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Der Grenzturm Katharinenberg

Der Grenzturm Katharinenberg (auch Mahnmal Grenzturm) ist ein ehemaliger Führungsturm der DDR-Grenztruppen in der Gemeinde Südeichsfeld im Unstrut-Hainich-Kreis (Thüringen).

Der ehemalige Grenzturm wurde zu einem kleinen Museum umgebaut. Dabei blieb die eigentliche Bausubstanz erhalten. Das Museum wird vom Heimatverein Wendehausen betreut. Dargestellt werden die früheren Grenzanlagen und die Lebensbedingungen der Bevölkerung im einstigen Sperrgebiet. Es setzt den Todesopfern bei Fluchtversuchen ein Denkmal. Thematisiert werden außerdem Zwangsumsiedlungen und Wüstungen in der Zeit der DDR.

Der ehemalige Grenzturm (Führungsturm) hat eine Grundfläche von vier mal vier Metern. Er ist vollständig unterkellert. Im Kellergeschoss befanden sich die Zuleitungen der Signalzäune und die Stromversorgung. Im Erdgeschoss befanden sich eine Toilette und drei Arrestzellen für mögliche Gefangene, die aus der DDR flüchten wollten, deren Versuch aber durch die Grenztruppen unterbunden wurde. In der ersten Etage standen Feldbetten für sechs Soldaten. Der Turm hatte kleine Schießschächte.

Im zweiten Geschoss war die Führungsstelle untergebracht, die für einen bestimmten Grenzabschnitt zuständig war. Das Obergeschoss war im Allgemeinen ständig mit einem Offizier/Unteroffizier und einem Soldaten besetzt. Hier liefen unter anderem die Signaldrähte der Signalzäune zusammen und zeigten an, wenn ein Flüchtling den Grenzanlagen passieren wollte. Auch Tiere lösten bei Berührung der Signaldrähte Alarm aus. Vom zweiten Obergeschoss konnte man weit an den Grenzanlagen entlang schauen. Auf dem Dach war eine Flutlichtanlage installiert, mit der die Grenzanlagen beleuchtet werden konnten.

Zu einer solchen Führungsstelle gehörte auch ein von westlicher Seite gedeckt angelegter Kfz-Standplatz, von dem man über den Kolonnenweg in kurzer Zeit den gesamten Grenzabschnitt mit Fahrzeugen erreichen konnte.

Die Gemeinde Südeichsfeld und der Heimatverein Wendehausen wollen die Erinnerung an die früheren Grenzanlagen wachhalten und auch die nachfolgenden Generationen über die Geschichte des Ortes informieren. Zwischen Ostern und dem Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober ist das Mahnmal sonntags geöffnet. Auf dem ehemaligen Fahrzeugstandplatz befindet sich ein Pavillon mit Informationen zur Umgebung.

Als weitere Relikte ehemaliger Grenzanlagen in der Umgebung sind noch der mit Betonplatten angelegte Kolonnenweg von der B 249 über den gesamten Karnberg bis zum Heldrabach vorhanden, zum großen Teil auch noch der Kfz-Sperrgraben, ein weiterer Beobachtungsturm südwestlich der Führungsstelle und eine Agentenschleuse an den Mainzer Köpfen. Darüber hinaus findet man neben den historischen Grenzsteinen auch noch einige Grenzsäulen und Grenzsteine der DDR.

Foto: Wikipedia

Fotos: Privat
Text: Wikipedia

Der Inhalt ist verfügbar unter CC BY-SA 4.0, sofern nicht anders angegeben.

Klimakleber

Sachbeschädigung auf Sylt Foto: WordPress

Hallo ihr lieben Klimaakrivisten,

dass wir uns über den Klimawandel Gedanke machen müssen, ist völlig richtig. Nur Sitzblockaden, Sachbeschädigung oder sich auf Straßen festkleben, ist der falsche Weg.

Liebe Klimaaktivisten, ihr solltet euch vor die Türen der Parlamente setzen, wenn ihr etwas ändern wollt. Ihr demonstriert für Frieden; warum nicht vor den Werkstoren der Rüstungsindustrie?

Sachbeschädigungen an Kunst, Fahrzeuge oder Gebäude sind auch nicht sonderlich förderlich für eure Revolution.

Foto: WordPress

Ihr ernährt euch vegan und brüllt gegen das System. Wo euer Essen herkommt, ist euch aber irgendwie egal. Ihr kauft Kleidung in einem kapitalistischen System, welches ihr verspottet. Ihr benutzt Geräte, die in Billiglohnländer hergestellt werden.
Dies passt schon mal nicht zusammen.
Wer nur einen Krümmel sieht, erkennt den Kuchen nicht.

Wenn ihr eurer Überzeugung mehr Gewicht geben wollt, solltet ihr eure Kleider selbst aus Jutestoff herstellen. Ihr solltet euer Gemüse, Getreide und Obst auch selbst anbauen. Auch solltet ihr euch Hütten aus den Materialien bauen, die ihr vor Ort habt. Zur Not könnte man Steine, Zement, Holz, Schilfrohr oder Stroh mit einem Ochsenkarren heran schaffen.
Eure Möbel und Hausrat müsstet ihr auch selbst herstellen.

Sachbeschädigung an Kunst Foto: WordPress

Für nur diese wenigen Punkte müsstest ihr dreiviertel vom Tag schuften. Dann bleibt kaum noch Zeit zum kleben, zerstören oder behindern.

Eure Traumwelt ohne Energie zum heizen, Medikamente, Hygieneartikel, Infrastruktur von Wasser, Strom und Abwasser, Lebensmittel, Kleidung und Geld würde sehr trist aussehen.
Wie lange würdet ihr wohl in eurer Jutekleidung ohne Heizung und spärlichen Essen über die Runden kommen? 2 Tage, 4 Tage oder sogar noch eine Woche?

Foto: WordPress

Denkt einfach mal einen Schritt weiter, welchen Luxus ihr habt, diesen ihr aber verteufelt. Fragt mal eure Großeltern wie es nach dem Krieg war. So ähnlich würdet ihr dann auch leben.

Mit freundlichen Grüßen

Naike Juchem

Das Leben wird teurer

Im Januar 2024 soll eine CO2-Differenzierung der Lkw-Maut und ein CO2-Aufschlag in Höhe von 200 Euro pro Tonne CO2 eingeführt werden. Emissionsfreie Lkw sollen bis Ende 2025 von der Gebühr befreit werden, anschließend sollen 25 Prozent des regulären Satzes erhoben werden.

Um in Deutschland den Mehrwertsteuerstatz nicht zu erhöhen – was der Regierung in der sowieso schon angespannten Lage mächtig Gegenwind bringen würde, macht man es eben über eine Einnahme – die ja offensichtlich nur die böse Transportbranche betrifft. Wirklich?

Die Mehrwertsteuer ist ein Prozess der beschreiben, wie die Regierung einen Prozentsatz der Wertschöpfung an jedem Schritt der Wirtschaftskette eines Herstellers erheben. Letztendlich endet eine Erhöhung der Mehrwertsteuer damit, das der Konsum von Waren und oder Dienstleistungen durch die Verbraucher steigen.

An den globalen Mehrwertsteuerprozessen sind drei Hauptakteure beteiligt: Der Lieferant (Hersteller), Käufer und die Regierungen. Die Mehrwertsteuer wird von allen Gruppen dieser Kette bezahlt. Lediglich Firmen und Unternehmen können ihre Vorsteuer abziehen.

Die Mehrwertsteuer eine enorme Auswirkungen auf die weltweite Marktwirtschaft und ist das mit Abstand bedeutendste Verbrauchsteuersystem bei 162 Handelsnationen. Die Mehrwertsteuer trägt mehr als 30 Prozent aller öffentlichen Einnahmen.
Einzig Luxemburg (17%) und Malta (18%) liegen in der EU am niedrigsten. Hingegen haben Dänemark, Schweden und Kroatien einen Mwst Satz von 25%. Ungarn sogar 27%.

Wenn ab Dezember eine fast doppelt Mauterhöhung für den gefahren Straßenkilometer kommt, wird diese Erhöhung auf ALLE Bereiche der Marktwirtschaft zutreffen. Es bleibt schließlich nicht beim Pfund Butter stehen.
Zulieferer von dem viert größten Industriezweig in Deutschland: der Autoindustrie, werden ihre Kosten weiter geben. Am Ende kostet ein Kleinwagen mal locker 2000 €.
Gut, nicht jeder kauft sich pro Woche ein neus Auto. Bei den Lebens- und Verbrauchsmittel des täglichen Lebens wird die Mauterhöhung schon das ein oder andere Loch in die sowieso schon leeren Taschen der Verbraucher bringen.

Weiter geht es mit der Erhöhung der CO2-Steuer – auch diese wird sich um 50% erhöhen. Wie auch bei der Lkw Maut für je gefahrenen Kilometer aus bundesdeutschen Landstraßen und Autobahnen. Zum Schluß dieser oft nicht von der Gesellschaft wahrgenommen Erhöhungen für den Transportverkehr, bekommt der Bund eine Mehreinnahme durch die Umsatzsteuer. Jene Steuer, die von den Unternehmen bezahlt wird, wird sich wahrscheinlich vorerst nicht erhöhen, denn diese wurde 2022 von durchschnittlich 10,7% auf 9,5% gesenkt. Welche auch unter § 24 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 UStG nachzulesen ist. Durch die kommende Erhöhung von zwei Abgaben – Lkw-Maut und CO2-Steuer, werden sich die Rechnungen der Unternehmen an die Kunden erhöhen, was im umkeherschluss eine höhere Einnahme für den Bund bedeutet.

Und warum tut man all dies? Um einen Konkurrenten des Straßegüterverkehr unter die Arme zu greifen. Ein Unternehmen, welches privatisiert wurde um einen Stellenabbau erklären zu können. Danach macht man jener Unternehmen wieder staatlich, weil es ohne Subvention nicht überleben könnte. Nun erklärt man dem „dummen“ Bürger, dass man die Klimaziele erreichen möchte, und aus diesem Grund ein marodes Unternehmen etwas aufzubauen. Alleine von der Logistik der Schienenkilometer, dem fehlenden Personal, dem fehlenden Equipment wie zum Beispiel: Lokomotiven, Anhänger, Weichen, Be- und Endladeterminals.
Diese wenigen unerhebliche Faktoren reißt nun die Straßenverkehrsmaut mal eben so raus. (Ironie off)

Sonst läuft aber alles gut in diesem Land.

Erste Hilfe ist wichtig

Ich war vor längerer Zeit Zeugin von einem Unfall auf der A40 bei Moers.
Hinter mir hörte ich es knallen und schaute sofort in die Spiegel. Rechts im Spiegel sah ich 30 Meter hinter mir einen Mercedes Vito an der Leitplanke vorbei schlittern und dann knallte es nochmals.
Ich sofort aus dem Auto raus und sah den Vito quer hinter einem tschechischen Sattelzug. Ich bin sofort zu der verunfallten Person gelaufen und sah, dass die Person schwer verletzt – aber ansprechbar war. Die Person hatte einen starken Schock und  kurzzeitig auch einen kognitiven Ausfall. Sprich, die Person konnte ihren Namen nicht sagen. Sie fragte mich mehrmals, was passiert sei.

Die verunfallte Person hielt sich ständig die linke Thorax Seite fest. Dies konnte entweder durch den Aufschlag gekommen sein, konnte aber auch kurz vor dem Unfall ein medizinischer Notfall (Herzinfarkt) gewesen sein, denn das Fahrzeug fuhr ungebremst auf einen LKW auf. Dann gegen die rechte Leitplanke und nach 30 Metern wieder gegen einen Lkw.

Die Person war nicht eingeklemmt, hatte eine Platzwunde am Kopf und am linken Unterarm war die Haut bis auf die Subcutis mehr als eine Handgröße offen. Ein Blick nach links zu den beiden Zivilpolizisten zeigte mir, dass einer der Polizei den Daumen hob und signalisiert, dass er den Notruf anrief.
Ich bat einen Passanten, mir doch bitte den Erste Hilfe Kasten auf der Beifahrerseite zu geben und versorgte die offene Wunden der verunfallten Person.
Ich sprach immer wieder beruhigend mit der verunfallten Person.
Eine weitere Person war der Meinung, die verunfallte Person aus dem Auto zu holen. Dies lehnte ich ab. Denn zum einen stand die verunfallte Person unter Schock und zum anderen wusste ich nicht, in wie weit es Verletzungen im Bereich des Thorax gab.
Hätte man diese unüberlegte Hilfe gemacht, wäre zum einen der Punkt: WOHIN mit der verunfallten Person?
Nächster Punkt: Bei einem Schock wird das Blut im Kopf und Oberkörper gebaucht.
Auch war bei meinem Eintreffen nicht klar, ob die verunfallte Person Verletzungen an einem Bein oder gar Rücken hatte, oder ein Herzinfarkt vorlag.

Ich bat eine Passanten mir doch bitte die linke Tür von dem Vito weiter aufzuhalten, damit ich besser an die verunfallte Person kam, um die Wunden abzudecken / verbinden.

Als der RTW eintraf, gab ich Stautus über die verunfallte Person von meinem Eintreffen bis zum Zeitpunkt der Übergabe an den Notarzt.
Ich sprach noch mit dem Lkw Fahrer von dem ersten Unfallfahrzeug und gab ihm meine Adresse. Jener ältere Kollege stand etwas unter Schock. Dann sprach ich auch noch auf englisch mit dem tschechischen Fahrer. Er war stabil.

Nach 15 Minuten fragte ich den Einsatzleiter, ob ich noch weiter zur Verfügung stehen müsste. Da die beiden Zivilpolizisten als Zeugen ausreichen würden, wurde ich dankend entlassen.

Es zeigte sich mal wieder, dass es Menschen gibt, die handeln wollen, es dann aber falsch machen würden – zum Beispiel aus dem Auto rausholen.
Bei einem Unfall sollte immer jemand die Führung und Kommando haben, um andere Menschen in Ruhe diese oder jene Maßnahme zu erklären. Es ist niemand geholfen, wenn man unüberlegt oder panisch reagiert, denn der Unfall IST ja schon passiert.

Bleibt alle gesund und kommt immer gut nach Hause.

Lignit oder Xylit

Heute mal etwas über die Entstehung unserer Erde und was Lignit oder Xylit ist.

Autorin: Naike Juchem

Lignit kommt aus dem lateinischen und ist der Oberbegriff für jüngere Kohle.

Xylit ist in einem Zeitraum von Jahrmillionen entstanden. Durch den Druck aus dem Erdinneren und der letzten größeren Eiszeit vor etwa 500.000 Jahren kühle sich bekanntlich die Erdkruste ab. Unter Milliarden Tonnen Eis wurde alles Leben vernichtet – Fauna wie Flora.
Mit dem einsetzen der Warmzeit schmolz langsam das Eis und zurück blieben die uns heute bekannten Bodenschätze: Erdöl, Erdgas, Kohle, Erze und so weiter.

Durch den Tageabbau von Braunkohle, wird eben nicht nur Kohle gefördert –  sondern auch verschieden Sande und eben Xylit.
Bei Xylit ist die klare Holzstruktur noch sehr gut erkennbar. Den prähistorischen Prozess von oder für Xylit nennt man Inkohlung. Also eine Zwischenstufe von Pflanze zu Kohle. Somit ist Lignit oder Xylit eine Vorstufe von Braunkohle.

Lignit hat keinen guten Brennwert bei einer Verbrennung in einem Wärmekraftwerk und zum anderen entsteht durch seine Struktur bei einer Verfeuerung sehr viel klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2).

Der Nutzwert von Lignit ist tatsächlich noch gar nicht so lange bekannt. Erst seit knapp 10 Jahren trennt man Lignit von der  Braunkohle vor der Verfeuerung.
Im den frühen 80er Jahre kam der Saure Regen auf. Schuld daran war unter anderem das verbrennen von Lignit. Denn durch die CO2-Freisetzung beim der Verbrennung wurde auch Schwefeldioxid freigesetzt.

Man versucht nun in verschiedenen Verfahren etwas mit diesem Produkt zu machen. Lignit wir seit einigen Jahren als Filteranlage für Seen oder Gewässer erfolgreich gegen eine massive Zunahme an Algenbildung genutzt – sogar in Dubai.
Auch wird Xylit in Torf und Blumenerde untergemischt.
Eine weitere Verwendung wird in der Verölung eingesetzt. Dieses Prinzip ist ähnlich wie Fracking in den USA oder Kanada. Die Technik hierfür nennt man Katalytische drucklose Verölung (KDV).
So erzieht man bei einer Tonne Lignit etwa 250 Liter Dieselöl, etwa 300 bis 350 Kilogramm Kohlenstoffpaste und bis zu 350 Liter Aqua destillata – also destilliertes Wasser.

Naike Juchem, 5. September 2023

Tränen an der Autobahn

Seit nun fast 2 Monate streiken erneut Lkw Fahrer einer polnischen Spedition auf zwei Rastanlagen auf der A5 Gräfenhausen bei Darmstadt.

Autorin Naike Juchem

Die 82 Fahrer aus Russland, Usbekistan, Georgien und anderen Ländern warten auf ihre Löhne. Die Fahrer bekommen zumindest über Spenden Lebensmittel gebracht und können zweimal die Woche in Darmstadt duschen.
Ihre Familien, die die Fahrer zum Teil seit eineinhalb Jahren nicht mehr gesehen haben, warten auf die Löhne ihrer Männer. In ihren Heimatländer sind die Familien verzweifelt, weil auch sie kein Geld für Lebensmittel und den täglichen Alltag haben.

Ich sprach mit einer Gruppe von Männer, die alle sehr freundlich waren, über deren Zukunft und wie es weiter gehen soll. Resignierte Blicke und Achselnzucken waren die Antworten. Wenn sie ihre Löhne bekommen, würden sie mit dem Flugzeug nach Hause fliegen – irgendwann.
Mir wurden Fotos von den Ehefrauen und Kinder gezeigt. Dem ein oder anderen standen die Tränen in den Augen. Via Internet sind die Männer zwar mit ihren
Familien virtuelle verbunden, doch bleiben die Sorgen für die Familien, weil sie sich oft noch nicht einmal ein Brot leisten könnten.

Wer auf den Straßen und Autobahnen in Deutschland und Europa unterwegs ist, sieht täglich LKW aus Litauen, Polen, Bulgarien, Rumänien… Selbst bei Kennzeichen aus den Niederlanden, Belgien, Deutschland, Luxemburg… ist dies so. Die Fahrer kommen oft aus nicht EU-Länder und sind somit monatelang unterwegs. Man sieht es einem Lkw nicht an, aus welchem Land die Fahrer kommen, wie lange sie schon von zuhause weg sind, oder ob sie einen angemessen Lohn bekommen.
Die Fahrer sind die Sklaven für unseren Wohlstand und Industrie. Wer zum Beispiel das „Billy“ Regal von IKEA geliefert hat, weiß man an der Kasse nicht. Egal ob Zeitungspapier, Baustoffe oder Fertigungsteile für Fahrzeuge – der Transport muss billig bleiben. Die Auswirkungen sieht man in Gräfenhausen.

Naike Juchem, 12. September 2023

Die Intelligenz der Tiere

Die Intelligenz der Tiere
Elefanten

Autorin Naike Juchem

„Du dumme Kuh“ , „Du blödes Schaf“ oder ähnliches haben wir alle schon mal gehört. Tiere sind gewiß nicht dumm. Sie haben eine Intelligenz, die ihrer Art angepasst ist. Sie wissen was sie an Nahrung zu sich nehmen können und welche schädlich – oder gar giftig sind.

Heute möchte ich euch ein paar Fotos zeigen, welche tatsächlich von Elefanten gemalt wurden.
Bei einem Elefanten sagt man, dass dessen Gehirn – oder IQ mit einem 7-jährigen Menschen vergleichbar ist. Elefanten können Fussball spielen und sogar malen.

In Thailand und Kambodscha war ich öfters auf Festivals welche zu Ehren der Elefanten aufgeführt wurden. Auch war ich in diversen Elefanten Farmen. Auf dem Rücken eines Elefanten durch unwegsames Gelände getragen zu werden ist schon ein kleines Abenteuer. Mit welch einem Gefühl diese Tiere Abhänge herunter gehen, ist schon beeindruckenden.
Tauziehen mit bis zu 150 Menschen ist immer wieder lustig. Männergruppen wollen ihre Stärke zeigen und meinen einen Elefanten festhalten zu können. Ein schnaufer von einem solchen Tier und bis zu 150 Menschen fallen wie Dominosteine um. Die ganz mutigen könne sich auf den Boden legen und ein Elefant geht über sie.
Wenn ein riesiger Fuss über einen kommt und der Elefantenführer seine Scherze macht, indem der Elefant wenige Zentimeter vom Körper oder Gesicht entfernt seinen Fuß innehält, betet man zu Gott, dass der Elefant hoffentlich jetzt nicht niesen muss.
Bei all ihrer Größe und Kraft hat mich am meisten der Bilck in die Augen von einem Elefanten beeindruckt. Die Augen von einem solchen Koloss zeigen eine unglaubliche Sanftmut.

In den unwegsamen Gebirgen in Thailand und Kambodscha werden heute noch Elefanten beim Abtransport von Holz aus den tropischen Wäldern eingesetzt. Diese Tiere haben eine schier endlose Kraft.

Rhyolith

Unsere Welt ist faszinierend und spannend. Wir können die Entstehung unseres Planeten täglich sehen und sogar begreifen. Was vor Millionen von Jahren noch eine glühende Masse war, formte sich langsam zu einem einzigartigen Planeten im Universum.
Die glühende Masse wurde langsam fester und eine Kruste – unsere Erdkruste entstand. Da diese Kruste noch nicht ganz ausgehärtet war, brach und bricht das flüssige Magma immer wieder aus. Die Folge sind Vulkane und eine unglaubliche Zahl an verschiedenen Gesteinen, Metallen und Gasen.

Trotz der Fülle an Gesteinen, spricht die Geologie von nur drei Gesteinesgruppen: die Magmatite – wie das Wort schon sagt, handelt es sich dabei um Tiefengestein – also Vulkan- oder Ergussgestein.
Die nächste Gruppe ist das Sedimentgestein – auch Ablagerungsgestein genannt. Dieses Gestein kann man an Bach- und Flussläufen sehr gut sehen. Elbsandsteingebirge oder das Müllerthal zwischen Luxemburg und Deutschland.
Dann gibt es noch das Umwandlungsgestein. Dieses Gestein entstand durch Metamorphose. Die Alpen mit ihrem Gneis sind ein solches Gestein. Wenn früh am Morgen oder spät am Abend die Sonne dieses Gestein anstrahlt, sieht man in wenigen Augenblicken ein Vielzahl an Farben.

Nun komme ich zu dem Magmagestein Rhyolith. Dieses Gestein entstand aus dem flüssigen Magma, welches noch heute unseren Erdkern bildet. Durch Vulkanausbrüche gelangte Magma aus dem Erdinneren langsam an die Oberfläche und erkaltet. Dies nennt man auch eine Peleanische Eruption.

Unser täglicher Luxus basiert auf der Not und Armut der anderen.

So gut wie ALLE unsere Kleidung kommt aus Bangladesch, Thailand, Kambodscha, Vietnam, China, Pakistan, Iran.
Wo soll man nun anfangen eine Petition zu unterschreiben?
Vieles an Deko- und Baustoffartikel kommt aus China, Malaysia, Taiwan, Sri Lanka.
Lebensmittel werden in Lateinamerika und Südostasien unter Menschenunwürdigen Bedingungen gepflanzt und geerntet.
Kautschuk für die Reifen kommt aus Thailand, Kambodscha, Vietnam und Malaysia zu uns. Auch dort sind Menschen in der Abhängigkeit.

Unser täglicher Luxus basiert auf der Not und Armut der anderen.

Billige Kleidung kommt aus Bangladesch

Jeder vermutet das Billigkleidung von KIK, Tacco oder Primark aus Bangladesch kommt. Dies ist nur die halbe Wahrheit.
Adidas, C&A, Esprit, H&M, Kanz – Kids Fashion, NKD, Tchibo, Puma und Zara sind nur einige bekannten Namen, die in den Kleiderfabriken in Bangladesch, China, Indien, Iran, Kambodscha, Malaysia, Philippinen oder Thailand herstellen lassen.

Auch Labels der gehobenen Klasse, wie zum Beispiel: Hugo Boss, Tommy Hilfiger oder Calvin Klein sind genauso an der Ausbeutung von Menschen beteiligt.

Konsum auf Kosten von Menschenleben

In Bangladesch starb 2009 einer 18-jährigen Näherin an Erschöpfung, die in einer Textilfabrik in Chittagong, sieben Tagen in der Woche 13 bis 15 Stunden
arbeitete. In der Fabrik wurde vor allem für den Metro Konzern produziert. Metro beendete daraufhin die Zusammenarbeit mit der Fabrik.

Im November 2012 kamen bei einem Brand in der Tazreen-Kleiderfabrik mindestens 117 Menschen ums Leben, mehr als 200 Menschen wurden verletzt.
Mehr als 50 Menschen wurden im gleichen Jahr und Stadt bei einem Brand verletzt.

Am 24. April 2013 starben bei dem bisher größten Unfall in der internationalen Textilindustrie in der Stadt Sabhar, 1135 Menschen. 2338 wurden verletzt.
Die Industrie und Regierung haben seitdem zwar höhere Sicherheitsstandards in Bangladesch durchgesetzt, aber der Preiskampf in der Modebranche verhindert die Verbesserungen.

Kambodscha war zu Beginn der 90er der Weltgrößte Textilhersteller. Durch den Genozid der Roten Khmer ab dem 17. April 1975 bis zum 7. Januar 1979 katapultierte sich Kambodscha ins tiefste Mittelalter zurück. Durch die extrem Armut in dem Land wurde binnen kürzester Zeit eine Industrie aus dem Boden gestampft, die bis dato Beispiellos ist.
Der Exportwert von Kambodscha übertraf jedes Bruttosozialprodukt der Länder in Südostasien und Lateinamerika. Diese unglaubliche Masse an Arbeitsplätzen musste irgendwie erfüllt weden, und so arbeiteten bereits 12-jährige Kinder bis zu 15 Stunden am Tag für einen Hungerlohn.

Gemäß dem Armutsbericht der Weltbank verdienen Frauen in der kambodschanischen Textilindustrie bis zu 30 Prozent weniger als Männer – und dies bei einer 80 Stunden Wochenarbeitszeit.
Umgerechnet ergibt sich ein Monatslohn von 140 US-Dollar.

In den letzten 10 Jahren hat sich Kambodscha zwar für ein Mindestalter von 18 Jahren ausgesprochen, doch die Realität sieht anders aus. 15-jährige Kinder machen sich freiwillig älter, um etwas Geld für die Familien zu verdienen.
Firmenleitungen bieten Frauen ganz bewusst nur befristete Arbeitsverträge an, weil sie somit die Kosten für den Mutterschutz umgehen können: Schwangeren Frauen wird einfach der Arbeitsvertrag nicht verlängert. Da die Frauen keine Krankenversicherung haben und legale Abtreibungen teuer sind, begeben sich viele schwangere Frauen in halblegale und illegale Gesundheitszentren und gehen damit ein beträchtliches gesundheitliches Risiko ein.

Frauen tragen somit die Hauptlast der wirtschaftlichen Entwicklung in Kambodschas Textilindustrie. Dass ihre eigene Situation sich dadurch verbessert, muss allerdings bezweifelt werden.

Liste von Menschenrechtsverletzungen

Die Liste der Menschenrechtsverletzungen – und diese nicht nur in Arbeits- und Kinderrecht, geht mittlerweile ins Uferlose und reicht von Latein- und Zentralamerika über Afrika, Europa nach Asien bis hin zu Südostasien.
Nachfolgend nur ein paar Beispiele an
Menschenrechts­verletzungen durch deutsche Konzerne.

In Argentinien ist es der Bergbau. Dort wird Lithium für ein deutscher Netzbetreiber, die Mobilfunk­geräte abgebau. Die Gefährdung der Lebens­grundlagen und Missachtung des Rechts auf Mitsprache der indigenen Bevölkerung durch wasser­intensiven Lithium­abbau in den nördlichen Provinzen Jujuy, Salta und Catamarca.

In Äthiopien ist es die Überwachungs­technologie. Die Firma Trovicor (ehemals Siemens Intelligence Solutions), Elaman, Gamma Group.
Diese Firma übernahm die Ausstattung des äthiopischen Geheim­dienstes mit Technologie zur Überwachung des Internet­verkehrs; die Regierung ist bekannt dafür, Dissidenten auszuspähen; laut Human Rights Watch wurden Daten aus Telefon- und E-Mail-Kommunikation bereits dafür genutzt, unter Folter Geständnisse zu erzwingen.

Rosen aus Athen war einmal. Heute sind es Rosen aus Äthiopien die in Filialen aller deutschen Discounter verkauft werden und damit Landgrabbing, Zwangsumsiedlungen und Arbeitsrechts­verletzungen fördern. Laut der Gesellschaft für bedrohte Völker kommen 40 Prozent der deutschen Rosen im Winter aus Äthiopien.

Bahrain hat fast gleiche Überwachungs­technologie wie Äthiopien im Einsatz.
Die Firma Trovicor, Gamma Group, FinFisher Labs (deutsches Tochter­unternehmen der Gamma Group) liefert jene Technologie der Überwachung an das Regime im Persischen Golf.

In Bolivien arbeiten nach Angaben von UNICEF ungefähr 800.000 Kinder unter 18 Jahren. Obwohl das bolivianische Arbeitsministerium bereits  2006 einen Plan zur Beseitigung der Kinderarbeit auf den Weg gebracht hatte, bleibt die Kinderarbeit, die im Bergbau und bei der Zuckerrohrernte  fortbestehen.
In Bolivien besteht ein Joint Venture zwischen ACI Systems Alemania aus dem baden-württembergischen Zimmern ob Rottweil (ACISA) und des bolivianischen Staatsunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB).
Seit diesen Jahres wird dort jährlich bis zu 50.000 Tonnen Lithiumhydroxid gefördert. 70 Jahre lang soll das größte Lithium-Vorkommen der Welt so ausgebeutet werden. Durch jenes Joint Venture sichert sich Deutschland erstmals nach Jahrzehnten wieder den direkten Zugriff zu nicht-heimische Rohstoffen.

In Kambodscha gehören Ackerflächen, welches über Jahre von den Bauern genutzt wurden, um Landwirtschaft zu betreiben, auf einmal nicht mehr ihnen. Investoren kaufen oder pachten riesige Flächen, um dort  zum Beispiel Kautschuk für den Export anzubauen. Kautschuk aus Kambodscha wird auch in Deutschland verarbeitet, ob nun als Reifen, Dichtungen oder thermoplastische Elastomere. 

Nach neusten Zahlen sind inzwischen Konzessionen von über 4 Millionen Hektar vergeben worden – das entspricht einem Drittel der Ackerfläche Deutschlands. Dabei ist Kambodscha nur etwa halb so groß. Allein in den letzten acht Jahren sind mehr als eine Viertel Million Menschen unmittelbar von der Landnahmen durch staatliche Stellen oder privaten Investoren betroffen und somit zwangsweise vertrieben worden.

Dabei ist gerade für die ländliche Bevölkerung der Zugang zu Land elementar: Die Ernährungssituation ist – trotz Verbesserungen seit 1990 – nach wie vor ernst und rund ein Viertel der Bevölkerung ist unterernährt. Die arme ländliche Bevölkerung profitiert bisher kaum vom anhaltenden Wirtschaftsboom Kambodschas und im ländlichen Raum gibt es neben der Landwirtschaft nach wie vor kaum alternative Einkommensquellen. Mit dem Zugang zu Land verlieren die Menschen daher auch den Zugang zu Nahrung.

Bei dem sogenannten Land Grabbing mischt auch die Deutsche Bank mit. Diese vergibt Mikrokredite an die verschuldeten Bauern, die oft nicht mal 300 US-Dollar übersteigen. Die Bauern können die Zinsen – die bei 20% liegen, kaum zurück bezahlen und so kommen Spekulanten auf den Plan und die Bauern verlieren ihren Grundbesitz wegen ein paar Dollar Schulden.

Fazit: Menschenrechtsverletzungen begehen wir täglich ohne es zu wissen oder gar zu wollen.

Naike Juchem, 23. Oktober 2021

Weltbevölkerung

Foto: Pinterest

Heute schreibe ich über ein Thema, welches uns als Menschheit vor Herausforderungen stellen wird, für welches wir kaum eine Lösung haben: die Weltbevölkerung


Die Weltbevölkerung wächst pro Sekunde um zwei Erdenbürger, und  dies vor allem in Afrika. Woran dies lieg möchte ich in diesem Beitrag  erklären.

Nach Angaben des United Nations Population Fund (UNFPA), bekommen Frauen in Uganda im Durchschnitt 5,3 Kinder. Im Nachbarland der Demokratischen Republik Kongo liegt die Zahl bei 5,8. In Angola waren es im vergangenen Jahr 5,5 – und im bitterarmen Niger lag die Geburtenrate sogar bei 7,1.

Bei der UNFPA werden alle Daten gesammelt, die von mehr als 235 Länder und Territorien an Geburts- und Sterbestatistiken geliefert werden. Die Angaben werden qualitätsgeprüft – so weit dies möglich ist, verifiziert und homogenisiert.
Nach der letzten Veröffentlichung der Statistik aus dem Jahr 2019 liegt die  Zahl der Bevölkerung auf der Erde derzeit bei fast 7,8 Milliarden Menschen. 2030 werden es in bereits 8,5 Milliarden sein, 2050 dann schon 9,7 Milliarden und ein halbes Jahrhundert später schier unfassbare elf Milliarden Menschen. Der Planet ist schon am Limit angekommen und besser wird es für Resourcen und Lebensraum sowieso nicht.

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Die komplementäre Menge einer Gleichung

Während auf den afrikanischen Kontinenten die Geburtenrate stark zunimmt, fällt diese in den Industrieländer ab. Um die Bevölkerungszahl in den Industrieländer stabil halten zu können, müsste die Geburtenrate bei 2,1 liegen. Unter dieses Reproduktionsniveau sind laut UNFPA bereits fast die Hälfte aller Länder gesunken. Selbst auf dem asiatischen Kontinent liegt die Rate bereits bei 2,1.

Weltweit gebären Frauen im Schnitt 2,47 Kinder. In der Subsahara-Region sind es 4,8. Bis 2050 sagt das UNFPA für Afrika eine Verdoppelung der Bevölkerung auf dann 2,5 Milliarden Menschen voraus. Am Ende des Jahrhunderts wird mit rund vier Milliarden kalkuliert. Ein solches Bevölkerungswachstum würde auch Industrienationen wie Deutschland und Frankreich überfordern. Für über dreiviertel der Länder Afrikas, wo es an medizinischer Grundversorgung, Schulen und Wohnungen fehlt. Bereits jezt haben weltweit 768 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Über 40 Prozent von ihnen leben in Afrika südlich der Sahara. Hinzu kommt die desolate Situation von Arbeitsplätze in fast allen Ländern von Afrika. Auch ist seit Jahren eine gewaltig überstrapazierten der natürlichen Ressourcen zusehen, bei denen schon jetzt auch der Klimawandel  für exorbitante Probleme sorgt.

Der Wachstum der Bevölkerung in Afrika lässt einerseits den Migrationsdruck Richtung Europa steigen, es führt aber vor allem dazu, dass afrikanische Städte wuchern. Millionen von jungen Menschen fliehen bereits jetzt in die heimischen Metropolen auf der Suche nach Jobs und in der trügerischen Hoffnung auf ein besseres Leben.

Die Wissenschaftlerinnen Julia Bello-Schünemann und Ciara Aucoin vom Institute for Security Studies in Südafrika schreiben in ihrem „African Urban Futures“ Bericht: „Die Geschwindigkeit der Urbanisierung Afrikas sei unvergleichlich in der Geschichte.“

Bereits jetzt lebt die Mehrheit der Stadtbewohner in Slums oder illegalen Siedlungen mit oft katastrophaler Infrastruktur. Und vor allem die werden sich mit der zusehends wachsenden
Bevölkerung weiter ausdehnen, prognostiziert die African Development Bank in ihrerm Bericht des Vorjahres

Der US-Stadtforscher Mike Davis hat bereits 2006 In seinem Buch „Planet der Slums“  auf diese Entwicklung hingewiesen und schrieb von einer Urbanisierung und Urbanität der Städte. Anders als vor Jahrzehnten in Europa wachsen afrikanische Städte unkontrolliert ohne jegliche Infrastruktur und weitgehendst auch ohne Industrialisierung. Die Beschäftigungskrise in den Städten, so Davis, sei eine ähnlich massive Bedrohung wie der Klimawandel.

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Der Kollaps ist unausweichlich

Die fehlende Bildung in sehr vielen Teilen von Afrika ist eines der größten Probleme im Kampf um die Geburtenkontrolle. Hinzukommt, dass durch Traditionen und Religion oft der Mann über die Frau entscheidet. So gilt dies zum einen für die Auswahl der Frauen – denn all zu oft entscheidet nicht die Liebe, sondern der Status des Mannes über eine Heirat und die Familienplanung. Was Schlussendlich auch zu Frühehen (Ehen mit Minderjährigen) führt.

Die Armut vieler Menschen spielt bei dem Bevölkerungswachstum auch eine sehr große Rolle. Die Armut führt zwangsläufig in die Abhängigkeit andere Menschen. So ist nicht verwunderlich wenn quasi Mädchen an „Ehemänner“ verkauft werden.
Nach vorliegenden Angaben von UNICEF sind Schwangerschaften die Haupttodesursache in der Altersgruppe zwischen 15 und 19 Jahren. 50.000 junge Frauen kommen so jedes Jahr ums Leben.
Mehr als 200 Millionen Frauen weltweit würden gerne verhüten, es fehlt ihnen aber an den Möglichkeiten. Beinahe jede vierte verheiratete Frau in Entwicklungsländern nutzt keine Verhütungsmittel, obwohl sie eine Schwangerschaft vermeiden wollen.

Der nächste Faktor sind uralte Traditionen.
Der Druck auf kinderlose Frauen ist nirgends größer als in Afrika. Besonders auf dem Land sehen viele Afrikaner eine hohe Kinderzahl als Zeichen von Reichtum. In Abwesenheit von ausreichend stabilen Sozialsystemen gelten Kinder zudem als Absicherung für das Alter.

Auch die Religion hat in vielen Ländern Afrikas einen großen Einfluss auf die Gesellschaft. So kommt es immer wieder zu Auseinandersetzung zwischen Hilfsorganisationen und  politisch- religiösen Ansichten, die der eingeschränkte Zugang zu Verhütungsmitteln auch auf den Widerstand von religiösen und kulturellen Führern zurückzuführen.

Bereits 2012 wurde einen Plan erarbeitet, wie man bis 2020 den Bevölkerungswachstum eindämmen kann. So wurde sich zum Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren, zu den bereits 260 Millionen Frauen die in den ärmsten Ländern schon verhüten, weitere 120 Millionen Frauen den Zugang zu Verhütungsmitteln zu sichern. Für dieses Vorhaben wären rund drei Milliarden Euro nötig. 1,87 Milliarden Euro wurden 2012 auf dem Londoner Gipfel zur Familienplanung zugesagt, den Englands Regierung in Zusammenarbeit mit der Bill-&-Melinda-Gates-Stiftung und dem Bevölkerungsfonds der UN veranstaltete.

Zu den weiteren Negativen Punkte des Bevölkerungswachstums gehören die Auswirkungen des Klimawandel, die immer mehr zunehmenden Konflikte zwischen Milizen und Regierungen. Bei letzt genannten könnte ein Staat wie Ruanda die Hälfte der Bevölkerung in Zentralafrika ernähren, wenn aus dem vor bereits 30 Jahren begonnenen Bürgerkrieg nicht so viele Landflächen vermint wären.

Experten beziffern die Zahl von verlegten  Anti-Personen-Minen in 18 Ländern auf dem afrikanischen Kontinent auf 30 Millionen. Demnach ist Afrika die am stärksten verminte Region der Welt. Allein in Ägypten liegen etwa 17 Millionen Minen, zum Großteil aus dem Zweiten Weltkrieg, zum Teil aus dem Krieg 1967 mit Israel.
2007 galten 2,4 Millionen Angolaner in ihren Wohngebieten als gefährdet – dies sind 17 Prozent der Bevölkerung, also fast jeder Fünfte. Seit dem Beginn des angolanischen Bürgerkriegs 1975 wurden über 80.000 Angolaner durch Landminen getötet oder körperbehindert. Auch Mosambik ist durch Minen sehr stark betroffen, denn jeden Monat sterben 40 Menschen durch Explosionen in Bezug auf Minen – und all zu oft betrifft es Kinder.

Die weltweite Beseitigung von Minen belaufen sich nach UN Angaben auf über eineinhalb Billion Dollar. Seit 1999 stellt Deutschland für die Beseitigung von Minen in Afrika über humanitäre Hilfsprogramme jährlich 15 Millionen Euro zur Verfügung.

Alleine duch diesen Faktor jener heimtückischen Waffe können geschätzte 3,5 Millionen Menschen nicht in und für die Landwirtschaft arbeiten, womit auch das Bruttosozialprodukt der Länder auf einem sehr niedrigen Niveau liegt.

Positive Entwicklungen

In Ländern der Subsahara gibt es bereits kleine Erfolge, wie eine Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung zeigt. Äthiopien, nach Nigeria das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung, gehört dazu. Dort ist seit Mitte der 1990er Jahre die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau von rund sieben auf jetzt etwa vier gesunken. Eine rasante Entwicklung, die ihresgleichen sucht.

Grund für diesen Sprung ist eine Strategie, die die Regierung in Addis Abeba seit 1995 verfolgt. Hier wird ganz klar auf die Förderung der Landwirtschaft, der Ausbau des Gesundheitssystems und Investitionen in die Bildung gesetzt. Gemeinsam mit internationalen Partnern errichtete die Regierung in jeder Gemeinde eine Gesundheitsstation und bildete mehr als 40 000 Frauen zu Gesundheitshelferinnen aus. Diese betreuen seither Mütter vor und während der Schwangerschaft und behalten auch die Kleinkinder im Auge.

Alleine dieser positive Effekt zeigt ab 2000, dass sich die schwangerschaftsbedingte Sterblichkeit bei Frauen halbierte, so auch bei der Säuglingessterblichkeit. Da nun mehr Kinder überleben, wünschen sich Paare nun im Schnitt weniger Nachwuchs – und können sich darüber hinaus in jeder
Gesundheitsstation zu Verhütungsmethoden beraten lassen. Die Nutzungsrate von Kontrazeptiva hat sich seit Beginn der 2000er Jahre verfünffacht. Ergebnis der nationalen Strategie zur Bevölkerungspolitik Äthiopiens ist auch, dass heute fünf Mal mehr Mädchen eingeschult werden als noch 1995 und der Anteil der Frauen, die einer bezahlten Arbeit nachgehen, stark gestiegen ist.

Auch Länder wie Ruanda, Botswana, Senegal oder Ghana setzen auf ähnliche Strategien. Nach der Studie von Alisa Kaps, Expertin für internationale Demografie beim Berlin-Institut, entscheiden die Menschen sich selbst für kleinere Familien. „Es braucht also ein gewisses Maß an Entwicklung, damit die Kinderzahlen zurückgehen und daraus wieder Möglichkeiten für neuen Fortschritt entstehen,“ so Kaps.

Bei der demografische Dividende, welche man beispielweise in Südkorea, Thailand oder Singapur sehen kann, wo aufgrund sinkender Geburtenraten trotzdem das BIP stieg. Der Anteil der Menschen, die einer Arbeit nachgehen können, wächst gegenüber den Alten und Kindern, die versorgt werden müssen.

Die meisten afrikanischen Staaten sind vom dieser demografische Dividende noch sehr weit entfernt. Ökonomen gehen von einem solchen Entwicklungsschub erst aus, wenn auf jede abhängige Person 1,7 Erwerbsfähige im Alter zwischen 15 und 64 kommen. Die UN prognostiziert, dass die Subsahara-Staaten frühestens im Jahr 2035 so weit sein werden, manche sogar erst 2060. Ob es dann gelingt, diese günstige Altersstruktur in einen wirtschaftlichen Aufschwung umzumünzen, der dem Staat dann idealerweise auch höhere Einnahmen beschert, die wiederum in soziale Infrastruktur investiert werden können, um den Lebensstandard der gesamten Bevölkerung zu heben – hängt vor allem davon ab, in wieweit eine möglichst gut ausgebildete Jugend reguläre und produktive Arbeit findet.

Wie groß die Herausforderung ist, zeigen Zahlen der International Labour Organization (ILO): So waren im Jahr 2018 von den 737 Millionen Afrikanern im Alter von 15 bis 64 Jahren nur 16,8 Prozent regulär beschäftigt. Die große Mehrheit schlägt sich mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs ohne jede Absicherung durch oder ackert auf einem kleinen Stück Feld, um zu überleben. Von diesen prekären Verhältnissen sind laut ILO vor allem junge Erwerbsfähige und Frauen betroffen.

Es braucht Investitionen

Das deutsche Sozialunternehmen Africa Greentec AG aus Hainburg setzt seit Jahren in Mali und im Niger auf eine ganzheitlichen Systemlösung, in denen ganze Dorfgemeinschaften in ländlichen Regionen mit Strom und nachhaltigen Technologien ausgestattet werden. Die Energie, die Africa Greentec liefert, kommt aus Containern, kleinen kompakten Photovoltaik-Kraftwerken, die sauberen Strom produzieren und speichern, Trinkwasser aufbereiten und eine Internetverbindung ermöglichen.
Durch den Strom dieser Photovoltaik-Kraftwerken ist möglich, dass die Menschen Lebensmittel kühlen oder herstellen können, womit sich ein kleiner Wirtschaftskreislauf aufbaut.
Von Leapfrogging sprechen Forscherinnen wie Alisa Kaps, wenn regional angepasste Innovationen ineffiziente, umweltschädliche und kostspielige Zwischenstufen der Entwicklung überspringen und somit das Leben der Menschen verbessern und oder gar vereinfachen.

Viel afrikanische Länder machen dies etwa mit der direkten Einführung der mobilen Telefonie. Handys und Smartphones sind mittlerweile sprichwörtlich selbst im Busch verbreitet und ermöglichen so die Gesundheitsvorsorge. So trägt zum Beispiel MomConnect, eine Initiative des südafrikanischen Gesundheitsministeriums
dazu bei, dass schwanger Frauen sich per Mobilfunk bei freiwilligen Helfer und Ärztinnen kostenlos melden können. Somit sind auch diese kleine Schritte um die Überlebenschancen von Müttern und Neugeborenen zu erhöhen.

Nach Angaben von Michael Hilbig vom Institut für Integrierte Naturwissenschaften, könnenLänder diese Chance aber auch weitgehend verstreichen lassen, wie es sich in Tunesien oder Ägypten zeigt. Diese Länder hatten demografisch bereits die besten Voraussetzungen. Dort investierte die Regierung zwar stark in den Bildungssektor, verpasste es jedoch, den Arbeitsmarkt massiv auszubauen. Nach den Worten von Michael Hilbig ließe sich mit den richtigen Politiken zumindest noch eine kleine demografische Dividende abschöpfen.


Quellen:

– Africa GreenTec AG
Außenliegend 19
63512 Hainburg
https://www.africagreentec.com

– Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Studienmitautorin Alisa Kaps.
Schillerstr. 59,10627 Berlin
info@berlin-institut.org

– Christian Putsch, Afrika-Korrespondent u.a. für WELT, NZZ
https://christianputsch.com

– Michael Hilbig MSc, Universität Koblenz-Landau
hilbig@uni-koblenz.de

– National Department Of Health South Africa
Dr AB Xuma Buildung,
1112 Voortrekker Road, Pretoria,  Südafrika
https://www.health.gov.za/

– Population Division, United Nations, 2 United Nations Plaza, Room DC2-1950, New York, NY 10017, USA.
population@un.org

Der Wald dieser Erde könnte zu einem Bumerang des Lebens werden

Mit der globalen Erwärmung nimmt auch das Wachstum der Bäume tendenziell ab und ihre Sterblichkeitsrate zu. Die Bäume speichern dadurch weniger Kohlenstoff. 

Gleichzeitig gilt: Je höher die Temperatur steigt, desto mehr atmet die Flora (denn nicht nur Bäume produzieren den lebenswichtigen Sauerstoff für das Leben auf der Erde) auf und setzen Kohlenstoff frei. Langfristig kann die globale Erwärmung daher die wesentliche Rolle der Wälder als CO2-Speicher in Frage stellen. Dies ist ein Teufelskreis, an dem viele Forscher sich Gedanken um Lösungen zu machen.

Foto: privat

Zur Zeit bleibt der in Wäldern enthaltene Kohlenstoffvorrat bis zu einer Tagestemperatur von 32°C stabil. Jenseits dieser Schwelle wird dieser Vorrat auf ein Minimum reduziert. Oberhalb dieser Schwelle nimmt der Bestand sehr stark ab. Das Risiko ist immens. Die Forscher am französischen Forschungszentrum CIRAD in Montpellier errechneten, dass die Tropenwälder, die vor allem in Lateinamerika, Afrika und Asien zu finden sind, derzeit das Äquivalent von einem Vierteljahrhundert Kohlendioxid-Emissionen speichern.

Nach den Ozeanen sind die Wälder der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher der Welt. Doch die entscheidende Rolle, die sie bisher gespielt haben, ist der globalen Erwärmung ausgeliefert. Wenn die globale Erwärmung nicht unter 2°C gehalten wird, wie im Pariser Klimaabkommen festgelegt, wird die Tagestemperatur in dreiviertel der Tropenwälder 32°C überschreiten. Dies ist die Grenze, die diese Wälder aushalten können.

Zig Milliarden Tonnen CO2

Forscher an den Universitäten von Leeds und Manchester warnt, dass jeder weitere Temperaturanstieg zu schnellen Verlusten von Waldkohlenstoff in den Tropen führen wird. Wird diese Grenze überschritten, besteht die Gefahr, dass die Wälder ihrerseits zu Kohlenstoff-Emittenten, also wie Industriebetriebe welche für den Ausstoß der Emissionen mit verantwortlich sind, umgewandelt. Die grüne Lunge unserer Erde kann sich zu einem Bumerang für alles Leben auf dieser Welt entwickeln.

Jedes weitere Grad an Temperaturanstieg würde 51 Milliarden Tonnen CO2 aus den Tropenwäldern in die Atmosphäre freisetzen. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 wurden die weltweiten Kohlendioxid-Emissionen laut Global Carbon Project an der Stanford Universität auf 43,1 Milliarden Tonnen Kohlendioxid geschätzt.

Für diese Studie wurden mehr als eine halbe Million Bäume von zehntausend verschiedenen Arten in 813 tropischen Wäldern in vierundzwanzig Ländern auf der ganzen Welt gemessen.
Die Beobachtung und Ergebnisse dieser Forschung gehen auf die letzten vierzig Jahre zurück.

Das im Mai 2020 von der UNO anlässlich des Welttages der Biodiversität veröffentlichtes Dokument: THE STATE OF THE WORLD, macht auf den Rückgang der weltweiten Wälder aufmerksam.

Seit 1990 sind fast 420 Millionen Hektar Wald verloren gegangen um die Flächen für
andere Nutzungen zu gewinnen.
Obwohl sich die Abholzung in den letzten drei Jahrzehnten verlangsamt hat, gehen immer noch jedes Jahr fast 10 Millionen Hektar für landwirtschaftliche Flächen verloren.
Wissenschaftler bestätigen, dass die Waldzerstörung in einem alarmierenden Tempo fortschreitet und wesentlich zum Verlust der biologischen Vielfalt beiträgt.


Quellen:
– Bruno Hérault, Forscher für Tropenwälder am französischen Forschungszentrum CIRAD, Montpellier
– Global Carbon Project (GCP) der Universität Stanford
– UN Bericht von Mai 2020: THE STATE OF THE WORLD

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=http://www.fao.org/3/ca8642en/ca8642en.pdf&ved=2ahUKEwj7uZfLwr3xAhXDGuwKHQsVAW0QFjAAegQIAxAC&usg=AOvVaw2a-KIugV3UzPZ9sqq7-QJH

Falsche Aussagen sind so alt wie die Menschheit

Foto mit freundlicher Genehmigung von Nadine Koch

Die neuste Internetgeneration – vornehmlich jene die alles in Frage stellen und den Anderen sowieso.
Beliebt sind seit Jahren die Flüchtlinge und hier gezielt die Muslime. Selbst die Fundamentalisten unter den Muslimen, legen den Koran falsch – nach ihrem Empfinden richtig aus.

Warum scheint ein Buch, bei dem die ersten Texte 632 nach Christus, bzw. im Jahre 11 nach Hidschra niedergeschrieben wurden, so von Bedeutung  zu sein?
Ob man nun Bibel, Koran, Tora, Puranas oder Kanjur als die Heilige Schriften annimmt, es sind nur Bücher die in großen Teilen das menschliche miteinander beschreiben.

Beginnen möchte ich mit einigen Falschaussagen der Bibel.
Jedem Christen sind die Heilige Drei Könige bekannt. Fakt ist aber, dass jene weder heilig, noch zu dritt, noch Könige waren. Erwähnt werden sie überhaupt nur im Matthäus-Evangelium. Dort ist aber von „Magiern bzw. Weisen aus dem Osten“ (Magoi) die Rede, nicht von Königen. Auch wird nicht deren Zahl genannt. Einzig die drei Geschenken in Form von: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Darstellung vom letzten Abendmahl aus dem 18. Jahrhundert. Foto: privat. Marienkirche in Danzig

Auf vielen Frühchristliche Darstellungen sind bei der Geburt Jesus zwischen zwei und acht Personen zusehen.
Auch gibt es keine Belege über eine Heiligsprechung an der Grippe von eben jenen Personen.

Gehen wir zurück ins Alte Testament.
Noah sollte von jeder Tierart ein Pärchen mit in die Arche nehmen. Alleine dies ist von der Biologie aus nicht Vorstell- und auch nicht Machbach.
Wer das 1. Buch Mose genauer durchliest, wird feststellen, dass der Autor – Mose war es definitiv nicht, sich widerspricht. Im 1. Buch Mose 6, 19 ff liest man die weithin bekannte Weisung Gottes an Noah, „von allen Tieren, von allem Fleisch, je ein Paar, Männchen und Weibchen“ in die Arche zu bringen. In 1. Mose 7, 2-3 heißt es hingegen: „Von allen reinen Tieren nimm zu dir je sieben, das Männchen und sein Weibchen, von den unreinen Tieren aber je ein Paar, das Männchen und sein Weibchen. Desgleichen von den Vögeln unter dem Himmel je sieben, das Männchen und sein Weibchen, um das Leben zu erhalten auf dem ganzen Erdboden.“

Die Kernfrage an Irrtümer bleibt unsere Zeitrechnung.
Nach den Aussagen der Bibel wurde Jesus im Jahr Null geboren. Da unsere Zeitrechnung bekanntlich mit der Geburt Christus beginnt, könnte man daraus schließen, dass Jesus eigentlich im Jahr Null geboren sein müsste. Allerdings hat es dieses Jahr nie gegeben. Als Jesus in Judäa geboren wurde, galt dort nämlich  die römische Zeitrechnung. Die Römer kannten zwar sprachliche Ausdrücke für „nicht etwas“ (nullum) aber kein Zahlzeichen und keinen eigenen mathematischen Begriff für den Zahlwert Null.
Erst im sechsten Jahrhundert stellte man Berechnungen an, denen zufolge Jesus im Jahr 753 der römischen Zeitrechnung geboren worden sei. Dieses Jahr wurde als Jahr 1 A.D. (Anno Domini = Im Jahr des Herrn) festgelegt. Dabei schlich sich möglicherweise noch ein Rechenfehler von 5 bis 6 Jahren ein. Jesus wurde also vielleicht sogar im Jahre 5 oder 6 vor Christus (Zeitrechnung) geboren.

Ri Butov, Pixabay, 29. Oktober 2021

Die Tora

Tausende Jahre existierten in der jüdischen Welt des religiösen Gelehrtentums die verschiedene Deutungen – wörtliche, rationale, symbolische und mystische – nebeneinander, ohne dass jemandem gesagt wurde, seine Ansicht sei unannehmbar. Heute gewinnt der Kreationismus in vielen Religionen an Boden. Einige christliche Fundamentalisten in den Vereinigten Staaten wollen, dass der Kreationismus in den öffentlichen Schulen parallel zur Evolutionstheorie gelehrt wird. Aber während die Evolutionslehre, mit all ihren Fehlern und Lücken, eine wissenschaftliche Theorie ist, gegründet auf wenigstens einigen beweisbaren Beispielen, ist Kreationismus keine wissenschaftliche Lehre, sondern schlicht eine Frage des Glaubens.

In der den Heiligen Schriften wird oft von dem geknechteten und versklavten Volk Israel geschrieben, dass die Kinder Israels die Pyramiden gebaut haben.
Nach heutigen historischen Erkenntnisse sind die Pyramiden wahrscheinlich älter als 4.500 Jahre. So ginge man früher immer davon aus, dass Sklaven für die Pyramiden unter schrecklichen Bedingungen schuften mussten, so fand man später Hinweise darauf, dass die Arbeiter durchaus gut bezahlt wurden.

manuelaferro, Pixabay, 28. Mai 2019

Buddhistischen Schriften im Kanon

Auch in der Lehre / Religion des Buddhismus gibt es sehr viel widersprüchliche Aussagen. Im Buddhismus ist eines der größten Problem der schier unermesslichen Umfang des Kanons. Die riesige Masse an Textmaterial führt zur Unübersicht und somit zur Willkür des Auslegung. Allein der chinesische Tripitaka enthält, in der neuesten japanischen Ausgabe von 1924-1929, stolze 2920 Werke in immerhin 11.970 Büchern auf insgesamt 80.645 Seiten. Die Gründe für den riesigen Textcorpus liegen in der langen Lehrtätigkeit Buddhas und in der posthumen Zuweisung einer Vielzahl von Textmaterial, vor allem vom Mahayana. Sutren wurden noch über tausend Jahre nach Buddhas Tod verfasst. Die Authentizität von Texten wurde in der Regel nicht in Frage gestellt. Das Wort Buddhas (buddhavacana) galt als die wichtigste und nicht in Zweifel zu ziehende Quelle der Lehre. Daneben wurden jedoch eine Reihe weiterer Quellen wie Weise, Götter und übermenschliche Wesen als legitime Vermittler der Lehre anerkannt.
Die historische Dimension relativierte sich auf diese Weise und ermöglichte eine reichhaltige Textproduktion mit autoritativem Status, deren später Entstehungszeitpunkt keinen Glaubwürdigkeitsverlust darstellte.
Auftretende Kontroversen betrafen
hauptsächlich den Inhalt der Texte und nicht die Frage nach deren Autorität.
Texte wurden selten ausgeschlossen, vielmehr erforderte die Fokussierung auf den Inhalt komplizierte hermeneutische Überlegungen, welche nicht erwünschte Textpassagen doch in gewisser Weise relativierten mussten.

Afshad, Pixabay, 20. Juli 2016

Die falsche Auslegung einer Sure aus dem Koran

„Ihr, die ihr glaubt! Nehmt euch die Juden und Christen nicht zu Freunden! Sie sind einander Freunde. Wer von euch sich ihnen anschließt, der gehört zu ihnen. Siehe, Gott leitet die Frevler nicht recht.“
Hört man diesen Vers, scheint die Aussage klar: Muslime sind dazu angehalten, größtmögliche Distanz zu Juden und Christen zu wahren. Tatsächlich ist das arabische Wort walî, das hier als „Freund“ übersetzt ist, jedoch mehrdeutig und schwer zu fassen; seine Bedeutung war und ist unter muslimischen Exegeten umstritten.

Einig sind sie sich bloß darin, dass es um eine enge persönliche Beziehung geht, die Verbindlichkeiten umfasst. In der Stammesgesellschaft, in der der Koran entstand, waren das zum Beispiel Bündnisverpflichtungen: Ein walî, das war jemand, der im Fall eines Krieges oder einer Blutfehde Beistand leistete oder Lösegeld zahlte.

Viele klassische muslimische Korankommentare gingen in ihren Auslegungen trotzdem weit darüber hinaus. Sie erklärten sehr wohl, man solle generell mit Juden und Christen keine zu freundschaftliche, vertrauensvolle oder intime Beziehung eingehen.

In der Moderne entstand ein breites Spektrum neuer Deutungen. So wurden in Zeiten des Kolonialismus politische Interpretationen populär. Hier wurde der Vers als Verbot der Kollaboration mit den zumeist christlichen Kolonialherren verstanden: „Nehmt euch die Juden und Christen nicht zu Führern!“ lautete ihre Lesart.

Im fundamentalistischen Spektrum hingegen diente der Vers dazu, Forderungen nach radikaler Abgrenzung von allem Nichtmuslimischen zu untermauern. Diese Auslegung beruft sich unter anderem auf den Anlass, zu dem der Vers offenbart worden sein soll.

Der Überlieferung zufolge geschah das während Muhammads Zeit in Medina. Der Vers stellte eine Ermahnung an einen Heuchler dar, der zwar äußerlich Muslim, innerlich aber noch dem Unglauben verhaftet war. Dieser Heuchler soll sich aus Gründen des persönlichen Profits und aus mangelndem Gottvertrauen nicht von seinen jüdischen Bündnispartnern losgesagt haben, obwohl diese mit den Muslimen verfeindet waren.

Fundamentalistische Kommentatoren folgern daraus eine Pflicht zur vollständigen Lossagung von Nichtmuslimen. Allein die Beziehung zu Muslimen sei erlaubt. Wer sich nicht an diesen Grundsatz halte, sei kein Muslim mehr, argumentieren sie.

Man kann den Vers aber auch ganz anders lesen. Dem Offenbarungsanlass zufolge verbietet er das Bündnis mit einer bestimmten Gruppe von Juden, die sich mit den Muslimen im Krieg befand. Ist so eine Situation auf das Zusammenleben in heutigen pluralistischen Gesellschaften überhaupt noch übertragbar? Sind die damaligen Bündnisstrukturen der arabischen Stammesgesellschaft heute nicht obsolet? Hat nicht im Übrigen der Prophet selber Bündnisse mit Nichtmuslimen geschlossen? Erlaubt nicht der Koran an anderer Stelle muslimischen Männern, eine jüdische oder christliche Frau zu heiraten, legitimiert also zweifellos intime Beziehungen?

Gemäß vielen neueren Auslegungen verbietet dieser Vers lediglich ein Schutzverhältnis zu feindseligen nichtmuslimischen Gruppen in einer Kriegssituation. Die Frage der Freundschaft mit Nichtmuslimen, die dem Islam nicht feindselig gegenüberstehen, wird ihnen zufolge demnach gar nicht berührt. Schließlich sage der Koran an anderer Stelle, im 8. Vers der 60. Sure: „Gott verbietet euch nicht, zu denen, die euch nicht der Religion wegen bekämpft und nicht aus euren Häusern vertrieben haben, freundlich zu sein und sie gerecht zu behandeln. Siehe, Gott liebt die, die gerecht handeln.“ Und im 7. Vers der gleichen Sure heißt es: „Vielleicht stiftet Gott ja zwischen euch und zwischen denen unter ihnen, die euch feindselig gesinnt sind, Liebe.“

Quellen – – Professorin Johanna Pink, Islamwissenschaftlerin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
– Rabbiner Jeremy Rosen
– Prof. Dr. Franz Martin Wimmer
Institut für Philosophie Universität Wien

Fotos
– privat
– Nadine Koch, 26. Mai 2022
– cocoparisienne, Pixabay, 19. November 2017. Freie kommerzielle Nutzung
Kein Bildnachweis nötig.
– Afshad, Pixabay, 20. Juli 2016.Freie kommerzielle Nutzung. Kein Bildnachweis nötig.
– Ri Butov, Pixabay, 29. Oktober 2021. Freie kommerzielle Nutzung. Kein Bildnachweis nötig.
– manuelaferro, Pixabay, 28. Mai 2019. Freie kommerzielle Nutzung. Kein Bildnachweis nötig.

Die Ethnologie in Afghanistan

Um Afghanistan zu begreifen, muss man sehr weit in der Geschichte zurück gehen und auch die Ethnologie wie auch die Anthropologie in Betracht ziehen.

Was wir in Europa bis Anfang 1990 als Jugoslawien kannten, funktionierte in diesem – ebenfalls Vielvölkerstaat nur, weil man von Grund auf alles an Ethnien bekämpfte. Der Jugoslawien Krieg zeigte, wie verfeinert die Menschen in diesem Staatsgebiet waren. Es endete im Völkermord.

Wenn Afghanistan eine Zukunft haben sollte, kann es nur die Aufteilung des Staatsgebiet zur Folge haben.

Die Probleme in Afghanistan liegen in den vielen Ethnien die in diesem Land leben. Seit Jahrzehnten kämpft jeder gegen jeden. Dies ist und war der Nährboden für den Fundamentalismus, aus den der Terror resultiert.
Auf lange Sicht gesehen, wird es in Afghanistan niemals Frieden geben, solange es ein territoriales Land gibt.
Es muss endlich in Betracht gezogen werden, dass diese Form als Land so nicht existieren kann und wird.

Die Ethnologie in Afghanistan

In der Ethnologie und Anthropologie bezeichnet man als Clan eine Verwandschaftsgruppe, die sich auf einen gemeinsamen Ahn bezieht, ohne dabei jedoch die Abstammung lückenlos herleiten zu können. Eine genauere Definition von Clan, die sich in der englisch- und deutschsprachigen Forschungsliteratur durchgesetzt hat, geht auf den US-amerikanischen Anthropologen George P. Murdock (1897–1985) zurück. Murdock bezeichnet eine Verwandtschaftsgruppe, die gemeinsam auf einem Territorium zusammen lebt, als Clan. Eingeschlossen werden hier die angeheirateten Ehepartner, ausgeschlossen die wegheiratenden. Die Zugehörigkeit wird durch die Patrilinearität bestimmt. Diese Definition trifft auch auf Afghanistan zu.

Die Rolle der Ethnien und Stämme in der afghanischen Staatsbildung und Politik geht auf eine Zeit zurück, als Afghanistan im 18. Jahrhundert im Anschluss an eine neuntägige „Jirga“ gegründet und die Regierung von Ahmad Shah Abdali konstituiert wurde. Der Chronist der afghanischen Geschichte Mir Mohammad Ghobar schrieb, dass diese „Jirga“ sich aus Khans der Gheljaeis, Usbeken, Hazaras, Belutschen und Tajiken zusammensetzte.

Nach der Machtübernahme durch die Paschtunen wurde die Rolle andere Ethnien in der Geschichte Afghanistans unbedeutender. Die Paschtunen versuchten, den neuen Staat alleine zu prägen.
Der deutsche Afghanistan-Experte Conrad Schetter schreibt dazu: „Die herrschende paschtunische Familie, welche durch Britisch Indien an die Macht gekommen war, favorisierte paschtunische Elemente bei ihrem Konzept von Staat und Nation Die Politik der herrschenden Familie setzte die eigenen ethnischen Muster ein, um öffentliche Güter und die Verwaltung unter ihre Kontrolle zu bringen.“
Die nicht-paschtunischen Ethnien, d.h. Tajiken, Hazaras und Uzbeken, verloren allmählich unter dem Druck der herrschenden Ethnie an Einfluss. Der Prozess der „Staats- und Nationsbildung“ beschränkte sich damit auf Aktionen und Reaktionen zwischen der Zentralregierung in Kabul und paschtunischen Stämmen. Aber auch zwischen den paschtunischen Stämmen gab es ständig Kämpfe und politische Rivalitäten.

Der iranische Soziologe Hossein Boshiria schreibt in seinem Dossier: „Die wichtigsten politischen Spannungen ereigneten sich unter paschtunischen Stämmen selbst; insbesondere zwischen Durranis und Barekzais gab es immer politische Rivalitäten.“ Man kann also sagen, dass der Prozess der „Staats- und Nationsbildung“ mit oder ohne Erfolg untrennbar mit der Rolle der Paschtunen in Bezug auf die Zentralregierung im Zusammenhang stand.

Stämme als Hindernis der Staatsbildung

Der italienische Afghanistan-Experte Antonio Giustozzi meint, dass Spannungen zwischen regionalen Fürsten und der Zentralregierung geschichtliche Wurzeln haben. Diese Spannungen lassen sich in verschiedenen Phasen der afghanischen Geschichte beobachten:

Amir Abdul Rahman Khan (Regierungszeit 1880 bis 1901) ist der erste afghanische Herrscher, der große Anstrengungen zur Stärkung der Nation und Errichtung einer Zentralregierung unternahm. Er ging dabei so grausam vor, dass man ihm den Titel „eiserner Emir“ gab. Abdul Rahman Khan siedelte Bevölkerungsteile um und setzte Paschtunen an ihre Stelle. Trotzdem konnte er die Prozesse der Staats- und Nationsbildung nicht vorantreiben, denn einerseits unterdrückte er wichtige afghanische Ethnien, und andererseits gelang es ihm nicht mit den Stammesfürsten der ländlichen Regionen eine produktive Beziehung herzustellen. Barfield schildert diese Situation so:

„Mit der Unterdrückung von Rivalen innerhalb seines Clans, der religiösen Bewegungen und ländlichen Unruhen durch Abdul Rahman Khan, entstand in Afghanistan eine Schicht der ‚politischen Elite‘, die sich zunächst aus wenigen Personen zusammensetzte, aber großen Einfluss durch die Regierung von Abdul Rahman Khan hatte. Da diese Elite ihre ethnischen und ländlichen Bindungen abgelegt hatten, spielten die autonomen regionalen Stammesfürsten eine Vermittlungsrolle zwischen der Kabuler Zentralregierung und dem Volk. Die Loyalität dieser Stammesfürsten basierte auf deren ethnischen, regionalen, religiösen Netzwerken und Stammesrivalitäten. Die Loyalität ihrer Anhänger galt an erster Stelle diesen Stammesführern und erst an zweiter Stelle der Zentralregierung.“

Nach Abdul Rahman Khan versuchte Amanullah Khan mit einer unterschiedlichen Art und sanfter Annäherung den Prozess der Staats- und Nationsbildung voranzutreiben. Er unterdrückte andere Ethnien nicht und schaffte die bis dahin geltende Versklavung der Hazaras ab.

Auch die Anstrengungen Amanullahs blieben ohne Ergebnis. Erschöpft vom Krieg gegen England widmete er sich der Modernisierung Afghanistans. Scheinbar hatte er es aber versäumt, tiefgehende Beziehungen zu Paschtunen herzustellen. Er hat versucht sensible Punkte der paschtunischen Tradition, wie das Verbot der Heirat von Minderjährigen, das Verbot der Polygamie und Bildung für Frauen uvm. zu etablieren. Das war für die Paschtunen ein rotes Tuch. Gerade diese Unzulänglichkeit war ein Grund für das Scheitern der Modernisierung und den Prozess der Staats-und Nationsbildung.

Jules Stewart erklärt beispielsweise, wie die paschtunischen Stämme Amanullah provozierten. Im Dezember 1927 unternahm der König auf Einladung der italienischen Regierung eine Europareise. Er kam im Juni 1928 wieder zurück und begann, inspiriert von seiner Eindrücken, mit neuen Reformen. Die Engländer verteilten indessen ein Bild von Königin Soraya unter den paschtunischen Stämmen; in diesem Bild war sie ohne Kopftuch zu sehen während eines gemeinsamen Essens mit ausländischen Männern, wobei der französische Präsident ihr die Hand küsst. Dies war der Grund, warum Amanullah gleich bei seiner Rückkehr nach Afghanistan mit einer schweren Welle der Unruhe unter den Stämmen und Geistlichen konfrontiert wurde, die ihn am Ende, ein Jahr später, seine Herrschaft kostete.

Die Stammesfürsten kontrollierten unter Amanullah nicht nur ihre eigenen Stämme, sondern übten über einen „Stämmebund“ Einfluss auf das Land aus und widersetzten sich der Modernisierung des Landes. Die „Loya Jirga“ widersetzte sich dem Wunsch Amanullahs das Mindestalter für die Heirat bei Mädchen auf 18 und bei Männern auf 21 festzulegen und die Polygamie abzuschaffen. Die Regierung Amanullahs stand kurz vor dem Sturz. Den beschriebenen Stämmebund bezeichnet Ibn-e Khaldoun als „asabieyeh“. Es ist jene strategische Koalition unter Mitgliedern eines Stammes oder mehrerer Stämme, die sie in einer Krisensituation zusammenbindet. Diese Form des Widerstandes ist alteingesessen und wird immer wieder dann ins Leben gerufen, wenn die Traditionen und Religion gefährdet wird. Im Fall Amanullahs haben sich Stammesführer, Geistliche und Feudalherren bereits 1924 erstmalig in Paghman getroffen, um gegen die Reformen des Königs vorzugehen.

Der Islam in Afghanistan

Islamischer Fundamentalismus, eine rückwärtsgewandte Religiosität und mittelalterliche Denken und Lebensweisen bestimmen häufig das Bild von Afghanistan. Dabei hat das Land mittlerweile eine Verfassung, einen direkt gewählten Präsidenten und ein demokratisch gewähltes Parlament. Trotzdem können sich bestimmte religiöse Kräfte über das Gesetz stellen. Wie groß ist ihr Einfluss? Wie wird der Islam in Afghanistan verstanden?

Am 12. August 2012 musste ein beliebter afghanischer Sänger, Shafiq Monir, sein seit langem geplantes Konzert in der Stadt Herat absagen. Grund war der Aufruf einiger Gelehrter der Stadt, allen voran der
des populären Predigers Sheikh Mojib ar-Rahman Ansari. Ansari wollte das Konzert verhindern, weil er es für unmoralisch hielt. Dem Druck Ansaris und seiner Befürworter folgend, strichen die Behörden das Konzert schließlich. Das ist nicht das erste und wird wohl auch nicht das letzte Mal sein, dass bestimmte religiöse Kräfte in Afghanistan eine eigenwillige Interpretation des Islam vornehmen und sie den anderen aufzwingen. Auch vielen Afghanen diente der Vorfall als Beleg dafür, warum Afghanistan in der allgemeinen Wahrnehmung als ein rückschrittliches und vormodernes Land gilt. Mit Afghanistan werden seit mittlerweile über dreißig Jahren islamischer Fundamentalismus,
rückwärtsgewandte Religiosität und mittelalterliche Denk- und Lebensweisen assoziiert. Es gilt als ein Land, in dem es keine Spur von Zivilität und Zivilisation gibt. Viele können vielleicht den politischen
Anarchismus und die damit einhergehende religiös legitimierte bzw. motivierte Gewalt in der Zeit des Bürgerkrieges bis Ende 2001 noch nachvollziehen; es herrschte letztlich überall im Land Krieg und es
gab keine souveräne Zentralregierung, die für Gesetz und Ordnung sorgen konnte. Inzwischen hat Afghanistan eine mit viel Aufwand verabschiedete Verfassung, einen vom Volk direkt gewählten
Präsidenten und ein demokratisch gewähltes Parlament. Trotzdem können bestimmte religiöse Kräfte sich über das Gesetz stellen, ihre Meinung der Politik aufzwingen und letzten Endes die Souveränität des Staates sabotieren. Wie groß ist der Einfluss religiöser Akteure? Wie wird der Islam in Afghanistan verstanden?

Religiöse Akteure

Religiöse Akteure und insbesondere die offiziellen Träger des Islam, die ‘olama’, haben in der politischen Geschichte Afghanistans immer wieder eine weitreichende Rolle gespielt. Diese Tatsache geht nicht zuletzt darauf zurück, dass sie im Prozess der Meinungsbildung und der politischen Orientierung vieler
Menschen ein wichtiger Faktor sind. Die politische Klasse ist stets darum bemüht gewesen, für ihre Regierungsbeschlüsse und -praktiken die Zustimmung der ‘olama’ zu gewinnen. Die ‘olama’ wurden aber andererseits oft für bestimmte Politiken, die im Grunde mit eindeutigen Anforderungen des Islam nicht konform waren, benutzt. Amir Abdorrahman Khan (1881-1901), der sogenannte Eiserne Emir, konnte seine nationalistische Unterdrückungspolitik beispielsweise im Namen des Islam durchführen. Legitimiert durch Fatwas der ‘olama’ ging er erbarmungslos gegen religiöse und ethnische Minderheiten vor. Unterstützt durch einige ‘olama’ ließ er sogar religiöse Stiftungen in Beschlag nehmen. Dem als Reformkönig geltenden Amanullah (1919-1929) dagegen verweigerten die ‘olama’ ihre Unterstützung. So gelang es ihm nicht, liberale Reformen durchzusetzen.
Nach einer Europareise in Begleitung seiner freizügig gekleideten Frau teilte Amanullah der „Großen Ratsversammlung“ (Loya Jirga) seine Pläne zur Modernisierung des Landes mit. Dazu gehörten das Verbot der Sklaverei, die Religions- und Meinungsfreiheit und die Schulpflicht für Mädchen. Die religiösen Akteure, allen voran der einflussreiche Fazl Omar Mojaddadi, bekannt als Hazrat-e Shur Bazar, lehnten die Reformmaßnahmen ab und bezeichneten sie als nicht islamisch. Der anschließende Volksaufstand gegen Amanullahs Modernisierungsvorhaben führte letztlich zu seinem Sturz. Trotz
derartiger Einflussnahmen wurden ‘olama’ nicht als eine politische Größe, sondern als eine religiöse Instanz angesehen. Die politisch zentrale Bedeutung, die den ‘olama’ in der Zeit des Widerstandes gegen die sowjetische Usurpation und des damit einhergehenden Bürgerkrieges zukam, war allerdings eine ganz neue Erscheinung, die das Selbstverständnis der ‘olama’ und ihr Bild in der Gesellschaft völlig veränderte. Diese neue gesellschaftspolitische Position religiöser Akteure ist u.a. auf die großzügigen finanziellen und militärischen Zuwendungen der Länder zurückzuführen, die die Widerstands- bzw. Bürgerkriegsparteien unterstützten. Die Führung dieser Parteien war zumeist in den Händen religiöser Akteure. Bald beanspruchten die ‘olama’, welche gewohnt religiöse Orientierung der Menschen bestimmten, auch die politische Führung. Während sie vor Kriegsbeginn allgemein auf die Gnade der politischen Klasse angewiesen waren, stellten sie während des Kriegs selbst die
politische Führung dar. Diese Rolle wollen sie auch unter der neuen politischen Ordnung weiter ausüben, solange sie sich nicht als zivile sondern als religiös legitimierte politische Akteure verstehen

Der gelebte Islam in Afghanistan

Wie überall in der islamischen Welt zeichnet sich der Islam in Afghanistan durch eine Vielzahl von heterogenen Prägungen und Eigenheiten aus. Noch vor Kriegsbeginn wurde diese „Kultur der
Ambiguität“ im Alltag gelebt. Trotz aller Diskriminierung lebten auch nichtmuslimische Gemeinschaften
wie Sikhs, Hindus, Juden neben schiitischen und sunnitischen Muslimen. Viele Gelehrte sahen den unterschiedlichen Islamauffassungen und -praxen gelassen entgegen und richteten sich dabei nach der bekannten Tradition des Propheten, dass der Dissens muslimischer Gemeinschaft ein Zeichen der Gottesgnade sei eine Tradition, die in der islamischen Geschichte vielerorts jahrhundertelang praktiziert wurde. Dieser Usus kennzeichnete die sogenannte Blütezeit der muslimischen Kultur (750-1250) mit ihren Zentren wie Bagdad, in denen sich Kunst, Wissenschaft und Forschung glanzvoll entfalten konnten. Schon in der frühislamischen Zeit gab es ganz legitim nebeneinander existierende divergente Lesarten des Korans und damit der Scharia. Diese Tatsache hat bis zum Aufkommen des ideologisierten Islam im 19. Jahrhundert kaum jemanden in der
islamischen Welt gestört. Mehrdeutigkeit sprach nicht gegen eine göttliche Herkunft des Korans oder der Scharia. Wer kann schon behaupten, die Scharia gänzlich zu erfassen? Als Gelehrte hatte man
lediglich den bescheidenen Anspruch, eine eigene Interpretation der Scharia zu präsentieren und nicht die Scharia. Daher hat man die Meinung eines Gelehrten als Ergebnis seiner individuellen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Scharia, als seinen ijtihad verstanden und nicht als „den einen wahren Islam“. Dementsprechend haben auch die meisten Gelehrten in Afghanistan andere Meinungen und Praktiken respektiert.
Darüber hinaus weist der Islam in Afghanistan mystische Züge auf. Bis zum Aufbruch des Widerstandskampfes gegen die sowjetische Usurpation und des damit einhergehenden Bürgerkrieges hielt der mystische Islam Distanz zur Politik und forderte gemäß seines Selbstverständnisses Toleranz von den Menschen. Erst in der Kriegszeit mischte er sich zunehmend in die Politik ein und kämpfte wie die anderen Strömungen um mehr politischen Einfluss.
Eine der wichtigsten Bruderschaften in Afghanistan stellt die Naqshbandeyya dar. Der Orden geht auf Muhammad Bahaoddin an-Naqshbandi (gestorben 1389) zurück und hat sich zunächst in Zentralasien verbreitet. In Afghanistan hat die Nashbandeyya vor allem unter den Tadschiken der Großstädte, aber auch unter einigen paschtunischen Stämmen im Süden und Südosten ihre Anhänger. Ein weiterer mystischer Orden in Afghanistan ist die Qadereyya. Der Begründer der ebenfalls einflussreichen Bewegung, Abd al-Qader Gilani (gestorben 1166), stammte aus Bagdad. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam die Bruderschaft nach Afghanistan. Im Gegensatz zu diesen beiden Orden, die vor allem in der Hauptstadt präsent waren, hatte der Chishteyya-Orden seine Anhängerschaft insbesondere in und um Herat, im Westen des Landes. Die Chisteyya wurde von Moinoddin Muhammad Chishti (gestorben 1236) gegründet und hat sich über die Grenzen des heutigen Afghanistans hinaus vor allem auf dem indischen Subkontinent verbreitet.
Viele Menschen haben zwar die ‘olama’ als offizielle Träger des Islam betrachtet, sie hatten aber gleichzeitig ihre Beziehungen zu mystischen Bruderschaften und pflegten in ihrem Alltagsleben deren in der Regel offene Haltung, z.B. zur Musik oder zum Verkehr mit anderen religiösen Gruppen. Man legte ebenfalls viel Wert auf große zumeist mystisch orientierte Dichter. Ihre Gedichte wurden als Interpretation der koranischen Botschaft angesehen, ihre Einstellungen zum Leben und zur Welt wurden besonders geschätzt. Man nahm die Aufforderungen von Hafez (1320-1389) „In diesen beiden
Ausdrücken liegt der Schlüssel zum Frieden im Diesseits und Jenseits“ und „Übe den Freunden gegenüber Großmut und den Feinden gegenüber Toleranz“ genauso ernst wie die Botschaft von Saadi (1190-1283): „Die Kinder Adams sind aus einem Stoff gemacht als Glieder eines Leibs von Gott, dem Herrn, erdacht Sobald ein Leid geschieht nur einem dieser Glieder dann klingt sein Schmerz sogleich in allen wider.“
Auch die Gedichte von Maulana Jalaloddin Balkhi (1207-1273) haben einen großen Platz im Alltagsleben der Menschen gehabt. Maulana sah die Liebe als Hauptkraft des Universums und das Universum als ein harmonisches Ganzes. Sein kultureller Kontext prägte selbstverständlich seine Vorstellungen von Gott, sein Gott kannte aber keine religiösen oder sonstigen Grenzen: „Was soll ich tun, o ihr Muslime? Denn ich kenn‘ mich selber nicht. Weder Christ noch bin ich Jude, und auch Pars und Muslim nicht. Nicht von Osten, nicht von Westen, nicht vom Festland, nicht vom Meer Nicht stamm‘ ich vom Schoß der Erde und nicht aus des Himmels Licht.“
Noch mehr als Hafez und Maulana wird in Afghanistan der große mystische Dichter Abdolqader Bidel Dehlavi (1645-1721) verehrt und gelesen. Er lebte und wirkte im Mogulreich und gehörte dem
Qadereyya-Orden an. Seine Gedichte wurden von vielen Afghanen wie Koranverse rezitiert. Man beschäftigte sich mit ihm und seiner Philosophie in Lesungen und Diskussionsrunden. Eine Abendreihe über ihn unter dem Shab-e Aschoqan Bidel“ ist vielen Afghanen immer noch in Erinnerung geblieben. Der Meister der afghanischen klassischen Musik, Ostad Muhammad Hosain Sarahang (1923-1982), war der bekannteste Interpret der Dichtung von Bidel und sorgte mit seiner faszinierenden Stimme für die Omnipräsenz von Bidels Gedanken im Alltag vieler afghanischer Familien. Bidel wird als Anhänger einer gewissen pantheistischen Philosophie Vahdat al-vojud („Einheit der Existenz“) bezeichnet, der in dem als sehr komplex angesehenen Indischen Dichtungsstil dichtete. Indem er diese komplexe Ausdrucksweise pflegte, machte er doch die Ambiguität des Seins deutlich. „Solange die Einzelnen nicht zueinanderfinden, kann keine Gemeinschaft existieren.“
„Eine Ähre ist keine, wenn die Körner nicht zusammenwachsen.“

Die Kriegszeit

Krieg wurde in vielen Fällen der Religion halber geführt. So spricht man in der Geschichtswissenschaft vom „Religionskrieg“ oder „Glaubenskrieg“ oder auch vom „Konfessionskrieg“. Krieg verändert gleichzeitig den Zugang zur Religion und deren Textgrundlagen. In der Kriegssituation duldet man keine Dissidenten und keinen Zweifel an eigenen, eindeutig formulierten und für absolut richtig gehaltenen Zielen. Auch die Religion soll im Dienste des Krieges und der mit ihm einhergehenden Gewalterscheinungen stehen und sie legitimieren. Auf diese Weise entsteht religiöser Fundamentalismus. So entstand er in der Geschichte des Christentums und so erschien er in der islamischen Geschichte. Der über dreißig Jahre andauernde Kriegszustand in Afghanistan hat kaum Platz fürs Weiterbestehen einer Kultur der Pluralität und Toleranz übrig gelassen. Vielmehr setzte sich ein einseitiges, für eindeutig gehaltenes und damit fundamentalistisches Verständnis des Islam durch.
Bereits im „Jahrzehnt der Verfassung“  1963-1973 haben sich vor allem in Kabul kleine islamistische Kreise gebildet. Ihr vordergründiges Anliegen war die Bekämpfung von marxistisch orientierten Gruppen, die über eine beachtliche Anhängerschaft unter den Studenten verfügten. Sie bezeichneten sich teils als „Jungmuslime“ und teils als
„Islamische Gemeinschaft“ und wurden hauptsächlich von Persönlichkeiten geführt, die an der Al-Azhar-Universität in Kairo ausgebildet worden waren und mit dem Gedankengut der „Muslimbrüder“  vertraut waren. Zu den Führungskadern dieser Gruppen gehörten die Dozenten Gholam Muhammd Neyazi (gest. 1978) und Borhanoddin Rabbani (1940-2011)
und die Studenten Golboddin Hekmatyar (geb. 1947) und Ahmad Shah Massud (1951-2001).
Die drei Letzteren führten später nicht nur die wichtigsten Widerstandsparteien gegen die sowjetischen Truppen, sie lieferten sich auch gegenseitig blutige Kämpfe, die nach dem Rückzug der sowjetischen Armee noch erbitterter weitergeführt wurden. Die Logik des Krieges hat sich mit der Zeit fast aller
religiösen Akteure und der mystischen Bruderschaften bemächtigt. Die herausragende Figur des Naqshbandeyya-Ordens Sebghatollah Mojaddadi (geb. 1925) mit seiner Partei Nationale Rettungsfront und der geistliche Führer des Qadereyya-Ordens Pir Sayyed Ahmad Gailani (geb. 1932) mit seiner Organisation Nationale Islamische Front und die Chishteyya-Bewegung in der Herat-Region waren nicht nur an dem Widerstandskampf beteiligt, sondern auch an den schmutzigen Brüderkriegen der Mujahidin. Die intellektuelle Nahrung der Gruppen waren nicht mehr und konnten auch nicht mehr die Gedichte von Maulana oder Bidel sein, sondern die Gedanken von den fundamentalistischen Vordenkern Sayyid Qutb (1906-1966) und Abu Ala Maududi (1903-1979). Die großzügigen finanziellen und militärischen Mittel, die die Kriegsparteien über Jahrzehnte erhielten, begünstigten und verfestigten die fundamentalistische Auffassung des Islam umso mehr. Fundamentalismus war schließlich der Marktrenner.
Trotz einer einigermaßen demokratisch gewählten und halbwegs funktionierenden Zentralregierung herrscht weiterhin der Kriegszustand in Afghanistan und in den Köpfen einiger religiöser Akteure. Viele Menschen, insbesondere viele junge Männer und Frauen in den Großstädten, wollen dennoch zu einem normalen Leben zurückfinden. Geschäfte, wissenschaftliche Tätigkeiten, künstlerische Aktivitäten und literarisches Schaffen kehren in den Lebensalltag zurück und damit auch eine Kultur der Vielfalt. Wenn man einen Augenblick die kriegerischen Momente, die ebenfalls zum Alltag der Menschen gehören, ausblendet, spürt man in Kabul, in Herat, in Kandahar und in Mazar einen Hauch, einen sehr dünnen Hauch vom Bagdad des 10. Jahrhunderts voller Tüchtigkeit und Pluralität.

Die Ethnien in Afghanistan

Iranische Völker
Über 85 % der Menschen sprechen eine iranische Sprache als Muttersprache und gehören somit einem iranischer Volksgruppen an.

Die größte und einflussreichste Ethnie in Afghanistan sind die Paschtunen, nach denen Afghanistan auch benannt ist. Seit der Abspaltung Afghanistans vom Iran im 18. Jahrhundert prägen die Paschtunen das Land. Historisch waren sie Nomaden, heute sind jedoch die meisten Paschtunen sesshaft, sind aber in viele Stämmen eingeteilt, die bekanntesten sind die Durrani und die Ghilzai, die vor allem im Osten des Landes leben. Auch ein Großteil der Taliban-Bewegung war bzw. ist paschtunisch, weshalb sie in der Region ein schlechtes Bild haben. Deren Sprache, das Paschtu, ist jedoch nicht die häufigste Muttersprache, da mehrere Volksgruppen Persisch sprechen, dazu gehören die Tadschiken, Hazara, Aimaken und Perser.

Tadschiken und Perser machen mit etwa 27 % die zweitgrößte ethnische Gruppe aus, sprechen Persisch und sind genau wie die Paschtunen in der Regel sunnitisch, was sie von den Hazara und den iranischen Persern unterscheidet, es gibt jedoch im Norden und Westen einige schiitische Tadschiken. Der Begriff „Tadschike“ ist in Afghanistan nicht genau definiert, häufig werden alle Sunniten, die Persisch sprechen, als Tadschiken bezeichnet. Die Tadschiken machen die Mehrheit der Stadtbevölkerung aus und beherrschen die Basare. Sie teilen sich in viele Stämmen auf.

Die Hazara sprechen den persischen Dialekt Hazaragi und sind schiitisch. Sie haben eine mongolische Abstammung, man geht davon aus, dass sich mongolische Soldaten nach der Expansion im 13 Jh. in der Region niedergelassen haben und mit der schiitischen, persischen Bevölkerung vermischt haben. Aufgrund der ethnischen Herkunft, Sprache und des schiitischen Glaubens sind sie immer wieder Opfer von Diskriminierung und Gewalt, insbesondere von paschtunischer Seite. Im Bürgerkrieg wurden einige Hazara gezielt von sunnitischen Islamisten getötet. Viele Hazara sind ins Ausland geflüchtet, vor allem in den Iran, nach Pakistan und Europa. In den Zielländern werden sie ebenfalls häufig diskriminiert.

Die Aimaken stellen ebenfalls eine bedeutende persischsprachige Minderheit dar, sind sunnitisch und bezeichnen sich häufig auch als Tadschiken oder Perser. Sie sind ebenfalls in zahlreiche Stämmen aufgeteilt, die im Westen und Zentrum des Landes leben.

Die Belutschen leben im Süden des Landes, sprechen Belutschisch und sind sunnitisch. Viele sehnen sich nach einem belutschischen Nationalstaat mit den Belutschen in Pakistan und im Iran.

Weitere iranische Volksgruppen in Afghanistan sind die Kurden, die etwa 0,6 % der Bevölkerung ausmachen, sowie zahlreiche ostiranische Volksgruppen im Pamirgebirge wie die Wakhi, Sanglechi, Shughni, Ishkamini, Munji oder Tangshewi. Deren Zahlen sind rückläufig, da zu wenig getan wird, um die Sprachen und Kulturen dieser Völker zu erhalten. Einige Sprachen sind gefährdet, da die Menschen persisch oder paschtu annehmen und an ihre Nachkommen weitergeben. Mit dem Aussterben der Sprache ist in der Regel auch die Grundlage der ethnischen Kultur dieser Völker in großer Gefahr.

Die Turkvölker

Die Usbeken sind mit rund 9 % die größte turksprachige Ethnie Afghanistans und leben vor allem im Norden nahe Usbekistan. Afghanistan hat die größte usbekische Bevölkerung nach Usbekistan. Sie sind sunnitisch und in Konflikten mit den Tadschiken verbündet.

Die Turkmenen leben entlang der 
turkmenischen Grenze im Norden des Landes und machen zwischen 3 und 5 % der Bevölkerung aus. Sie sind sunnitisch. Einige Turkmenen, Usbeken, Kirgisen und Tadschiken sind in den 1920er Jahren wegen der stalinistischen Politik und der daraus folgenden Hungersnöte wegen der Zwangskollektivierung nach Afghanistan geflohen. Viele leben direkt an der Grenze zu Turkmenistan und wünschen sich einen Anschluss an Turkmenistan.

In der Provinz Wakhan leben einige 
kirgisische Nomaden, die faktisch von der Außenwelt isoliert sind. Sie sind teilweise ebenfalls Flüchtlinge des Kommunismus nach der russischen Revolution.

Auch gibt es noch zahlreiche weitere kleine turksprachige Gruppen wie die Qizilbasch, Kasachen, Türken oder Afscharen, die nur eine geringe Zahl ausmachen. Sie leben teilweise nomadisch.

Die Sadat werden in Afghanistan als ethnische Gruppe anerkannt.
Die mehrheitlich in Balch und Kundus im Norden und in Nangarhar im Osten lebenden Sayyiden sind sunnitische Muslime, aber es gibt auch einige, darunter in der Provinz Bamiyan, die dem schiitischen Islam angehören. Diese werden oft als Sadat bezeichnet, ein Wort, das traditionell „im nördlichen Hedschas -Gebiet und in Britisch-Indien gleichermaßen auf die Nachfahren von Hasan und Hussein, Söhnen von Ali und Enkeln von Mohammed, angewendet wurde“.

Die dravidischen Brahui machen 0,8 % der Bevölkerung aus und leben vor allem im Süden mit den Belutschen zusammen.

Die Nuristani leben nordwestlich von Kabul. Deren Sprachen: Kati und Ashkun sind zwar indoiranisch, aber weder iranisch noch indoarisch. Es wird behauptet sie seien die direkten Nachfahren der Griechen, die sich während des Indienfeldzugs Alexander des Großen in Nuristan niedergelassen haben. Diese These wird jedoch von verschiedenen Experten angezweifelt. Da sie lange Zeit nicht muslimisch waren, wurden sie früher als Kafiren bezeichnet.

Auch leben in Afghanistan noch zahlreiche kleine indoarische Völker, die zusammen etwa 1,5 % ausmachen. Die Paschai sind die größte Ethnie, weitere sind die: Punjabi, Sindhi, Kohistani, Gujjar und Roma. Die Indoarier, die nicht in den letzten Jahrhunderten eingewandert sind, sprechen dardische Sprachen. Die meisten Indoarier in Afghanistan sind sunnitisch, wobei es auch einige Sikhs und Hindus gibt. Urdu gilt als Lingua Franca der indischen Völker in Afghanistan.

Durch die teilweise verfeindeten Ethnien und Stämme existiert in weiten Teilen der afghanischen Bevölkerung kein Nationalgefühl. Viele Bewohner Afghanistans fühlen sich unterdrückt und möchten nicht als „Afghanen“ bezeichnet werden. Eskaliert ist die Situation, als es elektrische Personalausweise mit dem Eintrag „Nationalität: Afghane“ geben sollte. Ethnische Konflikte spielen eine wichtige Rolle im Bürgerkrieg. Durch die Spaltung des Landes und Sprachprobleme ist eine politische Entwicklung kaum möglich. Daher ist auch ein gemeinsamer Kampf gegen die Taliban schwer möglich.

Viele Volksgruppen, vor allem Hazara und Tadschiken, fühlen sich gegenüber den Paschtunen benachteiligt. Paschtunische Nationalisten versuchen, einen paschtunischen Nationalstaat auf Kosten der Minderheiten aufzubauen Ethnischer Separatismus ist entstanden. Viele Turkmenen möchten ihre Siedlungsgebiete an Turkmenistan anschließen,
Usbeken an Usbekistan. Die Hazara streben nach einem unabhängigen Hazaristan.

Fazit

Afghanistan ist entgegen der herrschenden Auffassung kein stammesorientierter Staat. Vielmehr ist der „Stamm“ nur die „politische Einheit“ eines Teils von Afghanistan und bezieht sich auf die Paschtunen. Nations- und Staatsbildung sind in den vergangenen 100 Jahren in einer Wechselbeziehung zwischen der Zentralregierung und Stämmen aus zwei wesentlichen Gründen misslungen:

a) Der Widerstand der Stämme gegenüber dem „modernen Staat“.
b) Die „ineffiziente“ Politik der Zentralregierungen gegenüber den Stämmen und die mangelnde Verbreitung des Verwaltungsapparates in den Stämmen und ländlichen Regionen.

Um die Nations- und Staatsbildung in Afghanistan zu verwirklichen, müssen alle „politischen Einheiten“ berücksichtigt und in einem weiteren Schritt die Art ihrer Beziehung zut Zentralregierung definiert werden. In der gegenwärtigen Phase, nach 2001, sind im Prozess der Nations- und Staatsbildung zwar auch andere politische Gruppierungen auf die Bühne getreten, die zu verschiedenen Ethnien gehören, d.h aber nicht das sie auch die Interessen ihrer Ethnie vertreten, da sie nicht demokratisch gewählt worden sind. Beispielsweise bedeutet die Präsenz von nicht-paschtunischen Stammesfürsten nicht zwangsläufig, dass sie ihren eigenen Stamm vertreten. Es muss deshalb in Kabul eine politische Struktur entstehen, an der sich in natürlicher Form verschiedene politische Einheiten beteiligen können.

In der jetzigen Situation ist die Macht in Form von „Kontingentierung“ unter bestimmte Personen verteilt worden, und zwar unter der Annahme, dass die jeweiligen Personen einen Stamm repräsentieren. Das führt zur Unterdrückung der politischen Dynamik in den Ethnien und dazu, dass politische Akteure einer Ethnie gezwungen sind, zur Teilnahme an politischen Entscheidungen den Führer des jeweiligen Stammes als Brücke zu nutzen. So muss z. B. eine neu unter den Uzbeken entstandene politische Einheit zu ihrer Bestand- und Beteiligungssicherung auf der politischen Landschaft von General Dostum genehmigt werden. Dostum ist seit den Neunziger Jahren der Anführer der usbekischen Miliz. Nach dem Sturz der Taliban 2001 hat er an Macht gewonnen und ist der Anführer aller Usbeken. Daher muss jeder Usbeke, der sich politisch engagieren will, die Linie Dostums einhalten.

Weiter lässt sich feststellen, dass ein moderner Staat auch moderne Strukturen verlangt. Die Loya Jirga stellt ein Parallelorgan zu anderen Institutionen wie Parlament und Senat dar und verringert deren Einfluss. Darüber hinaus verstärkt sie die Legitimation von Anführern in Stämmen und ländlichen Regionen. Dies wiederum bewirkt eine Stärkung der traditionellen Institutionen und Schwächung des staatlichen Verwaltungsapparates in diesen Regionen. Moderne Institutionen müssen in den zentralen Blickwinkel der Regierung rücken, damit durch ihre Stärkung die politische Struktur rational und effizient gestaltet werden kann.

Quellen
–  Conrad Schetter, Ethnicity and the Politics Reconstruction in Afghanistan. Bonn: Center for Development Studies (ZEF), Universität Bonn.

– Dr. Abbas Poya, Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS), School of History.

– Dr. Najibullah, Retrieved June 28, 2012, from Afghanistan’s Information Network

– Mohammad Hossein Allafi:Islamistischer Wirrwarr kontra Demokratie?  2014


– Thomas Bauer, Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams, Berlin 2011

– Thomas Barfield, Afghanistan; A Cultural and Political History. Princeton and Oxford: Princeton University / WordPress

Zur Stellung der Frau im Islam

Photo by: My stealthy freedom

Zur Stellung der Frau im Islam ( kleiner Auszug)

Um es gleich vorweg zu nehmen, ich verurteile KEINE Religion, denn auch Frauenrechte waren in der christlichen Gesellschaft und westlichen Ländern auch lange nicht da, wo sie heute sind.
Nur, leben wir im 21. Jahrhundert und man könnte sich schon mal so langsam von einem überalterten Weltbild befreien.

Photo by Iran Journal from the Facebook Page „Ex-Muslims of North America

In den islamischen Ländern beinhaltet das Familienrecht heute zahlreiche die Frauen diskriminierende Bestimmungen, da das Familienrecht auf einem hierarchischen Rollenverständnis von Mann und Frau basiert. Zwar wurden in den letzten Jahren in diversen muslimischen Ländern verschiedene Reformversuche unternommen. Doch diese wurden von konservativen Kräften oft als Angriff auf das islamische Recht und seine Werte zurückgewiesen, und so bleibt das Familienrecht bis heute Gegenstand kontroverser Debatten um kulturelle, rechtliche und religiöse Identität. Die Islamisierung in Afghanistan, Irak, Iran, Syrien oder Türkei, um nur einige der Länder zu nennen, erschwert eine Reform des Familienrechts und somit auch die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau zusätzlich.

Photo by Iran Journal from the Facebook Page „Ex-Muslims of North America

Familienrecht in islamischen Ländern

Die Ehe im Islam ist ein Vertrag zwischen Mann und Frau. Dieses Verständnis gilt eigentlich auf der ganzen Welt als Ehe; und eine Einwilligung von beiden Seiten ist grundsätzlich erforderlich.
Die Heiratsfähigkeit wird im klassisch-islamischen Recht mit der Pubertät erreicht. Allerdings gibt es verschiedene Ansichten darüber, wann dieses Alter erreicht ist. Das positive Recht kann ein höheres Alter vorsehen. Die Altersschranken vor allem für Mädchen bleiben in vielen islamischen Staaten jedoch tief und geht mitunter auf ein Alter von 10 Jahren der Mädchen aus. Auch wenn das positive Recht ein höheres Heiratsalter vorsieht, bleibt eine Ehe, die bereits zuvor nach islamischem Recht geschlossen wurde, oftmals gültig. Somit bleiben Kinderehen weiterhin möglich. Arrangierte Ehen sind in den Städten und gut florierenden Provinzen der Länder in dem der Islamische Glaube vorherrschend ist, seltener geworden, in ländlichen Gebieten jedoch immer noch oft praktiziert.
In Artikel 16 Absatz 2 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte steht: Die Ehe darf nur auf Grund der freien und vollen Willenserklärung der zukünftigen Ehegatten geschlossen werden. Zwangsverheiratung ist und bleibt eine Form von Gewalt im Namen der Ehe.
Um es gleich vorweg zu nehmen, Zwangsehen gibt es NICHT nur in de Islamischen Welt. Darauf habe ich in anderen Text auch schon öfter hingewiesen.

Das Familienrecht in islamischen Ländern stützt sich grundsätzlich auf drei Rechtsquellen; das positive Recht, das klassisch-islamische Recht und das Gewohnheitsrecht. Ähnlich anderen Rechtsbereichen wie das Strafrecht wurde das Familienrecht zwar in den letzten Jahren als positives Recht kodifiziert, enthält aber inhaltlich so viele Verweise auf das klassisch-islamische Recht wie kein anderer Rechtsbereich.
In den islamischen Ländern beinhaltet das Familienrecht noch heute zahlreiche diskriminierende Bestimmungen für Mädchen und Frauen, da das Familienrecht auf einem hierarchischen Rollenverständnis von Mann und Frau basiert.

Masih Alinejad, eine der bekanntesten Kämpferinnen für die Frauenrechte im Iran. Photo from Facebook Page

Polygamie in der Religion

Nächstes ist die Polygamie in der Religion des Islams. Ein Mann hat nach dem Koran das Recht, vier Frauen zu heiraten, wenn er fähig ist, sie gleich zu behandeln. Im Zuge der Reformierungsbemühungen haben Ägypten, im Jahr 2000, und Marokko, 2004, Einschränkungen im Familienrecht eingefügt, die zum Beispiel die Einwilligung der ersten Frau verlangen. Ausserdem muss gerichtlich überprüft werden, ob ein Mann die ökonomischen Voraussetzungen erfüllt, um eine polygame Ehe einzugehen. Fraglich bleibt dabei oftmals, ob bei der Einwilligung der ersten Ehefrau eine tatsächliche Wahlmöglichkeit im Hinblick auf die Konsequenzen besteht oder bestanden hat. In der Türkei und in Tunesien ist die Polygamie gesetzlich verboten.
Die umstrittene und viel diskutierte Sure 4:34 des Korans sieht ein Züchtigungsrecht des Ehemannes vor, das er kraft seiner Autorität gegenüber seiner Ehefrau im Falle von Ungehorssam habe. Dies verstößt schon gegen Menschenrechtsverletzungen in den Artikel 1 bis 5 der AEMR ( Allgemeine Erklärung der Menschenrechte).
Entsprechend hat die Ehefrau dem Ehemann gegenüber die Pflicht zum Gehorsam, auch dies verstößt eindeutig gegen Menschenrechte.
Die „Pflichten“ beinhaltet die Führung des Haushalts, die Kindererziehung, aber auch das Ersuchen um Erlaubnis, falls sie arbeiten oder reisen möchte. Falls der Ehemann seinen Pflichten zum Unterhalt nicht nachkommt, kann die Frau ihm ihren Gehorsam verweigern. Dies gilt auch umgekehrt: Kommt die Frau ihren Pflichten nicht nach, ist der Ehemann nicht verpflichtet, für ihren Unterhalt zu sorgen. Auch hier finden wir weiter Verstöße gegen Artikel 18, 19, 22 und 23 der AEMR.
Artikel 6 der AMER ist auch ein oft kontrover geführter Grundsatz von Menschenrechtskonvention. Je nach Land bestehen für Frauen zudem eine Bekleidungsvorschriften oder gar Vorschriften zur Geschlechtersegregation etwa im Bildungsbereich. Teilweise werden Frauen vom öffentlichen Leben bzw. von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen. In Gerichtsverfahren, so etwa bei Zeugenaussagen oder der Bemessung einer Kompensationszahlung, hat eine Frau eine deutlich geringere Position als ein Mann. Oft wiegt ihre Aussage nur halb so viel wie die des Mannes.
Weitere Vorbehalte gegenüber der UN-Frauenrechtskonvention ist
das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau ist von fast allen Staaten weltweit ratifiziert worden. Die meisten islamischen Länder haben jedoch zahlreiche Vorbehalte angebracht bzw. den Vorrang des islamischen Rechts reklamiert, so etwa das Königreich Saudi Arabien wörtlich: «In case of contradiction between any term of the Convention and the norms of islamic law, the Kingdom is not under obligation to observe the contradictory terms of the Convention.» Auch wenn die Zulässigkeit solch genereller Vorbehalte höchst umstritten ist, zeigt sich damit klar der Unwille vieler muslimischen Staaten, den Frauen Rechte einzuräumen, die über das islamische Recht hinausgehen.

Vor der islamischen Revolution von 1979 gab es im Iran keinen staatlich verordneten Kleiderzwang. Photo by Iran Journal

Die Revolution der Frauen

Seit den 1980er Jahren hat sich neben der schon existierenden säkularen feministischen Bewegung in verschiedenen islamischen Ländern eine islamische Frauenrechtsbewegung entwickelt, die versucht, durch Neuinterpretation der religiösen Quellen für eine Gleichstellung von Mann und Frau im Islam zu argumentieren. Eine andere Argumentationsstrategie greift auf ein „goldenes Zeitalter“ im Islam zurück und möchte damit frauenfeindliche Interpretationen und Praktiken als unislamisch darstellen. Dazu gab es erst vom 25. November, der Tag gegen Gewalt an Frauen, bis zum 10. Dezember, dem Tag der Internationalen Menschenrechte, in Afghanistan sehr viele Kundgebungen und Veranstaltungen. Die „Orange Days“ fanden 2019 in 70 Länder der Welt statt. Die Hauptthemen der islamischen Feministinnen beziehen sich auf rechtliche Fragen wie die Gleichstellung der Ehepartner, Zwangsehe, Kinderehe, Scheidung bzw. Verstossung, die männliche Vormundschaft einer Frau und das Sorgerecht, sowie auf Kleidervorschriften der Frau Kopftuch Hijab bzw. Gesichtsschleier Niqab. Auf Fragen zur Sexualität der Frau und insbesondere sexuellen Gehorsam, Gewalt gegen Frauen, wie das Züchtigungsrecht oder die Einbindung von Frauen in religiösen Berufen und in der Moschee, Frau als Vorbeterin, etc.

Im Iran ist es Frauen gesetzlich vorgeschrieben, aufgrund des religiösen Glaubens einen Hidschab zu tragen. Trotzdem begannen Frauen damit, sich dem zu widersetzen. Photo by Iran Journal

Der islamische Feminismus stösst wie der säkulare Feminismus in der islamischen Welt zwar manchmal auf Zustimmung, aber auch vielfach auf Ablehnung. Gerade muslimische Traditionalisten und islamische Fundamentalisten lehnen die Neuinterpretation der religiösen Quellen ab. Unter Umständen werden Vorwürfe wie Verwestlichung und Häresie, also eine verdammende Meinung, gegen islamische Feministinnen angeführt.

Naike Juchem, 28 Dezember 2019

Quellen
– Prof. Dr. Susanne Schröter
– Iran Journal, Women’s rights in Islam
– UN- Frauenrechtskonvention CEDAW 
– Laurel Zwissler, Feminism and Religion: Intersections between Western Activism, Theology and Theory. First published: 16 August 2012
– Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)

Weiterführender Link

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&cd=&ved=2ahUKEwiwoJimqKb6AhWoSvEDHSCbBs0QFnoECAYQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.igfm.de%2Ffrauen-im-iran%2F&usg=AOvVaw3s1tMyAEkRc3ROZz3zia8f

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Hexenverfolgung

Hexenverfolgung in Europa ab 1450 bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts und die Gesellschaftliche Spaltung im 21. Jahrhundert

Symbolbild für eine Hexenverbrennung

Nun kann man schon bei der Überschrift die Augenbrauen hoch ziehen und sich fragen, was diese beiden Ereignisse gemeinsam haben. Nun, dies möchte ich jetzt erklären.

Beginnend möchte ich im 14. Jahrhundert mit der wohl berühmteste Hinrichtung der Geschichte: Jeanne d’Arc

Jeanne d’Arc, oder besser als Johanna von Orléans bekannt, starb mit gerade mal 19 Jahren am 30. Mai 1431 auf dem Scheiterhaufen in Rouen, Frankreich. Heute wissen wir, dass 489 Jahre später Jeanne d’Arc heilig gesprochen wurde. Ein Mob lehnte sich damals auf, weil dieser in Jeanne d’Arc eine Hexe sah. Während des Hundertjährigen Krieges verhalf Jeanne d’Arc als Kämpferin bei Orléans dem Dauphin und späteren französischen König Karl VII. zu einem Sieg über England und Burgund. Jeanne war eine unglaublich mutige Frau, die selbst sagte, sie hätte von Gott den Befehl bekommen.
Jeanne’s Mut war den Kleriker unheimlich und zudem war sie noch eine Frau – also wurde ihr ein heimtückischer Prozess gemacht, bei dem das Urteil schon von Beginn an feststand: den Tod auf dem Scheiterhaufen.

In den folgenden Jahren fand bis etwa 1750 die Hexenverfolgungen in Europa statt. Geschätzte drei Millionen Menschen – ein Zehntel, und dies überwiegend Frauen, der damaligen Bevölkerung wurden der Zauberer und Hexerei angeklagt, wobei davon circa 100.000 Menschen hingerichtete wurden.
Als Hexe wurde man schon bezeichnet, wenn man – in diesem Fall Frau, nur ein Muttermal, rötliche Haare oder sich der frühen Wissenschaft in Medizin widmete – oder einfach nicht ins Weltbild des Klerus passte.

Die Gesellschaft wie wir sie heute kennen ist dem der mittelalterlichen und neuzeitlichen Epoche nicht all zu weit entfernt. Heute sind die Hexen: Migranten, Obdachlose oder Muslime.

Hetzjagde gegen diese drei Gruppen der Gesellschaft erleben wir seit Jahrzehnten. Sei es ein bewusstes anzünden von Häuser, öffentliche Hetzjagde gegen Migranten oder am helligsten Tag Parolen wie: „Absaufen lassen“ , auf dem Marktplatz in Erfurt brüllen.

Nun komme ich wieder ins Jahr 1431 zurück.
Sie haben nun die Szenerie der Hexenverfolgungen vor Ihrem geistigen Auge.
Jetzt kommt die Psychologie ins Spiel.

Stellen Sie sich eine Gruppe von circa 20 Personen vor. Ein Moderator sagt Ihnen: „Ich werde zu jedem von euch kommen und euch zuflüstern, ob ihr eine Hexe/Hexer oder ein normaler Mensch seid. Euer Ziel ist es, die größtmögliche Gruppe zu bilden, in der keine Hexe ist. Am Ende bekommt jede Gruppe, in der sich eine Hexe befindet, Punktabzüge.“

Sie stehen also in dieser imaginären Runde und achten selbstverständlich darauf, dass keine Hexe oder Hexer in Ihre Gruppe kommt. Sie kenne nur wenige Leute aus dieser Gruppe und verbinden sich selbstverständlich mit Ihren Bekannten – wissen aber nicht was der Moderator jener Person zu geflüstert hat. Sie denken es zu wissen und halten so bewusst Ihre Gruppe klein.

Nun sollen sich jene Menschen mit Handzeichen zu erkennen geben, die eine Hexe oder Hexer sind. Wer wird sich wohl freiwillig melden? Niemand.

Was möchte ich nun damit sagen?
War irgendjemand in dem damaligen Wahn der Hexenverfolgung wirklich eine Hexe oder Hexer? Oder haben all jene, die an den Scheiterhaufen oder Guillotine standen nur das geglaubt, was man ihnen erzählt hat?“

Nun reflektieren Sie bitte, wie leicht es ist, eine Gemeinschaft zu spalten, um einen Sündenbock an den Pranger zu stellen.
Gerade im World Wide Web ist es unglaublich leicht und schnell in einer Gruppendynamik gegen andere Menschen vorzugehen, um diese zu beleidigen, mobben oder gar bedrohen. Die Geschichte zeigt, wie schnell aus virtuellem Hass realer Aktionismus wird und Menschen öffentlich gejagt, bedroht oder gar ermordet werden.
Angst, Hass und blindes nachlaufen spaltet jede Gemeinschaft und zerstört weit mehr, als es irgendjemandem nützt.

Naike Juchem, 28. Oktober 2022

Ich danke Mandy Neumann für die Grundlage zu diesem Artikel.

Die Kinder von Lidice

Kinder des Krieges

Skulpturen nach Marie Uchytilová Foto: Pixabay

„Sind so kleine Seelen
offen und ganz frei.
Darf man niemals quälen
gehn kaputt dabei.“
(Bettina Wegner)

Die Gräueltaten der NSDAP sind vielen bekannt und es gibt Millionen Fällen, wo Menschen brutal ermordet, Hingerichtete, verhungern, vergewaltigt oder vergast wurden.
Nach wissenschaftlichen Schätzungen zufolge wurden ungefähr 17 Millionen Menschen von Nationalsozialist_innen und ihren Unterstützer_innen ermordet. Diese Zahlen Basis auf Daten die das United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) veröffentlicht hat. Die Schätzungen basieren auf Kriegsberichten derjenigen, die die NS-Bevölkerungspolitik umgesetzt haben, sowie auf demographischen Studien zum Bevölkerungsverlust während des Zweiten Weltkriegs, die nach dem Krieg durchgeführt wurden. Die jüngste Schätzung zur Opferzahl der Homosexuellen beruht auf den Forschungen des deutschen Historikers Dr. Alexander Zinn, der zu dieser Opfergruppe zuletzt intensiv geforscht hat.

Ein Teil der Opfer davon wurde in Deutschland selbst ermordet, etwa in Konzentrationslagern, Gefängnissen, bei Pogromen oder in Krankenanstalten wie Bernburg, Hadamar, Hartheim und Sonnenstein. Eine besonders große Zahl an Menschen wurde in Polen und der ehemaligen Sowjetunion ermordet. Hier hatten die Deutschen Vernichtungslager errichtet, in denen unter anderem ein Großteil der jüdischen Opfer umgebracht wurden. Zudem erschossen Einsatzgruppen im rückwärtigen Heeresgebiet viele Zivilisten, die meisten davon Juden. Den Großteil der russischen Kriegsgefangenen ließ die Wehrmacht in Gefangenenlagern verhungern. In der Grafik nicht aufgeführt sind deutsche politische Gegner und Widerstandskämpfer in von den Achsenmächten besetzten Gebieten. Ihre Zahl ist laut USHMM bislang unbestimmt.

Foto: Pixabay

Die Kinder von Lidice

Lidice war bis zum Frühjahr 1942 ein Dorf, nur 22 km von Prag entfernt. 493 Menschen lebten dort in 102 Familienhäusern. Die Männer arbeiteten meistens in den Stahlwerken und Kohlebergwerken im 7 km entfernten Kladno.

Seit März 1939 war Tschechien, wie andere Regionen Europas durch das nationalsozialistische Deutschland besetzt, die Gebiete quasi zu Kolonien degradiert. Im Mai 1942 wurde in Prag ein Attentat auf den Reichsprotektor Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich, verübt. Heydrich starb am 04. Juni 1942. Am 03. Juni entdeckte die Gestapo eine Spur – ein falsch gedeuteter Liebesbrief – die nach Lidice führte. Die Nachforschungen vor Ort ergaben keine Bestätigung des Verdachts, dass die Bewohner von Lidice an dem Attentat beteiligt gewesen wären. Dennoch sollte ein Exempel statuiert werden. Am 09. Juni, am Tag der Beisetzung Heydrichs in Berlin, wurde das Schicksal Lidices in einer Führerbesprechung besiegelt:

Betrifft Ortschaft Liditz, Bezirk Kladno. Am 09.06.1942, um 19:45 Uhr, teilt SS-Gruppenführer K. H. Frank aus Berlin telefonisch mit, dass auf Grund eienr Führerbesprechung die Ortschaft Liditz folgendermaßen zu behandeln ist:

• Alle männlichen Erwachsenen sind zu erschießen.

• alle Frauen sind in ein Konzentrationslager zu überstellen.

• die Kinder sind zu sammeln und, soweit eindeutschungsfähig, an SS-Familien ins Reich zu geben. Der Rest wird einer anderen Erziehung zugeführt.

• die Ortschaft ist niederzubrennen und dem Erdboden gleich zu machen. Die Feuerwehr ist hierbei einzuschalten (…)

Nun möchte ich über ein einzigartiges Projekt der Bildhauerin Marie Uchytilová berichten.
Die Statuengruppe aus Bronze mit dem Namen „Denkmal für die Kinderopfer des Krieges“ erinnert einerseits an das tragische Schicksal der Lidicer Kinder, andererseits an alle Kinderopfer des Zweiten Weltkrieges.
Dank beträchtlicher finanzieller Spenden aus Tschechien und dem Ausland konnte die Statuengruppe aus Bronze in ihrer endgültigen Gestalt im Jahre 2000 auf dem Gelände der Gedenkstätte Lidice enthüllt werden.
Die Statuengruppe stellte Marie Uchytilová nach zwanzig Jahren fortwährender Arbeit im Frühling 1989 fertig. Die ersten drei Statuen goss sie auf eigene Kosten in Bronze. Für die weitere Umsetzung der Kindergruppe konnte sie jedoch nicht mehr fortführen, da sie am 16. November 1989 unerwartet und plötzlich verstarb.

Für die Arbeit an ihrem Lebenswerk studierte Marie Uchytilová Fotos der ermordeten Kinder. Neben der Größe und dem Alter der Kinder versuchte sie, auch ihre Wesensart festzuhalten.
82 überlebensgroße Statuen erinnern an das Schicksal der Lidicer Kinder, die im Vernichtungslager Chelmno starben, das auf dem Gebiet des damaligen Generalgouvernements lag. Nachdem die Kinder als nicht Germanisierung geeignet befunden wurden, fanden sie den Tod in Gaswagen.
Nur neun Lidicer Kindern wurde eine Chance gegeben. Sie wurden in deutsche Familien auf dem Gebiet des Dritten Reichs gegeben. Sieben Kinder unter 12 Monaten wurden in einer Krankenhauseinrichtung in Prag untergebracht.
Nur zwei der sechs Kinder, die Lidicer Frauen nach der Tragödie zur Welt brachten, überlebten das Elend des Krieges. Neugeborene, die das Licht der Welt hinter den Mauern des Konzentrationslagers Ravensbrück erblickten, wurden auf der Stelle ermordet. Nur 17 der 105 Lidicer Kinder kehrten nach dem Krieg nach Hause zurück.

Quelle: Auswärtiges Amt
Fotos: Pixabay

Eine Rose für all die Todesopfer

Ground Zero in New York

Meine Gedanken zum 11. September 2001 und was dieser Tag brachte.

Dieser Tag bleibt vielen Menschen in Erinnerung, da dieser Tag einer der schwärzesten Tage in unserer Geschichte der Neuzeit ist.
Viele Menschen sind gestorben und noch mal so viele haben ihre Angehörigen in wenigen Stunden verloren.
Es gab Telefonate aus einem Flugzeug, die schilderten, dass sie entführt werden.
Es gab Telefonate aus Büros, die die verzweifelte Lage schilderten.
Es gab Filme, die man einem Hollywood Film zuordnen könnte – aber nicht der Realität, als um 8.46 Uhr in New York City, an der Südwestspitze des Bezirks 
Downtown Manhattan, ein Flugzeug in den Nordturm (WTC 1) einschlug.
Etwa 1.300 Menschen in den Stockwerken oberhalb der Einschlagstelle war es unmöglich, zu fliehen. Das Flugzeug hatte alle Treppenhäuser und Aufzugsschächte im Nordturm durchtrennt. Schon wenige Minuten nach dem Crash stürzen sich erste Personen aus Verzweiflung in die Tiefe.
Um 9.03 Uhr flog das zweite Flugzeug im den Südturm des World Trade Center (WTC 2) und 56 Minuten stürzten Tausende Tonnen Stahl und Beton in nur 10 Sekunden ein. Zahlreiche Feuerwehrleute befanden sich zu diesem Zeitpunkt in den Treppenhäusern auf dem Weg nach oben. Über 600 Menschen im und um dieses Gebäude kamen beim diesem Einsturz ums Leben.
Am Ende haben fast 3.000 Menschen ihr Leben verloren; wofür?

Wem hat dieser Sinnlose Terroranschlag etwas genützt? Dem Islam? Einigen Verrückten, die im Namen von Allah die Ungläubigen dieser Welt bestraften wollten? Einem Land das die „Achse des Bösen“ suchte?

Was bleibt nach 9/11 ?

Schutt, Asche, Tod, Trauer und Wut – und diese nicht nur in den USA.
Die USA erklärten ihrem ehemaligen Agenten, Osama bin Laden, den Krieg.
Einen Krieg, der noch viel mehr Leid, Tod und Trauer brachte.
Die USA haben in Afghanistan als Vergeltung das hundertfache an Leid, Not, Zerstörung, Armut und Flucht gebracht, als ein Tag in New York.
7. 300 Tage habe die Menschen in Afghanistan diese Vergeltung gespürt und erleben immer noch Leid, Kummer Not und Tod.

Es gibt in Afghanistan kaum eine Familie die durch diesen Terroranschlag und die folgende Intervention der USA und ihre Alliierten Truppen keinen Vater, Mutter, Onkel, Tante oder Kind verloren haben.
Niemand spricht für diese Menschen. Niemand leutet eine Glocke. Niemand legt Rosen auf ein Grab.

Die Folgen der Intervention der USA nach dem 11. September 2001 für Afghanistan.

Bisher kamen rund 3.600 Koalitionssoldaten ums Leben, darunter 59 Soldaten der Bundeswehr und drei deutsche Polizisten. Die Vereinigten Staaten als größte Truppensteller haben mit etwa 68 Prozent der insgesamt getöteten Soldaten der Koalition die höchsten Verluste zu verzeichnen. Die Anzahl gestorbener afghanischer Soldaten und Aufständischer ist unbekannt. Offizielle Angaben zu zivilen Opfern liegen nur unvollständig vor, Schätzungen sind sehr unterschiedlich:

Professor Marc Herold, von der University of New Hampshire, schätzte im Oktober 2003, dass 3.100 bis 3.600 Zivilisten bei US-Bombardierungen und Special forces attacks ums Leben kamen.

Ende Juli 2008 haben afghanische und internationale Hilfsorganisationen erklärt, dass bis zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2008 bereits 2.500 Menschen ums Leben gekommen seien, darunter 1.000 Zivilisten, und dass für zwei Drittel der Opfer Terrorgruppen verantwortlich waren.

Im Juli 2010 veröffentlichten  „Afghan War Diary“ eine Liste von 2004 bis 2009, nach der es 24.155 Tote im Zusammenhang mit dem Krieg und Terror gab.

Im Jahr 2010 wurden laut einem von den Vereinten Nationen und der 
Afghanischen Menschenrechtskommission (AIHRC) herausgegebenen Jahresbericht 2.777 afghanische Zivilisten getötet.

Seit 2003 führten die Taliban Krieg gegen Afghanistan sowie gegen die ISAF Truppen. Dabei richteten sich ungefähr 50 Anschlägen pro Tag gezielt gegen die afghanische Zivilbevölkerung.

Im Jahr 2009 war die Taliban nach Angaben der Vereinten Nationen für über 76 Prozent der Opfer der afghanischen Zivilisten verantwortlich. Die AIHRC nannte die gezielten Anschläge der Taliban gegen die Zivilbevölkerung ein „Kriegsverbrechen“. Religiöse Führer verurteilten die Anschläge der Taliban als Verstoß gegen die islamische Ethik.

Im Jahr 2011 berechnete die 
Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA), 3.021 zivile Opfer. 77 Prozent waren Opfer von dem Terror der Taliban. 14 Prozent starben bei Operationen der NATO und der afghanischen Armee. Bei 8 Prozent war keine Zuordnung möglich. 967 Zivilisten kamen durch Sprengfallen (IED’s) von Terrorgruppen ums Leben, 450 bei Selbstmordanschlägen, 187 bei Luftangriffen und 63 bei nächtlichen Angriffen. Seitdem haben sich die Opferzahlen merklich erhöht.

– im Jahr 2009 starben 5.969 Menschen
– im Jahr 2010 kamen 7.162 Menschen ums Leben.
–  2011 lag die Zahl bei 7.842 Todesopfer.
–  2012: 7.590
–  2013: 8.638
–  2014: 10.535
–  2015: 11.034
–  2016 gibt die UNAMA die Zahl der zivilen Opfer mit 11.418 an (3.498 Todesopfer, 7.920 Verletzte)
– 2017 starben 3.442 Menschen und 7.019 wurden verletzt
– 2018 haben 3.803 Menschen ihr Leben verloren
– 2019 gab es 3.409 Todesopfer
– 2020 waren es 3.035 Tote und 5.785 Verletzte
– in den vergangenen 8 Monate haben bereits 1.659 Menschen ihr Leben verloren  – Tendenz steigend.

Bei den US-Streitkräften, dem mit Abstand größten Truppensteller in Afghanistan, gab es bis einschließlich September 2012 eine Verwundetenzahl von 17.674 Soldaten. Davon waren 12.309 Verwundete Angehörige der US Army, 4.630 Angehörige der Marines, 396 solche der Air Force und 339 solche der Navy.

2010 haben 711 Soldatinnen und Soldaten ihr Leben verloren.
2013 waren es 161 Todesopfer und 2014 noch 66.

Nach einem Quartalsbericht des Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction (SIGAR) der US-Regierung für den US-Kongress sind im Krieg in Afghanistan allein von Januar bis zum 28. August 2016 insgesamt 5.523 afghanische Soldaten getötet und 9.665 Soldaten verwundet worden. Zudem kontrollierte der Staat nur 258 von 407 Bezirken. 33  Provinzen waren zu dieser Zeit unter der  Kontrolle oder Einfluss der Taliban.

In Pakistan verloren in diesen Krieg und Terror bis Ende 2020 insgesamt 70.000 Staatsangehörige ihr Leben.
Die pakistanischen Stammesgebiete, die an Afghanistan grenzen, wurden nach  Aussagen des pakistanischen Premiers Imran Khan, verwüstet und die Hälfte der Menschen in diesen Gebieten, etwa 1,5 Millionen Pakistani, sind auf der Flucht.

Mittlerweile gibt es in Afghanistan eineinhalb Millionen Menschen Binnenflüchtlinge. Sie versuchen dem Terror, Hunger und Bomben zu entkommen. Es gibt kein Ort, der sicher ist. Durch viele Überschwemmungen und Hitzewellen haben zweieinhalb Millionen Menschen ihre Existenz verloren. Dreiviertel der Kinder bis 12 Jahre haben Mangelernährung. 46 Prozent der Erwachsene leiden unter den Folgen von Unterernährung. Das Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps und der alltägliche Terror durch Al-Qaida, IS oder Taliban haben viele Gesundheits Centren zerstört.
Arbeit gibt es seit Jahren kaum noch. Tagelöhner versuchen irgendwie ihre Familien zu ernähren. Kinder müssen für ein paar Afghanis arbeiten, damit die Familie Mehl und Öl kaufen kann.

All diese Folgen haben Menschen in  Zentalasien ein paar dumme Menschen zu verdanken, die ihren Dschihad gegen die westliche Welt führen zu wollen. Die Verlieren sind die Menschen in der muslimischen Welt.

Quellen
– Afghanischen Menschenrechtskommission (AIHRC)
– Professor Marc Herold, von der University of New Hampshire, USA
– Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction (SIGAR)
– UNAMA

Titelfoto: CNN

Foto: privat

Friedenstag

Tage im Kalender sind nur ein Datum – oft steht dieser Datum aber für etwas besonderes.
Geburt, bestandene Prüfung, Hochzeit oder Tod.
Der 1. September steht in Deutschland für den Friedenstag – dieser ist nicht mit dem UN Weltfriedenstsg am 21. September zu verwechseln.

In der ehemaligen DDR wurde am 1. September 1946 der erste „Weltfriedenstag der Jugend“ begangen.
Jahre später wurde dieser Tag zum „Tag des Friedens“. Es wurde an diesem Tag auf Veranstaltungen zum Weltfrieden aufgerufen.

Weltfrieden

Den Weltfrieden wünschen sich nur verblendete Hippies der 68er Bewegung.
Wirklich?
Jeder Mensch möchte in FRIEDEN leben, den Kriege bringen nur Leid, Tod und Zerstörung.
Aktuell gibt es auf dieser Welt 22 Kriege und 6 sogenannte bewaffnete Konflikte.
Somalia, Demokratische Republik Kongo,
Jemen, Äthiopien, Syrien, in der Sahelzone (Burkina Faso, Tschad, Mauretanien, Mali, Niger) ,Haiti, Ukraine…
Diese Kriege sind alle weit weit weg von unserem Land und schönen Leben. Wen betrifft denn schon Krieg? Es sind die „Schwarzen“, die Muslime und die… Europäer. Die Ukraine liegt geografisch in Europa. „Schwarze“ und Muslime sind die Ukrainer:innen nicht. Eventuell gibt es auch dort eine muslimische Minderheit.

Kriege sind da! Wir sehen die Bilder in den Nachrichten und sind vielleicht etwas empört. Mehr empört ist man, wenn plötzlich dieses „Gesocks“ auch noch zu uns kommt. Wir müssen unsere Grundrechte und Freiheit verteidigen! Also sind wir gegen Menschen die wegen Kriege, Verfolgung und Zerstörung fliehen. Sie können ja gerne fleihen – aber dann doch bitte nicht zu uns!
Laut UN sind im Jahr 2023 unglaubliche
110 Millionen vor Kriege, Verfolgung und Zerstörung auf der Flucht. 110 Millionen Menschen! Also kommen und können diese Zahl von Menschen NIEMALS alle zu uns kommen!
Die meisten Flüchtlinge sind Binnenflüchtlinge – soll heißen, dass diese Menschen in ihrem Land oder auch noch angrenzte Länder auf der Flucht sind.

Mit jedem neuen Mensch, der auf der Flucht ist, wird die Spirale der Armut mehr und der Bildungsstand weniger.
Wenn wir eine Welt des Frieden haben möchten, müssen wir die Armut senken und die Bildung erhöhen. Auch sollte man sich über Umweltschäden bewusst sein, denn dadurch werden auch Menschen zur Flucht gezwungen. Dieser Punkt wird in den nächsten Jahren noch rapide steigen. Da nützt es auch nichts, wenn sich einige Bildungsferne auf Straßen kleben, denn dieses Problem muss man global sehen.
Frieden sichern wäre mal eine Möglichkeit, wenn man sich vor den Werkstoren der Rüstungsindustrie festkleben würde. Dies nur mal kurz für jene, die offensichtlich zu viel Klebstoff eingeatmet haben.

Kein Mensch flieht ohne Grund! Wenn wir als moderne Gesellschaft es schaffen würdem, Frieden zu sichern, hätten wir viele Probleme weniger in unserem Land und schönen Leben.

Wir alle sind Menschen und sehnen uns nach Frieden. Die wenigen Industrieländer dieser Welt exportieren Waffen und importieren Flüchtlinge. Flüchtlinge die wir aber nicht wollen – und wenn es sein muss sogar bekämpfen. Wäre es denn nicht besser, wenn man keine Waffen liefern würde? Waffen gegen Waffen können keinen Frieden bringen.

Es wäre schön, wenn wir am nächsten 1. September ein globales Fest in Frieden feiern könnten.

Naike Juchem, 1. September 2023

Anmerkung: Diese Briefmarke habe ich eingerahmt, weil ich die Geste von Willi Brandt am 07. Dezember 1970 vor dem Ehrenmal des jüdischen Ghettos in Warschau als eine menschliche Würdigung gegen Krieg, Tod und Zerstörung halte.

Transgender Day of Visibility

Heute, am 31. März ist der internationale Tag für die Sichtbarkeit von Menschen mit einer Transidentität.

Autorin: Naike Juchem

Schichtbar oder nicht, ist kein Grund zum feiern – eher zum weinen. In einer Gesellschaft, wo Menschen mit einer Transidentität immer noch als krank und unnormal angesehen werden, und sogar verfolgt und körperliches Leid angetan wird, muss sich endlich etwas ändern.
Kein Mensch kann seine eigene Biologie selbst bestimmen. Es gibt kurz- und weitsichtige Menschen. Genauso wie es dicke, dünne, große und kleine Menschen gibt. In diesem bunten Topf an Vielfältigkeit gibt auch „andere“ Menschen. Menschen welche eine „andere“ sexuelle Orientierung haben, genauso wie eben auch Menschen mit einer Transidentität oder Intergeschlechtlicheidentität.

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“

So steht es in Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Auch der Artikel 21 des Kapitels „Gleichheit“ der Charta der Grundrechte der Europäischen Union verbietet die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Ausrichtung.

Die Diskriminierung für Menschen mit einer Transidentität fängt schon beim Staat an. Wenn man sich selbst bewusst geworden ist  eine Transidentität zu haben, muss einen nicht gerade einfachen Weg gehen. Die Transidentität muss von einem Psychologen bestätigt werden. Auch muss man für die nachfolgende Hormontherapie eine Bestätigung haben. Gleiches gilt für die Namens- und Personenstandsänderung. Die Kosten hierfür muss man natürlich selbst tragen.

Menschen mit einer Transisentität haben es zum Teil schwer in der Gesellschaft, weil es von staatlicher Seite kaum bis keine Unterstützung gibt. So bleibt vielen Menschen nur den Kontakt zu Selbsthilfegruppen oder Vereinen zu suchen, die sich diesem Thema angenommen haben.

Foto: Privat

Nun eine kleine Einordnung was Transgender oder Transsexualität ist.

Trans* , Transident, Transsexuelle, Intergeschlechtlich was tun?
Diese oder andere Begriffe sind den meisten schon einmal begegnet. Die genaue Bedeutung, und was diese geschlechtliche Identität mit sich bringt oder was diese bedeutet wissen Trans* Personen selbst am Besten. Den nur der Mensch selbst hat die Hoheit über die Definition seiner/ihrer geschlechtlichen Identität.

Alleine bei der Schreibweise kann man schon den Überblick verlieren. Mit *, mit _, mit -. Ich schreibe in diesem Artikel Transidentität, denn es wird anderen Trans* Menschen sowieso falsch sein.

In unserer Gesellschaft gibt es leider immer noch eine klare und sehr fundamentale Vorstellung von Mann und Frau. Ganz nach dem Motto „Bist du als Mädchen geboren, bist du dein Leben lang eine Frau!“
Jedoch stimmt die eigene Geschlechtsidentität, wie man sich fühlt, nicht immer mit dem biologischen Geschlecht überein. Es gibt innerhalb von Männlichkeit und Weiblichkeit sehr viel dazwischen.
Manche Menschen bezeichnen sich als „nicht-binär“, da sie sich weder in Mann noch Frau wiederfinden. Andere definieren sich als „agender“, da sie generell die Kategorisierung von Männlichkeit und Weiblichkeit als Geschlecht in Frage stellen. Wiederum gibt es andere, die sich als „gender-fluid“ bezeichnen, das bedeutet das die Geschlechtsidentität nicht festgelegt ist und sich aufgrund von Situation oder Empfinden verschieben kann. Um diese kleine Einordnung nicht in eine Enzyklopädie von hunderten an Seiten ausufern zu lassen, belasse ich es dabei. Die Welt von Menschen mit einer Transidentität ist schon schwierig genug und wird in Zeiten von “Genderwahn“ noch verstärkt.

Depressionen oder Leben

Sehr viele Menschen mit einer Transidentität trauen sich nicht an die Öffentlichkeit und leben ihre Gefühle im geheimen aus. Angst vor den Nachbarn, Angst vor der Gesellschaft, Angst vor dem Verlust der Arbeit oder der Existenz lässt diese Menschen in eine Welt abtauchen, in der sie sich selbst sein können. Dadurch kommt die Sozialevereinsammung und sehr schnell geht es in Depressionen bis hin zum Suizid.
Es gibt zum Glück in Deutschland viele Selbsthilfegruppen und Therapeuten für jene Menschen mit einer Transidentität. Nur braucht es auch den Mut diesen ersten Schritt zu gehen. Wer von selbst die Kraft für den ersten Schritt hat, steht am Anfang oft vor vielen verwunderten Blicken oder auch Fragen des Umfeld. Durch erklären, dass man bis zu diesem Zeitpunkt nur eine Rolle gespielt hat und um eben nicht in jene Depressionen hinein zu fallen, nun jener Schritt notwendig ist oder war. Nach dem Outig tritt ein völlig neues Lebensgefühl ein und ab dann fängt die eigentliche “Arbeit“ erst an.
Die Suche nach Therapeuten und Ärzten beginnt. Dies sind rechtliche Grundlagen um überhaupt mit einer Hormontherapie beginnen zu können. Menschen mit einer Transidentität müssen sich vor Krankenkassen, Therapeuten und Gutachter offenbaren um den nächsten Schritt gehen zu können. Personenstandsänderung oder auch geschlechtsangleichende Operationen dauern oft Jahre. Viele Kosten für all dies kommen dann auch noch hinzu und müssen selbst bezahlt werden.

Diskriminierung  durch Gesetze

Das deutsche Transsexuellengesetz (TSG) wurde im Jahre 1980 mit Wirkung ab 1. Januar 1981 unter dem Titel: Gesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen, verabschiedet und in den letzten Jahren auch immer wieder überarbeitet und angeglichen. Trotzdem sind in dem TSG sehr viele Defizite erkennbar.
Im August 2006 trat das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Kraft, in dem es zum Ziel ist, Diskriminierungen aus ethnischen Gründen, Gründen der Religion oder Weltanschauung, aufgrund einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern und zu beseitigen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes arbeitet nach dem „horizontalen Ansatz“, das heißt, jeder Diskriminierungsgrund ist gleich wichtig. Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetz steht: Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Soweit die Theorie. Die Praxis ist eine andere. Transgender sind der Willkür von Endokrinologen, Gutachter, Behörden und Krankenkassen ausgeliefert, obwohl es dafür die Gesetzliche Grundlagen gibt, diese aber in fast allen Fällen außer acht gelassen werden.

Viel besser sieht es in Dänemark, Malta, Irland und Norwegen aus, dort ist keine psychologische Begutachtung notwendig, wenn es um die rechtliche Anerkennung der geschlechtlichen Identität in Form von Personenstands- und Namensänderungen geht.

Foto: Privat

Heute ist jeder Transgender

„Das Aufkommen von immer mehr Transgender ist eine Neuzeitliche Mode.“
Dieser Satz ist schon völlig falsch! In der Antike wird schon über Transgender berichtet. In der Bibel steht bei Paulus an die Korinther in 5,17 oder Galater 3,28 wie auch Epheser 4,23-24 schon etwas über Transgender.
Die Kirche war mit einer der Hauptgründe, warum Menschen mit einer Transidentität verpönt, geächtet und verfolgt wurden. Die Gesellschaft hat dies aufgegriffen und weiter geführt. Menschen mit einer Transidentität werden im 21. Jahrhundert immer noch verfolgt, beleidigt, bedroht und sogar ermordet. Schätzungen zufolge wurden in den letzten 11 Jahren weltweit über 3500 Menschen mit einer Transidentität ermordet. Menschen die nicht Gewalttätig, Krank oder Verrückt sind. Die Wissenschaft geht von 1% der Weltbevölkerung aus, die eine Transidentität haben und das Verhältnis von Frau zu Mann, wie auch umgekehrt ist 1:1.

Transgender sind krank

„Transgender sind krank.“ Nein!
Nach dieser Schlussfolgerung wären Linkshänder, Kurz- oder Weitsichtige, oder gar Gehörlose krank.
Kein Mensch kann seine eigene Biologie beeinflussen. Das es zu ungleichmäßigen Geschlechtschromosomen kommt, ist eine Laune der Natur. Es gibt auch Große, Kleine, Dicke, Dünne Menschen und eben auch welche die Transidentitär sind. Es ist kein Verbrechen, keine Phase und erst recht keine Modeerscheinung.

„Trans* sein ist eine sexuelle Orientierung.“ Auch dies ist einer der Vorurteile der Gesellschaft. Es geht um Identität und nicht darum was man liebt.

„Transgener leben am Rand der Gesellschaft.“ Diese Aussage stimmt auch nicht. Menschen mit einer Transidentität leben IN der Gesellschaft, nur fallen diese Menschen nicht auf, oder wollen auch gar nicht auffallen. Transgender spielen keine Rolle wie zum Beispiel Olivia Jones – sie ist eine Travestiekünstlerin.
Transidentitäre Menschen sind in der Politik, bei der Bundeswehr, Lehrer, Selbständige Handwerker, Ingenieure, Models, bei Film und Radio. Also, ganz normale Menschen die ihren Alltag gestalten.
Vielleicht war der nette Mann am Bankschalter vorher eine Frau, oder die freundliche Bedienung im Restaurant ein Mann? Wer weiß es? Es zählt der Mensch einem gegenüber und nicht das Geschlecht.

Welche Möglichkeiten haben Menschen mit einer Transidentität?

Viele Menschen mit einer Transidentität haben bereits aus ihrer Kindheit oder Jugend Erinnerungen daran, dass sie sich nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren können. Dies kann zum Beispiel ein Mädchen sein, das nie mit „typischen“ Mädchendingen spielte oder Mädchenkleidung tragen wollte. Andere Menschen wiederum fühlen sich als etwas „Andersartiges“ oder „Falsches“, da das persönliche Empfinden von Geschlecht nicht mit dem körperlichen Empfinden übereinstimmt.
Ist das persönliche Umfeld nicht auf dieses Thema vorbereitet oder sanktioniert das Ausbrechen aus der vorgesehenen Geschlechterrolle, sprechen transidentitäre
Personen oft jahrelang nicht darüber oder schämen sich dafür. Der Mensch kann solche Gedanken und Gefühle bis zu einem gewissen Grad verdrängen. Erst wenn der Innere Druck so stark wird und es kaum noch ein zurück gibt und die Selbsterkenntnis eine Trans*Person zu sein, erfolgt dies meist über Schlüsselerlebnisse wie zum Beispiel der Kontakt mit geouteten Transgender, einem Film oder Dokumentation aus dem Fernsehen oder der Lektüre eines Buches zum Thema.
Der erste Schritt ist das innere outing, was bedeutet für sich persönlich festzustellen: „Ich bin trans*“ oder „Ich bin eine Frau, ein Mann oder definiere mich dazwischen“. Darauf folgt das äußere Outing, welches die öffentliche Mitteilung der Selbstdefinition im sozialen Umfeld, Schule oder Arbeitsplatz bedeutet sowie Veränderungen im Aussehen und/oder der Kleidung. Hierbei ist es hilfreich mit anderen Transgender ein solches Outing vorzubereiten oder Fachpersonal aus Beratungsstellen als Unterstützung einzubeziehen.

Das soziale Outen ist schließlich das „Ankommen“ und der komplette Wechsel in die gewünschte Identität. Je nachdem wie das soziale Umfeld auf das Thema reagiert oder bereits sensibel ist kann dieser Weg einfach oder auch mit kleinen Stolpersteinen verlaufen. Diese sind jedoch durch eine Vertrauensperson zu meistern und es lohnt sich diesen Weg zu gehen.
Beratungen für dieses Thema gibt es mittlerweile genügend. Queernet, dgti e.V., Bundesverband Trans*. In den ersten Gesprächen merken Betroffene schon, dass sie NICHT alleine sind und oft andere Transgender in der Nähe wohnen.

Naike Juchem, 31. März 2023

Weltfrauentag

Vor 112 Jahren wurde der erste Weltfrauentag gefeiert. Nun, ich mag mir gerade vorstellen welch ausgelassene Stimmung auf den Straßen war, als Horden von Frauen für ihre Gleichberechtigung, Rechte und Anerkennung mit bunten Transparenten und Konfetti durch die Straßen zogen. Weg vom Herd – rein in die Gesellschaft. Gleiche Rechte wie Männer, gleiche Bezahlung wie Männer und gleiches Mitspracherecht in der Gestaltung von Demokratie.

Nun, es war offensichtlich nicht so, denn sonst würde weltweit nicht immer wieder auf eben jene Punkte hingewiesen werden.
Natürlich darf man in den letzten 112 Jahren die Erfolge für Frauen nicht vergessen, aber die negativen Tatsachen auf der anderen Seite der Waagschale sind um ein vielfaches höher.
Frauen erleiden weltweit heute noch Folter.
Gängelungen, Gewalt und Vergewaltigung.  Dies sind nur drei von unzähligen Formen der Folter in China, Nordkorea, Syrien, Türkei, Iran, Afghanistan, Kongo, Ruanda, Sudan, Nigeria, Venezuela, Belarus….
Gewalt an Frauen passiert aber auch in Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande, USA…. Natürlich ist dies eine andere Form der Gewalt – aber, Gewalt bleibt es so oder so!
Der Mann nimmt sich das Recht heraus, eine Frau als sein Besitz oder Lustobjekt anzusehen. Die Macht über das „schwache“ Geschlecht auszuüben bringt Genugtuung, Befriedigung und Orgasmus. Dieses Denken der Macht geht bis weit in die Antike zurück.
Doch zurück ins 21. Jahrhundert.
Frauen sind immer noch schlechter Bezahlt als Männer. Frauen gibt man öfter keine Vollwertigen Jobs. Frauen kämpfen für ihre Karriere um ein vielfaches mehr als Männer. Eine deutsche Partei hatte vor nicht all zu langer Zeit den Rückkehr zum Herd auf ihren Wahlplakten gefordert.  Das jene Partei sich im eine längst abgeschlossene Epoche zurücksehnt ist allgemein bekannt. Das jene Partei ein nicht gerade positives Bild von Frauen hat, zeigt doch schon deren Gedanken zurück zum Herd und Familie.

Frauen leisten in alle  Kulturen und Religionen unglaubliches und es wird kaum wahrgenommen: Kinder bekommen und erziehen, Haushalt managen und noch den Beruf unterbringen. Frauen kämpfen immer noch für ihre Gleichberechtigung im Job. Frauen engagieren sich in der Gesellschaft, Kirche, Kultur und Politik. Frauen gestalten.

Frauen in der Religion

Frauen erfahren unsägliches Leid in und durch den „Glauben“ von Religionen. Natürlich wird sofort auf den Islam gezeigt. In der katholischen Kirche sind  Frauen heute noch weit von einer Gleichberechtigung entfernt.
Unter Berufung auf die kirchliche Tradition lehnen die römisch-katholische Kirche – die im Übrigen darauf verweist, dass der Priester bei der Heiligen Messe in persona Christi handele und daher männlich sein müsse und dass Frauen daher auch nicht die Homilie der Heiligen Messe halten könnten – die orthodoxe Kirche und die selbständig evangelisch-lutherische Kirche sowie die meisten evangelikalen Gemeinden die Frauenordination ab. Als wesentlicher Grund für die Ablehnung wird der fehlende Auftrag Jesu Christi genannt. Die katholische Kirche sehe sich daher und weder aus der Praxis Jesu noch aus der kirchlichen Tradition heraus ermächtigt, Frauen zum Priesteramt zuzulassen. Sie weist auch darauf hin, dass ihr der Grund, weshalb Jesus keine der Frauen, die ihm nachfolgten und dienten, zu Apostelinnen machte.

Frauen im Isalm

Vor Gott gleichberechtigt, doch der Mann erbt mehr

Männer und Frauen sind vor Gott beide gleich und deshalb auch gleichberechtigt, sagt der Koran. Darin sind sich Islamwissenschaftler einig.

Doch weil Mann und Frau sich körperlich unterscheiden und deshalb verschiedene Stärken und Schwächen haben, hat Gott ihnen laut Koran unterschiedliche Aufgaben zugeteilt. Die Rechte des einen ergeben daher nach der Lehre des Korans auch die Pflichten des anderen und umgekehrt.

Der Mann etwa ist im Islam verpflichtet, allein für den Unterhalt seiner Familie zu sorgen. Er muss sich vor Gott dafür verantworten, dass es seiner Familie gut geht. Wenn eine Frau dagegen durch ihre Arbeit eigenes Geld verdient, braucht sie davon nichts an die Familie abzugeben.

Deshalb werden Männer und Frauen bei der Erbfolge auch unterschiedlich berücksichtigt: Frauen erben nur die Hälfte des Vermögens, das einem Mann zustehen würde, weil er davon auch seine Angehörigen mitversorgen muss.

Die Frau dagegen trägt die Hauptverantwortung für das Wohl der Kinder. Gerade in den ersten Jahren ist sie die wichtigste Person im Leben ihrer Kinder.

Dass eine Mutter ihr Baby stillen soll, wenn sie dazu in der Lage ist, steht ausdrücklich im Koran – und auch, dass sie dafür bei einer Scheidung sogar eine finanzielle Entschädigung von ihrem Exmann einfordern darf (Sure 65:6).

Ein Mann darf laut Koran mehrere Frauen heiraten, muss sie dann aber sowohl finanziell als auch emotional gerecht und gleich behandeln. Frauen dürfen nicht mehrere Männer gleichzeitig haben, aber sie dürfen selbst entscheiden, wann und wen sie heiraten. Und sie haben das Recht, ihren Mann per Ehevertrag davon abzuhalten, weitere Frauen zu heiraten.

Das steht in den Überlieferungen des Propheten Mohammed. Auch eine Scheidung ist erlaubt und darf laut Sure 2:227 von beiden Seiten ausgehen.

Doch im Koran gibt es auch einige Passagen, die manchmal als Beweis der Überlegenheit von Männern gegenüber Frauen ausgelegt werden. Sure 4 spricht zum Beispiel davon, dass die Männer „über den Frauen stehen“, was viele Gelehrte so verstehen, dass die Männer über die Frauen bestimmen dürfen. Und in der gleichen Sure wird den Männern auch erlaubt, „widerspenstige Frauen“ zu ermahnen, sie im Ehebett zu meiden und auch zu schlagen.

Der Alltag von muslimischen Gläubigen wird – wie der von Christen auch – nicht nur von religiösen Texten, sondern auch von jahrhundertealten Traditionen geprägt. Deshalb unterscheiden sich Theorie und Praxis in vielen Lebensbereichen, und viele Frauen werden durch kulturelle Traditionen viel stärker in ihrem Alltagsleben eingeschränkt, als es der Koran vorsieht.

Frauen im Hinduismus

Indien ist ein Land voller Widersprüche. Indien ist Wirtschafts- und Atommacht und unterhält ein ambitioniertes Weltraumprogramm. Frauen sind im modernen Indien als Managerinnen, Ärztinnen, Ministerinnen, Diplomatinnen, Richterinnen oder Journalistinnen aktiv. Schon vier Jahrzehnte bevor in Deutschland mit Angela Merkel erstmals eine Frau als Bundeskanzlerin antrat, wurde Indira Gandhi Regierungschefin Indiens. Dies ist die eine Realität auf dem Subkontinent; doch eine andere lässt Millionen Frauen in Unterdrückung und Sklaverei verharren.
Hindu-Traditionalisten verehren Frauen zwar als dienende Gattinnen und respektieren sie in ihrer Mutterrolle, verweigern ihnen aber die Anerkennung als eigenständige Individuen. Dabei berufen sie sich auf eine Basisschrift der Hindu-Religionen, das Gesetzbuch Manus. Das Werk fußt auf mündlichen Überlieferungen, die von mehreren Autoren zwischen 200 vor und 200 nach Christus zusammengetragen wurden. Die Gebote Manus, die als Wegweiser im Dickicht religiöser, ethischer und sozialer Fragestellungen dienen, haben sich tief in die Psyche der Hindu-Gesellschaft eingebrannt.

Nach Manu ist die Frau schwach, es ist ihre „Natur, dass sie die Männer verdirbt“. Frauen sollen nicht selbständig handeln, nicht einmal in den eigenen vier Wänden. Es gilt das Vormundschaftsprinzip: Das Mädchen wird vom Vater kontrolliert, die Frau vom Gatten, die Witwe von den Söhnen. Einem Ehemann wird göttlicher Status zugesprochen: Die Frau hat den Dienst an ihm als persönlichen Gottesdienst zu verstehen – „auch dann, wenn er keine guten Eigenschaften besitzt“. Nach seinem Tod soll sie fortwährend Trauer tragen.

Religiös mündig kann eine Frau ebenfalls nicht sein, Mädchen werden deshalb von der Upanayana, einer Art Jugendweihe, ausgeschlossen. In der Kastenhierarchie wird die Frau auf der Ebene der Knechte (Sudras) eingruppiert.Die der Frau zugewiesene Rolle der Dienerin wird auch in einer anderen für die Hindu-Religiosität bedeutsamen Schrift, der Bhagavad Gita, hervorgehoben. Die Gita zeigt Wege zur Erlösung auf.

Frauen im Buddhismus

Im Buddhismus sind Frauen und Männer im Alltag oft gleich gestellt. Aber es werden ihnen sehr unterschiedliche Eigenschaften zugesprochen.
Buddhisten sind sich nicht ganz einig, wie sie zu den Rollen von Männern und Frauen stehen. Manche sind der Meinung, Männer stünden auf einem höheren Rang als Frauen. Andere halten davon nichts. Allerdings weisen viele Buddhisten Männern und Frauen unterschiedliche Eigenschaften und Fähigkeiten zu.
Frauen sind danach: weich und fürsorglich. Sie kümmern sich darum, dass alle satt werden und können sich gut auf andere Menschen einstellen und mit ihnen leiden.

Männer sind nach dem buddhistischen Glauben stark und packen gerne mit an. Sie sind hart im Verhandeln,
gleichgültig gegenüber anderen und haben weniger Selbstdisziplin.

Das religiöse Weltbild von Mann und Frau zieht sich so durch alle Weltreligionen.

Frauen und Bildung

Ein großer Unterschied zeigt sich bei der Schulbildung gerade in den islamisch geprägten Ländern.
Laut Koran hat Gott Männern und Frauen gleichermaßen befohlen, sich weiterzubilden. „Das Streben nach Wissen ist eine Pflicht für jeden Muslim, Mann oder Frau“, sagte auch der Prophet Mohammed im 7. Jahrhundert.
Aber tatsächlich bleibt vielen muslimischen Mädchen bis heute eine umfassende Schulausbildung verwehrt. Schließlich bedeutet ein längerer Schulbesuch gerade in ländlichen Gegenden oft, dass die Mädchen in eine andere Stadt ziehen müssten und damit nicht mehr in der Obhut der Familie stünden. Oft schreibt auch die Tradition vor, dass Mädchen nur von Frauen unterrichtet werden dürfen. Deshalb gehen die Mädchen in Ländern wie Afghanistan 
oder Pakistan meist nur einige Jahre zur örtlichen Schule. Danach bleiben sie wieder zu Hause, um der Mutter zu helfen und alles zu lernen, was sie für Haushaltsführung und Kindererziehung wissen müssen, bis sie mit 16 bis 20 Jahren verheiratet werden.
In Afghanistan gibt es zwar ein Gesetz, dass Mädchen erst ab 16 Jahren verheiratet weden dürfen, aber aus der Armut vieler Familien heraus, werden Mädchen bereits mit der Vollendung des 10. Lebensjahr verheiratet. Viele der Stammesältesten berufen sich bei dieser „Eheschließung“ auf Aischa bint Abi Bakr, die als dritte und jüngste der zehn Frauen des islamischen Propheten Mohammed bei jener Eheschließung 10 Jahre alt gewesen sein sollte. Diese „Eheschließung“ war um das Jahr 624 n. Chr.
Fast 1400 Jahre später gibt es nach Schätzungen der UN weltweit 650 Millionen Kinder- Zwangsehen. Auch wenn es mittlerweile einigen AktivistInnen in Malawi, Sudan, Nigeria, Mali, Afghanistan und Pakistan gibt, die erfolgreich Kinderehen annullieren und unter Strafe stellen, sind es leider nur Wassertropfen in einem Meer.

Bildung für Mädchen muss auf der Agenda für eine besser Zukunft ganz oben stehen und dafür müssen Frauen an die Macht um endlich von dem Frauenverachtenden Weltbild aller Religionen Abstand zu bekommen.
In einer Gesellschaft, die Frauen als Dienerinnen des Mannes betrachtet, Söhne verhätschelt und Töchter vernachlässigt, ist es kaum verwunderlich, dass Frauen, die es wagen, den häuslichen Schutzraum zu verlassen, als Freiwild betrachtet werden. Sexuelle Belästigung, Bedrohung und (Gruppen-)Vergewaltigung sind Mittel, um Frauen zu disziplinieren und sie aus dem öffentlichen Raum herauszuhalten. Männliche Machtpositionen sollen so gesichert werden.

Vergewaltigung als Kavaliersdelikt

Spektakuläre Fälle wie die Vergewaltigung und Ermordung einer Studentin in Indien im Jahr 2012 oder Übergriffe auf Touristinnen haben weltweit für Aufsehen gesorgt und in Indien Massenproteste ausgelöst. Vor Gericht gaben die Täter Einblicke in ein – aus westlicher Sicht – abstruses Wertesystem, das Frauen die Schuld an einer Vergewaltigung zuweist.

In Afghanistan ist es durchaus üblich, dass „Ehefrauen“ die keine guten (sexuellen) Qualitäten aufbringen,  von ihren Männern getötet werden und die Männer straffrei bleiben.

In vielen Ländern südlich der Sahara werden täglich Mädchen verschleppt um von Rebellen oder Milizen als „Stimmungsmacher“ der Männerhorden zigfach vergewaltigt und anschließend ermordet zu weden.

In Deutschland gibt es Gerichtsurteile, die nach einer Vergewaltigung der Frau freizüglichkeit vorwerfen.

Der Weltfrauentag steht am 8.März im Zeichen für all diese Gewalt gegen Frauen und es wäre zu wünschen, wenn wir den nächsten Weltfrauentag in Frieden, Gleichberechtigung und Wertschätzung feiern können.

Quellen:
– Dissertation von Manfred Hauke: Die Problematik um das Frauenpriestertum vor dem Hintergrund der Schöpfungs- und Erlösungsordnung.
– Volker Eklkofer: Frauen im Hinduismus
– Religionen-entdecken.de

Fotos:                                                           – Pinterest                               -Worldpress Media

Manege frei für den 16. Trierer Weihnachtscircus 2022

Circus ist International. Circus verbindet Kulturen und Circus ist Kultur.

Manege frei für Robin Orton aus Tschechien

Mit seiner Darbietung als Jongleur zeigt er bravourös sein Können. Es folgt Rola-Rola-Akrobatik auf Rollen und Bretter. Robin balanciert auf übereinandergestapelten Rollen auf einem Brett und steigt dabei noch durch einen Reifen.

Aus einer Rolle und Brett, werden es mehr Rollen und Bretter. Mit jeder weiteren Rolle wird es spektakulärer.

Manege frei für die mehrfach Ausgezeichnete Sheyen Caroli aus Italien

Sheyen ist Kontorsionistin – sie kann ihren Körper in scheinbar unmöglicher Art verbiegen, als ob sie keine Knochen hat.

Der Höhepunkt ihrer Darbietung ist der Schuß mit einem Bogen. Sheyen hält mit dem rechten Bein den Bogen und spannt mit dem linken Fuß die Bogensehne und schafft in dieser Körperhaltung den Pfeil in die Mitte der Zielscheibe zu schießen.

Manege frei für Mr. Jumping

Er wurde erst kürzlich auf dem 22. Internationalen Circusfestival in Warschau ausgezeichneten.

Seine Darbietung an Akrobatik und Clownerie mit und am Trapez wurde von der Fachjury mit Recht in Silber belohnt.

Manege frei für Andrei Bocancea aus Moldawien

Mit seiner Hundeshow zeigt Andrei und seine vier Hunde mit Spaß und Freude ihr Können in der Manege.

Ob rollen, springen oder aufrecht gehen, scheint für seine Hunde kein Problem zu sein.

Manege frei für Viktoria Yudina aus der Ukraine

Viktoria zeigt ihre Poleakrobatik an einer Stange in Perfektion. Poleakrobatik ist längst keine Bewegung mehr, die sich nur in entsprechenden Lokalen mit leicht bekleideten Damen findet.

Weltweite Sportveranstaltungen in diesem Genre brachte es nun auch in den Circus. Die
Bewegungselemnte von Viktoria zeigen Grazie, Körperbeherrschung und Anmut in Perfektion.


Manege frei für Fatime Horvath aus Bulgarien

Fatime präsentiert dem Publikum ihre Katzendressur. Spielerisch und mit Spaß zeigen ihre Katzen ihr Können. Auch wenn es locker aussieht, bedarf es einer langen Dressur mit viel Geduld, denn wir alle wisen, wie eigenwillige Katzen sind.

Fatime’s Katzen balancieren über Zylinder, hangeln sich unter einem Brett von links nach rechts oder springen durch Reifen.

Manege frei für Zdenek Orton Jr aus Tschechien

Zdenek führt dem Publikum seine Darbietung mit Diabolos vor. Schnell und gekonnt fliegen die Diabolos bis unter die Circuskuppel.

Manege frei für Tobias Schandel aus Österreich

Mit seiner Pony-Dressur führt Tobias dem Publikum so einige Kunststücke seiner kleinen Vierbeiner vor. Zurecht wurde er für seine Darbietungen beim internationalen Circus-Nachwuchsfestival in Monte Carlo mit dem silbernen Clown ausgezeichnet.


Manege frei für Rudi Janecek aus Tschechien

Rudi stammt aus einer Circusfamilie, die Preisträger des internationalen Circusfestival von Monte Carlo sind.
Es gibt wohl kaum jemanden auf der Welt, der schneller jonglieren kann an Rudi.

In einer atemberaubenden Geschwindigkeit drehen und fliegen seine Keulen durch die Manege. Das Auge hat kaum eine Chance diese Geschwindigkeit wahrzunehmen. Mit bis zu 7 Keulen zeigt er die Perfektion seiner Jonglage.

Manege frei für die Orton Familie aus Prag

Sie zeigen mit Bravour wie man Musik und Clownerie verbinden kann. Neben der Slapstick Clownerie gibt es auch noch den klassischen Clown.

Die Orton’s präsentieren klassisches und musikalisches Clown-Entrée, welches mittlerweile zu den Raritäten in der Circuswelt gehört.

Manege frei für Yuliia Melnyk und Roman Yastremskyi aus der Ukraine

Die beiden Strapaten-Künstler zeigen
eine Luftakrobatik welche an Anmut und perfekter Körperbeherrschung wohl kaum noch zu übertreffen sind. Jede Drehung und Akrobatik an den Strapaten ist ein Hochgenuss für das Publikum.


Text: Naike Juchem Fotos: Alexandra Westermeyer und Naike Juchem

Impressionen vom 16. Trierer Weihnachtscircus

Weihnachtsgrüße

Foto: unbekannt

Frohe Weihnachten
Joyeux Noël
Merry Christmas
Vrolijk Kerstfeest
God jul
Feliz Natal
Wesołych Świąt

Euch allen Frohe Weihnachten zu wünschen wäre etwas banal. Wir schauen in der Besinnlichen Zeit auf ein Jahr zurück, wie es turbulenter nicht sein könnte.
Die Energiekosten und Lebensmittelpreise gehen seit Monaten durch die Decke und als Grund wird der Krieg in der Ukraine genannt.
Einige Lebensmittel sind nicht mehr lieferbar und als Grund wird der Krieg in der Ukraine genannt.
Baustoffe, Autoteile oder sonstige Dinge sind kaum lieferbar oder erst nach Monaten. Grund wird der Krieg in der Ukraine genannt.

Ein Mikroskopisch keiner Virus geistert auch noch über die Welt und auch hier hören und lesen wir von Irrsinn über Unverständnis bis zu völligem Schwachsinn alles, was man sich nur vorstellen kann.
Immer noch gibt es Gut gegen Böse, Geimpft gegen Ungeimpft, Wissenschaft gegen Schwachsinn. Und wir mittendrin.

Wir erleben im Internet und der Realität einen Hass in einem Ausmaß wie dieser schlimmer nicht sein kann. Wer nicht der gleichen Meinung ist, wird als der Feind angesehen.

Das Internet verkommt mit seinen Sozialen Netzwerken zu einer Verzerrungen der Fakten und Tatsachen. Menschen mobilisierten sich um gegen eine gefühlte beschneidung ihrer Menschenrechte, um ihren Hass und Gewalt öffentlich zu zeigen.

Sogenannte Klimaaktivisten kleben sich auf Straßen fest, um so gegen einen globalen Kollaps zu demontieren. Sie zerstören Kunstwerk und beschädigen fremdes Eigentum. Wo dort ein Protest für die Klimaveränderung zu sehen ist, entzieht sich mir völlig.

Die Welt wächst in ihrer globalität weiter zusammen und entmenschlicht sich im gleichen Augenblick.
Menschen die vor Krieg, Terror, Verfolgung und Armut fliehen, werden an den Grenzen von Europa aufgehalten. Das Boot ist voll. Sorry, geht zurück.
Wohin sollen die Menschen gehen, wenn westliche Regierungen und Geheimdienste an Ausbeutung, Chaos und Rückschritt beteiligt sind?
Dies möchte man in dem heiligen Europa nicht hören und schon gar nicht wissen.

Im April 2020 sagte ich, dass wir nach Corona eine neue Zeitrechnung haben werden. Damals wurde ich ausgelacht. Wenn ich nun die aktuelle finanzielle
Situation vieler Menschen, sind wir auf dem besten Weg dorthin.

Viele Menschen in Mitteleuropa kauften was das Zeug hält. Erst war es Toilettenpapier, Mehr, Hefe und Nudeln. Es folgte ein run auf Tierfutter und Olivenöl. Eine Apokalypse wird prognostiziert und es werden Ängste geschürt. Mit der Angst kann und konnte man schon immer Geld verdienen.
Viel Menschen begreifen nicht, dass eben sie es sind, warum sich die Spirale aus Wahnsinn immer weiter dreht.

Ein turbulentes Jahr geht zu Ende und ich möchte mich bei einigen Menschen bedanken, die zu mir gestanden sind.

Ab Frühjahr wurde ich Opfer von Mobbing und erlebte eine regelrechte Hetzjagd gegen mich. Ihr alle hattete diese Anfeindungen miterlebt, und habt mich in einem ungleichen und unfairer Kampf unterstützt und gestärkt.

Im Juli lief eine beispiellose Suchaktion für Mimi an. Auch hier standen Menschen mit Herz und vor allem Verstand mir tatkräftig zur Seite.
Die Mimi Gruppe ist in den letzten drei Monaten sehr angestiegen und bin dankbar für den Austausch und die Treffen von wunderbaren Menschen. Mit Stolz kann ich sagen, dass ihr alle super tolle Menschen seid und wir eine Gesprächskultur haben, welche man in den Sozialen Netzwerken kaum findet.
Trotzdem erlebe ich immer wieder Anfeindungen, Anzeigen und Beleidigungen gegen mich. Die verrohung macht keinen Halt mehr und aus Neid, Hass und Wut schickt man mir das Veterinäramt und die Polizei. All dies habe ich recht gut weggesteckt.

Ich möchte Menschen sachlich und unterhaltsam informieren. Leider habe ich gemerkt, dass viele für diese Art der Kommunikation nicht bereit sind oder diese gar nicht mehr kennt, weil es sich nur noch um das eigene Ego gedreht wird. Was bekomme ich zurück? Anzeigen, Beleidigungen und Diskussionen die werder zielführend noch inhaltlich etwas bringen.

Ich hoffe, dass das neue Jahr besser wird.

Ich wünsche euch allen eine schöne besinnliche und friedliche Weihnachtszeit.
Bleibt gesund.

Frohe Weihnachten

Naike Juchem, 23. Dezember 2022

Die Sprache der Katzen

Foto: privat

Vier Wege, um zu erkennen, ob Ihre Katze Sie liebt – eine wissenschaftliche Studie von Dr. Emily Blackwell.

Selbst die treuesten Katzenbesitzer fragen sich irgendwann, wenn sie vielleicht mitten in der Nacht schweißgebadet aufwachen, ob ihre Katze sie wirklich liebt. Hundeliebhaber weisen gerne selbstgefällig darauf hin, dass der Hund seit jeher der beste Freund des Menschen ist.

Untersuchungen zeigen jedoch, dass der Ruf der Katze als kaltes und unnahbares Haustier unverdient ist.

Aufgrund ihrer evolutionären Abstammung sind Hauskatzen von Natur aus unabhängiger als Hunde. Die wilden Vorfahren unserer Katzen lebten nicht in sozialen Gruppen, wie es bei Hunden der Fall ist. Im Zuge der Domestizierung entwickelten Katzen jedoch die Fähigkeit, soziale Beziehungen nicht nur zu anderen Katzen, sondern auch zu Menschen aufzubauen.

Auch wenn sie sich nicht wie Hunde auf Menschen verlassen, um sich sicher zu fühlen, zeigen viele Katzen Zuneigung zu ihren Bezugspersonen und scheinen die Gesellschaft ihrer menschlichen Gefährten sehr zu schätzen. Ihre Bindung an den Menschen wird teilweise durch die Erfahrungen beeinflusst, die sie als Kätzchen im Umgang mit Menschen gemacht haben.

Katzen verhalten sich dem Menschen gegenüber genauso wie ihren katzenartigen Freunden gegenüber. Das Geheimnis, ob sich Ihre Katze an Sie gebunden fühlt, liegt also in ihrem Verhalten.

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1. Achten Sie auf den Geruchssinn

Die Fähigkeit, mit anderen Katzen über weite Entfernungen zu kommunizieren, wenn sie nicht mehr physisch anwesend sind, war ein Vorteil ihrer wilden Vorfahren. Unsere Hauskatzen haben sich diesen „Supersinn“ bewahrt und verlassen sich stark auf diese Form der Kommunikation.

Insbesondere nutzen Katzen den Geruchssinn, um Mitglieder ihrer sozialen Gruppe oder Familie zu identifizieren, indem sie ein gemeinsames Duftprofil erstellen. Katzen haben Duftdrüsen an den Flanken, am Kopf und um die Ohren herum und reiben ihren Kopf oft an Menschen und Gegenständen, die ihnen vertraut sind und sie beruhigen.

Reibt Ihre Katze ihren Kopf oder ihre Seite an Ihren Beinen? Das weiche Gefühl, das Sie an Ihren Waden spüren, ist ein großes Kompliment für Ihre Katze, die Sie als Freund erkennt.

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2. Beobachten Sie, wie sie Sie begrüßen

Eines der offensichtlichsten Anzeichen dafür, dass Ihr geliebtes Haustier Sie gern hat, ist die Art und Weise, wie Ihre Katze Sie grüßt. Wenn Katzen Mitglieder ihrer sozialen Gruppe begrüßen, zeigen sie Signale, die auf Freundschaft und den Wunsch nach Annäherung hinweisen. Diese Signale zeigen Katzen auch dem Menschen.

Ein aufrecht gehaltener Schwanz zeigt eine freundliche Absicht (das katzenartige Äquivalent zum Winken) und weist auf Vertrautheit, Vertrauen und Zuneigung hin. Manche Katzen benutzen auch einen aufrechten Schwanz in Form eines Fragezeichens, um jemanden zu begrüßen, den sie mögen, oder um zu signalisieren, dass sie spielen möchten.

Katzen verflechten manchmal ihre Schwänze als Zeichen der Freundschaft, und das menschliche Äquivalent dazu ist, dass sie ihren Schwanz um deine Wade wickeln.

Sich umzudrehen und ihren verletzlichen Unterbauch zu entblößen, ist eine weitere Geste, die zeigt, dass eine Katze Ihnen vollstes Vertrauen entgegenbringt. Katzen bevorzugen es jedoch, am Kopf und im Nackenbereich gestreichelt zu werden, so dass dies in der Regel keine Bitte um eine Bauchstreicheleinheit ist.

Versuche, den Bauch einer Katze zu streicheln, führen oft zu einem hastigen Rückzug oder sogar zu Krallen. Der Zirpen- oder Trillergruß ist ein melodiöses Geräusch, das Katzen machen, wenn sie bevorzugten Personen Hallo sagen. Wenn Ihre Katze also auf diese Weise zu Ihnen singt, können Sie sicher sein, dass sie sich freut, Sie zu sehen.

Das vertraute Gefühl, wenn Ihre Katze Ihre Kniekehlen berührt, kann auch ein Zeichen dafür sein, dass sie eine besonders enge Bindung zu Ihnen empfindet. Der Kopfstoß, die katzenhafte Version des Abklatsches, ist normalerweise den engsten Katzenfreunden und den Menschen vorbehalten, denen die Katze am meisten vertraut.

Foro: privat

3. Achten Sie auf Blinzeln

Möglicherweise signalisiert Ihre Katze ihre Zuneigung auch heimlich durch die Art, wie sie Sie ansieht. Wenn Katzen fremden Menschen oder anderen Katzen, die sie nicht kennen, begegnen, begrüßen sie sie normalerweise mit einem unbewegten Blick. Bei Katzen, zu denen sie eine gute Beziehung haben, blinzeln sie jedoch eher langsam.

Forschungen haben ergeben, dass langsames Blinzeln mit einem positiven emotionalen Zustand verbunden ist und ein Zeichen von Vertrauen, Zufriedenheit und Zuneigung sein kann, ähnlich wie ein menschliches Lächeln. Wenn Sie das Kompliment erwidern möchten, blinzeln Sie und Ihre Katze blinzelt vielleicht zurück. Dies ist eine gute Möglichkeit, eine Bindung zu Ihrer Katze aufzubauen, wenn sie nicht gerne berührt wird.

Leo liegt auf mir. Foto:privat

4. Sie kommen nah heran

Katzen schützen ihren persönlichen Raum sehr und mögen es nicht, wenn ungebetene Gäste in diesen eindringen. Wenn eine Katze Ihnen erlaubt, sich ihr zu nähern, deutet das auf eine enge Bindung hin, vor allem, wenn der Kontakt häufig oder lange andauert.

Wenn sie sich für ein Nickerchen auf Ihrem Schoß zusammenrollt, ist das ein Zeichen für tiefes Vertrauen. Das Ablecken Ihrer Hand oder Ihres Gesichts kann also ein Zeichen der Zuneigung sein, auch wenn sich diese mit Widerhaken besetzten Zungen nicht gerade sanft anfühlen.

Veröffentlicht von Dr. Emily Blackwell, University of Bristol, Großbritannien, 6. September 2022
Foto: privat
 

Happy End der Facetten

Grillabend am 16. Juli

Nun schreibe ich den letzten Bericht über die 16-tägige Odyssee meiner kleinen Mimi.

Als am 30. Juli um 19.25 Uhr Mimi an der Klippe am Breitenstein abstürzte, blieb mir für einen Augenblick das Herz stehen. Durch einen Busch, welcher einen Meter unterhalb der Klippe an einem Felsvorsprung wuchs, sah ich Mimi nicht mehr. Ein Mann, der auf der anderen Seite der Absturzstelle saß, rief mir zu, dass er Mimi sehen würde. Ich rannte zu ihm und sah Mimi im Gebüsch hängen. Ich lief wieder zurück zu der Abladestelle und rief Mimi zu, dass ich da bin. Wie sollte ich zu ihr kommen, ohne selbst abzustützen? Konnte ich es wagen den einen Meter auf den Felsvorsprung zu springen? Wie sollte ich durch das Gebüsch an Mimi kommen?
Der Mann auf der anderen Seite rief, dass Mimi abrutscht. Ich lief wieder zu ihm und sah Mimi am Felsen hängen. Was nun? Wie konnte ich zu Mimi kommen? Was sollte ich tun? Ich rief immer wieder zu Mimi, dass ich da bin. Ich hoffte, sie bleibt dort hängen, bis ich irgendwie Hilfe organisieren konnte. Um kurz nach 19.30 Uhr sah ich, wie Mimi den Kopf nach links drehte und in den Abgrund sah. Dann fiel sie den Fels herunter.

Mimi hängt an der Felswand

Gelähmt von diesem Anblick fragte ich den Mann, wie ich nach unten kommen kann. Er sagte mir, dass es von dem Plateau nach links eine Möglichkeit gäbe. Ich bat ihn mit mir zu kommen, denn ich kannte diese Gegend nicht. Der Mann ging vor und ich mit meiner Hündin Mira hinter. Da ich nur für die Aussicht zu genießen auf das Plateau ging, hatte ich Badelatschen an. Diese erwiesen sich in dem unwegsamen und steilen Gelände als nicht gerade Vorteilhaft – so ging ich über die Hälfte der Strecke zur Absturzstelle barfuß.

Unterhalb vom Breitenstein

Das Gestrüpp wurde immer dichter und wir kamen langsam voran. Der Mann wollte immer wieder aufgeben und ich drängte ihn zum weitergehen. Wir waren noch ungefähr 50 Meter von der Absturzstelle entfernt und querliegende Bäume machten den Weg immer schwieriger. Ich drängte den Mann, dass er doch bitte weiter gehen sollte. Nach weiteren 10 Metern meinte er, dass es nicht mehr weiter gehen würde, ohne selbst in Gefahr zu kommen.
Ich war verzweifelt und rief nach oben, wo ein Mann und eine Frau standen, ob sie an der kleinen Säule stehen würden. Der Mann sagte, dass diese gute 10 Meter weiter nach rechts von ihm sei.
Ich ging barfuß weiter und musste wegen Geröll und Dornen mir einen anderen Weg suchen. Nach 6 weiteren Metern rutschte ich ab und fasste nach einem Baumstamm. Dieser brach ab und ich rutsche mit den Knien einige Meter über Geröll und lose Erde nach unten. Ich wollte und musste zu Mimi. Der Mann sagte, dass es absolut keinen Sinn machen würde weiter zu gehen. Schweren Herzens musste ich die Suche nach Mimi berechnen.

Erschöpft, durstig und blutend saß ich auf der Wiese vom Breitenstein und war hilflos.
Was sollte ich nun tun? Ich kannte niemanden in der Gegend und wusste auch nicht, wie ich an Mimi kommen konnte. In meiner Verzweiflung rief ich die Polizei an und fragte nach Informationen, die mich in irgendeiner Weise unterstützen könnten.
Um 21.30 Uhr kam ein Streifenwagen vorbei und der Polizist sagte mir, dass man von der rechten Seite besser heran kommen könnte. Da es in wenigen Minuten dunkel werden würde, machte ein neuer Rettungsversuch keinen Sinn. Der Polizist gab mir den Tipp, auf einer Facebook Seite von Kirchheim einen Aufruf zu schreiben.

Mit Mira am 2. Juli unterhalb vom Breitenstein. Mira steht gerade. So schräg ist das Gelände.

Um 22.15 Uhr war ich nochmals an der Klippe vom Breitenstein und sah ein Unwetter aufziehen. Meine Gedanken waren bei Mimi und ich fühlte mich nutz- und hilflos.
In jener Nacht schüttete es vom Himmel, was an Regen nur hernieder kommen konnte. Wie geht es in diesem Moment Mimi? Hat sie einen Unterschlupf gefunden? Ist sie verletzt? Lebt sie noch?
Tausend Gedanken ließen mich nicht schlafen.
Am späten Abend schrieb ich auf jener Facebook Seite noch einen Hilfeaufruf.

Eines der vielen Suchplakate

Freitagmorgen kurz vor 5 Uhr

Es regnete immer noch in strömen und ich wartete auf den neuen Tag. Um 5.30 Uhr machte ich mich erneut auf die Suche nach Mimi. Mit zwei Spanngurten und ordentlichen Schuhen machte ich mich auf zur Absturzstelle. Es goss in strömen und war mit 14 °C recht kühl. Ich band die beiden Gurte zusammen und warf diese über die Klippe, um von unten einen Anhaltspunkt zu haben. Das eine Ende band ich der Sitzbank fest und machte mich mit meiner Hündin Mira auf den Weg.

Es war an diesem Morgen sehr diesig und ich wusste nicht, wo der Weg war, den mir der Polizei am Vorabend sagte. 15 Meter von der Sitzbank entfernt dachte ich, dass es dort runter gehen würde. Der Boden war klatschnass und ich rutsche aus. Im letzten Moment sah ich, dass dies nicht der Weg war.
Der Regen hörte nicht auf und viel heller wurde es auch nicht.
Um kurz vor 6 Uhr fand ich dann endlich den Weg, den der Polizist meinte. Im Wald war es um diese Uhr noch recht dunkel und durch den vielen Regen, war der Untergrund sehr rutschig. Meine Gedanken waren bei Mimi und ich musste irgendwie zu ihr – egal wie. Über querliegende Bäume musste ich Mira drüber heben und wenn ich einige Meter nach unten rutsche, rief ich Mira zu mir. Irgendwie mussten wir beide uns zur Absturzstelle schaffen.
Immer wieder rief ich nach Mimi und horchte auf jedes Geräusch. Durch den Regen hörte ich kaum etwas.

Irgendwann nach 7 Uhr zog Nebel auf und ich hatte keine Orientierung an der Felskante, noch im Wald. Wo war diese verfluchte Absturzstelle?
Klatschnass saß ich im Wald und rief immer wieder nach Mimi. Mein Verstand sagte mir, dass ich alleine keine Chance habe, um Mimi zu finden.

Um 8.20 Uhr war ich am Lkw und zog erstmal neue Kleidung an. Ich stelle die Heizung auf 31°C, damit mir wieder warm wurde. Via Internet suchte ich nach Hilfe. Ob nun Feuerwehr, Verbandsgemeinde, Tierrettung, Forst oder auch Tierheim.
Alles brachte mich kaum weiter und der Verzweiflung näher. Irgendwann um 9 Uhr nahm ich den Rat vom Tierheim in Kirchheim an und wählte die 112. Ich erkläre die Situation und wurde schließlich mit der Bergrettung verbunden – also nochmals alles erkläre.
Um 9.30 Uhr kam dann endlich ein Mann von der Bergrettung. Ich erklärte ihm schnell die Situation und ging mit ihm an die Absturzstelle. Der Mann war nicht gerade motiviert viel zu tun und ich der Verzweiflung nah. Es regnete immer noch und ich wusste mir keinen Rat mehr. Der Mann von der Bergrettung sagte zu mir, dass es zu gefährlich sei, die Klippe herunter zu kommen und wenn, dann erst am Samstag – eventuell, und dann würde mich der Einsatz 1000 € kosten. Mit der Aussage, dass der Abgrund hier am tiefsten sei und die Katze sowieso tot sei, fuhr er unverrichtieter Dinge weg und ich war alleine mit meinen Sorgen. Mein Chef wusste von diesem Unfall schon seit dem Vorabend und er sagte, ich soll noch vor Ort bleiben. Was sollte ich bei Regen und alleine viel ausrichten?
Völlig verzweifelt fuhr ich um 11 Uhr vom Breitenstein nach Plochingen zum laden.

Auf den 350 Kilometer bis nach Hause konnte ich mich kaum auf den Verkehr konzentrieren. All meine Gedanken waren bei Mimi und was ich tun könnte. Am Nachmittag rief ich meine Nachbarin an und erzählte ihr von dem Unfall. Sie meinte, ich soll erstmal nach Hause kommen.

Gegen 16 Uhr war ich zu Hause im Hunsrück und erzählte meiner Nachbarin nochmals von dem Unfall. Sie sagte, dass wir morgen nach Mimi suchen werden.
Ich packte alles zusammen, was ich für meine Sicherheit bei einem erneuten Rettungsversuch brauchte. Ich druckte Suchplakat aus und war für den Samstag gerüstet.

Mimi am 28. Juni in Manheim

Erneut eine Nacht ohne Schlaf

Am Samstag, den 2. Juli ging mein Wecker um 4 Uhr an. Ich hatte vor Sorge um Mimi kaum geschlafen. Um kurz nach 5 Uhr fuhr meine 76-jährige Nachbarin und ich zuerst die 60 Kilometer in meine Firma, um die Suchplakate zu laminieren.
Auf dem Weg zum Breitenstein war ich auf alles gefasst. Ich brauchte eine Bestätigung, ob Mimi lebt oder tot ist.

Um 9.30 Uhr kamen wir auf dem Breitenstein an und befestige nochmals zwei Spanngurte an der Sitzbank. Mit Wanderschuhe, Skistöcke und Helm, Beil, Rosenschere, Beil und den Rucksack voll mit Wasser, Tragetasche für Mimi und noch so einiges mehr, machte ich mich mit Mira erneut auf den Weg, um nach Mimi zu suchen. Ich kam mit den Skistöcken erheblich schneller voran und rief immer wieder nach Mimi.
Endlich sah ich mein Zeichen von oberhalb der Klippe und suchte das Gebiet nach Mimi ab. Ich schaffte mich und meinen Hund über querliegende Bäume und schnitt Büsche und kleinere Sträucher ab.

In meiner persönlichen Schutzausrüstung war es unangenehm warm und die vielen Hindernisse durch Glassplitter, Bäume und Geröll machten mir ein vorankommen immer schwieriger. Immer wieder rief und suchte ich nach Mimi. Durch die vielen Glassplitter musste ich noch auf meinen Hund aufpassen. Wir beide kämpften uns immer weiter zur Absturzstelle und ich schaffte sogar den Weg gute 2 Meter über die Absturzstelle. Ich schicke dem Mann von der Bergrettung via zwei Fotos vor Ort. Ich schaffte dies alles ohne Bergrettung, abseilen und 1000 € – dies alles noch mit meinem Hund.

Mein Zeichen für die Absturzstelle

Jeden Quadratmeter unterhalb der Absturzstelle suchte ich nach Mimi ab.
Fast 6 Stunden war ich im Wald und sah bei jedem Schatten und Baumstumpf Mimi. Jedes Geräusch versuchte ich einzuordnen. Höre ich 20 Meter links von mir Mimi? Ich suchte das Gebiet hoch zur Felswand und in den Wald hinunter ab. Weiter nach links komnte Mimi wohl kaum sein; oder doch? Also suchte ich weiter bis ich die Stelle sah, an der ich am Donnerstag war.
Ich entscheid mich für den Rückweg, denn alleine war es unmöglich Mimi in einem so großen Gebiet zu finden.
Mira führte mich den Weg zurück. Ohne sie hätte ich mich verlaufen. Immer wieder setzte ich mich hin und rief und suchte nach Mimi.
Ich suchte die Felswand ab, wo Mimi sein könnte. Wo waren geeinigte Versteckte für sie. Ich musste weiter hoch zur Felswand. Je höher ich ging, umso steiler und lockerer wurde der Boden. Oft rutsche ich aus und fand mich 6 Meter weiter unten nach halt suchend wieder.

Nach 6 Stunden machte es wenig Sinn, alleine weiter zu suchen und so schafften Mira und ich uns zum Anfangspunkt zurück. Erst jetzt sah ich den Wanderweg durch den Wald.
In meiner Verzweiflung hing ich auf dem Wanderweg und auf dem Plateau noch Suchplakat für Mimi auf. Was hätte ich sonst noch tun sollen?
In Bissingen hing ich noch zwei Suchplakat auf und gab eines in der Bäckerei ab.
Ohne eine Spur von Mimi zu haben, fuhr ich mit meiner Nachbarin die 350 Kilometer zurück in den Hunsrück. Meine und unsere Gedanken waren bei Mimi. Mein Chef sagte mir zu, dass er mich für die kommende Woche so einplanen würde, dass ich nochmals zum Breitenstein fahren könnte.

Enttäuscht, niedergeschlagen und verzweifelt kamen wir am Samstag um 21 Uhr zu Hause an.

Sonntag, den 3. Juli

Der Morgen begann so, wie der Abend endete – mit Sorgen und Gedanken an Mimi. Ich war nun 350 Kilometer von ihr entfernt und wusste nicht mehr was ich noch tun sollte oder konnte.
Am Nachmittag fing auf Facebook entlich mein Hilfeaufruf an zu laufen und ich wurde von ein paar User in Tier-Gruppen in und um Kirchheim eingeladen. Durch die vielen Reaktionen musste ich viel zu dem Unfall schreiben und erklären. Gegen Mitternacht bekam ich eine WhatsApp von einem Mann, der mir sehr engagiert vorkam. Ich rief ihn an und er sagte mir, wen er wo kennt und etwas organisieren würde. Es fing endlich an sich etwas zu tun.

Mira und Mimi im Lkw

Montag, 4. Juli

Nach nur eineinhalb Stunden schlaf stand ich auf und musste zur Arbeit. Meine Gedanken an dem frühen Morgen drehten sich nur um Mimi. Ihr Platz im Lkw war leer und mir tat es jedesmal einen Stich ins Herz, wenn ich mich in der Fahrerkabine umschaute.
Via Facebook, Messenger und WhatsApp bekam ich an dem Vormittag mitgeteilt, was wer vor Ort unternehmen würde, um Mimi zu finden. Es waren kleine Hoffnungsschimmer. Natürlich gab es auch jene, die alles irgendwie besser konnten. Von jenen Besserwisser war aber nie einer vor Ort gewesen.
Mir wurden Tipps von Spürhunde gegeben und ich rief jene an, die ich am Freitag oder Samstag entweder schon angerufen hatte oder mir bis dato unbekannt waren. In dem durcheinander von Tipps, Ratschläge und versuche vor Ort Mimi zu finden, wusste ich gar nicht mehr, wen ich schon angerufen hatte. Jedenfalls liefen all diese Tipps und Ratschläge von den Usern ins leere.

Das war Mimi beim Versuch sie einzufangen

Ein Lebenszeichen von Mimi

Via Facebook informierte ich in einigen Gruppen über den Stand der Suchaktion. Ich konnte nur jene Informationen schreiben oder weitergeben, die ich hatte. Einige User meinten mir dumme und Sinnfreie Kommentare oder Nachrichten schreiben zu müssen. Ich war nicht vor Ort und wurde für jene Suchaktion verantwortlich gemacht. Das solche dummen Meinungen für meine aktuelle Situation nicht gerade förmlich waren versteht sich von selbst.
Um 16.45 Uhr bekam ich einen anruf, dass ein Mann mit seinem Hund Mimi in 10 Meter Entfernung sehen würde. Es gab ein Lebenszeichen von ihr. Ich war überglücklich und rief eine Frau an, von der ich wusste, dass sie in Ochsenwang wohnt und bei der Suche dabei war. Was an diesem Abend passiert wusste ich nicht. Ich dachte Mimi sei in Sicherheit. Erst nach 22 Uhr wurde mir mitgeteilt, dass Mimi nicht eingefangen werden konnte. Für mich brach eine Welt zusammen.

Mittwoch, 6. Juli war ich wieder vor Ort

Mittwoch, 6. Juli

An diesem Tag lief irgendwie alles aus dem Ruder. Ich hatte endlich Leute, die vor Ort sein könnten und mir wurde nahegelegt, dass niemand nach Mimi suchen sollte. Viele gut gemeinte Tipps und Ratschläge wurden mir wieder vorgetragen. Ich sagte oder schreib immer, dass Mimi eine Wildkatze ist und sie einen völlig anderen Charakter als eine Hauskatze hat. Offensichtlich wussten andere besser über meine Katze bescheid als ich.
Gegen 18 Uhr war ich endlich vor Ort und ich traf auf dem Parkplatz Tanja und Daniel, die sich an der Suche nach Mimi bereits seit Montag beteiligt hatten. Beide hatten sich zurückgezogen, weil es ja hieß, niemand sollte nach Mimi suchen.
Von der Frau aus Ochsenwang wurde mir die Fundstelle von Mimi gezeigt und was sie nun an Maßnahmen ergreifen würde. Ich stimmte diesen alle zu, weil es nur und ausschließlich um Mimi ging – auch wenn ihre Maßnahmen sich für mich als völliger Schwachsinn darstellte. Vereinbarung von sogenannten K-9 Suchgruppen wurden nicht eingehalten. Es gab für mich mal wieder einen Rückschag und musste neudenken.
Ich sattelte die Zugmaschine ab und fuhr an die Fundstelle, damit Mimi das Motorengeräusch vom Lkw hörte. Bis weit nach Mitternacht ließ ich immer wieder den Motor laufen, in der Hoffnung Mimi würde aus dem Wald kommen.

Plötzlich wurden gegen Nachmittag via Facebook plötzlich Lügen über mich geschrieben. Ich war die zwei vorherigen Tage nicht vor Ort und hatte keinen Einfluss auf das was am Breitenstein unternommen wurde. In all meiner Hoffnung und Verzweiflung musste ich dann noch vieles klarstellen. Ich hatte ja auch sonst keine anderen Probleme, als jenem dummgeschwätz entgegen zu wirken.

Irgendwann gegen 1 Uhr versuchte ich etwas zu schlafen. Ich hatte die Fenstern am Auto offen und hörte jedes Geräusch im Wald. Um kurz vor 2 Uhr schlief ich völlig übermüdet ein.

Mit Mira auf der Suche nach Mimi

Donnerstag, 7. Juli

Um 5 Uhr war ich schon wieder wach und war eine halbe Stunde später im Wald. Ich ging wieder den Weg bis zur Absturzstelle und suchte nach Mimi. Bei jedem Geräusch, Schatten oder Bewegung sah ich Mimi. Ich rief nach ihr und war nach eineinhalb Stunden sehr verzweifelt.
Wo konnte Mimi sein? Ich weiß, dass Mimi nicht all zu weit läuft und suchte den Bereich der Fundstelle ab – leider ohne Erfolg. Enttäuscht, verkalt und niedergeschlagen saß ich im Wald. Was konnte ich nun tun? Wo sollte ich suchen? Mit wem sollte ich suchen?

Tatjana war die erste vom Team

Eine Frau mit einer Katzentasche als Rucksack kam den Wald hoch. Dies musste jene Frau sein, von der ich wusste, dass sie seit Montag bei der Suche aktiv dabei war.
An der Klippe am Breitenstein lernte ich Tatjana kennen. Sie machte einen sehr ruhigen Eindruck und ich sah eine neue Hoffnung, dass wir Mimi finden würden.
Bei der Suche nach Mimi verging die Zeit und ich musste irgendwann auch losfahren. Ich hatte noch eine Tour von Plochingen nach Köln und vom Rheinland zurück nach Allmendingen.
Schweren Herzens musste ich um 11 Uhr die Suche nach Mimi abbrechen, wenn ich am Freitag wieder vor Ort sein wollte.

Die Aussicht vom Breitenstein

Freitag, 8. Juli

Um 18.20 Uhr war ich endlich wieder vor Ort. Ich lernte dann auch eine Frau kennen, die sich als Profi bei der Suche nach vermissten ausgab. Die Frau war mir mit ihren Ratschläge und Charakter sehr unsympathisch. Ich schluckte oft meine Gedanken runter, denn ich war auf deren Hilfe angewiesen.
Gegen 19 Uhr kam Tatjana auf den Parkplatz vom Breitenstein und jene Profi-Such-Frau zeigte mal wieder ihren Charakter. Ohne ein Wort der Verabschiedung fuhr sie weg. Von all den vielen Helfer am Montag und Dienstag blieb Tatjana übrig.
Ich merkte an diesem Abend, dass irgendetwas im Hintergrund lief, was ich noch nicht richtig einordnen konnte. Wie drei der verbleibenden Personen gegen mich ausgespielt wurde, habe ich schon geschrieben.

Das SAR-Mimi Team formiert sich

Samstag, 9. Juli und Sonntag 10. Juli

Da ich nun vor Ort war, konnte ich nun vieles besser organisieren und plötzlich lief die Suchaktion rund. Mich schrieben Menschen persönlich via Messenger an und boten mir ihre hilfe an. Wildkameras wurden besorgt und eine handvoll Menschen machten sich sachlich und ruhig Gedanken, wie wir Mimi finden können.
An diesen beiden Tagen fanden Menschen zu einem Team zusammen, mit denen ein Erfolg nach dem verbleib von Mimi garantiert war. Diese Menschen gaben mir Hoffnung, Unterstützung und Zuversicht.

Kadda druckte Suchplakat aus, besorgte eine Wärmebildkamera und noch eine Wildkamera. Plötzlich hatte ich mehr Kameras, als jene Profi-Such-Frau hatte. Zum krönenden Abschluss ließ jene Profi-Such-Frau ohne mein Wissen ihre drei Kameras abbauen. Mal wieder wurde ich von Menschen enttäuscht, denen ich vertraute.
Am Sonntag machten sich einige aus dem Team auf den Weg, um in Ochsenwang und Bissingen Suchplakat aufzuhängen.

Montag, 11 Juli

Am Vorabend wurde im Team jeder Gedanken und Hinweis besprochen und am Montag durchgeführt. Selbst eine wenig Aussagekräftige Mail von einer Tier-Kommunikations Frau wurde bis zur Ruine Hahenkamm nachgegangen. Mit Kadda und Tatjana durchkämmten wir den Wald unterhalb der Steige zum Breitenstein.
Auf der Ruine Hahenkamm war keine Spur von Mimi.

Auf einem Bauernhof bei Ochsenwang

Um 12.51 Uhr meldet sich eine Frau von einem Bauernhof außerhalb von Ochsenwang. Sie las das Suchplakat und meinte, dass Mimi eventuell bei ihr im Stall sei. Mit dieser Information wuchs neue Hoffnung in mir. Wir drei sofort zu einem der Parkplätze und auf direkten Weg zu dem Bauernhof.
In dem großen Stall aus Heu- und Stohballen war eine Suche nach Mimi schier unmöglich. Also zurück an den Lkw und die Kameras holen. Ich installierte zwei Kameras und stelle Mimis Transporttasche und ein T-Shirt von mir in den Stall.

Tami beim installieren der Wildkamera

Dienstag, 12. Juli

In dieser Nacht schlief ich wieder sehr schlecht und wenig. Sollte Mimi wirklich auf diesem Bauernhof sein?
Die Auswertung der Kameras war ernüchternd, denn die Kameras mussten über verschiedene Parameter eingestellt werden. Dies wussten wir bis dato nicht. Also nochmals einen Tag verloren.
Niedergeschlagen suchten wir an diesem Tag mit Tami, Kadda, Svenja und Tatjana im Wald weiter nach Mimi. Spuren mit einem Handtuch von mir wurden gezogen. Spuren zu Futterstellen mit Thunfischwasser wurden von unterhalb der Klippe bis zum Waldrand gezogen. Auch wurde in und um Ochsenwang nach Mimi gesucht. Bis zu 19 Stunden war ich auf den Beinen.

Wärmebildkamera von der Feuerwehr

Mittwoch, 13. Juli

In der Hoffnung Mimi auf dem Bauernhof zu finden, fuhr ich mit Tami zu dem Hof. Die Auswertung der Kameras war auf dem kleinen Bildschirm sehr schwierig.
Katja brachte ihren Laptop mit und so konnten wir die Fotos besser sehen. Mimi war nicht auf den Fotos. Wieder mal eine Enttäuschung für mich.
Im Team wurde wieder besprochen, was wir noch machen und versuchen können, um Mimi endlich zu finden. Meine Gedanken drehten sich ständig um Mimi. Sie hatte bereits seit 13 Tagen ihre Medikamente gegen ihre Epilepsie nicht bekommen.

Am Nachmittag richteten wir eine Futterstelle mit Mimis Teppich in einem geschützten Teil von einem Garten ein, denn Mira hatte dort seit gestern eine Spur gewittert. Vielleicht war Mimi tatsächlich in diesem Bereich.

Svenja, Mira und ich auf dem Weg nach Bissingen.

Am späten Nachmittag rief ein Mann aus Bissingen an, der sagte, dass in seinem Garten seit ein paar Tagen eine Katze wäre, die Mimi ähnlich sehen würde. Eine neue Spur? Ist es Mimi? Konnte sie soweit weg sein? Hoffnung kam in mir hoch.
Mit Svenja und Mira fuhr ich sofort zu der angegebenen Adresse. Von der Umgebung konnte es für Mimi passen. Also installierte ich eine Kamera unter einem Spielhaus für Kinder und stellte auf Mimis Teppich eine Schale Futter.
Gegen Abend waren Tatjana, Sarah und ich noch durch Ochsenwang gegangen, in der Hoffnung Mimi zu finden.
Über Flurwege gingen wir zurück und suchten in den Gebüsche nach Mimi.
Mit Sarah saß ich an der Klippe und schauten dem Sonnenuntergang entgegen. Ein Mädchen kam mit einem Fahrrad angefahren und schaute sich eines der Suchplakat von Mimi an. Ich fragte, ob es die Katze gesehen hätte. Sie nicht, aber zwei Freunde von ihr. Sarah und ich sprangen sofort auf, um die beiden Jungs zu suchen. Am Lkw fanden wir die beiden Jungs. Sie hatten eine Nachricht geschrieben, dass eine Katze am Orteingang angefahren wurde. Der eine Junge hatte sogar noch ein Foto von der Katze gemacht. Da das Fotos sehr weit aufgenommen wurde, konnten wir die Katze nicht richtig erkennen. Sarah und ich sofort ins Auto, um an die Stelle zu fahren. Wir sahen das Blut auf der Straße und mir stockte der Atem. Ich rannte der Wegbeschreibung der Jungs nach. Irgendwo musste die Katze sein.
Mira spürte sie unter Eternitplatten auf. Ich sah von der Katze sehr wenig. Von der Farbe war es definitiv nicht Mimi. Nur war es diese verletzte Katze oder doch eine andere?
Irgendwie schaffte ich die Katze aus ihrem Versteck zu ziehen und sah in diesem Moment keine äußerlichen Verletzungen. Die Katze wehrt sich und mir kamen die Fotos von dem Mann in den Sinn, den Mimi arg zugerichtet hatte. Ich ließ die Katze los und sah, dass sie an dem linken Hinterbein humpelte. Im Geräteschuppen war ich auf der Suche nach der Katze, die offensichtlich Hilfe brauchte. Es dauerte nicht lange, als der Landwirt mit seinem Sohn auf den Hof stürmten und mich beschimpfte. Alles reden nach der Suche einer verletzten Katze lief bei den beiden ins leere.
Der Landwirt schickte mir sogar am nächsten Morgen die Polizei.

Jedem Hinweis sind wir nachgegangen

Donnerstag, 14. Juli

Die Auswertung der Kamera war ernüchternd – es war nicht Mimi. Was konnte ich nun noch tun?
Geo-Punkte via Google Maps wurden ausgerechnet und wir besprachen im Team, was wir noch machen könnten oder wo wir nochmals nach Mimi suchen sollten.
Also alles wieder von vorne denken. Seit zwei Tagen dachten wir auch schon kriminalistisch, denn das Verhalten von zwei Personen war doch sehr fragwürdig.
Gegen Mittag sprach ich mit meinem Chef und sagte ihm, dass ich ab Montag wieder im Einsatz wäre. Wo sollte ich denn noch nach Mimi suchen und vor allem wie lange? Es tat mit im Herz weh, wenn ich nur an den Montag dachte.

Freitag, 15. Juli

Um 5.30 Uhr saß ich mit meiner Hündin auf einer Wiese in der Nähe der Futterstelle und hoffte auf Mimi. 150 Meter von mir entfernt sah ich eine Katze über das Feld laufen. Sollte es wirklich Mimi sein? Ich schickte Mira los. Die Katze lief vor dem Hund weg und ich rief Mira zurück, denn Mimi läuft vor keinem Hund weg. Was wenn doch? Ich wusste nicht, in welchem Zusand Mimi ist; oder hat sie irgendein Traumata? Also ich der Kaze nach, denn es könnte vielleicht Mimi sein. An einem Haus am Ortsrand verlor ich die Spur von der Katze. Ich redetet mir ein, dass Mimi nicht auf die Heuballen springen kann und sie es somit auch nicht sein konnte – oder doch?

Am frühen Morgen fuhr ich mit dem Lkw vom Breitenstein nach Plochingen zum laden. Es war ein scheißgefühl zu wissen, dass ich wahrscheinlich am Montag ohne Mimi wegfahren muss. Mir kamen die Tränen, als ich die Steige herunter fuhr.

Nach dem laden in Plochingen fuhr ich nach Dettingen und kaufte im REWE noch etwas ein. Ich bekam einen Anruf von einem Jagdpächter. Er hätte heute morgen eine tote Katze auf der Steige abgeholt. Mein Herz setzte für einen Augenblick aus. Auf den 7 Minuten von Dettingen nach Bissingen waren ein Alptraum für mich.

An der angegebenen Adresse in Bissingen wurde mir eine Katze in einer Plastikwanne gezeigt, die nicht Mimi war. Ich war erleichtert und trotzdem über den Tod von einer Katze traurig.
Wo verdammt nochmal ist Mimi?

Am Nachmittag sind wir zu dritt nach Ochsenwang und hatten Suchplakat in der Nachbarschaft verteilt, wo wir Mimi vermuteten. Wir sprachen mit den Leuten, dass sie doch bitte die Augen offen halten sollten.
Wir drei suchten noch eine andere Futterstelle für Mimi, denn wir vermuteten sie in dem Bereich vom Friedhof.

Nach 16 Tagen das erste Foto von Mimi

Happy End am 16. Juli um 6.30 Uhr

Seit 5.30 Uhr war ich wach und überlege, was ich am frühen Morgen noch tun könnte. In 46 Stunden werde ich arbeiten fahren und von Mimi gab es immer noch keine neue Spur.
Was haben wir übersehen? Wo sollten wir suchen und uns auf welches Gebiet konzentrieren? Alle Anstrengungen von uns waren demotivierend, denn es gab keine Erfolge.
Ich überlege, ob ich die Kameras an der eingerichteten Futterstelle überprüfen sollte. Was, wenn auch dort Mimi nicht gesichtet ist?
In meiner Verzweiflung ging ich die Geo-Punkte durch, die in Betracht kommen könnten. Noch war es kühl am Morgen und ich hätte eine bessere Chance Mimi irgendwo anzutreffen.

Nach 16 Tagen ist Mimi völlig erschöpft in ihrer Sicherheit eingeschlafen

Um kurz nach 6.30 Uhr hörte ich, wie eine Frau nach mir rief. Beim dritten rufen sagte sie: „Naike, ich hab deine Katze.“ Mir bleib das Herz stehen. Konnte dies wahr sein?
Ich ging im schnellen Schritt auf die Frau zu und sie wiederholte ihren letzten Satz. Mein Hirn stand auf Null. Nach so vielen Enttäuschungen in den letzten Tagen, was ich auf alles gefasst.
Ich ging auf die Fahrerseite von dem Auto und sah eine Katze auf dem Beifahrersitz auf einer Decke sitzen, die Trockenfutter aß. Es war Mimi! Mir kamen die Tränen und ich dachte, dies kann doch alles nicht wahr sein.
Ich ging auf die Beifahrerseite und öffnete die Tür. „Mimi, ich bin da“ , sagte ich und Mimi sah mich mit ihren großen Augen an. Mit ihrer typischen Schwanzbewegung begrüßte sie mich. Mir liefen immer noch die Tränen über die Wangen, als ich Mimi fest an mich drückte und sie ihre Stirn gegen mein rieb. Sofor setze ich sie in die Fahrerkabine und gab ihr Nassfutter. Der erste Eindruck war, dass sie äußerlich keine Verletzungen hatte und lediglich sehr dünn war. Sie trank auch sofort Wasser.
Mimi hatte sehr viel durst und gleich kam die Angst, ob sie bei ihrer 16-tägigen Odyssee keinen Nierenschaden erlitten hatte.

Ich schickte das erste Foto von Mimi um 6.37 Uhr in unsere WhatsApp Gruppe. Das Team sollte wissen, dass Mimi endlich wieder zuhause war.
Tatjana war die erste, die auf den Breitenstein gerast kam. Tami rief an und konnte es auch nicht glauben. Sie kam kurze Zeit später auf den Breitenstein. Nach und nach trafen alle vom SAR (Search and rescue) Mimi Team ein, um Mimi zu begrüßen oder uns heulend in die Arme fallen.

In den nachfolgenden Stunden fiel von mir ein unglaublicher Druck ab. Nun endlich konnte ich am Montag beruhigt arbeiten fahren.

Der Doktor und das liebe Vieh

Zum Stand der neuen Gebührenverordnung bei Tierärzte, welche seit November 2020 in Kraft getreten ist.

Autorin Naike Juchem

Wer Haustier besitzt, weiß, dass mitunter ein Tierarzt Besuch in der Praxis oder vor Ort nicht immer billig ist. Seit November 2022 wurden die Preise für tierärztliche Leistungen bis das dreifache erhöht. Grund dafür ist die neue Tierärztegebührenordnung von der Bundesregierung. Diese Verordnung regelt, wie viel Geld Tierärzte für ihre Leistungen berechnen dürfen. Seit 23 Jahren hat sich an der Gebührenverordnung für Tierärzte nicht geändert. Dieses Jahr hat der Bundesrat einer Neufassung jener Verordnung zugestimmt. Die Erhöhung sei nach Angaben von dem Deutschen Tierärzte Verband auf die zum einen wirtschaftlichen Gegebenheiten und zum anderen auf neuere Untersuchungsverfahren in der Tiermedizin zurück zu führen. Auch, so nach den Worten des Bundesverband der Tierärzte, soll mit der neuen Verordnung ein Anreiz für die Attraktivität des Berufs und letztlich der Fortbestand vieler Praxen gesichert werden.

Ein einfaches Beispiel an Hundebesitzer zeigt, dass die Kosten bei einer normalen Beratung von 13,47 € (Stand 2020) auf 23,62 € angestiegen sind.
Wenn Katzenhalter früher (Stand 2020) 8,98€ für eine Beratung bezahlt haben, steigt diese nun auf den gleichen Betrag wie Hunde – also 23,62 €

Nun haben sehr viele Menschen meist ein oder zwei Haustiere. Wer nun zum Beispiel ein Pferd hat, muss für eine Allgemeine Untersuchung mit Beratung 30,78 € bezahlen. Die Allgemeine Untersuchung mit Beratung bei kleinen Hauswiederkäuer, wie zum Beispiel Zwergziegen, liegt nun bei 12,34 €.
Auch bei der gewerblichen Haltung von Tieren in der Landwirtschaft steigen die Preise an. Viele Landwirte stehen nun vor neuen Herausforderungen, in der ohnehin schon sehr angespannten Lage.

Nun möchte ich zumindest 3 Paragraphen aus dem Gebührenverzeichnis für tierärztliche Leistungen mit Stand vom 12. Mai 2022 aufzeigen.

Im Anhang kann man sich gerne die 84 Seiten jener Verordnung durchlesen. Des Weiteren kann man sich 32 von insgesamt 1006 Punkten dieses
Gebührenverzeichnisses durchlesen.

§ 1 Grundsatz

(1) Die Gebühren, Entschädigungen, Auslagen und die Entgelte für Arzneimittel und Verbrauchsmaterialien (Vergütungen) für die beruflichen Leistungen der Tierärztinnen und Tierärzte bestimmen sich nach dieser Verordnung, insbesondere nach dem Gebührenverzeichnis der Anlage. Werden diese Leistungen von juristischen Personen erbracht, gilt Satz 1 entsprechend.

(2) Die im Gebührenverzeichnis aufgeführten Gebührensätze entsprechen dem einfachen Satz. Eine Vereinbarung oder Forderung geringerer Gebühren ist nur in den Fällen des § 5 Absatz 1 zulässig; § 5 Absatz 2 bis 4 bleibt unberührt.

(3) In den im Gebührenverzeichnis aufgeführten Gebührensätzen ist die Umsatzsteuer nicht enthalten.

§ 2 Gebührenhöhe

(1) Die Höhe der einzelnen Gebühr bemisst sich, soweit nichts anderes bestimmt ist, nach dem Einfachen bis Dreifachen des Gebührensatzes. Die Gebühr ist innerhalb dieses Rahmens nach billigem Ermessen und unter Berücksichtigung der besonderen Umstände des Einzelfalles zu bestimmen, insbesondere unter Berück-sichtigung
1. der Schwierigkeit der Leistungen,
2. des Zeitaufwandes,
3. des Zeitpunktes des Erbringens der Leistungen,
4. des Wertes des Tieres und
5. der örtlichen Verhältnisse.

Bemessungskriterien, die bereits in der Leistungsbeschreibung berücksichtigt worden sind, haben hierbei außer Betracht zu bleiben.

(2) Der Zeitpunkt des Erbringens der Leistung ist besonders zu berücksichti-
gen, wenn die Leistung in einem der folgenden Zeiträume erbracht wird:
1. täglich im Zeitraum von 18 Uhr bis 8 Uhr des jeweils folgenden Tages (Nacht),
2. am Wochenende im Zeitraum von freitags 18 Uhr bis 8 Uhr des jeweils folgenden Montags (Wochenende) sowie
3. an gesetzlichen Feiertagen im Zeitraum von 0 Uhr bis 24 Uhr (Feiertag).

Absatz 1 Satz 1 Nummer 3 gilt nicht, sofern für Leistungen, die bei Nacht, am Wochenende oder an einem Feiertag erbracht werden, in der Anlage besondere Gebühren vorgesehen sind. Satz 1 gilt nicht für Leistungen, die im Rahmen der regulären Sprechstunden, auch nach Vereinbarung, in einer tierärztlichen Praxis, Tierärztlichen Klinik oder sonstigen tierärztlichen Einrichtung erbracht werden.

§ 3 Gebührenhöhe in besonderen Fällen

(1) Gebühren sind nach den einfachen Gebührensätzen des Gebührenverzeichnisses zu berechnen, wenn der Tierhalter tierärztliche Leistungen in Anspruch nimmt


1. auf Grund einer allgemeinen öffentlich-rechtlichen Anordnung oder

2. im Rahmen eines mit öffentlichen Mitteln geförderten Verfahrens, für das eine Kostenvereinbarung zwischen dem Kostenträger und der für den Zuständigkeitsbezirk des Kostenträgers örtlich zuständigen Tierärztekammer getroffen worden ist.
Die Regelungen über die Gebühren für amtstierärztliche Verrichtungen und solche tierärztlichen Leistungen, die eine Tierärztin oder ein Tierarzt in amtlicher Eigenschaft erbringt, bleiben unberührt.

(2) Soweit besondere Schwierigkeiten der tierärztlichen Leistung oder ein erheblicher Zeitaufwand dies rechtfertigen, kann in den Fällen des Absatzes 1 Satz 1 eine höhere Gebühr berechnet werden.

(3) Für Leistungen, die auf Verlangen des Tierhalters bei Nacht, am Wochenende oder an einem Feiertag erbracht werden, erhöhen sich die einfachen Gebührensätze nach Absatz 1 um 100 Prozent und bei landwirtschaftlich genutzten Tieren, die der Erwerbstätigkeit ihres Halters dienen, um 75 Prozent.

Blutabnahme bei Mimi

Grundleistungen

Die Gebühren für Grundleistungen bei landwirtschaftlich genutzten Tieren, die der Erwerbstätigkeit ihres Halters dienen, bemessen sich nach dem Einfachen nachstehender Sätze; dies gilt nicht für Leistungen, die bei Nacht oder am Wochenende jeweils außerhalb der regulären Sprechstunden einer tierärztlichen Praxis, Tierärztlichen Klinik oder sonstigen tierärztlichen Einrichtung sowie an einem Feiertag erbracht werden.

1. Beratung im einzelnen Fall ohne Untersuchung (auch schriftlich oder fernmündlich) 11,26 €

2. Eingehende Anamneseerhebung oder Beratung, das gewöhnliche Maß übersteigend, einschließlich eingehender Vorbereitung, beispielsweise bei Verhaltensstörungen, Physikalischer Therapie und im Rahmen von Naturheilverfahren, z.B. Akupunktur, Homöopathie etc. 30,78 €

3. Dokumentation aufgrund gesetzlicher Vorgaben 11,20 €

4. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Pferd, Hausequiden, Kameliden 30,78 €

5. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Rind 20,54 €

6. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Kalb 17,83 €

7. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, kleine Hauswiederkäuer 12,34 €

8. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Ferkel 12,34 €

9. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Mastschwein 15,39 €

10. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Zuchtschwein 20,54 €

11. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Pelztier, Zucht- und Mastkaninchen 23,25 €

12. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Nutzgeflügel 5,14 €

13. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Rassegeflügel, Volierenvögel 11,26 €

14. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Stubenvögel 11,26 €

15. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Großpsittaciden 23,62 €

16. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Hund, Katze, Frettchen 23,62 €

17. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Heimsäugetiere 15,39 €

18. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Reptilien und Amphibien 23,62 €

19. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Fische 24,62 €

20. Allgemeine Untersuchung mit Beratung, nicht domestizierte Tiere 36,94 €

21. Allgemeine Untersuchung ohne Beratung 21,41 €

22. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Pferd, Hausequiden, Kameliden 24,62 €

23. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Rind 10,26 €

24. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Kalb 14,78 €

25. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, kleine Hauswiederkäuer 8,21 €

26. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Ferkel 8,21 €

27. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Mastschwein 12,34 €

28. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Zuchtschwein 14,77 €

29. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Pelztier, Zucht- und Mastkaninchen 18,56 €

30. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Nutzgeflügel 4,13 €

31. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Rassegeflügel, Volierenvögel 9,23 €

32. Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung, Stubenvögel 9,20 €

Folgend ist der Link zu dem Aktuellen Gebührenverzeichnis aufgeführten.

https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Glaeserne-Gesetze/Kabinettfassung/tieraerztegebuehrenordnung-got-kabinett.pdf?__blob=publicationFile&v=5

Naike Juchem, 23. November 2022

Quelle: – http://www.bmel.de
– Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.
http://www.tieraerzteverband.de
Fotos: privat

Abessinien. Nach Expeditionsberichte von Carlo von Erlanger

Carlo von Erlangers Expeditionsberichte mit Notizen von Frau Dr. Nicole Nieraad-Schalke

Anlässlich der Ingelheimer Sonderausstellung „Alexander von Humboldt – Carlo von Erlanger: Natur im Wandel“ las Noah Reichert Textpassagen aus den spannenden Reiseberichten Carlo von Erlangers. Das kulinarische Event wurde mit einem Menü der Nord- und Ostafrikanischen Küche begleitet.

Ich war am Samstag, den 19. November auf einer Lesung von Noah Reichert in Ingelheim in dem Cafe-Restaurant „Johann in der alten Post“. Die Lesen unter dem Motto „Alexander von Humboldt – Carlo von Erlanger: Natur im Wandel“, welche Federführend unter der Leitung von Frau Dr. Nicole Nieraad-Schalke stand.

Als erstes wurde ich von der Köchin, Anne, herzlich begrüßt. Auch die Inhaberin, Nina Malchus, freute sich, dass ich wieder da war. Immerhin fahre ich 100 Kilometer bis nach Ingelheim. Mira ist schon bekannt und wurde natürlich auch begrüßt.

Carlo von Erlangers Expeditionsberichte mit Notizen von Frau Dr. Nicole Nieraad-Schalke

In dem Event-Raum traf ich Frau Dr. Nicole Nieraad-Schalke und auch sie freute sich, dass ich wieder dabei sei. Mit Konrad, meiner Begleitung am Abend, saß ich mich neben Frau Dr. Nieraad-Schalke und Noah Reichert. Wir hatten auch gleich sehr schöne Gespräche und ich sprach auch die vorherige Lesung und ihre schöne Website an. Ich zeigte ihr Einen Text, den ich zu Mimi geschrieben habe und dass ich dort Textpassagen von ihrer Webseite mit verarbeiten habe. Dies schmeichte sie sehr und konnte den Zusammenhang von Katze und dem Text nicht so recht folgen. Also erklärte ich ihr das Leben von Mimi.

Mimi bei der Lesen zu Texten von Carlo von Erlanger

Im Gespräch kamen wir auf Südostasien und hier speziell auf Thailand und Kambodscha. Ich erzählte ihr von Angkor und Kambodscha. Wenn sie im nächsten Jahr nach Kambodscha in Urlaub möchte, hat sie schon mal einen guten Reiseführer aus den Kapitel von meinem entstehenden Buch. Wir waren dann auch schnell beim du angelangt.

Ein Gruß aus der Küche

Der Abend begann mit einem Gruß aus der Küche. Nicole stellte das Leben von dem Ingelheimer Carlo von Erlanger vor und Noah las die ersten Passagen aus den Expeditionsberichte von Carlo von Erlanger im Jahre 1896 nach Tunesien.

Nach der Lesung wurde ein Couscous-Salat serviert, welches echt klasse schmeckte.

Die nächste Lesung war ein Reisebericht von Carlo von Erlanger in die Sahara. Man konnte sich sehr gut in die damaligen Umstände und Schwierigkeiten hineinversetzen.

Das Hauptmenü: Injera mit Siga Wot,

Das Hauptmenü war Injera mit Siga Wot, ein äthiopisches Rindfleischragout mit
Tikel Gomen (Kartoffel/Kohleintopf) mit Frischkäse und Berbere-Sauce.

Noah Reichert bei der Lesung

Nach diesem vorzügliche Essen las Noah den zweiten und auch längeren Teil der Expedition von Carlo von Erlanger. Jene Expedition führte ihn nach Abessinien – so hieß Äthiopien, mit der Ladefläche von Eritrea früher und zählt zu den ältesten Staaten der Welt. Abessinien entstand bereits 1000 vor Chr. und zählt somit auch heute noch zu dem einzigsten durchgehendsten und unabhängigen Staaten auf dem afrikanischen Kontinent.
Mir hat dieser Teil aus den Expeditionsberichten am besten gefallen, denn Carlo von Erlanger ging bei dieser Expedition auch sehr viel auf die Ethnologie und Anthropologie vom Abessinien ein. Die Geschichte von Abessinien seit der Antike bis ins 20. Jahrhundert ist überaus wechselreich und spannend. Hier gibt das Internet sehr viele gute Artikel über das älteste Land der Welt.

Als Dessert gab es noch Honigbrot mit Datteln und Orangensauce.
Alles in allem war es ein sehr schöner Abend mit fantastischem Essen und sehr angenehmen Gespräche.

Naike Juchem, 20. November 2022

Mimi schläft
Ich kann meinen Hund und auch Katze überall hin mitnehmen. Ich bin stolz auf diese sehr braven Tiere.

In Gedenken an Marius Rindermann

Vor eine Woche bekam ich eine Einladung von einer Freundin von mir, für eine Vorlesung in der Wissenschaftlichen Bibliothek in Trier. Frau Professor em. Christel Baltes-Löhr kenne ich seit 2017 persönlich.
Christel schickte mir wie schon geschrieben eine Einladung für ihre Vorlesung zu ihrem neuen Buch. An diesem Abend würden auch Gedichte von Marius Rindermann vorgetragen werden.

6 Tage habe ich mir den Kopf zerbrochen, woher ich den Namen Rindermann kenne.
Ich wusste, dass ich den Namen schon mehrmals gehört habe. Alles Denken brachte mich nicht weiter.

Heute war ich dann zur Vorlesung in der Wissenschaftlichen Bibliothek. Christel stellte mich Frau Rindermann vor. Noch immer hatte ich keinen Plan. Im Gespräch stellt sich heraus, dass sie in Morbach woht – also 13 Kilometer von mir entfernt.  Es fing an zu dümmern.

Frau Rindermann ist 81 Jahre alt und ist mit ihrem Auto selbst die 40 Kilometer nach Trier gefahren. Da sie nicht wisse, wie sie im Dunkeln nach Hause fahren könnte, bot ich ihr an, dass ich vor ihr herfahren könnte. Ich sagte ihr, wo ich wohne und sie sagte sofort „ich kenne Sie.“
In dem Gespräch viel es mir wie Schuppen von den Augen. Marius war Transgender und beging 2016 Selbstmord.
Mit dieser Erkenntnis wusste ich nun nicht, wie ich seiner Mutter gegenüber treten sollte.

Um kurz nach 19 Uhr begann die Vorlesung. Julius Milde las Gedichte, welche Frau Rindermann Christel für die archivierung gab.

Unerfüllte Sehnsucht

Wie oft on der Nacht
habe ich an dich gedacht!
Ohne dich sehe ich keinen Sinn,
ich wünsche mir mit dir einem Neubeginn!
Wie oft habe ich von dir geträumt,
wie viel Zeit sinnlos versäumt,
wie oft habe ich um dich geweint,
nur in der Hoffnung mir dir vereint.

Was hätte ich darum gegeben,
dich zu halten, mit dir zu leben!
Keiner weiß, was es heißt, alleine zu sein,
wenn keiner kommt in die Einsamkeit herein.
Und aus der Sehnsucht werden Tränen,
nach unerfülltem Suchen aufzuhören.
Doch so stark auch mein Hoffen auf dich ist,
du merkst es nicht.
Es bleibt nur die Einsamkeit
und der Wunsch nach einem Leben zu zweit.

Ich träumte, wir wären in der Ferne

Ich träumte, wir wären in der Ferne,
in einer griechischen Taverne.
Wir saßen da bei rotem Wein,
die blaue Nacht lud uns zum Frohsinn ein.
Der Mond schien groß und hell,
und die Sirtaki spielen schnell.
Ich forderte dich auf zum Tanz
und umschlang dich fast ganz.
Dann wurd’s Zeit, ins Hotel zu gehen
und zärtlich ist es dann geschehen!
Ich fragte:“ Willst du mit mir gehen,
auch des Lebens Feuer verstehen!“
Du sahst es ein und warst bereit,
besser lebt es sich zu zweit.

Leider riss der Wecker mich aus dem schönen Traum,
eine Chance für diesen Traum sah ich kaum.
Mit Liebe hat’s Leben ne andere Polarität.
Bin 28, ist’s für uns zu spät?
Nur die Sehnsucht nach heißer Liebesnacht
hatte mir diesen süßen Traum gebraucht.

Es war in der Ferne,
In einer griechischen Taverne!

Im ewigen Sein von Werden und Vergehen

Im ewigen Sein von Werden und Vergehen,
ist doch etwas vom Sein in der Zeit,
ein fester Kern, der bleibt?
Im Kreise von Werden und Vergehen
will ich einmal auch das Licht sehen!
Und heraus aus dem Moloch von Werdens
und Vergehen
ein fester Teil im Sein als Gottes Wesen eingehen
in des Paradieses Licht!

Lebe den Augenblick

Lebe den Augenblick,
denn er kehrt nie mehr zurück!
Lebe das Leben, so wie es ist,
dann du der Regisseur deines eigenen Lebens bist!
Es ist des Lebens Gunst
oder eine Kunst,
das Leben zu leben im Augenblick,
denn er kehrt nie mehr zurück.

Wind, Wasser, Erde, Feuer

Wind, treibt mich! Wasser, trage mich!
Erde, bedecke mich! Feuer, reinige mich!
Seit ewigen Zeiten,
in unendlichen Weiten,
regieren uns Erde, Feuer,  Wasser,  Luft
von der Wiege bis zur Gruft.
Auch wenn wir meinen, heute ihrere Herr zu sein,
doch hilflos ist der Mensch  ratlos und klein.
Brände, Tornados, Katastrophen, Fluten,
wie oft musste die Menschheit darunter bluten.
Doch gleichzeitig die Faszination
von Lava, Wellen und Feuersturm,
doch sind es Naturgesetze  irdische Sakramente,
von Erdenanfang bis zu ihrem Ende.

Diese Worte las Julius Milde am Abend.

Nach der Veranstaltung gab es noch eine Gesprächsdiskussion zu Christel’s neuem Buch. Als die Lesen offiziell zu Ende war, bildete sich noch eine kleine Gruppe, in der wir schöne Gespräche hatten.
Ich sprach mit Burgel Rindermann über den Freitod von ihrem Sohn und dass ich ihn sehr gerne kennengelernt hätte.

In einer kleinen Gruppe gingen wir in die Stadt noch etwas essen und hatten auch dort angenehme Gespräche über viele Themen.
Burgel Rindermann sagte auf dem Weg zu einem Restaurant, wie sehr sie sich über diese kleine Gruppe freue und das dies auch Marius gefallen würde.

Ich kenne Marius leider nur vom Hörensagen, weiß aber für welche Person Marius sehr viel Gedichte und Texte geschrieben hat, denn ich kenne diese Person. Burgel tat es offensichtlich sehr gut, dass wir uns über diese Person unterhalten konnten.

Es war fast Mitternacht, als wir aus dem kleinen Restaurant in der Innenstadt gegangen sind. Julius und Jyll verabschiedeten sich von uns. Mit Christel und Burgel ging ich zurück zur Wissenschaftlichen Bibliothek, wo uns unsere beider Autos standen.
Ich sprach mit Burgel über die Texte von Marius und fragte, ob ich diese veröffentlichen dürfte. Burgel nahm meinen Arm und sagte „Selbstverständlichkeit darft du die Texte veröffentlichen. Du und Marius hättest euch sehr gut verstanden.“

Einen Abend in Erinnerung an Marius Rindermann

Ramstein, 34 Jahre danach

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Vanille, Erdbeer und Schokolade,

dies verbinde ich mit der US-Airbase Ramstein. Mein Vater hatte viele Jahre in Kaiserslautern gearbeitet und war beruflich auch oft auf der Airbase – ich auch. In den 70er Jahren war die Angst vor Terror noch nicht so groß wie in den vergangenen 20 Jahren.

Wir waren mit der Familie auch einige Jahre auf den Flugschauen in Ramstein. Viele Erinnerungen habe ich, als ich mit 14 Jahren in einem Cockpit einer F-16 Fighting Falcon saß oder den Laderaum und Cockpit eines CH-47 Chinook  Hubschrauber sah. Natürlich auch an die großen Becher Eis.

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Die Flugschauen auf der Airbase glichen einem Volksfest – nur mit vielen militärischen Flug- und Fahrzeugen. Viele spektakuläre Vorführungen sah ich und war mit auch mit 16 Jahren dieser Gefahr nicht bewusst. Ich denke, niemand der zig tausend Besucher war dies bewusst.

1986 war ich das letzte Mal auf einer Flugschau in Ramstein. 1988 hatte ich bereits einen Führerschein und war mit meiner Freundin auf dem Weg nach Ramstein. Da wir nach Mittag erst vor Ort waren und an dem Gate eine unglaubliche Menschenmenge stand, hatte ich keine Lust mehr – wahrscheinlich war dies mein Glück.

Am Abend und in dem folgenden Tag sah ich in den Nachrichten diese verheerende Katastrophe. Wenig später erfuhr ich, dass eine Person aus unserem Nachbarort unter den Brandopfer sei.
Einige Jahre später traf ich einen Fotografen aus Idar-Oberstein, der an diesem Tag dort war und Fotos machte. Er erzählte mir bereits vor 20 Jahren seine Eindrücke nach dieser Katastrophe.

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Weinachten im Schuhkarton

Nach 7770 Kilometer wieder zu Hause

Alles begann 2002 mit einem Schuhkarton

Von der weltgrößten humanitären Hilfsaktion: „Weihnachten im Schuhkarton“ von Samaritan’s Purse, aus den USA, hörte ich im Herbst 2002 zum ersten Mal. Ich fand die Idee, einen Schuhkarton für Kinder in drei Altersgruppen zu packen, sehr gut. Also kaufte ich Artikel, welche für ein Junge oder Mädchen in jenen drei Altersgruppen gerecht sei. Ich gab meine zwei Pakete an einer Sammelstelle ab und überwies den geforderten Geldbetrag von je 7 € für den Transport. Nun wird sich der ein oder andere fragen, warum noch Geld bezahlen, wenn ich doch ein Päckchen gespendet habe. Ganz einfach: die Pakete fallen in den Zielländer nicht vom Himmel. Der Transport und Logistik kostet schließlich auch Geld.

Im Jahr 2004 setzt ich mich für „Weihnachten im Schuhkarton“ mehr ein und so hatte ich eine Sammelstelle zu Hause eingerichtet. Dort konnten die Leute ihre Päckchen abgeben, welche ich dann zu einer größeren Sammelstelle brachte, wo diese ab Mitte November abgeholt wurden.
Ich kannte die Struktur und Logistik von WiS nun etwas besser und sah hier und da einige Defizite. So rief ich im neuen Jahr nach Berlin, in die Zentrale von WiS, an und sprach mit dem Logistikleiter, Andreas Wilhelms, jene zu verbesserten Punkte an. Wir waren gleich auf einem Nennen und Andreas freute sich über diese Kritik. Im März 2005 fuhr ich nach Berlin und konnte mit ihm die Logistik neu strukturieren.

Zu jener Zeit arbeitete ich bei einer Firma nahe Köln und mein damaliger Chef fand mein Engagement sehr gut. So konnte ich mit einem 40-Tonner Sammelstellen für WiS im nördlichen Rheinland-Pfalz und Saarland anfahren. Von dort brachte ich tausende Päckchen, welche in sogenannten Umkartons verpackt waren, zu einer Spedition nach Wuppertal. Von dort wurden die Kartons anschließend auf Satteltüge mit Zielländer wie zum Beispiel: Polen, Rumänien, Moldawien oder Ukraine geladen.

WiS Sammelstelle in der Gemeindehalle

Mein Engagement für WiS sprach sich in meinem Heimatort und Umgebung  herum, und so verlegte ich aus Platzgründen 2005 die heimische Sammelstelle aus der Wohnung in die Gemeindehalle im Ort. Mit der Waldjugend, ist so etwas ähnliches wie Pfadfinder, und einigen Helfer:innen hatten wir an einem Samstag von 9 Uhr bis spät am Abend sehr viel zu tun.
Im Vorfeld hatte ich mich bereits mit zwei Namhaften Herstellern für Hygieneartikel in Verbindung gesetzt, und bekam von beiden Unternehmen je eine Palette mit Duschseife, Zahnpasta, Hautcreme und Haarshampoo geschenkt.

Ein Schuhkarton für Weihnachten

„Weihnachten im Schuhkarton“ ist in Deutschland recht bekannt, und somit packen auch viele Menschen ein solches Päckchen.
Was man in Sammelstellen alles sieht, macht einen hin und wieder sprachlos. Spielzeugautos aus denen der Sand rieselt, kaputt sind oder gar abgenutzte Teddybären findet man in den Kartons. Manche Kartons sind herzlos mit einem dicken Pack Schokolade, ein paar einzelne Malstifte oder Schreibheft gefüllt.
Es ist lobenswert, wenn Menschen Päckchen für ärmere Kinder packen und von einem Billigladen eine Packung mit 5 Zahnbürsten hinein legen – aber nicht eine Tube Zahnpasta kaufen können.

Andere Kartons sind mit Stoff ausgeschlagen und beinhalten schöne Teddybären, ein T-Shirt oder Pulli, Bunt- oder Wachsmalstifte. Ein kleiner persönlicher Brief kommt auch schon mal vor. Bei solchen Kartons sieht man, mit welcher Liebe diese gepackt wurden.

Die Geschenkkartons sollten auch nicht verschlossen an den Annahmestellen ankommen, denn die Pakete müssen alle kontrolliert werden. Dies hängt auch damit zusammen, dass zum Beispiel keine Schokolade mit Nüssen nach Moldawien eingeführt weden darf. Wenn nun an der Grenze zu Moldawien ein Lkw mit solchen Geschenken kontrolliert werden sollte, kann der Zoll die Einfuhr für den Lkw verweigern oder die Ladung  konfiszieren. Auch sollte bei den Geschenke eine Gleichheit sein. In einem Karton sind  zum Beispiel 5 Tafeln Schokolade und in dem anderen nichts. Daher kontrollierten wir alle Kartons und verteilen oder füllten diese dementsprechend auf. Diese Kontrolle wird übrigens in allen Sammelstelle durchgeführt. Wie schon geschrieben, haben einige Menschen den Sinn von einem Geschenk nicht verstanden. Auch wenn die Kinder in den Zielländer sehr arm sind, braucht man keine gebrauchte, schmutzige oder kaputte Gegenstände verschenken.

Da ich bereits einen recht großen Einblick in die Logistik und  Kontakte zu anderen Sammelstelle hatte, tauschen wir gesponsorte Artikel untereinander aus. Was ich zu viel an Hygieneartikel hatte, tausche ich gegen Schokolade, Stofftiere oder Spielzeug. So entstand ein kleines Netzwerk im Hunsrück und Saarland.

Der Stichtag für WiS an den Sammelstelle liegt immer so um die Mitte November. Ab da an muss alles recht schnell gehen, denn die Lkw sollten vor Weihnachten in den Zielländer und Orten sein.
Mein Chef stellte mir wieder einen 40-Tonner zur Verfügung und so fuhr ich die Sammelstellen im Nördlichen Rheinland-Pfalz und Saarland an. Mein damals 4-jähriger Sohn war bei diesen Fahrten mit dabei. Er sollte schon sehen und begreifen, was ich und auch andere Menschen für Menschen tun.

Promotion Tour für „Weihnachten im Schuhkarton“

Die seit 2005 verbesserte Logistik lief reibungslos und brachte in der Zentrale von „Geschenke der Hoffnung“, große Zustimmung. Der Geschäftsführende Direktor von „Geschenke der Hoffnung“ Deutschland, Christoph v. Mohl, und die Projektleiterin für WiS, Diana Molnar, wollten für die nächste Kampagne von „Weihnachten im Schuhkarton“ eine ordentliche Reportage machen und luden mich im Frühjahr 2007 nach Berlin ein, um diese Idee zu konkretisieren.
Da ich bereits zwei Jahre zuvor den Kontakt zu „AIDS Care Education and Training“ (ACET) einer AIDS Organisation in Thailand hatte und wir seit 2006 in der Planung für eine Anlage mit mehreren Häusern für ein AIDS Waisenhaus waren,
konnte ich mein eigenes Projekt, welches ich mit dem Direktor von ACET, Alan Ellard, umgesetzt hatte, bei „Geschenke der Hoffnung“ sehr gut einbringen und etwas „anschieben“.

In Berlin wurde in einem Team ein Brainstorming für die Reportage zusammengestellt, bei dem auch der Marketingchef, Dr. Ahlers, der Firma Krone dabei war. Krone würde vier Sattelauflieger zur Verfügung stellen. Über Dr. Ahlers kam der Kontakt zu IVECO. Der Lkw Hersteller würde vier Zugmaschine für diese Tour bereitstellen.
Die Regionalleiterin von „Geschenke der Hoffnung“, Evelyne Rheinhardt, schaffte den Kontakt zur Bertelsmann Stiftung in Gütersloh und zu einem Kamerateam von RTL.

Oktober 2007

Im Oktober bekam ich einen Anruf aus Berlin, in dem mir mitgeteilt wurde, dass IVECO vier Zugmaschine stellen würde, welche im Frühjahr zugesagt wurden. Da klar war, dass ich diesen Transport durchführen werde, brauchte es noch mindestens drei weitere Fahrer.
Der knaller bei diesem Telefonat war, als mir der Standort der Zugmaschinen gesagt wurde: Wien.
Wie sollten nun die Zugmaschinen von Wien ins Emsland zu Korne gefahren werden? Die Idee war, dass ich dreimal nach Wien fliegen sollte, um dann je eine Zugmaschine ins Emsland fahren sollte. Eine Zugmaschine konnten mit Holger Micklizer aus Leipzig besetzt werden, der auch schon sehr früh zugesagt hatte, zwei Wochen fahren zu können.
Leider konnte die Idee mit dem Flugzeug nicht umgesetzt werden, denn die Zugmaschinen wären erst Ende November für diesen Transport frei.
In sechs Wochen musste der Transport beginnen und es gab noch einige Probleme zu lösen.
Nun mussten wir schauen, wer wann überhaupt konnte, um die beiden anderen Zugmaschinen von Wien nach Werlte zu Krone zu fahren. Über einen Internet Aufruf von „Geschenke der Hoffnung“ meldete sich ein Student aus Österreich und mehrere Fahrer aus Deutschland. Die erste Etappe war schon mal gesichert.
Am 27. November bekam ich einen Anruf aus Berlin, in dem mir gesagt wurde, dass wohl eine Zugmaschine in Linz stehen würde.
Nach Rücksprache mit der IVECO Niederlassung in Linz wurde dies bestätigt. Karl aus Oberhausen war der Fahrer der vierten Zugmaschine. Ich rief ihn an und gab ihn die Adresse von dem Standort in Linz. Er war froh drüber, denn er konnte bereits am nächsten Tag die Zugmaschine abholen.

Persönlicher Pressetermin im Kindergarten in Fischbach
Mein Sohn an einer Sammelstelle im Saarland

November 2007

Als es wieder mit den Sammelstelle für „Weihnachten im Schuhkarton“ los ging, hatte ich nochmals das Foyer unserer Gemeindehalle für diese Aktion zur Verfügung gestellt bekommen. Mit vielen Helfer:innen konnten wir um die 300 Päckchen für Kinder kontrollieren und sortieren.
Ich war zu jener Zeit in einer christlichen Gemeinde in Idar-Oberstein aktiv und konnte somit die vielen Päckchen dort in den Umkartons lagern.
Durch die örtliche Presse wurde die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ noch mehr bekannt und so kamen nach dem Stichtag immer noch viele Päckchen an. Diese wurden dann kurzfristig im Gemeindehaus in Idar-Oberstein entgegen genommen.

Wieder stellte mir mein Chef den Lkw zur Verfügung und ich fuhr in der vierten Woche vom November 18 Sammelstelle im Hunsrück und Saarland an. Weit über 7.000 Päckchen brachte ich nach Idar-Oberstein in unser Gemeindehaus.

Am 30.November fuhr ich Freitagabends mit dem Nachtzug von Frankfurt nach Wien, um am Samstagmorgen die IVECO Zugmaschine abzuholen. Michael, der Student aus Österreich, kam mich und Holger an den Bahnhof abholen.
Bei der IVECO Niederlassung in Wien wurden uns die Schlüssel für die Zugmaschinen übergeben und wir machten uns gegen Mittag auf dem Weg um die knapp 1.000 Kilometer nach Werlte zu fahren.

Am Montagmorgen wurden die Zugmaschinen gewaschen und die Fabrikneuen Auflieger wurden aufgesattel.
Die ersten Filmaufnahmen wurden gedreht. Die Filmaufnahmen dauerten gute zweieinhalb Stunden, bis es endlich vom Emsland ins Naheland los gehen konnte. Immerhin standen über tausende Päckchen in Umkartons in Idar-Oberstein, welche noch alle verladen werden mussten.
Da wir mit den Lkw auch auf einer Promotion Tour waren, war für Mittwoch, den 5. Dezember, ein Pressetermin auf dem Schlossplatz in Wiesbaden gebucht.
Nach der Vorstellung von Herrn von Mohl, Dr. Ahlers und anderen Projektleiter:innen, konnte ich Herr v. Mohl überzeugen, dass es völliger Unsinn sei, der eine Lkw der bereits im Großraum Leipzig am laden war, extra für ein paar Fotos nach Wiesbaden kommen zu lassen.

Durch die vorab gemeldeten Informationen über die Anzahl der Umkartons in den Sammelstellen, konnten wir die vier Sattelzüge sehr gut planen. Mein Lkw wurde am Dienstag in Idar-Oberstein fast zu dreiviertel der Ladefläche geladen.
Der Sattelzug von Michael war zu diesem Zeitpunkt noch leer.

Am Mittwoch Früh fuhren Michael und ich mit den beiden Sattelzügen nach Wiesbaden. Bei Wiesbaden hatten wir eine Sammelstelle an einem christlichen Gemeindehaus angefahren. Im Vorfeld teilte ich dem Verantwortlichen jener Gemeinde mit, wann wir zum laden eintreffen würden, Wie immer im Leben, können manchen die Uhrzeit nicht koordinieren. So fingen wir mit drei Mann um 7.30 Uhr an zu laden. Da man in der Gemeinde die Umkartons schön in einer Garage hinter dem Gebäude gelagert hatte und diese mit einem 15 Meter langen Sattelzug unmöglich zu erreichen war, trugen oder fuhren wir auf einem Küchenbeistellwägelchen die Kartons zum Sattelauflieger.
Eine Stunde später kamen dann endlich noch ein paar Helfer. Zwei Männer hatten zum Glück Sackkarren dabei.

Pressetermin und Startschuss auf dem Weihnachtsmarkt in Wiesbaden

Die Pressesprecherin von „Geschenke der Hoffnung“ rief mich an und fragte wo ich sei, man hätte ja gleich einen Termin mit dem Bürgermeister der Stadt und der Presse. Ich erzählte ihr die Komplikationen an jener Ladestelle und das wir uns beeilen würden. „Gib mal bitte die Adresse, wo wir hinkommen sollen.“ Als Brigitte mir die Adresse für den Pressetermin mitteilte, wusste ich, dass sie keine Ahnung hat, was 15 Meter in der Länge, 4 Meter in der Höhe und 2,5 Meter in der Breite sind. Wir sollten auf einen Platz fahren auf dem Weihnachtsmarkt stattfand – dies mit drei Sattelzüge!

Einer der drei Satteltüge, den Karl fuhr, und bereits in Baden-Württemberg geladen wurde, wartete an einem Treffpunkt in Wiesbaden-Norderstadt, dem ich zuvor Karl mitgeteilt hatte.
Michael und ich fuhren mit unseren zwei Sattelzüge zu dem vereinbarten Treffpunkt. Ich rief Brigitte an und fragte, ob sie wirklich die drei Sattelzüge an der gewünschten Adresse haben möchte.
Auf ihren Wunsch fuhren wir auf den Wiesbadener Weihnachtsmarkt – also zumindest in diese Richtung. In der Innenstadt von Wiesbaden mit drei Sattelzüge aufzuschlagen brachte ein mittelgroßes Verkehrschaos mit sich. Busse, Taxen und sonstige Autos und Transporter waren schon ein Problem. Als in der Innenstadt von Wiesbaden der Verkehr gänzlich zum erliegen kam, entschied man sich, den Pressetermin am Rande des Weihnachtsmarktes abzuhalten. Immerhin war dort das Chaos mit einigen Taxen und zwei Busslinien in einem überschaubaren Rahmen.

Auf nach Gütersloh

Michael und ich machten uns mit den Sattelzüge auf dem Weg nach Gütersloh zu Bertelsmann. Bei Gießen und Kassel hatten wir noch zwei Ladestellen. Diese Sammelstellen waren recht gut organisiert und so konnten wir auch zügig weiterkommen.

Am Donnerstagmorgen war der nächste Pressetermin bei Bertelsmann. Diesmal nur mit zwei Lkw, denn der andere war schon auf dem Weg nach Berlin in die Zentrale von „Geschenke der Hoffnung“.

Ich weiß, dass die Bertelsmann Stiftung sich für Humanität einsetzt und so konnte ich nach der offiziellen Pressekonferenz mit Dr. Mohn über das AIDS Waisenhaus in Thailand sprechen. Dr. Mohn hörte mir aufmerksam zu und sicherte einen erheblichen Geldbetrag zu, welche über die Projekte von „Geschenke der Hoffnung“ abgewickelt werden würde.

Nach der Pressekonferenz fuhren Michael und ich nach Leipzig zu der Sammelstelle von Holger, wo die restlichen Umkartons in meinen Auflieger kamen.

Am Freitag Vormittag erreichen wir Berlin. In der Zentrale wurde der bisherige Verlauf der Promotion Tour diskutiert und der Anschließende eigentliche Hilfstransport besprochen. Am Montag war die nächste Pressekonferenz in Poznań, Polen. Dann in Košice, Slowakei. Sibiu, Rumänien und Sofia, Bulgarien.

Ich hätte eigentlich nach Sofia fahren sollen. Da Michael sich zutraute diesen Weg alleine zu fahren, ließ ich ihn gerne den Vortritt. Also war meine Entladestelle Sibiu in Rumänien.
Da ich auf und in meinem Lkw noch etwas Platz hatte, schaute ich mich im Zentrsllager von „Geschenke der Hoffnung“ um und packte alles, was ich irgendwie gebrauchen konnte in den Lkw: Fußbälle, Schulranzen, Stifte, Spielsachen, Stofftiere, Schokolade (welche nicht verschickt werden durfte), stopfte ich in jede noch so kleine Ablage oder Staukiste am Auflieger und Zugmaschine.

Auf nach Osteuropa

Am 9. Dezember um 22 Uhr fuhren wir mit vier Lkw in Berlin los. Das erste Ziel was Poznań. Dort gab es eine Pressekonferenz bei der Krone Niederlassung und anschließend wurden Filmaufnahmen für die Reportage gedreht. Danach ging es am späten Nachmittag weiter in die Slowakei. Einer der vier Lkw, den Lukas Kasprowicz
ein Mitarbeiter von „Geschenke der Hoffnung“ fuhr, wurde in Łòdź abgeladen. Wir drei, Holger, Michael und ich, machten uns auf den Weg in die Slowakei.

Am Dienstag, den 11. Dezember, erreichten wir Košice. Dort war die Abladestelle für den dritten Lkw, den Holger Micklizer fuhr. In und um Košice wurden noch Filmaufnahmen mit den drei Sattelzüge gemacht.

Sibiu, Rumänien

Am 13. Dezember kamen Michael und ich am späten Nachmittag in Sibiu an. Der Parkplatz am Continental Hotel in Sibiu erwies sich für zwei Sattelzüge etwas klein. Naja, es ist auch nicht alltäglich, dass man mit einem Sattelzug in einem 5 Stern Hotel verfährt. Mit etwas rangieren von einigen Pkw der gehobenen Klasse, passten die beiden Sattelzüge vor das Hotel.


Brigitte, die Pressesprecherin von „Geschenke der Hoffnung“, schaffte es nach dem Frühstück, im den deutschstämmigen Bürgermeister von Sibiu, Klaus Johannis, in Kontakt zu kommen. Da auch er für die Reportage ins Bild gesetzt werden sollte, sollten die Sattelzüge vor das Rathaus von Sibiu. Die Adresse jenes Gebäude ist dummerweise auf dem Marktplatz, wo auch ein Weihnachtsmarkt stattfand.

Nach dem Frühstück standen wieder Filmaufnahmen an. Mit unseren zwei Sattelzüge ging es um und durch die sehr schöne Altstadt von Sibiu. Gegen 10 Uhr war der offiziellen Pressetermin mit Herr Johannis. Also mussten nun irgendwie zwischen Straßenbahn, Tannenbäume und Holzbuden die Lkw noch irgendwie auf den Marktplatz. Lediglich zwei größere geschmückte Tannenbäume standen etwas im Weg. Bei einem vorhandenen Platz von wenigen Millimeter fuhr ich die beiden Sattelzüge an den Glaskugeln vorbei. Es musste fürs Fernsehen ja spektakulär aussehen. Spektakulär war definitiv das Wenden der beiden Sattelzüge auf dem Marktplatz. Was tut man aber njcht alles fürs Fernsehen.

Abladen bei AMEC

Gegen Mittag erreicht ich meine Abladestelle bei der AMEC Kirche im Westen von Sibiu. Auch dort wurde wieder gefilmt, als ich einen 2,50 Meter breiten Lkw durch ein 2,60 Meter breites Tor rückwärts fuhr.

Herr Johannis kam im Gefolge von Brigitte an die Abladestelle und bedankte sich bei mir für die Sprichwörtliche Millimeterarbeit auf dem Marktplatz. Mit ihm hatte ich noch ein sehr angenehmes Gespräch.

Da meine Ladung an Weihnachtspäckchen in Sibiu komplett abgeladen wurde und ich durch das selbstständige Laden in Idar-Oberstein und den PLZ Nummern auf den Umkartons wusste, wann meine Umkartons aus der Sammelstelle kamen, suchte ich nach meinen beiden Weihnachtspäckchen. Leider fand ich bei dieser großen Anzahl an Päckchen meins nicht. Das von meiner Mutter fand ich. So konnte ich dieses Weihnachtspäckchen selbst einem Kind überreichen.

Geschichte bei Glühwein

Da nun meine Tour zu Ende war und ich nicht sofort nach Hause fahren wollte, traf ich im Büro der AMEC eine junge Frau, die mich zu ihren Freunden, Olimpia und Lica einlud. Ein Zimmer für die Nacht wurde mir im Haus von AMEC bereitgestellt. Mit Lenush, Lica und Olimpia traf ich mich am Freitagabend in der sehr schöne Altstadt von Sibiu, welche ich mit einem Sattelzug bereits am Vormittag schon erkunden konnte. Die kleine Stadtführung mit ihnen war sehr interessant.
Auf dem sehr schön geschmückten Marktplatz, welcher am Abend erst richtig zur Geltung kam, kaufte ich mir eine Handgefertigte Wollmütze, denn es war doch sehr kalt. Der Standbetreiber erkannte mich, denn ich musste Stunden zuvor bis auf wenige Zentimeter mit der Zugmaschinen an seine Bude heran fahren, um überhaupt auf dem Marktplatz drehen zu können.
Lenush erklärte dem netten Herrn, wofür dieser Aufwand war und warum ich in Rumänien sei. Darauf schenkte er mir ein Paar Handschuhe aus Schurwolle.

Mit Glühwein in der Hand stand ich auf diesem wunderschönen Marktplatz, welcher bereits im 12. Jahrhundert errichtet wurde, und lies die Geschichte vom Mongolensturm, im Jahr 1214, über die Belagerung der Türken, ab 1438, bis zum politischen Ping-Pong zwischen Ungarn, Österreich und auch Deutschland, auf mich wirken.
Sibiu, oder auch als Hermannstadt bekannt, hat eine sehr interessante Geschichte und hat mit seiner Festungsähnlicher Altstadt einen Flair, bei dem man sich in die Zeit zurück versetzt kann
Als es immer kälter wurde, lud ich Lenush, Lica und Olimpia zum Essen ein. In einem wunderschönen Burgkeller nahe des Rathauses genoss ich die bürgerliche Küche aus Siebenbürgen.

Am Samstag Früh holte mich Lenush in meiner Herberge bei AMEC ab und wir fuhren zu einem Haus, wo sich um Kinder gekümmert wurde, welche noch eine Stufe unterhalb der sowieso weitverbreitete Armut lebten. Die Familie lies es sich nicht nehmen, dass ich ein Frühstück bei ihnen ausschlug. So frühstückten wir gemeinsam in einer schäbigen Küche in der ein Holzofen für Wärme sorgte.
Auf der Eckbank stand ein Karton, welcher ein Weihnachtsgeschenk vom vergangenen Jahr für die Tocher war. Da ich das Geschenk von meiner Mutter gefunden hatte, und ihr Geschenk in die Altersgruppen vom dem Jungen der Familie passte, schenkte ich ihm diesen Karton.

Nach dem Frühstück ging Lenush mit mir durch den Ort. Wir informierten die Kinder, dass es heute Nachmittag Weihnachtsgeschenk geben würde. Ich hatte alles, was ich in Berlin gesammelt hatte, aus dem Lkw und Auflieger geholt und in Lenush ihren alten VW Golf eingeladen. Mitunter kann auch aus einem Golf ein Kombi werden.

Um bei der Geschenkeübergabe kein Chaos anzurichten, packen wir den Berg an Schokolade, Fussbälle, Stofftiere und Schulmaterial in Tüten ein. Lenush wusste wieviel Kinder es sein weden und auch deren Alter.

Am Abend fuhren wir zu Claudiu und Elena Macovei zum Essen. Claudiu war junger Pfarrer und war für die Verteilung der Geschenke in seiner Gemeinde verantwortlich. Beide konnten sehr gut deutsch, denn sie waren auf dem Deutschen Gymnasium im Sibiu gewesen.

Die Vermieter von Lenush wollten mich unbedingt kennenlernen und dass ich auch in ihrem Haus schlafen sollte. Also zurück zur AMEC und meine Tasche holen. Die beiden älteren Herrschaften, Johanna und Gustav Radou, erzählen mir von der Flucht im Krieg aus Rumänien nach Deutschland. Sie lebten lange in München und erlebten viele Anfeindungen. Mitte der 70er Jahren zogen sie wieder zurück in ihre Heimat zurück.

Nach einer kurzen Nacht, mit emotionalen Gespräche und Eindrücke, sollte ich an einem Gottesdienst in dem etwa 20 Kilometer entfernten Slimnic teilnehmen.
Der Pfarrer jener Gemeinde war der ältestes Sohn von Johanna und Gustav.

Im Gottesdienst in Slimnic

Erstaunt stelle ich fest, wieviele Leute in Siebenbürgen deutsch sprachen. Da aber nicht alle Gottesdienstbesucher:innen deutsch konnten, wurde ich auf rumänisch vorgestellt.
Nach dem Gottesdienst luden mich die Radou’s zum Mittagessen in ihr kleines Haus ein. Auch wenn die Bewegungen für die Zubereitung und kochen für das Mittagessen Johanna schwerfielen, ließ sie sich nicht davon abhalten. Ich schälte derweil die Kartoffeln.

Am Nachmittag machte ich mich schweren Herzens auf den Heimweg. Ich hatte noch 1.600 Kilometer vor mir. Da der Transport als Hilfstransport deklariert war, konnte ich trotz Sonntagsfahrverbot mit dem Lkw fahren.

Am 18. Dezember fuhr ich um kurz nach 10 Uhr am Ortsschild meines Heimatorts an der Nahe vorbei. Eine Tour von 7770 Kilometer war vorerst zu Ende.
Am 19. Dezember nahm ich meinen Sohn auf den letzen 900 Kilometer mit. Der Auflieger musste zurück ins Krone Werk nach Werlte. Am späten Abend des gleichen Tages kam ich wieder zu Hause an. Nach Weihnachten fuhr ich die IVECO Zugmaschine zurück nach Wien.

Naike Juchem, 4. November 2022

Big, bigger, even bigger

Die Grenze der Giga-Schiffe ist offensichtlich noch nicht erreicht – die Grenze der Logistik schon lange.
Wir alle bekommen mit, dass vielerorts Waren fehlen, Autos und Maschinen nicht fertig gebaut werden können, weil Bauteile fehlen. Man fragt sich woran dies liegt.

Ich stellte die Frage gestern einem Geschäftsführer dessen Firma Ware aus Asien und Südostasien bekommt. Er sagte mir, dass er seit zwei Jahren überhaupt nichts mehr planen kann. Container werden in den Häfen in Asien verschifft und in Europa kommen die Container mit Verspätungen von über einem viertel Jahr an. Vor Helgoland ankern Schiffe, weil sie in Hamburg nicht gelöscht werden können.
Es fehlt an Mitarbeiter in den Häfen und beim Zoll.
Ist der Container endlich gelöscht, gibt es keinen Spediteur der die Kiste bringen kann, weil er keine Fahrer hat.
Durch den Stau der riesigen Containerschiffe verschiebt sich alles weiter nach hinten.

Das Gespräch mit Herrn Elzer war sehr informativ, denn diese Probleme in der Lieferkette kannte ich nicht. Als die „Ever Given“ im März 2021 den Suezkanal blockierte, sah man in allen europäischen Häfen die Auswirkungen dieser Havarie. Wo zuvor noch zig tausende Container standen spielten die Hafenmitarbeiter Fußball.
Die Übersee Containerschiffe sind 400 Meter lang und erreichen mittlerweile Höhen von einem 12-stöckingen Haus. Wenn dann mal etwas Wind kommt, drückt dieser mal eben ein Schiff gegen das Ufer.
Übersee Schiffe fahren in einem exakten Zeittakt. Wenn in Hongkong ein Schiff ablegt, weiß man wann dieses in Rotterdam oder Hamburg ankommt.
Auch nimmt durch solche Giga-Schiffe der Verlust von Container zu. Es wird geschätzt, dass alleine in der Nordsee um die 1000 Container umhertreiben. Diese Container stellen für die Umwelt und für die Schifffahrt sehr viele Risiken dar.

Wer schon einmal Übersee Containerschiffe in Rotterdam, Antwerpen, Hamburg, Valencia, Piräus oder Bremerhaven gesehen hat, kennt die Ausmaße von 15.000 bis 20.000 TEU – also 20“ Seecontainer. Der Wahn nach immer mehr Ware scheint kein Ende zu finden.

Vor 15 Jahren sah ich zum ersten Mal die Emma-Maersk. Diese Schiffsklasse waren die ersten Ultra Large Container Ship’s der Welt. Mit einer Kapazität von 14.770 Container war ein Meilenstein im Bau von Containerschiffen gesetzt – sollte man meinen.

In der Daeiwo Werft in Südkorea wurden kurze Zeit später die ersten Schiffe der sogenannten Opympic-Klasse ausgeliefert. Diese Schiffe, zu der auch die MCS Zoe gehört, können beachtliche 19.224 TEU laden.

Die chinesische Hudong-Zhonghua Werft ließ im Junli diesen Jahres die  „Ever Ace“ vom Stapel. Dieses Schiff hat eine Kapazität von 24.004 TEU.
Nun legte die gleichen Werft noch einen nach und so wurde letzte Woche die erste Giga-Schiffe der Welt vorgestellt. Diese Schiffsklasse stellt den absoluten Rekord im weltweiten Bau von Containerschiffen dar. Mit einer Kapazität von jeweils 24.346 TEU gibt es auf der Welt – zurzeit, nichts vergleichbares.

Diese Giga-Schiffe haben eine Länge von 399,99 Metern (wie fast alle Übersee Containerschiffe) und eine Breite von 61,3 Metern. Und somit 5 Meter breiter als die Emma-Maersk ist und eine Decksfläche von 24.000 Quadratmetern, was einer Fläche von 3,5 Standardfußballfeldern entspricht.
Zwar wurde die Emma-Maersk 2016 umgebaut, womit sie 17.816 TEU transportieren kann.

Die beiden neuen Schiffe, welche für die Schweizer Reederei MSC aus Genf, gechartert werden, sollen im Februar 2023 in Dienst gestellt werden. Im gleichen Jahr sollen noch vier Baugleiche Schiffe ausgeliefert werden.

Chinas Schiffbauindustrie war in den ersten drei Quartalen dieses Jahres weiterhin führend bei den internationalen Marktanteilen, wobei die Containerschiffe mit mehr als 10.000 TEU 51,7 Prozent des Weltmarktes ausmachten.

Naike Juchem, 3. November 2022

Die HMS Victory

Heute stehe ich in Sinsheim. Vor vier Jahren war ich mit einem Übersee Container aus Hamburg bei der Firma Sea-Club. Ich hatte die Schachtel voll mit Kartons aus Südostasien. Die Firma Sea-Club ist ein Großhändler für alles was irgendwie mit Maritim zu tun hat.

In der Zeit, wo die Männer den Container leer geräumt hatten, ging ich mich duschen. Auf dem Weg zur Dusche sah ich im Flur zum Büro einige Segelschiffmodelle in einem recht großen Maßstab stehen. Die Rickmer Rickmers, welche in Hamburg an den Landungsbrücken liegt, fiel mir sofort ins Auge.

Nach dem duschen sprach ich mit dem Inhaber, Herr Elzer, über jenes Schiff. Auch stand ein Modell der Flying-P Liner, die Passat, im Flur auf einem Sidebord. Ich quatschte Herr Elzer über jenes Schiff dermaßen zu, dass er meinte, ich käme aus Hamburg. Ich stellte ihm meine Passion zu Segelschiffen klar und das ich aus dem Hunsrück komme.

Damals schenkte er mir die USS Constitution. Sie ist das älteste noch seetüchtige Kriegsschiff der Welt und nach der HMS Victory das zweitälteste, welches noch in Dienst steht.

Wie schon geschrieben, bin ich heute in Sinsheim und schaute bei der Firma Sea-Club vorbei. Ich sagte Herrn Elzer, dass ich bereits vor 4 Jahren bei ihm abgeladen hatte und wollte mal fragen, ob er mir ein Schiff verkaufen würde.

Die HMS Victory

Gemeinsam gingen wir ins Lager und er schaute, welche Muster er hat. Einsam und verlassen stand der Dreidecker, Dreimast Vollschiff HMS (His Majesty’s Ship) Victory im Regal.
„Dies könnte ich Ihnen anbieten. Das Schiff ist im Einkauf zu teuer und wir haben es daher nicht ins Programm genommen.“ Meine Augen mussten wie bei einem Kind an Weihnachten geleuchter haben. Für 5 € kaufte ich dieses Schiff, welches seinen Stapellauf 1765 hatte.
Die HMS Victory ist circa 70 Meter lang, knapp 16 Meter breit und hat einen Tiefgang von maximal 8,76 Meter. Mit ihren bis zu 31 Segel konnte sie um die 10 Knoten ( circa 19 Km/h) segeln. Zum Vergleich: Das jemals größte gebaute Fünfmast Vollschiff der Welt, die Preußen – eines der legendären Flying-P Liner der Reederei Laeisz aus Hamburg, schaffte eine doppelt so hohe Geschwindigkeit und hält heute noch diesen Segelrekord von Hamburg bis nach Chile. Die Bewaffnung der HMS Victory war und ist mit 104 Kanone beachtlich. Auch die Zahl der bis zu 800 Matrosen spricht für eine Superlative im ausgehenden 17. Jahrhundert.

Dieses über 260 Jahre alte Dreimast Vollschiff, war an vielen und wichtigen Seeschlachten der Royal Navy ab Juli 1778 bis 1903 beteiligt. Durch die Dreidecker Bauweise konnte quasi gleichzeitig aus „allen Rohren“ gefeuert werden.

Die HMS Victory segelte im Kriegseinsatz gegen Frankreich und Spanien im Mittelmeer und war auch an den Koalitionskriegen, bei den Westindischen Inseln (Kuba, Jamaika, Puerto Rico, Bahamas…) beteiligt. Mal als Transportschiff, mal als Geleitschutz im Ärmelkanal und Nordsee und dann wieder
als Flaggschiff für Seeschlachten.

Die wohl wichtigste und entscheidenste Seeschlacht der Royal Navy war die 1805 am Südspanischen Kap Trafalgar geführt Schlacht. Wodurch die britische Vorherrschaft in Lateinamerika, Südlicher Pazifik, Südafrika und Indien begann.
Und indirekt wurde mit jener Schlacht die Niederlage Napoleon auf dem europäischen Festland besiegelt.

Heute kann man das einzige Seetaugliche
Dreidecker Kriegsschiff der Welt in der Südenglichen Hafenstadt Portsmouth, auch im inneren, besichtigen.

Naike Juchem, 2. November 2022

Die Entführung der Landshut

Foto: GSG9 Historie, Einsatz Mogadischu

Im großen World Wide Web fand ich ein Foto und mir fielen sofort die Fahndungsplakate der RAF ein, die damals bei uns in der Post rechts an der Wand vom Schalter hingen.

Ich bin 1970 geboren und kann mich noch sehr genau an jene DIN A0 Plakate erinnern. Auch sah ich damals in der Tagesschau die Beiträge über die Entführung und Ermordung Hanns Martin Schleyers und die Entführung des Lufthansa-Flugzeugs „Landshut“.

Die Selbstmorde der inhaftierten führenden Mitglieder der ersten Generation der RAF stellten den Schlussakt der sogenannten Offensive 77 der RAF dar. Der Deutsche Herbst gilt als eine der schwersten Krisen in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Beginnen möchte ich mit der Erklärungen der RAF vom 5. September bis 18. Oktober 1977 (Memento vom 12. März 2007 im Internet Archive).

Foto: LKA Rheinland-Pfalz

5. September 1977

An die Bundesregierung Sie werden dafür sorgen, daß alle öffentlichen Fahndungsmaßnahmen unterbleiben – oder wir erschießen Schleyer sofort, ohne daß es zu Verhandlungen über seine Freilassung kommt.
 

6. September 1977

Am Montag, den 5. September 77 hat das Kommando Siegfried Hausner den Präsidenten der Arbeitgeberverbands und des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Hanns-Martin Schleyer, gefangengenommen. Zu den Bedingungen seiner Freilassung wiederholen wir nochmal unsere erste Mitteilung an die Bundesregierung, die seit gestern von den Sicherheitsstäben, wie wir das inzwischen kennen, unterschlagen wird. Das ist die sofortige Einstellung aller Fahndungsmaßnahmen – oder Schleyer wird sofort erschossen. Sobald die Fahndung gestoppt ist, läuft Schleyers Freilassung unter folgenden Bedingungen:

Die Gefangenen aus der RAF: Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe, Verena Becker, Werner Hoppe, Karl-Heinz Dellwo, Hanna Krabbe, Bernd Rössner, Ingrid Schubert, Irmgard Möller werden im Austausch gegen Schleyer freigelassen und reisen in eine Land ihrer Wahl. Günter Sonnenberg, der seit seiner Festnahme wegen einer Schußverletzung haftunfähig ist, wird sofort freigelassen. Sein Haftbefehl wird aufgehoben. Günter wird zusammen mit den 10 Gefangenen, mit denen er sofort zusammengebracht wird und sprechen kann, ausreisen. Die Gefangenen sind bis Mittwoch, 8 Uhr früh, auf dem Flughafen Frankfurt zusammenzubringen. Sie haben bis zu ihrem Abflug um 12 Uhr mittags jederzeit und uneingeschränkt die Möglichkeit, miteinander zu sprechen. Um 10 Uhr vormittags wird einer der Gefangenen das Kommando in Direktübertragung durch das Deutsche Fernsehen über den korrekten Ablauf ihres Abflugs informieren.

In der Funktion öffentlicher Kontrolle und Garantie für das Leben der Gefangenen während des Transports bis zur Landung und Aufnahme sollen die Gefangenen – wie wir vorschlagen würden – von Payot, dem Generalsekretär der Internationalen Föderation für Menschenrechte bei der UNO, und Pfarrer Niemöller begleitet werden. Wir bitten sie, sich in dieser Funktion dafür einzusetzen, daß die Gefangenen dort, wo sie hinwollen, lebend ankommen. Natürlich sind wir auch mit einem Alternativvorschlag der Gefangenen einverstanden.

Jedem der Gefangenen werden 100 000 DM mitgegeben. Die Erklärung, die durch Schleyers Foto und seinen Brief als authentisch identifizierbar ist, wird heute abend um 20.00 Uhr in der Tagesschau veröffent-licht, und zwar ungekürzt und unverfälscht. Den konkreten Ablauf von Schleyers Freilassung legen wir fest, sowie wir die Bestätigung der freigelassenen Gefangenen haben, daß sie nicht ausgeliefert werden, und die Erklärung der Bundesregierung vorliegt, daß sie keine Auslieferung betreiben wird. Wir gehen davon aus, daß Schmidt, nachdem er in Stockholm demonstriert hat, wie schnell er seine Entscheidungen fällt, sich bemühen wird, sein Verhälmis zu diesem fetten Maguaten der nationalen Wirtschaftscreme ebenso schnell zu klären.
RAF – Kommando Siegfried Hausner

Foto:GSG9 Historie

Der Irrflug der „Landshut“

Der Flug LH181 am 13. Oktober 1977 von Palma de Mallorca nach Frankfurt sollte nur etwas über ein Stunde dauern. Er entpuppte sich für die 82 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder an Bord als mehrtägiges Martyrium. Denn ein vierköpfiges Terroristenteam – zwei Frauen und zwei Männer – übernahmen gegen 14.30 Uhr die Gewalt an Bord der Boeing 737-200 „Landshut“. Die Forderungen des Kommandos „Martyr Halimeh“ unter Führung von „Captain Mahmud“: Freilassung elf inhaftierter deutscher linksextremistischer Terroristen, zweier in der Türkei inhaftierter palästinensischer Terroristen sowie 15 Millionen US-Dollar Lösegeld. Andernfalls sollten alle Geiseln und der durch die Rote Armee Fraktion (RAF) am 5. September 1977 entführte Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer getötet werden. Das Ultimatum sollte am 16. Oktober auslaufen.

Anders als die Entführer angenommen hatten, zeigten sich die arabischen Staaten in den nächsten Tagen nicht gewillt, in die Krise hineingezogen zu werden. Sie verweigerten der „Landshut“ die Landung. Der Irrflug der Maschine mit dem Luftfahrzeugkennzeichen D-ABCE führte nach Zwischenlandungen in Rom, Larnaka und Bahrain zunächst am 14. 10. nach Dubai. Dort gab es zähe Verhandlungen jedoch ohne Ergebnis. Am 16. 10. startete die Maschine dann nach Aden. Hier musste die Landshut neben der gesperrten Piste landen. In Aden erschossen die Terroristen auch Flugkapitän Jürgen Schumann. Co-Pilot Jürgen Vietor musste die „Landshut“ schließlich nach Mogadischu steuern, wo sie in den frühen Morgenstunden des 17.10. eintraf.

Die Bundesregierung lässt sich nicht erpressen


Im Bundeskanzleramt in hatte Bundeskanzler Helmut Schmidt nach der Entführung der „Landshut“ einen Krisenstab gebildet. Die klare Linie lautete: Den Forderungen der Terroristen wird nicht nachgegeben. Gleichwohl folgte Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski mit einem Verhandlungsteam in einer Sondermaschine dem entführten Flugzeug. Auch die GSG 9 war unmittelbar nach der Entführung alarmiert worden, um sich für eine Befreiungsoperation bereitzuhalten. Ein Einsatzverband unter Leitung ihres Kommandeurs, Oberstleutnant i. BGS Ulrich K. Wegener, war der „Landshut“ zunächst in einer Sondermaschine der Lufthansa gefolgt und hielt sich in Ankara bereit. Als die „Landshut“ in Dubai gelandet war, flogen Wegener, dessen Adjutant Baum und Unterführer Dieter Fox ebenfalls dorthin. Sie stießen zum Wischnewskis-Team. Zu einer geplanten Befreiungsoperation kam es nicht mehr. Von Dubai aus ging es dann ebenfalls nach Mogadischu, wo sie am 17. Oktober um die Mittagszeit eintrafen.

Am 17. Oktober gegen 17:30 Uhr MEZ landeten die Einsatzkräfte der GSG 9 mit der Lufthansa-Maschine „Stuttgart“ in Mogadischu, ca. 2.000 Meter von der „Landshut“ entfernt. Die Starts und Landungen somalischer Militärflugzeuge lenkten die Terroristen ab. Danach kamen Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski und der GSG 9-Kommandeur Ulrich Wegener zur „Stuttgart“. Wischnewski erklärte, dass Bundeskanzler Helmut Schmidt angesichts der unnachgiebigen Haltung der Terroristen und weil der Staat sich nicht erpressen lässt, entschieden hatte, dass die GSG 9 die „Landshut“ stürmen soll, um die 86 Geiseln zu befreien.
Wischnewski gelang es, bei der somalischen Regierung die Erlaubnis für eine gemeinsame Operation deutscher und somalischer Kräfte zu erwirken. Zum Schein ging die Bundesregierung dann auf die Forderungen der Entführer, welche die Maschine bereits zur Sprengung vorbereitet hatten, ein. Sie bat um eine weitere Verlängerung der Frist, um die Gefangenen zum Austauschort transportieren zu können. Die Entführer setzten ein letztes Ultimatum, welches am 18.10. um 1.30 Uhr auslaufen sollte.

Geiselbefreiung durch die GSG9 in Mogadischu. Foto: GSG9 Historie

Die GSG 9 bekommt das „GO“

Der deutsche GSG 9-Einsatzverband – er war aus Tarnungsgründen von Ankara zurück nach Sankt Augustin und dann nach Kreta geflogen – landete am 17. Oktober gegen 19.30 (MEZ) Uhr in der Dunkelheit und wurde auf den nördlich angrenzenden militärischen Teil des Flughafens Mogadischu gelotst. Somalische Kräfte riegelten den Flughafen ab.

Die Verhandlungsexperten im Wischnewski-Stab lenkten die Entführer durch einen intensiven Funkverkehr über die bevorstehende vermeintliche Gefangenenübergabe ab. Der Einsatzverband machte sich nach der Landung bereit. An ihrer Boeing 707 „Stuttgart“ erfolgte das Rehearsal, die Abschlussübung vor dem Zugriff. Wegener meldete Helmut Schmidt Einsatzbereitschaft und zeigte sich überzeugt vom Einsatzerfolg. Noch am Abend erhielt er telefonisch den Einsatzbefehl durch den Bundeskanzler.

Ablauf der Operation

Die Kräfteeinteilung stellte sich wie folgt dar: Das zehn Mann starke Aufklärungs- und Präzisionsschützenkommando stand unter Führung des stellv. Kommandeurs, Major i. BGS Klaus Blätte. Zur Ausstattung gehörten Scharfschützengewehre Mauser S66 mit Nachtsichtgeräten „Nachteule“ sowie Aufklärungstechnik. Das Zugriffsteam wurde von Wegener geführt. Es bestand aus sechs Sturmtrupps (einer pro Tür) zu je fünf Mann. Dazu kamen noch ein Sanitäts- und ein Reservetrupp mit drei bzw. fünf Mann sowie ein Pioniertrupp mit vier Mann. Die beiden SAS-Männern Major Alistair Morrison und Sergeant Barry Davis waren hier ebenfalls zugeordnet. Sie hatten ihre brandneuen „Stun-Grenades“, Blitzknallgranaten mitgebracht. Zur übrigen Bewaffnung und Ausrüstung gehörten Revolver S&W .38 und Pistolen P9S zum Arbeiten in der Maschine, MP5, neuartige „Bristol“-Schutzwesten aus britischer Produktion, dazu noch spezielle gummibeschichtete Leitern.

Für die zu evakuierenden Geiseln wurde ein Sammelraum abseits der Maschine eingerichtet. Somalische Streitkräfte bildeten einen äußeren Ring und bereiteten zudem ein Feuer einige hundert Meter vor dem Cockpit der „Landshut“ für ein Ablenkungsmanöver vor.

Um etwa 22.00 Uhr gingen die Kräfte in die Ausgangsstellung. Die Aufklärer und Präzisionsschützen arbeiteten sich auf etwa 30 Meter an die Maschine heran und lieferten stetig Aufklärungsergebnisse. Ab etwa 23.00 Uhr begann die Annäherung der Zugriffskräfte. Sie erreichten die Maschine um etwa 23.30 Uhr.

23.50 Uhr: Die somalischen Soldaten entzünden das Ablenkungsfeuer. Die Verhandlungsgruppe im Tower fragt über Funk beim Terroristenführer Captain Mahmud die Übergabebedingungen ab.

23.55 Uhr: Die Sturmtrupps nehmen ihre Sturmausgangsstellungen ein.

00.00 Uhr: Spezielle Leitern werden an die vier Türen und an die beiden Notausgangsbereiche hinter den Tragflächen gelegt, die Trupps gehen in Position.

00.05 Uhr: Auf das Kommando „Feuerzauber“ zünden die beiden SAS-Männer mehrere Blitzknallgranaten, nahezu gleichzeitig öffnen die Sturmtrupps die Türen. Fünf Sturmtrupps dringen in die Maschine ein, der Trupp 2 (vorne rechts) muss aufgrund von Hindernissen ausweichen und hinter Trupp 1 (vorne links) nachrücken.

Im Flugzeuginneren entwickelt sich ein Feuerkampf. Trupp 1 schaltet im Cockpit Mahmud aus. Eine Terroristin wird im Gang der Ersten Klasse getroffen und schwer verletzt – sie überlebt. Der dritte Terrorist kann bevor er ausgeschaltet wird noch zwei Handgranaten werfen, deren Explosion die Stewardess Gabriele Dillmann (heute von Lutzau) am Bein verletzen. Eine vierte Terroristin wird auf der vorderen Bordtoilette neutralisiert. Ein GSG 9-Einsatzbeamter erleidet eine leichte Verwundung durch einen Halsdurchschuss.

Noch während des Feuerkampfes beginnt im hinteren Bereich (Trupp 5 und 6) und über die Notausstiege (Trupp 3 und 4) die Evakuierung.

00.12 Uhr: Wegener meldet „Springtime“ – das Codewort für den erfolgreichen Abschluss der Aktion. 
Bilanz: Alle 86 Geiseln befreit, drei leicht verwundet, ein GSG 9-Mann leicht verwundet, drei von vier Terroristen getötet, eine Terroristin schwer verletzt an die somalischen Behörden übergeben. Die Befreiten wurden noch am 18. Oktober mit einer Sondermaschine nach Frankfurt gebracht. Die GSG 9 landete ebenfalls am 18. Oktober gegen 15.30 Uhr auf dem Flughafen Köln/Bonn.

Ankunft Flughafen Köln/Bonn Foto: dpa

Erklärungen der RAF vom 5. September bis 18. Oktober 1977 

19. Oktober 1977

Wir haben nach 43 Tagen Hanns-Martin Schleyers klägliche und korrupte Existenz

beendet. Herr Schmidt, der in seinem Machtkalkül von Anfang an mit Schleyers Tod spekülierte, kann ihn in der Rue Charles Peguy in Mulhouse in einem grünen Audi 100 mit Bad Homburger Kennzeichen abholen.

Für unseren Schmerz und unsere Wut über die Massaker von Mogadischu und Stammheim ist sein Tod bedeutungslos. Andreas, Gudrun, Jan, Irmgard und uns überrascht die faschistische Dramaturgie der Imperialisten zur Vernichtung der Befreiungsbewegungen nicht. Wir werden Schmidt und der daran beteiligten Allianz diese Blutbäder nie vergessen. Der Kampf hat erst begonnen! Freiheit durch bewaffneten antiimperialistischen Kampf!
Kommando Siegfried Hausner.


Quelle:
– Erklärungen der RAF vom 5. September bis 18. Oktober 1977 (Memento vom 12. März 2007 im Internet Archive).
– GSG9 Historie
– esut.de

Der Baader-Meinhof Prozess in Kaiserslautern

Wie komme ich auf dieses Thema?
Meinen 47. Geburtstag feierte ich in Kaiserslautern in der Kartoffelhalle. Bis zu diesem Zeitpunkt sagte mir dies überhaupt nichts.
An jenem Nachmittag wurde mir die Historie dieses Gebäude sehr genau erklärt.
Ich fingen mit den Ergebnisse der Entführung der Lufthansa Maschine „Landshut“ nach Mogadischu den Terror an zu begreifen.

Nun folgt ein Artikel aus dem Spiegel vom 5. Juni 1977

Mit Augenmaß bewältigte das Schwurgericht in Kaiserslautern einen zweiten Baader-Meinhof-Prozeß — anders als in Stammheim — ohne Einbußen für Justiz und Rechtsstaat.

Besorgt erkundigte sich 1974 Helmut Kohl, damals Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz, nach den Qualitäten eines Richters namens Adolf Stiefenhöfer. Kohl in einer Kabinettssitzung: »Was ist denn das für einer?« Justizminister Otto Theisen beschied ihn knapp: »Ein ganz normaler.«

Zunächst blieb die Skepsis, wenn unter Kollegen sein Name fiel. Stiefenhöfer, 48, früher Amtsrichter in Rockenhausen, dann Richter am Landgericht in Kaiserslautern, las eigens Werke von Theodor Adorno, übte sich in Psycho-Training und paukte linke Termini, um als Landrichter seine größte Aufgabe zu bestehen: parallel zu dem Mammutprozeß in Stuttgart-Stammheim über drei andere Mitglieder der »Roten Armee Fraktion« (RAF) zu Gericht zu sitzen.

Am Donnerstag letzter Woche, es war der 131. Verhandlungstag, schloß Stiefenhöfer im »Kleinen Baader-Meinhof-Prozeß« („Saarbrücker Zeitung“) in Kaiserslautern die Akten. Es war ein Verfahren ohne dramatische Zuspitzungen, ohne interne Justizskandale, ohne Spektakel mit prominenten Zeugen und meist vor mäßig gefüllten Zuhörerbänken.

Doch gerade weil das Verfahren im Pfälzer Hinterland so wenig Brisantes bot für Beobachter wie Beteiligte und immer Gefahr lief, im Schatten von Stammheim zur Nebensache zu geraten, kam der Rechtsstaat — anders als im Stuttgarter Hauptprozeß hier ohne Schrammen davon.

Stiefenhöfer bewies seine richterliche Souveränität auch darin, daß er in heiklen Augenblicken nicht wie sein Kollege Prinzing überflüssige und der Wahrheitsfindung abträgliche Konfrontationen mit den Verfahrensbeteiligten heraufbeschwor, sondern durch geschickte Nachgiebigkeit im Detail für ein moderates Verhandlungsklima sorgte. Er blockte jeden Eklat und jeden Ruch von Manipulation von vornherein ab.

Zu lebenslanger Haft verurteilt wurden die Terroristen Klaus Jünschke, 29, und Manfred Grashof, 30, unter anderem wegen Mordes und schweren Raubs. Der dritte Angeklagte, Wolfgang Grundmann, 29, seit Oktober auf freiem Fuß, kam wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung mit vier Jahren Freiheitsstrafe davon. Er erhält, weil er bis dahin schon viereinhalb Jahre in Untersuchungshaft gesessen hatte, voraussichtlich für ein halbes Jahr sogar Haftentschädigung. Am 22. Dezember 1971 gegen 8.10 Uhr hatten sechs Terroristen — bei letztlich ungeklärter Tatbeteiligung nach Ansicht der Ermittler auch Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe — in der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank zu Kaiserslautern 133 986 Mark erbeutet; im Kugelhagel der Räuber starb der Polizist Herbert Schoner.



Acht Wochen später stürmten sechs maskierte BM-Terroristen in die Bayerische Hypo-Bank in Ludwigshafen, schrien »Ihr Schweine, Säue, Drecksäue« und sackten 285 740,32 Mark ein. Mitte Mai 1972 legte ein RAF-Kommando Bomben im US-Hauptquartier in Frankfurt (ein Toter, elf Verletzte), und in Hamburg war im März der Kriminalhauptkommissar Hans Eckhardt an einer Terroristen-Kugel gestorben. Er hatte den RAF-Mitgliedern Grashof und Grundmann in einer konspirativen Wohnung aufgelauert.

Allein der Mord von Grashof an Eckhardt wurde in Kaiserslautern mit exakten Zeugenaussagen bewiesen. In anderen Punkten war die Beweisführung schwieriger. So wurde Jünschke wegen Mordes, Grashof wegen Beihilfe zum Mord an dem Polizisten Schoner verurteilt. Beide hatten am Tatort Kaiserslautern keine Spuren hinterlassen, und kein Zeuge konnte vor Gericht ihre direkte Tatbeteiligung bestätigen.

Die Tatsache, daß Jünschke nach Zeugenaussagen drei Wochen vor dem Überfall eine Reihe von Straßenzügen rund um die Bank photographiert, am Vortag den späteren Fluchtweg erkundet und seine Fingerabdrücke in einer konspirativen Wohnung hinterlassen hatte, wertete das Schwurgericht als ausreichenden Beweis, daß der frühere Psychologie-Student »auch in der Bank weilte und eine Rolle spielte, die mit dem Fluchtweg zusammenhing«. Grashofs Beihilfe sah das Gericht als erwiesen an, weil er zwei Wochen vor den« Überfall in der Buchhandlung Senftleben einen Stadtplan von Kaiserslautern gekauft hatte und von einer Verkäuferin dabei beobachtet worden war.

Für die These der Ankläger, wonach der dritte Angeklagte, Grundmann, unter den Geldräubern in Ludwigshafen war, fand das Gericht keinen ausreichenden Beweis. So blieb von der Anklage gegen Grundmann nur die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und unerlaubter Waffenbesitz übrig.

Denn »Kronzeuge« Gerhard Müller hatte Grundmann zwar belastet, sich dabei jedoch in Widersprüche verwickelt. Er fand in Kaiserslautern. auch dies durchaus anders als in Stammheim, wenig Glauben. Stiefenhöfer: »Seine Angaben müssen mit größter Vorsicht behandelt werden.«

Eine Behauptung von Müller, der, so Stiefenhöfer, auch in Stammheim gelegentlich die »bewußte Unwahrheit« gesagt hatte, diente dem Gericht andererseits sogar zur Entlastung Jünschkes im Frankfurter Sprengstoff-Fall. Obwohl ein Zeuge den Angeklagten am Tatort gesehen haben will, mochte das Schwurgericht »Müllers Eindruck, Jünschke sei hier in keiner Weise beteiligt gewesen, nicht ausschließen«.

Der Freispruch in diesem Punkt überraschte allerdings ebenso wie die Überzeugung des Gerichts, Jünschke sei als Mittäter in Kaiserslautern überrührt. Prompt kündigten auch die Pflichtverteidiger Revision dagegen an.

Neunzig Polizisten, die zum Schutz der als Verhandlungssaal umgebauten Kartoffelhalle abgeordnet worden waren, begannen nach der dreistündigen Urteilsverkündung, die Gitter, Monitore und den Stacheldraht wieder abzubauen — seit Prozeßbeginn vor 21 Monaten gab es für die Bewacher keinen einzigen Zwischenfall.

War der kleine BM-Prozeß im Schatten des Stuttgarter Monsterverfahrens — wegen des doppelten Aufwands, doppelter Kosten und des von Anfang an einkalkulierten Risikos unterschiedlicher Bewertungen — Beamten der rheinland-pfälzischen Justiz und des Bundeskriminalamtes zunächst noch als »der reinste Quatsch« erschienen, so bewerten sie ihn heute hoch.

Der Kaiserslauterer Prozeß belegt, daß es sich auch gegenüber Staatsfeinden von BM-Zuschnitt noch immer unvoreingenommen, ausgewogen und differenziert judizieren läßt. Nicht nur die Überlegenheit Stiefenhöfers, seine Flexibilität in Verfahrensfragen, nicht nur die Anwälte, die in Kaiserslautern kaum Anlaß zu vordergründigem Wirbel fanden — auch die Mainzer CDU-Landesregierung tat das Ihre zu einem korrekten Verfahren: Ein Abhör-Skandal wie in Stammheim blieb dem Prozeß in der Provinz erspart.

Als sich Justiz- und Innenministerium in Mainz vor die Frage gestellt sahen, ob sie — parallel zu dem Beschluß der Stuttgarter Minister Schiess und Bender — auch bei Grashof und Jünschke in der Vollzugsanstalt Zweibrücken Verteidigergespräche belauschen sollten, fiel die Entscheidung in den beiden Mainzer Chefetagen negativ aus: »aus verfassungsrechtlichen Gründen«.

Quelle: Der Spiegel vom 05.06.1977

Keltischer Ringwall von Otzenhausen

Der Keltische Ringwall von Otzenhausen

Heute mal etwas Frühchristliche Geschichte von mir. Auch wenn der Keltische Ringwall zum größten Teil im Saarland liegt, zählt der Hunsrück, und somit Rheinland-Pfalz, zu einem der größten Keltengebiete in Deutschland.

Autorin Naike Juchem

Ich wohne in einem Gebiet, welches hunderte Jahre vor Christus von den Kelten besiedelt wurde und so gibt es in diesem Gebiet sehr viele Archäologische Funde. Diese zeugen von einer ausgeprägten Kultur und hochentwickelten sozialen Struktur dieser Volksstämme.

Das Gebiet der Kelten umfasst fast das heutige Europa. Von Südostengland, 
Frankreich und Nordspanien im Westen bis nach Westungarn, Slowenien und 
Nordkroatien im Osten; von Oberitalien im Süden bis zum nördlichen Rand der deutschen Mittelgebirge. Daneben existieren einzelne latènezeitliche Funde auf dem gesamten Balkan bis nach Anatolien.
Nun komme ich auf den Keltische Ringwall im Hunsrück.



Der Keltische Ringwall, oder auch volkstümlich auch Hunnenring genannt, liegt in der Gemarkung der Ortschaft Otzenhausen und ist die am besten erhaltene keltische Befestigungsanlage im Südwesten Europas.

Das 18,5 ha große Oppidum auf dem Dollberg liegt im nördlichen Saarland und dem Nationalpark Saar-Hunsrück.

Der Nordwall ist auf einer Länge von 460m heute noch 10m hoch und an der Basis 40m breit. Der Archäologe Michael Koch vermutet, dass die ehemalige Mauer 18m hoch und 18m breit war. Ein beeindruckendes Zeugnis aus alter Zeit!

Wenn man vom Parkplatz, wo auch die Keltensiedlung ist und diese besucht werden kann, durch den Wald geht, sieht man auf der linken Seite immer wieder diesen Wall durch die Bäume.
Man kann auf dem Weg zu dem Wall schon erahnen, wie mächtig groß dieses ist.
Auf dem Wall angekommen, hat man einen unglaublichen Weitblick über das westliche Saarland. Die automatische Zahl an aufeinander liegenden Steinen wird einem erst richtig bewusst, wenn man auf dem Wall steht. Mir stellte sich die Frage: woher und wie kammen all diese Steine zu diesem Ort.
Die Kelten kannten natürlich schon das Rad und hatten demnach auch Karren im Einsatz, welche von Ochsen gezogen wurden. Das bekannte Scheibenrad (ist in den Comics von Asterix und Obelix schön zu sehen) wurde ungefähr 1600 Jahre v. Chr. nach und nach durch das wesentlich leichtere Speichenrad abgelöst. Es wird vermutet, dass dies aus dem ägäischen Kulturkreis der dort lebenden Kelten übernommen wurde und somit sich auch in anderen Teilen des keltische Reich durchsetzte.

Während der Latènezeit ab 450 v. Chr. war der Hunsrück-Nahe-Raum, wie viele Grabfunde zeigen, dicht von keltischen Kleinstämmen besiedelt. Viehzucht, die Verarbeitung von Eisen und ein reger Handel brachten der Bevölkerung Wohlstand.
In der Zeit vor dem Gallischen Krieg waren die Clans in dem Gebiet zwischen Rheintal und Ostbelgien, Pfalz und Hocheifel zu dem Stammesverband der Treverer vereint und erlebten einen wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Höhepunkt.

Als ältester Teil der Festung wurde ein Abschnittswall festgestellt, der unter dem heutigen Nordwall liegt und im 4. Jahrhundert v. Chr. erbaut worden war. Dabei ist nicht auszuschließen, dass es noch eine ältere Bauphase gab. Ein zweiter Mauerbau als Ring im 2. Jahrhundert und der letzte Bau, von dem wir heute die Wälle sehen, fand zwischen 80 und 60 v. Chr. statt. Dies ist durch den Fund einer späten Form der „Nauheimer Fibel“ belegt.

Mira und Mimi auf dem Ringwall

Die ganze Zeit über war der Dollberg von wechselnder Intensität besiedelt. Im der Frühlatènezeit fungierte der Ringwall vielleicht als eine Art sozialer und politischer oder ökonomischer Mittelpunkt. In der Spätlatènezeit war die besiedelte Fläche größer, sodass man von einem Oppidum, also einer stadtartigen Siedlung, sprechen kann.

Naike Juchem, 30. Oktober 2022
Quelle: kelten-ringwall.de

Burgruine Baldenau im Hunsrück

Foto: Naike Juchem

Die Burgruine Baldenau, landschaftlich sehr schön im Tal der Dhron gelegen, ist die einzige Wasserburg im Hunsrück. Sie war ursprünglich von einem zwölf Meter breiten Wassergraben umgeben. Vor der Zerstörung besaß sie drei oder vier Stockwerke mit rechteckigen Fenstern.

Die Burg Baldenau wurde um 1320 errichtet (1315 in einem Weistum noch nicht erwähnt). Sie war 1324 bewohnt, als „neben der Burg“ ein zweites Haus mit zahlreichen Kammern, Stuben, Ställen und Scheunen errichtet wurde. 1332 wird die Burg als Besitz von Kurtrier durch den deutschen Kaiser Ludwig der Bayer bestätigt.

Luftbildaufnahme von Frank Loch

Erbauer der nach ihm benannten Burg war Balduin von Luxemburg, Kurfürst und Erzbischof von Trier. Balduin wurde 1308 im Alter von erst 22 Jahren Kurfürst und Erzbischof. Bis zu seinem Tod im Jahre 1354 gelang es ihm, die Herrschaft von Kurtrier zu festigen und wesentlich auszubauen. Er gilt als einer der bedeutendsten Fürsten des späten Mittelalters.

Erzbischof Balduin ließ die Burg bauen, um seinen Herrschaftsbereich gegen die Grafschaft Sponheim abzugrenzen. Darüber hinaus diente sie ihm wohl zeitweise als Jagdschloss. Der Plan, eine Stadt neben der Burg zu errichten, wurde nicht realisiert. Ab dem 15. Jahrhundert diente die Burg Baldenau als Mittelpunkt eines kurtrierischen Amtes. Zu diesem Amt gehörten die Orte Bischofsdhron, Heinzerath, Kommen, Merschbach, Morbach, Morscheid, Rapperath, Wederath und Wolzburg.

Luftbildaufnahme von Frank Loch


Der Turm der Burg Baldenau hat einen Durchmesser von etwa 10,50 m und eine Mauerstärke von 3,50 m. Die Höhe des Turmes beträgt insgesamt 25 m, sein Eingang liegt in 12 m Höhe. Dieser Eingang war über eine Treppe und Galerie von der Nordmauer aus zu erreichen. Erst vor 150 Jahren wurde der erdgeschossige Durchbruch hergestellt.

Luftbildaufnahme von Frank Loch

Die erste Zerstörung der Burg erfolgte im Dreißigjährigen Krieg durch die Schweden. In den Jahren 1649 bis 1654 wurde die Burg wiederhergestellt. Die zweite Zerstörung im sogenannten pfälzischen Erbfolgekrieg durch die französischen Truppen des Generals Melac anno 1689 war derart schwerwiegend, dass die Burg nicht mehr bewohnbar war und nach und nach verfiel.

Luftbildaufnahme von Frank Loch

Quelle: Der Förderverein der Burg Baldenau e. V.

Erz­bi­schof Balduin von Luxemburg

Bal­du­in von Lu­xem­burg war ei­ner der be­deu­tends­ten Erz­bi­schö­fe und Kur­fürs­ten von Trier, gleich­zei­tig ein­fluss­rei­cher Ge­stal­ter der Reichs­po­li­tik in der ers­ten Hälf­te des 14. Jahr­hun­derts.

Der ver­mut­lich 1285 ge­bo­re­ne Bal­du­in war Sohn des im Ju­ni 1288 bei Worrin­gen ge­fal­le­nen Gra­fen Hein­rich VI. von Lu­xem­burg und der Bea­trix von Aves­nes. Bal­du­in war von Ju­gend an für den geist­li­chen Stand be­stimmt und er­hielt ei­ne ent­spre­chen­de Aus­bil­dung. Als durch den Tod Die­ters von Nas­sau die Erz­diö­ze­se Trier va­kant wur­de, er­bat das Dom­ka­pi­tel im De­zem­ber 1307 den zum Stu­di­um in Pa­ris wei­len­den Dom­propst Bal­du­in als Nach­fol­ger. Weil der das kir­chen­recht­lich vor­ge­schrie­be­ne Al­ter von 30 Jah­ren noch nicht er­reicht hat­te, war ei­ne Wahl nicht mög­lich. Der Papst, dem da­her die Ent­schei­dung zu­fiel, er­klär­te im Fe­bru­ar 1308 die Wahl für un­gül­tig, er­nann­te aber den Ge­wähl­ten zum neu­en Erz­bi­schof von Trier und er­teil­te ihm am 11.3.1308 per­sön­lich die Bi­schofs­wei­he.

Als Erz­bi­schof war Bal­du­in, wie im Reich üb­lich, so­wohl Ober­hir­te ei­ner (Erz-) Diö­ze­se als auch Lan­des­herr ei­nes welt­li­chen Ter­ri­to­ri­ums. Die Diö­ze­se, ein­ge­teilt in fünf Ar­ch­idia­ko­na­te (Lon­guyon, Tho­ley, Trier, Kar­den und Diet­kir­chen), er­streck­te sich von der Maas im Wes­ten bis an die mitt­le­re Lahn bei Gie­ßen. Zum welt­li­chen Ter­ri­to­ri­um, dem Erz­stift, ge­hör­ten be­trächt­li­che – al­ler­dings nur zum Teil ge­schlos­se­ne – Ge­biets­kom­ple­xe in Ei­fel, Huns­rück, Wes­ter­wald und Tau­nus, zen­triert um die wich­tigs­ten Städ­te Trier und Ko­blenz.

Den Auf­ga­ben als Ober­hir­te und Lan­des­herr hat er sich mit glei­cher In­ten­si­tät ge­wid­met. Dies gilt für die Auf­sicht über die geist­li­chen In­sti­tu­tio­nen (Klös­ter und Stif­te) eben­so wie für die Wei­he von Kir­chen und Al­tä­ren, die er – an­ders als an­de­re Bi­schö­fe sei­ner Zeit – selbst vor­nahm. Sei­ne per­sön­li­che Fröm­mig­keit do­ku­men­tiert die Grün­dung von Kar­tau­sen in Trier (1330) und Ko­blenz (1331). In der Trie­rer Kar­tau­se wur­de für ihn ei­ne Zel­le vor­ge­hal­ten, in die er sich ge­le­gent­lich zur Me­di­ta­ti­on zu­rück­zog. Aus die­sem Klos­ter stam­men auch die zu Leb­zei­ten Bal­du­ins ent­stan­de­nen Chor­stuhl­wan­gen, die den Erz­bi­schof und sei­nen Bru­der Hein­rich dar­stel­len; Por­trätähn­lich­keit ist da­her an­zu­neh­men.

Foto: Naike Juchem

Die­se Leis­tun­gen des Diö­ze­san­bi­schofs sind des­halb zu be­to­nen, weil Bal­du­in bis heu­te vor al­lem als er­folg­rei­cher Reichs- und Ter­ri­to­ri­al­po­li­ti­ker gilt. Als Po­li­ti­ker auf Reichs­ebe­ne hat er sich be­reits sehr früh pro­fi­lie­ren kön­nen, weil er schon auf dem Rück­weg von der päpst­li­chen Ku­rie nach Trier er­fuhr, dass der rö­mi­sche Kö­nig Al­brecht von Habs­burg er­mor­det wor­den war. Pe­ter von As­pelt, der aus der Graf­schaft Lu­xem­burg stam­men­de Erz­bi­schof von Mainz, konn­te zu­sam­men mit Bal­du­in die Wahl auf des­sen Bru­der len­ken, den Gra­fen Hein­rich VII. von Lu­xem­burg (No­vem­ber 1308). Als ers­ter Kö­nig nach dem Stau­fer Fried­rich II. ließ sich Hein­rich VII. im Ju­ni 1312 in Rom zum Kai­ser krö­nen. Für Bal­du­in, der sei­nen Bru­der be­glei­tet hat­te, stell­te dies oh­ne Zwei­fel ei­nen der Hö­he­punk­te sei­nes Le­bens dar; der frü­he Tod des Bru­ders am 24.8.1313 war für ihn ei­ne Ka­ta­stro­phe.

Weil es Hein­rich VII. ge­lun­gen war, sei­nem Sohn Jo­hann 1310 die erb­li­che Kro­ne des Kö­nig­reichs Böh­men zu ver­schaf­fen, üb­te das Haus Lu­xem­burg auch auf die Kö­nigs­wahl im Ok­to­ber 1314 gro­ßen Ein­fluss aus. Den­noch kam es zu ei­ner Dop­pel­wahl, in der die lu­xem­bur­gi­sche Par­tei den Her­zog Lud­wig von Bay­ern un­ter­stüt­ze, der sich in ei­nem bis 1322 wäh­ren­den Thron­streit schlie­ß­lich durch­setz­te. Zwi­schen dem Kö­nig und (seit Ja­nu­ar 1328) Kai­ser und dem in Avi­gnon re­si­die­ren­den Päps­ten kam es in der Fol­ge­zeit zu ei­ner lang­jäh­ri­gen Aus­ein­an­der­set­zung, die für die nicht ei­ner Sei­te an­hän­gen­den Reichs­fürs­ten ei­nen be­trächt­li­chen po­li­ti­schen Spiel­raum schuf. Bal­du­in hat­te er­heb­li­chen An­teil dar­an, dass im Ju­li 1338 die in Rhens ver­sam­mel­ten Kur­fürs­ten ih­ren Rechts­stand­punkt fest­schrie­ben, ein von ih­nen ge­wähl­ter Kö­nig be­dür­fe nicht der Be­stä­ti­gung durch den Papst (Rhen­ser Weis­tum). Dies wur­de vom Kai­ser for­mell, vom Papst de fac­to an­er­kannt. Erst im Mai 1346 kam es zum end­gül­ti­gen Bruch zwi­schen Bal­du­in und dem Kai­ser. Im Sin­ne des Paps­tes wähl­te die von Bal­du­in ge­führ­te lu­xem­bur­gi­sche Par­tei im Kur­kol­le­gi­um im Ju­li den Mark­gra­fen Karl von Mäh­ren, Sohn des Kö­nigs Jo­hann von Böh­men (und so­mit Großn­ef­fen Bal­du­ins) zum rö­mi­schen Kö­nig. Da der Kai­ser im Ok­to­ber 1347 über­ra­schend starb, konn­te sich Kö­nig Karl IV. bald im ge­sam­ten Reich durch­set­zen.

Im Erz­stift Trier hat­te be­reits Erz­bi­schof Hein­rich von Vinstin­gen (ge­stor­ben 1286) ei­ne er­folg­rei­che Ter­ri­to­ri­al­po­li­tik be­trie­ben, un­ter an­de­rem durch den Bau von Bur­gen und die Ein­rich­tung von Ver­wal­tungs­struk­tu­ren (Äm­tern). Ob­wohl das Erz­stift un­ter sei­nem Vor­gän­ger Die­ter von Nas­sau in ei­ne schwe­re Kri­se ge­ra­ten war, konn­te Bal­du­in auf vor­ge­fun­de­nen Struk­tu­ren auf­bau­en. Er schuf ei­ne flä­chen­de­cken­de Äm­ter­or­ga­ni­sa­ti­on, band ei­nen we­sent­li­chen Teil der Nach­bar­ter­ri­to­ri­en in sei­ne po­li­ti­schen In­itia­ti­ven ein, ver­dich­te­te das Netz der vom Erz­stift lehns­ab­hän­gi­gen Bur­gen und er­rich­te­te neue Lan­des­bur­gen, von de­nen er ei­ni­gen sei­nen Na­men gab (Bal­denau und Bal­du­ins­eck auf dem Huns­rück, Bal­du­in­stein an der Lahn). Weil der Erz­bi­schof ei­nen Sinn für das hat­te, was heu­te Wirt­schafts­för­de­rung hei­ßt, und vor al­lem wuss­te, dass Frie­den und Si­cher­heit die wich­tigs­ten Fak­to­ren für wirt­schaft­li­che und kul­tu­rel­le Blü­te sind, leg­te er auf die Be­frie­dung des Lan­des be­son­de­ren Wert, un­ter an­de­rem durch Ab­schluss von Land­frie­dens­ver­trä­gen mit den Nach­barn.

In Ein­zel­fäl­len scheu­te Bal­du­in auch nicht vor mi­li­täri­schen Un­ter­neh­mun­gen zu­rück, die al­ler­dings nicht im­mer er­folg­reich ver­lie­fen: Im Ju­li 1328 wur­de der zu Schiff die Mo­sel her­un­ter­fah­ren­de Erz­bi­schof bei En­kirch von Leu­ten der Grä­fin Lo­ret­ta von Spon­heim ge­fan­gen ge­nom­men; im April 1347 wur­den et­li­che im Dienst des Erz­bi­schofs aus­ge­rück­te Bür­ger von Ko­blenz bei Grenzau er­schla­gen. Ei­nen Na­men mach­te sich der Erz­bi­schof da­bei durch den Ein­satz mo­der­ner Kriegs­mit­tel: er bau­te Be­la­ge­rungs­bur­gen (un­ter an­de­rem Trut­zeltz ober­halb der Burg Eltz), setz­te aus Böh­men ge­hol­te Berg­leu­te und Feu­er­waf­fen ein. Frie­den und Si­cher­heit aber er­mög­lich­ten ein Auf­blü­hen der Städ­te, ge­folgt von stei­gen­den Ab­ga­ben der Un­ter­ta­nen, die dem Lan­des­herrn er­heb­li­che po­li­ti­sche, von den Zeit­ge­nos­sen mit Stau­nen be­ob­ach­te­te Hand­lungs­spiel­räu­me er­öff­ne­ten. An die­ser er­folg­rei­chen Fi­nanz­po­li­tik hat­ten die mit dem Erz­bi­schof eng zu­sam­men­ar­bei­ten­den Ju­den ei­nen wich­ti­gen An­teil.

Bal­du­in starb am 21.1.1354 in Trier. Um sei­nen Nach­ruhm hat­te er sich bei­zei­ten ak­tiv ge­küm­mert. Die ers­ten Jah­re sei­nes Pon­ti­fi­kats, das Zu­sam­men­wir­ken mit dem Bru­der und die Teil­nah­me an des­sen Rom­zug, hat er in ei­nem „Bil­der­zy­klus von Kai­ser Hein­richs Rom­fahrt“ fest­hal­ten las­sen. Die Schrift­gut­ver­wal­tung sei­nes Ter­ri­to­ri­ums hat er neu or­ga­ni­siert; die wich­tigs­ten Ur­kun­den wur­den in meh­re­ren Hand­schrif­ten (den so ge­nann­ten Bal­duine­en) ab­schrift­lich fest­ge­hal­ten; ein Ex­em­plar hat er stets mit sich ge­führt. Sei­ne Leis­tun­gen (wie er sie ge­se­hen wis­sen woll­te) hat er im Vor­wort die­ser Ur­kun­den­samm­lung und in den sei­ner Re­gie­rungs­zeit ge­wid­me­ten Ka­pi­tel in den „Ges­ta Tre­ver­o­rum“ do­ku­men­tie­ren las­sen. Dort wird der Zu­stand von Erz­diö­ze­se und Erz­stift im Jahr 1307 in düs­te­ren Far­ben dar­ge­stellt – um so hel­ler er­strahlt der Ruhm Bal­du­ins, der hier wie­der Ord­nung schuf. Die­se Sicht­wei­se prägt bis heu­te das Bild Bal­du­ins in der his­to­ri­schen For­schung. Selbst wenn bei ge­nau­em Hin­se­hen fest­zu­stel­len ist, dass Bal­du­in auf Leis­tun­gen von Vor­gän­gern (ins­be­son­de­re Hein­rich von Vinstin­gen) auf­bau­en konn­te, wird an der Tat­sa­che, dass er der be­deu­tends­te Trie­rer Erz­bi­schof des Spät­mit­tel­al­ters und ei­ner der füh­ren­den Reichs­po­li­ti­ker sei­ner Zeit war, nichts zu deu­teln sein.

Quelle: Mötsch, Johannes, Balduin von Luxemburg, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/balduin-von-luxemburg-/DE-2086/lido/57c5726fe4cd67.53143523 (abgerufen am 29.10.2022)

In the year 2525

In the year 2022

In the year 2525, if man is still alive
If woman can survive, they may find…

So beginnt der Song von Zager and Evans aus dem Jahr 1969. Zu jener Zeit war die Apollo 11 Mission auf dem Mond gelandet. „Ein kleiner Schritt für einen Menschen und ein großer für die Menschheit“, sagte Neil Armstrong als er den Erdtrabant am 21. Juli  betrat.

Das Lied geht weiter mit der Strophe:
In the year 3535
Ain’t gonna need to tell the truth, tell no lie
Everything you think, do and say
Is in the pill you took today…,

Die Pille die wir täglich einwerfen und damit unsere Gedanken steuert sind die immer schneller werden Medien. Nachrichten, Bilder, Geburtstagsgrüße und Weltuntergangsszenarien bestimmen unser denken.

„Ain’t gonna need to tell the truth“, heißt es in der Strophe. Wir müssen im Jahr 2022 keine Wahrheit mehr sagen. Ob nun in der Politik, Gesellschaft oder in der immer größere werdenden virtuelle Welt. Es stellen sich „Fachleute“ vor ihre Computern und erzählen uns die „Wahrheit“, welche sie für die richtige halten. Jene „Fachleute“ schüren mit ihren „Fakten“ Angst, Panik und apokalyptische Szenarien. Allen voran des deutschen BILDungs Medium für täglich 1,20 beim Bäcker, Kiosk oder Tankstelle. Auch diverse YouTube Kanäle bringen die Angst direkt zu den Menschen.

Regale mit Tiernahrung werden spärlicher

Das www macht es mittlerweile an jedem Ort und zur jeder Zeit möglich, dass man dramatische Bilder, Beiträge oder Videos sehen kann. Die Menschen sind durch diese Reizüberflutung nicht mehr in der Lage zwischen seriösen Nachrichten oder Schwachsinn zu unterscheiden. Die Algorithmen der Suchmaschinen und Sozialen Netzwerken führen die Menschen unweigerlich in die Richtung, in der sie sich befinden oder sich dort wohlfühlen. Denn dort ist man in Gruppen mit der gleichen Meinung – auch wenn diese völliger Schwachsinn ist.

Die Gruppendynamik fängt unglaublich schnell an sich zu vergrößern. Beiträge, Fotos und Videos werden ohne Quellenangaben geteilt und kaum jemand macht sich die Mühe, die Spur bis zum Anfang zu verfolgen. So werden gezielt Manipulationen aufgebaut und die Menschen, die bereits in dieser Blase sind, glauben dies alles. Das Resultat sind die sogenannten Querdenkenden.
Seit einigen Jahren werden Parolen wie: Lügenpresse, Die-da-oben oder Corona-Diktatur skandiert. Im Zeitalter der multimedialen Welt kann man sich Nachrichten aus aller Welt anschauen. Es steht jedem Frei, ob man Nachrichten in der BILD oder FAZ liest. Auch kann man sich auf allen Webseiten der größten Nachrichtendienste der Welt informieren. Ob dies nun dpa, Reuters, Associated Press (AP) oder Bertelsmann ist. Die Nachrichten oder Ereignisse sind Fakt. Was und wie diese Fakten schlussendlich verpackt werden, liegt in der Hand der Redaktion und der Zielgruppe des zu ansprechenden Publikum. Leider begreifen immer weniger Menschen, die lauthals Lügenpresse brüllen, genau von diesen manipuliert werden, welche sie doch favorisieren.

Es mag sein, dass durch viele globale Umstände Ersatzteile, Grundnahrungsmittel oder gar Tierfutter zur Zeit nicht in der üblichen und seit Jahrzehnten bekannten Menge verfügbar ist. Früher sind die Menschen in Mitteleuropa nicht verhungert – und sie werden es im Jahr 2022 auch nicht!
Wir leben immer noch in einem Überfluss an Waren.
Die Hamsterkäufe, welche mit beginn der Corona Pandemie schlagartig zugenommen hatten, führten zu astronomischen Gewinne bei Discounter und Konzerne weltweit. Das nun der regierende Kapitalismus sich die Hände reibt und dies durch Lieferbedingungen in Preisgestaltung mit Konzernen wie zum Beispiel: ALDI, EDEKA, REWE oder Schwarz Gruppe aussitzt, sollte eigentlich jedem logisch sein. Hamster- und Panikkäufe verteuern IMMER die Ware. Dies wird sich auch niemals ändern.

Naike Juchem, 24. Oktober 2022

The Last Bus

Foto: privat

„Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr“ Im Original heißt der Film „The Last Bus“

Als erstes möchte ich mich bei Andreas Lauer bedanken, dass er diesen Film außerhalb des regulären Programms laufen ließ.
Als ich gestern das Programm in meinem Lieblingskino sah, wusste ich, dass ich heute ins Kino gehen würde.

Nun möchte ich über einen Film schreiben, der im August 2021 in die Kinos kam.
Timothy Leonard Spall spielt die Rolle des 90-jähring Tom grandios und wurde zurecht für diese Rolle ausgezeichnet.

Dieses Drama ist ein Roadmovie zurück in der Zeit von Tom und Mary. Die Bilder von den Schottische Highland sind grandios.
Der Film beginnt im Jahre 1952 als sich Tom und Mary auf den Weg machten. Die Einstellung zeigt ein junges Paar auf einer Bank an einer Bushaltestelle. In den nördlichsten Highlands angekommen, beziehen sie ein kleines Haus.
Bis zu diesem Zeitpunkt wird kaum etwas gesprochen. Bilder bewegen die Momente. Immer wieder kommen Rückblicke ins Jahr 1950.

Man fühlt die Einsamkeit von Tom und Mary durch die Bilder und wartet auf eine Klärung. Die Bilder sind wieder im hier und man ist gebannt wie es weiter geht.

Tom sitzt im Haus, wo viele Kartons stehen und er hat eine Landkarte und ein altes Heftchen mit der Reisroute vor sich. Von den nördlichsten Highlands geht es an die südwestliche Spitze von England – 1349 Kilometer.
Tom ist bereit für seine letze Reise.

Mit dem ersten Bus fährt los und hält seinen alten abgetragenen Koffer fest.
Tom fährt die gleiche Stecke wie einst 1952 und schläft in den gleichen Herbergen.
Wieder kommen Rückblenden und man sieht ein Kleinkind. Das perfekte Eheleben.

An einer Bushaltestelle wird ihm sein heiliger Koffer geklaut und er sucht die Diebin. Als er sie gefunden hat, gibt er ihr Geld, damit sie ihm seinen Koffer zurück gibt.

Im Bus schläft Tom ein und verpasst seine Haltestelle. Zu Fuß macht er sich vom Bus-Depot auf den Weg. Spät am Abend und in einer tristen Gegend wird er von einem Ehepaar gefunden, die Tom mit zu sich nach Hause nimmt und erlebt Fürsorge.

Am Morgen macht er sich wieder auf den Weg, denn er hat keine Zeit zu verlieren.
Ein Busfahrer nimmt es zu genau mit seinem Freifahrtticket, denn dies würde in England „in der Zivilisation“ nicht gelten. Tom hatte eine Freikarte für Schottland. Der Protest der Fahrgäste änderte nichts an dem unterschwelligen Hass des Busfahrers an dem Schotten und warf ihn im Niemandsland aus dem Bus.

Ein Transponder mit Migranten aus der Ukrainer hielt an und nahm Tom mit auf eine Familienfeier. Zu seinem Erstaunen war Tom bei den Leuten bekannt.

In einem Bus bei Glasgow bot ihm eine Muslima ihren Platz an. Tom wollte stehen bleiben. Ein Mann pöbelte die Muslima an und Tom bat den Mann auszusteigen. Die Fahrgäste verhielten sich ruhig und sahen die Streitigkeiten zwischen dem Mann, der Muslima und Tom. Irgendwann zeigten alle Fahrgäste Zivilcourage und forderten den Mann auf, den Bus zu verlassen.
No chance for racism.

An einem Abend saß Tom auf einer Bank und war in mitten zweier feiernden Gruppen von Frauen und Männer. Sie sagen Schöachtrufe für ihre Sportmannschaft. Ein älter Herr setzte sich zu Tom und er sie kamen ins Gespräch. Die Frauen forderten die „Opas“ auf zu singen.


Amazing grace how sweet the sound
That saved a wretch like me
I once was lost, but now I’m found
Was blind but now I see

‚Twas grace that taught my heart to fear
And grace my fears relieved
How precious did that grace appear
The hour I first believed

Through many dangers, toils, and snares
I have already come
This grace that brought me safe thus far
And grace will lead me home

Sang Tom und alles war still.

Tom’s Fahrt ging immer weiter mit dem Ziel: Land’s End
Die Rückblenden schaffen es immer wieder die Spannung zu halten, auch wenn es mal skurrile Szenen gibt, wo Schafe im Bus mitfahren.
Durch Social Medea tauchen von Tom immer wieder neue Videos oder Fotos im Netz auf – von denen er natürlich nichts weiß.
Nach einem Busunfall findet sich Tom in einem Krankenhaus wieder. Auf eigene Faust verlässt er das Krankenhaus. Ein Arzt eilt ihm nach und bittet ihn im Krankenhaus zu bleiben. Tom hat keine Zeit zu verlieren und möchte sein Ziel erreichen.

Einblendung von einem Friedhof und die schwerfälligen Schritte von Tom lassen erahnen wo er hin möchte.
Am Grab öffnet er seinen alten Koffer und stellt ein Foto in einem Rahmen auf.

Für Tom ist Land’s End noch nicht erreicht.
Auf der letzten Etappe hat der Bus eine Panne und Tomm bittet den Fahrer, dass er sich der Panne am Motor annehmen darf.

Endlich in Land’s End angekommen, erwartet Tom eine Menschentraube. Bewegende Bilder zeigen die unterschiedlichsten Menschen von Herkunft und Religion.

Tom macht sich zu Fuß auf den Weg zur Hafenmole.

Naike Juchem, 16. Oktober 2022

Keine Macht der AfD

Bei den vergangenen Landtagswahlen am 9. Oktober 22 in Niedersachsen wurde nach dem amtlichen Endergebnis die AfD mit 10,9% viert stärkste Partei. Nach den Auswertungen der Wahlzettel sein der Zugewinn der AfD mit 4,7% auf Protestwähler:innen zurückzuführen.
Leute, ihr fackelt doch auch nicht euer Auto ab, wenn ihr mit der Werkstatt nicht zufrieden seid.

Dem ist so

Nachfolgen 10 Punkte, die man über die AfD wissen sollte.

1: FÜR REICHE – SCHLECHT FÜR ALLE, DIE WENIGER HABEN!

Um Wähler*innen anzulocken, behauptet die AfD immer wieder, sie würde die “einfachen Leute“ unterstützen. Ihre Positionen bewirken oft jedoch das genaue Gegenteil: Steuergeschenke für Reiche und Nachteile für alle anderen!
Beispiel Einkommensteuer: Zurzeit werden die Steuersätze individuell auf das Einkommen zugeschnitten. Wer mehr verdient, zahlt einen entsprechend höheren Steuersatz. Die AfD will stattdessen wenige Steuerstufen einführen, also Gruppen, für die dann dieselben Steuersätze gelten. Davon profitieren diejenigen, deren Einkommen unterhalb der Grenze einer Steuerstufe liegt – also so wie bei Bus und Bahn: Liegt das Fahrziel noch in der Zone A, ist alles gut, wenn die Haltestelle aber direkt hinter der Grenze zur Zone B liegt, wird es deutlich teurer. So werden durch Steuerstufen die Menschen benachteiligt, deren Einkommen eine Grenze gerade überschreitet. Das macht das Steuersystem zwar einfacher, aber auch ungerechter.
Beispiel Vermögen- und Erbschaftsteuer: Aktuell muss keine Vermögensteuer gezahlt werden. Die AfD setzt sich dafür ein, dass das so bleibt und die Vermögensteuer ganz abgeschafft wird. Auf die Erbschaftsteuer soll der Staat ebenfalls verzichten. Das wäre aber sozial ungerecht, weil Vermögen- und Erbschaftsteuer hauptsächlich von reichen Menschen gezahlt werden, die auch deutlich stärker von unserer Gesellschaft mit ihrer Infrastruktur und ihrem Gemeinwesen profitieren. Diese Steuern abzuschaffen, heißt also: Diejenigen entlasten, die ohnehin schon genug haben und zwar auf Kosten von Menschen mit weniger Vermögen.

FAZIT: DIE AFD VERTRITT NICHT DIE „EINFACHEN LEUTE“, SONDERN DIE INTERESSEN DER WOHLHABENDEN

2: ISLAMHASSER*INNEN, DIE SELBST KEINE KRITIK VERSTEHEN

Mit solchen Parolen wird öffentlich im Internet Stimmung gegen Migranten gemacht

An diesem Punkt lässt die AfD keinen Zweifel: Dem Islam und allen Menschen, die sie damit in Verbindung bringt, steht die Partei feindlich gesinnt gegenüber. Im Kampf um die Stimmen der Wähler*innen schürt sie bewusst Ängste, steckt Menschen in Kategorien und spielt Gruppen gegeneinander aus. Islam, Einwanderung, Flucht, Terror – alles wird irgendwie miteinander in Verbindung gebracht. Hauptsache, das Feindbild stimmt. Dass die absolute Mehrheit der Muslime und Muslima in Deutschland friedlich und tolerant ist, ignoriert die AfD völlig! Doch wenn die AfD gegen den Islam hetzt, attackiert sie unser Grundgesetz. Denn alle Menschen in Deutschland haben das Recht, ihre Religion zu praktizieren. Natürlich haben auch alle Menschen das Recht, ihre Meinung frei zu äußern. Das bedeutet jedoch nicht, rücksichtslos und ohne Widerspruch austeilen zu dürfen. Der Unterschied zwischen Meinung und Hetze scheint der AfD nicht klar zu sein.

FAZIT: WER DIE AFD WÄHLT, WÄHLT ISLAMFEINDLICH. RELIGIÖSE INTOLERANZ VERSTÖSST GEGEN UNSERE GRUNDRECHTE.

3: KLIMAPOLITIK Á LA TRUMP

WIRR ist das Volk Foto gefunden auf der Facebook Seite von Deutschland wacht auf

Weltweit wurde das 2016 verabschiedete Pariser Klimaabkommen als Erfolg gefeiert. Die Vereinbarung legt die Weichen, um die vom Menschen verursachte Klimakatastrophe noch abzuwenden. Doch die AfD hat es sich mit kurzfristigem Kalkül zum Ziel gesetzt, dass Deutschland alle Bemühungen ums Klima einstellt. Die rechtspopulistische Partei geht tatsächlich davon aus, dass der Klimawandel nicht menschengemacht ist. Wärmer und kälter sei es ja schon immer geworden, argumentieren sie vorsätzlich naiv. Ihre Behauptungen weichen völlig vom Stand der Wissenschaft ab – was umso mehr irritiert, als die AfD selbst immer wieder eine wissenschaftsbasierte Politik fordert. Dahinter steht jedoch die Strategie, sich möglichst klar von anderen Parteien abzusetzen und das eigene “Anti-Image” zu pflegen. Dass sie mit ihrer Position einer überwältigenden Mehrheit wissenschaftlicher Studien widersprechen, scheint sie deswegen nur noch mehr zu motivieren. Könnte sich die AfD mit ihrer Forderung durchsetzen, hätte dies katastrophale Folgen für das Klima in Deutschland und weltweit.

Bei der Klimapolitik spricht die AfD davon, sich an der Wirtschaftlichkeit zu orientieren. Aber auch hier ist sie bereits nicht mehr auf dem aktuellen Stand, denn laut IEA sind für den Wirtschaftsraum Europa bereits die von der AfD geschmähten erneuerbaren Energieformen die ökonomischste Alternative (mehr dazu). Gerade hat das von der AfD selbst schon oft bemühte Bundesverfassungsgericht geurteilt, dass der derzeitige Klimaschutz die Freiheit der jungen Generation nicht entsprechend achtet. Von der AfD war dazu zu hören: “Das Gericht habe die Verfassung und Grundrechte zu schützen, nicht ideologische Klimaziele.” Genau das hat das Verfassungsgericht aber getan.

FAZIT: KLIMAKATASTROPHE? FÜR DIE AFD EINE GLAUBENSSACHE – DAS IST EGOISTISCH, WISSENSCHAFTSFEINDLICH UND GEFÄHRLICH!

4: DAS SPIEL MIT DER ANGST

Die Angst muss geschürt werden. Foto gefunden auf der Facebook Seite von Deutschland wacht auf

Die AfD wird nicht müde zu erzählen, die innere Sicherheit in Deutschland werde immer schlechter: Doch wie ein Blick auf die polizeiliche Kriminalstatistik seit 1993 zeigt und sich auch in der aktuellen Statistik von 2020 bestätigt (bei einem weiteren Rückgang der Kriminalitätsrate um 2,3%), ist weder die Anzahl der Straftaten allgemein in den vergangenen Jahren gestiegen, noch die Gewaltkriminalität.

Auch kann man „Ausländer“ nicht pauschal für Kriminalität verantwortlich machen. Statistiken „richtig“ zu lesen, ist bestimmt nicht einfach. Sie aber absichtlich falsch zu interpretieren und dann politisch zu missbrauchen, ist rechtspopulistische Taktik. Dazu gehört natürlich auch, dass die AfD rechtsextrem motivierte Straftaten geflissentlich ignoriert – die sind in den vergangenen Jahren nämlich wieder angestiegen.

FAZIT: DEUTSCHLAND IST SCHON JETZT SO SICHER WIE SELTEN ZUVOR – AUCH OHNE DIE AFD!

5: RASSISTISCHE ASYLPOLITIK

Gefunden in einer öffentlichen Facebook Seite von AfD Fans

Die Asylpolitik der AfD besteht aus knallharten politischen Forderungen und hetzerischen Parolen: Sie will Grenzen schließen, abschieben, Sozialleistungen kürzen. Dabei ist ihr selbst das Grundrecht auf Asyl nicht heilig. Die individuellen Schutz- und Asylgarantien möchte die Partei gar ganz abschaffen. Damit mag sie zwar in Zukunft nicht durchkommen. Mit ihrem hetzerischen und rassistischen Sprachgebrauch gegen geflüchtete Menschen und Migrant*innen sät die rechtspopulistische Partei aber schon jetzt Hass und Misstrauen. Nicht umsonst urteilt ein Gericht, dass der führende AfD Parteifunktionär Höcke als Faschist bezeichnet werden darf, da es sich um eine belegbare Tatsachenbehauptung handelt.Zuletzt hat das Verwaltungsgericht Köln geurteilt, dass die gesamte AfD und ihre Jugendorganisation JA vom Verfassungsschutz beobachtet werden dürfen. Die Richter begründeten damit, dass beide Organisationen einen ethnisch verstandenen Volksbegriff und dazugehörige Verlautbarungen verbreiten, die nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind. Doch das ist bei weitem kein Einzelfall: Auf Twitter, Facebook und den traditionellen Kanälen kommen beinahe täglich hetzerische Kommentare. Diese vergiften das gesellschaftliche Klima und bereiten den Nährboden für Angriffe, die mitunter über verbale Attacken hinausreichen (s. Punkt 4).

FAZIT: RASSISTISCHE ASYLPOLITIK + RASSISTISCHE RHETORIK = RASSISTISCHE PARTEI!

6: ALTBACKENES FAMILIENBILD

Die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare war für viele ein Grund zu feiern. Nicht so für die AfD. Denn für die Rechtspopulist*innen besteht eine Familie aus Vater, Mutter und Kindern. Alles andere, so twitterte der Berliner Landesverband, seien „Notlösungen“ oder „Experimente“. Die AfD richtet sich daher offen gegen unterschiedliche Lebensformen und sexuelle Identitäten. Diese Weltanschauung möchte sie auch in der Schule und den Medien vorschreiben. Doch damit nicht genug: Ihre Forderung, dass „Deutsche“ mehr Kinder bekommen sollen, um den „ethnisch-kulturellen Wandel der Bevölkerungsstruktur“ auszugleichen, ist offenkundig rassistisch, und zudem extrem frauenfeindlich.

FAZIT: EIN RELIKT DER 50ER JAHRE? DIE FAMILIENPOLITISCHEN WUNSCHVORSTELLUNGEN DER AFD.

7: ABGRENZUNG STATT EUROPA

Fun fact: Die AfD ist für Europa. Aber natürlich nur, wenn es um wirtschaftliche Interessen geht. Die Partei will die EU nämlich so reformieren, dass sie zu einer Wirtschaftsgemeinschaft reduziert wird. Für die AfD steht – Überraschung! – der Nationalstaat im Vordergrund. Dabei profitieren Millionen von Bürgerinnen in Deutschland und Europa von der Europäischen Gemeinschaft. Bei aller legitimer Kritik und dringend benötigter Reformen: Die Zusammenarbeit in vielen Politikfeldern, die schon seit Jahrzehnten den innereuropäischen Frieden sichert und offene Grenzen für Studium, Arbeit und Urlaub ermöglicht, all das ist den Rechtspopulistinnen ein Graus, denn wie sagte nicht ihr ehemaliger Pressesprecher: “Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD”. Wenn es nach der AfD ginge, könnte man die EU also gleich ganz abschaffen. Oder Deutschland tritt halt aus. Das Deutschland jedoch mehr als andere vom Europäischen Binnenmarkt und der gemeinsamen Währung profitiert wird ignoriert.

FAZIT: DIE AFD IST EINE EU-FEINDLICHE PARTEI, DIE DEFIZITE IN EUROPA FÜR IHRE EIGENEN INTERESSEN AUSNUTZEN WILL.

8: MEIN RECHTER, RECHTER PLATZ

Foto: Facebook

… Es könnte ja so einfach sein: Ein führendes Parteimitglied referiert pseudowissenschaftlich über die unterschiedlichen Fortpflanzungsstrategien von „Europäern“ und „Afrikanern“. Die Partei schmeißt das Mitglied aus der Partei, weil sie ein solches Gedankengut nicht duldet. Punkt. Doch nicht so bei der AfD. Da kann ein Björn Höcke über eine „erinnerungspolitische Wende“ oder das angebliche „Denkmal der Schande“ schwadronieren – und was passiert? Er darf trotzdem weiterhin Fraktionsvorsitzender in Thüringen bleiben und weiter sein rechtsextremes und faschistisches Gedankengut verbreiten. Auch Fälle von ehemaligen Mitgliedern bei noch rechteren Parteien und Neo-Nazi-Organisationen sind wohl kaum Zufall. Braune Schafe wohin das Auge reicht.

FAZIT: DIE FEHLENDE DISTANZIERUNG NACH RECHTS HAT METHODE, DENN SIE KÖNNTE WÄHLER*INNEN VERGRAULEN.

9: MONEY MAKES THE HATE GO ROUND

Die typische Propaganda der AfD Fans

Jede Stimme für rechtspopulistische Parteien bei einer Wahl bedeutet mehr Geld für rechte Hetze und Parolen. Die Parteienfinanzierung in Deutschland hängt stark von der Anzahl der Wähler*innenstimmen ab: Je mehr Stimmen, desto mehr Steuergeld steht einer Partei zu. Deshalb ist jede Stimme für die AfD eine finanzielle Förderung von Rechtspopulismus, Spaltung und Aggression. Das macht auch eine Wahlentscheidung für rechtspopulistische Parteien so heikel, auch wenn es sich “nur” um vermeintliche Proteststimmen handelt. Denn mit dem Geld, das Parteien wie die AfD erhalten, können sie zukünftige Wahlkämpfe, ihre Nachwuchs- und Öffentlichkeitsarbeit finanzieren – und damit die Teilung der Gesellschaft vorantreiben und unsere Demokratie schwächen. Und das wollen auch viele Menschen nicht, selbst wenn sie sehr enttäuscht von der aktuellen Politik sind.

FAZIT: JEDE STIMME ZÄHLT – NICHT NUR POLITISCH, SONDERN AUCH FINANZIELL. DESWEGEN: AUGEN AUF BEIM KREUZCHEN MACHEN.

10: PROTEST – ABER RICHTIG

Viele glauben, dass die AfD auch deswegen so erfolgreich ist, weil sie „anders“ als die anderen Parteien sei. Manche sind vielleicht enttäuscht von der Politik der vergangenen Jahre. Das ist gut nachzuvollziehen, und doch ist es gefährlich, aus Protest die AfD zu wählen. Denn Rechtspopulismus ist Teil des Problems und nicht der Lösung: Weil Rechtspopulist*innen keine konstruktiven Antworten haben, hetzen sie stattdessen rücksichtslos. Wer sich eine andere, bessere Politik wünscht und keine der großen Parteien wählen möchte, hat eine bunte Auswahl an anderen demokratischen Parteien. Deshalb erst informieren und dann wählen.

FAZIT: WER AUS PROTEST KEINE DER GROSSEN PARTEIEN WÄHLEN MÖCHTE, HAT EINE GROSSE AUSWAHL. RECHTSPOPULIST*INNEN SIND DABEI KEINE GUTE ALTERNATIVE.

Quelle: K5 (kleinerfuenf.de)

Teelichtofen

Solche „Dekorationen“ sind im Internet zu finden.

Ein Teelicht kommt selten alleine

Von Naike Juchem

Seit ein paar Wochen kursieren im Netz „Heizkosten-Tipps“ mit Teelichter.

Ein Teelicht sagt eigentlich schon der Name für was dieses kleine Schälchen mit brennbaren Stoffen ist – um Tee in einer Kanne über einem Stövchen warm zu halten. Auch sind Teelichte keine Erfindung von IKEA, denn bereits im 16. Jahrhundert wurden Teelichte in den Niederlanden erfunden. Dies resultiert aus einer langen Seefahrtsgeschichte der Niederländer.

Solche „Tipps“ auf Facebook sind im wahrsten Sinn des Wortes brandgefährlich

Nun komme ich zu jenem Punkt, der im wahrsten Sinn des Wortes brandgefährlich ist – der Teelichtofen
Zum Einstieg schon mal das kleine Teelicht Einmaleins.

Die angepriesenen „Bauanleitungen“ sind an Verblödung kaum noch zu überbieten.

Die meisten Teelichte im Handel sind für wenig Geld in einer Stückzahl von 50 bis 250 zu erwerben. Wer meint, dass in den kleinen Aluminium Schälchen Wachs ist, wird enttäuscht sein. Meinst bestehen diese Kerzen aus Paraffin oder Stearin.

  • Paraffin ist ein Kohlenwasserstoff, welcher aus Erdöl gewonnen oder synthetisch hergestellt wird. Der Schmelzpunkt liegt bei etwas über 50° C.
  • Stearin ist ein Gemisch aus Stearin- und Palmitinsäure, welches aus Triglyceriden (pflanzliche und tierische Fette) hergestellt wird und unter anderem in Kerzen und Seiten Verwendung findet. Der Schmelzpunkt liegt bei ungefähr 70° C.
  • Talgwachs wird aus Tierfett hergestellt und hat einen Schmelzpunkt von um die 40° C.
  • Bienenwachs sagst schon der Name, wo dieses Naturprodukt herkommt. Dieser Wachs hat einen Schmelzpunkt von über 60° C.

Während die Temperatur in einem Teelicht am Anfang noch 60 Grad beträgt, steigt sie innerhalb weniger Sekunden auf 250° C an.

Teelichtofen

Die seit einiger Zeit als „alternative zu den hohen Energiekosten“ angepriesenen Teelichtofen sind brandgefährlich. In einem Tontopf mit 12-14 cm Umfang entsteht eine unglaubliche Hitze, die selbst Ton nicht aushält – und heizen kann man damit die Bude schon gar nicht!
Die angepriesene „Bauanleitungen“ sind an Verblödung kaum noch zu überbieten.
Wenn man also mit einer Gewindestange den oder die (meist zwei) Tontöpfe verbindet, fehlt logischerweise der Abzug/Kamin, um die aufsteigende Wärme abführen zu können.
Unter der kleinen Miniatur-Glocke gibt es einen unglaublichen Wärmestau, wodurch die nach oben drückende Wärme die thermischen Rückführung automatisch einleitet und somit mit aller Kraft auf die brennbare Flüssigkeit drückt.

Aus einem Video der Feuerwehr Braunschweig zum Thema Teelichtofen

Ein Brand mit Paraffin, Stearin u.ä. kann man NICHT mit Wasser löschen. Diese ist das gleiche wie bei einem Fettbrand in einer Fritteuse.

Also, wer meint, sich einen Teelichtofen bauen oder in Betrieb nehmen zu müssen, sollte sich über die Gefahren bewusst sein.

Naike Juchem, 8. Oktober 2022

E=mc^2

Foto: NASA, 5. Oktober 2022

E=mc^2 und die Frage nach der Schwerelosigkeit

Autorin Naike Juchem

Heute Nachmittag startete eine weitere Langzeitbesatzung (für 150 Tage) auf zur ISS. Der Start erfolgte am Mittag vom Kennedy Space Center in Florida, USA

Die aktuelle Crew 5 Foto: NASA

Die US-Astronautin Nicole Mann und ihr Kollege Josh Cassada, sowie die Russin Anna Kikina und der Japaner Kochi Wakata lösen die aktuelle Crew auf der ISS ab. Die neue Crew wird unter anderem die aktuelle Kommandantin Samantha Cristoforetti ablösen.

Die aktuelle Kommandantin der ISS Samantha Cristoforetti Foto: ESA

Was hat dies nun mit E=mc^2 zutun?
Um dies zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen.

Die Formel  E=mc^2 ist die wohl berühmteste Formel der Physik und stammt von Albert Einstein.
Was sagt uns eigentlich diese Formel?
E – steht für die Energie
m – steht für Masse und
c – für Lichtgeschwindigkeit – also für 300. 000 km/s

Das Raumschiff der „Spaceballs“ verfügte darüber hinaus noch über verschiedene
andere Geschwindigkeiten. Es gab zum einen die „Warp“, die oberhalb der Lichtgeschwindigkeit lag. Die von Lord Helmchen angezweifelte lächerliche Geschwindigkeit und dann die „ludicrous speed“ – also wahnsinnige 
Geschwindigkeit. Da für die ludicrous speed keine wissenschaftlichen Daten über km/s vorliegen, bleibe ich bei der offiziellen und anerkannten c- Geschwindigkeit.

Um nun noch auf die Formel E=mc^2 einzugehen, erkläre ich diese kurz.
Die Formel beschreibt die Energie-Masse-Äquivalenz. Also dass Masse und Energie ineinander umgewandelt werden können. Durch den hohen Wert der Lichtgeschwindigkeit c werden schon bei der Umwandlung geringer Massen enorme Energiemengen frei, gleiches wie zum Beispiel bei einer atomaren Bombe.

Matthias Mauer auf der ISS im April 2022. Foto: ESA

Newtons Philosophia Naturalis Principia Mathematica

Was hat dies nun mit der Schwerelosigkeit zu tun? Eine Schwerelosigkeit in dem Sinn, wie sie diese 1666 der 23-jährige Isaac Newton machte und später in seiner Philosophia Naturalis Principia Mathematica darlegte, ist nur bedingt richtig, weil wir im gesamten Universum eine Gravitation haben.

Newton hatte zwar erkannt, dass es sich beim Apfel und dem Mond um das gleiche Prinzip handelt, welches den Apfel zu Boden fallen lies und den Trabanten in seiner Umlaufbahn hält. Nämlich dass sich alle Körper anziehen. Dies fällt aber erst bei einer kosmische Größe der Masse auf. Je größer die Masse eines Körpers, desto größer seine Anziehungskraft. Also die bekannte Schwerkraft oder Gravitation.
Unsere Erde hat eine sechs Mal höhere Schwerkraft als der Mond. Dass der Mond aber nur ein kleiner Planet ist, und somit nicht auf die Erde fällt, liegt einzig an der Geschwindigkeit mit der er den Planeten Erde umrundet. Die physikalischen
Fliehkräfte stehen im gleichen Maß zu der Schwerkraft.

Samantha Cristoforetti im September 2022 auf der ISS. Foto: ESA

Schwerelosigkeit gibt es doch

Dieses Paradoxon erkläre ich nun, an einem simplen Beispiel. Wenn man zwei Magnete voneinander entfernt, hat man irgendwann einen Punkt erreicht, wo man die Kraft E zu der Masse m überwindet, und diesen gleichen Punkt haben wir zwischen der Erde und Mond auch.
Mit der folgenden Formel kann man diesen Punkt errechnen, wo man schwerelos wäre, wenn man die Gravitation der Sonne, Erde, Mond und den anderen Planeten vernachlässigen würde.

mE=5,98⋅10,24kg
mM=7,36⋅10,22 kg und rEM = 60⋅rE
EM=60⋅rE.

Matthias Mauer auf der ISS im April 2022. Foto: ESA

Schwerelos auf der ISS

Warum schweben die Astronauten auf der ISS, wenn es keine Schwerelosigkeit gibt?

Die ISS umrundet die Erde in „nur“ 400 Kilometer höhe. Dort ist die Erdanziehungskraft immer noch bei 90% und trotzdem schweben die Astronaut_innen an der Decke.
Ich habe beim betreten der Zimmer meiner Kinder öfters gleiches Gefühl.

Die ISS „fliegt“ mit einer Geschwindigkeit von 28.800 Kilometer pro Stunde um unseren Planeten und braucht für eine Umrundung gerade mal 90 Minuten.

Durch diese Geschwindigkeit die nach vorne geht und die permanente Anziehungskraft der Erde, ist die ISS quasi ständig am fallen und so kommt diese künstliche Schwerelosigkeit zustande.

Anmerkung: Da es unter den Bewohner des Planeten Erde auch sogenannte „Flacherdler“ gibt, möchte ich jenen Zeitzeugen fehlender Intelligenz eines mit auf den Weg geben: es ist physikalisch NICHT möglich eine Gravitation von etwas zubekommen, dass keinen (Erd-) Mittelpunkt hat.

Naike Juchem, 5. Oktober 2022

Seeadler

Greifvögel gehörten für mich zu den faszinierenden Lebewesen auf unserem Planeten. Sie sind die Jäger am Himmel. Ihre Anatomie ist beachtlich. Der Rotmilan ist das schnellste Lebenwesen auf diesem Planeten. Die Fänge von einem Adler sind gigantisch stark. Die Augen von Falken präzise wie Mikroskope


Die Faszination von Greifvögel geht in der Geschichte der Menschheit sehr weit zurück. Vor bereits mehr als 3500 Jahren wurde in Zentralasien mit Falke, Bussard oder Habicht jagt auf Rehwild, Fuchs, Fasan und Hase gemacht. Vögel, die die Freiheit kenne und wieder zu den Menschen zurückkehren, sind schon faszinierend.
Nun möchte ich über den größten Greifvogel in Europa berichten: der Seeadler

Der Seeadler ist mit seiner Spannbreite von 2,20 Meter der größte Greifvogel in Deutschland und Europa. Auch ist dieser König der Lüfte unser Wappenzeichen.
In den letzten hundert Jahren wurde der Adler durch menschliche Vergiftung oder Abschuss sehr stark im Bestand dezimiert und stand schon auf der roten Liste der bedrohten Arten. Mittlerweile haben wir in Deutschland wieder über 700 Brutpaare.

Adler sind in ihrer ganzen Biologie eine Superlative

Das sogenannte Adlerauge hat eine Dichte der Sehzellen die um das tausendfache höher als die vom Menschen liegt. Während ein Mensch etwa 200.000 Sehzellen pro mm² hat, sind es beim Adler eine Million!

Die aufgestellten Handschwingen des Adler sind die aerodynamischen Vorbilder von dem modenen Flugzeugbau. Beim Airbus A380 kann man diesen Vergleich am besten sehen.
Enden die Flügel wie früher bei Flugzeugen gerade, erzeugt dies Luftwirbel, weil über der Tragfläche ein Unterdruck herrscht, an der Unterseite dagegen ein Überdruck. An der Flügelspitze kommen Über- und Unterdruck zusammen – und das führt zu Wirbeln, die das Flugzeug kräftig abbremsen. Wird die Flügelspitze hingegen nach oben gebogen – wie der Adler diese hat – kann man diesen Wirbelwiderstand beträchtlich verringern. Und das spart eine ganze Menge Treibstoff – bis zu fünf Prozent. Außerdem kann das Flugzeug schneller steigen.

Die Fänge eines Adler tötet seine Beute mit einer ultimativen und unglaublicher Gewalt. Mit bis zu 70 Kilo pro Quadratzentimeter hackt der Adler binnen Sekunden seine gewaltigen Krallen in den Körper seines Opfers. Zum Vergleich: Ein ausgewachsener Mann entwickelt bei einem kräftigen Händedruck eine Kraft von lediglich 20 Kilo pro Quadratzentimeter. 

Die Fallgeschwindigkeit von Adler liegt bei 320 Km/h. In dieser Kategorie muss der Adler seinen Status der Superlative an den Rotmilan abgeben, dieser schafft im Sturzflug 330 Km/h. Eine spezielle Spirale in den Nasenhöhlen der Adler dient als Geschwindigkeitsmesser. Mit einer Geschwindigkeit von einem Formel 1 Auto rauscht der Adler von über 1000 Meter auf sein Opfer zu. Beim Angriff auf Vögel muss er diese noch nicht einem treffen. Der Luftsog ähnlich eines Düsenjets reicht aus um den Vogel ins taumeln zu bringen.

Ein Adler der seine Handschwingen wie ein Dreieck angelegt hat um offensichtlich noch schneller zur Erde zu stürzen und die Fänge schon so aufgestreckt hat um seine Beute zu schlagen, habe ich in dieser Form noch nie gesehen.

Zu recht gelten Adler als die Könige der Lüfte.

Nun einige interessante Informationen aus einem Fachbuch von Dr. David Jenny.

Adler sind Perfektionisten der Thermiknutzung


Wer schon Adler am Himmel beobachtet hat, staunt über seine Sensibilität für den optimalen Flugweg. Mit feinsten Bewegungen der Schwingen und filigranen Federn, mit kleinsten Korrekturen verändert er den Kreisflug Richtung Thermikzentrum.

Wie der Adler das Thermikzentrum findet, ist noch immer nicht geklärt. Der Schweizer Adlerforscher und Biologe Dr. David Jenny geht davon aus, dass der Adler und andere Segler, kleinste Aufwind- und damit Druckveränderungen am Flügel über das Gefieder wahrnehmen. An der Basis der Federn, die aus Keratin bestehen, befinden sich Nervenbahnen. Die Forscher vermuten, dass der Adler über diese Sensorien wahrnimmt, wenn der Aufwind und damit der Druck unter dem rechten Flügel leicht stärker ist als links, was ihn instinktiv veranlasst, enger nach rechts Richtung Thermikzentrum zu kreisen und schneller zu steigen.

Der Adler wird nicht als Thermikweltmeister geboren. Das muss der junge Vogel zuerst lernen, nachdem er den Horst verlassen hat. Es komme vor, so Jenny, dass junge Vögel die Thermik verlören, absackten und gar im Tal übernachten müssten, weil ihnen der Aufstieg mit Flügelschlag zu beschwerlich sei. Sie warten auf die Thermik am nächsten Tag, um aufzusteigen.
Im August 2010 haben wir in den französischen Alpen über Briançon ein Adlerpaar auf 4000 Metern beobachtet, in der Nullgradgrenze, unter einer Kumuluswolke am Ende einer Thermiksäule im Zentrum kreisend. Im August 2013 waren es Adler auf 3800 Metern über der «Tête de Siguret» (3032 Meter) oder auf ungefähr gleicher Höhe über der «Tête de Lucy» (2598 Meter). Ist es die Nahrungssuche oder die Freude am Fliegen?

Jenny geht davon aus, dass solche Flughöhen wohl eher selten sind, aber wie der Segelflieger nütze der Adler diese Thermiksäulen für Streckenflüge. Diese entsprechen dem funktionalen Bedürfnis des Vogels, aus grosser Höhe möglichst weit zu segeln, ohne Flügelschlag und mit geringem Kraftaufwand. Dabei kann es sich um jüngere Adler handeln, die grosse Gebiete über dem Alpenraum erkunden, bevor sie sich paaren und sesshaft werden. Oder es kann ein Paar sein, das im Segelflug sein Revier abfliegen will.

Mittels Radio- und Satellitentelemetrie sind bei jungen Adlern innerhalb weniger Monate Streifgebiete von bis 15 000 Quadratkilometern ermittelt worden, was etwas mehr als der doppelten Fläche des Kantons Graubünden entspricht. Zu diesem Ergebnis kommt Privatdozent Heinrich Haller, der Direktor des Schweizerischen Nationalparks in seiner Forschungsarbeit. In den ersten drei bis vier Lebensjahren ist der wandernde Adler in erster Linie ein Aasfresser. Später, sesshaft geworden, wendet er sich Lebendigem zu. In den Alpen sind es vorzugsweise Murmeltiere, es können aber auch kleinere bis einjährige Huftiere sein: Gemsen, Rehe oder Steinböcke. Die potenziellen Beutetiere wissen um die Gefahr und haben Strategien entwickelt. So beobachten einzelne «Munggen» den Luftraum, und ein langer Pfiff heisst: „Achtung Adler, ab ins nächste Erdloch!“

Angriff im Radarschatten

Doch der Adler hat eine Gegenstrategie entwickelt. Forscher haben Folgendes beobachtet: Erkennt er von weitem Murmeltiere, fliegt er vorerst davon, nähert sich dann im schnellen Tiefflug über dem Gelände – sich hinter kleinsten Hindernissen versteckend – der Beute, um den Überraschungsangriff zu wagen. Übertragen auf die Fliegerabwehr-Terminologie nützt er den sogenannten Radarschatten aus. Das beobachtende Murmeltier kann ihn gar nicht sehen. Generell ist Überraschung ein zentrales Angriffselement dieses Greifvogels.

Die fünf bis sechs Zentimeter langen, messerscharfen Krallen sind das Tötungsinstrument des Adlers – nicht sein Schnabel. Aus Kadaverresten wissen die Biologen, dass er seine Krallen mit enormer Kraft einem Murmeltier, einem Reh oder einer Gemse in den Schädel drückt und es so rasch erlegt.

Der Steinadler wurde im 19. Jahrhundert stark gejagt

Die Population in den Alpen erlebte Anfang des 20. Jahrhunderts daher ihren Tiefpunkt. Allein im Kanton Graubünden wurden zwischen 1880 und 1900 total 257 Steinadler geschossen. Ein Jäger erhielt 10 Franken Prämie pro Abschuss, was heute etwa 200 Franken entspricht. Mitte der 1990er Jahre, zum Zeitpunkt der letzten schweizerischen Erhebung und rund 100 Jahre nach dem Tiefpunkt, betrug der Bestand wieder 310 Adlerpaare. Seither dürften einige dazugekommen sein. Jenny geht heute von zirka 340 Paaren aus. In den letzten 10 bis 20 Jahren hat sich das Wachstum verflacht. Vielerorts ist der Bestand im Bereich der Sättigung. Auch im Jura haben sich seit den 1990er Jahren wieder wenige Paare niedergelassen. Im gesamten Alpenraum sind es heute 1300, in Europa etwas über 5000 Paare.


Quelle:  – Dr. David Jenny. Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Sempach, Schweiz.
– Prof. Dr. Klaus Robin.
Leiter Fachkommision, ehemals Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Fotos:
– Wildtierfotografie Michael Mayer – Dr. Einhard Bezzel – Facebook Gruppe: Tierfotografie


Terror und seine Folgen

Terroranschlag auf ein PRT in Afghanistan

Die Zahl der Terrortoten ist 2014 um 80 Prozent gestiegen: 32.658 Menschen kamen weltweit ums Leben. Die Hochburgen des globalen Terrors sind in Ländern wie Irak, Nigeria und Afghanistan. IS und Boko Haram sind für mehr als die Hälfte der Opfer verantwortlich.

Die Zahl der Terroropfer in der Welt ist 2014 sprunghaft angestiegen. Nach Angaben des in London ansässigen Instituts für Wirtschaft und Frieden kamen im Jahr 2014 über 32.658 Menschen durch Terroranschläge ums Leben. Das seien rund 80 Prozent mehr als im Jahr zuvor – der stärkste Anstieg an Terroropfern, der jemals gemessen wurde. 2013 waren 18.111 Menschen von Terroristen getötet worden, 61 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Allein 10.000 Terroropfer im Irak
Auch die wirtschaftlichen Kosten des globalen Terrorismus klettern nach Recherchen des Instituts rasant an: Im vergangenen Jahr hätten sie 53 Milliarden Dollar erreicht – die Kosten lägen damit zehnmal höher als im Jahr 2000.
Am weitaus stärksten vom Terror betroffen seien Afghanistan, Irak, Nigeria sowie Pakistan und Syrien, heißt es im Globalen Terrorismus-Index, den die Organisation in London veröffentlicht. Dort wurden 78 Prozent der bei Anschlägen 2014 getöteten Menschen gezählt. Am schlimmsten sei die Lage im Irak, allein dort starben im vergangenen Jahr fast 10.000 Terroropfer. Den höchsten Anstieg der Opferzahl verzeichnete Nigeria mit 7.512 Toten, 300 Prozent mehr als im Vorjahr.

In westlichen Ländern sei das Risiko, einem Anschlag zum Opfer zu fallen, deutlich geringer, heißt es in der Studie. Die Anschläge von Paris, bei denen am Freitag 129 Menschen getötet wurden, zeige aber, dass sich dies ändern könne, sagte Institutsleiter Steve Killelea. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sei in der Lage, „ausgefeilte und tödliche Anschläge in Europa zu verüben“.
IS und Boko Haram für mehr als die Hälfte der Toten verantwortlich
Hauptakteure des Terrors seien der IS sowie und die in Westafrika operierende Boko Haram. Diese beiden Gruppierungen seien für gut die Hälfte aller Terroropfer verantwortlich.
Die Ursachen des Terrorismus seien sehr verschieden, erklärte Killelea. „Im Westen korrelieren sozioökonomische Faktoren wie etwa Jugendarbeitslosigkeit und Drogenkriminalität mit Terrorismus. In Nicht-OECD-Ländern gibt es eine stärkere Beziehung zwischen Terrorismus und andauernden Konflikten, Korruption und Gewalt.“

Anschläge treiben Menschen in die Flucht

„Zehn der elf am meisten vom Terrorismus betroffenen Länder haben auch die höchsten Raten an Flüchtlingen und Vertriebenen“, meinte Killelea. Im Westen seien es die „lone wolf attackers“ – Extremisten, die auf eigene Faust zuschlagen – , die für die meisten Toten verantwortlich seien.
Das Institut für Wirtschaft und Frieden bezeichnet sich selbst als eine der weltweit führenden Denkfabriken, die über Frieden und die ökonomischen Vorteile des Friedens nachdenken.

Naike Juchem, 17. November 2020

Die chinesische Schrift

Was man alles findet, wenn man asiatisch essen geht.
In einem asiatischen Restaurant, auch wenn es einen chinesischen Namen und auch von Chinesen geführt wird, ist das Essen noch lange nicht chinesisch. Die original chinesische Küche würde in Europa – oder auch außerhalb von China kaum jemand essen wollen. Dies nur am Rande.

Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupery

Ich fand ein Buch von
Antoine de Saint-Exupery unter einem Stapel Telefonbücher und Karnevals- Festzeitschriften. Gerade „Der kleine Prinz“ gehört mit seinen märchenhaften Erzählungen zu den erfolgreichsten Büchern der Weltliteratur.
Warum mache ich mir nun über ein Kinderbuch Gedanken, welches in chinesisch geschrieben ist. Dies kommt einem doch sehr spanisch vor. Es wird oft – und leider fälschlicherweise gesagt, dass englisch die Weltsprache sei. Dies ist nicht so, denn alleine durch die Einwohnerzahl in China, welche mit über 1,4 Milliarden Menschen gerechnet ist, ist selbst diese Zahl falsch. Durch die 1 Kind-Politik der Partei, sind viele Chinesen nicht registriert – und somit illegal in ihrer Heimat. Also sprechen mehr Menschen chinesisch auf dieser Welt, als englisch.

Aus dem Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery

Die älteste Schrift der Welt

Nun, die chinesische Schrift ist die älteste Schrift der Welt und fast ein Viertel der Weltbevölkerung schreibt, spricht und ließt diese Sprache. Halt! Da gibt es doch Schriften die bedeutend älter sind als die chinesische. Stimmt! Nur wer schreibt heute noch in Keilschrift oder Hieroglyphen? Gut, es mag sein, dass eine Medikament oder Verordnung von einem Arzt auf einem Rezept jenen Hieroglyphen recht nahe kommt.

Die Faszination dieser Schrift liegt wohl darin, dass es kein Alphabet mit Buchstaben gibt, wie wir dies aus unserem lateinischen Alphabet kennen.
Die chinesische Schrift basiert auf einer Vielzahl von Schriftzeichen, wodurch sie auch zu den schwersten Schriften der Welt gehört. Jedes Schriftzeichen steht für eine Silbe, wodurch prinzipiell schon ein Schriftzeichen ein Wort bildet. Die meisten chinesischen Wörter bestehen aber aus mindestens zwei Silben – also zwei Schriftzeichen.
Laut einer Studie der Kaiserlichen Akademie „Guozijian“, welche als die älteste und höchste Universität Chinas gilt, und in der viele Werke von Konfuzius sind, wird die chinesische Schrift mit über
100.000 Schriftzeichen angegeben. Von dieser schier endlosen Zahl an Schriftzeichen werden im modernen China nur noch etwa 3000 bis 6000 Zeichen verwendet. Diese auch nur in gewissen Teilen, wodurch sich diese Zahlen wiederum auf etwa 1500 bis 2000 Zeichen im alltäglichen Leben relativieren.

Eine weitere Besonderheit ist, dass Chinesisch aus einer gesprochenen und einer geschriebenen Sprache besteht und es zwischen beiden keinerlei Verbindung gibt.

Im Jahr 1899 wurden die wahrscheinlich ältesten Schriftzeichen entdeckt und auf etwa 1400 vor Chr. datiert. Die Sprache an sich wird auf ungefähr 3000 Jahren geschätzt.
Durch die enorme Größe von China und den vielen politischen Auseinandersetzung in den vergangenen 2500 Jahren, hat sich die Schrift und Sprache geografisch verändert – so ist es auch heute noch.

Von der Bildschrift zu Schriftzeichen

Wie alle alten Schriften hat sich auch die chinesische von Bilder in Schriftzeichen gewandelt. Sogenannten Ideogramme, wie Haus, Baum, Sonne usw. , wurden nach und nach zu Wörter. So wurden nach und nach immer mehr Schriftzeichen entwickelt, welche an Komplexität zunahm und somit konnten ganze Sätze geschrieben werden.

Ich bin der Kaiser von China

Oft hört man den Satz:“ Ich bin der Kaiser von China“ und viele wissen nicht, was oder welcher Kaiser gemeint ist.

Qin Shi Huang Di war um 221 vor Chr. der erste Kaiser von China und ein nicht besonders beliebter Herrscher über das Reich der Mitte, welches eigentlich offiziell Zhonghua Renmin Gongheguo heißt.

Qin Shi Huang Di brachte eine der wohl wichtigsten Reformen im Reich der Mitte auf den Weg: die Vereinheitlichung von einem Kauderwelsch an Schriftzeichen.
Seine Reform zielte darauf ab, dass die Beamten in den einzelnen Provinzen untereinander kommunizieren konnten. Zu Zeiten von Qin Shi Huang Di hatte das Reich der Mitte schätzungsweise 30 Millionen Einwohner, wovon circa 2 Millionen durch Hinrichtungen oder Zwangsarbeit ums Leben kamen.
Selbst seinen eigenen Sohn ließ Kaiser Qin Shi Huang Di an den bau der berühmten Chinesen Mauer deportieren, weil er sich gegen die vielzahl von Hinrichtungen seines Vaters auflehnte.

Was Kaiser Qin Shi Huang Di in seiner Reform der Schrift begann, vollzog sich über mehr als zweitausend Jahre. Erst im Jahr 1956 wurde eine Vereinfachung der
traditionellen Langzeichen zu Kurzzeichen amtlich festgelegt.


Naike Juchem, Hürtgenwald-Gey, 20. September 22

Menschenrechte sind nicht automatisch Menschenrechte

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.

So steht es im 1. Artikel der AEMR (Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte)


Am 10. Dezember vor 72 Jahren wurde dieser entscheidende und wichtigste Artikel in der Charta der UN (Vereinte Nationen) als Resolution der Generalversammlung im Palais de Chaillot in Paris verabschiedet und festgelegt.

Vor 72 Jahre wurde die Menschenrechtscharta verabschiedet und seit 2011 haben die Vereinten Nationen 193 Mitgliedersstaaten. Man sollte davon ausgehen, dass jeder dieser Staaten jene Charta schon einmal gelesen hat und auch bestrebt ist, diese einzuhalten. Leider ist dies bis heute nicht der Fall. Ob nun von staatlicher oder zivilen Seite aus, Hass, Verfolgungen und Mord gibt täglich gegen LSBTI’s.
Ob nun Afghanistan, Ägypten, Albanien, Angola, Bahrain, Belarus, Brasilien, China, Griechenland, Iran, Jemen, Liberia, Pakistan, Russland, Sudan oder Türkei, um nur mal einige Staaten zu nennen, wo Menschenrechte nicht all zu sehr genau gesehen werden.
Verfolgungen von Minderheiten – ob ethische oder sexuelle sind an der Tagesordnung. Diese reichen von Diskriminierung über Verurteilung bis hin zu Hinrichtungen.

Die EU hat ihr menschenrechtliches Fundament nach und nach verscherbelt

Am 18. März 2020 jährte sich das Inkrafttreten des EU-Türkei-Abkommens zum vierten Mal. Seit sechs Jahren sorgt die EU dafür, dass tausende Menschen, die über die Türkei auf den griechischen Inseln ankommen, unter dramatischen Bedingungen in vollkommen überfüllten Flüchtlingslagern leben müssen. Seit dieser Zeit wird der Zugang zu rechtsstaatlichen Asylverfahren für die Ankommenden erschwert. Seit sechs Jahren warnen Menschenrechtsaktivist*innen vor einer Verschlimmerung der Lage in den Flüchtlingeslager und seit sechs Jahren verschlimmert sich diese täglich. Der Preis dafür, dass die Türkei einen Großteil der Flüchtlinge jahrelang von der Weiterreise nach Europa abgehalten hat, ist nicht nur ein finanzieller. Eine unausgesprochene Prämisse des EU-Türkei-Deals war von Anfang an, die mit der Schließung von Grenzen einhergehenden Menschenrechtsverletzungen gegen Geflüchtete an die Türkei zu delegieren. Nichts anderes hat die EU zuvor schon mit einigen afrikanischen Ländern gemacht, die zum Beispiel über die Zahlung von Entwicklungshilfegeldern zur Kooperation beim »Migrationsmanagement«, also bei der Verhinderung von Flucht und Migration nach Europa, gebracht wurden. Gerade nordafrikanische Länder wie Ägypten oder Libyen, von wo aus vor allem Geflüchtete aus Afrika die Überfahrt nach Europa wagen oder wagten, profitieren von Zahlungen aus Europa. Obwohl in diesen Ländern nachweislich gefoltert wird, investiert die EU in die dortigen Sicherheitsapparate, wenn dafür Flüchtlinge und Migrant*innen von der Überfahrt abgehalten werden. Diese Menschenrechtsverletzungen sahen und sehen wir immer wieder in den Medien und es wird von staatlichen Seiten nichts dagegen unternommen. Artikel 1 der AEMR wird selbst von dem höchsten Parlament in Europa nicht beachtet.

Nun ein paar Worte von Soussan Sarkosh aus dem iz3w (Informationenszentrum 3. Welt) der UN von Mai/ Juni 2020 Ausgabe 378.

„Nach der Islamischen Revolution 1979 wurde vieles verboten: Musizieren, Gesang der Frauen, Tanzen, Feste mit beiden Geschlechtern, der Konsum von Alkohol und vieles mehr. In all den Jahren seither kam es oft vor, dass die Sittenpolizei eine Wohnung stürmte, in der gefeiert wurde, egal ob es ein Kindergeburtstag war oder eine sonstige Familienfeier. Wehe, wenn Jugendliche feierten, sie wurden verhaftet und erst nach Peitschenhieben oder Geldstrafe freigelassen. Wobei nach den eigenen Bekundungen des Regimes die private Sphäre (Harim) im Islam heilig sein soll. Das öffentliche Leben ist stark eingeschränkt, Literatur, Film und Kunst unterliegen der Zensur, Zeitungen werden geschlossen. Wenn wir heute dennoch im Radio und Fernsehen Musik hören können und trotz großer Ein-schränkungen sogar Konzerte veranstaltet werden, wenn Frauen heute Sport treiben können und zu internationalen Wettkämpfen gehen, wenn Frauen farbig gekleidet und nur mit einem leichten Kopftuch bedeckt in den Straßen promenieren, verdanken wir all das dem kulturellen Kampf von mehreren Generationen junger Menschen. Viele von ihnen haben teuer dafür bezahlt: Mit Gefängnis, mit Verlust des Studien- oder Arbeitsplatzes, mit erzwungener Flucht aus dem Land – und nicht wenige sogar mit dem Leben. Macht das alles eine*n nicht wütend?“

Amsterdam Rainbow Dress Foto: Pinterest

Dies sind zwei Beispiele von „Nur“ Menschenrechtsverletzungen innerhalb der UN. Dieses Thema könnte ich auf alle 193 Mitgliedersstaaten ausweiten. Nun möchte ich aber zu dem eigentlichen Punkt kommen: die Verfolgungen von Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Intergeschlechtliche Menschen – kurz LSBTI

Hasskriminalität

Um erstmal eine Einordnung zu diesem Thema zu schaffen, fange ich mit der Hasskriminalität an.
Die Hasskriminalität ist ein Oberbegriff für politisch motivierte Straftaten und umfasst Straftaten, die ebenso in der Allgemeinkriminalität begangen werden können, jedoch ideologisch motiviert sind. Das heißt, dass im Gegensatz zur Allgemeinkriminalität politisch motivierte Straftaten vor allem die demokratischen Grundwerte unseres Gemeinwesens und die Achtung der im Grundgesetz konkretisierten Menschenrechte bedrohen.

Das Opfer wird dabei stellvertretend für eine zugeschriebene Gruppe angegriffen, d.h. die Tat gilt eigentlich der ganzen Gruppe. Werden diese Taten öffentlich bekannt, schüchtert und verunsichert dies letztlich eine ganze Gruppe. Dazu zählen auch Taten, die nicht unmittelbar gegen eine Person, sondern im Zusammenhang gegen eine Institution oder Sache verübt werden, z.B. Vandalismus und Sachbeschädigungen an einem Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen.

Erschreckende Zahlen an Übergriffe an LSBTI’s in Deutschland

Laut Bundesinnenministerium wurden für 2020 insgesamt 204 Straftaten dem zum 1. Januar 2020 neu eingerichteten Themenfeld „Geschlecht/Sexuelle Identität“ zugeordnet. Damit sind transphob motivierte Taten gemeint. Bei den dort registrierten 40 Gewaltdelikten handelte es sich in 35 Fällen um Körperverletzungen. Im Unterthemenfeld „Sexuelle Orientierung“ wurden insgesamt 578 Straftaten, davon 114 Gewaltdelikte, mit 109 Körperverletzungen registriert. Diese Taten gelten als homophob motiviert. 

Insgesamt wurden folglich 782 Straftaten von Hasskriminalität gegen LSBTI registriert, darunter 154 Gewalttaten (144 Körperverletzungen). Das ist ein Anstieg von 36% gegenüber 2019. Drei schwulenfeindlich motivierte Morde sind nicht in die Statistik eingegangen.

Laut der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine schriftliche Frage der Abgeordneten Ulle Schauws (Bündnis 90/ Die Grünen) wurden 2021 dem Unterthemenfeld „sexuelle Orientierung“ insgesamt 870 Fälle zugeordnet, davon 164 Gewaltdelikte.

Dem Unterthemenfeld „Geschlecht/sexuelle Identität“ 340 Fälle, davon 57 Gewalttaten. Aufgrund von Mehrfachnennungen können diese Zahlen nicht einfach addiert werden. So ergeben sich insgesamt 1.051 Straftaten im Bereich der Politisch-Motivierten Kriminalität Unterthemenfeld „Geschlecht/Sexuelle Identität“ UND/ODER „Sexuelle Orientierung“ registriert, davon sind 190 Gewalttaten.

In diesem Jahr gab es allein in Münster, Augsburg und Bremen drei brutale Übergriffe auf LSBTI’s. In Münster endet ein solcher Angriff auf einen Transmann tödlich. Malte C. hatte sich am Rande des CSD in Münster schützend vor eine Gruppe lesbischer Frauen gestellt, die von einem Mann bedrängt und beleidigt wurden. Dieser schlug daraufhin auf ihn ein, Malte C. schlug auf den Asphalt und erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Er starb nach sechs Tagen im Koma an seinen Verletzungen.

Nun ein Artikel vom Auswärtigen Amt vom 18. September 22 aus Buenos Aires

Dieses Kleid ist uns eine Nummer zu groß. Das liegt aber nicht an seinem Durchmesser von fast 16 Metern. Sondern: Das „Amsterdam Rainbow Dress“ steht für all die Länder, in denen LGBTQI+ mit Unterdrückung, Verhaftung, Folter und sogar der Todesstrafe rechnen müssen. Es besteht aus mehr als 70 Flaggen – symbolisch für die über 70 Länder, in denen es bis heute strafbar ist, LGBTQI+ zu sein. Das sind mehr als 70 Staaten, in denen eine freie Selbstentfaltung und geschlechtsunabhängige Liebe immer noch gesetzlich verboten sind.

Wir finden, das muss sich ändern. Passend dazu hat Deutschland gerade gemeinsam mit Mexiko den Co-Vorsitz der Equal Rights Coalition übernommen. Aus diesem Anlass „durften“ – wenn man das bei der Symbolik des Kleides überhaupt so sagen kann – unsere Kolleg*innen in Buenos Aires das Kleid vor Ort zeigen.

Wir hoffen, dass das Kleid möglichst bald noch viel bunter ist. Denn: Wenn die betreffenden Länder ihre diskriminierende LGBTQI+ – Gesetzgebung abschaffen, werden die Landesfahnen durch Regenbogenflaggen ersetzt.


Quelle:
– Auswärtiges Amt
– Bundesinnenministerium: Straf- und Gewalttaten im Bereich Hasskriminalität 2019 und 2020 (04.05.2021)
– Dr. phil. Ramona Lenz, medico international. 
– Dr. Soussan Sarkosh, Teheran
– Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) 

Wenn Dummheit und Fanatismus sich treffen

Fotos aus dem original Video von „Animal Rebellion UK“

Wenn Dummheit und Fanatismus sich treffen, kommt nichts gutes dabei raus.

Seit einigen Tagen kursiert ein Video durchs Netz und zeigt die Gewaltbereitschaft und Dummheit von Animal Rebellion in Großbritannien.
Nach Medienberichten handelt es sich um eine Molkerei der deutschen Müller Milch in
Droitwich in der Grafschaft Worcestershire in der Region West Midlands. Diese Grafschaft liegt etwas südlich von Birmingham.

Ein Aktivist bohrt mit einem Akkuschrauber ein Loch in einen Lkw Reifen.

Es mag sein, dass man sich über Tierhaltung aufregt und auch seinen Protest zum Ausdruck bringen darf, weil man der Meinung ist, Tierhaltung hat etwas mit dem Klimawandel zutun. Es gibt ein paar mehr Punkte, welche zu der weltweiten Klimaveränderung beitragen. Dies scheinen diese gewaltbereiten Umwelt-Hooligans nicht begriffen zu haben, denn offensichtlich hat diesen Spacken dies noch niemand gesagt. Solche „Aktionen“ haben NICHTS mit Protest zu tun. Es ist eine dumme und sinnlose Zerstörung des Eigentums anderer Menschen.

Eine Aktivistin schneidet mit einem Bolzenschneider die Luftventile an einem Sattelauflieger ab.

Viele Menschen der sogenannten Generation Z (Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind) haben in ihrem jungen Leben nichts verstanden – und werden es wahrscheinlich auch den Rest ihres Lebens nicht verstehen.
Ihr seid einfach unglaublich dumme Menschen, die keine Ahnung von dieser Welt haben. Wenn ihr etwas ändern wollt, dann geht in die Politik und setzt eure Ziele FRIEDLICH und DEMOKRATISCH um.

Leute, jede Form von fanatischen Widerstand endet in Gewalt. Dies war schon immer so und wird auch so bleiben – ihr zeigt dies noch in euren Postings und Videos!

Eine Aktivistin bohrt mit einem Akkuschrauber ein Loch in einen Lkw Reifen.

Ich habe mir mehrere Internet Seite von Animal Rebellion UK angeschaut und muss sagen, dass viele von deren Aktionen nichts mit zivilem Ungehorsam zutun haben, sondern einfach nur dämliche Sachbeschädigungen sind.
Auch las ich Kommentar, die schon weit über die Grenze des vertretbaren hinaus gingen. Natürlich wird in deren Communitys diese „Aktionen“ gefeiert und auch in jedem Posting zum Spenden aufgerufen.

Der deutsche Ableger von Animal Rebellion zielt in gleiche Radikalität in Meinung und Kommentare, wie der Aktivisten und Unterstützer in Großbritannien.

Naike Juchem, 14. September 2022

Tiere am Arbeitsplatz

Meine Hündin Mira im Fahrerhaus

Ich bin der festen Überzeugung, dass Tiere am Arbeitsplatz für die tägliche Arbeit, Stress und Konzentration, einen erheblichen Anteil zur Verringerung dieser drei Punkte beitragen – für den Besitzer sowieso und auch für die Mitarbeiter:innen.

In meinem Fall war ich 2012 Selbstständig, als ich mich entschlossen hatte, einen Hund aufzunehmen. Durch private Umstände habe ich mein Geschäft nicht mehr und musste dann schauen, wie ich meine heutige Arbeit mit dem Hund verbinden kann/muss.
Da ich seit 2016 Fernverkehr fahre, muss meine Hündin mit mir fahren. Mira ist seit August 2012 immer in meiner Nähe und selbst im Lkw hat sie damit keine Probleme. Selbst wenn sie mal ungeplant raus muss, ist dies kein Problem.

Mira möchte in „ihr“ Auto

Seit dem 5. Januar 2022 habe ich noch eine Fundkatze im Auto dabei. Auch hier ist es wie bei Mira. Mimi fühlt sich im Auto wohl und verhält sich brav. Sie springt nicht im Auto herum, um zum Beispiel aufs Lenkrad zu steigen oder mir ins Sichtfeld zu springen.

Mimi am 10. Januar 22

Durch beide Tiere habe ich schon viele positive Gespräche gehabt und sehe ja auch die Reaktionen bei Kunden, wenn deren Mitarbeiter:innen meine Tiere streicheln, mit ihnen reden oder gar Leckereien geben.

Mira und Mimi an einer Ladestelle in Calden

Natürlich kommt oft das Argument: Ein Tier Tier im Lkw oder Büro macht Schmutz. Ich denke, jeder hat schon Arbeitsplätze gesehen, welche nicht gerade die Vorstellung von einer allgemeinen und verständlichen Sauberkeit zeigen.

Mimi und Mira im Firmenauto

Nun ein Artikel von Amelie Graen, aus dem STERN vom 27.06.2019

Sieben erwiesene Gründe, warum in jedem Büro ein Hund sein sollte

Fast jedes zweite Unternehmen verbietet Tiere im Büro. Warum für Hunde eine Ausnahme gemacht werden sollte, zeigen sieben wissenschaftlich belegte Fakten. 

Es soll sie ja geben: Menschen, die keine Hunde im Büro mögen. Einige haben Angst, andere ekeln sich vor den Tieren oder befürchten, dass die Konzentration der Kollegen leiden könnte. Fast jedes zweite Unternehmen verbietet daher Tiere am Arbeitsplatz. Dass nicht jeder Mitarbeiter mit seinem Haustier im Büro erscheinen kann, ist klar. Papageien, die den Vorgesetzten nachplappern, Hasen, die ständig davon hoppeln oder Ratten, die Kabel anknabbern, sind fürs Büro wahrscheinlich eher weniger geeignet. Eine Ausnahme aber bilden Hunde. Warum die Tiere für alle Beteiligten – sofern sie nicht gerade unter einer besonders schweren und seltenen Hunde-Allergie leiden – nur Vorteile hätten, zeigen diese sieben wissenschaftlich belegten Fakten:

Mira am Rhein in Dormagen

1. Hunde verbessern das Arbeitsklima 

Jeder, der schon mal einen Hund im Büro erlebt hat, dürfte es kennen: Sogar Kollegen, die sonst eher grimmig oder zurückhaltend wirken, sind auf einmal wie verwandelt. Dass Hunde tatsächlich das Arbeitsklima verbessern, hat der Bundesverband Bürohund nun auch mit einer Studie belegt.

Der Verband befragte 1300 Erwerbstätige in Deutschland. Mehr als 90 Prozent der Studien-Teilnehmer, die in einem Büro mit Hund arbeiteten, sagten, sie würden durch das Tier eine Verbesserung des Arbeitsklimas wahrnehmen. 

2. Hunde senken Stress 

Dass Hunde allgemein Stress vermindern und den Blutdruck ihrer Besitzer senken können, haben bereits zahlreiche Studien bewiesen. So hat zum Beispiel Randolph Barker von der Virginia Commonwealth University herausgefunden, dass sich Mitarbeiter mit Hund deutlich weniger gestresst fühlen als ihre Kollegen.

„Beim Streicheln eines Hundes werden Hormone freigesetzt, die Stress vermindern. Auch die kurze Unterbrechung der Arbeit tut unserem Gehirn gut. Insgesamt sind Mitarbeiter in Firmen mit Bürohunden deutlich weniger Burnout-gefährdet“, sagte auch Markus Beyer, Gründer und Vorsitzender des Bundesverband Bürohund, dem stern.

Die wissenschaftliche Erklärung: Bei regelmäßigem Streicheln eines Hundes wird das Bindungshormon Oxytocin ausgelöst und das Stresshormon Cortisol abgebaut. 

Leo und Mira

3. Hunde stärken die Psyche 

Hunde vermindern aber nicht nur Stressreaktionen des Körpers, sie können allgemein die Psyche stärken. Das haben Forscher der University of British Columbia 2018 mit einer Studie gezeigt, über die „Science Daily“ berichtete. Die Wissenschaftler befragten 246 Studenten, die an einer Therapiestunde mit Hunden teilnahmen. Direkt nach der Therapiesitzung berichteten die Studenten, dass sie sich weniger gestresst und glücklicher fühlten.

„Die Ergebnisse waren bemerkenswert“, sagte Stanley Coren, einer der Studienautoren. „Sogar zehn Stunden später berichteten die Studenten noch, dass sie etwas weniger negative Gefühle hatten als sonst. Sie fühlten sich besser unterstützt und weniger gestresst als Studenten, die nicht an der Therapiestunde teilgenommen haben.“ 

Milou und Enno

4. Hunde spenden Trost 

In einer Statista-Studie im Auftrag von XING und dem kununu-Ranking der tierliebsten Arbeitgeber in Deutschland sagten 37 Prozent der Befragten: Das Streicheln von Hunden im Büro sei in stressigen Zeiten trostspendend. Der Kontakt zu den Tieren könnte laut der Studie der University of British Columbia vor allem Menschen mit Depressionen und Angstgefühlen helfen. 

5. Hunde wirken sich positiv auf die Gemeinschaft aus 

Für vier von zehn Befragten stärken Hunde außerdem die soziale Gemeinschaft unter den Kollegen. Das ist auch einigen Unternehmen nicht neu. So sollen im Amazon-Hauptquartier in Seattle beispielsweise mehr als 6.000 Bürohunde sein, wie der Konzern auf seinem Blog schreibt. Demnach schätze man den Spaß und die Dynamik, die die Tiere in den Arbeitsalltag brächten, ebenso würden sie die Mitarbeiter untereinander mehr verbinden. 

6. Hunde motivieren die Mitarbeiter 

Hunde lenken nur ab und verschwenden dadurch wertvolle Arbeitszeit? Im Gegenteil: Die Befragten der Studie der University of British Columbia gaben an, ihr Energielevel sei nach der Therapie-Stunde mit den Hunden angestiegen. Auch der Bundesverband Bürohund bestätigt diese Erkenntnisse. 

Grillfest in der Firma

7. Hunde steigern das Ansehen des Arbeitgebers 

Auch wenn Unternehmen ein noch größeres Ansehen gewinnen wollen, könnte es eine gute Idee sein, Hunde im Büro zu erlauben. Laut der Statista-Studie von Xing steigt für ein Drittel der deutschen Berufstätigen die Attraktivität des Arbeitgebers, wenn dieser Haustiere am Arbeitsplatz erlaubt.

Und, nicht zu vergessen:

Hunde sind niedlich.

Zugegeben, dieser Fakt ist möglicherweise noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen, aber…

Autorin Amelie Graen

Quellen: „Bundesverband Bürohund“-Studie, „Virginia Common Wealth University“-Studie, „Science Daily“, „Amazon Blog“, Statista-Studie Xing

Fotos: privat

Die Irreler Teufelsschlucht

Die Irreler Teufelsschlucht (auch Irreler Wasserfälle genannt), oder Mullerthal auf der luxemburgische Seite.

Das Mullerthal liegt an der Sauer und somit an der westlichen Grenze von Rheinland-Pfalz zu Luxemburg.

In der geologischen Zeitrechnung unserer Erde, ist in der Trias und des Jura, also vor 250 bis 200 Millionen Jahren diese prähistorische beeindruckende Landschaft zwischen der Prüm und Sauer entstanden.

In der Zeit des Jura war unserer Planet mit Wasser überzogen. Durch das ablaufen von Abermillionen Kubikmeter Wasser formten sich Landschaften, wie wir sie heute kennen.

Zwischen Eifel und der Moselebene hat sich die Prüm und Sauer in dem morphologisch hartem Luxemburger Sandstein mit unglaublicher Kraft ein beachtliches Tal in das Gestein geschnitten. Zurück blieb das härte Dolomitgestein. Wodurch die Oberhänge dieses Tals einen stark zerklüfteten Sandstein zeigen. Die Unterhänge werden von den Tonen, Mergeln und Gipsen des Keupers gebildet.
Anm.: Bei Rahlingen an der Sauer wird Gips im Untertagebau abgebaut.

Während der letzten Kaltzeit wurde der Hang instabil, und es kam zu einem Felssturz. Die Rutsch- und Sturzmassen aus großen Brocken des Luxemburger Sandsteins und leicht verformbaren Keuper-Mergeln und -Tonen stauten die Prüm und Sauer auf. Nachdem das Meer im mittleren Jura verschwand, wurde Tone und Sandstein abtransportiert, wodurch sich dieses beeindruckende Tal gebildet hat.

Naike Juchem, 27. August 2022

Die Möhnetalsperre

Die Möhnetalsperre

Die Möhnetalsperre war seinerzeit eine der größten Staumauern in Europa.

Autorin: Naike Juchem

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde mit dem Bau einer Wasserversorgung für das Ruhrgebiet begonnen. 1908 wurde der Grundstein für eines der größten Stauanlagen in Europa begonnen – der Möhnetalsperre.
Die Staumauer wurde nach Plänen und Vorgaben des Architekten Franz Brantzky gebaut und hat eine Länge von 650 Meter. Die Staumauer ist bis zu 40 Meter hoch kann 134,5 Millionen Kubikmeter Wasser aufstauen.
Noch heute zählt die Möhnetalsperre zu den wichtigsten Wasserversorgungspunkte des westlichen Ruhrgebiets.

Die Nacht des 17. Mai 1943

Die britische Royal Air-Force hat durch einen Luftangriff mit 19 Lancaster-Bomber, am 16. – 17. Mai 1943 verschiedene Talsperren in Deutschland angegriffen, wovon 8 Bomber und 56 Soldaten bei diesem Einsatz nicht mehr aus dem Feindesland zurück kamen.

Blick auf den Möhnesee

Die im Norden Englands getesteten speziellen Rollbomben sollten im Nazi-Deutschland verheerende Schäden anrichten. So startete um 21.39 Uhr auf dem Luftwaffenstützpunkt Scampton die erste Angriffswelle mit 9 Lancaster-Bomber.
Um 0.15 Uhr erreichte der erste Bomber der Royal Air-Force den Möhnesee. Um 0.28 explodierte die erste Rollbombe der Briten 50 Meter südlich von der Staumauer. Fünf Minuten später wurde von der Lancaster AJ-M eine weitere Rollbombe abgeworfen. Diese sprang über die Staumauer und explodierte im darunter liegenden Kraftwerk. Nach mehreren erfolglosen Abwürfe und mächtigen Gegenfeuer der Nazis, schlug um 0.49 Uhr die erste Rollbombe in die Staumauer ein. Die Explosion zerstörte die Staumauer auf einer Länge von 77 Meter und 23 Meter Höhe. Die Explosion wurde von einem Seismograph der Erdbebenwarte in dem über 130 Kilometer entfernten Geophysikalischen Institut in Göttingen aufgezeichnet.

Nach der Zerstörung der Staumauer ergossen sich in fünf Stunden circa 110 Millionen Kubikmeter Wasser ins Tal der Möhne. Eine bis zu 7 Meter hohe Flutwelle verwüstete das Tal bis weit ins Ruhrgebiet. Güterzüge, Brücken, Häuser und Fabriken riss diese Flut in dieser Nacht mit sich. Mehr als 1200 Menschen starben in dieser Nacht.

Trotz des herrschenden Krieges in Deutschland wurde in nur fünf Monaten die zerstörte Staumauer aufgebaut. Für den Aufbau waren hauptsächlich Zwangsarbeiter aus Italien beschäftigt.

Naike Juchem, Günne, 23. August 2022

Die desolate Lage in Mali

Photo: Pinterest

Was sich Außenpolitisch von China und Russland langsam und leise in West- und Zentralafrika entwickelt, könnte bald fatale Folgen haben.

Mali liegt im Übergangsbereich zwischen Nord- und Westafrika und hat eine lange und bewegte Geschichte. 

Bereits im Mittelalter bestanden auf dem Gebiet des heutigen Staates Mali verschiedene Großreiche. Eines von ihnen diente nach der Unabhängigkeit als Namensgeber für die heutige Republik Mali.
Mali ist ein Vielvölkerstaat und dadurch kulturellen und sprachlichen sehr geprägt.

Das Land stand 20 Jahre lang für eine afrikanische Erfolgsgeschichte.
Nach dem Ende der Militärdiktatur im Jahr 1991 wurde ein friedlicher Demokratisierungsprozess eingeleitet. Mali gab sich eine neue Verfassung und hielt freie Wahlen ab.

Anfang 2012 kam es zu einer schweren politischen Krise, bei der der Präsident gestürzt wurde. Dadurch brachten Tuareg-Rebellen und islamistische Extremisten, die unter der Führung von al-Qaida standen und somit weite Teile der nördlichen Regionen des Landes unter ihre Kontrolle brachten. Zusätzlich verschärft wurde die Situation durch eine Ernährungskrise aufgrund schlechter Ernten in der gesamten Sahelzone. Insgesamt mussten mehr als 500.000 Menschen aus ihren Heimatorten fliehen und in anderen Regionen Malis oder außerhalb des Landes Zuflucht suchen.

Im Jahr 2013 konnte die akute politische Krise in Mali überwunden werden. Von besonderer Bedeutung waren dabei die Bildung einer Übergangsregierung, demokratische Präsidentschafts- und Parlamentswahlen sowie die Unterstützung des Landes durch seine Nachbarstaaten, die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS), die Afrikanische Union, die Vereinten Nationen und Frankreich.

Schon im Juni 2019 – vor dem Umsturz gegen den gewählten Präsidenten – war ein Militärhilfeabkommen zwischen Russland und Mali unterzeichnet worden. Diese Unterzeichnung stellt den MINUSMA (UN-Einstz) vor neue Herausforderungen zum Schutz und zur Stabilisierung der Bevölkerung und Regierung.

Im August 2020 kam es wieder zu einem Militärputsch, die Regierung von Staatspräsident Keita wurde abgesetzt.
Im Oktober 2020 wurde eine Übergangsregierung ernannt, die auf 18 Monate angelegt ist. Derzeit ist noch nicht absehbar, in welche Richtung sich die politische Situation in Mali weiterentwickelt.

Durch diese innenpolitische Zerrissenheit und der kaum vorhandene Schutz durch Polizei, haben die Terrorgruppen freies Spiel. Hinzukommt, dass seit geraumer Zeit Russische Söldner in Mali agieren. Die Auftraggeber jeder Söldner ist nicht so einfach zu durchschauen, denn es sind mal die Machthaber von Militär und mal al-Qaida, IS oder Tuareg-Rebellen.

Die Sicherheitslage in den drei nördlichen Regionen: Timbuktu, Kidal und Gao ist sehr kritisch. Immer wieder sieht sich die malische Regierung gezwungen, nach Terroranschläge den Ausnahmezustand auszurufen bzw. zu verlängern.

Das Volk leidet – wie immer

Etwa die Hälfte der malischen Bevölkerung lebt in extremer Armut. Von 1.000 Neugeborenen sterben im Durchschnitt 106 vor ihrem fünften Geburtstag.

Ein großer Teil der Bevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und etwa 80 Prozent der Bevölkerung verfügt über keine angemessene Medizinische- und Sanitäre Versorgung. Nach Zahlen der UN betätige die Lebenserwartung der Landbevölkerung bei unter 58 Jahren.
Das Bevölkerungswachstum in Mali liegt bei jährlich um die drei Prozent. Nach Angaben von UNHCR sind 48 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner Malis jünger als 15 Jahre.

Das Bildungswesen in Mali liegt fast auf der Nulllinie und ist in einem sehr schlechten Zustand. Nur etwas mehr als die Hälfte der schulpflichtigen Kinder besucht eine Grundschule – lediglich etwa 50 Prozent schließen die Grundschule ab. Zwei Drittel der knapp 20 Millionen Malierinnen und Malier sind Analphabeten.

Etwa 60 Prozent der Bevölkerung leben auf dem Land und betreiben Ackerbau und Viehwirtschaft. Die Verstädterung durch Bevölkerungswachstum und Landflucht nimmt aber rasant zu. Der Staat steht vor der schwierigen Aufgabe, Beschäftigungsperspektiven für die stark wachsende junge Bevölkerung zu schaffen und den Zugang zu Basisdienstleistungen für alle Einwohner zu gewährleisten.

Russland verfolgt keine Humanitäre Ziele in Afrika

Russland ist längst nicht das einzige Land, das Afrika als lukrativen Zukunftsmarkt erkannt hat. Während es vielen anderen Ländern wie etwa China vor allem um Afrika als Rohstofflieferant und Absatzmarkt für zivile Produkte geht, hat Russland bei letzterem wenig zu bieten. Anders in puncto Sicherheit: Die berühmt-berüchtigten AK-47-Gewehre kommen aus Russland. Ebenso Kampfhubschrauber, Panzer und andere Fahrzeuge.

Erstes größeres Ziel der neuen Afrika-Politik Moskaus war 2018 die Zentralafrikanische Republik (ZAR). Russland sorgte dafür, dass das UN-Sanktionskomitee eine Ausnahme machte und Waffen für die Regierungsarmee in das vom Krieg und Terror gebeutelte Land ließ. Die privaten Wagner-Kämpfer kamen gleich mit, ein paar hundert sollen es gewesen sein. Noch heute sind die Russen im Land. Ohne ihre Hilfe wäre die zum Jahreswechsel neu gewählte alte Regierung womöglich nicht mehr im Amt.

Frankreich reagiert immer gereizter auf die Außenpolitik von Russland. Paris warf Moskau in den vergangenen Wochen mehrfach vor, den Ruf Frankreichs in Afrika zu schädigen, um den eigenen Einfluss auszudehnen. Moskau wies dies einsilbig zurück und macht weiter wie bisher.
Im umkämpften Norden Mosambiks waren auf Regierungsseite zeitweise Wagner-Söldner gesichtet worden, in Libyen sollen zwischen 2019 und 2020 etwa 1000 dieser Söldner aktiv gewesen sein.

Da Russland seit Jahren auch Soldaten des Militärs aus Mali in Russland ausgebildet hat, wird der Spagat zwischen Freund und Feind immer größer – und gefährlicher für die ganze Region.

Laut dem Friedensforschungsinstitut SIPRI in Stockholm, ist Russland mittlerweile für fast die Hälfte aller Waffeneinfuhren auf den Afrikanische Kontinent verantwortlich – vor Frankreich, den USA und China. Es ist ein Milliarden Dollar Geschäft für Russland. Da die Staaten in Afrika seit Jahrzehnten mit dem Rücken an der Wand stehen und somit Staatsvertäge in Form von Devisen an Länder wie Frankreich und Deutschland kaum zurück bezahlen könnne, ist Russland mit der Rückzahlung von Rohstoffe sehr entgegenkommen. Sprich Gold und andere Edelmetall. In Mali könnte es sogar um Uran gehen, mit dem auch französische Atomkraftwerke betrieben werden. Zugute kommen könnte das neben der russischen Staatskasse auch dem mutmaßlichen Wagner-Unternehmer Yevgeny Prigozhin.

Quelle
– Action contre la faim, Paris
– Bun­des­mi­nis­te­ri­um für wirt­schaft­li­che Zu­sam­men­ar­beit und Ent­wick­lung (BMZ)
– Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
– Economic Community of West African States, ECOWAS;
– United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA)
– UNICEF

Naike Juchem, 30. September 2021

Die versteckten Kosten des Privatfernsehens

Foto: Pinterest

Was haben Sie eigentlich letztes Jahr für das Privatfernsehen bezahlt?

Ein Artikel von Ralph Altmann

Das sehen Sie gar nicht? Macht nichts, Sie zahlen dennoch.
Sie haben gar keinen Fernseher und zahlen auch keine GEZ-Gebühr? Macht nichts, für das Privatfernsehen blechen Sie trotzdem, und nicht zu knapp.

8,3 Milliarden Euro erlösten die privaten Fernsehsender im Jahr 2006 mit Werbesendungen. Das Geld stammt letztlich aus den Geldbörsen derjenigen, welche die beworbenen Produkte kaufen. Vor allem bei neuen, „trendigen“ Produkten übersteigt der im Verkaufspreis enthaltene Anteil für Werbung die Herstellungskosten oft um ein Vielfaches. Gutgläubige Rentner lassen sich ja manchmal auf Kaffeefahrten überteuerte Produkte aufschwatzen – ihren coolen Enkeln zuhause vor der Glotze geschieht genau das Gleiche, nur öfter.

Die im Produktpreis steckenden Werbungskosten sind noch deutlich höher als das, was bei Sat.1 & Co ankommt: Die Werbespots selbst kosten Geld – oft mehr als die Sendungen, in die sie eingeblendet werden. Die vermittelnden Werbeagenturen wollen auch gut leben und lassen sich von beiden Seiten gern mal etwas zustecken, wie der ehemalige Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski („Die TV-Falle“) ausgeplaudert hat. Doch bleiben wir der Einfachheit halber bei den 8,3 Milliarden Euro Werbungskosten und der Zielgruppe, die von der Werbung angesprochen werden soll: den 14- bis 49-jährigen. In dieser Altersgruppe gibt es etwa 40 Millionen Bundesbürger, die in 14 Millionen Haushalten leben. Auf jeden Haushalt entfallen also im Durchschnitt 593 Euro für Fernsehwerbung pro Jahr – fast das Dreifache der GEZ-Gebühr (204 Euro). Von dieser kann man sich unter bestimmten Voraussetzungen befreien lassen, von der „Privatsendergebühr“ gibt es keine Befreiung, ausgenommen Konsumverzicht. Ist die Privatsendergebühr wenigstens sozial gerechter als die GEZ-Flatrate? Im Luxusauto stecken natürlich weit mehr Werbe-Euros als in der Cornflakepackung, doch wird es auch seltener gekauft. Die teilweise ganz offensichtliche Ausrichtung der privaten Programme auf Arbeitslose und sozial Schwache legt zumindest den Verdacht nahe, dass diese Schichten auch den Löwenanteil an diesen Werbeeinnahmen tragen.

Wo wir nun wissen, dass der deutsche Fernsehmichel ganz ohne Protest an die Privatsender dreimal so viel zahlt wie an die gehasste GEZ, stellt sich die Frage nach dem Produkt, das er dafür erhält. Sollte es nicht auch dreimal oder wenigstens doppelt so gut sein? Immerhin kommen bei den Privaten die genannten 8,3 Milliarden an, bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern nur etwa 4,9 Milliarden (4,5 Milliarden aus Gebühren, der Rest aus Werbung). Was machen die Privaten, die im Vergleich mit jenen gerne ihre Effektivität herausstreichen, mit dem vielen Geld? Misswirtschaft dürfte es dawohl nicht geben. Die Antwort darauf gibt wiederum die jüngere Geschichte von ProSiebenSat.1. Die Sendergruppe wurde 2003 von einer Private- Equity-Gruppe („Heuschrecken“ im Volksmund) um den Milliardär Haim Saban gekauft und Ende 2006 für mehr als den dreifachen Kaufpreis (3,1 Milliarden Euro) an zwei noch mächtigere „Heuschrecken“ (Kohlberg Kravis Robert & Co. – KKR – und Permira) veräußert. Das entspricht einem Gewinn von 700 Millionen Euro pro Jahr, wobei der eigentliche Konzerngewinn (386 Millionen im Jahr 2006) noch nicht einmal berücksichtigt ist. Solche Kaufsummen zahlen erst einmal die Investoren, die sich einen Großteil davon wiederum bei Banken leihen. Doch alle diese wollen in den kommenden Jahren nicht nur das ausgegebene Geld zurück haben, sondern auch Gewinn machen. Selbst, wenn es diesmal nicht ganz so viel wird, wie es Saban vergönnt war, wird doch klar, wo die unfreiwillig bezahlten Werbegelder landen. Privatfernsehen ist eine gigantische Geldumverteilungsmaschine: von der Geldbörse des kleinen Mannes in die Taschen einiger weniger Großverdiener. „Fernsehen“ dient dabei nur als Vorwand.

Die Schlussfolgerung kann da nur lauten: Abschalten!

Der Link zur Seite von Herr Altmann
http://www.ralphaltmann.de/bibliothek/text.php?txt=essay/privatfernsehen

Anmerkung
Durch Menschen, welche nichts besseres zu tun haben, als mir versuchen täglich Knüppel in die Beine werfen zu müssen, hatte ich heute mit Herr Altmann ein sehr angenehmes Gespräch. Wie sich rausstelle, wusste er nicht, dass sein Artikel bereits 2014 auf Facebook zu sehen war. Dort habe ich jenen Text auch 2014 gefunden und für gut befunden.
Irgendwie ist es doch schön, wenn man Feinde hat. Ein herzliches Dankeschön geht an jene Pappnasen, die sich jetzt angesprochen fühlen.

Mimi die Fundkatze

Am 5. Januar habe ich in Ingelheim am Rhein eine circa 6 Monate alte Katze gefunden. Da ich einen Hund im Lkw dabei habe, gab ich der kleinen Katze etwas zu essen. Danach wollte sie nicht mehr aus dem Lkw raus. Also habe ich sie mitgenommen.
Ich rief einen Tag später ins Tierheim in Ingelheim an und fragte, ob eine junge Katze vermisst gemeldet sei. Dem war nicht so. Auch habe ich bei Tasso angefragt. Auch dort wurde keine Katze in oder aus dieser  Umgebung vermisst.
Am 9. Januar war ich bei meiner Freundin und Tierärztin, um die Katze untersuchen zu lassen und auch um ihr Alter zu bestimmen.

Zwei Wochen später merkte ich, dass die Katze Epileptische Anfälle hat. Die kleine Katze wurde definitiv ausgesetzt.
Seit Februar bekommt sie Medikamente gegen die Epilepsie. Die Medikamente wirken und Mimi hat sich in den letzten Monaten sehr zu ihrem Vorteil entwickelt.

Nun möchte ich mit der Blogseite: https://littlemimithecat.wordpress.com/                                                         die Entwicklung und Abenteuer von Mimi zeigen.

Auch auf der Internetplattform Facebook ist Mimi vertreten.

https://www.facebook.com/groups/445088910661120/?ref=share_group_link

Diversity Day

Und schon wieder ein Tag an dem man irgend etwas gedenken soll.
Was wird diese wohl sein?

Den internationalen Frauentag oder Internationaler Aidstag ist mittlerweile fast jedem bewusst.
Der 17. Mai steht für – International Day Against Homophobia und ist seit 2005 auch so gelistet.
Kaum zu glauben, dass kaum jemand diesen Tag kennt, aber all zu oft seine „Meinung“ zu Homosexuelle, Trans- oder Intergeschlechtliche Menschen raushaut.

Braucht man einen solchen Tag ?

Braucht man überhaupt einen solchen Tag, an dem bewusst an „Anderen“ gedacht wird?
Eine einfache Antwort: Ja!
Leider braucht es diesen Tag, denn auch im 21. Jahrhundert hat sich der ein oder andere Zeitgenossen ab dem Homo rudolfensis (vor 2,5 bis 1,9 Mio Jahren) nicht besonders weiter entwickelt.
Immer noch gibt es Angriffe auf LGBT- Menschen – die hin bis zu einem gezielten Mord gehen.
Noch immer werden LGBT-Menchen diskriminiert.
Wir alle sind nur eine beschränkte Zeit auf diesem Planeten und wir alle sind Bewohner von eben diesem. Also, sollte man den „Anderen“ Menschen so respektieren wie dieser ist.

Viele Prominente Schauspieler, Musiker oder Sportler trauen sich oft nicht zu ihrer sexuellen Orientierung oder Identität zu stehen. Es ändert nichts an dem Charakter der Person, wenn er / sie sich outet.
All zu oft bricht ein Shitstome über jene Personen herein die sehr Menschenverachtend sind.

Warum wird sich plötzlich über etwas aufgeregt, was einen gar nicht selbst betrifft? Warum muss Hass verbreitet werden über Personen die man gar nicht kennt?
Weil man Anders ist? Wer setzt den Maßstab für das „Anders“?

Die BILD titelelte nach dem BGH Urteil  über den Eintrag „divers“, „NUN SIND WIR ALLE DIVERS“ – was für ein Schwachsinn! Der allgemeinen BILD Leserschaft ist aber eines völlig entgangen – es betriftt diese Leseschaft in 99,9% der Fälle noch nicht einmal!

Personen mit einer lediglich empfundenen Intersexualität können aber entsprechend nach § 8 Abs. 1 TSG erreichen, dass ihre auf „weiblich“ oder „männlich“ lautende
Geschlechtsangabe im Geburtenregister gestrichen oder durch „divers“ ersetzt wird.
So steht es in dem Beschluss vom 22. April 2020.

Also wen betrifft dies wohl?
Es wird Zeit, dass auch der letzte unterbelichtete begreift, dass eine sexuelle Orientierung oder Transidentität nicht ansteckend ist und kein Mensch seine Biologie selbst bestimmen kann. Auch nicht jene, die welches Fachblatt für Medizin, Fussball, Wetterbericht, Hass und Hetze – BILD lesen.

Es gibt Schwule, Lesben, Bi-, Inter- und Transsexuelle, die sich in Vereinen oder politischen Gremien engagieren – und dies mitunter auch sehr erfolgreich.
Der Mensch zählt in seinem Charakter und Können und nicht wen er / sie liebt.

Zeichen setzen

In vielen Städten dieser Welt werden Zeichen für die Vielfalt gesetzt. Ob nun als Fahnen, Banner oder Fußgängerüberwege.
Jeder Mensch ist individuell – und dies ist auch gut so.
Wenn man die Akzeptanz des „Anderen“ begreift und sich mit diesen Menschen unterhält – wird man feststellen, wie gleich man doch im Denken, Hobby, Sport oder wo auch immer ist.

Was ist Trans*

Eine kleine Einordnung was Transgender oder Transsexualität ist.

Trans* , Transident, Transsexuelle, Intergeschlechtlich was tun?
Diese oder andere Begriffe sind den meisten schon einmal begegnet. Die genaue Bedeutung, und was diese geschlechtliche Identität mit sich bringt oder was diese bedeutet wissen Trans* Personen selbst am Besten. Den nur der Mensch selbst hat die Hoheit über die Definition seiner/ihrer geschlechtlichen Identität.

Alleine bei der Schreibweise kann man schon den Überblick verlieren. Mit *, mit _, mit -. Ich schreibe in diesem Artikel Transidentität, denn es wird anderen Trans* Menschen sowieso falsch sein.

In unserer Gesellschaft gibt es leider immer noch eine klare und sehr fundamentale Vorstellung von Mann und Frau. Ganz nach dem Motto „Bist du als Mädchen geboren, bist du dein Leben lang eine Frau!“
Jedoch stimmt die eigene Geschlechtsidentität, wie man sich fühlt, nicht immer mit dem biologischen Geschlecht überein. Es gibt innerhalb von Männlichkeit und Weiblichkeit sehr viel dazwischen.
Manche Menschen bezeichnen sich als „nicht-binär“, da sie sich weder in Mann noch Frau wiederfinden. Andere definieren sich als „agender“, da sie generell die Kategorisierung von Männlichkeit und Weiblichkeit als Geschlecht in Frage stellen. Wiederum gibt es andere, die sich als „gender-fluid“ bezeichnen, das bedeutet das die Geschlechtsidentität nicht festgelegt ist und sich aufgrund von Situation oder Empfinden verschieben kann. Um diese kleine Einordnung nicht in eine Enzyklopädie von hunderten an Seiten ausufern zu lassen, belasse ich es dabei. Die Welt von Menschen mit einer Transidentität ist schon schwierig genug und wird in Zeiten von “Genderwahn“ noch verstärkt.

Depressionen oder Leben

Sehr viele Menschen mit einer Transidentität trauen sich nicht an die Öffentlichkeit und leben ihre Gefühle im geheimen aus. Angst vor den Nachbarn, Angst vor der Gesellschaft, Angst vor dem Verlust der Arbeit oder der Existenz lässt diese Menschen in eine Welt abtauchen, in der sie sich selbst sein können. Dadurch kommt die Sozialevereinsammung und sehr schnell geht es in Depressionen bis hin zum Suizid.
Es gibt zum Glück in Deutschland viele Selbsthilfegruppen und Therapeuten für jene Menschen mit einer Transidentität. Nur braucht es auch den Mut diesen ersten Schritt zu gehen. Wer von selbst die Kraft für den ersten Schritt hat, steht am Anfang oft vor vielen verwunderten Blicken oder auch Fragen des Umfeld. Durch erklären, dass man bis zu diesem Zeitpunkt nur eine Rolle gespielt hat und um eben nicht in jene Depressionen hinein zu fallen, nun jener Schritt notwendig ist oder war. Nach dem Outig tritt ein völlig neues Lebensgefühl ein und ab dann fängt die eigentliche “Arbeit“ erst an.
Die Suche nach Therapeuten und Ärzten beginnt. Dies sind rechtliche Grundlagen um überhaupt mit einer Hormontherapie beginnen zu können. Menschen mit einer Transidentität müssen sich vor Krankenkassen, Therapeuten und Gutachter offenbaren um den nächsten Schritt gehen zu können. Personenstandsänderung oder auch geschlechtsangleichende Operationen dauern oft Jahre. Viele Kosten für all dies kommen dann auch noch hinzu und müssen selbst bezahlt werden.

Diskriminierung  durch Gesetze

Das deutsche Transsexuellengesetz (TSG) wurde im Jahre 1980 mit Wirkung ab 1. Januar 1981 unter dem Titel: Gesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen, verabschiedet und in den letzten Jahren auch immer wieder überarbeitet und angeglichen. Trotzdem sind in dem TSG sehr viele Defizite erkennbar.
Im August 2006 trat das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Kraft, in dem es zum Ziel ist, Diskriminierungen aus ethnischen Gründen, Gründen der Religion oder Weltanschauung, aufgrund einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern und zu beseitigen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes arbeitet nach dem „horizontalen Ansatz“, das heißt, jeder Diskriminierungsgrund ist gleich wichtig. Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetz steht: Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Soweit die Theorie. Die Praxis ist eine andere. Transgender sind der Willkür von Endokrinologen, Gutachter, Behörden und Krankenkassen ausgeliefert, obwohl es dafür die Gesetzliche Grundlagen gibt, diese aber in fast allen Fällen außer acht gelassen werden.

Viel besser sieht es in Dänemark, Malta, Irland und Norwegen aus, dort ist keine psychologische Begutachtung notwendig, wenn es um die rechtliche Anerkennung der geschlechtlichen Identität in Form von Personenstands- und Namensänderungen geht.

Heute ist jeder Transgender

„Das Aufkommen von immer mehr Transgender ist eine Neuzeitliche Mode.“ Dieser Satz ist schon völlig falsch. In der Antike wird schon über Transgender berichtet. In der Bibel steht bei Paulus an die Korinther in 5,17 oder Galater 3,28 wie auch Epheser 4,23-24 schon etwas über Transgender.
Die Kirche war mit einer der Hauptgründe, warum Menschen mit einer Transidentität verpönt, geächtet und verfolgt wurden. Die Gesellschaft hat dies aufgegriffen und weiter geführt. Menschen mit einer Transidentität werden im 21. Jahrhundert immer noch verfolgt, beleidigt, bedroht und sogar ermordet. Schätzungen zufolge wurden in den letzten 11 Jahren weltweit über 3500 Menschen mit einer Transidentität ermordet. Menschen die nicht Gewalttätig, Krank oder Verrückt sind. Die Wissenschaft geht von 1% der Weltbevölkerung aus, die eine Transidentität haben und das Verhältnis von Frau zu Mann, wie auch umgekehrt ist 1:1.

Transgender sind krank

„Transgender sind krank.“ Nein!
Nach dieser Schlussfolgerung wären Linkshänder, Kurz- oder Weitsichtige, oder gar Gehörlose krank.
Kein Mensch kann seine eigene Biologie beeinflussen. Das es zu ungleichmäßigen Geschlechtschromosomen kommt, ist eine Laune der Natur. Es gibt auch Große, Kleine, Dicke, Dünne Menschen und eben auch welche die Transidentitär sind. Es ist kein Verbrechen, keine Phase und erst recht keine Modeerscheinung.

„Trans* sein ist eine sexuelle Orientierung.“ Auch dies ist einer der Vorurteile der Gesellschaft. Es geht um Identität und nicht darum was man liebt.

„Transgener leben am Rand der Gesellschaft.“ Diese Aussage stimmt auch nicht. Menschen mit einer Transidentität leben IN der Gesellschaft, nur fallen diese Menschen nicht auf, oder wollen auch gar nicht auffallen. Transgender spielen keine Rolle wie zum Beispiel Olivia Jones – sie ist eine Travestiekünstlerin.
Transidentitäre Menschen sind in der Politik, bei der Bundeswehr, Lehrer, Selbständige Handwerker, Ingenieure, Models, bei Film und Radio. Also, ganz normale Menschen die ihren Alltag gestalten.
Vielleicht war der nette Mann am Bankschalter vorher eine Frau, oder die freundliche Bedienung im Restaurant ein Mann? Wer weiß es? Es zählt der Mensch einem gegenüber und nicht das Geschlecht.

Viel Fragen und kaum eine richtige Antwort

Viele Menschen mit einer Transidentität haben bereits aus ihrer Kindheit oder Jugend Erinnerungen daran, dass sie sich nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren können. Dies kann zum Beispiel ein Mädchen sein, das nie mit „typischen“ Mädchendingen spielte oder Mädchenkleidung tragen wollte. Andere Menschen wiederum fühlen sich als etwas „Andersartiges“ oder „Falsches“, da das persönliche Empfinden von Geschlecht nicht mit dem körperlichen Empfinden übereinstimmt.
Ist das persönliche Umfeld nicht auf dieses Thema vorbereitet oder sanktioniert das Ausbrechen aus der vorgesehenen Geschlechterrolle, sprechen transidentitäre
Personen oft jahrelang nicht darüber oder schämen sich dafür. Der Mensch kann solche Gedanken und Gefühle bis zu einem gewissen Grad verdrängen. Erst wenn der Innere Druck so stark wird und es kaum noch ein zurück gibt und die Selbsterkenntnis eine Trans*Person zu sein, erfolgt dies meist über Schlüsselerlebnisse wie zum Beispiel der Kontakt mit geouteten Transgender, einem Film oder Dokumentation aus dem Fernsehen oder der Lektüre eines Buches zum Thema.
Der erste Schritt ist das innere outing, was bedeutet für sich persönlich festzustellen: „Ich bin trans*“ oder „Ich bin eine Frau, ein Mann oder definiere mich dazwischen“. Darauf folgt das äußere Outing, welches die öffentliche Mitteilung der Selbstdefinition im sozialen Umfeld, Schule oder Arbeitsplatz bedeutet sowie Veränderungen im Aussehen und/oder der Kleidung. Hierbei ist es hilfreich mit anderen Transgender ein solches Outing vorzubereiten oder Fachpersonal aus Beratungsstellen als Unterstützung einzubeziehen.

Das soziale Outen ist schließlich das „Ankommen“ und der komplette Wechsel in die gewünschte Identität. Je nachdem wie das soziale Umfeld auf das Thema reagiert oder bereits sensibel ist kann dieser Weg einfach oder auch mit kleinen Stolpersteinen verlaufen. Diese sind jedoch durch eine Vertrauensperson zu meistern und es lohnt sich diesen Weg zu gehen.
Beratungen für dieses Thema gibt es mittlerweile genügend. Queernet, dgti e.V., Bundesverband Trans*. In den ersten Gesprächen merken Betroffene schon, dass sie NICHT alleine sind und oft andere Transgender in der Nähe wohnen.

Foto: privat

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“

Schön das dieser Satz bei der UN Generalversammlung am 10. Dezember 1948 beschlossen wurde. Blöd nur, dass die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte kein völkerrechtlicher Vertrag ist, der verbindlich ist. So kann der Artikel 1 aus den AEMR auch auslegen wie man möchte! Vielmehr handelt es sich um eine Resolution.
Schon die Präambel erklärt grundsätzlich die Absicht: Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt. Von nur diesen drei Punkten sind wir heute um Lichtjahre entfernt.

Um mal etwas weiter auszuholen und zu schreiben, wie krank so manches Denken einiger Mitbewohner aus diesem Planeten ist, schreibe ich über die OIC, Organisation der Islamischen Konferenz.
1990 beschloss die OIC ihre Menschenrechte, die inhaltlich erheblich von der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte abweicht! Sie garantiert z.B. keine Gleichberechtigung von Männern und Frauen oder auch kein Recht auf freie Wahl der Religion oder des Ehepartners. Weiter stellt sie alle dargestellten Rechte unter den Vorbehalt der islamischen Scharia. In Anbetracht von 700 Millionen Zwangsverheiratete Frauen UND Kinder, ist der Homo sapiens in seiner Entwicklung anscheint zurück gegangen.

Kambodscha erlebte nach dem Genozid der Roten Khmer einen Alptraum an Krankheiten, Kindersterben, Mangelernährung, Hepatitis-E, bitterste Armut und einer astronomischen Zahl an Analphabetismus. Die Resultierte aus dem Genozid der Roten Khmer 1979 an geschätzten 2,5 Millionen Kambodschaner verübte.
13 Jahre brauchte es, bis die UN mit ihrer Resolution 745 endlich anfing etwas in diesem Land zu helfen! Von ursprünglich geplanten 500 Millionen Dollar, wurde es dreimal so viel. Geld wurde verbrannt für ….. eigentlich Schwachsinn.

Seit Jahren erleben wir immer mehr Rassismus in Deutschland und Europa. Die BILD titelt ja fast täglich über die Islamisierung von Deutschland. Die AfD und andere Gefolgsleute nehmen diese Schlagwörter auf und spalten unser Land mehr, als es dies durch die Mauer war.

In den Nachbarländer hält der Zustrom an “Patrioten“ weiter an. Artikel 1 der Menschenrechte? Weit am Ziel vorbei. Wohin uns Nationalstolz gebracht hat, kann jeder in den Geschichtsbücher nachlesen! Natürlich bin ich auch stolz auf mein Land, auf unser Grundgesetz und auf unsere Infrastruktur.
Das ich in Deutschland geboren bin, war reiner Zufall! Dieser jedem gegebene Zufall steht nun wohl für eine Berechtigung, dass man Menschen im Mittelmeer ertrinken lässt. Dieser Zufall steht wohl für eine Berechtigung, dass man Menschen nach der Hautfarbe, Herkunft und Religion nicht in “seinem“ Land haben möchte.

Mein Land, dein Land, unser Land. Der Mensch hat in grauer Vorzeit angefangen Grenzen zu ziehen, erst um sein Revier, dann begann es so etwas 3000 vor Chr. mit den Territorialen Grenzen. Diese Grenzen haben sich in den letzten paar tausend Jahren immer mal verschoben, verändert oder wurden sogar mit dem Lineal gezogen. Leider oft mit Waffengewalt. Dies war 3000 vor Chr. schon so und ist es heute immer noch.
Bei all diesem Irrsinn wird Artikel 1 der Menschenrechte außer acht gelassen. Mit Panikmache konnte man in grauer Vorzeit schon Menschen mobilisieren. Heute wird in die gleiche Kerbe geschlagen wie schon vor tausenden Jahren.

Die Welt verändert sich, dies ist FAKT!
Die agronomischen Flächen auf der Welt werden größer, der Klimawandel ist seit Tagen 24 Stunden auf Dauerschleife zu sehen und zu hören. Der Planet Erde hat sich schon IMMER gewandelt, nur in den letzten Jahren doch erheblich schneller und nicht gerade zum Vorteil der Lebewesen – Homo sapiens eingeschlossen.
Von Christi Geburt an, lebten ungefähr 350 Millionen Menschen auf der Welt, dass sind die heutigen Einwohner der USA und stieg auf 600 Millionen, in einem Zeitraum von 1600 Jahre an. Erst mit der Entdeckung des Erdöls also ums Jahr 1804 lebten erstmals mehr als 1 Milliarde Menschen auf unserem Planeten. In nur 200 Jahren sind es von 1 auf 7 Milliarden, Ende Oktober oder Anfang November 2011 wurde der 7 Milliardste Mensch geboren. Jetzt sind wir bei 7,7 Milliarden.

Die alten G7 Staaten haben in den letzten Jahren 40% aller Ressourcen verbraucht. Bei einer Einwohnerzahl von 750 Millionen! Nun kommen die Chinesen mit mehr als einer Milliarde Menschen daher. Auch sie wollen unseren Lebensstiel und Qualität haben, also brauchen diese auch 40% der Ressourcen. Auch der Inder mit seinen über 1 Milliarde Einwohner braucht bald die erwähnten 40%. Nun kann sich auch jeder ausrechnen dass drei mal 40% etwas mehr als 100% sind. Dem Aufmerksamen Leser ist bestimmt aufgefallen das ich Afrika, Südamerika und Asien nicht erwähnt habe.

Es wird Panik gemacht über ein paar Flüchtlinge die nach Deutschland / Europa kommen. Die nächste Generation wird es etwas schwere haben, so ohne Erdöl und mit Trinkwasser und Lebensmittelknappheit und dem ganzen Klimagedöhns. Was wir jetzt als Katastrophe sehen, mit Überschwemmungen, Dürrezeiten – auch in Deutschland und dem anstieg des Meerespeilgels. Dieser wurde 1996 in Osttimor schon festgestellt. Also nichts neues. Gehandelt wurde damals schon nicht.

Nun will ich zum Schluss kommen und möchte die Worte von Charlie Chaplin zitieren: „Ich möchte weder herrschen, noch irgend wen erobern, sondern jedem Menschen helfen, wo immer ich kann. Den Juden, den Heiden, den Farbigen, den Weißen. Jeder Mensch sollte dem anderen helfen, nur so verbessern wir die Welt. Wir sollten am Glück des andern teilhaben und nicht einander verabscheuen. Hass und Verachtung bringen uns niemals näher. Auf dieser Welt ist Platz genug für jeden…“

Autorin: Naike Juchem, 15. Mai 2016

Foto: kalhh, 26. Februar 2017. Pixabay License. Freie kommerzielle Nutzung
Kein Bildnachweis nötig

Foto: Gerd Altmann, 14. Januar 2015, Pixabay License. Freie kommerzielle Nutzung. Kein Bildnachweis nötig

Mimi die Kämpferin

Mimi, du fehlst mir

Der Zufall brachte uns am frühen Morgen des 5. Januar 22  zusammen und ein Schmetterling trennte uns am 30. 6. 2022 um 19.20 Uhr.

Ich fand dich verwahrlost und abgemagert in einer menschenleeren Gegend in Ingelheim am Rhein und gab dir erst einmal etwas zu essen. Du hattest an diesem Tag auf mich gewartet und nach 15 Minuten war uns beiden klar, dass wir zusammen gehören.

In den letzten sechs Monaten gab ich dir alle hilfe, die dich wachsen ließen und bei der Tierärztin hast du gebrüllt und gekämpft wie eine Löwin, wenn wir dich untersuchen und Blut entnehmen wollten – wir meinten es nur gut mir dir.


Deine ersten Blutwerte, wie auch deine Gesundheit waren katastrophal. Nach und nach hast du dich erholt und es war schön zu sehen, wie du Vertrauen zu mir bekommen hast und wie du dich selbst entwickelt hast. Auch deine Epilepsie hatten wir beide in den Griff bekommen. Sobald ich merkte es geht wieder los, habe ich dich festgehalten und dir all meine Liebe und Fürsorge gegeben. 30 Sekunden epileptische Anfälle kamen uns beide wie Stunden vor. Nach diesen Anfälle sahst du mich mit deinen großen Augen an und ich sah deine Dankbarkeit, dass ich für dich da bin.

Mimulus, wir beide sind Kämpferinnen in einem ungerechten Leben und wissen uns zu wehren. Du hast mich am Anfang gebissen und gekratzt, wenn es nicht nach deinem Willen ging. Nach und nach hast du mir vertraut und kamst zu mir ins Bett oder hast dich in meine Nähe gelegt.
Du wurdest immer selbstsicher und frecher. Mira hast du in den Schwanz gebissen und musstest mit dem Echo rechnen. Du hast dir in den letzten 6 Monaten sehr viel von Mira abgeschaut und so ist es auch nicht verwunderlich, dass dein Löwenherz eher einem Hund ähnelt als einer Katze.

Mim, du bist eine Wildkatze und dies kannst du nicht verleugnen. Dein Charakter ist wild, kämpferisch und sanftmütig. Du kannst brutal wie ein Grizzlybär sein und im nächsten Moment bist du zahm wie ein Lamm.

Mimi, dein Leben ist das Autofahren – denn sobald der Motor läuft, bist du tiefenentspannt und kennst die Sicherheit die dich umgibt.
Nun irrst du seit einer Woche in einem Wald herum. Meine Sorgen um dich, kannst du dir kaum vorstellen. Meine Gedanken fahren seit 180 Stunden eine Achterbahn. Wie geht es dir und hast du wieder epileptische Anfälle?
Welche Angst hast du, bei den vielen Geräusche die du nicht kennst? Hast du etwas zu essen und wo schläfst du? Die Ungewissheit nicht zu wissen wo du bist, lassen mich kaum schlafen.

Mimi, du bist eine kleine Kämpferin mit dem Herz einer Löwin, denn diese Gewissheit habe ich seit dem 5. Juni. Als ich um 16.47 Uhr einen Anruf bekam, und mir ein Lebenszeichen von dir gemeldet wurde, liefen mir die Tränen über die Wangen. Sofort kamen Erinnerungen von deinen Schandtaten zurück.
Du kleines Biest hattest mir in Sindelfingen an einer Tankstelle bei laufenden Motor die Türen verriegelt. Zum Glück war das Fenster etwas geöffnet und ich schaffte es mühsam in mein Auto einzubrechen. In Ingelheim bestelle ich mir eine Pizza Calzone. Mira war draußen am Lkw und bis ich sie im Auto hatte, warst du schon genüsslich am Pizza essen.
Oft habe ich mit dir geschimpft, wenn du mir die Wurst oder Käse von Brot geholt hast. Oft habe ich mir dir geschimpft, wenn du den Milchschaum vom Cappuccino geleckt hast. Nichts ist sicher vor dir; ob Schokolade, Brot, Joghurt, Rucola, Haferflocken mit Milch oder Müsliriegel. Wenn du nicht bekommst was du willst, zeigst du mit sanftem Nachdruck deine Kraft und Willen.

Mimus, du hast mit einigen Dingen deine Defizite gehabt und wir haben gelernt damit zu leben oder zu wachsen. So kanntest du am Anfang kein Gras, Sand und hattest Angst, wenn ein Rabe krähte.
All dies hast du gelernt zu verstehen. Ich habe dich gestärkt und gefördert.
Was du in 6 Monaten gelernt hast, hilft dir nun zum Überleben und Durchhalten, bis wir uns wieder sehen.



Mimi, ich gebe die Hoffnung für dich nicht auf. Ich kam und komme dich suchen, weil ich dich liebe und du mich brauchst.

Mimi, es gibt Menschen, die seit Tagen nach dir suchen – lass dich bitte auch finden!
Deine Transponder Nummer links an deinem Hals ist die: 276094…….Somit ist auch deine Adresse bekannt, wo dein Zuhause ist.

Diesen Text habe ich am 11. Juli 2022 geschrieben. Ich wusste nicht, dass wir am 16. Juli um 6.30 Uhr wieder zusammen sein werden.

Träume

Träume

Wir träumen von einer schönen Welt
Wir träumen von der Liebe
Wir träumen von den schönen Dingen der Welt
Wir träumen
Wir träumen von den Sorgen
Wir träumen von der Angst vom morgen
Wir träumen von den schlimmen Dingen der Welt

Wir träumen
Wir träumen von einem besseren Leben
Wir träumen von einer unbeschwerten Zukunft
Wir träumen von der Geborgenheit
Wir träumen von der Zeit die war
Wir träumen

© Naike Juchem

Achterbahn der Gefühle

Mimi am 30. Juni auf dem Breitenstein

Seit nun 16 Tagen bin ich auf der Suche nach meiner Mimi.

Wo ist Mimi?
Die Verzweiflung, welche ich am Donnerstag, den 30.6, Freitag und auch Samstag, den 2. Juli hatte, raubte mit fast den Verstand. In jenen drei Tagen suchte ich fast 10 Stunden unterhalb der Klippe vom Breitenstein nach meiner Katze. Klatschnass und kalt gab ich am Freitag, den 1. Juli nach zwei Stunden suche im Wald auf. Verzeifelt suchte ich Hilfe bei der Tierrettung, Feuerwehr oder Bergwacht. Die Kälte und Verzweiflung ließ mich nicht mehr zusammenhängend denken. Quälende Stunden der Ohnmacht und der Hilfslosigkeit nahmen besitz von mir.
Mit Schwermut fuhr ich 350 Kilometer nach Hause. Mit jedem Kilometer, den ich mich vom Breitenstein entfernte, tat mir im Herz weh. Die Gedanken waren bei meiner kleinen Mimi.

Mit neuem Mut, Ausrüstung und Zuversicht fuhr ich mit meiner 76-jährigen Nachbarin am Samstag zum Breitenstein. Ich wollte Mimi finden und war bestens ausgerüstet. Mit meiner Hündin Mira schlug ich mich an der Felswand durch Dickicht an die Absturzstelle von Mimi. Unter jedem Strauch, Baum und Gestrüpp suchte ich nach ihr. Mit jeder dahinziehende Stunde sank die Hoffnung auf ein Lebenszeichen von Mimi. Mit Tränen in den Augen fuhr ich 350 Kilometer zurück in den Hunsrück.

Ein Lebenszeichen

Die Sekunden von jedem neuen Tag taten mir weh. Ich dachte an Mimi und wusste nicht, wie es ihr geht.
Über die Sozial Media Plattform Facebook meldeten sich viele Leute, nachdem ich einen Text über die Umstände von Mimis Absturz geschrieben hatte. Natürlich musste ich auch einige nicht schöne Kommentare lesen oder Menschen welche sich als Profis ausgaben und am Ende doch nur Luftpumpen waren.

In der Verzweiflung hält man sich an jeden Strohhalm und hofft auf Unterstützung in egal welcher Form. Hellseheriche Menschen schrieben mir, wie schlecht es Mimi ergehe und wo sie sich aufhält. Es wurden bewusst oder unbewusst mit meinen Gefühlen gespielt.
Ich war mit dem Lkw unterwegs und konnte nicht all zu viel tun, als versuchen Menschen für die Suche oder Rettung von Mimi zu animieren. Von sogenannten Profis kamen Tipps und Ratschläge, wie man sich verhalten sollte oder was das beste für meine Katze sei. Merkwürdig, dass Menschen von zu Hause aus, besser wissen wie meine Katze denkt und fühlt als ich, die die Katze seit sechs Monaten permanent in der Nähe hat.
An den Strohhalm der Hoffnung hielt ich mich und plötzlich war auch dies nicht richtig.

Am 5. Juli gab es ein Lebenszeichen von meiner kleinen Löwin und ich war Gott dankbar dafür. Menschen, denen ich vertraute, zeigten wenig später ihren miesen Charakter und ich stand am Freitag, 8. Juli, ziemlich alleine am Breitenstein.

Menschen mit Herz

Am Samstag, den 9. Juli und Sonntag, den 10. Juli traf ich auf Menschen mit Herz und ich war nicht mehr alleine. An diesen zwei Tagen trafen sich unterschiedliche Menschen und es war von Anfang an eine Basis da.
In der vergangenen Woche wurde aus einem zusammengewürfelten Haufen ein Team welches mehr als nur ein kleiner Suchtrupp war.

Gemeinsam wurde überlegt, welche Schritte wir bedacht und sinnvoll umsetzen können um Mimi zu finden. Jeder Hinweis von Leuten aus der Umgebung wurde nachgegangen. Mit Wärmebildkamera und Wildkameras wurde der Wald, Felder und Flure abgesucht. Auch wurden bei Leuten auf deren Grundstücke Wildkameras installiert – alles ohne Erfolg.
Wir suchten nach Mimi von morgens 5 Uhr bis abends weit nach 24 Uhr. Es wurde sogar kriminalistisch vorgegangen. Wir dachten und überlegten in wirklich jede nur erdenkliche Richtung – leider auch hier ohne Erfolg.

Dieses Foto erinnert mich an meine Flüge nach Südostasien, wenn das Flugzeug über Neu-Delhi flog.

Den Blickwinkel ändern

Bei all der Sorge um meine kleine Löwin musste auch ich lernen den Blickwinkel zu ändern. Viels an negativen Erfahrungen und Enttäuschungen lassen oft kaum Raum für eine andere Sichtweite.

Nach nun einer weiteren Woche der Enttäuschung, Lügen und Verachtung sehe ich vieles positiv.  Ich lernte eine handvoll Menschen kennen, die ich durch Mimi niemals gefunden hätte und mit ihnen Gespräche führte, die sehr privat und emotional waren. Ich erlebe auf einem Wanderparkplatz eine völlige Ruhe und Entspannung. Auch wenn es Camping auf dem wohl untersten Niveau ist, ist es herrlich. Ich genieße mitunter wunderschöne Sonnenauf- und Untergänge, eine grandiose Landschaft und Natur. Selbst wenn ich nur 4 Stunden schlafe, fühle ich mich erholt. Ich habe in der Zeit, wo mein Team nicht da ist, Augenblicke und Moment der Ruhe. Seit gestern kann ich auch wieder an meinem Buch weiterschreiben und fühle mich wie die großen Dichter, Autoren und Lyriker.
In Thomas Manns Sommerhaus auf der Kurische Nehrung hat man nicht annähernd diese grandiose Landschaft, wie hier auf der Alb. Goethe schrieb im Taunus und Heinrich Hoffmann von Fallersleben auf Helgoland.
Ich mag mich nun nicht mit solch großen Lyriker vergleichen, aber ein lächeln bringt es schon, wenn ich den Blick bis weit nach Stuttgart richte.

Der Blickwinkel in einer Höhe von 811 m ü. NN ist groß und weit. Die Milane ziehen königliche ihre Bahnen und die Amseln hüpfen vor mir über die Wiesen. Kröten krabbeln unter Baumstämme und junge Füchse verstecken sich im Dickicht. Ja, Mimi, ich nehme die Natur wahr und wache morgens mit den Vögel auf. Die Ruhe an diesem Ort lässt mich entschleunigen und gibt mir nun auch Zeit zum nachdenken.
Ich weiß, du lebst und du bist da.

Mimi im Lkw

Seit gestern hat sich vieles von meinem Blickwinkel geändert und dafür danke ich dir. Die Zeit wird kommen, wo wir wieder zusammen sind, denn wir beide sind Kämpferinnen für das Leben – für unser Leben.

Naike Juchem, Ochsenwang, den 15. Juli 2020

Die Sprache

Foto: Pinterest

Immer häufiger sehe ich eine Vergewaltigung der Sprache und frage mich, wie es sein kann, dass man heute mit einfachsten Mitteln (Autokorrektur) nicht einmal einen Satz fehlerfrei schreiben kann. Über den Flynn-Effekt habe ich schon berichtet und weiß nicht, ob es an der fehlenden Bildung oder Intelligenz liegt.
Vielleicht liegt es an der veränderten Zeit und man ’schnuddelt“ einfach etwas ins Internet ohne sich Gedanken zu machen.
Natürlich gibt es Menschen mit einer Lese- Rechtschreibschwäche. Aber auch da gibt es gerade im Zeitalter der modernen Kommunikation viele Hilfsmittel. Die Autokorrektur, Brockhaus, Duden und zig weitere Möglichkeiten.

Ein ordentlicher Satzbau und Grammatik zeugt von dem Respekt dem anderen gegenüber. Wenn man etwas schreibt, möchte man jemanden Schließlich etwas mitteilen und der Angeschriebene sollte ja auch jene Mitteilung verstehen können.
Das wir alle mal Fehler schreiben ist mir klar und darauf will ich auch gar nicht aus. Wenn man aber einen – oder mehrer Sätze lies, bei denen man selbst nach mehrmaligem lesen den Sinn der Botschaft nicht annähernd nachvollziehen kann, wird es schon schwierig.

Wir als Menschen haben uns in der Evolution von allen Lebewesen am besten entwickelt und dies nur durch die Sprache und Schrift.
Wir können Geschicht, Wissenschaft und die Errungenschaften von so vielen klugen Köpfen lesen und auf deren Erkenntnis aufbauen und weiter forschen.
Die Sprache ist das wichtigste Element in der Menschheit und wir sollten diese uns auch bewahren.
Seit Jahren gibt es sogenannte Emojis die sehr vereinfacht ein Befinden, eine Nachricht oder Meinung ausdrücken können. Bildschrift versteht jeder auf dieser Welt. Hieroglyphen von vor 4500 Jahren zeugen davon. Ein Emoji kann aber keine Gefühle ausdrücken wie es die Lyrik kann. Texte von Goethe, Schiller, Fontaine, Heine, Shakespeare und viele große Autoren der Welt haben mit Sprache Meisterwerk geschrieben welche nach über 200 Jahren immer noch ein Bestandteil der Gesellschaft sind.
Sprache verbindet Menschen und auch große Komponisten hatten dies schon sehr früh erkannt. Bach, Beethoven, Händel, Mozart, Schuber oder Wagner sind nur einige der größten Komponisten dieser Welt.
Das Verhältnis von Sprache und Musik in musikalischen Werk wurde zu allen Zeiten
thematisiert. Der Text von Schiller’s Ode an die Freude, wurde von Beethoven vertont und wir alle kennen dieses Meisterwerk aus der 9. Sinfonie.

Ist Musik Sprache oder ist Sprache Musik

Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Fest steht, dass das musikalische und sprachliche System
Ähnlichkeiten zeigen. In Bezug auf Syntax und Grammatik lassen sich die sprachlichen Aspekte Satz,
Frage, Antwort und Periode in der Musik als Satz, Vorder- und Nachsatz und
Periode begreifen. Auch das Prinzip der Satzzeichen ist in der Musik im Rezitativ zu finden. Ebenso werden rhetorische Figuren aus
der Sprache in die Musik übertragen.

Was ist Sprache?

Sprache ist eine Besonderheit der Menschen. Sie ist ein komplex aufgebautes System, das Laute und Schriftzeichen verbindet, Wörter bildet, die sich zu größeren Einheiten, Sätzen, formieren. Durch die Aneinanderreihung vieler Sätze entstehen schließlich Texte.
Sprache ist ein sich stets weiterentwickelndes, komplexes System von Lauten und Zeichen zum Zwecke der Kommunikation. Jedem Zeichen des Systems wird eine Bedeutung zugeordnet.
Sprache wirkt im Prozess der Kommunikation als Medium zwischen dem Sender (Sprecher/Schreiber) und dem Empfänger (Hörer/Leser).

Auf allen Stufen der Evolution besitzen Lebewesen die Fähigkeit zur Kommunikation. Die Sprache ist aber eine Eigenart der Menschen. Sie wird als das eigentliche Medium von Kommunikation angesehen, denn das Handeln, Denken und Vorstellungsvermögen der Menschen wird durch die Sprache geprägt.
Der Begriff Sprache hat eine stete Ausdehnung erfahren, weshalb es auch keine eindeutige Definition gibt. Immer wird von bestimmten Aspekten ausgegangen.

Die Sprache ist ein komplexes Phänomen. Sie ist Mittel zum Ausdruck von Gedanken und Gefühlen, wichtigstes und artspezifisches
Kommunikationsmittel des Menschen, strukturiertes System von Zeichen, ein verinnerlichtes System von Regeln und wird als Menge der Äußerungen in einer Sprachgemeinschaft oder als Werkzeug des Denkens definiert (nach Brockhaus).
Charakteristisch für Sprache ist in jedem Fall, dass mit symbolischen Zeichen
kommuniziert wird. Die Bedeutung der Zeichen ist dabei völlig willkürlich (arbiträr).
Natürliche Sprachen (im Gegensatz zu künstlichen Sprachen) sind hierarchische Sprachen. Das heißt, es gibt verschiedene Ebenen mit entsprechenden Einheiten, die nach bestimmten Regeln kombiniert werden.
Die kleinsten Einheiten sind die Laute bzw. die Phoneme. Die verschiedenen Sprachen unterscheiden sich hinsichtlich des Gebrauchs der Laute (so gibt es im Deutschen im Verhältnis zum Französischen keine nasalen Vokale und im Gegensatz zum Englischen keinen th-Laut). Weitere Unterscheidungsmerkmale sind die Funktion der Laute, die Art und Weise der Zusammensetzung der Phoneme zu Silben und letztendlich zu Wörtern.
Diesem Lautsystem (Phonologie) einer Sprache steht das Schriftsystem
(Graphemik) gegenüber. Hier sind die kleinsten Einheiten die Buchstaben (Graphe oder Grapheme). Auch für das jeweilige Schriftsystem gibt es sprachspezifische Kombinationsregeln.

Warum können wir sprechen?

Die Fähigkeit zu sprechen beruht auf einer genetisch verankerten Grundlage sowie organischen Ausbildungen. Außerdem zählt zu den Grundlagen der
Sprachbefähigung die Entwicklung der Funktionen zum Wahrnehmen eines Gegenstandes und zum Erkennen von Zusammenhängen.
Diese Grundlagen umfassen also die physiologischen (körperbedingten) Voraussetzungen zum Sprechen und Hören sowie auch die Voraussetzungen zum Schreiben und Lesen einerseits und die neurologischen, im Gehirn lokalisierten Ausstattungen andererseits, um das Erlernen, die Produktion und Rezeption (Aufnahme, Übernahme anderen Gedankenguts) sprachlicher Äußerungen zu ermöglichen. Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang der Prozess der Sozialisation.

Sprache und Gesellschaft

Im Rahmen der Gesellschaft hat Sprache Kommunikations- und Identitätsfunktion. Innerhalb einer Sprachgemeinschaft sind meistens unterschiedliche Sprachformen vorhanden. Unterschiedliche Sprachformen werden geprägt durch Bindungen an soziale Gruppen (Soziolekte, z. B. schicht-, fach-, geschlechts-, altersspezifische Gruppen oder räumliche Bindungen). Aus den räumlichen Unterschieden ergeben sich z. B. die verschiedenen Dialekte einer Sprache. Ein gesellschaftlicher Unterschied der Sprache besteht in der Differenzierung zwischen
Standardsprache und Umgangssprache. Während die Umgangssprache den privaten Situationen angepasst ist, fungiert die Standardsprache als überregionales Verständigungsmittel im öffentlichen Leben.
Die Verbindung von Sprache mit den verschiedenen sozialen wie kulturellen Zusammenhängen ist ein wesentlicher Grund für ihre ständige Veränderung. Hier wirken innere wie äußere Faktoren.
Zu den äußeren Faktoren zählen:
Einflüsse anderer Sprachen, Kriege,
Vertreibungen, Aus- und Einwanderungen u. a.

Zu den inneren Faktoren zählen: die Tendenz zur Vereinfachung sprachlicher Systeme,die Angleichung von Ausnahmen an die Regel, Veränderung des Wortschatzes durch Neubildung oder/und Aussterben von Wörtern u. a.

Sprachen dieser Welt

Gegenwärtig werden auf der Erde zwischen 2 500 bis rund 5 500 verschiedene Sprachen gesprochen. Eine genaue Zahl kann nicht genannt werden, da es nicht in jedem Falle möglich ist, die jeweilige Sprache als gesonderte Einheit zu definieren. So verläuft die Grenze zwischen eigener Sprache und Dialekt nicht immer eindeutig. Auch die
Klassifizierung von Sprachen ist nicht ohne Probleme möglich. So gibt es verschiedene Klassifizierungsmodelle. Einige Sprachen gelten als isolierte Sprachen, da eine Verwandtschaft mit anderen Sprachen bisher nicht nachgewiesen werden konnte. Hierzu zählt in Europa z. B. das Baskische.
Sprachen, die auf eine gemeinsame Grundsprache zurückzuführen sind, werden als Sprachfamilie bezeichnet. Eine solche Sprachfamilie sind die indogermanischen Sprachen, worunter die germanischen Sprachen einen Sprachzweig bilden.

Naike Juchem, 24. Februar 2021

Quellen:
– Deutsches Institut für Sprachforschung
– Gieseler, Walter, Komposition im 20. Jahrhundert, Moeck Verlag 1975

Wieso heißt unser ABC Alphabet?

Alpha und Beta sind die ersten beiden Buchstaben des griechischen
Alphabets. Es waren aber nicht die Griechen, die ihre Mitteilungen, Gebote und kurze Erzählungen schriftlich festgehalten hatten – sondern die Ägypter.

Vor 5000 Jahren schon ließen die Pharaonen die Tempelwände
mit Hieroglyphen modellieren oder in Grabwänden in den Pyramiden einritzen.
Eigentlich waren die Hieroglyphen noch keine Buchstaben, sondern Bildchen, fast eine Art Comics. Dazu muss man wissen, dass die Ägypter damals für den Bau der Pyramiden vor allem Fremdarbeiter beschäftigten, die kein Altägyptisch verstanden. Bildergeschichten sind in allen Sprachen lesbar – heute noch.
Die Zeichnung eines Ochsenkopfes zum Beispiel war für jeden leicht verständlich. Nun sprachen viele der Immigranten semitisch. Sie wollten ihre Sprache schriftlich festhalten. Da Ochsenkopf auf Semitisch Aleph hieß, kamen sie überein, für den Laut A einen Ochsenkopf zu malen.
Dies sieht man unserem heutigen A immer noch an, wenn man es um 180° dreht. Nun sehen die Füße grad aus wie die Hörner eines Ochsen. Fast alle unsere Buchstaben gehen auf alte Bildchen zurück: Das auf- und abwogende M stand früher für eine Wasserwelle, das B für den Grundriss eines Hauses und das N für eine Schlange…

Die älteste längere Geschichte, die mit Buchstaben aufgeschrieben wurde, ist das Gilgamesch-Epos. Dieser „Roman“ ist 4000 Jahre alt und wurde in Mesopotamien von den Sumerern aufgeschrieben, und zwar in Keilschrift.
Anders als bei den Ägyptern wurde nun in Buchstaben und nicht mehr in Bildern geschrieben. Jedes einzelne Zeichen stand für einen bestimmten Laut der Sprache.
Doch unsere heutige Schrift stammt nicht von den Sumerern aus Mesopotamien. Unsere Buchstaben kommen ursprünglich von der Halbinsel Sinai, zwischen Ägypten und Israel. Dort wurde vermutlich von Nomaden aus den ägyptischen Hieroglyphen ein Alphabet mit zwanzig verschiedenen Buchstaben geformt.
Jenes Alphabet wurde dann von den Phöniziern übernommen. Denn diese Seefahrer und Kaufleute brauchten eine Schrift, mit der schnell und leicht lesbar geschrieben werden konnte. Die Schrift der Phönizier verbreitete sich schnell im Mittelmeerraum. Auch die alten Griechen fanden sie praktisch, änderten sie aber ein wenig um. Aus dem phönizischen Aleph wurde das Alpha, aus Beth wurde Beta, aus Gimel wurde Gamma und so weiter.

Das griechische Alphabet, wie wir es noch heute in der Mathematik verwenden, war geboren.
Nach und nach wurden die Römer Beherrscher des Mittelmeerraums. Das begann vor etwa 2500 Jahren. Sie formten ein eigenes Alphabet, das sie aber den Griechen abschauten. Es entstand das lateinische Alphabet, das ursprünglich auch aus zwanzig Buchstaben bestand:
A, B, C, D, E, F, H, I, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, V und X. Heute haben wir 26 Buchstaben. Die fehlenden sechs, G, J, U, W, Y und Z kamen erst nach und nach dazu. Die Italiener nennen sie noch heute lettere straniere – fremde Buchstaben. Die jüngsten Buchstaben, das J und das W, wurden vor etwa fünfhundert Jahren in unser Alphabet eingeführt.

Buchstaben haben die Geschichte der Menschheit beeinflusst und vorangetrieben wie kaum eine andere Entdeckung/Entwicklung.
Wo wären wir ohne das niedergeschriebene Wissen eines Aristoteles, Galileo Galilei oder Nikolaus Kopernikus?
Die Schrift hat es ermöglicht Wissen weiter zu geben und auf Erkenntnisse aufzubauen. Johannes Gutenberg brachte den Durchbruch in eine völlig neue Ära um Wissen in gedruckter Form weiter zu tragen.
Die wohl älteste Schrift der Welt wurde in Henan gefundenen. Diese chinesischen Zeichen, die auf ungefähr 6600 v. Chr. datiert und als Jiahu-Schrift gedeutet werden, werden von einigen Forschern als die älteste Schrift überhaupt angesehen. Dies ist jedoch recht umstritten, da diese Zeichen isoliert existieren, d. h. anscheinend ohne hochkulturellen
Kontext.

Ähnliches gilt für die Vinča-Schrift in Südosteuropa. Es handelt sich dabei um beschriftete Objekte aus Kulturstätten früher Siedlungen wie einerseits Skulpturen und Kulturgegenstände, die mit geometrischen Mustern verziert wurden. Eine eigene Gruppe von Gegenständen sind solche mit Sequenzen eingeritzter Zeichen, die als Inschriften erkennbar sind und nicht mit Ornamenten verwechselt werden können. Das würde bedeuten, dass die Verwendung der Schrift zeitlich betrachtet auf ca. 5500 v. Chr. datiert werden kann. Die Tontafeln von Tărtăria (Rumänien) können beispielsweise auf ca. 5300 v. Chr. datiert werden.

Im Bereich des Fruchtbaren Halbmondes, auch Mesopotamien genannt, sind die ersten allgemein anerkannten Schriftsysteme der Welt in einem Stadtstaat (ab dem 4. Jahrtausend v. Chr.) zu finden. Man nimmt heute an, dass die erste Schrift im alten  Mesopotamien
(Sumerische Sprache) mit der 
Buchführung ihren Anfang nahm.
Es wird angenommen, dass das arabische Alphabet ursprünglich vom nabatäischen entlehnt wurde, einer Variante der aramäischen (oder vielleicht der syrischen) Schrift, welches aus dem phönizischen Alphabet entstanden ist. Also um 4000 vor. Chr.

Das wir heute viele Sprachen beherrschen ist auch einer der größten Meilensteine der Menschheit. Wir können uns als homo sapiens austauschen und wissen oft nicht, welche Macht Buchstaben oder auch Schriften haben. Wir können positive und auch negative Verbreitung von Schriften nutzen – Beispiele gibt es seit der Entstehung der Schriften genügend.

Naike Juchem, 17. Februar 2021

Du entscheidest eines Tages

„Du entscheidest eines Tages oder Tag Eins.“

Autorin Naike Juchem

Mit diesem Satz hat sich am 29. August 2017 mein Leben gravierend geändert. Ich möchte gerne einiges erklären, um mich nicht ständig zu wiederholen oder zu rechtfertigen.

Ich wurde 1970 äußerlich als Junge geboren, innerlich hat die Biologie aber etwas durcheinander gebracht mit meinen Chromosomen. Heute weiß ich anhand von Blut,- und Gentests, dass es so ist. Es kommt halt nicht so oft vor, aber mich hat es erwischt. Ich habe eine Transidentität.Das ist nichts Schlimmes, es ist keine Krankheit – in welchem Sinne auch immer – das hat es schon immer gegeben. Selbst in der Bibel steht bei Paulus an die Korinther in 5,17 oder Galater 3,28 wie auch Epheser 4,23-24 schon etwas über Transgender.

In Deutschland gibt es ungefähr 1 Mio. Menschen, denen es genauso geht wie mir. Die Natur geht manchmal kreative Wege und bringt unterschiedliche Menschen hervor: Männer, Frauen, welche, die homosexuell sind, welche, die beide Geschlechter in sich tragen (Intergeschlechtliche), Linkshänder, Rechtshänder, und eben auch welche, die transidentitär sind. Ich habe mir dies nicht ausgesucht, ich bin auf keinem „Trip“, oder laufe einem neuzeitlichen „Genderwahn“ hinterher.

Bei einer Transidentität ist man im falschen Körper geboren worden, d.h. das äußere Geschlecht entspricht nicht dem selbst empfundenen Geschlecht – wobei sich dies nicht ausschließlich auf die Sexualität beschränkt, sondern eher dem sozialen Geschlecht und dessen Wahrnehmung entspricht. Wenn man im falschen Körper steckt und es nicht ändern kann, weil man es nicht weiß oder weil es nicht geht, fühlt man sich nicht nur falsch und unglücklich, es führt auch zu tiefen Depressionen, bei nicht wenigen Transidentitären sogar zum Suizid.

Das ganze Leben stimmt einfach nicht. Deshalb konnte ich die letzten Jahrzehnte auch nicht verstehen und einordnen, was mit mir los war, weshalb ich mich nicht richtig gefühlt habe: Ich wusste es nicht. Und in meiner Umgebung wusste auch keiner, dass ich eine Transidentität habe. Nicht nur die Bibel erwähnt transidentitäre Menschen, auch antike Geschichtsschreiber haben von der Existenz solcher Menschen berichtet. Aber erst mit der christlichen Kirche wurden transidentitäre Menschen mit einem absoluten Tabu belegt.

Dies ist auch bis in die 70er / 80er Jahre des letzten Jahrhunderts weitgehend gesellschaftlich so geblieben und hat die Betroffenen gezwungen, ihre tatsächliche Identität zu verbergen und die Rolle des geborenen Geschlechts anzunehmen. Nun mögen Viele meinen „Ja und? Dann macht man das eben, ist ja auch einfacher so!“. Ich habe über 40 Jahre eine Rolle gespielt, die ich nie war, und es war irgendwann nicht mehr auszuhalten.

Ein Schauspieler kann das, solange die Kamera läuft, aber sobald der Film abgedreht ist, geht der Schauspieler nach Hause und ist wieder er selbst. Im echten Leben kann man nicht die ganze Zeit schauspielern, ohne daran zugrunde zu gehen. Es ist auch ein Betrug, ein Betrug an der Familie, an Freunde, an Kollegen … und ganz besonders an sich selbst.Ich bin erst einmal den Weg der Rolle gegangen und hatte 1998 geheiratet, wurde nach einigen Jahren auch Vater und dachte, dass nun alles gut würde. Wurde es aber nicht.

Im Gegenteil: Die Ehe wurde ab 2007 für mich zur Hölle, die 2012 in einer Scheidung endete und mich an den Rand der Existenz brachte. Da stand ich nun, wie man so sagt, vor den Trümmern meines Lebens. Die Ehe kaputt, das Kind weg, die berufliche Existenz im Eimer, Schulden und Probleme und wenig bis gar keine Unterstützung. Also was blieb mir noch? Mein Leben!

Da ich von Natur aus eine Kämpferin bin, packte ich 2014 es endlich an, Antworten auf meine Fragen zu suchen. Ich fing an mich zu informieren, um herauszufinden, was mit mir nicht stimmt. Ich habe in dieser Zeit Fachtagungen und Freizeiten, sogar in Luxemburg im Ministerium eine Debatte für und mit Transgender besucht und stellte plötzlich fest, dass ich nicht alleine bin. Das war eine so unglaubliche Befreiung!

Am 29. August 2017 wagte ich ein Outing im kleinen Rahmen, um endlich zu wissen, wie meine Freunde auf mich reagieren würden. Zu meiner großen Überraschung und unglaublicher Freude standen diese Menschen positiv zu mir und unterstützen mich bis heute, wie und wo es nur geht.

Am 1. Oktober 2017 gab es dann kein Zurück mehr: es war der Tag, die Wahrheit zu sagen, bei meiner Familie und auch öffentlich. Natürlich hatte ich an diesem Tag unglaubliche Angst. Würde ich ab diesem Zeitpunkt nur noch alleine sein? Würde ich Zweifel, Fragen, Ablehnung, Verlust der Arbeit und noch mehr Probleme erfahren? Tausende Gedanken, Pro und Contra, all dies zerrte an meinem Verstand und meiner Seele.Mit diesem Tag wich ein unglaublicher Druck von mir. Meine Seele kam endlich zur Ruhe – ich hatte zu mir gefunden. Ich bin nun viel, viel ausgeglichener und aus heutiger Sicht betrachtet ist nichts von dem eingetroffen, worüber ich mir so viele Gedanken gemacht und befürchtet hatte.

Ich ändere meinen Körper und meine äußere Erscheinung, aber nicht meinen Charakter.Mein Leben zur Frau verlief anschließend in Schallgeschwindigkeit: Auf Grund von rechtlichen Vorgaben habe ich eine Therapeutin aufgesucht, die mich in meiner Transidentität begleitet. Für die gerichtliche Entscheidung einer Personenstandsänderung waren zusätzlich zwei unabhängige, psychologische Gutachten notwendig, die beide meine Transidentität bestätigt haben.

Nach den endokrinologischen Voruntersuchungen in einer Fachklinik habe ich seit Kurzem meine Hormontherapie begonnen. Es geht in Riesenschritten voran!2003 habe ich den Namen „Naike“ zum ersten Mal gelesen und mir war irgendwie klar: Das wird MEIN Name sein! Wenn auch 15 Jahre später.

Am 16. August 2018 habe ich nach dem Urteil vom Amtsgericht Frankenthal dies als Naike verlassen. Dies ist nun mein rechtlicher Name, der in das Geburtenregister, Pass, Führerschein, Rentenbescheinigung usw. eingetragen ist.

Und nicht nur äußerlich und rechtlich ist unglaublich viel passiert: Menschen stehen zu mir, von denen ich nie zuvor etwas gewusst hatte. Ich hatte bereits zwei öffentliche Unterhaltungen mit der Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Es ist mir ebenfalls ein Anliegen über die Situation von transidentitären Menschen zu informieren, denn Menschen sind vielfältig, unterschiedlich, aber wir alle sind gleich viel wert respektiert zu werden.

Ich bedanke mich für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit

Naike Juchem, im August 2018

Kindersoldaten als Akteure der neuen Kriege

Kindersoldat in Nordvietnam Wikilmages, Pixabay, 5. Dezember 2021.
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Eines vorweg, für den Begriff „Kindersoldaten“ gibt es keine international verbindliche Definition. In Artikel 38 der UN Kinderrechtskonvention ist zwar die Altersgrenze von 18 Jahren für die Rekrutierung in Streitkräfte oder bewaffnete Gruppen festgeschrieben, aber eine Einhaltung jener Resolution gibt es nicht – selbst in Deutschland. Dazu später mehr.

Kinder für den bewaffneten Kampf zu rekrutieren ist kein neues Phänomen. Die Geschichte zeigt, dass es selbst in der Antike bereits Kindersoldaten gab.
UNICEF oder amnesty international, bezeichnen als Kindersoldaten: alle Kämpfer und deren Helfer, die unter 18 Jahre alt sind. Die Cape Towns Principles von 1997 schließen in ihre Definition nicht nur minderjährige Kämpfer, sondern auch Träger, Köche, Informanten und Sexsklavinnen mit ein.

Kindersoldat in den 70er in Afrika Foto Printerest

Als internationales Schutzabkommen zur Verhinderung der Rekrutierung von Minderjährigen trat im Jahr 2002 das UN-Fakultativprotokoll über Kinder in bewaffneten Konflikten als Ergänzung zur UN- Kinderrechtskonvention in Kraft. Von Deutschland wurde es im Jahr 2004 mit einer Klausel zur freiwilligen Aufnahme von 17jährigen ratifiziert. Die Rekrutierung von Minderjährigen unter 15 Jahren gilt nach dem Römisches-Statut  vom 17. Juli 1998  nach dem IStGH ( Internationaler Strafgerichrtshof) in Den Haag als Kriegsverbrechen.

Kindersoldat in Südamerika 2008 Foto Kim Pezz, Pixabay

Präambel von A/CONF.183/9

„Die Vertragsstaaten dieses Statuts –
im Bewusstsein, dass alle Völker durch gemeinsame Bande verbunden sind und ihre Kulturen ein gemeinsames Erbe bilden, und besorgt darüber, dass dieses
zerbrechliche Mosaik jederzeit zerstört werden kann, eingedenk dessen, dass in diesem Jahrhundert Millionen von Kindern, Frauen und Männern Opfer unvorstellbarer Gräueltaten geworden sind, die das Gewissen der Menschheit zutiefst erschüttern, in der Erkenntnis, dass solche schweren Verbrechen den Frieden, die Sicherheit und das Wohl der Welt bedrohen, bekräftigend, dass die schwersten Verbrechen, welche die internationale Gemeinschaft als Ganzes berühren, nicht unbestraft bleiben dürfen und dass ihre wirksame Verfolgung durch Maßnahmen auf einzelstaatlicher Ebene und durch verstärkte internationale Zusammenarbeit gewährleistet werden muss, entschlossen, der Straflosigkeit der Täter ein Ende zu setzen und so zur Verhütung solcher Verbrechen beizutragen, daran erinnernd, dass es die Pflicht eines jeden Staates ist, seine Strafgerichtsbarkeit über die für internationale Verbrechen Verantwortlichen auszuüben,
in Bekräftigung der Ziele und Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen und insbesondere des Grundsatzes, dass alle Staaten jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete oder sonst mit den Zielen der UN unvereinbare Androhung oder Anwendung von Gewalt zu unterlassen haben, in diesem Zusammenhang nachdrücklich darauf hinweisend, dass dieses Statut nicht so auszulegen ist, als ermächtige es einen Vertragsstaat, in einen bewaffneten Konflikt oder in die inneren Angelegenheiten eines Staates einzugreifen…“
Soweit das Präambel der 38-seitigen Resolution.

Robert, Patrick, Child Soldier – National  Patriotic Front – Monrovia, Liberia, 1996. Foto: Printerest

Ein altes Phänomen in neuen Kriegen

Erst seit Anfang 1990 werden diese Misshandlungen an Kinder durch Hilfsorganisationen oder Journalist_innen hin und wieder öffentlich gemacht.
Im 21. Jahrhundert gibt es mindestens 16 Länder in denen Kindersoldaten im täglichen Einsatz sind.
Nach UNICEF Angaben gibt es allein im Südsudan ungefähr 10.000 und der Zentralafrikanischen Republik 17.000 Kindersoldaten, die zwangsrekrutier sind.
Auch in Kolumbien, Mexiko, Uganda, Nigeria, Sudan, Burkina Fasso, Irak und Syrien, Burma oder Afghanistan Kinder greifen nicht freiwillig zu einer Waffe – sie werden gezwungen.

Im Jahr 2015 missbrauchte die Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria laut den Vereinten Nationen 21 Mädchen als Selbstmordattentäterinnen. Die VN gehen weiterhin davon aus, dass Boko Haram in Nigeria und den angrenzenden Staaten allein im Jahr 2016 rund 2.000 Kindersoldaten zwangsrekrutiert hat.
Die UN haben auch im Jemen, nach der Eskalation des Konfliktes ab März 2015, einen starken Anstieg der Rekrutierung von Kindersoldaten festgestellt und mindestens 1.500 Fälle dokumentiert.

Darüber hinaus ist bekannt, dass Rebellengruppen, wie die Lord Resistance Army in der Zentralafrikanischen Republik und der Demokratischen Republik Kongo, sowie Terrormilizen, wie Al-Shabaab in Somalia zahlreiche Kindersoldaten für ihre Zwecke missbrauchen.

Junge im Bürgerkrieg in Salvador. Foto: Carlo Bussi, Salvadoren Civil War. Printerest

Die Gründe einer Rekrutierung

Die Armut wird auf der Welt immer größer und folglich steigt der Analphabetismus. Ohne Bildung und Hunger sind Menschen  – insbesondere Kinder sehr leicht zu führen und manipulieren. Milizen, Armee und Terrorgruppen verfügen über Geld, Macht und Lebensmittel. Dies eben durch ihre Gewalt am eigenen Volk oder Ethnischen Minderheiten.

Kindersoldaten werden gezwungen zu töten und zu plündern. Sie werden an die Front geschickt und durch Minenfelder getrieben. Mehr als eine Viertel Million Kinder und Jugendliche werden weltweit als Soldaten missbraucht – sowohl von regulären Armeen wie auch von Rebellengruppen. Darunter sind je nach Konflikt und Land auch fünf bis 20 Prozent Mädchen.

Kinder sind in vielen bewaffneten Kriegsparteien fester Bestandteil der militärischen Infrastruktur. Ihr Alltag ist geprägt durch Gewalt, ihre Erziehung basiert auf bedingungslosem Gehorsam. Kinder sind einfacher zu manipulieren und gehorsamer als Erwachsene.

Diese Kinder werden entführt oder mit falschen Versprechungen und einem geringen Sold gelockt und militärisch gedrillt. Oft werden sie durch Misshandlungen, Drogen oder Geld gefügig gemacht. Mädchen und Jungen werden häufig sexuell missbraucht. Die langfristigen Folgen der Psyche sind katastrophal: Sie werden zu absolutem Gehorsam gezwungen, das Selbstbewusstsein schwindet, sie stumpfen gegenüber Grausamkeiten ab, werden traumatisiert und seelisch schwer verletzt.

Kindersoldat in Kambodscha bei der Roten Khmer. Foto:Sou Vichith, Gamma-Rapho via Getty Images

Was wird gegen den Einsatz von Kindersoldaten unternommen?

In New-York fand vom 8. bis 10. Mai 2002 eine Sonderkommission der
UNO-Generalversammlung zur Lage der Kinder statt. Dabei sollte überprüft werden, ob die beim Weltkindergipfel im Jahr 1990 gesteckten Ziele erreicht worden sind, und wie die Lebensbedingungen für Minderjährige in den nächsten zehn Jahren weiter verbessert werden können. Zum Abschluss der Sondersession wurde ein 21 Punkte umfassendes Dokument mit konkreten Zielen zur Verbesserung der Lage der Kinder und Jugendlichen verabschiedet.

Die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson, forderte die internationale Gemeinschaft auf, das Zusatzprotokoll nicht nur zu ratifizieren, sondern sich auch aktiv für die Eindämmung dieses Missstandes einzusetzen. Bis bis heute habe lediglich 105 Staaten das Protokoll ratifiziert – die USA gehören nicht dazu.

Foto: Printerest

Verstoß gegen das Völkerrecht

Das humanitäre Völkerrecht ächtet grundsätzlich den Einsatz von Kindersoldaten. In den Zusatzprotokollen I und II der Genfer Konventionen von 1977 wurde festgelegt, dass keine Kinder unter 15 Jahren für den Armeedienst rekrutiert oder bei Kampfhandlungen eingesetzt werden dürfen. Für Minderjährige zwischen 15 und 18 Jahren gelten dagegen Einschränkungen. So sollen zunächst nur die Ältesten zum Militärdienst eingezogen werden.

Die Internationale Arbeitsorganisation der UN definiert mit der Konvention Nummer 182 von 1999 die Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten zum Einsatz in bewaffneten Konflikten als eine der schlimmsten Formen von Kinderarbeit.

Das Fakultativprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention über die Rechte von Kindern und ihrer Beteiligung an bewaffneten Konflikten versucht ebenfalls, Kinder zu schützen. So wird die Beteiligung von Minderjährigen (unter 18 Jahren) an Kampfhandlungen und die erzwungene Rekrutierung von Minderjährigen zum Militärdienst untersagt. Das fakultative Kindersoldaten-Protokoll wurde im Jahr 2000 vereinbart und trat im Februar 2002 in Kraft. Das Protokoll wurde bis Ende 2016 von 166 Staaten unterzeichnet. Die Bundesrepublik Deutschland hat es am 13. Dezember 2004 ratifiziert.

Kindersoldat in Äthiopien, 11. November 2015. Foto Didier Ruef, Pixabay

Red Hand Day – eine ständige Erinnerung

Der sogenannte Red Hand Day (zu Deutsch: „Tag der roten Hand“) am 12. Februar ist der jährliche Internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten. Dieser Tag erinnert an das Fakultativprotokoll über die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten, das am 12. Februar 2002 in Kraft trat.

Kindersoldaten in Deutschland

In Deutschland werden jedes Jahr unter 18-jährige Jungen und Mädchen für die Bundeswehr rekrutiert, im Jahr 2018 waren es insgesamt 1.679. Somit verstößt Deutschland gegen eine Resolution die es selbst 2004 unterzeichnet hat.

Quellen:
– bmvg.de
– IStGH Statut A/CONF.183/9
– terres des homes
– UNICEF
– UNTC (United Nations Treaty Collection)

Fotos
– Wikilmages, Pixabay, 5. Dezember 2021.
Pixabay License. Freie kommerzielle Nutzung. Kein Bildnachweis nötig.
– Sou Vichith, Gamma-Rapho via Getty Images
–  Robert, Patrick, Child Soldier – National  Patriotic Front – Monrovia, Liberia, 1996
– Kindersoldat in Äthiopien, 11. November 2015. Foto Didier Ruef
– Kim Pezz, Kindersoldat in Südamerika 2008
– Carlo Bussi, Salvadoren Civil War

Der Rückschritt vom Fortschritt

Photo: Pixabay

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“

So steht es in Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Auch der Artikel 21 des Kapitels „Gleichheit“ der Charta der Grundrechte
der Europäischen Union verbietet die Diskriminierung aufgrund der
sexuellen Ausrichtung.


Bei dem ersten Gedanken über die Menschenrechte werden aber sehr viele Menschen vergessen: die Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen (Lesbian, Gay,
Bisexual and Transgender, LGBT).

Es gibt viele Studien über LGBT und deren damit einhergehende Diskriminierungen. Aber es gibt bis heute keine verlässlichen Zahlen über diese Menschen. Dies liegt zum einen daran, dass in vielen Ländern der Welt Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen verfolgt weden – auch in Europa.

Durch eine Staatliche und auch Gesellschaftliche Diskriminierung können und werden sich Millionen von Menschen nicht outen.
In vielen Ländern steht nicht nur die Homosexualität, sondern alles, was von Heterosexualität und dem binären Geschlechtermodell abweicht, unter Strafe – im Iran, Jemen, Sudan, Saudi-Arabien und Mauretanien, sowie in Teilen Nigerias und Somalias ist für gleichgeschlechtliche Liebe sogar die Todesstrafe ausgeschrieben. Jedoch ist die Lage für LGBT-Personen auch in manchen EU-Länder nach wie vor bedenklich.

Da die sexuellen Präferenzen nicht zu den offiziell erfassten ‚Personenstandsmerkmalen‘ zählen, gibt es dazu nur Daten aus empirischen Umfragen, wie viele Menschen sich als LGBT verstehen.

Die Umfrage „Sexual identity, UK: 2018“ des „Office of National Statistics” – nennt einen Anteil von rund 2 Prozent der Bevölkerung als LGBT, wobei die Anteile von 2014 bis 2018 leicht von 1,6 auf 2,2 Prozent ansteigen, was unter anderem darauf verweist, dass die Anzahl der Bisexuellen in Großbritannien, vor allem unter den Jüngeren, deutlich gestiegen ist.

Die YouGov-Studie „1 in 2 young people say they are not 100% heterosexual” (2015) nennt 46 Prozent unter den 18-24-jährigen Briten, die auch gleichgeschlechtliche Sex-Partner haben.

Eine europaweite Dalia-Studie: „Counting the LGBT population: 6 % of Europeans identify as LGBT“ (aus dem Jahr 2016) kommt zu dem Ergebnis, dass sich rund 6 Prozent der Europäer als LGBT bezeichnen. Die Spannweite beträgt dabei von 7,4 Prozent (in Deutschland) bis 1,5 Prozent (in Ungarn).

In den USA ist, nach den Ergebnissen der Studie: „Changes in American Adults’ Reported Same-Sex Sexual Experiences and Attitudes, 1973–2014“, der Anteil gleichgeschlechtlicher Sex-Partner im Zeitraum 1972 – 2014 bei den Frauen von 3,6 auf 8,7 Prozent gestiegen, bei den Männern von 4,5 auf 8,2 Prozent.

Diese Ergebnisse beruhen auf der Verwendung der Kinsey-Skala.

Nun ein Beispiel aus Afghanistan

Die Situation für LGBT-Menschen in Afghanistan ist nachdem die Taliban zur
Rückkehr an die Macht kam katastrophal.

Ein Interview mit Nimat* (*Sein Name wurde zum Schutz seiner Identität geändert), einem homosexuellen Mann, der im August 2021aus Afghanistan floh, als er hörte, dass die US-Streitkräfte mit den Taliban verhandelten .
Nimat hält sich derzeit als Migrant ohne Papiere in einem europäischen Land auf.

Afghanistan war vor der Machtübernahme durch die Taliban schon kein einladender Ort für LGBT-Menschen, dass sich die Lage für diese Menschen noch viel weiter verschlechtern wird, liegt auf der Hand.
Die Taliban wird eine extreme Auslegung der Scharia durchsetzen, in deren Folge viele Frauen, Oppositionelle und auch LGBT-Menschen hingerichtet werden.

„Mir wurde klar, dass es für mich in Afghanistan keine Hoffnung auf eine Zukunft gibt. Ich habe meiner Mutter gesagt, ich muss das Land verlassen, bevor sie mich finden und mir unter Folter viele Fragen stellen werden. Meine Mutter sagte: ‚Nein, warte, bis sich eine legale Möglichkeit ergibt. Du bist klug und vielleicht schaffst du es über ein Stipendium in ein europäisches Land zu kommen.“ Meine Mutter glaubt immer noch an ein gutes Ende, obwohl auch sie unter der Willkür der Taliban leidet. Zwei Tage später legte ich ihr nachts meinen Abschiedsbrief und Entschluss auf den Tisch. Ich konnte mit der Situation in Afghanistan nicht mehr umgehen, weil sie sehr hart für mich war. Ich hatte es satt, meine Identität, meine Sexualität und meine Ideologie zu verbergen. Ich konnte mit niemandem sprechen. Du bist die Erste, die mir ruhig und gefasst zuhört.
In den letzten drei Jahren in Afghanistan war ich die ganze Zeit zu Hause. Ich habe Bücher gelesen, Filme gesehen und bin aus Angst zu Hause geblieben. Ich habe mich nicht getraut auszugehen. Ich ging nur für ein oder zwei Stunden mit meinen engsten Freunden und meiner Familie aus dem Haus. Noch nicht einmal mit Klassenkameraden oder anderen Jungs, weil ich Angst hatte.“

Seine Reise ins Asylverfahren verlief turbulent. Schließlich musste er einen Schleuser bezahlen, der ihn aus dem Iran in ein Land in Europa brachte. Er stellte einen Asylantrag, der jedoch später fälschlicherweise geschlossen wurde, wie er mir sagte. Er weiß nicht, wie es um seine Rechtsstellung bestellt ist.

Nimat verbrachte einige Zeit auf der Straße, bevor er einen Mann kennenlernte und bei ihm einzog. Er räumt ein, dass die Situation für LGBT- Menschen in Afghanistan düster ist, aber er glaubt, dass es für diejenigen, die aus dem Land geflohen sind, genauso schlimm ist. Komplizierte Verfahren und feindselige Systeme haben dazu geführt, dass einige Afghanen wie Nimat in einem rechtlichen Schwebezustand gestrandet sind.

Nimat lebt zwar nicht mehr auf der Straße, aber er hat immer noch Angst um seine Zukunft. Er erwägt, das Land, in dem er sich derzeit aufhält, in ein anderes europäisches Land zu verlassen, in der Hoffnung, dass das Asylverfahren anderswo nicht so turbulent verläuft.

Als Nimat noch in Afghanistan lebte, verheimlichte er seine Sexualität. Jetzt macht er sich Sorgen um die LGBT-Menschen, die nicht aus Afghanistan fliehen können.
Unter Tränen erzählt er: „Es gibt keine Untergrundgemeinschaft für LGBT, es gibt keine Oberschicht – nichts. Niemand spricht über seine Sexualität. Jeder versteckt sich. Niemand kennt meine Sexualität, nicht einmal meine Freunde – außer meinem Cousin weiß es niemand.“ 

Wie der Rest der Welt hat auch er in den letzten Tagen mit Entsetzen beobachtet, wie die Taliban die Kontrolle über Afghanistan übernommen haben.

„Es ist, als würde man The Walking Dead sehen“, sagt Nimat über die Taliban. „Es ist einfach so, als ob die Zombies das Land übernehmen würden. Sie haben das Land bereits übernommen, und es gibt keinen sicheren Ort mehr.“

Nimat macht sich große Sorgen um die LGBT’s in Afghanistan, aber er hat auch Angst um seine atheistischen Freunde, von denen er befürchtet, dass sie von den Taliban verfolgt werden.
Als Nimat noch in Afghanistan lebte, traf er sich einmal pro Woche mit einer Gruppe befreundeter Atheisten, um über die Bücher zu diskutieren, die sie lasen, und über verschiedene Ideologien zu sprechen. Da viele von ihnen ihren Atheismus offen zur Schau trugen, befürchtet Nimat, dass sie auf der Verfolgungsliste der Taliban ganz oben stehen könnten.

„Wir waren eine kleine Gemeinschaft, die donnerstags zusammenkam, um Bücher zu lesen und über verschiedene Ideologien in verschiedenen Ländern zu sprechen, wie Marxismus, Kapitalismus, Sozialismus und all das, und jetzt mache ich mir große Sorgen um diese Leute, weil sie versuchen wollten, das Land zu verlassen, und jetzt sind alle Wege versperrt. Ich mache mir große Sorgen um die Atheisten, weil sie sich exponiert haben, aber die LGBT-Gemeinschaft hat sich nicht exponiert. Nur vielleicht ein oder zwei haben sich geoutet. Ich habe Freunde, die ihre Facebook-Konten gelöscht haben, sie haben alle ihre Beiträge gelöscht, um sich zu verstecken, aber ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist. Es gibt keine Gemeinschaft, die Atheisten in Afghanistan unterstützt.“
Nimat weinte immer mehr und ich bat ihm eine Pause an. Dankbar nahm er dieses an.

„Die Taliban sagen: ‚Wir sind wegen der Scharia hier, wir wollen nur das islamische Recht‘, und das islamische Recht ist sehr eindeutig in Bezug auf Atheisten und LGBT’s. Es ist ganz klar, dass ein Atheist ein Ungläubiger ist und dass ein Ungläubiger gesteinigt oder gehängt werden muss. Für die LGBTs gilt das Gleiche. Niemand kann mit den Taliban verhandeln. Sie wollen zurück in die Zeit vor 1.400 Jahren, als Mohammed in den Wüsten Saudi-Arabiens lebte. Sie wollen so leben, und es gibt nichts Gutes an ihrem Denken und Tun. Nila, du weißt selbst wie es für Mädchen und Frauen in Afghanistan steht. Wie erst um mich? Für Atheisten und LGBT-Menschen gibt es keine Zukunft in Afghanistan. Alle diejenigen, die für Menschenrechte und Freiheit kämpfen sind weg, leben in Angst oder werden Hingerichtet. Du selbst hast dein Leben der Aufklärung und Bildung gewidmet und sitzt nun mit mir in einem fremden Land.“


Einige Begriffe im Zusammenhang mit LGBTQ

Um nicht noch mehr Verwirrung in den in dieses Thema zu bringen, verzichten die Autorinnen bewusst auf das Gendersternchen.
Diese nachfolgende Aufstellung stellt nur einen Auszug dar, neben diesen Begriffen gibt es noch zahlreiche weitere, die hinsichtlich dieser Thematik relevant sind und wären – aber auch den Rahmen sprengen würden.

Die Sexualität

Die Sexualität in der Definition im weiteren Sinn: Alle psychischen und physischen Vorgänge, die mit dem eigenen Geschlecht und dem Sexualtrieb zusammenhängen.
– Definition im engeren Sinn: Geschlechtliches Verhalten zwischen Sexualpartnern.

Geschlechtsidentität: Bewusstsein, einem Geschlecht anzugehören.
Cisgender: Personen, bei denen die Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
Binär: Begriff steht für „zweiteilig“ und reduziert auf zwei Geschlechter: männlich und weiblich.
Non-Binär: Sammelbezeichnung für Geschlechtsidentitäten, die sich also außerhalb der binären Einteilung befinden.
Genderfluid: Personen, die sich zwischen zwei oder mehr Geschlechtern bewegen, welches sich mit der Zeit oder in Abhängigkeit von Situationen verändern kann.
Genderqueer:
– Nicht eindeutig gegen die Begriffe “genderfluid“ oder und „non-binär“ abzugrenzen.
– Überbegriff für Personen, die nicht in die geschlechterbinäre Norm passen.
– Geschlechtsidentität von Personen, die sich sowohl als Frau und Mann (gleichzeitig oder abwechselnd) oder weder als Frau noch als Mann identifizieren.

Sexuelle Orientierung: Begehren einer Person hinsichtlich des Geschlechts einer Partnerin oder eines Partners für emotionale Verbundenheit, Liebe und Sexualität an. Zum Beispiel Homosexualität, Bisexualität und Heterosexualität.
Pansexuell: Sexuelle Orientierung, bei der Personen in ihrem Begehren keine Vorauswahl nach Geschlecht bzw. Geschlechtsidentität treffen.
Asexuell: Kein oder kaum Empfinden von sexueller Anziehung gegenüber anderen Menschen.
Demisexuell: Personen, die nur sexuelle Erregung verspüren, wenn zwischen ihnen und einer anderen Person eine starke emotionale Bindung besteht.
Autosexuell: Personen, die sich bevorzugt zu sich selbst hingezogen fühlen.


Politischer Hintergrund

Die Entwicklung der letzten Jahre belegt, dass das Bewusstsein für die Rechte
von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen (Lesbian, Gay,
Bisexual and Transgender, LGBT) in der Europäischen Union zunimmt. Mit
der rechtsverbindlichen Charta der Grundrechte der Europäischen Union
stärkt der Vertrag von Lissabon den Rahmen für eine Gesetzgebung zur
Nichtdiskriminierung. Die EU ist nun verpflichtet in all ihren Politikfeldern und
Tätigkeiten Diskriminierung zu bekämpfen, auch Diskriminierung aufgrund
der sexuellen Ausrichtung.
Auf internationaler Ebene ist man sich darüber einig, dass Diskriminierung
aufgrund der sexuellen Ausrichtung und Geschlechtsidentität bekämpft
werden muss; bestätigt wurde dies durch die Annahme zweier Empfehlungen
und einer Entschließung des Ministerkomitees des Europarates und der
Parlamentarischen Versammlung.
Vor diesem Hintergrund hat das Europäische Parlament im Jahr 2009 die
Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) aufgefordert,
die Situation von LGBT-Personen nach dem Inkrafttreten restriktiver
Rechtsvorschriften in Bezug auf ihre Rechte in einigen EU-Mitgliedstaaten
zu untersuchen.

Wichtigste Ergebnisse

Der Bericht der FRA über Homophobie, Transphobie und Diskriminierung
aufgrund der sexuellen Ausrichtung und Geschlechtsidentität zeigt drei
wesentliche Probleme auf, mit denen LGBT-Personen in der Europäischen
Union konfrontiert sind: dass sie gezwungen sind, ein Leben in
Verschwiegenheit und im „Verborgenen“ zu führen; dass sie gewalttätigen
Angriffen ausgesetzt sind; und dass sie keine Gleichbehandlung erfahren,
z. B. bei der Arbeit, bei Mietangelegenheiten oder beim Umzug innerhalb der Europäischen Union.
Unterschiedliche Entwicklungen
Was den Schutz von LGBT-Rechten anbelangt, so gibt es bei der Entwicklung im Bereich der Gesetzgebung in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten Unterschiede.
Im Rahmen der Untersuchung der FRA wurden sechs zentrale (miteinander
verknüpfte) Punkte ermittelt, bei denen sich sowohl positive als auch negative
Tendenzen erkennen lassen:


• Versammlungsfreiheit und freie Meinungsäußerung
Schwierigkeiten bei Paraden von LGBT-Personen oder aggressive Gegenproteste,
aber auch Verbesserungen beim Schutz von Demonstrationsteilnehmern.
Informationsverbot gegenüber Minderjährigen hinsichtlich gleichgeschlechtlicher
Beziehungen.
• Hassreden und Hassverbrechen
Begrenzter Schutz vor Intoleranz und Gewaltakten gegen LGBT-Personen; nur
wenige Mitgliedstaaten verfolgen solche Vorfälle in zunehmendem Maße
strafrechtlich.

• Ungleichbehandlung und Diskriminierung
Trotz EU-Rechtsprechung bleibt der Schutz von Transgender-Personen unklar;
eine beträchtliche Anzahl von Gleichbehandlungsstellen befasst sich jedoch
mit dem Thema der sexuellen Ausrichtung in Beschäftigungsangelegenheiten
und anderen Bereichen.

• Freizügigkeit und Familienzusammenführung
Der Gleichbehandlungsgrundsatz in diesem Kontext wird nicht überall in
derselben Weise angewandt: einige EU-Mitgliedstaaten beschränken oder
verweigern die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und Ehen, die in einem anderen Mitgliedstaat geschlossen wurden, andere Mitgliedstaaten
hingegen weiten die Gesetzgebung in diesem Bereich aus.

• Internationaler Schutz von LGBT-Asylbewerbern
In zahlreichen Mitgliedstaaten herrscht nach wie vor die Haltung, dass
Asylbewerber, die Schutz vor Verfolgung aufgrund ihrer sexuellen Ausrichtung
oder Geschlechtsidentität beantragen, keinen Anspruch auf diesen Schutz
haben, wenn sie in ihrem eigenen Land leben können, ohne „sich zu
offenbaren“.

• Geschlechtsangleichung
Erschwerter Zugang zu Behandlungsmöglichkeiten, Schwierigkeiten bei der
rechtlichen Anerkennung und Gleichbehandlung in den meisten Bereichen
des gesellschaftlichen Lebens; in einigen EU-Mitgliedstaaten hat sich diese
Situation jedoch gebessert.
Ungleiche Verhältnisse
Diese unterschiedlichen Entwicklungen zeigen, dass Fortschritte in der
Europäischen Union verschieden schnell und ungleichmäßig erfolgen:
Zwischen den EU-Mitgliedstaaten bestehen weiterhin gravierende
Unterschiede. Die Hauptursachen für die Hindernisse sind in der anhaltenden
Intoleranz und der negativen Einstellung gegenüber LGBT-Personen zu finden.


Abschließend noch die Resolution der Generalversammlung 217 A (III).

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

PRÄAMBEL

Da die Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt bildet, da die Nichtanerkennung und Verachtung der Menschenrechte zu Akten der Barbarei geführt haben, die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen, und da verkündet worden ist, daß einer Welt, in der die Menschen Rede- und Glaubensfreiheit und Freiheit von Furcht und Not genießen, das höchste Streben des Menschen gilt, da es notwendig ist, die Menschenrechte durch die Herrschaft des Rechtes zu schützen, damit der Mensch nicht gezwungen wird, als letztes Mittel zum Aufstand gegen Tyrannei und Unterdrückung zu greifen, da es notwendig ist, die Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Nationen zu fördern, da die Völker der Vereinten Nationen in der Charta ihren Glauben an die grundlegenden Menschenrechte, an die Würde und den Wert der menschlichen Person und an die Gleichberechtigung von Mann und Frau erneut bekräftigt und beschlossen haben, den sozialen Fortschritt und bessere Lebensbedingungen in größerer Freiheit zu fördern, da die Mitgliedstaaten sich verpflichtet haben, in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen auf die allgemeine Achtung und Einhaltung der Menschenrechte und Grundfreiheiten hinzuwirken, da ein gemeinsames Verständnis dieser Rechte und Freiheiten von größter Wichtigkeit für die volle Erfüllung dieser Verpflichtung ist, verkündet die Generalversammlung diese Allgemeine Erklärung der Menschenrechte als das von allen Völkern und Nationen zu erreichende gemeinsame Ideal, damit jeder einzelne und alle Organe der Gesellschaft sich diese Erklärung stets gegenwärtig halten und sich bemühen, durch Unterricht und Erziehung die Achtung vor diesen Rechten und Freiheiten zu fördern und durch fortschreitende nationale und internationale Maßnahmen ihre allgemeine und tatsächliche Anerkennung und Einhaltung durch die Bevölkerung der Mitgliedstaaten selbs wie auch durch die Bevölkerung der ihrer Hoheitsgewalt unterstehenden Gebiete zu
gewährleisten.

Körperwelten Teil 2

Ich habe bei der Ausstellung der Körperwelten 230 Fotos gemacht. Da diese für einen Beitrag zu viel sind, folgt nun Teil 2

Neues Leben beginnt

Föten in den verschiedenen Schwangerschaftswochen

Die Lunge

Die Lunge. Sehr anschaulich sieht man eine Raucher- und Nichtraucherlunge. Es soll doch jedem zu denken geben, ob man mit dem Rauchen nicht besser aufhören sollte.

Paar in Umarmung

Magen und Darm

Cholesterin

Auch dieses Thema wurde bei der Ausstellung gezeigt. Cholesterin ist mit eine der häufigsten Erkrankungen in unserer Gesellschaft.

Das älter werden

Sterben müssen wir alle irgendwann. Ich fand diesen Themenbereich auch sehr interessant.

Körperwelten Teil 1

Körperwelten Ausstellung in Trier

Heute war ich in Trier auf der Körperwelten Ausstellung gewesen. Es war ein interessanter Einblick in unser Inneres.
Mich haben die Plasitante weniger beeindruckt als die Organe selbst. Von Gehirn, Herz und Nervensystem war ich sehr beeindruckt.
Nun möchte ich Präparate der Ausstellung zeigen. Leider sind durch die Beleuchtung einige Fotos nicht so gut zu erkennen.

Das Herz

Das Skelett

Das Nervensystem

Ich fand diesen Teil der Ausstellung sehr interessant, denn man knn sich die Muskeln und Neven nicht richtig vorstellen.

Muskeln und Nerven von Füßen und Händen

Das Nervensystem

Unser Nervensystem besteht schätzungsweise aus 100 Milliarden Nevenzellen.

Das Gehirn

Der Schachspieler

Das Herz

Der Herzchirurg

Der Organpräsentator

Vor einigen Jahren ist mir die Achillessehne abgerissen. Bei diesem Plastinat sieht man die Achillessehne sehr deutlich.

Fotos: Naike Juchem

Frühehen

Foto: WordPress

Der Begriff Kinderehe ist in Früh- und Kinderehe definiert.

Der Begriff Frühehe bezieht sich sowohl auf die formelle als auch auf die informelle Ehe, die ein Mädchen mit einem Partner eingeht, ob diese noch nicht das 18. Lebensjahr erreicht hat und somit physisch, psychologisch und soziologisch die Verantwortung für Ehe und Geburt nicht übernehmen kann.

Bei einer Kinderehe hingegen habe entweder einer oder beide Ehepartner das 18. Lebensjahr noch nicht erreicht und solche „Ehen“ findet mit oder ohne formelle Registrierung von irgendwelchen Behörden statt.

Sonita Alizadeh. Foto: The Guardian

Auf YouTube gibt es einen sehr guten Bericht über Sonita Alizadeh
https://youtu.be/-AFwAtPPEjE

Foto: WordPress

Frühehen in Afrika

Frühe Eheschließungen sind in Afrika seit Jahrzehnten zur Norm geworden und die Mädchen werden immer jünger verheiratet. Einige Beobachter von Internationalen Hilfsorganisationen gehen mittlerweile von sogar schon 8-jährigen „Ehefrauen“ aus.

Während die meisten Frauen in
Industrieländer zu einem späteren Zeitpunkt heiraten, heiraten in Afrika viele aufgrund einiger kultureller und traditioneller Implikation zu einem frühen Zeitpunkt. Zwanzig bis fünfzig Prozent der Frauen in Entwicklungsländern sind im Alter von 16 Jahren bereits verheiratet, wobei der höchste Prozentsatz in Afrika südlich der Sahara, in Süd- und Zentralasien zu verzeichnen ist.
Im Norden Nigerias, ziehen es viele Eltern aus kulturellen und wirtschaftlichen Gründen vor, ihre Töchter in einem Alter vom 10 oder noch jüngeren Jahren zu heiraten. Die Analphabetenrate unter Frauen ist im Norden von Nigeria um dreiviertel höher als im Süden.
Zwar wurde auf Druck von UNICEF der Aufbau von Schulen und Präventivmaßnahmen die Einschulungsquote für Mädchen verbessert, trotzdem ist die Quote der Schulabbrüche immer noch emens hoch, weil wahrscheinlich die Mädchen in eine Frühehe gezwungen werden.
Auch werden viele Mädchen erst gar nicht in Schulen eingeschrieben, da die Familien zum einen kein Schulgeld haben und zum anderen der Glaube vorherrscht, dass Mädchen sowieso verheiratet werden und somit keine Bildung brauchen.

Die negativen Folgen von Frühehen

Es besteht tendenziell ein Zusammenhang zwischen dem Alter der Eheschließung,
dem Bildungsniveau, der Armut und der Gesundheit.
Weniger gebildete Mädchen neigen dazu, früher zu heiraten, und führen daher oft zu gesundheitlichen Problemen wie zum Beispiel: Frühgeburten und oder ungewollte Schwangerschaften.
Junge Mädchen werden meist gezwungen einen viel älteren Mann zu heiraten und somit auch zum Geschlechtsverkehr. Schwangerschaften, Schwangerschaftsabbrüche und Fehlgeburten von Mädchen die gerade in die Pubertät kommen, sind mittlerweile an der Tagesordnung. Dies hat schwerwiegende gesundheitliche Folgen, da die Mädchen psychisch, körperlich und sexuell noch gar nicht reif sind.
Ein weiterer schwerwiegender Punkt ist die häusliche Gewalt, sowie der sexuelle Missbrauch an Minderjährigen.
Die extrem hohe Morbidität und Mortalität von Müttern steigt seit Jahren an.
2019 lag die HIV-Prävalenz in Nigeria bei 1,4% der Erwachsenen im Alter von 15 bis 49 Jahren. Frühere Schätzungen hatten eine nationale HIV-Prävalenz von 2,8% angegeben. UNAIDS und die National Agency for the Control of AIDS schätzen, dass mittlerweile mehr als ein Zehntel der Menschen in Nigeria mit HIV infiziert sind – Tendenz steigend.

Prävention und Aufklärung fängt an zu greifen

In den letzten Jahren haben die nördlichen Provinzen Niger und Bauchi Gesetze erlassen, die den Abbruch von Kindern aus der Schule für Verheiratete verbieten. Dies wird jedoch nicht durchgesetzt. Die nigerianische Bundesregierung und die 19 nördlichen Provinzen haben eine Initiative eingeleitet, um die frühe Heirat und ihre Auswirkungen auf die Bildung zu überprüfen (z. B. Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die reproduktive Gesundheit und die Rechte von Mädchen sowie die Bedeutung, Mädchen den Abschluss von weiterführenden Schulen zu ermöglichen und die Verbindungen zwischen Schule und Gemeinde zu stärken) Verbesserungen der Mädchen für Bildung und mehr Schulen nur für Mädchen und Frauen. Einige dieser Initiativen haben zu positiven Ergebnissen geführt. Verheiratete Mädchen und Mütter, die die Schule abgebrochen hatten, haben die Schule wieder aufgenommen, und die Eltern haben damit begonnen, den Mädchen eine Sekundarschule vor der Heirat abzuschließen oder sogar eine höhere Schule zu besuchen.

Auswirkungen der Frühehe auf die Ausbildung der Mädchen

Die Schule ist die wichtigste Einrichtung außerhalb der Familie, die sich mit der Sozialisierung junger Menschen in allen Dimensionen der Rolle und Verantwortung von Erwachsenen befasst.
Die Frühehe hingegen verweigert Kindern im schulpflichtigen Alter, ihrem Recht auf Bildung, der Notwendigkeit ihrer persönlichen Entwicklung für das Erwachsenenalter und ihren wirksamen Beiträgen zum Wachstum ihrer Zukunft, Gesellschaft und Familie.
Das Recht auf Bildung und Gesundheit besteht im Wesentlichen darin, dass sie die wirksame Wahrnehmung der Menschenrechte erleichtern und auch verbessern.
Für sehr viele ärmerer Familien ist die potenzielle Bildung für die Erziehung eines weiblichen Kindes zu weit entfernt, weshalb ihre Erziehung nicht als Investition anerkannt wird. Familien behaupten, dass die Bildung von Mädchen nur dem Haushalt des Mannes zugute kommt, nicht ihren Eltern. Einige Eltern glauben, dass Mädchen keine Bildung für ihre Rolle als Ehefrau und Mutter brauchen, dass Bildung kulturelle Praktiken untergräbt und dass Bildung die Mädchen lehrt, Traditionen abzulehnen.
Bei Bildung selbst auf der Basisebene geht es jedoch nicht nur um Lebensunterhalt und technische Fähigkeiten, sondern vor allem darum, soziale Verbindungen zu schaffen, die es einem ermöglichen, auf wichtige Ressourcen zuzugreifen, um die Armut zu lindern.
Die Bildung kann auch das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen der Mädchen entwickeln, um ihre Meinung zu äußern oder die Kontrolle über ihre eigenen Handlungen, ihr Leben und ihren Körper zu übernehmen.
Ein weiterer positiver Vorteil der Bildung ist die Verbesserung der reproduktiven Gesundheit und des Überlebens der Kinder.
Gebildete Frauen können dann auch über ein Mitspracherecht bei der Entscheidungsfindung in Bezug auf die Größe ihrer Familien und den Abstand der Kinder einbringen. Es wäre auch ein weiterer positiver Schritt zu Informationen und Kenntnisse über Empfängnisverhütung und den Gesundheitsbedarf ihrer Kinder.

Fazit

Bildung ist das wichtigste was die Menschen im 21. Jahrhundert braucht um aus der Spirale der Armut und Abhängigkeit zu kommen.
Wer seine Menschenrechte kennt, kann diese auch verteidigen.

Quelle: UNICEF, Terres des Homes

Die CIA und das Opium

Foto: www

Die CIA und ihr schmutziges Spiel um Macht, Geld und Drogen

Autorin Naike Juchem

Mit Flugzeugen tief über Drogenplantagen hinweg und die Baretta 92 im Holster kämpfen furchtlose CIA Typen gegen die Drogenkartelle in Costa Rica an.
Sie stehen für das Gute in der Welt und retten den armen Bauern ihre Existenzen.
Die CIA als der Strahlemann der Welt.

Soweit die Filme aus Hollywood. Die Realität ist eine andere. Diese CIA geht über Menschen, Regierung und gar Völker – um ihre gierige Macht immer weiter zu treiben.


Als der Einfluss der internationalen Gemeinschaft durch die Führung der USA und der Vereinten Nationen wuchs, beseitigte das Prohibitionsregime schließlich auch noch die letzten Überreste des legalen Opiumhandels.

Aber der Kalte Krieg wurde auch mit verdeckten Operationen geführt, die an den Brennpunkten der globalen Konfrontation Bündnisse mit Kriegsherren und Verbrechersyndikaten begünstigten. Das unsichtbare Aufeinanderprallen konkurrierender Kräfte hemmte die Verbotsbemühungen der internationalen Gemeinschaft durch informellen staatlichen Schutz für Drogenhändler, die den Geheimdiensten nützlich waren.

In den 40 Jahren des Kalten Kriegs war die internationale Rauschgiftkontrolle auf diese Weise das Ergebnis einer subtilen, kaum verstandenen Wechselwirkung von Prohibition und Protektion. Es waren diese einander widerstrebenden Kräfte, die den globalen Drogenhandel in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg formten.

Der kommunistische Block – mit seinem Puritanismus, seiner Repression und seinem regulierten Handel – erwies sich als mächtige Kraft der Drogenprohibition und schloss einen großen Teil der Erde für den illegalen Drogenhandel. Nach seiner Machtübernahme 1949 startete das kommunistische Regime in China eine Antiopiumkampagne, die 1952 in der Identifizierung von 369.000 Drogenhändlern und 82.000 Verhaftungen, 35.000 Urteilen und 880 öffentlichen Hinrichtungen kulminierte. Die anschließende Phase der Massenmobilisierung und Zwangsbehandlung befreite die Süchtigen so rasch von ihrer Abhängigkeit, dass China, einst der größte Produzent und Konsument von Opium, Mitte der 50er Jahre drogenfrei war.

Die autoritäre Herrschaft der chinesischen Kommunisten über einen großen Teil der eurasischen Landmasse legte für diese riesige Region die illegale Opiumproduktion still und lenkte den Handel auf neue Schmuggelrouten um. Obwohl die asiatische Opiumzone dadurch schrumpfte, stimulierten geopolitische Entwicklungen zusammen mit den Kräften des illegalen Marktes eine beständige Ausweitung der Produktion im übrigen asiatischen Raum von der Türkei bis nach Laos.

Gleichzeitig boten verdeckte Operationen der USA Drogengroßhändlern innerhalb der asiatischen Opiumregion Schutz. Als der Kommunismus in den späten 40er Jahren in China und Osteuropa vorrückte, erkannte Washington darin eine unmittelbare globale Bedrohung. Die Regierung Truman, die neue Waffen für eine neue Art des Kriegs brauchte, schuf 1947 die Central Intelligence Agency (CIA) mit zwei Hauptaufgaben: Spionage und Geheimaktionen. Mit radikalem Pragmatismus schlossen ihre Agenten Bündnisse mit jeder Gruppe, die im Kampf gegen den Kommunismus nützlich sein konnte, auch mit Drogenhändlern.

Am Eisernen Vorhang verschmolzen verdeckte Kriegführung und Opiumhandel miteinander

Während des Kalten Kriegs konzentrierte sich der asiatische Opiumhandel auf drei unterschiedliche Regionen: Türkei, Zentralasien und Südostasien. Auf dem anatolischen Plateau lieferten die Opiumbauern legale Opiumquoten an eine staatliche Vermarktungsgesellschaft, verkauften illegale Überschüsse an Schmuggler und fachten damit einen Handel an, der östlich zu den iranischen Opiumhöhlen und westlich zu den Heroinlabors von Marseille führte. In Zentralasien bedienten die Mohnfelder Afghanistans und Pakistans regionale Märkte, besonders die fast grenzenlose Nachfrage des Iran nach Rauchopium. In Südostasien produzierten die Hochländer von Birma, Thailand und Laos – das berühmte Goldene Dreieck – Rauchopium für regionale Märkte, bis sie Anfang der 70er Jahre begannen, Heroin für Europa und Amerika herzustellen.

Es war einer der Zufälle der Geschichte, dass der Eiserne Vorhang in den späten 40er Jahren an den Rändern der asiatischen Opiumzone fiel, sodass dort für die Dauer des Kalten Kriegs verdeckte Kriegführung und Opiumhandel miteinander verschmolzen. Entlang dieser 7.500 Kilometer langen Grenze Chinas und der Sowjetunion konvergierten Geschichte und Geografie zur Bildung zweier Brennpunkte des Kalten Kriegs: Afghanistan im Westen und das südostasiatische Goldene Dreieck im Osten. Östlich wie westlich des massiven, 3.000 Kilometer langen und 7.500 Meter hohen Gebirgsriegels von Himalaja und Hindukusch zogen über die Handelsrouten der beiden Regionen seit ewigen Zeiten Karawanen aus China und Zentralasien.

Über diese Handelswege verbreiteten sich Waffen, Opium und auch der Islam, wodurch die Bergvölker der unwegsamen Hochländer Traditionen des Handels, des Raubs und des Widerstands gegen die Tieflandreiche ausbilden konnten. Auf den Handelsrouten durch Nordafghanistan nach Kabul „befriedigte der regelmäßige Überfall auf Karawanen die Gelüste der lokalen Eliten“. In ähnlicher Weise verführten Karawanenrouten, die vom Yunnanplateau in Südchina ausgingen, die Bergstämme von Assam bis Tongking zu Überfällen und regten Handel und Opiumanbau an.

CIA-Geheimkrieg und der Drogenhandel

40 Jahre lang kämpfte die CIA mehrere Geheimkriege um diese beiden Regionen an den äußeren Enden des asiatischen Massivs – in Birma in den 1950er Jahren, in Laos in den 1960er Jahren, in Afghanistan in den 1980er Jahren. Als die CIA in diesen zerklüfteten Bergregionen Stammesarmeen mobilisierte, nutzten deren Kriegsherren die Waffen und den Schutz des Geheimdienstes, um groß ins Drogengeschäft einzusteigen.

Aus der beschränkten Perspektive des Kalten Kriegs erhöhte die Duldung des Drogenhandels häufig die geheimdienstliche Effizienz. Aus der Sicht eines CIA-Agenten, der die Erfüllung seines Auftrags vor Augen hatte, befreite der Opiumhandel seine Organisation von den unbezahlbaren Kosten, die entstanden wären, hätte er sich selbst um die Wohlfahrt von Stämmen mit Tausenden von Mitgliedern kümmern müssen. Ebenso bedeutsam war, dass während der blutigen Kriege, die sich mit schweren Verlusten über Jahre hinzogen, die Kontrolle über diese zentrale landwirtschaftliche Einnahmequelle dem von der CIA ausgewählten Kriegsherrn die Herrschaft über Stämme, Clans und Dörfer ermöglichte. Da erbarmungslose Drogenfürsten wirkungsvolle antikommunistische Verbündete waren und Opium ihre Macht vermehrte, hatten CIA-Agenten, die eine halbe Welt von der Heimat entfernt allein auf sich gestellt operierten, allen Grund, den illegalen Drogenhandel zu dulden.

Anders als einige andere Geheimdienste benutzte die CIA den Drogenhandel nicht zur Finanzierung ihrer verdeckten Operationen. Ihre Mitschuld war auch nicht das Werk einiger weniger korrupter Agenten, die nach einem Anteil an den enormen Profiten gierten. Die Rolle der CIA im Heroinhandel war vielmehr eine unbeabsichtigte Konsequenz ihrer Taktik, ihrer „Realpolitik“ im Kalten Krieg.

Diese verdeckten Bündnisse mit nützlichen Drogenbaronen in Birma, Laos, Afghanistan und Nicaragua trugen in beträchtlichem Umfang zur Ausweitung des Drogenhandels in wichtigen Quellregionen bei, auch wenn das genaue Ausmaß nicht quantifizierbar ist. Da die Drogenbauern für jede neue Ernte Kredite und verlässliche Märkte brauchten, hatte jede Ausweitung der Drogenproduktion drei Voraussetzungen: Finanzierung, Logistik und, vor allem, Schutz.

So erforderte das plötzliche Anschwellen der birmanischen Opiumproduktion in den 50er Jahren die Lufttransportlogistik der CIA, den militärischen Schutz durch Thailand und taiwanisches Finanzkapital. In gleicher Weise beruhte die steil ansteigende Opiumproduktion in Afghanistan in den 80er Jahren auf der logistischen Unterstützung des pakistanischen Geheimdienstes Interservice Intelligence (ISI), dem Schutz einer CIA-Geheimoperation und den Diensten pakistanischer Banken, besonders der Bank of Credit & Commerce International.

Aus den Hochländern gelangte das Opium zu den Labors und städtischen Märkten, wo es Verbrechersyndikate und korrupte Staatsdiener übernahmen, und auch unter ihnen fand die CIA antikommunistische Verbündete. Seit Beginn der Drogenprohibition in den 20er Jahren setzten staatliche Sicherheitsdienste auf der ganzen Welt Rauschgifthändler als nützliche geheimdienstliche „Aktivposten“, als Handlanger bei verdeckten Aktionen ein – von Chiang Kai-sheks Nationalchinesen, die sich der Green Gang bedienten, um in den 20er Jahren die Kommunisten zu bekämpfen, bis hin zu den Gaullisten in Frankreich, die das Marseiller Milieu in den 60er Jahren gegen terroristische Militärs einsetzten.

Im Kontext des Kalten Kriegs gab es eine ähnliche Affinität zwischen Geheimkriegsagenten und Verbrechersyndikaten. Ihre grundlegendste Gemeinsamkeit besteht in der Ausübung der „klandestinen Künste“, wie es ein ehemaliger CIA-Agent einmal genannt hat: die grundlegende Fähigkeit, außerhalb der normalen Kanäle der Zivilgesellschaft zu operieren. Unter allen Institutionenmoderner Gesellschaften können nur Geheimdienste und kriminelle Syndikate verdeckte Operationen durchführen, ohne Spuren zu hinterlassen.

In dem Maße, in dem unser Wissen über den Kalten Krieg wächst, wird auch die Liste der Drogenhändler, die für die CIA arbeiteten, immer länger: Korsensyndikate, irreguläre Truppen der Nationalchinesen, laotische Generäle, afghanische Kriegsherren, haitische Oberste, panamaische Generäle, honduranische Schmuggler und nicaraguanische Contra-Kommandeure. Diese Bündnisse mögen nur einen Bruchteil aller CIA-Operationen darstellen, aber sie hatten einen beträchtlichen Einfluss auf den Drogenhandel.

Die Schlachtfelder wurden zu Ödländern des Geheimkriegs, auf denen nur noch Opium blühte

Blickt man auf die Geheimkriege der CIA zurück, die zu Verstrickungen in den Drogenhandel führten, springt der Kontrast zwischen ihren kurzfristigen operativen Vorteilen und den langfristigen politischen Kosten ins Auge. Bei jeder dieser verdeckten Operationen nutzten Kriegsherren einheimischer Stämme Waffen, Logistik und politischen Schutz der CIA, um zu großen Drogenbaronen aufzusteigen, die Opiumproduktion in ihren Gebieten auszuweiten und Heroin auf den internationalen Märkten anzubieten. Statt diesen Drogenhandel zu stoppen, duldete ihn die CIA, blockierte, wo notwendig, Untersuchungen und machte die Geheimkriegsgebiete damit zu prohibitionsfreien Regionen, in denen der Handel unbehindert expandieren konnte.

Sobald ein CIA-Geheimkrieg zu Ende war, blieb sein Erbe in Form steigender Drogenproduktion erhalten. Die amerikanischen Agenten mochten abgereist sein, aber die Marktverbindungen der Geheimkriegszone und die Macht des Kriegsherrn vor Ort blieben und verwandelten diese Regionen auf künftige Jahrzehnte hin in große Drogenanbieter. Ihre Schlachtfelder wurden zu Ödländern des Geheimkriegs, auf denen nur noch Opium blühte. So entstanden Regionen, die dauerhaft vom Drogenhandel abhängig waren.

Da diese Geheimkriege außerhalb der konventionellen Diplomatie ausgefochten wurden, blieb ihr Ausgang außer Reichweite internationaler Regelungen: Die betroffenen Gesellschaften erhielten keine Aufbauhilfe und waren gezwungen, als Ersatz die Opiumproduktion auszuweiten. Nach der CIA-Intervention in den 50er Jahren stieg die birmanische Opiumproduktion von 18 Tonnen 1958 auf 600 Tonnen1970. Während des verdeckten Kriegs der CIA in den 80er Jahren nahm die afghanische Ernte von geschätzten 100 Tonnen 1971 auf 2.000 Tonnen 1991 zu – und stieg im Gefolge des Kriegs weiter auf 4.800 Tonnen. Ein Jahrzehnt nach dem Ende des Kalten Kriegs waren die drei größten verdeckten Schlachtfelder der CIA – Afghanistan, Birma und Laos – in dieser Reihenfolge auch die drei führenden Opiumproduzentender Welt.

Während des Kalten Kriegs war der stetige Zuwachs des illegalen Opium- und Kokaanbaus auf diese Weise das Werk zusammenwirkender globaler Kräfte, das heißt der nicht zu unterdrückenden Nachfrage nach illegalen Drogen, der Geheimbündnisse mit Drogenbaronen und der unbeabsichtigt stimulierenden Wirkung der Drogenprohibition.

In diesem Komplex sozialer Kräfte spielten die CIA-Geheimbündnisse mit Drogensyndikaten eine katalytische, wenn auch nicht intendierte Rolle bei der Ausweitung des globalen Heroinhandels. An zwei entscheidenden Wegscheiden, als das Heroinangebot und die Zahl der Süchtigen in den USA in den späten 40er und den späten 70er Jahren beträchtlich abgenommen hatten, trugen die CIA-Geheimbündnisse zu einem Anstieg des Opiumangebots bei, das bald den US-Drogenhandel wieder belebte. So gering der Anteil dieser Bündnisse an den Gesamtoperationen der CIA auch gewesen sein mochte, sie hatten erhebliche Auswirkungen auf den globalen Heroinhandel.

CIA-Affären mit Drogenbaronen

Die erste dieser CIA-Affären mit Drogenbaronen spielte sich ab, als der weltweite Drogenhandel sich auf dem Tiefpunkt seiner jüngeren 200-jährigenGeschichte befand: mitten im Zweiten Weltkrieg. In den USA war der Reinheitsgehalt illegalen Heroins von 28 Prozent 1938 auf nur drei Prozent drei Jahre später gefallen – ein Rekordtief. Zugleich hatte die Anzahl der Süchtigen rapide abgenommen: Nur noch etwa 20.000 waren es1944/45, ein Zehntel derjenigen, die noch 1924 gezählt worden waren.

Ende der 40er Jahre sah es ganz danach aus, als würde die Heroinsucht in den USA ein unbedeutendes Problem werden. Innerhalb eines Jahrzehnts jedoch blühten die Drogensyndikate wieder, die asiatischen Mohnfelder dehnten sich aus, in Marseille und Hongkong schossen Heroinraffinerien aus dem Boden. Der Grund für diese Erholung des Heroinhandels ist, zumindest teilweise, in einer Abfolge von CIA-Bündnissen mit Drogenhändlern zu suchen: mit korsischen Syndikaten in Marseille, nationalchinesischen Truppen in Birma und korrupten thailändischen Polizisten.

Der Kalte Krieg war ein globaler Konflikt, aber Europa und Südostasien waren in den späten 40er Jahren seine wichtigsten Schlachtfelder. Von1948 bis 1950 verbündete sich die CIA in ihrem Kampf gegen die Kommunistische Partei Frankreichs um die Kontrolle des strategischen Mittelmeerhafens Marseille mit der korsischen Unterwelt. Mit Unterstützung der CIA erlangten die Korsen die Kontrolle über den Hafen und nutzten sie im folgenden Vierteljahrhundert, um Heroin in die USA zu exportieren.

Gleichzeitig führte die CIA in Südostasien eine Reihe von verdeckten kriegerischen Operationen entlang der chinesischen Grenze durch, die den Anstoß zur Entstehung des Heroinkomplexes des Goldenen Dreiecks gaben. 1950 bewaffnete der Geheimdienst Überreste der nationalchinesischen Armee für eine Invasion Südwestchinas und unterhielt sie danach entlang der birmanisch-chinesischen Grenze als Puffer gegen die befürchtete Invasion der chinesischen Kommunisten in Südostasien.

Im Verlauf des folgenden Jahrzehnts verwandelten nationalchinesische Truppen den Nordosten Birmas in den weltgrößten Opiumproduzenten. Nachdem die Nationalchinesen das Opium über die Grenze nach Thailand transportiert hatten, übernahm der Chef der thailändischen Polizei, General Phao Siyan an, ein weiterer enger Verbündeter der USA, die Kontrolle des Exports und des lokalen Vertriebs und unterstützte mit den Profiten eine antikommunistische Allianz.

Das zweite Mal war die Komplizenschaft der CIA bei der Wiederbelebung des Drogenhandels noch eindeutiger. Mitte der 70er Jahre drosselten erfolgreiche Operationen der US-Antidrogenbehörde DEA von der Türkei bis Mexiko den Heroinzufluss in die USA, wodurch sich die Zahl der Süchtigen im Land um mehr als die Hälfte verminderte, von geschätzten 500.000 auf 200.000. 1979 jedoch schuf die geheime Militäroperation der CIA in Afghanistan alle Voraussetzungen für eine Ausweitung des zentralasiatischen Drogenhandels.

Um den afghanischen Widerstand gegen die sowjetische Besetzung zu stützen, verbündete sich die CIA über den pakistanischen Geheimdienst mit afghanischen Kriegsherren, die Waffen, Logistik und Schutz der CIA nutzten, um zu großen Drogenfürsten aufzusteigen. Innerhalb eines Jahres eroberte die anschwellende zentralasiatische Heroinproduktion über 60 Prozent des US-Marktes, beendete die lange Knappheit und ließ die Zahl der Süchtigen auf den früheren Höchststand zurückschnellen.

Welttag der Migranten

„Liebe Brüder und Schwestern, in der Enzyklika Fratelli tutti hatte ich eine Sorge und einen Wunsch geäußert, die weiterhin einen wichtigen Platz in meinem Herzen einnehmen: „Ist die Gesundheitskrise einmal bestanden, wäre es die schlimmste Reaktion, noch mehr in einen fieberhaften Konsumismus
und in neue Formen der egoistischen Selbsterhaltung zu verfallen. Gott gebe es, dass es am Ende nicht mehr die Anderen, sondern nur ein Wir gibt“.
So kam mir der Gedanke, die Botschaft zum 107. Welttag des Migranten und Flüchtlings unter das Motto „Auf dem Weg zu einem immer größeren Wir“ zu stellen, um auf diese Weise eine klare Perspektive für unseren gemeinsamen Weg in dieser Welt aufzuzeigen.“

Soweit die Worte von Papst Franziskus Botschaft zum 107. Welttag des Migranten und des Flüchtlings 2021.

Zu Beginn möchte ich schreiben, dass der Welttag der Migranten ein kirchlicher Gedenktag für Flüchtlinge und Migranten ist. Er wurde erstmals 1914 von Papst Benedikt XV. mit dem Dekret 
Ethnografica studia ausgerufen.

Es gibt den Tag der Menschenrechte am 10. Dezember. Seit 2015  ist der 20. Juni der Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung. Auch gibt es den Tag des  Flüchtlings am 1. Oktober.

Diese Tage sollen an eben jene Menschen erinnern, die wegen Krieg, Terror, Verfolgung und Klimawandel ihrer Heimat verlassen müssen. Kein Menschen fleiht ohne Grund.

Die Menschen in Deutschland oder Mitteleuropa sehen bei Migranten sofort eine Gefahr – warum überhaupt?
In Europa tobte sechs Jahre ein Krieg, der Millionen Menschen in die Flucht, Vertreibung, Deportation und sogar in den Tod trieb.
Über zwei Generationen kennen in Deutschland und in Teilen von Europa keinen Krieg und die damit verbundenen Folgen von Flucht, Vertreibung und Tod.  Trotzdem demonstrierten Menschen seit Jahren gegen Migranten und lassen ihren Hass gegen diese Menschen öffentlich aus.

Der Begriff: Migranten, ist der der von den Menschen am häufigsten verwendet wird, um Feindseligkeit gegen diese Gruppe auszudrücken und die Einzelpersonen, auf die er sich bezieht, werden häufig nicht in der gesetzlichen oder fachspezifischen Definition dieses Begriffs gesehen.

Tatsächlich werden nur wenige oder gar keine Vorurteile gegen Ausländer /Migranten vorgebracht, die in einem Land leben und arbeiten, in dem sie sich äußerlich nicht von der Mehrheit seiner Bewohner unterscheiden, die gleiche Sprache sprechen, grob betrachtet den gleichen Lebensstil pflegen und in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Aber Menschen, deren Aussehen oder Lebensstil sich deutlich von der Mehrheit unterscheiden, werden häufig als Ausländer/Migranten bezeichnet – selbst wenn sie, und manchmal bereits ihre Eltern und Großeltern, in diesem Land geboren wurden und ihr Lebenlang dort gelebt und gearbeitet haben. Diese Menschen werden als Teil einer Gruppe gesehen, die rasant anwächst und oftmals als Bedrohung der Bevölkerung und deren Lebensstil betrachtet wird. Zu dieser Gruppe gehören auch Asylsuchende und Migranten, die verbreitet als Gesindel, Asyltouristen oder
Sozialschmarotzer bezeichnet werden.

Menschen aus anderen Ländern oder Religionen werden beschimpf, gejagt, geschlagen und sogar ermordet.
Man kennt diese Menschen gar nicht und  lässt seinen Hass frei heraus. 2018 brüllten Menschen in Teilen von Ostdeutschland „absaufen lassen, absaufen lassen“, über Migranten die den Weg in Freiheit und Sicherheit über das Mittelmeer nach Europa suchten. Für Menschen, die ihre fehlende Empathie öffentlich kundtun, kann man sich nur schämen.

In Städten und Dörfer in Europa wurden regelrechte Hetzjagden gegen Migranten und Flüchtlinge geführt. Menschen deren Großeltern oder Eltern selbst einen Migrationshintergrund haben, schwenken Reichs- und Nazisfahnen. Sie zeigen öffentlich den Hitlergruß und sind stolz Deutsche, Franzosen, Belgien oder was auch immer zu sein.

Die Einstellung vieler Menschen gegenüber Migranten resultiert all zu oft auf Unwissenheit und Unwahrheiten. Gerade Rechtspopulistische Parteien und Gruppierungen blasen eine Straftat oder Verbrechen von Migranten auf, um somit im kollektiv alle Migranten als Mörde, Vergewaltiger und Verbrecher hinzustellen.
Die NSU Morde, Morde und Amokläufe von Rechtsradikalen werden selten genannt. Es sind immer nur die anderen böse.

Cartoon by Tjeerd Royaards

Am Beispiel von 9 Punkten aus der
Publikation des Europarats: Migrants and their descendants –Guide to policies for the well-being of all in pluralist societies,
welche auf der Grundlage von Untersuchungen, Konferenzen und Feldforschungen in mehreren europäischen Staaten durchgeführt wurden, wurde festgestellt:

1.) „Migranten führen zu einem Anstieg der Kriminalität.” Dies wird von den Medien, öffentlichen Vertretern und bestimmten „Sicherheitsexperten“ ständig wiederholt und ohne Frage von einem großen Teil der Bevölkerung unhinterfragt wie folgt akzeptiert:
– Migranten, besonders illegale Einwanderer, sind Kriminelle.
– Migranten halten sich weniger an das Gesetz als Einheimische.
– Migranten sind für einen Großteil der Verbrechen verantwortlich, die begangen werden.
– Migranten kommen in unser Land, um Verbrechen zu begehen und jetzt, da sie hier sind, sind unsere Städte und Straßen weniger sicher.

2.)  Auch wird oft die Gesundheit angesprochen. Befürworter dieser Argumente behaupten, dass illegale oder nicht erfasste Migranten und deren Kinder häufig eine schlechtere Gesundheit aufweisen als der Rest der Bevölkerung und dass bestimmte Infektions-und ansteckende Krankheiten bei Migranten häufiger vorkommen als in der einheimischen Bevölkerung:
– Migranten bringen Krankheiten ins Land.- – Migranten sind schuld an der Rückkehr bestimmter Krankheiten, die schon vor Jahrzehnten in Europa ausgerottet wurden.

3.) Migranten nehmen uns die Arbeitsplätze weg.
Solche Behauptungen sind extrem oft in der europäischen Gesellschaft verbreitet Insbesondere bei Arbeitern in Arbeitsbereichen, in denen es viele Migranten gibt. Dies gilt strenggenommen nicht nur für Migranten, sondern auch für deren Kinder, die sogenannte zweite Generation, die aufgrund ihres Aussehens, Kultur oder Familienzusammenhalts immer noch nicht als „Teil der Nation“ betrachtet werden.

4.) Migranten verursachen eine Absenkung der Löhne.
Viele Menschen, die akzeptieren, dass es keinerlei Beweise für die Behauptung gibt, Migranten und Einheimische ständen in direkter Konkurrenz um Arbeitsplätze, glauben nichtsdestotrotz die Aussage, dass Migranten durch ihre Präsenz die Löhne drücken. Diese Meinung ist besonders stark am Arbeitsplatz anzutreffen und selbst bei den Gewerkschaften – zumindest an der Basis.

5.) Migranten nutzen den Wohlfahrtsstaat aus.
Migranten und deren Familien werden beschuldigt, die Dienste zu missbrauchen, die vom Wohlfahrtsstaat auf dreierlei Weise bereitgestellt werden.
Erstens wird behauptet, sie würden die staatlichen Dienste und Hilfsangebote übermäßig und in unfairer Weise nutzen, wobei angenommen wird, dass sie einen breiteren, freieren und weniger regulierten Zugang hättenals andere Bürger.
Zweitens wird von ihnen angenommen, sie hätten Zugang zu Leistungen und Diensten, auf die sie keinen gesetzlichen Anspruch hätten, und würden damit Betrug begehen, zum Schaden der einheimischen Bevölkerung.
Drittens wird unterstellt, dass sie während ihres Aufenthaltes, von dem angenommen wird, er sei nur temporär und vor allem vom Wunsch beflügelt, vom europäischen Sozialsystem zu profitieren, mehr von der Wirtschaft profitieren als dieser nutzen.

6.) Migranten benehmen sich, als gehörte ihnen alles.
Diese Haltung ist besonders bei älteren Menschen anzutreffen, die den Eindruck haben, die Neuankömmlinge respektierten sie nicht, ihr vertrautes Leben werde erodiert und die „Migranten-Kultur und deren Lebensweise werden mehr respektiert als unsere” .

7.) Migranten gründen Parallelgesellschaften.
Migranten werden häufig als soziale und politische Gruppe beschrieben, die den Angehörigen der Gastgesellschaft fremd ist. Es wird den Fällen Aufmerksamkeit gewidmet, in denen sie sich als geschlossene und selbstgenügsame Gemeinschaft verhalten, und weniger den Fällen, in denen sie offen sind und sich um freundschaftliche Beziehungen mit Angehörigen anderer Gruppen bemühen. Typische Behauptungen sind: „die bleiben lieber unter sich”, „die wollen sich überhaupt nicht integrieren”, „die können unsere Sprache nicht sprechen” oder „die wollen doch nur Rechte, aber keine Pflichten”.
Fakt ist, dass dies nicht den Migranten zu verschulden ist, sondern der Politik.

8.) Die Kinder der Migranten senken die Standards in unseren Schulen.
Es wird behauptet, die Kinder von Migranten schneiden in Schulen schlecht ab, weil ihre Eltern nicht über die Fähigkeiten und die Bildung verfügen, um sie ordentlich zu erziehen und werden häufig für ihre eigenen Schwierigkeiten verantwortlich gemacht.
Auch bei diesem Punkt liegt das Versagen bei den Ministerien für Bildung- und Schulwesen in den einzelnen europäischen Ländern selbst.

9.) Weibliche Migranten leben als Minderheit.
Nicht-europäische Migranten werden häufig als rückständig im Hinblick auf die Zivilisation im Allgemeinen und auf die Gleichheit von Mann und Frau im Besonderen betrachtet. Dieses Vorurteil wird vorwiegend gegen Muslime und Araber vorgebracht.
Es mag in einigen konkreten Situationen eine gewisse Wahrheit in einigen dieser Aussagen liegen. Aber bei allen handelt es sich um undifferenzierte Verallgemeinerungen und alle werden kontinuierlich in ganz Europa vorgebracht, sowohl im privaten als auch öffentlichen Diskurs. Zusammen genommen drücken sie eine tiefe und weitverbreitete Feindseligkeit gegenüber einem sehr großen Teil der Menschen aus, die in Folge alle moralisch und materiell darunter leiden werden.

Unwissenheit und Falschmeldungen
bringt Hass hervor.

Es gab und gibt in der Geschichte der Menschheit immer Manipulatoren welche  die Angst der Menschen für ihre eigene Zwecke benutzen. Das Aufkommen von Rechtspopulistische Parteien in Europa zeigt dies sehr deutlich. Mit der Angst der anderen wurde schon immer viel Geld verdient oder auch eine Machtposition erreicht. Diese ängstlichen Menschen werden massiv manipuliert und glauben alles, was man ihnen sagt.

Fazit

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“, lautet der erste Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und gilt gemäß Artikel 2 unabhängig von Rasse, Geschlecht oder Religion für jeden Menschen. Leider haben einige europäischen Staaten vergessen, dass sie diese UN Erklärung unterzeichnet haben.
Wenn wir Flüchtlinge an den Grenzen von Europa vor sich hin vegetieren lassen, haben wir als Gesellschaft versagt. Wer Waffen exportiert muss damit rechnen, dass Menschen fliehen. Wer Landschaften durch Raubbau und Ressourcenabbau zerstört, muss mit Menschen rechnen, die fliehen.

Kein Mensch flieht ohne Grund

Wenn wir alle einen Schritt auf andere Menschen zugehen würden, wäre die Welt ein besser Ort für uns alle.

Foto: Alan Kurdi (geb. 2012; gest. 2. September 2015 nahe Bodrum) war ein syrischer Junge kurdischer Abstammung, dessen Leichnam nach Ertrinken an der türkischen Mittelmeerküste  angechwemmt wurde; er starb im Alter von zwei Jahren.

Wassermangel infolge der Klimaveränderung

Wassermangel infolge der Klimaveränderung
Die weltweite Situation ist alarmierend

„Der nächste Krieg im Nahen Osten wird ums Wasser geführt“, prophezeite bereits 1985 der damalige UN-Generalsekretär  Boutros Ghali

Es werden noch keine Panzer zum Schutz oder Verteidigung von Brunnen aufgefahren, aber internationale Konflikte um Wasser gibt es schon lange. So ringen Indien und Pakistan  am Indus um Wasserrechte. Irak und Türkei streiten um das Wasser von Tigris und Euphrat. Auch Ägypten und Äthiopien streiten im Becken des Blauen Nils um Wasser.

In 17 Ländern der ist jetzt schon ein Wassermangel festzustellen. Darunter sind die arabischen Golfstaaten, Israel, Jordanien, der Libanon, Libyen, Botswana und Eritrea. Aber auch der kleine Mittelmeerstaat San Marino, Turkmenistan sowie Indien und Pakistan und Afghanistan gehören dazu.
Auch in Europa sind in Italien, Portugal, Spanien und Griechenland die Folgen spürbar. Auch in einige Balkanstaaten und erstaunlicherweise in Belgien sehen Forscher des World Resources Institute der Entwicklung an Wassermangel mit Sorge.

Der Rhein bei Koblenz im August 2022

Nachfolgend 10 Punkt die die Auswirkungen der Klimaveränderungen deutlich zeigen.

1. Die Wasserkrise geschieht jetzt!

2,2 Milliarden Menschen weltweit haben keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. Eine unfassbare Zahl. Rund 785 Millionen Menschen haben noch nicht einmal eine Grundversorgung mit Trinkwasser. Betroffen sind vor allem Menschen oder Familien in den ärmeren Regionen der Welt – und dort vor allem in den ländlichen Gebieten.

Dabei sind mehr als zwei Drittel der Erde von Wasser bedeckt, allerdings sind nur weniger als drei Prozent davon trinkbar. Und dieses Trinkwasser ist zudem sehr ungleich verteilt. Besonders in Afrika, Lateinamerika und Asien herrscht vielerorts dramatische Wasserknappheit. Schätzungsweise 3,6 Milliarden Menschen leben heute in Gebieten, die mindestens einen Monat pro Jahr extrem wasserarm sind. Laut einer aktuellen Untersuchung von UNICEF leben weltweit mehr als 1,42 Milliarden Menschen in Gebieten mit insgesamt hoher oder extrem hoher Wasserunsicherheit, darunter 450 Millionen Kinder.

Eine Besserung ist momentan nicht in Sicht. Der UN-Weltwasserbericht aus dem Jahr 2019 plädierte für „grüne“ Lösungen – etwa natürliche Wasserkreisläufe, die für die Wasserversorgung genutzt werden sollten. Wann findet ein echtes Umdenken statt?

2. Wasser muss nicht nur sauber, es muss „sicher“ sein.

Bei UNICEF wird von „sicherem“ Wasser gesprochen, wenn es für die Menschen in der Nähe ihres Zuhauses zugänglich, bei Bedarf verfügbar und natürlich frei von Verunreinigungen ist.

Nur dann können sich Familien darauf verlassen, dass ihre Gesundheit nicht gefährdet ist. Was nützt es, wenn es zwar Wasser in der Nähe gibt, es aber aus einem verschmutzten Fluss kommt und voller Krankheitserreger steckt?

So ist die Situation etwa für Baraka aus dem Südsudan. Mit seiner Mutter und seinen Geschwistern lebt der Fünfjährige am Stadtrand der Hauptstadt Juba. Im Bürgerkrieg wurden Wasserstellen und Brunnen gezielt beschädigt und zerstört. Die einzige Alternative für die Familie: Wasser aus einem nahegelegenen Fluss holen. Verschmutztes Wasser, das mit Keimen und Bakterien verunreinigt sein und zu Krankheiten führen kann.

3. Ohne Wasser und Hygiene verbreiten sich Krankheiten besonders schnell.

Spätestens seit Auftreten des Coronavirus sind auch wir hier noch stärker dafür sensibilisiert, dass Hygiene äußerst wichtig ist für die Vermeidung von Krankheiten. Speziell in den ärmeren Regionen der Erde ist verschmutztes Wasser aus Flüssen ein Problem – ein weiteres ist mangelnde Hygiene. Rund zwei Milliarden Menschen nutzen keine sicheren Sanitäranlagen. Dazu gehört etwa eine Toilette, die dafür sorgt, dass Menschen nicht in Kontakt mit den Ausscheidungen kommen, und ein System, das die Ausscheidungen sicher entsorgt.

Krankheiten können sich so schnell ausbreiten – eine tödliche Gefahr für kleine Kinder. Auch hier ist der Südsudan ein mahnendes Beispiel: Ein Cholera-Ausbruch hatte dort seit dem Sommer 2016 über 400 Todesopfer gefordert.

In der Regenzeit drohen weitere Ausbrüche: Überflutungen verschmutzen die Wasserquellen, viele sanitäre Anlagen sind in schlechtem Zustand – oder gar nicht erst vorhanden. 

4. „Open defecation“ ist weiter verbreitet, als man denkt.

Hierzulande praktisch undenkbar, in vielen Regionen der Welt Alltag: Rund 673 Millionen Menschen praktizieren den Stuhlgang im Freien. Sie verfügen also noch nicht einmal über eine einfache Toilette, sondern verrichten ihre Notdurft am Straßenrand, auf Feldern oder im Gebüsch.

Wie kann man das ändern? Unter anderem durch Aufklärung: UNICEF kümmert sich beispielsweise in ländlichen Dorfgemeinschaften nicht nur um Ausbau und Wartung der Wassersysteme oder den Bau von Latrinen, sondern schult auch so genannte „Wasserkomitees“.

Die Mitglieder der Komitees informieren andere Dorfbewohner dann beispielsweise über einfache Hygienepraktiken oder die Gefahr von Krankheiten. Oder sie überprüfen die Qualität des vorhandenen Trinkwassers.

5. Wie immer: Die Kinder sind am meisten gefährdet.

Noch immer gehören der Mangel an sauberem Wasser und Hygiene zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern unter fünf Jahren. Jeden Tag sterben mehr als 700 Kinder an vermeidbaren Krankheiten wie etwa Durchfall, die durch verunreinigtes Wasser oder mangelnde Hygiene hervorgerufen wurden.

Dabei ist Hygiene einer der einfachsten und kostengünstigsten Wege, um lebensgefährliche Krankheiten zu verhindern. Die Kinder auf den Philippinen haben nach dem großen Taifun 2013 gelernt, beim Händewaschen mit Seife zweimal „Happy Birthday“ zu singen – das ist genau die richtige Zeit, um gefährliche Krankheitserreger zu beseitigen. Ein wichtiger Hinweis, denn in einigen der ärmsten Regionen der Erde ist Händewaschen nicht selbstverständlich.

Das gründliche Händewaschen mit Seife ist, wenn es richtig gemacht wird, auch im Kampf gegen das Coronavirus ein wichtiger Faktor – das haben wir im vergangenen Jahr immer wieder gehört. Das Problem: Milliarden von Menschen weltweit haben keinen ständigen, einfachen Zugang zu einem Ort, an dem sie sich die Hände waschen können.

6. Unzählige Babys werden unter unhygienischen Bedingungen geboren.

Laut UN verfügte 2019 jedes vierte Krankenhaus weltweit nicht über fließendes Wasser und Seife zum Händewaschen. 21% hatten keine einfachen Toiletten. Unter solchen Umständen sind sichere Geburten kaum möglich. Und Hygiene ist rund um die Geburt lebenswichtig. Wird beispielsweise die Nabelschnur mit einem nicht sterilen Gegenstand durchtrennt, kann das Baby Gefahr laufen, sich mit einer lebensbedrohlichen Krankheit wie Tetanus zu infizieren.

In Notsituationen ist die Lage besonders dramatisch: Als zum Beispiel 2015 zwei schwere Erdbeben Nepal erschütterten, wurden unter anderem viele Krankenhäuser und Geburtszentren zerstört – in einigen Regionen sogar rund 70 Prozent der Geburtszentren. UNICEF richtete Gesundheitsstationen und Notunterkünfte ein, wo Mütter ihre Babys sicher und unter hygienischen Bedingungen auf die Welt bringen konnten.

7. Wassermangel verhindert Schulbildung.

Wenn Kinder täglich lange Wege gehen müssen, um Wasser für die Familie zu holen, verpassen sie oft die Chance, zur Schule zu gehen. Gerade für Kinder ist dies wertvolle Zeit, in der sie nicht Kind sein und nicht lernen können. So ergeht es zum Beispiel Aysha aus Äthiopien. Dies ist ein Tag in ihrem Leben.

Hinzu kommt: Wenn Schulen kein sicheres Trinkwasser und keine Toiletten haben, können Kinder nicht in einer angemessenen Umgebung lernen. Und Mädchen bleiben während ihrer Menstruation häufig lieber zu Hause.

2019 hatten nur etwa 69% der Schulen weltweit grundlegenden Zugang zu Trinkwasser, und nur 66% hatten sanitäre Anlagen. Rund 900 Millionen Kinder haben an ihrer Schule keinen Zugang zu Hygiene. Besonders betroffen sind die afrikanischen Länder südlich der Sahara.

8. Der Klimawandel macht es noch schlimmer.

Das sich verändernde Klima wirkt sich unter anderem auf Niederschläge aus: Intensität, Dauer und Verteilung über die Jahreszeiten hinweg verändern sich. Dies wiederum beeinflusst die Menge und Qualität des Trinkwassers. Der Klimawandel verschärft insgesamt die Wasserknappheit und kann die Konkurrenz um die begrenzten Wasserressourcen noch verstärken. Zahlreiche Menschen werden in Zukunft gezwungen sein, in andere Gebiete zu ziehen.

Extreme Wetterereignisse können zudem Wassersysteme und Infrastruktur beschädigen, die insbesondere Kinder für ihr Überleben und ihre Entwicklung benötigen, wie z.B. sanitäre Einrichtungen und Wasserleitungen in Schulen und Gesundheitseinrichtungen.

Das globale Wetterphänomen El Niño hat uns in den vergangenen Jahren vorgeführt, welche Auswirkungen der Klimawandel haben kann. Insbesondere die Länder des östlichen und südlichen Afrika wurden mit voller Wucht getroffen: Extreme Trockenheit und Dürre wechselten sich mit sintflutartigen Regenfällen ab.

Wohin führen uns die düsteren Prognosen des Klimawandels? Bereits jetzt leben rund 500 Millionen Kinder in Gebieten, die aufgrund extremer Wetterereignisse wie Zyklone, Hurrikane und Stürme sowie des steigenden Meeresspiegels einem extrem hohen Überschwemmungsrisiko ausgesetzt sind. 450 Millionen Kinder leben in Gebieten mit hoher oder extrem hoher Wasserunsicherheit. Bis 2040 wird fast jedes vierte Kind auf der Welt in einem Gebiet leben, das von extremer Trockenheit betroffen ist – wenn wir nicht bald handeln.

9. In Konflikten und Krisen haben Kinder doppelt so häufig keinen Zugang zu Wasser.

Weltweit benötigen Millionen Menschen in Notsituationen dringend sauberes Wasser. Ein besonders eindringliches Beispiel ist der Bürgerkrieg in Syrien, der mittlerweile seit 10 Jahren andauert. Die Kämpfe haben dort tiefe Spuren hinterlassen: Die Wasserversorgung ist in vielen Orten immer wieder zusammengebrochen, Millionen Menschen waren in den vergangenen Jahren betroffen.

UNICEF bekämpft den Wassermangel in Syrien mit Notlieferungen auf Trucks sowie dem Bau und der Reparatur von Brunnen und Infrastruktur. Tagtäglich versorgen unsere Kollegen die Kinder in den zerstörten Städten und Flüchtlingsunterkünften mit sauberem Wasser. Ein besonderes Anliegen ist der Wiederaufbau der dauerhaften Wasserversorgung von Schulen.

10. Wir müssen mehr tun!

Die Zahlen und Fakten machen deutlich: Die Welt ist noch nicht auf dem richtigen Weg, um das sechste der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen: „Wasser und Sanitärversorgung für alle“.

UNICEF arbeitet bereits auf höchster politischer Ebene und fordert Regierungen dazu auf, ihre Verpflichtungen zur Verbesserung des Zugangs zu Wasser und Hygiene einzuhalten und daran zu arbeiten, die Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen. Außerdem sollte die Zusammenarbeit von Regierungen und nationalen Statistikämtern gestärkt werden, um die Erhebung, Analyse und Verbreitung von Daten zu verbessern.

Vor dem Hintergrund der globalen Wasserkrise hat UNICEF die Initiative „Water Security for All“ gestartet, um langfristig zu erreichen, dass jedes Kind Zugang zu einer nachhaltigen und klimaresistenten Wasserversorgung hat. Die Initiative soll Ressourcen, Partnerschaften und Innovationen bündeln und Unterstützung für die „Hotspots“ mobilisieren, in denen Investitionen in die Wasser- und Sanitärversorgung sowie Hygiene am dringendsten sind. 

Technische Entwicklungen und Innovationen könnten weiterhelfen, wie dieses Beispiel aus Malawi zeigt: In einem Dorf nahe der Stadt Blantyre hat UNICEF eine solarbetriebene Pumpe installiert, die der Gemeinde hilft, sich auf zukünftige Notsituationen vorzubereiten.

Die Solarpumpe reicht tiefer in den Boden als eine Handpumpe. Das bedeutet, dass die Menschen auch während einer Dürre, wenn der Grundwasserspiegel sinkt, Zugang zu Wasser haben. Zudem ist die Pumpe wartungsarm, und Solarstrom ist billiger, umweltfreundlicher und nachhaltiger als teure Dieselgeneratoren.

Quellen:
– UNICEF Report  Save the Water  
World Resources Institute

Ordensritterburg Malbork

Im Jahr 1270 begannen die deutschen Ordensritter mit dem Bau einer Festung am östlichen Ufer des Weichselarmes Nogat. Die Marienburg im heutigen Malbork wurde zur Machtzentrale des Ordenstaates, und ist bis heute die größte Backsteinburg der Welt. Seit 1997 gehört sie zum Welterbe der UNESCO.

Autorin Naike Juchem

Im Jahr 1309 verlegte der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen den Hauptsitz des Ordens von Venedig zur Marienburg. In den folgenden Jahrzehnten wurden die repräsentativsten Teile der Anlage errichtet. Nach der Niederlage des Deutschen Ordens gegen das polnisch-litauische Heer bei der Schlacht von Grunwald im Jahre 1410 verlor dieser an Einfluss. Die Marienburg fiel 1457 an Polen, und diente als Residenz der polnischen Könige. Nach der Teilung Polens 1772 wurde sie zeitweilig als preußische Kaserne genutzt.

Die im Zweiten Weltkrieg stark zerstörte Anlage wurde seit Ende der 1950er Jahren wieder aufgebaut. Im Jahr 1961 entstand das Muzeum Zamkowe w Malborku (Museum der Marienburg). In der Entscheidung für die Aufnahme ins UNESCO-Welterbe wurde der „einzigartige architektonische Wert“ des Ensembles betont. Die Marienburg habe nicht nur den Bau weiterer Burgen des Ordensstaates beeinflusst, sondern auch zahlreiche weitere gotische Gebäude im Norden und Osten Europas.

Foto: Naike Juchem

In dem Schloss manifestierten sich die Eroberungen im Osten Europas, die Zwangstaufe der Balten und die Kolonialisierung ihrer Stammesgebiete durch den Orden.

Die Marienburg gliedert sich in drei Teile: Vorburg, Mittelschloss und Hochschloss.

Foto: Naike Juchem

In der im Norden gelegenen Vorburg befanden sich einst Ställe, Speicher und Werkstätten sowie Wohnungen für die Bediensteten. Heute gibt es dort ein Schlosshotel sowie andere touristische Einrichtungen. Über eine überdachte Holzbrücke führt der Weg von dort in das Mittelschloss, dessen Gebäude sich um einen großen, rechtwinkligen Hof gruppieren. Der nördliche Flügel wurde einst von dem Großkomtur als Wohn- und Arbeitsraum genutzt. Außerdem befanden sich dort ein Spital und ein Altersheim für die Ritter. Heute beherbergt er die Arbeitsräume des Schlossmuseums. Der östliche Flügel wird heute für Ausstellungen genutzt. Dort befindet sich unter anderem die kostbare Bernsteinsammlung des Museums, außerdem werden Porzellan, Stilmöbel und Waffen ausgestellt.

Im westlichen Flügel des Mittelschlosses befinden sich die repräsentativsten Räume der Anlage. Im Großen Remter, dem größten Saal der Ordensburg, versammelten sich die Ritter zum Essen. Drei schlanke Säulen tragen ein prächtiges Sternengewölbe. An den Großen Remter schließt sich der Palast der Hochmeister an. Dort befanden sich dessen Privatgemächer mit Schlaf- und Wohnzimmer sowie den beiden repräsentativen Speisesälen, dem Sommer- und Winterremter. Bemerkenswert ist der Sommerremter, dessen Fächergewölbe von einem einzigen Pfeiler getragen wird. Diese Konstruktion gilt als Meisterleistung der damaligen Zeit.

Südlich an das Mittelschloss schließt sich das Hochschloss an. Zwei Eichenbrücken verbinden die beiden Teile. Den viereckigen Hof des Hochschlosses umgeben zweigeschossige Kreuzgänge, die der Meditation und Kommunikation dienten. Im Kapitelsaal im ersten Stockwerk wurden die Hochmeister des Ordens gewählt und alle wichtigen Entscheidungen getroffen. An den Wänden befinden sich die Bänke für die Teilnehmer der Treffen.

Einschusslöcher vom zweiten Weltkrieg Foto: Naike Juchem

Durch die dekorative Goldene Pforte geht es in die Marienkirche. Sie wurde 1945 fast komplett zerstört. Damals stürzte der Schlossturm ein und durchschlug das Dach der Kirche. Erst vor wenigen Jahren wurde mit ihrer Restaurierung begonnen. Im Inneren befinden sich noch Teile des mittelalterlichen Chorgestühls und des hölzernen Hochaltars. In den ehemaligen Schlafgemächern der Ritter im südlichen Flügel des Hochschlosses werden sakrale Kunstwerke sowie Fotos aus der Geschichte des Schlosses ausgestellt.

Im zweiten Stock des Hochschlosses befinden sich dessen repräsentativste Räume, der Konventsremter und die Konventstube. Der langgestreckte Remter diente den Ordensrittern als Speisesaal, im Konventsaal verbrachten sie ihre Freizeit. Ein etwa 60 Meter langer Gang führt vom südwestlichen Teil des Hochschlosses zu dem über dem Nogat errichteten Dansker. Der Hauptabort der Marienburg hatte auch Verteidigungsfunktionen.

Auf den weitläufigen Terrassen zwischen Hoch- und Mittelschloss befindet sich ein Lapidarium mit Exponaten der Steinmetzkunst. Von dort gelangt man in die St.-Annenkapelle, in deren Krypta seit 1341 die Hochmeister des Ordens ihre letzte Ruhestätte fanden.

Die Marienkirche oder Kathedralbasilika der Himmelfahrt der Allerheiligsten Jungfrau Maria

Im Zentrum der Rechtsstadt – oder auch Hansestadt, Danzig (Gdańsk) erhebt sich die Kirche St. Marien.

Autorin Naike Juchem

Kleiner Einblick in die größten Kirchen der Welt

Die Marienkirche ist mit 77.6 Meter die höchste Backsteinkirche der Welt. Mit einer Grundfläche von 4.900 m² soll sie 25.000 Menschen Platz bieten.
Nachfolgend die Daten dieser Kirche:
– Länge: 105,2 m
– Höhe des Turms: 77,6 m
– Länge des Querhauses: 66,2
– Gewölbehöhe des Hauptschiffes: 27,6 m
– Gewölbehöhe der Seitenschiffe: 27,6 m
– Länge des Innenraumes: 85,5 m

Die größte Kirche der Welt ist zweifellos die Peterskirche im Vatikan und hat rund 20.000 Quadratmetern Grundfläche.
Die Kathedrale von Burgos hat einer Grundfläsche von 12.276 Quadratmetern.
Auch der Mailänder Dom gehört zur den Top 10 der größten Kirchen der Welt und hat eine Grundfläche von 11.180 Quadratmetern und bietet somit Platz für bis zu 40.000 Menschen.
Die imposante Temple Expiatori de la Sagrada Familia in Barcelona, zählt mit ihren 5400 Quadratmetern Grundfläche lange nicht zu den größten Kirchen der Welt.

Bau der Marienkirche

Die Marienkirche hat 26 Pfeiler in ihrem Inneren, die die Gewölbe der drei Kirchenschiffe stützen und erreichen eine Höhe von fast 30 m.
Entstanden ist der gotische dreischiffige Kirchenbau in vier Etappen: 1343 Baubeginn, 1379 Beginn des Baus von Querhaus und Apsis, 1466 Ende des Turmbaus, 1498 bis 1502 Gewölbebau.

Hinweise auf die Existenz der Marienkirche in Danzig gibt bereits eine Urkunde Herzog Mestwins II., die im Jahr 1271 ausgestellt worden ist und in der eine Kirche St. Marien erwähnt wird. Vermutlich entstand die erste Marienkirche aber bereits um 1243 herum. Umstritten ist allerdings, wo in Danzig diese Kirche stand.
Die Voraussetzungen für den Bau der heutigen Marienkirche schuf der Deutsche Orden, der 1308 die Herrschaft in Danzig übernommen hatte. Hochmeister Ludolf König ordnete 1342 in einer Handfeste (Verordnung) an, dass innerhalb der Rechtsstadt – an der Stelle, an der die Marienkirche heute steht – ein Grundstück von 7.465 m² für einen Neubau freizuhalten sei. Mit dem Bau der zweiten Marienkirche begannen die Danziger im März 1343. Es entstand zunächst ein dreischiffiger und neunjochiger Kirchenbau im gotischen Stil mit einem 46 m hohen Turm, dessen Hauptschiff die beiden Seitenschiffe in der Höhe deutlich überragte. Über die Grundsteinlegung im 14. Jahrhundert informierte früher eine Inschrift über dem Eingang zur Sakristei, die allerdings nicht erhalten geblieben ist:

„Im Jahr des Herrn, 1343, am Mittwoch nach Lätare, ist der erste Stein zur Mauer der Stadt Danzig gelegt worden und danach, am nächsten Freitag, ist der erste Stein der Mauer zur Kirche der Heiligen Jungfrau Maria, deren Weihe gefeiert werden soll, am Sonntag nach Mariä Geburt gelegt worden.“

Den Danzigern Bürgern erschien ihre neue Kirche angesichts ihrer inzwischen gewachsenen wirtschaftlichen Macht nicht groß genug. Deshalb verpflichteten sie 1379 den Maurermeister Heinrich Ungeradin und beauftragten ihn mit dem Bau des gewaltigen Querhauses und Chores an der Ostseite der Kirche. Für die damalige Zeit war es ein gigantisches Bauvorhaben, das Ungeradin nicht vollenden konnte. Im Verlauf der nächsten 123 Jahre errichteten verschiedene Baumeister das Querhaus und den Chor mit ihren Giebeln und dem Dach. Sie glichen die Proportionen des restlichen Kirchenbaus an die Größe des Querhauses an, indem sie den Turm von 46 auf 77,6 m erhöhten, die Seitensiffe verbreiteterten und wiederum an die Höhe des Hauptschiffes anpassten. Zum Schluss errichteten die Handwerker die Sterngewölbe. 1502 konnte der Umbau endlich abgeschlossen werden. Schaut man sich die Marienkirche von außen genau an, erkennt man noch Fragmente des Ursprungsbau, zum Beispiel den alten Turm, der aufgestockt wurde, und die beiden Turmkapellen.

Lange konnte sich die katholische Kirche nicht an ihrem imposanten Kirchenbau erfreuen. Die Ideen der Reformation begeisterten auch die Danziger Bürger. Sie konvertierten zum Protestantismus und hielten erstmals 1529 einen evangelischen Gottesdienst in der Marienkirche ab. Nach der Reformation blieb der Kirchenbau vom Bildersturm verschont, sodass die kostbaren Privatkapellen erhalten blieben. Lediglich die Wandmalereien wurden weiß übermalt. Restauratoren haben Reste der mittelalterlichen Malereien freigelegt. Sie sind unter anderem in der Jakobuskapelle im südöstlichen Teil des Kirchenbaus zu sehen.

Die Kunstschätze der Kirche

Einige Jahre nach Fertigstellung des dritten Kirchenbaus, zwischen 1510 und 1517, schuf Meister Michael Schwarz aus Augsburg, vermutlich ein Schüler Albrecht Dürers,  den Hauptaltar. Der Altar kostete einschließlich Arbeitszeit und Material 13.500 Mark, eine Summe, die damals dem Wert von 2,5 Tonnen Silber entsprach.
An der Westseite des Hauptschiffes – gleich hinter dem Eingang der Kirche – schwebt das zwischen 1625 und 1629 von Peter Bringemann geschaffene
Orgelprospekt.
Zu den Kunstschätzen in der Marienkirche zählen zudem die Astronomische Uhr (1464 bis 1470, von Hans Düringer), ein Gotisches Sakramenthaus (nördliche Seite des Hauptschiffes), das Epitaph der Valentine von Karnitz (1590) und das Gemälde „Taten der Barmherzigkeit“ (1607, von Anton Möller, nördliche Seite des Hauptschiffes)

Die Zerstörung der Marienkirche

1942 griff die Royal Air Force mit 49 Bombern Danzig an. Ein zweiter Luftangriff mit 378 Bombern der US-Air-Force folgte 1943. Die beiden Luftangriffe und die Kämpfe zwischen deutschen Truppen und der Roten Armee im Frühjahr 1945 haben die Stadt zu 60 Prozent verwüstet. 90 Prozent der Altstadt lagen in Trümmern. Die Marienkirche war zu 40 Prozent zerstört. Ihr Dachstuhl war eingestürzt und ihr Turm ausgebrannt. Einige Kunstschätze haben nur deshalb den Krieg unbeschadet überstanden, weil die Deutschen sie ausgelagert hatten. Unter ihnen befand sich „Das jüngste Gericht“.

Sowjetische Soldaten fanden das Triptychon in Thüringen und brachten es als Beutegut in das Leningrader (heute St. Petersburg) Kunstmuseum Eremitage.
Die meisten Deutschen flohen in den letzten Wochen des Krieges oder wurden später vertrieben. Die Siegermächte schlugen Danzig dem polnischen Staatsgebiet zu, und katholische Polen zogen in die Stadt. Gleich nach dem Krieg (1946) begannen die nun polnischen Danziger mit ersten Sicherungsmaßnahmen und anschließend mit dem Wiederaufbau der Backsteinkirche. 1950 waren die Gewölbe und das Dach wieder aufgebaut. Anschließend machten sich die Danziger an die Ausbesserung der Fenster und des Fußbodens der Kirche. 1955 wurde die Marienkirche nun mit einer katholischen Zeremonie wieder geweiht. Ein Jahr später kehrte auch „Das jüngste Gericht“ von Leningrad zurück nach Danzig.


Zwar haben die Danziger während des II. Weltkrieges zahlreiche Einrichtungsgegenstände der Kirche ausgelagert und damit vor der Zerstörung bewahrt. Aber trotzdem gingen etliche Kunstschätze unwiderruflich verloren. Dazu gehören die Orgel, die meisten Teile des Taufbeckens unterhalb des Orgelprospektes und die Heiligenfiguren in den Seitenflügeln des Hauptaltars. Von einst 144 Figuren sind nur 11 erhalten geblieben. Zerstört wurde auch die Kanzel am fünften Pfeiler der Nordseite. Die im manieristischen Stil ausgeführte Kanzel, die heute an dieser Stelle hängt, stammt aus der Danziger Johanneskirche. In der Turmhalle wurde das Gewölbe nicht wieder hergestellt. Zu sehen sind hier nur noch die Gewölbeansätze.

Quellen: Tourist Information Gdańsk, Marienkirche.
Europäische Route der Backsteingotik, Prof. Christofer Herrmann

Fotos: privat Titelbild: Tourist Information Gdańsk, Marienkirche.

Der kolonial Gedanke der Europäer in Südostasien und seine fatalen Folgen

Foto:Printerest

Ein Bericht von einem Land, dass Frankreich als Kolonie unter sein Protektorat stelle, bis hin zum Tod von über 12 Millionen Menschen, durch die Intervention der USA.

Um den Vietnamkrieg zu begreifen, muss man in der Geschichte etwas weiter zurück gehen.

Wir schreiben das Jahr 1887, als Frankreich ihre Kolonie Union Indochinoise gründete. (Indochina. Der Begriff Indochina – hinter China, ist eine französische Wortschöpfung), und vereinte die drei vietnamesischen Landesteile Cochinchina, Annam und Tonkin und das Königreich der Khmer – das heutige Kambodscha. 6 Jahre nach der Gründung dieser Kolonie kam noch Laos dazu. Frankreich hatte eine Kolonie von 740.454 Quadratkilometer – fast 100 Quadratkilometer größer als das Stammland.
Im Westen hatte Großbritannien, Burma und Malaya (heutiges Myanmar und  Malaysia) als Kolonie eingenommen. Das unabhängige Siam – heutige Thailand, lag zwischen den beiden Kolonialmächten.

Die Lunte am Pulverfass

Die Europäer kamen schon Mitte des 17. Jahrhunderts als katholische Missionare nach Südostasien und waren eine doch kleine Bewegung in einem buddhistisch geprägten Kontinent.
Mit dem aufkommen der Industrialisierung in Europa wuchs der Markt nach Rohstoffen und so wurden Millionen Menschen unter die Führung von europäischen Ländern gezwungen.
Zwar hatte Indochina durch die Herrschaft von Frankreich eine demografische Steigerung der Bevölkerung erlebt, weil es viel weniger Kindersterblichkeiten gab. Die Bevölkerung war von den sozialen und demokratischen Ideen aus Europa geteilter Meinung und so entstanden Spannungen zu den Kolonialherren und in der Bevölkerung selbst. Der aus China und Russland kommende Kommunismus, verbeitet sich in den Nordöstlichen Teilen von Indochina.
Frankreich hatte zwar ein riesiges Gebiet unter ihren Protektorat stehen, interessierte sich aber mehr an östlichen Teil – dem heutigen Vietnam.

Die Wege zur nationalen Unabhängigkeit in Südostasien waren verschieden. Dennoch lassen sich auf beiden Seiten, auf europäischer wie südostasiatischer Gemeinsamkeiten beobachten. Die politischen Eliten in Frankreich und den Niederlanden waren am Ende des Zweiten Weltkriegs fest entschlossen, ihre von den Japanern besetzten Kolonialreiche wiederzugewinnen. Sachverständige und politische Berater betrachteten die Restauration der auf Ausbeutung angelegten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Zentrum und Peripherie als ein wesentliches Mittel zum Wiederaufbau der eigenen nationalen Volkswirtschaft. Doch bereits am Ende des Jahres 1945 wurde deutlich, daß mit baldigen Finanztransfers aus den Kolonien nicht zu rechnen war. Die britischen Besatzungstruppen (darunter ein Großteil indische Soldaten), die in Indonesien und Vietnam Sicherheit und Ordnung herstellen und die Rückkehr der Kolonialherren vorbereiten sollten, stießen auf anhaltenden und starken Widerstand nationalistischer Gruppierungen. Zudem hatte die japanische Besatzung die Region wirtschaftlich ruiniert, zahlreiche Plantagen waren verödet, Teile der Erdölindustrie auf Sumatra zerstört. Die Reisproduktion war dramatisch gesunken, und in einigen Regionen Südostasiens, insbesondere im Norden Vietnams, kam es 1945 zu
Hungerkatastrophen.

General Charles de Gaulle und das „Freie Frankreich“ verabschiedeten wiederum im Januar 1944 die Erklärung von Brazzaville, in der sie ein Ende kolonialer Willkürherrschaft in Aussicht stellten. Zugleich aber wiesen sie „jeden Gedanken an Autonomie“ zurück und verwarfen „jede noch so vage Form von Selbstregierung“

Eine weitere Gemeinsamkeit in den französischen und niederländischen Zukunftsentwürfen war die Art und Weise, mit der die Regierungen auf die nationalistischen Bewegungen in Indonesien und Vietnam reagierten. Eine Kombination von militärischer Unterdrückung und administrativer Fragmentierung des Kolonialbesitzes
sollte den Widerstand nationalistischer Gruppierungen neutralisieren: die Niederländer versuchten seit 1947, regionale Unterschiede und Spannungen auszunutzen, indem sie die „Vereinigten Staaten von Indonesien“ gründeten, und Frankreich proklamierte 1946 Cochin-China (Südvietnam) als „Freien Staat“ innerhalb der Französischen Union.

Ein sinnloser Krieg

Bei der überwiegenden Zahl das
Bevölkerung etablierte sich ab 1930 der kommunistische Einfluss des Norden von der Vietminh Partei. Sie schaffte es im Prozess der Unabhängigkeit am überzeugendsten, grundlegende soziale Bedürfnisse mit Forderungen nach nationaler Unabhängigkeit zu verbinden.
Behindert wurden diese Bestrebungen allerdings durch die alte Kolonialmacht Frankreich, die nach ihrer Schwächung im Zweiten Weltkrieg über ihre Kolonien zu alter weltpolitischer Stärke zurückfinden wollte.

Während in Europa der Zweiten Weltkrieges tobte, warfen die USA Broschüren über Vietnam ab, in denen die Bevölkerung zum Widerstand gegen die japanischen Besatzer aufgefordert und ihnen Unabhängigkeit und Selbstbestimmung in Aussicht gestellt wurden. Doch nach dem Sieg der USA über Japan und dem Beginn des Kalten Krieges war davon keine Rede mehr. Jetzt ging es um die „Eindämmung“ des Kommunismus, und unter diesem Vorzeichen akzeptierten die USA auch Frankreichs Intentionen zur Restauration seiner Kolonialherrschaft in Indochina. Das ging nicht ohne Gewalt. Und so begann Ende 1946 der französische Indochina-Krieg.

Mit dem Abwurf der Atombombe am 6. August 1945 um 8.16 Uhr über Hiroshima und drei Tage später über Nagasaki, legte die USA eine neue Richtung im Krieg vor, was schließlich am 2. September 1945 zur Kapitulation vom Japanischen Kaiserreich zum Ende des Krieges führte – vorerst.
Während in Europa der Zweiten Weltkrieges tobte, warfen die USA Broschüren über Vietnam ab, in denen die Bevölkerung zum Widerstand gegen die japanischen Besatzer aufgefordert und ihnen Unabhängigkeit und Selbstbestimmung in Aussicht gestellt wurden. Doch nach dem Sieg der USA über Japan und dem Beginn des Kalten Krieges war davon keine Rede mehr. Jetzt ging es um die „Eindämmung“ des Kommunismus, und unter diesem Vorzeichen akzeptierten die USA auch Frankreichs Intentionen zur Restauration seiner Kolonialherrschaft in Indochina. Das ging nicht ohne Gewalt. Und so begann Ende 1946 der französische Indochina-Krieg.

Mit dem Abwurf der Atombombe am 6. August 1945 um 8.16 Uhr über Hiroshima und drei Tage später über Nagasaki, legte die USA eine neue Richtung im Krieg vor, was schließlich am 2. September 1945 zur Kapitulation vom Japanischen Kaiserreich zum Ende des Krieges führte – vorerst.

Gleichzeitig war der Gegensatz zwischen der französischen Kolonialmacht und den nationalen Unabhängigkeitsbestrebungen zu groß, sodass es zum ersten Indochinakrieg 1945–1954 führte.

Für die USA war dies zunächst nur ein „schmutziger“ Kolonialkrieg. Das änderte sich mit dem Sieg der Kommunisten in China 1949 und dem Beginn des Koreakrieges am 25. Juni 1950. Fast zeitgleich mit dem Eingreifen in Korea begann auch das amerikanische Engagement in Vietnam. Aus dem Kolonialkrieg der Franzosen wurde ein „Kreuzzug gegen den Kommunismus“, Teil der beginnenden weltweiten Auseinandersetzung zwischen Ost und West. 1953/54 zahlten die USA rund 75% der französischen Kriegskosten. Mit der Niederlage bei Dien Bien Phu im Mai 1954 endete dennoch Frankreichs Kolonialherrschaft in Indochina. Auf der anschließenden Konferenz in Genf wurde Vietnam entlang des 17. Breitengrades geteilt.

Eine Kriegserklärung auf einen Vorfall den es nie gab

Anfang August 1964 kam es im Golf von Tonking zu einem folgenschweren Zwischenfall. Nordvietnamesische Patrouillenboote beschossen den US-Zerstörer „Maddox“. Zwei Tage später flogen die Amerikaner erste Luftangriffe gegen Nordvietnam. Ein zweiter Zwischenfall – der nie stattgefunden hat – führte in Washington zur berühmt-berüchtigten Tonking-Resolution, eine Ermächtigung zum Krieg, die, wie Johnson meinte, „wie Großmutters Nachthemd alles abdeckt“: Der Kongress ermächtigte Johnson, „alle notwendigen Schritte, einschließlich der Anwendung bewaffneter Gewalt, zu ergreifen“, um Südvietnam zu unterstützen.

Aus einem schwelenden Konflikt wurde im Frühjahr 1965 ein US-Amerikanischer Krieg. Nach zwei Angriffen der Kommunisten gegen amerikanische Kasernen befahl Johnson eine Verstärkung der Luftangriffe: Die Operation „Rolling Thunder“ begann am 2. März 1965 und wurde erst am 30. Oktober 1968 beendet. Während dieser Zeit flog die amerikanische Luftwaffe insgesamt 304.000 Einsätze in Nordvietnam, davon 2083 B-52-Angriffe. Der Widerstandswille der Kommunisten wurde dennoch nicht gebrochen.

Am 8. März 1965 folgte der nächste entscheidende Schritt der Amerikaner: Erstmals seit dem Koreakrieg betraten US-Kampftruppen wieder asiatischen Boden. In Da Nang gingen 3.500 Marines an Land. Hanoi sprach von einer „offenen Kriegserklärung“. Am 21. April 1965 wurden weitere 82.000 Soldaten nach Südvietnam geschickt, Ende Juli weitere 75.000. Ende des Jahres waren bereits 100.000 US-Soldaten in Südvietnam stationiert, im Frühjahr 1968 waren es zeitweise 550.000.

Nixons Lüge

Der 37. Präsident der USA hieß Richard M. Nixon. Er hatte die Wahl mit dem Versprechen gewonnen, den Vietnamkrieg zu beenden – dies war eine Lüge.
Nixon war davon überzeugt, dass der Krieg ausgeweitet werden musste, um ihn zu gewinnen. So wurden geheime Angriffe gegen nordvietnamesische Basen an der Grenze zu Kambodscha geflogen.
Im Juli 1969 verkündete Nixon den Abzug der US-Truppen aus Vietnam.
Gleichzeitig ließ Kissinger Möglichkeiten für einen „brutalen, entscheidenden Schlag“ gegen Nordvietnam prüfen, einschließlich des Einsatzes von Atomwaffen. Kissinger wörtlich: „Ich weigere mich zu glauben, dass eine viertklassige Macht wie Nordvietnam nicht an irgendeinem Punkt aufgeben muss.“

Im März 1970 befahl Nixon die Invasion des neutralen Kambodschas. Daraufhin kam es zur größten Antikriegsdemonstration in den USA. An der Kent State University wurden am 4. Mai 1970 vier Studenten von der Nationalgarde erschossen.

Inzwischen sank die Moral der Truppe in Vietnam auf den niedrigsten Stand in der Geschichte der USA. 1971 nahmen 44% der Truppe Heroin, 20% waren drogenabhängig, es gab Befehlsverweigerung, Offiziere wurden von den eigenen Leuten im Einsatz unabsichtlich getötet. Das Ende des Krieges wurde zur absoluten Notwendigkeit für die USA.

Bei seinem Amtsantritt hatte Nixon erklärt, er sei bereit, mit den Kommunisten zu verhandeln. Damit waren Moskau und Peking gemeint. Er besuchte China im Februar 1972. Einen Monat später begannen die Nordvietnamesen mit ihrer Frühjahrsoffensive. Daraufhin gab Nixon den Befehl zu einer weiteren Eskalation in Vietnam: B-52-Angriffe auf Hanoi und Haiphong, sowie die Verminung des Hafens von Haiphong. 14 Tage nach diesem Befehl traf sich Nixon in Moskau mit Breschnew. Trotz den massiven Luftangriffe auf Vietnam, hatte Nixons Verhältnis zu China und der Sowjetunion durch die Ausweitung des Krieges nicht gelitten.

Henry Kissinger führte fast gleichzeitig mit den Nordvietnamesen Geheimgespräche in Paris, die im Oktober 1972 zu einer prinzipiellen Einigung führten. Wenige Tage vor den Präsidentschaftswahlen in den USA konnte Kissinger auf einer Pressekonferenz so verkünden: „Der Friede ist zum Greifen nahe.“ Das war er keineswegs, da Südvietnams Ministerpräsident Thieu die sogenannte Vereinbarung ablehnte, die zum einen vorsah, dass nordvietnamesische Truppen im Süden des Landes bleiben konnten und zum anderen die entmilitarisierte Zone am 17. Breitengrad nicht als offizielle politische Grenze bezeichnete. Als Nordvietnam Änderungen an dieser Vereinbarung ablehnte, ordnete Nixon massive Luftangriffe auf Nordvietnam an: In dem sogenannten „Weihnachtsbombardement“ bis zum 29. Dezember 1972 wurden mehr Bomben auf Nordvietnam abgeworfen, als in den drei Jahren zuvor.

Anfang Januar 1973 wurden die Verhandlungen in Paris wieder aufgenommen; Änderungen der Vereinbarung waren rein kosmetisch. Das Abkommen wurde am 27. Januar 1973 unterzeichnet: für die USA war der Krieg beendet – nicht jedoch für die Vietnamesen.
Am 30. April 1975 überrannten die Kommunisten Saigon. Das Land wurde unter kommunistischer Herrschaft zwangswiedervereint – mit 400.000 Südvietnamesen in Umerziehungslagern.

Die Bilanz einer Lüge

58.135 US-Soldaten verloren ihr Leben in Vietnam; 304.704 wurden verwundet, davon erlitten 6.665 Amputationen und ca. 33.000 blieben gelähmt. Eine Million südvietnamesische Soldaten waren gefallen, etwa zwei Millionen tote Zivilisten waren zu beklagen. Zwei Millionen Menschen wurden verstümmelt, zusätzlich zwei Millionen Liter giftige Chemikalien ausgesetzt. Zahlen über Nordvietnam sind nicht belegt, aber wahrscheinlich mussten dort genauso viele Menschen ihr Leben lassen.

Quellen
– Bundeszentrale für politische Bildung
Duden Learnattack
– ifz-münchen.de
– Marc Frey, Das Ende eines Kolonialreiches
– Marc Frey Vierteljahresheft für Zeitgeschichte 2002
– Martin Hak, Darwin, Britain and Decolonization of South East Asia

Neerja Bhanot Pakistans Heldin

Filmplakat Neerja von 2016

Photo: Moviepilot.de

Dies ist die Geschichte von einer jungen Frau, die Hunderte Geisel rettete und selbst Opfer von Terror wurde, als sie drei Kinder vor einem Kugelhagel schützte.

Der Pan Am Flug 73 war ein planmäßiger Intercontinental Flug von Bombay nach New York mit planmäßigen Zwischenlandungen in Karatschi, Pakistan, und Frankfurt am Main.

Am frühen Morgen des 5. September 1986 stürmten die vier Terroristen: Zayd Hassan Abd al-Latif Safarini ( alias „Mustafa“), Jamal Saeed Abdul Rahim (alias „Fahad“), Muhammad Abdullah Khalil Hussain ar-Rahayyal („Khalil“) und Muhammad Ahmed Al-Munawar (alias „Mansoor“), auf dem Jinnah International Airport in Karatschi, Pakistan, ein Flugzeug der Pan American World Airways, bei dem 20 Menschen uns Leben gekommen waren.

Während der routinemäßigen Zwischenlandung in Pakistan wurde die Boeing 747 – 121 der Pan American World Airways mit der Internationalen Kennung N656PA, gegen 6.00 Uhr auf dem Flughafen von Karatschi von palästinensischen Terroristen gestürmt. An Bord befanden sich 394 Passagiere und 9 Kleinkinder, eine US-amerikanische Cockpitbesatzung und 13 indische Flugbegleiter.

Photo: Indiatoday

In Karatschi gingen 109 Passagiere von Bord. Der erste Flughafenbus mit neuen Passagiere hatte kaum die auf der Rollfeld stehende Boeing 747 erreicht, als die Entführung begann. Die Terroristen waren als Flughafensicherheitskräfte gekleidet und fuhren mit heulenden Sirenen über das Rollfeld auf die Boeing 747 zu.
Zwei Terroristen rannten die angestelle Treppe hinauf und feuerten Schüsse in die Luft. Zu den ersten beiden Männern gesellten sich zwei weitere Terroristen, von denen einer mit einem pakistanischen Shalwar Kameez bekleidet war und eine Aktentasche voller Granaten bei sich trug. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch außerhalb des Flugzeugs geschossen, bei diesen Schüssen starbenzwei Mitarbeiter der Kuwait Airlines, die in der Nähe an einem Flugzeug arbeiteten.
Die Terroristen feuerten Schüsse auf die Füße eines Flugbegleiters ab und zwangen ihn, die Tür zu schließen.
Die Flugbegleiterin Neerja Bhanot befand sich außer Sichtweite der Terroristen und übermittelte den Code einer Entführung an die Cockpitbesatzung, die daraufhin das Flugzeug durch die Notluke der Kabine mit Hilfe des Inertial Reel Escape Device verließ. Ihre Kollegin Sherene Pavan gab den Code über Funk sofort an die Flughafensicherung weiter. Dadurch konnten die Flughafenbeamten das Flugzeug am Boden halten.

Gegen 6.40 Uhr hatten die Terroristen die Boeing unter Kontrolle.
Als einer der Entführer die Tür zum Cockpit öffnete, stellte er schockiert fest, dass dieses leer war.

Der Pan-Am-Direktor von Karachi, Viraf Doroga, kam auf das Rollfeld und versprach den Terroristen innerhalb einer Stunde einen neuen Piloten zu besorgen. Als kein Pilot eintraf, begannen die Entführer, gezielt nach Passagieren mit US-amerikanischen Pässen zu suchen.

Sie brachten den 29-jährigen US-Amerikaner Rajesh Kumar zu einer der Türen des Flugzeugs, schossen ihm vor den Augen der Behörden in den Kopf und warfen seine Leiche auf das Rollfeld. Vier Stunden später forderten sie die Besatzungsmitglieder auf, die Pässe aller Passagiere einzusammeln.

Neerja Bhanot versteckte alle US-Pässe und beauftragte ihre Kollegen_innen, es ihr gleichzutun und die Dokumente in den Müll oder in die Toilette zu werfen. Neerja Bhanot behauptete den Entführergegenüber, dass keine US-Amerikaner an Bord seien, und kümmerte sich um ihre Passagiere, indem sie ihnen Sandwiches und Getränke servierte und sie beruhigte.

Nach 17 Stunden der Geiselnahme fiel in der Boeing der Strom aus. Da es den Terroristen nicht gelang, ihre Sprengstoffgürtel zu zünden, feuerten sie wahllos im Inneren des Flugzeugs herum.

Neerja Bhanot lief bei dieser Schießerei zu einer der Notausgänge zu und öffnen diese, um den Passagieren über die Notrutsche zu helfen, und wurde erschossen, während sie drei Kinder beschützte.
Eines jeder Kinder ist heute Pilot.

Einem Augenzeuge zufolge wurde Bhanot nicht im Kreuzfeuer getötet – sie wurde vorsätzlich hingerichtet. Als einer der Terroristen erkannte, dass sie Passagiere beschützte, packte er Bhanot brutal an ihrem Pferdeschwanz und erschoss sie aus nächster Nähe. Diese Darstellung ist jedoch offiziell nicht bestätigt.

Photo: Indiatoday

Neerja Bhanot wurde zwei Tage vor ihrem 23. Geburtstag eines der 20 Todesopfer an diesem Tag. Außerdem wurden mehr als 100 der 360 Passagiere an Bord verletzt.

Eine Woche nach dem Terroranschlag
wurde ein fünfter Terrorist, Wadoud Muhammad Hafiz al-Turki („Hafiz“), festgenommen.
Alle fünf Terroristen wurden in Pakistan vor Gericht gestellt und angeklagt. Einer der Entführer wurde in den Vereinigten Staaten inhaftiert, während die anderen an palästinensische Behörden übergeben wurden, die sie 2008 freiließen. Sie sind bis heute noch auf freiem Fuß.

Photo: CIA 2001

Wer war Neerja Bhanot ?

Neerja wurde am 7. September 1963 in Chandigarh, Indien, geboren. Als Teenager zog sie nach Mumbai. Sie hatte sich am St. Xavier’s College eingeschrieben, als ein Fotograf sie auf dem Campus sah und sie ansprach, ob er sie fotografieren dürfte und ob sie nicht Lust hätte als Model zu arbeiten. Wenig später modelte Neerja für das Paville Arcard World Trade Center in Bombay und für Produkte von Vaporex.

Bhanots Eltern drängten sie zu den örtlichen Bräuchen einer Hochzeit. Neerja willigte in die arrangierte Ehe ein. Sie heiratete im März 1985 einen Mann aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der sie anschließend mehrfach vergewaltigte.
Um die Traditionen zu umgehen, ließ sie sich nach zwei Monaten von ihm scheiden und beschloss, Flugbegleiterin zu werden.

Photo: Freepressjournal India

Unter 10 000 Bewerber_innen für den Beruf als Flugbegleiter_in, wurde Neerja als neue Stewardess für Pan American ausgewählt. Neerja wurde kurze Zeit später leitende Flugbegleiterin bei Pan American World Airways.

Photo: Freepressjournal India

Neerja Bhanot wurde posthum zur Heldin und erhielt die höchste Friedensauszeichnung Indiens für Tapferkeit. Im Jahr 2004 gab die indische Post eine Briefmarke zu ihrem Gedenken heraus.
Im Februar 2016 lief in den indischen Kinos der Thriller „Neerja“ in dem Sonam Kapoor die Hauptrolle spielte.

Sonam Kapoor Photo: Equinox Films- Equinox

Der palästinensische Terror

Im Jahr 1985 wuchs die Feindseligkeit der palästinensischen Terrororganisation Abu Nadal gegenüber Israel und seinen Verbündeten und insbesondere gegenüber den USA, die die Inhaftierung palästinensischer Rebellen unterstützten.

Die Terrorgruppe war bereits im Frühjahr 86 in der Planung den PanAm-Flug 73 zu entführen, den sie nach Zypern und dann nach Israel umleiten wollte, um palästinensische Gefangene zu befreien.

Quellen:
Fox Stars Studios
– Freepressjournal India

Photos:
– Equinox Films- Equinox FilmsSonam Kapoor Sonam Kapoor Sonam Kapoor Sonam Kapoor
Fine Art America
– Freepressjournal India
– guyana
– Indiatoday
– Vogue

Westerplatte

Das Denkmal zur Erinnerung an die heldenhafte Verteidigung der Halbinsel Westerplatte.

Mit einem Schuss aus den Geschützen des deutschen Linienschiffes „Schleswig-Holstein“ am 1. September 1939 begann der II. Weltkrieg. 1.500 deutsche Soldaten griffen mit schweren Geschützen und Flugzeugen die auf der Westerplatte in Danzig (Gdańsk) stationierten 182 polnischen Soldaten an. Es war kein leichtes Unternehmen, wie die Deutschen erwartet hatten. Die polnischen Verteidiger leisteten unter der Führung von Major Henryk Sucharski sieben Tage lang erbitterten Widerstand. Von den Kämpfen zeugen heute noch die zerstörte Kaserne und der Bunker. Im Wachhaus Nr. 1 befindet sich eine kleine Ausstellung. 1966 errichteten die Danziger auf der Westerplatte ein Denkmal, das an die Kämpfe im September 1939 erinnert. Für die Polen ist die Westerplatte das Symbol des Widerstandes gegen Nazideutschland.

Die Entscheidung, auf der Westerplatte ein Denkmal zum Gedenken an die Ereignisse des 1. September 1939 zu errichten, fiel Anfang der 1960er Jahre. Das Denkmal gab es aber schon vorher: Kurz nach dem Krieg wurde auf Initiative der Soldaten selbst ein symbolischer Friedhof mit einer Gedenktafel für die Namen der Gefallenen an der Stelle des zerstörten Wachturms Nr. 5 angelegt. Anfang der 1960er Jahre, als die Modernisierungsarbeiten im Danziger Hafen begannen (u.a. die Verbreiterung des Hafenkanals und die Erweiterung des Kajensystems), wurde beschlossen, dass bei dieser Gelegenheit dieser in der Geschichte Polens wichtige Ort auf eine bedeutendere Weise ausgezeichnet werden sollte.

Im Jahr 1963 wurde ein Wettbewerb für den Entwurf eines Denkmals zur Erinnerung an die polnischen Soldaten, die die Westerplatte verteidigten, ausgeschrieben. Die gewählte Vision war die des Architekten Adam Haupt, der die städtebauliche Gestaltung des gesamten Areals entworfen hat, und des Bildhauers Franciszek Duszeńka, der in Zusammenarbeit mit Henryk Kitowski die Form schuf, die das Zentrum des gesamten Projekts bildet. Das Denkmal für die Verteidiger der Küste wurde im Oktober 1966 eingeweiht.

Das Denkmal Westerplatte

Zur Erinnerung an die sechstägige Verteidigung der Halbinsel Westerplatte ist ein weitläufiges Areal, das einst militärisches Gebiet war; in den 1920er Jahren befand sich hier ein Militärisches Transitdepot, d.h. ein Ort, an dem Waffen und Munition umgeschlagen wurden, und Ende der 1930er Jahre, als das Gespenst des Krieges drohte, wurden auf der Westerplatte vier Wachhäuser errichtet. Die bis heute erhaltenen Militärgebäude (u.a. drei Wachhäuser, ein Bunker, Munitionslager und ein Entfernungsmessturm) können besichtigt werden und sind durch ein Netz von Gassen miteinander verbunden.

Im Wachhaus Nr. 1 befindet sich die Gedenkkammer, eine Zweigstelle des Danziger Geschichtsmuseums. Das städtebauliche Projekt von Adam Haupt sollte der Landschaft des ehemaligen Militärgeländes die Funktion eines Denkmals geben und sie zu einem touristisch beliebten Ort machen.

Das Hauptelement der Landschaftskomposition des ehemaligen Schlachtfeldes auf der Westerplatte ist eine monumentale Skulptur, die auf einem Hügel von 20 Metern Durchmesser und 22 Metern Höhe steht. Die Planer schufen diesen Hügel aus Erde, die bei der Verbreiterung des Hafenkanals ausgehoben wurde. Diese Geländeerhebung wurde zum Zentrum der monumentalen Komposition: Auf ihrer Spitze stand eine monumentale Skulptur, 25 Meter hoch und aus 236 Granitblöcken zusammengesetzt. Seine unregelmäßige Form sollte nach dem Willen der Designer an ein abgeschlagenes Bajonett erinnern, das im Boden steckt.

Die prägnante und zugleich ausdrucksstarke Form dieser Steinkonstruktion entspricht dem damaligen Verständnis von Monumentalkunst: In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es viel wichtiger, ein in einer abstrakten Form verstecktes Zeichen zu verwenden, ein Symbol, das zum Nachdenken anregt, als ein wörtliches und realistisches Bild.

An den Wänden der Granitblöcke des Danziger Denkmals sind eingemeißelt: die Silhouetten eines Soldaten und eines Matrosen, der Slogan „Ruhm den Befreiern“ und die Schiffe der Orte wichtiger Schlachten. Obwohl es ursprünglich die Orte wichtiger Schlachten an der Küste zeigen sollte (schließlich handelt es sich um das Denkmal für die Verteidiger der Küste), wurden schließlich – aus politischen und propagandistischen Gründen – die Namen von Schlachtfeldern, die nichts mit dem Inhalt des Denkmals zu tun haben, in den Stein gemeißelt.

Quellen polish-online.com / Wikipedia.com / Centrum Informacji Turystycznej Westerplatte Gdańsk

Fotos privat

Ich packe meinen Koffer

Ich packe meinen Koffer und nehme mit…

Autorin Naike Juchem

Wer kennt nicht dieses Spiel?
Menschen waren schon seit jeher auf der Reise. Auf der Reise nach Nahrung, nach Erkenntnis oder Freiheit.

Wenn ich die Welt betrachte und sehe wieviele Menschen ihre Koffer packen – müssen, um irgendwo ein neues Leben anzufangen.

Ende des 18. Jahrhunderts brach in Europa die große Auswanderungswelle an. Millionen von Menschen suchten sogar in Übersee eine neue Heimat.

Die Geschichte ist voll mit Berichten von Menschen die den Koffer gepackt hatten.
Sei es  Namen wie:
– Marco Polo
– Nikolaus Kopernikus
– Christoph Kolumbus
Sie haben unser Wissen durch ihre Reisen erweitert.

Nun drei Namen von Menschen, die auch ihren Koffer gepackt hatten. Sie haben unser Wissen durch ihren Tod erweitert.
– Alan Kurdi (2 Jahre alt. Auf der Flucht im Mittelmeer Ertrunken.)
– Somalier Nalo (14 Jahre alt. Verhungerte in einem Schleppergefängnis in Libyen.)
– Peter Fechter (18 Jahre alt. Erschossen beim Fluchtversuch in Berlin-Mitte, Zimmerstraße; vor den Augen einer großen West-Berliner Menschenmenge im Todesstreifen verblutet.)

Im zweiten Weltkrieg mussten in Europa sehr viele Menschen ihre Koffer packen. Sie sind geflohen oder wurden Deportiert.

Nach diesem Krieg packten wieder sehr viele Menschen ihre Koffer. Es waren Menschen aus:
– Italien
– Jugoslawien
– Griechenland
– Türkei, usw.

Zu Beginn der 80er waren es die Boatpeople, die auf der Suche nach Heimat und Frieden sich aufmachten.

Ende der 80er waren es die Menschen aus Ostdeutschland, die ihre Koffer packten, um in Freiheit leben zu können.

Mit dem Beginn des neuen Jahrtausend waren es Menschen aus:
– Afghanistan
– Eritrea
– Sudan
– Irak, usw.

Nun schreiben wir das Jahr 2021 und noch nie gab es so viele Menschen auf dieser Welt, die ihren Koffer gepackt haben.
Kriege, Terror, Hunger, Klimawandel und Umweltverschmutzung sind nur ein paar der Gründe um den Koffer zu packen.

Gleichzeitig erlebt diese Welt einen immer größeren Hass gegen Menschen aus anderen Kulturen oder Herkunft.
Jene Menschen die so voller Hass sind, haben noch nie ihren Koffer packen müssen. Sie leben in Wohlstand, Freiheit und Sicherheit. Warum also packen?

Unser Koffer steht rein zufällig in Deutschland, Frankreich, Niederlande oder Österreich. Was würden die Menschen in ihren Koffer packen, wenn sie flüchten müssten? Das Wohlstandsleben braucht oft einen großen Transporter um ein Teil des Lebens in eine andere Wohnung oder Stadt zu bringen – es reicht kein Koffer.

Kein Mensch packt seinen Koffer ohne Grund.

Naike Juchem, 26. August 2021

Die Tränen eines Clown

Der Clown sitzt vor dem Spiegel in der Garderobe. Die Miene nachdenklich, der Blick ist leer und die Sorgenfalten tief.

Er fingert eine Zigarette aus der Schachtel auf der steht: Rauchen tötet. Was für ein Scheiß
Sein Gegenüber sieht im Licht vom Spiegel so unwirklich aus. Komm, lach doch mal. Tief zieht er den Rauch der Zigarette ein um ihn dann seinem Spiegelbild ins Gesicht zu blasen.
Komm, lach doch mal

Sein ganzes Leben war er der Clown. In der Schule hatte er schon die Mitschüler zum lachen gebracht. Man sagte ihm als Kind, dass er nicht sehr klug sei. Der Klassenclown ist dumm und seine Mutter ging nie wieder zu einem Elternabend. „Der ernst des Lebens ist nicht lustig “ sagte sein Vater streng zu ihm.

Die Tränen eines Clown sieht man nicht. Immer lustig, immer gut gelaunt und nur Blödsinn im Kopf. So ist das Bild von einem Clown. Tollpatschig und für alles andere zu blöd. Der ernst des Lebens ist nicht lustig, waren immer die Worte des Vaters. Oh, wie recht er doch hatte.

Der letzte Zug an der Zigarette. Er atmet tief ein und schaut seinem Gegenüber tief in die Augen. „Alt geworden bist du“, sagt er zu seinem ich. Alt geworden bist du.
Der Rauch der Zigarette wabert wie Nebel vor den Augen. Nebel vor den Augen und irgendwie auch Nebel im Gehirn. Rauchen tötet, steht auf dem Päckchen. Was für ein Scheiß

Die glorreichen Jahre sind so verblasst, wie die Tapete in seiner Garderobe. Die Bühne ist sein Leben. Menschen aus ihrem grauen Alltag entfliehen zu lassen, das sie Lachen wie Kinder. Der Phantasie wieder Raum lassen. Tränen vor lachen in den Augen haben; und nicht aus Sorge.
Mama, ein Clown ist nicht dumm. Ein Clown muss schnell denken können um das Zeitgeschehen in Kunst und Humor zu verpacken. Ein Clown muss Gespür haben wie und wann er Menschen zum lachen oder nachdenken bringen kann, mit wenig oder gar keinen Worten.

Der Clown hat über die Jahre viele Sketche, Slapsticks und Gesten geübt, ausgedacht und immer weiter perfektioniert. Das Programm ist im Kopf und läuft automatisch ab. Wie lange wird es noch so sein? Die Bühne ist sein Leben, seine Welt. Wie lange noch?

Neurofibromatose sagte ihm sein Arzt bei der letzten Untersuchung. Im Leben hatte er noch nichts von Neurofibromatose gehört. Hirntumor. Komm, lach doch mal

Die Zeit vergeht. Die Zeit vergeht, bis zu seinem Auftritt ist es noch eine Stunde. Sein Gegenüber wirkt eingefallen, leer und traurig.

Noch ne Zigarette. Scheiß drauf an was man stirbt. Tabak oder Neurofibromatose.

Die Tränen eines Clown sieht man nicht. Das Ritual mit dem schminken beginnt. Seit Jahren der gleiche Ablauf und doch so anderst. Die Bühne ist sein Leben. The Show must go on.
Heute wird sein Programm nicht das gleiche sein. Wird es dies überhaupt noch?
Die Tränen eines Clown sieht man nicht.

© Naike Juchem

Manege frei

Der Moskauer Circus in Trier

Heute war ich in Trier im Moskauer Circus, der zum ersten aus Deutschland kommt und die Direktorin eine Ukrainerin ist.

Die Show war Grandios. Klasse Artisten mit einer unglaublichen Akrobatik.

In der Pause und nach der Show hatte ich mit einigen Artisten und auch der Direktorin gesprochen. Zum einen hatte ich mich für diese wahnsinns Show und Akrobatik bedankt und zum anderen hatten wir natürlich auch das Thema Krieg in der Ukraine.

Die aktuelle Truppe von dem Circus kommt aus Deutschland, Spanien, Belgien, Russland und der Ukraine.
Sie alle verurteilen diesen Krieg und können auch die Anfeindungen auf den Circus nicht verstehen.

Wenn man die Zeit nehmen würde und im Internet nach dem Circus sucht, bräuchte man keinen Schwachsinn oder Hass gegen diesen Circus zu verbreiten.

In der Pause sprach ich dies auch mit einigen Besucherinnen und Besucher an. Sie alle waren der Meinung, dass man gerade aus dem Grund den Circus unterstützen sollte, weil die Direktorin aus der Ukraine kommt.

Naike Juchem, 19. März 2022

Der Baum

Autorin Naike Juchem
Der Baum

Es war ein Baum der in Nähe und Sicherheit anderer Bäume stand und mit der Zeit immer größer wurde. Andere Bäume in der Gegend wuchsen auch in der gleichen Geschwindigkeit. Mit der Zeit wurden aber andere Bäume um den Baum gerodet. Andere blieben. Neue kamen hinzu.
Der Baum wuchs weiter und Mensch schrieben ihre Namen in die Rinde des Baumes. Einige Namen wuchsen mit der Zeit zu. Andere blieben tief in der Rinde. Viele verletzten. Wenige waren Balsam für die Rinde.
In der Blüte des Baumes wuchs sogar ein kleiner Baum in dessen nähe heran.

Winde kamen und schüttelten und rüttelten an dem Baum.
Kleinere Äste brachen ab. Trotzdem stand der Baum fest mit seinen Wurzeln. Die Zeit der Stürme kam und brachten den Baum in Gefahr. Teile der Baumkrone und Äste brachen ab. Der Sturm beschädigte den Baum sehr. Als der Sturm nachgelassen hatte blieb um den Baum wenig zurück.Nun stand er da. Beschädigt und verletzt. Gebrochen an vielen Seiten. Die Zeit heilt alle Wunden, sagt der Mensch. Nach und nach erholte sich der Baum von dem Gegenwind und Sturm. Andere Bäume wuchsen wieder und Menschen schrieben erneut ihre Namen in die Rinde. Einige Namen nur ganz leicht andere tief in der Rinde. Viele verletzen. Wenige sind Balsam für die Rinde.

© by Naike Juchem, 1.Mai 2017