kopf und Bilder vor Augen.
„O! say can you see“ sind die ersten Worte der vielleicht bekanntesten Nationalhymne der Welt: die Hymne der USA.

Der Text jener Hymne, die man auch „The Star-Spangled Banner“ nennt, wurde bereits im Jahr 1814 von dem Gelegenheitsdichtichter Francis Scott Key geschrieben und geht auf eine britische Bombardierung des Fort McHenry in Baltimore im Bundesland Maryland zurück.
In dem Text wird die Tapferkeit der amerikanischen Soldaten bei der Verteidigung jener Festung glorifiziert.
In der dritten und vierten Strophe ist sehr deutlich die Animosität gegen das britische Empire zu lesen.
Da seit 1931 „The Star-Spangled Banner“ zur Nationalhymne der USA ernannt wurde, wird eigentlich nur noch die erste Strophe aus diesem Text gesungen.

O! say can you see
by the dawn’s early light,
What so proudly we hailed
at the twilight’s last gleaming,
Whose broad stripes and bright stars
through the perilous fight,
O’er the ramparts we watched,
were so gallantly streaming?
And the rockets’ red glare,
the bombs bursting in air,
Gave proof through the night
that our flag was still there;
O! say does that star-spangled
banner yet wave,
O’er the land of the free
and the home of the brave?

Zu deutsch:
O sagt, könnt ihr sehen
im frühen Licht der Morgendämmerung,
was wir so stolz grüßten
im letzten Schimmer der Abenddämmerung?
Dessen breite Streifen und helle Sterne
die gefahrvollen Kämpfe hindurch
über den Wällen, die wir bewachten,
so stattlich wehten?
Und der Raketen grelles, rotes Licht,
die in der Luft explodierenden Bomben,
bewiesen die Nacht hindurch,
dass unsere Flagge noch da war.
O sagt, weht dieses
sternenbesetzte Banner noch immer
über dem Land der Freien
und der Heimat der Tapferen?

Soll man sich nun in Deutschland Gedanken über den erst kürzlich gewählten 47. Präsidenten der USA machen?

O! say does that star-spangled
banner yet wave,
O’er the land of the free
and the home of the brave?

Wie frei werden wir sein, wenn der einflussreichste Präsident ein Kabinett aus Menschen zusammen stellt, welche durch ihren globalen Konzern Milliarden Menschen kontrollieren kann.
Der neue Außenminister Marco Rubio hält nicht viel von Klimaschutz. Er sagte sogar, dass der Klimaschutz die Wirtschaft zerstöre.

Scott Bessent ist der neue Finanzminister im Kabinett von Trump. Er ist homosexuell und hat ein geschätztes Privatvermögen von einer Milliarde Dollar. Es wundert einen, dass Bessent zu den Freunden von Trump gehört, der schon mehrfach seine Verachtung zu homosexuellen Menschen öffentlich geäußert hat.

Pete Hegseth ist der Verteidigungsminister im zweiten Kabinett von Trump. Er ist durch Alkoholmissbrauch und sexuellen Übergriffen bekannt. Auch soll er bereits im Jahr 2019 Trump aufgefordert haben, mehrere  US-amerikanische Kriegsverbrecher zu begnadigen.

Pamela Bondi ist die neue Justizministerin im Kabinett. Ihre Vita liest sich wie ein schlechter Witz. Ob es die Nähe zu Scientologen, das bewusste blockieren einer Wirtschaftskriminalitätsabteilung oder gesetzeswidrige Spende. Bondi war und ist als Lobbyistin und Anwältin seit Jahre für Trump tätig.

Das Gruselkabinett geht immer so weiter.
Bei den Viten von diesen Minister:innen, muss die Frage erlaubt sein; wie demokratisch ist die aktuelle Regierung der USA?

Naike Juchem, 26. Januar 2025

Winkelturm

Heute möchte ich etwas zeigen, was vielleicht viele noch nicht gesehen haben, oder gesehen haben und sich fragen was dies für ein Bauwerk ist.

Einer der beiden Winkeltürme in Kaiserslautern

Ein Bauwerk ohne Fenster, um die 25 Meter hoch und etwa 13 Meter im Durchmesser und in einer raketenförmigen Bauweise. Solche Luftschutztürme nennt man Winkeltürme. Nach dem Namen des Konstrukteurs Leo Winkel aus Duisburg.
Von jenen Luftschutztürme soll etwas mehr als 200 Stück im ehemaligen Reichsgebiet gegeben haben.


Errichtet wurden diese Bunker ab 1936 bis zum Ende der Baumaßnahmen der so genannten „1.Welle“ des NSDAP „Sofortprogramm“ für bombensichere Luftschutzanlagen. Noch bis ins Jahr 1941 wurden solche Bunker gebaut und dann auch vornehmlich an Standorten von
Reichsbahnausbesserungswerke. Da es auch ein solches Werk Heute noch in Kaiserslautern gibt, stehen auf dem ehemaligen Betriebsgelände zwei solcher Winkeltürme.

In wieweit auch die Zivilbevölkerung Schutz in diesen Bunker gefunden hat, ist sehr schwer zu sagen, denn es gibt kaum bis gar keine verlässliche Angaben darüber.

Entweder oder – sowohl als auch

Es gibt in diesem Land eine zum Teil heftige Diskussion über die Sprache:  Gendern.

Eines vorweg: Das Wort „gender“ kommt aus dem Englischen und bedeutet Geschlecht. Damit ist nicht das biologische Geschlecht, sondern das soziale Geschlecht gemeint. Ein soziales Geschlecht bezieht sich auf alles, was als typisch für Frauen und Männer gilt.

Die deutsche Sprache ist eben durch einen komplizierten Satzbau, verschiedenen Artikeln und unendlich langen Wörtern sehr schwierig. Hinzu kommt dann noch die Adjektivdeklination. Wir können mit einer neuen Sprache oder Orthografie das Rad nicht neu erfinden. Man versucht es leichter, oder jedem gerecht, zu machen. Wobei viele Menschen schon bei dem Wort Gendern Schnappatmung bekommen. Oft kommt immer der eine Punkt, dass man sich über das Pronomen „divers“ aufregt und plötzlich alle Personen damit in Einklang bringt, die „divers“ sind, sein wollen oder möchten.
Diese tatsächlich mikroskopisch kleine Gruppe fühlt sich ausgeschlossen, wenn in unserer Sprache in der Mehrzahl oft nur die männliche Form verwendet wird. Zum Beispiel dann, wenn von den Schülern 
gesprochen wird, obwohl an der Schule genauso viele Mädchen wie Jungs unterrichtet werden.

Auch Berufe haben sich im Laufe der Jahre verändert. Früher machte sich über den militärischen Dienstgrad eines Hauptmann oder Oberst niemand Gedanken, denn er war ein Mann. Mit der Zeit kamen auch immer mehr Frauen zum Militär. Die Anrede Frau Hauptmann oder Frau Oberst bleibt. Trotzdem gibt es Änderungen bei Brigardegeneralin oder Oberstleutnantin.
Um eben nicht mehr die Berufe als „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ anzusehen, gab und gibt es Wünsche nach Änderungen an der deutschen Sprache, welche nun auch seit Jahren sehr kontrovers diskutiert werden.

Offiziell bedeutet Gendern, dass wir alle Menschen in unserer Sprache mit einbeziehen. Was also bedeutet,
– dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind
– dass wir Frauen ansprechen, die sich als Männer sehen
– und Männer mit einbeziehen, die sich dem weiblichen Geschlecht zuordnen. Wobei ich dies persönlich für völligen Schwachsinn halte. Ich selbst habe eine Transidentität und hatte 2018 meine Personenstandsänderung zur Frau. Folglich bin ich eine Frau. Und nichts irgendwie dazwischen.
– und Menschen, die beides sind: Mann und Frau in einem Körper. Diese Menschen gibt es tatsächlich. Es sind Intergeschlechtliche Menschen. Fast jede Hebamme kann dies bestätigen. Ich persönlich kenne drei solcher Menschen.
Nach der Geburt stellt sich tatsächlich oft die Frage, was es (das Kind) denn nun werden soll. Der Einfachheit halber wird dann in den meisten Fällen ein Mädchen „daraus gemacht“.

Sprache ändert sich

Die Sprache ändert sich. Dies ist eben so.
Wer Texte aus der Zeit vom 1. bis 4. Jahrhundert mal liest, wird festgestellt, dass es kein J,  V,  W und Z gab. Auch gab es zu vielen Wörter eine völlig andere Schreibweise.
Man muss nicht bis ins Mittelalter zurückgreifen, um zu sehen, dass sich Sprache verändert. Wer sagt denn noch: „Nimm mal den Hörer ab“ , „Wie ist deine Faxnummer?“ „Hast du noch Tippex?“ oder „Ich leg mich mal kurz aufs Chaiselongue.“
Wer sagt denn noch Wörter wie zum Beispiel: Mumpitz, piesacken, Bandsalat, Schwerenöter oder auch Fisimatente? Wobei letzteres eigentlich Visitez ma tente gesprochen wird und rein gar nicht mit dem deutschen Sinn für keinen Blödsinn machen überhaupt nichts zu tun hat.

Am 1. August 1998 trat die Rechtschreibreform in Kraft. Noch heute wird diese Neuregelung der deutschen Orthografie diskutiert.
Bei vielen Wörter fiel das ß weg und wurde durch ss ersetzt oder wurde mit einen Bindestrich ergänzt. Zum Beispiel: 8jährig wurde zu 8-jährig. Oder umgekehrt:  afro-asiatisch wurde zu afroasiatisch. Das Balettheater wurde zun Baletttheater oder man kann es aus Ballett-Theater schreiben.
Aus der Schiffahrt wurde die Schifffahrt.

Vieles ist eigentlich völlig logisch, denn diese Wörter haben nun mal zwei Doppelbuchstaben. Wenn dann das folge Wort mit dem gleichen Buchstaben anfängt, hat man eben drei gleiche Buchstaben in einem Wort.

Pro und contra zu Gendern

Zurück zu dem eigentlichen Thema.
Mann muss beim Gendern nicht immer einer Meinung sein. Auch ich finde einige Wort- und Satzfindungen etwas kurios.
Es gibt aber auch Beispiele, die wir alle ohne größere Probleme benutzen können oder könnten.

Folgend mal ein paar Beispiele:
– aus dem Abenteurer wird Waghals; abenteuerliebende Person; abenteuerlustige Person; abenteuermutige Person; Abenteuermensch
– Aus dem Abgänger wird eine absolvierende Person; Abschluss innehabende Person
– ein Abgeordneter wird zur abgeordneten Person für …
– aus Abiturient wird Abitur ablegende Person; Person, die Abitur macht
– aus einem Arztbesuch wird ärztlicher Kontakt; ärztliche Sprechstunde; Besuch der ärztlichen Sprechstunde; ärztliche Visite
– der Mädchenname wird zum Geburtsname (steht eigentlich schon seit zig Jahren in verschiedenen Anträgen von Behörden.)
– aus Nachbarn werden nebenan Wohnende
–  oder das Nutzerkonto wird zum Account; Konto; Zugang.
– bei der Mutter-Kind-Gruppe sehe uch es schon als vernünftig an, wenn man diese Eltern-Kind-Gruppe nennt. Denn es gibt auch Väter (Elternteile) die an oder bei solchen Gruppen Treffen oder was auch immer zugegen sind.
Gleiches sehe ich bei einem Mutter-Kind-Parkplatz = Familienparkplatz.

Natürlich gehe ich auch nicht bei allem mit, was unter das Gendern fällt. Bei so einigen Wort- und Satzfindungen tue auch ich mir schwer.
So zum Beispiel:
– der Mutterleib = Körper der schwangeren Person
– Muttermilch = Elternmilch; Brustmilch
– Mutter = Elternteil
Bei dem Elternteil als solches tue ich mir schwer, dass man dort Mutter und Vater gänzlich als Elternteil ersetzen will.

Es gibt aber auch in der Gendersprache einige Punkte, wo sich aus einem Satz wohl kaum erfahren lässt, wenn aus dem Verstorben eine verstobene Person wird.

Ich nahm vor Jahren in Frankfurt an einer Fachtagung über dieses Thema teil. Eine Person erklärte den Zuhörer:innen, warum und weswegen die Person (kann ja nun nicht er schreiben) sich von der Stadt Wiesbaden genötigt fühlte, wenn die Person in Anschreiben mit Herr angesprochen wurde. Jene Person hatte auch mehrere Anzeigen und Gerichtsverfahren gegen die Stadt Wiesbaden erhoben.
Ob es nun Sinn macht, sich über solche Dinge gerichtlich auszulassen, sei mal dahin gestellt.

Eine andere Person erklärte den Zuhörer:innen seine Bachelor Arbeit über zig Seiten, warum er die Schreibweise mit * : _ – als nötig erachtete. Dem nicht genug. Denn er erklärte dies bis ins mikroskopische. Das nach der Pause nur noch eine handvoll Zuhörer:innen im Saal war, wunderte niemand.

Ob und wie wir nun mit diesem Thema umgehen, sollte schlussendlich jeder für sich selbst entschieden. Muss man wirklich alles und jedes bis auf die Spitze treiben, um wirklich jedem gerecht zu werden?

Flüchtlinge und Gefährder

Ich nehme nun Bezug zu dem tödlichen Attentat vom Mittwoch, 22. Januar 2025, in Abschaffung.. Und möchte dieses Attentat aus einem anderen Gesichtspunkt beleuchten.

Autorin: Naike Juchem

Wer hat versagt?
Diese Frage wird immer gleich nach tragischen Attentate gestellt. Der schwarze Peter wird so lange hin und her geschoben, bis man sich vor die Mikrofone der Presse stellt und sagt: Wir hatten ja alles getan.

Wenn man die Angaben des Bundesinnenministeriums über ausreisepflichtige Menschen bis zum Jahresende 2024 nimmt, steht dort eine erschreckende Zahl von 220.808 ausreisepflichtigen Menschen – auch jene Attentäter von Magdeburg und Aschaffenburg waren ausreisepflichtig.

Behörden können nur agieren und reagieren, wie es ihnen vorgeschrieben wird. Heißt im Klartext, dass jeder Behörde eine Landesregierung vorsteht. Jeder Landesregierung steht die Bundesregierung vor. Und für Europa sind es Parlament, Rat und Kommission.

Das Sprichwort: Der Fisch fängt vom Kopf an zu stinken, ist schon sehr wahr.
Aber warum ist dies so?
Wenn man sich die aktuelle Fällen der Anschläge anschaut, liegt es an den Gesetze die über den Status von Flüchtlinge bestimmen. Jene Gesetze oder auch das bekannte Dublin Übereinkommen wurden in einer Zeit geschrieben und verfasst, als Europa im großen Aufbruch einer europäischen Gemeinschaft war. Die Frage nach Asyl oder Duldungsrecht für Menschen aus Ländern wie zum Beispiel: Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Somalia oder aus welchen Ländern auch immer Menschen Schutz suchen, stellte sich zur damaligen Zeit überhaupt nicht.

Die AfD und auch CDU verkünden dem Volk, dass man die Grenzen schließen muss, kann und werde. So einfach ist es aber nicht, weil wir, wie auch alle anderen europäischen Staaten, sich dem Schengen-Abkommen angeschlossen haben. Wenn man also mal wieder für Stimmen und Punkte seiner Politik dem Bürger zuruft, dass man dieses oder jenes ändern werden, wenn man diese oder jene Partei wählt, sollten sich die Sekretäre mal die Gesetze und Verpflichtungen durchlesen, die eben für Ländern in dem Schengen-Raum gelten – und diese seit der Gründung im Jahr 1985.

Private Fotos die ich zu jener Zeit in einem Aufnahmeeinrichrung
in Trier gemacht habe.


Niemand konnte vor 40 Jahren erahnen, welche Probleme auf Europa zukommen würden. Es fing bereits in den frühen 1990er Jahren an, dass vereinzelt Flüchtlingsboote aus Nordafrika in Lampedusa landeten. In den ersten Jahren gab es noch nicht einmal eine staatliche Verwaltung oder Auffangstruktur. Die Einwohner vom Lampedusa nahmen die völlig erschöpften Menschen spontan bei sich zu Hause auf. Mit der stetig wachsenden Zahl an Bootslandungen trat Jahre später dann man der italienische Staat auf den Plan. Und Europa schaute zu. War ja das Problem von Italien. Und Lampedusa ist ja auch sehr weit weg von Brüssel und Straßbourg.
Man hatte damals schon eine völlig verkehrte Asyl- und Flüchtlingspolitik verfolgt. Das uns dies alles mal um die Ohren fliegen würde, sollte jedem klar gewesen sein, als im Sommer 2015 die großen Flüchtlingsbewegungen auf Europa kamen. Ich vermeide bewusst die Schlagwörter: Flüchtlingsstrom, Flüchtlingswelle oder gar Flüchtlingsinvasion. Diese Wörter wurde von allen Medien immer eine Stufe höher geschrieben.


Menschen aus fast allen Ländern Afrikas, Afghanistan, Irak, Iran oder Pakistan machten sich auf in eine neue und sichere Zukunft. Mit immer mehr Flüchtlingen kamen auch immer mehr Menschen nach Europa, auf die man gerne verzichten kann. Die Zahl an Attentate nahm in allen europäischen Länder zu. Dies liegt einzig an der Tatsache, dass wir in allen europäischen Ländern nicht mehr wissen, wer ist Gut und wer ist Böse. Also werden von der Politik und Gesellschaft per se mal eben alle Migranten über einen Kamm gezogen. Im Jahr 2021 gab es 15 terroristische Vorfälle in den europäischen Mitgliedstaaten. Die Gesamtzahl der Anschläge im Jahr 2021 war deutlich niedriger als in den Jahren davor, was auch auf einen Rückgang der Zahl der als Linksterrorismus gemeldeten Anschläge zurückzuführen ist.
Zwischen den Jahren 2019 und 21 wurden in der EU aber auch 29 dschihadistische oder rechtsextremistische Anschläge von Sicherheitsbehörden vereitelt.

Durch die ständige Erhöhung und Reichweite der sozialen Medien nimmt man eben Attentate oder Straftaten viel mehr wahr. In vielen Fällen wird auch einiges sehr schnell etwas mehr dramatisiert, um in den Bevölkerungen noch mehr Angst, Hetze und Wut zu erzeugen. Was nicht heißen soll, dass ich solche Anschläge verteidige. Nur muss und sollte man bei der Objektivität bleiben.

Meine Mira war mein Seelenhund.

Die geplanten Anschläge von Extremisten oder psychisch kranke Menschen, die durch europäische Sicherheitsbehörden im Vorfeld vereitelt wurden, schaffen kaum den Weg in die Medien. Dies liegt zum einen an der tatsächlichen Nachrichtensperre – in allen europäischen Länder, um eben nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen, und an der Tatsache andere eingestufte Gefährder nicht zu warnen.

Unsere Probleme durch sinnfreie Attentate sind nicht nur bei den kleinen Behörden zu suchen, sonder und vor allem auch in der europäischen Politik. Es wird Zeit, die Gesetze für Straftäter und Gefährder schnellstmöglich so abzuändern, dass diese Personen zeitnah und zügig abgeschoben werden können. Es grenzt an einen völligen Irrsinn, dass man Menschen bei der Abschiebung noch ein Handgeld mit auf die Reise gibt.

Nur wer mit Menschen redet, kann über sie urteilen.

Nun folgend einen Text den ich bereits am 13. März 2022 geschrieben habe.

Der europäische Irrsinn für Asylsuchende

In den 90er-Jahren hat die Europäische Union begonnen, eine eigene Politik und Instrumente zu entwickeln, um auf die globalen Herausforderungen der Migration eine europäische Lösung zu haben. Das Ziel war die Errichtung eines gemeinsamen Europäischen Asylsystems, auch GEAS genannt. Im Rahmen dieses Projektes hat die EU in den vergangenen Jahren eine Reihe von Richtlinien und Verordnungen verabschiedet, die zu einer schrittweisen Harmonisierung und Vereinheitlichung der nationalen Asyl- und Migrationspolitik führen sollte.

Die Flüchtlingskrise hat seit 2015 die Schwächen des Systems sichtbar werden lassen und die Zahl der Reformvorschläge rapide ansteigen lassen. Gleichzeitig sind aber im Zuge dieser Krise tiefe Gräben und Konflikte zwischen einzelnen EU-Staaten entstanden, welche in Folge sogar gegen geltende Menschenrechtsbestimmungen verstoßen haben.

Der bulgarische Politologe Ivan Jotov Krastev beschreibt die bis heute spürbaren Folgen des Zerwürfnisses in seinem Buch – Europadämmerung: ein Essay, aus dem 2017, als „bittere Spaltung der Europäischen Union und eine Wiederbelebung der Ost-West-Spaltung, die 1989 überwunden wurde“.

Das Dublin Übereinkommen aus dem Jahr 1990, sollte eigentlich einen Schritt in die Europäisierung der ursprünglich rein national organisierten Asylpolitik sein. Mit diesem Übereinkommen wurde festgelegt welcher europäische Staat für die Bearbeitung eines Asylantrags zuständig ist. Damit sollte sichergestellt werden, dass Geflüchtete, die Schutz suchen und in einem EU-Land zum ersten Mal europäischen Boden erreichen, die Garantie haben, dass ein EU-Staat die Verantwortung für das Asyl-Verfahren übernimmt.
Mit dem Schengen-Abkommen von 1985 sind in Europa Schrittweise die Grenzen und somit auch die Grenzkontrollen gefallen. Somit ist eine nationale Zurückweisung von einzeln Staaten an den europäischen Außengrenzen nicht so ganz einfach. Flüchtlinge die zum Beispiel die griechisch-türkische Grenze überschreiten und auf griechischen Staatsgebiet um Asyl bitten, werden zwar zunächst von den örtlichen Behörden versorgt – da sie aber mit ihrem Grenzübertritt den europäischen Schengen-Raum betreten haben, erledigen die griechischen Grenzbeamten diese Anträge im Auftrag der gesamten EU. Europa ist das Ziel der Flüchtlingen, die vor Terror und Krieg aus ihren Heimatstaaten fliehen und in Europa Schutz suchen – und nicht Griechenland. Das gilt auch für die Menschen, die über das Mittelmeer fliehen und dann in Italien oder Malta ankommen. Jene Staaten sind alleine durch ihr BIP gar nicht in der Lage, die Flüchtlinge aufzunehmen.

Naike Juchem, 24. Januar 2025

Zum (Reichs)parteitag der AfD

Auf dem (Reichs)parteitag der AfD am 11. und 12. Januar 2025 in Riesa zeigte die Kanzlerkandidatin Weidel mal wieder ihr wahres Gesicht.

Das Intro, der offizielle Wahlwerbespot der Partei, glich einer Hollywood Inszenierung.
„Wir waren mal ein reiches, ein glückliches Land“, wird in dem Clipp gesagt. Es wird von Klimageld geredet, dem Geld für Flüchtlinge und natürlich werden die Radwege in Peru angesprochen.

Dies reicht offensichtlich aus, um die Wählerschaft von der einzigen Alternative für Deutschland zu überzeugen.
Das es in Deutschland mehrere Menschen gibt, die soziale Unterstützung bekommen, wir großflächig ausgespart. Über die wirre Klimapolitik der AfD will ich jetzt gar nicht schreiben.

Die Radwege in Peru ist offenbar einer der größten Punkte, über den sich der deutsche Michel aufregen kann. Es wird nie die andere Seite der Medallie genannt.

Die KfW ist eine der führenden Förderbanken der Welt. Seit 1948 setzt sie sich im Auftrag des Bundes und der Länder dafür ein, die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Lebensbedingungen weltweit zu verbessern. Allein 2023 hat sie dafür ein Fördervolumen von 111,3 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Der Unterschied zwischen „zur Verfügung gestellt“ und „geschenkt“ sollte wohl jedem klar sein.

In Peru leben mittlerweile knapp 80 % der Bevölkerung in Städten. Ein Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung urbaner Zentren und die Versorgung der Bevölkerung dort sind unzureichende Mobilitätsangebote. Der Verkehrssektor in Peru ist für nahezu 26 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr verantwortlich das entspricht etwa 40 % der Gesamtemissionen des Landes. Die KfW unterstützt das Land daher beim Aufbau nachhaltiger klima- und umweltfreundlicher Mobilitätssysteme. Insgesamt wurden für dieses Programm bisher rund 308 Millionen Euro durch die KfW zugesagt. Rund 288 Millionen Euro davon werden in Form von Krediten bereitgestellt, die zurückgezahlt werden müssen. Darüber hinaus sind mehrere deutsche Unternehmen im Rahmen von den „Radwegen“ mit Beauftragungen in Höhe von insgesamt circa 100 Millionen Euro mit am Start. Also sind dadurch Arbeitsplätze in Deutschland gesichert.

In ihrer radikalen und aggressiven Rede kündigte Weidel auch an, sämtliche Subventionen und Förderprogramme für den Klimaschutz abzuschaffen und das Erneuerbare-Energien-Gesetz zu streichen.
„Wenn wir am Ruder sind, reißen wir alle Windkraftwerke nieder. Nieder mit diesen Windmühlen der Schande!“, brüllt Weidel von der Bütt.

Wenn man sich die Angaben des Statistischen Bundesamtes für das vergangene Jahr anschaut, hat Deutschland rund 142 Terawattstunden Strom aus Windenergieanlagen erzeugt. Dies entspricht einem Anteil von rund 29 Prozent an der gesamten Bruttostromerzeugung in Deutschland.
Na, ob dies mit dem Abriss von Vorteil ist, sei mal in den Raum der Ahnungslosen gestellt.

Das Lieblingsthema der AfD durfte natürlich auch nicht fehlen. So künftige die lesbische Weidel, die mit Sarah Bossard, einer Singhalesein in der Schweiz lebt, vollmundig an, dass Deutschland unter Führung der AfD in der Europäischen Union aus dem Asylsystem aussteigen werde. Selbstverständlich durfte auch ihre Remigration nicht fehlen.

Nun fasse ich den letzten Absatz mal für jene zusammen, die keinen Hauptschulabschluss und Oligophrenie – also Intelligenzminderung haben.
Ihr wollt eine rassistische Kanzlerin, die ihren Wohnsitz in einem anderen Land hat und nicht dem Familiären AfD Mutter-Vater-Kind Idol entspricht.
Herzlichen Glückwunsch für so viel Dummheit.

Naike Juchem, 19. Januar 2025

Hans-Jürgen der Obdachlose

Ich stehe heute im Dorf an der Düssel und sah bei rückwärtsfahren eine kleine Bude. Ich dachte es wäre ein Stromhäuschen für E-Autos oder so was ähnliches.
Als ich mit Nila eine Runde ging, sah ich einen Mann in dem Häuschen sitzen, und dachte an einen Parkplatzwächter. Ich fragte ihn, ob ich hier stehen bleiben dürfte. Er meinte, dass es ihm egal sei. Wir kamen ins Gespräch und er sagte mir, dass er Obdachlose sei und in dieser Hütte leben würde.

Hans-Jürgen ist 61 Jahre alt. Ich konnte mich mit ihm sehr gut und vernünftig über gesellschaftliche Themen unterhalten. Er erzählte mir von seinem Leben. Obdachlos kann man verdammt schnell werden. Er hat immerhin ein Konto und bekommt Bürgergeld. Nimmt keine Drogen und trinkt keinen Alkohol. Es muss nicht immer das klassische Bild von Obdachlosen sein.

Natürlich gibt es auch jene Obdachlose die in den Fußgängerzone sitzen und das wenige Geld von Spenden sofort in Drogen oder Alkohol umsetzen. Es ist eben schwierig hier die Grenze zwischen Menschlichkeit und Geld verbrennen zu ziehen oder zu erkennen.

Eineinhalb Stunden hatte ich mich mit Hans-Jürgen sehr angenehm unterhalten. Ich bin ein Mensch der auf Menschen zugeht, denn nur so kann ich diese Welt besser verstehen.

Aus Respekt vor ihm, habe ich ihn nicht fotografiert. Ich habe lediglich ein Foto von einem kleinen Teil in seinem Häuschen gemacht und es ihm auch gezeigt.

Der keltische Wall und die Wildenburg im Naturpark Saar-Hunsrück

Bereits im 5. und 4. Jahrhundert vor Christus war dieses Gebiet im südlichen Hunsrück von den Kelten besiedelt. Im Bereich der Wildenburg hatten die Kelten aus Taunusquarzit-Steinen eine Wehr- und Verteidigungsanlage errichtet, die um die 4,5 Meter hoch gewesen sein musste. Jener Wall gehörte zu einer Reihe von keltischen Wallanlagen im südlichen Hunsrück. Sehr bekannt ist hier der Ringwall bei Otzenhausen im Saarland*. Jener Wall zog sich von westlichen Otzenhausen, weiter ostsüdöstlich an Allenbach und südlich von Sensweiler über den sogenannten Ringkopf weiter nach Kempfeld. Dort war nach heutigen Erkenntnisse ein befestigtes Lager.

Der Wall ging weiter nach Osten ins Hahnenbachtal. Dort ist die Burganlage Altburg. Sie liegt auf einem etwa einen Hektar großen Plateau hoch über dem
Hahnenbachtal. Diese Kleinburg wurde von Bewohnern des keltischen Volks der Treverer im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. genutzt.
Der Wall führte auch von dort noch weiter bis an das östliche Ende vom Hunsrück in den Soonwald.
Alleine die Luftlinie von Otzenhausen bis in den Soonwald ist über 60 Kilometer lang. Geografisch kann man es sich so vorstellen, dass linksseitig im Hinterland der Nahe auf der kompletten Länge jener Wall gebaut wurde.

Die Wildenburg

Um das Jahr 350 n. Chr. wurde auf der Wildenburg für kurze Zeit eine spätrömische Befestigung eingerichtet.
Im Spätmittelalter wurde von
Wildgraf Friedrich von Kyrburg auf dem Felsen an der Westspitze des Ringwalls die Wildenburg auf dem 675 m hohen Quarzitfelsen erbaut. Leider ist von der Original Burg kaum noch etwas zu sehen, denn im Jahe 1651 wurde die Wildenburg von
marodierenden lothringischen
Truppen gebrandschatzt und zerstört. 9 Jahre später wurde mit einem teilweisem Wiederaufbau der Burg begonnen. Die sogenannten Unterburg diente als Amts- und Verwaltungssitz bis zur Aufhebung der Grafschaft Kyrburg im Jahre 1792.

1859 erwarb der preußische Staat das Anwesen und richtete eine herrschaftliche Revierförsterei‘ ein, die über einen Zeitraum von 100 Jahren Bestand‘ haben sollte.
Von 1963 – 1999 gehörte die Wildenburg dem Hunsrückverein e. V. Heute ist die Wildenburg mit ihrer touristischen Infrastruktur ein beliebtes Ziel im Nationalpark Saar-Hunsrück.

*Über den keltischen Ringwall bei Otzenhausen habe ich schon berichtet.

Ein Unglück mit wohl gravierenden Folgen für die Region Saar-Lor-Lux

Viele haben bestimmt schon in den Nachrichten mitbekommen, dass ein Frachtschiff die Mosel-Schleuse bei Müden kaputt gefahren hat. Wie es zu dem Unfall kommen konnte, ist zur Zeit noch unklar. Das Schiff hatte zum Zeitpunkt der Einfahrt keine Freigabe.

Und wie immer ist das Netz voll mit vielen dumme und sinnfreie Kommentare.

Zur Zeit können 70 Schiffe nicht in den Rhein einfahren und eben auch keine Schiffe nach Luxemburg, Frankreich oder Saarland fahren.
Wer soll die Liegezeit der Schiffe bezahlen? Viele Schiffseigner sind Selbstständig und brauchen die Einnahmen.
Was ist mir der Ladung die gelöscht werden muss? Gut, dies können Lkw übernehmen, dann liegen die Schiffe immer noch fest.
Auch sehe ich bei den Stahlbuden in der Region Saar-Lor-Lux so einige Probleme. Die brauchen Material und Kohle für die Hochöfen. Auch muss Ware aus eben den Produktionen weggeschafft werden.
Ähnlich sieht es im Hafen von Trier mit den Container aus.
Nun kann der Krisenstarb mal zeigen was er drauf hat.

Ich sprach heute früh mit einem Schiffsführer, ob eine Umleitung über den Rhein-Marne-Kanal möglich sei. Der Schiffsführer kennt sich in diesem Gebiet aber nicht aus, ob diese Passage für größere Binnenschiffe geeignet ist, konnte er mir nicht sagen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation wirtschaftlich auswirken wird. Wer an der Mosel wohnt, weiß, dass es im Frühjahr mit erheblichen Hochwasser zu rechnen ist, also wird sich wahrscheinlich auch die Reparatur in die Länge ziehen.

Ein Polizist meinte heute Früh im Radio, dass nun die Schiffsführer in Urlaub fliegen könnten. Da sieht man mal, welche Ahnung der Mann hat. Die Schiffsführer und Reeder werden zur Zeit andere Sorgen haben.

Anm.: Die Fotos wurden mir privat zugeschickt.

Der Sauerbrunnen im Nationalpark Hunsrück Hochwald

Der westliche Hunsrück hat eine lange und interessante Geschichte die wohl kaum jemand kennt.

In der Geschichte ist dieses Gebiet oft an anderen Ländereien übergegangen. Ob nun in preußischer, oldenburgischer oder französischer Herrschaft.

Unweit des kleinen Ortes Oberhambach ist der Sauerbrunnen.
Jene Quelle gehörte im 16. Jahrhundert zu den bekanntesten Heilquellen jener Zeit. Weltliche und
geistliche Größen jener Zeit gehörten zu den Besucher. Denn das Oberhambacher Wasser wurde früher schließlich um die halbe Welt verschickt. Dem stark eisenhaltigen Wasser wird seit jeher eine heilende Wirkung nachgewiesen.
Im Tumult des 30 Jährigen Krieg verlor die Quelle an Bedeutung. Später folgte unter Markgraf Karl Friedrich von Baden eine neue Blütezeit. Er ließ um das Gebiet der Quelle ein Kurhaus für 30 Gäste und Dienerschaft einrichten. Mit der napoleonischen Zeit kam erneut der Niedergang dieser Quelle.
1926 wurde die Quelle neugefasst und im Jahr 1964 durch den Landkreis Birkenfeld neugestaltet.

Der Nationalpark Hunsrück Hochwald

Der Nationalpark Hunsrück Hochwald ist einer der jüngeren Naturschutzgebiete in Deutschland. Hier entsteht ein Urwald von Morgen, denn dieses Gebiet im Hunsrück zählt schon heute zu einer ,Hotspot-Region für biologische Vielfalt“. Davon gibt es in ganz Deutschland nur 30 Gebiete. So leben hier zum Beispiel europaweit die meisten Wildkatzen. Die Wildkatze ist sehr scheu und braucht viel Ruhe. Genau wie der Schwarzstorch und viele andere Arten. Ruhe, die der Hunsrück mit seinen ausgedehnten Wäldern schon heute bietet. Für Tiere, aber auch für Menschen.
Neben Wälder kann man im Nationalpark Hunsrück Hochwald auch mittelalterliche Burgen, Bauten und Ortschaft betrachten. Die Zeit der Besiedlung kann man sogar bis zu den Kelten hin verfolgen und bestaunen.

Naike Juchem, 17. November 2024

Die Geburtshelfer

Die Geburtshelfer. Auszug aus Kapitel 41

Mit Pepsi, Eiskaffe und Krabbenchips lagen sie am „Europa Platz“ auf dem Boden der Holzhütten. Patricia erzählte ihrer Familie von den Anfängen in Kampang Rou und woher der „Europa Platz“ seinen Namen hat. Annabell, Maurice und Claude hörten ihr aufmerksam und gebannt zu
Hannes hatte seine Augen geschlossen und dachte an die wahrlich turbulente Zeit. Sylvie grinste hin und wieder, denn sie kannte vieles schon von Patricia oder Hannes. Sylvie lag in der Holzhütte, wo Clodette, Hannes und Franziska auf Strohmatten lagen. Sylvie setzte sich wie von einer Tarantel gestochen auf und schlug Hannes gegen den Oberarm „Hast du dies eben auch gehört?“ Hannes nickte „Ja, eine Kuh hat gemuht.“ Sylvie schüttelte den Kopf „Nein! Sie hat geschrien.“ Hannes setzte sich auf und lauschte. Er hörte nichts. „Jetzt. Hörst du?“ Frage Sylvie nach einiger Zeit und sah ihn an. „Ja. Komm, wir gehen schauen was los ist.“ Im nächste Moment war es kein muhen mehr, sondern ein brüllen. Sylvie rannte zum Ausgang vom „Europa Platz“, um an die Weide zu kommen. Hannes rannte ihr hinterher. Als er bei Kannitha um die Ecke lief, sah er, dass die anderen ihnen folgten. An der Kreuzung zur Weide hatte Hannes Sylvie eingeholt und beide rannten die 200 Meter die Piste hoch zur Weide. Eine Kuh schrie fürchterlich und Hannes dachte an einen Unfall.

Er riss das Gatter zur Weide auf und sah oberhalb vom Stall an dem zweiten Baum eine Kuh stehen, die fürchterliche Schmerzen haben musste.
„Die Kuh hält ihren Schwanz waagerecht, Hannes, sie kalbt. Dies ist ein sicheres Zeichen für den Beginn der Geburt. Irgendetwas stimmt nicht, sonst würde die Kuh nicht so schreien.“
Sylvie lief auf die Kuh zu und wenige Meter vor der Kuh ging sie langsam und redete ruhig. Sie gab mit ihrer rechten Hand Zeichen, dass Hannes sich ruhig bewegen sollte. „Schnelle Bewegungen sind in dieser Phase Stress für die Kühe. Geh langsam und rede ruhig mit ihr. Hannes sagte der Kuh auf khmer, dass alles gut sei, sie ruhig bleiben sollte und sie Hilfe bekommen würde. „Stell dich vor sie. Sie kennt dich. Sie soll dich sehen. Rede weiter.“ Hannes tat was Sylvie ihm auftrug.
Sylvie ging langsam um die Kuh herum. Sie streichelte die Kuh und fühlte mit ihren Händen an ihrem Bauch. „Hannes, das Kalb liegt falsch im  Mutterbauch.“
„Was?!“
Mittlerweile waren die anderen auch auf der Weide und Sylvie sagte auch ihnen, dass sie sich langsam bewegen sollten, oder auf Abstand bleiben.
„Bei einer Geburt ist die Stellung der Wirbelsäule bei der Mutter ein guter Bezugspunkt. Eine obere Stellung bedeutet, dass der Rücken des Kalbes zum Rücken der Mutter liegt. Hier sehe ich dies nicht. Dieses Kalb liegt mit den Beinen nach oben. Hannes, dass Kalb kann so nicht geboren werden. Wir müssen das Kalb drehen.“ „Was immer du sagst.“
Sylvie schaute sich die Scheide, den Rücken und Bauch der Mutterkuh an „Verdammt. Dies wird heikel. Wir brauchen Wasser – lauwarm am besten. Tücher und Seile.“ „Im Stall sind Eimer, für das Futter. Seile habe ich keine.“ „Okay. Bringt die Eimer aus dem Stall – schnell. Patricia, ich brauche Tücher, Seile, Margarine oder irgendetwas was ich als Gleitmittel benutzen kann. Seife reichte auch und davon mehr als eine.“ Patricia nickte und rannte zu Kannitha.

Claude und Maurice brachten die 4 Eimer, die im Stall an einer Wand hingen. „Sind das alle?“ Hannes nickte. „Wir brauchen mehr. Die Kuh sollte Fressen und Wasser bekommen. Hannes, wie lange waren wir spazieren gewesen?“ „Keine Ahnung. Wir sind hier gegen 11 Uhr weg. Nun haben wir nach 16 Uhr.“ „Okay. Dann muss der Geburtsvorgang in der Zeit begonnen haben, wo wir weg waren. Mir ist vorhin nicht aufgefallen, dass die Kuh kurz vorm kalben steht.“ Clodette sagte, dass sie wüsste, dass dies eine Mutterkuh sei, aber mehr auch nicht. „Weißt du wie alt die Kuh ist?“ „Nein. Leider nicht.“
Patricia kam mit dem Motorroller von Kannitha auf die Weide gefahren. Sie hatte bis auf Seile alles dabei, was Sylvie sagte.
„Danke, Tricia. Bringt das Wasser. Ich muss die Scheide eincremen.“

Hannes sprach ein Stoßgebet gen Himmel. Zum Glück hatte er vor Jahren die Furche mit den Wasserbremsen gebaut, so hatten Claude und Maurice kurze Wege. Das Wasser aus der Quelle war frisch – und eben auch kühl. Woher sollten sie nun lauwarmes Wasser bekommen?

Mittlerweile kamen einige Bewohner aus Kampang Rou auf die Weide und wollten schauen, was los war. Hannes schickte sie weg, denn zu viel Leute wäre Stress und Aufregung für die Kuh. Er sah Sophearith, der Besitzer der Herde. „Sophearith, wie alt ist die Kuh?“ Fragte Hannes. „Äh, ich schätze 1 Jahr.“ Hannes sagte Sylvie diese Zahl. „Was?! Du liebe Güte! Das ist viel zu früh! Nun siehst du, welche Probleme die Kuh hat“ brüllte Sylvie. Hannes übersetzte ihre Worte und Sophearith stand bewegungslos neben der Kuh und wusste nicht, was er tun sollte.
Die Kuh schrie vor Schmerzen und Hannes streichelte sie sofort und sprach mit ihr.
„Sylvie, ich fahre einen Gaskocher und Topf besorgen, damit wir das Wasser warm bekommen“ sagte Patricia und lief zum Motorroller.
Sylvie sah Sophearith an und erklärte ihm „Wenn Jungrinder zu früh gedeckten werden, hat man sehr oft das Problem, dass das Kalb nicht durch das Becken der Mutter passt. Hörst du nicht, wie deine Kuh schreit? Das Tier hat unglaubliche Schmerzen! Was ich sehe ist schon schlimm genug. Kannst du das Kalb aus dem Geburtskanal hohlen?“ „Nein, ich habe so etwas noch nie gemacht.“ „Na bravo! Nun liegt das Kalb noch falsch im Mutterbauch. Die Beine von dem Kalb müssen unten sein und der Kopf muss in Richtung dem Geburtskanal liegen. Ich hoffe, dass dies zumindest so ist. Hannes, ich muss einen Kontrollgriff in den Geburtskanal vornehmen. Dazu bräuchte ich lauwarmes Wasser. Ich muss mit meinem Hand oder den Finger zwischen den Kopf und Kreuzdarmbein und zwischen Ellenbogen und Schambein des Beckens kommen. Falls nicht, haben wir ein Problem. Ich kann hier keinen Kaiserschnitt machen.“ „Sylvie, was immer du sagst. Ich tue was ich kann“ sagte Hannes und übersetzte die Worte von Sylvie. Sophearith zog die Schultern hoch. Sylvie nickte und was sie sagte war nicht gerade freundlich „Für Kühe zu halten, braucht es etwas mehr als nur eine Weide und Futter zu geben. Man! Wenn man keine Ahnung hat, sollte man sich keine Tiere anschaffen! Nun muss ich schauen, wie ich beide Tiere retten kann.“ Hannes übersetzte nur einen Teil von Sylvie’s Worte. Sophearith hatte schon genügend Prügel bekommen.
Annabell heulte und alle anderen standen da und wussten nicht, was sie helfen konnten.
„Lasst Sangkhum, Sraleanh oder welche Kühe und Kälber auch immer zu der Kuh, sie soll sehen, dass sie nicht alleine ist.“
Clodette hatte Tränen in den Augen und führte Sraleanh nah an die Kuh heran.

Patricia kam mit einem Gaskocher zwischen ihren Beinen und einem Topf in ihrer linken Hand auf die Weide gefahren. Claude lief sofort zu ihr und schleppte den Gaskocher. „Sylvie, wohin mit dem Ding?“ „10 Meter hinter die Kuh. Wir brauchen Platz.“
Patricia stelle den Topf auf den Gaskocher und Maurice schüttete sofort den Eimer Wasser in den Topf. „Reicht ein Gaskocher?“ Fragte Patricia. „Noch einen wäre super. Das Wasser braucht ewig, bis es warm ist.“ „Sophearith, hast du einen Gaskocher und Topf zu Hause?“ Sophearith nickte Patricia zu. „Los! Beeil dich!“
Jeder auf der Weide schaute auf den Topf und hoffte, dass das Wasser endlich warm werden würde. Sylvie griff immer wieder mit der Hand in den Topf „Wir bräuchten noch Eimer.“ Patricia nickte ihr zu und rannte wieder zum Motorroller.
Sylvie fühlte immer wieder den Bauch der Kuh ab. Sie schaute auf die Scharm von der Kuh und biss sich auf die Lippen.
„Sylvie, was ist los?“ „Hannes, es wird echt knifflig und kompliziert. Traust du dir zu mir zu helfen? Sei ehrlich.“ „Ja. Ich bin da und werde das tun, was du von mir verlangst.“ „Okay. So wie es aussieht, ist das Kalb verkehrt im Mutterbauch. Die Kuh ist zu jung für die Geburt. Wir müssen ihr Becken weiten. Dafür brauche ich dich. Hast du dies verstanden?“ „Ja, ja. Habe ich verstanden und kann mir denken, was ich tun muss.“ „Gut.“
Sylvie fühlte wieder mit ihrer Hand in den Topf „Muss reichen. Schüttet das Wasser in einen Eimer und stellt den nächsten Topf auf.“ Claude schüttete das Wasser in einen Eimer und Sylvie warf ein Stück Seife hinein „Haben wir ein Messer?“ Hannes nickte „Im Stall.“ Und lief sofort das Messer holen.
Mit dem Messer schnitt er kleiner Stücke von der Seife ab und rührte mit seiner Hand das Wasser, bis er merkte, dass sich die Seife auflöste.
Patricia kam mit dem Motorroller und hatte den Gaskocher von Sophearith zwischen ihren Beinen. An ihrem linken Arm hatte sie mehrere Eimer hängen.
Sophearith kam mit seinem Motorrad und hatte den Topf dabei. Maurice füllte sofort den Topf mit Wasser und ging auch gleich nochmal den Eimer füllen. Sylvie tränkte ein Tuch in das Seifenwasser und wisch mit dem Tuch der Kuh an der Scheide vorbei. Dies machte sie mehrmals.
„Sobald das Wasser warm ist, bitte wieder auffüllen. Hannes, ich denke, es könnte reichen. Ich werde jetzt meine Hand in den Geburtskanal stecken und schauen, wie das Kalb liegt. Ich hoffe die Kuh tritt nicht aus. Claude, hilf Hannes die Kuh am Kopf festzuhalten.“
Da Hannes wusste welche Kraft eine Kuh hatte, sagte er Claude, dass er einen festen Stand bräuche. „Okay, fertig?“ Claude und Hannes nickten. Hannes sprach weiter auf die Kuh ein. Die Kuh schrie vor Schmerzen. Sylvie wartete einen Moment „Es können auch ihre Wehen gewesen sein. Okay Jungs, es geht los. Gott im Himmel steh mir bei.“ Was Sylvie in diesem Moment tat war für sie lebensgefährlich. Wenn die Kuh austreten sollte, könnte sie Sylvie töten.
„Ruhig, ruhig, ganz ruhig. Ich schaue nur nach deinem Kind. Ruhig.“

Alle die um die Kuh im sicheren Abstand standen, schauten auf die Kuh. Sylvie’s Sinne waren bis aufs äußere angespannt. „Ich bin im Geburtskanal. Fühle die Füße. Ich kann nicht sagen, ob es sie Vorderfüße oder Hinterfüße sind. Ruhig, ganz ruhig. Ich schaue nach deinem Kind.“ Die Kuh bewegte ihr Hinterteil und Sylvie ging sofort zur Seite. Die Kuh trat nicht aus. „Großer Gott im Himmel, ich brauche noch etwas Zeit.“ Die Kuh schrie erneut. „Ja, es sind deine Wehen. Alles gut. Ruhig, ganz ruhig. Verdammt, ich fühle die Hinterbeine.“
Sylvie zog ihren rechten Arm aus dem Geburtskanal und ging ein paar Schritte von der Kuh weg. „Hast du gemacht. Danke, dass du mich nicht getreten hast“ Sylvie streichelte die Kuh und gab ihr einen Kuss. „Hannes, es wird bald dunkel. Ich brauche Licht.“ „Ja, ist gut. Mein Auto hat genügend Licht.“ „Die Geburt kann Stunden dauern.“ „Okay.“ Hannes wählte die Nummer von Asger. „Asger…? Ich brauche dich und Cees in Kampang Rou auf der Weide. Fahrt an den Baucontainer und bringt das Stromaggregat. 200 Meter Kabel, alles an Licht was ihr findet und bringt Seile mit. Auf der Weide ist eine Kuh, die kalbt. Das Kalb liegt verkehrt herum im Mutterbauch. Sylvie tut was sie kann. Beeilt euch.“

Alle saßen in der Nähe der Kuh und hörten Sylvie zu, was sie sagte „Bei einer normalen Geburt kommt das Kalb in der Vorderendlage, also mit den Vorderbeinen zuerst und in gestreckter Haltung zur Welt. Diese Kalb liegt mit den Beinen nach oben und noch gedreht im Mutterbauch. Also wird es mit den Hinterbliebenen zuerst kommen. Da die Mutterkuh das Kalb aber nicht raus pressen kann, weil es dem Kalb dann wahrscheinlich das Genick brechen würde, müssen wir das Kalb raus ziehen. Was ich bis jetzt bei der Mutterkuh von außen gesehen und an ihren Bauch gefühlt habe, ist das Kalb immerhin gestreckt – also muss ich es nur etwas drehen. Es kann auch sein, dass sich während der weiteren Geburt das Kalb dreht und ich müsste es wieder zurück drücken, um es in die richtige Lage zu bringen. Selbst dies ist nicht so einfach, denn ich könnte mit den Klauen von dem Kalb die Gebärmutter verletzen.“
Sylvie stand auf und wischte wieder mit lauwarmen Wasser um die Scheide, Becken und Rücken der Kuh. „Dies mache ich, weil die Scheide und Becken zu eng sind. Kühe sind zwar zwischen 7 und 10 Monaten geschlechtsreif, aber man sollte mindestens eineinhalb Jahre oder gar noch länger warten, bis man eine Kuh decken lässt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Kuh künstlich besamt wurde.“ „Bist du Tierärztin?“ Fragte Annabell. „Nein. Ich bin Agraringenieurin und arbeite für eine Hilfsorganisation in Paris. Ich bin in Kambodscha, weil ich das Dossier von Hannes las und ich ihm bei seinem Trockenfeldanbau Projekt helfen möchte. Darüber schreibe ich auch meine Dissertation.“ „Wow! Und woher weißt du, warum die Kuh diese Probleme hat?“ „Ich bin auf einen Bauernhof aufgewachsen. Meine Brüder führen den Hof weiter. Wir haben über 200 Rinder verschiedener Rassen. Ich war schon als Kind bei Geburten dabei. Als Jugendliche musste ich oder einer meiner Brüder unserem Vater helfen, wenn es Komplikationen bei der Kalbung gab.“ Annabell sah zu der Kuh. Sie wollte etwas sagen, traute sich aber nicht. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Annabell, mach dir keine Sorgen, ich bin da und Hannes wird mir helfen. Wir bekommen dieses kleine Lebewesen gesund und munter auf die Welt.“
Annabell wischte sich erneut die Tränen weg „Darf ich etwas helfen?“ Sylvie nickte „Ja. Darfst du. Wir müssen ständig das Fleisch um ihre Scheide, ihr Becken und Rücken mit warmen Wasser einreiben. Dies merkt die Kuh und es tut ihr gut. Die Kuh wird zum einen ruhiger, weil sie weniger Schmerzen hat und zum andern werden mit dem Wasser die Muskeln und Haut weicher. Wenn wir sie streicheln und mit ihr reden, beruhigt dies auch.

Asger kam mit einem Affentempo an die Weide gefahren. Cees und er kamen sofort auf sie zugelaufen.
„Danke Jungs. Wir brauchen Licht für die Geburt. Lasst das Stromaggregat auf dem Auto stehen. Ich komme später mit deinem Auto nach Svay Rieng. Wir legen nun das Kabel und verteilen das Licht.“
Claude, Maurice, Franziska und Patricia packten mit an. Sie verteilten im Umkreis von 5 Meter die Lampen und Leuchtstoffröhren. Hannes lief auf den „Europa Platz“ sein Auto holen. Zum einen hatte er auch noch genügend Licht vor dem Auto und auf dem Dach. Zum anderen brauchte sie etwas, um die Kuh mit Seilen festzubinden. Es wäre für die weitere Geburt für Sylvie und Hannes lebensgefährlich, wenn sie hinter der Kuh standen und diese austreten würde.

Am Gatter und Stall standen viele Bewohner aus Kampang Rou und schauten die Weide hoch, was dort vor sich ging. Sophearith ging zu den Männern und Frauen und sagte, dass die Europäer ein Kalb retten würden, welches verkehrt herum im Bauch der Kuh liege und er sehr dankbar für deren Hilfe sei. „Immerhin“ sagte Sylvie, als Hannes ihr dies übersetzt hatte.

Mittlerweile war es 18.30 Uhr und auf der Weide schrie immer wieder die Kuh.
Annabell machte ihre Arbeit sehr zaghaft – aber gewissenhaft. Maurice brachte ihr immer wieder neue Eimer mit lauwarmen Wasser.

„Wenn wir später das Kalb herausziehen, wäre eine Kette besser als ein Seil. Auch wenn sich dies nun brutal anhört, aber eine Kette zieht sich nicht zu. Mit dem Seil könnte ich dem Kalb die Beine abschnüren. Bei der Lage von dem Kalb, wäre es gut, wenn die Kuh liegen würde. Ich müsste aber vorher in den Geburtskanal, um dem Kalb die Seile um die Beine zu legen.“ „Sylvie, welchen Knoten brauchst du?“ Frage Asger. „Einen der hält und sich aber beim ziehen nicht zuzieht.“
Asger nahm ein Seil und legte das Ende über das Seil, legte eine Schlaufe und zog das Seil durch die Öffnung. „So?“ Und reichte Sylvie das Seil. „Ich war Seemann. Ich werde wohl noch ein paar Knoten hinbekommen. Sylvie lächelte und gab Asger einen Kuss „Danke du Seebär.“ „Gerne, Frau Agraringenieurin. Okay, wie willst du die Kuh zum liegen bringen, wenn sie es nicht selbst tut?“ „Mit Seilen lässt sich da schon etwas machen. Es gibt bestimmte Schnürtechniken für die Beine, womit sich die Kuh zum Hinlegen bewegen lässt.“ „Okay. Wir sind da.“ „Danke. Aber ihr alle müsst nicht hier bleiben. Eine Erstgeburt kann mehrere Stunden dauern.“ „Wir bleiben und helfen. Stell dir mal vor, nachher fehlte nur eine helfende Hand“ sagte Claude. „Okay. Danke. Wenn später die Geburt beginnt, und wir das Kalb herausziehen, ziehe nur ich. Ich muss die Wehen abwarten. Wenn die Kuh ihre Wehenpause hat, höre auch ich auf zu ziehen. Einfach mal ziehen und flutsch, das Kalb ist draußen, gibt es nur im Fernsehen. Hannes ist als Geburtshelfer bereit und wird den Geburtsweg mit beiden Händen weiten, während ich versuche das Kalb zu drehe. Ich hätte niemals gedacht, dass ich im dunklen in Kambodscha ein Kalb auf die Welt bringen werde.“ Cees klopfte Sylvie auf die Schulter „Das Leben ist ein Abenteuer.“

Kannitha kam zu ihnen auf die Weide und hatte ein Dutzend Wasserflaschen dabei und erkundigte sich über den Stand bei der Geburt. Patricia sagte ihr, was zuvor Sylvie gesagt hatte. „Soll ich euch Essen vorbeibringen? Ihr könnt nicht über Stunden hier auf der Weide sitzen.“ Bevor jemand antworten konnte, sagte Kannitha, dass sie Klebereis und Papayasalat machen würde.

„Mal eine Frage: packst du das Kalb aus der Kuh zu ziehen?“ Dabei sah Asger die schmale Sylvie an. Sylvie zog die Schultern hoch „Wir werden das Seil um den einen Baum legen und du könntest dann mit mir ziehen. Zum einen ziehen wir dann nicht mit voller Kraft, denn wir könnten das Kalb und die Gebärmutter verletzen. Und zum anderen hätte ich die Gewissheit, dass noch jemand da ist, wenn ich keine Kraft mehr habe.“

Patricia und Hannes standen am Kopf von der Kuh und gaben ihr einen Eimer mit frischem Wasser. Die Kuh hatte Durst und trank auch aus dem gerechten Eimer.

Sylvie legte Seile um die Hinterbeine der Kuh und sagte Asger, er solle diese richtig gut festbinden. Ein Seil legte er um einen Baum, der links von der Kuh stand und das andere Seil befestigte er an der Seilwinde am Auto von Hannes. „Sylvie, würde es auch mit der Seilwinde gehen?“ „Nein, Asger. So schnell kann man die Seilwinde nicht anhalten und wir haben kein Gefühl, wann wir stoppen müssen.“

Es war schon weit nach 22 Uhr, und immer mehr Wehen setzten bei der Kuh ein.
„Okay Jungs und Mädels, versuchen wir es. Ich werde nochmal in den Geburtskanal greifen und schauen, wo das Kalb jetzt ist.“
Sylvie schmierte sich die rechte Hand und Arm mit Naturseife ein und ging auf die Kuh zu. Mit der linken Hand fühlte sie den Bauch der Kuh ab „Bist ein tapferes Mädchen. Ich schaue nochmal nach deinem Kind. Du hast es bald geschafft.“ Sylvie klopfte der Kuh auf ihr Hinterteil und wartet auf die nächste Wehe. „Ruhig, ganz ruhig. Alles ist gut“ dabei klopfte sie immer wieder leicht auf das Hinterteil. „Okay, die Wehe kommt. Es geht los.“
Mit welcher ruhe und Selbstsicherheit Sylvie dies tat, war beachtlich. Sie war wahrlich Profi genug, um zu wissen was sie tat. Sie hatte dies in den vergangenen Stunden mehr als bewiesen.
Levi war auch schon seit über eineinhalb Stunden bei ihnen, denn er machte sich bereits um 19 Uhr Gedanken über den Verbleib seiner Frau.

„Hannes, ich muss das Kalb drehen. Du musst mir jetzt helfen, denn ich brauche beide Arme dafür. Du musst das Becken auseinander drücken. Stellt dich dicht hinter mich. Annabell, wenn du willst, rede mit der Kuh, streichel sie.“
Als alle dies taten, was Sylvie sagte, fragte sie, ob Hannes bereit sei. „Bin ich. Fangen wir an.“ Hannes drückte mit aller Kraft das Becken von der Kuh auseinander und Sylvie glitt mit ihren beiden Arme in die Scheide der Kuh. Hannes musste den Kopf zur Seite halten, denn der Geruch war nicht besonders angenehm.
„Okay. Ich bin am Kalb. Ich habe einem Huf. Wo verdammt ist der andere? Hab ihn.“ Sylvie drehte sich unter Hannes nach rechts weg. Hannes fingen bereits die Arme an zu zittern. „Ich muss nochmal nach greifen“ Sylvie stellte sich wieder, packte das Kalb und drehte sich noch einmal unter Hannes nach rechts weg. Sie zog ihre Arme aus der Kuh und klopfte ihr auf das Hinterteil „Braves Mädchen. Wir haben es bald geschafft. Danke Hannes. So, nun legen wir die Kuh auf ihre linke Seite. Ich habe das Kalb gedreht. Es müsste passen. Asger, gibt mir bitte die zwei Seile.“
Sylvie cremte sich wieder ihren rechten Arm ein und führte nun die Seile in den Geburtskanal. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Sylvie ihren Arm aus dem Geburtskanal zog.
Dann nahm sie mehrere Seile und band diese an die Vorderfüße der Kuh.
„Nun wird es haarig. Wir müssen die Kuh quasi auf die Knie zwingen und darauf achten, dass sie sich nicht nach rechts Ablegt. Claude, du nimmt dir das Seil an ihrem linken Vorderbein. Cees, du das rechte. Ihr zieht langsam nach hinten, wenn ich es sage. Patricia, Clodette, redet mit der Kuh und drückt sie an ihrer Blesse nach unten. Wenn ihr es nicht schafft, muss Hannes es machen. Alle anderen kommen auf die rechte Seite. Wenn die Kuh in die Knie geht, müsst ihr sie nach links drücken. Bitte nicht am Bauch. Drückt oben unterhalb der Wirbelsäule, am Becken und Hals. Asger, du bis der größte. Du drückst in der Mitte der Wirbelsäule – hier. Okay? Jeder alles verstanden?“ Alle nickten. „Los!‘
Unter muhen, brüllen und mit dem Kopf schlagend, ging die Kuh langsam auf die Knie. „Weiter ziehen, weiter ziehen. Hannes, drück ihr den Kopf nach unten. Weiter ziehen. Drücken und nun alle an der Seite. Weiter, weiter, weiter.“ Langsam ging die Kuh auf die Knie und legt sich ab.
„Halleluja! Danke, Leute. Die Kuh liegt. Lasst sie nun mal etwas ausruhen.“

Annabell machte wieder ihre Arbeit mit dem lauwarmen Wasser weiter. Die anderen saßen auf dem Boden. 20 Meter von ihnen entfernt stand ein Pulk an Menschen und beobachten alles sehr genau. Die Menschen sprachen leise miteinander.

Nach 23 Uhr setzte immer mehr Wehen ein und etwas an Flüssigkeit lief aus der Scheide der Kuh.
„Okay, es geht los. Ich habe je ein Seil an den Beinen von dem Kalb befestigt. Ich muss abwechselnd ziehen, sonst wird das nichts.“ Asger nickte und packte sich die Seile. Sylvie setzte sich auf den Boden und drückte ihre Füßen gegen die Oberschenkel von der Kuh. Ihr Oberkörper war nach vorne gebeugt. Sie legte sich das Seil einmal um die rechte Hand und hielt das Seil mit beiden Händen fest – aber noch nicht auf zug. Die Kuh bekam eine weite Wehe und Sylvie zog mit aller Kraft. Ihr Oberkörper ging immer weiter zurück. „Stopp.“ Asger lies sofort das Seil locker – aber auf zug. „Sehr gut Asger. Wenn die nächste Wehe kommt, machen wir weiter.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die nächste Wehe kam. Sylvie war hochkonzentriert. „Los.“ Und wieder machte Sylvie die gleichen Bewegungen wie zuvor. Die nächste Wehe kam. „Los. Annabell, schütte immer wieder lauwarmes Wasser über die Scheide. Du braucht kein Tuch mehr.“
Maurice und Franziska füllten die Eimer voll für Annabell. Claude brachte ständig neues Wasser an die Gaskocher.
Die nächste Wehe kam. „Los.“ Hannes sah den ersten Huf von dem Kalb. Ihm lief der Schweiß nur so über das Gesicht. Er musste ja irgendwie das Becken der Kuh zu sich hoch ziehen.

„Okay, Asger. Nun das andere Seil.“ Sylvie legte sich auch dieses Seil einmal um die Hand und wartete auf die nächste Wehe. „Los.“ Zweimal zog sie und man sah den zweiten Huf. „Asger, wir ziehen noch einmal mit diesen Seil.“ „Okay Chefin.“ „Los.“ Bei diesem zug kam das eine Hinterbein gute 20 Zentimeter zum Vorschein.
Die nächste Wehe kam und auch hier kam das Bein immer weiter raus. „Nochmals dieses Seil.“ Die Wehe kam. „Los.“ Bei diesem zug sah man das Knie von dem Kalb. „Anderes Seil.“ Die Wehen kamen in immer kürzeren Abständen. Auch hier kam das Knie von dem Kalb zum Vorschein.

Nach über einer drei Viertel Stunde war endlich das Becken von dem Kalb zu sehen.
„Hannes, kannst du noch?“ „Eigentlich nicht mehr. Ich habe kaum noch Kraft in den Armen. Aber wir bekommen dieses Kalb auf die Welt.“
„Okay. Wir haben es bald geschafft. Asger, wir müssen jetzt das Kalb in Richtung Euter ziehen.“ Sylvie suchte sich einen anderen Platz auf dem Boden. In dieser Stellung konnte sie aber nicht gegen die Hinterbeine der Kuh drücken, denn dies würde ihr Schmerzen zufügen. Patricia und Franziska setzen sich hinter einander links neben die Kuh, Clodette und Levi taten dies rechts. So konnte Sylvie ihre Füße gegen ihr drücken und hatte etwas mehr halt. Asger hatte nun keinen Baum mehr, den er benutzen konnte. „Versuchen wir es. Zieh nicht zu fest.“ „Alles klar, Chefin.“

Die nächste Wehe kam. „Los. Ziehen, ziehen.“ Das Becken von dem Kalb war frei.
„Braves Mädchen. Wir haben es bald geschafft. Anderes Seil.“ Nach 10 Minuten kam eine weitere Wehe. „Los.“ Bei diesem zug kam der Rücken von dem Kalb zum Vorschein. Sylvie wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Okay. Machen wir eine kurze Pause, die Kuh ist auch erschöpft.“

Hannes verteilte erneut Wasserflaschen. Sylvie lief der Schweiß, als ob sie einen Marathon gelaufen wäre. „Danke, Hannes“ und trank den Halben Liter Wasser fast mit einem zug leer.

„Okay, es geht weiter. Die Wehe wird gleich kommen.“ Jeder sah der Kuh an, dass die nächste Wege bevor stand. „Okay.Los.“ Die Kuh schnaufte, muhte und brüllte. „Los. Weiter, weiter, weiter. Sehr gut. Das andere Seil. Wir haben es gleich geschafft. Los. Ziehen, ziehen, ziehen.“ Man sah den Nacken von dem Kalb.
„Okay. Leute, wir haben es gleich geschafft. Die Kuh erholt sich jetzt. Es geht gleich weiter. Die Zeit schien still zu stehen. Annabell schüttet langsam immer wieder Wasser über das Hinterteil.

Die nächste Wehe kündigte sich an. „Asger, nun ziehen wir mit beiden Seilen. Warte, warte. … Es geht los. … Moment… Los. Ziehen, ziehen, weiter, weiter. Stopp.“ Sylvie ging nochmals mit ihrem Oberkörper nach vorne „Okay, wenn gleich die Wehe kommt, ziehen wir das Kalb heraus.“

Sylvie wischte sich mit ihrem T-Shirt erneut den Schweiß aus dem Gesicht. Sie hielt das Seil auf zug, damit das Kalb nicht vielleicht nochmal ein Stück in den Geburtskanal zurück rutschen konnte.

Die Uhr war schon weit nach Mitternacht.
„Okay, es geht wieder los.“ Die Kuh fing an zu schreien. „Los. Ziehen, ziehen, ziehen.“ Das Kalb rutschte aus dem Geburtskanal auf den Boden. Sofort ließ Sylvie die Seile fallen und rutschte auf ihren Knien zu dem Kalb, um zu schaute, ob es atmete. „Großer Gott im Himmel. Es lebt. Es lebt.“ Sylvie kamen die Tränen. Alle, die auf der Weide standen fingen an zu jubeln oder zu weinen.
Asger nahm Sylvie in die Arme und streichel ihr über den Rücken „Du bist ein gutes Mädchen.“
Jeder umarmte Sylvie und drückte sie fest an sich.
„Kommt, legen wir das Kalb an den Euter“ sagte Sylvie. Asger und Hannes trugen das circa 40 Kilo schwerer Kalb an den Euter der Mutter und sofort fing das Kalb an zu saugen.
„Gutes Mädchen. Du hast ein Kind auf die Welt gebracht“ sagte Sylvie und streichelte der Kuh den Kopf.
Annabell streichelte das Kalb und wischte sie ihre Tränen weg. Mit den Tüchern wischte sie das Fell von dem Kalb sauber.

Hannes entfernte die Seile an den Beinen der Kuh und brachte einen großen Packen Heu aus dem Stall. Patricia hielt den Eimer mit Wasser schräg, damit die Kuh trinken konnte.

Sophearith traute sich näher und stand wie ein geprügelter Hund neben der Kuh.
„Du hättest heute zwei Lebewesen getötet! Denk mal über deine Fehler nach. Ich hoffe, die anderen Kühe sind nicht trächtig“ sagte Sylvie zurecht sehr böse zu Sophearith.

Autobahnkapelle Christophorus

„Siehst du dieses Licht ?“ – „Welches Licht?“ – „Hast du es denn nicht gesehn?“ 

„Oh, Heilige Mutter der gesegneten Beschleunigung, verlass mich jetzt nicht.“ 

„Jake, sei einmal klug und geh zur Kirche.“

„Wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs.“

Dies sind ein paar Zitate aus dem legendären Kultfilm „Blues Brothers“ von 1980. Diese Filmkomödie mit John Belushi und Dan Aykroyd griff damals schon gesellschaftliche Probleme auf. „Ich hasse diese Nazis.“

Namen wie Aretha Franklin, Cab Calloway, Ray Charles, John Lee Hooker, Chaka Khan, Carrie Fisher, Frank Oz, Steven Spielberg, Joe Walsh, John Candy oder auch der Godfather of Soul James Brown als Reverend Cleophus James, machten den Film mit ihrer Musik zu einer Legende.

Wie komme ich nun ausgerechnet auf die Blues Brothers?
Ich machte eben meine Pause auf der A6 an der Kochertalbrücke und sah auf dem Parkplatz eine Autobahnkapelle.
Die Crew hatte sich die Pfoten vertreten und ich hatte noch Zeit. So ging ich in die Autobahnkapelle.
In all unserem Tun und der täglichen Geschwindigkeit tut es auch mal gut, wenn man zu sich kommen kann.
„Jake, sei einmal klug und geh zur Kirche.“
Man kann zu einem Glauben stehen oder sehen wie man es mag. Ab und an einen Spruch aus der Bibel zu lesen tut auch mal gut – und tut nicht weh.

Die Christophorus-Legende 

Vor langer Zeit lebte ein Mann namens Offerus. Er war groß und  stark. Er wollte dem mächtigsten Herrscher dienen und machte sich auf die Suche. Aber er fand keinen, dessen  Macht und Herrschaft nicht begrenzt war. Nach langer vergeblicher Suche kam er zu einer Einsiedler. Der sagte ihm, dass nur Gott allein allmächtig sei. So beschloss Offerus, Gott zu dienen. Aber wie?
Der Einsiedler merkte schnell, dass Offerus nicht zu einem Leben als Eremit mit viel Fasten und Beten berufen sei.

Deshalb sprach er: Am Ende der Wüste ist ein reißender Fluss. Manche Leute wurden schon von der Strömung fortgerissen, als sie ihn überqueren wollten. Dort wird dringend ein Fahrmann gebraucht. Du bist groß und stark; bring die Menschen, die hinuber wollen, ans andere Ufer. Dabei wird Dir Jesus Christus begegnen. „Offerus baute sich eine Hütte am Fluß und half von nun an vielen Reisenden.
Eines Morgens hörte er die Stimme eines Kindes, das rief: ,Bring mich über den Fluss!“ Offerus nahm das Kind auf die Schultern und seinen Stock in die Hand. Als er ein paar Schritte gegangen war wurde die Strömung reißender, das Wasser stieg an, und der Junge auf seiner Schulter schien immer schwerer zu werden. Mühsam kämpfte er sich durch die Fluten. Erschopft kam er am anderen Ufer an und keuchte: ,Kind, Du wurdest so schwer. Es kam mir vor, als hätte ich die Last der ganzen Welt zu tragen! Das Kind antwortete: ,Ja, du hast mit mir die Last der Welt getragen. Ich bin der Heiland für alle Menschen. Ich bin Gottes Sohn, Jesus Christus, den du gesucht hast.
Und weil du Christus getragen hast, sollst du von nun an Christophorus heißen. Das bedeutet: Christusträger.“


Ehemaliger Grenzturm an der innerdeutschen Grenze

Einer der letzten Grenztürme von der ehemaligen innerdeutschen Grenze an der Bundesstraße 84

Die B 84 ist in diesem Bereich Teil einer uralten Handelsstraße. Aus dieser entwickelte sich später die Fernverbindung, die heute noch Frankfurt-Leipziger Straße genannt wird. Sie gilt als die bedeutendste Verkehrsader der Region. Besondere Bedeutung erhielt sie in der Zeit der napoleonischen Kriege und der französischen Fremdherrschaft zwischen 1806-1813.

Mit dem Aufbau der Grenzsperranlagen zwischen der BRD und DDR durfte die Straße hier für den öffentlichen Verkehr nicht mehr genutzt werden.
Zunächst gab es im Umfeld der Straße auf DDR-Seite mehrere Erdbeobachtungsbunker und Beobachtungstürme aus Holz. Ab 1965 baute man auch Bunker aus Beton-Fertigteilen. Im Jahre 1969 begannen die NVA-Grenztruppen bzw. die NVA-Pioniere entlang der gesamten Grenze mit der Errichtung runder Beton- Beobachtungstürme in variierbarer Höhe. In der Region setzte sich zumeist die Form BT-11r (auf Betonfundament 11 Turmschaftsegmente 1 Meter Höhe + Beobachtungskanzel) durch. Wegen besserer Standfestigkeit von viereckigen Türme, ging man ab 1976 zur quadratischen Bauform über. Die Grundfläche betrug ca. 2 x 2 bzw. 4 x 4 Meter.

Der Schutzstreifen an der Frankfurt-Leipziger Straße hatte keinen Rundturm außer der Sonderform BT-7r am Standorfsberg. Dieser wurde aber als Standort für einen der ersten viereckigen Türme an der innerdeutschen Grenze ausgewählt. Die Errichtung erfolgte im März 1976. Der Turm hat eine Grundfläche von 2 x 2 Meter und einem Anbau für die Stromversorgung. Dieser Anbau wurde als Experimentalbau bezeichnet. Er entspricht der Form BT-9 (auf Betonfundament 9 Turmsegmente 1 Meter Höhe + Beobachtungskanzel) und ist bis heute erhalten geblieben.
Auch bei Point Alpha steht ein solcher Turm der Form BT-9. Dieser wurde aber erst im August/September 1989 errichtet, als Nachfolger eines Rundturms BT-11r mit Achteckkanzel, der seinerzeit (etwa 1969) den alten Holzturm abgelöst hatte. Die einfachen Beobachtungstürme waren im Gegensatz zu den Führungsstellen zumeist nicht ständig besetzt. Sie enthielten aber alle Standardausrüstungen, wie Stromversorgung, Grenzmeldenetz, Erste-Hilfe-Satz, Reinigungsgerät, Heizkörper, Sitzhocker, Feuerlöscher und für alle Havariefälle auch eine Strickleiter. Funkgerät, Fototechnik und Beobachtungshilfen wurden dagegen in der Regel von den Grenzsoldaten mitgeführt.

Auf westlicher Seite der Frankfurt-Leipziger Straße stand an der Grenze eine Holzbarriere. Der östliche Teil der Straße war durch verschiedene Grenzsperr- einrichtungen unpassierbar gemacht worden. Das Durchlasstor im Grenzzaun I befand sich weiter südlich im Feld.
Unweit der Grenze in Richtung Buttlar wurde 1956 im Dienst der Gefreite der DDR-Grenzpolizei Waldemar Estel von einem ausländischen Grenzgänger erschossen. Diese Tat hatte nach heutigen Erkenntnissen kein politisches Motiv und konnte nie ganz aufgeklärt werden. Am Tatort, knapp 500 Meter nordöstlich vom Grenzturm, befindet sich rechts neben der Straße ein Gedenkstein.

Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 war der Beginn einer Serie von Grenzöffinungen, die auch im ehemaligen Geisaer Amt ihre Fortsetzung erlebte. Entsprechend der besonderen Gewichtung hatte der Übergang zwischen Buttlar und Rasdorf/Grüsselbach auf der Frankfurt-Leipziger Straße erste Priorität. Gegen 6.00 Uhr am Morgen des 18. November 1989 wurde die Grenze geöffnet. Es entstand eine Grenzübergangsstelle (GÜSt) für Fahrzeugverkehr. Doch diese Einrichtung hatte im Zuge der weiteren Ereignisse nur kurze Lebensdauer.

Hildegard von Bingen

Die Ewigkeit gleicht einem Rad, das weder Anfang noch Ende hat
(Hildegard von Bingen)

Hildegard von Bingen

Wer war diese Frau?
Nach der Historie ist belegt, dass Hildegard als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters war.
Ihre Werke beschäftigen sich unter anderem mit Religion, Medizin, Musik, 
Ethik und Kosmologie.

Die vielen Schriften von Hildegard waren für den Klerus schon eine harte Kost, denn so schrieb sie zum Thema Begierde und Sexualität, dass diese ein göttlicher Willens sei. Denn ungeachtet der traditionellen Verurteilung der Sexualität an anderen Stellen ihrer Schriften wird die sexuelle Lust als göttliche Kraft interpretiert. Denn ausdrücklich erkennt sie im „Streben der Begierde und der Zeugungskraft des Mannes“ ein Zeichen der „Liebeskraft Gottes“.
Mit solchen und anderen Texten zählt Hildegard definitiv zu den ersten emanzipierten Frauen jener Zeit. Auch war sie Beraterin für viele Adligen und Bischöfe.
Ein umfangreicher Briefwechsel und auch Ermahnungen zwischen Hildegard und jenen hochgestellten Persönlichkeiten haben die Jahrhunderte überdauert. Hildegard hat sich sprichwörtlich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.

Eine Frau, die 833 Jahre nach ihrem Tod offiziell heilig gesprochen wurde, gibt in ihrer Biographie immer so sehr viele Rätsel auf.
Wenn man den Historiker glaubt, wurde Hildegard als Tochter der Edelfreien Hildebert und Mechtild geboren. Weder der genaue Geburtstag noch der Geburtsort werden von Hildegard oder zeitgenössischen Biografen genannt. Ihr wahrscheinliches Geburtsdatum lässt sich anhand ihrer Schrift „Scivias“ recht nah eingrenzen. So musste Hildegard als 10. Kinder einer Adelsfamilie zwischen dem 1. Mai 1098 und dem 17. September 1098 geboren sein.
Nach neueren wissenschaftlichen Forschungsergebnissen aus dem Ende des letzten Jahrtausends stammt Hildegard von dem in einer Urkunde von 1112 genannten Hildebert (Hildebrecht) von Hosenbach (dem heutigen Niederhosenbach in der Verbandsgemeinde Herrstein) ab. Hildebert wird im Jahr des Eintritts vom  Hildegard als Inkluse am Kloster Disibodenberg in einer Urkunde benannt.
Hildegards Mutter war Mechthild von Merxheim. Es ist demnach davon auszugehen, dass Hildegard am Stammsitz ihrer Familie die ersten acht Jahre ihres Lebens verbracht hat.

Nun noch ein paar Informationen zu dem Kloster Disibodenberg bei Odernheim am Glan.

Das Kloster Disibodenberg war eine große Baustelle, als zu Allerheiligen 1112 drei junge Frauen als Inklusinnen aufgenommen wurden: die 20-jährige Jutta von Sponheim, die 14-jährige Hildegard sowie eine weitere 14-jährige Jutta.

Fast 40 Jahre gab es nun auf dem Disibodenberg ein benediktinisches Doppelkloster. Die Frauen lebten zurückgezogen in einer Klause, am Rand der großen Klosteranlage. Zunächst war Jutta die Magistra der Frauenklause. Ihre Gemeinschaft wuchs in 24 Jahren auf zehn Schwestern an.

Nach Juttas Tod 1136 wählten die Schwestern Hildegard zur Leiterin der Frauenklause. Hildegard reformierte einige strenge Vorgaben Juttas und kürzte unter anderem die langen Gebetszeiten. Im Jahr 1141 empfing Hildegard große Visionen, von denen sie in ihrem Buch „Scivias“ berichtete. Ein zeitgenössisches Bild zeigt sie bei der Niederschrift ihrer Visionen auf Wachstafeln. Sie thront selbstbewusst unter einem romanischen Bogen, fünf Feuerzungen des Heiligen Geistes kommen auf sie herab. Ihr zur Seite – durch eine Mauer getrennt – sitzt der gelehrte Mönch Volmar auf einem Bänkchen, hält weißes Pergament in seinen Händen und steckt seinen Kopf durch ein Fenster. Ein Hinweis, dass er bei der Übertragung ihrer Texte in einen Kodex half, aber auch ein Hinweis auf die räumliche Trennung der Nonnen und Monche.

Das Signal zum Umzug auf den Rupertsberg war 1148 die Anerkennung Hildegards als Seherin durch Papst Eugen Ill. Hildegard war nun berühmt, wollte die Abgeschiedenheit auf dem Disibodenberg hinter sich lassen und im Zentrum des damaligen Reiches ihr eigenes Kloster gründen. Doch bis mit Hilfe reicher Unterstützer auf dem Rupertsberg bei Bingen erste Behausungen gebaut und die verfallene Rupertskapelle wieder hergestellt waren, sind ein paar Jahre vergangen. Spätestens zur Weihe der renovierten Kapelle am 1. Mai 1152 wird sie mit ihren 20 Schwestern am Rhein eingetroffen sein.

Leider wurden alle Wirkungsstätten von Hildegard in den Turbulenzen des Dreißigjährigen schwedischen Truppen zerstört.

Die Burg Landeck bei Klingenmünster

Die Burg Landeck im geschichtlichen Überblick

Die erste Erwähnung der Burg Landeck liegt nach urkundlicher Erwähnung im Jahr 1237. Die Burg hat damals aber schon bestanden, denn es handelt sich um einen Teilungsvertrag der Leininger Güter zwischen den Grafen Friedrich lll. und Emich IV. von Leiningen und nicht um eine Gründungsurkunde. Emich erhielt Landeck mit allen ihren Gütern. Die Burg war ein Reichslehen. Lehnsherren waren die Grafen von Zweibrücken und die Grafen von Leiningen. 1290 verlieh König Rudolf von Habsburg nach dem Tod Emichs V. von Leiningen-Landeck die zurückgefallene Hälfte der Reichsburg an seinen Neffen, den elsässischen Landvogt Otto IV. von Ochsenstein. Seit Beginn des 14. Jahrhunderts versuchte die Abtei Klingenmünster, Landeck und die umliegenden Güter als ihr Eigentum auszuweisen. Das betraf vor allem die Anteile der Ochsensteiner. Auch die Pfalzgrafen bei Rhein strebten danach, sich der Burg zu bemächtigen. So geschah es, dass 1405 Friedrich von Ochsenstein ein Viertel seines Anteils an den Bischof Raban von Speyer verkaufte und es sodann drei Besitzerparteien auf der Burg gab, die Grafen von Zweibrücken-Bitsch, die Herren von Ochsenstein und das Bistum Speyer. 1525 gelang es den Bauern des elsässischen Kolbenhaufens die Burg zu erobern und niederzubrennen.Es scheint aber, dass die Schäden bald wieder behoben waren. Nach dem Aussterben der Herren von Ochsenstein 1485 und der Grafen von Zweibrücken-Bitsch-Lichtenberg 1570 erhöhten die pfälzischen Kurfürsten ihren Besitzanteil an der Burg zunächst auf drei Viertel und vervollständigten ihn schließlich 1709 durch Tausch mit dem Bistum Speyer. Mittlerweile war die Burg jedoch durch französische Truppen zerstört worden. Doch Kurpfalz blieb alleiniger Besitzer bis zur Französischen Revolution. Die eindrucksvolle Burgruine gehört heute zu den von ,Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz“ verwalteten denkmalgeschützten Objekten.


Der Bergfried

Der Bergfried

Das architektonische Schmuckstück der Burg ist der noch bis zu einer Höhe von 23 Metern aufragende, mit 9 x 8,50 m fast quadratische Bergfried. Er gehört zu den schönsten und besterhaltenen Wehrtürmen der Pfalz, gilt gleichsam als Musterbeispiel eines Bergfrieds überhaupt. Seine Wände sind durchgehend mit vorzüglich gearbeiteten Buckelquadern verkleidet. Mit Ausnahme der Zugangstür und einigen Lüftungsschlitzen verfügt der Turm über keine weiteren ursprünglichen Öffnungen. Die regelmäßig über die Turmwände verteilten quadratischen Löcher sind sogenannte Rüst- oder Gerüstlöcher. In ihnen steckten einst die Streben des freitragenden Baugerüsts. Typisch für einen mittelalterlichen Bergfried ist der hochgelegene Eingang in den Turm mit dem davor angebrachten Podest, an das ein hölzerner Treppenaufgang gelehnt war. Bei Gefahr konnte sich die Burgbe satzung darüber für eine gewisse Zeit gefahrlos in den Turm zurückziehen und die Treppe zumindest teilweise einreißen In späterer Zeit ist in Höhe des Wehrgangs ein Zugang auf die Mantelmauer gebrochen worden. Zu ihm gelangt man heute über eine Außentreppe. Der ursprüngliche Turmeingang kann nicht mehr genutzt werden. Das Burgmuseum im Turminnern ist erweitert und neu eingerichtet worden.

Die Zisterne

Die Zisterne

Zisternen waren auf den Burgen die üblichen Vorrichtungen, mit denen Regenwasser zur Verwendung als Brauchwasser aufgefangen wurde. Auch Burg Landeck verfügte über eine Zisterne. die sich im Burghof befindet.Es handelt sich um eine restaurierte Filterzisterne. Im Gegensatz zu einer Tank- zisterne, die lediglich Regenwasser auffing, wird bei einer Filterzisterne das eingelaufene Wasser von Schmutz und Beimengungen gereinigt. Eine Filterzisterne verfügt über eine Sickergrube und einen Entnahmeschacht. Das Zisternenbecken ist mehrere Meter tief in den Felsboden eingegraben worden. Meistens wurden die Wände zusätzlich mit Tonschichten abgedichtet. Auf Landeck misst das Becken acht Meter im Quadrat. In der Mitte steht der wie eine Brunnenröhre aussehende Entnahmeschacht. Seine untere Steinreihe ist mit Öffnungen versehen. Um den Schacht herum ist das gesamte Zisternenbecken mit Geröll, Sand und zerschlagenem Felsgestein verpackt und verdichtet. Die meisten Zisternen waren mit einem Steinpflaster belegt, so auch auf Landeck. Es entstand somit ein zur Nutzung verfügbar gemachter Fußboden. Das von den Dächern gewonnene Regenwasser floss in Rinnen geleitet über den Burghof hin zur Zisterne und drang durch eine oder mehrere Einlaufoffnungen im Fußboden in die Gesteinsschichten ein, wo es zum Zisternenboden hin einsickerte. Verunreinigungen blieben an den Steinen hängen. Man vermutet, dass das Wasser auch mit Mineralien versetzt worden ist, sodass es in gewissen Grenzen trinkbar war. Durch die Öffnungen im Entnahmeschacht sickerte das Wasser in die Schachtröhre ein und konnte mit einem Eimer über eine Haspel nach oben transportiert werden.


Quelle: Landeckverein e.V.
Text: Peter Pohlit, Annweiler

Die Marksburg

Immer wieder bemüht sich die Burgenforschung um eine klare typologische Erfassung der Burgen durch Zuweisung in bestimmte Kategorien. Dabei orientiert man sich an der topografischen Lage, der Funktion und der Bauform. Doch alle bisherigen Versuche, Burgen in eine logische und verständliche Typologie zu zwängen, blieben unbefriedigend, da Burgen eben keine schematischen sondern individuell geprägte Bauwerke sind.

Nimmt man z.B. die Topografie als Kriterium, so unterscheidet man generell zwischen der Höhenburg und der Niederungsburg, die im flachen Gelände steht und zumeist als Wasserburg ausgeprägt ist. Nun gibt es aber Wasserburgen mit Wassergräben und Burgen, die auf Inseln in Seen, Teichen oder Flüssen (Pfalzgrafenstein), sogar auf Meeresinseln ruhen. Ausnahmsweise können auch Höhenburgen Wassergräben aufweisen (Stahleck über Bacharach).

Bei den Hohenburgen lassen sich solche in Gipfel lage (Marksburg) und solche in Spornlage unter- scheiden. Spornburgen, die bewusst den natürlichen Schutz von nach drei Seiten abfallenden Bergspornen und Vorgebirgen suchten, sind seit dem 12. Jahrhundert ein besonders häufiger, auch im Mittelrheintal bevorzugter Lagetyp (Sterrenberg, Stahleck, Gutenfels), dabei manchmal auch in Hanglage (Ehrenfels). Um dem mit der Spornlage verbundenen Nachteil einer Überhöhung durch die angrenzenden Berghänge zu begegnen, stellte man der Bergseite gerne den Bergfried (Gutenfels) oder eine verdickte Mauer, eine Schildmauer, entgegen (Sterrenberg, Stahleck, Ehrenfels, Schönburg)
Unterscheidet man Burgen gemäß ihrer Funktionen, so scheitert man sofort, da die meisten Burgen im Mittelalter mehrere wichtige Aufgaben zugleich erfüllten: Schutzbauten, Wohnsitze, Zentren des höfischen Lebens, der Gerichtsbarkeit, der Verwaltung der Wirtschaft sowie Symbole der Herrschaft, Macht und der Landesbefriedung (Landesburg). Am Rhein kommt noch die Erhebung von Zöllen hinzu. Begriffe wie ,,Zollburg“, ,,Stadtburg“ oder ,,Hafenburg“ vermengen freilich Funktion und Topografie.

Leider fällt auch die Untergliederung von Burgen nach ihren Architekturelementen schwer. Eine ,,Schildmauerburg“ z.B. ist ebenso ein architekto nischer Bautyp wie ein topografischer, da Schildmauerburgen sich nur auf Vorgebirgen finden. Auch gab es Burganlagen, sogenannte Mantelmauerburgen, die zur Betonung ihrer Gipfellage die Ringmauer extrem hoch ausführten, so dass sie aus der Ferne wie gewaltige Türme wirkten. Ähnlich problematisch ist der Terminus ,,Felsenburg“. Diesen in den Fels hinein gearbeiteten Burgen fehlen zwar zumeist solche Bauten wie Bergfried, Palas, Zwinger etc., doch lassen sie sich baulich aber auch nicht eindeutig definieren. Topografisch gehören sie zur Kategorie der Höhenburgen (z. B. Fleckenstein/Elsass)

Alle Typologien werden freilich durch den Umstand eliminiert, dass bei vielen Burgen Funktion und Architektur einem steten, mitunter sogar gravierenden Wandel unterlagen. Aus Wohnsitzen von Adeligen konnten Landesburgen werden, auf denen fortan Verwalter saßen. Dabei konnten sie von schlichten Schildmauerburgen zu mächtigen Festungen mutieren.

Die Marksburg ist in topografischer Hinsicht leicht zu klassifizieren. Sie gehört generell zur Gattung der ,,Höhenburgen“ und innerhalb dieser zur Gattung der ,,Gipfelburgen“. Funktionell wird die Kategorisierung schon schwerer, denn die Marksburg durchlief mehrere unterschiedliche Funktionen, wuchs vom Sitz Eppsteinischer Vasallen (Gefolgsleute) zum landesherrschaftlichen Burgschloss diente im 18. Jahrhundert sogar als kleiner Garnisonsstandort mit Festungscharakter, aber auch als Staatsgefängnis und Invalidenheim. In gewissem Sinne war die Marksburg zeitweilig auch eine echte Schutzburg, denn die mächtigen Grafen von Katzenelnbogen benötigten sie im 14. Jahrhundert zur Sicherung ihres in unmittelbarer Burgnähe betriebenen Silberbergbaus.

Der Wahnsinn von einem Krieg

Gaza am 5. April 2024

Ich wollte mich eigentlich zu dem Krieg zwischen Israel und Palästina nicht mehr äußern.
Ich bekomme täglich Fotos, Videos und Berichte von Menschen aus Palästina geschickt, bei denen mir das Herz blutet.

Ich stelle mich auf keine Seite der Kriegsparteien! Nur kann ich langsam  nicht mehr mit ansehen, wie unschuldige Menschen getötet und Infrastrukturen vom israelischen Militär zerstört werden.
Es reicht!

Wenn man sich in der westlichen Welt und Deutschland besonders gegen diesen Irrsinn an Krieg stellt, kommt sofort die Antisemitismuskeule von Israel. Aha!
Meine Generation und die Generation davor haben mit dem Holocaust NICHTS zu schaffen, denn wir waren noch nicht einmal geboren oder selbst noch Kinder. Deutschland hat in vergangenen Jahrzehnten mehr als Genügend Geld dafür bezahlt. Also versteckt euch nicht hinter etwas, was wir nie getan und schon gar nicht gewollt haben.

Gaza am 5. April 2024

Was tut Israel aktuell der Bevölkerung von Palästina an? Wenn man mit Maschinengewehre auf Schafe und Bauern schießt, kann man wohl kaum von einer Vernichtung gegen die Hamas sprechen. Wenn man mit brachial Gewalt Infrastrukturen zerstört, kann man kaum gegen eine Vernichtung der Hamas sprechen.
Wenn man Kinder mit Waffen bedroht, kann man kaum von einer Vernichtung der Hamas sprechen.
Israel betreibt Völkermord. Man muss es endlich klar und deutlich sagen.

Auch kann man von keinem Präzisionseinsatz vom Mossad oder dem Militärgeheimdienst Aman sprechen, wenn täglich zig Zivilisten und Kinder Opfer von einem äußerst brutal geführten Krieg gegen Palästina getötet werden. Was Israel abzieht, ist ein Genozid an einem Volk!

Gaza am 5. April 2024

Israel verstößt gegen die Genfer Konventionen, sowie gegen die internationale Genozid-Konvention.
Der Sicherheitsrat der UN muss endlich den Internationalen Strafgerichtshof beauftragen, damit dieser Wahnsinn ein Ende findet.
Denn Israel begehrt nachweislich Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Diese systematische Übergriffe auf die Zivilbevölkerung sind mittlerweile belegt.
Im Völkerrecht stellen die Kampfhandlungen von Israel zudem den Tatbestand  des Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen den Frieden, und auch Völkermord dar.

Gestern, den 5. April, wurde sich immerhin geeinigt, dass man die Grenzübergänge Rafah, Kerem Schalom, Karmi und Erez wieder öffnet, um humanitären Hilfe, sowie die Ausbreitung von Krankheiten und den Tod von Kindern durch Unterernährung und Dehydrierung zu verhindern. Gleichzeitig wurde aber auch angekündigt, dass der Beschuss weiter – und sogar noch intensiver geführten würde.
Wie können Menschen nur solche Gedanken öffentlich äußern?

Brot, Wasser und Reis für die notleidende Bevölkerung und gleichzeitig noch ein paar Dutzend Bomben abwerfen und Raketen abschießen. Hilfe für Menschen, denem man eigentlich gar nicht helfen möchte.
Dieser gegenseitige Hass und Verachtung wird durch Bomben, Tod und Zerstörung immer mehr. Wann begreifen dies endlich ALLE Kriegsparteien.

Die Fotos von Gaza wurden am 5. April 2024 aufgenommen und mir privat zugeschickt.
Ich poste bewusst keine Fotos oder Videos von schwerst traumatisierte und verletzten Kinder und Menschen, denn diese Bilder sind nichts für schwache Nerven.

Naike Juchem, 5. April 2024

Das indonesische Militär feuerte am 2. April 2024 Schüsse ab

Foto von Naftall T.

Das indonesische Militär feuerte am 2. April 2024 Schüsse ab, als es Demonstranten in Waena, Jayapura, West-Papua, gewaltsam auseinandertrieb.

Die Demonstranten forderten die indonesische Regierung und die Vereinten Nationen auf, den Fall der Folterung von Warinus Murib durch das indonesische Militär in der Regentschaft Puncak bis zum Tod des Opfers im März 2024 unverzüglich aufzuklären. Die Demonstranten kamen aus dem West Papua National Committee, Studenten und anderen zivilen Organisationen und das papuanische Volk wurde vom indonesischen Militär in Waena gewaltsam aufgelöst.

An verschiedenen Sammelpunkten wurden um 08:10 Uhr mehr als 60 humanitäre Aktivisten vom indonesischen Militär in Sentani festgenommen.

Die friedliche Demonstration wurde vom indonesischen Militär in West-Papua gewaltsam aufgelöst. Deshalb wurde es an die internationale Menschenrechtsgemeinschaft weitergeleitet und forderte die indonesische Regierung auf, dem papuanischen Volk den größtmöglichen demokratischen Raum zu eröffnen, damit es seine Meinung öffentlich äußern kann.

Als humanitäre Aktivisten in West-Papua fordern wir die Vereinten Nationen und internationale Menschenrechtsinstitutionen dringend auf, West-Papua unverzüglich auf eine Reihe außergerichtlicher Tötungen und Verhaftungen von Zivilisten und Aktivisten während des bewaffneten Konflikts zwischen dem indonesischen Militär und Freiheitskämpfern in West-Papua zu überprüfen.

Der unsichtbare Terror in Indonesien

Sem Bayage und Beny Elopere, als sie von der indonesischen Armee gefangen genommen und gefoltert wurden.

Mir wurde eben eine Nachricht von einem Bekannten aus Indonesien geschickt, mit der Bitte diesen Text zuveröffentlichen.

Sem Bayage und Beny Elopere, beide noch Teenager, wurden am 22. Februar 2024 in Dekai, Yahukimo, von der indonesischen Armee verhaftet und gefoltert und vom indonesischen Militär beschuldigt, die beiden Täter seien Mitglieder der Nationalen Befreiungsarmee von West-Papua (TPNPB) als Freiheitskämpfer in West-Papua. Allerdings konnten die indonesischen Militärbehörden bis Montag, 25. März 2024, die Schuld der beiden Opfer nicht beweisen.

Werianus Murib wird von der indonesischen Armee in einer Trommel auf einem Militärposten gefoltert.

Das Gleiche geschah auch mit Werianus Pupil, einem 17-jährigen Mann, der von der indonesischen Armee im Bezirk Puncak, Papua, festgenommen wurde. Er wurde von der indonesischen Armee gefangen genommen und gefoltert, bis das Opfer starb.

Das Opfer wurde zusammen mit seinen beiden Freunden, die gerade ein Haus bauten, festgenommen, als plötzlich die indonesische Armee ungefragt auf sie zukam, sie geschlagen und dann von ihnen zum Militärposten gebracht und gefoltert wurden. Wie in dem Video, das am 22. März 2024 in Online-Medien weit verbreitet wurde. Bislang haben sich die indonesischen Militärbehörden nicht bei den Familien der Opfer entschuldigt, die ohne jegliches Fehlverhalten festgenommen wurden.


Daher fordern wir die globale Menschenrechtsgemeinschaft auf, die indonesische Regierung zu drängen, ein unabhängiges Ermittlungsteam einzurichten, und die globale Menschenrechtsgemeinschaft zu einem Besuch in West-Papua aufzufordern. Denn seit mehr als 60 Jahren kam es zu außergerichtlichen Tötungen, bei denen mehr als 500.000 Zivilisten ihr Leben verloren und mehr als 60.000 Zivilisten in West-Papua aufgrund des anhaltenden bewaffneten Konflikts zwischen der indonesischen Armee und Pro aus ihren Herkunftsorten vertrieben wurden -Unabhängigkeit West-Papua. in Intan Jaya, Nduga, Puncak Papua, Maybrat, Serui, Oksibil und einer Reihe anderer Orte in Papua.

Naftall Tipagau, ehemaliger politischer Gefangener und humanitärer Aktivist aus Papua.

KZ Dachau

Heute Abend stehe ich unweit von dem KZ Dachau.
Leider kam ich etwas zu spät, um nochmal vernünftige Fotos zu machen. Irgendwie hatte ich doch noch einen Zugang gefunden und konnte zumindest noch einige Fotos machen.


Ich war schon mehrmals in dieser Gedenkstätte, und jedesmal habe ich einen Klos im Hals, wenn ich mir bewusst werde, dass auf diesem Gelände – und zahlreichen Außenlagern ab 1933 über 200.000 Menschen aus ganz Europa interniert waren.
Über 43.000 Menschen verloren in diesem Konzentrationslager ihr Leben, bis am 29. April 1945 US-Amerikanische Truppen dieses Lager eingenommen hatten.

Das Konzentrationslager wurde bereits im März 1933 für politische Gefangene errichtet. Es diente als Modell für alle späteren Konzentrationslager und stand unter der Herrschaft der SS. Politische Gefangene waren alles Menchen, die sich nicht einem nationalistischen Denken hingaben, die ihre Meinung frei äußerten – oder den Nazis ein Dorn im Auge waren. Man kann es auch politische Willkür von einem Wahn beschreiben.

Bald ist die Befreiung dieses KZ’s 79 Jahre her, und es gibt seit Jahren immer mehr Menschen, die den Holocaust leugnen oder diesen gerne wieder aufleben lassen möchten.
NIE wieder darf ein solches Verbrechen an Menschen auf europäischen Boden passieren!NIE wieder!

Wenn eine rechtspopulistische Partei wie die AfD den rechten Arm strecken, Gedenkstätten als „Denkmal der Schande“ bezeichnen, haben all diese Menschen nichts von der Geschichte gelernt. Sie sind eine Schande für Deutschland, für unsere Demokratie und Gesellschaft.
„Demokratie muss Rechtspopulismus aushalten.“ NEIN! Denn der Rechtspopulismus zerstört unsere Werte der Gesellschaft und Zivilisation. Diesen Punkt gibt es auch nicht zu verhandeln.

Naike Juchem, 13. März 2024

Anbei noch Fotos von meinen früheren Besuchen in der Gedenkstätte Dachau

Der Rechtspopulismus in Europa

Seit Jahren nimmt der Rechtspopulismus in Europa zu und man fragt sich: Warum

Autorin Naike Juchem

Niederlande, Italien, Deutschland,  Ungarn, Österreich, Finnland und Polen sind nur einige der Länder in Europa, wo man einen immer weiter steigenden Rechtspopulismus sehen kann.

Über 10.000 Menschen demonstrierten im Februar in Trier gegen Rechtspopulismus

Warum ist dies so? Bei vielen Rechten Parteien stehen Frauen an der Spitze.  Dieser Trend kommt von Marine Le Pen. Sie vermittelte mit ihren rechtspopulistischen Aussagen eine Art  mütterlichen Schutz. Mit Le Pen hat sich auch die Sprache der Schlagwörter geändert. So hieß es unter ihrem Vater, Jean-Marie Le Pen, noch Rasse. Nun sagt man Kultur. Oft werden Wörter wie: Souveränität und Identität benutzt.
In Deutschland benutzt die AfD gerne das Wort: Leitkultur.

Frauen wie Alice Weidel, Giorgia Meloni oder auch Marine Le Pen haben dem nationalistischen Denken eine weichere Form gegeben, als man es von ihren männlichen Kollegen mit ihrem Macho-Gehabe kennt. So ist es nicht verwunderlich, dass das „schwache Geschlecht“ Schlagwörter benutzt wie zum Beispiel : Sicherheit, Sexuelle Belästigung  oder Vergewaltigung. Als ob ausnahmslos Migranten oder Asylsuchende diese Verbrechen begehen.
Die männliche Wählerschaft schlagen natürlich in die gleiche Kerbe, denn sie sehen die Frauen in Gefahr und stellen sich dann wie die großen Beschützer hin.

Die Wählerschaft wird bewusst manipuliert, und sie merkt es nicht. Einzelfälle von Straftaten welche Migranten begangen haben, werden von einigen Fernsehsender und Boulevardzeitungen aufgeputscht, wodurch eine Verzerrungen der Realität entsteht. Wer nicht oder objektiv über solche Fälle berichtet, wird als Lügenpresse und Staatsmedien betitelt.
Man glaubt nur noch was die anderen sagen. 
All jene Menschen brüllen ständig von Fake-News und Manipulation. Wie sehr sie manipuliert werden, sehen sie alle nicht, denn ihr Feindbild steht fest: Migranten und Asylsuchende.

Das Jahr 2024 ist und wird ein wichtiges Wahljahr in und für Europa. Denn am 9. Juni stehen die Wahlen zum EU-Parlament an. Im Herbst stehen Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen an.
Gerade in diesen drei Bundesländer gewinnt die AfD an Zulauf, was für eine vernünftige Regierungsbildung äußerst schwierig werden könnte.

Wenn eine Partei wie die AfD von Remigration sprich, sollte man sich in Deutschland schon seine Gedanken machen, denn eine Völkervertreibung gab es schon einmal. Wohin dies geführt hat, kann jeder in den Geschichtsbücher nachlesen.

Naike Juchem, 13. März 2024

Weltfrauentag

Der 8. März steht als Weltfrauentag, doch viele wissen nicht, für was dieser Tag überhaupt steht. Daher nun mal eine kleine Einordnung wie immer noch im Jahr 2024 Frauen diskriminiert und unterdrückt werden.

Vor 113 Jahren wurde der erste Weltfrauentag gefeiert. Nun, ich mag mir gerade vorstellen welch ausgelassene Stimmung auf den Straßen war, als Horden von Frauen für ihre Gleichberechtigung, Rechte und Anerkennung mit bunten Transparenten und Konfetti durch die Straßen zogen. Weg vom Herd – rein in die Gesellschaft. Gleiche Rechte wie Männer, gleiche Bezahlung wie Männer und gleiches Mitspracherecht in der Gestaltung von Demokratie.

Nun, es war offensichtlich nicht so, denn sonst würde weltweit nicht immer wieder auf eben jene Punkte hingewiesen werden.
Natürlich darf man in den letzten 113 Jahren die Erfolge für Frauen nicht vergessen, aber die negativen Tatsachen auf der anderen Seite der Waagschale sind um ein vielfaches höher.
Frauen erleiden weltweit heute noch Folter.
Gängelungen, Gewalt und Vergewaltigung. Dies sind nur drei von unzähligen Formen der Folter in China, Nordkorea, Syrien, Türkei, Iran, Afghanistan, Kongo, Ruanda, Sudan, Nigeria, Venezuela, Belarus….
Gewalt an Frauen passiert aber auch in Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande, USA…. Natürlich ist dies eine andere Form der Gewalt – aber, Gewalt bleibt es so oder so!
Der Mann nimmt sich das Recht heraus, eine Frau als sein Besitz oder Lustobjekt anzusehen. Die Macht über das „schwache“ Geschlecht auszuüben bringt Genugtuung, Befriedigung und Orgasmus. Dieses Denken der Macht geht bis weit in die Antike zurück.

Ein Bildnis aus der Marienkirche in Danzig


Doch zurück ins 21. Jahrhundert.
Frauen sind immer noch schlechter Bezahlt als Männer. Frauen gibt man öfter keine Vollwertigen Jobs. Frauen kämpfen für ihre Karriere um ein vielfaches mehr als Männer. Eine deutsche Partei hatte vor nicht all zu langer Zeit den Rückkehr zum Herd auf ihren Wahlplakten gefordert. Das jene Partei sich im eine längst abgeschlossene Epoche zurücksehnt ist allgemein bekannt. Das jene Partei ein nicht gerade positives Bild von Frauen hat, zeigt doch schon deren Gedanken zurück zum Herd und Familie.

Frauen leisten in alle Kulturen und Religionen unglaubliches und es wird kaum wahrgenommen: Kinder bekommen und erziehen, Haushalt managen und noch den Beruf unterbringen. Frauen kämpfen immer noch für ihre Gleichberechtigung im Job. Frauen engagieren sich in der Gesellschaft, Kirche, Kultur und Politik. Frauen gestalten.

Frauen in der Religion

Frauen erfahren unsägliches Leid in und durch den „Glauben“ von Religionen. Natürlich wird sofort auf den Islam gezeigt. In der katholischen Kirche sind Frauen heute noch weit von einer Gleichberechtigung entfernt.
Unter Berufung auf die kirchliche Tradition lehnen die römisch-katholische Kirche – die im Übrigen darauf verweist, dass der Priester bei der Heiligen Messe in persona Christi handele und daher männlich sein müsse und dass Frauen daher auch nicht die Homilie der Heiligen Messe halten könnten – die orthodoxe Kirche und die selbständig evangelisch-lutherische Kirche sowie die meisten evangelikalen Gemeinden die Frauenordination ab. Als wesentlicher Grund für die Ablehnung wird der fehlende Auftrag Jesu Christi genannt. Die katholische Kirche sehe sich daher und weder aus der Praxis Jesu noch aus der kirchlichen Tradition heraus ermächtigt, Frauen zum Priesteramt zuzulassen. Sie weist auch darauf hin, dass ihr der Grund, weshalb Jesus keine der Frauen, die ihm nachfolgten und dienten, zu Apostelinnen machte.

Frauen im Isalm

Vor Gott gleichberechtigt, doch der Mann erbt mehr
Männer und Frauen sind vor Gott beide gleich und deshalb auch gleichberechtigt, sagt der Koran. Darin sind sich Islamwissenschaftler einig.

Doch weil Mann und Frau sich körperlich unterscheiden und deshalb verschiedene Stärken und Schwächen haben, hat Gott ihnen laut Koran unterschiedliche Aufgaben zugeteilt. Die Rechte des einen ergeben daher nach der Lehre des Korans auch die Pflichten des anderen und umgekehrt.

Der Mann etwa ist im Islam verpflichtet, allein für den Unterhalt seiner Familie zu sorgen. Er muss sich vor Gott dafür verantworten, dass es seiner Familie gut geht. Wenn eine Frau dagegen durch ihre Arbeit eigenes Geld verdient, braucht sie davon nichts an die Familie abzugeben.

Deshalb werden Männer und Frauen bei der Erbfolge auch unterschiedlich berücksichtigt: Frauen erben nur die Hälfte des Vermögens, das einem Mann zustehen würde, weil er davon auch seine Angehörigen mitversorgen muss.

Die Frau dagegen trägt die Hauptverantwortung für das Wohl der Kinder. Gerade in den ersten Jahren ist sie die wichtigste Person im Leben ihrer Kinder.

Dass eine Mutter ihr Baby stillen soll, wenn sie dazu in der Lage ist, steht ausdrücklich im Koran – und auch, dass sie dafür bei einer Scheidung sogar eine finanzielle Entschädigung von ihrem Exmann einfordern darf (Sure 65:6).

Ein Mann darf laut Koran mehrere Frauen heiraten, muss sie dann aber sowohl finanziell als auch emotional gerecht und gleich behandeln. Frauen dürfen nicht mehrere Männer gleichzeitig haben, aber sie dürfen selbst entscheiden, wann und wen sie heiraten. Und sie haben das Recht, ihren Mann per Ehevertrag davon abzuhalten, weitere Frauen zu heiraten.

Das steht in den Überlieferungen des Propheten Mohammed. Auch eine Scheidung ist erlaubt und darf laut Sure 2:227 von beiden Seiten ausgehen.

Doch im Koran gibt es auch einige Passagen, die manchmal als Beweis der Überlegenheit von Männern gegenüber Frauen ausgelegt werden. Sure 4 spricht zum Beispiel davon, dass die Männer „über den Frauen stehen“, was viele Gelehrte so verstehen, dass die Männer über die Frauen bestimmen dürfen. Und in der gleichen Sure wird den Männern auch erlaubt, „widerspenstige Frauen“ zu ermahnen, sie im Ehebett zu meiden und auch zu schlagen.

Der Alltag von muslimischen Gläubigen wird – wie der von Christen auch – nicht nur von religiösen Texten, sondern auch von jahrhundertealten Traditionen geprägt. Deshalb unterscheiden sich Theorie und Praxis in vielen Lebensbereichen, und viele Frauen werden durch kulturelle Traditionen viel stärker in ihrem Alltagsleben eingeschränkt, als es der Koran vorsieht.

Frauenproteste im Iran

Frauen im Hinduismus

Indien ist ein Land voller Widersprüche. Indien ist Wirtschafts- und Atommacht und unterhält ein ambitioniertes Weltraumprogramm. Frauen sind im modernen Indien als Managerinnen, Ärztinnen, Ministerinnen, Diplomatinnen, Richterinnen oder Journalistinnen aktiv. Schon vier Jahrzehnte bevor in Deutschland mit Angela Merkel erstmals eine Frau als Bundeskanzlerin antrat, wurde Indira Gandhi Regierungschefin Indiens. Dies ist die eine Realität auf dem Subkontinent; doch eine andere lässt Millionen Frauen in Unterdrückung und Sklaverei verharren.
Hindu-Traditionalisten verehren Frauen zwar als dienende Gattinnen und respektieren sie in ihrer Mutterrolle, verweigern ihnen aber die Anerkennung als eigenständige Individuen. Dabei berufen sie sich auf eine Basisschrift der Hindu-Religionen, das Gesetzbuch Manus. Das Werk fußt auf mündlichen Überlieferungen, die von mehreren Autoren zwischen 200 vor und 200 nach Christus zusammengetragen wurden. Die Gebote Manus, die als Wegweiser im Dickicht religiöser, ethischer und sozialer Fragestellungen dienen, haben sich tief in die Psyche der Hindu-Gesellschaft eingebrannt.

Nach Manu ist die Frau schwach, es ist ihre „Natur, dass sie die Männer verdirbt“. Frauen sollen nicht selbständig handeln, nicht einmal in den eigenen vier Wänden. Es gilt das Vormundschaftsprinzip: Das Mädchen wird vom Vater kontrolliert, die Frau vom Gatten, die Witwe von den Söhnen. Einem Ehemann wird göttlicher Status zugesprochen: Die Frau hat den Dienst an ihm als persönlichen Gottesdienst zu verstehen – „auch dann, wenn er keine guten Eigenschaften besitzt“. Nach seinem Tod soll sie fortwährend Trauer tragen.

Religiös mündig kann eine Frau ebenfalls nicht sein, Mädchen werden deshalb von der Upanayana, einer Art Jugendweihe, ausgeschlossen. In der Kastenhierarchie wird die Frau auf der Ebene der Knechte (Sudras) eingruppiert.Die der Frau zugewiesene Rolle der Dienerin wird auch in einer anderen für die Hindu-Religiosität bedeutsamen Schrift, der Bhagavad Gita, hervorgehoben. Die Gita zeigt Wege zur Erlösung auf.

Eine Frau in Kambodscha

Frauen im Buddhismus

Im Buddhismus sind Frauen und Männer im Alltag oft gleich gestellt. Aber es werden ihnen sehr unterschiedliche Eigenschaften zugesprochen.
Buddhisten sind sich nicht ganz einig, wie sie zu den Rollen von Männern und Frauen stehen. Manche sind der Meinung, Männer stünden auf einem höheren Rang als Frauen. Andere halten davon nichts. Allerdings weisen viele Buddhisten Männern und Frauen unterschiedliche Eigenschaften und Fähigkeiten zu.
Frauen sind danach: weich und fürsorglich. Sie kümmern sich darum, dass alle satt werden und können sich gut auf andere Menschen einstellen und mit ihnen leiden.

Männer sind nach dem buddhistischen Glauben stark und packen gerne mit an. Sie sind hart im Verhandeln,
gleichgültig gegenüber anderen und haben weniger Selbstdisziplin.

Das religiöse Weltbild von Mann und Frau zieht sich so durch alle Weltreligionen.

Ein Mädchen in einer Schule in Afghanistan

Frauen und Bildung

Ein großer Unterschied zeigt sich bei der Schulbildung gerade in den islamisch geprägten Ländern.
Laut Koran hat Gott Männern und Frauen gleichermaßen befohlen, sich weiterzubilden. „Das Streben nach Wissen ist eine Pflicht für jeden Muslim, Mann oder Frau“, sagte auch der Prophet Mohammed im 7. Jahrhundert.
Aber tatsächlich bleibt vielen muslimischen Mädchen bis heute eine umfassende Schulausbildung verwehrt. Schließlich bedeutet ein längerer Schulbesuch gerade in ländlichen Gegenden oft, dass die Mädchen in eine andere Stadt ziehen müssten und damit nicht mehr in der Obhut der Familie stünden. Oft schreibt auch die Tradition vor, dass Mädchen nur von Frauen unterrichtet werden dürfen. Deshalb gehen die Mädchen in Ländern wie Afghanistan
oder Pakistan meist nur einige Jahre zur örtlichen Schule. Danach bleiben sie wieder zu Hause, um der Mutter zu helfen und alles zu lernen, was sie für Haushaltsführung und Kindererziehung wissen müssen, bis sie mit 16 bis 20 Jahren verheiratet werden.
In Afghanistan gibt es zwar ein Gesetz, dass Mädchen erst ab 16 Jahren verheiratet weden dürfen, aber aus der Armut vieler Familien heraus, werden Mädchen bereits mit der Vollendung des 10. Lebensjahr verheiratet. Viele der Stammesältesten berufen sich bei dieser „Eheschließung“ auf Aischa bint Abi Bakr, die als dritte und jüngste der zehn Frauen des islamischen Propheten Mohammed bei jener Eheschließung 10 Jahre alt gewesen sein sollte. Diese „Eheschließung“ war um das Jahr 624 n. Chr.
Fast 1400 Jahre später gibt es nach Schätzungen der UN weltweit 650 Millionen Kinder- Zwangsehen. Auch wenn es mittlerweile einigen AktivistInnen in Malawi, Sudan, Nigeria, Mali, Afghanistan und Pakistan gibt, die erfolgreich Kinderehen annullieren und unter Strafe stellen, sind es leider nur Wassertropfen in einem Meer.

Bildung für Mädchen muss auf der Agenda für eine besser Zukunft ganz oben stehen und dafür müssen Frauen an die Macht um endlich von dem Frauenverachtenden Weltbild aller Religionen Abstand zu bekommen.
In einer Gesellschaft, die Frauen als Dienerinnen des Mannes betrachtet, Söhne verhätschelt und Töchter vernachlässigt, ist es kaum verwunderlich, dass Frauen, die es wagen, den häuslichen Schutzraum zu verlassen, als Freiwild betrachtet werden. Sexuelle Belästigung, Bedrohung und (Gruppen-)Vergewaltigung sind Mittel, um Frauen zu disziplinieren und sie aus dem öffentlichen Raum herauszuhalten. Männliche Machtpositionen sollen so gesichert werden.

Vergewaltigung als Kavaliersdelikt

Spektakuläre Fälle wie die Vergewaltigung und Ermordung einer Studentin in Indien im Jahr 2012 oder Übergriffe auf Touristinnen haben weltweit für Aufsehen gesorgt und in Indien Massenproteste ausgelöst. Vor Gericht gaben die Täter Einblicke in ein – aus westlicher Sicht – abstruses Wertesystem, das Frauen die Schuld an einer Vergewaltigung zuweist.

In Afghanistan ist es durchaus üblich, dass „Ehefrauen“ die keine guten (sexuellen) Qualitäten aufbringen, von ihren Männern getötet werden und die Männer straffrei bleiben.

In vielen Ländern südlich der Sahara werden täglich Mädchen verschleppt um von Rebellen oder Milizen als „Stimmungsmacher“ der Männerhorden zigfach vergewaltigt und anschließend ermordet zu weden.

In Deutschland gibt es Gerichtsurteile, die nach einer Vergewaltigung der Frau freizüglichkeit vorwerfen.

Der Weltfrauentag steht am 8.März im Zeichen für all diese Gewalt gegen Frauen und es wäre zu wünschen, wenn wir den nächsten Weltfrauentag in Frieden, Gleichberechtigung und Wertschätzung feiern können.

Autorin: Naike Juchem

Quellen:

  • Dissertation von Manfred Hauke: Die Problematik um das Frauenpriestertum vor dem Hintergrund der Schöpfungs- und Erlösungsordnung .
  • Volker Eklkofer: Frauen im Hinduismus
  • Religionen-entdecken.de

Muss ich sterben um zu leben

Der Tod von Alexej Nawalny ging um die Welt und viele Menschen sind bestürzt. Lebend wäre Nawalny sowieso nicht mehr aus der Haft gekommen.

Die Todesursache ist in diesem Fall zweitrangig, denn die Wahrheit wird sowieso niemals ans Licht kommen.
Es gibt in dem größten Land der Welt ein Mann, der seit Jahren seine Macht und Größenwahn der ganzen Welt zeigt. Er überfällt Länder und annektiert Gebiete für sich. Menschenrechte werden seit Jahren nicht geachtet und wer politisch jenem Größenwahnsinigen in die Quere kommt, stirbt kurze Zeit später auf mysteriöse Art.

Alexej Nawalny war Jurist, Antikorruptions-Aktivist und Oppositionspolitiker. Dies reichte jenem Despot aus, um in Nawalny einen Staatsfeind zu sehen. Selbst vor einem Giftanschlag in einem anderen souveränen Land machte der Geheimdienst Russlands nicht halt. Der amtierende Präsident Russlands war selbst Offizier beim KGB und kennt sich im Nachrichtenwesen sehr gut aus. In den vergangenen 25 Jahren wurden Nachrichtendienste aufgelöst und neustrukturiert. Ein Netz aus vielen Nachrichtendiensten entstand. Die Fäden aller Dienste hat bis heute der amtierende Präsident in der Hand.

Wer sich zu diesem Despot stellte und stellt, wurde und wird in kurzer Zeit sehr reich. Wer sich diesem Despoten in den Weg stellt, wird verhaftet oder liquidiert.

Nun gibt es gerade in Deutschland sehr viele Putin Befürworter. Stimmen wie zum Beispiel: „Die NATO sei eine Bedrohung für Russland.“ „Russland würde sich nur verteidigen“ und so weiter.
In einem Land, in dem die Rechte von Menschen keinen Pfifferling wert sind und Justitia nicht blind, sondern korrupt ist, sollte man sich schon mal überlegen, von wo aus eine Bedrohung kommt. Zur Erinnerung: Wer hat einen Krieg gegen einen souveränen Staat angefangen? Mysteriös sind auch ungefähr 40 Todesfälle von Oligarchen, seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Man sollte schon das ganze Puzzle sehen, und nicht nur ein Teil, wenn man von oder über Russland spricht.

Am 1. März wurde Alexej Nawalny in Moskau im kleinen Kreis beigesetzt und Tausende Menschen nahmen Abschied von dem bekannten Kremelkritiker.
Der Staatsapparat von Russland zeigte auch eine unverhältnismäßige Präsenz und Schikane. Medienberichte zufolge soll es auch zu Festnahme von Nawalny Anhänger gekommen sein – was zu erwarten war.
Nun bleibt die Frage: Wie geht es weiter?

Die Bevölkerung erlebt seit Jahren eine geiselung und massive Einschränkungen in die Grundrechte. Wie lange sich dies die Bevölkerung noch gefallen lässt, ist nur eine Frage der Zeit. Vom 15. bis 17. März wird in Russland gewählt. Der neue – oder alte Präsident wird dann dieses Amt bis 2030 inne haben. Da es keine freie Opposition gibt, kann man sich denken, wer sich selbst (wieder) beglückwünschen kann.
Es wird definitiv zu Gewalt und Ausschreitungen in dem Land kommen, denn wer für Freiheit, Menschenrechte und Korruption kämpft, wird vom amtierenden Präsidenten als Feind angesehen.

Naike Juchem, 1. März 2024

Fotos: dpa

Internationaler Tag der sozialen Gerechtigkeit

2009 wurde von den Vereinten Nationen der 20. Februar als Internationaler Tag der sozialen Gerechtigkeit ausgerufen. Der Tag soll jährlich auf die soziale Ungerechtigkeit weltweit aufmerksam machen und zu ihrer Überwindung aufrufen.

Was national schon nicht möglich ist umzusetzen, funktioniert international schon gar nicht, denn Gerechtigkeit heißt: Die Menschenrechte- und Würde zu achten. Bemerkenswert ist, dass es keine verbindliche und einheitliche Definition für jene soziale Gerechtigkeit gibt. Was als gerecht oder ungerech empfunden wird, wird in Politik und Gesellschaft kontrovers diskutiert. Dazu zählen unter anderem die Löhne, Renten oder auch Mieten.

Der Wohlstand in Deutschland ist in den vergangenen Jahren nachweislich gewachsen. Wohlstand ist aber nicht mit Vermögen gleichzusetzen, denn das Vermögen in der Gesellschaft ist extrem ungleich verteilt. Hier wird diese Ungleichheit in den nächsten Jahren noch viel gravierender sein. Viele Menschen in Deutschland werden durch Leiharbeit, gering bezahlte Arbeit oder als Bürgergeldempfäher:innen in eine Altersarmut kommen.

Soziale Gerechtigkeit muss und sollte für alle Menschen gleichermaßen gelten. Männer und Frauen, sowie Menschen verschiedener Herkunft und Hautfarbe sollen und müssen die gleichen Rechte haben. Dies gilt für die Arbeits- und Berufswahl, genauso wie auf das Recht auf Bildung und Entlohnung.

Der Internationale Tag der sozialen Gerechtigkeit soll daran erinnern, dass noch viel zu tun ist, damit es gerechter auf der Welt zugeht. Viele Millionen Menschen weltweit leben in Armut, haben keine Chance auf Bildung, oder bekommen keine Arbeit wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion.

Die Charta der Vereinten Nationen

Im Präambel der UN vom 24. Oktober 1945, steht wie folgt: Wir, die Völker der Vereinten Nationen – sind fest entschlossen, 
– künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat,

– unseren Glauben an die Grundrechte des Menschen, an Würde und Wert der menschlichen Persönlichkeit, an die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie von allen Nationen, ob groß oder klein, erneut zu bekräftigen,

– Bedingungen zu schaffen, unter denen Gerechtigkeit und die Achtung vor den Verpflichtungen aus Verträgen und anderen Quellen des Völkerrechts gewahrt werden können,

– den sozialen Fortschritt und einen besseren Lebensstandard in größerer Freiheit zu fördern

Nun, alleine bei diesen vier Punkte sehe ich mit Blick auf 74 Disputen, 73 gewaltlose Konflikte, 174 gewaltsame Konflikte, 21 begrenzte Kriege, und 21 Kriege – im Jahr 2022, den Wunschvorstellungen der UN sehr skeptisch gegenüber.

Internationale Probleme

In vielen Ländern der Welt ist Kinderarbeit selbstverständlich. Dies kann und darf nicht sein. Wenn Kinder arbeiten, haben sie nicht die Möglichkeit in Schulen zu gehen.
So entsteht Analphabetismus, von dem ungefähr 770 Millionen Menschen betroffen sind. Dies bedeutet eine Abhängigkeit von anderen Menschen – meist Unternehmer:innen. Diese Menschen sind meist unterbezahl und oder arbeiten unter unwürdigen Bedingungen.
Auf der einen Seite gibt es die Kinderarbeit, auf der anderen Seite gibt es genügend Länder auf der Welt, wo Frauen keiner erwerbstätiger Arbeit nachgehen dürfen.

Fazit

Wenn wir einen Tag der sozialen Gerechtigkeit haben, sollte es in aller Interesse sein, diesen Tag als Grundlage für ein friedliches und soziales Zusammenleben nutzen.
Vielleicht klapp es im nächsten Jahr, oder übernächsten…

Naike Juchem, 20. Februar 2024

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung
Foto: privat

Cathédrale de Strasbourg

Das Hauptpotal von einem der höchsten Gebäude der Welt

Die Cathédrale de Strasbourg, oder auch Strasbourger Münster genannt, beschrieb Viktor Hugo einst als das „Wunder, unermesslich und zierlich zugleich“.
Wie recht er hatte.

Die Kathedrale wurde 1176 bis 1439 aus rosa Vogesensandstein gebaut und von 1647 bis 1874 war diese Kathedralen mit seinem 142 Meter hohen Nordturm das 
höchste Bauwerk der Menschheit, und das höchste im Mittelalter vollendete Gebäude. Bis heute hat dieses meisterhafte Bauwerk mit seinen fast drei Jahrhunderte dauernden Bauzeit nur einen Turm.

Architektonisch, wie auch künstlerisch zählt die Cathédrale de Strasbourg zu einem der imposantesten Gebäude der Welt. Es nun filigran gearbeitete Skulpturen, oder die prächtige Rosette mit seinen 14 Meter Durchmesser über dem Hauptpotal. Ins Auge fallen die grandiosen, größtenteils noch originale, Kirchenfenster aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Sie zählen zu den wenigen bis heute erhaltenen Ensembles romanischer Glaskunst.

Die Cathédrale de Strasbourg ist auch baulich eine Mischung aus gotischer und romanischer Baukunst.

Bemerkenswert ist auch die astronomische Uhr aus dem Jahr 1547. Dieses Meisterwerk des Uhrenbaus und der Mathematik aus der Renaissance überrascht heute noch mit seinen technischen Feinheiten.
Besonders eindrucksvoll ist der ewige Kalender, der die Bewegung der Planeten auf einem Astrolabium abbildet.
Wer die Möglichkeit hat, sollte sich definitiv das Glockenspiel anschauen. Täglich um 12.30 Uhr kann man die Bewegungen der Apostel sehen, wie sie grüßend an Jesus vorbei ziehen.

Campus Galli

Frühmittelalter in der Neuzeit

Wer sich für das aktive Früh- oder auch Spätmittelalter interessiert, kennt und oder Mittelaltermärke oder Burgfeste liebt, wird von Campus Galli begeistert sein.

Wer schon mal in Frankreich in Guédelon, nahe Paris, war, kennt oder weiß, wie Menschen in jener Zeit gelebt und gearbeitet haben.
Über viele Jahre wurde in Guédelon an einer Burg aus dem 13. Jahrhundert gebaut.
Das gleiche gibt es in Meßkirch zu sehen, erleben und bestaunen.
Auf dem Campus Galli soll eine Abteikirche entstehen, welche es noch nie gab.
Es gibt tatsächlich nur einen Grundriss von dieser Abteikirche. Dieser wurde auch nur zufällig gefunden, weil zu jener Zeit Pergament sehr teuer und kostbar war.
Da der Bau für die Abteikirche verworfen wurde, wurde irgendwann das Pergament benutzt, auf dem der Grundriss gezeichnet wurde, und auf der Rückseite eben mit biblischen Texten beschrieben.

Um eine Abteikirche, Burg, Festung oder was auch immer zu bauen, brauchte es erstmal Land und Leute. Also Handwerker, Bauern, Schneider usw. So entstanden um die uns heute bekannten Burgen, Festungen oder Kathedralen klein Siedlungen – so auch in Meßkirch auf dem Campus Galli.

Der Lageplan von Campus Galli

Eine Scheune, Holzkirche und kleiner Häuser sind schon fertig gebau. Ein Hühnerstall und Abthaus sind im Bau.
Wann und ob es jemals jene Abteikirche geben wird, kann niemand sagen, denn es braucht für ein solches Projekt sehr viel Menschen und Material. Zur Zeit arbeiten auf dieser Baustelle etwas 50 Männer und Frauen. Um das Projekt zu verwirklichen, bräuchte es Hundert Mal mehr Menschen.

Ich war am 3. Oktober über sieben Stunden auf der Baustelle und kam aus dem staunen nicht mehr heraus. Auch hatte ich eine eineinhalb stündige Führung mitgemacht und im Anschluss mit vielen Handwerker auf der Baustelle geredet.
Wer jene Zeit erleben möchte, sollte sich Campus Galli auf jeden Fall anschauen – es lohnt sich.

Nun noch eine Erklärung, warum es dieses Projekt überhaupt gibt.

In den ersten Jahrzehnten des 9. Jahrhunderts erlebte die Abtei St. Gallen Zeiten des Aufbruchs und tiefgreifender Veränderungen. Diese betrafen sowohl das Äussere, die materielle Grundlage, die Gebäulichkeiten, allen voran die Klosterkirche, als auch die rechtliche Verfassung, das literarische und geistige Leben und das künstlerische Schaffen. St. Gallen war im Begriff, vom bescheidenen Kloster im Steinacher Forst, das unter dem Gründerabt Otmar (719-759) bei der Zelle des Eremiten Gallus (gest. um 640) errichtet worden war, zu einem karolingischen Grosskloster aufzusteigen.

Unter Abt Gozbert (816-837) konnte die Abtei sich durch das Schutz- und Immunitätsprivileg Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840) von 818 weitgehend aus der Abhängigkeit des Bistums Konstanz lösen und wurde zum Reichskloster. Gozbert ordnete die Verwaltung des stark angewachsenen klösterlichen Grundbesitzes neu, reorganisierte das Urkundenwesen und führte eine Archivregistratur ein. Zur selben Zeit, im ersten Drittel des 9. Jahrhunderts, entwickelte das Skriptorium unter dem Schreibmeister Wolfcoz eine neue kalligraphische Schrift und erlebte mit dem Wolfcoz-Psalter eine erste Blüte der Buchkunst.

Da die Bewohner und Arbeiter von den Bauten – ob nun Burg, Festung oder Kathedrale, in die Gottesdienste wollten, wurden erst kleiner Kirchen in einfacher Bauweise gebaut.

Die Handwerker brauchten Kleidung und Werkzeuge. So wurden auch diese in unmittelbarer Nähe oder in den umliegenden Siedlungen hergestellt.

Nutztiere gehörten auch zu den Siedlungen

Unter Gozbert wurde auch das hagiographische Korpus des Gründerheiligen, das bisher einzig auf der merowingerzeitlichen «Vita sancti Galli vetustissima>> gründete, erneuert. Im Auftrag Gozberts schuf zwi-schen 816 und 824 der Reichenauer Mönch Wetti eine neue Gallusvita, die dem gestärkten Selbstverständnis St.Gallens entsprach und seine Anfänge ins rechte Licht rücken sollte. Ein Jahrzehnt nach Wetti, um 833/34, erhielt mit dem Dichter Walahfrid Strabo ein weiterer Reichenauer Mönch den Auftrag, eine neue Vita des Gründerheiligen zu verfassen. Damit wurde ein karolingisches Gallusmünster «in litteris» geschaffen, analog zu dem in Stein gehauenen Münster. Wie das neue, monumentale Gotteshaus sollte auch Walahfrids Vita als gültige lateinische Form des Galluslebens die Jahrhunderte überdauern
Zur selben Zeit erreichte die Mönchs- und Klosterreform der Aachener Synoden von 816 und 817 und des Reichstags von 818/19 unter Ludwig dem Frommen und Benedikt von Aniane (um 750-821), die das abendländische Mönchtum auf der Grundlage der Regel des heiligen Benedikt (um 480-547) erneuerte, auch St. Gallen. Davon liefert die St.Galler Abschrift vom Aachener Norm-Exemplar der Benediktsregel ein berühmtes Zeugnis. Sie ist als einziges Exemplar dieser textgeschichtlich wichtigsten Fassung der Regel erhalten. Der Text kam von Aachen als Abschrift über das benachbarte Kloster Reichenau nach St.Gallen; mit Reichenau war das Kloster an der Steinach seit dem Jahr 800 durch einen Verbrüderungsvertrag verbunden. Der Reichenauer Abt Heito (806-823) und der Bibliothekar Reginbert (gest. 846) hatten die Mönche Grimald und Tatto in das vom Reformabt Benedikt von Aniane 814/15 gegründete Kloster Inden/Kornelimünster bei Aachen geschickt, um sich in jenem Reformkloster über das Ordensleben zu informieren. Von hier sandten die beiden Mönche eine Abschrift der Benediktsregel samt Begleitbrief nach Reichenau, wovon wiederum die eben nach St. Gallen gelangte.

Abt Gozbert von St. Gallen begann im Jahr 830 mit dem Bau eines neuen Gotteshauses, das an die Stelle der alten, noch unter dem heiligen Otmar errichteten Klosterkirche zu stehen kommen sollte. Wenige Jahre später, im Jahr 835 oder 837, konnte das heute nach ihm benannte Gozbert-Münster im Beisein der Bischöfe von Konstanz und Basel und des Abtes von Reichenau ge-weiht werden. Nach dem Zeugnis Ermenrichs von Ellwangen (um 814-874) wurde mit der Kirche auch der Kreuzgang neu gebaut; Ermenrich nennt in seiner um 850/55 entstandenen «Epistola ad Grimoldum abbatem>>  vier St.Galler Mönche, Winihart, Isenrich, Amal-und Ratger, die an den Bauarbeiten massgeblich be-ger teiligt gewesen seien.
Als Vorbereitung und Anregung für seine grossen Bauvorhaben erhielt Gozbert vom Kloster Reichenau eine Planzeichnung, den Klosterplan. Dieser müsste eigentlich «Reichenauer Klosterplan» heissen, da er dort entstanden ist. Doch für St. Gallen bestimmt, hierher ge-bracht und in all den Jahrhunderten hier aufbewahrt, bis zur Aufhebung der Fürstabtei im Jahr 1805 und darüber hinaus bis heute, verdient er den Namen «St.Galler Klosterplan»> ebenfalls zu Recht. Er trägt die Signatur <<Cod. Sang. 1092» und bildet als älteste überlieferte Architekturzeichnung des Abendlandes einen der kostbarsten Schätze der Stiftsbibliothek. Die Einzigartigkeit des Dokuments kann dadurch ermessen werden, dass der nächstjüngere aus dem Mittelalter überlieferte Bauplan, jener des Kathedralbezirks von Canterbury mit eingezeichnetem Wasserleitungssystem, erst aus der Zeit um 1165 stammt.

Schwer beeindruckt war ich von den Steinmetze. Jeder Tür-, Fenster- oder Formstein muss von Hand beschlagen werden.

Jeder Balken und Brett muss von Hand gesägt und bearbeitet werden.

Phimai

Ich habe noch eine spannende Geschichte über eine Stadt, die den Archäologen immer noch Rätsel aufgibt. Es handelt sich um eine Stadt, die Mitte des 10. Jahrhunderts errichtet wurde: Phimai oder P’u-mai. Die Historiker sind sich über die Schreibweise noch nicht einig.

Die Stadt selbst ist unter dem Namen Vimai oder Vimayapura, eine Gründung der Khmer bekannt. Sie wurde im 11. Jahrhundert befestigt und zu einem geistigen Zentrum des Khmer-Reiches ausgebaut.
In einer Inschrift aus dem Jahr 1082 im Prasat Hin Phanom Wan nicht weit entfernt südlich von Phimai, die in Sanskrit und in Khmer verfasst ist, wird die Stadt zusammen mit dem König Jayavarman VI. genannt. Etwa ein Jahrhundert später wird Phimai in der Inschrift von Preah Khan als Endpunkt einer 225 Kilometer langen Straße beschrieben, die Phimai mit der Hauptstadt (also dem Zentrum von Angkor) verband.

Ich habe den Text aus einem meiner Kapitel entnommen. So ist die Geschichte aus der Sicht eines Fremdenführers (meine Person) geschrieben.

Der Phimai Historical Park

Die kleine Gruppe erreichte den Haupteingang von dem riesigen Gelände von Phimai und Claude stand vor staunen bereits der Mund offen.
„Warte bis wir auf dem Gelände sind“ sagte Hannes.

Wie sehr oft in Asien bezahlen Farangs – also Ausländer im allgemeinen, bei touristischen Attraktionen mehr Eintritt. Da Hannes in thai mit der Verkäuferin sprach und somit auch die Eintrittskarten kaufte, bekam er diese zu landestypischen Preisen.

Im Zentrum des großen Parks stand die Ruine des Sandstein Tempel von Phimai, welcher in der typischen Khmer-Bauweise errichtet war.
„Was ihr hier in diesem Park seht, sind Gebäude aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Es wird vermutet, dass dieser Ort von dem Khmer-König Jayavarman I. erbaut wurde. Selbst hunderte Jahre nach Angkor gibt diese Megastadt den Historiker und Archäologen immer noch viele Rätsel auf. Die Touristen die nach Kambodscha kommen, sind im Glauben, wenn sie Angkor Wat sehen, würden sie die Stadt Angkor besuchen. Dies ist überhaupt nicht möglich, denn Angkor hatte eine Fläche von über 400 Quadratkilometer. Selbst im heutigen Ayutthaya, welches circa 200 Kilometer von uns aus entfernt liegt, sieht man Bauwerke von Angkor. Hier oben an der Eingangstür von diesem Gebäude steht das Wort: Phimai. Auch kommt auf diesem Gelände bei einigen Gebäuden dieses Wort vor. Bis heute weiß niemand was dieses Wort bedeutet. In Angkor wurden bis jetzt sieben Schriften entdeckt. Zwei dieser Schriften sind heute noch nicht zugeordnet, so auch Phimai. Es wird vermutet, dass es sich bei Phimai auf eine religiöse Figur oder Stätte bezieht.“ „Ich hatte mal gehört, das Angkor im Dschungel untergegangen sei“ sagte Thomas.
„Dies ist ein Märchen. Es werden oft die Reiseberichte von dem Franzosen Henri Mouhot angeführt. Mouhot hatte 1860 einen Tempel von Angkor entdeckt, welcher tatsächlich in Teilen zugewuchert war. Bei einer Größe von über 40.000 Hektar ist es schier unmöglich, dass Angkor im Dschungel untergegangen sein sollte.“
Thomas nickte „Logisch. Und schon habe ich wieder etwas von dir gelernt.“

Franziska, Thomas und Claude waren von der Architektur vom den Gebäuden in dem Park überwältigt. Bernhard und Coady sahen bereits in den vergangenen Jahren einige Bauwerke von Angkor in Kambodscha.
Hannes erklärte den anderen dass in Angkor alles symmetrisch erbaut wurde.
„Du meinst die Gebäude“ sagte Thomas. Hannes schüttelte den Kopf „Nein, Thomas. Alles. Schau dich hier an dem Gebäude um, und du siehst jeden Stein in einer Symmetrie. So war es auch mit jeder Straße, Mauer und sogar den Fischteiche in Angkor. An diesem Park wurde an der Symmetrie nichts verändert. Nun kommt eine Kuriosität, welche mal wieder die Historiker vor offene Fragen stellt. Alle Tempel und Paläste von Angkor waren und sind nach Osten ausgerichtet. Die Pagode von Phimai ist nach Süden ausgerichtet.“

Auf der südlichen Hälfte von Phimai kamen sie an die Nakaracht Brücke. Dieser Brücke wurde an beiden Seiten eine Silhouette eines Schlangenkönigs nachempfunden.
„Nun stehen wir vor dem nächsten Rätsel der Geschichte. Ihr seht auf beiden Seiten der Brücke die gleichen Figuren. Auch hier vermutet man, dass es sich um die Symbolik zwischen Mensch und Himmel in der hinduistischen und buddhistischen Mythologie handelt. Nun möchte ich euch noch die Kopura zeigen.“

Mit seinem Gefolge ging Hannes auf die Westseite von der Ruinenanlage.
„Ihr seht vom hier aus bereits, dass an dieser Mauer links und rechts eine Art Balkon zu sehen ist. Auch hier wird vermutet, dass wir uns jetzt auf der heiligen Seite von Phimai aufhalten, denn die Inschriften an der Kopura zeigen, so ähnlich wie in Ägypten an den Pyramiden, das Leben der Menschen in der damaligen Zeit.“
Hannes führte die Gruppe an Tafeln mit Inschriften vorbei und erklärte deren Bedeutung.
„Auf diesen Tafeln stehen Namen bei denen man vermutet, es könnten die Baumeister oder Handwerker sein.“ „Könnten es auch die Namen der Toten sein, die bei dem Bau von Phimai ums Leben gekommen sind?“ Fragte Claude.          „Unwahrscheinlich. Denn es gibt wohl kaum Tempel, Burgen, Paläste oder Kathedralen auf der Welt, wo die Opfer genannt werden. Es soll aber nicht heißen, dass es in Phimai auch so ist, denn immerhin stehen wir auf der heiligen Seite der Kopura. Wenn ihr euch umschaut, seht ihr, dass es ein Gebäude gibt, welches mit weißen Sandstein gebaut wurde. Diese Pagode wurde nach der Archäologie im 14. Jahrhundert von König Jayavaman VII. gebaut.“

Hannes blieb an einem der zahlreichen Gebäude stehen und zeigte auf die Inschriften und Zeichnungen an den Wänden.
„Was hier wie eine Darstellung von Kämpfen der Khmer-Könige aussieht, wird aber auf die Schlacht zu Kurukshetra zurückgeführt.“ Hannes sah in fragende Gesichter.            Coady sagte „Du meinst das indische Epos von Mahabharata?“
Hannes nickte „Ja, Coady. Um es euch kurz zu erklären. Die Epen von Mahabharata gehören zusammen mit den Puranas und dem tibetischen Epos des Königs Gesar zu den umfangreichsten literarischen Werken der Weltgeschichte und wurden wahrscheinlich zwischen 400 vor und 400 nach Christus geschrieben. Was hier dargestellt ist, ist tatsächlich die Schlacht von dem Oberbefehlshaber Arjuna Bhisma gegen die Pandavas. Nach dem Epos hat Arjuna die Kampfregeln für beide Kriegsparteien bestimmt. So sollte mit gleichen Waffen gegeneinander gekämpft werden, und wer auf dem Schlachtfeld verwundert wird oder seine Waffen verliert, darf nicht getötet werden.“ Hannes sah immer noch in fragende Gesichter und zog die Schultern hoch. „Fragt mich nicht warum ausgerichtet dieses Epos hier dargestellt ist. Ob sich König Jayavaman VII. ein Beispiel daran nahm, oder ob diese Kampfregeln für die zukünftige Kämpfe gelten sollten, kann ich – und wahrscheinlich niemand genau sagen. Ich vermute es könnte ein Verhaltenskodex für Kämpfer ähnlich der Kreuzzüge nach Jerusalem sein. Es gibt aber keinerlei Überlieferungen, wo die Khmer in einen Glaubenskrieg zwischen Buddhismus und Hinduismus gezogen waren. Immerhin ist die Khmerschrift von indischen Schriften abgeleitet. In welchem Zusammenhang die Geschichte zu heute steht, werden wir wohl nie erfahren.“

Ayutthaya – Hauptstadt des siamesischen Königreichs

Auf den Spuren des alten Königreichs in Thailand

Früher eine eher unbedeutende Khmer-Siedlung an den Ufern des Chao Phrayas, sollte Ayutthaya Mitte des 13. Jahrhunderts einen Boom erleben. Als Fürst U-Thong seinen bisherigen Regierungssitz verlegen musste, ernannte er 1351 Ayutthaya zur neuen Hauptstadt des siamesischen Königreichs und damit zum Nachfolger von Sukhothai. Ayutthaya war 417 Jahre lang die Hauptstadt der Siamesen.
Aufgrund der exzellenten Lage in Zentralthailand und mit dem Chao Phraya als „Verteiler“ mauserte sich Ayutthaya schon bald zu einer der wichtigsten Handelsumschlagsplätze Südostasiens.

Die Stadt wuchs rapide und war sogar Anfang des 18. Jahrhunderts mit über einer Millionen Einwohner die größte Stadt der Welt. Kaufleute aus Frankreich oder Holland konnten die Stadt gar nicht genug preisen und bereicherten mit eigenen Häusern die diverse Architektur Ayutthayas. Der Handel mit Indien, China und Europa florierte, doch wie so oft hieß es auch hier: wer hoch steigt, kann tief fallen.

Nachdem die Burmesen mehrmals erfolglos versucht hatte, Ayutthaya zu stürmen, gelang es ihnen, 1767 die Stadt zu überrennen. Ayutthaya wurde geplündert, zerstört und fast dem Erdboden gleich gemacht – und damit kam die goldene Ära für Siam zu einem traurigen Ende.

Ayutthaya war die Hauptstadt von Siam. Dann wurde etwas weiter südlich Krung Thep (Bangkok) 1782, also 15 Jahre später, die Hauptstadt von Siam.
Thailänder sagen niemals Bangkok. Für viele ist Ayutthaya immer noch die Hauptstadt. Krung Thep heißt übersetzt Stadt der Engel.
Der Vollständige Namen der Hauptstadt lautet: Krung Thep Maha Nakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Yutthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udom Ratchaniwet Maha Sathan Amon Phiman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit. Es ist die alte Thai-Bezeichnung der Hauptstadt und mit 169 lateinischen Buchstaben der längste Ortsname einer Hauptstadt weltweit.

Heute ist das, was von der ehemaligen Prachtstadt übrig geblieben ist, nicht nur ein eigener Historical Park, sondern auch auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes zu finden.
.

Das Katz und Mausspiel in Nahost

Es ist zwischen Israel und Palästina nicht immer so einfach zu sagen, wer die Katz und Maus ist, den im israelisch-palästinensischen Konflikt wirken mehrere Konfliktdimensionen zusammen und verstärken sich gegenseitig. Dies ist ein wesentlicher Grund, warum er so schwer zu lösen ist. Es gibt kein Gut und Böse – in einem Konflikt oder Krieg sind ALLE Parteien Böse.

Die Nahostexpertin Dr. Muriel Asseburg beschreibt es folgend:
Der Nahostkonflikt hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Am 7. Oktober 2023 hat die radikalislamische Terrorgruppe Hamas vom Gazastreifen aus Israel mit Raketen beschossen. Dabei wurden fast 1.500 Menschen getötet und rund 3.000 verletzt (Stand 19.10.2023). Der Terror der Hamas richtete sich mit Massakern insbesondere und gezielt gegen die israelische Zivilbevölkerung. Zudem verschleppte die Hamas mehr als 200 Menschen als Geiseln. Der Terror der Hamas bedeutet den Beginn eines weiteren Krieges im Nahen Osten. Israel hat als Reaktion auf die Terrorattacke eine massive Militäroperation gegen den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen begonnen. Die Folgen des Terrors der Hamas für Israel, für die palästinensische Zivilbevölkerung, unter der es bereits Tausende Tote gibt, sowie für den Nahen Osten insgesamt sind noch nicht absehbar.

Punkt 1: Territorialkonflikt

Es handelt sich erstens um einen Territorialkonflikt. Von den Konfliktparteien wird Anspruch auf dasselbe Territorium erhoben, nämlich das Gebiet des ehemaligen britischen Mandatsgebiets Palästinas, das heute Israel und die besetzten palästinensischen Gebiete (Westjordanland, Ost-Jerusalem und Gazastreifen*) umfasst. Der Streit über den Verlauf von Grenzen und die entsprechende Gebietshoheit ist dabei von herausgehobener Bedeutung. Verbunden ist er mit einem Konflikt um Ressourcen, also um die Zuteilung und Nutzung von Wasser, fruchtbarem Land, Steinbrüchen und Gasvorkommen im Mittelmeer.

*Im Gazastreifen leben im Gegensatz zum Westjordanland und Ost-Jerusalem keine Israelis, sondern beinahe ausschließlich Palästinenser. Weder der israelische Staat noch das israelische Militär sind in Friedenszeiten im Gazastreifen präsent. (Anmerkung der LpB-Internetredaktion)

Punkt 2: Ethno-nationalistischer Konflikt

Es handelt sich zweitens um einen ethno-nationalistischen Konflikt. Zwei unterschiedliche Bevölkerungsgruppen verfolgen mit dem politischen Zionismus und dem palästinensischen Nationalismus konkurrierende nationale Bestrebungen. Während die Jüdinnen und Juden ihr Anliegen bereits 1948 mit der Ausrufung des Staates Israel verwirklichten, steht die nationale Selbstbestimmung der Palästinenser nach wie vor aus. Denn trotz (wiederholter) Ausrufung eines palästinensischen Staates und seiner Anerkennung durch rund 140 Staaten weltweit mangelt es den Palästinensern an effektiver Kontrolle und anerkannter Souveränität über ein Staatsgebiet.

Kompliziert wird die Situation zusätzlich dadurch, dass der Konflikt sich nicht nur auf das Verhältnis zwischen Israel und die palästinensischen Gebiete bezieht, sondern in Israel auch eine innenpolitische Komponente hat. Denn dort lebt eine indigene, palästinensische Minderheit, die rund 20 Prozent der Bevölkerung ausmacht.

Punkt 3: Religiöse Dimension

Der Konflikt hat zudem, drittens, eine religiöse Dimension: Nicht nur betonen Juden und Palästinenser, dass sie seit Jahrtausenden im Heiligen Land ansässig sind. Die Konfliktparteien untermauern ihre Ansprüche auch religiös, also durch den Verweis auf göttliche Versprechen für ihr Volk.

So nutzt die israelische Rechte die biblischen Begriffe „Judäa und Samaria“ für das Westjordanland, um den jüdischen Anspruch auf das Land zu untermauern. Die palästinensische Hamas beschreibt in ihrer Charta das historische Palästina als „Waqf“, also eine den Muslimen von Gott treuhänderisch anvertraute (und damit unveräußerliche) religiöse Stiftung.

Die religiöse Aufladung hat in den letzten Jahren vor allem in der Konfrontation zwischen Juden und Muslimen zugenommen. Dies zeigt sich immer wieder auch in gewaltsamen Auseinandersetzungen um den Tempelberg / Haram al-Scharif in Jerusalem als wichtiger historischer Stätte des Judentums und drittwichtigster Kultstätte des Islam. Radikale jüdische Siedler:innen streben an, dort den dritten Tempel zu errichten und torpedieren immer wieder den Status quo, der – um den Frieden zu wahren – regelt, dass Vertreter aller Religionen das Plateau betreten, aber nur Muslime dort beten dürfen.

Punkt 4: Regionale Dimension

Viertens hat der Konflikt eine regionale Dimension. Denn er ist eingebettet in den israelisch-arabischen Konflikt. Die arabischen Staaten lehnten die Entstehung des „zionistischen Gebildes“ in Palästina zunächst ab und verwehrten ihm die Anerkennung. Erst 1979 trat ein erstes Friedensabkommen Israels mit Ägypten in Kraft, 1994 dann ein zweites Friedensabkommen mit Jordanien.

Im Zuge des in Oslo 1993 zwischen Israel und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) eingeleiteten Friedensprozessesentspannten sich auch Israels Beziehungen zu anderen arabischen Staaten. Sie blieben aber volatil und vom israelisch-palästinensischen Verhältnis abhängig.

2002 legte die Arabische Liga die sogenannte Arabische Friedensinitiative vor: also das Angebot normaler Beziehungen an Israel, wenn Israel die Besatzung beende und einen palästinensischen Staat zulasse.

Mit den von den USA vermittelten Abraham-Abkommen von 2020 gingen vier arabische Staaten noch einen Schritt weiter: Obwohl der israelisch-palästinensische Friedensprozess seit langem stagnierte, einigten sich die Vereinigte Arabische Emirate, Bahrain, Marokko und Sudan mit Israel auf eine gegenseitige Anerkennung und den Ausbau der Beziehungen. Gleichzeitig gibt es nach wie vor in vielen arabischen und muslimischen Ländern eine hohe Solidarität der Bevölkerung mit den Palästinenser:innen.

Nicht zuletzt ist die Regelung von Konfliktfragen, wie die der Flüchtlinge oder des Umgangs mit Wasserressourcen, nur auf der regionalen Ebene möglich.

Fazit von Naike Juchem

Die Weltgemeinschaft hatte mit der Gründung des Staates Israel einem fatalen Fehler gemacht, der sich bis heute auswirkt – und wohl ewig zu Konflikten führen wird. Man unterstützt seit Jahren Israel in Infrastruktur, Forschung und Wissenschaft, während in Palästina noch nicht einmal überall fließendes Trinkwasser vorhanden ist. Das dies zu einem Hass und Unmut gegen Israel führt, ist eigentlich klar.
Auch ist die massive Siedlungspolitik seitens Israel ein ständiger Konfliktpunkt, welcher noch mehr Wut auf der Seite der Palästinenser hervorbringt.

In diesem Kessel von Ungleichheit kann man als Weltgemeinschaft nicht des einen Freund und des anderen Feind sein. Wenn man endlich den Palästinenser die gleiche Rechten und auch Infrastruktur gibt, könnte es schon mal einen Anfang für Frieden sein.
Der Weltsicherheitsrat muss beide Konfliktparteien an einen Tisch bringen, und gemeinsam nach Lösungen suchen. Wenn man in Palästina eine vernünftige Wirtschaft aufbaut, hätten die Menschen auch eine Perspektive für ihr Leben.
Ferner muss auch der gegenseitige Hass abgebaut werden. Es kann doch nicht sein, wenn man bereits in israelischen Kindergärten sagt, wer der Feind ist.
Die Menschen in Palästina wollen genauso den Frieden wie die Menschen in Israel.
Wenn israelische Soldaten und Polizisten mit Gewalt gegen unbewaffnete palästinensische Kinder vorgeht, ist eine Grenze der Menschenrechte schon weit überschritten.

Naike Juchem, 13. Februar 2024

Quelle: Der Beitrag beruht auf Dr. Muriel Asseburg/Jan Busse: Der Nahostkonflikt. Geschichte, Positionen, Perspektiven, 4. Aufl., München 2021 sowie Muriel Asseburg: Palästina und die Palästinenser. Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart, 2. Aufl., München 2022.

Fotos: Hanita-Carolin Hendelman

Nukleare Kriegsführung

Foto: Sarmad Anand

„Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten werden die Menschen mit Stöcken und Steinen kämpfen.“
Dies sagte einst Albert Einstein – und er wird recht behalten.

Autorin Naike Juchem

Wir alle haben Angst vor der Radioaktivität von Kernkraftwerke. Die Ausmaße von einem Gau oder Super-Gau haben wir von Tschernobyl und Fukushima noch alle im Kopf. Wie sieht es in Kriegen aus? An den Vietnamkrieg und dem Einsatz von Agent-Orange können sich noch einige erinnern. Wie sieht es mit den US geführten Kriegen in Jugoslawien, Libyen, Irak oder Afghanistan aus?

Am 4. April 2017 war die Welt über einen Giftgas Angriff auf die syrische Stadt Chan Schaichun empört. Russland wurde für diesen Angriff verantwortlich gemacht. Dann die syrische Armee. Die USA verlegten einen ihrer Flugzeugträger ins Mittelmeer. Russland zog nach und verlegte die Fregatte Admiral Grigorowitsch ins Mittelmeer. Mal wieder stand die Welt kurz vor einer militärischen Eskalation.

Die USA, die sich gerne als Weltpolzei darstellt, haben mehr als genügend Kriege angezettelt, und dabei nicht nur mit konventionellen Waffen gekämpft.
Die US-Streitkräfte hatten im ersten und zweiten Irakkrieg hochgiftige Waffenkomponenten mit abgereicherten Uran auf die irakische Zivilbevölkerung abgeworfen und abgefeuert. Mit Hunderten Tonnen von angereicherter Uranmunition haben sie buchstäblich die irakische Bevölkerung mit einer Strahlungen überzogen, wodurch die Sterblichkeits- und Geburtenrat durch den Einsatz von angerichteten Uran die Krebsraten in die Höhe schnellen lies. Nach Schätzungen der OPCW (Organisation für das Verbot chemischer Waffen) gehen davon aus, dass die atomare Toxizität im Irak bei etwa 400.000 Atombombenabwürfen von Hiroshima lag.

Die katastrophalen nukleare Schäden an der Menschheit ist überhaupt nicht absehbar. In Vietnam wird es noch vier Dutzend Generationen – nicht Jahre, brauchen, bis es keine radioaktiven Erbteile mehr gibt.
Von der kontaminierten Umwelt im Irak, Afghanistan, Libyen, Jugoslawien, Japan, oder Vietnam brauche ich nicht zu schreiben. Es hat seine Gründe, warum es um den Reaktor von Tschernobyl eine Sperrfläche von 2.800 Quadratkilometern gibt. Dies entspricht in etwa der dreifachen Fläche von Berlin. Zehn Kilometer um das Kraftwerk herum wird die Gegend noch für Zehntausende von Jahren unbewohnbar bleiben.

Bei all diesem Ausmaß sollte man auch bedenken, dass Terrorgruppen wie zum Beispiel: ISIS, Taliban, Al-Qaida oder andere Gruppierungen an eben jene hochgiftige Waffenkomponenten der US-Streitkräfte nach dem Rückzug aus dem zweiten Irakkrieg problemlos heran gekommen sind.
Zu all diesem Irrsinn kommt noch hinzu, dass Milizen, Rebellen oder gar das Militär heute noch auf Schießständen und Testschießanlagen diese Munition benutzen. Somit wird das Krebsrisiko für die dort lebenden Menschen immer höher.

Naike Juchem, 12. Februar 2024

Foto: Sarmad Anand

Foto: privat

Hunger als Methode der Kriegsführung

Die Einleitung zu meinem Text über die aktuelle Hungersnot in Äthiopien beginnt sehr makaber.

„Was ist klein, dünn und läuft mit 100 km/h durch die Wüste? Ein Äthiopier der ’ne Essensmarke gefunden hat.“

„Wie bekommt man 100 Äthiopier in eine Telefonzelle? Man schmeißt ’nen Brotkrumen hinein.“

Solche oder ähnliche Witze haben bestimmt viele in den 80er Jahren gehört – ich auch.
Nun, in meiner Jugend wusste ich nicht all zu viel über Äthiopien. Ein Land im Nordosten von Afrika und das es 1984/85 eine Hungersnot gab, bei der Hunderttausende Menschen starben.


Eine kleine Einordnung über Äthiopien:
Bis 1974 hieß dieses Land Abessinien und zählt zu den ältesten Staaten der Welt. Abessinien entstand bereits 1000 vor Chr. und zählt somit auch heute noch zu dem einzigsten durchgehendsten und unabhängigen Staaten auf dem afrikanischen Kontinent.

Nun sind wir im 21 Jahrhundert angekommen und man denkt bei Äthiopien automatisch an Krieg. Auch diesen gibt es immer noch – auch wenn er offiziell als beendet gilt.
Durch eine katastrophale Innenpolitik hat dieses Land kaum eine Stabilität. Welche sich Milizen, Regierung und Rebellen zu nutze machen, denn mindestens 400 Menschen sind in den vergangenen Monaten in den äthiopischen Provinzen Tigray und Amhara verhungert. Dies gaben Mitarbeiter einer internationalen Hilfsorganisationen vor Tagen bekannt. Jene internationale NGO berichtet bereits seit Monaten von einer drohenden Hungersnot. Die Regierung unter Premierminister Abiy Ahmed wies diese Berichte als „völlig falsch“ zurück.

Die von einer aktuellen Dürre geplagten und unter dem verheerenden Bürgerkrieg leideten Provinzen, der vor 14 Monaten offiziell beendet wurde, sind in den vergangenen sechs Monaten 351 Menschen in der Provinz Tigray und 44 weitere in der Provinz Amhara an Hunger gestorben.
Am 6. Februar gab es eine Meldung von einer NGO, in der die Rede von 860 verhungerten Personen ist. Auch erhalte nur ein kleiner Teil der Bedürftigen Menschen in der Provinz Tigray Nahrungsmittelhilfe.
Makaber ist, dass jener NGO zig Tonnen der Getreidelieferung gestohlen wurde.
Laut der Tigray Food Cluster, einem Zusammenschluss von verschiedenen Hilfsorganisationen unter dem gemeinsamen Vorsitz des WFP (Welternährungsprogramm) der Vereinten Nationen und äthiopischer Behörden, hätten lediglich 14% der 3,2 Millionen Bedürftigen Menschen in der Provinz Tigray in den ersten 21 Tagen des vergangenen Monat Nahrungsmitteln bekommen. Einige Menschen in der Provinz hätten seit über einem Jahr keine Nahrungsmittelhilfe mehr erhalten.

Nach dem Memo des World Food Program werden die humanitären Organisationen gebeten, ihre Maßnahmen sofort zu verstärken. In dem Memo wird auch ausdrücklich davor gewarnt, dass, wenn jetzt nicht schnell gehandelt wird, es in der nächsten Zeit zu einer schweren Ernährungsunsicherheit und Unterernährung kommen wird, wobei es sich am meisten um gefährdetet Kinder und Frauen handelt wird.

Die aktuelle Misere wäre nicht so weit gekommen, wenn die UN und die USA nicht ihre Nahrungsmittelhilfe für die Provinz Tigray im März des vergangenen Jahres ausgesetzt hatten, nachdem sie einen massiven Diebstahl von humanitärem Getreide aufgedeckt hatten. Die Aussetzung wurde im Juni 2023 auf den Rest Äthiopiens ausgeweitet. Die UN geht davon aus, dass es sich bei dem Getreide um den bisher größten Diebstahl von Getreide handelt. Die Geberländer und NGO’s haben äthiopische Regierungsbeamte und das Militär für den Betrug verantwortlich gemacht.

Die Vereinten Nationen und die USA hoben den Stopp im Dezember auf, nachdem sie Reformen zur Eindämmung des Diebstahls eingeführt hatten, aber die Behörden von Tigray behaupten, dass die Nahrungsmittel nicht zu den Bedürftigen gelangen.
Mitarbeiter von Hilfsorganisationen berichteten der Nachrichtenagentur AP, dass das neue System, das unter anderem die Anbringung von GPS-Trackern an Lebensmittel-LKWs und die Anbringung von QR-Codes auf Rationskarten vorsieht, durch technische Probleme behindert wird.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Hilfsorganisationen vor Ort mit Geldmangel zu kämpfen haben.

Rund 20,1 Millionen Menschen in ganz Äthiopien sind aufgrund von Dürre, Konflikten und einer maroden Wirtschaft auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Unterbrechung der Hilfe hat die Hungersnot noch weiter verschärft.

Das WFP hat bereits vor einem Jahr gewarnt, dass in Nord-, Süd- und Südostäthiopien bis Anfang 2024 mit einer Hungersnot oder noch schlimmeren Zuständen zu rechnen ist.

In der Provinz Amhara, die an Tigray grenzt, behindert zudem eine im August 2023 ausgebrochene Rebellion, was natürlich die Bewegungsfreiheit der NGO’s bei der Verteilung von Hilfsgüter erschwert, während mehrere Provinzen Äthiopiens von einer mehrjährigen Dürre heimgesucht werden.

Noch ein paar Fakten zu der aktuellen dramatischen Lage

Aus einem UNICEF Schreiben, welches die Leitung des Ethiopia Nutrition Cluster hat, geht hervor, dass die Unterernährungsraten bei Kindern in Teilen der äthiopischen Provinzen Afar, Amhara und Oromia zwischen 15,9 % und 47 % liegt. In der Provinz Tigray liegt die Rate bei 26,5 %.

Die Provinz Tigray, in der 5,5 Millionen Menschen leben, war das Zentrum eines verheerenden zweijährigen Bürgerkriegs, der Hunderttausende von Menschen tötete und auf die Nachbarregionen übergriff. Ein UN-Gremium warf der äthiopischen Regierung vor, sie habe während des Konflikts, der im November 2022 mit einem Friedensabkommen beendet wurde, „Hunger als Methode der Kriegsführung“ eingesetzt und die Nahrungsmittelhilfe für Tigray eingeschränkt.

Aus einem Papier einer NGO geht hervor, dass die anhaltende Unsicherheit in Äthiopien dazu führt, dass nur 49 % der landwirtschaftlichen Flächen in der Provinz Tigray während der Hauptanbausaison im vergangenen Jahr bepflanzt wurden. Wegen der Dürre wurden in diesen Gebieten nur 37 % der erwarteten Gesamtmenge angebaut. In einigen Gebieten lag der Anteil sogar nur bei 2 %. Die Provinz Tigray hat eine Fläche von 50.079 km². Diese ist fast die Fläche von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zusammen.

UNICEF, wie auch verschiedenen NGO’s warnten bereits vor einem Jahr davon, dass sich die katastrophale Lage der Hungersnot von 1984/85 wiederholt.
Die äthiopische Zentralregierung bestreitet jedoch vehement, dass es eine große Hungerkrise gibt. Als der Gouverneur der Provinz Tigray, Getachew Reda, im vergangenen Monat Alarm wegen einer drohenden Massenverhungerung schlug, wies ein Sprecher der Regierung die Berichte als „ungenau“ zurück und beschuldigte ihn, „die Krise zu politisieren“.

Naike Juchem, 7. Februar 2024

Anm.: Die Fotos wurden mir privat zugeschickt, und aus Gründen des Anstands werde ich nicht alle Fotos veröffentlichen.

Kein Mensch flieht ohne Grund

Ein paar Hintergründe, die zum Nachdenken bringen sollen.

Autorin Naike Juchem

Melilla ist eine spanische Enklave in Westafrika und hat seine Grenze zu Marokko.
In einem Werbeprospekt wird über die schöne und mittelalterliche Festungsanlage und über prachtvolle Jugendstilgebäuden in den schönsten Worten geschrieben.
Wörtlich heißt es dort: „Es gibt keinen besseren Weg, ihre Geschichte kennenzulernen, als eine Besichtigung von La Ciudadela, auch bekannt als Melilla la Vieja oder „das Dorf“ (El Pueblo) zu besuchen. Diese Festungsanlage wurde im 15. Jahrhundert auf Felsen erbaut und verschiedene Kulturen haben hier im Laufe der Zeit ihre Spuren hinterlassen.“
So weit über die einstige Geschichte.

Über die aktuelle Geschichte hört man kaum etwas. Im Sommer 2022 versuchten fast 2.000 Migranten, die meterhohen Zäune von Melilla – also der EU Außengrenze zu überwinden. Es gab hunderte Tode und genau so viele Verletzten. Hilfe für die Menschen gab es keine!
Dies ist die Realität vor den Türen von Europa!
Ob in Libyen, Griechenland, Türkei, Italien (Lampedusa) oder an den Grenze zwischen Polen und Weißrussland. Überall werden Menschen mit Waffengewalt an der Einreise nach Europa gehindert.

Foto: Simona Forlini

„Sollen sie doch bleiben wo sie hergekommen sind.“


Dies sind oft die Aussagen von Menschen, die für sichere Grenzen und konsequenter Abschiebung sind.
Natürlich können diese Menschen in ihrer Heimat bleiben – nur hat die EU durch irrsinnige Subventionen und Staatsverträge fast alle Länder in Afrika in den Ruin getrieben. Tomaten aus Italien werden in Ghana billiger verkauft, als die Landwirte in Ghana diese verkaufen können.
Hähnchenfleisch, welches in Europa keinen Absatz hat, wird über Subventionen per Container nach Nigeria geschafft. Dort hat man mit unserem Lebensmittelmüll mal eben die Landwirtschaft ruiniert.

Elektronikmüll wird an die Elfenbeinküste oder Ghana verschifft. Dort liegen Hunderttausende Tonnen Elektronikmüll auf weiten Felder – auf denen einst mal Saat ausgebracht wurde. Mit einfachsten Mittel wird noch das letzte Stück Kupfer aus den Geräten geholt. Die Umweltverschmutzung ist gigantisch. Durch die Schwermetalle im Boden und Wasser, ist Leben für Tiere und Fische nicht mehr möglich.

Natürlich gibt es auch „positive“ Beispiele, wenn in Kenia Tulpen und andere Blumen gezüchtet werden, und diese dann in den Discounter in Europa für wenig Geld an den Kassen stehen. Von diesem ökologischen Irrsinn mag ich gar nicht schreiben.

Diese wenigen Beispiele zeigen schon, wie global vieles zusammen hängt. Es ist natürlich leicht zu sagen: „Sollen sie doch bleiben wo sie hergekommen sind.“ Würden diese Menschen eigentlich auch, wenn das zivilisierte Europa nicht deren Heimat, Lebensraum und Wirtschaft zerstören würde. Kein Mensch flieht ohne Grund!

Foto: Saleh Syrian

Die Menschen, die fliehen, brauchen Geld für ihre Flucht. Dieses Geld kratzen sie von Verwandten zusammen. Die Familien verschulden sich bei den Schlepper und können das Darlehen niemals zurück bezahlen. Oft werden nach ein oder zwei Jahren diesen Familien das wenige Eigentum weggenommen. Also hat man nochmals viele Menschen in die Armut, Flucht und Verzweiflung getrieben.

Um dies alles zu begreifen, bedarf es mehr, als die Schlagzeilen der BILD oder den schwachsinnigen Postings in den Sozialen Netzwerken zu lesen.

Foto: Eva Wołkanowska-Kołodziej

Wenn wir diese Welt verbessern möchten, müssen wir als Industriestaaten auch jene anderen Ländern leben lassen und auf Augenhöhe mit einander umgehen. Staatsverträge drückt die sowieso schon schachen Ländern noch mehr an die Wand.
Hurra, wie haben Unimogs von Mercedes, Waffen von Heckler und Kock.  Auch Frankreich ist im Bereich Staatsverträge vorne mit dabei. So werden zum Beispiel militärische Fahrzeuge von ACMAT S.A, ALCEN (u.a. Hubschrauber) oder Produkte der Dassault-Gruppe geliefert.

Diese Liste geht natürlich nicht nur über militärische Waffen und Fahrzeuge einher. Es geht mit allen Branchen weiter: Lebensmittel, Telekommunikation, Medikamente, Erdöl, Chemie….

Foto:Nino Fezza

Um eine immer weiter steigende Profitrate der Konzerne zu haben, braucht man neue Märkte. Ob Lateinamerika, Afrika, Asien, Südostasien oder China. In all diesem Karussell aus Macht, Gier und Profitrate bleiben Menschen aus der Strecke. Dies zeigt uns die Geschichte des Kolonialismus. Auch hier waren es: Afrika, Asien, Lateinamerika, Polynesien, Indien, Indochina (so nannte man früher Südostasien.)

Die westliche Industrie und Wohlstand ist auf die Armut der Schwellenländer dieser Welt aufgebaut. Kriege führen zu Armut und Flucht. Umweltzerstörung führt zu Armut und Flucht. Irrsinnige Subventionen und Staatsverträge führt zu Armut und Flucht.

Foto: Simona Forlini

Nun sitz der Europäer zu Haus auf seinem Sofa und motzt über Migranten, ohne all diese Hintergründe zu wissen. Es ist leichter, die schwächsten in dieser Kette zu bekämpfen, als sich über die Ursachen Gedanken zu machen.

Naike Juchem, 6. Februar 2024

Teil II Kapitel 18 München, Deutschland

Zu Besuch bei Nescha Hefti
Mai 93

Hannes musste nach Deutschland fliegen, denn die Lieferung der letzten Pumpen für das Wasserbauprojekt von Cău Strung Melch nach Bavet Leu standen an. Da Hannes Nescha besuchen wollte, flog er von Bangkok nach München. Er wollte nicht gleich zu Ludgar in die Pfalz oder in die Firma nach Reims. In den wenigen Tagen, die er in Europa war, wollte er wenigstens ein paar Tage Urlaub machen. Er brauchte auch mal eine Auszeit für sich.
Da Nescha ihm angeboten hatte, für ein paar Tage zu ihr nach München zu kommen, kam er der Einladung liebend gerne nach. Nescha, Patricia und er waren seit Januar 90 befreundet. Im Herbst 91 bekam Nescha einen freien Platz an einer Universität in München um dort Medizin zu studieren.

Am Freitag den 21. Mai um 9.10 Uhr landete der Airbus A330 mit der Flugnummer TG7932 auf dem Franz-Josef-Strauß Flughafen in München.
Hannes brauchte für die wenigen Tage in Europa kaum Gepäck, so hatte er nur einen Koffer und einen kleinen Rucksack als
Handgepäck dabei.
Ein übereifriger Zollbeamte wollte ihn trotzdem kontrollieren.
„Guadn Dog da Herr, hob Sie wos zua vazoin?“ Fragte der Beamte.
Hannes öffnete den kleinen Rucksack, damit der Zollbeamte sehen konnte, dass nur eine Packung Kekse, sein Mobiltelefon und Portemonnaie drinnen war. „Nein, habe ich nicht. Werfen Sie bitte einen Blick in den Rucksack.“ „Jo, dann soidn mia moi in ihrn Koffa schaun.“ „Tut mir leid, den habe ich noch nicht bei mir.“ „Jo, dann wardn mia ebn. Moi seng, wos in am Koffa drinna is.“ „Gerne, nur was vermuten Sie außer ein paar Kleider, Zahnbürste und ein paar Schuhe sonst noch in einem Reisekoffer?“ „Jo, dass wern mia dann oamoi seng. Sogt jeda, dass ea grod Kleida im Koffa hod.“ „Stimmt. Ich habe ja gesagt, dass auch noch eine Zahnbürste und Schuhe in dem Koffer sind.“ „Jo, woin Sie ‚etz no fresch wern? Solche Leid wia Sie miassn kontroliad wern.“
Hannes sah den Zollbeamten irritiert an „Solche Leute wie ich? Herzlich willkommen in der Heimat!“ „Wos soi des ‚etz? Hom Sie Drogn gnomma?“ „Komisch, gleiches wollte ich Sie auch fragen.“ „Jo, ‚etz is aba moi schluss mid lustig. Jetz keman Sie mid in de Deanststäi.“ „Lieber Herr Zollbeamter, könnten wir dies alles etwas abkürzen in dem ich Ihnen einfach meinen Pass und Dokumente zeige?“ „Denn Pass wern mia vo Ihna scho no seng. Jetz keman Sie mid auf de Deanststäi. Oda mua i des Sicherheitspersonoi ruafn?“
Hannes schüttelte genervt den Kopf „Bringen wir dieses Schauspiel hinter uns. Bitte. Ich folge Ihnen.“ „Jo, wos soi des? Sie foigen mia.“ „Habe ich zwar gerade gesagt, aber es geht auch den Weg.“

Hannes folgte in Begleitung von zwei Zollbeamten der Blödheit in Uniform einige Treppen herunter, durch Flure nach links und recht und wieder zwei Treppen hoch um nochmals einen anderen Flur von einer geschätzten Länge, wie einmal um den Äquator.
„Wird mein Koffer noch da sein, wenn ich zurück komme oder ist dann schon das Sprengstoffkommando vom LKA am Terminal?“ „Sie hoidn des wohl ‚etz ois fia Gaudi?“ „Nein. Nur weiß ich nicht, wie auf einen herrenlosen Koffer am Terminal reagiert wird.“
Endlich kam die Dienststelle in Sicht, Hannes wollte schon fragen, ob sie nun in Freising sind oder noch auf dem Flughafengelände. Der Zollhauptwachmeister öffnete eine Milchglastür und ließ Hannes eintreten.
In dem Büro waren ein Dutzend Zollbeamte, die verschiedene Koffer auf den Tischen aufgeklappt hatten und offensichtlich deren Besitzer auf einer Bank gegenüber den Tischen saßen. Einige Zollbeamte saßen an Schreibtischen und bei zwei Beamtinnen saßen Personen vor dem Schreibtisch.
Der Koffer von Hannes stand auf dem ersten Tisch gleich am Eingang.
Hannes grüßte die Beamten und zu seinen Begleiter sagte er „Ach sieh an, mein Koffer ist sogar schon vor mir da.“
Dem Oberzollbereichsleiter schwillte langsam der Kragen.
„So, bitte setzdn Sie si. Dann nehma mia jetz Ihra personalian auf. Wern aa no oan Drogentest duachführn und dann Ihrn Koffa untersuchn.“ „Gerne doch. Fangen wir am besten mal mit meinen Ausweisen an.“
Der Blutdruck vom Stabskompaniegeneralmajor war mittlerweile an seiner Belastungsgrenze angekommen.
„So, dann schaun mia moi. Aha, Hmmm, soso. Des san ihre Ausweise?“ „Ja. Offensichtlich.“ „Sie keman aus Kambodscha? Wohna in Thailand. Hom oan Deitschn, Thailändischn und Diplomadischn Pass! Jo, wos nu? Arbadn fia a Französiche Firma und die UN.“ „Ich weiß, ist kompliziert, ist aber so. Um Ihnen nun noch den Rest Ihrer Drogenillusion zu nehmen, mein Koffer fällt unter den Status von Diplomatengepäck – ist eigentlich deutlich in mehreren Sprachen gekennzeichnet. Ich kann aber gerne bei der UN eine Resolution einbringen, dass auch bayerisch als internationale Sprache aufgenommen wird. Sie dürfen den Koffer noch nicht einmal öffnen!“ „Diplomadengepäck? Soso. Schuul Projegd Männedscha in Kambodscha. Deepartmend off Konstrukschion un Infrastrugdur. Soso. Mid 23 Joarn san Sie scho a Männedscha?“
Hannes blies die Luft auf und wollte sich mir der linken Hand an den Kopf fassen. Stoppte leicht in der Bewegung und kratzte sich am Kinn. Die Blödheit in Uniform drehte das Schreiben der UN  von links nach rechts.
„Was wollen Sie jetzt darauf für eine Antwort? Soll ich Ihnen den englischen Text auf bayerisch Übersetzten? In den USA wird sogar ein Hausmeister als Manager betitlet – also nichts besonderes.“ „Warum hom Sie des ned vo Ofang an gsogt?“
Hannes verdrehte die Augen und nahm tief Luft „Ich kann mich erinnern, dass ich Ihnen sagte, wir könnten dies abkürzen, indem ich Ihnen meinen Pass und Dokumente zeige. Wenn Sie mich nun entschuldigen, ich habe noch etwas mehr zu tun, als mich mir dem deutschen Amtsschimmel herum zu ärgern. Im übrigen, falle ich durch meinen Ausweis von der UN unter den Diplomatenstatus. Schon mal etwas von diplomatischer Immunität gehört? Wenn Sie nun noch ein Disziplinarverfahren haben möchten – sagen Sie es gleich, ansonsten wünsche ich Ihnen einen schönen Tag.“
Hannes erhob sich von seinem Stuhl, nickte dem Zollgeneralmajor zu und nahm sein Koffer vom Tisch. Er ging aus der Dienststelle ohne die Tür zu schließen.

Der Weg von der Dienststelle zum Ausgang vom Gate kam Hannes wie eine Marathonstrecke vor.
Nescha saß ganz alleine am Ausgang vor dem Zollbereich und winkte, als sie Hannes sah.
„Hallo Nescha, Entschuldigung, ich hatte gerade eine Begegnung mit der dritten Art. Salut meine Liebe, ich bin endlich da. Lass uns fahren, bevor ich dem Zollbeamten noch ein Disziplinarverfahren anhänge.“

Hannes erzählte Nescha, diesen Alptraum an Blödheit in Uniform und Nescha lachte.
„Ja, Süße du lachst. Nach über 13 Stunden Flug kann ich darüber nicht mehr lachen.“ „Äxgüsi. Wie du das verzellsch, chönt ich brülle vor lache.“ „Morgen lache ich auch darüber.“
Nescha streichelte ihm mit ihrer rechte Hand über seinen linken Oberschenkel.
„Möchtsch na ga schlafe?“ „Nescha, ich bin so lange wach, wenn ich mich bei dir hinlege, werde ich wohl erst am Sonntag wieder wach werden. Fahr zu dir nach Hause und wir sehen dann was wir machen. Ich hätte Hunger auf richtig gute Semmelknödel.“

München, bei Augustiner am Frauenplatz

Nachdem Hannes doch zwei Stunden bei Nescha auf der Couch geschlafen hatte, fuhren sie mit der S-Bahn ins Zentrum von München.
Am Dom aßen sie Schweinshaxen mit Knödel und tranken schönes helles Augustiner Bier vom Fass.
„Wie gahts Patricia?“ „Nächstes Jahr arbeitet sie mehr für das Bildungsministerium in Kambodscha und für UNICEF, dann ist nicht mehr so viel mit ihrem Traumberuf. Eine Oberärztin aus dem Krankenhaus in Khorat wohnt bei uns im Village und Patricia lässt sich von ihr regelmäßig Bluttests machen. Reto schaut auch immer noch nach ihr. Nescha, ich habe Angst, wenn die Befunde da sind und die Werte sich verschlechtert haben. Du kannst dir diese Achterbahnfahrt, die ich im Hirn habe, gar nicht vorstellen.“ „Ungefähr scho. Ich studier Medizin. Natürlich isch es bi eu öpis anders, als ade Uni devo zghöre oder zläse. Mir kenned eus ja jetzt au scho es langi Ziit. Sit fast vier Johre machsch dir täglich die Gedanke du tuesch mir so unendlich leid. Die Medizin isch sit Johre am forsche. Es git immer besseri Behandlige – au bi de Früehnerkennig“ Nescha sah in leere Augen von Hannes.
„Tu’der das doch nid ständig aa, d Leukämie mues doch nid widr zru cho. Reto het dir das doch vor drü Jahr aues erklärt gha. Hannes, bitte.“ „Ich kann mein Hirn nicht deleten. Wenn ich es könnte, würde ich diese verdammte Krankheit zum Teufel jagen.“
Nescha streichelte ihm den Arm und hielt seine linke Hand fest „I ha nech beidi i subtropische Wälder kenneglernt. I ha mitbecho, waser beidi inere ungloublech churze Zyt hei gschtumme u euch im Hotel gseit, dass nech mau es Dänkmau bout wird. I ha rächt gha. Lefevre School! Das es so gross würd isch mer aber nid bewusst gsi“ „Danke Nescha. Uns auch nicht.“ „Denket bi dere Gschwindigkeit aber o a euch“ „Dies tun wir. Wenn wir eine Auszeit brauchen, fahren wir für zwei oder drei Wochen nach Kampang Rou, arbeit ist dort immer noch genug für uns.“ „Usziit? Arbeit isch dert immer no gnue? Hannes, i ha gmeint eher a Urlaub.“ Nescha sah Hannes irritiert an.
„Ja. Es hört sich voll blöd an, ist aber so. In Kampang Rou fing für uns alles an – dort sind unsere Wurzeln. Auch wenn es heute Städte und Ortschaften wie Battambang, Kompong Chhnang, Udong, Poipet oder Sisophon sind. Der “Europa Platz“ ist und bleibt einmalig. Für uns ist es ein Gefühl nach Hause zu kommen und es ist keine Arbeit Kinder zu unterrichten, Vermessungen zu machen oder Bauprotokolle auf der Weide zu schreiben. Es ist für uns wirklich Erholung.“ „Euri Definition vom Erholig isch scho sehr merkwürdig.“
Hannes zog die Schultern hoch „Wie soll ich es dir erklären? Wir gehen nach Feierabend durch Kampang Rou und erinnern uns an die Anfänge und sehen die vielen Veränderungen im Ort. Wir werden oft von den Dorfbewohner eingeladen und sie erzählen uns von ihrem Leben, den Veränderungen und auch Träume. Nescha, diese Momente sind für uns Urlaub.“ „Okay. Wi geits Sangkhum?“ „Sangkhum ist groß geworden, aber immer noch völlig verrückt auf mich. Patricia leitet jetzt eine Schule in Chong Kal, unweit von Samraong. Sangkhum ist in dem Ort in einer Herde von Rinder und fühlt sich wohl. Ich sprach mit dem Bauer, ob ich Sangkhum zu ihm stellen könnte. Ich möchte sie schon in meiner Nähe haben. Auch Sangkhum ist eine Auszeit uns. Wir gehen am Abend oder Morgen gemeinsam mit Sangkhum spazieren und genießen diese Momente. Sag mal, soll ich für Sangkhum eine original bayerische Kuhglocke kaufen?“
Nescha schüttelte sofort den Kopf „Um Gottes Wille, nei! I finde es schöns, kunschtvoui Zaumzüüg viu schöner aus e Gloe.“ „Du meinst so etwas, was die Kühe beim Almabtrieb tragen?“ „Ja, i die richtig. Es mues nid sones unsinnigs gedöhns si. So es cools kunstvolls Halsband wär doch toll.“ „Wo bekomme ich so etwas zu kaufen?“ „Mir fahred morn mal go luege, okay?“

Ausflug ins Allgäu

Mit Nescha fuhr er mit ihrem VW Golf am Samstagmorgen aus München raus ins Allgäu. Sie fuhr an Starnberg und Schongau vorbei, ohne zu wissen wo hin. Am Ende waren sie in Füssen.
In der wunderschönen Altstadt saßen sie bei Haxe, Brezel und Bier.
„Danke Nescha für diesen Ausflug. Dies ist alles so anders, als das was ich täglich sehe. Als Kind war ich mit meinen Eltern hier in der Gegend in Urlaub gewesen. Viele Erinnerungen sind immer noch da. Ich brauche kein Meer und Strand für Urlaub zu machen. Hier diese Natur, die Schönheit der Gebäude und natürlich der Blick auf Schloss Neuschwanstein ist schon toll.“ „Vermissisch dini Heimat?“ „Hmmm. Welche Heimat? Nescha, dies ist eine sehr schwierige Frage. Vor vier Jahren habe ich für Patricia meine Heimat im Hunsrück verlassen und ging nach Lothringen. Nun leben wir schon seit drei Jahren in Thailand. Ja, ich vermisse meine Heimat und Nein, ich möchte nicht zurück. Auch wenn in Kambodscha und Thailand alles sehr chaotisch ist, es ist eine völlig andere Welt. Weniger Stress und mehr Zufriedenheit. Die Menschen sind nicht mit den Fehlern anderer beschäftigt und achten mehr auf das miteinander.“
Nescha nickte „Ja, das hani ou gmerkt. Also isch Thailand oder Kambodscha dini Heimat?“ „Nescha, ich kann nicht sagen, was meine Heimat ist. Ich liebe Kambodscha genauso wie Thailand. Durch die damalige politische Lage haben wir uns für ein Haus in Thailand entschieden. Du kennst unser Haus. Unsere Freunde bauten für uns dieses Haus und somit eine Heimat in einem Fremden Land.“
Nescha nickte ihm zu „Du hesch scho immer chönne Mönsche füehre.“
Hannes schüttelte energisch den Kopf. „Nei Hannes. Du füehrsch uf e Art wienis bis jetzt nume bi Reto gseh ha. Dir beidi si dr glich schlag Mönsch. Hesch dir jemals Gedanke gmacht warum du so früeh d Leitig für dieses Projekt übercho hesch?“ „Welche Gedanken? Es wurde auf der ersten Party in Kampong Rou von allen anderen einfach beschlossen. Ich wurde förmlich übergangen.“
Nescha schüttelte den Kopf und Hannes sah sie fragend an.
„Du weisches würklech nid?“ „Nescha, was sollte ich wissen?“
Sie sah ihn lange an und er wartete auf ihre Antwort, die er offenbar nicht kannte. „I bi früecher sehr viu mit dr Patricia zäme gsi. Sie het mir o sehr viu vo dir verzeut. Viu han i o säuber vo dir in Kampang Rou oder Svay Rieng gseh. Asger het o sehr viu mit Reto über di gredt. Ja, är isch dr Leiter vom Bauabschnitt 3 gsi. Är het aber o gseh das du viu meh Chraft, Engagement u Idee hesch gha als är. Verstah ds itze nid fausch. Asger isch nie eifersüchtig gsi uf di. Är het bi dir meh potential gseh aus i sich säuber. Natürlech isch di Alter e Punkt gsy, wo me het chönne kritisiere – u o da het. I nenne iz ke Name, wüu di Kritiker hei vorbehaltlos dim gstumme, i nennes mal: Aufstieg, bi ODHI zue.“ „Nescha…?!“ „Moment lah mi bitte witer verzeue. Reto und ou angeri hei grad us dim Alter es grosses Potential gseh. I säg mau so, du bisch heimlich vo dine Mitarbeiter beobachtet worde. Und dene ihrne Idrück und Meinige über di, hei si mit Patricia i ihrer Schuel besproche.“
Hannes sah Nescha ungläubig an und schüttelte immer wieder den Kopf.
„Damals war das Team von Asger doch gar nicht so groß. Also kann es ja nur einen Kritiker gegeben haben.“ „Falsch. Du bisch au bi Arthur a sim Bauabschnitt gsi. Nun mach dier bitte kei Gedanke über die Kritiker. Sie han dich nie abglehnt. Es isch nur die Zwiifel a dim Alter gsi – nie a dinere Menschlichkeit. Ich han scho gseit du und de Reto sind de glich Schlag Mensch. Was ich vor mim Studium dure und mit Reto glernt han, bringt mir hüt a de Uni sehr vill Vorteil. Z Aafang vo dem Studium han ich mini Arbet und Erfahrig vo de andere Kommilitär vorgstellt und es isch en Mischig us Hochachtig und belächle gsi. De Reto isch als Urwald-Dokter betitlet worde. Nach em erschte Semester händ d’Kommilitone nüme glachet. Reto isch en unglaublich guete Mediziner und er chan mit de eifachste Mittel und Möglichkeite helfe. Hannes, ich han i de Ziit in Kambodscha meh glernt als mängs i ihrem Läbe nie werdet lerne. Au han ich mit eu und vor allem durch dich e Teamarbet gseh wos wahrschinli au keis zweits Mal git. Dini Sicht uf Dinge oder Idee vo anderne Lüüt hesch meh als gnueg bewise. Was de Reto i de Medizin isch, bisch du i de Menschefüerig. Drum isch vo all dine Mitarbeiter entschiede worde, dass du d Leitig söttsch becho.“
Hannes sah Nescha bei diesen Worten wie versteinert an. Von all dem wusste er selbst nach drei Jahren nichts. „Ich glaub dies alles nicht!“ „Verständlich. Isch aber so. Du hesch sälber gseit, dass Fründe eues Huus und somit e Heimat baut händ.“
„Phuu, was soll ich dazu sagen?“ „Nüt. Nimms eifach so aa. Im übrige möcht i in de Semesterferie wider uf Kambodscha cho. Zum eine lerne und will i eu alli sehr vermissed.“ „Cool. Dann sehen wir uns bald wieder. Komm, nun lass uns noch nach einem Halsband für Sangkhum schauen.“

In einem Raiffeisen Markt in Schwangau fanden sie, was beide wollten.
Dem Verkäufer klar zu machen, was ein Banteng Rind ist, erwies sich für Hannes doch etwas schwieriger als gedacht. Zum Glück war ein Landwirt in dem Laden, der es dem Verkäufer genauer erklären konnte. Als Hannes und Nescha die Erlebnisse mit Sangkhum erzählten, war ein sehr großes staunen den beiden Herren in dem Raiffeisen Markt anzusehen.
Mit dem gewünschten Zaumzeug verließen beide das Geschäft. Auf dem Weg zu Autos sagte Hannes zu Nescha „Zu Glück warst du mit in dem Laden, ich glaube, die hätten mich sonst in die Geschlossene Anstalt eingewiesen.“ Nescha lachte „Ohni frag! Das alles glaubt dir in Europa kein Mensch was du mit Sangkhum erlebsch.“

Am Sonntag waren beide in der Innenstadt von München unterwegs. Seit Hannes in Deutschland war, war es eine schöne Maiwoche und so waren beide an der Isar, im Englischen Garten, Stachus und andere schöne Plätze in München gewesen.

Es gibt Momente die prägen ein ganzes Leben.

Am Dienstagnachmittag waren sie auf dem Viktualienmarkt und kamen spontan auf die Idee ins Kino zu gehen. Am Isartor fanden sie ein Kino welches zu dieser Uhrzeit geöffnet hatte. Im Aushang sahen sie sich die Plakate für die Filmvorführung an. Das Plakat von Schindlers Liste fiel ihnen ins Auge. „Möchtest du in diesen Film?“ Fragte Hannes.
Nescha zog die Schultern hoch „Ich weiss nöd. die andere Filme interessieret mich nöd bsunders.“

Mit Nescha schaute er über drei Stunden die Abgründe der Deutschen Geschichte filmisch grandios und schockierend dargestellt.
Der Saal im Kino war etwa zur Hälfte besetzt. Diesen Film in einer vollkommenen Ruhe zu sehen, wirkte auf beide. Es gab während der Vorführung kein rascheln von einer Chipstüte, kein räuspern – nichts. Nur Stille.

Nach dem Film mussten Nescha und Hannes sich erst einmal sammeln.
Sie standen im Foyer des Kinos und waren sprachlos – die Bilder wirkten nach!
An einem Stehtisch neben ihnen erging es einem älteren Ehepaar genau so. Sie kamen mit dem Ehepaar ins Gespräch.

Nach einiger Zeit verließen sie gemeinsam das Kino und gingen in die Stadt einen Cappuccino trinken. Bei den Gesprächen  in einem kleinen Cafe kam Nescha und Hannes auf ihre Einsätze in Kambodscha zu sprechen. Die älteren Herrschaften hörten sehr aufmerksam zu und stellten viele Fragen. Rosemarie und Paul Herrmann waren sehr angenehme Menschen und so wurde es immer später und die Gespräche nahmen kein Ende, also ging die kleine Gruppe in ein Restaurant in der Nähe der Heiliggeistkirche.

Beim warten auf das bestellte Essen merkte Hannes dass Rosemarie seit länger Zeit etwas bedrückte und sie offensichtlich nicht wusste wie sie es sagen sollte. Immer wieder sah sie zu Paul und dann sagte sie ganz unverhohlen in die kleine Runde, dass sie Jüdin sei und ein KZ überlebt habe. Diese Worte traf Nescha und Hannes wie ein Faustschlag ins Gesicht. Da waren sie nun fünf Stunden mit diesen beiden Herrschaften unterwegs und dann kam so ein Schlag.
Rosemarie erzählte von ihrer Kindheit, von der Willkür der NSDAP, den Demütigungen und auch die Deportation. Hannes hatte das Gefühl als ob sein Hirn einfror. Ein Film zu schauen war etwas völlig anderes, als wenn ein Mensch gegenüber sitzt und das Leben – sein Leben erzählt.
Es wurde ein sehr langer Abend und man verabredete sich für den nächsten Tag. Rosemarie wollte mit ihnen ins KZ Dachau fahren.

Hannes lag auf dem Sofa von Nescha und konnte nicht einschlafen. Nescha kam zu ihm ins Wohnzimmer „Bisch na wach?“ „Ja. Nescha, wir stehen vor der Ohnmacht der Geschichte und wissen nicht wie wir damit umgehen sollen. Du und ich kennen die Orte der Killing Fields in Kambodscha. Vor drei Jahre sagte ich zu Patricia, ich weiß nicht wie ich reagieren werde, wenn ich beim graben mit dem Bagger ein Massengrab finde. Dieser Alptraum ließ mich lange nicht los. Zum Glück fahre ich heute kein Bagger mehr, aber was ist, wenn andere aus meinem Team auf ein solches Grab stoßen? Wie soll ich damit umgehen?“
Nescha setzte sich zu ihm und umarmte ihn. Sie suchte nach Worten und schüttelte immer wieder stumm den Kopf.
„Hannes, mir fehled grad die Worte. Mir beidi hend in Kambodscha wahrlich gnueg a Armuet und Tod gseh. Ischs e gueti Idee mit de beide hüt uf Dachau z fahre?“ Hannes zog die Schultern hoch, er wusste es auch nicht. „Zuviel was wir nicht begreifen können. Zuviel an Demut, Schuld und Scham. Zuviel an Fragen. Nescha, was können wir beide für diese dunkelste Epoche von Deutschland? Wir sitzen hier mit unserer Jugend und reden über etwas, an dem wir gar nicht Schuld sind und trotzdem haben wir Schuldgefühle. Können wir den Genozid in Kambodscha begreifen? Diese Gräueltaten waren um ein vielfaches schlimmer, als das was wir von den Nazis kennen. Die Auswirkungen haben wir beide mehr als genügend gesehen. Ich bin viel in dem Land unterwegs und sehe 15 Jahre später noch immer diese grausamste Epoche der Roten Khmer.“
Nescha nickte „Dörf ich bi dir schlafe?“ „Natürlich. Es wird zwar etwas eng auf deinem Sofa – wird aber schon gehen.“
Nescha lag ihm gegenüber an den Füßen, so war etwas Platz für beide.
Bis früh in den Morgen sprachen sie über die Ohnmacht der Geschichte, für die sie beide nichts konnten.

Um 10 Uhr fuhr Hannes mit dem VW Golf von Nescha am Hotel vor. Das Hotel lag im Randgebiet von München. Rosemarie und Paul standen bereits am Eingang und winkten ihnen zu, als beide aus dem Auto stiegen.
Gemeinsam tranken sie noch einen Kaffee auf der Terrasse und Nescha sprach offen die Gedanken der vergangenen Nacht an „Rosemarie, wotsch würkli nach Dachau fahre? Mir müend det nöd ane. Mir hend die Nacht na sehr lang über de Film und d’Ohnmacht vor de Gschicht gredet. Hannes gseht’s au wie ich – mir müsed nöd nach Dachau.“
Mit fester Stimme sagte Rosemarie „Ich will und möchte endlich abschließen. Seit Jahren quäle ich mich und nie hatte ich den Mut der Vergangenheit zu begegnen. Der Film von gestern war ein kleiner Schritt – auch wenn er sehr weh getan hatte. Dann haben wir euch getroffen. Ihr seid auf der Welt unterwegs im Einsatz für Menschen und seht auch genügend Leid und den Tod. Ihr beide versteht es besser als jeder andere Mensch auf dieser Welt. Mit euch schaffe ich diesen letzten Schritt zu gehen.“
Nescha nickte Hannes, Paul und Rosemarie zu „Okay, mir gönd mit dir de letscht Schritt.“

Schweigend fuhr Hannes aus München die 20 Kilometer nach Dachau. Je näher er diesem Ort kam, umso größer wurde die Angst in ihm. Was ist, wenn Rosemarie dies nicht schafft? Er dachte an einen Nervenzusammenbruch oder gar an einen Herzinfarkt. Als Medizinstudentin könnte Nescha sofort Erste Hilfe leisten, wenn die Sorgen von Hannes bei Rosemarie eintreten sollten.
Im Rückspiegel sah er Rosemarie und Paul Hand in Hand sitzen. Es war eine surrealistische Situation für ihn. Wie ein junges Liebespaar, welches sich nicht traut zu küssen und trotzdem vom Leben gezeichnet und dennoch fest entschlossen war, einen unglaublich schwierigen Weg zu gehen.

Die Wegweiser zum KZ kamen immer häufiger, der Puls von Hannes war an seiner Belastungsgrenze und er hörte sein Herz schlagen.
Auf dem Parkplatz angekommen, sah Nescha zu Rosemarie und Paul „Mir müend det nöd ane!“ „Doch! Für euch. Für mich und für die Zukunft.“
Nescha nahm die Hand von Hannes. Auch für sie war es eine Belastung. Jeden Schritt näher zu diesem Ort war ein Schritt in die Ohnmacht der Geschichte.
Auch wenn Dachau kein Vernichtungslager war, die Grausamkeiten, die Entgleisung der Menschlichkeit war spürbar und zu sehen: Die Gebäude, Skulpturen, Erinnerungstafeln und die Krematorien waren Zeugnisse genug.

Mit einer Gruppe von ungefähr 30 Personen wurden sie durch die Anlage geführt. Sie vier, eine Schulklasse der Oberstufe eines Gymnasium aus Unterfranken und noch drei Ehepaare.
Der Mann der die Führung machte, erklärte sachlich und ruhig. Er beantwortete Fragen aus der Gruppe und tat dies mit dem allergrößten Respekt an die Opfer des Nationalsozialismus.

Mit der Zeit merkte die Gruppe das Rosemarie mit dem Mann länger sprach und auch sie das ein oder andere beitragen konnte. Irgendwann merkte die Gruppe, dass Rosemarie keine gewöhnliche Touristin war und so bildete sich eine kleine Traube von Menschen um Rosemarie.
Rosemarie kamen bei den Erzählungen aus ihrer Kindheit immer wieder die Tränen und Nescha fragte, wie es ihr geht. Von der Gruppe nicht beachtet, hielt Nescha die Hand von Rosemarie und fühlte unauffällig – aber gekonnt ihren Puls. Hannes sah in den Augen von Nescha und diese sagte ihm, dass alles in Ordnung sei.

Nach dieser doch sehr speziellen Führung, zeigten die anderen Besucher aus der Gruppe ihren größten Respekt an Rosemarie und stellten weitere Fragen.
Auf einer der Bänke auf dem Gelände saß Rosemarie, Nescha und Paul. Nescha fühlte immer wieder unauffällig ihrem Puls.
Rosemarie beantwortete ruhig die Fragen der anderen Besucher aus ihrer Gruppe. Hannes stand hinter der Bank und beobachtet die Regungen der Jugendlichen und auch Erwachsenen auf die Schilderungen von Rosemarie. Es tat ihr gut, unter dieser Anteilnahme von Ehrfurcht und Respekt ihre Vergangenheit endlich abzuschließen.
Trotz der angenehmen Temperatur an diesem Tag, war es Hannes kalt. Was Menschen in ihrem Leben erlebt hatten, war für ihn nicht zu begreifen. Er dachte an die Bilder von Kampang Rou im Januar 1990. Er sprach mit Patricia von einem realen Alptraum. Ein Kinderkarussell war dies gegen das Erlebte von Rosemarie.

Auf dem Rückweg zum Hotel bedankte sich Rosemarie und Paul immer wieder bei ihnen und ließ es sich nicht nehmen, beide zum gemeinsam Essen einzuladen.

Politische Klarstellung an der Grillhütte

Am Donnerstag, den 27. Mai, fuhr Hannes mit dem Zug von München nach Mainz, er wollte zu seinen Eltern ins Nahetal.
Der kleine Bahnhof im Nachbarort war ihm bestens vertraut und trotzdem fremd. Er ging vom Bahnhof die eineinhalb Kilometer mit seinem „Diplomadengepäck“ an Häuser und Menschen vorbei, die er von Kindheit her kannte. Erinnerungen an so vieles schöne kamen hoch. An was werden die Kinder in Kambodscha mal denken? Viel schönes gibt es in deren Leben nicht. Armut, Hunger, leben im Dreck und Krankheit waren der Alltag dieser Kinder. Keine Schlittenfahrten im dunkeln, Fahrradrennen durch die Straßen im Ort oder Hütten bauen im Wäldchen am Ende ihrer Straße. Unbeschwert war seine Kindheit im Nahetal gewesen.

Auf den letzten Metern durch die kleine Sackgasse brauchte er länger, als auf den eineinhalb Kilometer vom Bahnhof bis zu seinem Elternhaus. Die Nachbarn fragten vieles über Kambodscha. Hannes erzählte nichts über, hungernde Menschen, bitterste Armut, Angst vor Landminen und Machtlosigkeit bei Kindersterben. Der Nachbarsjunge bei der UN! Er hatte ja einen so tollen Job! Wenn sie wüssten,qas er alles schon erlebt hatte!

Seine Eltern freuten sich sehr, dass der Sohn nach zweieinhalb Jahren wieder zuhause war und spontan wurde der Grill vorbereitet.
Am Abend lag die Heimat in Form von Schwenkbraten auf dem Grill. Freunde von seinen Eltern kamen vorbei und waren stolz auf ihn. Hannes war es leid, dass die Nachbarn und Freunde der Eltern ein völlig falsches Bild von Kambodscha und seiner Arbeit hatten. Es war an der Zeit ihnen die Wahrheit zu sagen.
„Als ich mit Patricia vor drei Jahren Nachts nach Hause gekommen bin und wir euch von den ersten Vierteljahr aus Kambodscha berichteten, gab es zwischen Kambodscha und Vietnam noch kein Waffenstillstandsabkommen. Wir bauten im den vergangenen Jahren zwei Schulen auf und waren in Lebensgefahr. Auch hatte Bernhard euch vor Weihnachten 89 nicht die Wahrheit über Kambodscha gesagt. Wir, ich, wollen nicht, dass ihr euch Sorgen macht. Seit einem Jahr ist die United Nations Transitional Authority in Cambodia: kurz UNTAC – eine UN-Friedensmission mit ungefähr 21.000 Menschen aus 100 Länder in Kambodscha im Einsatz. Die Hauptaufgabe der UNTAC ist die Wiederherstellung einer zivilen und demokratischen Ordnung und die Vorbereitung für freie und demokratische Wahlen. Es geht langsam bergauf in dem Land. Kambodscha war seit Ende der 60er fast durchgehend ein Kriegsgebiet mit oft äußerst brutal geführten Auseinandersetzungen zwischen Thailand und Vietnam. Der Vietnamkrieg von den USA brachte in Kambodscha jahrelange innenpolitische Unruhen und einen gewaltsame Regierungswechsel mit sich. Wodurch ab 1975 die Roten Khmer an die Macht kam. Diese zerstörten einen Großteil der Infrastruktur, der öffentlichen Verwaltung und Bildungseinrichtungen. Innerhalb von drei Jahren, acht Monaten und 20 Tagen starben zwischen 1,7 und 2,5 Millionen Kambodschaner – rund ein viertel der damaligen Bevölkerung des Landes! Bis heute kann niemand eine genaue Zahl nennen, manche Menschenrechtsorganisationen schätzen die Zahl sogar auf drei Millionen ermordete Menschen. An 300 Orten – den sogenannten Killing Fields, wurden Menschen bestialisch gefoltert und umgebracht. Die Nazis waren mit ihrem Rassenwahn schon schrecklich genug. Die Rote Khmer setzte noch einen obendrauf – und dies am eigenen Volk! Die Auswirkungen von diesem Genozid spüren wir heute noch. Der Analphabetismus und die Armut ist in einer astronomischen Höhe. Menschen sterben an Hepatitis und Malaria. Durch Mangelernährung sehen wir viele Menschen mit geistiger Behinderung – besonders Kinder. Auch körperliche Behinderung – oder besser: Verstümmelungen durch Landminen oder durch die Folterungen der Roten Khmer sehen wir täglich.“
Hannes machte eine Pause und ließ seine Worte wirken.
„Mein Gott!“ Sagte Elfriede, eine Freundin seiner Eltern und hielt sich die Hand vor den Mund. Hannes nickte ihr zu.
„Ende 1979 marschierten vietnamesische Truppen in Kambodscha ein. Diese besiegten die Roten Khmer und übernahmen die Kontrolle über den Großteil des Landes. Die Zivilbevölkerung leidet seit nun 14 Jahren am meisten an Hunger und Krankheiten – natürlich auch an Bildung. Was Patricia und ich im Januar vor drei Jahren gesehen haben, war ein Alptraum! Ein Kollege aus dem Team hat es treffend als Zombie Land beschrieben. Wir standen mit einer handvoll Menschen vor der Ohnmacht dieser Welt. Wie können helfen? Wer kann helfen? Und die schlimmste Frage war: Wo fangen wir an zu helfen?“
Die Eltern, wie auch deren Freunde saßen geschockt und sprachlos am Tisch der Grillhütte.
„Vor drei Jahren hatte ich mit einem Major aus Svay Rieng eine geheime Abmachung getroffen.“
Seine Mutter riss die Augen auf.
„Nichts Schlimmes! Mama, ist alles gut! Ich brauchte Männer für unsere Arbeit und Vorhaben. Nur wo sollte ich diese Leute herbekommen? Die paar Zivilisten, die wir als Arbeiter hatten, waren viel zu wenig. Ich brauchte eine Armee um überhaupt irgendwo anzufangen. Ich bekam schließlich 50 Soldaten – immerhin besser als nichts. Der Major setzte mich zwei Monate später unter Druck und stellte mir Forderungen. Ich sagte ihm was ich davon hielt und wir paar Europäer keine Forderungen erfüllen werden. Wir sind zum Helfen und Aufbauen da. Meine Antwort passte dem Major nicht. Er hätte mich von seinem Rang und der innenpolitischen Lage aus Kambodscha ausweisen können. Auch da sagte ich ihm klar und deutlich meine Meinung.“
Seine Mutter stand kurz vor einem Kollaps. „Seit jenem Abend sind wir per du. Mama, ich sagte doch, es ist nichts schlimmes.“ „Du kannst doch mit einem Major nicht so umspringen!“ „Doch! Dies lernte ich von einem Arzt aus der Schweiz. Reto hat mir in Kampang Rou viel beigebracht und ich bin froh über diese Freundschaft. Da eben die innenpolitische Lage damals noch sehr instabil war – und heute auch noch ist, habe ich in dem Major einen Verbündeten gefunden. Dies ist aber alles geheim. Ein Offizier aus der Kasernen war und ist der Mittelsmann. Ja, ihr Leute, Politik ist nicht einfach. In der Provinz Svay Rieng ist ein Herr Phirun Suoth der Gouverneur. Er ist ein Wurm der kein Rückgrat hat und auch sehr korrupt ist. Zweimal hatte ich eine nicht gerade konstruktive Unterhaltung mit ihm, beim zweiten Mal hatte ich gewonnen. Von dieser Unterhaltung hatte ich dem Major erzählt. Ab da an wusste ich wer im Hintergrund die Fäden in der Provinz Svay Rieng zog und zieht. Ganz nebenbei macht der kleine Hannes aus der Nachbarschaft noch Politik.“
Sein Vater war wie vor den Kopf geschlagen „Ich dachte du fährt Bagger und betreust ein Wasserbauprojekt.“ „Mache ich auch. Bagger fahre ich kaum noch – zum Glück! Mein Alptraum war und ist, dass ich ein Massengrab von der Roten Khmer ausbuddele – oder auf den Felder über Minen fahre. Diese Angst habe ich heute noch, wenn meine Mitarbeiter am graben für die Wasserleitungen oder Fundamente für die Pumpenhäuser am machen sind. Ich betreue und leite nun noch andere Projekte von unsere Firma und der UN in Kambodscha. Humanitäre Hilfe ist nicht einfach mal einen Brunnen bohren oder Dutzende Säcke mit Reis verteilen. Humanitäre Hilfe ist auch Politik, Macht und Gier. Macht hatte der Major, Gier der Gouverneur. Also blieb für mich nur das Militär – wenn es auch verdammt gefährlich war. Es hätte dem Major sein Leben kosten können – meines übrigens auch!“
Wieder war großes Entsetzen am Tisch und niemand konnte in dem Moment etwas sagen.
„Ab Juni 1990 baute ich mit meinen Teams endlich vernünftige Schulen auf. Das Geld dafür kam vom Außen- und Bildungsministerium aus Frankreich – viel Geld! UNICEF war zu langsam, obwohl mir die Leiterin von UNICEF in Kambodscha vieles versprochen hatte. Auch da musste ich mal etwas lauter meine Meinung äußern.“
Kopfschütteln von den Eltern und den vier Freunde am Tisch.
„Mein Schimpfen und klare Haltung hatte mir im Mai 1990 einen Arbeitsvertrag von UNICEF eingebracht – den ich nicht unterschrieben habe! Ich schickte den Arbeitsvertrag am gleichen Tag nach Reims zu ODHI. Der Gebietsleiter für Südostasien hat den Vertrag zu meinen Gunsten überarbeitet. Schweren Herzens stimmte die Leistung von UNICEF in Kambodscha dem neuen Arbeitsvertrag zu.
Als im Sommer 92 endlich die United Nations Transitional Authority in Cambodia kam, bekam ich endlich Geld für noch mehr Schulen zu bauen. So haben wir in doch recht kurzer Zeit die Infrastruktur in den Provinzen Svay Rieng, Prey Veng und Oddar Meanchey für viele Menschen verbessert. Trotzdem ist es zu wenig. Seit drei Jahren bin ich am denken, wie wir es schaffen können, für die Menschen nachhaltig Lebensmittel und eine Existenz zu sichern. Nun habt ihr mal eine Vorstellung wie humanitäre Hilfe aussieht. Es ist eine schwere Arbeit für eben mal tausende Menschen zu denken und immer wieder kommen die Probleme für Geldgeber zu finden und diese auch zu überzeugen.“

Meeting in der Pfalz
1. Juni

Am Dienstag nach Pfingsten fuhr Hannes mit dem ersten Zug vom Naheland in die Pfalz zu Ludgar, um mit ihm über die nächsten Lieferungen der Wasserpumpen zu reden. Beide kannten sich nun schon seit drei Jahre und Hannes mochte die pfälzische Gelassenheit von Ludgar.
Im Büro von Ludgar waren noch zwei weitere Ingenieure und wollten von Hannes wissen, wie die beiden hochmodernen Hochleistungspumpen mit den speziellen Getrieben für seine beiden Wasserräder funktionierten. Beim erzählen sah Hannes den Stolz in den Augen von Ludgar.
„Ich kann ohne Übertreibung sagen, Ludgar hat zwei Pumpen gebaut, die zuverlässig arbeiten und selbst ohne Getriebe äußerst respektable Leistungen bringen. Ich konnte damals die Antriebskraft von dem einen Wasserrad nur schätzen und trotzdem baute Ludgar mir diese Pumpe.“ „Ich muss auch sagen, es war viel Glück und Erfahrung dabei.“
Hannes nickte Ludgar zu „Sei nicht so bescheiden. Durch deine Erfahrung haben sechs Dörfer schneller Wasser, als wir die Hauptleitung legen können. Ludgar, sehr vieles hat sich durch deine Pumpen für diese Menschen verbessert!“

Beim Mittagessen in der Firmenkantine erzählte Hannes in einer kleinen Runde von Ingenieure und Mitarbeiter von den vielen Projekten in und um Kampang Rou und wie er immer noch nach einer Lösung für die Lebensmittelknappheit in der Provinz Svay Rieng suche.

Ludgar fuhr Hannes nach Mannheim zum Hauptbahnhof. Hannes wollte dies nicht, aber Ludgar ließ keine Widerrede zu. Die halbstündige Fahrt mit privaten Gesprächen war für beide sehr angenehm. „Wann fliegst du nach Kambodscha zurück?“ „Ich denke am Wochenende. Wir haben alles soweit besprochen. Morgen fahre ich mit Bernhard nach Reims in die Firma und dann eventuell am Freitag oder Samstag von Frankfurt nach Bangkok.“

Einsam und verloren in Erinnerungen

Von Mannheim aus fuhr Hannes mit dem Zug nach Metz. Auf der knapp zweieinhalbstündige Fahrt konnte er über viele nachdenken und sah durch das Fenster seine Heimat an ihm vorbeiziehen. War Deutschland noch seine Heimat? Bleibt ein Geburtsland immer die Heimat? Nescha hatte ihm eine schwierige Frage gestellt, welche er nicht so leicht beantworten konnte. Er würde seine kluge Freundin nach einer Antwort fragen.
Franziska holte Hannes in Metz am Bahnhof ab und war sehr froh den Schwiegersohn in spe umarmen zu können.

Nach einem langen Abend mit Gesprächen und Wein, war Hannes froh im Bett von Patricia zu liegen. Mit Erinnerungen an viele schönen Momente in diesem halbrunden Bett, fühle er sich in diesem Moment sehr einsam. Er schaute auf das Display am Radiowecker und sah dort 0:23 Uhr stehen. In Kambodscha war es jetzt 5:23 Uhr. Hannes griff nach seinem Mobiltelefon und wollte mit Patricia reden. Die Vernunft sagte ihm, dass es noch zu früh sei und er Patricia nicht unnötig wecken wollte. So schlief er mit Cleo an seiner linken Seite ein.

Es war noch vor 6 Uhr als Cleo ihn mit seinen riesigen Labrador Pfoten unsanft weckte.
„Cleo, du nervst. Kannst du nicht alleine in den Garten gehen?“
Cleo stellte sich mit seinen Vorderpfoten auf seine Brust und Hannes dachte ihm wird der Brustkorb eingedrückt.
„Meine Güte! Geh runter von mir! Ich möchte gerne auch mal etwas länger schlafen. Mach du doch mal meinen Job. Da ist nix mit pennen im Garten.“
Hannes wuschelte den großen Kopf von Cleo und ging mit ihm spazieren.

Sieben Menschen bewegen mehr als eine Armee

Nach dem Frühstück mit Bernhard, Franziska, Maurice und Annabell, war es an der Zeit nach Reims in die Firma zu fahren. Es musste über einige Projekte gesprochen werden. Mittlerweile gab es drei weitere Wasserbauprojekte und auch drei Bauabschnitte für Stromtrassen. Stephane wollte unbedingt diese Projekte der Stromversorgung haben und hatte sich auch mächtig ins Zeug gelegt um Mitarbeiter und Baumaschinen zu bekommen. So waren seit Herbst 1992 drei neue Mitarbeiter für die Stromtrassen bei ODHI angestellt. Der Däne Morten Bjarnesen, Matteo Vermeulen aus Belgien und der Franzose Piere Gauthier. Zwei Wasserbauprojekte kamen in gleichem Jahr noch hinzu. Das größte Projekt war 350 Kilometer lang und führte von Phnom Penh über Udong, Kompong Chhnang an Battambang vorbei bis nach Poipet an die Grenze zu Thailand. Gust und Arjen Wouters hatte die Bauleitung für dieses Projekt. Arjen kam wie Gust aus Belgien, auch sie kamen im Herbst 92 ins Team, genau so wie die beiden niederländische Brüder Fiete und Rouven Verhoeven. Beide sind erfahrene Hochbauingenieure. Fiete war die Verstärkung im Hauptbüro und Rouven war Teamleiter von zwei Bauabschnitten.
Das dritte Wasserbauprojekt war mit seinen 100 Kilometer Hauptwasserleitung wesentlich keiner und führte von Samraong nach Siem Reap. Die Bauleitung hatte Hannes und die Teamleiter waren Nolan, Cees, Martin Bödner aus Deutschland und Thore Lindqvist aus Schweden. Ferdinand, Luan und Rasmus Nyström, auch ein Schwede, waren für den Hochbau zuständig. Bödner, Lindqvist und Nyström kamen über die UNTAC im Dezember 92 zu ODHI.

Das Hauptbüro von ODHI Kambodscha blieb weiterhin in Kâmpóng Trâbêk. Aus einem kleinen Team von Bernhard, Eliane, Roman und ein paar Kambodschaner wuchs die Bürobelegschaft auf zwei Dutzend neue Mitarbeiter an. Auch wuchs der Maschinenpark auf 34 Caterpillar Bagger, 12 Caterpillar Radlader, 12 Mehrzweckbagger und acht Planierraupen.
Acht Poclain 90 CK Kranbagger, zehn Scania 113 Dreiachs- Kipper und vier Scania 143 Sattelzüge mit Tieflader gehörten ebenfalls zu dem Maschinenpark von ODHI.
Mit den eigenen Lkw konnte wesentlich mehr Material transportiert werden und die Transporte der schweren Bagger war durch die vier Tieflader erheblich schneller und auch endlich planbar.
Die Mitarbeiterzahl von Organisation de développement et de secours pour l’humanité et les infrastructures wuchs in Kambodscha mit oder durch UNTAC auf 50 Europäer und fast 600 kambodschanische Mitarbeiter an.

Der erste Bauabschnitt von dem damaligen Projekt war fertig. Arthur und Asger hatten mit ihren zwei Abschnitte noch bis Anfang 95 ihre Arbeit. Niemand traute Hannes im Frühjahr 1990 diese Zeitvorgabe zu. Asger blieb in der Provinz Svay Rieng und hatte dort zwei neue Teamleiter dabei. Da Hannes dieses Projekt seit drei Jahren leitete, war er auch öfter in Svay Rieng bei Asger.

Da Patricia und Hannes ihr Haus in Nakhon Ratschasima hatten, wollte Hannes das dritte Wasserbauprojekt im Nordosten leiten. So war gegeben, dass sie am Wochenende die 200 Kilometer nach Hause fahren konnten.
Patricia leitete seit diesem Jahr eine Schule in Chong Kal – noch in einem Zelt, aber Dhani war schon am Bau einer Schule beschäftigt.

Das Team von Patricia wuchs in Kampang Rou auf drei weitere Lehrer an. Levi und Patricia arbeiteten zeitweise schon für das Bildungsministerium und würde im nächsten Jahr zur Hälfte für das Ministerium in Phnom Penh und UNICEF arbeiten.
Mit den Erfahrungen von Kampang Rou und Khsaetr, wurden nach gleichem Schema neue Schulen in anderen Provinzen aufgebaut. Das ursprüngliche Lehrerteam von Patricia war maßgeblich an einer komplett neuen Schulreform in Kambodscha beteiligt. Mit diesen fünf Menschen, war ein Grundstock geschaffen worden, welcher für die Nachfolgenden Lehrer nur von Vorteil waren.
Da Hannes, Patricia und Levi quasi die Basis an der Front waren, hatten sie gute Argumente in der Hand, wodurch auch UNICEF profitierte. Die Schulgebäude konnte durch die Gleichheit von Dhani´s Bauweise korrekt geplant und finanziert werden. Hattie erwies sich als starke und treibende Kraft im Team, wodurch seit Anfang des Jahres noch fünf europäische Lehrer hinzu kamen. So konnten in den Provinzen Svay Rieng, Prey Veng und Oddar Meanchey wenigstens noch ein paar Schulen aufgebaut werden. Diesen Provinzen standen Gouverneure vor, die im denken und handeln gleich waren wie Major Bourey Duong, über ihn kamen auch die Kontakte. Der Gouverneur von Oddar Meanchey war Rangsey Choem, ein weltoffener, kluger und sehr sympathischer Mann. Sakngea Khin, der Gouverneur in der Provinz Prey Veng, kannte Hannes schon seit 1992. Auch er zählte zu den Menschen, denen Hannes und Bourey vertrauten.

Hannes als School Project Manager und Hattie als Managerin of Education and Health bei UNICEF, Patricia und Levi im kambodschanischen Bildungsministerium, Rangsey und Sakngea als gewählte Gouverneure und Bourey im Hintergrund der Politik, war eine bauliche, politische und schulische Basis aufgebaut von dem Kambodscha profitierte. Sieben Leute bewegten mehr als 21.000 Mitarbeiter bei UNTAC.

Bei ODHI in Reims

Am frühen Mittwochnachmittag waren Bernhard und Hannes in Reims eingetroffen. Stephane war froh, Hannes wieder zu sehen. Das letzte Mal war Stephane im Oktober und Dezember 92 mit den neuen Mitarbeiter in Kambodscha gewesen.
Nachdem im Büro alles relevante zügig besprochen wurde, schob Stephane ein Schreiben über den Tisch zu Hannes.
„Ministère de l’Affaires étrangères. Was soll dies nun?“ Fragte Hannes und legte den Kopf zur Seite.
„Du, ich, wir, sollen in die Quai d’Orsay kommen. Monsieur Alain Juppé möchte dich sehen.“ „Schick ihm ein Foto.“ Stephane sah Hannes in die Augen „Hannes! Das Außenministerium gab dir viel Geld für deine Schulen, dann solltest du dich auch dort blicken lassen.“ „Eben war es noch Wir – nun ich. Du weißt, dass ich diese Publicity nicht mag. Du warst es, der die Gelder besorgt hatte. Ich habe nur gebaut. Fahr du nach Paris und genieße die Canapés und den Champagner. Lass mich aus dem Spiel.“ „Bernhard, sag du auch etwas.“ „Ah, wenn der Feigling-Chef nicht mehr weiter weiß, holt er sich Unterstützung. Willst du auch noch Jean um Unterstützung bitten? Komm, ist gut. Bevor du noch auf die Knie gehst, fahre ich mit euch nach Paris. Wann ist dieses Treffen?“
Ein breites grinsen war im Gesicht von Stephane zu sehen „Am 9. Juni ist das erste Treffen im Außenministerium, zwei Tage später im Élysée-Palast.“ „Élysée-Palast? Stephane, auch wenn ich kein Franzose bin, ist mir die Adresse vom Außenministerium und jene vom Regierungssitz bekannt. Darf ich fragen, seit wann du diesen Termin weißt?“ „Seit dem 24. Mai.“ „Aha! Und das sagst du mir erst heute?“ „Ja, hätte ich es dir früher gesagt, wärst du nicht nach Reims gekommen. Richtig?“ „Oui! Du kennst mich schon recht gut. Brauch ich für deinen Élysée-Palast noch eine besondere Garderobe?“
Stephane sah zu Bernhard und verzog das Gesicht „Nina geht mit dir einen Smoking kaufen.“
Hannes riss die Augen auf „Ist jetzt nicht dein ernst?!“

Nina, die Personalchefin von ODHI, fuhr mit ihrem Wagen in die 16 Rue Cadran St Pierre in Reims zu einem Herrenausstatter.
Die Tür von dem Geschäft war noch nicht richtig geschlossen, da kamen auch schon zwei Verkäufer auf sie beide zu gestürmt. Sie wurden offensichtlich erwartet und in einem eifer aus Überschwänglichkeit wurden beide begrüßt wie ein Königspaar. „Gott, was hab ich nur verbrochen! Dieser Feigling-Chef“ sagte Hannes und sah zu Nina, sie zog die Schultern hoch. „Nina, für die Preise was eine Jacke kostet, bekomme ich einen Kleinwagen!“ „Smoking. Hannes, Smoking. Keine Jacke.“ „Bitte sag du mir endlich die Wahrheit, was mich in zwei Wochen in Paris erwartet.“ „Ihr bekommt den Ordre national du Mérite verliehen.“ „DEN WAS…?!“ „Den Nationalen Verdienstorden von Frankreich.“
Hannes hatte das Gefühl als ob ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen hatte.
„Excusez moi s’il vous plait, würden die Herren uns bitte für einen Augenblick entschuldigen.“
Hannes mochte es gar nicht, wenn diese zwei Pinguine ihn befummelten. Er ging mit Nina in Richtung der Schaufenster um eine größere Distanz zu den beiden Verkäufer zu bekommen.
„Nina, was soll das? Zum einen hat Patricia bei weitem mehr getan als ich. Sie ist es, die den Kinder lesen und schreiben lernt. Sie ist die Hauptfigur in diesem Spiel! Ich habe nur Gebäude gebaut und am wenigsten damit zu tun – bitte akzeptiert dies! Es ist falsch mir eine Auszeichnung zu geben und ihr nicht.“ „Ich sagte ihr! Ihr bekommt den französischen Verdienstorden verliehen!“ „Patricia ist in Kambodscha!“ „Nein. Sie sitzt jetzt im Flugzeug und ist auf dem Weg nach Paris.“ „Nina…! Ich kann dies alle nicht glauben! Wusste sie etwas von dieser Verleihung?“ „Nein. Stephane hat dir die Wahrheit gesagt. Das Schreiben vom Außenministerium kam tatsächlich erst am 24. Mai, da warst du aber schon in Deutschland. Hannes, bitte. Es ist die Wahrheit! Du und Patricia bekommt für eure Arbeit eine Auszeichnung, für die andere auf die Knie fallen und ich führe hier mit dir eine Diskussion darüber. Mag sein, dass Stephane ein Feigling-Chef ist –  aber er beschützt dich, er achtet auf dich und bringt dich voran! Er kann es nur nicht so ausdrücken. Wir alle sind unglaublich stolz auf euch und wir als Organisation werden auch Ausgezeichnet! Du steht bei uns auf der Gehaltsliste, Patricia nicht. Trotzdem hat Stephane es ermöglicht, dass Patricia auch diese Auszeichnung bekommt. Dir ist immer noch nicht bewusst, wie Jean und Stephane hinter dir und Patricia stehen!“ „Nina, dies ist alles eine Nummer zu groß für mich! Ich muss zusehen, dass ich nach Paris komme und Patricia morgen abhole.“ „Ist alles gut! Hannes, ich habe mich um alles gekümmert. Du fährst mit dem TGV heute Abend noch nach Paris. Ihr habt ein Zimmer im Hôtel Eiffel Trocadéro. Patricia wird morgen von einem Fahrer am Charles de Gaulle abgeholt. Jetzt komm endlich, dass die Schneider dir deinen Anzug Maß nehmen können! In drei Stunden fährt der TGV.“

Die Lügen für einen Wahn

Ich war bereits mehrmals in und um Danzig in Urlaub. Vorweg, Danzig ist eine wunderschöne Stadt.
Ich war so gut wie in allen Museen in Danzig, Gdynia, Malbork, die Halbinsel Hel und natürlich auf der Westerplatte – wo am 1.September 1939 der Krieg begann.
Durch eine gezielte falsche Propaganda wurde dem Deutschen Volk verkündet: ‚Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen.“

Am 1. September 1939 um 4.45 Uhr eröffnete die „Schleswig-Holstein“ das Feuer auf polnische Befestigungen auf der Westerplatte vor Danzig. 

Heute wissen wir aus der Geschichte, dass Polen an jenem Tag und Uhrzeit NIEMALS geschossen hat.
Mit einer Lüge wurde Deutschland und Europa in wenigen Jahren in Schutt und Asche gelegt.
Mit Lügen verbreiten rechtspopulistische Parteien Angst und Stimmung in der Bevölkerung. Was früher nur Wurfblätter und Radio war, ist heute das Internet.
Tausendfach werden in den Sozialen Netzwerken Lügen, Angst, Hass und Hetzte geteilt. Die Propaganda läuft – und all zu viele begreifen es nicht. Hunderttausende User schreien und schreiben ihren Hass und Unmut gegen die „Lügenpresse“. Sie sind es aber selbst, die tausendfache Lügen verbreiten.

Fotos: Alle Fotos sind privat aus verschiedenen Sonderausstellungen aus Danzig und Gdynia, oder von der Westerplatte.

Die AfD macht immer Stimmung gegen Randgruppen

Viele Bürger in diesem Land sind mit der aktuellen Regierung nicht zufrieden und gar empört.
Ich kann dies alles auch verstehen und nachempfinden.
Eine Partei, die sich als Alternative für Deutschland brüstet, ist alles andere als alternativ.
Wer trotzdem meint sich benachteiligt zu fühlen und Parolen glaubt, wie zum Beispiel: „Die bekommen…“, sollte sich mal die Mühe machen und das Parteiprogramm jener „Alternative“ durchlesen.
Niemand kann heute sagen: „Ich habe es nicht gewusst.“
Dank Internet ist dies sogar vom Sofa aus möglich.

Da fehlen einem die Worte

Der Deutschen Bundestag wird bei einem regulärem Verlauf der Wahlperiode voraussichtlich im Herbst 2025 gewählt. Also noch eineinhalb Jahre – voraussichtlich.

Solche „Meinung“ kann man öffentlich an den Straßen lesen.

Die AfD macht immer Stimmung gegen Randgruppen und hat in den vergangenen Jahren nichts – aber auch gar nichts an konstruktiver Politik gezeigt. Es wird nur blockiert. Kann man sogar im Internet bei der oft zitierten Lügenpresse nachlesen.

Ich hätte da doch mal eine Frage. Was ist die Lügenpresse überhaupt? Mir fällt da nur eine Boulevardzeitung mit vier Buchstaben ein. Jenes Fachblatt für Hass, Hetzte und Übertreibung soll plötzlich der Maßstab der Presse sein? Sorry, ich wickel dort noch nicht einmal einen Fisch ein.

Mit Angst macht man Stimmung

Mit Angst macht man Stimmung in der Bevölkerung. Dies kann man jeden Morgen in schwarzen Großbuchstaben für ein paar Cent auf jenem Fachblatt sehen.
Die AfD schlägt in die gleiche Kerben. Nur bezahlen wir diese „Abgeordneten“ jeden Monat für ihren Hass, Hetzte und Lügen.

Wer sich mal die Geschichte anschaut, wird parallelen zu der dunkelsten Epoche in Europa sehen. Der Flächenbrand an Rechtspopulismus greift in Europa immer weiter um sich.
Wollen wir ins Jahr 1938 wieder zurück?

Es ist immer leicht, Migranten und Randgruppen für alles verantwortlich zu machen. Das die Politik und der Kapitalismus durch irrsinnige Subventionen Länder in Afrika oder Asien an die Wand drückt, sehen viele Mitbürger nicht. Länder und Menschen werden ausgebeutet und zerstört. Wenn dann jene Menschen bei uns vor der Tür stehen, ziehen wir die Grenzen und bauen höhere Zäune. Wir wollen deren Bodenschätze und liefern im Gegenzug unseren Müll oder nicht gebrauchte Lebensmittel(teile) die selbst McDonalds oder andere Fastfood Ketten nicht möchte.
Wir zerstören die Landwirtschaft in Westafrika und sorgen für noch mehr Armut in jenen Ländern, weil man diesen Menschen die Existenz zerstört.

Es werden Kriege geführt, die außer Leid, Tod und Vertreibung nichts bringen. Die Rüstungsindustrie freut sich und so werden immer weiter Waffen exportiert und Flüchtlinge importiert.

Gehen wir mal ins Jahr 2015 zurück, als viele Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien sich auf den Weg nach Europa machten.
Am Anfang war es Flüchtlingsstrom, dann eine Welle, dann eine Flut und am Ende sogar eine Invasion.
Die Konjugation ist der Schlüssel für diese Angst der Bevölkerung.
Es gab und gibt immer eine Steigerung, um noch mehr Angst zu schüren.

Fazit:
Aus Angst wird Wut. Aus Wut wird Hass. Der Hass ist die Lunte am Pulverfass.

Naike Juchem, 4. Februar 2024

Als Häftling geboren

Am 18. September 2015 sprach Ingelore Rohde in der Gedenkstätte Hinzert über ihr Schicksal. Ingelore ist das Kind aus einer Verbindung eines deutschen Mädchens mit einem polinischen Zwangsarbeiter und wurde im KZ Ravensbrück geboren.

Auszüge aus der Rede von Ingelore Rohde

,,Der 57. Jahrestag der Befreiung im Jahr 2002 stand unter dem Thema Kinder im KZ Ravensbrück‘. Dort habe ich mich erstmals öffentlich getraut, zusammen im Kreis mit anderen, Kindern über mein Schicksal zu sprechen. Immer hatte ich große Scheu davor, im Mittelpunkt zu stehen. Bis dahin hatte meine, Überlebensstrategie unbewußt darin bestanden, klein und fast unsichtbar zu sein, nur nicht aufzufallen. Jetzt waren viele Augen auf mich gerichtet und das Sprechen ist mir sehr schwer gefallen, aber ich habe es geschafft. Das war sicher auch ein wichtiger Schritt für mich hinsichtlich der Aufarbeitung meiner Vergangenheit. Ich bin im April 1944 im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück geboren. Meine Mutter wurde am 1. 12. 1943 – im 5. Monat mit mir schwanger – nach Ravensbrück deportiert. Sie war zu dem Zeitpunkt 19 Jahre alt. Ich bin also sowohl Tochter eines Häftlings, als auch selber Häftling gewesen. Ich bin quasi als Ravensbrück-Häftling zur Welt gekommen. Ende April 1945 mußte meine Mutter mit mir, dem einjährigen Kind und tausenden anderen Frauen auf den sogenannten ,Todesmarsch‘. In Malchow/Mecklenburg wurden wir am 2. Mai 1945 von den Russen befreit. Bevor ich meine eigene Lebensgeschichte weiter erzähle, möchte ich Ihnen noch ein paar Informationen über Ravensbrück geben, die Vielleicht nicht allen hier Anwesenden bekannt sind. Die heutige Mahn-und Gedenkstätte liegt ca. 90 km nördlich von Berlin, in unmittelbarer Nähe des kleinen Städtchens Fürstenberg am Schwedt-See. Das Lager ist 1938/39 von männlichen Häftlingen des KZ Sachsenhausen Errichtet worden. Insgesamt waren bis zur Befreiung des Lagers Ende April 1945 ca. 130 000 Frauen, sowie fast 900 Kinder dort inhaftiert. Bei der Aufnahme bekamen sie außer gestreifter Häftlingskleidung einen sogenannten, Winkel‘. Das war ein Stoffdreieck, dessen Farbe erkennen ließ, welcher Gruppe von Häftlingen sie zugeordnet wurden. Die politischen Häftlinge bekamen einen ,roten‘ Winkel, die Kriminellen einen, grünen‘, die sogenannten Asozialen einen ,schwarzen‘ und die Bibelforscherinnen mussten einen violetten Winkel an ihrem linken Ärmel tragen. Die Jüdinnen erhielten den jeweiligen Winkel und darüber noch einen zweiten gelben, so dass die Form eines Davidsterns entstand. Außer dem Winkel bekamen sie noch eine Häftlingsnummer, mit der sie sich fortan zu melden hatten. Ihre bürgerlichen Namen existierten nur noch auf den Registrierkarten. Als Haftgrund für meine Mutter steht auf der Zugangsliste, Verkehr mit Polen‘. Allen Frauen, die sich mit sogenannten „Fremdvölkischen‘ eingelassen hatten, wurden bei der Aufnahme ins Lager, als besondere Demütigung, die Köpfe kahl geschoren. Meine Mutter bekam den roten – den politischen Winkel und die Häftlingsnummer 25 214. Von den, echten‘ politischen Häftlingen, die aktiv gegen das Naziregime gekämpft und Widerstand geleistet hatten, wurden diese Frauen etwas abfällig, Bettpolitische‘ genannt.“

Weiter sprach Ingelore ,,Es ist bekannt, dass rund 900 Kinder von 1939 bis 1945 im Lager zur Welt gekommen sind, aber nur rd. 2-3% überlebten. Insbesondere waren es solche, die in den letzten Wochen des Bestehens des Lagers zur Welt kamen und das Glück hatten, bald befreit zu werden. Ich bin eines der wenigen Kinder, das wie durch ein Wunder 1 Jahr in Ravensbrück überlebt hat. Die meisten Kinder hatten einfach keine Überlebenschancen. Viele wurden unmittelbar nach der Geburt von Aufseherinnen getötet, sie wurden ertränkt, sie verhungerten, weil die Mütter sie nicht versorgen konnten oder sie erfroren… Ich kann nur ahnen, wieviel Kraft es kostete, ein Kind, noch dazu einen Säugling, unter diesen erbärmlichen Umständen am Leben zu erhalten. Aber ich denke, ohne diese Solidarität in den jeweiligen Blocks hätte kein Kind überleben können. Einmal nahm mich eine Ravensbrückerin tröstend in den Arm und sagte zu mir: „Hier in Ravensbrück hast du viele Mütter gehabt. Deine junge Mutter allein hätte dich ohne Solidarität und Kameradschaft der anderen nicht am Leben erhalten können. Du bist bestimmt von Arm zu Arm gegeben worden und alle wollten dich beschützen. Ein Gedanke, der immer wieder ein warmes und dankbares Gefühl in mir auslöst, allen unbekannten Frauen gegenüber, die mein Überleben mit ermöglicht haben. Umgekehrt waren Kinder für die Frauen aber auch der Inbegriff von Hoffnung, sie weckten Mitleid und Erinnerungen an die eigene Familie und ließen zumindest zeitweise die eigene Hoffnungslosigkeit vergessen.“

Fotos: privat

Der Wahn im Nationalsozialismus

Stolpersteine Über 50.000 sind es mittlerweile – und es kommen immer wieder neue hinzu.

Der zweite Weltkrieg und somit der Wahn des faschistischen und nationalistischen Deutschland sind nun 79 Jahre her. Die Erinnerungen an den Rassen- und Größenwahn mit einer völkischen Einheit hatte Deutschland und Europa in ein Chaos gestützt.

Autorin: Naike Juchem

Viele Zeitzeugen gibt es immer noch und sie alle warnen vor einem erneuten aufblühen von nationalistischen, rechtspopulistischen und rechtsextreme Gedanken und gar Parteien.
Wir erleben seit Jahren einen Anstieg von rechtspobulistischen Parteien in ganz Europa und auch in Deutschland. Die Wahlergebnisse der AfD in Deutschland sind erschreckend und offensichtlich ist vielen derer Wähler ihr Gedankengut und öffentliches Parteiprogramm nicht bekannt.

Wehret den Anfängen, denn es darf niemals wieder zu einer der dunkelsten Epochen auf dem europäischen Kontinent kommen.

Lesung im Schloss Birkenfeld anlässlich des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Ich war heute, am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, auf einer Lesung bei der es um den polnischen Zwangsarbeiter Mieczyslaw Tatarek und der Hunsrücker Bauerntochter Frieda ging.
Im Anschluss der Lesung hatte ich eine Unterhaltung mit Gisela Henopp, geb. Gregorius, Tochter von Frieda Gregorius.

Die Geschichte von Frieda Gregorius und Mieczyslaw Tatarek ist genau so erschütternd, wie die Geschichte und Leben von Gisela Henopp, geb. Gregorius.
Ich schreibe diese Lesung nur in Auszügen, denn alles zu schreiben, wären es dutzende Seiten, und zum anderen möchte ich einen kleinen Einblick in die Persversität eines kranken Weltbild von dem Nazi-Deutschland geben.

Gisela Henopp, geb. Gregorius bei der Lesung über ihre Geschichte im Schloss Birkenfeld

Am 24. Oktober 1942, einen Tag vor der Geburt von Gisela Gregorius, spricht der deutsche Literaturnobelpreisträger Thomas Mann in einer seiner von der BBC nach Deutschland gesendeten 55 Radioansprachen zu seinen Landsleuten:
,,Deutsche Hörer, die Entdeckung Europas durch die Nazis ist nicht nur eine mißgeschaffene, sondern vor allem eine recht verspätete Entdeckung. Diese mörderischen Provinzler fangen an von Europa zu salbadern, in dem Augenblick, wo diese Idee selbst schon einen deutlich provinziellen Geruch anzunehmen begonnen hat. Ich glaube, der, den der Jugendführer Schirach ‚den kranken alten Mann im Weißen Hause‘ nennt, Roosevelt, weiß besser als er in Zeit und Welt Bescheid, wenn er sagt: ‚Der alte Ausdruck westliche Zivilisation paßt nicht mehr. Die Weltereignisse und die gemeinsamen Notwendigkeiten der Menschheit sind im Begriff, die Kulturen Asiens, Europas und der beiden Amerika zu vereinigen, und, zum ersten Mal, eine Welt-Zivilisation zu formen.“

Am Sonntag, dem 25. Oktober 1942, meldet das Oberkommando der
Wehrmacht: ,,Im Kampf um Stalingrad wurden in hartnäckigen Einzelkämpfen bis auf eine Halle alle restlichen Fabrikanlagen des Werkes ,,Roter Oktober“, ausgebaute Stellungen und Häuserblocks sowie der nördliche Vorort Spartakowka bis auf einzelne Häuser genommen.
Das am Vortag gewonnene Stadt- und Werksgelände ist von den Resten des Feindes gesäubert. Entlastungsangriffe brachen zusammen. Die schweren Luftangriffe auf die feindlichen Stützpunkte in Stalingrad und die sowjetischen Nachschubverbindungen ostwärts der Wolga gingen mit unverminderter Kraft weiter.
In Ägypten trat der Feind in breiter Front nach heftiger Artillerievorbereitung mit starken Infanterie-und Panzerverbänden unter Einsatz zahlreicher Luftstreitkräfte zu dem erwarteten Großangriff an. Zur Zeit sind erbitterte Kämpfe im Gange. Der Feind verlor bisher 20 Flugzeuge und zahlreiche Panzer.
Wie durch Sondermeldung bekanntgegeben, wurden von deutschen Unterseebooten, obwohl auch weiterhin schwere Herbststürme die Operationen beeinträchtigten, in harten Kämpfen aus stark gesicherten Geleitzügen und in zäher Einzeljagd im Nordatlantik, im Eismeer, vor der kanadischen Küste, bei Trinidad, vor der Kongo-Mündung und vor Kapstadt 16 Schiffe mit 104 000 Bruttoregistertonnen sowie ein Zerstörer versenkt.“

Das BDM-Mädchen Erika schreibt ihrem Onkel nach Rußland: ,,Habt ihr das Russenpack bald alle vernichtet?“

An diesem Sonntag schreibt der 20jährige Wolfgang Borchert, nach Untersuchungshaft wegen vermuteter Selbstverstümmelung wieder beim
Heer, an seine Eltern in Hamburg: ,,Saalfeld, den 25. Oktober 42
Ihr beiden Guten!
Heute ist hier ein wunderbarer Sonntag, die Stimmung des herrlichen Wetters hat mir auch etwas abgegeben und ich kann ganz unbeschwert atmen.
Ich werde mich nun nicht mehr von den Übergängen beirren lassen. Das äußere Leben hat für mich seinen Schrecken verloren und wird mich nicht mehr treffen – innerliche Prüfungen aber werden immer nur eine Bereicherung für die Seele sein. Was ist denn groß angesichtes der Sterne, daß es uns aus der Bahn werfen könnte! ..Und wenn die Sterne ihre Bahn verlassen, wer sagt uns denn, daß es nicht geschieht, um sich in eine noch größere Ordnung zu fügen!“

Wenig später wird der junge Dichter Borchert nach einer Goebbels-Parodie – ,,Lügen haben kurze Beine“ – von einem Stubenkameraden denunziert, erlebt dann in Rußland die Schrecken des Krieges und schreibt kurz nach Kriegsende die berühmte Kurzgeschichte ,,An diesem Dienstag“.
,,Die Woche hat einen Dienstag. Das Jahr ein halbes Hundert. Der Krieg hat viele Dienstage.“

An diesem Dienstag übten sie in der Schule die großen Buchstaben. Die Lehrerin hatte eine Brille mit dicken Gläsern. Die hatten keinen Rand. Sie waren so dick, daß die Augen ganz leise aussahen.
Zweiundvierzig Mädchen saßen vor der schwarzen Tafel und schrieben mit großen Buchstaben:
‚Der alte Fritz hatte einen Trinkbecher aus Blech‘.
‚Die dicke Berta schoß bis Paris.‘
‚Im Krieg sind alle Väter Soldat.‘

Ulla kam mit der Zungenspitze bis an die Nase. Da stieß die Lehrerin sie
an. „Du hast Krieg mit ch geschrieben, Ulla. Krieg wird mit g geschrieben. G wie Grube. Wie oft habe ich das schon gesagt?“ Die Lehrerin nahm ein Buch und machte einen Haken hinter Ullas Namen. „Zu morgen schreibst du den Satz zehnmal ab, schön sauber, verstehst du?“ „Ja“, sagte Ulla, und dachte: Die mit ihrer Brille.

An diesem Dienstag saß Ulla abends und malte in ihr Schreibheft mit großen Buchstaben:
Im Krieg sind alle Väter Soldat.‘
Im Krieg sind alle Väter Soldat.‘
Zehnmal schrieb sie das. Mit großen Buchstaben. Und Krieg mit G. Wie Grube.

In den ,,Meldungen aus dem Reich“ berichtet an diesem Sonntag der Sicherheitsdienst der SS, der überall im Land seine Lauscher und Horcher hat, an die Zentrale in Berlin:
„Die von Reichsminister Dr. Goebbels in Gotenhafen gehaltene Rede hat im Nordosten des Reiches große Beachtung und positive Aufnahme gefunden. Der von Dr. Goebbels in der Rede gebrachte Vergleich zwischen der ‚Halbzeit im Fußballspiel‘ und der jetzigen Kriegslage hat vielfach zu der falschen Auffassung geführt, daß der Krieg nochmals drei Jahre dauern werde. Mißverstanden wurde auch der Hinweis, daß dieser Krieg um ‚Eisen, Öl und Weizen gehe.‘
Von Angehörigen Gefallener wird hierzu entgegengehalten, daß ihre Soldaten für Deutschlands Freiheit und die Abwehr des Bolschewismus, nicht aber für materielle Dinge gefallen seien.“

An diesem Sonntag, dem 25. Oktober 1942, wird im Hunsrückdorf Budenbach Gisela Gregorius geboren.
Die Geschichte ihrer Eltern ist schnell erzählt: Giselas Mutter, Frieda Gregorius, Bauerntochter und einziges Kind ihrer Eltern, wird am 10. Januar 1944 von der Gestapo von zu Hause abgeholt und dann ,,dem Amtsgericht Kirchberg vorgeführt“, so die Notiz auf ihrer ,,Ordnungskarte“.
Ihr Töchterchen Gisela sieht sie nie wieder: Am 11. Mai wird sie als ,,politischer Häftling“ ins Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Dort stirbt sie, 31 Jahre alt, Anfang Dezember 1944.

Giselas Vater, der polnische Zwangsarbeiter Mieczyslaw Tatarek, ist bei der Geburt seine Tochter schon nicht mehr im Dorf. Bereits am 24. August 1942 wurde er festgenommen und in ein Koblenzer Gefängnis gesteckt:
,,wegen Geschlechtsverkehrs mit einem deutschen Mädchen“ – so steht es auf der Karteikarte der Geheimen Staatspolizei Koblenz. Bei ihm scheint zunächst geprüft worden zu sein, ob er „eindeutschungsfähig“ sei. Das war er wohl nicht, möglicherweise seiner geringen Körpergröße wegen.
Jedenfalls landet er nicht in dem für ,,Eindeutschungsfähige“
vorgesehenen KZ Hinzert, sondern am 3. März 1943 im KZ Natzweiler im Elsaß, das er möglicherweise überlebt hat:
Am 14. Mai 1946 stirbt im Städtischen Krankenhaus München-Schwabing ein 29 Jahre alter ,,polnischer Wachmann“ namens Michzyslaw Tatarek.
Als Todesursache nennt die Sterbeurkunde:
„Leberverletzung und Pneumothorax,… Intoxikation infolge Leberschädigung, akute Herz-und Kreislaufschwäche.“
Vermerk: „Der Todesfall wurde beim Amtsgericht München registriert, Angehörige waren nicht ersichtlich.“
Möglich ist – und dafür sprechen die dramatischen Todesumstände – daß sich in den Wirren des Kriegsendes ein Aufseher im KZ Natzweiler der Papiere des dort schon Verstorbenen bemächtigt hat, um ungeschoren davonzukommen.

Ein Text aus: Sarah Helm, ,,Ohne Haar und ohne Namen – Im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück“;
englischsprachige Originalausgabe 2015; deutschsprachige Ausgabe durch die Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 2016, S 385f: ,,Die Kluft zwischen Theorie und Realität war 1944 nicht nur innerhalb des Lagers, sondern überall in Himmlers Imperium deutlich zu erkennen. Der Reichsführer hatte angeordnet, die Todesraten zu reduzieren und gute Arbeitskräfte am Leben zu lassen. Stattdessen aber stieg die Zahl der Toten an und ein neues Krematorium wurde errichtet, um der Situation Herr zu werden.
Himmlers Ernährungstheorien änderten sich laufend. Er hatte gerade erst neue Richtlinien für die Lagerkost herausgegeben, um damit die Arbeitsleistung zu verbessern. Bis zu 50 Prozent des Gemüses in der Häftlingssuppe sollte roh sein und erst kurz vor dem Austeilen beigefügt werden. Die Mittagsmahlzeit sollte aus eineinviertel bis anderthalb Litern Suppe bestehen – nicht klar, sondern püriert. Des Weiteren hatte Himmler darauf bestanden, dass die Gefangenen Zeit und , Ruhe zur Nahrungsaufnahme bekamen, sodass die Verdauung ordentlich erfolgen konnte. Wie jedoch klar war, wirkten die rohen Wurzelgemüse auf die ausgemergelten Körper der Lagerinsassen verheerend und verursachten Krätze und Geschwüre. Was die Ruhe zur Nahrungsaufnahme anging, so waren die Blocks mittlerweile derart überfüllt, dass es keinen Platz gab, um sich überhaupt zu setzen. Die Häftlinge, die für Siemens arbeiteten, marschierten zur Mittagssuppe vom Fabrikgelände zurück ins Lager und hatten so fast überhaupt keine Zeit, um zu essen.“

Die Lagerordnung

Vorderseite:
,,Frau Kath. Gregorius ,22 Budenbach Post Oberwesel (Land)

Rückseite:
,,Meine genaue Anschrift: Schutzhäftling Gregorius Frieda Nr. 38469 Block 6

In allen Briefköpfen der folgende Auszug aus der Lagerordnung: „Jeder Häftling darf im Monat (handschriftlich eingefügt: 1 ) Briefe oder Postkarten empfangen und absenden. Eingehende Briefe dürfen nicht mehr als (handschriftlich eingefügt: 2 ) Seiten à 15 Zeilen enthalten und müssen übersichtlich und gut lesbar sein. Geldsendungen sind nur durch Postanweisung zulässig, deren Abschnitt nur Vor-, Zuname, Geburtstag, Häftlingsnummer trägt, jedoch keinerlei Mitteilungen. Geld. Fotos und Bildereinlagen in Briefen sind verboten. Die Annahme von Postsendungen, die den gestellten Anforderungen nicht entsprechen, wird verweigert. Unübersichtliche, schlecht lesbare Briefe werden vernichtet. Im Lager kann alles gekauft werden. Nationalsozialistische Zeitungen sind zugelassen, müssen aber vom Häftling selbst im Konzentrationslager bestellt werden. Lebensmittelpakete dürfen zu jeder Zeit und in jeder Menge empfangen werden.
Der Lagerkommandant“

Einer der Briefe von Frieda Gregorius aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück

Der erste Brief von Frieda Gregorius an ihre Mutte, bzw. Kind
,,Ravensbrück, 9. 7. 1944
Ihr Lieben! Bin seit einiger Zeit hier. Es geht mir gut hoffe dasselbe auch von Euch. Was macht denn Gisela noch? Liebe Mutter gib mir immer gut [….? ] (Einige Passagen aus dem original Brief sind nicht mehr lesbar)
Und ziehe es gut an. Brief und Paket habe ich erhalten auch meinen herzlichsten Dank dafür. Pakete mit Brot, Kuchen, Marmelade und sonstige Lebensmittel sind jederzeit zugelassen. Speck und Zucker auch Schmalz nebst Haferflocken darf ich empfangen. Geld habe ich auch erhalten vorläufig mal genug.
Habt ihr auch Kirschen eingeweckt? Dann denke auch an mich. Wie weit seid Ihr mit der Ernte? Und was du nicht schaffen kannst, bleibe? Später werde ich dir wieder helfen. Wie geht es denn Fam. ? noch? s gibt es denn sonst noch neues bei Euch?
Davon.
Und was gibt
Viele herzliche Grüße auch Gisela.
Frieda

Zweiter Brief von Frieda Gregorius aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück, Sept. 1944

Liebe Mutter und Gisela! Deine drei Pakete u. Brief habe ich dankend u. mit großer Freude u. mit gutem Inhalt erhalten. Wie geht es Euch noch? Was macht denn Gisela ist das Kind auch immer brav? Möchte es doch sehen habe großes Verlangen danach. Mir geht es nochgut. Wenn du jede Woche mit einem Lebensmittelpaket an mich denken würdest, ich wäre sehr dankbar. Hast du nicht vielleicht außerdem noch einige Zwiebel Knoblauch, mal so gerne feines Salz und wenn es geht, u. hast es, etwas Bienenhonig, Formkuchen u. Streuselkuchen u. weißen dicken Kuchen schmeckten auch so gut. Schicke mir 1 paar Strümpfe mit u. Kopftuch. Wie weit seit Ihr mit der Ernte?
Viele Grüße von Frieda

Aus dem Buch von Christa Wagner, ,,Geboren am See der Tränen“, 1987 in der ehemaligen DDR erschienen:
,,Als man den Häftlingen gestattete, sich Lebensmittel schicken zu lassen, dachten die Ravensbrückerinnen, es sei dem Internationalen Roten Kreuz und dessen wachsenden Aktivitäten zu verdanken. Sie hatten sich geirrt. Der Gesundheitszustand verschlechterte sich nämlich von Tag zu Tag rapid, folglich sank die Arbeitsproduktivität und mit ihr die Profitrate. Das NS-Regime entlastete sich selbst durch dieses scheinbare Entgegenkommen, belastete die Angehörigen der Inhaftierten mit Verpflegungssorgen und gab sich obendrein den Anstrich, großmütig, human, großzügig zu sein.
Übrigens bedienten sich die SS-Mannschaften als erste. Sobald Pakete eintrafen, raubten sie alle hochwertigen Nahrungs-und Genußmittel.“

Aus den beiden folgenden Briefen von Frieda ist jeweils links ein Stück herausgerissen. Somit ist nicht alles lesbar.

Ravensb. Okt. 1944
„Ihr Lieben alle! Brief und 3 Pakete habe ich dankend erhalten… Nach Äpfel habe ich furchtbaren Appetit, aber bitte allein schicken. Und was gibt es sonst noch neues bei Euch? Bitte schreibt mir immer. Habt Ihr die Ernte gut eingebracht? Hätte Euch gerne geholfen. Für Gisela laß ein Mäntelchen nähen für jeden Tag, das es ihm nicht so kalt wird… Frieda.“

Ravensbrück, Okt. 1944
„Ihr Lieben alle! Habe Euren lieben Brief erhalten herzlichen Dank. Wie ist es denn mit einem P….habt Ihr mich vergessen? Mir geht…es auch von Euch. …es Gisela denn dem armen…
Habt Ihr auch noch Hasen?
…Appetit darauf auch noch… Kuchen, Brot und sonstigen…sind auch erlaubt. Lege doch bitte dem nächsten Paket auch einen Staubkamm bei und einige Taschentücher ziemlich große von Dir. Liebe Mutter hast Du auch Obst gesorgt für den. Winter? Hauptsächlich Äpfel. Bitte vergeßt mich nicht und laß Dir nicht so viel einreden. Schreibe mir bald….was neues. Gruß Frieda“

Und nun Friedas letzter Brief, auch hier links ein Stück herausgerissen;
z. B. die Stelle:
manches nur schwer verständlich, z ,,hoffentlich auch bei Ihnen“:

Ravensbrück, Dezember 1944
Ihr Lieben! Habe Euern Brief erhalten, auch herzlichen Dank, aber wo blieb das Paket? Wann ich nach Hause komme, das weiß ich nicht. Mir geht es gut, hoffentlich auch bei Ihnen. Wenn die mal wieder schicken, so denke bitte an mich. ….wird sicher schon groß sein….acht auf das Kind. Kannst..nn(?) von sonst niemand machen…? Was gibt es denn sonst neues? Ich darf ja nur einmal im Monat schreiben. Du kannst schon mal mehr schreiben. 1 Paar dicke Fausthandschuhe hätte ich gerne. Ich brauche doch nicht immer zu schreiben Du (weißt? mußt?)….( Gruß?) Frieda.

Kurz vor Weihnachten dann der Brief vom Lagerkommandanten Fritz Suhren.
Ravensbrück, den 18. Dezember 1944.
„Sehr geehrte Frau Gregorius! Ihre Tochter, Frieda Gregorius geb. 23. 5. 1913 in Budenbach, Krs. Simmern, meldete sich am 4. 12. 1944 krank und wurde daraufhin unter Aufnahme im hiesigen Krankenhaus in ärztliche Behandlung genommen. Es wurde ihr die bestmöglichste medikamentöse und pflegerische Behandlung zuteil, Trotz aller angewandten ärztlichen Bemühungen gelang es nicht der Krankheit Herr zu werden. Ich spreche Ihnen zu diesem Verlust mein Beileid aus. Ihre Tochter hat keinen letzten Wunsch geäußert. Ich habe die Gefangeneneigentumsverwaltung meines, Lagers angewiesen, den Nachlass an den erbberechtigten Empfänger zu senden.

Suhren
SS-Sturmbannführer

Naike Juchem, 27. Januar 2024

Mit freundlicher Genehmigung der Theatergruppe Birkenfeld und Gisela Henopp, geb. Gregorius.

Diabetes

Man nimmt zu Beginn eines neues Jahres immer viele – oder einiges an Vorsätze vor. Oft scheitern die gesetzten Ziel schon nach wenigen Stunden.
Ich schreibe mal kurz welchen Vorsatz man sich doch schon mal zu Herzen nehmen sollte – oder mal darüber nachdenken: Diabetes

Die große Zahl der an Diabetes erkrankten Menschen gibt den Beschäftigten im Gesundheitswesen weltweit Anlass zur Sorge. Sensibilisierung, Aufklärung, Maßnahmen und Forschung können etwas bewirken.

Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, die einen hohen Blutzuckerspiegel verursacht. Sie ist auch eine der Hauptursachen für Erblindung, Amputationen, Herz- und Nierenkrankheiten. Die Krankheit verursacht nicht nur schwerwiegende medizinische Probleme, sondern führt auch jedes Jahr zu Millionen von vorzeitigen Todesfällen. In den letzten drei Jahrzehnten hat die Prävalenz von Typ-2-Diabetes in Ländern aller Einkommensschichten dramatisch zugenommen. Tatsächlich ist Diabetes zu einer der häufigsten Todesursachen weltweit geworden.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben im Jahr 2016 1,6 Millionen Menschen an Diabetes. Drei Jahre später lag die Zahl bereits bei 2 Millionen Menschen. Zwischen den Jahren 2000 und 2019 ist die Sterblichkeitsrate bei Diabetes nach Alter um 3 % gestiegen.
Laut Studien der WHO werden bis zum Jahr 2045 etwa 629 Millionen Erwachsene an Diabetes erkrankt sein.

Zucker hat viele Namen

Zucker setzt die Zellen im Körper unter Dauerstress und so reagieren diese irgendwann unempfindlicher auf das körpereigene Insulin. Die Bauchspeicheldrüse produziert um so mehr Insulin und ist schließlich überlastet. In der Folge stellt diese die Insulinproduktion ein.
Auch sollte man regelmäßig Sport treiben oder sich durch Spaziergänge ausreichend bewegen.
Mineralwasser als Hauptgetränk ist definitiv besser als von der Werbung angepriesen „Zuckerfrei“, „ohne Zuckerzusatz“, „weniger süß“, „Süße nur aus Früchten“ oder „natursüß“ sagen nichts über den wahren Zuckergehalt aus und können in die Irre führen, denn Zucker hat viele Namen: Glucosesirup, Traubenzucker, Glucose-Fructose-Sirup, Milchpulver, Fruchtsaft, Süßmolkenpulver, konzentrierter Fruchtsaft, Invertzuckersirup, Maltodextrin und Molkenerzeugnisse. Die Spitzenreiter bei der Verwendung von Süßungsmitteln in Lebensmitteln sind: Acesulfam, Aspartam, Cyclamat und Saccharin.
Außerdem gibt es so genannte 
Zuckeraustauschstoffe, die insulinunabhängig im Stoffwechsel verwertet werden. Hierzu zählen beispielsweise Sorbit, Xylit, Maltit und Isomalt.

Man kann trotzdem etwas tun


Wer auf Zucker – welchen Namen er auch immer hat, und raffinierte Kohlenhydrate verzichtet und versucht ein vernünftiges und gesundes Gewicht zu halten, ist schon mal einen Schritt weiter. Als Jahresvorstatz wir oft gesagt, dass man mit dem rauchen aufhören möchte. Auch dies ist eine Vorbeugung gegen Typ-2-Diabetes. Eine ballaststoffreiche, vernünftige und ausgewogene Ernährung mit Gemüse und Obst ist gut für den Vitamin-D-Spiegel.
Typ-2-Diabetes ist natürlich auch mit gesunder Ernährung und Bewegung nicht für jeden vermeidbar – minimiert aber das Risiko daran zu erkranken.

Typ-1-Diabetes ist zwar nicht so leicht zu verhindern, kann aber mit Insulininjektionen gut behandelt werden. Um Typ-1-Diabetes in den Griff zu bekommen, muss der Blutzucker häufig kontrolliert werden, und auch bei dieser Erkrankung sollte man sich gesund ernähren, regelmäßig sich ausreichend bewegen und ein gesundes Gewicht halten.

Naike Juchem, 1. Januar 2024

Quelle: ceeaccameroon.org who

Inhaltsangabe über die Hintergründe in der humanitären Hilfe in Südostasien

Inhaltsangabe über die Hintergründe in der humanitären Hilfe in Südostasien

Tausend Farben sind auch ein rot


Der Roman beginnt im Sommer 89 am saarländischen Bostalsee und führt mit einem spontanen Roadtripp an die Côte d’Azur.

Der zweite führt über Frankreich nach Kambodscha und Thailand. Die Arbeit an und für Menschen nimmt die Leser mit in subtropische Wälder, chaotische Städte oder malerische Strände von Südostasien.

Der dritte Teil führt nach Afghanistan in die Städte Kabul, Dschalalabad und Gardez. Stationen wie Istanbul, Corte auf Korsika, Paris oder Nairn in den schottischen Highlands, nehmen die Leser mit auf eine Reise in eine Welt, die vielen Menschen verborgen ist.

Teil I

Am Bostalsee trifft Hannes, Patricia Lefévre aus Thionville. Mit ihr beginnt ein Roadtrip vom Saarland über Lothringen an die Côte d’Azur. In Avignon verliebt er sich in Patricia.
In einem Haus in Fréjus, welches eine Mischung aus Museum, Kathedrale und Palast ist, erleben beide die Liebe auf eine nie dagewesene Art.
Nach einem wunderschönen Sommer mit Patricia, wird er mit gerade 19 Jahren mit der Nachricht konfrontiert, dass Patricia an Leukämie erkrankt ist und entscheidet sich trotz dieser Krankheit für die Liebe seines Lebens.

Teil II


Seine Liebe zu Patricia bringt ihn im Januar 1990 in die humanitäre Hilfe nach Kambodscha. Dort wird die Katastrophalelage durch den Genozid der Roten Khmer von 1975 bis 79 an geschätzten 2,5 Millionen Menschen sichtbar und ein Alptraum aus Krankheit, bitterste Armut und einer astronomischen Zahl an Analphabetismus wird Realität.

Mit einem internationalen Team wird unter Hochdruck gegen Mangelernährung, Hepatitis-E und Kindersterblichkeit gearbeitet. Während Patricia in Phnom Penh über den US-Geheimdienst alle ihr bekannten Hilfsorganisation anschreibt, schafft sie ein Ärzteteam aus der Schweiz in die tropischen Wälder der Provinz Svay Rieng um das schlimmste abzuwenden.

Die Uneinigkeit der Weltgemeinschaft in Form der UN und ASEAN Staaten sorgt darüber hinaus für eine völlig instabile Entwicklung des Landes unter der die Zivilbevölkerung am meisten leiden. Die Ohnmacht gegen Politik und den immer noch anhaltenden Terror der Roten Khmer, macht humanitäre Hilfe zur Lebensgefahr. Hannes steht plötzlich zwischen Militär, Politik und humanitärer Hilfe – er muss sich zwischen den Forderungen von Major Bourey Duong oder der Ausweisung aus dem Land entscheiden.

Sein Traum: Bildung für Kinder, scheint an der Langsamkeit von UNICEF und dem Mangel an Lehrer zu platzen.
Auf Heimaturlaub, im April 90, wird Hannes mit Rassismus, Mobbing und Obdachlosigkeit konfrontiert, was für den Dorfjungen aus dem Nahetal bis dato fremd war.

Zurück in Kambodscha braucht er die Unterstützung vom Militär um seinen Traum weiterzuführen. Sein Chef in Reims schafft es, dass Hannes Geld für den Aufbau von Schulen vom französischen Außenministerium bekommt.
Im Juni 1990 wird mit dem Bau der ersten Schule nach dem Genozid der Roten Khmer in der Ortschaft Kampang Rou begonnen und an Weihnachten bekommen Patricia und Hannes die „Lefévre School“ als Geschenk.
Bildung für Kinder ist das eine, Infrastrukturen und Nachhaltige Projekte für tausende Menschen zu schaffen, das andere. Und immer wieder scheitert vieles an Geld. Welches Land oder Organisation kann und wird Geld geben? Hannes erlebt Weltpolitik an der Basis und sieht täglich die „Kollateralschäden“

Mit Patricia baut er 1991 ein Haus in Nakhon Ratchasima. Thailand wird ihre Heimat für fast zehn Jahre.

Die UN ist ab Frühjahr 1992 in der Vorbereitung der größten Friedensmission in der Geschichte dieser Organisation, während in Kambodscha immer noch Menschen sterben.
Über Wasserbauprojekte seines französichen Arbeitgeber bekommen wenigstens hunderte Menschen Lohn und Arbeit. Mit seinem internationalen Team muss Hannes weiter Infrastrukturen unter Hochdruck schaffen, damit nicht noch mehr Menschen verhungern.

Im Sommer 1993 plant Hannes mit seinem Freund und Geologe, Claude Moreau, ein noch nie dagewesenes Trockenfeldanbau Projekt im Osten von Kambodscha, um der Lebensmittelknappheit irgendwie entgegen zu wirken. Hannes schreibt ein Dossier für sein Projekt, denn er braucht eine Million US-Dollar um dies umzusetzen. Der Leiter von der UN Food and Agriculture Organisation in Phnom Penh zerreißt förmlich sein Dossier.
Die Agraringenieurin Sylvie Morel von „Action contre la Faim“ sucht Hannes über Wochen in Kambodscha, um sich mit ihm zu treffen.

Neben all den Sorgen um Lebensmittelknappheit hat er seit drei Jahren den Gouverneur der Provinz Svay Rieng als Gegner. Über die UNTAC Friedensmission bekommt Hannes Hilfe von einer Italienerin, die mit nur einem Telefonat den Haushalt der Provinz Svay Rieng einfriert. Im ersten Moment ist dies für Hannes ein guter Schachzug, auf der anderen Seite wurde ihm bewusst, dass er damit zum Ziel aus Macht, Gier und Korruption wird. Die Angst vor einem gezielten Terroranschlag gegen sich, wird im klar, als er Maona Sokthat in einer Markthalle in Svay Rieng trifft.

Teil III


Mit Beginn des neuen Jahrtausend verliert Patricia den Kampf gegen Leukämie und Hannes den Sinn am Leben.
Durch die jahrelange Freundschaft zu Hattie Walker, wechselt Hannes zu ihrer Organisation in den USA und wird Head Leader Security Chief.
In Kriegsgebieten von Westafrika über Nahost bis Afghanistan schafft er mit seinem Bodyguard, Marcel Chevalie, Sicherheit für Mitarbeiter internationaler Firmen und Korrespondenten aus aller Welt. Terror erlebt er und sein Team hautnah in Dschalalabad und in den Bergen bei Khost. Das PRT in Khost ist in höchster Alarmbereitschaft. Satelliten die von Ramstein aus gesteuert werden suchen eine Taliban Gruppe von 20 bis 40 Terroristen aus Pakistan, die mit einem Dutzend Raketenwerfer seit zwei Wochen in dem Gebiet zwischen Hindukusch und Pakistan unterwegs sind und am Khost-Gardez-Pass am Nachmittag einen ihrer Raketenwerfer „getestet“ haben.

Hannes muss schnellstmöglich Journalisten und Zivilisten aus diesem Gebiet schaffen – nur wie? Die International Civil Aviation Organization in Montreal verhängt am gleichen Tag ein Flugverbot für den Südosten von Afghanistan. NATO AWACS Flugzeuge konnten nicht mehr finden, als die Satelliten der US-Air Force. Sein uneingeschränktes Vertrauen zu Marcel Chevalier, seinem Freund, Bodyguard und wohl besten Scharfschütze auf diesem Planeten, gibt ihm die Gewissheit die Rückreise nach Kabul anzutreten.
Mit gepanzerten Fahrzeugen fährt er mit den beiden Scharfschützen, Marcel und Oliver, der Terrorgruppe entgegen.

Die Bildung an und für Kinder ist ihm – trotz seines neuen Jobs, immer noch wichtig. Im Februar 2007 trifft er durch Zufall Nila Khalil, eine Schulleiterin einer Mädchenschule in Gardez. Mit Nila erlebt er die Abgründe eines veralterten Weltbild von Männer in den Bergen von Afghanistan. 32 zwangsverheiratete, misshandelte, gefolterte und traumatisierte Kinder stehen vor ihm. Er setzt sich sofort ein um Hilfe zu beschaffen.
Zwei Wochen später wird in seinem Beisein in Istanbul eine internationale Hilfsorganisation für Notleidende und Traumatisierte Kinder in Gardez und Khost gegründet. Hannes wusste bis dato nicht, wie weitreichend sein Name und seine Arbeit aus Kambodscha in den USA, Europa und Australien ist. In vier Tagen wurde „Help for Gardez“ geschaffen. Die Neugegründete Hilfsorganisation verfügt über ein Startvermögen von einer Halben Million US-Dollar.

Mit der freundschaftliche Unterstützung von Major Roger Juarez im PRT in Khost gelingt der Aufbau eines Frauenhauses an einem geheimen Ort zwischen dem Khost-Gardez-Pass und Pakistan.

Im April 2007 wird er mit der Zuneigung von Nila konfrontiert. Kann er sich jemals wieder in eine Frau verlieben? Mit Nila als Schulleiterin und Direktorin der Neugegründeten Hilfsorganisation könnte er zurück zu seinen Wurzeln.
Auch wenn er für Afghanistan wenig empfindet, die Gastfreundschaft und Liebenswürdigkeit der Menschen, deren Sehnsucht nach Frieden ist, lässt ihn zweifeln wo seine Heimat sein wird.
Kann eine Liebe gegen den allgegenwärtigen Terror bestehen?

Am 25. September erlebt Hannes hautnah einen weiteren Terroranschlag im Kabuler Stadtteil Kartey Sakhi. Nach diesem Terroranschlag will er in einem Luxushotel in Kabul sein Leben beenden.
Am Nachmittag des darauffolgenden Tag steht er der Schulfreundin von Patricia gegenüber. Cosima Schayani ist seit 17 Jahren für ihn der Engel aus dem Orient und wirft nun sein Leben völlig aus der Bahn.

Genitalverstümmelung, die seelische Folter für Millionen Mädchen und Frauen

Die Genitalverstümmelung, auch FGM genannt, hört sich so weit weg an – und trotzdem ist dieses Thema so nah. Geschätzte 250 Millionen Frauen erleben im 21. Jahrhundert immer noch dieser barbarischen „Tradition“.
Die zunehmende Migration in Deutschland verschärft das Problem der weiblichen „Beschneidung“.

Autorin Naike Juchem

Die weibliche Genitalverstümmelung – auch Female Genital Mutilation: FGM, genannt, beschreibt nach einer Definition der Welt­gesund­heits­organi­sation jede nichttherapeutische, zum Beispiel religiös oder kulturell begründete, teilweise oder vollständige Entfernung oder Verletzung der weiblichen äußeren Genitale. In den meisten Regionen Afrikas spricht man dagegen von „Beschneidung“ oder davon, ob eine Frau „offen“ oder „geschlossen“ ist.

Die „Beschneidung“
Der Ausdruck „Beschneidung“ sollte kritisch verwendet werden, da er – analog zur männlichen Zirkumzision – nur die Entfernung der klitoralen Vorhaut betrifft. Der Ausdruck „weibliche Genitalverstümmelung“ trifft die Irreversibilität und Schwere des Eingriffs besser und wird auch von den Vereinten Nationen in allen offiziellen Dokumenten gebraucht. Dennoch sollte betroffenen Patientinnen gegenüber von „Beschneidung“ gesprochen werden, um sie mit der Wortwahl nicht zusätzlich zu stigmatisieren.

FGM, eine Jahrtausend alte Folter

FGM betrifft weltweit circa 250 Millionen Frauen und Mädchen. Durch zunehmende Migration werden Ärztinnen und Ärzte auch in Deutschland vermehrt mit Patientinnen konfrontiert, die eine weibliche Genitalverstümmelung erlitten haben.
Wichtige Voraussetzungen für den Umgang mit Frauen nach FGM sind ausreichendes Fachwissen, Aufmerksamkeit und Sensibilität.

Weibliche Genitalverstümmelung wird seit mehr als 2.000 Jahren durchgeführt. Der Ursprung dieser Tradition ist unklar. Belege für einen religiösen Hintergrund gibt es nicht. FGM wird nicht nur von Moslems, sondern auch von Christen, Juden, Animisten und Atheisten praktiziert.
In vielen Gebieten dient die FGM als Initiationsritual und ist Teil der kulturellen Tradition. Sie soll die Frau vor Verdächtigungen, Ungnade und ihrer eigenen Sexualität „schützen“. Ein korrektes moralisches Verhalten und die Treue zum Ehemann sollen damit gewährleistet werden.

FGM wird als Symbol der Weiblichkeit und ethnischen Zugehörigkeit betrachtet

Das Mädchen wird durch den Eingriff in die Gemeinschaft aufgenommen. Eltern lassen die Genitalverstümmelung bei ihren Töchtern durchführen, um ihnen eine gute Zukunft zu sichern.
Die Zeremonie der Beschneidung symbolisierte ursprünglich auch den Übergang vom Mädchen zur Frau. Sie wird jedoch heute häufig schon bei Kleinkindern durchgeführt, sodass diese Bedeutung unwichtig geworden ist. Auch hygienische und gesundheitliche Faktoren werden zur Rechtfertigung der Genitalverstümmelung angeführt. So soll das Fehlen der Klitoris die Vagina sauber halten und die Fruchtbarkeit erhöhen. Es kursiert außerdem die Vorstellung, dass die Klitoridektomie die sexuelle Lust des Ehemanns steigert und die Kinder- und Müttersterblichkeit senkt.

In Ägypten ist die Entfernung des äußeren Genitales und der Körperbehaarung ein Attribut für Schönheit.
Die Klitoris dagegen gilt beispielsweise in Mali, Burkina Faso und Westafrika als Symbol für Männlichkeit.

Auch aus wirtschaftlichen Gründen wird FGM weiter praktiziert und verbreitet. In einigen Ländern bemisst sich der Brautpreis proportional zum Ausmaß der Operation. Die „Beschneiderinnen“ genießen einen hohen sozialen Status, sie erzielen gute Einnahmen durch die Infibulation, aber auch durch die Defibulation bei einer Geburt oder in der Hochzeitsnacht. In manchen Regionen wird FGM erst jetzt als zusätzliche Verdienstmöglichkeit auch von Hebammen durchgeführt.

Aus menschenrechtlicher Sicht ist FGM ein Versuch, Frauen eine untergeordnete Stellung zuzuweisen, indem man sie mit einem Stigma versieht, das sie stets daran erinnert, dass sie „nur Frauen“ sind. Die Genitalverstümmelung verwehrt der Frau das Recht auf körperliche Unversehrtheit.
Die meisten Frauen mit FGM leben in 28 afrikanischen Staaten.
Am häufigsten wird die weibliche Genitalverstümmelung in Somalia, dem nördlichen Sudan, Erithrea, Sierra Leone und Djibouti praktiziert. Der Sudan ist das einzige Land, in dem bisher Untersuchungen zur Häufigkeit von weiblicher Genitalverstümmelung durchgeführt wurden. Danach sind bis zu 90 Prozent der sudanesischen Mädchen und Frauen beschnitten.

FGM kommt jedoch auch in den südlichen Teilen der arabischen Halbinsel, am Persischen Golf und in muslimischen Gemeinden in Indien, Malaysia und Indonesien vor.
Zunehmend ist auch die Verbreitung unter Immigrantinnen in Europa, Kanada, Australien, Neuseeland und den USA.

Einer britischen Untersuchung zufolge waren 80 Prozent der Einwanderinnen aus Somalia, dem Jemen, aus Eritrea und Äthiopien beschnitten oder wollten ihre Töchter beschneiden lassen.

Die „Operateure“

Die Genitalverstümmelung wird meist von älteren Frauen in traditioneller Weise durchgeführt. Die „Operation“ dauert 15 bis 20 Minuten und erfolgt mithilfe von Messern, Skalpellen, Glasscherben, Rasierklingen und Ähnlichem. Anästhetika oder Analgetika werden meist nicht verwendet. Zur Blutstillung werden Salben aus Kräutern oder Asche auf die Wunden aufgetragen. Bei der Infibulation werden die Wundränder mit Dornen oder Seide zusammengehalten.
Durch schlechte hygienische Verhältnisse, ungeeignete Instrumente, schlechtes Licht und mangelnde medizinische Kenntnisse wird den Frauen und Mädchen zusätzlicher Schaden zugefügt. In manchen Ländern nehmen vermehrt Hebammen und anderes medizinisches Personal die weibliche Genitalverstümmelung vor.
Ägyptische Frauen berichteten, dass ihre eigene Beschneidung in 13 Prozent der Fälle von Ärzten durchgeführt wurde. Bei ihren Töchtern erfolgt sie bereits in 46 Prozent der Fälle durch ärztliches Personal.
Die Medikalisierung der weiblichen Genitalverstümmelung ist umstritten. Auf der einen Seite kann sie die Komplikationen und eventuell auch das Ausmaß des Eingriffs reduzieren.

In den 1970er- und 1980er-Jahren wurden beispielsweise im Sudan und in Somalia traditionelle Hebammen für die weibliche Genitalverstümmelung geschult.
Aus Kenia wurde über die Verteilung von prophylaktischen Antibiotika, sterilen Einmalrasierern und Tetanus-Impfungen bei betroffenen Mädchen berichtet. Diese prophylaktischen Maßnahmen senkten die Rate an frühen Komplikationen um etwa 70 Prozent.
In Krankenhäusern im Sudan wurde die weibliche Genitalverstümmelung angeboten, jedoch nur der Typ I der FGM durchgeführt. In städtischen Regionen in Mali und Nigeria ist es inzwischen üblich, dass Krankenschwestern die „Beschneidung“ durchführen.

Auf der anderen Seite besteht durch die Medikalisierung die Gefahr der Verharmlosung und der verzögerten Ausrottung der weiblichen Genitalverstümmelung. Die WHO verurteilte 1982 die Beteiligung von medizinischem Personal an der Genitalverstümmelung der Frau als unethisch. In den 1990er-Jahren schlossen sich verschiedene internationale Organisationen dieser Stellungnahme an (International Federation of Gynecology and Obstetrics 1994, American College of Obstetricians and Gynecologists committee opinion 1995).
1996 hat auch der Deutsche Ärztetag die Beteiligung von Ärztinnen und Ärzten an der weiblichen Genitalverstümmelung verurteilt. Derartige Praktiken seien berufsrechtlich zu ahnden, heißt es in einer Entschließung. Entsprechend wurde 1999 einem Berliner Arzt, der FGM durchführte, die Approbation entzogen.

Die Opfer von FGM werden immer jünger

Das Alter, in dem die Genitalverstümmelung vorgenommen wird, unterscheidet sich regional. In Äthiopien und Nigeria werden die Mädchen im Alter von sieben bis acht Tagen beschnitten, in Somalia, im Sudan und in Ägypten dagegen erst mit fünf bis zehn Jahren. In manchen Gegenden Ostafrikas findet die FGM sogar erst während der Hochzeitsnacht, in Westafrika während der ersten Schwangerschaft statt. Sowohl in den Herkunftsländern als auch bei Migranten zeichnet sich jedoch der Trend ab, die weibliche Genitalverstümmelung in immer jüngerem Alter durchzuführen. Damit sollen Fragen der Schulbehörden vermieden, aber auch verhindert werden, dass sich die Mädchen gegen den Eingriff wehren.

Frauen, die den schwereren Formen von weiblicher Genitalverstümmelung unterzogen werden, leiden mit großer Wahrscheinlichkeit an gesundheitlichen Folgen, die häufig eine lebenslange medizinische Behandlung erfordern. Nur etwa 15 bis 20 Prozent der Komplikationen werden von medizinischem Personal behandelt, weil die nächste Krankenstation zu weit entfernt ist – oder aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen.

FGM und ihre Komplikationen

Blutungen während oder nach dem Eingriff können zu Anämie, Hämorrhagie (vier bis 19 Prozent), Hypotension, Schock und Tod führen. Bisher gibt es keine Studien zur Mortalität von Mädchen bei FGM, obwohl man davon ausgehen muss, dass die Sterblichkeit hoch ist Akute Infektionen führen zu Abszessen und Wundheilungsstörungen. Andere Komplikationen können hohes Fieber, Tetanus (zwei Prozent), Gangrän oder ein septischer Schock (zwei Prozent) sein. Oligurie, Harnverhalt sowie eine Verletzung von Blase, Urethra, Vagina und Rektum wurden beschrieben. Durch gewaltsames Festhalten der Frau während des Eingriffs kann es zu Frakturen von Humerus, Femur und Clavicula kommen.

Als wichtigste chronische Komplikationen der weiblichen Genitalverstümmelung sind fünf Gruppen zu nennen: Komplikationen der Harnwege, Komplikationen durch Narbenbildung, Komplikationen bei Sexualität und Menstruation sowie Komplikationen in der Schwangerschaft und bei der Geburt. Durch die enge Nachbarschaft des Operationsgebietes kommt es häufig zur Verletzung der Urethra mit nachfolgender Obstruktion oder Striktur. Die Patientinnen klagen über Harnverhalt, rezidivierende Harnwegsinfekte und Harninkontinenz. Die Narbenbildung nach FGM führt in etwa 20 Prozent der Fälle zur partiellen oder kompletten Fusion der Labien.
65 Prozent der verstümmelten Frauen leiden an Blutungsstörungen. Chronische Adnexititiden und Endometritiden führen ebenfalls zu anhaltenden Schmerzen. Dyspareunie, Vaginismus und Vaginalstenosen führen bei 25 bis 30 Prozent der Frauen nach weiblicher Genitalverstümmelung vom Typ III zu Infertilität. Durch Verlust der Klitoris kommt es bei einem Teil der Frauen zu mangelnder Orgasmusfähigkeit.
Vor allem bei Frauen nach weiblicher Genitalverstümmelung vom Typ III ist mit prä-, intra- und postpartalen Komplikationen zu rechnen. Durch die Bildung von Narbengewebe kann es zu einem prolongierten Geburtsverlauf kommen. Es gibt Hinweise, dass es bei Frauen mit FGM daher beim Kind häufiger zu schwerer Asphyxie oder zum Tod kommt.

Durch Defibulation unmittelbar vor der Geburt kann die Entbindung erleichtert und das Risiko der Geburtsverletzungen gesenkt werden. Die Rate an Dammrissen, Wundinfektionen, Wundheilungsstörungen und postpartalen verstärkten Nachblutungen ist jedoch erhöht.
Die Genitalverstümmelung kann ein schwerwiegendes Trauma hinterlassen. Die psychologischen Begleiterscheinungen können sich tief in das Unterbewusstsein des Mädchens eingraben und Verhaltensstörungen verursachen. Unter Umständen ist die körperliche und seelische Belastung so stark, dass die Betroffenen das Erlebnis nicht nur verdrängen, sondern abspalten.

Gesetze gegen FGM

Langfristig leiden die Frauen unter vielfältigen psychischen Symptomen wie dem Gefühl von Unvollständigkeit und Minderwertigkeit, Angst, Depression, chronischer Reizbarkeit, Frigidität, und Partnerschaftskonflikten. Viele durch die Genitalverstümmelung traumatisierte Frauen haben keine Möglichkeiten, ihre Gefühle und Ängste auszudrücken und leiden im Stillen.
Internationale Organisationen, wie die WHO, der Weltärztebund, die UNESCO, UNICEF und das Europa-Parlament, verurteilen die weibliche Genitalverstümmelung. Ein Gesetz, welches die FGM verbietet, gibt es in Europa jedoch nur in Großbritannien, Schweden, Norwegen, Dänemark und Belgien. Außerhalb Europas haben Ägypten, Australien, Benin, Burkina Faso, Djibouti, Elfenbeinküste, Ghana, Guinea, Guinea-Bissou, Kanada, Kenia, Neuseeland, Niger, Senegal, Simbabwe, Tansania, Togo, Uganda, die USA sowie die Zentralafrikanische Republik Gesetze gegen die weibliche Genitalverstümmelung verabschiedet. Die Bestrafung reicht von einer Geldbuße bis zu lebenslanger Haft.

In Deutschland ist ein Gesetz, das die weibliche Genitalverstümmelung verbietet, nach Ansicht von Juristen nicht notwendig, da sie als einfache, gefährliche oder schwere Körperverletzung (§§ 223, 224, 226 StGB) oder Körperverletzung mit Todesfolge (§ 227 StGB) beziehungsweise Misshandlung von Schutzbefohlenen (§ 225 StGB) gilt und damit strafbar ist. Dies trifft auch dann zu, wenn der Eingriff auf Verlangen oder mit Einwilligung der Patientin oder ihrer Erziehungsberechtigten erfolgt, da er gegen die guten Sitten verstößt. Dem „Beschneider“ droht damit in Deutschland eine Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren (Drucksache des Deutschen Bundestags Nr. 14/6682).

Dennoch bleiben rechtliche Fragen ungeklärt. Muss ein Arzt seine Schweigepflicht brechen, um ein gefährdetes Mädchen davor zu schützen, in ihrem Heimatland oder auch in Deutschland beschnitten zu werden? Bislang haben Ärzte in diesem Fall das Recht, ihre Schweigepflicht zu brechen, eine Meldepflicht wie zum Beispiel in Frankreich gibt es jedoch nicht. Ob Gesetze die Tradition der FGM wirksam bekämpfen können, ist umstritten.

Aufklärung ist wichtig

Bildungsprogramme, die ein Bewusstsein in der Bevölkerung der betroffenen Länder fördern, über die medizinischen Folgen informieren und über Menschenrechte aufklären, sollten die gesetzlichen Verbote zweifellos begleiten.
Die weibliche Genitalverstümmelung ist ein Problem, das durch zunehmende Migration auch in Deutschland immer häufiger werden kann. Um die Töchter betroffener Frauen zu schützen, sollten Präventionsgespräche stattfinden, in denen die medizinischen Folgen und die internationale Haltung angesprochen werden.
Die psychosozialen Beratungsstellen in Deutschland haben wenig Erfahrung mit den besonderen Problemen von Frauen mit weiblicher Genitalverstümmelung. Insbesondere in den Großstädten sollten diese Einrichtungen für das Konfliktfeld der FGM ausgebaut werden.
Aufgabe der Ärzte und Beratungsstellen ist es, den von weiblicher Genitalverstümmelung betroffenen Frauen eine Betreuung zu ermöglichen, die den kulturellen Hintergrund respektiert, einfühlsam reagiert und eine individuelle Lösung des Konflikts sucht.

Die vier Typen von FGM

Laut WHO werden vier Typen der weiblichen Genitalverstümmelung unterschieden.

Typ I: Die „Sunna“ beschreibt ursprünglich die Exzision der klitoralen Vorhaut. Der Eingriff wird in dieser minimalen Form nur selten durchgeführt, meist erfolgt die partielle oder totale Klitoridektomie.

Typ II: Es wird eine Klitoridektomie vorgenommen, und die kleinen Labien werden teilweise oder ganz entfernt. Das Ausmaß des Eingriffs variiert. Zusammen mit der „Sunna“ macht diese Form etwa 85 Prozent der FGM aus.

Typ III: Die „Infibulation“ oder „pharaonische Beschneidung“ beinhaltet die Entfernung von Klitoris, kleinen und großen Labien. Die Restvulva wird anschließend mit Seide vernäht oder mit Dornen verschlossen. Das Einführen eines Fremdkörpers verhindert ein vollständiges Verkleben der Wundränder, sodass eine kleine Öffnung für Urin und Menstruationsblut bleibt. Zum Geschlechtsverkehr muss die verbleibende Vaginalöffnung dilatiert werden. Trotz dieser schmerzhaften Prozedur ist der Verkehr oft nicht möglich, und es muss wie auch zur Geburt eine Defibulation durchgeführt werden.

Typ IV: Darunter werden verschiedene Formen der Genitalverstümmelung gefasst wie das Einstechen, Beschneiden, Dehnen oder Verätzen von Klitoris und Labien, das Ausschaben der Vagina und das Einschneiden von Klitoris und umliegendem Gewebe sowie der Vagina.

In Deutschland gibt es auch Hilfsorganisation die sich für die Aufklärung der Mädchen und Frauen vor Ort einsetzen – dazu gehört auch TARGET e.V von Rüdiger Nehberg.

Quellen:
– Deutscher Ärztebund
– Ärzte ohne Grenzen
– Prof. Dr. med. Heribert Kentenich

Fischbach an der Nahe am Fuße des Hunsrücks

Heute war ich nach vielen Jahren mal wieder in meinem ehemaligen Heimatort. Erinnerungen an viele Bewohner von Häusern kamen hoch.
Spielplätze als ich noch Kind und Jugendliche war, sind nicht mehr die Gleichen Plätze.
Der Schulweg zur Bushaltestelle war das „Pädsche“ runter zum Hiewel. Oder von der Staufenbergstaße (hat nichts mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg zutun) auf die Flötz.

Die Borr war einst ein alter Steinbruch. In den 1930er Jahren wurde dort ein Fußballplatz errichtet. In den frühen 70er ein Kindergarten gebaut. Ich war mit anderen Kindern die ersten, die damals in diesen Kindergarten gingen. Da wir nur eine Straße weiter gewohnt hatten, sind wir über den Jägerzaun gestiegen und nach Hause gegangen, wenn wir auf den Kindergarten keine Lust mehr hatten.

Häuser die ich seit frühster Kindheit kenne, haben sich geändert – oder sind gleich geblieben. Viele Namen der Einwohner von meinem ehemaligen Wohnort kenne ich gar nicht – so auch die Menschen.

Heimat ist da wo man sich wohlfühlt. Ich kannte nur die kleine Welt in und um Fischbach. Heute kenne ich vieles von der großen weiten Welt.

Die Fischbacher werden auch Fischbacher Eulen genannt.

Nach dem Bergwerk kamen die Achatschleifen in den Ort.

Schön, sexy und begehrenswert – oder künstlich, seelenlos und verascht

Aitana Lopez

Dies ist eines von tausenden Fotos von dem spanischen Supermodel Aitana Lopez.
Millionen Follower – meist Männer, begeheren diese Schönheit und daten sie täglich.
Aitana verdient an manchen Tagen bis zu 10.000 € durch ihre Fotos.

Aitana ist aber nicht real! Sie ist das Ergebnis von KI.
Künstliche Intelligenz ist in vielen Bereichen unseres Lebens bereits vorhanden – und es wird immer mehr werden.
Wenn wir unser Smartphone, Tablet oder was auch immer wir benutzen, um im Internet etwas zu suchen oder anzuschauen, ist die KI bereits dabei. Gibt man nur mal den Suchbegriff: Goldfisch, bei einer Suchmaschine ein, werden die Algorithmen in den folgenden Tagen, Wochen oder gar Monate immer mal wieder etwas über diesen Suchbegriff anzeigen. Ob Kaufangebote oder Themengruppen auf Sozialen Netzwerken. Die KI lenkt uns durch unzählige Prozesse. Sei es Suchassistenten, Spamfilter, Navigation, Sprachsteuerung und vieles mehr.
Wer nicht aufpasst kommt sehr schnell in einen Zirkel aus Menschen mit gleicher Meinung oder Gesinnung. Ob es vor noch nicht all zu langer Zeit die Corona Schwubbler oder die Fanboys von rechtspopulistischen Parteien und Gruppierungen. Gerade jene beiden Gruppen, die sich immer über die Manipulation der Medien aufgeregt haben, wurden und werden am meisten manipuliert – und raffen es nicht. „Die Mehrheit steht hinter uns.“ Wurde und wird immer behauptet. Falsch! Die Algorithmen – also die KI, lässt diese Menschen glauben, dass sie in der Mehrheit sind.
Falschaussagen und oftmals manipulierte Bilder und Videos werden durch die Algorithmen angezeigt und immer weiter verbreitet. Das WIR Gefühl wächst in den Gruppen und Köpfen derer, die dies alles glauben – so auch an Aitana Lopez.

Die KI steht vor einer nächsten Stufe der Entwicklung und noch mehr Menschen werden an der Nase herumgeführt. Die virtuelle Welt ist bald von der realen Welt nicht mehr zu unterscheiden. Dieser Gefahr der Manipulation sollte man sich bewusst sein, wenn man bei der nächsten Suchanfrage bei einer Suchmaschine einen Begriff eingibt.

Anm.: Die Fotos sind von den vielen Sozial Media Accounts von Aitana Lopez

Aus 30 Jahre Bahnreform wurde ein Trauerspiel

Die Deutsche Bahn bekommt ab dem 1. Dezember 2023 mächtig viel Geld über die gestiegene Lkw Maut – 83% mehr als noch im November 2023. In 30 Jahren wurde die Bahn buchstäblich aufs Abstellgleis gefahren.

Autorin Naike Juchem

Es gibt viele Stimmen, von Bürger die wenig Ahnung haben, dass man den Güterverkehr auf die Schienen bringen soll, damit die Straße nicht vor einem weiteren Kollaps steht. Dies ist ein schöner Gedanke. Leider kaum realistisch – weil in den vergangenen Jahren 15.000 Kilometer Schienen abgebaut wurden. Auch fehlen der Bahn tausende Stellwerksmitarbeiter, Lokführer, Loks, Waggons und so ein paar Kleinigkeiten mehr. Gleiches gilt für marode Brücken und Schienenverkehrswege.

Der Bund pumpt seit Jahrzehnten Unsummen an Geld in einen Konzern, der irgendwie privatisiert wurde und dann durch die Hintertür doch wieder Geld bekommt. So wurde im Januar 2019 ein „Fünf-Punkte-Plan“ vorgestellt, der u.a.eine Stärkung des Schienengüterverkehrs durch den Bund geförderte Investitionen für die Infrastruktur in Höhe von 11 Milliarden Euro vorsah.
Das Bahneigene Schienennetz hat eine aktuelle Länge von 33.469 Kilometer.  Wenn die Wunschprognosen von mehr Güter auf die Schiene greifen soll, wird es sowohl für den Personennah- wie Fernverkehr und auch für den Güterverkehr ziemlich voll auf den Schienen. Dann ist die Überlegung was bleibt stehen und was hat Vorrang.

Aktuell belaufen sich die Schulden der Deutschen Bahn bei über 28 Milliarden Euro.

Im Oktober 2023 gab die Deutsche Bahn den Verkauf ihres Tochteunternehmens Arriva, welches in zehn europäischen Ländern Bussbetriebe, Autohäuser, Sprachschulen und weitere Geschäfte betrieb – und  auch viele Verluste schrieb, für 1,6 Milliarden. Euro an den US-Konzern I Squared Capital bekannt. Das Geld aus dieser Transaktion möchte die Deutsche Bahn in die Modernisierung und den Ausbau der Infrastruktur aufwenden.

Bereits im März 2023 hat der Bundesrechnungshof in einem Sonderbericht zur Dauerkrise der Deutschen Bahn AG die „avisierte Fokussierung in der Konzernstrategie ‚Starke Schiene‘“ als „eine weitgehend wirkungslose Worthülse“ bewertet.

Im Bundesfernstraßenmautgesetz steht folgendes: Die Verwendung der Mauteinnahmen wird neu geregelt. Die Hälfte der Mauteinnahmen ist weiterhin zweckgebunden für die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur für die Bundesfernstraßen zu verwenden und im Übrigen für Maßnahmen aus dem Bereich Mobilität und dabei ganz überwiegend für Maßnahmen aus dem Bereich Bundesschienenwege.

Es bleibt abzuwarten wie die Bahnreform in den nächsten 30 Jahren aussieht und sich entwickeln. Immerhin kann die Deutsche Bahn nun sagen, dass sie den Steuerzahler nicht weiter belasten wird, denn der Lkw bezahlt nun mit der Straßenmaut die Verluste und die ersehnte Infrastruktur. Dafür will der Bund bis zum Jahr 2029 fast 30 Milliarden Euro geben.

Naike Juchem, 06. Dezember 2023

Wilhelm Gustloff

Die Wilhelm Gustloff                            Photo by Pinterest

Am 5. Mai 1937 war der Stapellauf das deutschen Kreuzfahrtschiff „Wilhelm Gustloff“ in Hamburg. Adolf Hitler war bei der Tafe zugegen.

Autorin Naike Juchem

Die Zeit von ihrer Indienststellung bis zur Übergabe als Lazarettschiff, im September 39, war für die „Gustloff“ ziemlich unspektakulär. Nach dem Kriegsbeginn wurde die „Wilhelm Gustloff“ der Kriegsmarine als Lazarettschiff übergeben und lag als Wohnschiff in Gotenhafen – dem heutigen Gdynia.

Bei ihrer Versenkung durch das sowjetische U-Boot S-13 vor der Küste Pommerns, kamen am 30. Januar 1945 mehr als 10.000 Menschen ums Leben – genau weiß es niemand.
Bezogen auf ein einzelnes Schiff gilt der Untergang der „Wilhelm Gustloff“ als die verlustreichsten Schiffskatastrophen der Menschheitsgeschichte.

Im Januar 1945 rückt die Rote Armee immer weiter vor, und so sollte die „Wilhelm Gustloff“ als eines der letzten Schiffe Soldaten und Flüchtlinge aus Ostpreußen über die Ostsee nach Westen bringen.
Da die „Gustloff“ war inzwischen militärisch grau gestrichen – obwohl für neutrale Schiffe nach internationalem Seerecht die Farbe Weiß vorgeschrieben war.

Die letzte Fahrt der „Wilhelm Gustloff“ mit fatalen Fehler

Kapitän Petersen und drei weitere Kapitäne waren an Bord. Sie kannten die drohende Gefahr durch sowjetische U-Boote, konnten sich aber nicht auf ein angemessenes Vorgehen einigen und rungen stundenlang miteinander um eine Antwort auf die Frage, wie und wann das Schiff seinen gefahrvollen Weg nehmen sollte. Der militärische Kommandant, 
Korvettenkapitän Wilhelm Zahn, schlug vor, abgedunkelt durch flache Küstengewässer zu fahren, in denen U-Boote nicht operieren konnten. Er setzte sich jedoch nicht gegen Kapitän Petersen durch, der sich angesichts der Überladung des Schiffes für eine Route durch tiefes Wasser nördlich entlang der Stolpe-Bank 
entschied.
Die letzte und todbringende Reise der „Gustloff“ beginnt um 13:10 Uhr. Mit schätzungsweise über 10.000 Menschen an Bord. Darunter 162 Verwundete, rund 340 Marinehelferinnen und 1.100 U-Bootsoldaten.
Zum Zeitpunkt des Auslaufens wurden offiziell 7.956 Menschen registriert. Es wird geschätzt, dass weitere 2.500 Flüchtlinge den Weg auf die „Gustloff“ fanden. Auf Befehl sollten statt der 18 Motorrettungsboote für je 96 Personen nur 4 mitnehmen werden. Bei dem sowieso schon vollausgeladenen Schiff, ist diese Maßnahme nicht nachvollziehbar.

Nach Stop vor der Halbinsel Hel, kam der Befehl zum Weitermarsch, denn die Marinesoldaten der 2. U-Boot-Lehrdivision, sollten nach Kiel gebracht werden, um erneut in den Kriegseinsatz zugehen.
Trotz feindlicher U-Bootwarnung und mangelhafter Geleitsicherung, von zwei Schiffen und später noch durch das Torpedoboot „Löwe“ , setzte die „Gustloff“ ihre Fahrt fort.

Ein vermeintlicher Funkspruch der Kriegsmarine veranlasste Kapitän Petersen zudem die Positionslichter zu setzen, um eine Kollisionsgefahr mit einem angeblich entgegenkommenden Minenlegergeschwader zu verringern. Durch diese Maßnahme war das Schiff in der Dunkelheit auszumachen. Tatsächlich befand sich kein Minensucher auf Gegenkurs mit der „Gustloff“. Anlass und Absender des Funkspruchs konnten nie geklärt werden.

Auf der Höhe von Stolpmünde wurde die „Gustloff“ gegen 21 Uhr von dem sowjetischen U-Boot S-13 gesichtet. Um 21:16 Uhr ließ dessen Kommandant,
Alexander Iwanowitsch Marinesko, aus etwa 700 Metern Entfernung vier
Torpedos abschießen. Ein Torpedo klemmte, drei trafen die „Gustloff“ am Bug, unter dem E-Deck und im Maschinenraum. Durch den Treffer im Maschinenraum brach die Stromversorgung ab.

Notrufe die viel zu spät registriert wurden

Unmittelbar nach der Torpedierung ordnete Kapitän Petersen den diensthabenden Funkern der U-Boot-Lehrdivison die Aussendung eines Notrufs über Funk an. Die „Gustloff“ verfügte über drei Funkanlagen mit größerer Reichweite, die erst drei Tage zuvor in der Werft in Gotenhafen installiert wurden. Durch den Stromausfall an Bord war die Funkanlagen unbrauchbar. Ferner wurden durch die Explosionen an Bord die Röhren der Sender und Empfänger beschädigt. Ein Notruf via Funk durch die Funkstation war also unmöglich, unter anderem auch deshalb, weil die Batterien für den Notbetrieb nicht geladen waren. Auf der Brücke befand sich ein tragbares UKW-Sprechfunkgerät, welches aber über eine sehr geringe Reichweite von wenigen Tausend Metern verfügte, und nur zur Kommunikation innerhalb eines Konvois diente.

Der 20-jährige Funkgefreite Rudi Lange versendete über dieses Funkgerät Notrufe, doch wurden die Funksprüche anfangs von keinem empfangen. Das Torpedoboot 
„Löwe“ verfügte zwar über Empfangsmöglichkeiten, doch war die Station zum Zeitpunkt des Untergangs nicht besetzt. Erst nachdem die Gustloff rote Leuchtsignale geschossen hatte, nahm die „Löwe“ Kontakt mit der „Gustloff“ auf, und verbreitete den Funkspruch um 21:30 auf der Frequenz der U-Bootflotte – aber nicht auf der Frequenz der zuständigen Leitstelle Oxhöft der 9. Sicherungs-Division.
Wegen dieser falsche Frequenz erfuhr die Leitstelle und die angeschlossenen Schiffe viel zu spät vom Notruf der „Gustloff.“

Ein Alptraum unter Deck von einem der wenigen Überlebenden

Der Torpedotreffer mittschiffs hatte das leer gepumpte Schwimmbad im Unterdeck getroffen. Dies war die Notunterkunft vieler Marinehelferinnen. Dort spietlen sich grauenvolle Szenen ab. „Unter den Füßen der Flüchtenden waren Menschenleiber, meist Frauen und Kinder, gefallen, niedergerissen, totgetrampelt“, erinnert sich der Überlebende Heinz Schön, damals ein 18-jähriger Zahlmeister-Assistent. „Willenlos wurde ich nach oben getragen, eingeklemmt in ein tobendes schreiendes Menschenbündel, in dem sich einer an den anderen klammert. Auf den zwei Meter breiten Treppen hoch zu den Decks bildete sich schnell ein Teppich aus Toten. Es starben Schwache, es starben Kinder, und es starben diejenigen, die den Gestrauchelten aufhelfen wollten.“ So Schön in einem Interview.

Der Kampf um die vier Rettungsboote

Vor Heinz Schön stehen zwei Offiziere der Kriegsmarine mit entsicherten Pistolen: „Nur Frauen und Kinder!“ Ein alter Pfarrer drückt Schön ein Baby aus der Entbindungsstation in die Hand, der Pfarrer selbst trägt die Mutter. Ein Leutnant schafft ihnen Platz.

Herbeieilende Schiffe konnten nur 1.252 Menschen retten, darunter alle vier Kapitäne und den Marinemaler  Adolf Bock, dessen Berichte und Bilder später unter anderem im Stern veröffentlicht wurden. Das Torpedoboot „Löwe“, das die „Wilhelm Gustloff“ begleitet hatte, rettete 472 Menschen, das hinzugekommene
Flottentorpedoboot T 36 unter Kapitänleutnant Robert Hering weitere 564 Überlebende aus Booten, von Flößen und aus dem Wasser. T 36 wurde während der Rettungsaktion ebenfalls von S 13 angegriffen, wehrte sich aber mit Einsatz von Wasserbomben, worauf das sowjetische U-Boot abdrehte. 
Das Minensuchboot M 341 rettete 37, der Marinetender TS II 98, das Minensuchboot M 375 43 und der Frachter „Göttingen“ 28 Menschen. Zwei wurden in den Morgenstunden von dem Frachter „Gotenland“ geborgen, sieben von dem Torpedofangboot TF 19, ein Kleinkind vom Vorpostenboot Vp 1703.

Nur wenige Minuten nach den Torpedotreffern passierte der Schwere Kreuzer „Admiral Hipper: die sinkende „Wilhelm Gustloff.“ Der Kommandant der „Admiral Hipper“ entschied jedoch, nicht anzuhalten, um an der Bergung der Schiffbrüchigen teilzunehmen. Seine Begründung, man habe Torpedolaufbahnen gesehen und daher nicht angehalten, wurde von Experten angezweifelt. Da ein U-Boot längere Zeit zum Nachladen braucht, konnte die „Admiral Hipper“ ohne Probleme Kiel erreichen.

Gegen 22:15 Uhr, sank die „Gustloff“ etwa 12 Seemeilen von der pommerschen Küste bei Leba und liegt in 45 Meter Tiefe.

Abschießen die Frage, ob die Torpedierung der „Gustloff“ als Kriegsverbrechen eingestuft werden kann

Einfache Antwort: Nein

Die Torpedierung war kein Kriegsverbrechen, da Wehrmachts Soldaten vor dem Auslaufen der „Gustloff“ notdürftig ein paar Flakgeschütze auf das oberste Deck montierten, galt das Schiff somit als Kriegsschiff.
Die Versenkung war vielmehr eine Tragödie, die in erster Linie durch Gewissenlosigkeit verursacht worden war – nach Stop vor der Halbinsel Hel und dem Befehl zur Weiterfahrt.
Da Hitlers Reichsregierung die Ostsee am 11. November 1944 zum sogenannten Operationsgebiet erklärte und Deutsche Kriegsschiffe den Befehl hatten, „auf alles zu feuerten was schwimmt“, sind sich die Experten einig,  dass die dann auch für den Gegner galt. Außerdem hatte die Sowjetunion nie eine der Konventionen zur Seekriegsführung unterzeichnet.

Heute liegt das Wrack zwölf Seemeilen vor der polnischen Küste, in der Nähe des Kurorts Leba in 45 Metern Tiefe. In polnischen Seekarten ist es als Navigationshindernis Nr. 73 verzeichnet.

Warum mir diese Tragödie so wichtig ist, möchte ich auch gerne schreiben.
Eine meiner Freundinnen kommt aus Polen und deren Mutter war auf dem vorrausfahren Schiff gewesen.
Eine andere Freundin kommt aus Gdynia und durch sie und ihre Schwester habe ich über die „Wilhelm Gustloff“ sehr viel erfahren.
Im Oktober 2020 und September 2021 war ich im Marine Museum in Gdynia und las erschütternde Berichte von Menschen, die in den nachfolgenden Tagen tausende Todesopfer an den Stränden der Danzigerbucht sahen.

Quellen:
– Polanska Radio
– Marine Museum Gdynia
– Dr. Willi Kramer
– Christopher Dobson: Die Versenkung der „Wilhelm Gustloff „

Das Chaos in Afghanistan

Afghanistan ist seit 70 Jahren der Spielball der Nationen und kaum jemand weiß es.

Um die Lage von Afghanistan zu begreifen, muss man die Machenschaften der UdSSR, CIA, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emirate kennen; und zum anderen in der Geschichte weiter zurückgehen.

Autorin Naike Juchem

Ende der 70er Jahren kam Afghanistan hin und wieder in den Medien vor, als die UdSSR in Afghanistan intervenierte. Die UdSSR war eine Weltmacht und sah eine Bedeutung durch die USA mit ihrer Kriegsmarine und Atombomben.
Das Territorium der UdSSR umfasste nach dem zweiten Weltkrieg eine Fläche von 22,4 Millionen Quadratkilometern. Dies war fast ein Sechstel des Festlandes der Erde. Von der West-Ost-Richtung erstreckte sich die UdSSR vom Schwarzen Meer, der 
Ostsee bis hin zum nördlichen Pazifischen Ozean.
Die UdSSR hat trotz dieser gewaltigen Größe keinen geografischen Zugang zum südlichen Pazifik, bzw. Indischen Ozean. Um auch dort mit der seiner Marie präsent sein zu können, wollte man einen Korridor von Usbekistan, was zur Russischen Föderation gehörte, durch Afghanistan und Pakistan. Da Pakistan an der Küste des Arabischen Meeres, eines Nebenmeeres des Indischen Ozeans liegt, wäre der militärische Zugang in den südlichen Pazifik gesichert gewesen.

Dieses Vorhaben scheiterte am Widerstand der Mujahideen, die umfassend mit finanzieller, materieller und personeller Unterstützung aus den arabischen Staaten profitiert habe.  Hier sei die CAI, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Pakistan erwähnt.
Der Begriff Mujahideen verwenden Muslime um diejenigen zu beschreiben, die sich als Krieger im Namen Allahs für den Islam zu kämpfen sehen. Das Wort ist von der gleichen arabischen Wurzel wie der Dschihad – der heilige Krieg.

Ein Sinnloser Krieg gegen einen unsichtbaren Feind

Im Februar 89 beendeten die UdSSR einen Sinnlosen Krieg und zogen sich aus Afghanistan zurück. Was übrig blieb war ein Chaos aus innenpolitischer Zerstrittenheit und ein Land das wirtschaftlich am Boden lag.
Durch den Rückzug der UdSSR sahen sich die Mujahideen als „Arbeitslos“ und durch die Zerstrittenheit der vielen Ethnien im Land, sahen diese nun endlich die Möglichkeit einen Gottesstaat nach ihrem Willen aufzubauen. Auch hier waren Religionsgelehrte aus dem arabischen Raum im Hintergrund.

Kaum ein anderes Land der Welt befindet sich seit so langer Zeit in einem permanentem Kriegszustand. Im Zuge dieses Kriegs wurde das gesamte
Land in Schutt und Asche gebombt; 1,5 Mio. Menschen verloren ihr Leben. Weitere Kriegsfolgen sind die Erblast von über 10 Mio. Anti-Personen Minen ( in keinem anderen Land der Welt liegen mehr Minen), eine Analphabetenrate von über 90 % und
die Flucht von zeitweise bis zu 6,5 Mio. der 14 Mio. Einwohner Afghanistans nach Pakistan und Iran.
Auf den ersten Blick gleicht der Afghanistankrieg einem undurchsichtigen Chaos, in dem andauernd neue Fraktionen auftreten, die sich in ständig wechselnden Koalitionen bekämpfen. Jedoch lassen sich auf den zweiten Blick zwei Konfliktebenen unterscheiden: Zum einen gibt es die internationale Konfliktebene, da der Afghanistankrieg stark von den sicherheitspolitischen, wirtschaftspolitischen und ideologischen Interessen ausländischer Mächte, insbesondere seiner Anrainerstaaten, bestimmt wird. Zum anderen gibt es
die innerafghanische Konfliktebene, auf der zunehmend Ethnizität an Bedeutung gewinnt. Beide Konfliktebenen sind miteinander verzahnt und haben in den Kriegsparteien ihre Überschneidungs-
punkte. Daher wird die Zukunft von Afghanistan nur jene gestalten können, die langfristig die Fraktionen militärisch und politisch behaupten. Da es an ausländischer Unterstützung für die Taliban nicht mangelt, ist ein erneuter Krieg unumgänglich.

Um Afghanistan zu begreifen, muss man in der Geschichte zurückgehen

Ein Reich mit der Bezeichnung Afghanistan existiert seit 1747. Afghanistan in seinen heutigen Grenzen entstand jedoch erst Ende des 19. Jahrhunderts als Pufferstaat zwischen den Interessengebieten der Kolonialmächte Britisch-Indien und
Rußland. In dieser Staatsgründung war das wesentliche Konfliktpotential Afghanistans schon von Anfang an angelegt.
Bei Afghanistan handelt es sich um einen Vielvölkerstaat, in dem über 50 ethnische Gruppen leben. Die größte Ethnie sind die segmentär organisierten Paschtunen, die in verschiedene Stammesverbände zerfallen; die Konföderationen der Durrani und Ghilzai bilden die umfaßendsten paschtunischen Stammeseinheiten. Weitere wichtige ethnische Gruppen sind die Usbeken in Nordafghanistan und die Hazara im zentralen Hochland. Unter der Sammelbezeichnung Tadschiken
wird die persischsprachige, sunnitische Bevölkerung Afghanistans zusammengefaßt.

Die ethnische Vielfalt in Afghanistan drückte sich seit Jahrzehnten in der gesellschaftlichen Schichtung aus. Die Paschtunen erschienen nach außen hin als die staatstragende Ethnie. Sie stellten
von 1747 bis 1973 mit dem Königshaus, das dem durranischen Stammesverband angehört, die Spitze des Landes. Auch die traditionelle Elite bestand in ihrer Mehrheit aus paschtunischen Adligen. Die Tadschiken bildeten das Gros der Mittel-
schicht, weshalb sie die Wirtschaft und staatliche Verwaltung dominierten. Die Usbeken hatten auf den afghanischen Machtapparat nur wenig Einfluß
und waren weitgehend auf ihren Siedlungsraum beschränkt. Die Hazara bildeten aufgrund ihres turko-mongoliden Aussehens und ihrer schiitschen Konfession eine marginalisierte Ethnie, die
weitgehend von der Partizipation an den gesellschaftlichen Ressourcen ausgeschlossen bleibt.

Die CIA tragen eine Mitschuld an dem Chaos in Afghanistan *

Der auf Drogen aufgebauten Irrsinn zeichnete sich ab, als der weltweite Drogenhandel sich auf dem Tiefpunkt seiner jüngeren 200-jährigenGeschichte befand: mitten im Zweiten Weltkrieg. In den USA war der Reinheitsgehalt illegalen Heroins von 28 Prozent 1938 auf nur drei Prozent drei Jahre später gefallen – ein Rekordtief. Zugleich hatte die Anzahl der Süchtigen rapide abgenommen: Nur noch etwa 20.000 waren es1944/45, ein Zehntel derjenigen, die noch 1924 gezählt worden waren.

Ende der 40er Jahre sah es ganz danach aus, als würde die Heroinsucht in den USA ein unbedeutendes Problem werden. Innerhalb eines Jahrzehnts jedoch blühten die Drogensyndikate wieder, die asiatischen Mohnfelder dehnten sich aus, in Marseille und Hongkong schossen Heroinraffinerien aus dem Boden. Der Grund für diese Erholung des Heroinhandels ist in einer Abfolge von CIA-Bündnissen mit Drogenhändlern zu finden.
Die CAI unterhielt sehr enge Kontakte zu korsischen Drogensyndikate in Marseille, nationalchinesischen Truppen in Birma und korrupten thailändischen Polizisten.

* lesen Sie hierzu den externen Berich: Die CIA und ihr Opium

Eine unlösbare Zwickmühle

Die weltweit zunehmende islamistische Gewalt, der Staatszerfall in Asien und Afrika und der daraus resultierende Flüchtlingsstrom nach Europa zwingen die internationale Gemeinschaft, sich verstärkt mit der Befriedung von Krisenregionen und mit gesellschaftlichem Wiederaufbau zu beschäftigen. Wie man aber Lösungen für die Konflikte und Kriege erarbeiten will, sind äußerst schwierig, da zu viele Interessen an politischen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt religiösen Gründen auf keine Einheit hinauslaufen werden – und dies auf dem Rücken der zivilgesellschaft ausgetragen werden.

Nach fast 20 Jahre des internationalen  ISAF Einsatz in Afghanistan herrscht in der Öffentlichkeit die Ansicht vor, der ISAF Einsatz sei generell fehlgeschlagen. Zwar waren fast alle militärischen Operationen zur Bekämpfung der Taliban von Erfolg gekrönt, und dennoch gelang es trotz gewaltiger finanzieller und personaler Anstrengungen nicht, eine stabile politische und funktionierende Verwaltung, sowie eine effektive Justiz zu etablieren.
Ebenso ist ein Großteil der afghanischen Bevölkerung der Meinung, die Lasten des Krieges seien ungerecht verteilt worden und sie hätte vom bisherigen Wiederaufbau nicht ausreichend profitiert.
Bei Frauenrechten, Bildung, Gesundheit und Medien kann die internationale Allianz erfolgreiche Erfolge vorweisen, aber leider stehen diese Errungenschaften auf sehr
wackeligen Beinen, da ihnen die ökonomische und gesellschaftliche Unterstützung fehlt.
Die internationalen Beziehungen zwischen Deutschland und Afghanistan gibt es schon seit 1919. Während der kritischen Sicherheitslage von Mitte der 1980er-Jahre bis 2001, hatte Deutschland kein Botschaft in Afghanistan unterhalten. Erst nach der Afghanistan-Konferenz von 2001 wurde wieder ein deutsches Verbindungsbüro in Kabul eingerichtet, das im Folgejahr wieder zur Botschaft aufgewertet wurde. Die deutsche Botschaft war die erste diplomatische Vertretung eines Staates in Afghanistan nach Ende des Taliban-Regimes.
Afghanistan liegt laut der Weltbank beim Investitionsklima auf Platz 162 von 175 untersuchten Ländern. 60 Unternehmen aus Deutschland waren schon kurz nach dem Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistan vertreten.
Während die großen deutschen Konzerne zumeist mit Subunternehmen in Afghanistan tätig sind, unterhalten vor allem kleine und spezialisierte deutsche Firmen Vertretungen in dem Land. Siemens baut zum Beispiel das Telefonnetz aus und ist an der Modernisierung von zwei Wasserkraftwerken beteiligt. Der Essener Baukonzern Hochtief repariert und baut Straßen.
Die in Hamburg lebende Familie Rahimi, hat das 1968 in Kabul gegründete Hoechst-Werk vor einigen Jahren gekauft und stellt dort Hustensaft, Schmerzmittel und Antibiotika her. Die Afghanistan Investment Support Agency, wirbt damit, dass ihr Land als einen der weltweit am schnellsten wachsenden Märkte anpreist und seit 2003 bereits 2,4 Mrd. Dollar investiert wurden. Der Internationale Währungsfonds rechnete im Jahr 2007 mit einem Wirtschaftswachstum in Afghanistan von zwölf Prozent.

Die Meinung der meisten in Afghanistan
engagierten Staaten lässt sich mit wenigen Worten beschreiben: Sicherheit ist Voraussetzung für politische Stabilität und politische Stabilität für wirtschaftlichen Aufbau. Heute ist klar, dass diese Strategie nicht funktioniert hat.

Alle Bemühungen der Alliierten für Sicherheit und Ordnung in Afghanistan aufzubauen, sind am Tag mit den „Friedensgesprächen“ in Doha, zwischen den USA und der Taliban gescheitet. Die USA lies mit ihrer Unterzeichnung das Volk von Afghanistan ins offene Messer laufen.
Dieses perfide Abkommen mit Terroristen und das Versprechen, die USA werde ihre Truppen abziehen, war der ungehinderte Zugang der Taliban, um wieder die Herrschaft über Afghanistan zu gewinnen.
Nichts wurde in all den Jahren an Frieden und Sicherheit gewonnen.

Die Lage in Afghanistan hat sich seit Mai 2020 dramatisch verschlechtert und mit jedem weiteren Tag rücken die Taliban in immer mehr Städte und Provinzen vor.
Es ist abzusehen, dass ohne Alliierte Hilfe Afghanistan erneut ins Mittelalter katapultiert wird. Da im letzten Jahr China schon Truppen in die Nähe von Afghanistan verlegt hat, ist nun die Frage, wer wird als erstes das aufkommenden Taliban-Regiem bekämpfen.

Die unglaublich Menge an Resourcen werden einen nächsten Krieg nicht verhindern

Der run auf Resourcen hatte nach dem Sturz des Taliban-Regimes schon einige Länder auf den Plan gerufen.
Die Türkei mischt seit 2001 in dem NATO geführten ISAF Einsatz kräft mit und arbeitete in Afghanistan mit den selben Instrumenten wie die anderen Staaten: Streitkräfte, Institutionen
der Entwicklungszusammenarbeit und Hilfsorganisation. Die Türkei hat aber zwei weitere Punke im Blick: die  Außenwirtschaftspolitik und Investitionen durch private Firmen.
Bereits 2001 hatte die Türkei ihr ökonomisches Interessen klar definiert: der Energie- und im Transportsektor.
Die nachgewiesenen Öl- und
Gasbestände in Afghanistan sind mittel- und langfristig für die türkische Wirtschaft
genauso interessant wie auch chinesische Pläne, neue überregionale Transportwege (Projekt Seidenstraße) zu bauen, die durch Afghanistan bis nach Anatolien führen soll.

Die Ressourcen sind Fluch und Segen für Afghanistan. So haben US-amerikanische Geologen vor 10 Jaher riesige Vorräte an Lithium, Kupfer, Eisen und Gold entdeckt, die bis zu 1000 Milliarden Dollar wert sein sollen. Die Vorräte an Kupfer, Lithium, Eisen, Gold und Kobalt reichten aus, das Land zu einem weltweit führenden Rohstoffexporteur zu machen. Afghanistan hat somit das Potenzial, zum „Saudi-Arabien des Lithiums“ zu werden. Lithium wird für wiederaufladbare Batterien gebraucht – für Handys, Laptops oder Elektroautos.
Die US-Geologen beschreiben zudem große Vorkommen von „seltenen Erden“, die für nahezu alle Hightech-Produkte gebraucht werden und die zu 97 Prozent in China abgebaut werden. Westliche Exportunternehmen sind auf solche Rohstoffe angewiesen. Käme der Abbau von Bauxit in der Nähe von Baghlan in Gang, könnte gleichzeitig der seltene Rohstoff Gallium gewonnen werden, der etwa für Dünnschicht-Solarzellen gebraucht wird.
Der Sensationsfund könnte das Rückgrat der Wirtschaft werden. Der Nachteil wird die weitere Destabilisierung der Region werden. Durch eben jene Vorkommnisse könnte Afghanistan zum geopolitischen und geoökonomischen Brennpunkt der Welt werden.

Die Geschichte zeig, dass solche Ressourcen für die betroffenen Länder eher Fluch als Segen sind. Gleiches ist heute schon im Kongo zu sehen.

Entdeckt wurden viele der Rohstoffreserven mithilfe von Karten- und Datenmaterial sowjetischer Bergbauexperten, die noch aus der Zeit der sowjetischen Besatzung in den 80er Jahren stammen. Nach dem Rückzug der sowjetischen Truppen und dem darauffolgenden Chaos nahmen afghanische Geologen die Karten an sich und brachten sie nach dem Sturz der Taliban 2001 in offizielle Dokumentensammlungen zurück. Dort fanden die US-Geologen die Aufzeichnungen 2004 und stellten auf ihrer Basis eigene Forschungen an. 2007 bereits veröffentlichten sie Berichte über die zur Rede stehenden Riesenvorkommen, allerdings ohne auf großeres Interesse der Regierung zu stoßen. Erst 2009 wurde eine Pentagon-Abteilung zur Wirtschaftsförderung auf die Erkenntnisse aufmerksam und ließ die Unterlagen nochmals prüfen.
Nun bleibt abzuwarten, wie politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich dieses enorme Kapital einsetzen lässt um eine weitere Eskalation des Terrors zu verhindern.

2012 investierte TPAO, die staatliche Ölfirma der Türkei, 100 Millionen US-Dollar und startete Bohrungen auf bereits explorierten Öl- und Gasfeldern im Norden Afghanistans.
Die eigenen Interessen offen zu verfolgen hat der Türkei bislang nicht geschadet. Im Gegenteil, die afghanische Seite sieht sich eher auf gleicher Augenhöhe, wenn sie als
Wirtschaftspartner und nicht als Hilfeempfänger angesprochen wird. Etlichen türkischen Bauunternehmen
gelang es in relativ kurzer Zeit, auf dem afghanischen Markt Fuß zu fassen. Im Hoch- und Tiefbau hatten sie in den ersten Jahren des westlichen Engagements mehrere Nato-Aufträge übernommen. Dank der Erfahrungen, die sie dabei sammelten, konnten sie sich später größere öffentliche Bau- und Infrastrukturprojekte sichern.
So wurden mehrere Abschnitte der afghanischen Ringroad, die die größeren Städte des Landes miteinander verbinden soll, von türkischen Unternehmen gebaut.
Auch in der Handelspolitik machte die Türkei lokale wirtschaftliche Engpässe für die eigene Wirtschaft zu nutzte. So sind türkische Geschäftsleute auf dem afghanischen Markt stark vertreten. Türkische Produkte sind begehrt.
Oft sind sie der chinesischen, pakistanischen und iranischen Konkurrenz qualitativ überlegen und bezahlbar. Ein Vorzug türkischer Unternehmer ist zweifellos, dass sie risikobereiter sind als die meisten europäischen und US-amerikanischen Unternehmen.

Auch türkische Unternehmer und ihre Mitarbeiter wurden entführt oder gar getötet. Dennoch haben sie es größtenteils vermieden, sich hinter hohen Mauern und Stacheldraht zu verschanzen. So vermittelten sie den Einheimischen das Gefühl, sich nicht von ihnen abzuheben. Türkische Firmen werden vor Ort aber auch deshalb geschätzt, weil sie afghanische Arbeitskräfte einsetzen. Zwar ist der Verdienst bescheiden, doch einen Arbeitsplatz zu haben ist in Afghanistan mit seiner extrem hohen Arbeitslosigkeit bereits ein Privileg.

Die Türkei zieht die Fäden im Hintergrund

Die Türkei befürwortet eine regionale Lösung des Konflikts und initiierte deshalb den sogenannten Istanbul-Prozess. Die Türkei bindet darin nicht nur alle Nachbarn Afghanistans ein, sondern kooperiert auch mit USA, Russland, China sowie auch mit Großbritanien und Deutschland.
Türkische Generäle hatten mehrfach die Leitung verschiedener Teile der ISAF-Truppen. Zweimal kommandierten türkische Offiziere den gesamten ISAF-Einsatz. Dreimal übernahm die Türkei
die Verantwortung für die Sicherheit in der
Hauptstadt Kabul und in der Provinz Wardak. Heute schützen türkische Truppen den internationalen Flughafen in Kabul – auch dies aus wirtschaftlichen Gründen, für deren Export.
Auch ist die Türkei maßgeblich an der
Ausbildung der Afghanischen Natio-
nalarmee und der Nationalpolizei beteiligt und finanziert mehrere Militärschulen. So kommen Waffen aus Deutschland, Frankreich und Israel legal ins Land. Da die türkischen Geheimdienste mit internationalen Partnern zusammen arbeiten, ist es für andere Dienste sehr schwer – wenn nicht gar unmöglich, dieses Netzwerk zu durchschauen.

Ein falsches Spiel von „Brüder im Glauben“

Ungeachtet dieser engen Zusammenarbeit wird die türkische Beteiligung an
militärischen Maßnahmen oft nur als symbolisch bezeichnet. Denn die Türkei hat es von Beginn an abgelehnt, sich an militärischen Aktionen gegen die Taliban, an der Terrorbekämpfung, aber auch an Operationen gegen die Produktion von Drogen und den Handel mit ihnen zu beteiligen; selbst bei der Minenräumung enthält sich die Türkei.
Die Türkei sieht sich nicht als Besatzungsmacht und signalisieren – mit Erfolg, der afghanischen Bevölkerung.  Das dieser „brüderliche Glaube“ sehr zum Nachteil der Bevölkerung werden kann, wird seit Jahren nicht gesehen – und dies ist ein fataler Fehler in anbetracht der immer stärker werdenden Taliban.

Nicht einmal wurde Militärcamps der Türkei seitens der Taliban angegriffen, womit sich bei der Bevölkerung ein positives Bild für die Türkei zeigt.

Doch solange die türkische Regierung immer noch im Glauben ist, sich in einem Konkurrenzkampf mit dem Westen zu befinden, wird Afghanistan von Menschen gleichens Glaubens still und heimlich unterwandert.

Die Taliban braucht keinen Drogenhandel – sie bekommen Steuern

Opium ist trotz allem für Afghanistan eine sehr lukrative Einnahmequelle und dies weiß eigentlich jeder. Die Taliban war in Afghanistan nie weg. In den letzten 10 Jahren haben sie immer wieder Provinzen und Städte eingenommen. So kamen sie auch immer an Waffen und Munition, die sie bei den Stürmungen auf Militär- oder Polizeikasernen erbeuteten.
Die Taliban haben in Afghanistan eigene staatsähnliche Strukturen aufgebaut, mit sogar eigenen Gerichten.
Durch den illegalen Landraub, verfügt die Taliban quasi über ihr eigenes Land – so hat diese Terrorgruppe Steuereinnahmen. Auch durch die Besetzung und Kontrolle von Grenzübergänge, bekommen die Taliban Einnahmen durch Zollgebühren.

Der Geldstrom aus dem Ausland, wie dieser noch in den 90er Jahren war, ist nicht mehr in dem Maße, wie einst. Auch wenn Geheimdienste Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Pakistan im Visier haben, dementieren dies vehement.

Durch den alltäglichen Terror und seit Wochen das schnelle Vorrücken auf Städte und Provinzen, mangelt es den Taliban nicht an finanziellen Mitteln. Sie plündern und rauben was ihnen unter die Finger kommt.

Was kommt wird alle bisherigen Prognosen übersteigen

Der Krieg rückt näher, und somit auch die Angst vor einer erneuten Übernahme der Taliban. Die nächsten Wochen werden zeigen, wie sich die internationale Gemeinschaft in Afghanistan verhält. Je mehr Staaten ihre Botschaften schließen werden, desto mehr verliert die Bevölkerung den Glauben an die Regierung und das bisherige Staatssystem.

Es ist nue noch eine Frage der Zeit, bis die Taliban Kabul angreift und die jetzige Regierung stürzen wird. Die Apokalypse steht vor der nächsten Stufe und das was kommt, wird ein Massenmord.
Die Menschen wissen nicht mehr wohin sie noch fliehen sollen, und die hochausgebildeten Militärs werden sich wohl kaum der Taliban beugen. Wenn das jetzige Staatssystem zusammen bricht und die Soldaten und Polizisten keinen Soldt und Lohn bekommen werden, steht einem Bürgerkrieg kaum noch was im Weg.

Die Taliban wird ihrerseits die zivil Bevölkerung als Schutzschilde nutzen, wie sie dies vor 20 Jahren schon einmal taten und in den von ihnen kontrollierten Provinzen schon seit Jahren tun.

Mit jedem Tag, an dem die Taliban Städte und Provinzen einnehmen, sinkt die Hoffnung auf ein Ende der Gewalt und Terror.

Naike Juchem 14. August 2021

Quelle
– Alfred W. McCoy. Professor an der Universität Wisconsin für südostasiatische Geschichte. Die CIA und das Heroin. Weltpolitik durch Drogenhandel
– Bundeszentrale für politische Bildung
– Library.fes.de Conrad Schetter
– Stiftung Wissenschaft und Politik

Ich fühle immer zu viel

Ich fühle immer zu viel und am Ende tut es nur noch weh.
Ich lache immer zu viel und bekomme gesagt, du bist peinlich und albern.
Ich liebe immer zu viel und bekomme trotzdem die Schläge ab.
Ich vermisse immer zu viel und spüre die Traurigkeit zu oft.
Ich leide immer zu viel und keiner sieht die Einsamkeit im Herz.
Ich lebe.
Ich fühle immer zu viel und sehe das Menschen meine Gefühle teilen.
Ich lache immer zu viel und bekomme Momente des Lächelns zurück.
Ich liebe immer zu viel und bekomme Geborgenheit zurück.
Ich vermisse immer zu viel und merke das mir an Güte nichts fehlt.
Ich leide immer zu viel und weiß das ich getragen werden.
Ich lebe.
Ich lebe immer zu viel.
Ich lebe immer fröhlich.
Ich lebe immer liebevoll.
Ich lebe immer geborgen.
Ich lebe immer begeistert.
Ich lebe.

Naike Juchem 30. Oktober 2018

Frauenrechte in Afghanistan

Unter dem Taliban-Regime, dass sich ab 1994 in Afghanistanlangsam wie ein Geschwür ausbreitete und bis zum Ende ihrer Herrschaft, im Jahr 2001, wurden den afghanischen Frauen ihre Menschenrechte und ihr Würde abgesprochen. Als die internationale Gemeinschaft unter der Führung der USA mit dem Versprechen auf Demokratie, Schutz der Menschenrechte undsoziale Gerechtigkeit nach Afghanistan kam, war die Hoffnunggroß, dass sich die Situation der Frauen wieder verbessern würde und sie endlich die gleichen Rechte wie Männer bekämen. Internationale Organisationen, insbesondere die UN, die Europäische Union und die Entwicklungsagentur der USA, sagten ihre Unterstützung zu, um die Lage der afghanischen Frauen zu verbessern. Die UNO machte ihre Unterstützung der afghanischen Regierung davon abhängig, dass diese die Rechte der Frauen und ihre stärkere Beteiligung in der Afghanischen Gesellschaft gewährleistete. Die UN koordinierten diese Hilfen für Frauen und allmählich zeichnete sich eine Verbesserung der Situation ab: Frauen erhielten mehr Zugang zu Bildung und beteiligten sich vermehrt an der Gestaltung von Politik und Gesellschaft. Die unabhängige Menschenrechtskommission Afghanistan, UNAMA (United Nations Assistance Mission in Afghanistan) wurde gegründet, und die Gleichberechtigung der Frau wurde in der Verfassung Afghanistans festgeschrieben. Mädchen durften wieder in Schulen und Universitäten, Frauen nahmen an Wahlen teil, und fünfundzwanzig Prozent der Sitze des afghanischen Parlaments wurden Frauen zugewiesen. Auch in anderen Bereichen der Politik, der Gesellschaft und der Wirtschaft wurden Frauen aktiv und Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten für Frauen nahmen zu. Im Schlussdokument der Afghanistan-Konferenz in Bonn im Dezember 2011 hat die internationale Gemeinschaft bekräftigt, auch nach 2014 und dem Abzug der ISAF-Truppen Afghanistan weiter helfen zu wollen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sicherte damals Afghanistan langfristige Hilfe über den Abzug der internationalen Kampftruppen hinaus zu. „Afghanistan kann sich auch nach 2014 auf die Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft verlassen“,sagte Merkel. Da die UNO, wie auch die NATO ihre militärische Präsenz in Afghanistan zurückschraubte und sich dadurch auch die Hilfenverringerten, erlahmte seitens der UNO, insbesondere der USA, auch das Interesse und die Aufmerksamkeit für den Schutz dersozialen Gerechtigkeit, der Demokratie und der garantierten Beteiligung von Frauen an der Politik. Da die Regierung unter Hamid Karsai auch nicht gerade mit Zuverlässigkeit glänzte,
erfüllte diese ihre Verpflichtungen gegenüber Frauen nicht, denn die Gesetze und Vorschriften, die zur Sicherung der Frauenrechte eingeführt worden waren, standen lediglich auf dem Papier, wurden jedoch nicht angewandt. Die Erwartung, dass die UNO und die Regierung Afghanistans die Gleichstellung und die Menschenrechte von Frauen gewährleisten würden, erfüllte sich nicht. Im Gegenteil – niemand arbeitete ernsthaft an der Erfüllung dieser Verpflichtungen. Es zeigte sich beispielsweise, dass Frauen nur eine symbolische Rolle in der Struktur der afghanischen Regierung inne hatten. Inzwischen hat sich, insbesondere aufgrund von wieder zunehmenden Sicherheitsproblemen, Armut, langlebigen Traditionen sozialer Unterdrückung und der Bedrohungen durch die Taliban, den IS und andere extremistische Gruppen, die Lage der afghanischen Frauen wieder verschlechtert, bis hin zu Lebensgefahr, und die Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten haben sich verringert und sogar dramatisch verschlechtert.

Fortsetzung von Krieg und Unsicherheit

Der fortdauernde Krieg und Terror und die insgesamt unsichere Lage hat für Frauen das Leben in vielen Provinzen wo die Taliban wieder die Macht stark erschwert. Die Recherchen von Afghan Women ́s Network ergab mit rund 100 Vorfällen in nur 71 Tagen (01.11.2018 – 10.01.2019)
ein erschreckendes Bild: In fast allen der 34 Provinzen Afghanistans waren mindestens zwei Vorfälle zu finden. In den unsicheren Teilen des Landes können derzeit Mädchen, wie auch in der Vergangenheit, keine Schulen besuchen; viele Familien erlauben ihren Töchtern nicht, zur Schule zu gehen, weil es zu wenig weibliche Lehrkräfte gibt. Heute, im einundzwanzigsten Jahrhundert, können sechzig Prozent der afghanischen Frauen und Mädchen weder lesen noch schreiben.
Viele Frauen, die in mehreren Provinzen für Regierungs- und
Nichtregierungsorganisationen gearbeitet hatten, mussten Arbeit aufgrund der Sicherheitslage einstellen, oder haben schon in den letzten Jahren im Verborgenen gearbeitet und auch agiert. Darüber hinaus töteten und erschossen die Taliban mehrere Frauen wegen des bloßen Verdachts, mit der Regierung zusammen gearbeitet zu haben.

Gewalt gegen Frauen in der Familie und in der Öffentlichkeit.

Traditionen sozialer Unterdrückung gibt es heute überall in Afghanistan; immer noch leiden rund drei von vier Frauen unter unterschiedlichen Formen von Gewalt, nicht nur in der Familie, sondern auch in der Gesellschaft– am Arbeitsplatz, an Ausbildungsorten und sogar auf offener Straße. Viele Familien bevorzugen klar die Geburt eines Jungen und sind unglücklich
über die Geburt eines Mädchens.
Kinder und Frauen werden zwangsverheiratet oder an ältere Männer verkauft, manchmal werden sie getauscht, gegen Vieh oder gegen die Lösung eines Konfliktes. Frauen und junge Mädchen werden vergewaltigt und Gewalt gegen Frauen wird von manchen im Namen der Religion gerechtfertigt. Polygamie stellt eine weitere Herausforderung für Frauen dar. Ein Mann hat beispielsweise das Recht, mit bis zu vier Frauen gleichzeitig verheiratet zu sein, und diese Frauen besitzen keinerlei Rechte.
Viele Fälle von Gewalt gegen Frauen werden mittels informeller Gerichte oder in Stammesversammlungen entschieden. Die Entscheidungen dieser Stammesversammlungen sind unfair und ungerecht, vor aller Augen werden Frauen gesteinigt oder ausgepeitscht. 2015 wurde in der Provinz Ghor eine Frau gesteinigt, obwohl sie kein Verbrechen begangen hatte.
Nicht wenigen Frauen werden durch ihre Ehemänner Ohren und Nasen abgeschnitten. Viele Frauen suchen in den Frauen- und Schutzhäusern der wenigen Internationalen oder auch private
Organisationen Zuflucht vor dieser immer stärker um sich greifenden Gewalt. In vielen Provinzen sind die Täter dieser
Gewaltakte mächtige Männer, Kriegsherren, Regierungsbeamte oder Parlamentsabgeordnete, und die Regierung sieht sich nicht in der Lage, sie zu verhaften und oder zu bestrafen.

Basierend auf Zahlen von Afghan Women ́s Network wurden im Jahr 2017 rund 3800 Fälle von Gewalt gegen Frauen registriert; 19 der betroffenen Frauen haben sich selbst verbrannt. 2018 nahm die Zahl der Verbrechen weiter zu und lag bei knapp 4200. Im vergangen Jahr blieb die Zahl auf gleich hohem Niveau.
Menschenrechtsorganisationen können durch die instabile Lage in vielen Regionen gar keine Hilfe, bzw. Registrierungen vornehmen und so liegt die Zahl der tatsächlichen Opfer um ein vielfaches höher.
Die sehr lasche Verfolgung der Behörden, lässt somit eine Straffreiheit für die Männer zu und ist als Hauptgrund
für die Zunahme dieser Gewalt zu nennen. Selbst in Kabul sind Frauen und Mädchen nicht vor körperlicher Gewalt sicher. Als Beispiel hierfür sei der Mord an Farkhunda genannt. Dieses Mädchen wurde vor 2015 von Dutzenden Männern brutal getötet und verbrannt – nur wenige Kilometer entfernt vom Präsidentenpalast und vor den Augen von Sicherheitskräfte. Dieser Vorfall spiegelt die Tragweite der Tragödie wider, mit der afghanische Frauen konfrontiert sind. Zwar wurden mehrere Personen im Zusammenhang mit diesem Mord verhaftet, jedoch gingen sie letztendlich straffrei aus. Frauen und Mädchen sind selbst an ihrem Arbeitsplatz oder an den Universitäten nicht sicher. Sie werden auf dem Arbeitsmarkt und in Bildungseinrichtungen von Männern auf unterschiedliche Arten belästigt und aufgefordert, illegitime Dinge zu tun; es gibt keinerlei Gesetze zur Unterstützung von Frauen in diesen Bereichen.
Die Erfolge der afghanischen Frauen und deren mangelnde Anerkennung
Menschenrechtsaktivistinnen haben in den letzten Jahren bedeutende Erfolge in Afghanistan und über die Grenzen Afghanistans hinaus erzielen können, sie haben nationale und internationale Preise gewonnen und damit der Welt ein anderes
Gesicht von Afghanistan gezeigt, als das von Krieg und Gewalt.
Doch die Beteiligung von Frauen an der politischen Entscheidungsfindung ist immer noch verschwindend gering.
Trotz positiver Errungenschaften im Leben der afghanischen Frauen beschränken sich der Fortschritt und die
Entwicklungsmöglichkeiten von Frauen in vielerlei Hinsicht auf Worte und Slogans. Zahllose Gesetze, Programme und Strategien wurden entwickelt, um die Stellung der afghanischen Frau zu stärken, doch deren Umsetzung war weniger erfolgreich. Immer wieder wurden diese Maßnahmen seitens der Regierung ignoriert.

Es ist offensichtlich, dass Frauenrechte in Afghanistan nur eine symbolische Rolle spielen, diese Doppelmoral und die
frauenfeindlichen Einstellungen zeigen sich an folgendem Beispiel: Hamid Karsaihatte dem Parlament zwölf
Ministeramtskandidaten zur Aussprache des Vertrauens präsentiert; das Parlament hat daraufhin den elf männlichen
Kandidaten das Vertrauen ausgesprochen, Nargis Nehan aber, die als einzige Frau als Ministerin für Bergbau und Erdöl
vorgeschlagen war, wurde abgelehnt. Dies zeigt, dass in allen drei Organen der afghanischen Regierung Frauenfeindlichkeit herrscht und nach wie vor politische Entscheidungen auf der Grundlage gefällt werden, die männliche Dominanzkultur zu erhalten. In all den Jahren konnte keine einzige Frau Mitglied des Obersten Gerichtshofs von Afghanistan werden, stets lehnte das Parlament die Mitwirkung von Frauen in dieser Institution ab; Frauen gelten in Afghanistan immer noch als Menschen zweiter Klasse.
Die allgemein unsichere Lage, das Versagen der afghanischen
Regierung bei der Gewährleistung von Sicherheit für Frauen, die Einschränkungen und verschiedenen Arten von Diskriminierung sind Gründe dafür, dass Frauen nicht in der Lage sind, in Frieden in Afghanistan zu leben, und sich gezwungen sehen, allein oder mit der Familie in andere Länder zu gehen, insbesondere nach
Europa, um dort Asyl zu beantragen.

Afghanische Frauen in Europa und Gewalt in der Familie

Abgesehen von mentalen und psychischen Gesundheitsproblemen erleben afghanische Frauen und Mädchen in vielen europäischen Ländern, insbesond
ere in Deutschland sexuelle und auch häusliche Gewalt. Nach Quellen deutscher Medien wurden allein 2017 zwei
afghanische Frauen in den Städten Frankfurt und Herzogenrath von ihren Ehemännern getötet. Gewalt ereignete sich auch in einem Flüchtlingslager in
Schwerin, wo im November 2017 eine afghanische Frau durch einen iranischen Mann vergewaltigt wurde. Gemäß der Aussage eines Verteidigers von Frauenrechten in Frankfurt leben einige afghanische Familien hier nach den selben traditionellen Vorstellungen wie in Afghanistan und erlauben ihren Frauen nicht einmal, an Sprachkursen
teilzunehmen. Die Hilfsangebote vieler Organisationen und Vereinigungen, die Geflüchtete bei ihren Integrationsbemühungen
unterstützen, laufen dann ins Leere. Ein weiterer schwerer Fall von Gewalt afghanischen Männer ist der Mord an Mia im Dezember 2017.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Unsicherheit, Ungerechtigkeit, mangelnde Rechtsstaatlichkeit und fehlende Gleichberechtigung der Männer die Hauptgründe dafür sind, dass viele afghanische Frauen in Europa Asyl beantragt haben.
Niemand würde ohne die oben genannten Gründe derart viele Risiken eingehen, ohne dazu gezwungen zu sein, niemand würde seinen Geburtsort verlassen und in einem Land mit einer anderen Kultur und Sprache
Asyl suchen.
Das Leben in Deutschland, oder deren westlichen Nachbarstaaten, ist nicht einfach, es muss von Null aufgebaut werden und es braucht Zeit, sich der Gesellschaft anzupassen und die neue Sprache und Kultur zu lernen. Angesichts der Situation afghanischer Asylbewerberinnen ist klar, dass diese mehr als manche andere Unterstützung benötigen – von Organisationen, die die Menschenrechte verteidigen, sowie von der deutschen und den europäischen Regierungen. Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland heißt es, dass alle Menschen in diesem Land die gleichen Rechte haben und dass dieses Land demokratisch regiert wird. Aus diesem Grund erhoffen sich die afghanischen Frauen mehr von der Regierung dieses Landes. Gerade Frauen, die alleine sind oder allein die Verantwortung für ihre ganze Familie tragen, sind auf die Unterstützung der Bundesregierung und von Menschenrechtsorganisationen angewiesen. Geflüchtete
Afghaninnen wünschen sich, dass ihre Fälle in Bezug auf die Situation in Afghanistan und die politischen und sozialen Probleme von Frauen in diesem Land überprüft werden.


P.S. Mir ist durchaus bewusst, dass ich mit meinem Text den Unmut einiger Menschen auf mich ziehe, die sich für Flüchtlinge einsetzen. Ich schreibe keine Märchen, ich schreibe Fakten und diese sollen dann auch so verstanden werden. Ich kann und werden diese Welt nicht schön reden.


Naike Juchem, 20. April 2020

Ist Nutzhanf der Retter des Klimas?

Nutzhanf. Foto: Google

Seit ein paar Monaten wird in den Sozialen Netzwerken ein Foto geteilt, dass den Nutzhanf als den Heilsbringer des Klimawandels beschwört. Ist dies wirklich so?

Autorin Naike Juchem

Alles hat zwei Seiten, die betrachtet werden müssen, so auch die Vor- und Nachteile von Nutzhanf.
Zu Beginn möchte ich gleich mit einer Falschbehauptung beginnen: Die „Bill of Rights“der USA sei auf Hanf geschrieben.

Das National Constitution Center in Philadelphia widerleg diese skurrile Behauptung. Die Unabhängigkeitserklärung, wie auch die Verfassung wurden auf Pergament, also auf Tierhaut, geschrieben.
Das Constitution Center räumt jedoch ein, dass erste Entwürfe dieser Dokumente auf Hanfpapier erstellt worden sein könnten, da die Pflanze damals häufig in Nordamerika für die Herstellung von Seilen und Segeln angebaut wurde. Der Gründervater der USA, Thomas Jefferson, und auch der erste Präsident des Landes, George Washington, bauten beide Hanf an.

Ohne Frage zählt Nutzhanf seit mehreren Tausend Jahren zu den Nutzpflanzen schlechthin. Baustoffe aus Nutzhanf sind seit der Antike bekannt.
Aus Hanf kann man Papier, Kleidung, Seile, Lebensmittel (Hanfkerne), Kosmetik und sogar Biodiesel herstellen.
Nach Angaben von „Hemp Benefits“ liefert ein Hektar Hanf 3.785 Liter Kraftstoff.

Klimaschutz fängt mit dem Umdenken an

Aufgrund seiner Größe, bis zu 4 Meter Höhe, und des Blätterwerks eignet sich frischer Hanf nicht für den Transport. Nachhaltig ist der Anbau also vor allem dann, wenn vor Ort oder in der Nähe eine Anlage zur Verarbeitung bereit steht.
Holz ist auf der anderen Seite sehr vielseitig und wird seit Millionen Jahren vom Mensch als Wärmequelle und Baumaterial genutzt. Da wir uns von der Paläolithikum mittlerweile sehr weit entfernt haben, sollten wir, auch bedingt durch den unaufhaltsamen Klimawandel, neue Gedanken über die unsere, und der Welt Zukunft machen. Der Mensch im 21. Jahrhundert verbraucht gegenwärtig 1,7 Erden pro Jahr. Das dies in naher Zukunft zu einem Kollaps führen wird, sollte jedem klar sein. Wir müssen neue Wege gehen und diese hätten schon vor Jahrzehnten in Angriff genommen werden müssen – leider ist bis jetzt nicht all zu viel passiert.

Gerade Deutschland sieht sich als Vorreiter für Klimaschutz – nur ist Deutschland viel zu klein, um überhaupt eine Messbare Auswirkung auf den Temperaturanstieg zu sein. Globale Veränderungen müssen her und diese sollten dann auch endlich zügig umgesetzt werden.

Die Arroganz der Dummheit

„Ich möchte auch der geliebten Frau Angela Merkel eine Nachricht hinterlassen: Nehmen Sie diese Knete und forsten Sie Deutschland wieder auf, ok? Dort ist es viel nötiger als hier.“

Sagte Bolsonaro laut Medienberichten im August 2019 auf die Reaktion, weil Deutschland Fördergelder in Millionen Höhe an Brasilien streichte.
In Brasilien wird mehr lebenswichtiger Regenwald abgeholzt, als Deutschland überhaupt an Waldfläche zur Verfügung hat. Nach Prognosen wird 2030 gut 55% des Regenwald abgeholzt sein.
Auch der 45. Präsident der USA hat durch seine Arroganz und Dummheit einen Beitrag zu weiterer Umweltzerstörung beigetragen.

Verbot vom Anbau von Hanf

In vielen westlichen Ländern wurde Hanf verboten, weil THC wie auch CBD wichtige Bestandteile der Cannabispflanze sind. Tetrahydrocannabinol ist die Substanz, die für die psychoaktive Wirkung von verschiedenen Hanfprodukten verantwortlich ist.
CBD – also Cannabidiol, steht für den Inhaltsstoff der aus den Blüten der weiblichen Cannabispflanze gewonnen wird, dieser hat jedoch keine psychoaktive Wirkung, da er nur mit geringer Rezeptoraktivität an bestimmte Cannabinoid-Rezeptoren bindet.
In Deutschland war der Hanfanbau zwischen 1982 und 1995 durch das Betäubungsmittelgesetz vollständig verboten, um die illegale Nutzung von Cannabis als Rauschmittel zu unterbinden. In Frankreich wurde Nutzhanf für die Herstellung von Zigarettenpapier weiterhin verwendet.
Auch in den USA wurde 1937 die Produktion von Hanf unter dem „Marihuana Tax Act“ verboten.
Im Rahmen eines neuen Agrargesetzes hat die US-Regierung die Produktion von Nutzhanf 2018 wieder erlaubt, so dass die Pflanze wieder großflächig angebaut werden kann.

Die pro und contra Punkte für Nutzhanf

Hanf ist das Reinigungsmittel der Natur. Die Pflanze bindet auf einem Hektar viermal mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre als Bäume auf gleicher Fläche. Für jede Tonne Nutzhanf, die produziert wird, werden 1,63 Tonnen Kohlenstoff aus der Luft absorbiert.
Wenn es nach der Hanf-Lobby geht, wären mit dieser Pflanze mehr als 25.000 Artikel, die wir heute täglich gebrauchen und kennen, aus und mit Nutzhanf herzustellen.

Ein oft angeführtes Argument ist Hanfplastik. Dies sei das ultimative Material der Zukunft. Unternehmen wie Zeoform in Australien und Kanesis in Italien stellen Bioplastik aus Hanf in geringen Mengen her. Derzeit ist die Herstellung jedoch kompliziert, energieintensiv und teuer, so dass Hanfplastik in naher Zukunft noch keine Alternative zu den auf Erdöl basierenden Kunststoffen sein wird.
Auch wird oft die gute Ökobilanz zwischen Baumwolle und Nutzhanf angeführt. Demnach braucht Nutzhanf nur halb so viel Anbaufläche wie Baumwolle und produziert dabei doppelt so viel Faser pro Viertel Hektar. Für ein Kilo Baumwollfaser benötigt man knapp 10 Liter Wasser, für die gleiche Menge an Hanf benötigt man lediglich etwas über 2 Liter Wasser.
Da Nutzhanf ohne Pestizide auskommt, gelangen dementsprechend auch viel weniger Pestizide und Herbizide ins Grundwasser.

Nutzhanf. Foto: Google

Aktuelle Vergleichsstudien für Baumwolle und Hanf sind schwer zu finden. Das Stockholmer Umweltinstitut veröffentlichte 2005 einen der umfangreichsten Berichte und verglich die beiden Naturfasern mit der synthetischen Faser Polyester.
Die Studie ergab, dass Baumwolle innerhalb einer Anbausaison rund 50 Prozent mehr Wasser benötigt als Hanf. Im Gegensatz zu Hanf muss Baumwolle viel mehr bewässert werden und wird häufig in wasserarmen Regionen wie Usbekistan angebaut.
Trotzdem kann man nicht einfach eine Faserpflanze durch eine andere ersetzen. Hanf ist zwar extrem strapazierfähig, es ist jedoch ein teurer und energieintensiver Verarbeitungsprozess nötig bis ein weicher, tragbarer Stoff daraus entsteht.

Nutzhanf braucht keine Herbizide

Diese Behauptung kann man so nicht stehen lassen, denn der großflächige Anbau von Hanf gibt es noch gar nicht, um dies wissenschaftlich zu belegen.
Im Labor für Agraranalytik der Pennsylvania State University, haben die Forscher auch Blattläuse, Schimmel und Schnecken gefunden, die den Nutzhanf schädigen sowie einige Krankheiten, darunter neue Pilzarten, die derzeit untersucht werden.
Bei der Industrielle und Monokultur Landwirtschaft – egal mit welcher Pflanze, führe zwangsläufig zu Umweltproblemen.
Hanf wird bis zu 4 Meter hoch und entwickelt viele Wurzeln. Zudem ist sein Blätterwerk spätestens im Juli so dicht, dass Beikräuter im Feld dadurch zu wenig Licht bekommen und eingehen. Daher muss Hanf nicht mit Herbiziden gespritzt werden. Aber – durch eben jene Höhe und Dichtstand der Pflanzen ist der Untergrund feucht und der ideale Nährboden von Pilzen und Sporen. Ähnliches kennt man beim Mais und Zuckerrohr.

Das Terpene-Argument

Ein weitverbreitetes Argument besagt, dass allein der Anbau von Nutzhanf die Terpene ersetzen kann, die von den durch Abholzung verloren gegangenen Bäumen freigesetzt wurden.
Terpene sind natürliche Verbindungen, die in Pflanzen und Insekten vorkommen. Sie haben eine gemeinsame chemische Grundstruktur, sehen aber doch sehr unterschiedlich aus. Daher können sie so unterschiedlich riechen wie zum Beispiel Lavendel und Minze. Und so unterschiedlich ist auch die Wirkung von Terpenen in der Natur.
Wenn Monoterpene freigesetzt werden, steigen sie zur Stratosphäre auf – wobei sie von Konvektionsströmen getragen werden –, gehen Oxidationsreaktionen mit Ozon, OH und NO3 in der Atmosphäre ein und erzeugen dabei eine Reihe von Nebenprodukten.
Zwar ist es natürlich richtig, dass Nutzhanf Monoterpene freisetzt, doch die freigesetzten Mengen und Typen sind noch nicht eindeutig nachgewiesen worden. Auch ist die spezifische Wirkungsweise bei der Regulierung der Atmosphäre nicht bekannt. Es gibt also offenbar keine Grundlage für die Annahme, dass Nutzhanf mehr Monoterpene als alle anderen Anbaupflanzen freisetzt.
Da die Abholzung der bewaldeten Regionen der Erde, hier vorbehaltlich Brasilien, die Demokratische Republik Kongo und Indonesien, weiter fortschreitet, ist der Anteil des Baumbestands drastisch gesunken. Man nimmt an, dass allein die Abholzung in den letzten Jahrzehnten für einen Teil des allgemeinen Anstiegs der globalen Temperaturen verantwortlich ist, da sie einen CO2-Anstieg zwischen 12 % und 20 % verursacht hat, unabhängig vom CO2-Anstieg durch die Industrie und andere Ursachen der Verschmutzung der Atmosphäre.

Fazit

Es gibt keinen Grund, warum Nutzhanf nicht als Teil einer nachhaltigen Strategie für Kohlendioxidbindung angebaut werden sollten. Doch die Frage, ob eine Pflanze eine bessere Kohlendioxidsenke oder Monoterpen-Emissionsquelle ist als eine andere, sollte sich gar nicht stellen, wenn es um das Problem der Lösung des anthropogenen Klimawandels geht.
Der Verlust der Biodiversität ist einer der wichtigsten Faktoren, die sich auf das langfristige Überleben unserer eigenen Spezies und das anderer Arten, von denen wir abhängig sind, negativ auswirken können. Somit kann es keine Lösung sein, sich zur Bekämpfung des Klimawandels
ausschließlich auf einzelne Pflanzen zu konzentrieren.
Es braucht endlich ganzheitliche Maßnahmen um unser Ökosystem zu schützen und diese sollten dann auch zügig umgesetzt werden. Die Mittel sind da, es fehlt wie immer an den Umsetzung und den Willen den Blickwinkel zu ändern.

Naike Juchem, 5. August 2021

ifeu-Institut Heidelberg, Deutschland
National Constitution Center in Philadelphia, USA
seeds.com
Umweltinstitut Stockholm, Schweden
Utopia.de
vaay.com

Die Spende als Ablassbrief

Ablassbriefe der katholischen Kirche aus dem Mittelalter haben wir alle schon gehört und denken uns hunderte Jahre später: „Wie blöd musste man eigentlich sein.“

Autorin Naike Juchem

Nun, die Dummheit ist bekanntlich grenzenlos und es gibt Organisationen die sich Gemeinnützig nennen dürfen – wodurch diese Organisationen keine Steuern bezahlen müssen. Das Vermögen solcher Organisationen wächst jedes Jahr und ein Ende ist nicht in Sicht.

Menschen leisten auch im 21. Jahrhundert noch Ablass – heißt heute: Spende.
Mit Werbeträchtigen Aktionen und manipulierten Fotos und Videos wird besonders im Zeitalter des Internets eine gigantische Gelddruckmaschinerie am laufen gehalten. Gerade jetzt um die Weihnachtszeit sieht man die Stände von Organisationen in den Fußgängerzonen die sich um Kinder in der dritten Welt kümmert, Obdachlosen helfen oder Tierschutz.
Bei den Organisationen die sich um Menschenleben und Nachhaltigkeit kümmern, heißt es oft: „Die in Afrika sollen nicht so viele Kinder zeugen, dann haben die auch keine Probleme.“
Gut, solche Texte kommen von Menschen, die wenig bis keinen Plan von dieser Welt haben.
Bei Organisationen, die sich für Obdachlose einsetzen, kommen dann Sprüche wie: „Sind ja selbst dran schuld, dass sie Obdachlosen sind.“
Auch da sollte man sich bewusst sein, wie schnell mal selbst in eine solche Situation kommen kann.
Was bleibt für die Glückseligkeit übrig? Tierschutz!
Für den Tierschutz sind wir alle, weil uns die gezeigten Fotos oder Videos schockieren. Man sollte mal Videos von sterbende Kinder in den Fußgängerzonen zeigen. Der Tierschutz liegt uns am Herzen, weil wir qualvolle Fotos und Videos gezeigt bekommen. Und es sogar Tierschutzorganisationen gibt, die eine weltweite vegane Ernährung fordern – allen voran: PETA.

Um mal etwas zu verstehen, welches Vermögen PETA Deutschland hat, da kann es einem schon schwierig werden.
Im Jahr 2016 betrug das Vermögen jener Tierschutzorganisationen 7,5 Millionen Euro. In der Jahresbilanz wurde ein plus von über einer halben Million Euro verbucht.
In der Jahresbilanz von 2021 steht sogar eine Summe von 12,7 Millionen Euro in der Bilanz – dies alles steuerfrei.

PETA hat seit der Gründung in Deutschland, im Jahr 1993, ein sehr aggressives Auftreten in den Fußgängerzonen oder vor Betriebe, Zoos etc.
Die heute 71-jährige Ingrid Newkirk gründete 1980 in den USA die Tierschutzorganisation PETA. Sie ist seit Jahrzehnten mehrfache Millionärin, denn so selbstlos wie PETA oder Ingrid Newkirk sich in der Öffentlichkeit darstellen, ist diese Organisation nicht. Weltweit steigen jährlich die Bilanzen an Vermögen und Immobilien. Denn das ein oder andere alte Mütterchen mit ihrem Kanarienvogel oder Katze vermacht ihr Vermögen / Immobilie jener Tierschutzorganisation, weil sie der Meinung ist, etwas gutes für Tiere zu tun. Es ist reine Augenwischerei – und dies ist so gewollt. Die Mitarbeiter von solchen Organisation wissen genau, wie man den Menschen ein schlechtes Gewissen einreden kann, damit immer viel Raum für Mythen bleibt. Sehr beliebt von PETA sind Aktionen gegen Zirkusse oder Branchen wo Tierhaltung ist. Denn nur einzig und alleine opfern sich jene Aktivisten selbstlos für den Tierschutz – dies ist Schwachsinn!
Die Aktivisten von PETA kommen mit
scheinheiligen Argumente, dass eben Zirkusse, Zoos oder auch Landwirte die Tierhaltung ausschließlich für Geld machen und sich eben jene Tierschutzorganisation als die alleinigen unabhängige Experten zum Thema Tierschutz sehen. Wie setzten sich dann die Personalkosten in der offiziellen Bilanz von PETA zusammen?

Tierschutz ist schon lange nicht mehr der Hauptanteil von PETA

Die anfänglichen Gedanken und Aktionen zu Tierwohl sind seit Jahren einer aggressiven und massiven Ausrichtung zu einer weltweiten veganen Ernährung gewichen.
Mal kurz zum mitschreiben: Circa eine Milliarde Menschen lebt mit und von der Haltung von Nutztieren. Auch ist ein weltweiter Verzicht auf tierische Produkte überhaupt nicht realisierbar, denn zum einen hätten die nicht mehr schlachtenden Tier kein Futter und auch keinen Platz in den Ställen und Weiden. Folglich würde es Krankheiten und Seuchen geben. Ganz nebenbei würde weit über ein Viertel der Menschheit verhungern, weil man das Getreide dem lieben Vieh geben müsste. Jene Menschen, die von und durch die Tierhaltung leben wären bankrott – womit die weltweit Armut schlagartig steigen würde.

Ein Mythos ist schnell ausgebaut, aber an die globalen Folgen sollte man dann auch mal denken, wenn man sich mit einem monatlichen Gehalt selbstlos für Tierwohl einsetzt und mit manipulierten Fotos und Videos in den Fußgängerzonen die Menschen blenden möchte.

Fazit:
Wer meint armen Tieren in Rumänien, Ungarn oder wo auch immer helfen zu müssen und PETA dafür eine Spende gibt, sollte es lieber an Organisationen spenden, die sich für Menschenrechte und Menschenleben einsetzen. Auch sind Spenden an kleine Tierschutzorganisation oder privat Personen, die sich ohne manipulierte Fotos und Videos für Tiere einsetzen, durchaus besser angebracht, als das Vermögen von PETA noch weiter zu steigern.

Naike Juchem, 25. November 2023

Minen

2018 sind in Afghanistan 1.415 Menschen durch Minen und explosive Kriegsreste getötet oder verletzt worden, wie der United Nations Mine Action Service (UNMAS) berichtete. Die Zahl der Opfer von Landminen und anderen Sprengstoffen in Afghanistan stieg laut dem Minenräumdienst der Vereinten Nationen in den vergangenen Jahren deutlich an, seit 2012 habe diese sich mehr als verdreifacht. 2017 seien pro Monat mehr als 150 Menschen durch Minen oder andere nicht explodierte Munitionsrückstände verletzt oder getötet worden. 2012 seien es noch 36 Tote und Verletzte je Monat gewesen. Insbesondere Kinder sind gefährdet, acht von zehn Opfern seien Kinder.

Seit 1989 wurden der UNMAS zufolge in Afghanistan mehr als 730.000 Antipersonenminen und 30.145 Anti-Tank-Minen geräumt.
Trotz dieser immens hohen Zahl an beseitigten Landminen liegen in keinem Land der Erde so viele Minen wie in Afghanistan.
Mehr als 5000 kartierte Flächen sind bekannt und jeder Schritt in diesen Gebieten ist Lebensgefährlich. Durch Erderosionen bei Starkregen oder Schneeschmelze werden all zu oft auch Minen mit in Täler oder Flächen gespült, die vorher Minenfrei waren oder dort Minen bereits entfernt wurden.

Was sind Minen? Antipersonenminen und Antifahrzeugminen

Landminen – Antipersonenminen und Antifahrzeugminen – sind geduldige und heimtückische Waffen: Sie sind oft mit dem bloßen Auge nicht sichtbar und lösen aus, wenn Erwachsene oder Kinder mit ihnen unabsichtlich in Kontakt kommen. Die geschieht häufig auch noch Jahrzehnte, nachdem sie verlegt worden sind. Betroffene werden getötet oder langfristig und schwer verletzt.

Über 600 verschiedene Minentypen sollen weltweit existieren.
Nachweislich wurden vor dem Verbot von Antipersonenminen in 54 Ländern produziert. Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien gehörten zu jenen Produktionsstätten.
Durch die Ottawa-Konvention wurde in den angeführten europäischen Ländern die Produktion von Antipersonenminen eingestellt – was aber nicht heißt das Rheinmetall, EADS oder auch Diehl bzw. deren Tochterfirmen in Ländern wie Myanmar, Pakistan, Russland, die USA und China weiter produzieren. Man gab dieser unmenschlichen Waffen einen neuen Namen: Antifahrzeugminen

Die Zahl der Produzenten erhöht sich signifikant, wenn man die Länder einbezieht, die Antifahrzeugminen und andere high-tech Minen entwickeln und produzieren. Weiterhin werden weltweit in Staaten wie Deutschland, Österreich, Frankreich und Belgien neue Minen entwickelt, produziert und auch exportiert. Minen, die nach Herstellerangaben gegen Fahrzeuge gerichtet sind, oder auch sog. „intelligente“ Minen.

Ähnlich wie bei Landminen zeigen sich auch die Produzenten von Streumunition erfinderisch. In über 30 Ländern wurden bislang weit über 200 verschiedene Typen von Streumunition produziert Zu den größten Produzenten gehören die USA, Russland und China, bis 2008 aber auch Deutschland.

Landminen lösen aus, wenn sie in Kontakt mit einem Menschen oder Tier kommen. Dabei töten oder verletzten sie fast immer die Betroffenen. Da sie dabei nicht zwischen Kämpfenden und der Zivilbevölkerung unterscheiden und noch Jahre nach Konfliktende im Erdreich versteckt liegen bleiben, stammen fast Dreiviertel aller Minenopfer aus der Zivilbevölkerung. Kontaminierte Gebiete stellen somit eine große Gefahr für die Bevölkerung dar dar. Deswegen wurden sogenannte Antipersonenminen durch die Ottawa-Konvention, die 1999 in Kraft trat und bislang von 164 Staaten ratifiziert worden ist, verboten. Seitdem ist der geschätzte weltweite Bestand von 160 Mio. auf 50 Mio. Landminen zurückgegangen und 33 ehemals kontaminierte Länder/Gebiete sind als minenfrei erklärt worden. Allerdings sind wichtige Staaten, wie die USA, China oder Russland, dem Abkommen nicht beigetreten. Die Betroffenen, die eine Minenexplosion überlebt haben, tragen oft lebenslange Verletzungen und Behinderungen mit sich. Sie sind somit noch lange nach dem Vorfall auf Hilfe angewiesen. Obwohl auch die Notwendigkeit der Opferhilfe in der Ottawa-Konvention festgehalten ist, geht diese oft nicht weit genug und wird zu früh eingestellt. Hier leistet zum Beispiel die Hilfsorganisation Handicap International (HI) einen wichtigen Beitrag: Sie versorgt die Überlebenden und ihre Angehörigen – und setzt sich für eine Welt ohne Minen ein.

Das Ottawa-Abkommen

Da die Abrüstungsverhandlungen innerhalb der Vereinten Nationen sehr festgefahren waren, einigte sich 1997 ein Großteil der internationalen Staatengemeinschaft außerhalb des UN-Rahmens auf ein Verbot von Antipersonenminen (Ottawa-Vertrag), das 1999 in Kraft getreten ist.

Es war das erste Mal, dass kleinere und mittelgroße Staaten (vor allem Kanada und Norwegen, aber auch Australien und Simbabwe) zusammenkamen und eine Vorgehensweise zum Verbot von Antipersonenminen beschlossen, anstatt sich von traditionellen Mächten, die sich nicht zum Verbot von Landminen verpflichtet hatten (wie China, Russland und die USA), zurückhalten zu lassen. Selbst die meisten ehemaligen Minenproduzenten und viele Anwender, darunter Belgien, Kambodscha, Italien, Mosambik und Südafrika, schlossen sich dem Prozess an. Zusätzlich spielte auch erstmals die Zivilgesellschaft eine entscheidende Rolle bei der Ausarbeitung eines völkerrechtlichen Verbots-Vertrages, indem sie global einen hohen Druck auf die Staaten ausübte.

Der Vertrag war somit das Ergebnis einer ungewöhnlich kohärenten und strategischen Partnerschaft zwischen Regierungen, internationalen Organisationen wie dem IKRK, UN-Organisationen und der Zivilgesellschaft, vertreten durch die Internationale Kampagne für ein Verbot von Landminen (ICBL). Die ICBL wurde 1992 von mehreren Organisationen gegründet, darunter HI, und spielte bei der eigentlichen Ausarbeitung und Formulierung des Vertrags von Anfang an eine wichtige Rolle. Bei allen diplomatischen Treffen im Vorfeld der Verhandlungen sowie während der Verhandlungen selbst erhielt sie einen formellen Platz am Tisch und Mitspracherecht.

Das Ottawa-Abkommen war auch ein Meilenstein des humanitären Völkerrechts und verbietet Produktion, Einsatz, Weitergabe und Lagerung von Anti-Personen-Minen und verpflichtet die Vertragsstaaten zu Entminung und Opferhilfe. Minen, die der Konstruktion nach gegen Personen gerichtet sind, sind somit durch den Vertrag von Ottawa verboten. Minen, die nicht gegen Personen, sondern gegen Fahrzeuge gerichtet sind, fallen allerdings nicht unter das Verbot. Bis heute (Stand: Oktober 2020) haben 164 Staaten das Abkommen unterzeichnet, das sind mehr als 80 Prozent aller Länder weltweit. Mit nur 32 fehlenden Staaten ist der Minenverbotsvertrag einer der weltweit am meisten akzeptierten Verträge. Die Vertragsstaaten verpflichten sich auch zur Räumung von verminten Gebieten und zur Unterstützung von Minenopfern. Alle Vertragsstaaten haben zudem beschlossen, bis 2025 eine minenfreie Welt zu erreichen.

Gegenwärtig sind 110 Millionen Landminen auf der Welt verlegt. Die Produktion einer Landmine kostet nur drei US-Dollar, die Räumung einer Mine verursacht jedoch Kosten in Höhe von 1.000 US-Dollar.
Bei der geschätzten Zahl an Minen ist es schlichtweg unmöglich in den nächsten Jahren die Welt Minenfrei zu räumen. Zumal es überhaupt nicht finanzierbar ist.

In den sogenannten asymmetrische Konflikte, zu denen Bürgerkriege, Terror und milizionäre / rebellierende Streitigkeiten zöhlen, werden sehr gerne Antipersonenminen verwendet und zum Beispiel Getreidefelder zu verminen. Ein Feld ist vermint ungeachtet der Tatsache ob eine oder zehn Minen in dem Feld liegen.

Bei der Verlegung von Minen ist es üblich, verschiedene Minenarten zu mischen, damit z. B. Minenräumpanzer nicht gefahrlos in ein Feld von Anti-Personenminen fahren können und im Gegenzug menschliche Minenräumer nicht ungefährdet Panzerminen entschärfen können. Panzerminen mit Druckzünder werden durch das Gewicht eines Menschen normalerweise nicht ausgelöst, aber durch Sicherungsminen, Aufnahmesicherungen und Sprengfallen wird ihre Räumung dennoch erschwert und ist für die Minensucher ein Lebensgefährlicher Job. Auch ist die Topografie ein Faktor der nicht immer den Einsatz von Panzerfahrzeugen ermöglicht.

In Afghanistan gibt es von staatlicher Seite kaum noch Minenräumer, da das Geld für die Löhne von circa 240 € im Monat der Männer seit Jahren weniger wird. Neben ihrem sowieso schon sehr gefährlichen Job, kommt die Gefahr von Terror noch hinzu. In den letzten Jahren habe die Taliban mehrere hundert Minenräumer von staatlicher, wie auch privaten Organisationen entführt und getötet.

Zu den am meisten belasteten Ländern gehören weiterhin: Afghanistan, Angola, Ägypten, Bosnien und Herzegowina, Laos, Kongo (Demokratische Republik), Kambodscha, Kolumbien, Kroatien, Ruanda, Vietnam, aber auch Regionen wie Berg-Karabach, Tschetschenien und die Falkland-Inseln.

Im Jahr 2017 wurden weltweit 2.793 Personen durch Antipersonenminen und oder explosiven Munitionsrückstände  getötet, 4.431 Personen wurden verletzt. 87 Prozent der Opfer waren Zivilisten, unter ihnen viele Kinder. Zu den körperlichen Schäden kommt noch die psychische Belastung hinzu. Viele Ortschaften die in Konflikten oder Kriege nicht eingenommen wurden, oder der Vertreibung von Menschen auf perfide Weise noch Wege und Pfade vermint wurden, sind an und durch diese Waffe getötet oder verletzt worden.
Wenn Menschen in ihren Dörfern zurück bleiben, benutzen diese oft die gleichen Pfade oder Wege, die nach ihrer Meinung Minenfrei sind. Einen halben Meter abseits jener Pfade oder Wege kann eine Tod bringende Mine liegen. Dieses Bewusstsein prägt Generationen von Menschen.
Zwangloses spielen von Kinder kann tödlich sein. Einem Fussball auf einem Feld hinterher zu laufen kann tödlich sein.
Auch wenn die Bewohner von Ortschaften ungefähr wissen, wo Minen liegen könnten, kann dies beim nächsten Erdrutsch, Starkregen oder Schneeschmelze schon völlig anders sein.

In mindestens 60 Staaten der Welt liegen noch Minen – teils registriert und gekennzeichnet, teil seit Jahrzehnten im Verborgenen.
Um ein Beispiel von Europa zu nennen: Der Kroatienkrieg von 1991-1995 hat bis heute circa 500 Quadratkilometer kontaminierte Ladefläche aufzuweisen. Flächen die zum größten Teil landwirtschaftlich genutzt werden könnten.

Beispiel Ruanda

Bei dem Völkermord im Jahr 1994, bei dem in drei Monate schätzungsweise 1 Millionen Menschen ums Leben gekommen waren, gingen die Hutu-Rebellen nicht zimperlich mit dem Vokl der Tutsi und ihrem eigenen Land um. Ruanda könnte durch seine geographische Lage und den klimatischen Bedingungen das Land werden um die Hälfte der Bevölkerung südlich der Sahara zu ernähren.
Da bis zu 60% der Nutzfläche für Getreide vermint sind, ist eine Landwirtschaft kaum möglich.
Auch hier fehlt es an Equipment und finanziellen Mitteln um Minen zu räumen. Zwar gab es Ende der 90er von der Bundesregierung ein Projekt zur Beseitigung der Minen, dies aber nach wenigen Jahren eingestellt wurde.

Wie in allen Ländern in den Antipersonenminen verlegt sind, hindern dies die Menschen daran, in ihre Heimat zurückzukehren und es wieder aufzubauen. Der wirtschaftliche und landwirtschaftliche Schaden der Länder ist automatisch.

Naike Juchem , 25. November 2020

Quellen:
– Auswärtigesamt
– Convention on the Prohibition of the use
–  Dgvn.de
–  Landminen Index
– United Nations Mine Action Service (UNMAS)

Kraniche

Jedes Jahr staunen wir gen Himmel, wenn zig tausende Kraniche auf der westeuropäischen Zugroute sich nach Westfrankreich, Spanien, Portugal oder gar Nordwestafrika aufmachen.
Über zwei weitere Flugrouten fliegen nochmals die gleiche Anzahl an Vögel über die Baltisch-Ungarische Route nach Süditalien und weiter nach Westafrika.

Im äußersten Osten Europas gibt es zudem noch den Wolga-Iranischen Zugweg, wo die Vögel über das Kaspi-Gebiet zu ihrem Überwinterungsquartier in den Iran ziehen
Schätzungsweise 370.000 Kraniche machen sich mit dem beginn des Winters von Skandinavien und dem Baltikum auf einen langen Weg über die westeuropäische Zugroute zu ihren Winterquartieren
Die Vögel können bis zu 1.500 Kilometer nonstop fliegen – was aber sehr selten ist.
Es wurde tatsächlich eine Gruppe Kraniche beobachtet, die innerhalb 24 Stunden von der deutschen Ostseeküste bis an die Pyrenäen geflogen sind (1.200 km).

Meist liegt ihr Etappenziel bei 100 bis 350  Kilometer. Die Tagesstrecken hängen natürlich sehr stark von Wind und Wetter ab, und natürlich auch von geeigneten Rastplätze.

Für ihre Reisen in den Süden nutzen die Kraniche die Thermik, um ihre Reisegeschwindigkeit von etwa 50 bis gar über 100 km/h mit wenig Kraftaufwand zu meistern. Die Flughöhen liegen meist zwischen 200 und 2.000 Meter. Je nach Thermik lösen sich die großen Schwärme in kleinere Gruppen auf, um dann kreisend an Höhe zugewinnen, um sich dann wieder zu Keilen und Ketten zu formieren. In
riesigen Formationen nützt der ganze Schwarm jene Thermik um mit wenigen Flügelschlägen weitersegeln zu können.

Naike Juchem, 17. November 2023

Schleffersch-Gereste

Es gibt viele Regionale Gerichte, heute möchte ich Schleffersch-Gereste vorstellen.

Die Schleffersch-Gereste haben ihren Ursprung in der Region Idar-Oberstein und heißt auf Hochdeutsch „Schleifers Geröstete“ und galt damals als „Armengericht.“ Die Kartoffeln und Fleisch – Schweinekamm, wurde in einem Steinguttopf im Wasserbad oder Ofen erhitzt.
Um dieses Gericht zu machen, kann man einen Steinguttopf, Römertopf oder Hirtentopf nehmen. Auch hier hat der Topf regional einen anderen Namen. Wichtig ist nur, dass man einen Deckel auf dem Topf hat. Dies kann ein Teller oder Alufolie sein.

Für das Rezept für Schleffersch-Gereste braucht man – je nach Größe von dem Topf und Anzahl der Personen eineinhalb bis zweieinhalb Kilo Kartoffeln. Ein oder zwei mittelgroße Zwiebeln, 150 Gramm Dörrfleisch und Schweinekamm.

Damit das Fleisch eine ordentliche Farbe bekommt, kann man das Fleisch vorher in einer Pfanne scharf anbraten. Die Kartoffeln sollte man vorher auch kochen.
Die gekochten Kartoffeln in Scheiben schneiden und Schichtweiße in den mit Butter eingeschmierte Topf legen.
Nun werden die Kartoffeln mit Salz, Pfeffer, Dill, Majoran (ist jedem selbst überlassen, ob mann die Kartoffeln mit Dill und Majoran würzt), Speckwürfel und gehakte Zwiebeln gewürzt.
Dann legt man das Fleisch auf diese Lage und deckt es mit einer neuen Lage Kartoffeln ab. Diese Lage wieder würzen – aber nicht zu viel Pfeffer benutzen, denn das Essen zieht beim kochen noch durch.

Je nachdem für wie viele Leute man Schleffersch-Gereste macht, kommt nochmal eine Lage Schweinekamm obendrauf und nochmals Kartoffeln.

Zum Schluss deckte man dies alles mit Speckstreifen ab und verteilt über die Fläche noch einn paar Butterflocken.

Nun kommt der Topf in einen vorgeheizten Backofen für eine Stunde bei 200° C. Um eine schöne Farbe zubekommen, sollte man die letzten 10 Minuten den Deckel von dem Topf nehmen.

Die Manipulation der Bilder

Wir sehen täglich Bilder und Filme, sind uns oft nicht bewusst, wie diese manipuliert wurden, um den Betrachter für seine Zwecke zu gewinnen. Gerade im Zeitalter der immer größer werdenden Beliebtheit auf den bekannten Social Media Plattformen sehe ich täglich Beiträge die achtlos geteilt werden und nicht der Wahrheit entsprechen.
Kaum jemand macht sich Gedanken über die Echtheit dieser Beiträge. Sofort werden böse Kommentare und Meinungen rausgehauen – ohne jene Falschmeldung auch nur im Ansatz zu hinterfragen.

Die Manipulation von Menschen geht bis zu den Anfängern der Menschheit zurück.
Selbst in der jungpaläolithische Höhle von Lascaux, im französischen Département Dordogne, gefundenen Höhlenmalerei zeigt in einigen Darstellungen nicht die Realität. Auch große ruhmreiche Schlachten in der Antike, die Neuzeitliche Epoche, über die Kriegspropaganda der NSDAP, bis ins heutige 21. Jahrhundert werden Bilder manipuliert.
Schnell wird immer von und über der Lügenpresse hergezogen. Das die Menschen auf ihren vermeintlichen besseren Fernsehprogramme – meist Privatsender, mit und durch zahlreiche Fakedokumentationen täglich manipuliert werden, sehen diese Menschen überhaupt nicht mehr.

Vor vielen Jahren gab es auf einem jener Privatsender mehrere Folgen von „Schwer Verliebt“. Auch hier wurden Protagonisten gesucht, die meist am Rande der Gesellschaft standen. Jene Protagonisten wurden dem heimischen Fernsehzuschauer regelrecht vorgeführt. Ich weiß dies sehr genau, denn zum einen war meine damalige Nachbarin bei jener Staffel von „Schwer Verliebt“ dabei gewesen, und zum anderen wurden die „Flitterwochen“ bei mir im Haus gedreht. Als die erste Folge jenes Fernsehformates ausgestrahlt wurde, hatte ich eine Einstweilige Verfügung gegen jenen Sender gestellt – leider ohne Erfolg.

Die Manipulation von Bilder dient immer nur einem Zweck – der eigenen Darstellung oder Zweckmäßigkeit. Hier sind zum einen die Fotos der Brutkastenlüge vom August 1990 im Irak zu nennen. Die USA mit ihrer CIA brauchte Futter für Welt, um einen Krieg gegen das „Böse“ führen zu können – mal wieder. Der Vietnamkrieg basierte auf einer ähnlichen Lüge, wie auch der Sturz des Iranischen Königs, die Rebellion in Algerien, Tschad, Mali bis hin zur Unterstützung der Mudschahid in Afghanistan.
Das wir seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen Fläschenbrand in Westafrika, Nahost und Zentralasien haben, haben wir der CIA zu verdanken. Millionen Menschen wurden Opfer von sinnlosen Kriegen, nur weil man Bilder und Medien manipuliert hatte.
Natürlich ist die CIA nicht die einzige Organisation, die Bilder manipuliert. So gut wie alle Nachrichtendienste dieser Welt verfahren nach dem gleichen Schema. Ob man nun im In- oder Ausland eine Mission plant.
Auch Russland kann sich nicht hinstellen und die Fahne des Guten hochhalten, denn für die groß angelegte Invasion vom 24. Februar 2022 ebnete ein ständiger Strom der Desinformation aus dem Kremel die militärische Offensive gegen das Nachbarnland Ukraine.
Der jüngste Krieg in Nahost geht auch auf gezielte Desinformation zurück. Die Verstrickungen zwischen der Türkei und Hamas wurden bereits 2019 vom britische Tageszeitung „The Telegraph“ enthüllt.
Es spielt absolut keine Rolle, wer sich auf der Welt bei Kriegen und Konflikten als die „Guten“ bezeichnet – alle Kriegsparteien manipulieren Bilder. Die einen um einen Krieg zu rechtfertigen und die anderen um eine Verteidigung zu rechtfertigen.

Es muss nicht immer gleich in Kriegen enden wenn man Bilder manipuliert – es reicht schon, wenn man Angst und Unsicherheit in der Bevölkerung verbreitet.
Hier wird das komplette Spektrum der Gesellschaft abgedeckt. Ich erinnere mich noch an die Ankündigung für einen Lockdown zur Eindämmung des Covid-19 Virus. Es wurde gehamstert als ob es keinen morgen geben würde. Mir hat sich bis heute nicht erklärt, was man mit all dem Mehl, Hefe, Nudeln – und vor allem Toilettenpapier wollte. Die Manipulation schlug ein wie eine Bombe und viele Bürger:innen hatten Panik vor dem was kommen würde. Es wurde sich sogar um Toilettenpapier geschlagen!
Die Hysterie war nicht mehr zu bremsen und plötzlich gab es auf Randerscheinungs Produkte eine beachtliche Preissteigerung. Wem hatten all diese manipulierten Beiträge am Ende etwas genützt? Dem Markt.

Da manipulierte Bilder und Beiträge im Zeitalter der digitalen Medien sehr schnell verbreitet werden und diese immer und immer wieder zum Vorschein kommen, geistern diese Beiträge weiter durch das große World Wide Web.
Mit Manipulation wird unglaublich viel Geld verdient, denn aus Angst wird Wut, aus Wut wird Hass und dies ist die Lunte am Pulverfass.

Naike Juchem, 8. November 2023

Alles hat zwei Seiten

Der Kohleausstieg ist in Deutschland beschlossen und kaum einer weiß, das Gips – also REA-Gips ein Nebenprodukt von den Kohlekraftwerken ist.
Gips ist einer der wichtigsten Baustoffe im Häuser- und Gebäudebau überhaupt und wird für Wände, Estriche und als Putz verbaut. Der Bedarf der deutschen Baubranche liegt bei  ungefähr zehn Millionen Tonnen pro Jahr. Um diesen gigantischen Bedarf zu decken, nutzt die Bauindustrie vorwiegend REA-Gips.

REA-Gips

REA-Gips steht für Rauchgas-Entschwefelungs-Anlagen. Um Abgase von Kohlekraftwerken nicht über die Schornsteine in die Atmosphäre zu leiten, wird der Kohle Schwefeloxid in Form von Kalkstein beigefügt. Wenn diese Stoffe durch die Verbrennung chemisch mit einander reagieren, entsteht REA-Gips. Dieser künstlich entstandene Gips ist identisch mit Naturgips.

Gips ist bei der Entstehung der Erde durch Karstgestein entstanden. In Deutschland  ist dies der Südharz. Die Gipskarst-Landschaften reicht von Osterode über Bad Sachsa bis nach Nordhausen in Thüringen und Sangerhausen in Sachsen- Anhalt.
Naturschützer wollen in Deutschland ein Verbot von Naturgips Abbau bis 2045 erreichen. Durch jenes Verbot wir sich der Naturgips Abbau ins Ausland verlagern.

Die Pfahlbauten in Unteruhldingen

Die Pfahlbauten in Unteruhldingen sind das älteste archäologische Freilichtmuseum in Deutschland.
Es ist eine spannende Zeitreise von über 10.000 Jahre Geschichte. Man staunt über die vergangene Abschnitte der Menschheitsgeschichte in ihrer unterschiedlichsten Lebensformen aus drei Jahrtausenden.

Sehr deutlich sieht man den Anbeginn der Siedlungen der Völker. Zu beginn der Wanderschaft der Menschheitsgeschichte hat man über Wehr- und Vereidigungsanlagen überhaupt nicht gedacht. Erst mit Beginn der Bronzezeit wurden Wehrdämme und auch Verteidigungswaffen hergestellt.

Es ist faszinierend, welche Ideen die Menschen in der Steinzeit hatten. Diese Menschen waren für ihre damalige Entwicklung nicht dümmer als im 21. Jahrhundert. Ob es der Bau von Häuser, Kochgeschirr, Aufbewahrung von Lebensmitteln oder Werkzeuge für den Ackerbau waren. Die Menschen haben zu jener Zeit die Problematik der Lebensumstände erkannt und sogar perfektioniert. Man staune, wie weit die Menschen in jener Zeit entwickelt waren.

Wer sich für Geschichte und insbesondere für die Entwicklung der Menschenheit in Mitteleuropa
interessiert, sollte sich dieses Museum nicht entgehen lassen.

Armita Garawand

Photo: WordPress

Wenn Fanatismus Millionen von Frauen als Geiseln nimmt, stirbt die Würde des Menschen.
Immer wieder kommt es in islamisch geprägten Ländern zu massiven Übergriffe gegen Frauen. Die Religionswächter im Iran sind seit Jahren für ihre sinnlose Gewalt an Mädchen und Frauen bekannt. Sie schrecken vor Gewalt, Folter und sogar Tod nicht zurück. Mädchen und Frauen werden zu Tode geprügelt oder erhängt, weil sie sich nicht nach den Regeln der Religion gekleidete haben.
Wenn Religion anscheinend nur durch Unterdrückung lebt, ist dies keine Religion – sondern Terror und Missachtung jeglicher Menschenrechte.

Die 16-Jährige Armita Garawand wurde Anfang Oktober von weiblichen Kräften der Iranischen Sittenpolizei in der Teheraner Metro ins Koma geprügelt worden. Angeblich soll sie ihr Kopftuch nicht getragen haben.

Medienberichten zufolge wurde Armita jetzt für hirntot erklärt.

#armitagaravand
#FreeIran
#iranrevolution

Der Waschsalon

Plakat vor dem Waschsalon in Konstanz

Samstag, 28. Oktober

Der erste Urlaubstag am Bodensee.
Um 4.40 Uhr bin ich in Singen aufgestanden und war um 6 Uhr on Singen beim Kunden zum abladen. Um 8 Uhr wurde mir gesagt, dass ich erst am Montag abladen kann. So habe ich meinen Auflieger in Singen abgesattelt und bin mit der Zugmaschine nach Konstanz gefahren.
Im Internet hatte ich nach einem Waschsalon geschaut, wenn ich wollte unbedingt meine Kleidung und Bettwäsche waschen. In der Marktgräflerstraße fand ich den gesuchten Waschsalon. Platz zum parken war wenig – aber noch (gerade) ausreichend.
Ich habe in meinem Leben noch nie Wäsche in einem Waschsalon gewaschen. Bis ich mal den Automaten fürs bezahlen und den daraus resultierenden Start der Waschmaschine gecheckt hatte, dauerte es einige Zeit. Der Inhaber von dem Laden muss mich über die Kamera gesehen haben und kam wenig später in den Laden und hatte mir alles sehr freundlich erklärt.

Beim rauchen vor der Tür fielen mir zwei Plakate von der Iran Revolution 2022 ins Auge. Ich fragte den Inhaber, ob er iraner sei. So hatten ich anschließend mit Faramas (der Inhaber) sehr unterhaltsame Gespräche über den Iran, Religion und Gesellschaft. Ich sagte Faramas, dass ich auf meinem Blog einige Texte über den Iran geschrieben habe. Wir tauschten auch gleich mal die Telefonnummern aus.

Seine Träume sollte man aber nie aus den Augen verlieren.

Ich würde keine Seiten aus dem Buch meines Lebens reißen.
Die Seiten, die ich umgeblättert habe, sind Lektionen, die ich gelernt habe.

Jeder von uns hat sein eigenes Buch des Lebens und jeder sollte damit umgehen können. Das Leben ist nicht immer Sonnenschein. Man selbst denkt, das Leben ist nur durchwachsen, trüb und trist. Warum denkt man so? Die Welt kann die eigenen Probleme nicht lösen. Man muss selbst anfangen etwas zu ändern.

Mein Leben glich und gleicht  einer Achterbahnfahrt. Von ganz oben ging es mit einem Affentempo auch schon mehrmals steil nach unten – sogar bis haarscharf in die Obdachlosigkeit.

47 Jahre war ich auf der Suche nach mir.
Wenn man Jahrzehnte einen Seelenschmerz und tausende Fragen hat, ist es eine Befreiung von unglaublich vielen Ängsten einen neuen Schritt in ein neues Leben zu machen. Als mir 2012 alles genommen wurde, was ich liebte, zerbrach mein Leben – und kostete dies fast auch. In einer völligen Verzweiflung kam nach Jahrzehnten auch wieder die Frage auf: Wer bin ich? Fast fünf Jahre war ich intensiv auf der Suche nach dieser Antwort.
Wer bin ich? Diese Frage stellte einst Robert Lembke in einer Raterunde im Fernsehen und steckte bei jeder falschen Antwort 5 Mark in ein Sparschwein.
Who I am? Ist der Titel von einem Buch, welches ich vor zig Jahren gelesen habe und ich auch dort keine Antworten für mich fand. Es wurden von einer US Studie staubtrockene wissenschaftliche Abhandlungen rezitiert, welche ich im weitläufigen auf mich beziehen konnt – es aber auch genau so gut eine Anleitung zum bau eines Bügeleisen sein konnt.

Wer bin ich – oder besser gefragt: Was bin ich? Nun, zum ersten bin ich Mensch. Ein Mensch, der irgendwann „anders“ ist und trotzdem normal. Ich weiß noch genau, als ich mich 2017 öffentlich geoutet hatte und eine Freundin schrieb: „Endlich hast du dein Äußeres deinem Inneren angepasst.“ Nette Worte die eigentlich alles aussagen.
In meinem inneren war ich schon immer Frau. Nach außen konnte ich es nie zeigen.

Die Flucht vor mir

In all den Jahrzehnten meines Lebens bin ich vor mir selbst geflohen und hatte trotzdem immer den Kopf voller Ideen gehabt. Dies Ideen und Gedanken brauchte ich wohl, um nicht an das zu denken was in mir ist – oder wer ich bin. Es war nicht die Angst nach der Ungewissheit die mich als „Hansdampf in allen Gassen“ (sagte mal ein ehemaliger Chef zu mir) umhertrieb, sondern das nicht verstehen meiner Gefühle. Ich konnte mitunter schon sehr jähzonig sein.
Erst 2016 habe ich begriffen, dass ich eine Transidentität habe und somit zu jenem 1% der Weltbevölkerung gehöre, bei denen die Chromosomen Mikado spielten.
Nun stand ich dummer Junge da und wusste keinen Rat mehr. Wen hätte ich fragen sollen? Welche Fragen solte ich den überhaupt stellen? Diese Entscheidung nahm mir eine Frau ab, die gleiches Leben hat wie ich. Petra erzählte mir damals in Saarbrücken von ihrem Leben. Als sie geendet hatte, sagte ich ihr dass sie gerade mein Leben erzählte. Ich war an diesem Abend einen Schritt weiter gekommen.

Die Schritte in ein neues Leben oder einen Alptraum

Mit der Erkenntnis, dass ich eine Transidentität habe, wurde das Leben nicht besser. Nun kamen Fragen und Ängste hinzu, die mich in eine Depression führten – einen  weiteren Suizidversuch hatte ich bereits hinter mir. Bei dem letzten Versuch mein Leben zu beenden war mein Hund war maßgeblich an dem Abbruch meines Vorhabens beteiligt. Mira bellte an jenem Augusttag wie blöd und lies nicht locker, bis im Flur meines Hauses auf dem Boden lag und bitterlich weinte.
„Jesus, zu dir kann ich kommen wie ich bin“ kam mir in den Sinn als eine unglaubliche Kraft auf meine Brust drückte und ich kaum noch atmen konnte. Wenn Jesus zu diesen Worten steht, werden meine nächsten Schritte wohl nicht so schlimm werden.
Die Angst vor der Ächtung der Gesellschaft war natürlich sehr groß und so existiert ich tagein tagaus ohne zu leben. Natürlich hätte ich in eine andere Stadt unziehen können, um dort meinen ersten Schritt in ein neues Leben zu beginnen. Dann wäre ich aber mal wieder vor mir selbst weggelaufen.
Ich begann heimlich als Naike zu leben. Die wenigen Momente sich als Naike frei zu fühlen, waren schön – aber nicht die Erfüllung meines Lebens. Um nicht in ein weiteres tiefes schwarzen Loch der Depression zu fallen, setzte ich mir selbst eine Grenze und nahm all meinen Mut und stellte mich der Realität draußen vor der Haustür.
Der Alptraum des Verlust von Freunden, Bekannten,  Familie, Job und Existenz war sehr groß und ließ mich zweifeln, ob ich wohl diesen Schritt gehen soll – oder muss. Mein Herz sagte mir, dass ich diesen Weg gehen muss – egal welche Konsequenzen kommen werden.

„Du entscheidest eines Tages oder Tag eins“

Dieser banale Spruch las ich bei scrollen auf Facebook. Dieser Satz brannte sich mir so ein, dass der 26. August 2017 mein Tag eins wurde. Ab diesem Tag gab es für mich kein zurück mehr. Naike wurde lebendig und stellte sich dem Strum entgegen – na ja, es war am Ende nur ein laues Lüftchen. Natürlich gab – und gibt es Menschen die mein Leben nicht verstehen wollen oder können und somit viel dummes Zeug über mich in der Welt verbreiten.
Was ich in alle meinen Jahren erlebt und durchlebt habe, sollten jene Personen erstmal durchleben. Geht doch mal meinen Weg, bevor ihr über mich urteilt – ohne jemals persönlich mit mir gesprochen zu haben.
Jene wenigen nicht gerade intelligente Menschen sehe ich als Nebengeräusche.
In nur acht Monaten zog ich meine neue Identität durch. Von der gesetzlichen Vorlage eines Therapeuten und zwei Gutachter, beginn der Hormontherapie und bis zum Gerichtstermin für die Personenstandsänderung gab ich Vollgas – Hansdampf in allen Gassen.
Am 16. August 2018 wurde der Beschluss bezüglich meiner Personenstandsänderung vom Amtsgericht Frankenthal
rechtskräftig und mein Leben begann offiziell als Naike.
Nach 47 Jahren konnte mein innerlicher Druck endlich weichen und ich merkte täglich, dass ich ruhiger wurde.

Ohne Dampf kein Vorankommen

Ich war an einem Punkt, wo das Leben die Weichen stellt und es ging von der Tingelbahn auf die TGV Strecke – ICE kann jeder.
Ich habe viele Jahre meines Lebens am absoluten Limit gelebt und gearbeitet. Ich war wohl schon immer ein „Hansdampf in allen Gassen“ und erlebte meine zweite Pubertät in einer Schallgeschwindigkeit von gerade mal vier Monaten.
In meinem Buch des Lebens gibt es auch ein paar Menschen, die täglich der Meinung sind, mir in irgendeiner Weise schaden zu müssen. Offensichtlich haben jene Person nicht begriffen, welches Rückgrat ich habe. Nebengeräusche sind auf die Dauer schon blöd und äußerst nervig.

In den vergangenen Jahren als Naike habe ich vieles erlebt, was ich nie zu träumen gewagt hätte. Gespräche und Treffen mit den unterschiedlichsten Menschen haben mein Leben sehr bereichert. Auch wenn ich mein äußeres geändert habe, bleibt mein Charakter gleich. Dies haben viele dieser Menschen gesehen und schätzen mich wohl auch dafür. Meine Gedanken, Meinung und die Sicht der Dinge schreibe ich in vielen Texten. Ob nun Gedichte, Prosatexte, Fach- oder Sachartikel, bis hin zu einem Roman in dem ich u.a. mein früheres Leben verarbeite. Was anfänglich nur in Social Media war, wurde im Juni 2021 auf meinem Blog auf WordPress nochmals gefestigt. Ich habe in den vergangenen Jahren weit über 600 Artikel, Texte und Gedanken geschrieben – und ein Ende ist nicht in Sicht. Am Jahresende von 2021 wurden meine Texte auf meinem Blog in 68 Ländern gelesen. Mittlerweile sind es 76 Länder.
Mein Wunsch ist es, dass ich irgendwann einmal von dem leben kann, was ich schreibe. Ob mir dies gelingt, kann ich nicht sagen. Seine Träume sollte man aber nie aus den Augen verlieren.

Ich danke für die Aufmerksamkeit

Mit freundlichen Grüßen

Naike